1. Helle Nacht
Freitag, 7. Juli 1944 „Hast du dir einen Bauernhof, auf dem Schafe gezüchtet werden, so vorgestellt?“, fragte Elise ihren elfjährigen Zwillingsbruder Peter, als sie aus dem kleinen Bus stiegen. Sie drehte sich mit ausgestreckten Armen im Kreis und schaute sich dabei die Landschaft an, in der sie nun den Rest ihrer Sommerferien verbringen sollten. Sie befanden sich an der Westküste Dänemarks, in dem Teil des Landes, in dem ihre Mutter aufgewachsen war. Die Zwillinge stellten ihre Taschen ab und winkten dem Fahrer nach, der langsam die Landstraße entlang weiterfuhr. Hier war das Land nicht flach wie der Rest von Dänemark, hier erstreckten sich sanfte Hügel bis hinunter ans Meer. Die kleinen Erhebungen und auch die zwischen ihnen liegenden Täler waren mit purpurnem Heidekraut bewachsen, das sie wie ein Teppich bedeckte. Dazwischen befanden sich kleine Kiefer- und Birkenwäldchen und umzäunte Wiesen, auf denen Schafe grasten. In der Luft über ihnen hob und senkte sich eine kleine Armada von Schwalben, die nach Mücken schnappten. Peter und Elise gingen auf einen Drahtzaun zu, der am Straßenrand verlief und versuchten die zottigen weißen Schafe auf sich aufmerksam zu 7