Weber_fertig für Druck
06.07.2005
14:53 Uhr
Seite 47
2. Was bedeutet das »innere Kind« für unsere Persönlichkeit? Es ist in uns lebendig und braucht Lebensraum Das Kind in uns ist das Ursprünglichste an unserer Person, haben wir gesagt. Wir sind alle einmal solche kleinen, zarten Wesen gewesen, voller Leben und Vitalität, ein Gottesgeschenk. Sie und ich. Martin Luther hat einmal gesagt: »Wer ein Kind sieht, hat Gott auf frischer Tat ertappt.« Schauen Sie den Kindern zu, hören Sie ihr Lachen und Weinen, erleben Sie ihre Lebendigkeit, ihre Lust, ihren unbändigen Willen, ihre Bedürftigkeit und ihre Forderungen an das Leben. Ja, sie wollen unbedingt leben, das Leben entdecken und gewinnen. Meine Frau und ich leben mit unseren Kindern und drei Enkelkindern zusammen. Wir schauen den Enkeln aufmerksamer zu, als wir es bei unseren eigenen Kindern getan haben. Zu selten habe ich mir die Muße gegönnt, die Kinder zu genießen, mit ihnen zu lachen und zu weinen, sie zu knuddeln und mit ihnen zu toben. Natürlich haben wir das alles auch gemacht. Aber es hätte gerne mehr sein sollen. Lukas, unser jüngster Enkel, ist nun 15 Monate alt und viel bei uns. Er ist vor allem immer dabei, wenn es etwas zu essen gibt, er robbt vergnügt durchs Wohnzimmer und bläst inzwischen auf seiner kleinen Trompete hingebungsvoll die zwei Töne, die er beim Ein- und Ausatmen erzeugen kann. Und er macht gerne mit uns Spaß, besonders Verstecken spielen. Wenn ich mich dann wieder zeige, lacht er sein wundervolles Kinderlachen. Er ist einfach lebendig und braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Hauptsache, wir sind da und achten auf ihn. Er hat hier und bei seinen Eltern Lebensraum, erfährt Liebe und Geborgenheit – und ist glücklich. Natürlich gibt es ab und zu auch Tränen, wenn er sich den Finger 47