ZKO Opus II Saison 2020/21

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B L I C K I N D I E V E RG A N G E N H E I T

GENERATIONEN IM ORCHESTER Als Silvia Rohner Geiser das Probespiel fürs ZKO bestanden hatte, war Simon Wiener noch nicht einmal auf der Welt. Die Cellistin hat denn auch einiges von früher zu erzählen – und der junge Geiger schildert uns seinen Blick auf das heutige Musikerleben. Ein Gespräch zwischen den Generationen. INTERVIEW SIMONE PFLÜGER

Ich habe mal nachgeschaut: Silvia, du bist 1987 ins ZKO eingetreten. 7 Jahre später kamst du, Simon, zur Welt. Silvia (lacht): Nein! Oh, Hilfe … Simon, ich könnte fast deine Grossmutter sein! Kannst du dich noch erinnern, wie du damals angefangen hast? Silvia: Es war meine erste Bewerbung und ich dachte, das schaffst du nie, das Zürcher Kammerorchester, ich versteige mich da. Und doch war es mein Wunsch. Dann war ich lange die Jüngste in der Bassgruppe – und plötzlich hat es sich geändert, ich kam mir vor wie im Schleudersitz. Du, Simon, bist erst seit diesem Jahr ein fester Teil des Orchesters. Hast du das Gefühl, schon richtig angekommen zu sein? Simon: Ich hoffe es! Weil es nur 20 Leute sind, kann man sich schnell integrieren. Auch die gute Atmosphäre macht es einem einfach. Der Orchesteralltag ist glücklicherweise nicht mit dem Stress verbunden, den ich aus einigen anderen Orchestern kenne. Wolltest du deshalb beim ZKO mitspielen? Simon: Ich hatte verschiedene Probespiele gemacht und es war eigentlich purer Zufall, dass ich zum ZKO kam. Aber natürlich ist es insofern glücklich, als es mir mehr Spass macht, in einem kleineren Orchester zu spielen als in

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einem grossen. Und ohne einen Dirigenten zu spielen, ist für mich auch ein grosses Plus. Inwiefern? Simon: Der Kontakt unter den Musikern wird absolut lebenswichtig. Man darf die anderen Stimmen nicht einen Moment lang vergessen – das gefällt mir. Ich staune auch, wie Willi Zimmermann als Konzertmeister mit kleinsten Gesten klarmachen kann, was er möchte. Silvia: Das funktioniert tatsächlich wahnsinnig gut. Doch auch das Spielen unter einem Dirigenten hatte seinen Reiz. Was ich bei Edmond de Stoutz sehr inspirierend fand: Egal wie krank er war, wenn er auf der Bühne stand und die Musik begann, hatte er ein Leuchten in den Augen. Er besass auch immer eine sehr genaue Vorstellung: In den Proben liess er manchmal keinen Ton durch, ohne etwas dazu zu sagen. Das klingt intensiv. Silvia: Ja, man hatte aber auch viel mehr Zeit zum Üben. Heute ist die Probezeit ein wenig gedrängter. Es muss schneller etwas zustande kommen. Simon: Ich mag es aber auch, wenn man nicht allzu lange an einem Stück arbeitet. Die gedrängte und zielorientierte Arbeitsweise ist sicher ein allgemeines Zeitmerkmal, nicht nur in der Musik …


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