Kapitel 1 San Francisco, April 1849
Diese Straße ist unpassierbar. Völlig unpassierbar.
Rachel Van Buren las die schief gemalten, stark verlaufenen, roten Buchstaben, die über das wackelige Schild verteilt waren, noch einmal. Noch während sie las, senkte sich der Stützpfosten des Schildes auch schon bedenklich nach vorne und gab den Blick frei auf eine endlose Schlammdecke, die sich, so weit das Auge reichte, dahinter erstreckte. Wo sind die Bäume, Herr? Hier sieht man nichts als Schlamm und mickrige Sträucher. Hinter ihr befand sich der Pazifik und vor ihr ein endloses Meer aus Schlamm und Matsch. Es gab weit und breit keinen einzigen trockenen Flecken, an dem sie die Koffer, die sie in jeder Hand trug, hätte abstellen können. „Was machen wir jetzt?“, fragte ihre Schwester und strich sich eine Strähne ihres goldblonden Haares aus dem Gesicht. „Das weiß ich nicht genau, Lissa.“ Rachel, ihre fünfzehnjährige Schwester und ihr vierzehnjähriger Bruder Michael waren nach ihrer zwei Monate dauernden Schiffsreise völlig erschöpft. Da ihr Vater Jacob Van Buren auf der Überfahrt unerwartet verstorben war, standen die drei Geschwister nun ohne Eltern da. Das Versprechen auf schnellen Reichtum war ihrem Vater als Lösung für seine finanziellen Nöte erschienen. Also hatte er das wenige Kapital, das sie besessen hatten, zusammengekratzt, hatte für seine Familie eine Überfahrt auf der Oregon gebucht und war hoffnungsvoll in Richtung Westen aufgebrochen. Doch die Hoffnungen waren bald der Trauer um seinen Tod gewichen. Die drei standen verlassen und allein ohne erwachsene 5