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Einmal quer über die Alpen rollen
from Bergauf #2.2025
Der Traum jeder Bikerin und jedes Bikers: Einmal mit dem Bike die Alpen überschreiten. Damit die Tour nicht zur Tortur wird, gibt es vorab einige Dinge zu beachten.
Heutzutage gibt es Routen wie Sand am Meer: Die meisten führen von Bayern durch Tirol und Südtirol bis zum Lago di Garda oder ans Mittelmeer. Doch auch in den Westalpen findet man meist anspruchsvollere Strecken. Neben Klassikern wie der Heckmair-Route oder der Via Claudia Augusta sind der eigenen Kreativität in der Planung keine Grenzen gesetzt.
Auch wenn die Planung das A und O einer gelungenen Tour ist, so ist der Faktor Mensch nicht unerheblich. Wer nicht als einsamer Cowboy losreiten möchte, sollte sich über die Wahl der Mitstreiter*innen Gedanken machen: Sind alle gleich fit und fahrtechnisch auf ähnlichem Niveau? Sind sich alle ihrer eigenen und gegenseitigen Stärken und Schwächen bewusst? Offen im Vorfeld darüber zu reden, erspart die eine oder andere Tragödie unterwegs. Zur Vorbereitung ist gemeinsames Training empfehlenswert, im Idealfall tastet man sich an eine Mehrtagestour heran und besucht im Zweifelsfall einen Fahrtechnikkurs bei Profis.
Planung und Ausrüstung
Das Abenteuer Transalp erfordert eine detailliertere und akribische Planung. Inspiration holt man sich aus zahlreichen Büchern oder im Internet – ist die Lieblingsroute gefunden, geht’s ans Eingemachte. Eine typische Transalp dauert vier bis zehn Tage. Ab sechs Tagen empfehlen wir, einen Pausentag nach der Hälfte einzulegen. Die Etappen werden recherchiert, Alternativen geplant und die An-/Rückreise organisiert. In unserem SicherAmBerg-Booklet Mountainbike finden sich alle Details zur gewissenhaften Tourenplanung. Wer nicht gerne selber plant, bucht eine geführte Tour bei zahlreichen Alpenvereinssektionen oder Reiseveranstaltern. Zum Teil auch mit Gepäcktransfer, so bist du nur mit Tagesrucksack unterwegs, hast Platz für ein weiteres frisches Shirt, das Kuscheltier oder etwas mehr Ersatzteile.
Eine Transalp ist kein Feldversuch: Das Bike-Mensch-Setup sollte stimmig und erprobt sein, die Ausrüstung und der gekonnte Umgang damit bekannt. Ob Hardtail oder Fully, mit oder ohne Motorunterstützung – alles ist möglich und hängt von der Routenwahl und der gewünschten Wegebeschaffenheit ab. Auf Forststraßen und einfachen Pässen ist ein Hardtail ausreichend, soll es über Stock und Stein auf Wanderwegen gehen, empfiehlt sich ein Fully. Anbauteile wie Ständer oder Gepäckträger kommen vorab ab, jedes Gramm zählt. Mit einem E-Mountainbike muss man Lademöglichkeiten in die Planung miteinbeziehen, das Ladegerät einpacken und sicherstellen, dass keine langen Tragepassagen dabei sind.
Wird das Bike auch geschultert, empfehlen wir bergtaugliche Bikeschuhe mit rutschfester Sohle, ohne Klickpedale. Das wichtigste Teil, neben dem Rad, ist der Rucksack. Wie ein Koala wird er dich fest im Griff haben – ein guter Sitz ist daher unerlässlich. Es haben sich Rucksäcke mit 25 bis 30 Litern bewährt. Voll gepackt sollte er max. 8 kg wiegen. Die wichtigsten Teile für unterwegs findest du in der Infobox. Hier sei erwähnt, dass nicht alle in der Gruppe eine Pumpe, einen Biwaksack oder den Leatherman einpacken müssen. Teilt die Sachen auf und euer Rücken wird es euch danken.
Übrigens: Irgendetwas geht definitiv unterwegs mal kaputt. Ein gewisses Maß an Reparatur-Know-how ist deshalb unerlässlich. Übe vorab und mache dich mit allen Ersatzteilen und Werkzeugen vertraut, Tipps dazu gibt’s in unseren „Reparatur on Tour“-Videos auf YouTube.
Wann geht’s los?
Der richtige Zeitraum für eine Transalp liegt zwischen Juni und Ende September. Je nach Route erreicht man Höhenlagen von bis zu 3.000 m Seehöhe, Altschnee oder Neuschnee sind keine Seltenheit. Planst du, auch auf Berghütten zu nächtigen, stelle sicher, dass diese auch geöffnet haben. Hier hilft das Online-Reservierungstool der Alpenvereine. Wenn du allein unterwegs bist, kannst du deine Etappen flexibel gestalten und tagtäglich nach einer Unterkunft suchen. In der Gruppe empfehlen wir klar, diese schon im Vorhinein zu reservieren. Starte dein Abenteuer azyklisch, also nicht am Wochenende, das erleichtert die Buchungen und die Anreise.
Plane auch deine Rückreise im Vorfeld. In Öffis gibt es nur begrenzte Plätze zur Fahrradmitnahme, eine frühzeitige Buchung ist deshalb unerlässlich. Rücktransfers im Bus mit Anhänger sind über private Anbieter buchbar. Wenn’s nicht das Meer oder der Gardasee sein müssen, plane eine Rundreise – dann querst du den Hauptkamm zweimal, doppelte Freude und kein Problem mit der Rückreise. In den Alpen, vor allem im Laufe einer ganzen Transalp, kann sich das Wetter in alle Richtungen entwickeln. Behalte es stets im Blick und entscheide frühzeitig über den Abbruch einer Etappe und die möglichen im Vorfeld geplanten Alternativen. Kannst du dein Tagesziel nicht erreichen, gib der Unterkunft frühzeitig Bescheid. Plane deine Etappen so, dass du nicht gleich zu Beginn den steilsten Anstieg meistern musst. Starte gemütlich – ein Warm-up hilft, länger fit zu bleiben. Mach dazu regelmäßige Pausen, trink und iss, bevor du hungrig oder durstig bist. Abends oder in der Früh wirkt eine Runde Yoga, zum Dehnen und Aufwärmen, Wunder. Der tägliche Bike-Check darf auch nicht fehlen: Stelle sicher, dass auch dein Rad für den Tag bereit ist. Übrigens: Gesellige Hüttenabende eignen sich auch gut dazu, beim Wirt oder bei Gleichgesinnten Informationen über die Wegebeschaffenheit der Route, Hindernisse oder Sperren unterwegs zu erfragen.
Du hast nun Bock, selbst eine Tour oder Transalp zu planen? Mit unserem Kurs „Übungsleiter*in Mountainbike“ der Alpenverein-Akademie und dem darauf aufbauenden „Update Mountainbike Transalp“ bist du bestens gerüstet.
Info: Ausrüstung
Mehr Details gibt es im eLearning „Mountainbike: Ausrüstung und BikeCheck“ der AlpenvereinAkademie: t1p.de/elearningbikecheck

Autor: René Sendlhofer-Schag ist in der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein für das Thema Mountainbike zuständig.