Leseprobe zu: Beate M. Weingargt Aus allen Wolken gefallen Enttäuschungen und wie wir damit fertig werden 5. Enttäuschungen sind nicht immer, aber manchmal vermeidbar – einige Tipps Es ist keineswegs eine Frage von Glück- oder Pech-Haben, die über die Häufigkeit unserer Enttäuschungen im Leben entscheidet – diese Erklärung wäre viel zu einfach und würde am eigentlichen Kern der Enttäuschung, der nicht selten in unserer eigenen Person liegt, vorbeigehen. Darum einige Tipps, wie man die Wahrscheinlichkeit von Enttäuschungen im einen oder anderen Lebensbereich möglicherweise vermindern kann: -
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Nehmen Sie Ihre Erwartungen kritisch unter die Lupe, und zwar unter folgenden Kriterien: »Was spricht dafür, dass sich diese Erwartungen erfüllen? Haben sie sich in der Vergangenheit erfüllt? Sind diese Erwartungen eher von meinen Wünschen diktiert – oder von der Wirklichkeit, so wie sie ist?« – Besorgen Sie sich im Zweifelsfall Informationsmaterial (zum Beispiel durch Bücher zum Thema), um einschätzen zu können, wie realistisch Ihre Erwartungen wirklich sind. Oder sprechen Sie mit vertrauten, ehrlichen Menschen darüber. Falls Sie der Meinung sind, Ihre Erwartungen seien vollkommen »normal« und deshalb auch berechtigt: Fragen Sie sich, woher Sie Ihre Vorstellung haben, was normal ist. Wer legte oder legt dies fest, was sind Ihre Quellen, wer hat darüber das letzte Wort? Abgesehen davon muss das Normale im Sinne des Üblichen noch lange nicht das Richtige sein – weder für Sie noch für denjenigen, an den Sie Erwartungen richten. Ein Beispiel: In den meisten Familien ist es normal, dass die Frau für das Kochen der Mahlzeiten verantwortlich ist und der Mann für das Rasenmähen und andere »gröbere Arbeiten« im und ums Haus. Wenn nun aber ein Mann leidenschaftlich gerne kocht und eine Frau handwerklich ausgesprochen geschickt ist – wäre es da nicht völlig »daneben«, wenn sie ihm sein »unnormales« Hobby und er ihr ihre »nicht ganz normale« Begabung vorwerfen würde? Ist es hingegen nicht wunderbar, wenn man sich auf sinnvolle Weise gegenseitig ergänzt – ohne den Blick auf die Statistik, die besagt, was angeblich normal ist und was nicht? Menschen sind, davon abgesehen, alle nur in Maßen »normal« – sonst wären sie nämlich keine Individuen, sondern lediglich Kopien. Und gerade begabte, selbstständige, originelle und unkonventionelle Menschen haben mit dem, was angeblich normal ist, meist wenig zu tun – und wenig am Hut. Auch Jesus war in den Augen seiner Zeitgenossen nicht ganz normal ...