1 Liebevoll klappte Margot das hohle Nussgehäuse zu und sprach ein leises Gebet. Von unten drang ein dumpfer Schlag zu ihr herauf – die Haustür? Rasch ließ sie die Nussschale in den Falten ihrer Röcke verschwinden und starrte mit angehaltenem Atem auf die geschlossene Schlafzimmertür. Das Zimmer wurde nur durch vier Talglichter am Fußende des Bettes erhellt. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dann hörte sie den gedämpften Ruf eines Kutschers draußen auf der kopfsteingepflasterten Gasse, gefolgt von klappernden Pferdehufen. Endlich konnte sie wieder atmen. Es war nicht Monsieur Fabarez gewesen. Sie holte die Nussschale wieder hervor. Lohnte sich das Risiko? Mit schlanken, geschickten Fingern machte sie aus der Nuss einen Anhänger, indem sie einen dünnen Faden um die beiden Hälften der Schale schlang. Vom Bett her kam ein Stöhnen, das Margots Aufmerksamkeit von ihrem Tun ablenkte. Voll Sorge blickte sie zu der molligen Frau hinüber, die dort lag. Wie ein Hügel türmte sich eine karierte Wolldecke, die bis zum Kinn der Frau hochgezogen war. Die Kranke lag mit geschlossenen Augen da und schwitzte heftig. Margot knüpfte die zwei Enden des Wollfadens zu einem Knoten, so dass man sich die Nuss um den Hals hängen konnte, und sagte verzweifelt: „Verlass mich nicht, Mutter – bitte lass mich hier nicht alleine!“ Die Frau gab ein unruhiges Stöhnen zur Antwort. 5