Aufschauen Früher betrachtete ich die Gemeinde aus der Sicht eines prüfenden Konsumenten. Den Gottesdienst verstand ich als eine Darbietung. Gebt mir etwas, das mir gefällt. Unterhaltet mich. Über Leute wie mich sagte Sören Kierkegaard, dass wir dazu neigen, die Kirche als eine Art Theater zu betrachten: Wir sitzen im Zuschauerraum und beobachten aufmerksam den Schauspieler, der alle Blicke auf sich lenkt. Werden wir gebührend unterhalten, zeigen wir unsere Dankbarkeit mit Applaus und Jubelrufen. Kirche sollte jedoch genau das Gegenteil von Theater sein. In der Gemeinde ist Gott derjenige, dem Anbetung dargebracht wird. Der Priester sollte nicht die Rolle des Hauptdarstellers spielen, sondern eine ähnliche Funktion übernehmen wie ein Souffleur, jener unauffällige Helfer, der neben der Bühne sitzt und flüsternd Hilfestellung bietet. Das Entscheidende geschieht in den Herzen der versammelten Gemeinde, nicht unter den Schauspielern auf der Bühne. Wir sollten den Gottesdienst nicht mit der Frage verlassen: „Was hat er mir gebracht?“, sondern mit der Frage: „Hat Gott sich über das gefreut, was geschehen ist?“ Heute versuche ich, in einem Gottesdienst aufzuschauen, meinen Blick über die Bühne hinaus auf Gott zu richten. Eine solche Veränderung meiner Sichtweise hat mir geholfen, mit dem „Mangel an Talent“ zurechtzukommen, den ich in verschiedenen Gemeinden finde. Um das Scheinwerferlicht vom Pastor wegzulenken, versuchen manche Gemeinden, viele Laien am Gottesdienst zu beteiligen. Sie schreiben Lieder oder Gedichte, führen kleine Darstellungen auf, singen in Trios, stellen Banner her, drücken sich durch Tänze aus. Ich muss gestehen, dass viele dieser Bemü24