SAISON (April 2015)

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TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 02/15 | FRÜHJAHR 2015

NATUR NEU INTERPRETIERT Touristische Zugänge zwischen Ursprung und Inszenierung.

Erfolg auf Knopfdruck

Design, ein Statement.

Kontrolle, zu jeder Zeit.

Bedienung, reduziert auf Effizienz.

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3 STICHWORT SAISON

NATUR NEU INTERPRETIERT VE RMUT UNG „Die Schwärmerei für die Natur kommt von der Unbewohnbarkeit der Städte.“

Bertolt Brecht

ZITIERT „Die Natur soll ein Gegenstück zu unserer technologisierten, digitalisierten Welt sein. Ein Ausgleich zu unserem urban geprägten Alltag sein und dennoch Unterhaltungswert haben.“ Josef Margreiter, Geschäftsführer Tirol Werbung

© TIROL WERBUNG/MALLAUN

„Nicht alles ist überall möglich und sinnvoll. Die Grenze sehe ich, wenn wir Disney spielen, das wäre falsch.“ Jakob Falkner, Bergbahnen Sölden

ZAHLEN, BITTE! Tirols Natur Tirol hat eine Gesamtwaldfläche (nach Kataster) von 505.762 ha, das heißt 40 % unserer Landesfläche sind mit Wald bedeckt.

Tirol hat einen Nationalpark, den Nationalpark Hohe Tauern, und fünf Naturparks: Alpenpark Karwendel, Naturpark Tiroler Lech, Naturpark Ötztal, Naturpark Kaunergrat und Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen.

Nicht weniger als 600 Seen, Weiher und Teiche hat Tirol zu bieten. 36 davon sind Badegewässer. Mehr als 80 % aller Gewässer in Tirol liegen oberhalb der Waldgrenze und gelten damit als Hochgebirgsbiotope.

87 % der Landesfläche Tirols entfallen auf Berge. Über 24.000 km markierte Wanderwege werden sie zugänglich gemacht.

573 Dreitausender gibt es in Tirol. Der Großglockner ist mit 3.798 m der höchste und gleichzeitig der höchste Berg Österreichs.

Quellen: tirol.at, tirol.gv.at/umwelt/naturschutz/artenschutz/

„Ich glaube, dass der gesamte Alpenraum durchaus eine Verpflichtung und Verantwortung hat, als Erholungsraum für Europa zu fungieren.“ Johannes Kostenzer, Landesumweltanwalt Tirol

„Ohne technische Erschließungsmöglichkeiten wäre die Natur wild und schön, sehr oft auch nur öd und leer, aber eben auch beschwerlich, nicht ohne Abstriche zu genießen.“ Konrad Paul Liessmann, Philosoph

„Wir müssen unser Land und das, was es abwirft, nachhaltig nutzen.

Nur so können wir es bewahren.“ Heinz Kröll, Leiter ErlebnisSennerei Mayrhofen

4 EDITORIAL

© TIROL WERBUNG/AICHNER BERNHARD

SAISON

Unser Land, diese einzigartige Bergregion, unsere regional intakte Kulturlandschaft, ist die natürliche Basis unserer weltweiten Anziehungskraft. Dessen sind sich gerade Tirols Touristiker sehr bewusst.

Der nachhaltige Erfolg der Branche löst Begehrlichkeiten aus. Die aktuelle Steuerreform mit allzu einseitigen Belastungen für den Tourismus könnte sich als Bumerang für das ganze Land erweisen.

Wenn Realpolitik immer auch die stete Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner sein muss, dann hat die heimische Tourismuswirtschaft rasch eine Lektion zu lernen.

EDITORIAL

Tourismus geht uns alle an

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ie Entwicklung der heimischen Tourismuswirtschaft lässt in Tirol kaum jemanden unberührt. War in den 1980er Jahren zum Teil deutlich überzogene Tourismuskritik gesellschaftsfähig, so hat sich in den vergangenen Jahren vielfach das Bild eines krisenresistenten Wirtschaftsmotors festgesetzt. Tatsächlich hat sich der Tiroler Tourismus als stabiler Faktor auch in Zeiten heftiger Finanz- und Wirtschaftsturbulenzen erwiesen und als Wohlstandsbasis für die Menschen etabliert.

Selbst weite Teile der Bevölkerung, die nicht direkt am touristischen Geschehen teilhaben, können diese Einstellung heute teilen, die sich auch durch objektive Fakten belegen lässt: Jeder dritte Euro wird in Tirol im Tourismus verdient – österreichweit jeder sechste.

Rund jeder dritte Vollzeitarbeitsplatz in Tirol ist von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft direkt oder indirekt abhängig. Das Land verzeichnet mit rund 45 Millionen Nächtigungen pro Jahr deutlich mehr Nächtigungen als die Metropolen Wien (14 Millionen), Berlin (27 Millionen) oder sogar Paris (37 Millionen). Kein Wunder, dass dieser Erfolg der Tourismuswirtschaft nach wie vor auch Skeptiker und kritische Reflexionen auf den Plan ruft.

Basis weltweiter Anziehungskraft. Einem dieser „heißen Eisen“ – dem Wechselspiel von Naturnutzung und touristischem Erfolg – geht diese Ausgabe der SAISON auf den Grund. Aber auch hier hat sich die Perspektive der Debatten im Laufe der Zeit gewandelt.

Das allzu einseitige Bild über eine Branche, die zu ihrem Vorteil expansiv natürliche Ressourcen beansprucht, wird kaum mehr ernsthaft diskutiert. Denn das gerade Gegenteil ist der Fall. Unser Land, diese einzigartige Bergregion, unsere regional intakte Kulturlandschaft, ist die natürliche Basis unserer weltweiten Anziehungskraft.

Dessen sind sich gerade Tirols Touristiker sehr bewusst.

Und weil Natur stark steigende Konjunktur hat, wurde das Angebot mit viel Kreativität und eindeutigem Fokus ausgebaut. Abseits von ebenso dogmatischen wie akademischen Diskussionen – ob es etwa Inszenierungen

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG

in der Natur bräuchte – sind so die Erlebnisvielfalt und die Freizeitqualität für Gäste wie Einheimische extrem gestiegen. Von familientauglichen Attraktionen über die Natur als Sportplatz für unterschiedlichste Vorlieben bis hin zu sensiblen Projekten, die dem Einzelnen die Augen für Naturschönheiten öffnen – die Palette, von der wir alle profitieren, ist groß und kann gerade jetzt im angehenden Tiroler Bergsommer in vollem Umfang genossen werden.

Erfolg und Begehrlichkeiten. Ein zweites „heißes Thema“ ist just in diesen Tagen wieder akut geworden.

Denn der nachhaltige Erfolg der Branche, der trotz immer schwierigerer Rahmenbedingungen erreicht wird, löst Begehrlichkeiten aus. Die aktuelle Steuerreform mit allzu einseitigen Belastungen für den Tourismus könnte sich als Bumerang für das ganze Land erweisen. Dann, wenn Investitionen massiv reduziert werden und sich dieser Effekt deutlich in den vor- und nachgelagerten Branchen niederschlägt. Bemerkenswert bleibt hier die Tatsache, dass die Tourismuswirtschaft erfolgreich auf den umkämpften internationalen Märkten kommuniziert, in der politischen Willensbildung im Land hingegen für ihre Anliegen wenig Gehör findet. So erfolgreich die Branche im Wettbewerb der Destinationen um Gäste auch immer sein mag, im Durchsetzen ihrer Interessen gibt es Nachholbedarf.

Wenn Realpolitik immer auch die stete Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner sein muss, das Ringen um bestmögliche Kompromisse und um intelligente Interessenabwägung, dann hat die heimische Tourismuswirtschaft rasch eine Lektion zu lernen. Nämlich mit klarer Stimme zu sprechen, Gehör an den entscheidenden Stellen zu finden und ihre Anliegen im Sinne des Gemeinwohls perfekt darzustellen und noch vor den relevanten Beschlussfassungen durchzusetzen. Effiziente Interessensvertretung ist in diesem Sinne nichts anderes als Investition zur Absicherung einer positiven Zukunft. Denn Tourismus geht uns alle an – weil jeder im Land davon profitiert! ×

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7 INHALT SAISON

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NATUR GRIFFBEREIT

RADFAHREN ALS SKIFAHREN DES SOMMERS

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DAS LAND AM TELLER

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MIT DEM KOPF IN DEN WOLKEN

THEMA: NATUR NEU INTERPRETIERT 8

Natur griffbereit Von Natürlichkeit bis Inszenierung: Die Bedeutung der Natur für den Tourismus und die Sehnsüchte der Gäste

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Natur von dosiert bis pur Best Practice: Wie den Gästen Tirols Natur nahe gebracht wird.

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Generationenkonzept Natur Tirols Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer im Interview

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Die Natur als Sportplatz Über die Benützung der Natur und Herausforderungen, die Sportler zunehmend für sich entdecken.

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Radfahren als Skifahren des Sommers Bike-Touristen sind begehrte Gäste.

Tirol hat die Zeichen der Zeit erkannt.

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Zurück zur Natur?

Aufenthalte in der Natur sind gefragt wie lange nicht. Aber wie viel Natur darf es eigentlich sein?

MAGAZIN

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Das Land am Teller Lebensmittel aus der Region stehen hoch im Kurs. Auch immer mehr Gäste suchen bewusst regionale Genüsse.

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Mit dem Kopf in den Wolken Nach dem großen Umbau öffnen die Kristallwelten wieder ihre Pforten.

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Tirol als Magnet im Ganzjahrestourismus Tourismusreferent LH Günther Platter im großen SAISON-Interview

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Heuboden? Spielboden!

Steudltenn – ein Festival mit Theater, Musik und Kabarett

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Weitwandern für Abenteurer Der Tiroler Adlerweg wurde zu seinem zehnjährigen Jubiläum neu konzipiert.

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Kommentare

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Museum im Dreivierteltakt Das Höfemuseum in Kramsach eröffnet mit einem neuen Kulturerlebnis.

Angesprochen werden alle Sinne.

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Nachgefragt

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 02/2015 (67. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER, MEDIENINHABER UND VERLEGER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck MIT DER PRODUKTION BEAUFTRAGT: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Mag. Jane Kathrein, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Doris Pfifferling, Tom Binder • ILLUSTRATIONEN: Monika Cichoń ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, w.mair@target-group.at • ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

© TIROL WERBUNG/JENS MAULACH-EBEN, BIKEPARK SFL, SHUTTERSTOCK.COM, ERLEBNISSENNEREI ZILLERTAL, SWAROVSKI KRISTALLWELTEN

ZURÜCK ZUR NATUR?

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SAISON

NATUR NEU INTERPRETIERT

Natur griffbereit Natur pur reicht nicht, hat im Tourismus noch nie gereicht.

Denn der Gast sucht in ihr ebenso Erholung wie Zerstreuung, Ursprünglichkeit und Komfort – und vermehrt ihre Heilkraft.

V O N R E B EC C A M Ü L L E R

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ie Natur hat für den Tourismus in Tirol einen unbestritten hohen Stellenwert.

Sie ist Grundkapital und Zukunftsinvestition. Projektionsfläche für Sehnsüchte, Motiv in der Werbung und Hauptbeweggrund für einen Urlaub im Land im Gebirg’. Gäste haben ein idealisiertes Bild der Tiroler Natur. Saftig grüne Almwiesen, kristallklare Seen, beschauliche Dörfer und weiße Bergspitzen im Hintergrund im Sommer. Perfekte Pisten, Tiefschneehänge und eine Landschaft, in romantisches Weiß gehüllt, im Winter.

Dessen bewusst war man sich im Land

seit Beginn des Fremdenverkehrs. Vor allem geworben wurde und wird mit dieser Ressource konsequent. Auch das Erlebbar-Machen der Natur ist nicht neu: „Der Abenteurer, der Natur pur will und im Gegenzug dazu auf jeden Luxus verzichtet, war schon immer die Ausnahme“, weiß Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Convenience lautet das Stichwort.

Komfort in 3.000 Metern Höhe.

Aus dem Englischen übersetzt bedeutet Convenience: Annehmlichkeit, Bequemlichkeit, Komfort. Und genau danach

sucht der Großteil der Menschen auch in der Natur: „Es ist ganz einfach Fakt, dass wir an einen modernen, komfortablen und urbanen Lebensstandard gewöhnt sind und niemand will es sich im Urlaub schlechter machen als zuhause“, erklärt Margreiter.

Zu Beginn des Fremdenverkehrs musste die Natur für den Touristen erst einmal zugänglich gemacht werden. Wege in die Berge wurden gebaut, ebenso wie Sessellifte auf die Bergspitzen, Skigebiete wurden erschlossen und entsprechende Unterkünfte geschaffen. „Heute bauen wir spektakuläre Aussichtsplattformen,

„Für viele Menschen braucht Natur keine Inszenierung. Aber es gibt eine steigende Anzahl, die die dazugehörigen Sehnsüchte nicht von selbst erfahren und befriedigen können.“

© TIROL WERBUNG/PUPETER ROBERT/SCHWARZ JENS

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GERNOT MEMMER, BERATER BEI KOHL & PARTNER

Inszenierte Natur: Wildromantisches ohne jeden Komfort steht selten auf der Wunschliste der Urlauber.

befördern die Gäste in beheizten Gondeln, servieren Top-Gastronomie auf über 3.000 Metern Höhe und gestalten auch in der Natur mit moderner Architektur“, zeichnet Margreiter die Entwicklungen und Steigerungen der letzten Jahrzehnte nach.

Die Urlauber kommen noch immer der ursprünglichen Natur wegen nach Tirol.

Sie wollen in ihr Sport treiben, über sie Land und Leute kennenlernen und suchen nach Erholung, mitunter auch nach Zerstreuung, wie Josef Margreiter feststellt: „Die Natur soll ein Gegenstück zu unserer technologisierten, digitalisierten

Welt sein. Ein Ausgleich zu unserem urban geprägten Alltag sein und dennoch Unterhaltungswert haben.“ Es geht also nicht nur darum, die Natur bequem zugänglich und erlebbar zu machen, es geht auch um Inszenierung und die damit verbundene Erlebnisqualität.

Sehnsüchte und deren Erfüllung. „Für viele Menschen braucht Natur keine Inszenierung. Aber es gibt eine steigende Anzahl, die die dazugehörigen Sehnsüchte nicht von selbst erfahren und befriedigen können“, meint Gernot Memmer, Geschäftsführer und Bereichsleiter für Destinationen in der österreichweit tätigen Consulting-Agentur Kohl & Partner.

Inszenierung bedeutet für ihn die Natur in Szene zu setzen, die Sinne darauf zu lenken und mit möglichst wenig Technik hohe Emotionalität auszulösen. Nur die Authentizität dürfe dabei nicht auf der Strecke bleiben, betont der Experte und erklärt, wie es dazu kommen kann: nämlich „sobald man von der eigentlichen Ressource zu stark abgelenkt wird und dies nicht zum Profil der Destination passt“. Er schlägt deshalb vor, Zonen einzurichten. Zonen, wo inszenierte Natur tabu und wo sie erlaubt ist.

Am Anfang steht also die Natur, dann kommt die Convenience dazu und schlussendlich gilt es noch, Erlebnisqualität zu schaffen. Aber passiert das auch?

Können die Tiroler ihre Natur authentisch an Mann und Frau bringen? Sie können!

Sie können es sogar sehr gut und auch schon ziemlich lange, ist Josef Margreiter

überzeugt: „Unsere Touristiker waren sich ihrer wertvollsten Ressource schon immer bewusst und waren stets darum bemüht sie den Gästen näher zu bringen.“

Angebot und Erlebnisqualität.

Vor allem inhaltlich hat sich diese Idee laufend weiterentwickelt, auch im über längere Zeit eher vernachlässigten Sommertourismus. Themenwanderwege, Barfußwege, geologische Entdeckungstouren, religiöse Pilgerwege wie der Jakobsweg gehören hier ebenso dazu wie „kulinarische Hüttentouren, auf denen man sich von Alm zu Alm schlemmen kann und sogar Theaterwanderungen mit verschiedenen Stationen, an denen Schauspieler darauf warten, eine Geschichte zu erzählen“, so Margreiter.

Im Winter locken Skigebiete mit maßgeschneiderten Angeboten für Familien, Skifahrer, Snowboarder und FunsportLiebhaber, ebenso wie sie Rodeln und Schneewanderschuhe für jene bereit halten, die es lieber gemütlicher angehen wollen. Angebot schaff t Unterhaltung.

Abwechslung schaff t Spannung. Beides zusammen garantiert Erlebnisqualität.

Dabei ist die Natur mehr als nur Kulisse, sie ist Bühne. Allerdings glänzt sie nicht nur im Solo-Auftritt. Mehrere Nebenrollen in gelungener Besetzung machen die Inszenierung erst perfekt.

„Nebendarsteller“ in Hauptrollen.

Was neben der Natur und dem Sport noch eine gewichtige Rolle im Tourismus in Tirol spielt, fasst Gernot Memmer so

© KOHL & PARTNER

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NATUR NEU INTERPRETIERT

© TIROL WERBUNG

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SAISON

„Es ist ganz einfach Fakt, dass wir an einen modernen, komfortablen und urbanen Lebensstandard gewöhnt sind und niemand will es sich im Urlaub schlechter machen als Zuhause.“

an die Bergiselschanze oder die Hungerburgbahn. Aber auch an die sogenannte Land Art, durch die Kunstobjekte in der Natur aufgehen“, meint Margreiter und wünscht sich in Richtung der angesprochenen Kunstrichtung: „Davon würde ich gerne noch mehr sehen.“

JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

© TIROL WERBUNG/UHLIG BERND

Land und Leute gehören für die Gästen ebenso zum „Erlebnis Tirol“.

zusammen: „Kulinarik, Traditionen und Kunst.“ Dem kann sich auch Josef Margreiter anschließen: „All diese Dinge gehören dazu, gehören einfach auch zu Tirol.“ Beispiel Gastronomie: Neben traditioneller Küche, in der bewusst Qualität und Regionalität Priorität haben, ist auch die Sterne-Küche in die Tiroler Gasthäuser eingezogen. Im aktuellen österreichischen Falstaff-Guide finden sich vier Tiroler im Top-10-Ranking, 14 Haubenlokale hat das Land insgesamt zu bieten. Namen wie Martin Sieberer, Simon Taxacher, Alexander Fankhauser oder Benjamin Parth klingen weit über die Landesgrenzen hinaus.

In den Küchen der heimischen Gastronomie hat sich viel getan, anderes hat sich wenig verändert. Tradition und Brauchtum sind in Tirol noch immer ursprünglich, aber auch allgegenwärtig. Sie werden von Einheimischen gepflegt und viele Urlauber erfreuen sich an der gelebten Geschichte des Landes, erwarten dies sogar.

Eine besondere Beziehung besteht in Tirol zunehmend auch zwischen Natur und Kunst. „Ich denke hier an moderne, spektakuläre Architektur, die im zeitgemäßen Tourismus ihren Ausdruck in Gondeln, Liftstationen oder Restaurants in 3.000 Metern Höhe findet. Ich denke

In die Zukunft geblickt. Was der Touristiker Josef Margreiter in Zukunft auch gerne sehen würde, ist eine Weiterentwicklung der Wertschöpfung durch den Tourismus aus der Natur. „Der Gesundheitstourismus hat ein enormes Potenzial. Einige Pioniere sind hier schon ein kleines Stück des Wegs gegangen, aber hier liegt noch einiges vor uns.“ Aktuell arbeitet die Tirol Werbung an einer dementsprechenden Studie in Verbindung mit Kurzurlaub. „Wir forschen hier gemeinsam mit der Umit und ich glaube, wir dürfen uns auf spannende Ergebnisse freuen“, ist Margreiter optimistisch.

Dass Tirol Natur und Gesundheit gut verknüpfen kann, glaubt auch Gernot Memmer und liefert zum Thema den Slogan: „Newly born in the Alps!“ Sein Kollege Helmut List, der das Innsbrucker Büro von Kohl & Partner leitet, führt weiter aus: „Natur kann anregende Quelle sein, man kann ihre sinnlichen Kompetenten nutzen – also sehen, hören, riechen, tasten und schmecken –, natürliche Heilmittel einsetzen und regionale, kulturelle Weisheiten beleben und alles zusammen zu touristischen Produkten entwickeln.“ Auch er sieht im Gesundheitstourismus in Verbindung mit den gegebenen Ressourcen in Tirol ein zukunftsträchtiges Gespann. Es ginge nicht mehr nur um das „Oh, wie schön“, sondern immer stärker um das „Oh, wie gesund!“ Wertschätzung.

Der Tourismus hat in Tirol auch viel in Richtung Landschaftspflege geleistet und Synergien zum Beispiel mit der Landwirtschaft geschaffen. „Aus vielen Landwirten sind Gastwirte geworden, Almen und die dazugehörigen Wiesen werden am Leben gehalten“, nennt Josef Margreiter Beispiele. Und auch für die Tiroler ist die Natur Sportplatz und Erholungsraum und auch sie brauchen Inszenierung und

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Dengg_210x130_RZ.pdf

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02.04.15

Helmut List, Leiter des Innsbrucker Büros von Kohl & Partner, ist überzeugt: „Auf dem Weg vom vordergründigen Erlebnistourismus zum tiefergehenden Entfaltungstourismus spielt die Natur eine immer wichtigere Rolle.“ Außerdem glaubt auch er an eine notwendige Inszenierung des Natürlichen und empfiehlt seinen Kunden den sanften Weg: Grundsätze zur sanften Inszenierung in der Landschaft

© TIROL WERBUNG/JENS MAULACH-EBEN

Convenience. „Außerdem dürfen wir uns hierzulande mittlerweile über 15 Prozent österreichische Gäste freuen“, ergänzt Josef Margreiter. Für die Zukunft der touristisch-natürlichen Partnerschaft werden eine Weiterentwicklung der Angebote und der Gesundheitstourismus eine wichtige Rolle spielen. Die Schlagworte Inszenierung und Convenience werden auch in diesem Zusammenhang einen gewichtigen Auftritt haben.

Die Wertschätzung der Natur haben die Tiroler mit ihren Gästen gemein. Ihr Zugang dazu hat natürlich mehrere Aspekte, ist sie für sie doch auch Lebensraum, mit all seinen Facetten. Einen Rückzug in die Wildnis erwartet Josef Margreiter nicht – von keiner Seite: „Jede Ursprünglichkeit braucht ein Mindestmaß an Infrastruktur.

Auch für die Einheimischen.“ ×

© KOHL & PARTNER

NATÜRLICH INSZENIERT

1. Inszenierung muss markenkonform sein.

Passt die Inszenierung in die Landschaft/ zur Destination?

2. Inszenierung muss das Thema verstärken und auf einer Geschichte aufbauen.

Welches Thema/welche Themen soll(en) in der Destination verstärkt werden?

3. Inszenierung soll Erkenntnisse/ Erfahrungen für die Besucher vermitteln.

Welche Zielgruppen sprechen wir an?

Welche Emotionen und Erfahrungen sollen diesen vermittelt werden?

4. Inszenierung in der Landschaft (z. B. am Berg) soll mit möglichst wenig Technik hohe Emotionalität auslösen.

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Tiroler Tradition – in Hülle und Fülle!

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SAISON

NATUR NEU INTERPRETIERT

Natur- und Selbsterfahrung, Fun und Action unter Baumwipfeln bieten die Tiroler Hochseilgärten und Outdoorcenter, im Bild: Natur-Hochseilgarten Kramsach.

„Alpine Cuisine“ bei atemberaubendem Ausblick – das Gourmetrestaurant „Ice Q“ befi ndet sich auf 3.048 Metern Seehöhe (Architekt: Johann Obermoser).

„Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“ – Mit diesem Slogan bewirbt das Villgratental sein touristisches Angebot, im Bild: das Haubenlokal Gannerhof.

Natur – von dosiert bis pur Immer mehr Menschen haben immer weniger Zeit. In der wollen sie möglichst viel möglichst intensiv erleben. Die Tiroler Touristiker tragen dieser Entwicklung Rechnung. Ein paar Best-Practice-Beispiele, wie den Gästen Tirols Natur nahe gebracht wird.

VON SUSANNE GURSCHLER

W

enn Sie in den Seilen hängen, vergessen Sie alles andere. Es zählen der Moment und das Ziel vor Augen. Sie konzentrieren sich, kontrollieren noch einmal die Sicherungen, setzen einen Fuß auf den Holzklotz unter Ihnen, der an zwei Ketten hängt und sich hin und her bewegt. Zwischen dem baumelnden Holzklotz und dem Boden liegen circa 17 Meter. Den anderen Fuß

vor auf den nächsten Holzklotz. Gleichgewicht suchen, finden, weiter geht‘s. Weht der Wind, kommt zusätzlich Bewegung in die Sache.

Rund zweieinhalb Stunden dauert die „Mammut-Tour“, die schwierigste Route, im Natur-Hochseilgarten Kramsach. „Wenn die Teilnehmer in den Seilen hängen, merken viele nicht einmal, wenn es regnet“, erzählt Harald Kreidl, Hotelier und Betreiber des Hochseilgartens. Der

Outdoor-Park in Kramsach soll genau das bewirken: Dass Menschen sich voll auf eine Sache einlassen, sich selbst intensiv spüren – und sich dabei in der Natur bewegen, frische Luft inhalieren, Energie tanken.

Es gibt viele Möglichkeiten, den Menschen die Vorzüge und die Erhabenheit der Natur näher zu bringen. Die Angebote in Tirol reichen von spektakulären Aussichtsplattformen über Erlebnispfade,

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© RITSCHEL

Architektur als Mittel, das Panorama ins Zentrum zu rücken: die Stationsbauten der Gaislachkoglbahn in Sölden (Architekt: Johann Obermoser).

„Nicht alles ist überall möglich und sinnvoll. Die Grenze sehe ich, wenn wir Disney spielen, das wäre falsch.“

© KRAMSACHERHOF, OSTTIROL WERBUG, A. NIEDERSTRASSER, RUDI WYHLIDAL

JAKOB FALKNER, BERGBAHNEN SÖLDEN

von Themenwegen bis zu Hotelanlagen, die Naturnähe bei allem Komfort versprechen, und Tourismusgebieten, die bewusst wenig bieten.

Hoch hinaus. „Wir waren die Ersten, die einen Hochseilgarten angelegt haben“, erklärt Kreidl. Dreizehn Jahre ist das jetzt her. Umfasste er am Anfang rund 25 Stationen, sind es heute über 70. Alle zwei bis drei Jahre werden Aufgabenstellungen verändert. Mit seinem Outdoor-Programm zielt Kreidl vor allem auf Unternehmen, die Teambildung, die Mitarbeiterkompetenzen stärken wollen, im sozialen wie im persönlichen Bereich. „Es geht um Mut, um Selbstvertrauen, um Teamwork, aber auch um Spaß, Action in freier Natur“, so Kreidl, der daneben auch den Hochseilgarten in Kaltenbach betreibt, der speziell auf Familien auch mit Kleinkindern ausgerichtet ist. So konkurrenziere man sich nicht selbst, erläutert Kreidl.

Mehr als ein Dutzend Outdoorcenter gibt es mittlerweile in Tirol. Vom gesi-

cherten Kraxeln in Baumwipfeln bis zum rasanten Flug mit dem „Flying Fox“ bieten sie fast alles. Zwar stoßen solche „Eventparks“ immer wieder auf Kritik, Tatsache ist aber: Nicht alle Tirol-Urlauber wollen ausschließlich wandern. Viele wollen Nervenkitzel, sich auspowern, Adrenalin pur in der Natur. „Die Leute, die in den Natur-Hochseilgarten kommen, möchten abschalten, suchen die Herausforderung und sind oft einfach keine Berggeher“, erklärt Kreidl.

Die „Inszenierung“ der Natur als Freizeitpark mag eine Erfindung der jüngeren Zeit sein, die Inszenierung der Natur selbst findet statt, seit es Alpinismus gibt.

Die Schutzhütten wurden da gebaut, wo nicht nur die Lawinen- und Steinschlaggefahr gering war, sondern auch der Blick auf die umliegende Bergwelt besonders imposant. Das Panorama ist es auch, das die Tiroler Seilbahnunternehmer verstärkt in ihre Baupläne einbeziehen. Gleichzeitig werden die Möglichkeiten der Technik intensiv genutzt und ausgereizt.

Ganz oben. Sie heißen „Top of Tyrol“, „Top Mountain Star“ oder „Big 3“, um nur einige zu nennen, die spektakulären Aussichtsplattformen, die Gipfel und Grate in Tirol krönen und einen atemberaubenden Blick über Bergketten hinweg versprechen. „Top of Tyrol“ etwa liegt auf 3.210 Metern am Stubaier Gletscher, wenige Gehminuten von der Bergstation Schaufelspitze entfernt. Die Aussichtsplattform ist eine gefinkelte Stahlkonstruktion, die sich auf einer Seite des Grates mit tentakelartigen Lamellen gleichsam in den Berg krallt, um auf der anderen Seite über dem Abgrund zu schweben. „Top of Tyrol“ ist, wie die anderen derartigen Aussichtsplattformen, eine architektonisch wie tragwerksplanerische Meisterleistung, die im Sommer und in den

Übergangszeiten Gäste auf den Kamm lockt. Die Tiroler Seilbahnunternehmer investieren viel Geld in eine erstklassige Infrastruktur, bauliche Extravaganz ist dabei längst Teil der Überlegungen und der Kalkulation. Spektakuläre Baumaßnahmen fördern mediale Aufmerksamkeit und Publikumsinteresse. Die Gaislachkoglbahn auf den gleichnamigen Dreitausender in Sölden ist ein technisches und architektonisches Highlight.

Die Bergstation der höchstgelegenen 3S-Seilbahn der Welt, eine Stahl-GlasKonstruktion, ist selbst schon ein Blickfang. Sie bietet den Passagieren zudem einen atemberaubenden Ausblick. „Die Natur war und ist der Star schlechthin.

Die Architektur rückt sie ins Zentrum.

Die großen Glasfelder ermöglichen eine perfekte Sicht auf das Bergpanorama“, erklärt Jakob Falkner, Chef der Bergbahnen Sölden. Die Ansprüche der Gäste hätten sich geändert in den letzten Jahren. Diesen Anforderungen gelte es, gerecht zu werden. Mit dem Bergrestaurant, dem „Ice Q“, ebenso eine Stahl-Glas-Konstruktion, wurde im Dezember 2013 am Gaislachkogel eine weitere Attraktion eröffnet, die Leute anzieht und ihnen die Möglichkeit der Naturbetrachtung in luxuriösem Ambiente, bei „Alpine Cuisine“ und edlen Weinen bietet. Wer einmal hier war, wundert sich nicht, dass das Restaurant als Filmkulisse für „Spectre“ diente, den neuen James-Bond-Film, der im Herbst in die Kinos kommt.

Auf dem Dach des Restaurants befindet sich eine 360-Grad-Aussichtsplattform, der Gipfel des Gaislachkogels ist in wenigen Minuten erklommen. Naturbetrachtung auf 3.000 Metern Höhe ohne strapaziösen Aufstieg, ohne sich den Gefahren der alpinen Bergwelt aussetzen zu müssen. Derartige Inszenierungen sind für Falkner nicht problematisch, die

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Urlaubern, die aus urbanen Zentren kommen, fehlt häufig der direkte Zugang zur Natur, das Wissen um Fauna und Flora, um natürliche Prozesse und Abläufe. Sie suchen Angebote, die ihnen ein intensives Naturerlebnis ermöglichen. Themenwege wie etwa der WildeWasserWeg im Stubaital oder der Lechweg im Außerfern, die das Wasser ins Zentrum rücken, sowie diverse Naturlehrpfade kommen diesem Bedürfnis entgegen und sensibilisieren zugleich für die Besonderheiten der alpinen Bergwelt.

Das „Bären Caching“ in SerfausFiss-Ladis ist ein Beispiel dafür, wie mit modernen Mitteln der Sehnsucht nach einer möglichst „geschützten“ und komprimierten Naturerfahrung Rechnung getragen wird. Gleichzeitig kommt bereits vorhandene Infrastruktur auch im Sommer zum Einsatz. Basis für diese bärige Entdeckungsroute sind nämlich die Stationen der „Bärenpiste“, der Familienabfahrt von Serfaus-Fiss-Ladis, zu der unter anderem Bärenkopf, -rachen und -bauch gehören.

Da in der Gegend angeblich auch der letzte Bär der Region geschossen wurde, war es für Richard Hochenegger vom Ortsausschuss Serfaus naheliegend, das Thema aufzugreifen und zum primären Element eines neuen Abenteuerparks zu machen. Ausgerüstet mit Handy und eigener App machen sich Groß und Klein auf den Weg. Bei jeder Station müssen die Wandernden die „Geheimschrift“ finden, die ihnen den Weg zur nächsten Station weist. Gleichzeitig lernen die Entdecker nicht nur viel über Fauna und Flora, sie er-

kunden das Gebiet genau. Und sie lernen, sich spielerisch im freien Gelände zu bewegen. Keine Selbstverständlichkeit, wie Hochenegger weiß. Das Bären-Caching hat sich binnen kürzester Zeit zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Rund 2000 Mal wird die App im Sommer heruntergeladen. Ähnliche Angebote halten auch die fünf Tiroler Naturparks sowie der Nationalpark Hohe Tauern bereit. Rund 25 Prozent der Fläche von Tirol sind Schutzgebiet, dazu kommen noch Naturdenkmäler und andere idyllische Flecken. An (fast) unberührten Schönheiten hat das Land also einige zu bieten. Mit Angeboten in den Naturpark-

Fälle investiert werden. In den Naturparks sind es vor allem die Mitarbeiter der Naturparkhäuser und die Guides, die den Gästen die Besonderheiten der alpinen Bergwelt, des Natur- und Lebensraums Tirol näher bringen. „Zentral ist die Kompetenz in der Vermittlung von Erlebnissen – ob ich nun eine Wanderung durch das Schutzgebiet im Rahmen von Nature Watch oder einen speziellen Themenweg anbiete“, erläutert Brandl. Dabei können ohne Weiteres die infrastrukturellen Maßnahmen angesprochen werden, die notwendig sind, um den Feriengästen die geforderte Infrastruktur und die Naturerfahrung überhaupt erst zu

„Um den Gästen Naturerlebnisse zu vermitteln, braucht es entweder sehr gut ausgebildetes Personal oder entsprechende Infrastruktur.“ MICHAEL BRANDL, PROKURIST TIROL WERBUNG

häusern und geführten (Themen-)Wanderungen werden Interessierten diese Juwelen Tirols näher, gebracht – so etwa bei Nature Watch, kompetent geführten Naturwanderungen, bei denen die Teilnehmer mit hochwertigen SwarovskiFerngläsern ausgerüstet werden und wie bei einer Safari Ausschau halten nach alpinen Wildtieren und -pflanzen.

Pure Natur. „Um den Gästen Naturerlebnisse zu vermitteln, braucht es entweder sehr gut ausgebildetes Personal oder entsprechende Infrastruktur“, so Michael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung. Ursprünglich auch in der Umwelt-Abteilung des Landes tätig, war er maßgeblich an der Konzeption von Nature Watch beteiligt. In eines von beiden müsse auf alle

ermöglichen: ohne Strommasten keine Stromversorgung, ohne Liftstützen kein Skivergnügen, ohne Seilbahnen, Forststraßen und Helikopter keine Versorgung auf den Almen und Hütten. Denn ganz ohne geht es auch im Villgratental nicht.

Das Osttiroler Hochtal operiert seit Jahren mit dem Slogan „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“ Sanfter Tourismus ist hier kein Schlagwort, sondern gelebte Realität. Sprich: Bis dato haben sich die Talbewohner erfolgreich gegen eine Erschließung der Bergwelt mit Liften und Seilbahnen gestemmt. Dafür versprechen sie ihren Gästen Natur pur direkt vor der Haustür. Ein Paradies für Tourengeher, Schneeschuhwanderer und Langläufer im Winter, für Bergsteiger und Wanderer im Sommer.

© TIROL WERBUNG

Mitten hinein.

NATUR NEU INTERPRETIERT

Mit einer eigenen App ausgerüstet, begeben sich die großen und kleinen Entdecker beim „Bären Caching“ in Serfaus-Fiss-Ladis auf Spurensuche.

© ANDREAS KIRSCHNER FISS

Natur werde ja nicht ausgeklammert, die Leute vielmehr angeregt, sich die Umgebung anzuschauen. Wichtig sei, dass sie zur Region passen. „Nicht alles ist überall möglich und sinnvoll. Die Grenze sehe ich, wenn wir Disney spielen, das wäre falsch.

Das sind wir nicht, das leben wir nicht“, so der Unternehmer.

SAISON

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Jeder Komfort.

Rund um einen 30 Meter hohen, dunklen Hotelturm gruppieren sich 41 Chalets – ein Maßstab, der im Vorfeld für Bedenken sorgte, auch beim beauftragten Architektenteam Reitter-Strolz. Die Planer versuchten, die Vorgabe bestmöglich und unter weitestgehender Schonung des Naturraumes umzusetzen. Um das Maximum an Grünfl äche zu erhalten, stellten sie die Holzgebäude auf schmale Sockel. Die Vegetation blieb bei den Errichtungs-

Auf einer Anhöhe mitten im Wald liegt das „Gradonna Mountain Resort Chalets & Hotel“ in Kals am Großglockner (Architekten: ARGE Reitter-Strolz).

© MOJO REITTER

„Naturliebhaber, die Stille, Ruhe, die das Einfache wollen, aber auch Leute mit Burn-out, die extrem unter Stress leiden, kommen gerne hierher, um sich zu erholen“, erklärt Bernhard Pichler, Marketingleiter der Osttirol Werbung. Ein solches Konzept müsse wirklich authentisch sein und sei nicht einfach übertragbar. Wobei Einfachheit keineswegs heißt, auf Komfort und hohe Qualität zu verzichten. So gehört der Gannerhof zum Beispiel zu den Gourmettempeln Tirols und genießt mit seinen heimischen Spezialitäten, seinen Lammgerichten, internationalen Ruf. Dass innerhalb einer Region unterschiedliche Ideen aufgehen können, ja sinnvoll sind, beweist das „Gradonna Mountain Resort Chalets & Hotel“ in der Gemeinde Kals, ebenfalls in Osttirol. Es ist eine Art Gegenpol zum Villgratental.

Das Resort liegt im Superior-Bereich, bietet urbanen Luxus und gleichzeitig absolute Naturnähe; Erholung, Entspannung und Regeneration in herrlicher Lage und ohne auf Annehmlichkeiten zu verzichten, sind hier zentrale Momente.

maßnahmen möglichst geschont, insbesondere die Bäume. Beim Bau und der Ausstattung der 500-Betten-Anlage kamen hauptsächlich natürliche Materialien zum Einsatz, Holz vor allem und Stein.

Nature Watch passiert in den Chalets allein beim Blick aus dem Fenster. Dabei müssen die Gäste auf keinen Luxus verzichten, es gibt einen großen Spa-Bereich, Pools und einen Badeteich, Aufenthaltsräume, Restaurant und Speisesaal, dazu einen Feinkostladen, Sportshop und einen Friseur. Auto brauchen die Gäste keines innerhalb des Resorts. Die daraus resultierende Ruhe verstärkt das Gefühl, seinen Urlaub inmitten der Natur zu ver-

bringen. Deren Inszenierung findet im Gradonna, wenn, dann durch bewusste architektonische Akzente statt, die den Außenraum quasi ins Innere holen.

Ob Klettern im Hochseilgarten oder Speisen im Panoramarestaurant am Berggipfel, ob Fährtensuche im Wald oder Natur pur beim Tourengehen und Wandern, ob Themenwege oder nachhaltiges, ökologischen Gedanken verpflichtetes Bauen – die Menschen, die Tirol besuchen, können und wollen Natur auf unterschiedliche Weise erleben. Wichtig ist, dass die Bestrebungen, entsprechende Angebote bereitzustellen, nicht in einer Überinszenierung münden. ×

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SAISON

NATUR NEU INTERPRETIERT

© KOSTENZER

Verantwortung. Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer sieht vor allem den hochalpinen Bereich Tirols als besonders schützenswert.

Denn hier könne einmal Zerstörtes nicht wiederhergestellt werden.

Generationenkonzept Natur Der Tiroler Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer sieht es als Pflicht des Alpenraumes, diesen Erholungsraum für künftige Generationen zu erhalten.

DA S INTERVIEW FÜHRTE ERNS T SPRENG .

S

AISON: Herr Kostenzer, was bedeutet für Sie Naturschutz? JOHANNES KOSTENZER: Natürlich kennen viele den Landesumweltanwalt durch unsere Stellungnahmen zu Bauvorhaben in der Natur. Das gehört zu meinem Job. Ich habe aber ein größeres Bild vor Augen. Naturschutz ist ein Altruismus. Achten wir die Natur, schützen wir damit die Menschheit. Für mich ist Naturschutz unsere Einstellung, sensibel mit unserer Zukunft umzugehen und uns die Natur zu erhalten. Das ist auch Ziel der Tiroler Umweltanwaltschaft.

Hat sich dieser Gedanke bei den Tirolern und Tirolerinnen durchgesetzt? Ich glaube, wir waren in unserem Land schon immer engagiert, die Natur zu erhalten.

Und sind das bis heute. Was es braucht, ist das Verständnis, dass man über den Tellerrand des eigenen Vorhabens hinausblickt. Ich verstehe das Bedürfnis des Einzelnen, sein Unternehmen durch eine Investition zu verbessern. Das ist vollkommen legitim. Meine Aufgabe ist es hier, das Gesamtbild einzubringen. Ich frage dann: Was bedeutet das einzelne Projekt für Tirol? Wenn der Allgemeinheit etwas Großes, Schützenswertes verloren geht – das sind meist die heiklen Projekte.

Können Sie dieses Schützenwerte näher beschreiben?

Gerade die Tiroler haben ein Gespür dafür, was sie in einer Landschaft tief im Herzen berührt. Man sieht

eine Landschaft und weiß vielleicht nicht, was es ist.

Aber man spürt, dass es ein besonderer Ort ist. In Tirol sind das sehr oft Landschaften, wo das Liebliche der Almenlandschaft auf die imposanten hohen Berge trifft.

Hier muss man als Übersetzer fungieren. Der Mensch verlässt sich auf sein Gespür, ich versuche dieses Besondere nachvollziehbar in Worte zu fassen und der Natur so eine Stimme zu geben.

Worauf müssen die Tiroler und Tirolerinnen besonders achten? Das ist sicherlich der hochalpine Raum.

Diese Gebiete sind nicht nur landschaftlich sehr attraktiv, sondern auch besonders sensibel. Dieser Raum ist vom Klimawandel stark betroffen. Tiere und Pflanzen – und auch der Mensch – streben immer mehr nach oben und werden so zur Konkurrenz für die angestammte Fauna und Flora. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass im hochalpinen Raum einmal Zerstörtes nicht wieder herstellbar ist. Und hier spreche ich von Pflanzen, die teilweise 5000 Jahre alt sind. Das ist eine große Verantwortung.

Wieviel Tourismus verträgt unsere Natur? Ich sehe diese Frage etwas anders. Ich glaube, dass der gesamte Alpenraum durchaus eine Verpflichtung und Verantwortung hat, als Erholungsraum für Europa zu fungieren. Diese Verpflichtung beinhaltet, dass wir diesen Raum für zukünftige Generationen erhalten. Es ist

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„Naturschutz ist ein Altruismus. Achten wir die Natur, schützen wir damit die Menschheit.“

… ab Juni 2015 NEU mit

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aber auch die Einladung an andere Menschen, diesen Raum erleben zu dürfen. Um das zu erreichen, müssen wir der Infrastruktur-Erweiterung Grenzen setzen.

Dort, wo der Mensch schon eingegriffen hat, müssen wir verbessern. Ansonsten bin ich schon der Meinung: Lasst den Rest so, wie er ist.

Ist unberührte Natur Ihrer Meinung nach ein touristisches Konzept? Ich war viele Jahre lang Naturführer auf Korsika. Die größte Begeisterung bei meinen Gästen habe ich hervorgerufen, wenn es mir gelungen ist, den Menschen eine ganz intensive Naturerfahrung zu vermitteln. Ein Kind kann man mit ein paar Steinen und einem kleinen Bach stundenlang begeistern.

Natur braucht keine passiven Instrumente, um sie zu erleben. Die hundertste Aussichtsplattform ist eine zu viel. Die Menschen wollen aktiv mit der Natur in Berührung kommen.

Ist das auch Ihr Ansatz zur viel zitierten touristischen Inszenierung von Naturlandschaften? Zwei Gedanken dazu: Für einen gewissen Grad an Inszenierung gibt es ohne Zweifel eine Klientel und das funktioniert touristisch. Meine Erfahrung sagt mir, dass der Mensch auf der Gefühlsebene mehr angesprochen wird, wenn er aktiv involviert wird. Dann bleibt etwas in unseren Erinnerungen übrig, das uns wiederkommen lässt. Das Berühren ist für mich ein Schlüssel zum Naturerlebnis.

Aber wie gesagt: Das schließt eine künstliche Intervention nicht aus. Die hohe Kunst ist es, die Natur dadurch nicht zu beeinflussen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Bekannt ist die Umweltanwaltschaft für ihre Parteienstellung bei Behördenverfahren. Jedes Bundesland Österreichs hat durch Landesgesetze eine Landes-Umweltanwaltschaft installiert, die Kompetenzen sind von Bundesland zu Bundesland verschieden. Die Tiroler Umweltanwaltschaft engagiert sich aber nicht nur in Behördenverfahren, sondern wählt vielseitige Wege, um auf die Besonderheiten der Natur und einen achtsamen Umgang mit ihr aufmerksam zu machen. Sei es mit Naturprojekten, sei es bei Fortbildungen oder mit zukunftsgerichteten Leitlinien.

Weitere Informationen: www.tiroler-umweltanwaltschaft.gv.at

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SAISON

NATUR

Fitness wird zunehmend zum Trend.

Hobbysportler suchen den gesunden Ausgleich mittlerweile aber immer seltener im Fitnessstudio.

Stattdessen begeben sie sich in die freie Natur, wo sie den Fitnessgedanken mit beeindruckenden Bergerlebnissen verbinden können.

Die Natur als Sportplatz Tirol bietet nicht nur einmalige Naturerlebnisse, sondern auch Herausforderungen, die Sportler aller Sparten zunehmend für sich entdecken.

VON DANIEL FEICHTNER

D © EMANUEL KASER

ie Faszination Berg begeistert seit jeher. Die Möglichkeit, die Natur zu erkunden und am eigenen Leib zu spüren, zieht jährlich Tiroler ebenso wie Besucher aus aller Welt ins Gebirge. Doch seit einigen Jahren verändert sich die Herangehensweise an das Thema Berg. Aus dem reinen Erleben der alpinen Natur wird zunehmend echter, leistungsorientierter

Bergsport – ein Trend, den Hjalmar Comploy, Geschäftsführer von Sportler Alpin Witting in Innsbruck bestätigen kann: „Es treten immer mehr Aspekte wie Fitness und die persönliche Herausforderung in den Vordergrund. Besonders in den letzten vier Jahren ist es bei unseren Kunden in den Bereichen abseits des reinen FunSports zu einer auffälligen Steigerung gekommen“, meint der Sporthändler. Und

„Inzwischen gibt es auch genügend Hobby-Läufer, für die ein Wettbewerb erst interessant wird, wenn er sich über 1.000 Höhenmeter erstreckt.“ H J A L M A R C O M P LOY, G E S C H Ä F T S F Ü H R E R V O N SPORTLER ALPIN WIT TING IN INNSBRUCK

das schlägt sich sowohl in den Sportarten, die betrieben werden, als auch im Sortiment des Fachgeschäfts nieder.

Messbare Leistung.

Im Geschäftsalltag beobachtet Comploy einen Trend hin zu Sportarten mit klarer definierten Zielen, die die eher unterhaltungsorientierten Klassiker ablösen und größere Herausforderungen bieten. So lassen immer mehr Wintersportler die Pisten hinter sich und suchen ihr individuelles Outdoorerlebnis abseits der Lifte. Und auch das altgediente Wandern weicht immer häufiger verschiedenen Laufsportarten wie dem Trailrunning, das klarere Ziele und die Möglichkeit, kontinuierlich die eigenen Fähigkeiten zu steigern, bietet.

Auf diese Weise wird das Bergerlebnis personalisierter und den eigenen Vorstellungen gerecht. Zudem rückt die erbrachte Leistung immer mehr in den

SAISON

© LISA HINTRINGER, PETER KAPELARI

© RAIMUND MÜHLBURGER

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Vordergrund. Unterstützt wird dieser Trend nicht zuletzt durch die wachsenden technischen Möglichkeiten, meint Comploy: „Die Zahl der Produkte zur Messung der eigenen Performance nimmt stetig zu“, sagt der Experte. „Und nicht nur das Angebot, sondern auch die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr.“ Dadurch haben auch Hobbysportler die Möglichkeit und den Anreiz, ihre Leistungen konstant zu messen, und treten so in Konkurrenz zu anderen und vor allem: zu sich selbst.

Schneller, höher, weiter. Mit der Leistungssteigerung nehmen auch Veranstaltungen zu, bei denen bei Weitem nicht mehr nur Profis, sondern auch Hobbysportler ihr Können unter Beweis stellen. Wettbewerbe wie Bergläufe gehören mittlerweile zum fixen Terminkalender vieler Regionen. „Es gibt auch immer mehr Amateure, die gezielt auf solche Veranstaltungen hin trainieren“, meint Comploy.

Auch hier geht der Trend hin zum Extremen: „Wer einmal den Einstieg gefunden hat, sucht natürlich immer größere Herausforderungen. Inzwischen gibt es auch genügend Hobby-Läufer, für die ein Wettbewerb erst interessant wird, wenn er sich über 1.000 Höhenmeter erstreckt, oder die an 24-Stunden-Rennen teilnehmen.“ Hinter dieser Entwicklung vermutet Comploy einen generellen Wandel in unserer

„Viele Sportarten, die draußen betrieben werden, kombinieren eine Vielzahl positiver Aspekte, die beim Workout an Maschinen einfach nicht erzielt werden können.“ PETER KAPELARI, STV. GENERALSEKRETÄR DES ÖSTERREICHISCHEN ALPENVEREINS

Denk- und Lebensweise, die sich auch in unserer Freizeitgestaltung manifestiert. „Die Berufswelt wird immer kompetitiver.

Auch wenn es auf den ersten Blick paradox klingt, scheint es, dass wir diese Mentalität und den Ehrgeiz auch in die Freizeit und damit in den Sport mitnehmen.“ So suchen immer mehr Menschen im Sport einen Ausgleich für den steigenden Druck im Arbeitsleben. Je größer der Stress im Beruf ist, desto ausgeprägter muss auch das Ventil dafür in der Freizeit sein. Dazu beobachtet Comploy, dass seine Kunden grundsätzlich immer mehr Fitnessbewusstsein an den Tag legen. Sich fit und gesund zu halten wird immer wichtiger.

Dementsprechend versuchen eben auch Hobby-Sportler zunehmend, in ihrer Freizeit möglichst effizient etwas für ihre Gesundheit zu tun und nicht zuletzt auch an der Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers zu arbeiten. So werden Sportlichkeit und persönliche Leistung auch ein wenig zum Statussymbol.

Ehrgeiz und Gemütlichkeit. Diese Vermutung deckt sich mit einer weiteren Beobachtung Comploys: „Soweit ich das sagen kann, neigen vor allem Tiroler dazu, Bergsport mit Ehrgeiz anzugehen.“ Zwar sind für Urlaubsgäste Trendsportarten wie Skitourengehen, Trailrunning oder das Befahren von Singletrails ebenso wichtig wie

für Einheimische. „Aber gerade Sportler, die hier leben und ihr Hobby regelmäßig als Ausgleich betreiben, denken leistungsorientierter. Das liegt wohl daran, dass sie die Möglichkeit haben, langfristig auf ein Ziel hinzuarbeiten.“ Dementsprechend sind es auch vor allem Tiroler, die im Sportler Alpin Witting viel Geld in Ausrüstung investieren.

Dabei stehen für sie vor allem die Funktion und der Komfort bei der Ausübung ihres Sports im Vordergrund. „Aber schlussendlich ist mit dem Fitness-Denken auch bei Tirolern das Bewusstsein um die schöne, genießbare Natur ihrer Heimat gestiegen.

Ich bin mir sicher, dass der Erlebnisfaktor heute höher ist denn je, egal ob für Gäste oder Einheimische“, schätzt Comploy die Motivation ein.

Stadtflucht. Den generellen Trend zur Fitness am Berg kann auch Peter Kapelari, Generalsekretär-Stellvertreter und Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie des Österreichischen Alpenvereins durchaus bestätigen. „Immer mehr Menschen verbinden die Naturlandschaft der Alpen mit Sport.“ Beim Versuch, diese Entwicklung zu erklären, geht er allerdings noch einen Schritt weiter als Sporthändler Comploy: „Blickt man zurück, hat der Bergsport seine Anfänge mit dem Höhepunkt der Industrialisierung genommen.

Damals resultierte die Flucht in die Natur

aus der zunehmenden Unbewohnbarkeit der Städte.“ War es um 1850 der Staub und Schmutz der Fabriken, die die Bevölkerung aufs Land getrieben haben, ist es Kapelari zufolge heute die Gesamtheit unseres Lebensstils. Wir sind im Alltag nicht nur permanentem Stress, sondern auch anderen ernstzunehmenden, gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Aufgrund dessen blicken wir mehreren „medizinischen Zeitbomben“ entgegen, meint Kapelari.

Egal ob Übergewicht oder damit verbundene Probleme wie Diabetes oder HerzKreislauferkrankungen: Einer Vielzahl von Zivilisationskrankheiten, die uns in naher Zukunft vor große gesellschaftliche Probleme stellen werden, kann man durch ausreichend Bewegung entgegenwirken.

Dementsprechend sieht er den Trend zum Sport und zur Fitness als Statussymbol als

SPORTARTEN IM WANDEL Mit der Wiederentdeckung der Berge verändern sich auch die Aktivitäten, die Sportler in der alpinen Natur suchen.

Die Zahlen klassischer Skifahrer stagnieren seit Längerem. Gerade Wintersportler aus Tirol und dem Umland begeistern sich zunehmend für Skitouren abseits der Pisten.

Im Fokus stehen dabei nicht mehr nur die Abfahrt, sondern auch der Aufstieg und das damit verbundene Naturerlebnis. Bislang ist dieser Trend aber noch nicht bei klassischen Winterurlaubern angekommen.

Auch das Alpinklettern ist rückläufig.

Anstatt sich auf langen Routen auf eigene Sicherungen und den Kletterpartner verlassen zu müssen, gehen immer mehr Kletterer ihrem Sport in Klettergärten und auf Klettersteigen nach. Dort können sie vorgefertigte Strecken mit fix eingeklebten Sicherungen oder Stahlseilsicherungen und Trittbügel nutzen.

Das Mountainbiken verlagert sich in den letzten Jahren zunehmend von den Forststraßen auf sogenannte Singletrails. Das Fahren auf schmalen Pfaden erfordert Geschicklichkeit und ist spielerisch und weniger monoton. Speziell für den Radsport ausgelegte Strecken erlauben es den Sportlern, ihrem Hobby nachzugehen, ohne Wanderer zu stören.

Und auch Jogging hat einen Wandel vollzogen. An seine Stelle tritt immer häufiger das Trailrunning. Dabei werden Wanderwege und Bergpfade zur Laufstrecke.

Hobby-Läufer entkommen so nicht nur der Hektik der Stadt, es erwartet sie auch ein einmaliges Naturerlebnis.

ganz natürliche und begrüßenswerte Reaktion der Gesellschaft.

Multitalent Bergsport. Nicht zuletzt deswegen unterstützt der Alpenverein die Tendenz, Sport in der Natur der Alpen auszuüben. „Die Bergwelt bringt durch ihren Erlebniswert nicht nur zusätzlichen Anreiz“, meint Kapelari. „Viele Sportarten, die draußen betrieben werden, kombinieren eine Vielzahl positiver Aspekte, die beim Workout an Maschinen einfach nicht erzielt werden können.“ Als Paradebeispiel sieht er den Kletter-Sport, der seit einigen Jahren boomt. Zwar ist das klassische Alpinklettern rückläufig, dafür erfreuen sich Klettergärten und Klettersteige immer größerer Beliebtheit. Und das nicht umsonst: „Zum einen steht auch hier die Ausübung in der freien Natur im Vordergrund. Klettern bringt einen gewissen Adrenalin-Kick, der eine hervorragende Motivation darstellt“, fasst Kapelari zusammen. Andererseits sieht er eben auch die Ganzheitlichkeit des Sports als wichtigen Faktor für seine Beliebtheit. Denn Klettern ist nicht nur reines Krafttraining, sondern wirkt sich auch positiv auf die Koordination, den Gleichgewichtssinn, die Körperspannung und das Körpergefühl und damit auf das allgemeine Wohlbefinden aus.

Respekt für den Berg.

Doch die Natur kann nicht nur mehr als ein Fitnessstudio, sie ist auch mehr, warnt Kapelari: „Auch wenn wir als Alpenverein den Trend zum Alpinsport unterstützen, ist es uns enorm wichtig, Bewusstsein dafür zu

Auch die Bergwelt rund um das Solsteinhaus zieht immer häufiger jüngere und sportlicherer Wanderer an.

nicht zuletzt Bedenken der Jägerschaft und der Naturschützer.

Kapelari nimmt einerseits natürlich die Sportler selbst in die Verantwortung. Sie müssen sich bewusst sein, dass sie mit ihrem Hobby die Bergwelt nicht alleine nutzen und dass die Akzeptanz ihrer Sportart vor allem von ihrem Verhalten gegenüber anderen abhängig ist. Aber auch der Tiroler Tourismus trägt ihm zufolge zu der Problematik bei. „Breitensport soll und muss gefördert werden. Aber es ist heute wichtiger denn je, ein Fundament für eine nachhaltige Nutzung zu schaffen, anstatt die Natur für kurzfristigen Profit auszubeuten und Modeerscheinungen nachzulaufen.“ Als Grundbedingung dafür sieht Kapelari die Bewusstseinsbildung und die Schaffung der nötigen Infrastrukturen. Denn sportliche Aktivität sei nicht mit „Eventisierung“ gleichzusetzen. So trägt für ihn weder die Errichtung von Seilbahnen noch von Panoramarestaurants zur Unterstützung des Bergsports bei. „Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass die Zahl der Skifahrer

„Heute geht man oft ein wenig weiter, etwas sportlicher und etwas länger.

Aber immer bewusst und mit Genuss.“ ROBERT FANKHAUSER, HÜTTENWIRT AM SOLSTEINHAUS

schaffen, dass Berge kein austauschbares Sportgerät sind.“ Natürlich sind mit der zunehmend breiteren Nutzung der Alpen Konflikte vorprogrammiert. Das beginnt schon bei der Parkplatzproblematik, die die steigende Zahl der Sportbegeisterten mit sich bringt und oft zu Problemen mit Grundeigentümern führt. Dazu kommen

nicht mehr steigen wird“, mahnt Kapelari.

Anstatt dem Hin- und Herverschieben der klassischen Wintersportler von einer Tourismusregion zur anderen durch immer neue, sich übertrumpfender Angebote, sieht er die Zukunft in der zielgerichteten Verbesserung der Angebote in bereits erschlossenen Gebieten. Zusätzlich

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© HORST FRANKHAUSER

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seien Maßnahmen wie Umwidmung, Rückbau, aber auch die Besinnung auf die Ursprünge des alpinen Sports abseits reiner Unterhaltung vonnöten. „Die Zeit der hemmungslosen Expansion hat ihr Ende gefunden“, schätzt Kapelari die Situation ein. „Tirol hat sehr viel Potenzial für naturnahen Bergtourismus. Aber es wird immer wichtiger, dieses zu erhalten und nachhaltig zu sichern.“

Die nächste Generation. Dass der Sport am Berg ein Trend mit Zukunft ist, bestätigt Robert Fankhauser, Hüttenwirt

am Solsteinhaus zwischen Nordkette und Erlspitzgruppe. Er beobachtet in den vergangenen zehn Jahren bei seinen Gästen eine Altersverschiebung nach unten. „Früher waren die meisten Alpinisten hier jenseits der 35“, meint der Hüttenwirt. „Inzwischen sind aber immer mehr jüngere Leute um die Zwanzig unterwegs. Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass das ‚Berggehen’ einen gewissen Hipness-Faktor dazu gewonnen hat.“ Auch die jüngeren Alpinsportler suchen Fankhauser zufolge aber im Grunde genommen dasselbe am Berg wie ihre älteren Kollegen. Sie haben das Erleben der Natur wiederentdeckt und wollen vor allem dem Alltag im Tal entkommen. Aber sie verbinden das Bergerlebnis auch mit einem verstärkten Fitnessbewusstsein, was sich auch anhand der servierten Mahlzeiten im Solsteinhaus bemerkbar macht. „Zum bewussteren Bergwandern gehört für viele auch eine bewusstere Ernährung. Oft weichen Klassiker wie der Schweinsbraten dann leichterer Kost“, meint Fankhauser. „Generell lässt sich

sagen: Heute geht man oft ein wenig weiter, etwas sportlicher und etwas länger.

Aber immer bewusst und mit Genuss.“ Vom „Wettrüsten“ am Berg mit immer besserer Ausrüstung merkt Fankhauser dementsprechend relativ wenig. Natürlich gäbe es bessere Outdoorbekleidung, die sich Schritt für Schritt durchsetzt und so mancher Bergbegeisterte versuche, über den Sommer seine Zeiten zu verbessern. Doch auch für die Ambitionierten stehe das Naturerlebnis im Vordergrund.

Und auch das Konfliktpotenzial sieht Fankhauser in seiner Region als gering. „Nahezu alle Gäste verhalten sich sehr angepasst und ordentlich“, versichert der Hüttenwirt. „Das mag daran liegen, dass bei uns relativ wenige ‚Extremsportler’ wie Downhill-Fahrer unterwegs sind.

Aber in letzter Zeit bildet sich auch immer mehr Bewusstsein für ein friedliches Miteinander am Berg. Zusätzlich geben wir uns auch Mühe, das entsprechend zu unterstützen und zu verfestigen. Und das wird von allen Beteiligten sehr gut angenommen.“ ×

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Standortagentur Tirol

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NATUR NEU INTERPRETIERT

© BIKEPARK FSL/OSS

Mountainbiken als Sommersport für die ganze Familie: Serfaus-Fiss-Ladis wartet mit einem Angebot für jeden Typ Biker auf.

Radfahren als Skifahren des Sommers Das Zweirad als wichtigstes Sportgerät des Sommers ist längst kein Trend mehr.

In Nordamerika sowie in den Alpen-Anrainerländern Frankreich, Schweiz und Italien sind Bike-Touristen begehrte Gäste. Tirol hat die Zeichen der Zeit erkannt.

V O N M AT T H I A S K R A P F

M

it der warmen Jahreszeit werden die Drahtesel aus ihrem Winterschlaf geholt. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung besitzen ein eigenes Fahrrad.

Im Vergleich zum Skifahren ist Radeln also der wahre Volkssport. Dennoch werden Radfahrer nicht immer im selben Maß als potenzielle sportliche Zielgruppe im Tourismus wahrgenommen. Dabei sind Mountainbiker, Radwanderer, E-Biker und Co eine wahrlich lohnende Gästeschicht für den alpinen Sommertourismus. Das ist auch in Tirol bemerkbar. Mit der Schneeschmelze kommen die ersten Mountainbiker, um die Skifahrer als Sportler am Berg abzulösen. Denn Radfahren ist längst kein touristischer Trend mehr, sondern Volkssport, wie ein Blick über die Landesgrenzen zeigt. Die Wegbereiter dieser Entwicklung sind in Nordamerika zu finden, wo große gebirgige Tourismusregionen seit über 20 Jahren vorexerzieren, welche Möglichkeiten Biketourismus gerade für alpine Regionen bietet. Dort wo dank des Wintertourismus ohnehin schon Aufstiegshilfen vorhanden sind, bedarf es nur vergleichsweise geringer Investitionen,

um die winterliche Infrastruktur für sommerlichen Bike-Tourismus zu adaptieren.

Biken seit 20 Jahren Standard.

Whistler-Blackcomb, das größte Skigebiet der Welt, betreibt im Sommer einen der größten und bekanntesten Bikeparks weltweit. Mit überzeugendem Erfolg: Die Region im Westen Kanadas mit Whistler, North Shore und Squamish gilt als Bike-Pionierland. Hier verfügt man seit Jahrzehnten über harte Zahlen und Fakten, die die Wertschöpfung aus dem Mountainbike-Tourismus belegen. Die bekannteste Studie stammt aus dem Jahr 2007. Ihr zufolge kommen rund 70 Prozent der Mountainbiker, die in der Region unterwegs sind, von außerhalb, sind also Touristen. Davon sind wiederum mehr als 90 Prozent Übernachtungsgäste. Interessant ist, dass 52 Prozent aller Biketouristen in dieser Region nicht wegen des gewaltigen Bikeparks, sondern wegen des elaborierten Trailnetzes kommen. Das zeigt, dass Bikeparks zwar wichtig sind, aber nur in Kombination mit einem ausgedehnten Wegenetz ein interessantes Angebot darstellen. Und damit sind keine Forststraßen

gemeint, sondern kleine Steige. Es ist die Mischung, die ein umfassendes BikeAngebot ausmacht. Und das zahlt sich aus: Im Sommer 2006 gaben allein die Trailfahrer zwischen 4. Juni und 17. September über zehn Millionen Dollar in der Region Whistler aus. Im selben Sommer gaben die Gäste des Bikeparks Whistler 16,2 Millionen Dollar in der Region aus. Hinzu kommt das Mountainbike-Festival Crankworx, das größte seiner Art weltweit, das ebenfalls jährlich in Whistler stattfindet. 2006 kamen allein zu dieser Veranstaltung 23.000 Gäste, die rund elf Millionen Dollar ausgaben. Diese Zahlen sind fast zehn Jahre alt, mittlerweile nehmen die Bergbahnen in Whistler im Sommer mehr ein als im Winter – dank Bike-Tourismus.

Tirol setzt Akzente.

Angesichts solcher Erfolgsgeschichten ist Tirol, das Wintersportland Nummer eins der Alpen, für Biketourismus geradezu prädestiniert.

Doch leider verhindert die aktuelle Gesetzeslage eine rasche Entwicklung: Denn in Österreich ist es grundsätzlich verboten, im Wald Fahrrad zu fahren – egal ob auf Forststraßen oder Wanderwegen. Laut

Forstgesetz 1975 ist es Erholungssuchenden erlaubt, den Wald zu betreten, wobei erholungssuchende Bergradler von diesem Recht ausgeschlossen sind. Hierzulande hat man auf dieses paradoxe Verbot reagiert und das Tiroler Mountainbike-Modell geschaffen. Das Land Tirol unterstützt seit 1997 Wegehalter, die freiwillig ihre Wege für das Radfahren öffnen. In einem Nutzungsübereinkommen zwischen Grundbesitzer und Gemeinden oder Tourismusverbänden wird der Weg – egal ob Forststraße oder Singletrail – für das Radfahren freigegeben.

Vor allem die Haftungsfrage, die große Krux in Sachen Wegeöffnung, wird dadurch gelöst, indem das Land eine Wegerhalter- und Betriebshaftpflichtversicherung abschließt und somit die Eigentümer aus ihrer Haftung entlässt. Zudem erhalten die Besitzer eine jährliche Nutzungsgebühr in der Höhe von zehn Cent pro Laufmeter Weglänge.

Trotz dieses Angebots fehlt es vor allem an Singletrails, also Steigen, die für Biker geöffnet sind. Denn genau dahin geht der Trend: Mountainbiker wollen, ähnlich wie Variantenfahrer im Winter, ihren eigenen Weg ins Tal suchen und nicht mehr nur auf Forststraßen radeln. Um diesen Trend nicht zu verpassen, besteht dringender Handlungsbedarf seitens des Gesetzgebers.

Genussbiken. Auch in der Region Kitzbüheler Alpen sind Biker mittlerweile gern gesehene Gäste. Die sanften Grasberge eignen sich perfekt für Tourenbiker. Mit dem Lisi-Osl-Trail und dem Fleckalmtrail werden jene Biker bedient, die auch Aufstiege aus eigener Kraft nicht scheuen, aber bergab nicht über monotone Forstautobahnen, sondern abwechslungsreiche Trails fahren wollen. Zudem haben sich im Tiroler Unterland zehn Tourismusregionen zur e-BikeWelt Kitzbüheler Alpen-Kaisergebirge zusammengetan. Sie bezeichnen sich als größtes e-Bike-Gebiet weltweit, mit mehr als 330 Verleihbikes und 1.000 Kilometern Radwegen für e-Bikes. Das elektrisch gestützte Biken boomt derzeit.

Anfangs als „Fahrrad für Alte“ abgetan, erfreuen sich die modernen Drahtesel mit Elektromotor mittlerweile auch bei der jungen, sportlichen Generation großer Beliebtheit. Noch ist der Boom vor allem auf urbane Gebiete beschränkt, aber mit dem touristischen Angebot für e-Biker gehen die Kitzbüheler Alpen den richtigen Weg. Ein Angebot für Sportler, die mehrtägig

© BIKEPARK FSL/WALDEGGER

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Von Downhill bis Crosscountry: Mountainbiken bietet eine große Bandbreite an Möglichkeiten.

unterwegs sein wollen, wurde im Vorjahr mit der Bikeschaukel Tirol geschaffen.

Sie bietet auf 670 Kilometern eine Tiroldurchquerung in 15 Etappen von Nauders bis zum Walchsee. Das Besondere daran: Rund die Hälfte der 26.000 Höhenmeter lassen sich mittels Bergbahn bewältigen.

Die Aufstiegshilfen entlang der Bikeschaukel Tirol bieten dafür eine gemeinsame Punktekarte an. Das Angebot an Singletrails wurde zum Start in die heurige Saison ausgebaut.

Zeichen der Zeit. Szenenwechsel: Ende Oktober 2014 an der Waldbahn in Fiss. Hunderte Menschen drängen sich an der Talstation in Richtung Gondeleinstieg.

Die Stimmung ist prächtig. Es ist der letzte Öffnungstag im Bikepark Serfaus-FissLadis vor der Winterpause. Mountainbiker aus Deutschland, der Schweiz, Italien und sogar Osteuropa sind gekommen, um das prächtige Herbstwetter auszunutzen. Die sogenannte Gravity-Community – also Mountainbiker, die am liebsten liftunterstützt bergauf und mit vollgefederten Hightech-Bikes bergab fahren – hat seit August 2013 mit dem Bikepark am Hochplateau im Oberinntal eine neue Pilgerstätte.

Für die Verantwortlichen aus der Region ist der Andrang erfreulich und die beste Bestätigung. „Wir haben mit dem Bikepark etwas geschaffen“, erklärt dazu Benny

NATUR NEU INTERPRETIERT

„Wir haben mit dem Bikepark etwas geschaffen. Die Idee war, etwas für die Altersgruppe der 11- bis 17-Jährigen zu entwickeln, das zukunftsweisend ist.“ BENNY PREGENZER, GESCHÄFTSFÜHRER DER BERGBAHNEN FISS-LADIS

Pregenzer, Geschäftsführer der Bergbahnen Fiss-Ladis. Die auf Familien spezialisierte Region hatte erkannt, dass sie ein Angebot für die Zielgruppe der Jugendlichen brauchte: „Die Idee war, etwas für die Altersgruppe der 11- bis 17-Jährigen zu entwickeln, das zukunftsweisend ist.“ Eine coole Attraktion musste her. Bergbahnen und Touristiker entschieden sich für einen Bikepark als Mittel der Wahl. Schon nach der ersten vollen Sommersaison zieht man am Hochplateau zufrieden Bilanz: Die Biker kamen in Scharen und zeigten sich vom oft regnerischen Wetter völlig unbeeindruckt. Eine unkomplizierte und zugleich reisefreudige Zielgruppe, die gern

Geld ausgibt, wenn ihr etwas geboten wird.

Neben dem Bikepark bietet SerfausFiss-Ladis auch eine ganze Reihe an Mountainbike-Touren, Hochgebirgstrails und E-Bike-Routen. Denn Bikegäste sind ebenso vielfältig wie Skifahrer. Es gibt den Pistenfahrer, den Freerider und Tourengeher. Analog dazu gibt es unter den Zweiradenthusiasten Bikepark-Fans, Tourenfahrer und gemütliche Genussradler. Nur wer all diese Typen bedient, wird langfristig als Bike-Destination Erfolg haben.

Biker wollen Qualität.

Für Tirol ist der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis ein Novum, wagt man jedoch einen Blick über

die Landesgrenzen hinaus, ist das eine seit Langem erprobte Erfolgsgeschichte.

Denn im Salzburger Leogang setzen Touristiker schon seit rund 15 Jahren auf die Gravity-Biker. Die Region um Saalbach gilt als Mekka für Mountainbiker in Österreich.

In Südtirol, der Schweiz und Frankreich sind die modernen Ritter in ihren Plastikrüstungen, den Protektoren, die dieser Sport bedingt, gern gesehene Gäste. Selbst in Deutschland sprießen die Bikeparks aus dem Boden. Doch die Zielgruppe der Gravity-Biker ist anspruchsvoller, als man vermuten mag. Laax-Pionier Reto Gurtner vergleicht die Situation mit den Snowboardern und Freeskiern in den 1990ern, die

Gravity-Biker sind gern bereit, in einen Urlaub zu investieren, da sie für die Ausübung ihres Sports auf eigens angelegte Strecken angewiesen sind.

© BIKEPARK FSL/SCHÜÜLLER

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25 vielerorts als nicht lohnenswerte Freaks abgetan wurden. Gurtner, der Laax im Winter zum erfolgreichsten Schweizer Skigebiet mit unterdurchschnittlich junger Gästeschicht gemacht hat, baut im Sommer auf Gravity-Biker und konnte damit den winterlichen Erfolg seiner Destination im Sommer fortschreiben. Downhiller sind nämlich eine sehr potente Zielgruppe: Wer bereit ist, für sein Sportgerät mehrere tausend Euro auszugeben, für die Ausübung des Sports jährlich gezielt Urlaube zu unternehmen, der hat Geld und will Qualität. In Serfaus-Fiss-Ladis haben die Verantwortlichen das erkannt, alles richtig gemacht und dementsprechenden Erfolg. Der Park wird von einer 14-köpfigen Crew permanent gepflegt und gewartet, die zahlreichen Strecken stehen auch bei Regen fast ausnahmslos offen und es gibt eine Infrastruktur aus Shops, Werkstätten und Hotels, die dezidiert Biker anspricht.

Wer Biker als Gäste will, muss sich also entscheiden: ganz oder gar nicht. Halbherzige Versuche werden angesichts des mittlerweile großen und qualitätsvollen Angebots in den umliegenden Ländern garantiert scheitern.

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t sei tät i l a Qu

Initiativen gefragt.

Bike-Tourismus ist kein Trend mehr, so viel steht fest. Tirol hat dies erkannt, doch es gilt nun auch die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Eine Öffnung der Wanderwege, die hierzulande fehlt, ist Grundvoraussetzung dafür. Biker dürfen nicht länger in die Illegalität gedrängt werden. Was in Italien, Deutschland, der Schweiz und Frankreich problemlos möglich ist, muss auch in Tirol umsetzbar sein. Aus touristischer Sicht gibt es ein historisches Beispiel dafür, wie kurzsichtige Verbote einer Fahrraderfolgsgeschichte im Weg stehen können: der Donauradweg.

Heute der beliebteste Fernradweg Europas, war Radfahren hier Anfang der 1980er Jahre noch verboten. Ein Bürgermeister und der damalige Landestourismusdirektor Oberösterreichs setzten sich über das Verbot hinweg und montierten kurzerhand Schilder mit der Aufschrift „Donauradweg“ entlang der Strecke. Damit waren die ersten 36 Kilometer als Keimzelle des Radwegs geschaffen. Aufgrund der großen Akzeptanz der Bevölkerung kam es bereits 1982 – noch immer trotz Verbotsschildern – zur Weiterführung bis nach Wien. 1984

lenkte man im zuständigen Ministerium ein und die Radfahrverbots-Verkehrszeichen wurden entfernt. Der Donauradweg war endgültig geboren. Heute sind hier jährlich gut 220.000 Radurlauber unterwegs. ×

BEISPIEL DEUTSCHLAND Radfahren als Skifahren des Sommers hat großes Potenzial im wichtigsten Herkunftsmarkt, wie die Statistik zeigt.

• 98 % der Deutschen beherrschen Radfahren.

• 2009 verbrachten die Deutschen 175 Mio. freie Tage mit Radreisen.

• Mehr als 13 Mio. Deutsche fahren regelmäßig Mountainbike – Tendenz stark steigend.

• E-Bikes sind im Trend: 2014 wurden allein in Deutschland 480.000 Stück verkauft. Von den insgesamt 72 Mio. Fahrrädern in Deutschland sind bereits 2,1 Mio. E-Bikes.

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26 RUBRIK SAISON

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© SHUTTERSTOCK.COM

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Auf der Suche.

Die Natur allein ist den wenigsten Urlaubern genug.

Zurück zur Natur?

Luft holen, zu sich selbst zurückfinden, den Körper wieder spüren, einfach mal abschalten – Aufenthalte in der Natur sind gefragt wie lange nicht. Aber wie viel Natur darf es eigentlich sein?

VON SYLVIA AINETTER

G

rüne Almwiesen, klare Gebirgsbäche und nur die Tochter des Försters sitzt im Dirndl vor der Berghütte.

Weiter unten im Tal steht ein kleines Dorf, deren Bewohner stets zusammenhalten, die ihre Traditionen pflegen und volkstümliche Musik lieben. Es gibt Verwirrungen und Liebeschaos, doch das Ende ist immer happy.

In den 1950er-Jahren, als die deutschen Städte vom Krieg gezeichnet waren, boomte der Heimatfilm – und mit ihm der Urlaub in den Bergen. Die Menschen suchten nach der schrecklichen Zeit der Zerstörung und des Schreckens eine hei-

le Welt – ohne Bomben, ohne Soldaten, ohne Krieg, ohne Schuld.

Die Berglandschaften waren Sehnsuchtsort Nummer 1, weil sie vom Krieg weitgehend verschont geblieben sind.

Raus in die Natur, in das Ursprüngliche, Reine. Bis weit in die 1970er-Jahre hinein profitierte der Tiroler Sommertourismus von dieser Sehnsucht nach einer heilen Welt, erst allmählich holte der Wintertourismus auf. Dann kam eine Durststrecke: Einige Jahre war der klassische Natururlaub alles andere als en vogue, doch nun soll er einen neuen Aufschwung erleben – „Neo Nature“ heißt das Schlagwort. „Es findet erneut eine starke Verherrlichung

der Natur statt. Die Natur wird als ein Ort der Entschleunigung, der Spiritualität wahrgenommen“, erklärt Susanne Eckes vom Zukunftsinstitut, „das hängt mit unserem Berufsalltag zusammen, der von Effizienz und Technologie geprägt ist.“ Der Trend zum Natururlaub wird von zahlreichen Studien bestätigt: Laut TMona Urlauberbefragung Sommer 2014 geben sieben von zehn deutschen Gästen an, wegen der Landschaft und Natur nach Tirol zu reisen. Die Top-Aktivität: Wandern (85%). Auch von Tourismus-Experten wird die Bedeutung der Natur für den Tiroler Sommertourismus 2020 hoch eingeschätzt: Mit 90,3 % wird für die Zukunft

SAISON

ZUR PERSON Susanne Eckes ist selbstständige strategische Beraterin in den Bereichen Markenführung und Konsumtrends, seit 2006 tätig für das Zukunftsinstitut.

das Natur- und Landschaftserlebnis als das mit Abstand wichtigste zu erwartende Urlaubsmotiv angegeben (Delphi-Studie „Zukunftsthemen des Alpinen Tourismus“ des MCI Tourismus).

Illusion „Natur“. Der Natursoziologe Rainer Brämer erkennt hingegen keinen Natur-Boom. In seiner Publikation „Outdoor im Trend“ zeigt er auf, dass die Verbundenheit zur Natur eher schwindet als wächst und bezieht sich dabei auf Studien des Bundesamts für Naturschutz, der VuMA Verbraucher- und Medienanalyse und des Instituts für Demoskopie Allensbach (AWA). Brämer resümiert, dass die Natur an Anziehungskraft verliere – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Wer hat denn nun Recht – die Tourismusexperten oder der Natursoziologe?

Beide, wenn man die Thesen des Philosophen Konrad Liessmann heranzieht. „Im alltäglichen Leben verzichten wir gerne auf Natur, die Landflucht hält an, nahezu alle Menschen suchen ihr Glück in der Stadt und dies, obwohl die modernen Technologien es erlaubten, viele Berufe auch von einem abgeschiedenen Ort am Lande aus auszuüben. Das Natürliche lieben wir nur mehr als Kunstprodukt“, erklärt der Philosoph. Er vertritt die Ansicht, dass die Menschen im Urlaub all das suchen, was sie im Beruf vermissen, andererseits aber den Urlaub nach ähnlichen Gesichtspunkten organisieren wie den Beruf. „Je nach Beruf soll der Urlaub dessen Gegenteil bieten, also zum Beispiel Stille, Ruhe, Beschaulichkeit und Schönheit für Gestresste, oder Abenteuer, Risiko, Exzesse, Ausgelassenheit für Gelangweilte.

Aber alles wird genau geplant, Events und Erlebnisse werden im Katalog gebucht und dementsprechend bewertet.“ Die Natur diene heute als OutdoorKulisse für Indoor-Aktivitäten. „Die Alpen sind nur mehr der Hintergrund für Skifahren, Laufen, Klettern. All das kann man ja auch in einer Halle machen. Dass das Wetter im Gebirge nicht so verlässlich ist

„Das Naturerlebnis muss für die Masse bequem und unterhaltsam sein.“ SUSANNE ECKES, TRENDFORSCHERIN

wie in einer Halle, führt ja auch dazu, dass man immer wieder Menschen sieht, die in einem Alpinhotel bei schönstem Wetter am Laufband laufen – die Natur draußen ist dann wirklich auf ein Bild reduziert, das man durch ein Fenster anstarrt“, so Liessmann.

Bequem und gezähmt. Diese These wird durch den derzeitigen Aufschwung im Sommertourismus bestätigt: Touristiker investieren seit einigen Jahren viel in die Infrastruktur: Sommerbergbahnen, Erlebnis-Wanderwege, stylische Events am Berg und natürlich komfortable Unterkünfte – mit Erfolg. „Die Natursehnsucht, die wir beobachten, hat leider häufig nicht mehr so viel mit

„Warum sollen wir auf all die Bequemlichkeiten und Sicherheiten, denen wir ansonsten unser Leben und unsere Arbeit widmen, nun plötzlich verzichten?“ KONRAD LIESSMANN, PHILOSOPH

der Natur im eigentlichen Sinne zu tun“, befindet auch Eckes, „denn das Naturerlebnis muss für die Masse bequem und unterhaltsam sein.“ Bequem, unterhaltsam und vor allem auch ungefährlich und gezähmt. Die Bergbahn überbrückt einen Teil des Aufstiegs, auf gesicherten Wanderwegen wird unter professioneller Führung durch die Berge spaziert, auf der Hütte warten Spaghetti mit Shrimps und modernste Toilettenanlagen. „Ohne technische Erschließungsmöglichkeiten wäre die Natur wild und schön, sehr oft auch nur öd und leer, aber eben auch beschwerlich, nicht ohne Abstriche zu genießen. Man müsste sich dann

anstrengen können, manchmal frieren, manchmal schwitzen, auch einmal ohne viele Menschen und WLAN auskommen, die Stille aushalten, mit Tieren rechnen, die dem Wanderer nicht immer den Vortritt lassen. Und das kann zu dem einen oder anderen Unglück führen – wie es eben in der Natur so ist“, erklärt der Philosoph Liessmann. Auf diese Gefahr verzichten die Urlauber lieber – und damit auch auf ein „echtes“ Naturerlebnis. Dazu kommt der Wunsch nach einem Unterhaltungsprogramm, der etwa von Outdoor-Parks und Events erfüllt wird. „In einem luxuriösen Hotel sitzen, jeden Komfort genießen, technisch mit der ganzen Welt vernetzt sein und sich der Illusion hingeben, weit weg von der Zivilisation, in der Natur zu sein: Das kennzeichnet den Natururlauber heute und das entspricht auch unserem Denken und Fühlen. Warum sollen wir auf all die Bequemlichkeiten und Sicherheiten, denen wir ansonsten unser Leben und unsere Arbeit widmen, nun plötzlich verzichten?“, fragt Liessmann.

Eine neue Natursehnsucht, eine Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, Abgeschiedenen gibt es demnach also nicht.

Aber eine Sehnsucht nach der Natur-Illusion, nach einer „Neo Nature“, die ist deutlich zu sehen. Und diese neue Natursehnsucht ist auch eine Herausforderung für die Touristiker – denn die Berge alleine sind für die neuen Natururlauber nicht genug. ×

© ZSOLNAY VERLAG / HERIBERT CORN

© DIGITALEFOTOKUNST.DE

NEU 27 NATUR INTERPRETIERT

ZUR PERSON Konrad Paul Liessmann ist Philosoph, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist und lehrt an der Universität Wien.

28

MAGAZIN Die Jagd in der Jungsteinzeit steht im Mittelpunkt der Sonderausstellung im Ötzi-Dorf.

Cine Tirol Award für Kristina Sprenger Die Tiroler Schauspielerin wurde für ihre besonderen Verdienste um das Filmland Tirol ausgezeichnet.

© ÖTZI-DORF

D

ie gebürtige Innsbruckerin Kristina Sprenger ist die jüngste Preisträgerin des Cine Tirol Awards. Mit diesem Preis würdigt Cine Tirol Filmschaffende für besondere Verdienste um das Filmland Tirol. In 13 Staffeln und 177 Folgen stand Sprenger als „SOKO Kitzbühel“-Kommissarin Karin Kofler vor der Kamera. „In überaus authentischer und sympathischer Weise hat sie ihre persönliche Verbundenheit mit dem Land, der Stadt und den Menschen vor Drehort unterstrichen und auch die filmtouristische Initiative von Kitzbühel Tourismus maßgeblich unterstützt“, führte Johannes Köck, Leiter der Cine Tirol Film

Ötzi-Dorf feiert Jubiläum

V

or mittlerweile 15 Jahren hat der Ötztaler Verein für prähistorische Bauten und Heimatkunde mit Sitz in Umhausen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Umhausen und unter wissenschaftlicher Leitung der Universität Innsbruck das Ötzi-Dorf errichtet. Leben, Wohnen und Wirtschaften in der Jungsteinzeit – jener Zeit des berühmten Mannes aus dem Eis – ist das Thema des beliebten archäologischen Freilichtparks. Das heurige 15-jährige Jubiläum begeht man im Ötzi-Dorf mit einer Sonder-

ausstellung, die sich der Jagd in der Steinzeit widmet.

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Jagdwaffen und Jagdmethoden. Kernstück der Ausstellung sind Nachbildungen, die in Dimension und Material archäologischen Funden entsprechen. Alles Wissenswerte rund um die Jagd in der Steinzeit erfahren interessierte Besucher auf Schautafeln und ergänzenden Infotexten. Der Freilichtpark ist von 1. Mai bis zum 26.

Oktober, täglich von 9.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. ×

© CINE TIROL

Am 1. Mai startet der archäologische Freilichtpark mit einer Sonderausstellung zum bereits 15. Mal in eine neue Saison.

Josef Margreiter, Geschäftsführer Tirol Werbung, Kristina Sprenger und Johannes Köck, Leiter Cine Tirol (v. l.).

Commission, in seiner Laudatio auf die Schauspielerin aus. Die TV-Serie „SOKO Kitzbühel“ ist eine Koproduktion von ORF und ZDF, die mit Unterstützung von Cine Tirol seit 2001 von der beo-Film in Kitzbühel und Umgebung realisiert wird. ×

29

KULTURTIPPS

© TIROLER LANDESTHEATER, LARL

DER TOD IM STREIK

An vorderster Front: Hotelier Harald Ultsch (4. v. r., mit Schild) bei dem Protestmarsch gegen die Steuerpläne der Regierung in Innsbruck

Die Kurzopern „Erwartung“ von Arnold Schönberg und „Der Kaiser von Atlantis“ von Viktor Ullmann thematisieren Verzweiflung und Krieg. Inszenierung und Bühnenbild unterstreichen die Intensität und beklemmende Atmosphäre der Musik. bis 22.5.2015, 19.30h, Kammerspiele, Innsbruck

„Die Steuerreform ist ungerecht“

S

AISON: Herr Ultsch, warum protestieren Touristiker österreichweit gegen die Steuerreform? HARALD ULTSCH: Die neue Welle der Belastungen

PROFILE WALTER PÖHAM VERSTORBEN Der ehemalige „Prutzer Postwirt“ und Aufsichtsratsvorsitzende des Tourismusverbandes Tiroler Oberland, Walter Pöham, starb am 25. März im Alter von 67 Jahren an den Folgen eines Skiunfalls. Als Touristiker sowie ehemaliger Gemeinderat und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr prägte er das Gemeinschaftsleben in Prutz maßgeblich mit.

OUTDOOR-VISIONÄR HANSI NEUNER IST TOT Hansi Neuner war Sportler, Event-Pionier und erfolgreicher Unternehmer. Sein wohl bekanntestes Vermächtnis ist der Freizeitpark „Area 47“ im Ötztal. Begonnen hat Neuner als Bobfahrer, später lernte er als Physiotherapeut beim FC Tirol WeltklasseVerteidiger Bruno Pezzey kennen. Mit ihm gründete er die erste Rafting-Anlage Tirols in Silz, aus der später das „Crazy Eddy“ mit Veranstaltungen wie dem Harley&BluesFestival, Beyond Gravity und wöchentlichen Konzerten hervorging. Hansi Neuner verstarb am 2. April 58-jährig nach schwerer Krankheit in Wien.

für Betriebe hat das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Über die Jahre sind stetig neue finanzielle und organisatorische Auflagen hinzugekommen, die das Führen eines Nächtigungsbetriebs mehr und mehr erschweren. Die Steuerreform ist ungerecht, da die einseitige Mehrwertsteuer-Erhöhung auf 13 Prozent vor allem Hotels triff t.

Welche Gefahren sehen Sie durch die Steuerreform auf die Tiroler Tourismuswirtschaft zukommen? Zur jährlichen Teuerungsrate von 2,5 bis 3 Prozent kommt jetzt noch die MehrwertsteuerErhöhung von 3 Prozent dazu. Eine Preiserhöhung von insgesamt 5,5 bis 6 Prozent kann am Markt von vielen Unternehmen nicht durchgesetzt werden. Ich rechne mit Mehrkosten für den Tiroler Tourismus von 50 bis 70 Millionen Euro. Die zweite große Problematik sehe ich in der Betriebsübergabe, die durch das Anheben der Grunderwerbsteuer und die steigende Bürokratie erschwert wird.

© MUSEUM SCHLOSS BRUCK

In ganz Österreich protestieren Touristiker gegen die Steuerreform. Harald Ultsch, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WK Tirol, im Interview.

KUNST UND FORMENSPRACHE „Ich male keine Bauern, sondern Formen“, stellte Albin Egger-Lienz unmissverständlich fest. Unter diesem Motto nimmt Schloss Bruck eine Neuaufstellung seiner umfangreichen Bestände von Gemälden und anderen Arbeiten Egger-Lienz’ vor.

22.5. bis 26.10.2015, Schloss Bruck, Lienz

© HOFBURG INNSBRUCK

© DIE FOTOGRAFEN

VON ES THER PIRCHNER

DEM TOD BEGEGNEN Vor 250 Jahren starb der Ehemann von Maria Theresia, Franz Stephan von Lothringen, in Innsbruck. Im Gedenkjahr widmet die Hofburg Innsbruck dem Sterben und der Trauer die umfangreiche Ausstellung „Das Letzte im Leben“.

6.6.2015 bis 10.1.2016, Hofburg Innsbruck

WEITERE VERANSTALTUNGEN Wird es weitere Protestmaßnahmen geben? Es gibt bereits Überlegungen zu weiteren Maßnahmen. Was konkret unternommen wird, hängt letztlich aber auch davon ab, ob und wie die Politik auf die Unmutsäußerungen der Touristiker reagiert.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Klangspuren barfuß jeden Donnerstag von Mai bis Oktober, Schwaz, www.klangspuren.at TschirgArt Jazzfestival: Rebekka Bakken, Jan Garbarek, Trilok Gurtu, Gregory Porter u. a.

7. bis 14.5.2015, Glenthof, Imst, www.artclubimst.at Quadro Nuevo: Tango!

15.5.2015, 20h, Interalpen-Hotel Tyrol, TelfsBuchen, www.interalpen.com Ver-ortete Geschichte(n) 28.5.2015, 18h, Grassmayrstr. 23, Innsbruck www.verortete-geschichten.net

30 MAGAZIN SAISON

S

© GERHARD BERGER

AISON: Herr Landeshauptmann, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage im Tiroler Tourismus? GÜNTHER PLATTER: In den vergangenen Jahren hat der Tiroler Tourismus sowohl hinsichtlich Qualität als auch Quantität ein hohes Niveau erreicht.

Das lässt sich einerseits an der Entwicklung von Ankünften und Nächtigungen ablesen.

So ist der heurige Winter trotz anfänglicher witterungsbedingter Schwierigkeiten gut verlaufen. Besonders erfreulich ist dabei, dass wichtige Kernmärkte wie Deutschland, die Niederlande oder die Schweiz maßgeblich zu diesem Ergebnis beigetragen haben. Auch wenn eine Internationalisierung der Gästeströme für Tirol von großer Bedeutung ist, so ist und bleibt der Nahraum unser wichtigstes Einzugsgebiet.

Andererseits ist Tirol führendes Tourismusland der Alpen mit besten Angeboten und dem attraktivsten Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Bereich der Gastfreundschaft und Servicequalität zeigt sich ebenfalls ein hohes Niveau. Unser Ziel muss es bleiben, Tirol als Magnet im Ganzjahrestourismus zu verankern und dabei nicht nur einseitig auf Nächtigungszahlen zu schielen, sondern auch die notwendige Wertschöpfung nicht aus dem Auge zu verlieren. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt.

„Tirol als Magnet im Ganzjahrestourismus“ Im Gespräch mit der SAISON skizziert Tirols Tourismusreferent und Landeshauptmann Günther Platter den Stellenwert des Tiroler Tourismus, die zentralen Herausforderungen der Branche und die Bedeutung von Investitions- und Innovationsfreude für das Land.

D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E M AT T H I A S K R A P F.

Angesichts der aktuellen Steuerreform wird es den Touristikern aber nicht gerade leicht gemacht. Gerade im Tourismus ist eine vitale Unternehmerschaft von enormer Bedeutung, denn es steht außer Zweifel, dass diese Branche für unser Land im Sinne der wirtschaftlichen Stabilität besonders wichtig ist. Daher habe ich als Tourismusreferent auf Änderungen bei der Steuerreform gedrängt, denn eine besonders robuste wirtschaftliche Säule einseitig zu belasten, wäre langfristig ein großer Schaden. Die Anhebung der Mehrwertsteuer, die Frage der Abschreibungen, die Neuregelung der Grunderwerbssteuer und eine Flut von Verordnungen treffen Tirol besonders hart, weil der Tourismus in unserem Land sehr stark ausgeprägt ist.

Es braucht also Nachjustierungen, um insbesondere Mehrbelastungen für die

31 „Es soll niemand Angst haben müssen, sein Hotel oder seine Pension an seine Kinder weiter zu geben. Ich fordere im Namen der Westachse, dass die Belastungen für den Tourismus reduziert werden. Darüber entschieden wird allerdings in Wien.“

vielen Familienbetriebe zu reduzieren. Es soll niemand Angst haben müssen, sein Hotel oder seine Pension an seine Kinder weiter zu geben. Ich fordere im Namen der Westachse, dass die Belastungen für den Tourismus reduziert werden. Darüber entschieden wird allerdings in Wien.

Auch die Novelle des Tourismusgesetzes ist mit 1. März in Kraft getreten. Ein großer Wurf? Hier ist zweifellos eine erforderliche Anpassung gelungen, um unsere Organisationen weiter zu optimieren. Aber es ging nicht darum, alles auf den Kopf zu stellen, denn unser Tourismusgesetz ist das anerkannt leistungsfähigste im Alpenraum und viele versuchen, es zu kopieren. Im Wesentlichen haben wir angestrebt, das Zusammenspiel zwischen Regional- und Landesebene zu verdichten. Unsere 34 Tourismusverbände werden ihre Anliegen zukünftig in einer eigenen Interessenvertretung

Sind die Rahmenbedingungen für den Tourismus angesichts vieler Regulierungen und Vorschriften heute schwieriger als früher? Vorschriften und Regulierungen sind sicher nicht weniger geworden.

Schon länger ist eine richtige Regulierungswut, die ihre Ursprünge in Wien und Brüssel hat, feststellbar, gegen die wir uns wehren müssen. Was das Land Tirol betrifft, habe ich eine Aufgabenreform eingeleitet, unter anderem mit dem Ziel, die Situation für Unternehmer zu verbessern und Genehmigungsverfahren noch stärker zu beschleunigen.

Wo orten Sie weitere Herausforderungen? Wir dürfen die Augen nicht verschließen – die Großwetterlage hat sich komplett verändert. Das internationale Wettbewerbsumfeld hat sich massiv verschärft, Kommunikation und Vertrieb unserer touristischen Angebote haben sich ebenso radikal gewandelt wie un-

„Tirol ist für mich der Inbegriff des alpinen Lebensgefühls. Wenn unsere Gäste diese Atmosphäre in allen Details spüren können, dann sind wir auf dem richtigen Weg.“ stärker bündeln und artikulieren können – als Tourismusreferent greife ich gerne auf dieses konzentrierte Praktikerwissen zurück.

Zentrales Anliegen bleibt, den handelnden Akteuren Gestaltungsfreiräume zu erhalten und touristische Kreativität zur Entfaltung zu bringen. Manche Hindernisse, wie etwa ein mittlerweile überholter Wahlmodus oder das Keilen von Vollmachten, wurden ausgeräumt, um die Besetzung der Gremien unaufgeregt und verstärkt unter professionellen Gesichtspunkten gestalten zu können. Da die Novelle nicht am grünen Tisch, sondern in Diskussion mit den Branchenvertretern erstellt wurde, bin ich zuversichtlich, dass sie breite Zustimmung erfährt und treffsicher ist.

sere Gesellschaft. Auch der Nachwuchs für den Wintersport wächst nicht mehr automatisch heran. Hier reagieren wir mit günstigen Verbundkarten-Lösungen, der gezielten Förderung von Kindern und Familien, aber auch mit Infrastruktur am Berg, um die viel zitierte „Convenience“, also möglichst gut strukturierte und einfach zu nutzende Dienstleistungen anzubieten. Die kleinteilige familiäre Struktur unserer Tiroler Tourismuswirtschaft müssen wir angesichts der Professionalisierung von Billigkonkurrenz in anderen Ländern als strategischen Vorteil begreifen, den wir gezielt unterstützen müssen. Erfolgreiche Tiroler Kooperationsmodelle wie die Vermieterakademie oder die Erfolgsgeschichte von Urlaub am Bauernhof bestärken uns, diese Anstren-

gungen weiter auszubauen. Dazu zählt auch die Entwicklung und Förderung von Konzepten für die Unternehmensnachfolge in Familienbetrieben. Ich bin mir außerdem sicher, dass wir uns im Bereich der Mobilität weiter anstrengen müssen – Stichwort internationale Erreichbarkeit, aber auch nachhaltig organisierte regionale Mobilität. Zudem soll Tirol seine besondere Stärke im Bereich touristische Aus- und Weiterbildung und Forschung weiter forcieren.

Reicht das, um Tirol auch in Zukunft an der Spitze zu halten? Zurücklehnen und ausruhen, weil wir eine Spitzenposition innehaben, ist sicher keine Option. Die Basis unseres Erfolgs ist einmal die Schönheit unseres Landes. Tirol ist ein Paradies – mit einzigartiger Bergwelt, klarem Wasser, reiner Luft und herrlichem Schnee. Wir leben in einer bevorzugten Region, die für andere das Sehnsuchtsland schlechthin ist.

Wenn wir die weltweit besten Skigebiete haben, unsere Täler noch bewohnt und lebendig sind, ist das ein Verdienst des Tourismus. Tirol ist für mich der Inbegriff des alpinen Lebensgefühls. Wenn unsere Gäste diese Atmosphäre in allen Details spüren können, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Darüber hinaus beruht der Erfolg auf den besonderen Leistungen unserer Unternehmer. Das zeigt die Tourismusgeschichte ebenso wie die Gegenwart.

Nicht umsonst sind aus Tiroler Talschaften in wenigen Jahrzehnten international erfolgreiche und thematisch eindeutig positionierte Urlaubsdestinationen geworden. Es war eine weitsichtige politische Entscheidung, diese Energie zu bündeln und die noch vor wenigen Jahren existierenden mehr als 250 Tourismusverbände zu 34 wirtschaftlich und marketingmäßig stärkeren Einheiten zusammen zu führen.

Ein nächster Schritt war, die Struktur der Zusammenarbeit dieser regionalen Einheiten, die sich immer mehr zu unternehmerischen Management-Organisationen entwickeln, mit der Tirol Werbung neu zu regeln und damit den Einsatz der Mittel und die Maßnahmen auf den Märkten

32 MAGAZIN

© LAND TIROL

SAISON

„Mit Blick auf die nächsten Jahrzehnte bin ich sicher, dass Tirol seine Position als führendes Wintersportland der Alpen mit herausragenden Wintersportgebieten und Veranstaltungen behalten wird.“ zu optimieren. Für die Zukunft denke ich an eine verstärkte Positionierung Tirols als gesamthaft attraktiven Standort, der mit der intelligenten Vernetzung von außergewöhnlichen Leistungen der Marke „Tirol“ weit über die Grenzen des Landes ein Echo findet.

Welche Strategien verfolgen Sie, damit der Alpentourismus gegenüber dem Welttourismus nicht nachhaltig ins Hintertreffen gerät? Mit rund 375 Millionen Übernachtungen pro Jahr zählen die Alpen zu den tourismusintensivsten Regionen der Welt, eingebettet in ein besonders sensibles Umfeld. Fakt ist: Gemessen an den rasanten Zuwächsen im Welttourismus stagniert der Alpenraum derzeit im Wettbewerb der internationalen Destinationen. Unsere Konkurrenz sind Strand und Meer. Hier gilt es sich gemeinsam zu behaupten und die Menschen von einem Urlaub in den Alpen zu überzeugen.

Deshalb ist auch der Zusammenschluss der führenden alpinen Länder zur Vermarktungsplattform „theALPS“, die von Tirol initiiert und von mir immer forciert wurde, so wichtig. Ich bin überzeugt, dass Erholung in den Bergen künftig noch mehr Konjunktur hat. Unsere Gäste suchen das Besondere in einer authentischen Umgebung. Das Besondere Tirols, die Details seiner Identität, müssen daher erkannt, geschätzt, gefördert und mit dem touristischen Angebot verknüpft werden.

Eine Herausforderung für die Zukunft scheint auch der Klimawandel zu werden.

Sehen Sie Gefahr für Tirols Tourismus?

Auch in diesem Bereich hat Tirol die Entwicklungen immer sehr umsichtig verfolgt, rechtzeitig Weichen gestellt und Anpassungsfähigkeit – Stichwort technische

Beschneiung – bewiesen. Mit Blick auf die nächsten Jahrzehnte bin ich sicher, dass Tirol seine Position als führendes Wintersportland der Alpen mit herausragenden Wintersportgebieten und Veranstaltungen wie der Biathlon-WM in Hochfilzen 2017 oder der Nordischen WM in der Olympiaregion Seefeld 2019 behalten wird.

Interessant wird diese Entwicklung jedenfalls auch mit Hinblick auf den alpinen Sommer- und Ganzjahrestourismus. Starke Leitregionen und -betriebe zeigen ja schon heute, dass die Anziehungskraft Tirols als aktive Freizeit- und Regenerationsregion insbesondere abseits des Winters sehr groß ist. Vorhandene Angebotslücken mit einzigartigen, neuen Dienstleistungen zu schließen, ist für Tirol sicher ein lohnen-

des Entwicklungsziel. Hier ist das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft.

Eine persönliche Frage zum Abschluss: Wo werden Sie heuer Ihren Urlaub verbringen? Ein paar Tage werde ich mit meiner Familie in Norditalien verbringen.

Ansonsten bin ich immer wieder, wenn es die Arbeit zulässt, in den Tiroler Bergen anzutreffen. Eine ausgiebige Bergtour mit Hütteneinkehr und einer klassischen Tiroler Brettljause ist für mich Entspannung pur. Und jede Tour in unseren heimischen Bergen bestärkt mich in der Gewissheit, dass es bei uns in Tirol immer noch am schönsten ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

ENTWICKLUNG DER ÜBERNACHTUNGEN UND ANKÜNFTE IN TIROL Tourismusjahr

Ankünfte

Übernachtungen

Aufenthaltsdauer (in Tagen)

2009

9.096.299

43.121.405

4,7

2010

9.316.222

43.020.517

4,6

2011

9.542.238

42.889.325

4,5

2012

9.857.635

44.024.768

4,5

2013

10.221.445

44.942.538

4,4

2014

10.292.984

44.321.488

4,3

+ 13,2 %

+ 2,8 %

% 2009-2014

Quelle: Landesstatistik Tirol

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34 MAGAZIN SAISON

Weitwandern für Abenteurer Der Tiroler Adlerweg wurde zu seinem zehnjährigen Jubiläum neu konzipiert und klarer positioniert. Das Grundprinzip ist jedoch dasselbe geblieben: Tirol von Ost nach West in Adlerperspektive zu durchwandern.

VON ERNS T SPRENG

D

© TIROL WERBUNG

er Tiroler Adlerweg feiert heuer bereits sein 10-jähriges Jubiläum und zählt zu den bekanntesten Weitwanderwegen in Europa. Das Jubiläum war mit ein Anlass dafür, den Streckenverlauf neu zu konzipieren und die Grundidee zu schärfen. Das Abenteuer rückt in den Vordergrund. Ab 2015 wird es nur mehr zwei Strecken geben, eine quer durch Nordtirol und eine durch die Glockner- und Venediger-Gruppe in Osttirol. Seit Beginn des Adlerweges ist die Ost-West-Durchquerung der Tiroler Gebirgszüge auch schon für viele Tiroler ein besonderer Urlaub im eigenen Land gewesen.

© TIROL WERBUNG

Weitwandern.

Die Steinseehütte in den Lechtaler Alpen ist eine von vielen Stationen auf dem Nordtiroler Adlerweg.

Neue Streckenführung.

Wer die Herausforderung des Adlerwegs annimmt, der begibt sich in Nordtirol auf ein Abenteuer, das ihn von Osten nach Westen auf 320 Kilometern hoch oben quer durch Tirol führt. Die 24 Tages-Etappen sind ein Wechselspiel für Abenteurer - von leicht bis schwierig, von sanft bis zackig, von beschwingt bis extrem kraftraubend geht es 23.000 Höhenmeter bergauf und rund 20.000 Höhenmeter bergab. Nur selten kommt man ins Tal. Es ist immer der Blick von oben, der dem Wanderer neue Einblicke bietet und – einem Adler gleich – seine Sinne schärft. Vom Kaisergebirge im Osten Tirols wandert man unter anderem durch die Brandenberger Alpen/

„Kaum ein anderer Weitwanderweg in den Alpen ist so konzipiert, dass er immer in konstanter Höhenlage entlang der Gebirgsrücken führt. Dieses Abenteuer erfordert Kraft, Mut und Ausdauer.“ KARIN SEILER-LALL, LEITERIN TOURISMUSMARKETING IN DER TIROL WERBUNG

Rofan, das Karwendel, die Tuxer Voralpen, das Wettersteingebirge und die Lechtaler Alpen.

Der Osttiroler Adlerweg ist ein Erlebnis der besonderen Art – schließlich ist man zwischen Venediger und Großglockner inmitten der höchsten Berge Österreichs unterwegs. Hier wandert man von West nach Ost, von Ströden im Virgental nach Kals am Großglockner. Auf neun Tagesetappen absolviert man so 93 Kilometer, ca. 8000 Höhenmeter bergauf und fast ebenso viele bergab. Die Berggiganten der Hohen Tauern laden ein, sich dieser Herausforderung zu stellen. „Der Tiroler Adlerweg ist ein einzigartiges Abenteuer für Weitwanderer. Kaum ein anderer Weitwanderweg in den Alpen ist so konzipiert, dass er immer in konstanter Höhenlage entlang der Gebirgsrücken führt.

Dieses Abenteuer erfordert Kraft, Mut und Ausdauer“, sagt Karin Seiler-Lall, Leiterin Tourismusmarketing in der Tirol Werbung: „Wir erzählen entlang des Adlerwegs jene Geschichten, die diese Gebirgszüge prägen. An vielen Stellen am Weg findet man deshalb Hinweise und Erzählungen über

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© TIROL WERBUNG

Mit Liebe gemacht. Ab Mitte Mai ist das Adlerweg-Starterpaket im Tirol Shop erhältlich.

die alpinen Pioniere Tirols.“ Wanderer können diese Geschichten am Adlerweg erkunden und ihr persönliches Kapitel hinzufügen. Wer den Adlerweg erwandert hat, kann also mit Recht stolz auf die erbrachte Leistung sein. Der Höhenwanderweg ist eines der großen Abenteuer für jene, die das Wandern im Hochgebirge lieben, auch einmal auf persönlichen Komfort verzichten können und offen für eine besondere Form des Bergerlebnisses sind.

Verzicht mit Service.

Wer sich zu diesem Abenteuer entschließt, kann sich im Tirol Shop online ein Adlerweg-Starterpaket bestellen. Es besteht aus einem Tourenbuch mit Stempelblatt, einem Erste-Hilfe-Paket, einem Adlerweg-Bandana und einem Talisman für die Wanderung. „Die Wanderer am Adlerweg mussten bisher ihr Stempelbuch bei uns einschicken,

um den Adlerpin in Bronze, Silber und Gold zu erhalten,“ erklärt Michael Walzer, Adlerweg-Projektleiter der Tirol Werbung. „Nun gibt es im Tourenbuch ein eigenes Stempelblatt, das man einschicken kann.

Das Tourenbuch mit all den persönlichen Erinnerungen bleibt immer im Besitz des Abenteurers.“ Weitwanderer, die mit dem goldenen Adler-Pin ausgezeichnet werden, nehmen automatisch an der Verlosung von Wanderurlauben in einem der WanderHotels*Tirol teil. Das neue Adlerweg-Paket können Abenteurer ab Mai 2015 online im Tirol Shop bestellen – zum Vorzugspreis von 17,90 Euro für das kleine Starterpaket ohne Erste-Hilfe-Set oder 34,90 Euro für das große Starterpaket mit Erste-Hilfe-Set (www.tirolshop.com).

Das Service rund um den Adlerweg ist auch für Einheimische interessant. Streckenbeschreibungen, GPS-Tracks und

vieles mehr gibt es kostenlos. „Was viele Tiroler nicht wissen: Auf www.tirol.at/adlerweg sind alle Routen genau beschrieben, alle GPS-Daten zum Download und viele Tipps für die Wanderung verfügbar.

Man muss sich also nicht zwingend einen Wanderführer kaufen, um auf den Schwingen des Adlers zu wandern“, erklärt Karin Seiler-Lall.

Die Tourenbeschreibungen enthalten zusätzlich zur Streckenbeschreibung auch Hinweise zu den „Adlerblicken“ – das sind sehenswerte Orte und Aussichtspunkte, an denen Wanderer ihren Blick für die Schönheit der Bergwelt schärfen können.

Besonders schwierige Passagen sind in den Tourenbeschreibungen mit dem Stichwort „Adlerkick“ hervorgehoben. Denn zum Wandern auf den Schwingen des Tiroler Adlers gehört es dazu, sich immer wieder einer neuen Herausforderung zu stellen. ×

Für’n

Nachwuchs 32/15

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SAISON

Das zauberhafte MAGAZIN

© GABRIELE GRIESSENBÖCK

Flair des Museums soll bei all der Modernisierung erhalten bleiben.

Museum im Dreivierteltakt Das Höfemuseum in Kramsach eröff net mit einem neuen Kulturerlebnis. Angesprochen werden alle Sinne, das verspricht der wissenschaftliche Leiter Thomas Bertagnolli zur Eröff nung.

V O N J A N E K AT H R E I N

S

tein auf Stein, Holz auf Holz – wie ein überdimensionales Puzzle sind die alten Höfe nahe Kramsach wieder zu einem Ganzen zusammengewachsen.

Die Sorgfalt und Kleinarbeit, mit der die Gebäude von ihren ursprünglichen Standorten in das Gelände übertragen wurden, zeigen jetzt Videosequenzen, Fotos und Texte. Schon in der Eingangshalle gehen die Besucher auf Zeitreise. Im Freilichtmuseum in Kramsach erwacht die bäuerliche Kultur wieder zum Leben.

Vor dem Vergessen gerettet. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es auch in der Landwirtschaft große Veränderungen.

Der Fortschritt öffnete neue Wege. Mit der Entwicklung neuer Arbeitstechniken und dem Entstehen neuer Berufe zerbrach das

bäuerliche Kulturgut in rascher Geschwindigkeit. Bauern trennten sich von ihren Erbgütern, verkauften sie oder ließen sie abtragen, um Platz für Neues zu schaffen.

Heinz Mantl, Unternehmer aus Kramsach, verfolgte diese Entwicklung mit Bedauern und begann diese alten Kulturgüter zu

WARUM EIN BAUERNHÖFEMUSEUM? Das Museum soll eine Ergänzung des Denkmalschutzes sein, der wissenschaftlichen Dokumentation dienen, bildhaft machen, wie unsere Vorfahren gelebt haben und den Fremdenverkehr bereichern. Mit diesen Argumenten eröffnete Heinz Mantl am 15. Juli 1975 die erste Pressekonferenz zum Höfemuseum bei sich zu Hause.

sammeln, um sie später der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Der Schofenast, eine 1803 errichtete Alm aus dem Zillertal, war Heinz Mantls erstes Werk. Am Angerberg, einem neun Quadratmeter großen Grundstück östlich der Reintalerseen, fand er das passende Areal und gründete im Herbst 1974 den Verein Museum Tiroler Bauernhöfe, der bis heute zum Erhalt der Höfe beiträgt.

Wenige Monate später wurde der Pachtvertrag für das Grundstück unterzeichnet.

Laufzeit: 90 Jahre.

Kulturerlebnis.

Auf den Schofenast folgte der Gwiggenhof aus der Wildschönau und der Zillertaler Summerauhof aus dem 14. Jahrhundert, das bis heute älteste Gebäude im Freilichtmuseum. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Sechs

37 MAGAZIN SAISON

Alle Sinne will das neu inszenierte Museum in Kramsach ansprechen.

Gründungsobmann Norbert Gögl und Kustos Thomas Bertagnolli gehen auf Zeitreise.

© GABRIELE GRIESSENBÖCK

weitere Höfe fanden am Angerberg einen neuen Platz. Zum ersten Kirchtag im Herbst 1977 kamen 1.000 Besucher. Vier Jahre später, 1979 konnte sich Heinz Mantl über 40.000 Besucher freuen. Inzwischen stehen 14 Bauernhöfe und 23 Nebengebäude aus allen Tiroler Tälern auf dem Gelände des größten Freilichtmuseums in Tirol. Darunter eine Volksschule aus Zams sowie eine Kapelle und eine Brücke. Heinz Mantl starb 1989 im Alter von 68 Jahren.

Seine Vision wurde weiter getragen und begeistert jährlich 70.000 Besucher, die

Form präsentiert“, kündet Hans Knoll, Obmann des Vereins Museum Tiroler Bauernhöfe an. „Man bekommt eine Vorstellung davon, wie ein überdimensionales Puzzle aus Stein und Holz wieder originalgetreu zusammengesetzt wird“, berichtet Thomas Bertagnolli, der Kustos des Museums. Dass auf dieser Reise auch die Gründungsväter gewürdigt werden, versteht sich von selber – neben Heinz Mantl stehen der Volkskundler Hans Gschnitzer, der damalige Landwirtschaftskammer-Präsident Hans Astner und der Bürgermeister Norbert Gögl in der ersten Reihe. Am Boden der Eingangshalle erstreckt sich eine Tirol-Landkarte und ein Museumsmodell zeigt das Areal.

Ist die Geschichte mit allen Sinnen erlebbar, können wir sie begreifen. Das Begreifbar-Machen ist Thomas Bertagnollis Ziel und weil der Hörsinn einer der ausgeprägtesten Sinne ist, erklingen im Freilichtmuseum in diesem Sommer vertraute Takte. Sie laden zum Verweilen und zum Tanzen ein. „Landlerisch – eine Ausstellung in acht Takten“ heißt eine Sonderausstellung, die in die 200-jährige Geschichte des Volkstanzes führt. Die bereitliegenden Schrittanleitungen bringen müde Tanzbeine wieder ins Schwingen und sollen jene ermutigen, die bisher keine Berührungspunkte mit dem Volkstanz hatten. Den Einstieg auf das Parkett erleichtern sie allemal. Und natürlich finden auch wieder die sonntäglichen Handwerksvorführungen in den alten

„Das Museum wird sich in jedem Fall moderner und interaktiver präsentieren.“ THOMAS BERTAGNOLLI, WISSENSCHAFTLICHER LEITER DES MUSEUM TIROLER BAUERNHÖFE

nach Kramsach strömen. 1990 wurde das neun Hektar große Areal mit originalen Zäunen aus den verschiedenen Regionen Tirols eingezäunt. Bis dahin waren Mitarbeiter unterwegs im Gelände, um die Eintritte zu kontrollieren. „Damit wir dieser Vergangenheit auch weiterhin eine optimale Zukunft geben, wird das Museum heuer in einer neuen

Höfen sowie die bekannten Feste wie der Kirchtag statt, verspricht Thomas Bertagnolli.

Erlebniswelten. Eine der größten Investitionen seit der Gründung steht auch für heuer am Programm. Rund um die alten Gebäude sollen Erlebniswelten entstehen, die den Besuchern interaktiv und

spielerisch das frühere Leben eröff nen.

So wird das Museum zu einem Ort, an dem Wissen mit allen Sinnen erfahrbar ist. Jeder Hof widmet sich einem Themenschwerpunkt, der Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelt der Landbevölkerung gibt. Auch Kinder können das Museum neu entdecken und erfahren in Mitmachstationen vieles über das Leben im Einklang mit Natur und Tierwelt.

Bis Juli wollen die Museumsleiter das Erscheinungsbild der modernen Zeit angepasst haben, so sieht es der Zeitplan vor. Moderner und interaktiver soll es sich präsentieren, fasst der Kustos zusammen. Dass das zauberhafte Flair des Museums bei all der Modernisierung erhalten bleibt, auch dafür will Thomas Bertagnolli sorgen. Mit einem großen Fest am 12. Juli wird die Neuinszenierung der Höfe gefeiert. ×

LEBENDIGES MUSEUM Landlerisch in Takten. 200 Jahre Volkstanz – eine Ausstellung mit Hör- und Videostationen, Musikinstrumenten und Trachten.

Die Besucher können auch selber das Tanzbein schwingen, Schrittanleitungen helfen dabei. bis 4.

Oktober Tag der Musik. Die Bauernhäuser werden zur Kulisse für die Tiroler Volksmusik. Ohne Verstärker verwandeln 16 Musikgruppen und Sänger die alten Bauwerke in kleine Musikbühnen.

Stehen bleiben, lauschen und weiterschlendern – zwischen 13 Uhr und 16.30 Uhr für Freunde der echten Tiroler Volksmusik. 5. Juli Bauernleben. Riechen, schmecken, hören, sehen. Für zwei Tage erwacht das Museum zum Leben. Besonders Kinder sind eingeladen die Geschichten aus dem 14. Jahrhundert mit allen Sinnen zu begreifen. Handwerker lassen sich über die Schulter schauen, Köche kredenzen mittelalterliche Feinheiten. Möglich wird das durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit mit Interessensgemeinschaften.

15. und 16. August Kirchtag. Brauchtumsfest mit Feldmesse, Volksmusik, Handwerksvorführungen und Tiroler Spezialitäten.

27. September www.museum-tb.at

Regionale Produkte als SAISON Aushängeschild. Mit lokalen MAGAZIN Zutaten repräsentieren sie mit Geschmack und Qualität das, wofür eine Region steht und stellen besonders für Gäste einen kulinarischen Mehrwert dar, der die Destination mit allen Sinnen erlebbar macht.

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Das Land am Teller Lebensmittel aus der Region stehen hoch im Kurs. Und nicht nur Tiroler wissen zu schätzen, was ihnen ihr Land zu bieten hat.

Auch immer mehr Gäste suchen bewusst regionale Genüsse.

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leisch vom Metzger aus dem Dorf, Milch direkt vom Bauern, Käse aus der Sennerei im Nachbarort und Eier und Gemüse vom lokalen Bauernmarkt: „Vor 30 oder 40 Jahren war das in einer Tiroler Gemeinde das Normalste auf der Welt“, erinnert sich Heinz Kröll, der die ErlebnisSennerei in Mayrhofen im Zillertal leitet. Erst der Wachstumsschub Anfang der 1980er-Jahre tat dem einen Abbruch: „Damals ist es zu einem regelrechten Internationalisierungsboom gekommen.“ So waren in kurzer Zeit verschiedenste Produkte aus allen möglichen Ländern verfügbar, die Regionales oft verdrängten.

Die Lebensmittel waren nicht nur neu und teilweise bislang unbekannt, sondern oft auch billiger. Das machte die Importe nicht nur für die Tiroler Kunden, sondern auch für die Händler interessanter als regionale Alternativen.

Umdenken. Doch mittlerweile hat sich

© ERLEBNISSENNEREI ZILLERTAL

das Blatt gewendet. Seit rund zehn Jahren beobachtet Kröll einen Gegentrend. Immer mehr Kunden besinnen sich wieder auf Produkte nicht nur aus heimischem, sondern aus regionalem Anbau und regionaler Produktion. Und diese Wiederentdeckung unterstützt der Senner nur zu

gerne. Bereits im Jahr 2000 hat die Familie Kröll ihre Sennerei zu einem „gläsernen Betrieb“ umgebaut. Auf insgesamt 6.000 Quadratmetern können sich Besucher seither selbst ein Bild von der Herstellung der Milchprodukte aus dem Zillertal machen. Und noch dieses Frühjahr soll das Angebot erweitert werden. Dann öffnet ein eigener Schaubauernhof seine Pforten, in dem nicht nur der Weg von der Milch zum fertigen Produkt, sondern auch ein landwirtschaftlicher Betrieb in seiner Gesamtheit erlebbar sein wird. Besucher erwartet dann ein richtiger funktionierender Hof, ganz ohne „Streichelzoo-Charakter“, beschreibt Kröll das Projekt.

Langfristige Investition. Die Idee dahinter geht über reines Marketing hinaus. Kröll will damit seinen Teil zu einer nachhaltigen Zukunftsstrategie für die Region beitragen. Mit den beiden Betrieben soll Bewusstsein geschaffen werden: Zum einen dafür, wo unsere Lebensmittel herkommen. Zum anderen aber auch für die größere, umfassendere Bedeutung der Regionalität. „Die Natur- und Kulturlandschaft Tirols ist unser größtes Kapital“, erläutert der Unternehmer. „Aber sie erhält sich nicht von selbst. Wir müssen unser Land und das, was es abwirft, nachhaltig

„Die Natur- und Kulturlandschaft Tirols ist unser größtes Kapital. Aber sie erhält sich nicht von selbst. Wir müssen unser Land und das, was es abwirft, nachhaltig nutzen.“ HEINZ KRÖLL, GESCHÄFTSFÜHRER ERLEBNISSENNEREI ZILLERTAL

© ERLEBNISSENNEREI ZILLERTAL, BIO VOM BERG, HUTTER

VON DANIEL FEICHTNER

nutzen. Nur so können wir es bewahren.“ Als essenziell dafür betrachtet er besonders die Bergbauern. Doch ebenso notwendig in diesem Kreislauf sind weiterverarbeitende Instanzen wie Sennereien: „Schlussendlich brauchen wir alle einander, um nachhaltig aus unserem Land zu schöpfen, damit es uns als das einmalige Produkt erhalten bleibt, das es heute ist.“ In diesem Sinne nutzt die ErlebnisSennerei für ihre Kuhmilchprodukte nur Heumilch von lokalen Bergbauern. Daraus entstehen besonders lokale Spezialitäten, die sich immer größerer Nachfrage erfreuen. Inzwischen belegen auch Marktforschungsstudien, dass bei Lebensmitteln mittlerweile das Prädikat „Regional“ höher geschätzt wird als „Bio“ – sowohl bei Einheimischen als auch bei Gästen. Und so

39 MAGAZIN SAISON

In der ErlebnisSennerei in Mayrhofen kann die Herstellung von Heumilchprodukten aus der Region Schritt für Schritt nachverfolgt werden.

baut auch die Gastronomie im Zillertal zunehmend auf regionale Hersteller, wie die Sennerei der Familie Kröll. Damit erhalten Gäste durch die lokale Gastronomie und Hotellerie ebenso wie in einem eigenen Online-Shop die Möglichkeit, lokale Spezialitäten zu kaufen und zu genießen.

Und zugleich tragen sie damit aktiv zum Erhalt der Region bei, die sie als Urlaubsort gewählt haben.

Qualitätsgarant.

Diese Philosophie der schonenden Nutzung teilt auch die 2002 gegründete Initiative Bio vom Berg.

Die Genossenschaft fungiert als Bindeglied zwischen mittlerweile rund 600 Bergbauern und dem Handel. Insgesamt bietet Bio vom Berg ein Sortiment von über 130 verschiedenen Produkten aus biologischem Anbau an. „Wir sind vor allem für die Vermarktung der Produkte verantwortlich.

Wir bieten Bergbauern eine Plattform und garantieren so hervorragende, regionale Erzeugnisse ebenso, wie wir damit zum Erhalt der Tiroler Landschaft beitragen“, erklärt Produktmanager Simon Wolf.

Dabei hat sich Bio vom Berg vor allem Transparenz auf die Fahnen geschrieben.

Die Produkte sind nicht nur als „heimisch“ gekennzeichnet, sondern verfügen jeweils über Informationen zur genauen Herkunft. So stehen die Produzenten mit Gesicht und Namen für die Qualität ihrer Erzeugnisse gerade. Denn mit Regionalität ist immer ein großer Vertrauensbonus

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40 MAGAZIN SAISON

verbunden, dem Bio vom Berg auf diese Weise gerecht wird, meint Wolf: „Gerade in einer Zeit, in der Konsum oft auf anonymer, internationaler Ebene geschieht, schätzen es Kunden zu wissen, woher die Lebensmittel stammen, die sie kaufen.

Und mit dieser Durchsichtigkeit geben wir die Verantwortung bestmögliche Qualität zu liefern, direkt an die Hersteller weiter.“

Mehr als nur Lebensmittel. Und die Transparenz hilft nicht nur dabei, das Vertrauen zu stärken. Sie liefert auch einen Kontext, der die Erzeugnisse greifbarer macht. „Besonders für Gäste ist die Geschichte, die ein Produkt erzählt, wichtig“, erklärt Wolf. „Viele Lebensmittel wie zum Beispiel Sennereiprodukte werden von Bergbauern noch mit traditionellen handwerklichen Methoden

hergestellt. Darauf sind wir stolz und das heben wir bewusst hervor. Und wenn dazu noch das Wissen kommt, dass der wilde Almschnittlauch von eben den Almwiesen stammt, die man vielleicht am Vortag selbst bewandert hat, gibt das dem Genuss eine völlig neue Qualität.“ So werden die Erzeugnisse, die Bio vom Berg vertreibt, zu einem Aushängeschild ihrer Region. Gerade im Tourismus wird Re-

Das Prädikat „regional“ Mit engerer Zusammenarbeit ließe sich der Mehrwert durch Regionalität zusätzlich steigern, ist Metzgermeister Josef Huber überzeugt.

A

Anpassungsfähigkeit hilft.

© HUTTER

ls Mitglied der Tiroler Metzgerinnung ist Regionalität für Josef Huber ein wichtiges Schlagwort. Der Metzgermeister aus Kitzbühel baut auf die Zusammenarbeit mit Bauern aus seiner Umgebung. „Gerade was Fleisch betriff t, macht die Herkunft einen großen Unterschied. Dabei kommt es nicht zuletzt auf die Wahrnehmung der Kunden an. Aber auch andere Faktoren spielen mit“, ist sich Huber sicher.

Natürlich stehen für ihn die qualitativen Ansprüche im Vordergrund. Zwar hat die Zahl der lokalen Metzger in Tirol in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen, meint Huber. Denjenigen, die übrig geblieben sind und die in der Lage waren, sich gegen Supermarktketten durchzusetzen, sei dies aber nicht umsonst gelungen. Sie tun sich durch fachlich versierte Beratung und besonders hochwertige Produkte hervor, die Großhändler Kunden einfach nicht bieten können. Dazu kommen aber auch ökologische Argumente, die Metzger und nicht zuletzt ihre regionalen Erzeugnisse für Käufer interessant machen. Kurze Transportwege sowohl von Fleisch als auch von Schlachtvieh erhöhen nicht nur die Qualität der Produkte. Sie helfen auch dabei, die Umwelt zu schonen. Und durch die Zusammenarbeit mit lokalen Bauern wird die Almwirtschaft unterstützt, die auf nachhaltige ökologische Weise die Pflege der Tiroler Kulturlandschaft fördert.

„Es wäre gefragt, gemeinsam mit anderen Tiroler Lebensmittelerzeugern an einem Strang zu ziehen. Dann könnten wir regionales Fleisch mehr in Kampagnen mit einbeziehen und auch daraus ein bewusst regionales Produkt machen.“ JOSEF HUBER, METZGERMEISTER

Huber selbst würde bei den Tiroler Metzgern gerne noch mehr Bekenntnisse und offenen Bezug zur Regionalität sehen. Das sei allerdings eine Frage des Marketings. „Es wäre gefragt, gemeinsam mit anderen Tiroler Lebensmittelerzeugern an einem Strang zu ziehen. Dann könnten wir regionales Fleisch mehr in Kampagnen mit einbeziehen und auch daraus ein bewusst regionales Produkt machen.“ Als mindestens ebenso wichtig erachtet Josef Huber aber auch Flexibilität vonseiten der Landwirtschaft. Mit wechselnden Tages- und Wochenkarten sei es Gastronomen zwar möglich, die kleineren Mengen an regionalen Erzeugnissen ein wenig zu kompensieren. Bei saisonalen Spitzen und der gesteigerten Nachfrage bestimmter Fleischsorten zu einigen Feiertagen – wie zum Beispiel beim Tiroler Vollmilchkalb um die Weihnachtszeit –, sieht er Zugzwang bei den Fleischlieferanten. Hier gelte es in Zukunft, noch mehr Hand in Hand mit der Landwirtschaft zu arbeiten und die Produktion auf den Bedarf abzustimmen. Damit könnten alle Beteiligten noch mehr von dem Prädikat „regional“ profitieren. Denn, so gibt sich Huber überzeugt: „Regionalität profiliert sowohl ein Produkt als auch eine Urlaubsdestination. Und dazu hätten auch wir Metzger in Zukunft noch mehr beizutragen, wenn zu Spitzenzeiten diese Fleischsorten in ausreichender Menge zur Verfügung stünden.“ ×

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Gastronomiegerecht. Um den Vertrieb regionaler Produkte speziell im Tourismus zu forcieren, hat Bio vom Berg vor einiger Zeit eine Erhebung ins Leben gerufen. In dieser wurde der Bedarf in der

Gastronomie und Hotellerie erörtert. Dabei hat sich gezeigt, dass bei Weitem nicht jedes Produkt für Großabnehmer taugt, da diese komplett andere Anforderungen als Privatkunden stellen. Zum einen gilt es, in kurzer Zeit relativ große Mindestmengen bei gleichbleibender Qualität zu liefern.

lagerbar. Dazu kommt, dass Käse sich zunehmend vom reinen Lebens- immer mehr zu einem Genussmittel mit einem gewissen Luxusaspekt entwickelt. „Natürlich fokussieren wir uns auch hier auf Spezialitäten“, erläutert Wolf. „Anstatt uns mit großen Herstellern im Preiskampf zu

„Gerade in einer Zeit in der Konsum oft auf anonymer, internationaler Ebene geschieht, schätzen es Kunden zu wissen, woher die Lebensmittel stammen, die sie kaufen.“

© BIO VOM BERG

gionalität dadurch zum Zugpferd und ist in der Lage, Besuchern einen Mehrwert zu bieten, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Dabei umfasst das Sortiment von Bio vom Berg die verschiedensten Bereiche der Kulinarik. Nach dem Motto „Tradition ohne Verzicht“ wird sowohl Althergebrachtes oft auf überlieferte Weise produziert, als auch völlig Neues entwickelt.

So bieten Mitglieder der Genossenschaft erstmalig echten, in Tirol angebauten Knoblauch an. Und in Kooperation mit Bäcker Ruetz befassen sich Bio-vomBerg-Bauern mittlerweile auch mit der Rekultivierung alter Tiroler Getreidesorten. Auf diese Weise hilft die Initiative nicht nur bei der Aufrechterhaltung und Wiederbelebung von bäuerlicher Tradition. Langfristig werden so auch neue Standbeine für die Tiroler Landwirtschaft und neue, einzigartige Spezialitäten geschaffen.

SIMON WOLF, PRODUKTMANAGER BIO VOM BERG

Zum anderen müssen auch saisonale Spitzen sowohl im Bedarf als auch in der Produktion in Betracht gezogen werden. „Gemüse eignet sich dementsprechend bestenfalls bedingt“, sagt Wolf. „Besonders interessant für Gastronomen sind dagegen zum Beispiel Sennereiprodukte.“ Käsesorten sind in ihrer Herstellung weniger an Jahreszeiten gebunden und länger

messen, bieten wir etwas Besonderes, mit dem nicht nur wir uns von der Masse abheben können, sondern auch ein Betrieb, der unsere Produkte anbietet.“ So kann beispielsweise ein gutes, ausgefallenes Käsesortiment für ein Restaurant ebenso zum prestigeträchtigen Aushängeschild werden wie eine besondere Auswahl an Weinen. ×

E N TG E LT L I C H E E I N S C H A LT U N G

Sicherheit für Sie und Ihren Gastbetrieb!

Das Bewusstsein für Sicherheit im Betrieb rückt immer stärker in den Fokus von Unternehmern.

Dennoch wird gerade das Gefahrenpotential, das von an Schankanlagen angeschlossenen Gasflaschen (CO2 & N2/CO2) ausgeht, häufig unterschätzt.

Unsichtbare Gefahr eines Gasaustritts Schon ein Anstieg des CO2-Anteils in der Raumluft auf 3 Vol.-% löst Schwindel und Unwohlsein aus. Dieser Wert wird durch Ausströmen des Inhalts einer kleinen Gasflasche (10 kg), z.B.

aufgrund einer Undichtheit, in einem Raum mit 50 m3 um ein vielfaches überschritten. Konzentrationen über 15 Vol.-% haben zur Folge, dass Personen, die den Raum betreten, innerhalb weniger Sekunden das Bewusstsein verlieren und an Sauerstoffmangel sterben. Das liegt daran, dass Kohlendioxid schwerer als normale Umgebungsluft ist und den lebensnotwendigen Sauerstoff nach oben verdrängt.

Modernste Technik, verlässlicher Service Das CO2 Control Gaswarngerät, das allen gesetz-

lichen Bestimmungen gerecht wird, löst bei einer Konzentration von 1,5 Vol.-% einen Voralarm aus, welcher auf zwei Fernmeldern angezeigt werden kann. Auch eine Zweiraumüberwachung und Lüfter-Steuerung ist leicht umsetzbar. Die Firma Schankservice Peer informiert und berät sie gerne über die gesetzlichen Bestimmungen sowie die Planung und den Einbau dieser lebensrettenden Sicherheitseinrichtung. Weiters wird auf Ihren Wunsch die jährliche Wartung der Warnanlage nach den behördlichen Vorgaben für Sie durchgeführt und protokolliert.

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42 MAGAZIN SAISON

Neue Bauten an der Südseite ergänzen die „Nichtarchitektur“ des Riesen.

Mit dem Kopf in den Wolken Am 30. April 2015 öffnen die Swarovski Kristallwelten in Wattens nach eineinhalb Jahren Umbauzeit wieder ihre Pforten. Was sich früher vor allem in den „unterirdischen Wunderkammern“ abgespielt hat, ist nun nach draußen und bis in die Wolken weitergewachsen.

VON ES THER PIRCHNER

W

as tun Kinder gerne?

Diese Frage stand am Beginn der Überlegungen des Architekturbüros Snøhetta, das nach intensiven Vorgesprächen mit Swarovski unter anderem den Auftrag erhielt, für den Außenbereich der Kristallwelten eine spannende Gestaltung für Kinder bzw. Familien zu finden. Sich verstärkt auf diese Zielgruppe zu konzentrieren war ein zentrales Ziel, das Swarovski mit der Erweiterung der Kristallwelten verfolgte. Bewusst wurden keine Spielplatzgestalter mit der Lösung der Bauaufgabe betraut, sondern die norwegischen Baukünstler, deren Œuvre vom Rentierbeobachtungspavillon aus Holz, Stahl und Glas in der norwegischen

Einöde bis zur Oper von Oslo reicht, vom „Ocean Space Center“ vor Trondheim bis zum Barack Obama Presidential Center auf Hawaii.

Kraxeln und schaukeln.

Auf die einfache Frage fand Snøhetta eine schlüssige Antwort: Kinder klettern gerne und in einem Bauwerk ausgedrückt heißt das, dass im Freigelände des Riesen ein Spielturm entstanden ist, der die Sinne und die Fantasie der kleinen Besucher ansprechen soll. Rundum verglast – die Fassade besteht aus 160 unterschiedlichen Facetten – und mit Millionen schattenspendenden Silhouetten von Kristalltieren bedruckt, vier Ebenen hoch, auf ganzer Höhe mit einem Kletternetz versehen, ist der Turm

mitsamt Spiellandschaft im Freien für alle Kraxeleien geeignet – Schaukeln, Schwingen und Rutschen mit eingerechnet.

Schwebende Wolke.

„Die Nichtarchitektur des Riesen“, sagt Stefan Isser, Geschäftsführer der d. swarovski tourism gmbh und als solcher für die Kristallwelten verantwortlich, habe eines besonders sensiblen Umgangs beim Entwurf neuer Architekturen und Kunstwerke im Umfeld bedurft. Dazu gehört der im Süden des Geländes errichtete Spielturm ebenso wie das ebenfalls von Snøhetta geplante Restaurant Daniels in einem neu entstandenen Pavillon im Park. Dazu gehört aber auch die Kristallwolke des US-amerikanischen Künstlerduos Cao

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Viel technisches Know-how war nötig, damit die filigrane Kristallwolke mit ihren 600.000 Kristallen Wind und Wetter übersteht.

© SWAROVSKI KRISTALLWELTEN

Einen Spielturm mit vier Ebenen zum Klettern, Schwingen, Schaukeln, Schweben planten Snøhetta für den Außenbereich der Kristallwelten.

Starkes Team für die Erweiterung (von links): Xavier Perrot (Cao Perrot), Kjetil Thorsen (Snøhetta), Andy Cao (Cao Perrot), Markus Langes-Swarovski (Mitglied Swarovski Executive Board), Carla Rumler (Cultural Director Swarovski), Stefan Isser (Geschäftsführer der d. swarovski tourism services gmbh) und Johann Obermoser (s_o_s architekten).

Perrot, ein luftiges Ding, das über einer schwarzen Wasserfläche zu schweben scheint. Auch hier ist die Grundidee relativ einfach – es sollte die Illusion eines nächtlichen Sternenhimmels entstehen, der sich im Seewasser spiegelt –, für die Umsetzung waren hingegen die ganze Innovationsfreude von Swarovski und viel technisches Know-how notwendig.

Jetzt trotzt die 1.400 Quadratmeter große Wolke mit ihren 600.000 handgesetzten Kristallen Wind und Wetter und behauptet ihren Platz als Herzstück des Parks.

Weiß und vernetzt. Viel Wert wurde auf eine stimmige Verbindung aller neuen Gebäude gelegt, auf Blickachsen, auf Licht und Luft. Ganz offensichtlich sollte

ZAHLEN UND GRÖSSEN Die Swarovski Kristallwelten wurden 1995 zum Hundert-Jahr-Jubiläum des Kristallherstellers Swarovski errichtet, anlässlich ihres zwanzigsten Bestehens wurden sie in den vergangenen eineinhalb Jahren erweitert. Die bespielte Fläche hat sich dabei von 3,5 auf 7,5 Hektar erhöht, die Baukosten betrugen 34 Millionen Euro. 65 neue Arbeitsplätze in den Bereichen Gastronomie, Technik, Verkauf und Marketing wurden geschaffen. Pro Jahr sollen die neuen Kristallwelten in Wattens bis zu 850.000 Besucher anziehen. www.swarovski.com/kristallwelten

das Neue miteinander in Beziehung treten und das Vorhandene ergänzen. Das betriff t auch das neue Eingangsgebäude, dessen Betondach auf weißen Birkenstämmen ruht und dessen Wände und Decke ebenfalls mit Birkenholz gestaltet wurden. An dem Bau, den die Innsbrucker Generalplaner s_o_s architekten entworfen haben, zeigt sich gut, dass die beteiligten (Bau-)Künstler sich gut aufeinander abgestimmt haben, und auch im Inneren werden Ideen vom Außenbereich wieder aufgenommen.

Die unterirdischen „Wunderkammern“ haben mit neuen Installationen von Tord Boontje, Lee Bul, Studio Job und Fredrikson Stallard sowie der Neugestaltung des Timeless-Bereichs durch H. G. Merz

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„Ich halte es auch für eine gewisse Stärke der Kristallwelten, dass sie nicht klar kategorisierbar sind.“ STEFAN ISSER, GESCHÄFTSFÜHRER DER D. SWAROVSKI TOURISM SERVICES

Zuwachs bekommen. Der Shopzugang wurde von Snøhetta als spiralförmiger Tunnel konzipiert, in dem Licht und Klang die Besucher ins Innere leiten, der Shop selbst wurde dem „Bild eines gewundenen Flusses in der Landschaft“ nachempfunden und wie im Pavillon und im Spielturm nimmt auch hier die Farbe Weiß eine zentrale Rolle ein.

neuen Bauten und Innengestaltungen ohne ein zahlreiches Publikum? Von der Erweiterung erhoff t man sich einen Anstieg der Besucherzahlen von bisher rund 650.000 auf 800.000 bis 850.000 pro Jahr. Besonders angesprochen werden sollen Familien, die im Einzugsbereich von zwei Autostunden wohnen, vermehrt soll die Erlebniswelt auch als Ausflugsziel bei Schönwetter etabliert werden. Zu diesem Zweck haben die Kristallwelten nicht nur ihr räumliches, sondern auch ihr Führungs- und Veranstaltungsangebot erweitert. Der „Riesen-Spielplan“ umfasst zahlreiche Themenführungen für Familien, Führungen im Mondschein und solche zur Geschichte von Swarovski, für Gartenliebhaber und Kunstfreunde. Die beiden Festivals „Musik im Riesen“ und „fm Riese“ laden weiterhin zu klassischer und elektronischer Musik ein. Kinder können im Riesen ihren Geburtstag feiern und in Workshops mit dem Werkstoff Kristall arbeiten, Erwachsene setzen in den Werkstätten eigene kreative Ideen um und alle gemeinsam finden beim Sonntagsbrunch und an gewöhnlichen Wochentagen ein breites kulinarisches Angebot vor.

All das zeugt von der Absicht, das Hybrid Swarovski Kristallwelten, diese Mischung aus Museum und Kreativzone, aus Erlebnispark und Kulturort, immer wieder neu zu definieren und anziehend zu gestalten. Angesichts der großen kreativen, technischen und finanziellen Anstrengungen, die Swarovski für die Erweiterung unternommen hat, stehen die Vorzeichen für die Erreichung dieser Pläne mehr als günstig. ×

© SWAROVSKI KRISTALLWELTEN

Ein Ort für alle. Doch was wären die

Lust am Experiment Stefan Isser, Geschäftsführer der d. swarovski tourism services, hat mit der ersten großen Erweiterung der Swarovski Kristallwelten seit 2007 der Sehenswürdigkeit ein neues Gesicht verliehen.

S

AISON: Herr Isser, warum war es notwendig, die Kristallwelten zu erweitern und umzubauen? STEFAN ISSER: Die Kristallwelten waren immer ein sehr optimiertes und erfolgreiches Modell. Aber die Halbwertszeiten von solchen hybriden Orten nimmt massiv ab und so standen wir vor der Entscheidung, den Bestand zu sanieren oder den Ort mutig und unternehmerisch weiterzuentwickeln.

1995 war diese Art von musealer Erlebniswelt in Tirol noch sehr ungewöhnlich. Sehen Sie die Kristallwelten auf diesem Gebiet als Vorreiter? Ja, ich halte es auch für eine gewisse Stärke der Kristallwelten, dass sie nicht klar kategorisierbar sind. Darüber hinaus sind sie

eine Plattform der Kommunikation, wo die Marke Swarovski erlebbar ist, wo wir die vorhandene Innovationskraft und die Lust am Experiment zeigen können.

Innovationskraft ist ein gutes Stichwort. Welche Vorgaben machen Sie den Architekten und Künstlern, die die Erneuerung inhaltlich tragen sollen? Nur sehr wenige. Natürlich gibt es fixe Raumgrößen und ein Budget, aber abgesehen davon schränken wir sie so wenig wie möglich ein. Stattdessen setzen wir unser ganzes Know-how dafür ein, ihre Ideen umzusetzen, erstellen Prototypen und entwickeln neue technische Lösungen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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© MERANER (2)

E N TG E LT L I C H E E I N S C H A LT U N G

Bevor ein Wein in das Programm Aufnahme findet, werden Winzer und Weinbewertungen in Fachmagazinen studiert und Weingüter persönlich inspiziert.

Wasser ist das wertvollste Lebensmittel der Welt. WELLWASSER steht für Regionalität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

748 Jahre Weinerfahrung Seit Jahren bringt die traditionsreiche Innsbrucker Weinkellerei Meraner den Wein mit Wissen und Erfahrung vom Winzer zum zufriedenen Gast.

Langjährige Partnerschaften Bevor ein Wein in das Programm Aufnahme findet, werden Winzer und Weinbewertungen in Fachmagazinen studiert.

Die Idee, die dahintersteht, ist leicht erklärt: Geschäftsführer Dietmar Meraner will keine vorübergehenden LieferLiaisonen, er will tragfähige Geschäftspartnerschaften, die jahrzehntelang auf Basis des Firmenleitbildes „Qualität, Seriosität und ausgezeichneter Preis“ funktionieren. Mehr als 1.800 zufriedene Kunden tragen diese Philosophie mit.

Sie kommen aus der Gastronomie, der Hotellerie sowie dem Fachgroßhandel.

Darüber hinaus zählen Privatkunden, Vinotheken und Caterer zum treuen Kundenkreis. Sie alle werden vom Innsbrucker Stammhaus aus beliefert.

Qualitätssortiment im Angebot Das Angebot der Weinkellerei P. Meraner GmbH ist dabei höchst umfangreich: Der Innsbrucker Weinspezialist führt nicht nur ausgesuchte Schankweine aus Österreich, Südtirol und Italien, sondern produziert auch fix und fertigen

„Das Meraner-Team ist stolz auf seine Geschichte und strebt langfristig partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen mit Kunden und Lieferanten an.“ Dietmar Meraner Geschäftsführung Jagatee, Glühwein und Punsch. Dazu finden sich Tiroler Schnapsspezialitäten und Flaschenweine ausgewählter österreichischer Winzer im breiten Sortiment. Weinspezialitäten aus Frankreich, Argentinien, Australien, Südafrik­ a, Chile und Kalifornien, Sekt, Champagner und Liköre in verschiedensten Preiskategorien ergänzen das Angebot. Die nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten Biere, naturtrübe Fruchtsäfte und Sirupe wie der Tiroler Holundersaft („Holler“) vervollständigen das Programm. Auch der gastronomisch immer bedeutsamer werdende Markt „Qualitätswasser“ wird von der Weinkellerei Meraner bestens beliefert: Kunden können aus Heil- und Mineralwässern aus Nord- und Südtirol auswählen. Ergänzend bietet das Meraner-Team das „Wellwasser“-Konzept an. Dabei wird durch eine dreistufige Hightech-Wasseraufbereitungsanlage das Leitungswasser in seine Quellqualität zurückgeführt.

Innovation, Erfahrung, Qualität Ein weiteres Erfolgsmerkmal der Weinkellerei P. Meraner GmbH: Die hauseigene Weinabfüllanlage am Innsbrucker Rennweg, die jährlich mehr als 1,2 Millionen Liter Wein in Flaschen und Fässer für die Schank abfüllt. Die moderne Abfüllanlage bildet

auch das solide wirtschaftliche Rückgrat einer Firma, die mit Innovationsgeist, Erfahrung und höchsten Qualitätsstandards die Kundenzufriedenheit an oberste Stelle ihrer Prioritätenliste setzt.

© GERHARD BERGER

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ut Ding braucht Weile: Das ist das Credo der Weinkellerei P. Meraner GmbH, nach diesem Prinzip arbeitet das Innsbrucker Traditionsunternehmen seit 70 Jahren in Nordtirol.

Eigentlich schon sehr viel länger, denn die Geschichte begann bereits 1267 in Eppan. Derzeit gibt es dort noch zwei Hektar Weingärten und das Traubenmaterial wird jährlich in der Weinkellerei Eppan abgeliefert.

Dietmar Meraner im Innsbrucker Stammhaus der Weinkellerei Meraner: Qualität, Seriosität und ausgezeichneter Preis beim Wein ist sein Erfolgsgeheimnis.

46 MAGAZIN SAISON

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© STEUDLTENN

aison: Frau Abendstein, als Schauspielerin haben Sie in Wien und Berlin gespielt, mit dem Theaterfestival Steudltenn sind sie wieder ins Zillertal zurückgekehrt. Was hat Sie dazu bewogen, die internationale Theaterwelt nach Uderns zu holen? BERNADETTE ABENDSTEIN: Als Kind hatte ich keine Vorstellung davon, dass Schauspieler ein Beruf sein könnte, den man erlernen kann. Ich war auch erst mit 18 zum ersten Mal im Landestheater.

Aber als ich in Wien gespielt habe, wollte ich diese Welt immer schon den Leuten daheim zeigen. Ich habe immer wieder im Zillertal nach Spielstätten gesucht, aber es gab immer irgendein Hindernis. Dann wollten wir „Munde“ von Felix Mitterer auf dem Kupfnerberg aufführen und brauchten eine Ausweichstätte für schlechtes Wetter. Zur selben Zeit haben meine Eltern beschlossen, die Landwirtschaft zu verkleinern und so ist der Tenn, wo früher das Heu für die Kühe gelagert wurde, frei geworden.

Heuboden?

Spielboden!

Ein Festival mit Theater, Musik und Kabarett installierte die Schauspielerin Bernadette Abendstein mit ihrem Partner, dem Schauspieler, Autor und Regisseur Hakon Hirzenberger, 2011 im „Steudltenn“ des elterlichen Bauernhofs in Uderns. Über Intention und Gestaltung des Festivals, das vom 7. Mai bis 29. August 2015 zum fünften Mal stattfindet, sprach sie mit der SAISON. DA S INTERVIEW FÜHRTE ES THER PIRCHNER .

Was musste gemacht werden, bis der Steudltenn als Spielstätte geeignet war?

Der Ort war voll mit Spinnweben, Gerümpel, Holz, teilweise noch Heu und zuerst haben wir nur einen Teil freigeräumt, weil Hakon [Hirzenberger, Anm. der Red] sehen wollte, ob überhaupt die richtigen „Vibes“ für Theater herrschen. Die erste Aufführung war ein großer Erfolg und daraufhin hat mein Papa einen ganzen Winter lang den Tenn ausgeräumt.

Wir haben alles sandstrahlen lassen, eine Bühne eingebaut, die Elektrik neu gemacht, Brandschutzauflagen erfüllt und so weiter. Für eine Ausweichstätte wäre der Aufwand sehr groß gewesen, also haben wir gesagt, wir spielen gleich da.

Der Ort ist nicht zu unterschätzen. Früher war dort ein Geschäft. Die Leute sind vom Berg heruntergekommen, haben Schnaps probiert und gesungen, haben Butter und Stoffe getauscht. Das spürt man. Der Platz mag es, wenn Leute da sind und sich austauschen.

Genügt es, einen tollen Platz zu haben und aus der Gegend zu sein, wenn man die Menschen in – professionelle – Theateraufführungen bringen will? Natürlich macht es etwas aus, dass die Menschen in

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Uderns mich und meine Familie kennen, aber sie spüren auch, wenn man es ehrlich meint und Qualität bringt. Wir machen durchaus kommerzielle Sachen im positiven Sinne und es gibt immer ein Thema und viele Uraufführungen. Unser Publikum ist sehr breit gefächert, es kommen auch viele junge Leute, das unterscheidet uns von den großen Häusern.

Steudltenn ist nicht nur ein Theaterfestival, sondern bietet auch Veranstaltungen aus vielen anderen Genres. Ja, Theater, Film, Musik, Lesungen, das alles zusammen ergibt ein Ganzes. Wenn wir mit der Planung beginnen, wollen wir eigentlich nie so viel machen, aber dann denken wir: Das wäre noch toll und das passt dazu und das brauchen wir auch, damit es sich abrundet. Es ist uns wichtig, dass es uns gefällt und dass das Festival ein Thema hat. Wir schielen nicht auf die Quote, das würde auch nicht funktionieren.

2015 steht das Festival unter dem Thema „Heimat“. Was hat Sie daran gereizt? Das Thema ergibt sich meistens im Laufe der Auswahl. Diesmal haben wir gesehen, dass alles mit Heimat zu tun hat. Es gibt ein neues Jugendprojekt – U21 –, bei dem Jugendliche aus dem Bezirk unter professioneller Anleitung selbst das Stück „Was heißt denn hier jung sein?“ erarbeiten. Vom Kinderstück „Nelson, der Pinguin“ gibt es einen dritten Teil. Diesmal fährt er heim, weil ihn die Oma vermisst

ZUR PERSON Bernadette Abendstein aus Uderns absolvierte ihre Schauspielausbildung in Innsbruck, Graz und Wien. Parallel dazu trat sie ab 2001 am Theater in der Josefstadt auf und war dort mehrere Jahre Ensemblemitglied, u. a. spielte sie an der Seite von Otto Schenk in „Der eingebildete Kranke“ und von Ossy Kolmann in „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“. Seit 2006 ist sie als freie Schauspielerin tätig und trat als solche unter anderem in Potsdam und Berlin auf. Mit Hakon Hirzenberger, der als künstlerischer Leiter fungiert, gründete sie vor fünf Jahren in der Tenne des elterlichen Bauernhofs das Theaterfestival Steudltenn.

Als Liebkind des Festivals wird das Musical „Der letzte Ritter oder liebt Europa“ wieder aufgenommen.

© STEUDLTENN , CHRISTIAN WIND

Wo früher Heu für die Kühe gelagert wurde, stehen heute Bühne und Bänke.

und er sie auch. Es gibt zwei Gastspiele, „Heidi“ und „Huckleberry“, in denen die Hauptfiguren ihren Platz suchen. Dann haben wir die große Uraufführung der Abenteuergeschichte „Die Stillen Nächte des Ludwig Rainer“ über den Zillertaler Nationalsänger.

Mit Heimat und mit anderen zentralen Themen des Lebens hat auch Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär“ zu tun. Erwartet das Publikum ein Zauberstück nach Biedermeier-Art? Es wird sicher gezaubert werden, aber anders als zur Zeit von Ferdinand Raimund. Im Original gibt es siebzig Mitspieler, es gibt Feen, die in der Luft herumfliegen und einen Feenball. Diese Möglichkeiten haben wir nicht. Aber Hakon hat eine Fassung für neun Spieler erstellt, in der Video ein wichtiges Element sein wird und auch mit Licht kann man zaubern.

Noch mehr Mitspieler, nämlich 15, sind bei einer der Wiederaufnahmen beteiligt, „Der letzte Ritter oder liebt Europa“.

Ja, das geht nur, weil die Schauspieler Freunde sind, das Stück toll fanden und mit Hakon arbeiten wollten. Das Stück ist unser Liebkind, ein Rock-Pop-Musical.

Weil es so ein Aufwand war, haben wir geschaut, ob wir die Leute noch einmal zusammenbringen und haben es für drei Mal geschaff t.

Kindertheater macht einen bedeutenden Teil des Programms aus. Warum?

Wir wollten alle ansprechen. Zum einen haben wir in Wien die Erfahrung gemacht, dass nur noch alte Leute im Theater sind.

Zum anderen bekommen die Kinder im Zillertal, außer dass es ums Arbeiten und Geldverdienen geht, nicht viel mit.

Deshalb ist es so wichtig, dass es diese Möglichkeit gibt und deshalb sind unsere Kinderproduktionen auch so aufwendig.

Das kommt sehr gut an. Von unseren 11.000 Besuchern waren 6.000 bei Kinder- und Jugendveranstaltungen.

Begeistern sich Ihre eigenen Kinder auch schon fürs Theater? Ja, am liebsten sitzen sie neben dem Papa, wenn er Regie macht. Auch die Nachbarskinder sind, als wir „Nelson“ geprobt haben, vier Stunden dagesessen und haben zugeschaut. Die sind total fasziniert.

Vielen Dank für das Gespräch.

PROGRAMM (AUSWAHL) Theater für Erwachsene Ferdinand Raimund: Der Bauer als Millionär Hakon Hirzenberger: Die Stillen Nächte des Ludwig Rainer Kinder- und Jugendtheater Hakon Hirzenberger: Nelson in Afrika U21: Was heißt denn hier jung sein?

Wiederaufnahmen Hakon Hirzenberger: Der letzte Ritter oder liebt Europa Simon Meusburger und Nikolaus Habjan: F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig Musik Franui: Wurzelbehandlung Mei liabste Zillertaler Weis Kabarett Maschek Uli Böttcher: Ü40 – die Party ist zu Ende

THEATERFESTIVAL STEUDLTENN 7. Mai bis 29. August 2015 Uderns/Zillertal www.steudltenn.com

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49 KOMMENTARE SAISON

Bergerlebnis statt Skierlebnis

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em Skifahren, dieser großartigsten Erfindung, die der heimische Tourismus je entwickelte, weht derzeit ein rauer Wind ins Gesicht. Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter ließ es sich daher auch nicht nehmen, höchstpersönlich mit Jugendlichen einen Hang hinunter zu wedeln. Denn der Nachwuchs, der in letzter Zeit etwas ausblieb und nun vermehrt durch Skiwochen wieder ans Skifahren herangeführt werden Es ist an der Zeit, die soll, ist ebenso Anlass zur Sorge, wie es die hohen Kosten sind, alpine Kulturlandschaft die es einem Massenpublikum auch im Winter nicht zunehmend erschweren, dem nur als ein Sportge- Wintersport zu huldigen. Dazu rät für berauschende kommen noch die nicht zu Abfahrten zu betrach- unterschätzenden Gefahren, alljährlich zu medial ausgeten, sondern als einen die schlachteten Unfällen führen, Raum des umfassen- und natürlich die Natur- und den Bergerlebnisses. Umweltschutzbewegungen, die Innovationen und Neuerschließungen mit einer Mehrheit der Bürger im Rücken immer rabiater zu verhindern wissen.

Alle diesen Entwicklungen ist es allerdings bisher noch nicht gelungen, die Attraktivität des Skifahrens massiv zu gefährden.

Dennoch wäre es klug, zumindest wenn man die anlässlich der 125-Jahr-Feier der Tirol Werbung neu aufgelegte Geschichte des Tiroler Tourismus von Michael Forcher zu Rate zieht, darüber

Dünne Luft

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VO N A LO I S S C H Ö P F

nachzudenken, dass das Skifahren weder die erste, noch die einzige Erfolgsstory des Tiroler Tourismus ist. Dass es vielmehr im Sinne eines umsichtigen Kaufmanns hoch an der Zeit wäre, die alpine Kulturlandschaft auch im Winter nicht nur als ein Sportgerät für berauschende Abfahrten zu betrachten, sondern als einen Raum des umfassenden Bergerlebnisses.

Dass damit ein gutes Geschäft zu machen ist, darauf verweist Thomas Schroll von den Innsbrucker Nordkettenbahnen immer wieder mit Beharrlichkeit. So konnte er seinen Umsatz in den letzten vier Jahren um 30 Prozent steigern und steht heute mit Bilanzgewinn bei 510.00 Fahrten, von denen nur 10 bis 15 Prozent auf das Segment der Skifahrer entfallen. Alle anderen Gäste besuchen die Nordkette, um zu staunen, den Gegensatz zwischen Natur und Wildnis zu genießen, gut zu essen, zu trinken oder weit oben zu feiern.

Aber auch der Tirol Werbung ist es, wie die ITB in Berlin wieder bewies, ein Anliegen, die Monokultur des Skierlebnisses aufzubrechen zu einem umfassenden Bergerlebnis, dessen nach wie vor wichtigster Teil das Skifahren bleibt. Dennoch: Es gibt auch das Spazierengehen, das Wandern, das Einkehren in eine Hütte, das Rodeln, das Kutschenfahren und Ausreiten, das Langlaufen und Eislaufen. Das alles wird das Skifahren nie ersetzen, aber es sollte das Skifahren als Alternative ergänzen und uns vom stieren Blick auf den immer gleichen Erfolg abbringen. × Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

VON ERNS T MOLDEN

ch liebe meinen Hauptberuf, jenen des performing artist, denn er lässt mich das Land bereisen. Mit Rucksack, Gitarre und zweihundert Liedern vagabundiere ich von den pannonischen Steppen über das granitene Waldland des Nordens bis zu den Seen und Gipfeln des Gebirges, ich spiele unter den Schloten von Linz und den Uhren von Graz, zu den bescheidenen Klängen meines Instrumentes wiegen sich die Schilfhalme des Neusiedler Sees und die zauseligen Baumwipfel des Bregenzer Waldes.

Aber so hoch hinauf wie unlängst schaffe ich es selten. Unlängst nämlich war ich am Arlberg. Schuld daran ist der einzigartige Arzt von Zürs, der Bergdoktor Murr, der neben seinem Hauptberuf auch noch House-DJ und Konzertveranstalter ist, letzteres mit dem Fokus auf Wiener Musik. So kamen mein Kumpan, der Nino aus Wien, und ich nach Zürs und St. Anton, um dort in Hotels zu spielen. Dort oben herrscht dünne Luft. Man weiß oft nicht, was als nächstes passiert.

In St. Anton war ja alles super. Dort wartete, inmitten von Hunderten leicht bis mittelschwer angesoffenen Skifahrern das fabelhafte Hotel Anton auf uns, herzensgute Wirtsleute, 1-A-Essen, Panoramablick-Dampfbad und totales Verstandenwerden. Dort spielten wir abends vor sehr vielen, sehr lustigen Menschen an der Bar und fühlten uns fast wie in Wien. Der zweite Auftritt fand im Zürser Hotel Valluga statt, eh auch ein feistes Haus, aber die Qualität von Sonnenterrasse und Beef Tartar täuschte darüber hinweg, was uns abends erwartete. Es waren weniger Menschen als im Anton und diese waren hauptsächlich in Porsche Cayennes vorgefahren und wirkten von Haus aus gelangweilt. In der Kaminbar, wo wir spielten, hörten sie so halb zu und es wurde klar, dass es für diese Männer und

Frauen – seltsamerweise meines Alters – auf der Welt zwei Kategorien von Menschen gab: Jene, die sie für ihresgleichen hielten einerseits, andrerseits aber den Rest der Welt, die Kellner, die ihren Gin Tonic brachten, die Musiker, die ihnen Lieder vorspielten und die übrigen sechs komma neun neun neun neun neun Milliarden.

Zweimal bat ich ihn höflich um Zurückhaltung, schließlich rief ich ihm das alte Wiener Volkswort für „Ruhe!“ zu, nämlich: „Gusch!“ Gegen Ende des Konzertes hatten wir diese Menschen soweit, dass sie uns zuhörten, bis auf einen. Der sprach ungerührt weiter auf seine Begleitung ein uns störte den Rest. Zweimal bat ich ihn höflich um Zurückhaltung, schließlich rief ich ihm das alte Wiener Volkswort für „Ruhe!“ zu, nämlich: „Gusch!“ Der Mann verstummte, das Konzert ging zu Ende. Später kann der Herr, Wiener wie ich, zu mir: Seit 25 Jahren, sagte er, habe ihm niemand mehr das „Gusch!“ geheißen, das habe ihn zutiefst berührt.

Er kaufte mir eine Platte ab und bestand darauf, sich nicht auf die hundert Euro herausgeben zu lassen.

Gegen solche Zustände, bemerkte der Bergdoktor Murr, habe er kein Medikament. – Jaja, die dünne Luft, sagte ich. × Ernst Molden, 47, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien.

Für seine Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Mit dem Nino aus Wien veröffentlichte er soeben das Album UNSER ÖSTERREICH (monkeymusic).

50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Stefan Isser DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Südafrika, New York, Cornwall DIE GRÖSSTE TUGEND IM TOURISMUS IST: Die Sehnsüchte der Menschen erkennen und stillen DIE GRÖSSTE SÜNDE IM TOURISMUS IST: Denkblockaden ausgelöst durch Arroganz und/oder Angst DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Mutige Unternehmer und spektakuläre Berggipfel – garantieren Weitsicht DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: 1. Das Mantra „Wir sind die Besten“ tatsächlich zu glauben 2. Die Konkurrenz beim Nachbarn zu vermuten 3. Die mangelnde Internationalität DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Natürlich die Erweiterung der Swarovski Kristallwelten LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Sommer 2014, London IM AUSLAND HÖRE ICH ÜBER TIROL AM HÄUFIGSTEN: Dass wir privilegiert sind, in so einem Land leben zu dürfen FÜR EINEN BERUF IM TOURISMUS HABE ICH MICH ENTSCHIEDEN, WEIL: Ein Zufall die Hauptrolle spielte, was ich nie bereut habe FÜR DIE ARBEIT IM TOURISMUS MUSS MAN FOLGENDES UNBEDINGT MITBRINGEN: Neugierde, Lernbereitschaft, Liebe zum Menschen DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG WENN MAN IM TOURISMUS ARBEITET, IST: Immer den entscheidenden Schritt voraus zu sein DIE GRÖSSTE BELOHNUNG IM TOURISMUS ERHÄLT MAN IN FORM VON: Begeisterung, Entspannung, Verzauberung unserer Gäste UM BERUFE IM TOURISMUS NOCH ATTRAKTIVER ZU GESTALTEN, MUSS: Der Qualitätsanspruch steigen und die Rahmenbedingungen für junge Menschen besser werden WIR SIND FIT FÜR DIE ZUKUNFT WEIL: Der ikonische Riese die Menschen emotional berührt WIR HABEN NOCH AUFHOLBEDARF IN PUNCTO: Gesamterlebnis und Service. Daher wollen wir auch im Zuge der Erweiterung der Swarovski Kristallwelten das Staunen pro Quadratmeter multiplizieren.

Stefan Isser ist seit 2012 Geschäftsführer der d. swarovski tourism services gmbh.

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