DOMSPATZ Magazin Q3 2017

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STADTMAGAZIN

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l EDITORIAL Dass Zeit inzwischen unser wertvollstes Gut ist, wissen heutzutage schon Kinder. Ich kann mich noch daran erinnern, irgendwann – früher einmal Langeweile gehabt zu haben, Zeit im Überfluss also. Wie lange ist das jetzt her? Unsere Kids kennen Zeit im Überfluss so gut wie gar nicht. In einer Ära ununterbrochen aufeinander folgender Revolutionen, bleibt eben keine Zeit. Immer mehr Freizeit führt irgendwie zu immer weniger freier Zeit. Wer dieses Phänomen und einige andere erklären kann, verrät unser Buchtipp (Seite 35). Und wenn denn dann die Zeit vielleicht das Einzige bleiben wird, was sich der Mensch niemals Untertan machen kann, dann können wir sie auch gleich in schönster Form messen. Einen besonders schönen Zeitmesser finden Sie auf Seite 20/21. Wie trotz Sündenfalls aus guten alten, gute neue Zeiten werden können, erzählt die Geschichte vom Platzhirsch (Seite 11 - 15). Und wie viel leichter alle Zeiten mit einem Lächeln auf den Lippen zu ertragen sind, zeigen „unsere” Ahnen mit einem schelmischen Grinsen (Seite 39). Nehmt Euch also ein bisschen Zeit für diesen DOMSPATZ – es lohnt sich!

Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei. George Orwell

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30% auf alles nur vom 21.–23.9.2017

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FULDAER AUSSENMOMENTE

Wandertipp gefällig? Wie wärs mit dem Wachtküppel. Der felsige Gipfel sieht genauso spektakulär aus wie ein 2.000er in den Alpen, überragt in Wahrheit den umgebenden Hügel dabei nur um wenige Meter. Einen schönen Rundblick in die Rhön gibt es gratis dazu.

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Im richtigen Herbstlicht gefällt selbst das Bahngelände Fulda

Sharknado-Alarm über Fulda 10

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Reizende Ansicht Vernünftige Ansichten Schöne Aussicht Der Platzhirsch

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Das alte Postamt, Stadtarchiv Fulda, Bildarchiv, Foto: unbekannt

Blick auf den Platzhirsch (o.) und das frĂźhere abgerissene Postamt (u.)

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HEIMAT SPATZ Es ist die Bausünde Fuldas. Es ist „Schandfleck der Moderne“. Es ist „Dorn im Barockauge“. Das Hotel „Platzhirsch“ residiert heute in einem Gebäude mit wahrhaft unangenehmer, städtebaulicher Vergangenheit. Es ist ebenso ein Ort, an dem Menschen von heute mit cleveren Ideen moderne Gastlichkeit schaffen, bei der man sich zu Recht wohl fühlt. Ein Ort, an dem und aus dem täglich das Beste gemacht wird. Es war ein wahrhaft prächtiger Anblick, der sich den Fuldaern im Frühjahr des Jahres 1880 gegenüber der Stadtpfarrkirche St. Blasius „Unterm Heilig Kreuz“ bot: Nach zwei Jahren Bauzeit öffnete das Kaiserliche Reichspost- und Telegrafenamt seine Pforte. Mit seinem Stil des klassischen italienischen Barocks passte es perfekt in diese Stadt. Fünf Jahre später wurde die erste Fernsprechvermittlungsstelle eingeschaltet. Fulda startete mit 17 Teilnehmern ins neue Zeitalter. Mensch und Maschine nahmen rasant Fahrt auf und so trug man ab 1916 dem 24/7-Bedürfnis der Fuldaer Geschäftsleute Rechnung: Ein Außenschalter mit schönem, großen Klingelknopf im Zwischenbau zum MollenhauerHaus ermöglichte es den Businessmen ihrer Zeit, auch außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten Post aufzugeben oder in Empfang zu nehmen. Die letzte Pferdepost für Stadtbestellung und Fahrten zum Bahnhof fuhr am 16. Dezember 1925 ihre Station im Posthof des Gebäudes an – eine legendäre Epoche war zu Ende. Eine schwere begann. Beim heftigen Luftangriff auf Fulda am 11. September 1944 wurde das Postgebäude im oberen Bereich und auf der Rückseite beschädigt und bis Ende 1948 wieder instand gesetzt. Dieser letzte, unscheinbare Halbsatz sollte deutlich in Erinnerung bleiben, wenn wir erfahren, wie es weiter ging. Das schöne Gebäude war nämlich vollkommen intakt, als es 1969 abgerissen wurde. Zwischen 1962 und 1965 war im Posthof zum Gemüsegarten hin ein Neubau errichtet worden, in dem moderne Fernmeldetechnik untergebracht wurde. Das Hauptpostamt war schon 1959 an seine heutige Stelle am Heinrich-von-Bibra-Platz umgezogen. Und da war der Deutschen Post der barocke Bau im Herzen der Stadt halt einfach zu „... unpraktisch ...“. Und der Stadt war ihr Herz wohl nicht wichtig genug. Ich halte Zweifel an der Aussage vom ehemaligen Stadtbaurat Hans Nüchter für legitim, der auf Nachfrage äußerte, „Man habe von Seiten der Stadt damals keine Möglichkeiten gehabt, da es sich um einen Besitz des Bundes handelte.“ Als ob der damalige Oberbürgermeister Fuldas und Landesvorsitzende der CDU Hessen, Dr. Dregger, nicht kantig genug gewesen wäre, das älteste und damals gültige Denkmalschutzgesetz Deutschlands, das „Gesetz, den Denkmalschutz betreffend“ von 1902!!! ins Feld zu führen. Allein: Es fehlte der politische Wille. Wie viel tatsächlich dem angeblichen damaligen Zeitgeist zuzuschreiben ist und welche Bedeutung doch wohl eher undurchschaubaren 2017

Partialinteressen zukommt, lässt sich so einfach nicht sagen. Gefallen hat der Abriss dem einfachen Bürger jedenfalls schon damals nicht. Und noch weniger das, was darauf folgte. Mag der Münchener Architekt Sep Ruf andernorts mit dem berühmten Kanzlerbungalow in Bonn, der Akademie der Künste in Nürnberg oder dem BHF-Bank-Hochhaus in Frankfurt zu Recht zu Weltruhm gekommen sein. Der Versuch, etwas von diesem Ruhm auch nach Fulda zu holen, misslang gründlich und leider auch nachhaltig bei wohl jedem seiner Projekte in Fulda. Vor allem deswegen, weil meistens schützenswerte Substanz dafür geopfert wurde. Dem hässlichen IHK-Klotz (ein Gemeinschaftsprojekt von Ruf und Mosetter/Pforzheim) an der Heinrichstraße/Ecke Bahnhofstraße musste die wunderschöne Antoni–Villa weichen. Dem KarstadtGebäude, das heute den zentralen Universitätsplatz prägt, wurde das verwinkelte Borgiasviertel geopfert. Es war ein bisschen so, als hätte man Neymar für 222 Millionen zur Borussia nach Fulda geholt und dafür alle anderen Spieler verkauft. So gewinnt man keine Spiele. Ab 1973 hatte man an der zentralen Stelle gegenüber der Stadtpfarrkirche dafür einen Anblick gewonnen, der im Dunkeln bei schöner Beleuchtung noch am besten zu ertragen ist. Die Telekom und später auch der Offene Kanal Fulda nutzten das Gebäude bis 2011. 2012 wurde die Fassade des Gebäudes unter Denkmalschutz gestellt. Ironie der Geschichte: Weil es heute jemanden in Fulda gibt, der den Schutz und die Pflege von Baudenkmälern, die „Zeugnis menschlicher Entwicklung und Geschichte“ sind ernst nimmt, bleibt jetzt erhalten, was dem damaligen Prachtbau verwehrt wurde. Und das kann man dem heutigen Bauwerk ja leider nicht absprechen: Es bezeugt menschliche Entwicklung. Von Fortschritt spricht das zitierte Denkmalschutzgesetz ja nicht. Der schützende Jemand ist übrigens der Denkmalpfleger unserer Stadt, Adrian Hehl. Den hätten wir mal schon 50 Jahre früher gebraucht. 2011 war erst einmal die Luft raus. Was bei einem Gebäude in Stahlskelettbauweise leider nicht zum Verschwinden führt. Die neuen Eigentümer, Familie Geisendörfer und die Firma Burg Immobilien, begannen eine gründliche Analyse darüber, welche Nutzung zukünftig die sinnvollste sei. Einzelhandel, Wohnungen oder doch ein Hotel? Wenn Hotel, dann aber kein garni ... Die Analyse war gut, ihre Umsetzung gelang hochwertig und geschmackvoll. Im Oktober 2014 begannen die Umbauarbeiten eines ehemaligen Telekom-Gebäudes zu einem Hotel. Am 30. September 2015 wurde Eröffnung gefeiert. 105 Zimmer, 202 Betten, 3 Konferenzräume, eine Bar empfangen seitdem zufriedene Gäste aus der Heimat und der ganzen Welt. Dabei konnte man sich nicht allein auf eine wunderschöne Aussicht verlassen. Egal, ob

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HEIMAT SPATZ

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HEIMAT SPATZ einfaches Einzelzimmer oder Mastersuite mit Terrasse über den Dächern Fuldas und eigenem Wellnessbad inklusive Sauna: Grundlage für das Wohlbefinden aller Gäste ist ein durchdachtes Konzept. Ausgewählte Materialien, geschickte Raumaufteilung, großzügige Ausstattung. Mit großer Flexibilität wird jedem Gast ein passendes Zimmer geboten. Und mehr als das. Und mehr als nur dem auswärtigen Übernachtungsgast. Die Bar ist seit ihrer Eröffnung auch für viele Fuldaer ein beliebter Treffpunkt geworden. Ab 18.00 Uhr empfängt das professionelle Team nicht nur mit leckeren internationalen Cocktails und eigenen, teils regionalen GetränkeKreationen, sondern auch mit einer pfiffigen Speisekarte. Die ist so umfangreich, dass die schwimmende Grenze zum Restaurant eigentlich schon charmant unauffällig überschritten ist. Dass im Platzhirsch weniger der Zufall als vielmehr eine Philosophie der Gastlichkeit für’s Wohlfühlen sorgt, liegt zu großen Teilen am Hoteldirektor: Dirk Schütrumpf. 25 Jahre Berufserfahrung im Kolpinghaus als Hotelfachmann, später Hotelbetriebswirt und seit 2003 dessen Geschäftsführer bringt er mit, als er am 1. Januar 2015 die Herausforderung im Platzhirsch annimmt. Man merkt am Datum, dass nicht nur die Software seine Handschrift trägt, sondern in Zusammenarbeit mit dem Architekten Volker Assel und den Eigentümern des Hauses auch im gestalterischen und planerischen

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Gesamtkonzept Schütrumpfsches steckt. Den heutigen Eigentümern kann man die Bausünden der 70er Jahre nicht anlasten. Sie haben Gutes geschaffen aus komplexem Vermächtnis. Inwiefern sie sich ihrer Verantwortung bei zukünftigen Projekten bewusst sein werden, wird sich zeigen („Oh, wie schön ist Panama ...“). Mich wird der Anblick dieses Gebäudes wohl immer reizen und ein kleines, ärgerlichmelancholisches Was-Wäre-Gewesen-Wenn auslösen. Aber durch die heutige Nutzung bekommt die Geschichte etwas Versöhnliches. Heute kann ich mich in die Bar setzen und beim „After work“ in angenehmer Atmosphäre, umsorgt von 60 engagierten Mitarbeitern, einen gepflegten Drink genießen. Sinnieren über vergebene Chancen – auch heute noch. Hoffen auf zukünftige. Den Blick schweifen lassen und mich an ihm erfreuen. Denn die Aussicht aus dem Platzhirsch ist wunderschön! kw Hotel Platzhirsch | Hotel | Bar & Lounge | Tagungshotel Unterm Heilig Kreuz 3 - 5 | 36037 Fulda www.platzhirsch-fulda.de Öffnungszeiten Bar & Lounge Mo - Do 18 bis 01.00 Uhr | Fr/Sa bis 02.00 Uhr So bis 22.00 Uhr

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Fein(ohne)Staub Eine Steigerung der Lebensqualität in Fuldas Innenstadt ist möglich – schon morgen! Die Innenstadt wird wieder stärker zur Wohnstadt. Damit steigt auch der Anspruch nach sauberer Luft und weniger Lärm. Viele Städte tun dafür fast nichts – Fulda gehört auch dazu. Gegen dröhnende Raser, die zu dutzenden tags und nachts lärmen, wird nichts unternommen. Und auch für sauberere Luft wird sich kaum engagiert.

Warum ist die Luft in deutschen Städten so schmutzig? Neben Feinstaub verunreinigen auch Blei, Kohlenmonoxid und Ozon die Luft. Deutschland tut sich schwer, die von der EU festgelegten Höchstwerte einzuhalten. In Innenstädten ist der Verkehr laut Bundesumweltamt die Hauptursache für die Stickoxidbelastung und auch an der Feinstaubbelastung. In Deutschland ist der Anteil, den der Verkehr an der Feinstaubbelastung hat, besonders groß. Er liegt bundesweit bei 20 %, weltweit liegt er bei 5 %, in China sogar nur bei 3 %. Abgase sind schuld am Feinstaub, wobei der meiste Feinstaub durch den Abrieb von Reifen, Kupplungen und Bremsbelägen entsteht, den schwere Lastwagen von der Straße aufwirbeln und so die Partikel in die Luft kommen.

Lösung Reduktion Die Dominanz des Automobils hat sich über die vergangenen Jahrzehnte manifestiert und muss aus der Kernstadt verdrängt werden, wenn man wirksame Stadtklima-Verbesserungen erreichen will. Entscheidend ist der Wille der politisch Verantwortlichen, die Qualität des öffentlichen Raums wirklich steigern zu wollen und die Bereitschaft für einschneidende Maßnahmen die eigene Wiederwahl zu riskieren. Städte wie London, Stockholm, Singapur sind Vorbilder, aber auch kleinere Städte wie Bozen oder Brixen, die ganzjährig die Innenstädte für besonders „schädliche” Fahrzeuge sperren.

E-Bus-Foto: © Sileo GmbH

Lösung Elektro-Bus? Als erste hessische Stadt nimmt Fulda 2018 einen Elektro-Bus in Betrieb, von dem sich die Verantwortlichen „wertvolle Impulse für die Elektrifizierung des Öffentlichen Personennahverkehrs”

versprechen, so in einer Pressemeldung mitgeteilt. Die Anschaffungskosten belaufen sich auf 700.000 Euro - mehr als doppelt so viel wie für einen Dieselbus. Gefördert wird das Projekt vom Land Hessen mit 228.000 Euro. So lobenswert dieses Projekt ist, so wirkungslos ist es, das Stadtklima kurz- und mittelfristig zu verbessern. Die Umrüstung der Nahverkehrsflotten auf alternative Technologien ist aufwändig und teuer. Die Verkehrsunternehmen müssen Betriebshöfe und Haltestellen mit Ladestationen ausstatten, damit E-Busse über Nacht oder auf der Strecke aufgeladen werden können. Sieben deutsche Großstädte, darunter Berlin, Hamburg und München, machen Druck auf die Autoindustrie, die Entwicklung von Elektrobussen voranzutreiben. Es ist also noch ein weiter Weg bis der E-ÖPNV flächendeckend Wirklichkeit wird.

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UMWELT SPATZ City-Maut als Regulativ Eine wirksame Maßnahme gegen zu viele Autos auf innerstädtischen Straßen ist eine City-Maut. Autofahrer müssen dann für die Straßenbenutzung zahlen. Damit entstehen Anreize, das eigene Auto stehen zu lassen. Über die Höhe der Maut lässt sich das Verkehrsaufkommen regulieren. Aus den Erträgen kann dann z. B. das ÖPNV-Netz erweitert und optimiert werden. Städte wie Singapur, London und Stockholm setzen bereits seit Jahren erfolgreich auf diesen Ansatz. In London wurde neben der Maut (Congestion Charge) die London Low Emission Zone (LEZ) eingeführt. Sie gilt für Lastkraftwagen, Busse, Wohnmobile und alle anderen Transporter. Alle größeren Fahrzeuge, die in das Verwaltungsgebiet Greater London (Groß-London) einfahren wollen, müssen aktuell die Abgasnorm Euro IV einhalten. Man erkennt: Warten auf technologischen Fortschritt in der E-Mobility oder das Hoffen, dass die Autoindustrie endlich zum Fairplay übergeht und die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, sind nicht die einzigen Optionen den Bewohnern in den Innenstädten ein besseres Stadtklima zu bescheren. Wenn Fulda sich einen Ruck geben würde, könnte die Stadt im Jahr der Landesgartenschau 2023 sich als die ökologischste Stadt Hessens profilieren. Oder bleibt Fulda ein innerstädtischer Riesenparkplatz? am Am 15. September 2017 ist der 12. internationale PARK(ing) Day. So sah Fuldas schöne Friedrichstraße (Bild r. o.) schon vor vier Jahren aus: zugeparkt und ständig rollender Verkehr. Und so wird sie wohl auch noch in vier Jahren aussehen. Denn angeblich wollen Fuldas Bürger direkt vor Geschäften und Cafés parken. Wirklich? Wenn nicht, zeigen Sie Flagge am 15. September. Menschen kaufen sich an diesem Tag ein Parkticket und erobern sich weltweit ihre Städte für ein paar Stunden von den Autos zurück. Über 1.000 Parkplätze werden zu spontanen Parks und zeigen, wie lebenswert und schön die Innenstädte ohne Autos sein könnten: Statt Lärm, Blechlawinen, kilometerlang aufgefädelte und stillstehende Autos lieber Rasenstreifen, Sitzbänke, Blumenbeete, Liegestühle und, und, und … Auch Anwohner, Passanten und Touristen werden eingeladen, eine kleine Pause zu machen - inmitten der Stadt. Der PARK(ing)Day fällt zusammen mit dem Beginn der European Mobility Week. In vielen deutschen Städten wird auch dieses Jahr umgePARKt: Aachen, Augsburg, Berlin, Frankfurt, Karlsruhe, Konstanz, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Mainz, Mülheim (Ruhr), Münster, Nürnberg, Offenbach, Osnabrück, Würzburg, Stuttgart. www.parkingday.org 2017

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MITMACH SPATZ

Waidesgrund steht vor Umgestaltung Bürger dürfen und sollen sich äußern

Jetzt aber schnell: Noch bis zum 8. September können Fuldaer unter fulda.de ihre Vorstellungen zur Neunutzung der Kleingartenanlage im Waidesgrund einbringen. Die Stadt Fulda startete dazu Mitte August eine Onlinebeteiligung. Die bahnhofsnahe, städtische Fläche am Waidesgrund soll zukünftig für Wohnungsbau und eine Erweiterung des Hotel- und Kongresszentrums (Hotel Esperanto) dienen. Dabei soll der Fokus auf bezahlbaren Wohnraum in einem gemischten, urbanen Quartier liegen und die Bedürfnisse der Fuldaer einbezogen werden. Im Anschluss an die Onlinebeteiligung sollen die Ergebnisse in den anstehenden städtebaulichen Ideenwettbewerb einfließen. Voraussichtlich im Dezember diesen Jahres wird dann das Wettbewerbspreisgericht tagen. (Fulda, jo) Alle Infos unter: tinyurl.com/y7r7dmmd

Noch liegt die Zukunft des Waidesgrunds im Nebel. Aber das ändert sich bald. Waidesgrund im Herbstlicht 2017 2017

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UHREN SPATZ

Josef Müller & Söhne Sonderedition zum 65. Bestehen von Juwelier Meister Müller, Uhrmachermeister seit 1952 Pünktlich zu seinem 65. Bestehen hat das Haus Juwelier Meister Müller ein handwerkliches Unikat vorgestellt: eine Fliegeruhr. Gefertigt wurde die Uhr von Uhrmachermeister Antonio Müller, der aber nicht verrät wieviele Stunden, Wochen, Monate die Herstellung gedauert hat. Angesichts der technischen Raffinessen und der besonderen Materialitäten kann wild spekuliert werden. Erfahren wird es wohl nur der Käufer, denn, ja, dieses Unikat steht zum Verkauf. Für 8.950 Euro kann der künftige Besitzer ein weltweit einmaliges Meisterstück sein eigen nennen. am

Gudrun Müller, Antonio Müller, Markus Müller

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UHREN SPATZ Ausstattung der Uhr:

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Herrenarmbanduhr mit Handaufzug – Uhrwerk JMS 02 Werkdurchmesser 36,5 mm / 16 ½ ```; Werkhöhe 4,5 mm Gangreserve ca. 40 Stunden Handgefertigte ¾ Platine Handgefertigter Unruhkloben selbstkonstruierter Unruhstopphebel = Sekundenstopp Kleine Sekunde an der Sechs Schraubenunruh mit 18000 Halbschwingungen (2,5 Hz) Nivarox Flachspirale Incabloc Stoßsicherung Triovis Feinregulierung Sperrrad mit doppeltem Sonnenschliff, Kronrad mit Sonnenschliff, Zähne facettiert und poliert handgefertigter Sperrkegel 18 synthetische Rubine als Lagersteine, 1 Bronzelager Schrauben gehärtet, auf Zinn flach poliert Werkplatinen, Kloben und Brücken schwarzrhodiniert, Lagersenkungen vergoldet Federhaus mit doppeltem Sonnenschliff und vergoldet Radscheiben geschliffen und vergoldet, Schenkel angliert Zifferblatt metallgrau Fliegerdesign, signiert mit „Josef Müller& Söhne, Fulda 1952“ Leuchtzeiger im Fliegerdesign mit Superluminova Edelstahlgehäuse mit verschraubtem Saphirglasboden und verschraubtem Glasrand. Saphirgläser beidseitig entspiegelt, Bodenglas innen entspiegelt Gehäusedurchmesser 42 mm; Gehäusehöhe 11 mm Kalbslederband mit Dornschließe JMS Gravur

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KULTUR Dom und Dommuseum, Domplatz Stadtschloss, Schlossstr. 1 Tourist-Information, Bonifatiusplatz 1

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Schuhhaus Ebert, Mittelstr. 8 namhafte und individuelle Schuhmarken für Damen und Herren Augenoptik Etzel, Bahnhofstr. 7 Brillen, Kontaktlinsen und Sehtraining Blumen Link, Im Bahnhof Blumen, Pflanzen, Fleurop, Deko, kleine Geschenkideen Brillen Trabert, Am Buttermarkt 1 - 3 Tradition seit 190 Jahren, Brillen & Kontaktlinsen Ellen Wess - Schönes zum Leben, Gemüsemarkt 8 Mode, Accessoires, Home Accessoires, Geschenke Wellness Concept, Heinrichstr. 54 Ganzheitliche Kosmetikbehandlungen, Thalasso & Stilberatung Parkhotel Kolpinghaus, Goethestr. 13 zentral & beliebt bei Individualreisenden & für Tagungen Atelier Imke Gatzemeier, Mühlenstr. 1 (Am Gemüsemarkt) Kunstwerk & Malerei & Unikatschmuck aus eigener Herstellung Ristorante Bòn dì, Friedrichstr. 22 Ital. Ristorante: Frühstück, Lunch, Pasta, Pizza, Cocktails LadenCafé MandelRose, Kanalstr. 74 edle Kaffeespezialitäten, hausgemachte Kuchen, Pralinen & Eis pura vida, Luckenberg 7 Café & Bistro: Frühstück, selbstgemachte Kuchen & Pralinen Rathaus Buchhandlung, Unterm Heilig Kreuz 10 Seit über 70 Jahren im Herzen Fuldas beheimatet Restauration zum goldnen Rad - das „Rädchen”, Karlstr. 25 Chilliges Szenelokal: Restaurant, Café und Kneipe Hotel Mitte, Lindenstr. 45 Tagungen, Urlaub und Kultur Hotel am Dom, Wiesenmühlenstr. 6 Ruhiges & individuelles Hotel für Urlaub & Business Hotel Garni Peterchens Mondfahrt, Rabanusstr. 7 Zentral, familienfreundlich und mit schönem Blick auf Fulda Hotel Hessischer Hof, Nikolausstr. 22 kleines und feines familiengeführtes Hotel, zentral gelegen

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DOMSPATZ-Postkarten erhältlich bei: Tourist-Info, Circus Ikarus (24), Rathaus Buchhandlung, Blumen Link im Bahnhof, Hotel am Dom, Buchhandlung Ulenspiegel (19), Klosterladen Abtei Fulda (20)

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LESE-SPATZ Man könnte meinen, dass zu Bonifatius bereits alles gesagt wurde. Die beiden folgenden Publikationen belehren uns - just zum 175. Jahrestag des Bonifatiusdenkmals in Fulda - eines besseren. Wie der Bonifatius in den Reichstag kam Herausgeber: Michael Brand 64 Seiten | 68 Farbabbildungen | Broschur 9,95 € Michael Imhof Verlag gesehen bei: Rathaus-Buchhandlung, Unterm Heilig Kreuz 10 Im vorliegenden Band wird das Geheimnis gelüftet, wie Bonifatius in den Reichstag kam. Man erfährt bislang Verborgenes über die abenteuerliche Reise der BonifatiusBronze. Besondere Orte und Menschen, die heute in der Hauptstadt vom hl. Bonifatius zeugen, werden vorgestellt. „So bemerkenswert Bonifatius’ Wirken als Missionar, so markant ist auch sein bronzenes Abbild, das zusammen mit elf anderen Persönlichkeiten der deutschen Geschichte einst den gewichtigen Leuchter im Eingang des Reichstagsgebäudes zierte“, schreibt Bundestagspräsident Norbert Lammert in seinem Geleitwort. Es kommt einem kleinen Wunder gleich, dass die Bronzefigur des Apostels der Deutschen, die lange verschollen war, heute noch existiert: Bewundert, zur Zerstörung vorgesehen, gerettet, versteckt, vergessen und wiederentdeckt hat sie Kaiserreich, zwei Weltkriege, Reichstagsbrand, Besatzung, deutsche Teilung und die Berlins überstanden. Die Odyssee hat jetzt ein glückliches Ende gefunden. 123 Jahre, nachdem „Fuldas Heiliger“ einen zentralen Platz im 1894 fertiggestellten Reichstag fand, kehrt der „Berliner Bonifatius“ zurück – in den Deutschen Bundestag. Bonifatius-Route von Mainz nach Fulda Ingrid Retterath 160 Seiten | 12,90 € 2., überarb. Aufl. (9. Februar 2015) Conrad Stein Verlag gesehen bei: Rathaus-Buchhandlung, Unterm Heilig Kreuz 10 Herbstzeit ist Wanderzeit und wenn mit der Bonifatius-Route eine der schönsten Pilgerrouten Deutschlands direkt vor der eigenen Hautür liegt, schnürt man umso leichter seine Wanderschuhe. Im Jahr 754 wurde der Missionar und Kirchenreformer Bonifatius während eines Tauffestes in Friesland erschlagen. Der „Apostel der Deutschen“ hatte sich Fulda als letzte Ruhestätte gewünscht, also wurde sein Leichnam auf dem Rhein bis Mainz und von dort in einem großen Leichenzug nach Fulda überführt. Die 2004 aus Anlass des 1.250. Jahrestages eröffnete Bonifatius-Route lehnt sich in ihrem Verlauf nah an den nachvollziehbaren Weg des Trauerzugs an. um

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LESE-SPATZ

Ansicht des Bonifatiusplatzes mit Bonifatiusdenkmal und Hauptwache, um 1850 Quelle: Original-Ansichten KurfĂźrstenthum Hessen

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Blick ins Schlitzer Land, auch wunderbar per Zweirad auf dem Fuldatal-Fahrradweg zu erkunden 28

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Creativ(UK)e Landflucht

IMGEHE TIPP

(innen)architektonisches Kleinod in Fulda-Kämmerzell

Es sind oftmals die kleinen Dinge des Lebens, die uns berühren und besonders im Gedächtnis bleiben. Wie der Creativ-Stall von Ulrike Kister. Auf dem Weg nach Schlitz, versteckt im dörflichen Fulda-Kämmerzell gelegen, überrascht er im liebevoll restaurierten Bauernhaus seit mehr als fünf Jahren vor allem das (Frauen-)herz mit kleinen Geschenkideen und Accessoires für Zuhause. 2017

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SPATZ FLÜGGE Aussenansicht mit rustikalem Palettentisch und „fröhlichen” Kissen und Läufer [1] Kerzen und Servietten feiern Partnerlook [2] Kleine Auswahl an echt(en) aussehenden Seidenblumen [3] Was stimmt hier nicht? Obwohl wundervoll anzusehen, handelt es sich bei der vermeintlichen Funkienblüte in Wahrheit um eine Seerose. [4] Im Duft„labor” von Ulrike Kister - Sachets über Sachets, Karten, Kerzen und aussergewöhnliche Servietten. Hier finden auch regelmäßig Veranstaltungen statt. [5] Blick aus dem Creativ-Stall [6]

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SPATZ FLÜGGE Weniger ist manchmal mehr. Das weiß auch Ulrike Kister und deshalb findet man in ihrem 300 Jahre alten Creativ-Stall nur ausgesuchte Dekoideen und das zu überraschend kleinen Preisen. Besonders die Seidenblumen von H. Andreas belles fleurs stechen aus ihrem charmanten Angebot heraus. Sie kommen überhaupt nicht bieder oder künstlich daher, was auch die Bilder auf den vorherigen Seiten beweisen. Wie uns Ulrike Kister lachend erzählt, gibt es immer wieder Kund(inn)enberichte, in denen die Blumen(gestecke) unwissentlich von Familienmitgliedern gegossen wurden, weil sie diese für „echte” Blumen hielten. Wer die belles fleurs einmal ins Herz geschlossen hat, kommt immer wieder und läßt sich direkt vor Ort Vasen und Gefäße jahreszeitlich neu arrangieren. Nachdem wir ausgiebig im Creativ-Stall, dem ehemaligen Kuhstall übrigens, gestöbert haben, zieht es uns hinaus in den zweiten Raum. Es geht einfach der Nase nach. Denn wo sich früher die Räucherkammer befand, werden jetzt die exklusiven Raumdüfte und Sachets von Greenleaf präsentiert. Das Geheimnis der duftenden Tüten ist Tonerde, die sich mit natürlichen Aromen verbinden und lange ihren authentischen Duft und je nach Sachetgröße im ganzen Hause aber auch Schrank, Auto oder Koffer verströmen. Sanftes Schütteln genügt. Roch es eben noch wunderbar nach frischer Wäsche und frischen Fresien, verschlägt uns im nächsten Moment eine frische Meeresbrise gedanklich an den Strand ... Ihr Händchen für Dekoratives lebt Ulrike Kister auch außerhalb ihres Creativ-Stalls aus. Gerne und sehr erfolgreich verschönte sie schon viele Zuhause von Kunden. Seit diesem Besuch übrigens auch unseres. Wie wäre es demnächst mit Ihrem? um

CreativUK Wohnberatung & Geschenkideen Seidenblumen . kleine Geschenke Dekoartikel . Duftsachets . Kerzen Karten ... CreativUK Ulrike Kister Enzianstraße 1 36041 Fulda-Kämmerzell T 0661.58006686 www.creativuk.de Öffnungszeiten Jeden 1. Samstag im Monat von 12.oo – 16.oo Uhr geöffnet o. nach tel. Terminabsprache PS: Schon mal unbedingt die Adventsausstellung am 10./11. November, 12.00 - 19.00 Uhr - und am 3. Dezember „Advent im Schloss” auf Schloss Hallenburg Schlitz vormerken. 32

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StadtfĂźhrungen mit Genuss

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RATESPATZ AUFNG LÖSU

Wo steht dieses Gebäude ... ... fragten wir in Ausgabe 2

Die richtige Antwort lautet Pfandhausstr. 2

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BILDUNGSSPATZ

Mitreißend - leider nicht hinreißend Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari

Die Welt dreht sich manchmal auch - ganz einfach mit der RollWorld-App - um Fulda 2017

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BILDUNGSSPATZ Geschichten der Menschheit sind schon so einige geschrieben worden. Kurze. Lange. Dicke. Dünne. Reißerische mit wenig fundiertem und stark tendenziösem Inhalt. Trockene mit hohem wissenschaftlichen Anspruch und flachem Unterhaltungsniveau. Wenn es eine gibt, die meiner Meinung nach jeder gelesen haben sollte, dann ist es die von Yuval Noah Harari. „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ ist in jedem Fall geistreiche Grundlage für die Beantwortung der wichtigsten Fragen zur Geschichte des homo sapiens und somit zwangsläufig zur Geschichte unseres Planeten. „Wo kommen wir eigentlich her?“ „Warum sind wir geworden, was wir sind?“ „Was bedeutet unser Weg an die Spitze aller irdischen Arten für alle anderen Lebewesen?“ „Wohin kann unser Weg führen?“ Diese und viele weitere Fragen beantwortet Harari auf Grundlage belastbarer Fakten präzise, klug und analytisch. Und in einem Stil, der sich so wunderbar lesen lässt, dass man gar nicht aufhören will. „Die Geschichte der menschlichen Kultur wurde von drei großen Revolutionen geprägt. Die kognitive Revolution vor etwa 70 000 Jahren brachte die Geschichte überhaupt erst in Gang. Die landwirtschaftliche Revolution vor rund 12 000 Jahren beschleunigte sie. Und die wissenschaftliche Revolution, die vor knapp 500 Jahren ihren Anfang nahm, könnte das Ende der Geschichte und der Beginn von etwas völlig Neuem sein.“ Yuval Noah Harari, Jahrgang 1976, Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem und Mitglied der Jungen Akademie der Wissenschaften Israels, führt uns von der Vergangenheit bis in die Zukunft wie der begnadete Geschichtslehrer, den wir nie hatten.

lesenswert. Ein Beispiel für die ausgewogene Schreibweise ist die Einleitung zum Kapitel „Die wissenschaftliche Revolution“: „In den vergangenen 500 Jahre hat die Menschheit einen phänomenalen Zuwachs an Macht erlebt. Die Entwicklung verlief so rasant und war so umfassend wie keine andere vor ihr. Wäre ein spanischer Bauer um das Jahr 1000 eingeschlafen und knapp 500 Jahre später vom Lärm der Matrosen geweckt worden, die mit Christoph Kolumbus die drei Segelschiffe Santa Maria, Nina und Pinta bestiegen, dann hätte sich die Welt in der Zwischenzeit kaum verändert. Er hätte zwar einige Veränderungen bemerkt, einige Gepflogenheiten waren anders und das eine oder andere Werkzeug hatte sich verändert, aber im Grunde genommen hätte er sich heimisch gefühlt. Wenn dagegen einer der Matrosen von Christoph Kolumbus eingeschlafen wäre und heute vom Klingeln eines iPhones geweckt würde, dann würde er buchstäblich die Welt nicht mehr verstehen. „Bin ich im Himmel?“, könnte er sich fragen. „Oder ist das die Hölle?“ - Aha ‚ Bis hierhin wahrer Inhalt aber wenig Fakten. Ab hier Zahlen, Daten, Fakten: „Im Jahr 1500 lebten 500 Millionen Menschen auf unserem Planeten. Heute sind es 7 Milliarden. Im Jahr 1500 wurden auf der ganzen Welt Waren und Dienstleistungen im Wert von umgerechnet 250 Milliarden Dollar produziert. Heute sind es knapp 600 Billionen Dollar. Im Jahr 1500 verbrauchte die Menschheit pro Tag 13 Billionen Kalorien Energie. Heute verbrauchen wir pro Tag 1500 Billionen Kalorien. (Lassen Sie diese Zahlen einmal auf sich wirken: 14 mal so viele Menschen produzieren 240 mal so viel und verbrauchen dabei 115 mal so viel Energie).“ - Krass

Gleich zu Beginn verdeutlicht er, dass der Weg des homo sapiens an die Spitze der Nahrungskette mitnichten zwangsläufig und schon gar nicht Gott gewollt war – von welchem Gott auch immer. Wie und warum wir, anfangs lediglich eine unter mehreren Menschenarten, zur Krone der Schöpfung aufstiegen und gleichzeitig zum rücksichtslosesten und brutalsten Geschöpf wurden, erläutert der Autor so spannend wie schlüssig. Viele „Ahas!“, manches „Krass!“ und auch mal ein „Geil!“ – das ist für ein Geschichtsbuch doch wirklich mal eine richtig fetzige Bilanz. Und dabei sind wir nicht populärwissenschaftlich unterwegs à la Knoff Hoff oder Dr. Hirschhausen.

Und ebenso anschaulich wie wahr folgt: „Vor dem 16. Jahrhundert hatte noch nie ein Mensch den gesamten Erdball umrundet. Das änderte sich erst im Jahr 1522, als Magellans Expedition nach einer 72 000 Kilometer langen Reise nach Spanien zurückkehrte. Die Weltumseglung hatte drei Jahre gedauert und fast sämtliche Teilnehmer das Leben gekostet, Magellan eingeschlossen. Im Jahr 1873 konnte sich der französische Schriftsteller Jules Verne vorstellen, dass seine Romanfigur Phileas Fogg, ein reicher englischer Abenteurer, in achtzig Tagen um die Welt reiste. Und inzwischen kann jeder mit einem mittleren Einkommen die Erde innerhalb von 48 Stunden sicher und bequem umrunden.“ - Geil

Hararis Art, hingebungsvoll und emotionslos zugleich zu schreiben, macht ihn wissenschaftlich wertvoll und fesselnd

Und so spannt Harari einen weiten Bogen vom Ursprung unserer Gattung vor circa 2,5 Millionen Jahren bis hin zu den ersten

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BILDUNGSSPATZ Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari Paperback, 528 Seiten mit Abbildungen 14,99 € Pantheon Verlag Herausgegeben von Clara Paul (20. Februar 2015) gesehen bei: Rathaus-Buchhandlung Unterm Heilig Kreuz 10

LESE L A I Z E SP P P I T

humanen Cyborgs, Menschen also, die aus organischen und nichtorganischen Teilen bestehen. Er rückt so manches Bild gerade, das wir von uns und unserer Entwicklung fälschlicherweise haben. Zum Beispiel räumt er mit dem Mythos auf, dass die landwirtschaftliche Revolution besonders segensreich für den Menschen gewesen sei. Unter evolutionären Gesichtspunkten zum Fortbestehen unserer Art war die landwirtschaftliche Revolution vielleicht notwendig. Aber das Individuum dürfte dabei keinen guten Schnitt gemacht haben. Zwar hatte der Bauer in guten Jahren mehr Weizen als die alten Jäger und Sammler. Aber dafür in schlechten Jahren oft genug gar nichts mehr. Er hatte mehr Arbeit, ein höheres Risiko und eine grundsätzliche schlechtere, weil einseitige Ernährung. Dafür war es Herrschern auf einmal möglich, Leibeigene zu besitzen oder den Zehnten zu verlangen. Und wer hat hier eigentlich wen domestiziert? Der Mensch den Weizen? Doch wohl eher umgekehrt. Wie funktionieren menschliche Gemeinschaften? Wie entstehen aus ihnen Imperien? Wie funktioniert Geld? Warum tauschen wir unser Haus oder unser Land gegen eine höhere Zahl auf einem Kontoauszug? Warum sind der europäische Kolonialismus und der explosionsartige Wissenszuwachs im Europa der letzten 500 Jahre zwei Seiten derselben Medaille? Warum löst sich die Bedeutung der Familie auf, warum und vor allem wie drängen sich Staat und Markt an ihre Stelle? Dieses Buch ist alles andere als hinreißend, aber es ist mitreißend. Harari ist nicht gänzlich unumstritten. Die Geschichte der Menschheit auf 500 Taschenbuchseiten nieder zu schreiben macht ihn zum Beispiel angreifbar von Seiten einiger Historikerkollegen, die den dafür notwenigen „groben Pinselstrich“ anprangern. Andere meinen, Hararis wissenschaftliche Integrität in Frage stellen zu können, weil er aus seinem Wissen eben auch Schlussfolgerungen zieht, zum Beispiel darüber, wie die Zukunft aussehen könnte. Dabei macht ihn in meinen Augen genau das zu einem kompletten Gelehrten. Wer aus so vielen Fakten so treffende Analysen der Vergangenheit angestellt hat, der sollte kluge Mahnungen für die Zukunft bitte gerade nicht unterlassen. Dass der homo sapiens auf Grund seiner Mahnungen plötzlich zum verantwortungsbewussten Gutmenschen mutiert, glaubt der Realist Harari sicher nicht. Dass dieses Buch jeden bereichert, glaube ich schon. Es ist voller Wissen über uns und es regt damit zum Nachdenken an über uns. Und wer in Zeiten von ökologischen Katastrophen, unumkehrbaren Entscheidungen bei der Genforschung oder wieder möglich erscheinenden Atomkriegen meint, dass das nicht dringend notwendig sei, der hat es sicher selbst am nötigsten. kw

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Tag des Lächelns am 6. Oktober ... ... ganz einfach mit ein bisschen Hilfe von FaceApp Seit 1999 wird am ersten Freitag des Monats Oktober der Tag des Lächelns* begangen. Auch das Vonderau Museum nimmt in diesem Jahr den Tag zum Anlass seine „Mitarbeiter” darauf zu trimmen. Die nächste Doppelseite zeigt das und wie entwaffnend ein Lächeln wirken kann eindrucksvoll. um *Nicht zu verwechseln mit dem Welttag des dröhnenden Lachens (24.01.2018), dem Weltlachtag (06.05.2018) oder dem Tag der Macht des Lächelns (15.06.2018).

Die Mär des menschlichen Doppelgängers erhält mit diesem Portrait wieder Nahrung. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Leadsänger von Genesis ist nicht von der Hand zu weisen.

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Stadtarchiv Fulda, Bildarchiv, Fotos: Stadt Fulda, Hochbauamt 2017

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LUGS AUSF P TIP

Na, Tier erkannt? Rhönschafe sind es natürlich nicht, die auch ihre Heimat im Gersfelder Wildpark gefunden haben. Der Park lockt im Oktober mit Hirschbrunft Führungen in der Morgendämmerung und anschließendem Frühstück: (nur mit Voranmeldung, T 06654 680). Di 03., Sa 07., So 08., 14., So 15., Sa 21., So 22. Okt. um 6.30 Uhr | www.wildpark-gersfeld.de

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iPhoneographie Ja, auch wir haben das Smartphone bei unseren Reportagen und Streifzügen durch Fulda schätzen gelernt. Klein, handlich, unauffällig und immer dabei. Alle Fotos im DOMSPATZ sind - wenn nicht anders angegeben - damit aufgenommen worden.

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DIE ORIGINAL DOMSPATZ FULDA-POSTKARTEN erhältlich bei:

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Der DOMSPATZ (f)liegt aus in ausgewählten Geschäften, Cafés, Restaurants, Hotels und Orten des öffentlichen Lebens. Sie möchten ebenfalls „angeflogen” werden. Sprechen Sie uns an: domspatzmagazin@gmail.com Im DOMSPATZ werben Der DOMSPATZ singt auch Ihr Lied - mit Ihrer Anzeige. Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne. Einfach eine E-Mail senden an domspatzmagazin@gmail.com. IMPRESSUM Herausgeber: Domspatz Verlag, Vielfalt UG, vertretungsberechtigt: Karsten Weber, Andreas Manthey, Tränke 18, 36037 Fulda, E-mail: domspatzmagazin@gmail.com. V.i.S.d.P.: Andreas Manthey und Karsten Weber, Tränke 23, 36037 Fulda. Autoren dieser Ausgabe (mit Kürzel): Karsten Weber (kw), Andreas Manthey (am), Ute Manthey (um). Anzeigen: Ute Manthey, Tränke 18, 36037 Fulda, eMail: domspatzmagazin@gmail.com oder schriftlich an die Verlagsadresse. Es gilt die Anzeigenpreisliste 12/2014. Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Mühlbachstr. 7, 71522 Backnang. Layout & Satz: Domspatz Verlag. Alle Angaben, insbesondere Termindaten ohne Gewähr. Gerichtsstand Fulda. Für Druckfehler keine Haftung. Anzeigen, die für dieses Magazin gesetzt wurden, nur mit Erlaubnis des Verlages für weitere Zwecke verwenden. Urheberrechte für alle Texte und Anzeigen liegen beim Herausgeber. Bei Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Bildnachweis: Wenn nicht anders angegeben Domspatz Verlag. S. 11 - 15 Hotel Platzhirsch, S. 12 © Stadt Fulda, Stadtarchiv Fulda, Bildarchiv, S. 16 © Sileo GmbH, S. 17 © Maki Kawaguchi, S. 20/21 Juwelier Meister Müller, S. 26 Conrad Stein Verlag, Michael Imhof Verlag, S. 37 Pantheon Verlag Nächste Ausgabe: # 4 2017 Redaktions- und Anzeigenschluß: 20.10.2017.

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