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„Einen schönen guten Abend, Gevatter“, sagte der Bürger und Meister der Schmiedekunst Hinrich Vroling zu Hannes Markendorf, dem Förster aus Röschenrode. „Das Herz lacht einem im Leib, wenn man über die gesegneten Felder schaut, und man spricht ein inniges ,Gelobt sei Gott‘.“ Der Angeredete nickte zustimmend. „Ja, es ist ein gesegnetes Jahr, Meister Hinrich; auch bei uns im Forst ist nur Wachstum zu beobachten. Das wird ein fröhliches Jagen geben im Herbst.“ „Es ist nicht mehr allzu lange bis dahin“, erwiderte der andere, „noch gut zwei Monate.“ Der Förster lachte. „Kann viel geschehen in der Zeit. Drunten im Süden sieht’s bunt aus.“ „Wohl schon, doch der Süden ist weit vom Norden.“ Damit stand Hinrich Vroling auf und grüßte etliche andere Bürger, die mit ihren Ehefrauen in seinem Garten den schönen Augustabend genießen wollten. Bald saß man in gemütlichem Plaudern beisammen, und während die Frauen über das Gesinde, ihre Kinder und den Haushalt sprachen, waren die Männer (wie immer, wo Deutsche beisammen sind) bei der Politik angelangt. Kein Wunder, waren doch aus Prag Nachrichten gekommen von merkwürdigen Dingen. Es war aber auch ungeheuerlich, wie Kaiser Matthias von Österreich seinen böhmischen Untertanen gegenüber handelte. Was hatte nun der Majestätsbrief vom 11. Juli 1609, in dem den Protestanten freier Gottesdienst zugesagt 5


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