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Ein Pickel kehrt nach 50 Jahren auf den Gipfel zurück

Taxi für faule Touristen

Auf den Pik Lenin (7134 Meter) Eine große Reise nach Kirgistan mit kleinen Startschwierigkeiten Text und Fotos: Pavol Vyhlidal

Der Masterplan Der vom Reisebüro empfohlene Masterplan lautete ziemlich simpel: zuerst eine Akklimatisierungstour vom Basislager aus (3600 Meter) auf den nächsten Gipfel (4800 Meter), dann an einem Tag zum Lager 1 auf 4400 Meter, danach die zweite Akklimatisierungstour auf 5100 Meter. Am vierten Tag soll der Aufstieg über den Gletscher zum Lager 2 auf 5300 Meter und später zum letzten Lager auf 6100 Meter folgen. Dort werden wir die Ausrüstung (Zelte, Essen, Kleidung) zurücklassen, zum Basis­lager absteigen, eine Pause einlegen und einen ­zweiten Anlauf über drei Tage zum Lager 3 ­nehmen, von wo aus der Gipfelsturm auf den Pik Lenin (7134 Meter) startet. Die Durchführung Schon der erste Aufstieg hat unsere Pläne durchgewirbelt. Die dünnere Luft bedeutet, dass man nach nur wenigen Schritten anhalten und durchatmen muss. Darüber hinaus sind mir die Blutäderchen in der Nase geplatzt, sodass die Nase dauerhaft verstopft war und ich noch schlechter atmen konnte. Dazu gesellte sich die in Zentralasien übliche Belästigung für euro­päische Touristen: Magen-Darm-­Probleme.

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Man schläft also nicht (wegen der Höhe), isst nichts (wegen der Höhe) und trinkt wenig ­(Wasser muss erst geschmolzen und gekocht ­werden, sonst droht noch mehr Durchfall). Diese F ­ aktoren bilden zusammen ein einzig­ artiges Gesamterlebnis, das einem lange in Erinnerung bleibt. Der Weg zum Lager 1 erinnert an eine ­normale Alpenwanderung. Viele gehen nur zum Lager 1, das kann man ohne zusätz­ liche A ­ usrüstung und Risiko schaffen. Zu den anderen Lagern lassen sich Touristen oft ihr Gepäck ­hoch­tragen, das übernehmen Sherpas. Die Bergführer sind e ­ thnische Russen, die ­Köchin war aus U ­ sbekistan, die Bedienung aus ­Kirgistan, der L ­ agerleiter Kroate und die Ä ­ rztin kam aus Litauen. Die Sherpas werden aus Nepal e ­ ingeflogen und kehren nach der Saison nach Hause zurück. Nach der ersten Woche des Leidens s­ tiegen wir zum Basislager ab, duschten endlich (eine Woche ohne zu duschen ist mein ­Rekord), besuchten den Arzt, erhielten eine bunte M ­ ischung an Medikamenten gegen alles, w ­ uschen die Wäsche, aßen bis zum


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