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Ostern 1945 – Kriegsende in Soest

Osternsonntag vor 77 Jahren.

Auf dem Wall öffnen sich die ersten Knospen zur Kirschbaumblüte. Die Soester aber haben dafür an diesem 1. April 1945 keinen Blick. Ebenso wenig wie sie Sinn haben für die österliche Botschaft von der Auferstehung. Die Kirchen der Ehrenreichen sind fast alle zerstört. In Soest beginnt an diesem Osterfest der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs.

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Keiner ahnt, dass die Bördestadt eine Woche später von den Alliierten eingenommen und der jahrelange Kampf beendet sein wird. Am Mittag des ersten Ostertags werden die Soester zur Evakuierung aufgerufen: „Frauen und Kinder verlassen die Stadt Richtung Möhnesee. Alle Männer bleiben hier und halten sich zur Verfügung!“ Den darauf folgenden Exodus schildert die Rotkreuz-Schwester Erna Neuhaus: „Handwagen auf Handwagen, gezogen und geschoben von Frauen und alten Leuten, die nicht mehr klagen und nicht mehr schimpfen. Sogar die kleinen Kinder sind still – ein stummes, apathisches Heer.“

Weiße Fahne vom Domturm

Zu diesem Zeitpunkt haben die Alliierten längst Lippstadt eingenommen, ebenso Beckum und Ahlen. Die Amerikaner rücken von Norden über die Lippe an, die achte US-Panzerdivision kommt von Osten – überraschend für die Soester. Sie hatten immer gedacht, dass die Amerikaner sie von Westen her angreifen würden.

Wo genau die Front verläuft, wissen ohnehin die wenigsten. Das Nachrichtennetz ist zusammengebrochen, die Lage komplett unübersichtlich. Die in Soest gebliebenen Volkssturmmänner, Flakhelfer und Hitlerjungen tun, was sie können. Während durchs Radio noch immer Durchhalteparolen kommen und vom „Endsieg“ schwadroniert wird, ahnt jeder in Soest, dass die Lage aussichtslos ist.

Am Freitag, 6. April, weht vom Domturm die weiße Fahne. „Da niemand weiß, wer die weiße Fahne herausgehängt hat, breitet sich in der Bevölkerung Besorgnis aus. Nicht erst seit Hitlers ausdrücklichen, letzten Warnungen weiß jeder, dass unter gar keinen Umständen vor dem Feind kapituliert werden darf“, schreibt Hans Rudolf Hartung in seinem Buch „Soest im Krieg“.

Es soll der Müller Neise aus Hattrop gewesen sein, der die amerikanischen Infantristen unter Leitung von Colonel Decker schließlich – eine weiße Fahne schwenkend – in die Stadt Soest führte.

Am Sonntag, 8. April, hängen in der ganzen Stadt Plakate, auf denen Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower den Sieg der westlichen Alliierten verkündet. Der Tag gilt offiziell als das Kriegsende in Soest.

Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder. Dwight D. Eisenhower

Der ewige Menschheitstraum von einem globalen Miteinander

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