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Kapitel 12

Mit den Augen des Glaubens „Dem einen gelingt alles und er verliert dabei doch alles. Einem anderen begegnet nichts als Ungemach und Enttäuschung, und doch gewinnt er mehr, als die ganze Erde wert ist.“249 William Law Zum ersten Mal erfuhr ich durch das Buch, das der Anthropologe Ashley Montagu über ihn schrieb, vom Elefantenmenschen. Später sah ich ein Theaterstück über sein Leben mit David Bowie in der Hauptrolle, und ich sah auch den Film von David Lynch, der ihn berühmt gemacht hat. Der Elefantenmensch ist kein Produkt der Fantasie, sondern eine wirkliche Person namens John Merrick, der im 19. Jahrhundert in England lebte und 1890 mit 27 Jahren starb. Ich kenne nichts, das den Zusammenprall der Werte der beiden Welten besser veranschaulicht und das ewige Geheimnis des Menschseins eindrucksvoller beleuchtet als die Geschichte dieses Menschen. Montagu muss es ganz ähnlich ergangen sein, denn er schreibt zu Beginn seines Buches: „Was macht einen Menschen aus? Ein Herzschlag im ewigen Puls der Zeit? Ein Schrei, der im Augenblick der Geburt beginnt und mit dem Tod endet? Eine kurze und beschwerliche Reise in einem ungastlichen Land, wo es weder wirkliche Freude noch echte Liebe gibt, weder Frieden noch Gewissheit, noch Hilfe im Leiden? Oder ist es vielleicht doch mehr? Ich glaube, dieses Buch enthält den Versuch einer Antwort auf solche Fragen.“250 Der Elefantenmensch schien Montagu zutiefst verwirrt zu haben. Legt man die Prinzipien des Behaviorismus zugrunde, so müsste man annehmen, dass die Behandlung, die John Merrick in seiner Kindheit widerfuhr, einen Erwachsenen mit den Charakterzügen eines getretenen Hundes hervorbringen würde. Dies war jedoch nicht der Fall. Merrick war vielleicht der hässlichste Mensch, der je auf der 205


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