Zillertaler Heimatstimme - Ausgabe 45 2018

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ZILLERTALER GEMEINDEGESCHEHEN – EIN RUNDBLICK VON TUX BIS STRASS

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Mayrhofen - Ein Nachruf

Skilegende Riki Spieß hat uns am 30. Oktober für immer verlassen

Schon 1946 wurde Riki Mahringer in die österreichische Ski-Nationalmannschaft berufen und erhielt 1954 den Titel „Beste Skiläuferin des Jahres“

Am 30. Oktober hat eine ganz besondere Persönlichkeit unserer Gemeinde für immer die Augen geschlossen. Wir haben die traurige Pflicht, Riki Spieß am Samstag, 10. November um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche Mayrhofen zu verabschieden. Mit ihr verliert die Gemeinde eine warmherzige und liebenswerte Persönlichkeit und ein großes Vorbild im Sport. Über Jahrzehnte gehörte es zum erfreulichen Bild in Mayrhofens Skigebieten, dass Riki lernenden Skifahrern immer bestmöglich unter die Arme gegriffen und ihnen den Skisport schmackhaft gemacht hatte. Ihre Markenzeichen waren die sympathische Ausstrahlung, wenn sie uns stets sportlich und braungebrannt in ihrem roten Skilehreranzug auf den Skipisten mit einem freundlichen Gruß begegnete. Unzählige Kinder genossen die Ausbildung bei Riki und waren stolz, eine prominente Olympiateilnehmerin als Skilehrerin zu haben. Ihre besondere Beliebtheit war kein Zufall, war es doch allgemein bekannt, dass sie die personifizierte Freude am Skifahren war und ihre Energie geradezu an-

steckend auf große und kleine „Skikursler“ übertrug. Es gab für Riki keine schlechten Witterungsbedingungen auf der Skipiste, sondern stets aufmunternde Zurufe und vor allem viel Geduld zum Durchhalten, bis zum nächsten warmen Getränk – oder gar einer Jause – in der Skihütte. Riki hatte auch ein besonderes Augenmerk für Kinder, die vielleicht aus sozial etwas schwächeren Verhältnissen kamen, und sie ließ viele Schüler und Jugendliche kostenlos an den Kursen teilnehmen, weil diese nach ihrer stets menschlichen Auffassung „auch nicht schlechter gestellt werden sollen als die anderen“. Viele unserer Leser erinnern sich vielleicht an persönliche Erlebnisse mit Riki als Skilehrerin, besonders wenn sie in mütterlicher Art gestürzte Kinder vom Schnee befreite, über den kleinen Zwischenfall hinwegtröstete und mit ihrem Zuspruch wieder genug Optimismus für den Rest des Skitages verbreiteten konnte. So wird „Tante Riki“ für viele von uns als „Seele des Skischulwesens“ unvergesslich bleiben, als Mensch, der trotz höchst beachtlicher Leistungen, großartiger sportlicher Erfolge und einem vorbildlichen Lebenslauf stets zurückhaltend und bescheiden auftrat, ihre wahre Größe niemals ins Schaufenster stellend. Blicken wir daher noch – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – auf wesentliche Stationen im Leben von Riki Spieß-Mahringer zurück. Am 16. November 1924 in Linz geboren, betätigte sich Riki schon als Kind sportlich, zuerst jedoch auf relativ kleinen Hügeln und Hängen ihrer Heimatumgebung, wie zum Beispiel dem Pöstlingberg. 1943 maturierte sie in Linz,

um danach an der Universität Innsbruck Leibesübungen und Naturgeschichte zu studieren. Ihr sportliches Talent wurde vor allem in der Turnerschaft Innsbruck schon früh erkannt, und neben ihren anderen sportlichen Fähigkeiten, wie dem Bergklettern oder später auch dem Segelflug, favorisierte Riki den Leistungs-Skilauf. Mit den großartigen Erfolgen, wie z. B. 1948 bei der Olympiade in Oslo, erzielte sie internationale Erfolge und wurde weltweit bekannt. Zudem war sie Professorin für Leibeserziehung an der Ferrarischule in Innsbruck. Im Jahre 1950 absolvierte die herausragende Allround-Sportlerin die staatliche Skilehrerprüfung in St. Christoph, und an ihrem 30. Geburtstag heiratete sie in Seefeld den bekannten Skisportler und früheren Nationalmannschaft-Betreuer Ernst Spieß, der ihr im Dezember 2011 in den ewigen Frieden vorangegangen ist. Gemeinsam mit ihm gründete sie 1954 die erste Skischule in Mayrhofen, welche in Verbindung mit ihrer Initiative zum Bau der im Dezember 1954 eröffneten Penkenbahn ganz bedeutend zur Entwicklung unserer Gemeinde als internationale Wintersportdestination beigetragen hatte. Die beiden Kinder aus dieser Ehe, Uli und Nicola, machten ihren Eltern große Freude, in

dem sie durch internationale Erfolge bei Skirennen nahtlos in die Fußstapfen ihrer sportlichen Eltern treten konnten. Die Marktgemeinde Mayrhofen würdigte Riki Spieß mit dem „Sportehrenzeichen“ und der „Verdienstmedaille“, das Land Tirol mit dem „Sportehrenzeichen des Landes“ und die Republik mit dem „Goldenen Verdienstzeichens des Staates Österreich“, welches ihr 1997 verliehen worden war. Im höheren Alter blieb auch Riki leider vor gesundheitlichen Problemen nicht verschont, aber trotz gewisser Einschränkungen in ihrer so geliebten Mobilität ertrug sie ihr Schicksal mit Zuversicht, Geduld und ihrem besonderen Grundoptimismus stets eingebunden in die Fürsorge und Gemeinschaft ihrer nahen Angehörigen. Unsere geschätzte Gemeindebürgerin wird uns als international bekanntes, sportliches Aushängeschild ebenso fehlen wie als Mensch, der mit charmanter, bescheidener und humorvoller Art die kommunale Gemeinschaft immer wieder bereicherte, wo immer und zu welchem Anlass man sie antraf. Die Marktgemeinde Mayrhofen wird ihrer lieben Riki stets ein ehrendes Andenken bewahren! AL

Mit Stolz verfolgte Riki die sportlichen Erfolge ihrer Kinder – hier Uli Spieß bei einem gemeinsamen Empfang durch die damaligen Gemeindeväter, Bürgermeister Franz Hausberger und Skiclub-Präsident Friedl Pramstraller, gemeinsam mit Olympiasieger Leonhard Stock

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