Saison (September 2017)

P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 04/17 | SOMMER/HERBST 2017

OLYMPIA UND TIROL 1964

1976

2026?

3 STICHWORT SAISON

© VERENA KATHREIN

OLYMPIA UND TIROL ZITIERT „Ich kenne weltweit keine Region, die so viel Erfahrung mit Sportveranstaltungen im Wintersport hat wie Tirol.“ Peter Bayer, FIA-Generalsekretär, ehemaliger Geschäftsführer der YOG 2012

DAS ERSTE MAL k Bei den ersten Spielen in Innsbruc k Stüc lf 1964 landete Österreich mit zwö naille Edelmetall auf Platz 2 im Med in spiegel, darum gekämpft wurde s sech 34 Wettbewerben und in en Sportarten, Rodeln war zum erst men Mal dabei. Insgesamt nah 1.091 Athleten teil, davon 199 Frauen.

LAST MINUTE Bei den Spielen 1976, die vom 4. bis 15.

Februar stattfanden, wurde Frau Holle sehnsüchtig erwartet. Aufgrund des milden Winters begann man schon im Jänner, Schnee aus dem Wipptal zu holen.

Eine Woche vor Beginn setzte dann aber ergiebiger Schneefall in Innsbruck und Umgebung ein.

„Mit einer solchen Bewerbung nach Maß würden wir in dieselbe Bresche schlagen, wie es das IOC mit der Agenda 2020 bereits tut.“ Peter Mennel, Generalsekretär des ÖOC

„Die letzten drei Vergaben der Winterspiele sind mit Sotschi, Pyeongchang und Peking jeweils an Nationen gegangen, die keine Winter-Olympia-Erfahrung mitgebracht haben.“ Karl Stoss, ÖOC-Präsident

„Die Referenzen aus den Planungen für Olympia sind auch wichtige Referenzen für weitere Planungen für sportliche Großevents.“ Klaus Danzl, Danzl + Partner

4 EDITORIAL © TIROL WERBUNG / MALLAUN

SAISON

Wer Demokratie ernst nimmt, ist verpflichtet sich zu informieren. Denn jede Stimme wird am Ende zählen – und wer immer mit Olympia Chancen verbindet, ist gefordert: Jetzt kommt’s echt drauf an!

Verlässliche Experten haben in einer umfassenden Machbarkeitsstudie klar gemacht: Tirol hat weltweit die vielleicht besten Voraussetzungen für die zeitgemäße Durchführung Olympischer Winterspiele.

Diese Vision zu realisieren, bietet im engeren touristischen Sinne gedacht, eine Jahrhundertchance für die Festigung unserer Wettbewerbsposition und Kompetenz.

EDITORIAL

Olympia – überzeugend, anders & besser!

I

m Gegensatz zum gängigen olympischen Motto „Schneller, höher, stärker“ schlägt Innsbruck/Tirol mit seinen aktuellen Überlegungen zu Olympischen Winterspielen 2026 einen völlig neuen Weg ein: deutlich kleiner, kostengünstiger und sozial wie ökologisch verträglich – so lauten die Vorgaben für eine mögliche internationale Bewerbung. Tatsächlich könnte Tirol unvergleichliche Wintersportgeschichte schreiben und mit einem neuen, maßvollen Veranstaltungsformat auf Basis vorhandener Infrastruktur und Sportstätten sowie regional definierter Grundsätze den olympischen Gedanken zu seinem Ursprung zurückbringen.

Vorausgesetzt, dass die Mehrheit der Bevölkerung bei der Volksbefragung am 15. Oktober dem vorliegenden Innsbruck/Tirol-Angebot zustimmt. Prophezeit wird ein knappes Ergebnis. Und im Umkehrschluss bedeutet das: Wer Demokratie ernst nimmt, ist verpflichtet sich zu informieren. Denn jede Stimme wird am Ende zählen – und wer immer mit Olympia Chancen verbindet, ist gefordert: Jetzt kommt’s echt drauf an! Mit passiver Informationsberieselung ist es in Zeiten des permanenten Medienrauschens nicht getan. Die letzten Wochen haben jedenfalls mir deutlich gezeigt: Der persönliche Dialog zählt, er ist überzeugend und erlaubt es wirklich die positiven Fakten im Detail zu vermitteln.

Beste Voraussetzungen. Verlässliche Experten haben in einer umfassenden Machbarkeitsstudie die organisatorischen Rahmenbedingungen des Landes erhoben und klar gemacht: Tirol hat weltweit die vielleicht besten Voraussetzungen für die zeitgemäße Durchführung Olympischer Winterspiele. Betont werden in diesem Kontext auch die damit einhergehenden Effekte für den Standort: neue Arbeitsplätze, Investitionen in die Wirtschaftsregion, die ohne Olympia nie fließen würden, oder moderner Wohnraum in Innsbruck. Viel wichtiger erscheint mir aber die Vision, die mit einer Neuorientierung Olympischer Spiele einhergeht. Wenn wir der Welt wirklich überzeugend zeigen könnten, dass Olympia auch anders geht, besser, wirtschaftlicher, ökologisch und sozial ausbalanciert – dann wäre das mit einer Aufbruchstimmung verbunden, die Menschen, Branchen und Ideen verbindet und Innovatives, Zukunftsfähiges entstehen ließe.

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG

Unser historisch immer wieder unter Beweis gestellter Zusammenhalt der Tiroler Bevölkerung wäre für die Umsetzung eines derart hoch gesteckten Zieles Voraussetzung. Die weltweite Bedeutung von Sport wird im Wohlstand oft grob unterschätzt. Die Umsetzung eines neuen Veranstaltungsformates wäre ein nachhaltiges Fitnessprogramm für unser sportliches Land, das Innovations- und Wirtschaftskraft sowie Zukunftsperspektiven weit über den Tourismus hinaus fördert. Dass Innsbruck/Tirol glaubwürdig in seiner Rolle als Motor der Veränderung ist, hat die Durchführung der ersten Olympischen Jugendspiele im Winter 2012 gezeigt.

Sympathische Spiele, ökologische Grundsätze und ein finanzieller Überschuss von 3,3 Mio. Euro belegen die Trendwende.

Das Pendel schlägt zurück. Nach dem Gigantismus, den sicher keiner in unserem Land haben will, schlägt jetzt das Pendel zurück. Das ist eine historische Möglichkeit für unser kleines Land und deckt sich mit der aktuellen IOC-Agenda. Diese Vision zu realisieren, bietet im engeren touristischen Sinne gedacht, jedenfalls eine Jahrhundertchance für die Festigung unserer Wettbewerbsposition und Kompetenz. Als weltweit führende Olympia-Region kann Innsbruck-Tirol seinen Wert weiter steigern und damit bessere Qualität und Wertschöpfung erreichen.

Der Tiroler Weg unserer Tourismuswirtschaft ist ja in Summe ein sehr nachhaltiges Integrationsmodell, von dem die hier lebenden Menschen profitieren: hohe Lebensqualität in einer wirtschaftlich gesunden Region, die Sicherung von einem Drittel aller Arbeitsplätze, eine perfekte Sport- und Freizeitinfrastruktur direkt vor der Haustür. Es gibt also viele Gründe weiter zu investieren, gerade auch in weltweit beachtete Leuchtturmprojekte wie ein zukunftsfähiges Tiroler Format für Olympische Winterspiele 2026.

Die Welt verbessert sich nicht durch Konzepte und Strategien, sondern nur durch konkrete Taten. Seit über 20 Jahren liegt daher ein Stein in meinem Büro, dessen Gravur mich auch zur Olympia-Abstimmung begleiten wird: „Verantwortlich ist man nicht nur, für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“ ×

n i e w Sch ist

. n i e f

Wissenswertes und Köstliches. Mit Konstantin Filippou.

Oft unterschätzt, zu Unrecht verschmäht – weit besser, feiner und vielseitiger als sein Ruf: das Schweinefleisch. Höchste Zeit, diese Köstlichkeit wieder salonfähig zu machen. Und dazu haben wir einen wahren Experten gewinnen können: Österreichs Koch des Jahres, Konstantin Filippou.

Wenn Sie also wissen wollen, welche hochwertigen Gerichte man neben Filet und Schweinsbraten zubereiten kann und wie man aus fast allen Teilen des Tieres, von der Nase bis zum Fuß, echte Leckerbissen zaubern kann – in unserem Magalog Genuss 360 finden Sie alle Informationen.

Jetzt downloaden auf: www.eurogast.at Wir sind Eurogast

Almauer

Grissemann

Interex Kärntner Legro

Kiennast Landmarkt Pilz & Kiennast Riedhart Sinnesberger

Speckbacher Zuegg

7 INHALT

© TLM, ALPINLODGES, FOTOWERK AICHNER, BELLUTTI – PLANEN, MONIKA CICHOŃ

SAISON

42

OLYMPIAGESCHICHTE

28

16

MADE IN TIROL

TATORT BERG

46

WOHNEN STATT NUR ÜBERNACHTEN

40

VONEINANDER LERNEN

OLYMPIA UND TIROL 8

Olympia auf Tirolerisch Das Innsbruck/Tirol-Angebot zeigt, wie eine Ausrichtung der Olympischen Spiele im Sinne Tirols möglich sein soll.

14

Olympische Checkliste Was spricht für und was gegen Olympia 2026 in Innsbruck und Tirol?

16

Olympia-Geschichte Wie das Tourismusland Tirol von den Spielen 1964 und 1976 profitiert hat

22

„Es ist wichtig, dass die Spiele zurück in die Alpen kommen“ Peter Bayer, ehemaliger Geschäftsführer der YOG 2012, im Interview

24

Wie es weitergehen könnte ...

So läuft der Bewerbungsprozess ab.

26

Gold für Tirol in Sotschi, London und Rio Austria Tirol House: Wie sich Tirol bei den vergangenen Spielen präsentierte

28

Made in Tirol Das Know-how Tiroler Unternehmen ist gefragt – auch bei Olympia.

40

Voneinander lernen Die Best Wellness Hotels feiern ihr 25-jähriges Bestehen.

42

Wohnen statt nur Übernachten Chalets liegen im Trend, werden aber auch kritisch gesehen.

44

Respekt, Gestaltung, Raumwirkung Das Museum der Völker Schwaz wurde neu gestaltet. Leiterin Lisa Noggler-Gürtler dazu im Interview

46

Tatort Berg Gleich zur Premiere ist das Krimifest Tirol das größte derartige Festival in Österreich.

49

Kommentare

50

Nachgefragt

MAGAZIN 34

„Den Bedürfnissen der Reisenden gerecht werden“ Sher Khan von Google Travel im Interview

38

Gastkommentar Anita Zehrer über die Zukunft von Familienunternehmen im Tiroler Tourismus

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 04/2017 (69. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20 oder saison@target-group.at

HERAUSGEBER, MEDIENINHABER UND VERLEGER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MIT DER PRODUKTION BEAUFTRAGT: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf REDAKTION: Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Mag. Jane Kathrein, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Dr. Markus Stegmayrl • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Franz Oss, Axel Springer • GRAFIK: Christina Wulfert, Sebastian Platzer ILLUSTRATIONEN: Monika Cichoń ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, w.mair@target-group.at • ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner, Matthias Krapf • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

8

Congress Messe Innsbruck

Seefeld

Olympiahalle

Tiroler Wasserkraft Arena

St. Anton Olympiaworld

Frachtenbahnhof Kühtai

Igls

Bergiselschanze

Axamer Lizum

Olympia auf Tirolerisch Nach der Machbarkeitsstudie zu einer Gastgeber-Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2026 liegt nun auch das Innsbruck/Tirol-Angebot vor. Es zeigt, wie eine Ausrichtung der Olympischen Spiele im Sinne Tirols möglich sein soll.

VON DANIEL FEICHTNER

Konzept zur Umsetzung vor. Bevor daraus eine handfeste Bewerbung werden kann, müssen die Tiroler aber erst abstimmen – bei einer Volksbefragung, die am 15.

Oktober im Zuge der Nationalratswahl stattfinden wird.

Maßgeschneidert. „Unsere Aufgabe war es nicht, mit der Studie eine Empfehlung abzugeben“, erklärt Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus und Co-Autor der Machbarkeitsstudie. „Wir haben die Machbarkeit hinterfragt und Vorzugsvarianten © MCI

B

islang ist London der einzige dreimalige Olympia-Gastgeber in der Geschichte der Spiele. Mit der Vergabe der Sommerspiele 2024 an Paris und 2028 an Los Angeles werden diese bald zur illustren Runde der „Triple-Hosts“ gehören. Und Innsbruck könnte, gemeinsam mit Tirol, bereits 2026 zum vierten Austragungsort auf dieser Liste werden. Das Fundament dafür ist gelegt: 132 Seiten stark und mit Kosten von 270.000 Euro zehn Prozent unter dem veranschlagten Budget zeigt eine Machbarkeitsstudie, welche realisierbaren Möglichkeiten bestehen, die XXV. Olympischen Winterspiele in Tirol auszurichten.

Mit dem daraus entwickelten Innsbruck/Tirol-Angebot liegt mittlerweile ein

„Unsere Aufgabe war es nicht, mit der Studie eine Empfehlung abzugeben.

Wir haben die Machbarkeit hinter­ fragt und Vorzugsvarianten für eine Austragung der Winterspiele 2026 in Innsbruck/Tirol erarbeitet.“ HUBERT SILLER, CO-AUTOR MACHBARKEITSSTUDIE, LEITER MCI TOURISMUS

SAISON

© DIMITER PETROV, THE NOUN PROJECT (ICONS)

Inzell

9 OLYMPIA UND TIROL

Hochfilzen

© FOTOWERK AICHNER

Vorrunde: außerhalb Tirols Finals: Innsbruck

Obertilliach

Drei Fragen an ...

LH Günther Platter 8

Existierend (keine Maßnahmen erforderlich)

2

Existierend (Maßnahmen erforderlich)

3

Temporär Als potenzielle Trainingsstätten bieten sich unter anderem Obertilliach und Axamer Lizum an.

Auch Telfs und Kitzbühel sind im Gespräch.

für eine Austragung der Winterspiele 2026 in Innsbruck/Tirol erarbeitet.“ Anhand der Vorgaben, die das IOC Bewerbern vorschreibt, wurden Konzepte für Wettkampfstätten, Nicht-Wettkampfstätten, Transport und Verkehr, Unterbringung und Sicherheit entworfen – allerdings angepasst an die tirol-spezifischen Gegebenheiten und Anforderungen.

Zudem rückten Nachhaltigkeit und der Nutzen für Gesamt-Tirol in den Fokus. Tirols Olympia-Angebot sollte moderne, moderate und zeitgemäße Spiele ermöglichen. „Jenseits von Gigantismus und Mega-Events“, meint Siller. „Deswegen haben wir einen regionalen Ansatz gewählt. Und wie sich zeigt, ist Tirol in seiner Gesamtheit bereits heute Olympia-fit.“

S

AISON: Was ist aus Tiroler Sicht unter „nachhaltigen Spielen“ zu verstehen? GÜNTHER PLATTER: Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass Tirol olympiafit ist. Nachhaltige Spiele bedeuten für uns die Nutzung bestehender Infrastrukturen ohne Neubauten und ökologische Eingriffe, die Einbindung der existierenden Tiroler Sport- und Veranstaltungskompetenz und die Nutzenstiftung für den gesamten Standort Tirol. Wir stellen ein selbstbewusstes Angebot für Spiele, die internationale Richtlinien unterschreiten.

Was würden die Olympischen Winterspiele 2026 für Tirol bedeuten? Wir stellen die regionalen Bedürfnisse voran. Mit unserem neuen Ansatz können wir Wintersportgeschichte schreiben, das wäre ein starkes internationales Signal und wertvoller Impuls für den gesamten Wirtschaftsstandort und Lebensraum Tirol.

Wie sehen Sie Tirols Chancen gegenüber den Mitbewerbern? Tirol würde mit besten Voraussetzungen an den Start gehen. Das hat die Machbarkeitsstudie gezeigt. Und wie IOC-Präsident Thomas Bach bestätigt hat, sind ökologische und wirtschaftliche Olympische Spiele auch im Sinne des IOC. Ich bin daher der festen Überzeugung: Sollte Tirols Bevölkerung ja zu einer Bewerbung sagen, hätten wir die allergrößten Chancen, den Zuschlag zu erhalten.

Vielen Dank für das Gespräch.

×

10 OLYMPIA UND TIROL

© FOTOWERK AICHNER

SAISON

Drei Fragen an ...

In ganz Tirol.

Innsbrucks Bgm. Christine Oppitz-Plörer

S

AISON: Macht eine dezentrale Ausrichtung die Olympischen Spiele aus Innsbruck-Sicht attraktiver? CHRISTINE OPPITZ-PLÖRER: Ziel ist es, die Olympischen Spiele als ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche Veranstaltung zu gestalten. Dafür ist eine Austragung im ganzen Land in adäquaten Sportstädten essenziell. In Summe stellen die bestehenden Anlagen eine optimale Infrastruktur dar. Wenn die gesamte Region an einem Strang zieht, werden die Spiele zu einem nachhaltigen Erfolg für alle.

Was würden die Spiele für Innsbruck bedeuten? Olympische Spiele sind ein Motor, – ein Jahrzehnt würde unter dem Zeichen der Entwicklung stehen – generationenübergreifend, nationenübergreifend, nachhaltig spürbar. Es sind Spiele für die nächste Generation. Die jetzigen Jugendlichen sind es, die am Ende bei den Spielen 2026 mitfiebern, mitarbeiten, mitgestalten und vielleicht sogar teilnehmen.

Olympische Spiele sind geprägt von Emotionen.

Welche Grundvoraussetzungen müssen für Sie erfüllt sein, damit aus Innsbruck-Sicht eine Bewerbung als Austragungsort in Frage kommt? Die umfangreiche Machbarkeitsstudie belegt, dass Innsbruck und Tirol olympiafit sind und keine neuen Anlagen errichtet werden müssen.

Das ist weltweit einzigartig. Damit ist die Nachhaltigkeit der Sportanlagen bereits im Vorfeld gewährleistet und der finanzielle Rahmen ist gesteckt.

Vielen Dank für das Gespräch.

×

Auf dieser Erkenntnis aufbauend schlägt die Machbarkeitsstudie dezentrale Spiele vor. Das Clustern der Wettkämpfe soll es ermöglichen, Olympische Spiele mit Tirols vorhandener Infrastruktur und ohne den Bau neuer Wettkampfstätten auszurichten. Anstatt nur mit Innsbruck als Host-City aufzutreten, würde so ganz Tirol ins internationale Rampenlicht gerückt. Zugleich fiele durch die Verteilung der Wettbewerbe dorthin, wo es bereits Wettkampfstätten gibt, die Errichtung neuer Sportanlagen – und damit der größte Kostenpunkt – weg.

Das Innsbruck/Tirol-Angebot sieht vor, die Ski-Alpin-Bewerbe im Westen in St. Anton am Arlberg auszurichten. Skispringen, Bob-, Rodel-, Langlauf-, Snowboardund andere Events sollen in Innsbruck, Igls, Seefeld und im Kühtai stattfinden.

Und die Biathlon-Wettkämpfe würden in Hochfilzen im Osten ausgetragen werden.

Einzig für den Eisschnelllauf wäre Tirol nicht gewappnet. Anstatt die dafür nötigen Anlagen zu bauen, schlägt das Konzept ein Ausweichen jenseits der Grenze vor.

Im bayrischen Inzell sind entsprechende Olympia-konforme Bahnen vorhanden.

Eine Kooperation würde sich hier also anbieten.

Von dieser Verteilung würden nicht nur die eigentlichen Austragungsorte profitieren. „Athleten aus aller Welt müssen Trainingsmöglichkeiten geboten werden“, meint Siller. „Auch in diesem Bereich sind wir in Tirol hervorragend aufgestellt. Ein heißer Kandidat wäre zum Beispiel Ostti-

11

„Athleten aus aller Welt müssen Trainingsmöglich­ keiten geboten werden.“ HUBERT SILLER, CO-AUTOR MACHBARKEITSSTUDIE, LEITER MCI TOURISMUS

rol.“ So wäre sowohl der direkte Nutzen als auch die mediale Wirksamkeit der Olympischen Spiele tirol-überspannend gegeben.

Selbstbewusstsein. Zusätzliche wirtschaftliche Nachhaltigkeit will man durch eine Redimensionierung der Tiroler Version der Winterspiele gewährleisten. Ziel ist laut dem Innsbruck/Tirol-Angebot eine Austragung, bei der „die Einnahmen die Ausgaben bestimmen und kein Steuergeld verwendet“ wird. Damit das erreicht werden kann, müssten viele Wettkampfstätten das vom IOC veranschlagte ZuschauerMinimum gerade einmal erfüllen – und manche es sogar merklich unterschreiten.

Ebenso soll das Olympische Dorf, das nach den Spielen dem sozialen Wohnungsmarkt zugeführt werden soll, deutlich schrumpfen, indem Athleten direkt dort untergebracht werden, wo ihre Wettkämpfe stattfinden. Und statt eines Straßenausbaus soll ein Großteil des Verkehrs auf die Schiene verlagert werden.

Damit setzt sich Tirol teilweise über die Bewerbungsvorgaben hinweg – und tut das auch ganz bewusst. „Herr Landeshauptmann Platter hat uns bei der Machbarkeitsstudie dazu aufgefordert, ein selbstbewusstes Tiroler Angebot zu präsentieren“, mein Hubert Siller. Und der Zeitpunkt dafür ist nicht schlecht. Auch beim IOC herrscht Umbruchstimmung.

Bereits 2014 hat das Komitee die Agenda 2020 beschlossen, die Prinzipien der Nachhaltigkeit und den maximalen lang-

12 OLYMPIA UND TIROL

„Nachhaltige und zeitgemäße Olympische Winterspiele bedeuten auch Spiele, die nahe an der Be­ völkerung sind. Und das wäre eine Investition in die Zukunft Tirols, die man nicht beziffern könnte.“ PETER MENNEL, GENERALSEKRETÄR ÖOC

fristigen Nutzen für die austragenden Regionen für die Zukunft der Olympischen Spiele vorsieht.

Zehn Punkte, eine Frage.

Insgesamt umfasst das Innsbruck-Tirol-Angebot zehn Punkte, die eine transparente, finanziell ausgeglichene Abwicklung der Spiele ebenso wie Nachhaltigkeit, ökologische und soziale Verträglichkeit garantieren. Geplant ist, Olympia 2026 als Green Event zu veranstalten – inklusive der Einhaltung aller damit einhergehenden Richtlinien. Negativ-Effekten wie der Teuerung soll durch eine „Selbstverpflichtung mit Augenmaß“ seitens des Handels und der Gastronomie entgegengewirkt werden.

Zugleich würde eine Austragung der Olympischen Winterspiele Tirol nicht nur weltweite Sichtbarkeit, sondern auch verschiedenste Sekundäreffekte bringen.

Das Konzept sieht alleine 1.000 neue, mehrjährige Arbeitsplätze im Rahmen der Organisationskomitees. Dazu kommen Impulse für regionale Wirtschaftskreisläufe und die Wertschöpfung im Land.

All diese Aspekte rund um die OlympiaAustragung fassen die Landesregierung, die Stadt Innsbruck und das Österreichische Olympische Comité in einer Frage zusammen, über die Tirol Mitte Oktober abstimmen wird: „Soll das Land Tirol ein selbstbewusstes Angebot für nachhaltige, regional angepasste sowie wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Olympische und Paralympische Winterspiele Innsbruck-Tirol 2026 legen?“

Zukunftsinvestition. „Mit einer solchen Bewerbung nach Maß würden wir in dieselbe Bresche schlagen, wie es das IOC mit der Agenda 2020 bereits tut“, ist Peter Mennel, Generalsekretär des ÖOC sicher. Er sieht die Olympia-Bewerbung nicht nur als wirtschaftliche und touristische Chance für Tirol, sondern auch als einmalige Möglichkeit, die heimische Sportkultur zu fördern. Aktuellen Studien zufolge betreiben gerade einmal 28 Prozent der Tiroler Jugendlichen derzeit ausreichend Sport. „Nachhaltige und zeitgemäße Olympische Winterspiele bedeuten auch Spiele, die nahe an der Bevölkerung sind. Und das wäre eine Investition in die Zukunft Tirols, die man nicht beziffern könnte.“ Gelänge es, die Sportbegeisterung der Tiroler Jugend anzuschüren, hätte das lang anhaltende Folgen – sowohl volkswirtschaftlich als auch für Tirols Sportinfrastruktur, die nicht zuletzt vom heimischen Markt profitiert.

Geschichte made in Tirol.

Mit Olympia in Tirol würden die Winterspiele nach zwei Jahrzehnten wieder in die Alpen zurückkehren. „Das würde den Olympischen Spielen genauso zugutekommen wie Tirol“, meint ÖOC-Präsident Karl Stoss.

Nach dreimaligen Spielen der Superlative in Sotschi, Pyeongchang und Peking würden sie in Tirol wieder zu ihren Wurzeln zurückfinden und nicht zuletzt wieder fühlbarer für die Bevölkerung werden. Zugleich könnte Tirol erneut die hohe Kompetenz für sportliche Großveranstaltungen unter Beweis stellen – und das ganz selbstbewusst und nach eigenen Maßstäben, vor den Augen der ganzen Welt.

Immerhin wurden die letzten Olympischen Spiele von 2,1 Milliarden Menschen in 220 Ländern verfolgt. „Tirol könnte zwei Wochen lang vor den Augen der ganzen Welt beweisen, dass es auch anders – nachhaltig, verträglich und nach Maß – geht“, sagt Stoss. „Und könnte ein weiteres Mal Sportgeschichte schreiben.“ ×

„Tirol könnte zwei Wochen lang vor den Augen der ganzen Welt bewei­ sen, dass es auch anders – nachhal­ tig, verträglich und nach Maß – geht.

Und es könnte ein weiteres Mal Sportgeschichte schreiben.“ KARL STOSS, PRÄSIDENT ÖOC

© ÖOC GEPA

© LAND TIROL/AICHNER

SAISON

MIT SICHERHEIT WEITERGEDACHT. Der neue Volvo XC60 ist mehr als ein Auto. Mit seinem ganzheitlichen Sicherheitskonzept und zahlreichen Assistenzsystemen bietet er Ihnen in jeder Situation größtmöglichen Schutz. Damit setzt er einen wichtigen Schritt in eine Zukunft, in der kein Mensch mehr in einem neuen Volvo ums Leben kommt oder schwer verletzt wird. Das ist unsere Vision 2020.

DER NEUE VOLVO XC60.

VOLVOCARS.AT

Kraftstoffverbrauch: 2,1–7,7 l/100 km, CO2-Emissionen: 49–176 g/km. Symbolfoto. Irrtümer, Druckfehler und Änderungen vorbehalten. Stand: August 2017.

Kraftstoffverbrauch: 2,1 – 7,7 l /100 km, CO2-Emissionen: 49 – 176 g/km. Symbolfoto. Irrtümer, Druckfehler und Änderungen vorbehalten. Stand: August 2017.

Innsbruck, Griesauweg 28, Tel.: 0512-33 23-744 info@denzel-unterberger.cc

Kufstein, Haspingerstraße 12, Tel.: 05372-61060-0 autohaus@unterberger.cc

www.unterberger.cc

14 OLYMPIA UND TIROL SAISON

Olympische Checkliste Was spricht für und was gegen Olympische Spiele 2026 in Innsbruck und Tirol?

SAISON hat sich die Fakten angesehen und Argumente pro und contra gefunden.

V O N R E B EC C A M Ü L L E R

PRO Durchführung auf Basis der vorhandenen Möglichkeiten: Das Konzept für die Bewerbung sieht keine Neubauten von Sportstätten oder Infrastruktur vor.

•

•

Das spart Kosten. Besonders der Bau von neuen Anlagen ist einer der größten Kostentreiber bei Olympischen Spielen.

Und es schont die Umwelt.

Vorhandenes Know-how als Sport- und Tourismusland: Als Sport- und Tourismusland und regelmäßiger Veranstalter von sportlichen Großereignissen kann im Land auf Know-how und vorhandene Infrastruktur zurückgegriffen werden.

Nicht nur die Stadt Innsbruck, sondern auch andere Regionen können profitieren: •

Beispiel Osttirol: Hier finden zwar keine Wettkämpfe statt, das Langlauf- und Biathlonzentrum in Obertilliach ist aber als olympisches Trainingszentrum vorgesehen.

•

Durch die dezentralisierte Austragung der Wettkämpfe ist mit Wertschöpfung in mehreren Regionen Tirols zu rechnen.

Vorreiterrolle Tirols: Tirol wäre das erste Land in der Geschichte der Olympischen Spiele, das das neue, reduziertere und nachhaltigere Konzept umsetzen würde.

Aufmerksamkeit für das Tourismusland Tirol: Olympische Spiele werden in zahlreiche Länder weltweit übertragen, der Werbewert im Ausland ist also potenziell hoch.

•

Lokale Sportvereine können profitieren: Vereine können an der Ausrichtung und Organisation der Bewerbe verdienen.

Olympia als möglicher Entwicklungsmotor: Auch wenn für die Spiele selbst nichts gebaut werden muss, kann die Bewerbung mögliche Projekte aus dem Dornröschenschlaf holen: •

Ausbau des Zugverkehrs im Oberland

•

Wohnbauprojekt am Frachtenbahnhof, das zunächst als Olympisches Dorf genutzt und anschließend dem sozialen Wohnungsmarkt übergeben werden würde – auch diese Idee, das Areal für Wohnbau zu nutzen, wird in der Stadt bereits lange diskutiert.

Die Haupt-TV-Märkte bei Winterspielen sind neben Nordamerika (USA und Kanada) Asien (China, Japan, Südkorea) und europäische Märkte wie Deutschland, Frankreich, England, Italien und Russland – Märkte, die auch touristisch für Innsbruck und Tirol relevant sind.

Einbindung lokaler Unternehmen und Dienstleister: Das Konzept für die Bewerbung sieht – auch seitens des IOC – vor, lokale Unternehmen und Dienstleister vor Ort in Anspruch zu nehmen. Wie zum Beispiel: •

Mitarbeiter, die für die Organisation eingestellt werden.

•

Firmen, die Waren und Dienstleistungen vor Ort verkaufen – vom Catering über Bühnentechnik bis hin zum Zeltverleih.

15

Kann es zu einer Teuerung während der Spiele kommen?

Treiben sportliche Großveranstaltungen die Preise in den Austragungsorten in die Höhe? Bei der EURO 2008 zumindest war das nicht der Fall, wie eine Studie des Landes Tirol zeigt.

W

ürden Preise für Lebensmittel, Restaurantbesuche oder andere Waren während der Spiele steigen, wäre dieser Aspekt natürlich ein Kandidat für die Contra-Liste.

Eine Analyse des Amtes der Tiroler Landesregierung für Raumordnung und Statistik, die im Zusammenhang mit einem anderen Großereignis in Tirol – der EURO 2008 – erstellt wurde, kam jedoch zu dem Schluss, dass der Event zu keiner signifikanten Preissteigerung bei Lebensmitteln geführt hat.

Für die Analyse wurde ein Warenkorb mit 22 Produkten erstellt und die Preise der Lebensmittel wurden jeweils zur Monatsmitte in den Monaten Februar bis Dezember 2008 in acht verschiedenen Tiroler Lebensmittelgeschäften (keine Diskonter) in Innsbruck und der näheren Umgebung verglichen.

Die Studie geht davon aus, dass der Konkurrenzkampf unter den Lebensmittelketten in den Wochen der EURO den Konsumenten sogar zahlreiche Sonderangebote beschert hat. ×

CONTRA Verkehrsbelastung: Besonders zu Stoßzeiten – wie vor Beginn oder Ende von Bewerben – können Beeinträchtigungen nicht vermieden werden können. Auch die von den Veranstaltern angestrebte Anreise mit den Öffis kann zwar forciert, aber nicht garantiert werden.

Sicherheitsrisiko: In Zeiten realer Terrorbedrohung in Europa birgt eine internationale Großveranstaltung ein gesteigertes Risiko. Allerdings kann die Sicherheitslage in 2026 aus heutiger Sicht schwer abgeschätzt werden.

Geringere Bettenauslastung: Während der Spiele, die im Februar und März stattfinden werden, weiß man aus Erfahrung, dass die Bettenauslastung in den Austragungsorten zurückgeht.

30. Fachmesse für Gastronomie, Hotel & Design

ONLINE-TICKET

Holen Sie sich jetzt Ihr ermäßigtes Ticket auf www.fafga.at/online-ticket

18.–21.

SEPT.

Messe Innsbruck

TIROL INNOVATIV

fafga.at

© FRISCHAUF BILD

Anlässlich der XII. Olympischen Spiele 1976 erhielten die Sportstätten in Innsbruck und Umgebung eine Frisch zellenkur.

Olympia-Geschichte Die Olympischen Spiele 1964 und 1976 begründeten den Ruf Innsbrucks und Seefelds als Wintersportorte und festigten den Ruf Tirols als Winterdestination. Profitiert haben von der Austragung der Bewerbe das Tourismusland Tirol und die Bevölkerung.

VON SUSANNE GURSCHLER

F

ünfzehn Wochen lang, jeden Samstag je eine halbe Stunde berichtete die American Broadcasting Corporation (ABC) ab Oktober 1963 über die Vorbereitungen zu den Olympischen Winterspielen, die vom 29. Jänner bis zum 6.

Februar des darauffolgenden Jahres in Innsbruck und Seefeld stattfinden sollten. Die Sendungen liefen unter dem Titel „Olympic warm up“. Sie berichteten über die Sportstätten, die neu errichtet worden waren, über Innsbruck und was man über die Stadt, die Region, man über Österreich wissen sollte.

Rund 30 Millionen Amerikaner sahen die Beiträge. Dazu kamen Berichte in den unterschiedlichsten Printmedien – vor, während und nach den Wettbewerben.

Werbung, wie sie Tirol, wie sie Österreich bis dahin nicht erfahren hatte.

Die Olympischen Spiele 1964 begründeten und die Olympischen Spiele 1976 festigten den Ruf Innsbrucks und Seefelds als Wintersportdestinationen und sie erschlossen für Tirol neue Märkte – wie etwa die Vereinigten Staaten. Vom positiven Image, das bei diesen internationalen Bewerben vermittelt wurde, profitiert der Tourismus noch heute – ebenso von den sportlichen wie verkehrlichen Infrastrukturen, die anlässlich der Olympischen Spiele entstanden.

Der Zuschlag?

Bereits 1951 sprach sich der Innsbrucker Gemeinderat für die Austragung der Olympischen Winterspiele in Innsbruck aus, drei Jahre später standen Finanzierungsplan und Bewerbung. Dass man dem amerikanischen Squaw Valley unterlag, hinderte die Verantwortlichen nicht daran, sich gleich

noch einmal für die Austragung 1964 ins Spiel zu bringen.

Und dieses Mal klappte es: Am 29. Mai 1959 vergab das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Olympischen Winterspiele an die Tiroler Landeshauptstadt. Gut vier Jahre Zeit, um Innsbruck und Seefeld olympiafit zu machen – dazu gehörten insbesondere sportliche Infrastrukturen und verkehrstechnische Verbesserungsmaßnahmen.

Oberste Maxime war, einfache Spiele durchzuführen und die neuen Anlagen so zu planen, dass sie langfristig nutzbar blieben. „Innsbruck ging bei der Errichtung sämtlicher olympischer Anlagen von dem Standpunkt aus, sie nicht nur für die Zeit der Spiele, sondern für die Zukunft zu bauen“, heißt es diesbezüglich im offiziellen Bericht zu den IX. Olympischen Winterspielen Innsbruck 1964.

17 OLYMPIA UND TIROL SAISON

„Innsbruck ging bei der Errichtung sämtlicher olympischer Anlagen von dem Standpunkt aus, sie nicht nur für die Zeit der Spiele, sondern für die Zukunft zu bauen.“ AUS DEM OFFIZIELLEN BERICHT ZU DEN IX. OLYMPISCHEN WINTERSPIELEN INNSBRUCK 1964.

Gemeinden im südlichen Mittelgebirge.

Langfristig von Vorteil war zudem der Umbau des Innsbrucker Flughafens samt neuer Zufahrt über den Fürstenweg, der erweitert wurde.

Mit dem Olympischen Dorf entstand ein neuer Stadtteil im Osten Innsbrucks.

Es war von Anfang an als Wohnsiedlung projektiert. In der Zeit von 1961 bis 1963 wuchsen acht zehn- bis elfstöckige Wohnhäuser mit insgesamt 689 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Dazu

kamen noch zahlreiche andere Adaptierungs- und Verbesserungsmaßnahmen, die die Lebens- und Freizeitqualität der Bevölkerung – und das Angebot für die Touristen – über Olympia hinaus nachhaltig verbesserten.

Immens war der Werbeeffekt, der auf das ganze Land strahlte. Während der Spiele wurden insgesamt über 1.000 Sendungen produziert; mehr als 30 Rundfunkanstalten und 84 Reporter waren in Innsbruck vertreten – von ABC (New York)

© TLM

Einer der zentralen Neubauten war das Eisstadion, in dem die Wettkämpfe in den Disziplinen Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und Eishockey vorgesehen waren – nach Olympia sollte es als „Mehrzweckhalle“ für sportliche Aktivitäten dienen. In Igls entstand eine Bob- und Rodelbahn. Das schon lange geplante Chemische Institut am Innrain wurde endlich realisiert, diente mit dem (erweiterten) nahen Internationalen Studentenheim als Pressezentrum, bevor es seiner eigentlichen Bestimmung übergeben wurde.

Die Axamer Lizum als Hauptwettkampfstätte für den Alpinen Skilauf wurde verkehrlich erschlossen – mit asphaltierter Bergstraße in die Lizum, großem Parkplatz und touristischer Infrastruktur. Der Patscherkofel erhielt eine neue Schneise, die weniger exponiert und breiter war als die bisherige. Das eröffnete den wintersportbegeisterten Tirolern und den Gästen nach den Spielen zusätzliche Möglichkeiten der sportlichen Freizeitgestaltung – bei perfekter Infrastruktur.

Mit Umfahrung? Spürbare und nachhaltige Verbesserungen gab es im Verkehrsbereich. Der Bau des Südrings und der Olympiabrücke hatte oberste Priorität.

Die Südumfahrung entlastete das Stadtzentrum langfristig. Mit dem Ausbau des Hohen Weges sowie der Verbindung zwischen Innsbruck, Zirl und Seefeld kam im Norden der Stadt eine zweite Achse dazu.

Im Innerstädtischen führten unter anderem die Errichtung der Gaswerkbrücke und der Ausbau des Leipziger Platzes zu einer weiteren Entflechtung des Verkehrs.

Auch die Autobahnausfahrten Zenzenhof/Vill und Patsch/Grünwalderhof hingen unmittelbar mit den Olympischen Spielen zusammen. Der Ausbau der Römerstraße vom Grünwalderhof Richtung Lans und Aldrans brachte eine bessere Anbindung des Skigebietes Patscherkofel und der

Die Berichterstattung anlässlich der Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 war enorm und machte die Region international bekannt.

18

SAISON

OLYMPIA UND TIROL

OLYMPISCHE EICHUNG 2012 war Tirol Schauplatz der ersten Olympischen Jugendwinterspiele (YOG) der Geschichte.

© YOG2012

Eine Weltpremiere gab es vor fünf Jahren: Die ersten Winter-YOG fanden in Innsbruck statt, entsprechend groß war das mediale Interesse. Die bestehenden Sportinfrastrukturen in Innsbruck, Seefeld und Kühtai wurden adaptiert und kamen zum Einsatz. Das Olympische Dorf III in der Reichenau sorgte international für Aufsehen, da in Passivhausstandard errichtet – nach den Spielen erhielten hier Innsbrucker Familien Wohnraum.

Die YOG verzeichneten 110.000 Zuschauer. 900 Medienvertreter aus über 70 Nationen, 18.000 Berichte in Printmedien, Übertragungen in 79 Länder, sorgten für großen medialen Effekt. Zudem registrierte die YOG-Website mehr als 4,7 Millionen Zugriffe, über acht Millionen Kontakte erfolgten über die IOC-Plattformen, 1,3 Millionen Views auf Youtube.

bis Voice of America (München) – und berichteten in alle Welt. Ein Medienecho, das Tirol bis dahin nicht im Entferntesten erzielt hatte – und das die Destination in den Köpfen Wintersportbegeisterter verankerte. „Wintertouristisch war Innsbruck damals ein weißer Fleck auf der Landkarte, die Olympischen Winterspiele haben das radikal geändert“, erinnert sich Georg Lamp, der spätere Leiter des städtischen Verkehrsbüros und Geschäftsführer des Congress Innsbruck.

Dazu kamen die Werbemaßnahmen wie zum Beispiel die Olympiaausstellungen in Großstädten wie Berlin und Sydney, Chicago und Tokyo, Oslo und Johannesburg, die vor und während der Spiele seitens der Tourismus- und Wirtschaftsverbände sowie des Organisationskomitees getätigt wurden. „Insgesamt (…) ergab sich ein Werbevolumen von zirka 40 Millionen Broschüren, Flugblättern und Prospekten, die auf die Winterspiele Bezug nahmen oder

„Wintertouristisch war Innsbruck damals ein weißer Fleck auf der Landkarte, die Olympischen Winterspiele haben das radikal geändert.“ Die ersten Olympischen Jugendwinterspiele fanden 2012 in Innsbruck statt.

Sportlich und frisch. Die gesamte Region konnte sich als sportlich und frisch präsentieren und gerade junge Gästeschichten ansprechen. Die Organisation erhielt international Lob, als Sportfest, bei dem die olympischen Werte zählten. Das umfangreiche Rahmenprogramm sorgte für positive Stimmung. Die von der Universität Innsbruck durchgeführte Studie zur „sozio-ökonomischen Wirkung“ der YOG kam zum Schluss, dass der gesamtökonomische Effekt in Tirol bei rund 21 Mio. Euro lag, also die öffentlichen Ausgaben 2,1fach einspielte.

Zu den YOG, die die Region als innovativen, urbanen Ort zeigten, kamen weitere Bewerbe, bei denen Tirol seine Qualitäten als Gastgeberland und als Profi im Austragen von Großereignissen zeigen konnte: Paraolympische Spiele 1984 und 1988, Nationale Special Olympics 2008 und 2012 sowie zwei Winteruniversiaden 1968 und 2005.

Sie haben das Image Tirols als bestens gerüstete Wintersportdestination weiter gefestigt und international im Bewusstsein gehalten.

GEORG LAMP, 1976 LEITER DES VERKEHRSBÜROS DER STADT INNSBRUCK

sich ausschließlich mit ihnen beschäftigten“, hieß es dazu im Abschlussbericht. Die unterschiedlichen Organisationen arbeiteten intensiv zusammen, das Großevent wurde zu einem riesigen Erfolg: Mit über einer Million Zuschauer stellten die Olympischen Spiele in Innsbruck-Seefeld einen neuen Rekord auf.

Rekord erzielt.

Die hervorragende Vorbereitung – sogar dem akuten Schneemangel begegneten die Organisatoren generalstabsmäßig mit Schnee aus dem Gschnitztal – sowie der reibungslose Ablauf ließen Innsbruck und Umgebung

© LAMP/PRIVAT

19

„Wir hatten ein tolles Produkt zu verkaufen, und Olympia war der Aufhänger.“ GEORG LAMP, 1976 LEITER DES VERKEHRSBÜROS DER STADT INNSBRUCK

als Austragungsort glänzen. In Folge stellten US-Amerikaner eine wichtige neue Touristengruppe, 1972 errichtete die amerikanische Kette das gleichnamige „Holiday Inn“ in der Nähe der Triumphpforte in Innsbruck.

1976 sollte sich das wiederholen. „Die Olympischen Spiele in Innsbruck waren positiv besetzt. Dieses sympathische

Image hat von den Austragungsorten auf die ganze Region gewirkt. Man darf bei solchen Ereignissen nicht in Millionen denken, die ausgegeben werden, sondern an die langfristige positive Wirkung, die mit ihnen verbunden ist“, betont Georg Lamp.

Als damaliger Leiter des Verkehrsbüros der Stadt Innsbruck (und späterer

Geschäftsführer des Tourismusverbandes) erlebte er die Neuaufl age der Olympischen Winterspiele 1976 und ihre nachhaltige Wirkung hautnah mit. „Die Maßnahmen, die bei Olympia getroffen wurden, kamen auch den Einheimischen zugute: Sämtliche Wintersportanlagen und Sportstätten wurden auf den neuesten Stand gebracht, in den Straßenbau wurde viel Geld investiert. Das hätte es ohne Olympia in dieser Dimension nicht gegeben“, unterstreicht Lamp.

Sämtliche olympischen Spielstätten erhielten eine umfassende Frischzellenkur, die Errichtung von dringend notwendigen Infrastrukturen wurde vorgezogen, so etwa der Bau der Pädagogischen

ALL IN

€ 394,–

PRO MONAT *

Symbolfoto

WEIL AUCH ANSPRÜCHE MIT DER ZEIT GRÖSSER WERDEN. Hinter den sechs Türen des neuen MINI Clubman erwartet Sie ein erstaunlich großzügiger Innenraum. Mit fünf Sitzen, mehr Beinfreiheit im Fond und einem Kofferraumvolumen von bis zu 1.250 Litern.

Unterberger Denzel Griesauweg 32, 6020 Innsbruck Tel.: 0512/33435, info@unterberger-denzel.mini.at www.unterberger-denzel.mini.at

DER MINI CLUBMAN. EIN STATEMENT FÜR IHR UNTERNEHMEN. MINI One Clubman: 75 kW / 102 PS), Kraftstoffverbrauch 5,1 l/100 km, CO2-Emission 119 g/km. * Ein Angebot der BMW Austria Leasing GmbH für den MINI One Clubman, beinhaltet kostenloses Service mit dem „MINI Paket Care“ für 4 Jahre oder max. 60.000 km. Verlängerung der gesetzlichen Mängelbeseitigungsansprüche auf 4 Jahre oder max. 120.000 km. MINI Select Leasing Anschaffungswert € 22.896,00 Anzahl. € 0,-, Laufzeit 48 Mon., 10.000 km p.a., Restwert € 11.112,00, Rechtsgeschäftsgebühr € 142,00, Bearbeitungsgebühr € 230, eff. Jahreszinssatz Leasing 3,31%, Sollzinssatz var. 2,69%, Gesamtbelast. Leasing € 25.063,00.

Die angebotenen Versicherungen sind optionale Bestandteile des Angebots: Haftpflichtversicherung kalkuliert auf Basis Bonus/Malusstufe 0 € 62,11 p.M., Vollkasko-Flatrate € 50,00 p.M., eff. Jahreszinssatz inkl. Versicherung: 11,85%, Gesamtbelastung inkl. Versicherung € 30.444,00. BMW Austria Leasing GmbH, Siegfried-Marcus-Straße 24, 5020 Salzburg, Versicherungsvermittlung in der Form Versicherungsagent als Nebengewerbe mit der Berechtigung zum Empfang von Prämien, GISA-Zahl: 17752213, Agenturverhältnis mit Generali Versicherung AG. Beträge inkl. NoVA, MwSt. und Vers.St.. Angebot freibleibend. Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

2

1

1

3

Bestzeit: Medaillensieger Franz Klammer holte 1976 bei der Abfahrt am Patscherkofel Gold für Österreich.

2

Mit dem Eisstadion legte Innsbruck 1963 den Grundstein für die heutige Olympia-World im Süden der Stadt.

Akademie, die als Pressezentrum dienen sollte, und des Landessportheims. Dazu kam unter anderem das Olympische Dorf II – ein Wohnbauoffensive, die ursprünglich erst für die 1980er Jahre vorgesehen war. Südöstlich der bereits bestehenden Gebäude entstanden zwischen 1973 und 1976 Wohntürme mit 642 Wohnungen.

Straßenbaumaßnahmen sollten den Verkehr während der Olympischen Spiele entflechten – und sorgen noch heute für einen reibungsloseren Fluss, auch des Urlaubsverkehrs: so etwa die Autobahntangente Süd, die den Südring entlastete, der Neubau der Reichenauer Brücke, der Ausbau der Haller Straße und des Langen Weges sowie der Bau der Holzhammerbrücke im Westen der Stadt; die Autobahn bis Zirl kam, außerdem die Umfahrung von Axams; mit

3

Für die Olympischen Winterspiele 1964 wurde die Bergiselschanze deutlich ausgebaut.

der Verbindung Kematen-Axams wurde zudem eine wichtige westliche Auff ahrt realisiert.

Neue Strategien. Medial schöpften die Verantwortlichen wieder alle Möglichkeiten aus, die ein solches Großereignis international bot. Der Österreichische Informationsdienst in New York brachte gleich nach Bekanntwerden des Austragungsorts Innsbruck-Seefeld Infos über die für 1964 errichteten Olympia-Bauten und die Medien in Amerika berichteten intensiv. So waren Innsbruck und Umgebung im Rahmen der Reiseshow „Journey to Adventure“ eine halbe Stunde Thema – mehr als 70 Fernsehgesellschaften in den USA übernahmen die Sendung. 200 Olympia-Ausstellungen auf fünf Kontinenten machten Gusto auf Tirol, 45 Millionen Prospekte und Bro-

schüren gingen in Druck, 100 Filmkopien kamen in den Weltverleih.

Kooperationen wurden gepflegt, neue Werbestrategien erprobt. So gelang es, Celebritys aus Amerika nach Innsbruck zu holen, darunter Bezaubernde-Jeannie-Darstellerin Barbara Eden und Supermodel Shari Belafonte, Tochter von Harry Belafonte. Das mediale Echo – insbesondere in den Vereinigten Staaten – war enorm. Auch dieses Mal verzeichneten die Olympischen Spiele einen Besucherrekord – trotz intensiver Berichterstattung im Fernsehen kamen zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Zuschauer, um sich die Spiele an Ort und Stelle anzusehen. Die Tourismusverbände, allen voran Innsbruck, versorgten die Agenturen und Medienhäuser nach den Spielen weiter mit Informationen und nutzten die

21 OLYMPIA UND TIROL

© SCHAADFOTO/WEREK PRESSEBILDAGENTUR, TLM, SCHAADFOTO/FRISCHAUF BILD

SAISON

AUS UNSERER PRODUKTPALETTE: BUDGETIERUNG UND CONTROLLING Kernfrage: Wie finde ich den passenden seriösen Pächter für meinen Betrieb?

Die Suche nach einem geeigneten Pächter für Ihren Hotel-oder Gastronomiebetrieb ist oft ein langwieriger und schwieriger Prozess.

Die Ennemoser Wirtschaftsberatung GmbH konnte in ihrem mehr als 40-jährigen Bestehen schon viele Objekte erfolgreich vermitteln. Gerne stehen wir auch für Ihre Pächter- bzw. Betreibersuche zur Verfügung und bieten folgende Leistungen an: · Erstellung eines Suchprofils und Fact-Sheets

· Evaluierung von Referenzen, Bonität und Eignung

· Suche in firmeneigener Datenbank

· Detail-Screening und Selektion geeigneter Bewerber

· Erstellung eines Medienplans · Begleitung der Vertragsverhandlungen · Grob-Screening und Interviews der Bewerber Unser kompetentes Beraterteam freut sich auf ein unverbindliches Gespräch mit Ihnen!

Ennemoser Wirschaftsberatung GmbH Tourismus · Golf · Immobilien · Sachverständiger Kranebitter Allee 202 · 6020 Innsbruck 0512 – 28 18 000 0512 – 28 76 40 office@ennemoser.at www.ennemoser.at

Ihre Consulting-Experten seit 1975

aufgebauten Kontakte (2.000 Journalisten waren 1976 akkreditiert) intensiv. „Wir hatten ein tolles Produkt zu verkaufen, und Olympia war der Aufhänger“, so Lamp. Die intensive Berichterstattung hätte den Fokus auf Tirol gelenkt, neue Märkte – wie etwa der amerikanische – hätten sich durch zwei Mal Olympia im Land geöffnet, was sich auch in den Besucherzahlen nach den Spielen niederschlug, wie Lamp betont.

Das Image der Sportstadt Innsbruck, der Olympiaregion Seefeld, der Winterdestination Tirol wurde mit den Olympischen Spielen in einer Dimension kolportiert und gefestigt, die ohne diese Events so nie möglich gewesen wäre. Dieses positive Image wirkt bis heute nach und wird mit internationalen olympischen Bewerben weiter gestärkt. ×

Schnell.

Smart.

Flexibel.

Und die Kasse klingelt wieder.

Jetzt auf die richtige Kassen-Software umsteigen.

Sie haben Fragen? Rufen Sie uns ganz einfach an: 0512.34 70 620 Mehr Infos unter: www.salegrip.at

Computerkassen Wötzer GmbH, 6020 Innsbruck, Knollerstraße 5 T +43.512.34 70 620, E office@woetzer.at, W www.woetzer.at

Besuchen Sie uns auf der FAFGA´17 ∙ 18. bis 21. September Halle A.0., Stand 146 (direkt beim Haupteingang)

22 OLYMPIA UND TIROL SAISON

„Es ist wichtig, dass die Spiele zurück in die Alpen kommen“ Peter Bayer, ehemaliger Geschäftsführer der Olympischen Jugendwinterspiele YOG 2012 in Innsbruck und heute Generalsekretär des Welt-Automobilverbandes FIA, erzählt im Interview, worauf es bei erfolgreichen Spielen ankommt, warum es wichtig ist, Olympia auf den Boden zurückzuholen – und genau das in Tirol gelingen könnte.

© FIA

D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E R E B EC C A M Ü L L E R .

S

AISON: Herr Bayer, Ihrer Erfahrung nach, was ist die Basis für erfolgreiche und nachhaltige Olympische Spiele? PETER BAYER: Eine erfolgreiche Bewerbung um Olympische Spiele endet in einem Hostcity-Vertrag zwischen der Hostcity, dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) und dem International Olympic Committee (IOC). In diesem Vertrag sind manche Dinge klar geregelt, manche geben Raum zur Interpretation. Wichtig ist, dass man sich im Vorfeld – weil es ein Vertrag ist – ganz genau überlegt, was man verspricht, und auch realistisch an die Veranstaltung herangeht.

Noch wichtiger ist dann die Einhaltung dieser Versprechen. Plötzlich gibt es hunderttausend Ideen, was man nicht alles tun könnte, und da muss man einfach konsequent bleiben und sagen: Nein, wir haben uns auf dieses Konzept geeinigt und lassen uns davon auch nicht abbringen. Man darf sich nicht zu irgendeinem Blödsinn hinreißen lassen.

Worauf kommt es bei der Bewerbung an? Je bessere Beziehungen man zu den Olympischen Komitees aufbaut und dann auch pflegt, desto leichter wird die Vorbereitung. Hat man eine gute Gesprächsbasis, kann man sich laufend Feedback von den Verantwortlichen holen. Außerdem braucht es ein klares Konzept, das

auch die Unterstützung von Stadt, Land und Bund hat.

Und man muss sich intensiv mit der Bevölkerung auseinandersetzen.

Im Fall von Innsbruck bzw. Tirol gilt es ganz einfach auch, sich auf seine Stärken zu besinnen, und die sind meiner Meinung nach mannigfaltig. Wenn ich allein an das vorhandene Know-how und die zahlreichen Experten vor Ort denke. Essenziell ist, dass man sich sehr früh auf regionale Lösungen konzentriert und die Menschen miteinbezieht. Und dann denke ich, dass die Chancen für Olympia 2026 in Innsbruck und Tirol sehr gut stehen.

Wie kann das Event selbst gelingen – worauf kommt es dann in der Praxis an? Dass man eng mit dem Sport im Land zusammenarbeitet und den Tourismus, die Wirtschaft und vor allem die Bevölkerung aktiv involviert. Ich habe für mich immer die 4-I-Strategie angewendet: „Informieren, Involvieren, Integrieren und Innovationen betreiben“.

Einen ganz wesentlichen Beitrag leisten auch die Volunteers, die, die uns bei den YOG unterstützt haben – das war unvorstellbar. Sie haben mit ihrem Einsatz, aber auch mit ihrer Begeisterung wesentlich zum Erfolg beitragen.

Am Ende ist die Austragung der Spiele eine logistische Aufgabe, eine Frage des Projektmanagements. Vor

23

allem, wenn man daran denkt, was in Tirol jeden Winter geleistet wird – da werden quasi jedes Jahr Olympische Spiele ausgetragen.

„Je bessere Beziehungen man zu den Olympischen Komitees aufbaut und dann auch pflegt, desto leichter wird die Vorbereitung.“ Was macht Innsbruck zu einer guten „OlympiaStadt“, was Tirol zum einem guten „Olympia-Land“?

Ich kenne weltweit keine Region, die so viel Erfahrung mit Sportveranstaltungen im Wintersport hat wie Tirol.

Ein weiterer Faktor ist die wichtige und authentische Rolle, die der Sport in Tirol und auch in Innsbruck spielt.

Wenn ich an meine alte Heimat denke, ist das Bild von Leuten mit Mountainbike oder Skiern in der Stadt eines der ersten, das mir in den Sinn kommt. Das ist schon etwas Besonderes – genauso wie die Gastfreundschaft in Tirol. Gerade, wenn man im Ausland lebt, wird einem bewusst, dass die Qualität im Tiroler Tourismus ihresgleichen sucht.

Wie sehen Sie die Neuerungen hin zu nachhaltigeren und reduzierten Spielen? Diese Neuerung ist nicht nur wichtig, ich glaube, für die Olympischen Spiele ist sie überlebenswichtig. Tatsächlich werden die YOG auch als Benchmark für dieses Konzept gesehen. Unser Erfolg bestand auf der einen Seite in unserem Team, das sehr stark lokal verankert war und für jedes kleine Detail auch einen lokalen Lieferanten an der Hand hatte, und auf der anderen Seite waren wir sehr streng bei der Kostenkontrolle – und haben 90 Prozent des Budgets im Land eingesetzt.

Persönlich bin ich der Meinung, dass es wichtig ist, dass die Spiele jetzt nach den Ausflügen nach Sotschi, Pyeongchang und Peking zurück in die Alpen bzw. die Berge kommen. Die drei Stationen davor wurden im Prinzip für Olympia gebaut, was auch die Budgets in nicht nachvollziehbare Höhen getrieben hat. Die Spiele, wie Innsbruck und Tirol sie durchführen würden, würden in jedem Fall dem IOC als Bewegung guttun, und ich weiß auch, dass viele IOC-Mitglieder das ebenfalls so sehen.

Nach mehreren erfolgreichen Stationen in Ihrer Karriere sind Sie seit März 2017 FIA-Generalsekretär. Was braucht es, um im Sportmanagement erfolgreich zu sein? Wie in jedem Job muss man Freude haben an dem, was man tut. Insbesondere im Sportmanagement, weil man es mit anspruchsvollen und zeitintensiven Aufgaben zu tun hat. Die Events finden am Wochen-

ende statt: dann, wenn andere frei haben. In meinem Fall sind das 600 Veranstaltungen im Jahr, für die ich bei der FIA direkt verantwortlich bin.

Wichtig ist auch, ein gutes Netzwerk zu haben.

Dazu wiederum gehört es, dass man offen ist – ich nehme mir deshalb immer vor, die Menschen, mit denen ich zu tun habe, auch tatsächlich kennenzulernen.

Natürlich zählen auch eine gute Ausbildung sowie Sprachen. In der FIA gibt es, wage ich zu behaupten, niemanden, der nicht mindestens drei Sprachen spricht. Was man am Ende aber immer braucht, um erfolgreich zu sein, sind Mut und ein bisschen Glück.

Man muss Chancen bekommen, um sie auch nutzen zu können.

„Am Ende ist die Austragung der Spiele eine logistische Aufgabe, eine Frage des Projektmanagements.“ Was haben Sie sich vorgenommen als FIA-Generalsekretär, welche Ziele stehen auf Ihrer To-do-Liste?

In der FIA passieren gerade viele spannende Dinge auf mehreren Ebenen. Bei uns dreht sich sozusagen nicht alles „nur“ um den Motorsport, sondern auch um Mobilität – und um Verantwortung. Gerade haben wir eine globale Kampagne zur Straßensicherheit gestartet.

In allen Klassen – also Formel 1, 2, 3 und 4 arbeiten wir immer intensiv mit jungen Fahrern zusammen. Der Nachwuchs ist im Motorsport so wichtig wie in jedem anderen auch.

Spannend ist außerdem die Entwicklung der Formel E. Gerade vor ein paar Wochen haben Mercedes und Porsche bekanntgegeben, in die elektrische Klasse einsteigen zu wollen. FIA-Rennen werden in 140 Ländern ausgetragen – allein die Vielfalt dieses Sports und damit auch meiner Aufgaben ist faszinierend und zudem eine Herausforderung, die ich mit Freude angehe.

Vielen Dank für das Gespräch.

×

ZUR PERSON Nach dem Studium in Innsbruck und einigen Jahren beim Internationalen Snowboardverband gründete Peter Bayer 2003 die Agentur VIA3 Communications, 2009 bis 2012 war er Geschäftsführer der YOG in Innsbruck. Anschließend zog es den gebürtigen Vorarlberger in die Schweiz, wo er Chef der OSM – Open Sports Management – in Lausanne wurde und die Offshore Segelweltmeisterschaft „Ocean Masters“ promotete. Für das IOC hat Bayer unter anderem in der Coordination Commission Lillehammer 2016 und der Olympic Agenda 2020 Arbeitsgruppe mitgearbeitet. Seit März 2017 ist Peter Bayer Generalsekretär der FIA und arbeitet in Genf.

24 OLYMPIA UND TIROL SAISON

Wie es weitergehen könnte ...

Stimmt Tirol für eine Bewerbung, wäre der erste Schritt getan. Doch die eigentliche Arbeit beginnt erst danach. Der Bewerbungsprozess für Olympia 2026 dauert bis voraussichtlich Ende 2019.

© ÖOC GEPA

VON DANIEL FEICHTNER

DER WEG Status quo Mit der Machbarkeitsstudie als Fundament und dem daraus formulierten Tirol-Angebot liegt ein erster Vorschlag vor, wie eine Tiroler Olympia-Bewerbung aussehen würde.

15. 10. 2017 – Tirol entscheidet Im Zuge der Nationalratswahl sind Mitte Oktober die Tiroler am Zug. In einer Volksbefragung sind sie dazu aufgerufen, sich für oder gegen eine Bewerbung beim IOC zu entscheiden. Mit einem „Nein“ wäre eine Kandidatur vom Tisch.

ÖOC-Präsident Karl Stoss räumt Tirol bei einer Bewerbung gute Chancen ein.

Herbst 2017 – Klares Signal bei einem Ja In einem ersten, informellen Schreiben an das IOC bekundet Tirol Interesse an der Austragung der Olympischen Winterspiele 2026.

15. Oktober bis zur Einreichung Vor einer offiziellen Bewerbung gilt es, die Verträge mit allen Wettkampfstätten in Tirol zu fixieren.

Diese müssen vor der offiziellen Einreichung unter Dach und Fach sein.

2018, erste Jahreshälfte – Offizielle Bewerbung In einem offiziellen Brief an das IOC gibt Tirol seine Kandidatur bekannt.

September 2019 Bei der 132. Session des IOC, die voraussichtlich in Mailand stattfinden wird, fällt die endgültige Entscheidung um den Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2026.

E

ntscheiden sich die Tiroler für eine Bewerbung, dürften die Chancen für einen Zuschlag nicht schlecht stehen. Die schmälere, nachhaltigere und kostengünstigere Variante, die das Tirol-Angebot vorsieht, ist eine konsequente Weiterführung dessen, was das IOC in der Agenda 2020 angedacht hat. „Außerdem sind die letzten drei Vergaben der Winterspiele mit Sotschi, Pyeongchang und Peking jeweils an Nationen gegangen, die keine Winter-Olympia-Erfahrung mitgebracht haben“, meint ÖOC-Präsident Karl Stoss. „Das Tirol-Angebot wäre die Gelegenheit, die Winterspiele in die Alpen zurückkehren zu lassen. Und wir bieten hervorragende organisatorische Kompetenz.“ Auch die Signale vonseiten des IOC sind bislang durchwegs positiv zu werten.

So bestätigte IOC-Präsident Thomas Bach gegenüber dem ORF: „Eine Bewerbung, ohne neue Sportstätten zu bauen, ist eine, die voll im Einklang mit der Agenda 2020 steht, die gerade das fördert. Nach dreimaligen Neupflanzungen glaube ich, ist es ganz gut, wenn wir 2026 unsere Wurzeln wieder einmal gießen und düngen würden.“ ×

25 DIE ANDEREN CALGARY, KANADA Auch in Calgary kam eine Studie zur Machbarkeit einer Austragung der Olympischen Winterspiele 2026 zu einem positiven Ergebnis. Laut einer Umfrage sprechen sich zwei Drittel der Bevölkerung grundsätzlich für eine Bewerbung aus. Allerdings war Kanada schon 2010 mit Vancouver Winterspiel-Austragungsort und bewirbt sich gemeinsam mit den USA außerdem um die Fußball-WM 2026.

SION, SCHWEIZ 2017 hat der Kanton Graubünden den Winterspielen 2026 eine Absage erteilt.

Aber die Eidgenossen haben mit Sion und einem vier Kantone übergreifenden Angebot noch ein Ass im Ärmel. Allerdings kann ein Referendum, bei dem alle betroffenen Kantone zustimmen müssen, erst im September 2018 stattfinden, womit die Schweiz einen Spätstart hinlegen würde.

ALMATY, KASACHSTAN Als größte Stadt Kasachstans hat Almaty bereits zwei Anläufe unternommen, sich als OlympiaStadt zu etablieren. Sowohl die Bewerbung für die Winterspiele 2014 als auch 2022 scheiterte.

Für den Austragungsort würden kurze Wege sprechen – die meisten Wettkampfstätten wären maximal 30 Minuten entfernt.

Allerdings finden die Winterspiele 2018 und 2022 bereits in einem asiatischen Land statt.

ERZURUM, TÜRKEI Noch im September will die Stadt Erzurum eine Interessenbekundung an der Austragung der Olympischen Winterspiele 2026 und 2030 beim IOC einreichen. Vermutlich werden sich auch die Städte Erzincan und Kars an der Bewerbung beteiligen.

SAPPORO, JAPAN Nach den Olympischen Winterspielen 1972 denkt Sapporo darüber nach, zum zweiten Mal Gastgeberstadt zu werden.

Allerdings ist Japan bereits Austragungsort der Sommerspiele 2020. Die Chance, dass die Wahl ein weiteres Mal innerhalb eines Jahrzehnts auf Japan fällt, ist gering.

www.kochalpin.at

Ihr Tiroler Ausrüstungsexperte für sanftes Wintererlebnis

Saison_170x58.indd 1

31.05.17 18:07

26 OLYMPIA UND TIROL SAISON

Gold für Tirol in Sotschi, London und Rio Sowohl bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi im Jahr 2014 als auch schon zwei Jahre zuvor bei den Olympischen Sommerspielen in London präsentierte sich Tirol im „Austria Tirol House“ von seiner Schokoladenseite. Mit Erfolg, denn die Medien liebten die Häuser und auch die Gäste fühlten sich wohl.

V O N M A R K U S S T EG M AY R

© TIROL WERBUNG (2)

Für Sotschi wurde ein temporäres Gebäude errichtet.

Bunte Mischung. Das

D

Urlaubsland, aber auch als interessanter Wirtschaftsstandort präsentiert“, so Margreiter. Das Land Tirol und seine Partner haben also offenkundig die richtige Figur in der internationalen „Auslage“ gemacht.

© TIROL WERBUNG

ie Idee ist einfach, aber effektiv. Man nehme die Marke Tirol und präsentiere diese in einem „Austria Tirol House“ bei den Olympischen Spielen.

Kein schlechter Rahmen, handelt es sich dabei doch um die größte Sportbühne der Welt, bei der stets mit großem medialen Echo zu rechnen ist.

Die Rechnung ging auf. „Mit dem medialen Niederschlag rund um den Auftritt in Russland wurde allein in Österreich und Deutschland eine kumulierte Reichweite von 435 Millionen und ein Werbewert von zwölf Millionen Euro erzielt“, sagt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Auf internationaler Ebene könne man davon ausgehen, dass der Wert sogar noch deutlich höher liege. „Wir haben uns als attraktives Sport- und

„Austria Tirol House“ in London war im altehrwürdigen Trinity House in der Nähe der Tower Bridge untergebracht. Medaillensieger aus aller Welt und Multiplikatoren aus den verschiedensten Bereichen gaben sich dort die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Zusätzlich existierte aber auch ein viel besuchter, öffentlich zugänglicher Außenbereich. Die Gäste durften sich dort von den kulinarischen, musikalischen und gastgeberischen Qualitäten Tirols überzeugen. Dass das „Herz der Alpen“ auf all diesen Ebenen überzeugte, belegt unter anderem die Tatsache, dass Medien das „Austria Tirol House“ unter die beliebtesten Nationenhäuser wählten.

Josef Margreiter gerät noch immer ins Schwärmen, wenn er von der Atmosphäre spricht. „Die Zusammensetzung der Gäste war bunt gemischt, alle Bereiche und Branchen waren vertreten.

„Wir haben uns als attraktives Sport- und Urlaubsland, aber auch als interessanter Wirtschaftsstandort präsentiert.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

© TIROL WERBUNG

27

Schneefall in London: Skistar Niki Hosp gibt im Rahmen des Tirol Snow Days ein TV-Interview.

Im Mittelpunkt standen natürlich unsere aktiven Sportler und Legenden.“ Auch die Modeschöpferin Vivienne Westwood ließ es sich in London nicht nehmen, mit ihrem Ehemann Andreas Kronthaler bei der Eröffnung des „Austria Tirol House“ vorbeizuschauen. Nicht zuletzt ließ man es mitten im Juli in London beim „Tirol Snow Day“ schneien. Die unerwartete weiße Pracht sorgte für einen regelrechten Ansturm von Medien und Gästen – ein Kunststück, das man in Sotschi mit dem Besuch des russischen Präsidenten Putin wiederholen konnte.

Und darum ging es auch. „Für uns waren zwei Parameter ausschlaggebend: Zum einen, was wir qualitativ erreicht haben, von jedem einzelnen Moment der Begegnung – also der gelebten Werbung bis zur medialen Wirkung. Die andere Komponente war die quantitative, die sich auf den Werbewert fokussiert“, führt Margreiter aus. Die „Tirol-Maschine“ lief jedenfalls wie geschmiert. Laufend wurden Inhalte aus den Häusern für die Medien verbreitet. Zahlreiche Pressetermine standen auf der Tagesordnung.

guten Stern und das Timing war perfekt. „Zum Start der Spiele ist die Entscheidung gefallen, Klettern ins olympische Programm aufzunehmen. Das hat uns kommunikativ zusätzlich geholfen“, freut sich Josef Margreiter über die damalige glückliche Fügung.

Auch die Tiroler Kletterwand erwies sich als ein Volltreffer. „Unser Angebot wurde rege angenommen, schließlich haben im Schnitt rund 40.000 Menschen täglich das Einkaufszentrum „Rio Sul“ fre-

quentiert, in dem Sportklettern an unserer Wand erlebt werden konnte. Schon bei der Eröffnung der 13 Meter hohen Anlage waren mehrere hundert internationale Gäste aus Sport, Wirtschaft und Medien zu Gast“, so Margreiter.

Erfolgsverwöhnt hegt man natürlich auch schon Zukunftspläne. Schließlich stehen die Olympischen Winterspiele in Südkorea vor der Haustüre. Allzu konkret sind diese Pläne allerdings noch nicht.

Und das hat einen guten Grund: Olympia 2026. „Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang wollen wir uns gemeinsam mit dem ÖOC sowie hoffentlich auch mit der Österreich Werbung, Innsbruck und weiteren Partnern der internationalen Öffentlichkeit präsentieren“, erklärt Margreiter. „Wie der Tiroler Auftritt aussehen kann, wird wohl auch davon abhängen, welches Ergebnis die Olympiaabstimmung am 15. Oktober bringt.“ Die exakte Form ist also noch unklar.

Das Ziel steht aber schon fest: Gold für Tirol. ×

ZAHLEN UND FAKTEN LONDON

40.000 Gäste

500 Medienvertreter

Partnerregionen: Innsbruck, Paznaun-Ischgl, Kitzbüheler Alpen, Zillertal

Kletterwand und Zukunftspläne.

Doch es müssen nicht immer komplette Gebäude sein, um die Marke Tirol ins rechte Licht zu rücken. Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio präsentierte sich Tirol mit einer Kletterwand im Einkaufszentrum „Rio Sul“. „Eine Kletterwand hatte sich idealerweise angeboten, weil sie ein weithin sichtbarer Werbeträger ist und perfekt zum alpin geprägten Tirol-Image passt“, meint Margreiter dazu. Der TirolAuftritt in Brasilien stand unter einem

SOTSCHI

25.000 Gäste ¹

500 Medienvertreter

60 TV-Teams ²

Partnerregionen: Innsbruck, Paznaun-Ischgl, Seefeld, Zillertal

¹ 6.300 im Haus – B2B, 18.700 im öffentlichen Bereich – B2C ² berichteten aus dem Haus (u. a. RTV – Russland, BBC, Sky, NBC, CNN, CCTV – China, ARD / ZDF, SRG, RAI), ORF hat sein Olympiastudio im Haus integriert

28 OLYMPIA SAISON

1

2

Made in Tirol Viele Tiroler Unternehmen haben umfangreiche Erfahrung, was sportliche Großevents anbelangt. Ihre Expertise, ihre Produkte, ihr Wissen sind gefragt – auch bei Olympischen Winterspielen.

VON SUSANNE GURSCHLER

M © BELLUTTI – PLANEN

anchmal muss es ruckzuck gehen – und wer liefern kann, hat die Nase vorn.

Das Unternehmen Bellutti – Planen mit Stammsitz in Innsbruck und Niederlassungen in Wien und Klagenfurt bewies 2015, dass es höchstem Druck standhält und äußerst flexibel ist.

Bei den in Vail/Beaver Creek stattfindenden Skiweltmeisterschaften war es

zu Stürzen gekommen. Die Veranstalter meldeten sich an einem Freitagabend bei Firmenchef Arthur Bellutti mit der dringenden Bitte, ihnen Sicherheitstorflaggen zu liefern. Diese verfügen über einen speziellen Sicherheitsverschluss, sodass sich die Flaggen im Bedarfsfall automatisch von den Stangen lösen und ein Sturz vermieden wird. Übers Wochenende fertigte das Unternehmen in der Produktionsstätte Klagenfurt 280 Sicherheitstorflaggen. Zwei

„Die Entscheidungen fallen sehr spät. Wir haben maximal zwei Monate Zeit, die 50.000 Startnummern zu produzieren.“ ARTHUR BELLUTTI, BELLUTTI – PLANEN

Mitarbeiter reisten mit vier Koffern nach Vail – eine Stunde vor Beginn des ersten Wettbewerbs konnten die Flaggen befestigt werden.

Viele Tiroler Unternehmen verfügen gerade im Wintersportbereich (siehe Infobox) über fundiertes Wissen, umfangreiches Know-how und entsprechende Produkte. Sie sind gerüstet, wenn es um die Ausstattung von internationalen Bewerben geht – zwei Beispiele für viele.

Kurzfristig bereit. Bellutti – Planen ist seit Jahrzehnten bei internationalen Wintersportveranstaltungen gefragt. So stattete die Gruppe zahlreiche Ski-Weltmeisterschaften und die letzten drei Olympischen Winterspiele in Turin, Vancouver und Sotschi unter anderem mit den Startnummern für die Athleten aus. „Pro Olympiade sind es rund 50.000 Startnummern, wobei ein Set rund 200 Stück umfasst, hochgerechnet auf alle Sportarten, dazu die Westen des Personals“, so Firmenchef Arthur Bellutti.

Es ist vor allem das technische Know-how,

© BELLUTTI – PLANEN, DANZL + PARTNER

29

… mit GENUSSlöffeln und

SchauBauernhof ... für ein Bewusstsein über den Kreislauf hochwertiger LEBENsmittel Bellutti – Planen stattete die Olympischen Winterspiele in Turin, Vancouver und Sotschi aus.

2

Danzl + Partner projektierte bei den Olympischen Spielen in Sotschi den gesamten Snowboard- und Freestyle-Bereich.

das Bellutti – Planen den entscheidenden Vorteil gegenüber Mitbewerbern gibt. Das Stretchmaterial ist schwer zu bedrucken, die Startnummern müssen aber einwandfrei erkennbar sein. Durch Sublimationsdruck, bei dem die Nummern zuerst auf Papier gedruckt und die Farbe dann mittels Thermotransfer auf das Material übertragen werden, erreicht man, dass diese tief ins Gewebe eindringt und dass die Nummern auch bei starker Dehnung des Materials nicht verblassen. Neben dem Know-how braucht es Kapazitäten, Aufträge auch kurzfristig zu erledigen. „Die Entscheidungen fallen sehr spät.

Wir haben maximal zwei Monate Zeit, die 50.000 Startnummern zu produzieren“, erläutert Bellutti.

30 Jahre Erfahrung mit Großveranstaltungen im Wintersportbereich machen sich da bezahlt. „Wir haben einen ausgezeichneten Ruf in der Branche, verfügen über hervorragende Kontakte, besuchen die FIS-Kongresse und kennen die meisten Verantwortlichen“, so der Firmenchef.

LEBENSmittel aus Heumilch von Kuh, Schaf & Ziege SchauSennerei mit GENUSSlöffeln | SchauBauernhof Restaurant | Ab-Hof-Verkauf

© Hubert Aschenwald

1

TEL +43 (0) 5285 62713 | erlebnis@sennerei-zillertal.at w w w. e r l e b n i s s e n n e r e i - z i l l e r t a l . a t

30 OLYMPIA UND TIROL

„Wir Zudem testet das Unternehmen laufend neue Materialien und entwickelt innovative Produkte wie etwa die Sicherheitstorflaggen.

Gerade weil sich Bellutti – Planen intensiv mit den Themen Sicherheit und Marketing im Sport auseinandersetzt, rechnet sich Arthur Bellutti „äußerst reelle Chancen aus, bei einer OlympiaBewerbung Innsbrucks, nach dem Bestbieterprinzip, das Branding für die gesamten olympischen Spielstätten zu bekommen“. Nicht nur seine Gruppe, sondern viele andere Tiroler Firmen würden direkt und indirekt von einer Austragung der Olympischen Spiele im eigenen Land profitieren.

sind für die Zukunft sehr motiviert, auch wieder „olympische“ Aufträge anzunehmen.“

KLAUS DANZL, DANZL + PARTNER

Positive Steigerung. Ein Unternehmen, das anlässlich der Wettbewerbe in Sotschi von sich reden machte, war Danzl + Partner aus Hochfilzen, spezialisiert auf die Projektierung von Outdoor-Anlagen.

So plante der Unterländer Betrieb etwa eine Biathlonstrecke in der Nähe von Jekaterinburg im Uralgebirge und wirkt seit

Know-how für Großevents Tiroler Unternehmen sind fit für Großveranstaltungen wie Olympia und für die Ausstattung von Sportereignissen – und haben das bereits unzählige Male unter Beweis gestellt.

O

hne Anspruch auf Vollständigkeit können hier Unternehmen wie Steinbach Alpin in Oberndorf (Beschneiungsbalken), die Thaurer Tyromont Alpin Technik GmbH (Rettungsausrüstung), Kahlbacher Machinery GmbH (Kitzbühel, Pistenräumgeräte), AST Eis und Solartechnik GmbH mit Headquarter in Reutte (Eislaufanlagen) oder Axess AG (Ticketing und Zutrittssysteme; Hauptsitz Salzburg, Produktion Innsbruck) genannt werden.

Allein in Sotschi betrug das Exportvolumen österreichischer Firmen rund 1,3 Milliarden Euro. Zu den dort involvierten Firmen gehörten unter anderem Leitner ropeways und Prinoth GmbH,

die ein Auftragsvolumen von rund 15 Millionen Euro für sich verbuchen konnten.

Die Swarco AG aus Wattens stattete die Tunnel aus, die Tiroler Rohre GmbH TRM Hall lieferte Leitungen für Beschneiungsanlagen, das international tätige Ingenieurbüro ILF Beratende Ingenieure (Rum) erstellte den Masterplan für den Winterkurort Rosa Khutor, die Fieberbrunner Köck & Bachler GmbH stattete die Gastronomiebetriebe aus und GE Jenbacher lieferte Gasmotoren, Generatoren und Wärmkraftzentralen; Solar-Kollektoren kamen von der TiSUN GmbH aus Söll, die Beleuchtung der Central Park Bridge besorgte Bartenbach Lichtgestaltung aus Aldrans. ×

längerem bei den internationalen Biathlonbewerben in seiner Heimatgemeinde mit.

Nicht zuletzt die hervorragenden internationalen Kontakte hatten dazu geführt, dass die Firma den Auftrag erhielt, für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi das Areal für die Snowboard- und Freestyle-Bewerbe mit zwei Stadien zu projektieren. „Durch die gute Vernetzung mehrerer kleinerer Büros im Kompetenzzentrum Kitzbühel können solche Aufträge schlagkräftig abgewickelt werden“, so Geschäftsführer Klaus Danzl.

Insgesamt vier Jahre nahmen allein die Planungen für Sotschi in Anspruch. „Die Fertigstellung der Anlage und die Durchführung der ersten Weltcupbewerbe erfolgte Mitte Februar 2013. Im Jahr 2014 fanden dann die olympischen Wettbewerbe statt”, erläutert Danzl und fügt hinzu, dass die Projektierung selbst nicht die größte Herausforderung war, sondern die Abstimmung aller Begehrlichkeiten und Wünsche der Beteiligten wie FIS, Olympisches Komitee, Nationale Skiverbände und Betreiber.

Der große Einsatz machte sich bezahlt. Die Bekanntheit von Danzl + Partner habe sich durch die internationalen Aufträge „sehr positiv gesteigert“. Und: „Die Referenzen aus den Planungen für Olympia sind auch wichtige Referenzen für weitere Planungen für sportliche Großevents“, betont Danzl. So gewann sein Unternehmen zum Beispiel 2014 den EU-weiten Wettbewerb für die Generalplanung der Neubauten für die Biathlon WM 2017 in Hochfilzen und konnte diese umsetzen. „Aufträge für den nächsten OlympiaAustragungsort Pyeongchang 2018 wurden unsererseits auf Grund der Auslastung für die Biathlon WM 2017 und der Entfernung zu Südkorea nicht verfolgt. Jedoch sind wir für die Zukunft sehr motiviert, auch wieder ‚olympische’ Aufträge anzunehmen“, resümiert Danzl. ×

© DANZL + PARTNER

SAISON

31

Die Entry Modelle „Limited Edition“.

Besonders starke Einstiegspreise.

ab € 18.900,–*

ab € 10.900,–*

Die bekannten Einstiegsmodelle von Volkswagen Nutzfahrzeuge präsentieren sich jetzt noch attraktiver. Bei ausgewählten Modellen profitieren Sie bis Ende des Jahres von einer noch besseren Einstiegspreisposition.

*Unverbindl., nicht kart. Richtpreise exkl. MwSt. Limited Edition erhältlich bis 29.12.2017 bzw. so lange der Vorrat reicht Kraftstoffverbrauch: 5,6 – 7,4 l/100 km. CO₂-Emission: 131 – 193 g/km. Symbolfoto.

6020 Innsbruck Haller Straße 165 Telefon +43 512 2423-0 www.vowainnsbruck.at

6020 Innsbruck Mitterweg 26 Telefon +43 512 22755 www.porscheinnsbruck.at

ab € 21.900,–*

32

MAGAZIN

Vermieterakademie online Mit der Online-Plattform „eVermieterakademie Tirol“ soll das Weiterbildungsangebot für Tirols Privatvermieter künftig jederzeit zur Verfügung stehen.

© VERBAND DER TIROLER TOURISMUSVERBÄNDE

S

eit rund vier Jahren bietet die Vermieterakademie Tirol Schulungen und Kurse für kleinstrukturierte Tourismusbetriebe. 600 Veranstaltungen wurden bislang organisiert und dabei über 5.500 Teilnehmer gezählt. Nun wird mit der OnlinePlattform „eVermieterakademie Tirol“ der nächste Schritt gesetzt.

Dabei kommen nicht nur neue digitale Inhalte zum bisherigen Angebot hinzu, alle Inhalte sind damit auch jederzeit abrufbar.

Kursteilnehmer können sich digital ihre Unterlagen abholen, Video-Tutorials sollen die Umsetzung des Gelernten in der Praxis erleichtern.

Nach einer Pilotphase, die in den letzten Wochen erfolgreich im Stubaital abgewickelt wurde, startet ab August 2017 eine finale Testphase in weiteren Tourismusverbänden, sodass ab Jahresbeginn 2018 der Echtbetrieb starten kann. Alle Infos zum Angebot der Vermieterakademie Tirol gibt es unter: www.tirol.gv.at/tourismus/ vermieterakademie/ ×

Präsentierten die eVermieterakademie Tirol: Anton Habicher (Landestourismusabteilung), Katrin Perktold (Verband der Tiroler Tourismusverbände), ITProfi Markus Mitterdorfer und Gerhard Föger (Leiter der Landestourismusabteilung, v. l.).

Nachhaltiger Vorreiter NEUER GESCHÄFTSFÜHRER FÜR TVB IMST Seit 1. August ist Thomas Köhle Geschäftsführer beim TVB Imst, er folgt auf Bernhard Rauscher. Köhle war zuvor Geschäftsführer bei den Bergbahnen See.

PAESOLD GEHT NACH ELF JAHREN Gernot Paesold verlässt im Herbst die Geschäftsführung der Zillertal Tourismus GmbH, der er seit der Gründung im Jahr 2006 vorstand.

Die TVB-Obleute danken Paesold ausdrücklich für die geleistete Arbeit.

KARENZVERTRETUNG IN OSTTIROL Otto Trauner übernimmt interimistisch die Führung des TVB Osttirol, in den auch die Osttirol Werbung eingegliedert ist, während sich Geschäftsführerin Barbara Nussbaumer in Karenz befindet.

Der Geschäftsführer des Congress Centrum Alpbach Georg Hechenblaikner wurde für seine besonderen Verdienste im Bereich der Kongressveranstalter mit dem Austrian Congress Award geehrt.

I

m Juni zeichnete das Austrian Convention Bureau (ACB) im Rahmen seiner Jahrestagung in Saalfelden/ Leogang Vorreiter der österreichischen Kongressindustrie mit dem Austrian Congress Award aus. Der Preis wird jährlich an Branchenvertreter verliehen und ging heuer unter anderem an Georg Hechenblaikner, Geschäftsführer des Congress Centrum Alpbach. „Für mich ist Georg Hechenblaikner ein Vorreiter, ein Idealist, ein Realist und ein Verwirklicher, der es geschaff t hat, ein ganzes Tal auf ein Thema einzuschwören, für das Thema Kongresse allgemein zu begeistern und dessen Wichtigkeit und Wertschöpfung schätzen zu lernen“, begründet Veronika Handl, Leiterin des Convention Bureau Tirol, die Entschei-

© AUSTRIAN CONVENTION BUREAU

PROFILE

Daumen hoch: Veronika Handl vom Convention Bureau Tirol, Preisträger Georg Hechenblaikner vom Congress Centrum Alpbach und Christian Mutschlechner, Präsident Austrian Convention Bureau (v. l.)

dung. Alpbach als Best-Practice-Beispiel im Bereich Nachhaltigkeit in der Tagungsbranche zu etablieren, ist das erklärte Ziel Georg Hechenblaikners. ×

33

KULTURTIPPS

Neuer Tirol Shop

VON ES THER PIRCHNER

Im Juli wurde am Burggraben in Innsbruck, direkt neben der Innsbruck Information ein zweiter Tirol Shop eröff net.

Der Österreichische Alpenverein stellt mit seinem neuen „Booklet Bergwandern“ die Sicherheit im alpinen Gelände in den Vordergrund.

J

eder dritte tödliche Alpinunfall in Österreich passiert beim Wandern. Das neue „Booklet Bergwandern“ des Alpenvereins widmet sich deshalb dem Thema Sicherheit und liefert alles, was Wanderer wissen müssen, um möglichst sicher und risikobewusst in den Bergen unterwegs zu sein und ihren Sport uneingeschränkt genießen zu können. Die Themen: Ausrüstung, Tourenplanung, Wetter, Orientierung, Bewegungstechnik, Verhalten im Notfall und Tipps zum Wandern mit Kindern. × Die Broschüre ist im Online-Shop des Alpenvereins erhältlich: www.alpenverein.at/shop

© WEI SRAUM © CONCERTO STELLA MATUTINA

BAROCKMUSIK IM KONZERT Glanz und Höhepunkte österreichischer Barockmusik präsentiert das Ensemble Concerto Stella Matutina im Rahmen der Innsbrucker Abendmusik. Zwölf Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber erinnern an die Hochblüte der Musik in Innsbruck.

7. 10. 2017, Collegium Canisianum, Innsbruck

© LJUBO STEFANOV, TAMARA KOTEVSKA

Sicherheit am Berg

Logos prägen das Bild, das wir von Firmen haben.

Sie sind im Alltag auf Verpackungen, Werbetafeln, Geschäftsschildern präsent. Anhand von rund 70 Firmenlogos erzählt das WEI SRAUMforum eine (Bilder-)Geschichte der Tiroler Unternehmen.

26. 9. bis 2. 11. 2017, WEI SRAUMforum, Innsbruck

RANEWITTER

Eröffneten den neuen Tirol Shop am Innsbrucker Burggraben: Kerstin Zangerl (Shopleiterin), WK-Präsident Jürgen Bodenseer, Landeshauptmann Günther Platter und Tirol WerbungGeschäftsführer Josef Margreiter (v. l.).

WIRTSCHAFT IN BILDERN

© ALPENVEREIN/K

© TIROL SHOP

F

ünf Monate wurde in den denkmalgeschützten Räumlichkeiten am Burggraben 3 renoviert, Mitte Juli konnte Eröffnung gefeiert werden, zu der unter anderem auch Landeshauptmann Günther Platter, WK-Tirol-Präsident Jürgen Bodenseer und Tirol Werbung-Geschäftsführer Josef Margreiter kamen.

Für die Gestaltung des Shops zeichnete das renommierte Architekturbüro Snøhetta mit Sitz in Innsbruck in Kooperation mit der international tätigen Tiroler Designerin Nina Mair verantwortlich, die bereits dem Hauptgeschäft in der Maria-TheresienStraße ein neues Aussehen verliehen hat. „Ich bin sehr stolz auf die Entwicklung des Tirol Shops – vor 16 Jahren haben wir mit dem Verkauf von wenigen Accessoires begonnen und inzwischen können wir unseren Kunden ein breites Sortiment anbieten“, freute sich die Geschäftsführerin des Tirol Shops Claudia Pichler. ×

NATUR IN FILMEN Das Innsbruck Nature Film Festival versammelt Dokumentationen über die Natur zu einem Festival der Vielfalt. Mit dabei ist die Dokumentation „Lake of Apples“ über die Sanierung des Prespasees und die dadurch gelungene Erhaltung der Biodiversität.

10. bis 13. 10. 2017, Leokino, Innsbruck

WEITERE VERANSTALTUNGEN 41. Kirchtag mit Volksmusik und Handwerk 24. 9. 2017, 9.30–17 h, Museum Tiroler Bauernhöfe, Kramsach, www.museum-tb.at Johann Zach: Stabat mater, Missa solemnis 8. 10. 2017, 19.30 h, Dom zu St. Jakob, Innsbruck www.musikplus.at Ambraser Glasgespräche 03 mit Johann Kräftner 11. 10. 2017, 18.30 h, Schloss Ambras, Innsbruck www.schlossambras-innsbruck.at Konzert: Kollegium Kalksburg 27. 10. 2017, FeuerWerk, Fügen www.binderholz-feuerwerk.com

34 MAGAZIN SAISON

„Den Bedürfnissen der Reisenden gerecht werden“ Die Art, sich über Reisen zu informieren und diese zu buchen, verändert sich.

Für diesen Paradigmenwechsel sorgen unter anderem neue Tools von Google.

Sher Khan, Leiter des Bereiches „Google Travel – Vertical Search” für verschiedene Märkte in Europa, Nahost und Afrika, gibt Einblicke, wie man beim Suchmaschinenriesen am perfekten Reiseerlebnis arbeitet.

© VALERIE BRUGGER

D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E M A R K U S S T EG M AY R .

„Nutzer greifen immer öfter zum Smartphone, um noch schneller fundierte Entscheidungen zu einer Reise treffen zu können.

Für Werbetreibende in der Reisebranche hat dieses Phänomen massive Auswirkungen, da der gesamte geräte- und kanalübergreifende Buchungsprozess betroffen ist.“ SHER KHAN, LEITER DES BEREICHES „GOOGLE TRAVEL – VERTICAL SEARCH“

S

AISON: Herr Khan, Google beschäftigt sich seit geraumer Zeit auch mit dem Reisen. Welche grundlegenden Funktionen und Eigenschaften stecken hinter „Google Trips“? SHER KHAN: Googles neuestes Reisetool startete im vergangenen Herbst, die Google Trips-App. Ziel dieser App ist es, dem Nutzer die AktivitätenPlanung an der Reisedestination zu vereinfachen, indem Empfehlungen für Restaurants, Tagesausflüge, Sehenswürdigkeiten und vieles mehr gegeben werden. Die App kann dem Nutzer während der Reise ebenfalls wichtige Informationen anzeigen, wie beispielsweise die eigene Hotelbuchungs-Information, Infos zum eigenen Flug oder Restaurant-Buchungen, welche aus einer E-Mail auf Gmail stammen und in die App übertragen werden. All diese praktischen Informationen stehen anschließend auch im Offline-

Modus zur Verfügung und können so ohne Roaming und zusätzliche Kosten jederzeit eingesehen werden.

Google Trips ist somit der ideale Reisebegleiter für unterwegs.

Ein weiteres Angebot nennt sich „Google Destinations“. Dank „Reiseziele auf Google“ – oder englisch eben „Google Destinations” – finden Nutzer in der Google-Suche bei Eingabe eines gewünschten Ortes, Landes oder Kontinents in Kombination mit Begriffen wie „Reiseziel“ eine übersichtliche Zusammenstellung reiserelevanter Optionen und Informationen in der Form von Bildern, Videos und Google-Maps-Einträgen.

Ob Städte-Kurztrip nach Athen oder Entdeckungsreise durch Asien – Google bietet Inspiration für die nächste Urlaubsplanung, aber vereinfacht auch die konkrete Reiseplanung.

35

Welche Aufgabe kommt in diesem Kontext dem „Google Assistant“ zu? Google ist heute weit mehr als eine Suchmaschine, sondern ein eigentlicher Assistent im Alltag und auf Reisen, sofern ein Nutzer dies wünscht. So versuchen wir dem Nutzer stets zu bieten, was er an Informationen benötigt, gegebenenfalls auch ohne proaktive Suche.

Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie hätten eine Reise nach Innsbruck geplant samt Flug und Hotel.

Google erinnert Sie einige Stunden vor Abflug proaktiv auf dem Smartphone, wann der Abflug geplant ist, von welchem Gate, ob der Flug Verspätung hat und wie Sie am besten vom aktuellen Standort zum Flughafen gelangen, ganz egal ob mit dem Auto oder mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, je nach Verkehrslage. Nach Ihrer Landung in Innsbruck zeigt Ihnen Google, wie Sie am einfachsten zum Hotel kommen, auch wieder je nach Verkehrslage – diese Erinnerungen entstehen aus Reisebestätigungs-E-Mails, die sich in Ihrem GmailAccount befinden.

So vereinfacht Ihnen Google nicht nur die Reiseplanung, sondern gleich das gesamte Reiseerlebnis – natürlich immer nur, wenn ein Nutzer dies wünscht und den Google Assistant oder den Standortverlauf aktiviert.

Wie verändert sich durch diese Tools Ihrer Erfahrung nach das Buchungs- und Reiseverhalten der reisenden Nutzer? Nun, die Frage stellt sich aus meiner Sicht genau umgekehrt – und zwar dass Tools und Dienste, ob on- oder offline, auf das veränderte Reiseverhalten angepasst werden sollten, um den aktuellen Bedürfnissen der Reisenden gerecht zu werden. Unter anderem mit Hilfe zahlreicher Studien versuchen wir bei Google besser zu verstehen, was sich die Nutzer genau wünschen, wie sie es wünschen und entsprechend auch suchen; aus diesen Erkenntnissen entwickeln wir unsere Produkte im Sinne der Nutzer weiter, so dass wir dem reiseinteressierten Nutzer die bestmöglichen Informationen zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Nachricht im richtigen Format liefern können.

Denn wir wissen: Vor einer Reisebuchung wird in den allermeisten Fällen online recherchiert. Der mobile Anteil von Besuchern auf Reise-Webseiten ist in den USA bereits auf 40 % gestiegen. Solche Augenblicke sind für Unternehmen in der Reisebranche besonders relevant, da in diesen die Vorlieben der Nutzer geprägt und bestimmte Wahlen getroffen werden. Was in diesen Momenten passiert, hat letztendlich Einfluss auf die Buchungsentscheidung.

Kurzum: Nutzer greifen immer öfter zwecks kürzerer Sitzungen zum Smartphone, um noch schneller fundierte Entscheidungen zu einer Reise treffen zu können. Für Werbetreibende in der Reisebranche

hat dieses Phänomen massive Auswirkungen, da der gesamte geräte- und kanalübergreifende Buchungsprozess betroffen ist.

Was bedeuten diese Innovationen und Veränderungen für die Hotellerie und den Tourismus insgesamt?

Bei Google arbeiten wir täglich daran, das Reiseerlebnis für unsere Nutzer zu verbessern. Mithilfe unserer Dienste bieten wir aber auch unseren Partnern aus der Hotellerie die Möglichkeit, den potenziellen Gast in jeder Phase der Reisetätigkeit – vom Träumen über die Planung und Buchung bis zur Orientierung an der Reisedestination – zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort mit der richtigen Botschaft ansprechen zu können. So kann man gezielt vom Trend zur Digitalisierung profitieren und das eigene Geschäftswachstum vorantreiben.

Das heißt konkret? Die Hotellerie ist heute mehr denn je gefragt, die Möglichkeiten der Digitalisierung für sich zu nutzen und auszuschöpfen, indem im Betrieb eine gepflegte Online-Präsenz aufgebaut wird mit Responsive Websites, aktualisierten Listings wie beispielsweise auf Google My Business und wichtigen Informationen zum Betrieb wie zum Beispiel Öffnungszeiten, Fotos zum eigenen Hotel und eine Beschreibung. Zusätzlich ist es wichtig, Distributionskänale zu verwenden, welche Direktbuchungen steigern können, sowie HotelMetasearch-Kanäle wie zum Beispiel Google Hotel Ads. Bei Google Hotel Ads ermöglicht ein aktueller Daten-Feed mit Informationen zu Zimmer-Eigenschaften und Preisen für unterschiedliche Buchungszeiträume einem Hotel eine zusätzliche Strategie, um Direktbuchungen aufbauen zu können. Potenzielle Gäste sehen so die Anzeigen zum Hotel, wenn sie aktiv ein Hotel buchen möchten. Der Hotelier bezahlt aber nur dann, wenn die eigene Anzeige zu einem Klick oder einer Buchung führt – mittlerweile bietet Google auch Abrechnungsmodelle an, bei dem ein Hotelier nur dann eine Provision bezahlt, wenn der Gast auch wirklich im Hotel übernachtet – dies ist für ihn als Werbender also komplett risikofrei.

Vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON Mag. Sher Khan leitet den Bereich „Google Travel – Vertical Search” für verschiedene Märkte in Europa, Nahost und Afrika und ist in dieser Funktion auch für Österreich verantwortlich. Bei der diesjährigen Auflage von Tourism Fast Forward in Mayrhofen hielt er die Keynote zum Thema „Digitalisierung im Tourismus“ und den Bereich Reise bei Google.

×

Partner der Vermieterakademie Tirol

EINANDER VERSTEHEN. AUFEINANDER VERTRAUEN. MITEINANDER GESTALTEN.

© Klaus Kranebitter

.Als Partner der Vermieterakademie des Landes Tirol und des Verbandes der Tiroler Tourismusverbände geben die ReferentInnen der Tiroler Raiffeisenbanken ihr fundiertes Wissen weiter. Das ermöglicht Tiroler Tourismusbetrieben, Investitionsvorhaben realistisch einzuschätzen und die Zusammenarbeit mit ihrer Bank positiv zu gestalten.

TIROLWEIT IN IHRER NÄHE

•BEZIRK REUTTE Ehrwald Elbigenalp Lermoos-Biberwier Tannheim

Alexander Trs Florian Degasperi Wilfried Hohenegg Hubert Kotz

•BEZIRK LANDECK Paznaun-Galtür Paznaun-Ischgl Ried Ried Serfaus-Fiss Serfaus-Fiss St. Anton St. Anton Zams

Paul Pfeifer Robert Aloys Peter Kathrein Werner Kuntner Anton Hochenegger Martin Westreicher Josef Chodakowsky Mario Thurner Christian Thoeni

•BEZIRK IMST Imst Längenfeld Pitztal-Wenns Sölden

•BEZIRK INNSBRUCK LAND

•BEZIRK KUFSTEIN

Axams Fulpmes-Telfes Fulpmes-Telfes Hall In Tirol Hall In Tirol Kematen Matrei a. Brenner Neustift Neustift Seefeld Steinach Telfs-Mieming

Alpbach Kufstein Kufstein Kufstein Wildschönau Wildschönau

Gregor Reitmair Christian Eisendle Margot Walch Peter Grassl Sonja Pesjak Mario Plattner Erich Nagele Stefan Jenewein Thomas Maier Horst Mayr Andreas Mantl Andreas Wolf

•BEZIRK KITZBÜHEL Kitzbühel-Fieberbrunn Alen Prcic Kitzbühel-Kirchberg Thomas Erber St. Ulrich-Waidring Reinhard Woerter

•BEZIRK INNSBRUCK

•BEZIRK LIENZ

Innsbruck Innsbruck Innsbruck

Lienz in Osttirol Sillian

Frank Oberhauser Markus Tollinger Simone Sprenger-Ungerank

Manfred Zeller Hannes Lottersberger Helmut Haselsberger Markus Guggenberger Andreas Breitenlechner Kajetan Gfoeller

Karl Brunner Johann Lusser

•BEZIRK SCHWAZ Fraenk Reiter Hannes Gstrein Andreas Eiter Claus Scheiber

Eben-Pertisau Fügen Hippach Mayrhofen

Walter Partl Elisabeth Nail Peter Gomig Bernhard Heim

AUS TIROL FÜR TIROL. www.raiffeisen-tirol.at

E N TG E LT L I C H E E I N S C H A LT U N G

37

Bildungsoffensive für Unternehmer am WIFI Tourismus Im Herbst 2017 geht das WIFI Tourismus mit einer Reihe von Praxislehrgängen für Unternehmer, Betriebsnachfolger und Führungskräfte an den Start. Norbert Schöpf, Produktmanager für Tourismus, bringt im Kurzinterview die wichtigsten Infos auf den Punkt.

Kostenlose Informationsveranstaltungen zu den Lehrgängen: • Diplomlehrgang Hotelmanagement: Donnerstag, 28. 9. 2017, 17.30–19 Uhr • Diplomlehrgang F&B Management: Donnerstag, 28. 9. 2017, 15.30–17 Uhr • Diplomlehrgang Gasterlebniscoach: Montag, 25. 9. 2017, 18.30–20 Uhr • Online Marketing für Touristiker: Lehrgangsstart 20. 9. 2017, 9 Uhr Um vorherige Anmeldung wird gebeten.

KONTAKT

W

er an das WIFI denkt, denkt an praxisnahe, berufliche Weiterbildung – wie schaut das Angebot für Unternehmer aus?

NORBERT SCHÖPF: Am WIFI Tourismus haben wir diesbezüglich eine Initiative gestartet und bieten beispielsweise den Diplomlehrgang Hotelmanagement, in dem Unternehmer gecoacht von Praktikern ihr eigenes Betriebskonzept inklusive Businessplan entwickeln. Das Ausbildungskonzept bringt einen enormen Mehrwert, speziell wenn ein Umbau, eine Neuausrichtung des Betriebskonzepts oder eine Betriebsübernahme geplant ist.

Wie sieht es im Bereich Gastronomie aus?

An die gastronomischen Führungskräfte wenden wir uns mit dem Diplomlehrgang F&B Management. Themen wie Personal-

planung, Marketing, Budgeterstellung und Controlling, aber auch Foodtrends und Teambuilding vermitteln den Teilnehmern die Kompetenz, einen Gastronomiebetrieb erfolgreich zu führen.

Social Media und Digitalisierung etc. sind derzeit in aller Munde. Inwieweit spielen diese Zukunftsthemen eine Rolle?

Jawohl, die erwähnten Lehrgänge sind mit diesen Themen durchsetzt und am Stand der Technik. Zusätzlich bieten wir beispielsweise einen eigenen Lehrgang

Ansprechpartner Norbert Schöpf Tel.: 0590905-7274 norbert.schoepf@wktirol.at

„Online Marketing für Touristiker“, wo wir uns intensiv mit Dr. Google, Facebook, Instagram und den (Werbe-)Möglichkeiten dieser modernen Kommunikationsmittel auseinandersetzen. Wir sind aber auch der Meinung, dass der Mensch und das Thema Gastlichkeit auf keinen Fall zu kurz kommen dürfen. Wie unvergessliche Urlaubserlebnisse entstehen und was der Unternehmer und seine Mitarbeiter dazu beitragen können, um ihre Gäste zu begeistern, darum geht es im Kompaktlehrgang „Gasterlebniscoach“. ×

„Eine starke Arbeitgebermarke auf­ bauen, kompromisslose Mitarbeiter­ orientierung – und die Kundenbe­ geisterung kommt von alleine!“ KLAUS KOBJOLL IM DIPLOMLEHRGANG HOTELMANAGEMENT DES WIFI-TIROL

© GRAPHIC-CONSULT.ING.COM

© WIFI TIROL (2)

WIFI der Wirtschaftskammer Tirol Egger-Lienz-Straße 116 6020 Innsbruck

38 MAGAZIN

GASTKOMMENTAR

SAISON

Zur Zukunft von Familienunternehmen im Tiroler Tourismus Touristische Familienbetriebe sind wichtige Treiber der Destinationsentwicklung.

Mit einem Anteil von über 90 Prozent prägen sie vor allem in der Hotellerie und Gastronomie die Struktur der Tiroler Tourismusdestinationen. Die Rolle der Unternehmer familiengeführter Betriebe für die Destinationsentwicklung steht jedoch vor vielen Herausforderungen.

© MCI

V O N A N I TA Z E H R E R

F

amilienunternehmen sind nicht nur eine der ältesten, sondern auch die am häufigsten anzutreffende Unternehmensform. Gerade die Tourismuslandschaft in Tirol ist dominiert von familiengeführten Betrieben, die tief verbunden sind mit dem Ort bzw. der Destination; und auch deren Solidarität den Einheimischen gegenüber ist spürbar.

Touristische Familienbetriebe sind aufgrund ihrer Historie authentische Gastgeber – sie stehen für die Identität und Geschichte der Destination und vermitteln diese an den Gast weiter. Sie sind Bindeglied zwischen Einheimischen und Gästen und sehen sich mitverantwortlich für den Erhalt der Destination als Lebensraum.

In Familienunternehmen sind die Systeme Familie und Unternehmen untrennbar miteinander verbunden und treffen tagtäglich mit all ihren Gegensätzen aufeinander. Während das System Familie von Emotionalität geprägt ist, dominieren im System Unternehmen das tägliche Business, die Performance der Unternehmung sowie rationale Entscheidungen. Eine der zentralen Stärken von Familienunternehmen gegenüber NichtFamilienunternehmen und gleichzeitig eine wesentliche Besonderheit ist die enge Verzahnung von Familie und Betrieb, wodurch Entscheidungen in Familienunternehmen gleichermaßen von sachlichen wie emotionalen Motiven geleitet werden. Zudem gelten Familienunternehmen als innovative Initiatoren neuer Produkte und Dienstleistungen sowohl im eigenen Betrieb als auch kooperativ für die gesamte Destination, indem sie beispielsweise aktiv an der Entwicklung und Umsetzung lokaler Veranstaltungen mitwirken oder diese sogar

federführend initiieren. In früheren Generationen wurde die Weiterentwicklung der Destination meist gemeinsam mit anderen Akteuren am Stammtisch vereinbart, heute engagieren sich Unternehmer in verschiedenen Gremien einer Destination.

Familienunternehmen als Gegenpol zur Konzernhotellerie haben aber auch Relevanz in der Preisentwicklung der Destination und versuchen, über persönliche Gästebetreuung und unabhängige Vertriebswege die Preise trotz steigender Bettenkapazitäten konstant zu halten. Diese Rolle der Familienbetriebe ist jedoch von mehreren Seiten gefährdet.

Betriebsübergabe.

In Familienunternehmen sind die langfristige Existenzsicherung der Familie und der Wunsch das Unternehmen als solches zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben, eine herausfordernde Aufgabe. Nur ein kleiner Teil der Unternehmen bewältigt die familieninterne Übergabe über mehrere Generationen hinweg. Der Generationenwechsel in Familienunternehmen hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf den Betrieb und die Familienmitglieder, sondern auch auf die Entwicklung der Destination. Gastgewerbliche Familienbetriebe sind eine wichtige potenzielle treibende Kraft in der Destination, da sie sowohl anteilsmäßig als auch aufgrund ihrer langjährigen Existenz die Identität einer Destination stark prägen.

Bislang befindet sich ein Großteil der touristischen Betriebe im Alpenraum im Eigentum der lokalen Bevölkerung, was einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt.

Allerdings häufen sich lukrative Angebote internationaler

39

Investoren bei gleichzeitiger Abwanderung der jungen, gut ausgebildeten Generation, wodurch die Gefahr einer Verwässerung der Eigentümerstrukturen für die Zukunft besteht. Daher gilt es, die nachkommenden Generationen für Tourismus zu begeistern, um dadurch eine kontinuierliche Unternehmens- und Destinationsentwicklung zu gewährleisten. Dafür ist es essenziell, den richtigen Zeitpunkt für die Unternehmensübergabe zu planen und die nächste Generation rechtzeitig in das Betriebs- und Destinationsgeschehen einzubinden.

Umgang mit neuen Rahmenbedingungen.

Der Druck auf die Familienbetriebe erhöht sich vor allem durch steigende Gästeanforderungen bei sinkender Aufenthaltsdauer, durch steigende Ansprüche der Mitarbeiter, hohe steuerliche Belastungen und steigende allgemeine Kosten sowie die zunehmende Bürokratisierung. Aufgrund der wachsenden Bettenkapazitäten durch die Kettenhotellerie finden sich touristische Familienbetriebe in einer zunehmend aggressiven Marktsituation wieder. Neben der Bewältigung ihrer Führungsaufgaben sind die Unternehmer stark im täglichen operativen Tagesgeschäft eingebunden und sehen sich daher kaum im Stande, sich über die Betriebsführung hinaus für die Destinationsentwicklung zu engagieren.

Kooperationen mit anderen Familienbetrieben wären eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen zu begegnen. Die bestehenden Kooperationen basieren primär auf informellen und vielfach freundschaftlich gewachsenen Beziehungen, die es zu strukturieren gilt, um eine effiziente und erfolgreiche Destinationsentwicklung auch dann zu gewährleisten, wenn die Rahmenbedingungen schwierig werden oder es zu einem Wechsel der Führung aufgrund von Betriebsübergaben kommt. Des Weiteren muss die Zusammenarbeit der Familienbetriebe in einigen Tiroler Destinationen auch in weniger dominanten Geschäftsfeldern, wie etwa dem

Update auf gut österreichisch.

Sommertourismus, gewährleistet werden. Hier gibt es noch Potenziale, insbesondere bei der Ausarbeitung gemeinsamer Ziele.

Erhalt einer positiven Tourismusgesinnung.

Hohe Tourismusintensität führt nicht nur zu wirtschaftlichem Erfolg, sondern auch zu negativen externen Effekten, wie hohe Lebenskosten, Beeinträchtigung der Lebensqualität z. B. durch Umweltbelastungen oder die Abwanderung vor allem junger Familien. Auch Tourismusmüdigkeit kann eine Folge sein. Die Tourismusgesinnung der Familienbetriebe ist positiv zu halten, da die Senior-Unternehmer große Hoffnung in ihre Nachfolger setzen, was die aktive Mitwirkung in der Destinationsentwicklung betrifft. Es muss daher versucht werden, das Interesse der Jugend am Tourismus zu halten und einen generellen Zustand der Tourismussättigung und -ermüdung zu verhindern.

Während die Vorgänger der derzeit führenden Generation häufig wichtige aktive Akteure in der Destinationsentwicklung waren, besteht die Gefahr, dass sich Familienunternehmer in Zukunft nicht zuletzt aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen gezwungen sehen, sich vor allem auf den eigenen Betrieb zu konzentrieren – eine Situation, die die Destinationsentwicklung stark beeinträchtigen könnte. Zudem weisen verschiedene Indikatoren auf eine zunehmende Tourismusmüdigkeit der zukünftigen Generationen hin. Es gilt, diese Herausforderungen aktiv anzugehen, wobei das frühzeitige Einbinden der nächsten Generation sowohl in den Betrieb als auch in das Destinationsmanagement einen wesentlichen Pfeiler darstellt. ×

ZUR PERSON Anita Zehrer ist Leiterin des Zentrum Familienunternehmen am MCI Management Center Innsbruck.

40

Voneinander lernen Wer authentisch ist und im Team arbeitet, ist wirtschaftlich erfolgreicher, so die Erfahrung der Tiroler Wellness-Pioniere. Die Best Alpine Wellness Hotels feiern nach 25 Jahren eine starke Verbindung. Bis das Produkt auch von den Gästen verstanden wurde, dauerte es anfänglich allerdings. Ein Rückblick auf 25 Jahre Feinarbeit.

V O N J A N E K AT H R E I N

E

rfahrungen austauschen – mit diesem Ziel schließt sich Mitte der 1980er Jahre eine kleine Gruppe von Hoteliers in Tirol zusammen. Josef Knabl und Reinhard Schrott sind ihre Berater. „Die Wellnessbewegung hat in Amerika ihren Ausgang genommen. Allerdings lag der Fokus auf Wellbeing und Fitness und wurde überhaupt nicht mit Tourismus in Verbindung gebracht“, erinnert sich Josef Knabl. „Dort hat man dabei eher daran gedacht, mit ausgewählten Angeboten Manager fit und arbeitsfähig zu erhalten. Wir haben erkannt, dass dieser Denkansatz Potenzial für ein touristisches Produkt hat.“ Auch Michaela Thaler erlebte die Geburtsstunde der Alpinen Wellness hautnah mit. Die Tirolerin studierte Wirtschaftspädagogik und kellnerte im Hotel Schwarz

Franz Pirktl vom Hotel Schwarz wird 1992 Präsident der Best Wellness Hotels Austria, einem zu hundert Prozent privaten Verein, der sich aus seinen Mitgliedsbeiträgen finanziert. Schon bald wird im Rahmen des Wellnessgedankens gesunde Ernährung ein Thema, das Verpflegungskonzept „Grüner Punkt“ war geboren.

Wellness hat ihren Preis. Es war eine Zeit des Sich-Findens auch für die Gründer, die sich im nächsten Schritt an die Entwicklung der Hardware machten.

Rund um die Pioniere entstanden neue Firmen, die sehr bald weltweit erfolgreich waren. Wellness wurde mondän. Eine Exklusivität, die ihren Preis hatte. „Es war ein Wunschtraum, pro Gast und Nacht 1.000 Schilling einzunehmen“, beschreibt Michaela Thaler den ersten wirtschaftlichen

„Bisher gut funktionierende Maßnahmen in Marketing und Vertrieb werden künftig nicht mehr greifen. Hier kann die Kooperation hilfreich sein, fehlen doch in den Familienbetrieben häufig die Ressourcen und das Know-how.“ MICHAELA THALER, GF BEST ALPINE WELLNESS HOTELS

am Mieminger Plateau, ihre Gäste waren damals unter anderem noch Busreisende – heute im Alpenresort nicht mehr zu finden. „Die Pioniere wollten voneinander lernen und miteinander eine neue Positionierung entwickeln“, resümiert Thaler – ein Bestreben, das sie auf ihrem beruflichen Weg später an verschiedenen Orten und Unternehmen manchmal vermisste.

Meilenstein und berichtet heute von 170 und 180 Euro pro Gast und Nacht. 1992 mit der Gründung des Vereins wurde gemeinsames Marketing etabliert, parallel dazu entstanden Qualitätsstandards, die bis heute hoch sind.

18 Betriebe, davon 15 in Österreich und drei in Südtirol (4-Stern-Superior bis 5-Stern-Superior), gehören inzwischen der Best-Alpine-Wellness-Gruppe an. Sie

befinden sich in alpiner Lage und sind alle familiengeführt. Viele davon haben sich mittlerweile von Zwei-Saisons-Betrieben zu ganzjährigen Betrieben gewandelt. In ihrer Entwicklung haben die BAW einen ähnlichen Weg beschritten wie die Hotellerie im Allgemeinen: Hardware, Marketing, Qualitätssicherung und Software-Entwicklung, Innovation sind wichtige Themen. Aktuell stehen die Themen Digitalisierung und Humankapital im Fokus. „Die Anforderungen sind heute groß, die Themen müssen alle parallel gut bearbeitet werden“, stellt die Betriebswirtin fest.

Humankapital. Seit 25 Jahren stehen die Best Wellness Hotels für Wellnessreisen im Alpenraum auf höchstem Niveau, das auf den vier Säulen Relax & Beauty, Aktiv, Familie sowie Genuss basiert. Die Hotels haben weitläufige Spaanlagen, im Durchschnitt etwa 3.000 Quadratmeter groß.

Strenge Aufnahmekriterien und regelmäßige Kontrollen sichern die gleichmäßige Qualität unter den Partnern. Mitarbeiterbefragungen, Gästebefragungen und Mysterychecks seien längst Standard. Dass die etwa 250.000 Gäste in der Gruppe zu Stammkunden in mehreren Hotels werden, ist ein aktuelles Ziel des Marketings. „Wer mit einem Aufenthalt in einem der Best Alpine Wellness Hotels zufrieden war, kommt gerne wieder und vertraut auch auf das Angebot der Partnerbetriebe“, so Michaela Thaler.

Angesprochen fühlen sich Gäste, die eine Auszeit suchen, manchmal auch nur

© BEST ALPINE WELLNESS HOTELS (3)

41 MAGAZIN SAISON

BEST ALPINE WELLNESS HOTELS IN ZAHLEN • 18 Hotels, 4–5* Superior Kategorie, familiengeführt, alpine Lage • 2.000 MitarbeiterInnen • 3.200 Betten • 1.000.000 Nächtigungen Marketing • 600.000 Unique User am Gruppenportal /Jahr • 12.000 Leads am Gruppenportal /Jahr • 120 Veranstaltungstage

Die Mitarbeiter sind das wertvollste Kapital eines Hotelbetriebes. Auf der Seegrube wurden die „Heros of the year“ – die Mitarbeiter des Jahres gekrönt – und 25 Jahre Best Alpine Wellness Hotels gefeiert.

für wenige Tage, und sich dabei verwöhnen lassen, kombiniert mit körperlicher Bewegung und Gesundheitsangeboten. „Nachdem sich die Betriebe allesamt in ländlichen, alpinen, oft exponierten Lagen befinden, sind die Ferienzeiten neben der klassischen Wellnesszeit im Spätherbst wichtig für die Betriebe“, stellt Thaler fest. „Dazu braucht es ein Konzept, das mehrgenerationentauglich ist, und das können große Resorts bieten.“ Mit ausgewiesenen Bereichen und einer guten Organisation in den Resorts, finden Familien ebenso wie Ruhesuchende ihren Raum, eingebettet in „legeren Luxus“.

Innovation. Auf einem kleinen Bergbauernhof in der Steiermark, auf über 1.000 Metern Seehöhe, reift die Grundlage für die neuste Innovation. Schafgarbe, Wilder Thymian, Berg-Löwenzahn und Engelwurz – vier Kräuter, die in einem aufwändigen chemischen Verfahren

später in einer Kosmetikmanufaktur im Tal zu hochwertigen Essenzen verarbeitet werden. Was nach Zauberkessel aussieht, heißt in Fachkreisen Spagyrik.

Die Essenzen sind Teil einer ganzheitlichen Behandlungsmethode, die auf der Stoff wechseltypologie des Menschen nach Hippokrates basiert. Anhand der Vitalität kann der Therapeut die passenden Kräuteressenzen und deren Anwendungsformen ermitteln. Paracelsus, der Begründer der modernen ganzheitlichen Naturheilkunde, hat diese Methode in die Traditionelle Europäische Medizin aufgenommen und als Spagyrik weiter entwickelt. Eingebettet in ein Gesamtkonzept, das auch aktuelle Erkenntnisse aus der Sport- und Bewegungswissenschaft einbezieht, wird sie zum neuen Angebot in den Best Wellness Hotels.

Digitalisierung.

Zeit zum Ausruhen bleibt auch Pionieren nicht. Die aktuel-

„Wir haben Wellness als Philosophie gesehen, auch für unser eigenes Leben, ein Slogan war lange Zeit eben: Leben mit Wellness.

Damals war sogar das Wort Wellness neu – in den ersten Jahren haben wir für die Nutzung des Wortes Lizenzgebühren bezahlt, was heute unvorstellbar wäre.“ JOSEF KNABL, BEST-ALPINE-WELLNESS-PIONIER

Human Resource Management (neu seit 2016) • 40.000 User am Jobportal • 1.000 Bewerbungen via Jobportal • 30 Schulungstage

len Herausforderungen: Positionierung, globaler Wettbewerb und Digitalisierung.

Sie betreffen die gesamte Branche. Vor allem in Letztgenanntem sieht Thaler noch brachliegendes Potenzial und eine grundsätzliche Offenheit bei den Partnern. Die Notwendigkeit, diesen nächsten Schritt zu gehen, sei erkannt worden. Nun gelte es, die starken Marken in die digitale Zukunft zu führen. „Bisher gut funktionierende Maßnahmen in Marketing und Vertrieb werden künftig nicht mehr greifen. Hier kann die Kooperation hilfreich sein, fehlen doch in den Familienbetrieben häufig die Ressourcen und das Know-how. Wir arbeiten gerade an einer neuen digitalen Strategie“, so die Geschäftsführerin.

Die wertvollste Ressource ist jedoch der Mensch. Die Hoteliers haben früh erkannt, dass die Pionierarbeit nicht mit zufriedenen Gästen aufhört, sondern die Zufriedenheit der Mitarbeiter miteinbeziehen muss. Die Betriebe werden ganzjährig geführt und mit unterschiedlichsten Arbeitsmodellen können die Betreiber besser auf die Bedürfnisse und die Lebensrealität ihrer Mitarbeiter eingehen.

So arbeitet ein ständig größer werdender Teil der 2.000 Mitarbeiter in Teilzeit.

Die Wertschätzung der Mitarbeiter in der Gruppe ist groß: So marschierten die „Heroes of the Year“ heuer stolz über den roten Teppich, gefeiert von ihren Kollegen und den Hoteliersfamlien über den Dächern von Innsbruck. Im Rahmen der 25-Jahr-Feier wurden auf der Seegrube die beliebtesten Mitarbeiter des Jahres ins Rampenlicht geholt. ×

42 MAGAZIN

© ALPINLODGES

SAISON

In den AlpinLodges im Kühtai steht Gästen mehr zur Verfügung als nur eine Schlafgelegenheit.

Wohnen statt nur Übernachten Chalets haben das Potenzial, neue Zielgruppen anzusprechen.

Sie liegen nicht nur im touristischen Trend, sondern bieten auch einen Mehrwert für Investoren. Doch nicht alle sehen das Konzept nur positiv.

VON DANIEL FEICHTNER

W

er ursprünglich von einem „Chalet“ sprach, meinte eine Schutzoder Sennhütte in den Alpen. Was in seiner historischen Bedeutung Unterschlupf im oft unwirtlichen Gebirge verhieß, dem haftet heute ein Flair von Luxus und Edlem an. Mit der touristischen Erschließung der Alpen wurden die ehemals bescheidenen Unterkünfte häufig nicht mehr errichtet, um Sennern das Leben auf der Alm zu ermöglichen, sondern um Alpin-Urlauber zu beherbergen – mit allem, was dazugehört. So hielt bald Komfort Einzug ins Gebirge.

Mittlerweile ist der Begriff Chalet weit über seinen Ursprung hinaus gewachsen – und steht auch Pate für eine relativ neue Form der Hotellerie, die sich nicht zuletzt in Tirol zunehmender Beliebtheit erfreut.

Erfolgsprinzip. Sucht man nach Cha-

gemeinsam haben, vereint diese Objekte vor allem ein Alleinstellungsmerkmal: Gäste erwartet kein traditionelles Hotel, sondern eher ein Wohn-Erlebnis, das vor allem Freiraum bietet. „Ein Chalet ist näher am Apartment als am Hotelzimmer“, meint Birgitt Jäger, Marketingleiterin der Jäger Bau GmbH. „Anstelle einer reinen Unterkunft findet man dort gewissermaßen ein ‚Home away from Home’.“ Das Vorarlberger Bau- und Planungsunternehmen hat bereits mehrere Chalet-Anlagen in Österreich und der Schweiz umgesetzt und betreibt in Tirol selbst die AlpinLodges im Kühtai. Dort stehen insgesamt 50 Luxus-Apartments zur Verfügung, die als Ferienunterkünfte vermietet werden. Sie sind mit Bad, Wohnzimmer, Schlafzimmern und einer Küche ausgestattet. Außerdem können Gäste Einrichtungen wie Saunen, Tiefgarage oder Fitnesscenter nutzen.

lets, wird man im ganzen Bundesland fündig. Das Angebot umfasst bei Weitem nicht nur einsame Unterkünfte am Berg. Unter dem Terminus werden mittlerweile auch Häuser gehandelt, die über mehr als eine Wohn-Einheit verfügen – und teilweise auch als ganze Chalet-Dörfer gruppiert sind. Abgesehen vom rustikalen Charme, den sie alle bis zu einem gewissen Grad

Urlaub selbst gestalten. Feriengästen bietet das vor allem Autonomie.

Sie sind nicht von einem Hotelrestaurant und anderen Services abhängig – was nicht heißt, dass es an Komfort mangelt.

Nach dem Motto „Alles kann, nichts muss“ stehen den Urlaubern verschiedene Dienstleistungen optional buchbar zur

Verfügung – vom Wäsche- oder EinkaufsService bis hin zum Housekeeping. Für die Betreiber bedeutet das geringeren Personalaufwand und niedrigere Kosten.

Zugleich haben Gäste die Wahl, selbst nach Lust und Laune einzukaufen und zu kochen oder – wenn sie die lokale Küche kennenlernen wollen – gastronomische Angebote vor Ort zu nutzen. Das schaff t nicht nur Autonomie, sondern lädt auch dazu ein, den Urlaubsort zu erkunden.

Davon profitiert wiederum die lokale Infrastruktur. „Dazu kommt die Kostenfrage“, meint Jäger. „Neben dem größeren Raumangebot sprechen gerade für Familien auch deutlich geringere Kosten für einen Urlaub in einem Apartment.“ Damit schlagen Chalets in eine ähnliche Kerbe wie das bereits Anbieter wie Airbnb tun: Anstelle von Rundumversorgung tritt der Urlaub „auf eigene Faust“ inklusive der Option, ein wenig am Alltag in der Destination teilzunehmen. „Das ist eine andere – und auch ein wenig neuere – Form der touristischen Leistung“, meint Mario Gerber, Obmann der Fachgruppe Hotellerie der Wirtschaftskammer Tirol. „Sie hat durchaus ihre Daseinsberechtigung.“ Dennoch steht er dem Prinzip Chalet eher kritisch gegenüber. Denn dank der Unterteilung in autonome Einheiten sprechen

43 MAGAZIN SAISON

mizil zur Verfügung. Diese Regelung soll vor allem garantieren, dass die Einheiten auch wirklich vermietet werden und nicht als versteckte Ferienwohnsitze dienen.

Kommunikation.

Missbrauchsgefahr. Doch alleine damit sieht Gerber das MissbrauchsRisiko noch nicht gebannt. „Jede touristische Plattform braucht Regeln, die die Leistung von Abgaben und die touristische Nutzung garantieren. Es muss Waffengleichheit gegenüber den anderen Marktsegmenten herrschen.“ Das Chalet-Prinzip müsse erst noch weiter

Während die AlpinLodges im Kühtai von Jäger Bau selbst finanziert und umgesetzt wurden und nun betrieben werden, setzen viele andere Projekte auf Investoren. Die Geldgeber finanzieren aber nicht das Gesamtprojekt, sondern kaufen eine oder mehrere Wohneinheiten. Diese Apartments werden dann regulär an Gäste vermietet.

Ein bestimmter Prozentsatz der Einkünfte – in der Regel zwischen 15 und 30 Prozent – fließt an die Betreiber, die sich um Vermietung, Service, Reinigung und Instandhaltung kümmern. Der Rest geht an den Investor – mit zum Teil ansehnlichen Gewinnen. So bieten Projekte aus dem Portfolio von Jäger Bau laut dem Unternehmen eine Eigenkapitalrendite von rund sieben Prozent. Zudem erwerben Investoren ein zeitlich begrenztes Nutzungsrecht. Für eine vorbestimmte Anzahl an Wochen pro Jahr steht ihnen das Chalet oder Apartment dann als Feriendo-

© GERBERHOTELS

die Chalets nicht nur eine erweiterte Zielgruppe an, sondern eignen sich auch für Finanzierungsmodelle, die in der regulären Hotellerie kaum umsetzbar wären.

in die Tourismuslandschaft eingegliedert werden. Und dementsprechend gelte es auch, über durchsetzbare Reglementierungen nachzudenken, die Mechanismen zur Kontrolle bieten. „Natürlich gibt es gut und ordentlich geführte Chaletdörfer“, sagt Gerber. Allerdings sei der Markt dafür auch beschränkt. „Und gerade die Investorenfinanzierung kann nicht die Methode schlechthin sein, um Kapital zu lukrieren. Die Politik in Wien wird sich Gedanken darüber machen müssen, wie eine Tourismusfinanzierung auf die Beine gestellt werden kann.“ ×

„Jede touristische Plattform braucht Regeln, die die Leistung von Abgaben und die touristische Nutzung garantieren. Es muss Waffengleichheit gegenüber den anderen Marktsegmenten herrschen.“ MARIO GERBER, OBMANN DER FACHGRUPPE HOTELLERIE WK TIROL

DER SCHNELLSTE WEG MUSS NICHT ASPHALTIERT SEIN.

★★★★★

FORD RANGER

Mit der klassenbesten Wattiefe von 80 cm ist so ein kleiner Fluss doch kein Hindernis für Sie, oder? Und mit den Fahrerassistenz-Systemen wie Rückfahrkamera und sprachgesteuertem Ford SYNC 3 bleiben Sie auch im Großstadt-Dschungel immer auf dem richtigen Weg. ab €

23.8501)

I N N S B R U C K | Tel. 0 512 - 3336-0 V O M P | Tel. 0 52 42 - 642 00-0 W Ö R G L | Tel. 0 53 32 - 737 11-0 K I R C H D O R F | Tel. 0 53 52 - 645 50

w w w.a uto p ar k. at

Ford RANGER Kraftstoffverbr. ges. 6,5 – 8,9 l / 100 km, CO2-Emission 171 – 234 g / km.

Symbolfoto | 1) Aktionspreis (beinhaltet NFZ Privatkunden-Bonus und NFZ Ausstattungs-Bonus), inkl. USt. und 3 Jahre Garantie, beginnend mit Auslieferungsdatum, beschränkt auf 100.000 km. Freibleibende Angebote. ** Der Ford Ranger mit Doppelkabine hat beim Euro NCAP-Crashtest die Höchstbewertung von 5 Sternen erzielt - als europaweit einziges Fahrzeug in seinem Segment.

44 MAGAZIN SAISON

Respekt, Gestaltung, Raumwirkung Am 9. September 2017 öffnet das Museum der Völker in Schwaz nach einer viermonatigen Phase der Neugestaltung wieder seine Pforten. Die neue Museumsleiterin Lisa Noggler-Gürtler hat das Haus lichter und freier gemacht.

© FRANZ OSS (3)

VON ES THER PIRCHNER

Auf dem Weg zum modernen Museum: Skulpturen und Sitzgelegenheiten warten darauf, an ihren neuen Standplätzen im obersten Stock aufgestellt zu werden.

M

it dem Museum der Völker verfügt die Stadt Schwaz über das Haus eines leidenschaftlichen und kundigen Sammlers. Hier zeigte der Fotograf, Journalist und Fernreisende Gert Chesi seit 23 Jahren rituelle Objekte, Kunstwerke und Schmuckstücke, die er aus asiatischen und afrikanischen Ländern mitgebracht hat, sowie einige Leihgaben aus anderen Sammlungen.

Wie ein dunkles Schmuckkästchen umhüllte das Haus bisher seine Schätze: nach Weltgegenden geordnet und in großer Dichte aufgestellt. Chesi lebt in Togo und Thailand, einen guten Teil seiner Sammlung hat er der Stadt Schwaz geschenkt und sich aus dem Museum nach und nach zurückgezogen.

Seit Mai 2017 steht dem Haus eine neue Leiterin vor, die Kuratorin, Historikerin und Althistorikerin Lisa Noggler-Gürtler. In einem zwei Jahre dauernden Prozess gestaltet sie das Museum der Völker neu – nicht mehr aus dem Blickwinkel des Sammlers, sondern als Museumsfachfrau, die die Objekte nach Themen ordnet und sie in Beziehung zum Raum und zu den Besuchern setzt.

Die erste Stufe dieser Neugestaltung – sie betrifft vor allem das oberste Stockwerk sowie das Foyer und Café – wird im September 2017 präsentiert. Das Museum wird neu eröffnet. Einblicke in ihre Arbeitsweise und Intentionen gab Lisa Noggler-Gürtler auf einem Rundgang durch das Museum während der Umbauphase.

SAISON: Frau Noggler-Gürtler, das Erste, was einem auffällt, wenn man heute durch das Museum der Völker geht, ist, dass es heller, offener geworden ist. Sie

zeigen weniger Objekte und ordnen sie nach Themen statt nach Ländern. Welche Überlegungen liegen dem zugrunde? NOGGLER-GÜRTLER: Der rote Faden ist für mich bei allen Ausstellungen, dass ich mit den Besucherinnen und Besuchern in einen Dialog komme und sie zum Nachdenken anrege. Die Frage beim Betrachten anderer Kulturen ist immer, von welcher Position ich auf jemanden hinschaue: aus einer ebenbürtigen, bewundernden oder überlegenen Position?

Habe ich Respekt oder nur Neugier? Ist vielleicht auch Sensationsgier dabei? Dazu muss ich den Menschen die Möglichkeit bieten, das zu erfassen, was sie sehen – nicht nur im Sinne einer Ästhetik, eines Staunens oder Bewunderns, sondern auch anhand von Themen, mit denen sie selbst etwas zu tun haben.

Wir werden uns in diesem Haus drei verschiedenen Themen widmen: Es wird einmal ganz stark darum gehen, wie Gesellschaften zusammenleben. Dann stellen wir die Frage danach, wie wir uns auf übersinnliche Kräfte, auf Religion beziehen. Und auf der obersten Ebene widmen wir uns der Identität. Wir beschäftigen uns mit Fremdzuschreibungen und Eigenbildern und stellen die Frage, wie man andere Kulturen in Beziehung setzen kann zu unserer eigenen regionalen, Tiroler, österreichischen, europäischen Kultur.

Die Sammlung des Museums der Völker ist sehr umfangreich und wurde bisher in ihrer ganzen Fülle gezeigt. Inwiefern gehen Sie mit den Stücken anders um? Zunächst einmal ist es toll, in einem Museum zu arbeiten, in dem wir aus dem Vollen schöpfen können und dazu über einige Exponate verfügen, die

45

sehr selten sind. Wir arbeiten Welche Parallelen lassen sich im mit der Sammlung, werden aber Vergleich der Kulturen finden? Es nicht immer alles zeigen, songibt einige anthropologische Kondern unsere Dauerausstellung stanten, die in vielen Ethnien der Welt immer wieder neu bestücken. ähnlich sind. Aber jede Gesellschaft Dichte kann auch Konzept sein, geht mit diesen Konstanten anders zugleich muss es aber möglich um. Zum Beispiel gibt es in fast alsein, an einer Wand nur ein Oblen Ethnien der Welt eine Form von jekt zu zeigen und etwas ganz Geheimidentitäten, etwa in Form von Besonderes daraus zu machen.

Masken oder Pseudonymen. Es ist Abhängig davon, wie ein Objekt immer wieder spannend zu sehen, „Dichte kann auch Konpräsentiert wird, ist es immer wie man auf der ganzen Welt damit zept sein, zugleich muss es wieder mit einer neuen Bedeuumgeht oder dass es – selten, aber aber möglich sein, an einer tung versehen. Objekte, die ins Wand nur ein Objekt zu zei- doch – auch Ethnien gibt, die keine Museum kommen, sind ihrem gen und etwas ganz Beson- Masken haben. ursprünglichen Bedeutungszuderes daraus zu machen.“ sammenhang ja entrissen. Es ist Wie machen Sie solche Themen LISA NOGGLER-GÜRTLER, die Aufgabe von Kuratorinnen, den Besucherinnen und Besuchern LEITERIN MUSEUM DER VÖLKER sich zu überlegen, was daran zugänglich? Für mich ist sehr spangezeigt werden soll. Dieses nend, wie Räume wirken und wie – Zeigen, also diese Form von Inszenierung führt auch durch die Gestaltung des Raumes – aus Themen Erfahdazu, dass der Besucher damit in Beziehung tritt. rungen werden. Ich bin eine Kuratorin, die ganz stark mit dem Raum arbeitet. Es gibt zum Beispiel auf der Wann werden alle Bereiche des Museums überarbeizweiten Ebene im Museum eine Gruppe von Voodootet sein? Die Neuaufstellung dauert insgesamt zwei Göttern. Die werden – so wie früher – wieder in einem Jahre. Wir haben das Dachgeschoß ganz neu gemacht Schiff präsentiert. Wir können Kindern und Jugendund versuchen, die erste und zweite Ebene, die wir lichen Wassergötter dann anders näher bringen, als jetzt noch nicht neu bespielen, luftiger zu gestalten. wenn die Figuren auf einem Sockelgestell stehen.

Die Sonderausstellungen werden in Zukunft nicht mehr in einem eigenen Raum stattfinden, sondern sich in Ist diese Art der Rauminszenierung auch eine Mögirgendeiner Form auf die Dauerausstellung beziehen. lichkeit, wieder mehr Besucherinnen und Besucher Für die Neueröffnung wird der Künstler Leon Pollux mit aus der Umgebung ins Museum der Völker zu bringen? seiner Sonderausstellung „Menschen“ ein Teil unseres Ja, wir hoffen sehr, ein breites und vor allem auch wieersten Relaunchs „Eigensinn und Anpassung“ zum der vermehrt ein regionales Zielpublikum zu erreichen.

Thema „Identität“ sein.

Dazu wird es ein interessantes Vermittlungsangebot geben – wir freuen uns auf alle, die kommen, und auf Bei ethnografischen Museen und Sammlungen wird spannende Auseinandersetzungen! in den letzten Jahren vermehrt über die Herkunft der Objekte diskutiert und darüber, auf welchen Wegen Vielen Dank für das Gespräch. × sie aus Afrika oder Asien nach Europa kommen. Wie www.museumdervoelker.com gehen Sie mit diesem heiklen Thema um? Die Progeöffnet Do–So, 10–17 h, Führungen auf venienzforschung ist mir sehr wichtig. Denn es geht Anfrage auch außerhalb der Öffnungszeiten grundsätzlich darum, wie wir als Europäer auf die Kunst, die Kultur oder auch die Ritualobjekte anderer Ethnien schauen. Das ist eine Frage, die mich in allen Häusern, in denen ich bisher gearbeitet habe, beschäftigt – und ZUR PERSON sie lässt sich nicht pauschal, sondern nur für jeden einLisa Noggler-Gürtler studierte Geschichte und Alte zelnen Fall beantworten. Es sind viele Teilaspekte, die Geschichte an der Universität Innsbruck und arbeitet es hier zu bedenken gilt und die wir auch im intensiven seit über zwanzig Jahren im Museumsbereich: unter Austausch mit anderen Museen diskutieren. anderem zehn Jahre in Wien im Technischen Museum als stellvertretende Sammlungsleiterin und als AusEin Beispiel für unterschiedliche Haltungen sind stellungsleiterin im ZOOM Kindermuseum sowie als etwa spezielle Ahnendarstellungen, die wir im Museselbstständige Kuratorin für Museen in ganz Österreich. um zeigen. Sie werden normalerweise zerstört, wenn Erste „Museumssporen“ verdiente sich die gebürsich in einer Familie niemand mehr an diese Person tige Tirolerin vor 23 Jahren als Kulturvermittlerin im Museum der Völker, dessen Leitung sie 2017 übererinnern kann. Werden diese Objekte nun gekauft, nommen hat. Im Rahmen ihrer Tätigkeit plant sie kann dies aus verschiedenen Perspektiven betrachtet Kooperationen mit anderen Ausstellungshäusern werden: als Bewahrung vor Zerstörung, aber auch als wie dem Tiroler Volkskunstmuseum und anderen Ritusstörung. Über all das muss man nachdenken, und Tiroler Landesmuseen, dem Frauenmuseum Hittisau diese Auseinandersetzung gelingt nur, wenn man die und dem Vorarlberg Museum. andere Kultur mit der eigenen vergleicht.

46 MAGAZIN SAISON

Tatort Berg Das erste Krimifest Tirol ist auch gleich das größte Krimifest Österreichs. Initiiert von Verleger Markus Hatzer und Autor Bernhard Aichner bringt es vom 14. bis 21. Oktober 2017 regionale und internationale Krimiautoren zusammen.

VON ES THER PIRCHNER

D

as Böse ist immer und überall. Zumindest wer das Fernsehprogramm studiert oder das NetflixAngebot durchforstet, wer in Buchhandlungen die Neuerscheinungen und die Bestseller auf Lesbares untersucht, der wird feststellen, dass sich ein Gutteil um Mord und Aufklärung dreht: mehr oder weniger gut geschrieben und erdacht, mehr oder weniger spannend, mehr oder weniger verwickelt, eher regional und aktuell verankert oder doch zeit- und ortlos. Dabei sind Krimis längst nicht mehr in die Ecke mit den Schundheften und der leichten Unterhaltung verbannt, sondern können literarisch hochstehend sein und im Kleid eines anderen Genres daherkommen. Gerne findet man zwischen den Seiten regionale Kochrezepte – denn auch im blutrünstigsten Kriminalfall muss der Kommissar einmal essen –, oft sind Krimis beinahe Reiseberichte oder zumin-

dest recht detaillierte Schilderungen von Land und Leuten. Manche sind politische Satiren oder Gesellschaftsromane, andere Psychogramme der Täter oder Entwürfe düsterer Zukunftsszenarien.

Von Broll zu Blum.

Das vielleicht deutlichste Zeichen dafür, dass Krimis in der Welt der (Hoch-)Literatur angekommen sind, ist, dass respektable Schriftsteller eine zweite Karriere als Kriminalautoren anstreben. Während Julian Barnes, einer der wichtigsten zeitgenössischen britischen Autoren, am Beginn seiner Karriere zum Krimischreiben noch das Pseudonym Dan Kavanagh wählte, switchen heutige Schriftsteller oft ganz selbstverständlich zwischen zwei künstlerischen Identitäten hin und her.

Die Wienerin Ursula Poznanski hatte sich schon einen Namen als Jugendbuchautorin gemacht, ehe sie für ihre Krimis gefeiert wurde. Das Werk des vielfach aus-

© MARIE SCHEITHER, GISELA BARRETT, SIMONE HEHER-RAAB, JANINE GULDENER, CHRISTIAN FAUSTUS, PRIVAT, FOTO WATZEK, MICHELE CORLEONE, FOTOWERK AICHNER

Krimiautoren aus dem In- und Ausland stellen ihre Bestseller und Neuerscheinungen vor: Simon Beckett, Hebert Dutzler, Thomas Raab, Theresa Prammer, Melanie Raabe, Rita Falk, Joe Fischler, Tatjana Kruse und Andreas Gruber.

gezeichneten Münchner Autors Friedrich Ani umfasst Drehbücher, Jugendromane, Lyrik – und eben auch Krimis. Bekanntestes Tiroler Beispiel für einen literarischen Hansdampf in allen Gassen ist Bernhard Aichner, der sich vor einigen Jahren quasi mit Anlauf ins Kriminal gestürzt hat. Nach einigen „Max Broll“-Krimis entwickelte Aichner für seine zweite Krimireihe über die Bestatterin Brünhilde Blum eine starke Hauptfigur, eine kompromisslose Sprache und radikale Fälle – und landete damit gleich mehrere Bestseller.

Groß herauskommen. Vom 14. bis 21. Oktober 2017 erschließt sich Bernhard Aichner in Kooperation mit dem Verleger Markus Hatzer und Projektleiterin Linda Müller vom Haymon Verlag das Feld des Festivalkurators. Erstmals veranstalten sie das „Krimifest Tirol“. Ganz oder gar nicht gilt auch hier: Der achttägige Literaturevent soll der größte seiner Art in Öster-

47 WANDER- UND LESUNGSPROGRAMM © FOTOWERK AICHNER

14. Oktober • 20 h Krimifest-Eröffnung mit Dinesh Bauer, Alex Beer, Thomas Raab & Co. 15. Oktober • Almwanderung Innsbruck, Hafelekar und Frau Hitt • 19.30 h Volker Klüpfel, Michael Kobr 16. Oktober • Schluchtenwanderung Wolfsklamm und Georgenberg • 19.30 h Friedrich Ani, Lena Avanzini, Andreas Gruber, Tatjana Kruse

Voller Vorfreude auf blutrünstige Stunden geben sich die Organisatoren Markus Hatzer und Bernhard Aichner (v. l.).

17. Oktober • Höhenwanderung Zirbenweg • 18.30 h Krimitour durch die Swarovski Kristallwelten anschl. Sunil Mann, Melanie Raabe, Stefan Slupetzky 18. Oktober • Karwendelbahn und Wanderung Haymon und Thyrsus • 19.30 h Joe Fischler, Ursula Poznanski, Melanie Raabe, Werner Stanzl 19. Oktober • Wanderung Wilder Wasser Weg Stubaital • 18.30 h Krimidinner in den Swarovski Kristallwelten mit Bernhard Aichner und Thomas Raab 20. Oktober • Almwanderung Walderalm • 20 h Simon Beckett, Florian Eisner 21. Oktober • Individuelle Abreise

SPURENSUCHE Zum Krimifest Tirol kann auch das Programm „Spurensuche“ als 7-Tages-Aufenthalt oder Kurzreise gebucht werden. Es umfasst jeweils eine Wanderung auf den Spuren historischer „Kriminalfälle“ und den Besuch einer KrimifestLesung pro Tag. Nähere Informationen auf www.wec.at/produkte/mountain-art

reich werden – und es in Zukunft wohl auch bleiben. Dazu haben Aichner, Hatzer und Müller über dreißig Autorinnen und Autoren nach Tirol geladen. Die Auswahl ist vielfältig und gibt einen guten Überblick über das Krimischaffen in Tirol und Österreich, wobei dieses immer auch mit internationalen Strömungen in Beziehung gesetzt wird.

Neben Aichner selbst wird der Krimi aus der Region unter anderem von Joe Fischler und Lena Avanzini repräsentiert, die in ihren Romanen gerne auf Lokalkolorit setzen. Aus dem übrigen Österreich reisen manche Stars der Krimiszene an,

darunter Thomas Raab, dessen Bücher aus der „Metzger“-Reihe mit dem LeoPerutz-Preis ausgezeichnet wurden, und Eva Rossmann, die in ihren Romanen gesellschaftspolitische Themen aufgreift.

Theresa Prammer, ebenfalls PerutzPreisträgerin und über den Umweg der Schauspielerei beim Bücherschreiben gelandet, verwandelt das Urwienerische in Kriminalgeschichten – ein Prädikat, das auch für die Glauser-Preisträgerin Edith Kneifl gilt, deren Opfer schon einmal im historischen Wien gemeuchelt werden.

Aus Bayern kommt – im Gepäck von Rita Falk – der „Dampfnudelblues“ über Tirol. Die britische Krimiszene ist durch den Bestsellerautor Simon Beckett repräsentiert, der als Reporter die Polizeiarbeit kennengelernt und später in spannende Thriller verpackt hat. Und David Lagercrantz ebnete sich unter anderem durch die Fußballerbiografie „Ich bin Zlatan Ibrahimović“ den Weg zu einem der bedeutendsten Krimiwerke in seinem Heimatland Schweden: Er setzte in der Nachfolge des verstorbenen Stieg Larsson dessen Trilogie „Millennium“ mit „Verschwörung“ fort.

ein weit entferntes Tal hinuntergestoßen zu werden, der sollte sich auch auf eine der Krimiwanderungen wagen, die rund um das Festival angeboten werden (siehe Kasten).

Hoch gepriesen.

Nicht jeder Autor will Berge erklimmen, aber die höchsten Gipfel der Literatur zu erreichen und dafür ausgezeichnet zu werden, zählt zu den guten Momenten des Schriftstellerdaseins. International sind der Deutsche Krimipreis und der Schweizer FriedrichGlauser-Preis sehr begehrt, Wiener Autoren freuen sich über den Leo-PerutzPreis, aber ein gesamtösterreichischer Krimipreis fehlte bisher. Diese Lücke schließt das Krimifest mit dem von der PEMA gestifteten Österreichischen Krimipreis, der von einer Fachjury vergeben wird. 16- bis 19-jährigen Einreichern winkt zudem der Raiffeisen Jugend-Krimipreis.

So ist für allfällige weitere Krimifeste auf jeden Fall der Nachwuchs gesichert. ×

Stadt, Land, Berg.

Lesen werden Beckett und Lagercrantz im Treibhaus in Innsbruck, ein wichtiger, aber doch nur einer von vielen Veranstaltungsorten in Tirol. Denn zum Ungewöhnlichen des Krimifests zählt die Vielfalt der Orte, an denen es stattfindet: Vom Alten Widum in Ischgl über die Swarovski Kristallwelten in Wattens und das Kulturzentrum Sillian bis zur Kunstschmiede Unger in Terfens stehen dem Projekt ganz unterschiedliche Veranstaltungsorte offen. Und wer nicht fürchten muss, von irgendwem in

KRIMIFEST TIROL 14.–21. 10. 2017 mit Lesungen, Workshops und Werkstattgesprächen in Innsbruck, Ischgl, Wattens, Sillian, Terfens, Landeck, Lienz, Thaur, Kufstein, Zirl, Elmen, Hall, Mötz, Telfs, Völs, Hopfgarten, Schwaz, Wörgl c/o Haymon Verlag www.krimifest.at

18.-21.09.2017

FAFGA Halle B Stand B 1.32-34

750 JAHRE WEINERFAHRUNG Seit 1267 in Eppan /Südtirol und seit 73 Jahren in Nordtirol bestens etabliert.

Als innovativer Partner von Hotellerie & Gastronomie sowie Fach- und Einzelhandel ist die Weinkellerei P. Meraner mit ihrem Team in Tirol, in Teilen Südtirols, in der Schweiz und in Deutschland bestens vertreten.

Der Name Meraner steht für ein gut sortiertes, qualitativ hochwertiges Angebot im Bereich Wein, Champagner, erlesenen Spirituosen und gesunden Natursäften sowie Seriosität und ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.

w w w . m e r a n e r. a t Foto: Shutterstock

49 KOMMENTARE SAISON

Holen Sie sich, was Ihnen zusteht!

VO N A LO I S S C H Ö P F

E

s gibt Werbesprüche, deren Dummheit deswegen so wehtut, weil sie im ersten Moment den Anschein erwecken, als würden sie eine wichtige Erkenntnis beinhalten. „Geiz ist geil!“ zum Beispiel thematisiert den kleinen Triumph, bei einem Geschäft gut abgeschnitten zu haben, unterschlägt jedoch, dass die Untugend des Geizes eine der entstellendsten Fehlhaltungen ist, derer sich ein Mensch befleißigen kann.

Nicht weit von der Unsäglichkeit der „Geiz ist geil!“-Weisheit ist auch der Wahlkampfslogan der SPÖ zu verorten, wonach

Nach dem Gleichheitsgrundsatz haben Regeln für alle zu gelten. Also auch für Unternehmer, Freischaffende und Selbstständige! der Bürger aufgerufen ist, sich zu holen, was ihm zusteht. Dabei wäre von einer staatstragenden Partei wohl zu erwarten, dass sie sich nicht radikalpopulistisch der primitivsten Vorurteile des Klassenkampfs bedient.

Denn natürlich unterschlägt der Slogan „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht!“ die Tatsache, dass die meisten Unternehmer in diesem Land ihren Arbeitnehmern das Gehalt freiwillig überweisen, und dass für all jene Fälle, wo dies nicht geschieht, seit Jahrzehnten SPÖ-nahe Gewerkschaften existieren, die sich um gerechte Löhne kümmern sollten. Darüber hinaus gibt es, wie die Affäre des Tou-

Altes Wissen

W

ristikers und Wirtschaftssprechers der NEOS Sepp Schellhorn zeigt, der seit seinem Einstieg in die Politik 19 Betriebsprüfungen über sich ergehen lassen musste, Finanzämter, Gebietskrankenkassen, Bau- und Lebensmittelpolizei, Arbeitsinspektorat und viele andere Institutionen, die uns Bürger vor den Umtrieben streng nach Marx prinzipiell gieriger, ausbeuterischer und gewissenloser Unternehmer zu schützen haben. Wenn die Freiheit, über sich selbst zu bestimmen, nicht ein so hohes Gut wäre, bestünde unser Land ohnhin nur noch aus Arbeitern, Angestellten und vor allem Beamten. Denn wer wollte bei solchen Drohkulissen noch Unternehmer sein?

Vor diesem Hintergrund wird der vom inzwischen in Israel verhafteten Tal Silberstein entwickelte SPÖ-Slogan endgültig zur Groteske. Denn nach dem Gleichheitsgrundsatz haben Regeln für alle zu gelten. Also auch für Unternehmer, Freischaffende und Selbstständige! Durch überbordende Gesetze, hohe Abgabenquoten und ständige Neiddebatten wird besonders ihnen verwehrt, was ihnen zustünde und was sie sich holen sollten.

Einen fairen Gewinn zum Beispiel! Oder Abgeltung für hohen Arbeitseinsatz, schlaflose Nächte und das Risiko, alles zu verlieren und der gesellschaftlichen Ächtung anheimzufallen! Oder schlicht und einfach Reichtum für Ideen, die sehr oft Tausenden ohne Ideen die Existenzgrundlage schaffen! × Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

VON ERNS T MOLDEN

ir haben so einen Schmäh laufen, wenn wir mit kann noch gewisse Dinge tischlern. Und der Band durchs Land fahren. Der Schmäh wird noch mehr. Jedenfalls: Das meiste, was immer dann schlagend, wenn ein Handy oder dort gewusst wird, würd ich gern lernen. noch schlimmer ein Navi sich zwischendurch verabschiedet und Und noch mal altes Wissen: Im Sommer besuchten meine das menschliche Pendant dazu in VerzweifLiebste, unsere Kinder und ich unser HerDas meiste, was dort lung stürzt. In diesem Moment klagt immer zensdorf in Tirol. Die große Wiese unseres wer: „Keine Ahnung, wo es nach Feldbach gewusst wird, würd ich Nachbarn war gerade frisch gemäht worden, geht, das Navi spinnt!“ Dann schlägt meine und inmitten der großen stoppeligen grügern lernen.

Stunde, und ich, der ich ohne Handy und nen Fläche steckte, überaus malerisch, ein Navi lebe, sage mit besonnener Stimme: „Da vorn ist ein Schild, aufgestellter Rechen. Das sah ich am ersten Tag, es gefiel mir.

Feldbach, links, drei Kilometer.“ – „Stimmt“, sagt dann der andere, Am zweiten Tag machte ich meinen ersten Gang, kam über die und ich antworte: „Tja, altes Wissen.“ Wiese und sah den Rechen aus der Nähe. Ich stellte fest, daß er Altes Wissen ist das, was uns die Plastikkasterln wegnehmen, keine Zinken hatte, also entweder hin sein musste oder gar kein was der voreilige Fortschritt als irrelevant abtut, was es aus irRechen. Am dritten Tag bemerkte ich, wieder aus der Entfernung, gendeinem Grund nicht mehr in die öffentliche Wahrnehmung wie sich ein Bussard auf dem Nicht-Rechen niederließ und von schaff t und also zu vertrocknen droht. Altes Wissen beginnt beim dort aus das Feld beobachtete und seine Jagd betrieb.

Straßenschild und beim Stadtplan, es setzt sich fort bei der MögEndlich kam meine liebe Mutter vorbei und klärte mich auf: lichkeit, Menschen auf der Straße nach etwas zu fragen, wenn ein Raubvogelansitz. Das hätten früher viele Bauern so gemacht. etwa der von uns gesuchte Club keine Website hat, die man mit Die frischgemähte Wiese machte die Mäuse offenbar und unser dem Navi verbinden kann. Altes Wissen ist meist natürlich noch Nachbar lade den willkommenen Bussard und seinen Cousin, viel älter. Im steirischen Öblarn, einem von mir ob seiner Coolden Falken, zum Essen ein, indem er ihnen quasi einen Sessel ness und seines Selbstbewusstseins geliebten Dorf, gründet sich an den gedeckten Tisch stellte. gerade ein „Forum Altes Wissen“. Das ist eine Art Dach über den Ich war tief beeindruckt. Und Sie können sich denken, was ich Geheimnisträgern des Ortes und der Region. Was weiß ich: Einer als Nächstes sagte. × züchtet noch bestimmte seltene Schafe, eine andere weiß, wie Ernst Molden, 49, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine man gewisse Beeren findet und verarbeitet, eine dritte kennt das Platten und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Eben ist sein neues Album YEAH (monkeymusic) erschienen. örtliche, Jahrhunderte alte Krampusspiel bis ins Detail, ein vierter

50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Peter Habeler DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Puna Atacama in Argentinien, Himalaya, Island LETZTER URLAUB (WO UND WANN): Klettern in Arco, Italien im Mai 2017 DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS SIND: Freundlichkeit, Authentizität, Hilfsbereitschaft DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS SIND: Arroganz, Überheblichkeit DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Unser unglaublich prächtiges, tolles Naturangebot, ein unvergleichliches Berghüttenangebot, herrliche Almwirtschaften DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Die endlose Gier noch mehr Gäste lukrieren zu wollen, nicht auf die Wertschöpfung zu schauen, der Wahnsinnsverkehr (LKW) auf der Inntalautobahn und auch im Zillertal DIE BESTE IDEE IM TOURISMUS DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Wiederbelebung des alpinen Wanderns, behutsame Inszenierung der Berge, Ausbau diverser Radwege DIE BERGE UND DER ALPINISMUS BEDEUTEN FÜR DEN TOURISMUS IN TIROL: Eigentlich alles, aber auch nicht zu vergessen: unsere vielfältigen kulturellen Angebote wie Musik- oder Theaterveranstaltungen UM GIPFELSIEGE FEIERN ZU KÖNNEN BRAUCHT MAN: Ehrgeiz, Freude, Motivation, vor allem aber gute Partner GIPFELSIEGE FEIERN ZU KÖNNEN BEDEUTET MIR: Eigentlich ALLES und noch mehr ...

MIT „JEDER HAT SEINEN EVEREST“ MEINE ICH: Die eigene, individuelle Zielsetzung – für den einen ist der Glockner sein Everest, für den anderen ein 2000-er oder ein Grasberg WAS ICH MIR VON DEN MENSCHEN IM UMGANG MIT DER NATUR WÜNSCHE: Dass sie sich an die Natur anpassen WAS ICH MIR VON DEN MENSCHEN WÜNSCHEN WÜRDE, WENN SIE IN DEN BERGEN UNTERWEGS SIND: „Runter vom Gas“ wäre mein Wunsch. Die Geschwindigkeit, mit der wir täglich leben MÜSSEN, hat im Gebirge keinen Platz MEIN LIEBLINGSBERG WELTWEIT UND WARUM: Alle Berge auf der Welt sind meine Lieblinge, sie sind mir alle gleich viel wert BEIM AUSBLASEN DER KERZEN AUF MEINEM GEBURTSTAGSKUCHEN HABE ICH MIR GEWÜNSCHT: Noch einen rüstigen, tollen 90-er mit den gleichen Freunden feiern zu können

Peter Habeler, der am 22. Juli 2017 seinen 75. Geburtstag feierte, wurde 1978 durch die mit Reinhold Messner geglückte Erstbesteigung des Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff bekannt.

Der Zillertaler feierte zahlreiche Gipfelsiege, darunter Erstbegehungen in den Rocky Mountains und fünf Achttausender. Heute betreibt er eine Skischule in Mayrhofen.

TAG DER TIROLER

TOURISMUSWIRTSCHAFT

T K R A M S T I ARBE TSWELT ARBEI NGEN ERU D R O F US „HER A ANCEN“ UND CH

Mittwoch, 20. September 2017, 10.30 Uhr Forum II der Messe Innsbruck T 05 90 90 5-1214 · E tourismus@wktirol.at

Wir denken voraus.

Der Winter kann kommen.

Der Versicherungspartner des Tiroler Tourismus und der Industrie.

Steinmayr & Co Insurance Brokers GmbH Meraner Straße 1 • 6020 Innsbruck • Austria T + 43 / (0)512 / 239280-0 • www.steinmayr.co