Der SportKurier 1 - 2021
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Förderung der Sportstätten wirkt sich positiv auf Gehälter vor Ort aus Forschungsteam der Universitäten Tübingen und St. Gallen deckt bisher kaum untersuchten Zusammenhang auf Fördert eine Gemeinde ihre Sportstätten
Sozialkapital begründe, was wiederum
beispielsweise auch sicherstellen, dass
mit vergleichsweise hohen Beträgen, hat
nachweislich positiv auf den Arbeits-
das Ergebnis nicht über den Zuzug von
die ansässige Bevölkerung mittel- bis
markterfolg wirke.
langfristig mehr Geld in der Haushalts-
Personen mit höheren Gehältern in die Gemeinden mit gut finanzierten Sportstät-
kasse. Das Nettoeinkommen der Haus-
Die Datengrundlage für die neue Studie
halte kann bis zu 5,8 Prozent höher aus-
bildete das Soziooekonomische Panel (SO-
fallen als bei geringer Sportstättenförde-
EP) des Deutschen Instituts für Wirt-
ten zustandekam.“ Über den deutlichen E�ekt auf den
rung. Dieser E�ekt geht allerdings fast
schaftsforschung, in dem ausgewählte
Arbeitsmarkterfolg bei hoher Sportför-
ausschließlich auf Gehaltssteigerungen
Privathaushalte seit 1984 jährlich wie-
derung war auch das Team zunächst über-
bei Männern zurück. Das ergab eine Un-
derholt unter anderem zu soziologi-
rascht. „Daher haben wir zahlreiche ande-
tersuchung von Professor Tim Pawlowski
schen, gesundheitlichen und ökonomi-
re Modellspezifikationen getestet und die
und Tim Wallrafen (Institut für Sport-
schen Themen befragt werden. Für den
Ergebnisse miteinander verglichen“,
wissenschaft an der Universität Tübin-
ausgewählten Zeitraum von 2001 bis 2012
sagt Pawlowski. Das Hauptergebnis blieb
gen) sowie Professor Michael Lechner
wurden diese Daten mit den jährlichen
indes gleich. Die Personen in Kommunen
und Dr. Carina Steckenleiter (Institut für
Pro-Kopf-Ausgaben für örtliche Sport-
mit höheren Ausgaben für Sportstätten
Empirische Wirtschaftsforschung der
einrichtungen der über 12.000 Gemein-
erzielten ein um mehr als fünf Prozent
Universität St. Gallen). Die Studie wurde
den in Deutschland verbunden.
höheres Gehalt als in Kommunen mit we-
von der Deutschen Forschungsgemein-
Individuelle Vergleiche im großen Daten-
niger Ausgaben für Sportstätten. „Auch
schaft (DFG) und dem Schweizerischen
bestand
die Geschlechterdi�erenz blieb beste-
Nationalfonds (SNF) gefördert.
hen“, sagt er. „Wir gehen davon aus, dass „Dass in Kommunen mit hohen Ausga-
die Männer stärker von den örtlichen
ben für die Sportstätten die Haushalte
Sportanlagen profitierten, weil Frauen
mics verö�entlichten Ergebnisse legen
mehr Geld zur Verfügung haben, kann vie-
dieser Altersklasse allgemein weniger
nahe, dass vorrangig Männer die lokale
le verschiedene Gründe haben. Daher war
Sport treiben und entsprechend auch
Die in der Fachzeitschrift Labour Econo-
ö�entliche Sportinfrastruktur nutzen.
es sehr aufwendig, den ursächlichen
ö�entliche Sportstätten seltener nut-
Die dadurch erreichte Steigerung ihres ge-
Zusammenhang zu identifizieren“,
zen.“
sundheitlichen und sozialen Wohlbefin-
erklärt Pawlowski. Vereinfacht sei die Vor-
dens schlage sich in einem größeren
gehensweise so, dass das Forschungs-
Während ein Zusammenhang zwischen
Erfolg auf dem Arbeitsmarkt nieder, so
team in dem großen Datenbestand je-
sportlicher Aktivität und Arbeitsmarkt-
das Forschungsteam.
weils Personen vergleiche, deren Merk-
erfolg bereits bekannt war, hat das
male sowie ihre persönlichen und lokalen
Forschungsteam erstmals die gesamte
„Die direkten Arbeitsmarkte�ekte von
Rahmenbedingungen sich zu Beginn des
Kausalkette von der Finanzierung der
ö�entlichen Ausgaben für Bildung oder
Beobachtungszeitraums möglichst stark
Sportinfrastruktur bis zum Arbeits-
Arbeitsmarktprogramme wurden schon
ähnelten. Nur lebten sie in Kommunen,
markterfolg in den Blick genommen. „Un-
häufiger untersucht, nicht jedoch die indi-
die unterschiedlich viele Finanzmittel in
sere Studie zeigt, dass es auch aus ökono-
rekten E�ekte von ö�entlichen Ausgaben
ihre lokalen Sportstätten stecken. „Mit
mischer Sicht sinnvoll ist, ausreichend
für Sport“, berichtet Tim Pawlowski. Und
dieser Methode versuchen wir zu kon-
Geld in eine gute Sportstätteninfrastruk-
das, obwohl die Politik solche Ausgaben
trollieren, wie sich die Gehälter im zeitli-
tur zu stecken“, fasst Pawlowski die
häufig mit positiven E�ekten auf bei-
chen Verlauf ohne Einfluss der Sportstät-
Erkenntnisse zusammen. (Uni Tübingen)
spielsweise die Gesundheit oder das
tenförderung entwickeln. So können wir