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Corona und die Medien

Dr. P. Hünerfeld Wissenschaftsjournalismus – unverzichtbar, nicht nur in Pandemie-Zeiten

Corona ist weniger gefährlich als die Grippe, Masken schützen nicht, es wird keine zweite Welle geben – Aussagen, die sich im Nachhinein als Blödsinn herausstellten, gab es zu Beginn der Pandemie oft in den Medien. Und wir haben die Pandemie lange unterschätzt. Dabei wussten wir eigentlich, was auf uns zukommen kann. Noch im Dezember 2019 gab es eine

CoronaDokus des Autors im SWRFernsehen

Das Intensiv-Team – Im Kampf gegen die dritte Welle (31. 03. 2021) Die Lebensretter – Im Dauereinsatz gegen Corona (16. 12. 2020) Heilung schwerer CoronaFälle – Die Lebensretter der Uniklinik Freiburg (11. 03. 2020)

Veranstaltungshinweise

Die Baden-Württembergische Bank (BW-Bank) veranstaltet in der Reihe „RECHT UND FINANZEN AM ABEND“ ein Seminar zum Thema:

CORONA bringt Fortschritt – Arztpraxen werden digital: – Steuerliche Vergünstigungen durch CORONA – Der Weg in die digitale Steuerwelt mit Ihrem Steuerberater! Termine und Veranstaltungsorte:

• 15. September 2021 (18.30 Uhr) in Freiburg • 22. September 2021 (18.30 Uhr) in Villingen-Schwenningen

Inhalte:

Wir gehen mit Ihnen auf einen kurzen Streifzug zu Themen, die Arztpraxen Corona-bedingt auf wirtschaftlichen Ebenen zu verkraften hatten: • Wie haben das erfolgreiche Praxen gemacht? • Auf was muss ich achten, wenn ich Förderungen beantragt und erhalten habe? • Welche Chancen bietet die Digitalisierung in der Zusammenarbeit mit meinem Steuerberater? • Wie werden Digitalisierungsvorhaben vom Staat gefördert? Daneben wird es ausreichend Raum für Ihre Erfahrungen und Fragen und damit zu einer gewinnbringenden Diskussion für alle Teilnehmer geben.

Referentin:

Claudia Himmelsbach Steuerberaterin/Dipl. Betriebswirtin (BA), Fachberaterin für den Heilberufebereich (IFU/ISM GMBH) und für Mediation (DSTV E.V.), Zertifizierte Mediatorin im Heilberufebereich (MAB) Kanzlei: STEUERrat Himmelsbach & Partner, Villingen-Schwenningen

Information und Anmeldung:

BW-Bank Freiburg, Claudia Wolf, Telefon (07 61) 2 18 05-37, E-Mail: claudia.wolf@bw-bank.de BW-Bank Villingen-Schwenningen, Tobias Müller, Telefon (0 77 20) 39 05-18, E-Mail: tobias.mueller@bw-bank.de

Teilnahmebedingungen:

Die Veranstaltung ist für die Teilnehmer kostenfrei. Die Durchführung steht unter dem Vorbehalt der zum jeweiligen 440 ÄBW 08 | 2021 Zeitpunkt geltenden Corona-Regeln und -Verordnungen. Reihe von Rückblicken auf die Spanische Grippe. Zum Hundertjährigen Jubiläum ein schaurigeres Erinnern mit wohligem Gruseln. Pandemien? Weit, weit weg – die Schweinegrippe vor zwölf Jahren: viel Lärm um (fast) nichts. Was kann uns schon passieren?

Das Virus hat uns mit heruntergelassenen Hosen erwischt. Zu wenig Schutzkleidung, zu wenig Masken, zu wenig Händedesinfektionsmittel. Es fehlte am nötigsten. Wir mussten kollektiv die bittere Erfahrung machen, wie verletzlich wir sind, wie schnell das Gefühl der Sicherheit dahin sein kann, wie plötzlich nichts mehr richtig planbar ist in unserer durchgetakteten Welt.

Dabei haben die Medien den Sprung in die Pandemie zu Anfang besser geschafft als etwa das Gesundheitswesen. Reporterinnen und Reporter schwärmen aus, Sondersendungen und Hintergrundberichte – Krisen gehören zum medialen Alltagsgeschäft. Die Vollbremsung in den Krankenhäusern dagegen, das Einstellen des Elektivgeschäfts, eine große Zahl hochinfektiöser Patienten: Ein Kraftakt, der alle unvorbereitet traf. Als Arzt, der seit zwanzig Jahren als Journalist in der Wissenschaftsredaktion des SWR arbeitet, habe ich in Freiburg und BadenBaden unmittelbar miterlebt, wie sich die Kliniken in kürzester Zeit auf die neue Lage einstellen mussten. Allein mit der Kamera habe ich die Intensivteams, ihre Patienten und deren Angehörige begleitet - und mit mir haben die Zuschauerinnen und Zuschauer erlebt, was eine schwere Covid-19-Erkrankung bedeutet – für alle Betroffenen. Millionenfach gesehen in ARDExtra-Sendungen, Tagesthemen, Dokumentationen und den Sozialen Medien. Miterleben und Verstehen – das kann das Verhalten der Menschen unmittelbar beeinflussen. Nehme ich die unsichtbare Bedrohung ernst? Weniger Kontakte, Abstand halten, Maske tragen und Hände waschen? Den Medien kommt in der Pandemie deshalb eine besondere Verantwortung zu.

Nicht alle Medien sind dieser Verantwortung gerecht geworden. Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk und die anderen Qualitätsmedien haben aber aus meiner Sicht sehr vieles richtig gemacht. Die Pandemie zeigt dabei die Stärken, aber auch die Grenzen und Schwächen der Medien auf.

Die größte Schwäche: falsche Balance. Im politischen Journalismus sollen alle Meinungen abgebildet werden. Wenn es dagegen um Wissenschaft geht, sollte alles plausibel und gut begründet sein. Immer wieder aber wurde vermeintlich wissenschaftlichen Meinungen Raum gegeben, die lediglich auf unbewiesenen Behauptungen gründeten. Oft um der Zuspitzung willen. Das führt zu einer falschen Balance zwischen gesichertem Wissen und wenig fundierten Behauptungen. Beim Rezipienten entsteht der Eindruck: Die einen sagen so – die anderen so. Das kann in der Pandemie fatal sein, wenn ich daraufhin die Gefahr nicht mehr ernst nehme und mich riskant verhalte.

In der Pandemie zeigte sich denn auch schnell die Stärke des Wissenschaftsjournalismus: Fakten checken, neue Studienergebnisse fundiert bewerten, wichtige Erkenntnisse schnell verbreiten, aber auch falsche Einschätzungen klar benennen. Dafür braucht es gut ausgebildete Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, die die Spreu vom Weizen trennen. Über ein Verständnis der Zusammenhänge die Menschen befähigen, vernünftig zu handeln. Vor allem aber auch: Die Grenzen des Wissens dabei deutlich machen, die Unsicherheit und Vorläufigkeit neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse erklären und so in der Flut neuer Erkenntnisse Orientierung geben – für Laien wohlgemerkt. Das ist gerade bei Gesundheitsthemen essenziell – nicht nur in der Pandemie.

In der Pandemie zeigen sich aber auch die Grenzen der traditionellen Medien: Wir erreichen nicht mehr alle Menschen. Gerade in den Quartieren, in denen die Ansteckungsrate besonders hoch und die Impfbereitschaft besonders niedrig ist, erreichen die großen Qualitätsmedien die Menschen nur bedingt. Diese Menschen zu erreichen ist in der jetzigen Phase der Pandemie die größte Herausforderung – für die Medien, die Politik und vor allem für das Gesundheitswesen. Denn noch ist die Pandemie nicht vorbei und wir sollten uns hüten, Corona zu unterschätzen, wie im vergangenen Sommer.

Dr. Patrick Hünerfeld, Arzt und Journalist, SWR Wissenschaftsredaktion, Baden-Baden

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