3 minute read

Die Christtagsfreuden der Weltliteratur

Weihnachtsklassiker zum Vor- und Selberlesen

Advertisement

Die vielleicht bekannteste Weihnachtsgeschichte der Welt ist A Christmas Carol (Ein Weihnachtslied) des Briten Charles Dickens. Er verfasste dieses Stück Weltliteratur im Jahre 1843. In dieser Geistergeschichte verwandelt sich das raffgierige Scheusal Ebenezer Scrooge auf wundersame Weise in den gütigsten und freigiebigsten Menschen von ganz England. Doch vorher muss Scrooge und auch die gesamte Lesegemeinde durch einige schaurige Szenen der Läuterung hindurch gehen. Allein schon das Erscheinen des Geistes sei- nes verstorbenen Geschäftspartners Marley, der als Vorbote der drei Weihnachts-Geister auftritt, lässt einem den Atem stocken. Das Elend der arbeitenden Bevölkerung im Viktorianischen England zur Mitte des 19. Jahrhunderts bildet den erzählerischen Hintergrund für dieses Meisterwerk von Charles Dickens. Die soziale Frage spielt auch hier, wie in fast allen Werken des großen Dichters, eine tragende Rolle. Die angekündigten drei Geister, die Ebenezer Scrooge in der Heiligen Nacht heimsuchen, bewirken bei dem Menschenfeind, der ausschließlich auf den eigenen Profit aus ist, eine Wandlung zum großherzigen Menschenfreund. Fürwahr die Blaupause für jede ordentliche Weihnachtserzählung.

Es gibt einige herrliche weihnachtliche Erzählungen der schwedischen Literatur-Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf. Eine davon jedoch berührt die Herzen der Lesenden seit Generationen in besonderer Weise. Es ist Die Legende von der Christrose. Die Erzählung entstand im Jahre 1908 und berichtet von einer Räubermutter, die mit ihren Kindern und mit der ständigen Androhung eines zornigen Räubervaters, die Gegend unsicher macht und die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Als die Räuberfamilie am wunderschönen Klostergarten des Abtes Johannes vorbeikommt, teilt die Räubermutter mit, dass der Garten des Abtes zwar sehr schön sei, dass sie aber zur Weihnacht einen Ort im Wald kenne, mit dem sich dieser hier nicht messen könne. Neugierig geworden, beschließt der Abt, sich am Heiligen Abend dieses Wunder eines blühenden Paradiesgartens im schneebedeckten Walde anzuschauen. Als Gegenleistung verspricht er, dass die Räuberfamilie, wenn es diesen Garten tatsächlich geben sollte, nicht länger vogelfrei sein solle und das Christfest wieder unter den Menschen feiern dürfe. Letztendlich: Der Abt muss sterben. Die Blume, die er in seiner Todesstunde vom Waldboden pflückte und die er auf dem Wege zum Paradies noch in seiner Hand festhielt, nannte man fortan Christrose. In einem Vers, der einem bei die- ser Szene unausweichlich in den Sinn kommt heißt es: Christrose, Blume der Heiligen Nacht, hast mir die Hoffnung gebracht.

Eine der wunderbarsten Weihnachtserzählung des österreichischen Heimatdichters Peter Rosegger ist zweifelsohne: Als ich Christtagsfreude holen ging aus dem Jahre 1897. Rosegger berichtet darin, wie er als zwölfjähriger Waldbauernbub, der mit seiner Familie in ärmlichsten Verhältnissen aufwuchs, am Frühmorgen des Heiligen Abends vom Vater geweckt wird, um den langen, beschwerlichen Weg durch den Schnee hinunter nach Langenwang zu wandern. Dort soll er die noch ausstehende Summe (2 Gulden und 36 Kreuzer für das gelieferte Holz) vom reichen Herrn Spreitzegger erbeten, um damit für die Mutter beim Kaufmann Doppelreiter die nötigen Sachen zur Bereitung des Festtagsschmauses zu besorgen. Was der Waldbauernbub während der Erfüllung seines Auftrages erlebt (vor allem auf dem Heimweg), ist spannend, hochdramatisch und dabei anrührend und voll von natürlichem Gottvertrauen. Peter Rosegger verstand es, mit einfachen, verständlichen Worten auch intellektuellen Gemütern zu gefallen. Vielleicht befähigten die Erfahrungen als „bildungsferner“ Waldbauernbub den späteren Dichter zu dieser wundervollen Gabe.

Wer die Kostbarkeit des Augenblicks entdeckt, findet das Glück des Alltags.

Adalbert Stifter es in der Christnacht beiden Dörfern durch die gemeinsame Suche nach den vermissten Kindern gelingt, Frieden zu finden und eine lange Feindschaft zu überwinden. Das sind doch alles Zutaten für eine besinnliche Weihnachtserzählung mit sehr viel menschlichem Tiefgang.

Zwei zerstrittene Dörfer – Gschaid und Millsdorf – dazwischen ein hoher Berg. Niemand wusste noch genau, wie der Streit entstanden war. Von diesem Umstand handelt die Erzählung Der Heilige Abend (Bergkristall) von Adalbert Stifter aus dem Jahre 1853. Zwei Kinder machen sich am Heiligen Abend von Gschaid aus auf den Weg hinüber nach Millsdorf, um ihre Mutter zu besuchen. Diese stammt aus Millsdorf und ist gerade dort, um ihre schwer kranke Mutter zu pflegen. Die Anfeindungen zwischen beiden Gemeinden machen ihr das Leben zur Hölle – und zwar von beiden Seiten. Auf dem Rückweg der Kinder zieht jedoch ein Schneesturm herauf und die Kinder verlieren die Orientierung. Sie geraten auf den falschen Weg und verirren sich. Adalbert Stifter erzählt die zu Herzen gehende Geschichte, wie

Viel Freude beim Schmökern!

Wolfgang Waldenmaier

Charles Dickens: Weihnachtserzählungen/ Weihnachtsmärchen, Pabel Moewig Rastatt, 1998

Selma Lagerlöf: Geschichten zur Weihnachtszeit, GTB, 1988

Peter Rosegger: Als ich Christtagsfreude holen ging, Ullstein, 1993

Adalbert Stifter: Der Heilige Abend, Artemis Verlag Zürich, 2001

Es gibt viele Vorteile, sein Weihnachtsgebäck selber zu backen. Da wären zum Beispiel die Freude am Backen, der gute Geruch in der Wohnung, das gesellige Zusammensein, wenn man mit der Familie backt, die liebgewordene Tradition…

Gesünder leben – Ernährung als Lebensstil (8)

This article is from: