Einführung
Christus ähnlicher werden Wenn Sie öfter Tennis spielen, kennen Sie vielleicht folgende Situation: Sie besiegen Ihren besten Freund in einem Match und denken: Ich bin ganz schön gut! Dann besuchen Sie ein Profiturnier und haben das Gefühl, die Bälle würden nicht von einem Menschen, sondern von einer menschlichen Ballmaschine geschlagen. Nun denken Sie sich: Wenn ich mich mit diesen Profis auf den Platz wagen würde, würde ich ein Fiasko erleben. Die spielen ja in einer ganz anderen Liga! Oder vielleicht spielen Sie am Wochenende Golf. Gelegentlich gelingen Ihnen zwei oder drei gut platzierte Schläge und Sie sind ganz stolz auf Ihr Können. In Gedanken nehmen Sie es schon mit Bernhard Langer auf. Dann sehen Sie ein Profiturnier und erleben mit, wie ein richtiger Profi einen Ball dreihundert Meter weit schlägt – und zwar pfeilgerade. In solchen Momenten müssen Sie dann ehrlich zu sich selbst sein und zugeben, dass diese Spieler in einer ganz anderen Liga spielen als Sie selbst. Wie fühlt es sich an, »in einer anderen Liga zu spielen«? Vielleicht fühlen Sie sich klein und unscheinbar oder möchten am liebsten das Handtuch werfen. Jeder von uns kommt im Leben früher oder später einmal an den Punkt, an dem er aufgeben möchte. Egal, wie sehr wir uns bemühen, wir kommen doch nie an die Superstars oder Profis heran. Im ersten Jahrhundert nach Christus gab es eine kleine Gruppe von Männern, die Schriftgelehrten und Pharisäer, die allgemein als die religiöse Elite angesehen wurden. Diese unangefochtenen religiösen »Superstars« erhoben religiöse Leidenschaft zu einer Kunstform. Sie legten die Messlatte der religiösen Erwartungen so hoch, dass normale Sterbliche sagten: »Diese Leute spielen in einer anderen Liga. In Sachen Religion kann ich ihnen nie und nimmer das Wasser reichen. Ich müsste meinen Job aufgeben und mich vierundzwanzig Stunden täglich nur mit Religion beschäftigen, um alle Regeln zu beachten, die sie aufgestellt haben. Dazu muss ich zu viele Hürden überspringen. Die Messlatte ist so hoch, dass ich besser gleich aufgebe. Ich scheitere sowieso an den Maßstäben, die sie aufgestellt haben.« In diesem gesellschaftlichen Gefüge erscheint plötzlich Jesus – der geheimnisvolle Mann des ersten Jahrhunderts, ein junger
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