Kapitel 1
Die Kirche am Ende?
Kirche in der Krise Haben Sie sich, vielleicht in den Ferien, schon einmal in eine Kirche verirrt? Haben Sie vielleicht irgendwo einmal still auf einer der Bänke gesessen und sich gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass Christen die Tuchfühlung mit der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung so weitgehend verlieren konnten? Oder Sie haben sich zu Hause schon einmal bei dem Gedanken ertappt: »Hilfe, meine Gemeinde ist auf dem besten Weg, in dieser Gesellschaft keine Bedeutung mehr zu haben!« Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich einmal nacheinander drei Kirchen in einer Stadt besucht habe. Zunächst die Anglikaner. Sie hielten ihre Liturgie mit großer Ruhe und Feierlichkeit in ihrer traditionsbewussten Art. Dabei zogen sie vor allem die Elite der oberen Mittelschicht der Stadt mit ihrem Standardliederbuch und ihrer klassischen Musik während der Opfersammlung an. Die Pfingstler dagegen riefen ihre Hallelujas und freuten sich an überschwänglichem, geradezu hochtourigem Lobpreis in einem Stil, der sich seit Generationen nicht geändert zu haben schien. Anschließend warnte der Prediger seine nicht gerade akademisch geprägte Versammlung vor den Gefahren des Intellektualismus. Die Baptisten schließlich hatten einen mittelschichtigen, mittelalterlichen, mittelprächtig singenden Chor, der ziemlich schlichte Lieder von sich gab zu Melodien, die in den frühen Fünfzigern vor dem Aufkommen des Rock ’n’ Roll aktuell waren. Alle drei waren nach den gängigen Maßstäben gute Gemeinden. Sie waren zahlenmäßig recht groß und jede von ihnen war 13