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Klare Ansage

„Unser Land ist finanziell, moralisch und politisch pleite“ – besser kann man den Zustand Deutschlands kaum beschreiben. Dr. Wagner, ein Tierarzt mit Zivilcourage aus dem saarländischen Neunkirchen, nutzt seinen Anrufbeantworter nicht nur, um seine Patienten über die Öffnungszeiten seiner Praxis und vertretende Kollegen zu informieren, sondern beschreibt zudem mit deutlichen Worten den Status quo im Irrenhaus Deutschland.

So ist dort nach den üblichen Informationen über die Erreichbarkeit der Praxis u.a. folgende Ansage zu hören: „Kleine Anmerkung am Schluss: Wie auch im Handwerk, bei Apotheken, Zahnärzten, Ärzten, finden auch wir kein Personal, keine Assistenten, keine Nachfolger. Work-Life-Balance. Mit 66 Jahren, nach 42 Jahren tierärztlicher Tätigkeit, davon 39 in eigener Praxis, muss ich mich auf diese neue Situation einstellen. Deshalb habe ich meine Praxiszeiten reduziert. Sich täglich neu zu motivieren, fällt schwer in Konkurrenz zu Doktor Google. Termine werden ohne Absage nicht wahrgenommen, Patientenbesitzer werden zunehmend aggressiv und rücksichtslos, zusätzlich verwalten und dokumentieren wir uns zu Tode. Unser Land ist finanziell, moralisch und politisch pleite. Wir haben technologisch den Anschluss verloren und leisten uns eine Politikerkaste – auch gerne ohne Ausbildung – männlich, weiblich, divers, non-binär, die es nicht können und nicht wollen. „Doppelwumms“ und Schulden heißen Sondervermögen, überall funkt es SOS. Medikamente, Intensivbetten, medizinische Versorgung, Altersarmut, Energiekosten, ungezielte Migration, und sie labern über Regenbogen, Diversität, Lastenfahrräder, Waschlappen, kulturelle Aneignung, veganes Essen. Wir alle haben innerlich gekündigt. Der Staat schleudert Gelder raus, die wir nicht haben, für Menschen, die uns nicht mögen und verachten und abkassieren. Wir retten alles und jeden bedingungslos. Wer kritisiert, ist Reichsbürger, Nazi, AfDler, Corona-Leugner, Covidiot oder Feind der Demokratie. Vielen Dank, Annalena, Robert, Olaf, Ricarda, Omid, Cem, Nancy, für betreutes Denken! Ende der Durchsage.“

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Quelle: REPORT24 online

Für Marcus Eisele, Vorstand der Skizunft Wildbad e.V., ist es „ein sportliches Ereignis, das seinesgleichen sucht“. Begonnen hat das Fahren mit Fassdauben bereits um 1900. Nachdem der Norweger Fridtjof Nansen 1891 ganz Grönland auf Skiern in nur 42 Tagen durchquert hatte, wurde das Skifahren auch im Südschwarzwald populär. Mit Gründung des ersten SkiClubs in Todtnau etablierte sich noch im selben Jahr der neue Modesport, der als schick galt und in den Folgejahren ein durchaus mondänes Publikum in den Schwarzwald lockte.

Da sich die Kinder und Jugendlichen rund um Wildbad keine Skier leisten konnten, nahmen sie die Bretter von alten nicht mehr benötigten Fässern und banden sich die Fassdauben unter die Füße. Wenn genügend Schnee lag, rutschten sie dann auf den kurzen „Ersatz-Skiern“ herum. 1923 initiierte ein Pforzheimer Schmuckfabrikant das erste Fassdaubenrennen für die Schuljugend. Für den besten Fassdaubenfahrer lockte als erster Preis ein Paar richtige Skier.

Heute wie einst wird das Rennen auf Fassdauben, also den gleichmäßig gebogenen Brettern, aus denen man früher Holzfässer herstellte, gewertet. Traditionell ist die Daube für Riemen als Halt für die Schuhe durchgebohrt und besteht ohne Schrauben und Nägel, denn Metallteile sind nach den

Regularien verboten. Damit halten nur vorne zwei Riemchen den Vorderfuss und hinten zwei weitere Riemen die Ferse. Der Rest ist ein Balanceakt auf einem gebogenen Stück Holz.

Das wiederum ist sehenswert für die vielen Zuschauer, die die individuellen Fortbewegungsaktionen der sportlichen Akteure bewundern. Ohne Stahlkante wie bei einem modernen Ski ist die Fahrt auf einer Fassdaube mehr als auch Erwachsene daran beteiligen, denn viele haben sich schon im Kindesalter Fassdauben unter die Füße geschnallt und daher steht der Spaß im Vordergrund.“

Zur Jubiläumsveranstaltung waren allerdings Sonnenschein und steigende Temperaturen der Schneepracht am Sommerberg zu Leibe gerückt, so dass mit vielen freiwilligen Helfern die spärlichen Schneereste zu- bei der Aufstieg auf einer naturbelassenen Rasenfläche und im Anschluss auf welligem Gelände ein Kunstrasen zu meistern war, um endlich auf der schmalen Schneepiste die Schanze und die Abfahrt bis zum Ziel zu bewältigen. Das Rennen, das sich in den vergangenen Jahren zu einer Gaudi-Veranstaltung mit attraktiven Kostümen gewandelt hat, ist mittlerweile auch für Auswärtige eine besondere Attraktion, um ihr vielseitiges Talent mit Aufstieg, nur ein Abenteuer, es gibt keinen Halt und keine Bremse. Zudem gilt es, die größtmögliche Auflagefläche zu nutzen, um damit auch noch möglichst elegant und rasch voranzukommen.

„Früher hat das Rennen klassenweise nur für die Schüler des Ortes stattgefunden“, erklärt Marcus Eisele. „Mittlerweile ist es aber Tradition, dass sich sammengetragen werden mussten, um eine schmale Piste zu gestalten.

Haben einst die Jugendlichen ein Rennen mit bis zu zwei Kilometern Länge bestritten, so war in diesem Jahr die Gesamtstrecke auf knapp 600 Meter buchstäblich zusammengeschmolzen. Die Herausforderung galt daher den unterschiedlichsten Bodenflächen, wo -

Langlauf, sowie Abfahrt mit einem Schanzensprung zu beweisen. Denn an diesem Hindernis können die Fassdaubenritter ihr Können beweisen. Von der Grätsche zum Anhocken bis hin zum Salto sind mutige Sprünge – und auch Stürze – zu sehen, die allerdings mit viel Bravo-Rufen und Applaus begleitet werden.

Insgesamt wagten sich in diesem Jahr stolze 69 Teilnehmende als Einzelkämpfer oder auch als Team auf die Piste und zur Siegerehrung überreichte Bürgermeister Marco Gauger den eigens zur Jubiläumsveranstaltung gestifteten Wanderpokal an den Sieger.

Sabine Zoller

Vom Umgang mit der Wahrheit – Russland macht andere für den Ukrainekrieg verantwortlich, den niemand anderes als Putin selbst begonnen und zu verantworten hat. Nachweisbare Kriegsverbrechen werden kaltschnäuzig geleugnet, wie auch die menschenunwürdigen Deportationen von Kindern aus der Ukraine nach Russland. Lassen wir internationale Stimmen sprechen…

UN-Bericht zu Ukraine-Krieg Schwere Vorwürfe gegen Russland

Folter, vorsätzliche Tötungen und sexuelle Gewalt: Eine von den UN unterstützte Untersuchung wirft Russland zahlreiche Kriegsverbrechen in der Ukraine vor. Dazu zählt auch die Verschleppung von Kindern.

Die UN-Untersuchungskommission zum Ukraine-Krieg erhebt schwere Vorwürfe gegen Russland. Die russischen Streitkräfte hätten nach ihrem Überfall auf das Land eine große Zahl von Kriegsverbrechen verübt, erklärte der Vorsitzende der Kommission, Erik Möse, in Genf.

Möse und sein Team stellten einen Bericht vor, in dem Straftaten Russlands aufgelistet sind. Darunter befinden sich Angriffe auf Zivilisten und die Energieinfrastruktur, vorsätzliche Tötungen, ungesetzliche Inhaftierungen, Folter, Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt sowie Deportationen und Verschleppungen von Kindern aus der Ukraine nach Russland.

Kinder in Heimen und Pflegefamilien untergebracht

Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurden bis Februar (2023) mehr als 16.000 Kinder aus der Ukraine nach Russland oder in russisch kontrollierte Gebiete verschleppt. Das vom UN-Menschenrechtsrat zusammengestellte Ermittlerteam gab an, die Zahlen nicht verifizieren zu können. Es verwies aber auf Hinweise, wonach russische Behörden ukrainische Kinder in Kinderheimen oder Pflegefamilien unterbringen und ihnen die russische Staatsbürgerschaft verleihen.

Unter anderem habe der russische Präsident Wladimir Putin einen Erlass unterzeichnet, wonach Kinder unter bestimmten Bedingungen in vereinfachtem Verfahren russische Staatsbürger werden können. Die Experten untersuchten nach

Haftbefehl gegen Wladimir Putin

Der Haftbefehl gegen Wladimir Putin wurde am 17. März 2023 vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) erlassen. Wladimir Putin wird vorgeworfen, für die Deportation ukrainischer Kinder nach Russland verantwortlich zu sein.

Es handelt sich um den ersten Haftbefehl des IStGH, der im Zusammenhang mit mutmaßlichen Kriegsverbrechen nach eigenen Angaben detailliert einen Fall, in dem 164 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren aus den ukrainischen Regionen Donezk, Charkiw und Cherson deportiert wurden.

Den Eltern und den Kindern selbst sei von den russischen Sozialbehörden mitgeteilt worden, dass die Kinder in Pflegefamilien kommen oder adoptiert werden sollten. Die Kinder hätten Furcht gehabt, dauerhaft von ihren Familien getrennt zu werden.

Weitere Untersuchungen empfohlen

Die Kommission des UN-Menschenrechtsrats empfahl, alle Verstöße und Verbrechen weiter zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Eine Liste mit mutmaßlichen Kriegsverbrechern werde an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte übergeben. Die Opfer hätten ein Recht auf Wahrheit und Wiedergutmachung.

Die Angriffswellen der russischen Streitkräfte auf die energiebezogene Infrastruktur der Ukraine ab dem 10. Oktober 2022 könnten nach Ansicht der Kommission auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen. Die Unterbrechung der energiebezogenen Infrastruktur habe dazu geführt, dass ganze Regionen und Millionen von Menschen zeitweise ohne Strom und Heizung waren.

Die russische Armee habe bewohnte Gebiete mit Explosivwaffen angegriffen und „dabei offensichtlich keine Rücksicht auf Schäden und Leiden der Zivilbevölkerung genommen“, heißt es in dem Bericht. Die Angriffe seien „wahllos und unverhältnismäßig“. Bei Explosivwaffen handelt es sich um verschiedene Munitionsarten wie Artilleriegeschosse oder Raketen.

Quelle: tagesschau 16.03.23

Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine erlassen worden ist. Erstmals wird ein Staatschef eines ständigen Mitglieds des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen auf diese Weise gesucht. Ein weiterer Haftbefehl richtet sich gegen Marija Lwowa-Belowa, die russische Präsidiakommissarin für Kinderrechte.

Kritische Fragen sind russische Funktionäre nicht mehr gewohnt. Die heimischen Medien sind dem Kreml inzwischen komplett hörig. Und so staunte Sergej Lawrow nicht schlecht, als er in Indien für seine Propaganda ausgelacht wurde.

Die Versuche Russlands, Verbündete zu gewinnen, kann man nur verzweifelt nennen. In den vergangenen Wochen reiste der russische Außenminister Sergej Lawrow durch eine Reihe von afrikanischen Ländern – nur um zu Hause vermeintliche Freunde präsentieren zu können. Nun machte er sich nach Indien auf. Neben China wird das Land von der Kreml-Propaganda gern als ein mächtiger Verbündeter Russlands verkauft. Indien bemüht sich tatsächlich, eine neutrale Position im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine einzunehmen – um vor allem weiter von den günstigen Öllieferungen zu profitieren.

Außerdem kommt ein Großteil der Ausrüstung der indischen Streitkräfte aus Russland. Zuletzt hatte sich Indien in der UN-Vollversammlung bei einer Abstimmung für eine Resolution, die Frieden und den Rückzug Moskaus aus der Ukraine forderte, enthalten. Doch diese neutrale Haltung erkauft sich der Kreml sehr teuer.

Sergej Lawrow und die Propaganda-Märchen

Dass man in Indien nicht wortlos die Kreml-Propaganda zu schlucken gewillt ist, musste nun Lawrow selbst erfahren. Am Freitag nahm der Außenminister an einer geopolitischen Konferenz in der indischen Hauptstadt Neu Delhi teil. Eine halbe Stunde stotterte Lawrow auf Englisch und beklagte sich wie immer über den Westen. Die Nato hätte alle Vereinbarungen gebrochen, log Lawrow, der bereits seit 19 Jahren das Amt des Außenministers bekleidet.

Das „Nazi-Regime“ in Kiew habe alles Russische nach der „Machtergreifung“ verboten, erzählte er das beliebte Propaganda-Märchen. Um sein Vokabular scherte sich Lawrow nicht im Geringsten. Auf die kritischen Fragen des Moderators des Podiumsgesprächs, das von einem Think Tank und dem indischen Außenministerium ausgerichtet wird, ging Lawrow nicht ein. Stattdessen spulte der ehemalige Diplomat eine propagandistische Parole nach der anderen herunter.

Publikum lässt sich keine Lügen erzählen

Als die Zeit für Fragen aus dem Publikum kam, wollte eine junge Frau wissen, wie der Krieg die russische Energiestrategie gegenüber asiatischen Ländern und besonders Indien beeinflusst. „Wissen Sie, der Krieg, den wir zu stoppen versuchen, und der gegen uns angezettelt wurde, indem man die Ukraine benutzt“, setzte der 72-Jährige an – und geriet dann ins Stocken. Denn das Publikum lachte ihn schlicht aus.

Der Krieg habe „natürlich die russische Politik beeinflusst“, nahm Lawrow nach kurzer Pause den Faden wieder auf. Nur um dann wieder unbelegte Verschwörungen-Thesen von sich zu geben. Man werde sich nur noch „auf verlässliche Partner“ stützen, zu welchen „sicherlich Indien und China zählen“, erklärte Lawrow, bevor der Moderator das Gespräch zum Ende führte. „Das nächste Treffen wird hoffentlich in einer weniger brenzligen Weltlage stattfinden. Können Sie dies versprechen?“, wollte er vom russischen Außenminister wissen.

Doch Lawrow war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich so angefressen, dass er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen konnte. „Die Amerikaner werden Ihnen sicherlich Fragen zur Verfügung stellen, die Sie benutzen können“, erwiderte er. Doch der Versuch, den indischen Journalisten als eine amerikanische Marionette hinzustellen, stieß wieder nur auf höhnendes Gelächter.

In den sozialen Netzwerken setzt sich der Hohn fort. „Das ist urkomisch. Und peinlich. Der russische Außenminister Lawrow sagt, ‚der Krieg, den wir zu stoppen versuchen, wurde gegen uns angezettelt‘, und das angeblich mitfühlende indische Publikum lacht“, kommentierte Konstantin Sonin den Auftritt, ein bekannter Wirtschaftswissenschaftler, der in Chicago lehrt. Russische „Diplomaten“ würden denken, dass sie anderen „die Lügen, mit denen sie Putins Fantasien nähren“, um befördert zu werden, auftischen können – und sie für etwas anderes als Lügen gehalten werden könnten, spottete Sonin.

G20-Gipfel für Lawrow nur „Farce“

Lawrow hatte zuvor in Neu-Delhi das G20-Außenministertreffen besucht. Gleich zu Beginn am Mittwoch hatte er den Gipfel als „Farce“ kritisiert. Westliche Länder würden „die Verantwortung für ihr wirtschaftliches Versagen auf die Russische Föderation abwälzen wollen“, behauptete er.

Westliche Staaten hatten am Donnerstag bei einem Treffen der G20-Außenminister in Indien in Anwesenheit von Lawrow Russland wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine kritisiert.

Quelle: stern 04.03.23

Vom Kommunikationswissenschaftler und Journalisten

Oliver Geyer stammt der Ausspruch: „Die Wahrheit ist auch nicht mehr das Wahre“. Er bezieht sich damit auf die Komplexität und Widersprüchlichkeit einer exakten Definition des Wahrheitsbegriffs.

Obgleich sich jeder Mensch das Wahre, Ehrliche und Unverfälschte wünscht, lässt sich nur schwer herausfinden, was eigentlich dieses „Wahre“ genau ausmacht und wie man vor allem Sicherheit darüber erlangt.

Nun, in den Religionen der Welt scheint die Sache unkompliziert. Da existieren genaue Anweisungen und Vorgaben, die den Gläubigen diese Wahrheitssicherheit vermitteln. Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, denn durch mich“, dann hat das für Christen eine universelle Gültigkeit. In anderen Religionen ist der generelle Wahrheitsanspruch ebenso essentiell, und muss es auch sein, das liegt in der Natur jeder Religion und ist unverzichtbarer Bestandteil der jeweiligen Verkündigung. Selbstverständlich ist der Alleinbesitz der Wahrheit auch und gerade im religiösen Kontext immer schon äußerst anfällig für den Missbrauch durch „falsche Propheten“ und deren Manipulations-Streben an den Gläubigen.

Auch im Christentum sehen wir in vielen Perioden dieses gefährliche Phänomen, wie man es schafft, aus einer einfachen Glaubens-Wahrheit ein Instrument der Kontrolle und Unterdrückung zu konstruieren. Für Jesus reicht es aus, seinen Nächsten und seinen Feind zu lieben, um „zum Vater“ zu kommen. Für die nachfolgenden Theologen und Kleriker reichte dies scheinbar nicht. Es hat den

Anschein, dass eine ins Komplizierte veränderte Grundwahrheit leichter den Macht- und Kontrollwünschen der sogenannten „Wahrheitsbesitzer“ dient.

Wenn wir es genau betrachten, existieren nur sehr wenige Wahrheitssätze, denen jeder Mensch, egal welchen Glauben, welchen Bildungsgrad oder welche sonstige Sozialisation sie oder er auch haben mag, unumwunden zustimmen kann. Einer davon lautet zweifellos: Jedes Lebewesen muss sterben. Doch schon bei dem Satz „Das Leben endet mit dem Tod“ bricht das allgemeingültige Wahrheitsempfinden auseinander. An der Frage nach der Existenz Gottes, scheiden sich seit der Aufklärung die Geister.

Zu diesem Thema hat sich die „British Humanist Association“ zusammen mit dem Religionskritiker Richard Dawkins im Oktober 2008 einen „wunderbaren“ Fauxpas geleistet. Man startete eine „Atheistische Buskampagne“ mit der Botschaft: „THERE’S PROBABLY NO GOD (Es gibt wahrscheinlich keinen Gott)“. Mit dieser Aktion hat man tatsächlich auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es eventuell doch einen Gott geben könnte.

Wie wir sehen, ist es alles andere als einfach, allgemeingültige Aussagen zu treffen, die man als „wahr“ bezeichnen kann. Religiöse Wahrheiten sind eben keine weltlichen (profanen) Wahrheiten. Die Wahrheit, dass für einen gläubigen Christen Jesus am Kreuz gestorben und am dritten Tage von den Toten auferstanden ist, muss für einen Muslim oder einen Juden keine Rolle spielen. Man könnte sagen, es gibt Wahrheiten, die erst zur Wahrheit werden, wenn der Kontext dies zulässt.

Schwierig wird es beispielsweise, wenn religiöse Fanatiker ihre Wahrheit zur

Vertrau mir!

Über das Suchen und das Finden der Wahrheit in Religion und Wissenschaft

Der Weg, die Wahrheit und das Leben

allgemeinen erheben. Dass Gott die Welt in sieben Erdentagen (á 24 Stunden) erschaffen haben soll, tritt dann als Gegenthese zur wissenschaftlichen Evolutionstheorie an. Dass die Erde der Mittelpunkt des Sonnensystems sei, galt bis Galileo Galilei (15641642) quasi als Dogma der Kir- che. Er hat wissenschaftlich bewiesen, dass die Erde einer von vielen Planeten ist, die die Sonne umkreisen. Wissenschaftliche Wahrheiten können und müssen, anders als religiöse, methodisch nachgewiesen werden. So kann zum Beispiel niemand ernsthaft behaupten, die Erde sei eine Scheibe. Man kommt von Europa nach Indien sowohl Richtung Osten, als auch Richtung Westen. Streng wissenschaftlich betrachtet ist es jedoch auch nicht wahr, dass die Erde eine Kugel ist. Rein geometrisch gesehen ist sie dies nämlich nicht. Richtig wäre hier die Definition: Die Erde ist ein kugel-ähnlicher Körper mit Dellen und Ausstülpungen.

Objektive und subjektive Wahrheiten sind in jedem Falle zu unterscheiden. Objektive Wahrheitssätze müssen beweisbar sein. So ist es beispielsweise eine unumstößliche Wahrheits-Aussage, dass jeder Mensch, um zu leben, Sauerstoff benötigt. Da gibt es nichts anzuzweifeln oder zu relativieren. Eine objektive Wahrheitsaussage ist frei von jedem Interpretations-Spielraum und lässt keine alternativen Ansichten zu.

Wie schon erwähnt, sind die Fragen des Glaubens der jeweiligen Religion zugeordnet. Glaubenssätze religiöser Art können sich sogar innerhalb einer Religion, also konfessionell, stark unterscheiden. So ist die Hostie in der Katholischen Kirche immer Leib Christi, auch an Wochentagen außerhalb des Gottesdienstes. In den meisten protestantischen Konfessionen wird das Brot erst während des Abendmahls (mit den Einsetzungsworten) zum Leib des Herrn. Vielleicht wird an diesem Punkt ersichtlich, warum ein gemeinsames Abendmahl – vor allem der Katholischen Kirche – Probleme bereitet. Man sieht, mit der religiösen (subjektiven) Wahrheit ist es oft sehr schwierig.

Gerade in Zeiten des freien Internets, in dem jeder seine eigenen Thesen weltweit nahezu ungefiltert verbreiten kann, wird es den Nutzern sehr erschwert, Wahrheiten von Unwahrheiten zu unterscheiden. Auch die Trennung zwischen objektiven und subjektiven Erkenntnissen verschwimmt in manchen Bereichen immer mehr.

In seinem Buch „Das Internet muss weg“ beschreibt der Autor und Blogger Schlecky Silberstein dieses Phänomen und dessen Folgen für unsere Gesellschaft sehr präzise. Der Titel seines Buches aus dem Jahr 2018 ist deswegen irreführend, weil Silberstein keinesfalls das Internet abschaffen will, sondern einen „Reset“ des Netzes für dringend erforderlich hält, um unsere Demokratie zu schützen. Bleibt letztlich zu hoffen, dass die „Wahrheit“ über die Zusammenhänge der Entstehung und der Verdrehung von bislang gültigen Wahrheiten schnell gefunden und verstanden wird. Gerade in unserer, für jede und jeden zugänglichen und beeinflussbaren Mediengesellschaft – ein Zustand, den es vorher in der Menschheitsgeschichte noch nie gab – ist die Deutung des Wahrheitsbegriffes vielleicht das allerwichtigste Instrument für ein gerechtes und funktionierendes Gemeinwesen.

Wolfgang Waldenmaier

Die Altenpflege leidet unter einem desaströsen Arbeitsmarkt. Fachkräfte fehlen überall. Wie kann die Versorgung alter Menschen nachhaltig sichergestellt werden…

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