Gesundheit Emmental - 2/2025 | Spital Emmental AG

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Fokus auf Innere Medizin: Das Spital in Langnau ist ein zentraler Bestandteil der erweiterten medizinischen Grundversorgung im Emmental. Ein interdisziplinäres Team aus Spezialistinnen und Spezialisten der verschiedensten Fachbereiche versorgt Patientinnen und Patienten mit sämtlichen gesundheitlichen Beschwerden.

Weitere Themen

Geriatrische Akutrehabilitation – bestmögliche Lebensqualität erhalten

Spezialisierte Palliative Care: neu auch in Langnau

Austausch auf Augenhöhe: Selbsthilfe als Ergänzung zur psychiatrischen Behandlung

Wir begleiten Sie vor, während und nach der Geburt.

Dank der Kurse zur Geburtsvorbereitung, zur Rückbildung nach der Geburt und zum Einstieg ins Vatersein wissen Sie, welche Ressourcen Sie haben und wie Sie mit diesen vertrauensvoll und zuversichtlich an diesen neuen Lebensabschnitt herangehen.

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Grundversorgung von A bis Z

Klein, aber fein – mit knapp 70 stationären Betten für akutsomatische und psychiatrische Patientinnen und Patienten ist der Spitalstandort Langnau zwar nicht riesig, dennoch ist dieses Spital ein zentraler Pfeiler der erweiterten medizinischen Gesundheitsversorgung des gesamten Emmentals. Hier haben die Patientinnen und Patienten eine kompetente Anlaufstelle für viele gesundheitliche Probleme und werden mit der nötigen medizinischen und pflegerischen Fachexpertise behandelt. Das Behandlungsspektrum ist mit den akutmedizinischen, psychiatrischen, palliativen und akutgeriatrischen Fachbereichen sowie diversen ambulanten Angeboten und Sprechstunden breit aufgestellt. Ergänzt wird das Angebot durch die rund um die Uhr geöffnete Notaufnahme, den im Spital stationierten Rettungsdienst sowie die Radiologie, die alle gängigen Untersuchungsmethoden anbietet. Die Behandlungen sind konsequent interdisziplinär und interprofessionell aufgebaut, was für alle Beteiligten, Patientinnen und Patienten, Angehörige sowie Mitarbeitende einen deutlichen Mehrwert ergibt.

Neu am Standort Langnau ist die spezialisierte stationäre Palliative Care; sie richtet sich an Menschen mit unheilbaren Erkrankungen in komplexen Situationen. Gleichzeitig wird auch die geriatrische Akutrehabilitation gestärkt – dieses bereits seit Längerem bestehende Angebot kann dank einer Verstärkung der Ärztecrew weiter ausgebaut werden. In dieser Ausgabe des «Gesundheit Emmental» geben wir einen Einblick in die verschiedenen Bereiche des Spitals in Langnau und lassen Mitarbeitende zu Wort kommen, die sich hier um das Patientenwohl kümmern.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

Titelseite

Für den Spitalstandort Langnau im Einsatz (vordere Reihe, v. l.): Mirjam Aeschlimann, MPA Kardiologie; Dr. med. Sandra Burren, Leitende Ärztin; Simona Brechbühl, Leitende MPA Kardiologie; Ruth Duner, Dipl. Expertin Notfallpflege; Dr. med. Eva Maria Genewein, stv. Chefärztin Medizin; Rebekka Messerli, Abteilungsleiterin Notfall; Dr. med. Katja Montag, Co-Chefärztin Psychiatrie. Hintere Reihe (v. l.): Yannick Oesch, Assistenzarzt Medizin; Dr. med. Lara Lauber, Leitende Ärztin Geriatrie; Dr. med. Petra Mair, Leitende Ärztin Palliative Care; Dr. med. Khaled Gadelhak, Oberarzt Medizin; Nick Zingg, Assistenzarzt Medizin; Dr. med. Simon Schneiter, Chefarzt Medizin. Bild: Conrad von Schubert

Versorgung von A bis Z

«Wir sind Grundversorger, welche die Menschen bei allen gesundheitlichen Problemen betreuen», sagt der Chefarzt Medizin in Langnau.

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Wenn die Situation zu belastend wird

Seit Kurzem profitieren Menschen mit unheilbaren Erkrankungen in komplexen Situationen auch in Langnau vom Angebot der spezialisierten stationären Palliative Care.

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Selbstständigkeit und Lebensqualität im Fokus

Im Interview spricht Geriaterin Lara Lauber darüber, wie die geriatrische Akutrehabilitation funktioniert und was sie an der Arbeit fasziniert.

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Vom Traum Hausärztin zur Leitenden Ärztin

Sandra Burren koordiniert als Leitende Ärztin den Klinikalltag, betreut Menschen mit komplexen Krankheitsbildern und leitet die Praxis in der Stiftung Lebensart in Bärau.

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Pflege mit Herz –

trotz Belastung

Die beiden Pflegefachpersonen Samira Zaugg und Annina Wisler können sich trotz hoher Belastung keinen anderen Beruf vorstellen.

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Zwischen Station und Sammelunterkunft

Die Co-Chefärztin der Psychiatrie Katja Montag hat eine transkulturelle Sprechstunde in Kollektivunterkünften für Geflüchtete aufgebaut.

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Gespräche können

guttun

Psychische Erkrankungen: Der Trialog im Emmental fördert den Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen.

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Austausch auf Augenhöhe

Die Psychiatrie am Spital Emmental sieht die Selbsthilfe als wichtige und wertvolle Ergänzung zur Behandlung und Nachsorge von Patientinnen und Patienten.

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Verbleibende Lebenszeit erleichtern

Fachpersonen des Mobilen Palliativdienstes Emmental-Oberaargau arbeiten zusammen, um schwer kranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu unterstützen.

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Frisch, direkt und persönlich

Im dahlia Lenggen werden die Mahlzeiten direkt in den Wohngruppen frisch serviert. Dadurch werden der Austausch und der Dialog gestärkt.

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Hebammenarbeit beginnt lange vor der Geburt

Zwei frisch diplomierte Hebammen sprechen über die Faszination ihres Berufs und über ihre Ausbildung.

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Der Weg in die digitale Zukunft

Was die Digitalisierung für ein Spital bedeutet und wo das Spital Emmental in diesem Thema steht, erklärt der Leiter Transformation und Digitalisierung.

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IMPRESSUM

Herausgegeben von der Spital Emmental AG. Erscheint zweimal jährlich | Postadresse: Spital Emmental, Marketing und Kommunikation, Oberburgstrasse 54, 3400 Burgdorf, kommunikation@spital-emmental.ch | Redaktion: Kerstin Wälti, Spital Emmental; Gestaltung: Adrian Siegenthaler, as-graficdesign, Hohengasse 19, 3400 Burgdorf; Korrektorat: Marie-Claire Hofstetter, Lektorat Feinschliff, Eyzälg 34a, 3400 Burgdorf | Druck: Merkur Druck AG, Gaswerkstrasse 56, 4900 Langenthal | Auflage: 87 000 Exemplare | Spedition: D’REGION Emmental, Wochen-Zeitung Langnau, Anzeiger Konolfingen.

Starke Grundversorgung trotz veränderter Rahmenbedingungen

Auch nach der Verlagerung der Operationstätigkeiten an den Standort Burgdorf ist das Spital in Langnau ein zentraler Pfeiler der medizinischen Grundversorgung im Emmental. Patientinnen und Patienten des Oberen Emmentals können sich weiterhin mit all ihren gesundheitlichen Beschwerden hierhin wenden.

Seit letztem Herbst finden am Spitalstandort Langnau keine Operationen mehr statt. Für die in Langnau arbeitenden Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachpersonen heisst das aber nicht, dass sie weniger zu tun haben – im Gegenteil. «Wir sind Grundversorger, welche die Patientinnen und Patienten von A bis Z umfassend betreuen, egal bei welchen gesundheitlichen Problemen», sagt Simon Schneiter, Chefarzt Medizin in Langnau, und fährt fort: «Wir operieren zwar nicht mehr in Langnau, doch die gesamte Betreuung vor und nach einer Operation erfolgt weiterhin bei uns im Haus. Je nach Erkrankung pflegen wir in Langnau auch chirurgische Patientinnen und Patienten, die keine Operation benötigen, wie bei Dickdarm- oder Gallenblasenentzündungen.» Möglich ist dies dank der weiterhin bestehenden Präsenz der Orthopäden sowie Chirurginnen und Chirurgen, die vor Ort Sprechstunden durchführen.

Anpassung an demografischen Wandel

Die reibungslose Verlagerung der operativen Eingriffe war eine echte Teamleistung, betont Chefarzt Simon Schneiter: «Die Herausforderung bestand darin, die Umstellung so zu gestalten, dass Patientinnen, Patienten sowie zuweisende Ärztinnen und Ärzte möglichst wenig davon spüren. Ich denke, das ist uns gut gelungen.»

Zwar liegt der Schwerpunkt in Langnau heute auf der Inneren Medizin, doch am Behandlungsspektrum habe sich wenig verändert, ergänzt Simon Schneiter. «Wir versorgen weiterhin ein ähnliches Patientengut wie zuvor. Lediglich chirurgische Patientinnen und Patienten, die nur ein bis zwei Nächte im Spital bleiben, werden nicht mehr bei uns betreut.» Ein wesentlicher Unterschied zu früher ist jedoch, dass heute ausschliesslich Ärztinnen und Ärzte der Inneren Medizin für alle Erkrankten

auf den Stationen verantwortlich sind. «Wir arbeiten aber interdisziplinär mit allen Fachbereichen des Spitals Emmental zusammen. Patientinnen und Patienten können sich immer noch mit all ihren Beschwerden ans Spital Langnau wenden und werden hier mit der nötigen Fachexpertise behandelt.»

In den letzten Monaten wurde in Langnau zudem das Angebot der spezialisierten stationären Palliative Care und der Akutgeriatrie ausgebaut. «Diese Ausrichtung entspricht der demografischen Entwicklung: Die Menschen werden älter und sie werden an mehreren, oft komplexen und behandlungsintensiven Erkrankungen leiden, die vor allem dem Gebiet der Inneren Medizin und der Akutgeriatrie zuzuordnen sind. Zudem wird auch die Nachfrage nach palliativmedizinischen Angeboten steigen», erläutert Simon Schneiter.

Mehr Verantwortung für die Innere Medizin Für die Fachärzteschaft der Inneren Medizin, die Internistinnen und Internisten, ist das Behandlungsspektrum in den letzten Monaten breiter geworden, ebenso wie für die auszubildenden Assistenzärztinnen und -ärzte. «Die Ausbildung für die jungen Medizinerinnen und Mediziner ist vielfältiger geworden; sie können einfache konservative chirurgische und orthopädische Probleme wie Knochenbrüche oder Stauchungen behandeln –dies lernen sie normalerweise erst in ihrer chirurgischen oder orthopädischen Assistenzarztzeit.»

Eine wichtige Rolle im ganzen Behandlungsprozess spielt die interdisziplinäre Zusammenarbeit. «Wir Medizinerinnen und Mediziner stellen eine solide Grundversorgung sicher, bei Bedarf können wir aber jederzeit die Spezialistinnen und Spezialisten anderer Fachgebiete beiziehen, sei es physisch oder per Telefon»,

TEXTE: KERSTIN WÄLTI / ANJA GERBER BILDER CONRAD VON SCHUBERT

SCHWERPUNKT INNERE MEDIZIN

sagt Chefarzt Simon Schneiter. «Wir nehmen oft Rücksprache; dank der kurzen Wege und weil wir uns im Haus kennen, erfolgt dies rasch und unbürokratisch.»

Kardiologie – das Herzstück der Zusammenarbeit

Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit der Praxis für Kardiologie am Spital in Langnau, da viele stationäre Patientinnen und Patienten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Rhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Wassereinlagerungen oder Herzbeutelentzündungen leiden. Seit neun Jahren führt Stephan Zbinden am Spital Emmental in Langnau eine eigene Praxis für Kardiologie; gleichzeitig ist er auch als Leitender Arzt in der Kardiologie des Spitals tätig. Für das Spital ist dies ein Glücksfall, wie Chefarzt Simon Schneiter betont: «Die

Simon Schneiter, Chefarzt Medizin in Langnau: «Wir arbeiten interdisziplinär mit allen Fachbereichen des Spitals Emmental zusammen.»

Herzpraxis vor Ort ist ein enormer Vorteil. Wir können den Kardiologen jederzeit beiziehen oder telefonisch um Rat fragen. Diese direkte Zusammenarbeit garantiert nicht nur eine hohe medizinische Qualität, sondern auch schnelle Entscheidungen bei komplexen Krankheitsbildern.

Von der Expertise des Kardiologen profitieren zudem auch die Assistenzärztinnen und Assistenzärzte. Sie wenden sich regelmässig mit kardiologischen Fragestellungen an Stephan Zbinden, der sein Wissen gerne weitervermittelt: «Der Wissenstransfer vom Herzspezialisten zu den Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzten führt zu einer höheren Fachkompetenz im ganzen Spital und somit zu einer besseren Patientenbetreuung.

Für die jungen Kolleginnen und Kollegen ist es sehr hilfreich, sich kurz absichern zu können oder bei schwerwiegenderen Problemen auch gemeinsam die therapeutischen Schritte durchzuführen.»

Auch in Notfällen zahlt sich die räumliche Nähe aus – immer wieder wird der gewohnte Praxisalltag durcheinandergewirbelt, weil Stephan Zbinden auf die Notfallstation gerufen wird. «Bei vielen Notfalleintritten spielen Herzprobleme eine Rolle; da kann ich die Kolleginnen und Kollegen auf dem Notfall rasch mit meiner Expertise unterstützen. Und auch die Patientinnen und Patienten erhalten dadurch zeitnahe die notwendige kardiologische Erstversorgung, so können die Notfallzeiten verkürzt und Hospitalisationen teils auch vermieden werden», sagt Kardiologe Stephan Zbinden und fährt fort: «Eine gute Beziehung zum Zentrumsspital ermöglicht zudem eine zeitnahe Anbindung für Notfalluntersuchungen oder Behandlungen, welche wir nicht vor Ort vornehmen können.»

Praxisassistentinnen als Bindeglied

Das Bindeglied zwischen den Stationen und der Praxis sind die Medizinischen Praxisassistentinnen (MPA) der Herzpraxis. Sie koordinieren den Arbeitsalltag von Stephan Zbinden, sodass er sowohl die ambulanten als auch die stationären Patientinnen und Patienten behandeln kann, bereiten diese für geplante oder kurzfristig anberaumte Untersuchungen vor oder leiten Anfragen der Internistinnen und Internisten weiter. «Jeder Tag verläuft anders; besonders von den Stationen im Spital und vom Notfall kommt viel Unvorhersehbares rein, das die Alltagsplanung manchmal durcheinanderbringt», sagt Simona Brechbühl, Leitende MPA, und fährt fort: «Gerade diese Vielfalt und die Verbindung von stationär und ambulant machen unseren Alltag sehr interessant. Dank der Nähe zum Spitalbetrieb können wir als Praxisassistentinnen bei mehr Untersuchungen mitwirken, als dies in unabhängigen Herzpraxen möglich ist.»

Notfallstation Langnau:

Kleine Einheit mit weitreichender Wirkung

Der Standort Langnau des Spitals Emmental spielt für die regionale Gesundheitsversorgung im Oberen Emmental eine zentrale Rolle. Das Einzugsgebiet umfasst 90 000 Menschen – langweilig wird es auf dem Notfall in Langnau also nicht. Mit gerade mal sechs Liege- und drei Sitzplätzen werden im Durchschnitt 20 Personen pro Tag notfallmässig behandelt.

«Trotz ihrer bescheidenen Grösse ist die Notfallstation für die Erstbeurteilung nahezu aller medizinischen Notfälle ausgestattet und funktioniert wie eine grosse Triage-Station», erklärt Eva Maria Genewein, stv. Chefärztin Medizin in Langnau, und fährt fort: «Die Patientensituation wird vom Notfallteam sorgfältig abgeklärt und wenn nötig werden Fachärztinnen und -ärzte hinzugezogen – sei es direkt vor Ort in Langnau oder telefonisch rund um die Uhr aus dem nahe gelegenen Standort Burgdorf.» Ein grosser Teil der Fälle kann direkt vor Ort abschliessend behandelt werden – viele Betroffene verbleiben zur weiteren Überwachung auf der Notfallstation oder werden im Spital aufgenommen.

Für das Personal ist Langnau ein besonderer Arbeitsort. «Die Atmosphäre ist familiär – unter Kolleginnen und Kollegen ebenso wie im Umgang mit den Patientinnen und Patienten. Man kennt sich, unterstützt sich gegenseitig und begegnet sich auf Augenhöhe. Auch die Patientinnen und Patienten zeigen sich wertschätzend und dankbar», betont Rebekka Messerli, Abteilungsleiterin Notfallstation in Langnau.

Der Notfallstandort Langnau ist für das Spital Emmental von grosser strategischer Bedeutung und aus der Region nicht mehr wegzudenken. Um das Emmental auch in Zukunft zuverlässig versorgen zu können, wird die Notfallstation demnächst erweitert. Dafür werden Teile des ehemaligen Operationsbereichs umgenutzt und in die Notfallversorgung integriert. So bleibt das Notfallteam in Langnau auch künftig bestens gerüstet, um die medizinische Versorgung der gesamten Region zuverlässig sicherzustellen.

MPA Mirjam Aeschlimann (links) und Simona Brechbühl, Leitende MPA, koordinieren den Praxis- und Spitalalltag in der Kardiologiepraxis.

«Für die Patientinnen und Patienten ist die Nähe zwischen Spital und Kardiologiepraxis von Vorteil: Die Wege sind kurz, die Kontaktaufnahme ist unkompliziert und der Wissenstransfer zu den Ärztinnen und Ärzten führt zu höherer Fachkompetenz im ganzen Spital und somit zu einer besseren Betreuung der Patientinnen und Patienten.»

PD Dr. med. Stephan Zbinden, Leitender Arzt Kardiologie

«In den letzten Jahrzehnten hat sich die ambulan te gynäkologische und geburtshilfliche Versor gung am Standort Langnau etabliert. Ein erfahrenes und qualifiziertes Fachteam führt die Abklärungen und Behandlungen gynäkologischer und senologischer Erkrankungen mit viel Einfühlungsvermögen durch. Weiter wird spezielles Gewicht auf die paarzentrierte Schwangerschaftsbetreuung gelegt.»

Dr. med. Matthias Scheidegger, Chefarzt Frauenklinik

«Die Präsenz der Gastroenterologie in Langnau ist für die wohnortsnahe Versorgung im Oberen Emmental essenziell. So können Patientinnen und Patienten mit MagenDarm-Erkrankungen rasch und ohne lange Anfahrtswege abgeklärt und behandelt werden – dies entlastet nicht nur den Standort Burgdorf, sondern stärkt auch die medizinische Versorgung in der Region insgesamt.»

Dr. med. Giacomo Faleschini, Leitender Arzt Gastroenterologie

«Bis auf die Operationen betreuen wir unsere chirurgischen Patientinnen und Patienten weiterhin vollumfänglich am Standort Langnau. An den Wochentagen ist hier zudem immer noch ein Chirurg anwesend, der bei Notfällen jederzeit hinzugezogen werden kann.»

Dr. med. Matthias Schneider, Chefarzt und Departementsleiter Chirurgische Kliniken

«Wir führen in Langnau weiterhin Sprechstunden für Menschen mit Problemen am Bewegungs apparat, inklusive Hand- und/oder Rückenbeschwerden, durch. Zudem profitieren unsere älteren stationären Patientinnen und Patienten mit Frakturen und Verletzungen, wie beispielsweise einer Schenkelhalsfraktur, von der in Langnau spezialisierten Nachbehandlung im Sinne der geriatrischen Akutre habilitation.»

Dr. med. Henk Eijer, Chefarzt Orthopädische Chirurgie

Vielfältiges Angebot in Langnau

Zwei interdisziplinäre, akutsomatische Bettenstationen

Ambulante und stationäre psychiatrische Versorgung

24/7-Notfall

Rettungsdienst

Radiologie mit gesamtem Spektrum an diagnostischen und therapeutischen radiologischen Verfahren

· Labor

«Dank unseren gut besuchten Sprechstunden in Langnau können Patientinnen und Patienten des Oberen Emmentals mit urologischen Anliegen wohnortsnah vom gesamten urologischen Diagnostik- und Behandlungsangebot unserer Klinik profitieren.»

Dr. med. Hans Schudel, Chefarzt Klinik für Urologie

Paramedizinische Beratungen: Physiotherapie, Ergotherapie, Ernährungsberatung, Wundsprechstunde, Diabetesberatung, Sozialberatung

· Ambulante Sprechstunden: Chirurgie, Orthopädie, Pneumologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Gynäkologie/Geburtshilfe, Urologie, Onkologie, Schmerztherapie, Diabetologie etc.

«Palliativmedizin ist oft kein Sprint, sondern ein Marathon»

Neu wird auch am Standort Langnau des Spitals Emmental spezialisierte Palliativmedizin angeboten. Behandelt werden Menschen mit unheilbaren Erkrankungen in komplexen Situationen. Um die vielfältigen Bedürfnisse der Betroffenen zu erfüllen, arbeiten verschiedene Fachrichtungen eng zusammen.

n der Wand neben dem Bett hängt ein Bilderrahmen mit einem Familienfoto, auf dem Tisch steht eine Vase mit gelben Tulpen: Seit März stehen im Spital Langnau drei Einzelzimmer für die spezialisierte stationäre Palliative Care zur Verfügung. Die Patientinnen und Patienten können diese Räume auf Wunsch mit persönlichen Bildern und Gegenständen individuell gestalten. Trotz der klinischen Umgebung vermitteln diese Zimmer so ein Gefühl von Geborgenheit und bieten den Betroffenen sowie ihren Angehörigen einen geschützten, ruhigen Rückzugsort. Für das Team der spezialisierten stationären Palliative Care hingegen war der Start alles andere als ruhig. Bereits ab dem ersten Tag waren alle Betten durchgehend belegt.

«Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Angehörigen zu stärken und anzuleiten, damit sie in herausfordernden Situationen sicher handeln können.»

Maya Monteverde, Advanced Practice Nurse

«Die Bedarfseinschätzung hat sich bestätigt», berichtet die Leitende Ärztin Petra Mair und führt aus: «Deshalb mussten wir sogar eine Warteliste anlegen und bei der Aufnahme neuer Patientinnen und Patienten priorisieren, wer den grössten Bedarf hat.» Eine Verschnaufpause gab es somit in den ersten Wochen nicht. Für das Team bedeutete dies eine herausfordernde Anfangsphase; auch weil sich Abläufe und Prozesse erst mit der Zeit einspielen. Die Motivation unter den Mitarbeitenden ist jedoch gross und die gute Zusammenarbeit hat den steilen Start spürbar erleichtert: «Es war schön zu beobachten, dass alle an einem Strang ziehen, mit dem gemeinsamen Ziel, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten in dieser schwierigen Lebensphase zu verbessern», betont Petra Mair. Sie ist Fachärztin FMH für Allgemeine Innere Medizin mit dem Interdisziplinären Schwerpunkttitel in Palliativmedizin und hatte zuvor die Leitung der Palliative Care im Spital Thun inne.

Wenn die Situation zu belastend wird

Auf der Abteilung der spezialisierten stationären Palliative Care werden schwerstkranke Patientinnen und Patienten mit kom-

plexen und instabilen Situationen betreut, die auf mehreren Ebenen behandelt werden müssen. Eine Ebene ist jene der körperlichen und seelischen Beschwerden: «Das sind beispielsweise Menschen mit Tumorerkrankungen, die an starken Schmerzen oder Nebenwirkungen von der Chemotherapie leiden, die wir mit konventionellen Mitteln nicht mehr in den Griff bekommen», sagt Petra Mair und fügt an: «Dazu gehören aber auch Patientinnen und Patienten mit schwerer Herz- und/oder Lungenschwäche, deren Hauptsymptom Atemnot ist.» Oft sind diese Menschen auch psychisch stark belastet, leiden an Angstzuständen, Depressionen und haben mit dem Autonomieverlust zu kämpfen.

In diesen oftmals unübersichtlichen Situationen sollen die Patientinnen und Patienten dann auch noch Entscheidungen treffen, wie ausgedehnt und in welcher Form Therapien durchgeführt werden sollen. Viele sind damit verständlicherweise überfordert, weshalb auch hier wiederholt Gespräche stattfinden, um herauszufinden, ob das Ziel der Patientin, des Patienten mit dem Ziel der Therapie übereinstimmt und ob diese Ziele realistisch sind.

Bevor die spezialisierte stationäre Palliative Care am Standort Langnau eingeführt wurde, mussten diese Patientinnen und Patienten nach Burgdorf oder gar nach Thun oder Bern in die Palliativmedizin verlegt werden. «Das ist einerseits schwierig für die Betroffenen, die das Spital in Langnau kennen, den Mitarbeitenden hier vertrauen und daher nur ungern woanders hinmöchten. Aber auch für die Angehörigen kann eine solche Situation belastend sein, weil sie in einer sowieso schon schwierigen Lage zusätzlich einen weiten Weg auf sich nehmen müssen, um bei ihren Liebsten sein zu können», erklärt Petra Mair.

Begleitung und Unterstützung

Gerade die Angehörigen spielen in der Palliativmedizin eine wichtige Rolle. Oftmals gehen sie emotional und auch physisch bis an ihre Grenzen, teilweise darüber hinaus. Deshalb werden sie von Beginn weg eng miteinbezogen. Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen werden als Einheit betrachtet. Bereits beim Eintrittsgespräch sind die Angehörigen – wenn möglich –dabei, damit sie von Anfang an in die Ziel- und Therapieplanung involviert sind: «Beim Eintrittsgespräch sprechen wir gemeinsam etwa über die Symptome oder das bestehende Unterstützungsnetzwerk der Betroffenen und klären, wo zusätzliche Hilfe nötig ist», erklärt Maya Monteverde. Sie ist Pflegeexpertin mit einem Master in Pflege sowie einer vertieften Weiterbildung in Palliative Care und arbeitet in der spezialisierten Palliative Care am Spital Langnau als Advanced Practice Nurse (APN).

Palliative Care ist Teamarbeit: Bild auf Seite 8, v. l.: Andrea Zürcher, Sozialarbeiterin FH; Michelle Deriaz, Dipl. Ernährungsberaterin; Sabrina Neuenschwander, Dipl. Pflegefachfrau; Petra Mair, Palliativmedizinerin; Helen Duhm, Spitalseelsorgerin; Kaspar Herren, Dipl. Physiotherapeut; Claudia Neuenschwander, Co-Leiterin Ernährungsberatung und Ernährungsberaterin BSc BFH.

Spezialisierte Palliative Care am Spital Emmental Patientinnen und Patienten mit komplexen gesundheitlichen Problemen, die auf eine aufwendige Betreuung durch ein interprofessionelles Team angewiesen sind, benötigen sogenannte spezialisierte Palliative Care. Diese bietet auch Unterstützung bei schwierigen Entscheidungen und beim Aufund Ausbau eines entlastenden Netzwerkes zu Hause. Das Spital Emmental bietet diesen Patientinnen und Patienten eine spezialisierte stationäre Behandlung und Betreuung in der Medizinischen Klinik des Spitals Emmental an beiden Standorten an. In Burgdorf wird zusätzlich eine ambulante Sprechstunde abgehalten, in Langnau ist eine solche im Aufbau. spital-emmental.ch/palliative-care

Dabei sei es auch wichtig herauszufinden, ob die Wünsche und Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten mit jenen der Angehörigen übereinstimmen. «Wenn etwa ein Patient den Wunsch äussert, nach Hause zu gehen, seine Partnerin aber sagt, dass sie die Betreuung nicht mehr leisten kann, braucht es Unterstützung, um eine tragfähige Lösung für alle Beteiligten zu finden», erklärt Maya Monteverde. Denn die Angehörigen sollen in dieser belastenden Zeit auch immer mal wieder einfach Partnerin, Sohn oder Schwester sein dürfen.

Auch deshalb gibt es in der spezialisierten Palliativmedizin am Spital Langnau keine Besuchszeiten für die Angehörigen. Sie können ihre Liebsten jederzeit besuchen, auch nachts. Wenn die Patientinnen und Patienten das Spital wieder verlassen, bleiben die Angehörigen eingebunden. «Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Angehörigen zu stärken und anzuleiten, damit sie in herausfordernden Situationen sicher handeln können. Die Arbeit mit ihnen ist für uns deshalb fast ebenso intensiv wie die mit den Betroffenen», betont Maya Monteverde. Die Unterstützung für Angehörige endet nicht mit dem Tod des geliebten Menschen. Auch nach dem Versterben bleibt das Team in Kontakt: «Nach einigen Wochen melden wir uns bei den Angehörigen, um zu erfahren, wie es ihnen geht und ob sie beispielsweise psychologische Unterstützung benötigen», sagt die Expertin.

Interdisziplinär und patientenzentriert

Palliative Care ist eine interdisziplinäre Versorgungsform. Zum Team der spezialisierten Palliativmedizin in Langnau gehören neben den Ärztinnen und Ärzten sowie der spezialisierten Pflege auch Psychologinnen und Psychologen, die Ernährungsberatung, Physiotherapie, Sozialberatung, Seelsorge sowie je nach Bedarf Ergotherapie und Logopädie. Die Zusammenarbeit unter den Fachpersonen ist eng und partnerschaftlich: «In der Palliativmedizin gibt es keine Hierarchien. Wir arbeiten alle auf Augenhöhe und in der Mitte ist stets die Patientin, der Patient und ihr respektive sein Wohlergehen», sagt Petra Mair.

Jede und jeder im Team trägt dazu bei: Mal braucht es mehr seelsorgerliche Begleitung, mal intensivere Pflege oder medizinische Unterstützung – je nach Situation, Bedürfnis und Bedarf. So bringen sich alle Teammitglieder aktiv ein und teilen ihre Ideen und Rückmeldungen offen mit, unabhängig von der jeweiligen Berufsgruppe. «Palliativmedizin ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Dafür braucht es viele Beteiligte, die Hand in Hand zusammenarbeiten», so Petra Mair. Die Expertinnen der Palliativmedizin werden daher auch auf anderen Stationen am Spital Langnau beigezogen, wenn es um Patientinnen oder Patienten geht, die zwar nicht auf der spezialisierten Palliativmedizin behandelt werden, sich jedoch auch in einer fragilen Krankheitssituation befinden.

Kann die Patientin oder der Patient nach Hause, übernimmt Maya Monteverde zudem eine Brückenfunktion zum mobilen Palliativdienst: «Unser Austausch ist sehr eng und ich besuche die Patientinnen und Patienten auch daheim.» Langfristig soll die spezialisierte Palliative Care am Spital Langnau weiter ausgebaut werden. «Mit drei Betten zu starten, war zwar geplant, doch wir sehen bereits jetzt, dass der Bedarf gross ist und in Zukunft voraussichtlich weiter steigen wird», sagt Petra Mair. Zusätzlich wird derzeit eine palliativmedizinische Sprechstunde im Spital aufgebaut, um den Betroffenen kürzere Wege zu gewährleisten.

Wenn Wünsche wahr werden

Wer in der Palliative Care arbeitet, begegnet der Endlichkeit des Lebens tagtäglich. Das kann belastend sein – und dennoch hat diese Arbeit etwas zutiefst Erfüllendes: «Besonders dann, wenn es gelingt, eine schwierige Situation so zu gestalten, dass sie für alle Beteiligten wieder tragbar wird», sagt Maya Monteverde. Bewegend sind auch jene Momente, in denen letzte Wünsche wahr werden, etwa Ferien am Meer oder das Wiedersehen mit einem lange nicht gesehenen Familienmitglied. «Wenn solche Wünsche erfüllt werden können, entsteht etwas sehr Schönes mitten in einer oft schweren Zeit», weiss Petra Mair.

Pflegeexpertin und Advanced Practice Nurse Maya Monteverde tauscht sich jeweils intensiv mit den Angehörigen aus.

«Bestmögliche Lebensqualität bis ins hohe Alter»

Die geriatrische Akutrehabilitation am Spital Emmental am Standort Langnau hilft Patientinnen und Patienten ab 70 Jahren, ihre Selbstständigkeit nach einem Spitalaufenthalt zu bewahren. Lara Lauber, Leitende Ärztin Geriatrie, erklärt, worauf es bei den verschiedenen Therapieangeboten ankommt.

INTERVIEW LUK VON BERGEN BILD CONRAD VON SCHUBERT

Frau Lauber, Sie sind seit April Leitende Ärztin am Spital Emmental in Langnau. Wie sind Sie gestartet?

Lara Lauber: Am Anfang war ich etwas nervös, aber meine Kolleginnen und Kollegen haben mich mit offenen Armen empfangen und gut eingeführt. Nun fühle ich mich bereits sehr wohl hier.

Wie können wir uns die ersten Tage an einem neuen Arbeitsort als Ärztin vorstellen?

Ähnlich wie in anderen Berufen auch. Am Anfang geht es darum, den Arbeitsort, also das Spital näher kennenzulernen. Man befasst sich mit den Tagesabläufen, dem Dokumentationssystem, mit dem ganzen Umfeld. Der Kontakt mit den Patientinnen und Patienten ist überall ähnlich, da wächst man mit der Erfahrung eigentlich sehr schnell rein.

Sie sind seit mehreren Jahren im Fachgebiet Geriatrie tätig. Was fasziniert Sie daran?

Geriatrie befasst sich mit der inneren Medizin, spezialisiert auf Patientinnen und Patienten über 70 Jahre. Spannend daran finde ich die teils komplexen medizinischen Vorgeschichten dieser Menschen. Auch psychosoziale Bedürfnisse spielen eine Rolle. Es geht zudem darum, sicherzustellen, dass die Patientinnen

und Patienten nach dem Spitalaufenthalt ausreichend versorgt sind, etwa durch eine Organisation wie die Spitex, oder dass sie alltägliche Herausforderungen wie Treppensteigen bewerkstelligen können. Dinge, die bei jüngeren Menschen weniger ein Thema sind.

Gibt es weitere Unterschiede zur Arbeit mit jüngeren Patientinnen und Patienten?

Spannend finde ich, dass ältere Menschen sehr viel Lebenserfahrung mitbringen. Aber auch, dass wir in der Geriatrie in der Tendenz ein bisschen mehr Zeit haben, um uns mit den Patientinnen und Patienten auseinanderzusetzen. Ausserdem ist es ein interdisziplinäres Fachgebiet, bei dem die Zusammenarbeit und der Austausch in einem grossen Team wichtig sind.

Sind ältere Menschen geduldiger oder vielleicht auch dankbarer als jüngere?

Das kann ich nicht beurteilen. Ich glaube aber, dass sie im Allgemeinen sehr dankbar sind, da sie im Gegensatz zu jüngeren Patientinnen und Patienten nicht den Anspruch auf eine Maximaltherapie haben. Das ist ein wichtiger Punkt. Oft versuchen wir, zusammen mit den Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen einen Weg zu finden, bei dem die best-

mögliche Lebensqualität im Vordergrund steht und nicht unbedingt die Lebensdauer. Da spielen die Wünsche, Möglichkeiten und Bedürfnisse der Menschen eine grosse Rolle.

Um Lebensqualität und Selbstständigkeit nach dem Spitalaufenthalt geht es insbesondere auch in der geriatrischen Akutrehabilitation. Genau. Der menschliche Körper verliert bereits ab dem 30. Lebensjahr einen Teil der Muskelmasse, ab 60 geht es nachher deutlich bergab. Wenn also eine ältere Patientin eine Krankheit oder einen Unfall hat und dadurch ans Bett gefesselt ist, schwindet ihre Kraft und damit die Leistungsfähigkeit rapide. Man spricht von einem 30-prozentigen Muskelkraftverlust innerhalb von einer Woche. Mit der geriatrischen Akutrehabilitation versuchen wir, dem entgegenzuwirken.

Wie genau tun Sie das?

Indem wir bereits in der Akutphase mit Therapien starten. Beispielsweise mit einer gezielten Physiotherapie, mit Ergotherapie und Ernährungsberatung. Dinge, die dem Muskelabbau entgegenwirken, damit die Patientinnen und Patienten nach dem Spitalaufenthalt ihren Alltag zu Hause möglichst selbstständig bestreiten können.

Geriatrische Akutrehabilitation am Spital Emmental

Die geriatrische Akutrehabilitation am Standort Langnau richtet sich an Menschen ab 70 Jahren, die aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls im Spital sind. Ziel des Therapieprogramms ist es, die Patientinnen und Patienten individuell und bestmöglich auf die Zeit nach dem Spitalaufenthalt vorzubereiten und dadurch Selbstständigkeit und Lebensqualität zu fördern. spital-emmental.ch/akutgeriatrie

Lara Lauber (36) stammt aus Bern. Sie ist seit April 2025 Leitende Ärztin Geriatrie am Spital Emmental in Langnau. Zuvor war sie unter anderem als Oberärztin Geriatrie am Berner Inselspital tätig. Ihre Freizeit verbringt Lara Lauber draussen in den Bergen mit ihrer Familie und auf dem Rennrad.

Wer kann an diesem Programm teilnehmen?

Alle Patientinnen und Patienten über 70 Jahre, die wegen eines Unfalls oder einer Krankheit im Spital sind und bereits vor der Hospitalisation in der Selbstständigkeit oder Mobilität etwas eingeschränkt waren. Umso wichtiger ist es, dass sie sich gut erholen können und motiviert sind, bei den Therapien mitzumachen.

Wie sieht das Therapieprogramm aus?

Die geriatrische Akutrehabilitation dauert mindestens eine Woche. Die Patientinnen und Patienten haben praktisch jeden Tag zwei halbstündige Therapieeinheiten, die wir individuell zusammenstellen. Wenn jemand beispielsweise das Bein gebrochen hat und sechs Wochen an Krücken gehen muss, steht am Anfang die Physiotherapie im Vordergrund. Wir schauen, wie die Person mit der Teilbelastung umgeht, und üben Treppensteigen und Ähnliches. In der Ergotherapie geht es darum, abzuklären, ob alltägliche Dinge wie der Toilettengang selbstständig erledigt werden können. Das Pflegeteam hilft mit, die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten im Alltag zu beurteilen. Bei einer eingeschränkten Selbstständigkeit kommt möglicherweise die Sozialberatung ins Spiel. Dann schauen wir, ob die Patientin oder der Patient nach dem Spitalaufenthalt nach Hause kann oder ob ein vorübergehender Aufenthalt in einem Ferienbett in einem Alters- und Pflegeheim sinnvoller ist.

Auf der Website des Spitals sind auch Gruppentherapien aufgeführt. Worum geht es dabei?

Dabei geht es beispielsweise in der Ergotherapie um kognitive Spiele wie Memo -

Im Podcast spricht Lara Lauber darüber, wie die geriatrische Akutrehabilitation funktioniert und was sie an der Arbeit mit älteren Patientinnen und Patienten fasziniert. blog.spital-emmental.ch/beitrag2468

ry oder Ballspiele, bei denen man Gedächtnis und Feinmotorik trainiert. Oder auch physiotherapeutische Übungen mit einem gemeinsam durchgeführten Krafttraining werden angeboten. Da kommt es stark darauf an, was für die Patientin oder den Patienten im Vordergrund steht, was ihr oder sein Hauptproblem ist. Jemand mit einem Schlaganfall braucht eher ein feinmotorisches Training, nach einem Beinbruch hingegen hat die Physiotherapie mit Gehtraining Priorität.

Sie haben vorhin die Ernährungsberatung erwähnt. Worauf gilt es bei der Ernährung älterer Menschen zu achten?

Studien zeigen, dass der Körper in der Akutphase einer Krankheit auf mehr Proteine angewiesen ist. Gerade wenn viele Therapieeinheiten zu absolvieren sind, fördern Proteine den Muskelaufbau. Ob durch Shakes oder angereicherte Mahlzeiten: Die Ernährungsberatung bringt den Patientinnen und Patienten eine proteinreiche Nahrungszufuhr näher. Wichtig ist, dass sie auch nach dem Spitalaustritt darauf achten.

Inwiefern sind Angehörige in all diese Prozesse involviert?

Die Angehörigen sind ein sehr wichtiger Teil des Ganzen. Es ist nicht zuletzt von ihnen abhängig, wie sich die Situation nach dem Spitalaufenthalt gestaltet. Für jemanden, der zu Hause ein enges soziales Umfeld hat, ist die Organisation sicher einfacher. Bei Menschen, die keine oder nur wenige Angehörige haben, wird die Sozialberatung involviert. Auch da gibt es Möglichkeiten, diese Personen im Alltag zu unterstützen und sicherzustellen, dass sie sozial nicht isoliert sind. Es ist immer

schön, wenn man einen gemeinsamen Weg findet, bei dem alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

Welche Feedbacks bekommen Sie von den Patientinnen und Patienten?

Die Rückmeldungen sind sehr gut. Die älteren Menschen schätzen es, dass wir uns viel Zeit nehmen, uns mit ihnen auseinandersetzen und auch die Angehörigen miteinbeziehen. Mehrere Langzeitstudien zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die an einem geriatrischen Programm teilgenommen haben, auch ein Jahr nach dem Spitalaufenthalt eine höhere Selbstständigkeit im Alltag aufweisen, als wenn sie keine Therapie bekommen hätten. Das spricht also für unser Angebot, das auch von den Krankenkassen vollumfänglich unterstützt und somit bezahlt wird.

Sie haben viel mit älteren Leuten zu tun. Wie möchten Sie persönlich alt werden?

Einerseits sieht man ältere Menschen, denen es zunehmend schlechter geht. Das ist hin und wieder auch etwas beängstigend. Andererseits gibt es viele Leute, die gut mit ihren Erkrankungen klarkommen, was mich freut. Ich denke, es geht nicht darum, möglichst lange zu leben, sondern möglichst lange eine gute Lebensqualität geniessen zu dürfen. Ausserdem hoffe ich, dass ich im Alter nicht unter einer sozialen Isolation leiden muss, sondern dass ich eine Familie und Freunde haben werde, die da sind und mich unterstützen. Deshalb ist es für mich bereits jetzt wichtig, den Kontakt zu Angehörigen und Freunden zu pflegen.

Freude an der ganzen Bandbreite der Medizin

Mit dem Medizinstudium in der Tasche wollte Sandra Burren Hausärztin werden. Ihre beruflichen Wege haben sie dann aber wieder zurück ans Spital Emmental geführt, wo sie heute als Leitende Ärztin mehrere Bereiche koordiniert und einen kühlen Kopf behält.

Ihre Ausbildung führte Sandra Burren auf eine kleine Tour de Suisse, immer mit dem Hintergedanken, dereinst als Hausärztin zu arbeiten. Doch in den Assistenzjahren stellte sie fest, dass ihr die Arbeit im Spital doch ganz gut gefällt. Ihre medizinische Karriere nach dem Staatsexamen begann in Langnau. Nach mehreren Jahren am Kantonsspital St. Gallen und auf der Notfallstation des Lindenhofspitals kehrte sie zurück ans Spital Emmental in Burgdorf, wo sie den Fokus auf die Intensivstation und die Nephrologie legte, bevor es sie wieder nach Langnau zog: «Ich hatte in Langnau eine unvergessliche Assistenzzeit und habe mich sehr darauf gefreut, vor fast drei Jahren als Oberärztin wieder zurückzukehren», sagt die 35-Jährige, die vor einigen Monaten zur Leitenden Ärztin befördert wurde.

Am Standort Langnau ist es im vergangenen Jahr zu organisatorischen Veränderungen gekommen und Sandra Burren, damals noch Oberärztin, liess sich mit Herzblut auch auf Aufgaben ein, die nicht zwangsläufig zu ihrem Arbeitsgebiet gehörten: «Mir bereitet es viel Freude, bei Organisatorischem mit anzupacken, für das Team da zu sein und gleichzeitig verschiedene medizinische Fälle im interdisziplinären Team behandeln zu können», erzählt Sandra Burren weiter. Neben den Patientinnen und Patienten liegt ihr auch die Begleitung und Förderung der Assistenzärztinnen und Assistenzärzte, die in Langnau häufig ihren ersten Kontakt mit der Arbeitswelt haben, am Herzen: «Mir ist wichtig, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen ihren Berufseinstieg in einem angenehmen Arbeitsklima erleben und dass ich ihnen einen guten Umgang mit den Patientinnen und Patienten sowie kritisches Denken vermitteln kann.»

Stiftung Lebensart in Bärau

Mit der Beförderung Anfang 2025 wurde ihr zusätzlich die Leitung der Praxis der Stiftung Lebensart in Bärau anvertraut. In der «Lebensart» wohnen sowohl ältere und pflegebedürftige Menschen als auch Erwachsene mit psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen. Die Hausarztpraxis auf dem Areal der

Stiftung betreut den Grossteil der Bewohnerinnen und Bewohner. «Wir sind in Bärau für rund 350 Menschen medizinisch verantwortlich. Die Krankheitsbilder und medizinischen Konsultationen gehen weit über eine gewöhnliche Hausarztpraxis hinaus. Der Begriff des Allgemeinmediziners wird hier noch komplett gelebt», so Sandra Burren weiter.

«Wir mögen in Langnau ein kleiner Standort sein, aber wir bedienen ein grosses Spektrum an Krankheitsbildern.»

Die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort sind auf die Empathie und das medizinische Wissen der Ärztinnen und Ärzte und der medizinischen Fachpersonen angewiesen, da sie oftmals nicht nach gewöhnlichen Standards und Abläufen behandelt werden können. Sandra Burren erklärt: «Eine einfache Zahnbehandlung beispielsweise wird unmöglich, wenn die Betroffenen geistig stark eingeschränkt sind und nicht verstehen, was gemacht werden soll. Wird eine Zahnbehandlung unter Vollnarkose nötig, planen wir möglichst alle weiteren Untersuchungen wie Blutentnahmen oder EKGs in derselben Sitzung, um die Belastung für die Betroffenen möglichst gering zu halten.»

Die Besonderheit des Standortes Langnau

Der Standort Langnau ist aus Sicht von Sandra Burren etwas Besonderes: «Wir mögen ein kleiner Standort sein, aber wir bedienen ein grosses Spektrum an Krankheitsbildern. Da kann es auch mal zu einem Rega-Einsatz oder einer ungeplanten Geburt auf dem Notfall kommen.» Gerade weil nicht immer alle Fachdisziplinen in Form von Fachspezialistinnen und Fachspezialisten vor Ort sind, braucht die hier tätige Allgemein-

medizinerin ein breiteres Fachwissen und muss einschätzen können, welche Spezialisten wann beizuziehen sind. Sandra Burren erklärt weiter: «Dadurch, dass jeder jeden kennt, sind die Wege viel kürzer und es wird eng zusammengearbeitet. Der Teamspirit und das Engagement sind über alle Professionen hinweg spürbar und das finde ich toll. Das bekommen wir auch immer wieder von unseren Patientinnen und Patienten zurückgemeldet. Sie sind dankbar, dass es das Spital in Langnau gibt, und sie kommen gerne zu uns.»

Beruflich und privat viel Abwechslung

Stationäre Behandlungen, Dienste in der Notfallstation, Hintergrunddienst beim Mobilen Palliativdienst Emmental-Oberaargau (mpdEO) und die Praxis in der «Lebensart» in Bärau –langweilig ist der Arbeitsalltag von Sandra Burren ganz sicher

nicht. «Ich liebe die Vielseitigkeit meines Berufes und weiss aber auch, wie das Leben auf dem Land funktioniert. Da ich auf dem Bauernhof gross geworden bin, habe ich viel Verständnis für die Situationen unserer Patientinnen und Patienten.»

Als Tochter eines Landwirts und einer Pflegefachfrau ist Sandra Burren im Oberaargau aufgewachsen. «Den Dialekt habe ich glücklicherweise grösstenteils von meinen Grosseltern aus Sigriswil behalten», sagt sie mit einem Schmunzeln. Neben der Arbeit im Spital kocht und backt sie gerne, häkelt für ihre Patenkinder und füllt die restliche Zeit aktuell mit der Planung ihrer Hochzeit im Sommer. Einen Ausgleich zum Alltag findet die Ärztin ausserdem beim Unihockey: «Da noch andere im Spital Unihockey spielen und wir auch schon gegeneinander angetreten sind, fehlt es uns nicht an Diskussionsstoff.»

Sandra Burren erlebt im Spital Emmental viel Abwechslung in ihrem Arbeitsalltag.

Alltag zwischen Belastung und Berufung

Samira Zaugg und Annina Wisler arbeiten beide am Spital Emmental am Standort Langnau auf der Pflegeabteilung A. Ihre Arbeit verlangt viel – körperlich wie auch emotional. Wir haben nachgefragt, was sie an ihrer Arbeit begeistert und weshalb sie sich trotz aller Herausforderungen keinen anderen Job vorstellen können. TEXT UND BILD ANJA GERBER

7.00 Uhr – für Samira Zaugg und Annina Wisler beginnt die Frühschicht. Die Nachtwache rapportiert dem Frühdienst, was in der Nacht gelaufen ist, und übergibt die Leitung der dipl. Pflegefachfrau Annina. Sie trägt heute die pflegerische Verantwortung für bis zu neun Patientinnen und Patienten. Nach der Übergabe liest sie sich in die Patientendossiers ein, macht den Morgenrundgang in der ihr zugeteilten Zone auf der Station, verteilt die Medikamente und weist den Fachpersonen Gesundheit (FaGe) die Patientinnen und Patienten zu.

Samira, ausgebildete FaGe, übernimmt die Pflege der ihr zugeteilten Patientinnen und Patienten. Dabei arbeitet sie immer im Tandem mit einer dipl. Pflegefachfrau, auf welche sie bei Fragen zurückgreifen kann. Samiras Aufgaben gehen weit über die direkte Pflege hinaus: Sie übernimmt administrative Tätigkeiten wie das gesamte Bestellwesen, die Lagerführung, Labordienste oder die Koordination mit Angehörigen, Alters- und Pflegeheimen – unverzichtbare Aufgaben, damit der Stationsbetrieb reibungslos läuft.

«Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen, als in der Pflege im Spital zu arbeiten.»

Annina Wisler, dipl. Pflegefachfrau

Pflege bedeutet Zusammenarbeit 9.10 Uhr – die erste Besprechung mit den dipl. Pflegefachpersonen und der Ärzteschaft steht an. Die aktuellen Pflegesituationen werden besprochen, bevor es auf Visite geht. «Bei der Betreuung unserer Patientinnen und Patienten geben alle Involvierten alles», so Annina. «Wir arbeiten interdisziplinär und sehr eng zusammen – das Miteinander ist essenziell, unabhängig von der hierarchischen Position», ergänzt Samira.

Als Berufsbildnerin hat Annina neben ihren pflegerischen Verantwortungen auch die Aufgabe, Lernende und Studierende auszubilden und zu betreuen. Die Patientendossiers werden mit den Auszubildenden besprochen und die nächsten pflegerischen Schritte definiert. Nach dem Mittag geht es für Annina mit Sitzungen und Besprechungen weiter, sie überprüft die Arbeit der Auszubildenden, steht ihnen unterstützend zur Seite, kontrolliert nochmals alle Patientinnen und Patienten ihrer Zone und bereitet den Rapport und die Übergabe an die Spätschicht vor.

Belastung, Fachkräftemangel und emotionale Stärke Nicht selten endet der Arbeitstag von Annina und Samira nicht nach den üblichen 8,24 Stunden. Denn der Fachkräftemangel macht sich auch in Langnau bemerkbar. «Es kommt häufig vor, dass jemand kurzfristig einspringen oder auf temporäre Kräfte zurückgegriffen werden muss, weil schlichtweg Personal fehlt», erzählen die beiden unisono. «Besonders belastend sind die langen Tage mit Überstunden – wenn man nach der Arbeit nicht einmal mehr genügend Energie hat für einen Spaziergang, um abzuschalten und den Kopf zu lüften», so Annina.

Zusätzliche Herausforderungen bringt der Fokus des Spitalstandorts Langnau auf die medizinische Pflege und die spezialisierte stationäre Palliative Care (SSPC) mit sich. «Die Pflege ist individueller geworden und standardisierte Abläufe kommen seltener vor. Wir haben viele komplexe Fälle, die es für mich anspruchsvoller machen, den Auszubildenden das nötige Wissen weiterzugeben», erklärt Berufsbildnerin Annina.

Durch die spezialisierte stationäre Palliative Care sind die Pflegenden auch nahe an emotional belastenden Situationen und am Tod. «Jede Person geht anders damit um. Ich versuche, Arbeit und Alltag voneinander zu trennen. Manchmal ist das einfacher, manchmal schwieriger. Aber man darf nicht vergessen, dass wir auch Menschen sind und trauern dürfen, wenn eine Person im Spital verstirbt», so Samira.

«Wir arbeiten interdisziplinär

und

sehr

eng zusammen – das Miteinander ist essenziell, unabhängig von der hierarchischen Position.»

Die schönen Momente überwiegen

Trotz aller Herausforderungen, dem Stress im Berufsalltag, den emotionalen und belastenden Situationen im Spital, können sich die beiden Pflegefachpersonen keinen anderen Job vorstellen. «Für mich fühlt es sich an wie eine Berufung. Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen, als in der Pflege im Spital zu arbeiten», schwärmt Annina von ihrem Beruf und ergänzt, «die unschönen Situationen sind sehr kurz anhaltend, denn die schönen Momente sind viel nachhaltiger und bereichern mich unglaublich.» Besonders das Vertrauen, das ihr von den Patientinnen und Patienten, aber auch von den Auszubildenden entgegengebracht wird, motiviert die dipl. Pflegefachfrau und Berufsbildnerin.

Auch für Samira war die Berufswahl einfach: «Ich wusste schon immer, dass ich als FaGe im Spital arbeiten und etwas Sinnvolles machen möchte. Ja, die unschönen Augenblicke gibt es, aber die schönen Momente lassen mich das Negative schnell wieder vergessen.» An eine Patientin kann sich Samira beson-

ders gut erinnern: «Eine ältere Dame kam zu uns und war gesundheitlich so angeschlagen, dass sie fast nichts mehr alleine machen konnte. Als sie uns nach fünf Tagen wieder verliess, konnte sie schon fast wieder selbstständig laufen. Jeden Tag diese Fortschritte zu sehen und gleichzeitig die Dankbarkeit und Wertschätzung der Patientinnen und Patienten zu spüren, bestätigt mich und meine Arbeit immer wieder aufs Neue.»

Ein weiterer wesentlicher Grund, warum sich beide in Langnau so wohlfühlen, ist ihr Team und die familiäre Atmosphäre am Standort. «Langnau ist kompakt und dadurch fast familiär. Man kennt sich – egal, auf welcher Abteilung man arbeitet», erzählt Samira. «Gerade in stressigen Zeiten ist der Zusammenhalt enorm. Wir schauen zueinander und sind dadurch noch näher zusammengerückt. Jede und jeder weiss: Wir brauchen einander – und genau so ist auch das Arbeitsklima. Selbst in schwierigen Phasen entstehen neue Chancen. Und das gibt uns Kraft.»

Samira Zaugg arbeitet seit August 2023 als FaGe in Langnau und hat zuvor die Berufslehre am Spital Emmental absolviert. Als Ausgleich zur Arbeit liest sie gerne oder geht ins Fitnessstudio. Annina Wisler, dipl. Pflegefachfrau und Berufsbildnerin, hat ihr Abschlusspraktikum im Sommer 2023 am Spital Emmental absolviert und arbeitet seither in Langnau. In ihrer Freizeit verbringt sie gerne Zeit mit der Familie, mit Freunden und ihren Tieren.

Samira Zaugg (links) und Annina Wisler werden in ihrem Berufsalltag oft gefordert, dennoch schwärmen sie von ihrem Beruf.

Psychische Hilfe unter schwierigen Bedingungen

Im Emmental leistet Katja Montag als Co-Chefärztin der Psychiatrie Pionierarbeit: Mit einer transkulturellen Sprechstunde in Kollektivunterkünften begegnet sie der seelischen Not von Geflüchteten. Doch der Weg zu stabiler Hilfe ist lang – und voller Herausforderungen.

Als Co-Chefärztin der Psychiatrie am Spital Emmental trägt Katja Montag die Verantwortung für den Standort Langnau. Ihr Berufsalltag ist alles andere als eintönig: Mal ist sie auf der Station, mal in der Tagesklinik oder im Psychiatrischen Ambulatorium unterwegs. Sie koordiniert das ärztliche Team und berät die Stiftung BWO in Langnau im Rahmen des Konsiliar- und Liaisondienstes. Seit über einem Jahr kommt eine weitere Aufgabe dazu: eine regelmässige Sprechstunde für Geflüchtete in der Kollektivunterkunft Sumiswald.

«Viele dieser Menschen sind traumatisiert. Psychiatrische Unterstützung ist jedoch schwierig – in den Mehrbettzimmern kommen sie kaum zur Ruhe. Und oft wissen sie nicht einmal, ob sie bleiben dürfen», sagt Katja Montag.

Psychische Not erkennen – und auffangen

Die Idee zur transkulturellen Sprechstunde entstand aus akuter Überlastung. «Unsere Triage war zeitweise überlaufen. Viele Zuweisungen kamen aus der Unterkunft in Sumiswald – wir merkten aber, dass diese Menschen in den Ambulatorien psychotherapeutisch schwer zu behandeln sind», erzählt Katja Montag. Die Psychiatrieleitung suchte den direkten Kontakt zur Unterkunftsleitung – und traf auf offene Ohren. Bald darauf etablierte Katja Montag eine zweiwöchentliche Sprechstunde vor Ort. Später kam eine weitere in der Kollektivunterkunft Schafhausen dazu. «Die Migrantinnen und Migranten sind auch Bewohnende des Emmentals. Ich fühlte mich verpflichtet, meinen Beitrag zu leisten», erklärt die Fachfrau ihre Motivation.

Zwischen Hoffnung und Hilflosigkeit

Doch wie sieht der Alltag in der transkulturellen Sprechstunde aus? Katja Montag führt aus: «Ich mache in der Regel Abklärungen. Eine Sitzung dauert 45 Minuten. Wenn jemand nur medikamentöse Hilfe braucht, sehe ich die Person noch ein paar Mal, dann übernimmt wieder die Hausärztin, der Hausarzt. Wenn mehr Unterstützung nötig ist, weise ich die Betroffenen den Ambulatorien zu oder begleite sie in meiner Sprechstunde in Langnau weiter.»

Die Psychotherapie hingegen gestaltet sich schwierig: «Die Bewohnenden wissen meistens nicht, ob und wie lange sie bleiben

dürfen. Für eine intensive Psychotherapie brauchen wir ein stabiles Umfeld – das ist in dieser Situation nicht gegeben.» Viele Geflüchtete leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Enge der Unterkunft, das Warten, das Nebeneinander unterschiedlicher Kulturen – all das kann zu depressiven Symptomen führen. «Wir versuchen, die Betroffenen zu stabilisieren. Ich mache mit ihnen Achtsamkeitsübungen, helfe ihnen, belastende Gedanken zu erkennen, einzuordnen und sich allenfalls von ihnen abzulenken. Es kann schon hilfreich sein, wenn sie wissen, dass ihre Reaktionen oft normale Antworten auf unnormale Umstände sind.»

Kommunikation mit Händen, Herz – und Google Translate

Die sprachlichen Barrieren sind teilweise hoch: «Einige sprechen Englisch oder etwas Deutsch, viele aber nicht. Dann brauchen wir Dolmetschende – oder ich arbeite mit Google Translate», so die Psychiaterin. Fehlende Sprachkenntnisse erschweren zudem eine stationäre Therapie, «denn wenn sie kein Deutsch verstehen, können sie sich nicht an unseren Gruppentherapien beteiligen und auch der wichtige Austausch mit den Mitpatientinnen und -patienten ist eingeschränkt». Trotz dieser Hürden entsteht oft ein Vertrauensverhältnis. «Es werden Lebensgeschichten erzählt. Trennungen, Gewalt, Verlust – man hört von vielen Schicksalen.»

Ein entscheidender Wendepunkt bei der psychiatrischen Unterstützung ist der B-Status. «Sobald die Menschen wissen, dass sie bleiben dürfen, und sie die Kollektivunterkunft verlassen, erzielen wir deutlich bessere Erfolge. Erst dann wird tiefergehende therapeutische Arbeit möglich.»

Lernen auf beiden Seiten

Das Fazit nach einem Jahr Erfahrung? Für Katja Montag ist es ein persönlicher Lernprozess. «Ich lerne viel über andere Kulturen. Verhaltensweisen, die zunächst krankhaft wirken, sind oft einfach kulturell bedingt. So ist es für uns ein Zeichen von Depression, wenn wir uns in ein Zimmer zurückziehen und nicht mehr nach draussen gehen. Für einige Kulturen ist es jedoch völlig normal, die eigenen vier Wände nicht zu verlassen. Ein solcher Austausch erweitert den Horizont – beruflich wie menschlich.»

TEXT KERSTIN WÄLTI BILD CONRAD VON SCHUBERT

PSYCHIATRIE

Katja Montag (47) ist Fachärztin FMH für Psychiatrie und Psychotherapie. Sie arbeitet seit über fünf Jahren am Spital Emmental am Standort Langnau, unter anderem als ärztliche Leiterin des Psychiatrischen Ambulatoriums und der Kriseninterventionsstation sowie als Leiterin des psychiatrischen Konsiliar- und Liaisondienstes. Zuerst wirkte sie als Oberärztin, dann als Leitende Ärztin und seit September 2024 ist sie Co-Chefärztin. Zuvor war Katja Montag u. a. als Co-Leiterin für die Kriseninterventionstagesklinik der Universitären Psychiatrischen Dienste verantwortlich. Nebst zahlreichen psychiatrischen und psychotherapeutischen Weiterbildungen hat sie ein CAS Leadership in Health Care Organisations absolviert.

«In meiner Rolle als Peer bin ich eine Art Hoffnungsträgerin»

Psychische Erkrankungen sind nicht nur für Betroffene eine Herausforderung, sondern auch für deren Umfeld. Umso wichtiger ist es, über psychische Gesundheit zu sprechen. Beispielsweise im Trialog im Emmental, einem regelmässigen Gesprächsformat für Betroffene, Angehörige und Fachpersonen. Worum es geht, erklären Beatrice Graf, Bereichsleiterin Psychiatrie am Spital Emmental, und Cecilia Signer, Peer Genesungsbegleiterin.

Gemäss Bundesamt für Statistik leiden in der Schweiz bis zu 30 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens an einer oder mehreren psychischen Erkrankungen. Betroffen sind auch immer mehr jüngere Menschen. Was geht Ihnen durch den Kopf bei diesen Zahlen?

Beatrice Graf: Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen an psychischen Erschütterungen und Erkrankungen leiden. Die Tatsache, dass auch immer mehr jüngere Menschen davon betroffen sind, erleben wir auch so. Dabei geht es oft nicht nur um Einzelpersonen, sondern um ein ganzes Umfeld, das mitbetroffen ist. Ich denke aber, dass diese Zahlen auch damit zu tun haben, dass das Thema heute etwas weniger schambehaftet ist und sich Menschen mit psychischen Problemen eher Hilfe holen als früher.

Wichtig ist und bleibt, dass man darüber spricht. Deshalb haben Sie am Spital Emmental mit dem Trialog seit März ein Angebot, das sich einmal pro Monat auf spezielle Art und Weise mit psychischer Gesundheit beschäftigt. Worum geht es genau?

Graf: Wir fördern damit eine offene, partnerschaftliche Begegnungskultur nach dem trialogischen Ansatz. Das heisst, wir

«Im Trialog geht es darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen, über Herausforderungen zu sprechen und Verständnis füreinander zu schaffen.»

Beatrice Graf, Bereichsleiterin Psychiatrie

haben Menschen mit Krankheitserfahrungen im Trialog, Angehörige von Betroffenen sowie Fachpersonen aus der Psychiatrie. Es geht darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen, über Herausforderungen zu sprechen und Verständnis füreinander zu schaffen. Ganz wichtig: Alle drei Parteien haben eine gleichberechtigte Stimme. Durch den Trialog ergibt sich die Chance, voneinander zu lernen.

Sie, Frau Signer, sind als sogenannte Peer Genesungsbegleiterin mit dabei. Was ist darunter zu verstehen?

Wie wird man Peer?

Signer: Beatrice Graf hat mich angefragt, ob mich eine solche Rolle interessieren würde. Danach durfte ich eine Ausbildung und mehrere Praktika machen. Dabei habe ich die Wichtigkeit dieser Funktion als Verbindung zwischen Betroffenen und Fachpersonen erkannt. Ich kann mich gut in die Patientinnen und Patienten hineinversetzen, da ich ebenfalls schlimme Zeiten durchgemacht habe – das ist mein Pluspunkt.

Cecilia Signer: Als Peer ist man eine Art Bindeglied zwischen Fachpersonen sowie Patientinnen und Patienten. Als Patientin war ich früher selbst öfters in Kliniken. Daher kann ich die Herausforderungen, die psychische Erkrankungen mit sich bringen, gut nachvollziehen. Im Trialog habe ich eine Fachrolle. Ich bin nicht als Patientin dort, sondern als Person, die Erfahrungen gemacht hat, die anderen Betroffenen möglicherweise helfen können. Als Peer bin ich eine Ansprechperson, die den gleichen Rucksack trägt wie die Betroffenen und genau weiss, wie diese sich fühlen.

Beatrice Graf (61, links) arbeitet seit 25 Jahren in der Psychiatrie am Spital Emmental. Zuerst auf der Kriseninterventionsstation und in der Tagesklinik, später war sie zuständig für den Aufbau und die Leitung der aufsuchenden Pflege in der Psychiatrie. Heute arbeitet sie als Bereichsleiterin der Psychiatrie in Burgdorf. Graf ist verheiratet und lebt im Kanton Solothurn. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit Familie und Freunden, auf Reisen oder in der Natur.

Cecilia Signer (41) kommt ursprünglich aus dem Appenzell und lebt seit 25 Jahren im Emmental. Sie ist ausgebildete Pflegeassistentin und arbeitet am Berner Inselspital. 2020 hat sie die zweijährige Ausbildung zur Peer, zur Expertin aus Erfahrung, absolviert und moderiert nun in der Co-Leitung mit Beatrice Graf den Trialog im Emmental. Signer spielt Akkordeon und Schwyzerörgeli, ist immer mit dem Fahrrad unterwegs und liebt die Natur.

Trialog im Emmental Im Trialog geht es um einen Austausch zum Thema psychische Gesundheit zwischen Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen. Er findet jeden ersten Mittwoch im Monat (Sommerpause im Juli und August) von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr im Ambulanten Zentrum Buchmatt, Kirchbergstrasse 97, 3400 Burgdorf, statt. Die Anmeldung erfolgt über die Nummer 034 421 27 48 oder via Mail an beatrice.graf@spital-emmental.ch. spital-emmental.ch/psychiatrie

Im Podcast erklären Beatrice Graf und Cecilia Signer unter anderem, wie der Trialog im Emmental abläuft und worauf es beim Austausch mit Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen ankommt. blog.spital-emmental.ch/beitrag/2475

Können solche Gespräche mit anderen Betroffenen nicht auch belastend für Sie sein?

Signer: Ja, das können sie. Ich bin selbst nach wie vor in therapeutischer Betreuung und im Aufarbeitungsprozess drin. Deshalb brauche ich jeweils viel Zeit, um mich auf den Trialog vorzubereiten und mich danach auch wieder neu zu ordnen. Aber ich bin überzeugt, dass ich in meiner Rolle viel bewirken und eine Art Hoffnungsträgerin sein kann.

Verschiedene Menschen, verschiedene Geschichten, ein Austausch auf Augenhöhe – wie genau muss man sich diese Runde vorstellen, Frau Graf?

Graf: Die Zusammensetzung kann ganz unterschiedlich sein. Wir haben den Trialog bereits letztes Jahr einige Male durchgeführt und erste Erfahrungen gesammelt. Einmal hatten wir zwölf Teilnehmende, ein anderes Mal vielleicht fünf oder sechs. Manchmal waren mehr Angehörige da, manchmal mehr Betroffene oder Fachleute. Wer teilnehmen möchte, kann sich neu bei uns voranmelden, so versuchen wir, die Teilnehmendenzahl und die Zusammensetzung optimal zu gestalten.

Muss man sich auf den Trialog speziell vorbereiten?

Graf: Nein, man kann einfach kommen und zuhören. Wer möchte, spricht über sich und seine Situation und erzählt, warum er oder sie da ist. Inhaltlich sind wir flexibel und legen kein konkretes Thema fest. Wir fragen, ob es Themen gibt, die gerade alle betreffen, oder wir schlagen zwei oder drei Inhalte vor, über die wir sprechen könnten. Am Anfang gibt es eine Vorstellungsrunde, dann schauen wir, in welche Richtung sich die Gespräche ent-

«Als Peer bin ich eine Ansprechperson, die den gleichen Rucksack trägt wie die Betroffenen und genau weiss, wie diese sich fühlen.»
Cecilia Signer, Peer Genesungsbegleiterin

wickeln könnten. Manchmal ergibt sich ein inhaltlicher Faden, den wir aufnehmen und der als Ausgangs- und Schlusspunkt dient.

Was könnte denn ein mögliches Thema sein?

Graf: Wie gehe ich mit Krisen und Rückfällen um? Wie trage ich Sorge zu mir selbst? Es geht aber eben auch darum, wie man sich als Angehörige oder Angehöriger schützen kann, wenn es einem zu viel wird. Wichtig ist uns, auch das Hoffnungsvolle herauszustreichen, nicht nur die Probleme und Herausforderungen.

Wer leitet diesen Trialog?

Graf: Das machen wir gemeinsam. Wir legen zu Beginn den Rahmen fest und erklären, was uns wichtig ist. Zum Beispiel, dass wir einen sicheren Raum bieten, einander ausreden lassen und dass alles, was gesagt wird, bei uns bleibt.

Signer: Ich finde es auch sehr wichtig zu erwähnen, dass der Trialog keine Therapiesitzung ist. Es ist ein Austausch, an dem alle Personen eigenverantwortlich teilnehmen.

Graf: Es geht um das Gesamte, genau, egal ob jemand Patient, Angehörige oder Fachperson ist. Die Beteiligten müssen selbst beurteilen, wie viel sie sich zumuten möchten. Wenn jemand eine Pause braucht, kann diese Person den Raum auch mal verlassen – allein oder in Begleitung.

Welche Themen bringen die Angehörigen ein?

Graf: Es gibt beispielsweise Angehörige, die nicht wissen, wie sie auf ihre Partnerin oder ihren Partner zugehen sollen, Thema «Nähe und Distanz». Wann überfordert oder unterfordert man Betroffene? Es geht um Verantwortung und Eigenverantwortung und darum, Situationen aushalten zu können, ohne selbst die Kraft zu verlieren.

Schwere Themen, schwierige Situationen – wird im Trialog auch mal gelacht? Signer: Unbedingt! Humor ist etwas ganz Wichtiges. Es gibt immer wieder Situationen, in denen wir zusammen lachen, was auch für eine gewisse Leichtigkeit sorgen kann. Das gehört ebenfalls dazu.

Wie offen gehen Betroffene mit ihrer Leidensgeschichte um?

Graf: Sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen, für die es sehr schwierig ist, psychiatrische oder psychologische Begleitung zu suchen. Meist, weil sie sich schämen und ein Gefühl des Versagens mit sich herumtragen. Andere gehen inzwischen recht gut mit ihrer Situation um, weil sie wissen, dass es nicht beschämend ist, sich bei einer psychischen Krise Hilfe zu holen.

Wie reagieren Beteiligte im Trialog auf Sie als Peer, Frau Signer? Welche Feedbacks bekommen Sie?

Signer: Das finde ich eine schwierige Frage. Die Leute nehmen mich ja nicht nur als Peer wahr, sondern auch als Betroffene.

Graf: Letztlich haben wir alle verschiedene Hüte auf. Als Fachperson kann ich auch Angehörige sein oder Betroffene, wenn ich vielleicht selbst eine Krise habe. Wichtig ist, dass wir uns – egal in welcher Rolle wir gerade stecken – als Menschen begegnen.

Wie fühlt man sich, wenn man an einem Trialog teilgenommen hat?

Signer: Bis jetzt haben wir positive Rückmeldungen erhalten. Viele Teilnehmende sind dankbar, dass es diese Möglichkeit gibt. Sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Situationen erleben, kann guttun und neuen Mut machen.

Graf: Der Trialog ist eine Bereicherung. Gerade auch, weil man sich mit Menschen austauscht, mit denen man in keiner persönlichen Beziehung steht. Manchmal ist es einfacher, etwas anzunehmen, wenn es von aussen kommt und nicht von einer vertrauten oder bekannten Person.

Selbsthilfe als Ergänzung zur psychiatrischen Behandlung

Die Psychiatrie am Spital Emmental sieht die Selbsthilfe als wichtige und wertvolle Ergänzung zur Behandlung und Nachsorge von Patientinnen und Patienten – und wurde deshalb von der Stiftung Selbsthilfe Schweiz als «selbsthilfefreundliche Psychiatrie» ausgezeichnet.

In der gemeinschaftlichen Selbsthilfe finden Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht nur Unterstützung, sondern auch Halt und Zugehörigkeit. Durch den Austausch auf Augenhöhe unterstützen sich die Teilnehmenden gegenseitig, geben einander Tipps und stärken das gemeinsame Erfahrungswissen. «Selbsthilfe ist die Basis für jede Genesung. Wenn wir mit anderen Menschen sprechen und uns austauschen, dann helfen wir uns bereits selbst», so Christine Frötscher, Betriebsleiterin und Co-Leiterin Psychiatrie am Spital Emmental. «Selbsthilfe ist eine oft vernachlässigte Ressource in der Behandlung psychischer Erkrankungen. Der Austausch mit Betroffenen stellt eine bedeutende Ergänzung zu medizinischen und therapeutischen

Angeboten dar. Sie stärkt die Selbstkompetenz und Eigenverantwortung und ermöglicht etwas, das wir Fachpersonen nicht bieten können», fährt die Betriebsleiterin fort.

Bewusstsein für Selbsthilfe stärken Bereits seit Ende 2023 beteiligt sich die Psychiatrie des Spitals Emmental am Projekt «Gesundheitskompetenz durch selbsthilfefreundliche Spitäler». In enger Zusammenarbeit mit dem Beratungszentrum Burgdorf von Selbsthilfe BE hat die Psychiatrie gezielte Massnahmen entwickelt und umgesetzt, um das Bewusstsein für das Thema «Selbsthilfe» im Betrieb zu stärken. Dabei arbeitet das Spital auch eng mit lokalen Selbsthilfegruppen

«Selbsthilfe ist eine oft vernachlässigte Ressource in der Behandlung psychischer Erkrankungen.»
Christine Frötscher, Betriebsleiterin Psychiatrie

zusammen. Um die Mitarbeitenden auf das Thema Selbsthilfe zu sensibilisieren, haben Betroffene von psychischen Erkrankungen, die selbst in Selbsthilfegruppen aktiv sind, ihre persönlichen Erfahrungen mit den Mitarbeitenden geteilt und aufgezeigt, welche Bedeutung Selbsthilfe für Betroffene haben kann. Einer dieser Vertreter von Selbsthilfegruppen ist Sascha. Aufgrund seiner Schizophrenie nimmt er seit zehn Jahren regelmässig an Selbsthilfegruppen teil und hat vor zwei Jahren sogar eine neue Gruppe gegründet. Er hat den Mitarbeitenden aufgezeigt, welche Bedeutung Selbsthilfegruppen für Betroffene haben können, und hat die von der Psychiatrie umgesetzten Massnahmen im Zertifizierungsprozess kritisch mitgeprüft.

Wichtiger Baustein der Genesung

Die erhaltene Auszeichnung «selbsthilfefreundliche Psychiatrie» ist das Ergebnis einer intensiven, gemeinsamen Arbeit aller Beteiligten. «Wir haben lange auf diese Auszeichnung hingearbeitet und freuen uns sehr, dass wir uns nun als ‹selbsthilfefreundliche Psychiatrie› bezeichnen dürfen», so Christine Frötscher. Die Auszeichnung ist kein Endpunkt, sondern ein laufender Prozess. Die Mitarbeitenden der Psychiatrie am Spital Emmental werden weiterhin daran arbeiten, die Selbsthilfe als wichtigen Baustein der Genesung zu stärken und weiterzuentwickeln.

Die Psychiatrie des Spitals Emmental freut sich über die Auszeichnung als «selbsthilfefreundliche Psychiatrie» (Bild auf Seite 23, v. l.): Gabriela Kühni, Selbsthilfe BE; Pia Wegmüller, Koordinatorin des Projekts, Selbsthilfe BE; Katrin Scheidegger, Selbsthilfe BE; Sascha, Vertreter einer Selbsthilfegruppe; Michael Strehlen, Chefarzt Psychiatrie Spital Emmental; Brigitte Gidl, Sozialarbeiterin Spital Emmental; Regula Feldmann, CEO Spital Emmental

Dank der Selbsthilfegruppe zurück im Leben

Im Interview erzählt der 39-jährige Sascha, weshalb die gemeinschaftliche Selbsthilfe für ihn und seine Genesung wichtig war und wie ihm der Austausch mit anderen Betroffenen geholfen hat.

Sascha, Sie haben vor zwei Jahren eine Selbsthilfegruppe gegründet. Als Sie selber das erste Mal in eine solche Gruppe gehen sollten, standen Sie dem Thema skeptisch gegenüber. Warum?

Sascha: Ich hatte damals ein verzerrtes Bild von Selbsthilfegruppen – so wie man es aus Filmen kennt: Menschen mit Suchtproblemen, die im Kreis sitzen und ihre Geschichte erzählen. Ich dachte, das passt nicht zu mir. Lange weigerte ich mich, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, dachte, es ginge mir entweder viel zu gut oder viel zu schlecht, um an einer solchen Sitzung teilzunehmen. Ich muss ehrlicherweise auch gestehen, dass ich mich damals gerne in der Opferrolle sah und es mochte, wenn ich Aufmerksamkeit erhielt und man sich um mich kümmerte. Nach knapp einem halben Jahr und mehreren «geschwänzten» Sitzungen brachte mich die Psychiatrie-Spitex dann doch dazu, erstmals eine Selbsthilfegruppe in Thun zu besuchen.

Haben sich Ihre Vorstellungen von Selbsthilfegruppen bewahrheitet?

Nein, ganz und gar nicht. Ich war überrascht, wie wohlwollend alle waren. Es war das erste Mal seit meiner Diagnose, dass man mir auf Augenhöhe begegnete. Ich muss dazu noch sagen, dass sich in den letzten 20 Jahren viel getan hat in der Psychiatrie. Bei meinem ersten Kontakt mit psychiatrischen Behandlungen wurde viel von oben herab bestimmt. Das ist heute nicht mehr so. Die Teilnehmenden in der Gruppe waren interessiert, hörten mir zu und nahmen mich ernst – es herrschte ein gutes Klima und ich fühlte mich verstanden.

Wie hat Ihnen die Selbsthilfegruppe konkret geholfen?

In der Schweiz gibt es ca. 80 000 Menschen, die an Schizophrenie leiden. Das wusste ich damals nicht. Generell kannte ich niemanden sonst, der auch an Schizophrenie leidet. Ich dachte, ich bin mit meinen Problemen alleine. In der

Selbsthilfegruppe kam ich zum ersten Mal mit anderen Betroffenen in Kontakt – und ich realisierte, dass es nicht nur mir so geht.

Der Kontakt zu anderen Menschen mit einer Psychose ermöglichte es mir auch, mich mit ihnen zu vergleichen. Dadurch konnte ich mir ein besseres Bild meines eigenen Zustands machen und ich merkte, dass es anderen Leuten aus der Gruppe vielleicht sogar noch schlechter ging als mir.

Zudem war die Selbsthilfegruppe für mich ein Zugang zur Aussenwelt. Ich hatte in dieser Gruppe nach langer Zeit erstmals wieder soziale Kontakte. Zudem musste ich viele Dinge wieder neu lernen, beispielsweise stressfrei Zug zu fahren, pünktlich zu sein, durch eine lebhafte Stadt zu laufen oder selbstbewusst aufzutreten. Der Austausch in den Selbsthilfegruppen hat mir allgemein geholfen, neue Perspektiven einzunehmen und meine Grenzen verschieben zu können.

Gab es spezielle Impulse oder Begegnungen, die Sie besonders weitergebracht haben?

Der Kontakt zu den Peers hat mich besonders beeindruckt. Menschen mit eigener schwerer Erkrankung, die heute ohne Medikamente zurechtkommen, motivierten mich. Sie zeigten mir, was alles möglich ist, und wurden zu meinen Vorbildern.

In den verschiedenen Selbsthilfegruppen lernte ich auch viele neue Leute kennen, woraus sich teilweise auch Freundschaften entwickelten. Man traf sich zudem ausserhalb der monatlichen Sitzungen und unternahm gemeinsam etwas. Es waren allerdings nicht alle Selbsthilfegruppen gleichermassen hilfreich. In den

Gruppen, in denen kein Peer durch die Sitzung führte, war die Dynamik manchmal unausgeglichen und nicht sehr zielführend. Die Selbsthilfegruppen, die Peer-geleitet waren, bleiben mir jedoch als sehr positiv in Erinnerung. Die Dynamik war immer sehr gut und führte zu einer angenehmen Atmosphäre in der Gruppe.

Nun sind Sie selbst in der Ausbildung zum Peer und leiten Ihre eigene Selbsthilfegruppe – was hat Sie dazu bewogen?

Leiten ist das falsche Wort. Ich bin eines der Gründungsmitglieder und habe im Gegensatz zu den anderen Teilnehmenden einige zusätzliche administrative

«Die Selbsthilfegruppe war für mich ein Zugang zur Aussenwelt – ich hatte in dieser Gruppe nach langer Zeit erstmals wieder

soziale Kontakte.»

Sascha, Gründer Selbsthilfegruppe

Aufgaben, wie Informationen von Selbsthilfe Schweiz an die Gruppe weiterzugeben. Aber in der Sitzung mit der Gruppe an sich habe ich keine leitende Aufgabe, da sind wir alle auf Augenhöhe.

Der Grund, weshalb ich eine Selbsthilfegruppe gegründet habe, ist, dass ich selber sehr von diesen Gruppen profitieren konnte. Ich bin sehr dankbar für den Austausch, den ich mit den anderen Teilnehmenden hatte. Andere Betroffene sollen weiterhin von diesem Angebot profitieren können. Es ist eine Spirale und es braucht dieses Engagement, damit es weitergeht. Nun möchte ich etwas zurückgeben und anderen Menschen helfen, so wie mir geholfen wurde.

Zur Person Sascha (39) erhielt mit 20 Jahren die Diagnose Schizophrenie. In seiner Jugend hatte der gelernte Schreiner regelmässig Cannabis konsumiert und so eine Psychose entwickelt. Nach vielen Jahren psychiatrischer Behandlung, zwei stationären Klinikaufenthalten und mehrjähriger Begleitung der Psychiatrie-Spitex ist Sascha heute in der Ausbildung zum Peer – einem ausgebildeten Genesungsbegleiter, der andere Betroffene professionell begleitet und als Brückenbauer zwischen Fachpersonal und psychisch Erkrankten fungiert. Sein Ausbildungspraktikum absolviert er in der Kriseninterventionsstation am Spital Emmental in Burgdorf. Auf seinem eigenen Genesungsweg war die gemeinschaftliche Selbsthilfe ein wichtiger Teil. Seit zehn Jahren ist Sascha nun schon aktiv in Selbsthilfegruppen tätig und er hat vor zwei Jahren eine neue Selbsthilfegruppe gegründet.

Daheim Abschied nehmen

Der Mobile Palliativdienst Emmental-Oberaargau unterstützt schwer kranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase und ermöglicht so den Betroffenen und ihren Angehörigen, die verbleibende Zeit in vertrauter Umgebung zu verbringen.

ür die Mitarbeitenden des Mobilen Palliativdienstes Emmental-Oberaargau (mpdEO) ist der Tod ein ständiger Begleiter im Arbeitsalltag. Manchmal stehen sie ihren Klientinnen und Klienten über mehrere Monate zur Seite, manchmal nur noch für wenige Tage. «Wir können nicht verhindern, dass die Menschen, die wir betreuen, sterben müssen», sagt Birgit Nägeli, Leiterin des mpdEO, und fügt nach einer kurzen Pause an: «Aber wir können sie auf ihrem letzten Weg unterstützen und vieles für sie verbessern, was sehr erfüllend sein kann.» Die Unterstützung gilt dabei nicht nur den Betroffenen, sondern auch deren Angehörigen. Und auch für das Fachpersonal im Spital ist der Mobile Palliativdienst eine Entlastung, denn die Mitarbeitenden des mpdEO übernehmen dann, wenn eine Situation komplexer wird, der Koordinationsaufwand zunimmt und eine engmaschige Betreuung und Begleitung der Klientinnen und Klienten auch zu Hause wichtiger wird. «Das Ziel ist dann nicht mehr die Heilung, sondern die bestmögliche Lebensqualität», erklärt die Fachfrau.

Organisieren und koordinieren Gerade hat Birgit Nägeli vom Tod eines Klienten erfahren, den das Team des mpdEO fast ein Jahr lang begleitet hatte. Solche Momente sind traurig – und gleichzeitig tröstlich. Denn es war möglich, den Wunsch des Mannes zu erfüllen: Er durfte zu Hause sterben. Der ältere Mann litt seit einigen Jahren an einer Krebserkrankung, die unter anderem

Metastasen in den Knochen gebildet hatte. Seine Schmerzen nahmen stetig zu, weshalb ihn sein Hausarzt an den mpdEO überwies. Abgesehen von den starken Schmerzen war seine Situation zu Beginn jedoch weitgehend stabil. «Es ging am Anfang in erster Linie darum, dass der Klient und seine Frau auch zu Hause eine verlässliche Ansprechperson hatten», erklärt Birgit Nägeli. Regelmässig besuchte jemand aus dem Team das Ehepaar, um ihnen beratend zur Seite zu stehen und zu schauen, was gebraucht wird.

«Ziel der Arbeit ist es, den Betroffenen und ihren Angehörigen zu ermöglichen, den letzten Lebensabschnitt möglichst selbstbestimmt und nach ihren individuellen Wünschen zu gestalten», so die mpdEO-Leiterin. Wenn es machbar ist, soll ein würdevolles Sterben in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden. Dafür koordinieren und vernetzen die

«Wir können nicht verhindern, dass die Menschen, die wir betreuen, sterben müssen. Aber wir können sie auf ihrem letzten Weg unterstützen und vieles für sie verbessern, was sehr erfüllend sein kann.»

Birgit Nägeli, Leiterin des mpdEO

Mitarbeitenden des Mobilen Palliativdienstes unterschiedliche Fachpersonen und Unterstützungsangebote. «Wir organisieren beispielsweise Rundtischgespräche, um gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen die Möglichkeiten zu besprechen und so wichtige Entscheidungen für den letzten Lebensweg zu treffen», sagt Birgit Nägeli.

Wenn Fachpersonen und Freiwillige zusammenarbeiten

Das Team des mpdEO arbeitet eng mit den örtlichen SPITEX-Organisationen, mit Spitälern, Institutionen der Langzeitpflege, sozialmedizinischen Institutionen, Hausärztinnen und Hausärzten sowie Seelsorgerinnen und Seelsorgern zusammen. Der Mobile Palliativdienst versteht es als zentrale Aufgabe, ein tragfähiges Netzwerk aufzubauen: «Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren externen Partnerinnen und Partnern schaffen wir die Grundlage für eine qualitativ hochstehende Versorgung von Menschen in einer palliativen Situation», erklärt Birgit Nägeli. Zusätzlich wird das Fachteam des mpdEO von engagierten Freiwilligen unterstützt. Sie übernehmen Aufgaben in der Begleitung von schwer kranken und sterbenden Menschen – als kostenloses Brückenangebot für Klientinnen und Klienten, die vom Mobilen Palliativdienst betreut werden. «Die Freiwilligen werden dort eingesetzt, wo Angehörige aufgrund von Erschöpfung, Zeitmangel oder belastenden Lebensumständen an ihre Grenzen stossen», sagt die Fachfrau.

Am Lebensende zu Hause sein

Die Freiwilligen entlasten das Umfeld ganz konkret, indem sie beispielsweise eine Nachtwache übernehmen – wie auch im Fall des verstorbenen Klienten. Seine Situation verschlechterte sich im Lauf des letzten Jahres zunehmend. Weil seine Schmerzen immer stärker wurden, musste er zweimal für einige Tage ins Spital, um die Schmerzmedikation neu einzustellen. Danach konnte er jeweils wieder nach Hause zurückkehren. Das Team des mpdEO besprach dann den im Spital erstellten Nachsorgeplan daheim mit dem Klienten und seiner Frau und die Umsetzung wurde nochmals erklärt. Dieser Plan hält unter anderem fest, was zu tun ist, wenn sich neue Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen zeigen. Er beantwortet aber auch grundlegende Fragen: «Etwa, ob der Klient im Notfall künstlich beatmet werden möchte oder ob er ins Spital eingewiesen werden will, wenn sich sein Zustand verschlechtert», erklärt Birgit Nägeli.

Durch diese Betreuung und Begleitung durch die Mitarbeitenden des mpdEO konnte ein nahtloser Übergang vom Spital in die ambulante Betreuung ermöglicht werden. Im weiteren Verlauf der Erkrankung wurde auch die SPITEX in die Versorgung des Mannes eingebunden, insbesondere für die Grundpflege und die Medikamentenabgabe. «Die Mitarbeitenden der SPITEX standen mit

uns im ständigen Austausch, um rasch reagieren zu können, falls sich der Gesundheitszustand verändern würde», erklärt die Expertin. Gegen Ende seiner Lebenszeit benötigte der Klient eine kontinuierliche Schmerzlinderung. Dafür richteten die Mitarbeitenden des mpdEO eine Medikamentenpumpe ein. So konnte der Mann schliesslich zu Hause, in seiner vertrauten Umgebung sterben.

Auch nach dem Tod einer Patientin oder eines Patienten lässt der mpdEO die An-

gehörigen nicht allein. Einige Wochen nach einem Todesfall nimmt das Team jeweils nochmals Kontakt auf, um zu hören, wie es den Hinterbliebenen geht und um Rückmeldungen entgegenzunehmen. Bei Bedarf weisen die Mitarbeitenden des mpdEO auch auf Unterstützungsangebote hin wie Trauercafés oder psychologische Beratung. «Wir möchten Mut machen, diese Hilfen anzunehmen, gerade wenn die Belastung gross ist», betont Birgit Nägeli.

Letzte Lebenszeit zu Hause verbringen

Der Mobile Palliativdienst Emmental-Oberaargau (mpdEO) ist seit dem 1. Januar 2023 als gemeinnützige Aktiengesellschaft organisiert. Diese besteht aus neun SPITEX-Organisationen der Region sowie der Spital Emmental AG und der Spital Region Oberaargau AG (SRO). Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) des Kantons Bern ist Mitinitiantin des Projekts und trägt die Verantwortung für den Leistungsauftrag. Die Geschäftsstelle des mpdEO befindet sich in den Räumlichkeiten der SPITEX Region Lueg in Hasle-Rüegsau.

Mobiler Palliativdienst Emmental-Oberaargau www.mpdeo.ch

Frisch, direkt und persönlich

Im dahlia Lenggen werden die Menüs dank einer Umstellung des Verpflegungssystems nun direkt in den Wohngruppen frisch geschöpft. Das stärkt den Austausch zwischen den Bewohnenden und den Teams und fördert den Dialog.

Es ist Mittagszeit und riecht gut in den Gängen des dahlia Lenggen. Heute steht Rindsragout nach Burgunderart mit Krawättli und frischem Gemüse auf dem Menüplan. Nun haben die Bewohnenden die Möglichkeit, sich eine zweite kleine Portion servieren zu lassen. Bislang wurden am Standort Lenggen die Teller für jede einzelne Bewohnerin und jeden einzelnen Bewohner am laufenden Band direkt in der Küche vorbereitet. Anschliessend übernahmen die Mitarbeitenden der Pflege die Esswagen mit den fertig ausgerüsteten Tabletts und brachten sie auf die Wohngruppen. Was dabei fehlte, war der direkte Kontakt der Küchenmitarbeitenden mit den Pflegenden und den Bewohnenden. «An den anderen Standorten werden die Menüs bereits seit Längerem direkt auf den Abteilungen geschöpft. Dabei haben wir festgestellt, dass der Austausch zwischen Bewohnenden, Pflegenden und Küchenmitarbeitenden für alle Beteiligten einen Mehrwert bringt», erklärt Franziska Furer, Geschäftsleiterin dahlia Verein Emmental.

Am Standort Lenggen erfolgte das Anrichten der Teller für jede Bewohnerin und jeden Bewohner bislang direkt in der Küche.

Essen ist immer auch eine emotionale Angelegenheit, die Erinnerungen weckt. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner haben früher selbst oft und gerne gekocht, Gäste bewirtet oder einen Gemüsegarten gepflegt und stellen daher auch gerne Fragen zur Zubereitung der Gerichte. Durch den direkten Kontakt können diese Gespräche nun unmittelbar mit den Küchenmitarbeitenden stattfinden. «Auch Wünsche lassen sich so direkt äussern – sei es nach einer Rösti, die es schon lange nicht mehr gab, oder nach einem Apfelkuchen», weiss Franziska Furer.

Mehr Kontakt, weniger Food Waste

Umgekehrt wird der Kontakt auch von den Mitarbeitenden der Küche geschätzt. Die Namen der Bewohnerinnen und Bewohner bekommen ein Gesicht, was die Atmosphäre persönlicher und menschlicher macht. Zudem profitieren die Mitarbeitenden von den direkten Rückmeldungen – sei es Lob oder konstruktive Anregungen: «Für sie ist das eine wertvolle Gelegenheit, Anliegen aufzunehmen, Missverständnisse zu klären und auch positives Feedback direkt zu erleben», so die Geschäftsleiterin. Gleichzeitig trägt das neue System dazu bei, Food Waste zu reduzieren. Da die Mahlzeiten direkt vor Ort ausgegeben werden, können die Portionen individuell an den Appetit und die Tagesform der Bewohnenden angepasst werden. «Solange die Speisen im hygienischen Kreislauf bleiben, können sie zudem von den Küchenmitarbeitenden weiterverarbeitet werden – so wird etwa Gemüse zu Suppe oder altes Brot zu Paniermehl. Unsere Köchinnen und Köche sind da unglaublich kreativ», erzählt Franziska Furer.

Zusätzliche Zeit für Pflege und Betreuung

Auch unter den Teams fördert das neue Verpflegungssystem die direkte Kommunikation und den Austausch. Dadurch erhalten sie Einblicke in die unterschiedlichen Arbeitsgebiete, was das gegenseitige Verständnis stärkt. Mit der Einführung des neuen Systems wurden zudem die Aufgaben neu verteilt: Bisher übernahmen die Mitarbeitenden aus der Pflege bei den Mahlzeiten auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie das Decken der Tische oder das Abräumen des Geschirrs. Nun sind dafür die Mitarbeitenden aus der Hauswirtschaft zuständig. Zusätzlich unterstützen diese das Küchenteam beim Schöpfen der Speisen. Die Umstellung brachte für die Verantwortlichen zunächst einen erheblichen Aufwand mit sich. Franziska Furer ist jedoch überzeugt, dass sich dieser Einsatz für alle lohnt: «Wir bieten unseren Bewohnenden damit ein zusätzliches Stück Lebensqualität, schaffen abwechslungsreiche Arbeitsmöglichkeiten in Hauswirtschaft und Küche und fördern zugleich die Teamarbeit, wodurch die Pflege mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben gewinnt.»

Erst die Herausforderung, dann der Erfolg

Der Alltag ist geprägt von Gewohnheiten und Routinen, die das Zusammenarbeiten und Zusammenleben erheblich erleichtern. Veränderungen, wie die Umstellung des Mahlzeitensystems im dahlia Lenggen, fordern alle Beteiligten heraus. Das kann verunsichern und ermüden, da es Zeit braucht, um Neues zu lernen. «Wie jeder Lernprozess kann jedoch auch diese Umstellung mit Geduld, Wiederholung, Offenheit und Verständnis erfolgreich und nachhaltig gestaltet werden», weiss Franziska Furer und ergänzt: «Eine achtsame Kommunikation ist dafür das A und O.»

«Wir haben festgestellt, dass der Austausch zwischen Bewohnenden, Pflegenden und Küchenmitarbeitenden für alle Beteiligten einen Mehrwert bringt.»

Franziska Furer, Geschäftsleiterin dahlia Verein Emmental.

Schöpfen und Servieren im Teamwork (hier im dahlia Oberfeld): Mit dem neuen Verpflegungssystem bleiben die Aufgaben im Kern gleich, doch sie sind neu verteilt und werden direkt bei den Bewohnenden ausgeführt.

Hebamme – ein Beruf, der mehr Anerkennung verdient

Laura Lindt und Tamara Lengacher schliessen ihr Studium zur Hebamme BFH im Sommer 2025 nach einem zehnmonatigen Praktikum auf der Geburtshilfe des Spitals Emmental ab. Welche Faszination der Beruf mit sich bringt und mit welchen Themen sie sich beschäftigen, erzählen die beiden Studentinnen im Interview.

INTERVIEW TERESA SCHMIDT BILD ANJA GERBER

Tamara Lengacher und Laura Lindt (sitzend) sind seit Juni 2025 als offizielle Hebammen anerkannt.

Wie sind Sie zum Bachelorstudium Hebamme gekommen?

Tamara Lengacher: Ich wusste schon früh, dass ich im Gesundheitswesen arbeiten möchte. Ich habe im Spital Emmental meine Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit absolviert und kam später auch mit dem Wochenbett in Kontakt – ein Bereich, in dem ich mich sofort wohlgefühlt habe. Damals dachte ich noch, man müsse für den Beruf der Hebamme besonders erfahren oder älter sein. Heute weiss ich: Das Wichtigste ist ein gutes Einfühlungsvermögen und natürlich viel Fachwissen.

Laura Lindt: Ich habe nach der Matura Psychologie studiert und erfolgreich abgeschlossen. Schon während des Studiums wurde mir klar, dass mich der Beruf der Hebamme sehr fasziniert. Nach dem Bachelor in Psychologie stand ich vor der Wahl, einen Master anzuschliessen oder einen neuen Weg einzuschlagen. Ich entschied mich für den neuen Weg und habe den Entscheid nicht einen Tag bereut.

Wie war das Studium?

Laura: Im Gegensatz zum Uni-Alltag war das Studium an der Fachhochschule klar strukturiert und folgte einem strikten Stundenplan mit Vorlesungen, Seminaren und praktischen Übungen. Alle möglichen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett wurden behandelt.

Tamara: Die vier Jahre waren intensiv, aber sehr lehrreich. Theorie und Praxis wechseln sich ab, und vor allem die Praktika sind sehr zentral.

Laura: In den ersten drei Jahren absolvieren wir Studierenden vier Mal ein zehnwöchiges Praktikum. Das Studium schliessen wir mit einem 40-wöchigen Praktikum ab. In dieser Zeit wächst man fachlich und persönlich enorm.

Wie haben Sie den Abschluss des Studiums und das letzte Praktikum erlebt?

Tamara: Da wir die Prüfungen bereits letzten Sommer abgeschlossen haben, fällt es nun leichter, uns ganz aufs Praktikum zu konzentrieren.

Laura: Auch die Abschlussfeier liegt schon hinter uns – etwas ungewohnt, da

wir erst ab Juni 2025 offiziell als Hebammen anerkannt sind. Es ist eine spannende Phase: Man weiss, dass man bald ganz eigenständig arbeitet – und gleichzeitig darf man noch wachsen und reflektieren.

Wird der Berufsstatus der Hebamme ausreichend gewürdigt in unserer Gesellschaft?

Laura: Oft wird die Arbeit der Hebamme auf den Moment der Geburt reduziert. Dabei leisten wir nicht nur während der Geburt einen wichtigen Beitrag, sondern begleiten die Frauen auch bereits in der Schwangerschaft und bereiten sie auf die Geburt vor – ein präventiver Aspekt, der oft übersehen wird. Viele Frauen wissen gar nicht, dass sie diese wertvolle Unterstützung schon vor der Geburt in Anspruch nehmen können. Nach der Geburt geht die Hebammenbegleitung im Wochenbett weiter. Wir bauen eine Beziehung auf, sind konstant Ansprechpersonen und unterstützen die Frauen in einer sehr intensiven Lebensphase – das verdient definitiv mehr Anerkennung.

Tamara: Genau. Unser Beruf lebt von Beziehung, Vertrauen und Präsenz – dafür braucht es Zeit und Strukturen, die das ermöglichen. Deshalb ist es wichtig, dass unser Beruf in der Gesellschaft mehr Anerkennung erhält.

Wie haben Sie die erste Geburt erlebt, die Sie begleiten durften?

Tamara: Meine erste Geburt habe ich in einem Geburtshaus erlebt – ein sehr bewegender Moment. Natürlich war ich anfangs eher beobachtend dabei, aber das Gefühl war überwältigend.

Laura: Mir ging es genauso. Heute erkenne ich, wie viel Verantwortung wir tragen – für Mutter und Kind. Als Hebamme muss man das grosse Ganze im Blick behalten und gleichzeitig feinfühlig auf kleinste Veränderungen reagieren.

Waren Sie in der Ausbildungszeit auch mit schwierigen Momenten konfrontiert?

Tamara: Ja, besonders auf der Pränatalstation – dort werden auch schwere Diagnosen gestellt. Der Umgang mit solchen Situationen ist immer schwierig, aber gerade dann ist es umso wichtiger, präsent zu sein und die Familien zu begleiten.

Laura: Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis kann gross sein. Ich durfte die Erfahrung machen, eine stille Geburt* zu begleiten. Auch wenn man sich im Studium theoretisch mit der Thematik befasst, bereitet einen doch nichts auf eine solche Situation vor.

Was ist für Sie das Besondere an der Geburtsabteilung des Spitals Emmental?

Laura: Die Hebammen begleiten die Schwangeren in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett. Wir sind ein Team, das für alle Fachbereiche zuständig ist. Das ist etwas Einzigartiges und ermöglicht es uns, Kontinuität in der Betreuung zu gewährleisten.

Tamara: Durch die Kombination von Geburt und Wochenbett entsteht ein grosses Hebammen-Team, in dem immer erfahrene Kolleginnen im Dienst sind. Das gibt uns Sicherheit und ermöglicht es, ständig voneinander zu lernen und uns weiterzuentwickeln.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft als Hebamme?

Tamara: Ich wünsche mir viele schöne und erfüllende Momente mit den Familien, die ich begleite, und dass ich mich weiterhin in meinen Fähigkeiten weiterentwickle, um eine bestmögliche Betreuung bieten zu können.

Laura: Ich wünsche mir viele erfüllende Begegnungen und eine berufliche Weiterentwicklung. Hebamme ist ein Beruf, der körperlich und emotional fordert, aber auch unglaublich bereichert. Ich hoffe, dass sich das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung unserer Arbeit weiter schärft – und dass sich das auch in besseren Rahmenbedingungen und mehr Sichtbarkeit widerspiegelt.

* Anm. d. Red.: Unter einer stillen Geburt versteht man die Geburt eines Kindes, das tot zur Welt kommt.

Laura Lindt (26) wohnt in Burgdorf und verbringt ihre Freizeit gerne beim Pilates, Yoga oder auf dem Fahrrad.

Tamara Lengacher (27) lebt in Zollikofen und geniesst ihre Freizeit am liebsten draussen in der Natur, beim Fotografieren oder bei einem gemütlichen Kaffee mit Freunden.

Das Spital Emmental auf dem Weg in die digitale Zukunft

Die Digitalisierung und insbesondere auch künstliche Intelligenz sind in aller Munde, sodass es praktisch unmöglich ist, in einer rein analogen Welt zu leben. Aber was bedeutet die Digitalisierung für ein Spital und wo steht das Spital Emmental in diesem Thema?

Antworten gibt Yannis Portmann, Leiter Transformation und Digitalisierung.

Digitale Transformation im Spital bedeutet weit mehr als neue Technologien oder IT-Systeme. Sie ist Ausdruck einer Vision, welche die Patientinnen und Patienten mit ihren Bedürfnissen in den Mittelpunkt rückt. In einer Zeit, in der auch das Gesundheitswesen unter finanziellem Druck steht und Prozesse effizienter gestalten muss, kann die Digitalisierung für einen entscheidenden Unterschied sorgen. Sie macht Spitäler zukunftsfähig und gleichzeitig menschlicher. «Das Spital Emmental arbeitet bereits seit geraumer Zeit an den Themen Transformation und Digitalisierung. Meine Stelle wurde geschaffen, um noch besser für die Zukunft und neue Digitalisierungsprojekte aufgestellt zu sein», erklärt Yannis Portmann, Leiter Transformation und Digitalisierung am Spital Emmental.

Mit jedem Klick, mit jeder erfassten Information wächst das Potenzial, noch präzisere Diagnosen zu stellen und gezieltere Therapien anzubieten. Das ist keine Zukunftsmusik – das ist der nächste Schritt hin zu einer Medizin, die nicht nur effizienter, sondern vor allem auch persönlicher wird. «Das Spital Emmental ist auf einem sehr guten Digitalisierungsweg. So ist beispielsweise die durchgängige digitale Dokumentation fast komplett umgesetzt», zieht Yannis Portmann ein erstes Fazit.

Das Ziel: mehr Effizienz und bessere Qualität

Das Spital Emmental arbeitet seit geraumer Zeit daran, die Systeme, mit denen der Spitalalltag organisiert wird, zu konsolidieren, um durchgängigere Prozesse zu schaffen. Damit wird man gleichzeitig effizienter und unnötige Klicks werden eingespart.

«Bereits heute ist unsere medizintechnische Welt sehr gut vernetzt – als Beispiel kann ich die Bereitstellung der Vitaldaten unserer Patientinnen und Patienten nennen. Wo früher Werte zeitaufwendig manuell erfasst werden mussten, können mit unseren heutigen digitalen Möglichkeiten Vitaldaten automa-

tisch ins KIS (Klinikinformationssystem) übertragen werden. Das verhindert manuelle Fehler, erhöht so die Datenqualität und schont zudem unsere personellen Ressourcen», so der Digitalisierungsexperte weiter.

Vorteile des «digitalen Spitals»

Verschiedene Studien kommen zum Schluss, dass das digitalisierte Gesundheitswesen sowohl medizinische als auch operative Vorteile bietet, beispielsweise eine effizientere Unternehmensplanung und -verwaltung, eine optimierte Erfassung und Verarbeitung von Behandlungsinformationen oder bessere Ergebnisse für Patientinnen und Patienten. Insbesondere der Grundsatz, dass Informationen nur einmal im System erfasst und durch den gesamten Patientenpfad zur Verfügung gestellt werden, reduziert den administrativen Aufwand des Personals. Durch moderne Arbeitsmethoden werden menschliche Fehler reduziert.

Kommunikation auf dem digitalen Weg

Die Kommunikation spielt sowohl im Spital Emmental als auch beim Austausch mit Externen eine enorm wichtige Rolle. Hier sieht Yannis Portmann Potenzial für die Zukunft: «Wir kommunizieren täglich mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitswesen. Als Spital möchten wir die Gesundheitsdaten unserer Patientinnen und Patienten noch besser aufbereiten und damit für die Weiterbehandlung intelligenter zur Verfügung stellen.» Damit dies optimiert werden kann, braucht es jedoch die Zusammenarbeit zwischen allen Stakeholdern. Die unterschiedlichen Anforderungen und die heterogene Systemlandschaft bei den am Behandlungspfad beteiligten Personen bringen diverse Herausforderungen mit sich.

Systemlandschaft für die Zukunft planen

Bei allen aktuellen Projekten hat Yannis Portmann den Blick auch in die Zukunft gerichtet: «Wenn wir heute über die Digitalisie -

TEXT TERESA SCHMIDT BILD CONRAD VON SCHUBERT

Yannis Portmann (33) arbeitet seit dem 1. April 2025 am Spital Emmental. Der Medizininformatiker ist im Seeland aufgewachsen, hat in Biel und Zürich studiert und in diversen Spitälern gearbeitet. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Region Solothurn. Yannis Portmann ist seit vier Jahren als Experte für die Abnahme von individuellen praktischen Arbeiten (IPA) der Informatikerinnen und Informatiker EFZ im Kanton Bern tätig. In seiner Freizeit verbringt er viel Zeit mit dem Familienhund und findet einen Ausgleich in den Bergen und im Sommer am Meer.

rung und digitale Transformation reden, dann können wir dies nur tun, wenn wir zukünftige Entwicklungen im Auge behalten und unsere Systemlandschaft so ausgerichtet ist, dass sie die Unternehmensanforderungen sowohl von heute als auch von morgen berücksichtigt.» Der Experte betont die Wichtigkeit von Standardlösungen, von Schnittstellen, die aufeinander abgestimmt sind und so Effizienz für alle Beteiligten bringen. «Das Ziel muss es sein, wegzukommen von Insellösungen für einzelne Bereiche oder Stakeholder», erklärt Yannis Portmann weiter. Zudem muss bei Neuanschaffungen, beispielsweise von medizintechnischen Geräten, geprüft werden, wie diese in die Systemlandschaft passen, um eine fortlaufende tiefe Integration sicherzustellen. Nur so ist es langfristig möglich, topmodern und digital agieren zu können.

Digitalisierung und Datenverwendung

Der Datenschutz ist ein weiterer Punkt, an den das Spital Emmental, ebenso wie die gesamte Gesundheitsbranche, gekoppelt ist. Die digitale Welt hat aktuell viel mehr Möglichkeiten, Daten zu erheben, zu speichern und zur Verfügung zu stellen. «Uns stehen heute grundsätzlich viel mehr Daten zur Verfügung als noch vor zehn Jahren. Das klingt im ersten Moment grossartig, aber wir sind als Spital auch gezwungen, zu hinterfragen und zu belegen, wie wir diese Daten sinnvoll nutzen, um die Medizin und unsere Organisation zu verbessern. Ich denke dabei etwa an eine optimale Personalplanung, eine gut strukturierte Auslastung der

Operationssäle oder die Organisation der Bettenbelegung», ergänzt Yannis Portmann.

Projekte wie «Hospital@Home», das auch dank des Einsatzes telemedizinischer Technologien und einer engen Vernetzung mit Partnern die medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung im Wohnumfeld der Patientinnen und Patienten ermöglicht, sind zukunftsweisend. Yannis Portmann fährt fort: «Solche Digitalisierungsprojekte sind enorm wichtig, denn sie tragen dazu bei, dass Patientinnen und Patienten früher nach Hause gehen und dabei mit medizinischen Geräten so ausgestattet werden können, dass wichtige Vitalparameter gemessen und an die richtige Stelle im Spital zurückgespielt werden. Das Ziel ist es auch hier, Kosten zu senken und Ressourcen zu schonen.»

Datenschutz und künstliche Intelligenz

Der Datenschutz hat für das Spital Emmental Priorität – zum Schutz aller Beteiligten. «Gerade weil wir in verschiedenen Projekten die digitale Transformation vorantreiben, sind im Bereich Datenschutz strikte regulatorische Vorgaben einzuhalten, die Innovationsthemen vor Herausforderungen stellen. Künstliche Intelligenz basiert auf Modellen, die durch immense Datenmengen trainiert werden müssen. Dabei können nicht alle technologischen Möglichkeiten verwendet werden», erklärt der Digitalisierungsexperte abschliessend.

Mitmachen und gewinnen

Gewinnen Sie einen von vier Gutscheinen im Wert von je 50 Franken für das Hotel Berchtold & B5 in Burgdorf – einlösbar in Bar & Restaurant B5, im Bistro B5, im Hotel Berchtold, im Shop B5togo oder in der hauseigenen Kaffeerösterei.

Das Hotel Berchtold überzeugt mit stilvoll eingerichteten Zimmern – teils mit Dachterrasse – und bietet Komfort für Geschäftsreisende, Feriengäste und Ausflügler.

Im Herzen des Hotels lädt das À-la-carte-Restaurant unter einem grossen Glasdach zum Verweilen ein. Urbane Atmosphäre, kreative Küche mit frischen, regionalen Zutaten und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis machen den Aufenthalt zum Genuss.

So nehmen Sie an der Verlosung teil:

Besuchen Sie uns im Internet unter: spital-emmental.ch/ wettbewerb und füllen Sie das Formular mit dem richtigen Lösungswort aus. Oder senden Sie uns eine Postkarte mit dem Lösungswort an: Spital Emmental, Marketing und Kommunikation, Oberburgstrasse 54, 3400 Burgdorf

Teilnahmeschluss: 31. Juli 2025

Hotel Berchtold & B5 CH-3401 Burgdorf

Telefon +41 34 428 84 28 info@hotel-berchtold.ch

MEDIZINISCHES WISSEN VON UNS FÜR SIE

BURGDORF: 21.8.2025

Starkes Herz im Alter

Es gibt Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die man nicht beeinflussen kann, wie Alter, Geschlecht oder erbliche Veranlagung. Durch gesundheitsförderliches Verhalten und regelmässige Bewegung können aber viele Risikofaktoren vermieden und kann die Herzgesundheit gestärkt werden. Lassen Sie sich von spezialisierten Fachpersonen des Spitals Emmental über die häufigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren und erfahren Sie, wie Sie Ihr Herz auch im Alter stärken können. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Herzstiftung und dem Spital Emmental Burgdorf statt.

Referentinnen/Referent: Maja Traber-Watters, Schweizerische Herzstiftung; Dr. med. Dezsö Körmendy, Leitender Arzt Kardiologie; Jürg Sägesser, Dipl. Physiotherapeut; Selina Wingeier, Ernährungsberaterin i. A.

LANGENTHAL: 15.10.2025

BURGDORF: 30.10.2025

Diagnose Brustkrebs – von der Früherkennung bis zur Nachbetreuung

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Eine wichtige Rolle bei der Früherkennung spielt das kantonale Mammografie-Screening-Programm «donna». Wie dieses Programm funktioniert und weshalb eine Teilnahme lebensrettend sein kann, erklären unsere Fachärzte für Gynäkologie. Bei einer Brustkrebserkrankung kümmert sich ein interdisziplinäres Team von Spezialistinnen und Spezialisten um die Betroffenen. An Brustkrebs Erkrankte können aber auch selber viel zur Verbesserung ihres Wohlbefindens und ihrer Lebensqualität beitragen. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen Massnahmen, die in der eigenen Hand liegen. Dazu gehören beispielsweise Selbsthilfegruppen, die emotionale und praktische Stützen sein können, oder Bewegung und gezielte Physiotherapie während der Therapie und Genesung. Auch die oft unterschätzte Ernährung kann helfen, den Körper zu stärken und das Wohlbefinden zu verbessern.

Referentinnen/Referenten: Kernmitglieder des Brustzentrums Emmental-Oberaargau, bestehend aus Dr. med. Thomas Eggimann, stv. Chefarzt Frauenklinik Spital Emmental, und Dr. med. Daniele Bolla, Chefarzt Frauenklinik SRO;

Gabriela Kühni, Selbsthilfe BE; Fachpersonen der Physiotherapie und Ernährungsberatung

LANGNAU: 30.10.2025

BURGDORF: 6.11.2025

Darmkrebs:

Früherkennung rettet Leben Jährlich erhalten in der Schweiz über 4500 Menschen die Diagnose Darmkrebs – eine Erkrankung, die oft im Verborgenen beginnt, bei rechtzeitiger Entdeckung aber sehr gute Heilungschancen bietet. Mit einer regelmässigen Darmspiegelung können Polypen, also Vorstufen von Darmkrebs, frühzeitig erkannt und entfernt werden, noch bevor sie sich zu bösartigen Tumoren entwickeln. In seinem Vortrag informiert der Gastroenterologe Igor Marsteller über das Thema Darmkrebs und die Bedeutung der Früherkennung, moderne Vorsorgemöglichkeiten wie die Darmspiegelung (Koloskopie) und darüber, für wen und wann eine Vorsorge besonders sinnvoll ist. Erfahren Sie, warum eine regelmässige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen Leben retten kann, welche Rolle die familiäre Vorbelastung spielt und wie eine Darmspiegelung abläuft.

Referent: Dr. med. Igor Marsteller, Leitender Arzt Gastroenterologie

LANGNAU: 13.11.2025

BURGDORF: 20.11.2025

Wenn Schmerz den Alltag bestimmt –Wege zurück zu mehr Lebensqualität

Chronische Schmerzen schränken viele Menschen im Alltag massiv ein – körperlich, seelisch und sozial. Doch es gibt Wege zurück zu mehr Lebensqualität! Anhand typischer Fallbeispiele zeigt dieser Vortrag, wie Schmerz entsteht, wann er chronisch wird und welche modernen Therapiemöglichkeiten heute zur Verfügung stehen – von sanften, nicht invasiven Methoden bis hin zu gezielten, hochspezialisierten Verfahren. Das Schmerzzentrum Emmental stellt seine interdisziplinäre Arbeit vor und gibt Einblick in konkrete Behandlungsmöglichkeiten bei Krankheitsbildern wie Bandscheibenvorfall, Gürtelrose, Kopfschmerzen oder CRPS (komplexes regionales Schmerzsyndrom). Ein informativer Abend für Betroffene, Angehörige und alle, die mehr über die Behandlung chronischer Schmerzen erfahren möchten.

Referentin/Referenten: Dr. med. Stoyan Petkov, Leitender Arzt und Facharzt FMH für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie

des Bewegungsapparates, Interdisziplinärer Schwerpunkt Interventionelle Schmerztherapie SSIPM; Dr. med. Marc-Celdric Labourdette, stv. Leitender Arzt und Facharzt für Anästhesie; Dr. med. Katrin Lindner Rüdt, Spitalfachärztin und Fachärztin FMH für Anästhesiologie, Interdisziplinärer Schwerpunkt Interventionelle Schmerztherapie SSIPM

BURGDORF: 27.11.2025 LANGNAU: 4.12.2025

Angehörigenberatung und Selbsthilfe bei psychischen Erkrankungen Wenn ein Mensch psychisch erkrankt, sind oft auch die Angehörigen stark betroffen. Sie versuchen zu helfen, zu verstehen und stark zu bleiben – nicht selten über die eigenen Grenzen hinaus. Die dauerhafte Belastung, verbunden mit einem Gefühl der Verantwortung und Hilflosigkeit, kann jedoch auch bei Angehörigen zu Stress, Erschöpfung und Überforderung führen. Die Angehörigenberatung des Spitals Emmental bietet Angehörigen, Freundinnen, Freunden, Partnerinnen, Partnern und weiteren Betroffenen eine niederschwellige, individuelle Beratung an. Weitere Unterstützungsmöglichkeiten bieten Selbsthilfegruppen. Im Vortrag erfahren Sie, wie wichtig es ist, als Angehörige oder Angehöriger auch auf sich selbst zu achten, und es wird aufgezeigt, welche Beratungsangebote und Möglichkeiten der Selbsthilfe es gibt, um mit der Situation besser umzugehen und langfristig gesund zu bleiben.

Referentinnen/Referenten: Team der Angehörigenberatung; Mitarbeiterin von Selbsthilfe BE

INFOS

Beginn jeweils um 19 Uhr, Dauer ca. 45 Minuten, anschliessend Apéro, Eintritt frei.

Spital Emmental, Standort Burgdorf, Oberburgstrasse 54, 3400 Burgdorf, Kurslokal im Erdgeschoss

Spital Emmental, Standort Langnau, Dorfbergstrasse 10, 3550 Langnau i. E., Restaurant Langenthal, Im Haslibrunnen, Untersteckholzstrasse 1, 4900 Langenthal

Nach den Referaten besteht die Möglichkeit, den Fachpersonen Fragen zu stellen.

Hier gehts zur Übersichtsseite über die Publikumsvorträge. spital-emmental.ch/publikumsvortraege

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