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Tipps vom Bergsport: Vier gewinnt!

Diese sicherheitsrelevanten Ausrüstungsgegenstände solltest du beim Weitwandern im (Hoch-)Gebirge unbedingt dabeihaben. Tipps vom Bergsport, Teil 12.

von Gerhard Mössmer

1) Dein Backup für alle Fälle: Die Notfallausrüstung

Unfälle können jedem von uns jederzeit und überall passieren. Verletzungen wie ein gebrochenes Bein, eine tiefe, offene Wunde oder eine Blockierung durch Orientierungsverlust oder auf Grund eines Wettersturzes mit Schneefall im Hochgebirge können schnell zu lebensbedrohlichen Situationen werden und auch bei vermeintlich warmen Temperaturen schnell zu einer Unterkühlung führen. Deshalb ist auch im Sommer – zusätzlich zur obligatorischen Alu-Rettungsdecke – auf mehrtägigen Wanderungen ein robuster Zwei-Personen-Biwaksack Standard. Zudem ist ein gut ausgestattetes Erste Hilfe-Set unverzichtbar: Es sollte nicht nur die klassischen Pflaster, Verbandsmaterial und ein Schmerzmittel enthalten, sondern auch speziellere Dinge wie die bewährte Israeli-Bandage, ein Desinfektionsmittel sowie eine Splitterpinzette und Schere. Wichtig: Das Blasenpflaster auf mehrtägigen Wanderungen nicht vergessen. Unverzichtbar – nicht nur für den Notfall, sondern auch für die Nacht auf der Hütte – ist eine leistungsfähige Stirnlampe.

2) Deine digitalen Helfer: Handy, Ladekabel und Co.

Nicht nur für deine Fotos und Instagram-Posts, sondern auch zum Absetzen eines Notrufes und zur einfacheren Orientierung ist das Mobiltelefon ein „Must-have“. Aber Achtung: „Ohne Strom koa Musi!“ Deshalb braucht es neben einem Ladekabel auch eine Powerbank als Backup, falls doch mal der Saft ausgehen sollte. Tipp: Ein Universal-Ladekabel mit Micro-USB, USB-C und Apple-Lightning sowie ein Doppel-USB-220-V-Stecker erleichtern das Laden an den meist heillos überfüllten Steckerleisten auf der Hütte. Neben dem Mobiltelefon mit installierter alpenvereinaktiv.com-App sowie offline gespeicherter Karte und GPX-Track der Tour kann für Mehrtagestouren auch ein klassisches GPS-Handgerät gute Dienste leisten, da es mit herkömmlichen Batterien funktioniert und Bedienung und Lesbarkeit – besonders beim sprichwörtlichen Sauwetter – besser sind als beim Handy. Neben all den elektronischen Helfern ist aber die analoge Alpenvereinskarte als Backup trotzdem immer noch mit dabei, denn schließlich kann ihr nie der Strom ausgehen.

Ergänzend zum Handy kann – speziell, wenn wir alleine und in abgelegenen Gegenden ohne Handyempfang unterwegs sind – ein Notrufsender wie z. B. der inReach Mini 2 von Garmin dabei helfen, unseren Standort im Notfall per Satellit zu übermitteln und damit im Ernstfall Leben retten.

3) Dein Sonnenschutz: Langärmlig auch bei Hitze

In den Bergen ist die UV-Strahlung intensiver, da die Atmosphäre dünner ist und weniger UV-Strahlen absorbiert. Daher ist ein effektiver Sonnenschutz unerlässlich, um Sonnenbrand und langfristige Hautschäden –im schlimmsten Fall Hautkrebs – zu vermeiden. Wir verwenden Sonnencremes mit einem hohen Lichtschutzfaktor von mind. LSF 30, besser 50! Wichtig: Frühzeitig, am besten gleich vor dem Frühstück, eincremen und dabei Nacken und Ohren nicht vergessen. Ebenso wichtig wie die Sonnencreme ist ein guter Lippenschutz. Tops und Hotpants schauen zwar toll aus, haben aber ob der vielen freien Haut im (Hochgebirge) nicht wirklich was verloren. Besser ist es, langärmlige, aber dünne, leichte und atmungsaktive Kleidung zu tragen, die unsere Haut schützt. Schildkappe – oder noch besser: ein breiter Sonnenhut – schützen zusätzlich Gesicht und Nacken. Die Reflexion der Sonne auf Schnee und Gletschern kann die Augen stark belasten und zu langfristigen Schäden führen, deshalb ist eine hochwertige Sonnenbrille mit CE- Kennzeichnung und 100 % UV-Schutz sowie einem seitlichen Schutz und einem Blendschutzfaktor von mind. 3, besser 4, unerlässlich.

4) Dein Kälteschutz: Warme Kleidung auch im Sommer

Klingt blöd, ist aber so: Wir sind bei mehrtägigen Bergwanderungen im (Hoch-) Gebirge unterwegs, wo wir auch im (Hoch-)Sommer mit Temperaturen unter 0° und –trotz Klimaerwärmung – mit Schneefall rechnen müssen. Deshalb ist nicht nur ausreichend Regenschutz-, sondern auch Kälteschutzkleidung, wie eine (leichte) Daunenoder Primaloftjacke, sowie eine Mütze und Handschuhe Pflicht.

Fazit

Bergwandern über mehrere Tage kann ein unvergessliches Erlebnis sein. Damit dies gelingt, musst du aber gut vorbereitet und ausgerüstet sein. Diese vier sicherheitsrelevanten Dinge – Notfallausrüstung, Kartenmaterial digital und analog und Notfallkommunikationsmittel – sowie Sonnenschutz und wetterfeste, warme Bekleidung sollten auf keiner Mehrtagestour fehlen.

Denke daran, dich vor der Wanderung auch über das aktuelle Wetter und die Verhältnisse in der Region zu informieren, um deine Route und Ausrüstung gegebenenfalls anzupassen. So kannst du nicht nur die Natur genießen, sondern auch dein Risiko minimieren.

Autor: Gerhard Mössmer ist Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.

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