mobil! Clubmagazin des ACS beider Basel

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Clubmagazin ACS beider Basel | 04-2020

Standpunkt

Dem Auto gehört die Zukunft! Auch in Basel-Stadt. motorisierten Strassenverkehr ab­gewickelt wird. Trotz Milliardeninvestitionen in den öffentlichen Verkehr während der vergangen Jahrzehnte hat sich da­ran nichts geändert.

Daniel Seiler Vorstand ACS beider Basel und Präsident FDP Kleinbasel

Die Coronakrise hat dem Kollektivtransport die Grenzen aufgezeigt. Während der Krise war der Individualtransport dem Kollektivtransport klar überlegen. Die rot-grüne Regierung von Basel-Stadt hat sogar die Parkgebühren gesenkt, um den Arbeitskräften im Gesundheitswesen den Zugang in die Stadt – mit dem Auto – zu vereinfachen. Dass dann gleich mit den ersten Lockerungen am 11. Mai, als Geschäfte und Restaurants wieder öffnen durften, die Tarife wieder auf die normale, extreme Höhe angehoben wurden, war ärgerlich und unverständlich. Und es ist kein gutes Zeichen für eine Stadt. Eine Besucherparkkarte für die blaue Zone, die 20 Franken kostet, das hat nichts mit einer Willkommenskultur zu tun. Auch deshalb hat der ACS beider Basel die «Gesetzesinitiative für erschwingliche Parkgebühren» lanciert. Das Automobil ist dem Kollektivtransport auch ausserhalb der Krise in wesentlichen Aspekten überlegen, weil schneller, flexibler und bequemer. Es gibt viele gute Gründe, warum in der Schweiz auch heute noch über 75 Prozent des Verkehrsaufkommens über den privaten

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In der nahen Zukunft, wenn sich dann das autonome Fahren durchgesetzt hat, werden die Vorteile der Geschwindigkeit, Flexibilität und Bequemlichkeit des Automobils noch an Bedeutung gewinnen. Man stelle sich vor, dass jeder, Alt und Jung, sich dann ein selbstfahrendes Fahrzeug vor das Haus bestellen und dann rasch, bequem und direkt ohne Umsteigen – während des Zeitunglesens und Kaffee­ trinkens – von A nach B fährt. Ob dieses Fahrzeug dann einem persönlich gehört oder nicht, spielt keine Rolle – es wird auf jeden Fall auch in Zukunft Stras­ sen und eine zukunftsgerichtete Verkehrsinfrastruktur brauchen. Auch heute noch sind mehr als 65‘000 Autos im Kanton BaselStadt eingelöst. Das Gewerbe und die wichtigen Arbeitskräfte aus dem Umland können auch nach der Krise ihren Geschäften nicht alle mit dem Kollektivtransport oder dem Cargo­ velo nachgehen. Die Zukunft der Mo­ bilität wird vielfältig sein. Das Automobil wird, dank neuer Antriebskonzepte, ganz gewiss auch dazu gehören. Im Herbst sind in Basel Wahlen. Gewählt wird auch ein neuer Verkehrsminister oder eine neue Verkehrsministerin. Ich hoffe, dass die Bevölkerung eine Persönlichkeit wählen wird, die nicht schon beim Anblick eines Autos gleich Rot sieht und nur beim Drämmli auf Grün schaltetet. Wir brauchen für die Zukunft eine Verkehrspolitik nicht nur für Velofahrer und den ÖV, sondern für alle Verkehrsteilnehmer der Stadt und der ganzen Region.

Bild Corona: Pixaba, Bild Nauenstrasse und Fotomontage: C. Greif

Mit Corona gegen das verhasste Automobil Im Basler Parlament wurden meh­ rere Vorstösse von links-grüner Seite eingereicht, welche versuchten, die Covid-19-­Pandemie argumentativ zu nutzen, um den motorisierten Verkehr in der Stadt noch mehr zu behindern. Einmal wird ins Feld geführt, die 2-Meter-Abstandsregel sei auch nach der Lockerung der Massnahmen sehr wichtig, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Zu Fuss Gehende könnten diese Regel in der Praxis aber fast nicht einhalten, weil die Strassen zu breit, respektive die Trottoirs zu eng seien. Man solle deshalb die Strassenflächen «dynamisch situativ einschränken» und zudem auch Parkplätze in Parkhäuser verlagern, die auf öffentlichem Grund dann aufgehoben werden könnten, um dem Langsamverkehr mehr Platz zur Verfügung zu stellen. Veloverkehr boome Eine andere Argu­men­tations­ schie­­ne geht so: Der öffentliche sowie der motorisierte Verkehr in der Stadt habe massiv abgenommen, nur der Veloverkehr habe um 200 Prozent zuglegt. Deshalb müssten jetzt Autofahrspuren, die nur zur Hälfte benötigt würden, in Velospuren ummarkiert werden. Dies sei auch ein Beitrag zur Verminderung der Feinstaub-

emissionen, welche die Schwere eines Covid-19-Krankheitsverlaufs beeinflusse. Deutliche Worte Das Veloverkehrsaufkommen in der Stadt Basel habe aufgund des Lockdowns nicht zu-, sondern ab­genommen. Der Autoverkehr sei um 30 Prozent zurückgegangen. Für den ÖV lägen zwar keine belastbaren Zahlen vor. Ein Rückgang um 80 Prozent erscheine allerdings als plausibel. Mit der Lockerung der Massnahmen werde der motorisierte Verkehr sehr rasch wieder mindestens auf das bisherige Mass steigen. Dies auch deshalb, weil gefährdete oder ängstliche Per­ sonen den ÖV weiterhin meiden dürften. Unbenutzte Stras­sen­flä­ chen werde es also nicht geben, die ohne anderweitige Nachteile umwidmet werden könnten. Da der Veloverkehr abgenommen habe, sehe der Regierungsrat aber auch keine Veranlassung, Veloverkehrsflächen auszuweiten, zu­mal eine solche Massnahme negative Folgen für den Verkehrsablauf hätte. Und: Die Park­häuser der Innenstadt seien tatsächlich aktuell unterdurchschnittlich aus­gelastet, aber auch kein adäquater Ersatz für Parkplätze in Wohnquartieren.


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