Literatur
Nahrungsmittelkrise
Die Ukraine in literarischen Texten aus Vergangenheit und Gegenwart Die gemeinsame Identität, die die Kunst des Schreibens stiftet und sehr tief im kulturellen Nationalbewusstsein verankert ist, kann durch Bestrebungen der Politik, Grenzen zu ziehen und Ausgrenzungen zu schaffen, niemals weggewischt werden. Literatur hat hier seit jeher eine immense Bedeutung. Der Schriftsteller, Germanist, Humanist und Intellektuelle Lew Kopelew, geboren 1912 im ukrainischen Kiew, arbei-
bietet die Verbote“ und „Tröste meine Trauer“. Nach seiner Ausbürgerung aus der Sowjetunion im Jahre 1981 veröffentlichte er gemeinsam mit seinem Freund Heinrich Böll das aufrüttelnde Werk „Warum haben wir aufeinander geschossen?“ Erschütternd aktuell ist ein Roman von Serhij Zhadan aus dem Jahre 2018: „Internat“. Das Buch handelt vom Widerstand gegen die russische Invasion in
Wer etwas von der langen und traditionsreichen Geschichte der Ukraine erfahren will, dem sei das Buch „Blauwal der Erinnerung“ der ukrainischen Schriftstellerin Tanja Maljartschuk dringend ans Herz gelegt. Die Historie des Landes, der Kampf um Unabhängigkeit, die eigene ukrainische Sprache und die selbständige Kultur dieses prächtigen Landes sind das Herzstück dieses im Jahre 2019 erschienen Romanes. Die 1983 in Iwano-Frankiwsk geborene
Brot, unser Grundnahrungsmittel, das täglich auf unserem Speiseplan steht. Und nicht nur bei uns, sondern fast überall auf der Welt. Weizen, eine Hauptzutat für dieses wichtige Lebensmittel.
Unser tägliches Brot gib uns heute… Während wir uns überlegen können, womit wir das Brot belegen, ist es für die Ärmsten der Armen wichtig, sich überhaupt welches leisten zu können – auch wenn sie es trocken essen. Doch nun wird der Weizen knapp. Nicht unbedingt für uns in Deutschland. Wir bauen ausreichend Weizen für den Eigenbedarf an, wie zum Beispiel in unserer Region das Kraichgau-Korn, mit dem ansässige Bäcker ihr Brot backen. Aber für die Länder, die schon vor oder durch die Pandemie in schwere Hungersnöte gekommen sind, und nun durch die steigenden Getreidepreise in noch größere Not geraten. Die Ukraine gehört zu den 10 größten Weizenexporteuren der Welt. Aber auch andere Getreide, wie Gerste oder Mais, werden angebaut und in viele Länder exportiert, u.a. Nordafrika oder den Nahen Osten.
Ukrainische Produkte ernähren Millionen von Menschen Gesamte Exportmenge für das Jahr 2021
tete nach dem Ende seiner Schulzeit der Ukraine. Der Krieg im Donbas und zuerst als Arbeiter in einer Fabrik. Da- das Schicksal der Menschen, die dort nach studierte er Germanistik und wur- leben und überleben, stehen im Zentde ein wahrer Kenner der deutschen rum dieses großartigen Romanes. Der Literatur. Freiwillig meldete er sich zu 1974 in Starobilsk geborene Zhadan Beginn des Zweiten Weltkrieges an die zieht hier alle Register und schafft eiFront. Im Jahre 1945 wurde er jedoch ne beklemmende Melange aus Fiktion unter Stalin zu zehn Jahren Straflager und Dokumentation. Die FAZ schreibt: verurteilt. Vorwurf: Mitleid mit dem „Wer verstehen will, was in der OstukraFeind. Nach seiner Freilassung verfass- ine geschehen ist, muss die Bücher von te er mutig immer wieder zahlreiche Serhij Zhadar lesen“ und Katja PetrowsBücher, die auch im Westen erschienen, kaja postuliert: „Auf diesen Roman hawie „Aufbewahren für alle Zeiten“, „Ver- ben wir Ukrainer gewartet.“
Lew Kopelew – Aufbewahren für alle Zeiten (1976), Hoffmann und Campe, Hamburg Serhij Zhadan – Internat (2018), Suhrkamp Verlag, Frankfurt Tanja Maljartschuk – Blauwal der Erinnerung (2019), Kiepenheuer & Witsch, Köln
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nota bene | Juli – 2022
Eine Abwärtsspirale, aus der es nur schwer ein Entrinnen zu geben scheint. All das treibt den Preis für Weizen und Getreide in die Höhe. Der Preis für Weizen ist in den letzten Monaten konstant gestiegen. Er liegt 56,2 Prozent über dem durchschnittlichen Preis vom Mai 2021 (Stand Juni 2022). Dies wird noch verstärkt durch weitere Spekulationen mit den Lebensmittelpreisen. „Investoren verdienen kräftig, während sich Familien von Nigeria bis zum Libanon kein Brot mehr leisten können. Denn Finanzjongleure nutzen den Ukraine-Krieg schamlos aus: Sie spekulieren mit Weizen, Mais und Reis und treiben damit die Preise weiter nach oben.“ (Quelle: foodwatch, die Essensretter, www.foodwatch.org)
Autorin erzählt die Geschichte des ukrainischen Volkshelden Wjatscheslaw Lypynskyj und verbindet dessen Unabhängigkeitskampf beeindruckend mit dem alltäglichen Überleben der IchErzählerin. Hierzu schrieb die Frankfurter Rundschau: „Die Tröstlichkeit an diesem Buch ist seine Untröstlichkeit“. Wolfgang Waldenmaier
Der Weizen, der jetzt auf Halde liegt, ist die Ernte des letzten Jahres. Nun aber steht die Ernte des Winterweizens an. Und die nächste Problematik zeigt sich. Kommen die Bauern auf ihre teils verminten Felder? Können sie ernten? Wenn sie ihre Ware nicht verkaufen können, fehlt der Gewinn, um wieder neues Saatgut für die nächste Aussaat zu kaufen. Ohne Saatgut keine nächste Ernte.
Meine gewählte Überschrift stammt aus dem Vater Unser, dem Gebet, welches Jesus seine Jünger gelehrt hat. Wenden wir uns doch mit dem Gefühl der Hilfslosigkeit bei so viel Leid im Gebet an Gott und bitten, dass dieser unnötige Krieg ein Ende nimmt. Auf dass die Bitte – unser tägliches Brot gib uns heute – für alle Menschen als ein Grundrecht erfüllt wird. Doch durch den Krieg, sind die Häfen blockiert und das Getreide kann nicht verschifft werden. „Derzeit sitzen allein 4,5 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen und auf Schiffen fest und können nicht genutzt werden“ (Martin Frick, Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Deutschland, zur Deutschen Presse-Agentur). Natürlich wird auf Auswege über Land zurückgegriffen. Aber auch das gestaltet sich schwierig. Lange Warteschlangen an den Grenzen. Auch auf dem Schienenweg ist es problematisch, da es zu einem großen Rückstau von Waggons kommt.
(Quellen der Grafik: World Integrated Solutions, eigene Berechnungen, NZZ/lea., fsl.)
Gebt mir das Wort zum Überleben
Bianka Zielke Quellen: Knappes Getreide: EU kann Exportausfälle der Ukraine ausgleichen | Greenpeace UN-Bericht: Getreidepreise auf Weltmarkt im Mai gestiegen | proplanta.de Ukraine: Millionen Tonnen Getreide blockiert – und die Welt hungert | agrarheute.com Wie groß ist der Ernteausfall in der Ukraine wirklich? – Die Fakten | agrarheute.com Weizen aus der Ukraine: Wie schlimm ist die Lebensmittelkrise? (nzz.ch)
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