In der Arabischen Wüste (1898)
E
rbarmungslos brannte die Sonne auf den einsamen Reiter nieder, den seine Suche bis zu diesem verlassenen Berghang geführt hatte. Obwohl man seit Jahrhunderten anderer Meinung war, glaubte er, den historischen Ort erreicht zu haben. Er hielt kurz an, maß mit seinen Augen die Entfernung zum Gipfel, den er erklimmen musste, und hob schützend einen Arm vors Gesicht. Die Sonne blendete ihn so, dass er kaum etwas erkennen konnte. Doch ohne zu zögern eilte er weiter. Es würde schnell Abend werden und er hatte keine Zeit zu verlieren. Vielleicht waren seine Verfolger näher, als er dachte. Der Weg wurde steiler und er war jetzt gezwungen, sein Kamel zurückzulassen. Er band das Tier an einem Felsen fest und warf sich den Rucksack über die Schulter. Neben Landkarten, Skizzen und verschiedenen Kleinigkeiten hatte er auch eine Bibel in einem abgegriffenen schwarzen Ledereinband bei sich, dazu ein kleines, fast neues Notizbuch, in dem er sich erst seit ein paar Tagen Aufzeichnungen machte. Heute würde er das letzte Puzzleteil zu dem großen Gesamtbild fügen, an dem er sein Leben lang gearbeitet hatte. Er nahm einen kleinen Schluck aus seiner Wasserflasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Eigentlich hatte er eines seiner beiden großen Notizbücher mitnehmen wollen, ohne die er normalerweise nie auf eine Forschungsreise ging. Es waren zwei identische Bücher, in denen er seit 20 Jahren die gesamten Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit sowie seine persönlichen Gedanken und Erlebnisse aufzeichnete. Aber unmittelbar vor seiner Abreise hatte er plötzlich den Eindruck, dass es falsch wäre, diese Bücher bei sich zu tragen. So stand nun das eine Buch in seinem Bücherschrank in Peterborough, während das andere im Hotelschließfach in Kairo lag. Sobald er zurück war, würde er alles aus seinem kleinen Notizbuch in die großen Bücher übertragen.