SAISON (Oktober 2014)

P.b.b. | Verlagsort: 6020 Innsbruck | 10Z038387M

Tourismusmaga zin | Ausgabe 05/14 | herbst 2014

SOA C

Blue Moments

[die] Momente reinsten Genusses, erzeugt durch das perfekte Zusammenspiel purer Urspr체nglichkeit und gehaltvollen Geschmacks; wird h채ufig zu: Quell der Inspiration.

M o n t e s . da s f e i n s t e vo m wa s s e r .

3 Stichwort saison

125 Jahre Werbung

für Tirol Tourismusorganisation

Definitionssache

„Zusammenschluss touristischer Institutionen mit dem Ziel der generellen Förderung und Entwicklung des Tourismus in den jeweiligen Marktsegmenten.“

Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon

Tourismus „Tourismus umfasst die Gesamtheit aller Erscheinungen und Beziehungen, die mit dem Verlassen des üblichen Lebensmittelpunktes und dem Aufenthalt an einer anderen Destination verbunden sind.“

Werbung „Werbung ist die Beeinflussung von verhaltensrelevanten Einstellungen mittels spezifischer Kommunikationsmittel, die über Kommunikationsmedien verbreitet werden.“

Gründungsgeschichte Jänner 1889: In Südtirol wird der „Deutsch-Süd- und Osttiroler Fremdenverkehrsverein“ gegründet.

Zitiert „Nach allen Regeln der Kunst ist es wirklich eine sehr schwere Aufgabe für Tirol zu werben.“ Andreas Braun, ehem. Direktor der Tirol Werbung

„Der Wintersport war unser Glück – denn nur wenige können das anbieten, was wir haben. Wir haben die geographischen Voraussetzungen und wir hatten den Mut, etwas daraus zu machen.“ Franz Tschiderer, Obmann des TVB Serfaus-Fiss-Ladis und Vorsitzender des Tirol Tourism Boards

„Tirol war und ist erfolgreich, weil Tirol eigensinnig ist und kantig, unternehmerisch und selbstständig agierend.“ Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung

Februar 1889: In Nordtirol entsteht der „Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs in Nordtirol“.

Jänner 1890: Gemeinsam wird der „Landesverband der vereinigten Kur- und Fremdenverkehrsvereine in Tirol“ ins Leben gerufen.

Schwarz auf WeiSS „Die Fremdenverkehrssache war plötzlich in Mode gekommen und es brach eine Flut gesprochener und geschriebener Beredsamkeit über den einst so gering geschätzten Zweig am Baume der Volkswirtschaft los.“ Aus der Festschrift zum 20-jährigen Bestehen des Tiroler Landesverbandes für Fremdenverkehr (erschienen 1910)

„Richtig gelebter Tourismus ist Kultur.“ DI Franz Kranebitter, Tourismuslandesrat 1986–1989

„Es kann nirgends schöner sein als in Tirol – allenfalls gleich schön.“ Balthasar Hauser, Stanglwirt

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4 TourismusReferenten

Politik als Spiegel des Wandels Aufgezeichne t von Helene Forcher

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© shutterstock.com

ier politische Persönlichkeiten stehen für 28 Jahre Tourismuspolitik in Tirol. Zeiten des Aufbruchs, der Krisen, neuer politischer Herausforderungen und wirtschaftlicher Einbrüche. Der „Eiserne Vorhang“, die „Tiroler Fremdenverkehrswerbung“, Skifahren als alleiniges Zugpferd für den Winterurlaub, „Zimmer frei“-

Schilder als einzige Werbemaßnahme – all das ist Vergangenheit. Die SAISON hat bei Franz Kranebitter, Wendelin Weingartner, Herwig van Staa und Günther Platter nachgefragt, wie sie aus heutiger Sicht die Meilensteine ihrer jeweiligen tourismuspolitischen Ära beurteilen. Ein wordrap-artiger Streifzug durch die jüngere Tourismusgeschichte Tirols.

D I F r a n z K r a n e b i tt e r , T o u r i s m u s l a n d e s r at ( 1 9 8 6 –1 9 8 9 )

Die „neue“ Tirol Werbung 1989. Schwergeburt: Entbindung von Tourismus-Teilbereichen aus dem hoheitlichen Mutterleib des Landes in die unternehmerische Tirol Werbung. Freieres Arbeiten in Eigenverantwortung. Junges Team. Lust auf Zukunft.

Mehr Nähe zu Touristikern. Auch Absturzgefahr!

begriffen: Tourismus ist Kreativwirtschaft und wichtiger Teil der Wirtschaft. „Abgeholter Export“. Wohlstandssicherung auch in Krisenzeiten. Lebende Täler. Dank an unternehmerische Pioniere trotz staatlicher Regelungswut und Steuerdruck. Teil der Spitzendestination Alpenraum.

Licht und Schatten – Tourismusgesinnung wird Thema. Thema in Diskussionen, Broschüren … Quantität/Qualität; Schützen/Nützen; Tradition/Moderne. Tiroler: Fremde im eigenen Land? Tiroler Weg gehen. Dazu: beste Köpfe, Junge, Frauen.

Sensorium für Aufbrüche rundum. Und: die Nase vorn!

Angenommen, Sie könnten in 50 Jahren, im Jahr 2064, einen Blick auf Tirol werfen. Was möchten Sie auf keinen Fall sehen? Landeshauptmann Wallnöfer seinerzeit: „Die, die nach mir kommen, sollen ein Gespür für die Seele des Landes haben.“ Wir reden gerade im Tourismus über Erfolgspotenziale wie Authentizität, Geradlinigkeit, Identität. Ist es nicht das? Ein seelenloses Land möchte ich keinesfalls sehen.

Tourismus und Kultur. Trachtenpärchen oder ein Paar, das sich ergänzt? Einspruch! Richtig gelebter Tourismus ist Kultur.

Aber natürlich „Spreu und Weizen“. Die Hoffnung, fast Gewissheit: Vieles wird sich von selbst zu Ende blamieren. Alltag in Tirol Werbung: Künstlerkontakte für Plakate, Musik, Filme, Zeitschrift.

© Gerhard Berger

Welche Veränderung im touristischen Gesamtbild Tirols der letzten 25 Jahre beeindruckt Sie am stärksten? Es wird

Welcher Tiroler Dialekt ist für Sie der interessanteste? Gutes Deutsch ist nicht nur Kulturtechnik, ist Kulturgrund! Gastfreundschaft lebt davon. Reden wir auch in den Dialekten unserer Täler. Feintöne in menschlichen Beziehungen klingen an. Dialekt ist wie Musik. Hüten wir uns vor linkischen Dialektimitationen. Das ist Provinz. Sell woll! ×

Vorhang auf für neue Märkte!

D r . W e n d e l i n W e i n g a r t n e r , L a n d e s h a u ptm a n n ( 1 9 9 3 –2 0 0 2 ) u n d T o u r i s m u s r e f e r e n t ( 1 9 8 9 –2 0 0 2 )

„Starkes Land“ – das touristische Bild Tirols. Die Stärke Tirols liegt in seiner Natur und seiner Kulturlandschaft, aber auch in seinen tüchtigen Unternehmern und Unternehmerinnen. Mit beiden Elementen muss man sorgsam umgehen.

Vor welcher Pionierleistung der vergangenen 125 Jahre ziehen Sie Ihren Hut? Vor den Seilbahnpionieren Tirols.

Sie haben mit Weitsicht, aber auch persönlichem Risiko die wichtige Infrastruktur für den Tourismus aufgebaut.

Die veränderte europäische Landkarte (1989) und der Tourismus. Der Fall des Eisernen Vorhangs hat den Vorhang für neue Märkte geöffnet. Neue Märkte heißt neue Menschen mit einem anderen historischen und kulturellen Hintergrund. Darauf muss die Werbung für unser Land achten.

Was würden Sie sich von einer touristischen Zusammenarbeit Nord-/Südtirol wünschen? Das Gesamtangebot Tirol/ Südtirol als Alpenregion mit vielen Facetten sichtbar zu machen. z. B . mit Package-Angeboten wie: Gletschereis und Rebenland, Zwei Städte im Grenzraum: Bozen und Innsbruck, oder: Kulturreise von der Romanik (Vinschgau) zum Barock (Die Stifte und Kirchen Tirols).

Das Internet im Tourismus. Die neuen Möglichkeiten des Internets hat die Tirol Werbung schnell erkannt. Die Buchungsplattformen bringen die Gefahr eines noch stärkeren Wettbewerbs über den Preis. Daher sind Qualität und Alleinstellungsmerkmale noch mehr gefordert.

Von welchem Gipfel hat man die schönste Aussicht auf unser Land? Vom Habicht. Von dort sieht man die beiden Teile des Bundeslandes Tirol: den Zentralraum mit durchmischter Wirtschaftsstruktur und die Täler, in denen es keine wirtschaftliche Alternative zum Tourismus gibt. ×

© privat

Schwergeburt mit Lust auf Zukunft

© Tiroler landtag/Berger

Neue Strukturen machen fit für Wettbewerb D D r . H e r w i g v a n Sta a , L a n d e s h a u ptm a n n u n d T o u r i s m u s r e f e r e n t ( 2 0 0 2–2 0 0 8 )

Von „lokal“ zu „regional“. Tourismusverbände wachsen zusammen. Die Hauptgründe für die damals dringend notwendige Strukturreform lagen auf der Hand: Jeder Ort in Tirol mit eigenem Tourismusverband inklusive gesamter Infrastruktur war nicht mehr zeitgemäß. Um auf Dauer im schwierigen internationalen Destinationswettbewerb bestehen zu können, mussten daher neue Weichenstellungen getroffen werden.

Die Tourismusstatistik schreibt in diesen Jahren wieder Rekorde. Wie verhalten sich Quantität – Qualität zueinander? Die Tourismusstatistik in meiner Zeit als Landeshauptmann und Tourismusreferent konnte wohl deshalb einen Aufschwung verzeichnen, weil man sich wieder verstärkt auf die Nahmärkte konzentriert hat. Mir war es schon als Innsbrucker Bürgermeister ein Anliegen, vor allem die unmittelbaren Nachbarn in Süddeutschland und Norditalien mit guter Qualität verstärkt anzusprechen und wieder nach Tirol zu bringen.

© Land Tirol/aichner

„Marke Tirol“. Der neue Tiroler Weg (2002–2005) stellt sie in den Mittelpunkt. Ich habe es als Notwendigkeit erachtet, die Marke Tirol nicht nur als reine Tourismusmarke, sondern

vielmehr als Dachmarke und wesentliches Alleinstellungsmerkmal für ein Tirol, das weit über den Tourismus hinausgeht, zu positionieren. Die Marke Tirol steht auch für Tiroler Industrie, Tiroler Gewerbe, Tiroler Dienstleister etc.

Ihr Wunsch an die Verantwortlichen der Tiroler Tourismusregionen? Ich würde mir noch die eine oder andere Abrundung im Diskussionsprozess innerhalb der einzelnen Tourismusregionen und ein gutes Zusammenspiel aller Kräfte wünschen. Auch eine noch stärkere Präsentation von Regionen mit eindeutig zuordenbaren regionalen Schwerpunkten wäre wünschenswert.

Welche touristische Entwicklung der vergangenen 20 Jahre erfüllt Sie mit Freude? Die Tourismusverbände wuchsen tatsächlich zusammen.

Ihre liebste Sage aus Tirol oder das spannendste Theaterstück? Aus dem unendlich reichen Schatz an Tiroler Sagen fällt mir spontan die „Frau Hitt“ als erste ein! Und eines der eindrucksvollsten Tiroler Theaterstücke ist wohl „Kein Platz für Idioten“ von Felix Mitterer. ×

Unverwechselbar durch intelligente Vernetzung G ü n t h e r P l att e r , s e i t 2 0 0 8 L a n d e s h a u ptm a n n u n d T o u r i s m u s r e f e r e n t

Tirol ist eine Marke. Wie eins ist die Marke Tirol? Tirol isch lei oans – das gilt auch für die Marke Tirol. Es gibt nur ein Tirol und daher auch nur eine Marke Tirol. Da Tirol mehr ist als Tourismus, muss auch die Marke Tirol für mehr als für Tourismus stehen. Mir ist dabei insbesondere der Forschungsstandort ein großes Anliegen.

Wo sehen Sie das stärkste Potenzial für die Aufladung dieser Marke für die Einzigartigkeit Tirols? Es ist die intelligente Vernetzung des bestehenden herausragenden Images als Urlaubsland mit unserer Forschungs- und Wirtschaftskompetenz, die eine ganz besondere Qualität und mit dem alpinen Raum nicht zuletzt auch ein besonderes Umfeld hat.

Welche unternehmerische Leistung im Tourismus bewundern Sie am meisten? Es ist der Mut, jedes Jahr aufs Neue in Qualität zu investieren, ein Risiko zu nehmen und auf diese Weise in dem heute extrem harten Wettbewerb weiterhin erfolgreich zu sein. Es ist die Vielfalt an Spitzenleistungen quer durch alle Bereiche, von den Seilbahnunternehmen sowie Hotellerie bis zu begeisterten Kleinvermietern. Ich möchte hier niemanden ausnehmen.

Ihr Wunsch für den Tiroler Tourismus für die nächsten 50 Jahre? Die Freude und Begeisterung am und im Tourismus zu wahren und den Tourismus als einen zentralen Wohlstandsfaktor im Land zu erhalten.

Ihre liebste „Tiroler Weis“? Tirol isch lei oans.

Wertschöpfung im Tourismus. Dieser ist ein noch stärkeres Augenmerk zu schenken. Es geht um Qualität, nicht Quantität. Und es geht darum, Stärken zu stärken.

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Wenn’s um den Tourismus geht, ist nur eine Bank meine Bank. „ Wem die Natur am Herzen liegt, der schätzt auch die Region.

Dies ist die Basis unserer langjährigen Partnerschaft.“

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Irene Auer, Naturhotel Waldklause, Längenfeld Gerhard Gabl, Tischlerei Gabl, Landeck GEM

9 inhalt saison

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Kirschen und beeren

Der tiroler weg

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Ein bild von einem land

Thema: 125 Jahre Werbung für Tirol 10

Über allen Gipfeln Vor 125 Jahren wurde der Grundstein für eine professionelle Bewerbung Tirols gelegt.

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„Das Geistreiche müssen wir uns bewahren“ Andreas Braun und Josef Margreiter über Vorreiterrollen, Kopiermaschinen und die Konjunktur des Controllings

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Die Entdeckung Tirols Wie die ersten Gäste kamen, um die Natur zu erleben und sich auf die Spuren der Geschichte zu begeben.

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Die Landlust der Städter im Sommer Die Sommerfrische hat Tirols Tourismus in den Anfängen geprägt. Ihre Konzepte sind heute aktueller denn je.

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Fremdenverkehr Die Geschichte des Reisens ist so alt wie die Möglichkeit, mobil zu sein.

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Jahrhundertglück Wintersport Tirol entwickelte sich von der Sommer- zur Winterdestination.

Heute versuchen viele Regionen, auch im Sommer zu punkten.

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Von der Kurkommission zum Tourismusverband Vor 125 Jahren wurden die ersten Tourismusorganisationen in Tirol gegründet. Bis heute wirken diese Pioniervereine nach.

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Der Tiroler Weg Tirols Mitte der 1990er-Jahre ins Leben gerufene Tourismus­ strategie erfährt eine Fortsetzung.

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Werbung aus dem Herzen der Alpen 125 Jahre Werbung für eine starke Marke: Tirol

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Ein Bild von einem Land Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stehen Werbeplakate im Dienst des Tourismus.

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Tourismuskritik als Chance Tourismusgegner gibt es, seit Gäste in Tirol ihren Urlaub verbringen.

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Vom Landwirt zum Gastwirt Wie Tourismus und Landwirtschaft voneinander profitieren

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Kirschen und Beeren Das Musikland Tirol und seine vielfältigen Botschafter

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Zum Schluss

Impressum SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 05/2014 (66. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20 Herausgeber: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • Chefredakteur: Matthias Krapf • Redaktion: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, ­Daniel Feichtner, Mag. Florian Gasser, Mag. Jane Kathrein, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Ernst Spreng • Autoren: Ernst Molden, Alois Schöpf • Fotografen: Emanuel Kaser, Franz Oss • grafik: Doris Pfifferling, Tanja Mintscheff • Anzeigenverkauf: Walter Mair, w.mair@target-group.at Anschrift Verlag: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • Geschäftsführung Verlag: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

© Innsbruck stadtarchiv, Hintertuxer Gletscher, Tirol Werbung/Markus Jenewein, Arthur Zelger, Rainer Pfisterer

Jahrhundertglück wintersport

Über allen Gipfeln

saison

Jahre 10 125 werbung für tirol

Alpinismus. Als Erste nahmen Naturwissenschafter und Bergsteiger das Hochgebirge ins Visier.

Über allen Gipfeln Im 19. Jahrhundert wandelte sich Tirol vom Transit- zum Tourismusland. Mit der Gründung des Vereins „zur Hebung des Fremdenverkehrs“ wurde vor 125 Jahren der Grundstein für eine professionelle Bewerbung der Region gelegt.

V o n S u sa n n e G u r s c h l e r

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er Großglockner in Osttirol provozierte immer schon große Gefühle. Als „furchtbaren Bergriesen“, als Ungeheuer inmitten einer von gigantischen Kräften beherrschten Natur sah ihn noch 1839 der Chronist Josef Jakob Staffler. Da war der Gipfel schon erobert: 1800 war erstmals die Besteigung des Großglockners geglückt.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts wäre es kaum jemandem in den Sinn gekommen, sich in derartige Höhen vorzuwagen. Das änderte sich, als eine neue Spezies auf der Bildfläche erschien: der Alpinist. Es waren insbesondere Engländer, die anfangs von sich

reden machten. In immer abgeschiedenere Regionen drangen sie vor, um Gipfel für Gipfel zu bezwingen. Bald gehörten Bergsteiger zum „alltäglichen“ Bild, selbst in peripheren Gebieten.

Als Alpinisten – teils aus Forschergeist, teils aus Abenteuerlust – begannen, die alpine Bergwelt zu entdecken, eröffneten sich neue Einnahmequellen für die Einheimischen. Bis dato als Transitland bekannt, gewann Tirol zusehends an Bedeutung als Tourismusdestination. Das führte rasch zu Bestrebungen, die Region als Ganzes zu bewerben. 1889, vor 125 Jahren, wurde der Grundstein für die Tirol Werbung gelegt.

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Hoch hinaus.

© innsbrucker tourismus

Als die Alpinisten sich zu organisieren begannen und die ersten Züge durchs Land tuckerten, wurde Tirol zum Tourismusland. Immer mehr Menschen entdeckten die Vorzüge der Bergwelt.

Seit der Antike war Tirol Transitland. Auf der beschwerlichen Strecke über den Reschen oder über den Brenner machten die Reisenden Station in den Gasthäusern entlang der Reiseroute. Abseits dieser Strecken profitierte man davon nicht. Mit ihrem mutigen Vorstoß ins hochalpine Gelände sorgten die Alpinisten dafür, dass sich das wandelte. Ihnen folgten Wissenschafter, Reiseschriftsteller und Maler (siehe auch Beitrag ab Seite 20).

Mit jedem Schritt in höhere Gefilde verloren die Berge mehr von ihrer Bedrohlichkeit und die weißen Flecken auf der Landkarte Mitteleuropas verschwanden.

1862 wurde in Wien der Oesterreichische Alpenverein gegründet, sieben Jahre später in München der Deutsche. 1873 verschmolzen beide Organisationen zum länderübergreifenden „Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein“ (DuOeAV), selbstständige Sektionen entstanden. Sie errichteten Hütten in den Alpen, legten Wegnetze an und bildeten Bergführer aus.

Zu den Gipfelstürmern, die keine Mühen scheuten, kamen Städter, die den alpinen Raum als Erholungs- und Sehnsuchtsort für sich entdeckten. Wer es sich leisten konnte, machte Sommerfrische im Gebirge, wer kränkelte, fuhr zur Erholung ins Bauernbadl oder in einen der Kurorte. Die Gästezahlen stiegen merklich, als das Bahnnetz ausgebaut wurde.

Mittendrin.

Viele Orte waren auf den Ansturm nicht vorbereitet.

Die finanzkräftigen Eisenbahngesellschaften bauten Grandhotels, um ihrer Klientel das passende Ambiente zu bieten.

„Die allmähliche Zunahme des Fremdenverkehrs datirt genau seit der Eröffnung der Bahnlinien, sodass man mit aller Bestimmtheit behaupten kann, dass die Eisenbahnen die Voraussetzung unseres Fremdenwesens sind“, schrieb Johann Angerer 1881. Der damalige

Sekretär der Handels- und Gewerbekammer Bozen bezeichnete den Fremdenverkehr zudem als „eine der vorzüglichsten Einnahmsquellen des Landes“. 1858 war die Bahnstrecke zwischen Innsbruck und Kufstein fertig und schloss bei Rosenheim an die ebenfalls erst errichtete Trasse Wien–München an. Im Jahr darauf ging die Bahnlinie zwischen Bozen und Verona in Betrieb. Im August 1867 verließ der erste Zug den Bahnhof Innsbruck Richtung Bozen, wenige Monate später wurde die Pustertalbahn feierlich eröffnet. „Die ganze Welt wirft sich jetzt, seit die Bahn eröffnet ist, auf das Pustertal“, freute sich der bayerische Reiseschriftsteller Ludwig Steub. Er unterschlug allerdings, dass viele Orte auf einen derartigen Ansturm nicht vorbereitet waren. Vor allem betuchtere Leute rümpften die Nase angesichts dessen, was einige Wirte auf den Teller brachten oder an Unterkünften anboten. Da es an adäquaten Beherbergungsbetrieben mangelte, errichteten die potenten Bahngesellschaften Grandhotels an den Strecken.

Diese boten den Reisenden jenes Ambiente und jenen Komfort, den sie sich erwarteten. So wurde das Grandhotel Toblach etwa als „epochemachendes Ereignis“ im Fremdenverkehr des Pustertals gefeiert.

Sukzessive wurde auch abseits der großen Transitrouten das Bahnnetz ausgebaut, zum Achensee etwa oder ins Zillertal.

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Jahre 12 125 werbung für tirol

Die sogenannten Weltausstellungen erwiesen sich als ideal, um eine möglichst breite Gästeschicht anzusprechen.

Gemeinsam voran.

In den meisten Tiroler Orten wurden Verschönerungsvereine ins Leben gerufen. Schon bald war klar, dass eine gemeinsame Bewerbung der Destination zielführender ist als Einzelkämpfertum.

Die Hoteliers bewarben ihre Unterkünfte, die Orte ihre Angebote. Kaum eine Gegend, wo kein Verschönerungsverein aktiv war. Je stärker der Zustrom wurde, je länger er anhielt, desto klarer sahen die Tourismuspioniere, wie dringend notwendig eine gemeinsame Bewerbung der Region wäre. Am 19. und 20. Jänner 1889 trafen sich im Südtiroler Städtchen Brixen rund 100 Touristiker aus Süd- und Osttirol zu einer Fremdenverkehrstagung. Die Nordtiroler Kollegen waren nicht eingeladen. Die Organisatoren fanden nämlich, in Innsbruck würde zu wenig getan für Süd- und Osttirol.

Die Teilnehmer überlegten, wie man die „Pflege des Fremdenwesens in geregelte Bahnen“ lenken und unter eine einheitliche Leitung stellen könnte. Kurz nach der Tagung wurde ein Verein gegründet, dessen Ziel die „Hebung des Fremdenverkehrs“ war. Die Antwort aus Nordtirol ließ nicht lange auf sich warten. Im Februar war die „Schwesterorganisation“ in Innsbruck beschlossene Sache. Schon Ende desselben Jahres kam es zu einer Annäherung der beiden Vereine und schließlich am 7. Jänner 1890 im Bozner Hotel Greif zur Gründung des „Landesverbands der vereinigten Kur- und Fremdenverkehrsvereine Tirols“. Eine neue Ära begann.

ten. Die sogenannten Weltausstellungen erwiesen sich als ideal, um eine möglichst breite Gästeschicht anzusprechen. So war Tirol unter anderem in Brüssel, Antwerpen und Chicago mit einem eigenen Pavillon vertreten. 1906 wurde das Innsbrucker Riesenrundgemälde der Schlacht am Bergisel nach Großbritannien verschifft. Es war eines der Glanzstücke bei der „Royal Austrian Exhibition“ in London. Nicht von Erfolg gekrönt war hingegen die Initiative, in Städten wie London, Paris oder Nizza ständige Vertretungen des Verkehrsamtes einzurichten.

1896 legte der Verein seine erste große Publikation vor, den „Almanach für Bäder und Kurorte“. Besonderes Augenmerk lag zudem auf dem Wintertourismus. Der Skilauf, der, aus Skandinavien kommend, im alpinen Raum fröhliche Urständ feierte, katapultierte St. Anton und Kitzbühel in die erste Liga der damaligen „Hotspots“ in der kalten Jahreszeit. Skischulen und Skiclubs wurden gegründet. Das Geschäft brummte. Ab 1907 kam eine eigene, jährlich erneuerte Werbebroschüre für den Winter heraus.

1910 wurde der Verband in „Landesverkehrsrat für Tirol“ umbenannt und das erste Tiroler Landesfremdenverkehrsgesetz erlassen. Es war das erste der Monarchie und legte die Basis dafür, dass der Tourismus bis heute Ländersache ist. Binnen weniger Jahrzehnte hatte sich Tirol zu einer prosperierenden Urlaubsdestination entwickelt.

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In Trümmern.

Erste Offensiven.

Zu den ersten Schritten des „Landesverbands der vereinigten Kur- und Fremdenverkehrsvereine Tirols“ zählten eine Qualitätsoffensive und die internationale Bewerbung der Region.

Von einem Büro in Innsbruck aus wurde nun versucht, die differierenden Interessen und Angebote unter einem Dach zu vereinen, zudem eine Qualitätsoffensive zu star-

Nach dem 1. Weltkrieg wurde Tirol geteilt. Es erholte sich nur schwer von diesem Schock. Touristisch setzte man weiter auf die Erschließung der Berge mit Seilbahnen.

1914 brach der 1. Weltkrieg aus. Der bis dahin florierende Wirtschaftszweig Fremdenverkehr kam mit einem Schlag zum Erliegen. Am Ende waren Millionen Tote zu beklagen, Tausende Schwerverletzte lagen in den Spitälern, Kriegstraumatisierte und Invaliden bevölkerten die Straßen. In Tirol herrschte bittere Armut. Dazu kamen die

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Kriegsschäden, die erst wieder behoben werden mussten.

Bei den Friedensverhandlungen von St. Germain schlugen die Siegermächte den südlichen Teil Tirols Italien zu, die jahrhundertelange Einheit des Landes war damit zerstört. Das hatte natürlich auch enorme Auswirkungen auf den Tourismus. Südtirol brachen die Gäste aus Deutschland weg und die Italiener mussten sich erst erwärmen für die neue Region, in der es Speck und Knödel gab und in der eine andere Sprache gesprochen wurde. Die massiven Italianisierungsmaßnahmen setzten der Südtiroler Bevölkerung zu.

In Nordtirol investierte man in die Erschließung der Bergwelt, die schon vor Ausbruch des Krieges begonnen hatte. 1926 war die Zugspitzbahn fertiggestellt, 1928 nahmen in Innsbruck die Patscherkofelbahn und die heutige Nordkettenbahn ihren Betrieb auf, in St. Anton die Galzigbahn. Diese Seilbahnen waren nicht nur in technischer Hinsicht sensationell, sie brachten jeden in luftige Höhen und wurden entsprechend intensiv vom Fremdenverkehrsrat beworben. Als Ende der 1920erJahre die Weltwirtschaftskrise ausbrach, kam es zu schmerzhaften Einbußen im Fremdenverkehr.

Erneut in Trümmern.

Die 1.000-Mark-Sperre des NS-Regimes machte den heimischen Betrieben zu schaffen. Nach 1938 sollte Tirol DER „Erholungsgau“ für das deutsche Volk werden.

1933 erreichten die Nationalsozialisten mit der 1.000-Mark-Sperre (jeder Staatsbürger musste vor einer Reise nach Österreich 1.000 Mark zahlen), dass quasi über Nacht keine deutschen Urlauber mehr kamen. In manchen Orten Tirols blieben bis zu 80 Prozent der Betten leer. Zwar wurde die Sperre drei Jahre später wieder aufgehoben, doch die Freude darüber währte kurz. 1938 marschierten die deutschen Truppen über die österreichische Grenze und gliederten das Land in das Dritte Reich ein.

Neben der Gleichschaltung aller Organisationen kam sofort das „Kraft durch Freude“-Programm der Nazis in Tirol zum Tragen. Mit diesem wurden Reisen für das deutsche Volk zentral organisiert. Heimische Betriebe profitierten sehr davon – immerhin sollte Tirol DER „Erholungsgau“ des Reiches werden. Doch je länger der

Arbeitsplätze schaffen.

Industrie und Tourismus sind wichtige Eckpfeiler der heimischen Volkswirtschaft. Gemeinsam sind beide Branchen auch starke Motoren für Arbeit, Wohlstand und Innovation: Für den Standort Tirol unverzichtbare Zukunftstreiber.

Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

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Jahre 14 125 werbung für tirol

Krieg dauerte, desto spärlicher kamen die Gäste, desto massiver litt die Zivilbevölkerung – von den Tausenden Toten auf den Schlachtfeldern und den Gräueltaten des NS-Regimes ganz zu schweigen.

Dazu kamen die Bombenangriffe, nach denen ganze Straßenzüge in Trümmern lagen. 1945, als der 2. Weltkrieg endlich vorbei war, lag das Land erneut am Boden.

Die Hoffnungen auf eine Wiedervereinigung Südtirols mit dem Bundesland Tirol zerschlugen sich rasch.

Schwierige Schritte.

Kurz nach Ende des 2. Weltkriegs begann im Bundesland Tirol der „Marshallplan“ zu greifen.

Beträchtliche Mittel flossen in den (Wieder-)Aufbau der touristischen Infrastruktur.

Erneute Italianisierungsmaßnahmen und Repressalien durch die Regierung in Rom gipfelten in Südtirol in den sogenannten „Bombenjahren“. Das Land befand sich über lange Zeit im Ausnahmezustand, worunter die Urlaubsdestination natürlich stark litt. Erst in den 1970er-Jahren begannen die Touristenströme richtig zu fließen. Im Bundesland Tirol griff der sogenannte „Marshallplan“ zur Unterstützung des Wiederaufbaus.

Erhebliche finanzielle Mittel flossen in die Wiederherstellung der Infrastruktur, darunter insbesondere der touristischen Einrichtungen.

Große Probleme ergaben sich dadurch, dass in den Städten zahlreiche Hotels als Flüchtlingslager oder Unterkünfte für die Besatzungsmächte genutzt wurden. „Das erhoffte Wiederaufleben des Fremdenverkehrs spielt bei allen wirtschaftlichen Betrachtungen eine große Rolle, aber wo sollen die Fremden untergebracht werden, wenn nicht einmal für die Innsbrucker genügend Wohnraum vorhanden ist?“, stand am 24.

Mai 1946 in der „Tiroler Tageszeitung“ zu lesen.

Wesentliche Impulse für den Tourismus kamen nach dem Krieg von den Verkehrsvereinen in den Regionen, die sich schnell wieder organisierten.

Im Aufschwung.

Vereine und Institutionen sorgten für eine rasche Belebung des Tourismus, dazu kam das deutsche Wirtschaftswunder. Die Nächtigungszahlen stiegen rapide.

Die Skiclubs, Skiverbände, Wintersportvereinigungen usw. begannen zum Teil schon im ersten Nachkriegsjahr mit ihrer Arbeit. Der Wintersport selbst, aber auch Wintersportveranstaltungen, Ski- und Rodelrennen waren schon im ersten Winter sehr gefragt. Die Veranstalter fanden bei der französischen Besatzungsmacht nicht nur Verständnis, sondern auch größtes Interesse und bereitwillige Unterstützung“, schrieb Adolf Lässer,

von 1976 bis 1982 Leiter der Fremdenverkehrswerbung des Landes Tirol, in seinem Buch „100 Jahre Tourismus in Tirol. Die Geschichte einer Organisation“.

Mit dem Landesfremdenverkehrsgesetz 1949 wurde der rechtliche Rahmen geschaffen, um die Verkehrsvereine als öffentliche Körperschaften neu zu gründen. Das Wirtschaftswunder, das bei den nördlichen Nachbarn wenige Jahre nach Kriegsende einsetzte, brachte Wohlstand. Die Reiselust nahm stetig zu, zumal sich immer mehr Menschen ein Auto leisten konnten. 1960 zählte man in Tirol 11,7 Millionen Nächtigungen, 1972 bereits 30 Millionen.

Dominierte zunächst noch der Sommertourismus, veränderte sich das Bild in den 1970er-Jahren.

Immer mehr Urlauber entdeckten ihre Liebe zum Meer. Fernreisen wurden immer beliebter, ein Trend, der bis heute anhält.

Dafür stiegen hierzulande die Gästezahlen im Winter. Investitionen in Erschließungen neuer Skigebiete und der Gletscher sowie in die Infrastruktur schufen attraktive Bedingungen. Ob Eisstockschießen, Skidoo-Fahren oder schnelle Skischwünge auf bestens präparierten Pisten – Tirol entwickelte sich zum Wintersportparadies schlechthin. Die Austragung der Olympischen Spiele (1964 und 1976) brachte Innsbruck und Tirol zusätzliches internationales Renommee. Die Gäste fielen den Touristikern quasi in die Betten.

Frische Impulse.

Ende der 1970er-Jahre wurde begonnen, den Austausch zwischen den Entscheidungsträgern in Tirol zu intensivieren, neue Märkte zu erobern. Mit Andreas Braun brach eine neue Ära an.

1976 kam mit Adolf Lässer ein Mann an die Spitze des Landesfremdenverkehrsamtes, dem es insbesondere um Vernetzung und Austausch zwischen den Ent-

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Alpenvereine. 1894 wurde die Bettelwurfhütte eröffnet. Sie galt als „neuer Edelstein“ des Alpenvereins.

© Innsbruck stadtarchiv

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scheidungsträgern ging. Zwei Mal im Jahr lud er Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Tourismus nach Zirl zu Gesprächen (heute: Tiroler Tourismusforum). Er intensivierte die Beteiligung an internationalen Messen und Ausstellungen und setzte auf eine kontinuierliche Betreuung der Presse im Inund Ausland. Lässer war unermüdlich darum bemüht, neue Märkte zu erschließen, besonders im Visier hatte er hier unter anderem die Vereinigten Staaten, Japan oder Südamerika. Ihm folgte 1982 Andreas Braun, der sofort durch eine unkonventionelle, für viele gar provokative Herangehensweise an das Thema Fremdenverkehrswerbung auffiel. Er wich den immer offensichtlicher werdenden Problemen im Tourismus nicht aus, sondern stellte diese zur Diskussion. Seine Marketingideen erzielten enorme Breitenwirkung, einige sind legendär. So ist etwa das von ihm geprägte Signet „Tirol – Herz der Alpen“ heute noch zentrales Element der Tirol Werbung. 1989 wurde die Abteilung Fremdenverkehrswerbung aus der Landesorganisation ausgegliedert und in einen privatwirtschaftlichen Verein überführt.

Gute Aussicht.

Seit 1995 leitet Josef Margreiter die Tirol Werbung. Unter seiner Führung werden neue Strategien entwickelt, um das Tourismusland Tirol fit für die Zukunft zu machen.

Zukunftsträchtige Strategien zu entwickeln und die Marke Tirol zu festigen, ist auch eines der Hauptanliegen von Josef Margreiter, der die Leitung der Tirol Werbung GmbH 1995 übernahm. Seit 2006 werden konsequent Maßnahmen gesetzt, Tirol über die Destination hinausgehend als Standortmarke zu verankern, nicht nur im Tourismus, sondern ebenso in Wirtschaft, Forschung und Bildung. Mit rund 45 Millionen Nächtigungen im Jahr gehört die Region zu den „Big Playern“ im internationalen Tourismusgeschäft. „Tirol ist der begehrteste Kraftplatz der alpinen Welt“ – das ist die Markenvision, mit der die Tirol Werbung in die Zukunft geht. Einer dieser Kraftplätze ist ohne Zweifel der Großglockner, der höchste Berg des Bundeslandes Tirol, der höchste Berg Österreichs. Ein Gigant. Majestätisch wie vor 214 Jahren, als er erstmals bestiegen wurde. ×

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© Franz Oss

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„Das Geistreiche müssen wir uns bewahren“ Andreas Braun und Josef Margreiter haben in den vergangenen dreißig Jahren der Werbung für Tirol ihren Stempel aufgedrückt. Ein Gespräch über Vorreiterrollen, Kopiermaschinen und die Konjunktur des Controllings.

D as I n t e r v i e w f ü h r t e M at t h i as k r a p f.

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AISON: Herr Braun, Herr Margreiter, die 125-JahrFeier steht unter dem Motto: „Schon seit 1889 machen wir immer das Gleiche. Nur anders.“ Was genau machen denn alle Tirol-Werber seit 125 Jahren? Andreas braun: Nun, was sie verbindet, ist das Ziel, für die bunte Landschaft des Unternehmens Fremdenverkehr den gemeinsamen Nenner zu finden und erlebbaren Nutzen zu stiften. Dennoch unterscheiden sich all diese sogenannten Landesfremdenverkehrsämter natürlich sehr stark voneinander. Personell, aber auch was den Radius der Aufgaben angeht.

Um das zu erkennen, reicht schon ein Vergleich zwischen der Tirol Werbung heute und in den 1980er-Jahren. Als ich 1981 die damalige Tiroler Fremdenverkehrswerbung übernommen habe, gab es keine in die moderne Zeit passende Organisationsform. Dass wir das letztlich gegen viele Widerstände umsetzen konnten, freut mich noch heute.

josef margreiter: Diese neue Organisationsform ab Ende der 1980er-Jahre war ein Quantensprung im Strukturellen und erfolgsentscheidend für die Gesamtentwicklung des Werbens für Tirol. Tirol war Vorreiter. Und rasch wurde dieses Modell auch nachgeahmt ... braun: … von der Österreich Werbung zwei Jahre später zum Beispiel ... margreiter: … ja, oder auch in vielen Bundesländern. Und man könnte noch eine Reihe von Erfolgsbeispielen aus anderen Bereichen aufzählen wie die Cine Tirol, Tiscover, den Tirol Shop oder das Sportsponsoring. Da waren wir auch die Ersten. Was die Tiroler in diesen 125 Jahren generell ausgezeichnet hat, ist sicher eine große Portion Eigensinn und Mut. Die Tiroler haben sich weiter hinausgewagt in die Welt als die anderen und sich getraut, neue Wege zu gehen.

Geographisch, aber auch mit ihren originellen Ideen.

braun: Schon vor der Österreich Werbung haben wir ein kleines Netz an Außenstellen gehabt. An der Côte d‘Azur, in St. Petersburg, Karlsbad. Und Tirol hat auch immer wieder für Diskussionen innerhalb Österreichs gesorgt, als wir zum Beispiel die Fachmesse ATB nach Innsbruck geholt haben. margreiter: Tirol war und ist erfolgreich, weil Tirol eigensinnig ist und kantig, unternehmerisch und selbstständig agierend. braun: Ein First Mover, kann man sagen.

Tirol wurde so in großem Maße zum Synonym für den Alpintourismus. margreiter: Und ich behaupte, auch wenn manche Regionen heute in Marketing und Werbung einen eigenständigen Weg gehen: Die Erfolge gelangen auch deshalb, weil Tirol stets in einer starken Formation eben tiroltypisch aufgetreten ist.

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Jahre 17 125 werbung für tirol

Ist es schwieriger geworden, in der Werbung eine Vorreiterrolle einzunehmen? margreiter: Den Satz, dass alles schwieriger geworden sei, habe ich schon vor 25 Jahren gehört. Wenn du erfolgreich sein willst, musst du Widerstände überwinden. Das war schon immer unbequem. Was sich verändert hat: Die „Kopiermaschinen“ sind schneller geworden. Oft dauert es nur wenige Wochen, und die Konkurrenz zieht mit einem sehr ähnlichen Angebot nach.

Daraus ergibt sich eine Tendenz zum Abwarten, eine Bremswirkung. Nach der Devise: Schauen wir mal, was die anderen machen. Es ist also schwerer geworden, die Gefolgschaft für außerordentliche Werbeaktionen zu finden. Regionale Egoismen sind für eine werbliche Gesamtwirkung ebenso nicht förderlich. braun: Ich habe eine generelle Anmerkung zum Marketing, die mir hoffentlich nicht als Weinerlichkeit ausgelegt wird: Nach allen Regeln der Kunst ist es wirklich eine sehr schwere Aufgabe, für Tirol zu werben.

Warum das? braun: Weil man im Gegensatz zu einem Unternehmen keinen Zugriff auf Angebotsgestaltung, Produktqualität, den Vertrieb und so weiter hat. Im Grunde kann man gut zureden und Wünsche formulieren, aber der Einfluss auf dieses Kaleidoskop aus Worten und Bildern, die da transportiert werden, ist minimal. Wenn hier Sichtbarkeit, Konturen, ein Profil durchdringen, kann man wirklich schon von einem Erfolg sprechen. margreiter: Der entscheidende Faktor für die Werbung ist zweifellos die Einmaligkeit des Produktes bzw. Angebots. Und das hat sich definitiv verschlechtert. Tirol ist in vielen Bereichen austauschbarer geworden und die Suche des Tirol-Werbers nach den unverwechselbaren Trümpfen damit schwieriger.

Die große Faszination Wintersport gibt es seit hundert Jahren. Um mit neuen Produktqualitäten die Welt zu erobern, hat sich der Spielraum schon sehr eingeengt. braun: Eine mutige Aussage, Josef, aber ich gebe dir Recht. Wir müssen uns ehrlich fragen, wo wir die kategorischen Superlative noch unter Beweis stellen. Was nicht

heißen soll, dass Tirol keine Alleinstellungsmerkmale mehr hat. Natürlich hat es die.

Aber es stimmt nun einmal: Wir können noch so interessante Geschichten erzählen, letztlich muss der Wahrheitsbeweis hunderttausende Male vor dem Gast erbracht werden. Da ist noch wahnsinnig viel Potenzial – etwa in der Kulinarik. Denn eines ist auch klar: Mit der hundertsten Umlaufbahn mit beheizbaren Sesseln werden wir den Wintertourismus nicht neu erfinden. margreiter: Gerade im kulinarischen Bereich ist schon ein Umdenken passiert.

Da wächst einiges. Stichwort: Bio vom Berg, Schnapsrouten, Genussfeste. Damit man mich nicht missversteht: Natürlich gibt es viele Geschichten, die wir als Kommunikationsagentur des Landes sehr gut erzählen können. Und das machen wir ja auch Tag für Tag. Aber Fakt ist eben auch: Das Wintersportangebot an sich ist

Innen- und Außenwerbung sind unteilbar, das ist eine Symbiose. Der Erste, der etwas akzeptieren muss, ist der Einheimische, sonst habe ich überhaupt keine Chance beim Chinesen. Das habe ich bei den Kristallwelten gesehen. (lacht) margreiter: Mit ein Grund, warum unser Werben für Tirol sehr gut funktioniert, ist ja gerade die Tatsache, dass die Bevölkerung so hinter ihrem Land steht. Ich sage immer: Die besten Werber für Tirol sind immer noch die Tiroler selber. Die müssen überzeugt sein. Und offensichtlich sind sie es: Sonst würden beispielsweise nicht mehr als 300.000 Stück MerchandisingArtikel in unserem Tirol Shop von Einheimischen gekauft werden. braun: Das ist ganz wichtig, was der Josef sagt. Die Identifikation ist da – vom Hilfsarbeiter bis zum Universitätsprofessor.

„Ich sage immer: Die besten Werber für Tirol sind immer noch die Tiroler selber.“ Josef Margreiter

jedes Jahr fast das gleiche. Andererseits erobern neue alternative Konsum- und Freizeitangebote den Markt und damit die verfügbaren Haushaltsbudgets der potenziellen Gäste.

Wie also kommunizieren? braun: Wovon ich überhaupt nichts halte, ist zwischen dem bürokratisch geschützten und dem „normalen“ Tirol zu unterscheiden: die Bilderbuch- und Ruhegebiete auf der einen Seite, der Rest auf der anderen.

Schon zu Landeshauptmann Wallnöfer hab‘ ich in dem Zusammenhang gesagt: Wo liegt der Unterschied zwischen dem Virgental und dem Villgratental? Hast Recht, Doktor, hat er geantwortet, das ist ein Blödsinn. Es geht um den Blick aufs ganze Land, das Gesamtkunstwerk Tirol, in welchem überall sorgfältig mit der Natur gewirtschaftet werden muss. Im Grunde muss die Tirol Werbung Landesalltagskulturpolitik betreiben.

Wie hat sich die Tirol Werbung seit den 1980er-Jahren verändert? Und wie gestalten sich die Herausforderungen an eine Landestourismusorganisation heute? margreiter: Über Jahrzehnte stand unser Land in einem Wettbewerb der Tourismusregionen und die Tirol Werbung hat mit Sehnsuchtsbildern für Urlaub in Tirol geworben. Heute haben wir einen gesamtwirtschaftlichen Wettbewerb der Regionen, dem sich unser Land und seine Tourismuswirtschaft nicht entziehen können. Tirols Anziehungskraft als Region zum Leben, Studieren, Wirtschaften oder Urlauben ist abhängig von Standortfaktoren wie Lebensqualität und -kultur, Sicherheit oder Gesundheit. Für die Tirol Werbung heißt das: Wie können wir schon heute erfolgreiche Kommunikationsarbeit für den gesamten Standort leisten? Und was muss gelingen, damit nicht nur der Tourismus, sondern auch unsere alpine Wirtschaft bzw. Industrie, Forschung,

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Jahre 18 125 werbung für tirol

braun: Ich kann das nur zu hundert Prozent unterstreichen. Wir stehen heute vor der Herausforderung, dass gesellschafts- und wirtschaftspolitische Fragen einfließen müssen, um die Attraktivität des Landes sowohl für Gäste als auch Einheimische aufrechtzuerhalten. Wie früher zu sagen: Da haben wir den Tourismus, da die Industrie und dazwischen den Rest, das geht nicht mehr. Alles ist vernetzt. Erkannt wurde diese Challenge bereits, aber jetzt geht es um die Umsetzung.

Mit diesen omnipräsenten Fehlervermeidungsstrategien, diesem Entmündigungswahnsinn schaffen wir doch nur eine Atmosphäre, die null unternehmerischen Elan mehr zulässt. margreiter: Ohne zu jammern: Man muss vor dem Hintergrund schrumpfender Budgets, angesichts von wachsenden Ausschreibungspflichten und Controlling ein Plädoyer halten für die Freiheit des Werbens für Tirol. Wir müssen uns die Frage stellen, wie das unternehmerische Denken in einer zugleich gemeinwirtschaftlich wie privatwirtschaftlich agier-

„In Österreich gibt es eine spezifische unbändige Lust am Verwalten. Da muss man Widerstand leisten.“ A n d r e as B r a u n

margreiter: Schon 1997 bei meinem ersten Tourismusforum als Direktor der Tirol Werbung haben wir die Standortstrategie thematisiert. Heute spürt man eine Diskussion auf breiter Ebene. Man könnte es sich jetzt einfach machen und sagen: Der Tourismus kümmert sich um seine Infrastruktur wie Lifte, Hotels oder Golfplätze, die anderen um den Rest. Da würde man die Rechnung aber ohne den modernen Konsumenten machen. Denn für diesen spielen ethische Fragen und die nachhaltige Intelligenz einer Destination eine immer wichtigere Rolle. Kann ich hier mit gutem Gefühl meinen Urlaub verbringen oder geht er auf Kosten anderer?

Die Rahmenbedingungen haben sich also verändert. Gilt das auch für die Tirol Werbung selbst? margreiter: In den letzten Jahren ist definitiv eine Konjunktur des Controllings zu bemerken. Seitens der medialen Öffentlichkeit und unserer Stakeholder der Tirol Werbung gibt es eine Tendenz, die Ende der 1980er-Jahre erkämpfte Unabhängigkeit von Verwaltungsstrukturen wieder zu reduzieren. braun: Da berührst du ein Herz- und Magenthema von mir. Diese Entwicklung beobachte ich quer durch – in der öffentlichen Verwaltung, aber auch in Unternehmen. Letztlich geht es dabei um die Frage: Welches Vertrauen in die Mündigkeit, den Unternehmergeist, das Abenteurertum eines Individuums hat eine Gesellschaft?

enden Organisation aufrechterhalten werden kann. braun: In Österreich gibt es eine spezifische unbändige Lust am Verwalten. Da muss man Widerstand leisten. Ziel muss sein, einen Nährboden aufzubereiten für unternehmerische Menschen, die nicht in Schubladen denken und versuchen, auch einmal Grenzen zu überschreiten.

Zum Abschluss noch ein kleiner Blick nach vorne: Wie sieht die Zukunft des Werbens für Tirol aus? margreiter: Unsere vernetzte Welt ist Chance und Herausforderung zugleich, das heutige TirolBild in einer Dimension zu multiplizieren, wie es sie noch nicht gegeben hat. Konkret geht es darum, gemeinsam mit den Regionen eine außergewöhnliche BewegtbildKompetenz im digitalen Zeitalter aufzubauen und im bald alles entscheidenden Dialog der gezielt vernetzten Menschen eine willkommene Rolle zu spielen. Das sehe ich als große Zukunftschance – im Methodischen, wenn man so will. Inhaltlich wird es, wie schon erörtert, darum gehen, mit allen stimmigen Spitzenqualitäten, und nicht nur mit den touristischen, intelligent kombiniert zu punkten. Tirol ist eine Marke mit großen Chancen. Wir müssen sie nur gemeinsam nutzen. braun: Ja, das Bouquet der Geschichten wird vielfältiger werden. Das ist eine Herausforderung. Jetzt zur schwierigeren:

Der Publikumsjoker beim Quiz ist gut.

Aber bei den ganz schweren Fragen hilft er dir auch nicht. Exzeptionelle Leistungen entstehen nicht beim Mitschwimmen im Strom. Um in der Kakophonie der Regionen weltweit bestehen zu können, werden wir Geschichten brauchen, die unerhörter, außergewöhnlicher sind als der Rest. Ich halte deshalb ein Plädoyer für die Verrücktheit der Tirol Werbung. margreiter: Diese Reizüberflutung, die du erwähnst, bringt mich wieder zum Eigensinn. Denn selbst in einer Vielstimmigkeit wie bei den Olympischen Spielen heuer hat es Tirol wieder geschafft, herauszuragen. Und warum? Weil wir uns etwas Außergewöhnliches gebaut haben und mit ehrlicher Gastfreundschaft überzeugt haben, mit der Begeisterung für die menschliche Begegnung und dem, was unser Land zu bieten hat. Darum geht es letztlich auch in unserem Leitbild der Tirol Werbung, das im Übrigen die Mitarbeiter selbst erarbeitet haben und nicht von oben herab diktiert wurde. Dort steht im Kern: „Wir sind begeisterte Botschafter für Tirol.“ Dieses Geistreiche müssen wir uns bewahren.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Bildung, Kultur international ein stärkeres Profil bekommen?

Vorgänger und Nachfolger Dr. Andreas Braun war von 1981 bis 1994 Geschäftsführer der Tirol Werbung bzw.

Leiter ihrer Vorgängerorganisation, der Tiroler Fremdenverkehrswerbung. Mitte der 1990er wechselte er zu Swarovski und baute dort die Kristallwelten auf. Dem Konzern ist Braun als Geschäftsführer der Destination Wattens Regionalentwicklung GmbH noch heute verbunden.

Josef Margreiter ist seit 1995 Geschäftsführer der Tirol Werbung. Zuvor war er unter anderem als Unternehmer in der Reisebranche tätig und lenkte als stellvertretender Direktor die Geschicke der Olympia-Region Seefeld.

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Tirol / Herz der Alpen 06.10.14 10:08

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Jahre 20 125 werbung für tirol

Die Entdeckung Tirols Die ersten Gäste kamen nach Tirol, um die Natur zu erleben und sich auf die Spuren der Geschichte zu begeben. So legten sie das Fundament dafür, dass heute Jahr für Jahr Millionen Menschen ihren Urlaub hier verbringen.

Von Daniel Feichtner

D

ie raue Schönheit der Tiroler Natur weiß schon seit Langem zu faszinieren. Bereits mit dem Aufkommen der Industrialisierung wich die Angst vor den Naturgewalten der Ehrfurcht und dem Interesse. So bereisten sowohl Literaten als auch Maler und die ersten abenteuerlustigen Alpinisten die Alpen, um Tirol und seine Geschichte zu erleben. Sie kamen anfänglich vor allem aus Deutschland und Großbritannien.

Von dort trugen sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Kunde von dem „wilden Land“ und seiner Bevölkerung in die Welt hinaus. Doch der Werdegang zum Tourismusland begann schon deutlich früher.

Durchreiseverkehr.

Als Transitland war Tirol bereits im 15. Jahrhundert stark frequentiert. In seiner Funktion als Hauptverbindung zwischen Nord und Süd ersparte die Route über Innsbruck Reisenden lange Umwege um die Alpen. „Das hat schon früh dazu geführt, dass wir Tiroler uns an Vorformen des Tourismus und generell an eine Kultur der Gastlichkeit gewöhnt haben“, erklärt Paul Rösch, Leiter des Touriseums in Meran. „So haben wir gelernt, mit anderen Kulturen umzugehen.“ Doch die meisten Fremden durchquerten das Land nur auf der Durchreise, ohne sich länger als eine Nacht an einem Ort aufzuhalten. Die ersten Gäste in Tirol kamen kaum von jenseits der Grenzen, sondern eher aus dem eigenen Land: Adelige und Bürger vor allem aus den Städten suchten schon im 18. Jahrhundert Erholung in den Bädern rund um die Tiroler Gebirgsquellen.

Exportschlager Andreas Hofer.

Schlussendlich war es vor allem eine europaweite Kriegskatastrophe, die die weltweite Aufmerksamkeit auf Tirol als Reisedestination lenkte. Nichts Geringeres als Napoleons Marsch durch Europa trug dazu bei, den Bekanntheitsgrad Tirols enorm zu steigern. „Schon vor der Reinstitutionalisierung der europäischen Monarchien entstand ein regelrechter Kult um die Freiheitskämpfer, die sich dem französischen Feldzug entgegengestellt hatten“, berichtet Rösch. „Bereits während

ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf einer Reise durch Tirol auf die Spuren des Freiheitskämpfers begab: „Zu Innsbruck im ‚Goldenen Adler’, wo Andreas Hofer logiert hatte und noch jede Ecke mit seinen Bildnissen und Erinnerungen an ihn beklebt ist, fragte ich den Wirt, Herrn Niederkirchner, ob er mir noch viel von dem Sandwirt erzählen könne.“ Verwundert beschreibt der norddeutsche Autor, der sich vor Ort wohl „InsiderInformationen“ erhofft hatte, weiter, wie ihm der Wirt im Hinterzimmer stolz ein

„Mit dem steigenden Interesse verloren auch die Berge ihren Schrecken. An die Stelle der Angst vor den Naturgewalten trat die Ehrfurcht.“ W o l f g a n g M e i x n e r , H i s t o r i k e r a n d e r U n i v e r s i tät I n n s b r u c k

der Kämpfe 1809 galt Andreas Hofer unter den Mitgliedern der englischen Clubs in London als ‚Tyrolean Champion’ und ihm wurde große Bewunderung zuteil.“ Dem Heldenmythos rund um den Sandwirt war es zuzuschreiben, dass die Hoferlegende in jedem Reiseführer der damaligen Zeit zu finden war. Und so begaben sich nach dem Ende des Kriegs vor allem – aber bei Weitem nicht nur – englische Gäste nach Tirol, um in den Fußstapfen Hofers zu wandeln.

Unter den Hofer-Interessierten fand sich neben britischen Literaten wie William Wordsworth nicht zuletzt auch Heinrich Heine. Er beschreibt im Kapitel 7 seiner „Reisebilder“, wie er sich in der

damals verbotenes Buch präsentierte: Das „Trauerspiel in Tyrol“, das 1828 von Heines ebenfalls deutschem Kollegen Karl Immermann verfasst worden war.

Auch wenn, oder vielleicht gerade weil der Hofer-Mythos zu diesem Zeitpunkt bereits internationaler Verklärung anheimgefallen war, kam es dank Schriften wie denen von Heine und Immermann zu einem regelrechten Schlachtfeldtourismus. Dieser blieb natürlich nur dem reichen Bürgertum und dem Adel vorbehalten. Die „Attraktion Hofer“ wurde bis zum Schluss regelrecht „ausgequetscht“, meint Rösch: „In Meran existierten bis zum Ersten Weltkrieg die Andreas-HoferFreilichtspiele, die weltweit Beachtung

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Tirols Gäste heute

K Heinrich Heine (1797–1856).

Der deutsche Schriftsteller und Dichter Heinrich Heine bereiste Tirol auf seinem Weg von München nach Genua. Über das Land und die Tiroler hatte er in seinen „Reisebildern“ allerdings wenig Schmeichelhaftes zu berichten.

amen bereits viele der ersten Besucher aus dem nördli­ chen Nachbarland, sind die Deutschen auch heute Tirol noch treu.

Mit über 23 Millionen Nächtigungen im Tourismusjahr 2012/13 machen sie noch immer mehr als die Hälfte der Gäste­ nächtigungen aus – auch wenn ihre Zahlen leicht im Sinken begriffen sind.

Auch aus dem Vereinigten Königreich kommen weiterhin viele Touristen nach Tirol. Sie stellen aktuell aber nur gut vier Prozent des Nächtigungsaufkommens.

Allerdings verlagern sich ihre Besuche zunehmend auf den Winter, wo vor allem Wintersportangebote gerne wahrge­ nommen werden.

Neu, aber von zunehmender Be­ deutung im Tourismus, sind vor allem Fernreisende. Sowohl Gäste aus China als auch aus Indien und den arabischen

Ländern Asiens haben in den vergan­ genen beiden Jahrzehnten zum Teil vervielfachte Übernachtungszahlen ver­ bucht. Noch ist es nur ein Bruchteil der Gäste, die aus diesen Märkten nach Tirol kommen. Dank steigendem Wirtschafts­ wachstum und besseren Angeboten werden sie aber immer mehr. Sie suchen in Tirol vor allem Exotik und den im Ver­ gleich zu ihrer Heimat kühlen Sommer in der erfrischenden Natur. Hoch im Kurs stehen bei ihnen Sightseeing und der Shoppingtourismus.

Weiteren starken Gästezuwachs konnte der Tiroler Tourismus in den letzten Jahren aus ehemaligen Ost­ blockländern verbuchen. Auch Gäste aus der Slowakei, der Tschechischen Republik und Russland haben Tirol für sich entdeckt. ×

Nächtigungsstatistik Tourismusjahr 2012/13 Anteil der Märkte an den Tiroler Nächtigungen

fanden. Sogar in Amerika wurde darüber in Zeitungen berichtet.“

Zurück zu den Wurzeln. Ebenfalls im 19. Jahrhundert begann Tirol mit der aufkommenden Industrialisierung eine zusätzliche Faszination auf potenzielle Besucher auszuüben. „Je mehr die Städte wuchsen und je mehr Fabriken errichtet wurden, desto attraktiver erschien den Stadtbewohnern das Ländliche und Ur­ sprüngliche“, erklärt Wolfgang Meixner, Historiker an der Universität Innsbruck.

Die zunehmende Verstädterung und die wahrgenommene „Degeneration“ des Le­ bens in der Stadt brachte eine Sehnsucht nach dem Reinen und Ursprünglichen.

Eine Grundlage dafür schuf laut Meixner das Aufkommen von Beamten, Lehrern und Notaren. Sie verfügten als erste Berufsgruppen sowohl über ausreichend Einkommen als auch über geregelte Arbeitszeiten. Damit verbun­ den war auch Freizeit, die sie für Reisen nutzen konnten. Frei nach Goethes Idealen begaben sie sich auf die Suche nach dem „Ursprung“. Die Begeisterung fiel allerdings zwiespältig aus. Zum einen repräsentierten die „Tiroler Bauern“ das

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China, Slowakei, Indien Tschechische Arabische Länder Asiens Republik

Russland

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Sonstige Länder

Italien

3 % Belgien

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Vereinigtes Königreich

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Schweiz und Liechtenstein

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Österreich

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Niederlande

Nächtigungen im Tourismusjahr 2012/13: Deutsche Besucher waren nicht nur die ersten Gäste in Tirol, sie führen auch bis heute die Statistik an.

Quelle: Landesstatistik Tirol / Tirol Werbung

22 „Als Transitland war Tirol bereits im 15. Jahrhundert stark frequentiert.“ Pa u l R ö s c h , L e i t e r d e s T o u r i s e u m s i n M e r a n

Natürliche, das Gute und Starke. Zum anderen blickten die Städter auf die Landbevölkerung herab.

Wie weit diese arrogante Bewunderung ging, zeigt August Lewald, der 1835 in seinem Reiseführer „Tirol vom Glöckner zum Orteles und vom Garda- zum Bodensee“ schreibt: „Die Naivität dieser Thalbewohner gränzt an den schmucklosen Reiz der wilden Kindlichkeit der Ureinwohner Amerika’s, ist aber noch um vieles anziehender für uns, da diese lieben Naturmenschen unsere Landsleute sind und Deutschland uns an seiner Gränze eine so holde Schönheit bietet, um uns zurückzuhalten und uns vor dem Drang nach der Fremde zu heilen, der uns allen leider angeboren ist.“ Noch stärkere Worte findet wiederum Heine in seinen „Reisebildern“. Er attestiert den Tirolern, sie seien „schön, heiter, ehrlich, brav, und von unergründ-

Der Dramatiker August von Kotzebue (1761–1819) durchquerte Tirol auf seiner Hochzeitsreise. Ihm gefiel die Landschaft und die „biedere, treuherzige und doch ein wenig stolze“ Tiroler Bevölkerung.

licher Geistesbeschränktheit. Sie sind eine gesunde Menschenrasse, vielleicht weil sie zu dumm sind, um krank sein zu können.“

Grundstein für den Alpinismus. Zu diesem aus heutiger Sicht eher befremdlichen, wenn nicht sogar beleidigend wirkenden ethnologischen Interesse kam eine zunehmende Faszination für die Natur. „Mit dem steigenden Interesse verloren auch die Berge ihren Schrecken“, meint Meixner. „An die Stelle der Angst vor den Naturgewalten trat die

Ehrfurcht.“ Damit wurde der Grundstein für den Alpinismus gelegt. Tirols Natur zog nicht nur Künstler wie Jakob Gauermann, Gustav Jahn oder auch Caspar Wolf, der bereits im 18. Jahrhundert 200 Alpendarstellungen schuf, magisch an. Mit der Gründung des Oesterreichischen und des Deutschen Alpenvereins in den 1860erJahren wurde Tirol zu einer immer beliebteren Destination für Alpinisten, die ihr Bergerlebnis anfangs noch hauptsächlich in der Schweiz gesucht hatten. Mit gutem Grund, wie August von Kotzebue schon Anfang des 19. Jahrhunderts schrieb: „Warum reist denn Alles, was reisen kann, immer nur nach der Schweitz? Warum besuchen so wenige Menschen Tyrol ...

Ich habe die Schweitz auch gesehen, wenn gleich nur obenhin, aber ich muss laut bekennen, dass die Naturschönheiten Tyrols mit jenen der Schweitz in nichts nachzustehen scheinen.“ ×

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Jahre 24 125 werbung für tirol

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Die Seilbahn auf den Kohlern bei Bozen (hier im Jahr 1932) wurde 1908 als erste alpine Personenseilbahn errichtet. So wurde die nahe Natur für die Sommerfrischegäste immer leichter erreichbar.

Die Landlust der Städter Raus aufs Land! Die Sommerfrische spielte eine bedeutende Rolle in den Anfängen des Tiroler Tourismus – und tut es in abgewandelter moderner Form auch heute noch.

Von Daniel Feichtner

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er Begriff Sommerfrische ist noch vielerorts bekannt: der Urlaub im Sommer, meist im eigenen Land.

Im Mittelpunkt stand dabei jeweils die „Flucht“ aus der Stadt in die erfrischende Natur. Das Wörterbuch der Gebrüder Grimm, an dem sie 1838 zu arbeiten begannen, definiert die Sommerfrische als „Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit.“ Gerade Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Reise aufs nah gelegene Land für viele Städter eine der wenigen leist- und umsetzbaren Möglichkeiten, sich Erholung und Erfrischung zu verschaffen. Die Städte waren dank der Industrialisierung enorm gewachsen.

Das brachte nicht nur Wohlstand mit sich, sondern auch mehr Umweltverschmutzung, staubige, trostlose Straßen und immer weniger Nähe zur Natur. Im Sommer wurde so die Flucht ins frische Grün am Land und weg aus der stickig-heißen Stadt immer verlockender. Später trugen zusätzliche Faktoren wie das Wirtschafts-

wachstum vor und nach den Weltkriegen und die Verbesserung der Verkehrssituation dazu bei, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung an dieser Form des Nahtourismus teilhaben konnte.

Südliche Terminologie. Der Terminus „Sommerfrische“ leitet sich aus dem Italienischen ab. Im Nordosten Italiens spricht man nicht davon, spazieren zu gehen, sondern benutzt den Ausdruck „prendere il fresco“, also „Kühlung nehmen“. Im Deutschen ist die früheste Verwendung des Worts „Sommerfrische“ dementsprechend im Raum Bozen zu finden. Schon im 17. Jahrhundert war es üblich, dass Stadtbewohner während der heißen Sommermonate sich in Quartiere im kühleren Mittelgebirge auf dem Ritten oder nach St. Konstantin bei Völs am Schlern zurückzogen.

Die Sommerfrische an sich ist jedoch deutlich älter. Während des Mittelalters zog der Reiseadel aus verwaltungstechnischer Notwendigkeit das ganze Jahr über zwischen mehreren Residenzen hin

und her. Mit dem Wachstum der Städte in der Neuzeit wurde dies zwar unnötig, die Aristokratie behielt es sich aber vor, den Wohnsitz an die Jahreszeit anzupassen.

Die Winter wurden in Palais in den Städten und die warmen Monate in Sommerschlössern verbracht.

Das Bad als Reiseziel. Die erste, frühe Form der Sommerfrische in Nordtirol zog Gäste vor allem zu verschiedenen Heilquellen und den dort entstandenen Bädern. Bereits 1750 war so zum Beispiel das Brennerbad eine beliebte Destination, die vor allem Innsbrucker gerne und oft aufsuchten. Diese frühe Form des Wellness-Tourismus fand zuerst beim Adel und bei Bürgern, aber schnell auch unter Beamten großen Anklang. Sie schätzten zum einen den medizinischen Grundwert eines Aufenthalts in den Tiroler Bauernbädern. Zugleich gab es aber auch soziale Aspekte und einen gewissen Trend-Faktor.

Mit den Napoleonischen Kriegen erlebte diese Nordtiroler Sommerfrische einen Einbruch, wurde dann aber schnell wieder

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Gerade Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Reise aufs nah gelegene Land für viele Städter eine der wenigen leist- und umsetzbaren Möglichkeiten, sich Erholung und Erfrischung zu verschaffen. aufgegriffen. Beliebte Destinationen waren neben dem Brenner vor allem Meran im Süden ebenso wie der Achensee, aber auch Igls und Patsch im Norden.

Mit Sack und Pack.

Im 19. Jahrhundert wurden solche Aufenthalte auch für einen größeren Teil der städtischen Bevölkerung leistbar. Man übersiedelte oft mit einem Teil des Hausrates für den Sommer aus der Stadt. Wer die finanziellen Mittel besaß, kaufte ein eigenes Sommerquartier auf dem Land – sozusagen als zweite Heimat. Wirtschaftlich weniger gut gestellte Familien bezogen gemietete, oft verhältnismäßig spartanische Privatunterkünfte in Reichweite der Stadt. Das machte es sogar möglich, untertags zur

Arbeit zu pendeln. Am Land angekommen, standen der Gesundheits- und der Entspannungsaspekt im Vordergrund.

Ein ganz bedeutendes Element war dabei auch die nicht verplante Freizeit, in der das momentane Erleben anstelle der Produktivität in den Vordergrund trat.

Neue Verkehrswege.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts halfen zwei Faktoren dabei, Städtern die Flucht aufs Land zu erleichtern. Zum einen erhielten immer mehr Berufstätige bezahlten Urlaub. Zum anderen erlaubte ihnen der Ausbau des Schienennetzes, weiter entfernte Ziele zu erreichen. Besonders beliebte Destinationen waren dabei Orte, die im Zuge des immer stär-

ker aufkommenden Alpinismus bereits erschlossen waren.

Im Gegensatz zur bisherigen Sommerfrische stellte diese erste Phase des neuen „Massentourismus“ völlig neue Anforderungen an lokale Infrastrukturen. Ausgehend von den neuen Bahnstrecken entstanden zahlreiche Lokalbahnen, wie die Stubaital-, die Igler- und die Hungerburgbahn ebenso wie die Achensee- und die Zillertalbahn (siehe auch Beitrag S. 28).

Diese Linien wurden zwar nicht zu rein touristischen Zwecken errichtet, waren aber nicht zuletzt dem Transport von Sommerfrischlern dienlich. Zudem wurde 1908 am Kohlern bei Bozen als Reaktion auf steigende Besucherzahlen die erste

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alpine Personenseilbahn errichtet. Zusätzlich zu den neuen Verkehrswegen baute man auch die lokalen Angebote aus. Vor allem der Alpenverein trieb die Errichtung von Wegen und Schutzhütten voran. Mit dem steigenden Bewusstsein rund um die Bedeutung des Tourismus entstand auch eine breitere öffentliche und politische Diskussion zu dem Thema.

Zurück zu den Wellness-Wurzeln

Verschmelzung. Im Zentralalpenraum

uch wenn die Sommerfrische an sich heute etwas verstaubt wirkte, seien ihre Inhalte aktueller denn je, meint Franz Linser. Als Geschäftsführer von Linser Hospitality berät er international Unternehmen im Tourismus und Gesundheitsbereich. „Die Sommerfrische als Konzept war und ist Wellness pur“, meint er. „Dabei geht es nicht darum, dem Besucher vier verschiedene Saunen anzubieten. Es zählt vielmehr das Gesamterlebnis: das Abschalten, das Zur-Ruhe-Kommen und endlich wieder mal das unverplante ‚süße Nichtstun‘.“

dauerte die Erschließung für den Sommertourismus deutlich länger. Sowohl die Kriegshandlungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs als auch die 1.000-Mark-Sperre zwischen 1933 und 1936 machten Tirol als Ferienziel für viele unattraktiv und unerreichbar. Aus wirtschaftlichen Gründen ebenso wie aus einem Mangel an Alter-

Vor allem in den 1950er- und 1960erJahren blühte das Prinzip Sommer­ frische neu auf. nativen spielte sich Tourismus in diesem Zeitraum größtenteils sehr lokal ab. Kinder verbrachten die Ferien bei Verwandten am Land oder Familien zogen sich im Sommer in leistbare Privatunterkünfte zurück. Erst die zunehmende Automobilisierung nach Kriegsende ebnete Sommerfrischlern auch von auswärts den Weg in die Alpen. Mit der gestiegenen Erreichbarkeit waren es vor allem die späten 1950er- und die 1960erJahre, in denen das Prinzip Sommerfrische neu aufblühte.

Da vielerorts die touristische Infrastruktur erst im Aufbau begriffen war, nutzten die Gäste vor allem verhältnismäßig billige Privatunterkünfte. Auch für sie standen das Entkommen aus dem Alltag und der Aufenthalt am Land an erster Stelle. Mit der steigenden Gästezahl begann auch in Tirol eine Umstrukturierung vieler Gemeinden.

Touristische Infrastrukturen wuchsen und die Besucher rückten zusehends in den Fokus vieler Orte. So wurde die Sommerfrische zur Startrampe für den Tiroler Tourismus. ×

Wie Tirol von der Sommerfrische als frühe Form des Wellness-Tourismus lernen kann

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Linser zufolge ist dies gerade das heute wieder ein großes Bedürfnis. Auch wenn sich die Reisemotive von damals geändert haben, das Ziel ist dasselbe geblieben: Um der überhitzten, stickigen Stadt zu entkommen, suchen Wellnessgäste eine Auszeit vom Alltagsstress und dem Hetzen von einem Termin zum nächsten. Der moderne

„Sommerfrischler“ will unverplante, ruhige Zeit verbringen und sich bewusst entkoppeln. Dazu kommt ein sozialer Faktor: „Paradoxerweise leiden viele Menschen in einer Zeit der Vernetzung an Vereinsamung. Vielen fehlt der reale Kontakt zu Menschen.

Wer sich im Urlaub eine ‚zweite Heimat’ schafft, die er kennt und in der man ihn kennt, der kann nicht nur Ferien vom Stress machen, sondern auch von der Isolation.“ Für den Tiroler Tourismus stellt das laut Linser eine große Chance dar. Tirol verfügt über eine Vielzahl einmaliger Assets. Dazu zählen neben unverbauter Natur und hoher Trinkwasser- und Luftqualität auch ein Gefühl der Sicherheit und Gastlichkeit und die Idylle der Landschaft. „Der Bach hinter dem Haus ist mehr wert als jedes Dampfbad. Unsere Potenziale, was ‚echte’ Wellness betrifft, sind noch lange nicht ausgeschöpft.“ ×

„Es zählt das Gesamterlebnis: das ungeplante ‚süße Nichtstun’ und die Möglichkeit, die Seele baumeln zu lassen.“ F r a n z L i n s e r , W e l l n e s s- E x p e r t e

Zur Person Franz Linser ist Gründer und Geschäftsführer von Linser Hospitality. Er berät Unternehmen, die im Wellness- und Gesundheitsbereich tätig sind.

werbung

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Tourismus in Tirol Bedeutung gestärkt - Image verbessert

Beschäftigungsmotor In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tiroler Tourismus um weit über 30 % gestiegen. Das bedeutet eine mehr als doppelt so hohe Steigerung der Arbeitsplätze als in der übrigen Tiroler Wirtschaft.

Erfreulicher Weise hat in dieser Zeit auch die Anzahl der heimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugenommen. Um die ständig steigende Dienstleistungsqualität zu gewährleisen, mussten aber vermehrt ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden. Mehr als jeder dritte Vollzeitarbeitsplatz in Tirol

– insgesamt rund 94.000 – sind direkt oder indirekt von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft abhängig.

Arbeitsplatzzufriedenheit steigt Der letzte Arbeitsplatzindex der Arbeiterkammer hat ergeben, dass sich die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen im Tourismus von Jahr zu Jahr verbessert.

In Anbetracht der schwierigen Situation mit Saisonarbeit, Wochenende, Nachtarbeit und Teildienst ist dies ein äußerst

© Die Fotografen

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ass Tirol ein Tourismusland ist, wissen wir, dass viele Branchen vom Tourismus abhängig sind und dadurch Arbeitsplätze und Qualität sichern, steht ebenfalls fest.

Dass es in Tirol vor allem in den Tälern lebenswert ist und dass sich auch dort viele Branchen aus anderen Bereichen etablieren können, geht ebenfalls auf das Konto eines florierenden Tourismus. Rund 70 % der zur Produktion und Beherbergungsund Gastronomieleistungen nötigen Vorlieferungen und Leistungen kommen aus Tirol selbst. Nahezu jeder dritte Euro wird direkt oder indirekt in der Tiroler Tourismus- und Freizeitwirtschaft verdient.

Mag. Harald Ultsch

beachtliches Ergebnis. Durch die gleichzeitig einhergehende Reduzierung der täglichen Arbeitszeit in den letzten Jahren wird auch das Arbeitsumfeld der Beschäftigten weiter verbessert. Hervorzuheben ist auch, dass die mittleren Bruttoentgelte in Tirol um mehr als 320 Euro über dem Durchschnitt der österreichischen Löhne im Tourismus liegen.

Image der Branche verbessert sich Touristiker sein ist „in“, das geht aus einer Umfrage des Bauernbundes hervor.

Bei einer Bewertung der angesehensten Berufe in Tirol liegt der Beruf des Hoteliers immerhin an dritter Stelle, also vor vielen anderen Berufen – was auch zeigt, dass die Wertigkeit des Berufes innerhalb der Bevölkerung mit den immer wieder kolportierten Negativschlagzeilen überhaupt nicht in Einklang steht.

Der Tourismus in Tirol ist eine der wichtigsten Säulen der Wirtschaft. Obwohl die Rahmenbedingungen Jahr für Jahr schwieriger werden, steigen die Mitarbeiterzufriedenheit und die Qualität in unseren Betrieben beständig. Dieser Herausforderung stellen sich jährlich auch zahlreiche JungunternehmerInnen, die trotz dieser hohen Ansprüche die elterlichen Betriebe übernehmen. In diesem Sinne wird die Erfolgsgeschichte des Tiroler Tourismus sicherlich weitergehen.

saison

© Buch „Zu Gast im Herzen der Alpen“ (Haymon Verlag), aus der Sammlung des Autors Michael Forcher.

Jahre 28 125 werbung für tirol

Reisezeit. Die Eisenbahn bereitete dem Massentourismus den Weg. Erstmals wurde es einer breiten Bevölkerungsschicht möglich, zu reisen.

Fremdenverkehr Die Geschichte des Reisens ist so alt wie die Möglichkeit, mobil zu sein. Die ersten Tourismusorte entstanden entlang der wichtigsten Verkehrsachsen. Heute sind längst auch die abgelegensten Gemeinden für jedermann bequem erreichbar. Geblieben für den Tourismus ist die Aufgabe, den Reisenden auf das umfassende Angebot aufmerksam zu machen.

V o n J a n e K at h r e i n

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rgendwann haben Tourismus und Verkehr einander verloren, resümiert Michael Brandl und lässt das Bild des „facchino“ vor sich aufsteigen: des Gepäckträgers. Er empfing früher die Reisenden am Bahnhof.

Mit seinem Verschwinden sei auch ein wichtiges Bindeglied zwischen Gast und Gastgeber verloren gegangen, stellt der Prokurist der Tirol Werbung fest. Brandls Büro liegt im Zentrum von Innsbruck, einem der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte inmitten der Alpen, jenen Bergen, die dieses Land für den Gast so reizvoll machen und andererseits eine Barriere für den Weg von Norden nach Süden sind.

auf den Brenner zu gelangen. Zu Fuß und später zu Pferd machten sich die ersten Reisenden auf den Weg in die Alpen, ihre Antriebsfeder war die Neugierde auf diese Welt in den Bergen. Und so war das Reisen an sich schon ein Abenteuer. Der deutsche Dichter und Journalist Matthias Claudius schrieb: „Wenn einer eine Reise tut, dann

Bevölkerungsschicht vorbehalten, die aus England kam und in den Bergen die gute Luft und die Erholung suchte – und einige Monate blieb.

Erster Massentourismus.

Das Dampfross war Geburtshelfer für den Massentourismus, der im 19. Jahrhun-

Zu Fuß und später zu Pferd machten sich die ersten Reisenden auf den Weg in die Alpen.

Reiseabenteuer.

1786 benötigte Johann Wolfgang von Goethe vom frühen Morgen bis zum späten Abend, um auf seiner ersten Italienreise von Mittenwald

kann er was erzählen“, und riet allen zu Stock und Hut. Das Abenteuer aber blieb lange nur einer kleinen wohlhabenden

dert einsetzte, und das bislang exklusive Alpenabenteuer auch der bürgerlichen Schicht eröffnete. Der erste Zug rollte

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© Tirol Werbung

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„Seit einem Paradigmenwechsel im Jahr 2013 ist die Bahn heute wieder ein außerordentlich attraktives Transportmittel, um in den Urlaub zu fahren.“ Michael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung

am 25. Juli 1867 über den Brenner-Pass.

Das Reisen wurde attraktiv, schon im ersten Jahr nach der Eröffnung wurden 200.000 Fahrgäste transportiert. Immer mehr Erholungssuchende und Neugierige nutzten die bequeme und kostengünstige Fahrgelegenheit, um in die Alpen zu gelangen. Sie fuhren in die Kurbäder oder Bergsteigerdörfer nördlich und südlich des Brenners und kamen aus Deutschland und dem östlichen Österreich.

Die Zahl der Übernachtungen und Gäste in Tirol stieg spürbar. So wäre etwa die touristische Entwicklung Kitzbühels ohne den Bau der Eisenbahn, der 1875 begann, nicht möglich gewesen. Fast alle Bahnstrecken, die Tirol von Osten nach Westen und von Norden nach Süden durchziehen, wurden am Ende der Monarchie gebaut.

Zuletzt bekam das Oberinntal die Auswirkungen zu spüren, denn die Bahnverbindung von Innsbruck nach Westen wurde erst später ausgebaut. Als man 1880 mit dem Bau der Arlbergbahn begann, deren Tunnelabschnitt 1884 eröffnet wurde, war Tirol schließlich aus allen Himmelsrichtungen in das internationale Eisenbahnnetz eingebunden.

Als die ersten Eisenbahnen durch Europa tuckerten, fürchteten viele Menschen, Raum und Zeit würden durch Geschwindigkeit verdrängt. So schrieb Heinrich Heine: „Welche Veränderungen müssen jetzt eintreten in unserer Anschauungsweise und in unseren Vorstellungen! Sogar die Elementarbegriffe von Zeit und Raum sind schwankend geworden. … In vierthalb Stunden reist man jetzt nach Orléans, in ebenso vielen nach Rouen. Was wird das

erst geben, wenn die Linien nach Belgien und Deutschland ausgeführt und mit den dortigen Bahnen verbunden werden! Mir ist, als kämen die Berge und Wälder aller Länder auf Paris angerückt. Ich rieche schon den Duft der deutschen Linden; vor meiner Haustür brandet die Nordsee.“

Renaissance der Bahn.

Michael Brandls Blick schweift nach Süden in Richtung Brenner, jenes Nadelöhr, durch das sich die Reisenden zwängen. Noch vor wenigen Jahren mussten Bahnfahrer hier noch ein neues Ticket lösen, wollten sie nach Süden weiterreisen, erinnert sich Brandl auch an zugige Waggons, lange Wartezeiten und überfüllte Gänge. Die Bahn war vor zwanzig Jahren kein sonderlich attraktives Transportmittel, um in den Urlaub zu fahren. Das Automobil hatte der Eisenbahn durch die individuelle Freiheit und den Komfort längst den Rang abgelaufen.

Der Bau von Infrastruktur für den motorisierten Individualverkehr, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann, veränderte das Mobilitätsverhalten.

Vor allem bei Urlaubsreisen und Wochenendausflügen befand sich der öffentliche Verkehr bald auf verlorenem Posten.

Rund 80 Prozent der Gäste reisen mit ihrem Auto nach Tirol an, wie aus der aktuellen Gästebefragung T-Mona hervorgeht. Nur sechs Prozent nutzen die Bahn.

Geteilte Mobilität.

Dabei entspricht dieses Mobilitätsverhalten so gar nicht dem allgemeinen Trend, der sich in den europäischen Städten abzeichnet. Die

Allianz Versicherung meldet für Deutschland einen Rückgang der Pkw-Neuzulassungen für 2012 um 10 Prozent. Und auch in der Europäischen Union wurden im ersten Halbjahr 2013 6,6 Prozent weniger Autos erstangemeldet als im Vergleichszeitraum 2012.

Bei den Jungen ist das Auto immer seltener Statusobjekt. So besitzen in Berlin 324 von 1.000 Einwohnern ein Auto, in Wien 394 und in Paris 300. Ressourcenknappheit, hohe Spritpreise, die Suche nach Parkplätzen und überlastete Straßen lassen neue Formen der Mobilität entstehen. Wie Carsharing – das geteilte Auto.

Vernetzte Kommunikation. Neue Technologien wie das Smartphone begünstigen diese Entwicklung. Apps entwerfen Vorschläge für die schnellsten Reiserouten und verbinden diese auch gleich mit Ausflugszielen. „Bereits über

Reisezeiten Innsbruck – Bozen Pferdepostwagen … 15 Stunden 1867 erste Bahnfahrt … sechs Stunden 2014 Bahnfahrt … zwei Stunden Innsbruck – München Mitte 19. Jahrhundert … 7 h 40 Minuten 2014 … 1 h 45 Minuten Innsbruck – Wien Mitte 19. Jahrhundert … 16 Stunden 2014 … 4 h 08 Minuten

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Jahre 30 125 werbung für tirol

bringt diese Entwicklung neue Chancen und lässt sich ideal mit der Gästekarte verbinden.

Innsbrucker Bahnhof 1870. Die Eröffnung der Brennerbahn mit dem Bahnhof Innsbruck und den Stationen Gries sowie Brennerhöhe brachte die lang ersehnte Nord-SüdVerbindung und öffnete den Pass für neue Reisende.

© Buch „Zu Gast im Herzen der Alpen“ (Haymon Verlag), aus der Sammlung des Autors Michael Forcher.

Transparenz. Aber was bringt das flä-

Und auch die Deutsche Bahn zieht an: 2017 soll die Strecke Berlin–München um 1:45 Stunden schneller bewältigbar sein als heute, blickt Michael Brandl in die nahe Zukunft. So weit der Fernverkehr.

Regiobus.

In den Regionen spielen auch andere Partner eine Rolle für das fließende Weiterkommen. Ein wichtiges Bindeglied zwischen Bahn und Destinationen ist der Busverkehr. Seit 2002 hat der Verkehrsverbund Tirol in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, den Tourismusverbänden und den Seilbahnen das Regiobus-Konzept überarbeitet. „Die regionalen Touristiker formulierten dabei die Ansprüche der touristischen Mobilität, die Gemeinden die Wünsche ihrer Bürger“,

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Umweltbewusstsein. Die Bemühungen dürften sich lohnen, wie die aktuelle T-Mona-Gästebefragung zeigt. Demnach sind 61 Prozent der Sommergäste und 57 Prozent der Wintergäste bereit, für umweltfreundliche Angebote auch etwas mehr zu bezahlen. Die Menschen reisen, seit sie mobil sind. Zu Fuß, zu Pferd, per

„Bereits über 80 Prozent aller Fahrplanabfragen laufen neuerdings über die SmartPhone-App SmartRide.“

Jörg Angerer, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Tirol © VVT

80 Prozent aller Fahrplanabfragen laufen neuerdings über die SmartPhone-App SmartRide“, berichtet Jörg Angerer, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Tirol. Sanfte Mobilität sei zwar nicht das entscheidende Auswahlkriterium für eine Destination, weiß Michael Brandl, aber immer mehr Gäste berücksichtigen bereits bei der Reiseplanung von zu Hause aus den öffentlichen Nahverkehr. „Die Kommunikation des Angebotes beginnt auf der Webseite der Destination und endet vor Ort“, ist Michael Brandl überzeugt.

Das setze jedoch voraus, dass das bestehende Verkehrsangebot vor Ort vernetzt und per Knopfdruck abrufbar ist. „In Tirol gibt es 34 Tourismusverbände mit 34 speziellen Lösungen“, zeigt Michael Brandl sogleich die schwierigste Aufgabe im sogenannten vernetzten Zeitalter auf.

Nämlich: tirolweite und gemeinsame Standards zu definieren. Tirol Werbung, Österreichische Bundesbahnen und Deutsche Bahn ziehen dabei in Tirol an einem Strang. „Der Anteil der Touristen, die mit der Bahn nach Tirol kommen, soll sich in den nächsten Jahren verdoppeln“, sagt auch Silvia Kaupa, Leiterin des ÖBBFernverkehrs. Seit dem Fahrplanwechsel im Jahr 2013 sind Bahnreisende heute mit dem Railjet schneller unterwegs und finden mehr Angebote, wie zum Beispiel deutlich mehr Haltestellen. Durch die Umstellung auf den Hochgeschwindigkeitszug verkürzen sich die Reisezeiten von Imst oder Ötztal nach Wien um bis zu 50 Minuten.

Von Wien nach Innsbruck braucht man seit einem Jahr nur mehr 4:08 Stunden.

chendeckend ausgebaute Verkehrsnetz, wenn niemand davon erfährt? Verkehrsbetriebe und touristische Dienstleister arbeiten in letzter Zeit emsig an der Sichtbarkeit des Angebotes an und Bewusstseinsbildung – der Gast soll darauf vertrauen können, dass er das Auto vor Ort nur mehr für den Notfall braucht. Kommunikation setzt schon viel früher an, in den Hotels, in den Tourismusverbänden und in den Verkehrsbetrieben. Denn auch den Bahnbetrieben war bisher nicht mehr bewusst, welches Potenzial im Tourismus steckt.

Ideen und Projekte gibt es bereits einige. Die Tirol Werbung hat sich eine recht simple, aber effiziente Maßnahmen einfallen lassen: Reisezeitkarten, wie man sie aus dem Flugverkehr kennt. Diese Karten bilden ab, welche Ziele in welcher Zeit von den Tiroler Bahnhöfen aus erreichbar sind.

So erkennt man auf einen Blick, welche Zielmärkte mit Direktverbindungen erschlossen sind, erklärt Michael Brandl.

Diese und andere Maßnahmen sind Teil des Projektes „Tirol auf Schiene“ mit dem Ziel die Anreise in Tirol zu verdoppeln.

erklärt Jörg Angerer. Unterm Strich ergebe das ein Gesamtangebot mit noch mehr umweltfreundlicher Mobilität und verlässlichen Fahrplantakten mit verbesserten Intervallen, so der VVT-Geschäftsführer.

Gäste wie Einheimische können nun auf das Auto verzichten. Für viele Regionen

Bahn, mit dem Auto und seit mehr als hundert Jahren auch mit dem Flugzeug. Ihre Träume verändern sich. War früher das Reisen an sich ein Abenteuer, so suchen die Touristen, die inzwischen in wenigen Stunden andere Kontinente erreichen können, im Urlaub das Erlebnis. Und so ist

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es im Tourismus sowie im Verkehr schwierig, in die Zukunft zu schauen.

Mit der Entwicklung neuer Transportmittel hat sich das Reiseverhalten der Menschen immer wieder verändert. Nachdem etwa das Flugzeug massentauglich geworden war, wurden Kurzreisen plötzlich interessant.

Vielleicht sieht die mobile Zukunft also auch ganz anders aus, als wir uns das heute vorstellen können, und der Gast der Zukunft zerbricht sich nicht mehr den Kopf über Fahrpläne, sondern sitzt in seinem mobilen Büro, das sich selber steuert. Das Fahrzeug hat die Führung übernommen.

Wohin die Reise geht, ist auf einem Chip gespeichert, der vorher in das Fahrzeug eingespeist wurde. Das Automobil ist ein fahrendes Wohnzimmer mit Internetanschluss und Kaffeemaschine. Hirngespinste? Nein, das selbstfahrende Auto ist heute schon Realität, wie das Google SelfDriving Car Projekt zeigt. Testzulassungen wurden in den USA zwar schon erteilt, bis das jedoch im großen Stil möglich ist wird es noch einige Zeit dauern. ×

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Reiseverhalten der Tirol-Gäste

us einer T-Mona-Gästebefragung geht hervor, dass 80 Prozent der Tirol-Gäste mit dem eigenen Auto anreisen und nur sechs Prozent mit der Bahn. Als Gründe geben sie an: im Winter das viele Gepäck und das mühsame Umsteigen. Ohne Direktverbindung ist eine Reise mit der Bahn daher wenig attraktiv. Vor

Ort verwendet der Gast dann aber sein Auto kaum, wenn das Skibussystem gut ausgebaut oder die Unterkunft in Fußgehdistanz liegt. Im Sommerurlaub vergrößert sich mit dem Auto der Aktionsradius. Elektroautos und E-Bikes könnten eine Alternative sein und es entstehen auch immer mehr Projekte, die andere Formen der Mobilität anbieten. ×

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Sommer wie Winter. Tirols G채ste suchen nach besonderen Berg-Erlebnissen.

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Jahre 33 125 werbung für tirol

Jahrhundertglück Wintersport Jahrzehntelang war Tirol in erster Linie eine Sommerdestination, zum nächtigungsstarken Skiurlauberparadies entwickelte es sich erst in der jüngeren Vergangenheit. Zahlreiche Bergbahnen, Regionen und die Tirol Werbung versuchen jetzt, auch im Sommer wieder stärker zu punkten.

Und das durchaus mit Erfolg.

V o n S y lv i a A i n e t t e r

Der Berg allein ist nicht genug.

Franz Tschiderer, Obmann des Tourismusverbandes Serfaus-Fiss-Ladis, hat den Begriff „Jahrhundertglück Wintersport“ geprägt. „Tirol ist ein Erfolgsmodell, was den Tourismus anbelangt“, analysiert er, „der Wintersport war unser Glück – denn nur wenige können das anbieten, was wir haben. Wir haben die geographischen Voraussetzungen und wir hatten den Mut, etwas daraus zu machen.“ Serfaus-Fiss-Ladis ist mit mehr als 200 Pistenkilometern eines der größten Skigebiete des Landes. „Der Zusammenschluss im Jahr 2000 war sicher einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren für die Region“, erklärt Tschiderer. Denn ohne eine bestimmte Größe und Schneesicherheit könne heutzutage ein Skigebiet gegen

die Konkurrenz nicht mehr viel ausrichten. Doch die Größe allein garantiere noch keinen Erfolg: Guter Service, hohe Qualität in der Hotellerie und in der Gastronomie gehörten ebenfalls dazu. „Die Basis des Erfolges von SerfausFiss-Ladis liegt mit Sicherheit im Wintertourismus“, befindet Tschiderer. Nichtsdestotrotz hat die Region in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Angebote für den Sommer kreiert: Das Murmliwasser, der Bikepark, der Sommer-Funpark in Fiss und zahlreiche Erlebniswege sollen vorwiegend Familien im Sommer auf die Sonnenterrasse locken. Die Bemühungen haben sich auch gelohnt: Zwei Drittel der Nächtigungen in Serfaus-Fiss-Ladis fallen auf den Winter, ein Drittel fällt auf den Sommer.

„ Wir müssen den Berg so präsentieren, wie der Gast ihn sehen will: als Erlebnis.“ F r a n z Ts c h i d e r e r , O b m a n n d e s T V B S e r fa u s- F i ss- L a d i s

© Dominique Huter

© Hintertuxer Gletscher, Hexenwasser hochsöll

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n der Saison 1958/59 erreichte Tirol erstmals mehr als zehn Millionen Nächtigungen, drei Jahre später war auch die 15-MillionenGrenze überschritten. Mit ein Grund für diesen rasanten Aufschwung waren die zahlreichen Skilifte und Bergbahnen in den Skigebieten und das moderne Skischulwesen. Als besonders werbewirksam erwiesen sich damals die erfolgreichen Skirennläufer wie Toni Sailer und die Austragung der Skirennen in Kitzbühel und St. Anton am Arlberg. Nicht zuletzt trug auch das deutsche Wirtschaftswunder dazu bei, dass immer mehr Gäste aus dem nördlichen Nachbarland nach Tirol kommen, um hier zu urlauben.

Die Steigerungen der Nächtigungszahlen betrafen lange Zeit Sommer und Winter gleichermaßen – die warme Jahreszeit blieb aber stets die stärkere. Das änderte sich erst Anfang der 1990er-Jahre: Der Sommer konnte mit dem Winter nicht mehr mithalten. Während die Zahlen im Winter weiterhin stiegen, wurde es leise um den Tiroler Sommer. Doch seit einigen Jahren arbeiten Bergbahnen, Regionen und Tirol Werbung intensiv daran, das zu ändern. Den Sommer zu stärken, ist Anliegen zahlreicher Tiroler Touristiker.

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Jahre 34 125 werbung für tirol

„ Wichtig ist, dass jede Region sich auf ihr Thema konzentriert.“ Das Hexenwasser in Söll gilt als Paradebeispiel für gelungene Maßnahmen im Sommertourismus. Walter Eisenmann, der „Erfinder“ des Hexenwassers Söll und Geschäftsführer der Bergbahnen Hochsöll, im Gespräch.

Was war dann der nächste Schritt? Wir haben uns auf Angebote für Familien mit Kindern konzentriert. Entstanden ist ein Weg mit Wasser-Stationen, der von der Gondel bis zur Stöcklalm führt. Als wir gesehen haben, dass diese Inszenierung am Berg sehr gut ankommt, haben wir das Angebot jedes Jahr erweitert. Wir möchten eine Alternative zum Urlaub am Meer bieten.

Welche Auswirkungen hatte das Hexenwasser auf Sölls Sommertourismus?

Ende der 1990er-Jahre hatten wir im Sommer rund 40.000 Gäste, jetzt sind es etwa 200.000. Wir haben auch heuer ein leichtes Plus – trotz des verregneten Sommers.

Was ist in den nächsten Jahren geplant?

Wir stellen jedes Jahr eine neue Attraktion vor – nächstes Jahr wird es ein neues

© Gerhard Berger

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AISON: Herr Eisenmann, wie entstand die Idee zum Hexenwasser? Walter Eisenmann: Wir haben bereits in den 1990er-Jahren versucht, die Sommersaison anzukurbeln ,und haben stark auf Tradition gesetzt. Die Gäste konnten damals auf der Alm Brot backen und käsen. Das war aber nur ein kleiner Fortschritt. Als 2000 die Gondelbahn auf die Hohe Salve gebaut wurde, wurde es noch wichtiger, auch im Sommer die Gäste auf den Berg zu bekommen. Gemeinsam mit dem Wirt haben wir auf Hochsöll eine Kneippanlage errichtet, die begeistert angenommen wurde. So haben wir beschlossen, etwas mit Wasser zu machen.

Indoor-Angebot geben, wo die Kinder selbst mit Wasser experimentieren können. Bei Schlechtwetter ist es im Mai, Juni und September für die Kinder oft einfach zu kalt im Freien, für diese Fälle brauchen wir diese zusätzlichen Angebote.

Welches Potenzial sehen Sie im Tiroler Sommertourismus? Ich denke, es sind auf jeden Fall noch Steigerungen möglich.

Jede Region sollte sich nur klar vor Augen führen, welche Zielgruppe sie ansprechen möchte, und dann ein ganzheitliches Konzept erstellen. Das kann ein Kinderberg, ein Actionberg, ein Kulinarikberg oder auch ein Gesundheitsberg sein. Vor allem im Bereich Gesundheit steckt großes Potenzial. Wichtig ist nur, dass sich jede Region auf ihr Thema konzentriert und nicht versucht, alle Bedürfnisse aller Zielgruppen zu erfüllen. Das wird nicht funktionieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

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„Wir werden uns hier auch weiter bemühen und neue Attraktionen planen “, sagt Tschiderer.

Denn eines liegt für Tschiderer auf der Hand: „Der Berg alleine ist für Gäste nicht attraktiv, nur weil man raufgehen und runterschauen kann. Das denken nur wir Tiroler.

Wir müssen den Berg so präsentieren, wie der Gast ihn sehen will: als Erlebnis. Deshalb sind Inszenierungen ein Muss!“

Große Investitionen.

Ischgl steht ebenfalls in erster Linie für Wintersport.

Mit rund 1,3 Millionen Nächtigungen in der Saison 2013/14 liegt der Ort im Paznaun österreichweit auf Platz 3. „Ein ganz wichtiger strategischer Schritt in den vergangenen Jahren waren für uns die Top-of-theMountain-Konzerte. 1995 spielte erstmals Elton John, jedes Jahr gibt es einen anderen Star. Das hat uns international bekannt gemacht“, so Hannes Parth, Vorstand Silvrettaseilbahn AG. Nicht unwesentlich dürfte auch der grenzüberschreitende Zusammenschluss Ischgl-Samnaun sein.

Aus Ischgl hört man in den letzten Jahren laufend von großen Investitionen – aktuell wird an der neuen Pardatschgrat-Bahn gebaut, die die bestehende 4er-Gondel-Einseilumlaufbahn ersetzen wird. Doch auch im Sommer tut sich etwas. Die Statistik zeigt eine Steigerung von 18 Prozent zwischen der Sommersaison 2012 und 2013. „Wir haben ein All-inclusive-Paket ins Leben gerufen: Im Sommer können alle Gäste kostenlos die Bahnen, die öffentlichen Verkehrsmittel und das Schwimmbad nutzen“, so Parth.

Das soll natürlich nicht die einzige Maßnahme sein. „Eine unserer wichtigsten Zielgruppen sind die Mountainbiker. Doch im Sommer ist es viel schwieriger, den Tourismus anzukurbeln, weil man praktisch mit allen Tourismusangeboten der Welt in Konkurrenz steht und sich nicht so leicht von der Masse abheben kann“, analysiert Parth.

Neue Angebote in Sölden. Leichter scheint das einem anderen Wintersportgebiet zu fallen: Sölden. Der Ort im Ötztal liegt bei den Nächtigungen im Sommer tirolweit auf Platz 2. Als Erfolg will das Jack Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, aber nicht bezeichnen: „Wir sind im Sommer nicht verwöhnt, tun aber viel, um die Situation zu verbessern. In der Vergangenheit haben wir zahlreiche neue

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© Silvrettaseilbahn AG

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„Im Sommer ist es viel schwieriger, den Tourismus anzukurbeln, weil man praktisch mit allen Tourismusangeboten der Welt in Konkurrenz steht und sich nicht so leicht von der Masse abheben kann.“ H a n n e s Pa r t h , V o r s ta n d S i lv r e t ta s e i l b a h n A G

Angebote geschaffen, wie etwa die Area 47, die Premium-Card, die Ötztal-Card und die Familien-Themenwanderung ,Almzeit‘. Wir setzen auf eine stetige Weiterentwicklung.

Auch in Zukunft wird es neue Attraktionen geben. Aber über ungelegte Eier spricht man nicht!“ Der Winter in Sölden spielt aber nach wie vor die Hauptrolle: 1,8 Millionen Nächtigungen in der Wintersaison 2013/14 fallen alleine auf Sölden, im gesamten Ötz-

tal sind es 2,7 Millionen. Als Grund dafür sieht Falkner die Größe des Skigebiets, die Schneesicherheit, aber auch die zahlreichen Events: Das Weltcup-Opening und das Gletscherschauspiel „Hannibal“ zogen zusätzliche Gäste an und machten Sölden in der ganzen Welt bekannt. „Wir haben stets in die Angebotsverbesserung investiert, etwa die zwei Gaislachkogelbahnen, das Ice-Q-Restaurant und den Speicher-

teich mit über 400.000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Und investieren werden wir auch weiterhin.“ Investitionen werden im ganzen Land nötig sein, um vor allem den Sommer zu stärken – denn in einem Punkt sind sich alle einig: Ohne Inszenierungen am Berg und einzigartige Angebote wird es schwierig werden, auch in der warmen Jahreszeit erfolgreich zu sein. ×

snowcard.tirol.at

GANZ TIROL FÜR 87 skigebiete > 1100 lifte > 4000 pistenkilometer von 1.10.2014 – 15.5.2015

EINEN WINTER.

sa i s o n

Jahre 36 125 werbung für tirol

Von der Kurkommission zum Tourismusverband Vor 125 Jahren wurden die ersten Tourismusorganisationen in Tirol gegründet.

Bis heute wirken diese Pioniervereine nach. Ein Streifzug durch die Jahrzehnte.

V o n F lo r i a n G a ss e r

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s war die Feier einer bereits zwei Jahrzehnte währenden Erfolgsgeschichte: Ende des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts knallten beim Landesverband für Fremdenverkehr die Champagnerkorken; man feierte sein zwanzigjähriges Bestehen. Aus einem kleinen, vielfach belächelten Geschäftszweig war ein brummender Wirtschaftsmotor für das Land geworden. „In der Bewertung des Fremdenverkehrs in der Öffentlichkeit hatte sich mittlerweile ein großer Umschwung vollzogen. Die Fremdenverkehrssache war plötzlich in Mode gekommen und es brach eine Flut gesprochener und geschriebener Beredsamkeit über den einst so gering geschätzten Zweig am Baume der Volkswirtschaft los“, ist in der 1910 erschienenen Festschrift nachzulesen. Tirol hatte sein touristisches Potenzial entdeckt und sich daran gemacht, es auf professionelle Art und Weise zu nutzen.

Wer heute auf den Tiroler Tourismus und seine Organisationsformen blickt, der kommt nicht umhin, die Pionierleistungen mit ins Blickfeld zu nehmen. Die Errungenschaften von damals wirken bis

heute nach und die Organisationsformen sind von einer verblüffenden Kontinuität.

Verschönerungsvereine.

Lange bevor in Kitzbühel die ersten Briten den Hang hinunterwedelten, entstanden bereits kleinräumige Tourismusorganisationen. Es war um die Zeit der bürgerlichen Revolten von 1848, als mit den Kurkommissionen erste Organisationsformen des Tourismus entwickelt wurden. Diese entstanden in den Gemeinden, wo sie als Einrichtungen für den Erholungssuchen-

zu schaffen und Veranstaltungen durchzuführen.

Der Erste, der auf die gewaltigen volkswirtschaftlichen Möglichkeiten des Tourismus hinwies, war Johann Angerer, Sekretär der Handelskammer Bozen. In einem statistischen Bericht der Handelsund Gewerbekammer beschrieb er, wie der Fremdenverkehr allein im Bezirk Bozen im Jahr 1880 mehr als zwei Millionen Gulden (heute rund 23 Millionen Euro) eingebracht hatte. Der Bericht schlug ein wie eine Bombe. Bald wurde klar, dass

„Kreative Arbeit auf einem konkurrenzfähigen Niveau könnten wir als Landesamt nicht leisten.“ j o s e f m a r g r e i t e r , G e s c h ä f t sf ü h r e r d e r T i r o l w e r b u n g

den und den Bergtouristen geschaffen wurden. 1870 wurden zuerst in Bruneck und anschließend in Hall in Tirol die ersten Verschönerungsvereine gegründet. Ihre Aufgabe bestand darin, Einrichtungen wie Wanderwege und Ruhebänke für Gäste

nur durch eine überregionale Organisationsform das Potenzial voll ausgeschöpft werden konnte.

Vier Jahre später fand in Graz ein Delegiertentag aller Fremdenverkehrsvereine und Interessenten der österreichischen

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„Als Netz nutzen“

Professioneller Tourismus. Mit der Gründung des Vereins war der professionelle Tourismus geboren. Schon früh einigte man sich auf ein bis heute, außer in der Wortwahl, fast modern wirkendes Marketingkonzept: „Auf dem Gebiet der Propaganda war der Landesverband vor allem bestrebt, an Stelle der fallweise durchgeführten Aktionen mit rasch verpuffender Wirkung ständige Einrichtungen zu schaffen, die zwar weniger geräuschvoll, dafür aber anhaltender und intensiver wirken“, ist in der Festschrift festgehalten.

Ein ebenfalls bis heute nachwirkendes Datum ist der 18. Februar 1910: An diesem Montag beschloss der Tiroler Landtag das erste Landesfremdenverkehrsgesetz der Habsburgermonarchie.

Tourismus wurde zur Landessache erklärt – und ist es bis heute. Dazu wurden durch das Gesetz der Landesverkehrsrat, drei Gebietsverkehrsräte und 17 Bezirksverkehrsräte gebildet. Wahlberechtigt waren alle, die einen Beitrag zur Förderung des Fremdenverkehrs leisteten.

Helmut Zolles, ehemaliger ÖW-Geschäftsführer, über die Aufgaben der Österreich Werbung, ihren Nutzen für die Regionen und den Wandel, den die seit 1955 bestehende Organisation durchgemacht hat.

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AISON: Herr Zolles, es gibt Tourismusmarketing-Organisationen in den Bundesländern, Tourismusverbände und vieles mehr. Wozu braucht es eine Österreich Werbung? Helmut Zolles: Die Frage könnten Sie an jede Form überbetrieblicher Werbung richten.

Der Tourismus ist aber tatsächlich eine ganz eigene Branche, hier wird vom Kunden ein Produkt auf Distanz gekauft, es besteht ein Informationsdefizit. Es ist die Aufgabe von Organisationen wie dem Salzburgerland Tourismus, der Tirol Werbung und anderen, die kognitive Distanz abzubauen.

Das können die regionalen Organisationen doch selbst. Der Tourismus in Österreich hat eine andere Struktur als in Ländern, in denen zwei oder drei Konzerne alles dominieren – dort bräuchte es so etwas nicht. Hier haben wir aber viele kleine Unternehmen, die keine Marktmacht haben. Deshalb gibt es auf den unterschiedlichen Ebenen Zusammenschlüsse. Auch bekannte Destinationen nutzen die Österreich Werbung als Netz, um etwa in Übersee auftreten zu können.

Die Österreich Werbung kann also nicht regional ersetzt werden? Nein. Es gibt auch nicht viele Bundesländer, die eine eigene, weltweit bekannte Marke sind, am ehesten Wien und Tirol. Für alle anderen ist es wichtig, dass sie am Globus zu lokalisieren sind, da hilft die Österreich Werbung. Dazu kommt ein Verkaufsaspekt:

Einer nationalen Werbestelle wird eine hohe Glaubwürdigkeit zugebilligt, von den Medien, der Reisebranche und den Kunden.

Die Strukturen der Österreich Werbung haben sich radikal geändert. Absolut.

Zu meiner Zeit waren die Bundesländer noch Mitglieder. Natürlich gab es einen stetigen Abstimmungsbedarf, aber den gibt es heute auch noch. Doch damals waren die Bundesländer mit im Boot.

Dazu kommt, dass die Digitalisierung einen Mehraufwand in Zeiten sinkender Budgets bedeutet. Die neuen Medien ersetzen nicht die alten, sie ergänzen sie. Nur weil es Facebook gibt, braucht es trotzdem noch den Katalog.

Können Sie verstehen, dass die Bundesländer ausgestiegen sind? Sagen wir so: Dahinter lagen zum Teil politisch bedingte Motive und nicht ausschließlich sachlich nachvollziehbare Gründe.

Macht es Sinn, dass in einem vereinigten Europa jedes Land seine eigene Tourismuswerbung betreibt? Es gibt bereits eine gesamteuropäische Werbung, wie die Arbeitsteilung aussehen wird, weiß aber noch keiner. Trotzdem muss jedes Land versuchen, sich selbst in der Welt sichtbar zu machen, und muss dafür eine gute Marke sein. In Deutschland brauche ich keinem erklären, was Österreich ist, in Hongkong aber schon.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person Helmut Zolles (geb. 1943) war seit 1967 bei der Österreich Werbung tätig und von 1974 bis 1986 ihr Geschäftsführer.

Mittlerweile betreibt er ein Unternehmen für Tourismusberatung in Wien.

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© privat

Alpenländer statt. 18 Gemeinden aus Tirol nahmen teil. Aus der Veranstaltung entstand ein Zusammenschluss aller am Fremdenverkehr partizipierenden Länder. Doch die Koalition ging schon bald wegen zu unterschiedlicher Interessen in die Brüche. Der Ruf nach einem eigenständigen Zusammenschluss wurde in Tirol immer lauter.

Bei einer Versammlung in Brixen wurde am 19. Jänner 1889 die Gründung eines Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs für Deutsch-Süd- und Osttirol beschlossen. Nordtirol sollte einen Monat später dem Beispiel folgen: Am 23. Februar 1889 wurde im Grauen Bären in Innsbruck die Gründung eines Vereines zur Hebung des Fremdenverkehrs in Nordtirol beschlossen. In den Statuten war nach dem Muster des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins die „Errichtung von Filialvereinen (Sektionen) in allen wichtigeren Fremdenverkehrsgebieten“ vorgesehen, „welche auf ihrem engeren Gebiete für die notwendigen Maßnahmen zur Hebung des Verkehres vorzusorgen hatten“.

Diese Sektionen können als Vorläufer der bis heute bestehenden regionalen Tourismusverbände gesehen werden.

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Jahre 38 125 werbung für tirol

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Zweites Landesfremdenverkehrsgesetz beschlossen, das die Gründung eines Landesverkehrsamtes vorsah. Auch die Verschönerungsvereine nahmen wieder ihre Arbeit auf und beschäftigten sich vor allem damit, die Infrastruktur in den Gemeinden wieder herzustellen.

Anfang der 1930er-Jahre wurde die Errichtung öffentlicher Verkehrsvereine mit einheitlicher Satzung und unter Aufsicht des Landesverkehrsamtes beschlossen. Das Gesetz sah für diese Vereine ein bereits damals umstrittenes Privilegienwahlrecht vor. Der Landtagsabgeordnete Natalis Obwexer verteidigte den Paragraphen mit den Worten: „Jene, die viel zahlen, sollen mehr Rechte zur Mitsprache haben.“ Damals wurden die Eckpunkte des Tiroler Tourismusrechtes definiert, die noch heute das Gesetz dominieren.

„Alte Steuer, gute Steuer.“ Nur wenige Tage nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 richtete der neu bestellte Leiter des Landesverkehrsamtes beziehungsweise Geschäftsführer des Landesverbandes für Fremdenverkehr für Tirol und Vorarlberg, Othmar Graf, an alle Fremdenverkehrsinteressenten Tirols den Aufruf, bei der Abstimmung am 10.

April für den Anschluss zu stimmen.

Schrittweise erfolgte die Gleichschaltung der Fremdenverkehrsorganisation

auf jene vor dem Krieg stützt und sich doch in einem wesentlichen Punkt unterscheidet: Der Kreis der Pflichtmitglieder umfasste nun alle Personen, „die einer selbstständigen Arbeit“ nachgehen; eine Regelung, die bis heute gilt. „Alte Steuer, gute Steuer“, sagt Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung des Landes Tirol dazu. „Wann auch immer Änderungen des Gesetzes angesprochen werden, ist alles diskutabel, aber der Kern des Finanzaufkommens ist sakrosankt.

Mit diesen Geldern können wir jährlich ein starkes Konjunkturprogramm über den Tourismus legen, das zweifellos einiges bewegt. Provokant gesagt: Man kann so viel Geld gar nicht so schlecht einsetzen, dass es nicht eine erheblich positive Wirkung zeitigt.“ Eine solche Steuer heute einzuführen, wäre wohl unmöglich, doch in Tirol sei diese Form von Unternehmerbeiträgen „erstens historisch gewachsen, zweitens heilig und drittens wird sie von

© Land Tirol

„ Auch ohne Organisationen hätten wir Tourismus auf bescheidenem Niveau, aber wohl nur in gewissen Hotspots.“

trumpften sich regelmäßig in neuen Werbemaßnahmen und eine Strategie jagte die andere. Es begann die Zeit der PR-Profis und Werbeagenturen – auch in Tirol.

13 Jahre später folgte schließlich der nächste Paukenschlag: die Gründung der Tirol Werbung als privatwirtschaftlicher Verein. Nun folgte eine ganze Reihe von neuen Initiativen und Projekten. Fast in dem atemberaubenden Tempo, mit dem heute junge Start-up-Unternehmen beeindrucken, wurden Ideen in die Tat umgesetzt: das Tirol Information System, Tiscover, die Cine Tirol, das Marke Tirol Management und 2012 das Tirol Tourism Board, das sich aus Vertretern von Land, Wirtschaftskammer, des Vereins der Tiroler Tourismusverbände sowie der Tirol Werbung zusammensetzt und vor allem der wechselseitigen Vernetzung dient. „Kreative Arbeit auf einem konkurrenzfähigen Niveau könnten wir als Landesamt nicht leisten“, sagt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Für ihn ist die damalige Herauslösung der Tirol Werbung aus dem Landhaus auch heute noch ein Segen. „Arbeitsweisen einer Verwaltung, die dort absolut Sinn machen, sind unmöglich mit einem wettbewerbsfähigen Marketing zu vereinen.“

Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung des Landes Tirol

Strukturwandel. Den gravierendsten an jene des Deutschen Reiches. Am 19.

April wurde verfügt, dass künftig „auf allen Werbemitteln das Wort Österreich, Austria, Autriche usw. zu ersetzen ist durch das Wort Deutschland, Germany usw.

Darunter ist die Bezeichnung der einzelnen Gebiete wie ‚Tirol‘ usw. zu setzen.“ Gauleiter Franz Hofer löste den Landesverkehrsrat und den Vollzugsausschuss auf. Die im Landesgesetz vorgesehenen Zuständigkeiten gingen auf ihn über.

Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ein neues Fremdenverkehrsgesetz verabschiedet, das sich in den wesentlichen Rahmenbedingungen

vielen anderen Regionen angestrebt. Wir werden darum beneidet“.

Vereinsgründung. Ein erster Schritt in eine neue Ära der organisierten Tourismuswerbung erfolgte 1976, kurz vor den zweiten Olympischen Spielen in Innsbruck: Das Landesverkehrsamt wurde in die Abteilung IIc und die Tiroler Fremdenverkehrswerbung aufgeteilt. Es war die Zeit, als der Boom einer gewissen Ernüchterung wich. Die globale Konkurrenz nahm zu und auch andere Destinationen betrieben mittlerweile professionelles Marketing. Gerade die Alpenländer über-

Eingriff in jüngerer Zeit in die Organisation des Tiroler Tourismus ist die Gesetzesnovelle aus dem Jahr 2006. Früher sahen die Paragraphen die Möglichkeit zur Bildung eines regionalen Tourismusverbandes vor. Deren Zahl wuchs mit den Jahren stetig an. Daher wurden schon in den 1990er-Jahren Anreize für den Zusammenschluss von Tourismusverbänden geschaffen: Ihre Zahl konnte sukzessive gesenkt werden, von 254 im Jahr 1997 auf 169 im Jahr 1999.

Eine Strukturreform sah schließlich nur noch 34 Tourismusverbände vor, die durch die Zusammenlegung der einst kleinen Verbände entstanden. Friktionsfrei funktionierte das nicht, wie auch

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„Die Fremdenverkehrssache war plötzlich in Mode gekommen und es brach eine Flut gesprochener und geschriebener Beredsamkeit über den einst so gering geschätzten Zweig am Baume der Volkswirtschaft los.“ A u s d e r F e s t s c h r i f t z u m 2 0 -j ä h r i g e n B e s t e h e n d e s T i r o l e r L a n d e sv e r b a n d e s f ü r F r e m d e n v e r k e h r ( e r s c h i e n e n 1 9 1 0 )

Gerhard Föger erzählt: „Im Tourismus haben wir seinerzeit die Kleinteiligkeit bis zum Exzess ausgelebt. Deshalb gibt es etwa heute noch 190 sogenannte Bürgermeisterlifte, von denen kein einziger schwarze Zahlen schreibt.“ Auch bei den Tourismusverbänden seien die Strukturen überholt gewesen: „Die lokalen Organisationen hatten das Land notgedrungen und flächendeckend mit Allzweckwaffen besetzt, jeder musste alles tun – heute haben wir durch die neue regionale Dimension die finanziellen Möglichkeiten für ein qua-

litätsvolles Verbandsmanagement.

Es gibt nun Spezialisten für Marketing, Veranstaltungen, neue Medien et cetera.“ Das sei ein Quantensprung an Know-how in den Verbänden gewesen. Trotzdem verstehe er, dass es gerade in der Anfangszeit und in der Phase des Umbruchs Animositäten gegeben habe. Heute seien das aber nur noch Einzelfälle. „Im Grunde wird der Strukturwandel nicht mehr infrage gestellt.“ Die kommende Novellierung des Tourismusgesetzes sieht auch die Einrichtung einer neuen Körperschaft

vor: den Verband der Tiroler Tourismusverbände als Dachorganisation aller TVBs. 125 Jahre Tourismusorganisation in Tirol bedeutet mehr als trockene Paragraphen. „Auch ohne Organisationen hätten wir Tourismus auf bescheidenem Niveau, aber wohl nur in gewissen Hotspots“, sagt Föger. „Konkurrenzfähig wären wir sicher nicht und wir hätten dort, wo die Mechanismen des Tourismus nicht greifen, bereits verödete Talschaften. Denn die Industrie bringen wir nicht in die Täler hinein.“ ×

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T o u r i s m u s B E r A T u N G

Als erfolgreichste Tourismusdestination im Alpenraum geht Tirol seit über zwanzig Jahren strategisch seinen ganz eigenen Weg. V o n S t e ff e n A r o r a

T

© Daniel Fischer

ourismus ist eine komplexe Dienstleistungsbranche, in der die Summe einer Vielzahl von Akteuren über Erfolg und Misserfolg bestimmen. Vor diesem Hintergrund erkannte man in der Tirol Werbung schon in den 1990er-Jahren, dass eine klare strategische Vorgabe nötig ist, um alle Akteure auf einen gemeinsamen Weg zum wirtschaftlichen Erfolg einzuschwören. Unter dem Titel „Neuer Tiroler Weg“ legte der ehemalige Geschäftsführer der Tirol Werbung Andreas Braun vor mehr als 20 Jahren erstmals ein stringentes Strategiepapier für die Zukunft des Tiroler Tourismus vor.

Inhaltlich konzentrierte sich diese Erstauflage vor allem auf dringend nötige Strukturreformen. Denn der organisatorisch kleinstrukturierte, über Jahrzehnte gewachsene Tiroler Tourismus drohte sich an eben dieser Struktur aufzureiben und an Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.

Braun erkannte das und sorgte für einen radikalen Systemumbau. Es sollte allerdings

Jahre dauern, bis diese Veränderungen auch wirklich umgesetzt wurden. Ging es doch in erster Linie um viel diskutierte Fusionen von Tourismusverbänden. Denn bis 1996 zählte man in Tirol noch 254 Tourismusverbände. So gut wie jeder Ort im Lande erledigte seine touristische Arbeit in Eigenregie. Diese Kleinstrukturiertheit bedeutete enorme Kosten auf Grund der Vielzahl von Doppel- und Parallelstrukturen. Zudem litt die Effizienz darunter, da jeder sein eigenes Süppchen kochte.

Daher setzte der „Neue Tiroler Weg“ auf die Fusionierung der Tourismusverbände zu starken Marketingorganisationen.

Wegen gehöriger Widerstände wurde dieser Fusionsprozess nach langjähriger Überzeugungsarbeit erst 2011 abgeschlossen. Aus damals 254 Tourismusverbänden wurden nunmehr 34. Sie unterstehen der Aufsicht der Landesregierung und sind Körperschaften öffentlichen Rechts. Jeder Tourismusverband wird von einem Obmann und einem Geschäftsführer geleitet. Mittlerweile wurde zudem das

„ Das Land hatte damals einen 4- bis 5-Jahresplan für den Standort Tirol entwickelt. Daraus ging klar hervor, dass der Tourismus ein maßgeblicher Teil des Wirtschaftsstandortes ist.“ d a n i e l F i s c h e r , c o n s u lta n t

neue Gremium des Tirol Tourism Boards geschaffen, das als De-facto-Aufsichtsrat der Tirol Werbung das Zusammenspiel der einzelnen touristischen Akteure in Tirol noch weiter professionalisieren soll.

Tiroler Weg 2008–2012. Nach diesem Mammutprojekt rückte die Idee einer gemeinsamen touristischen Strategie kurzfristig ein wenig in den Hintergrund.

Es galt, die in Angriff genommenen Aufgaben umzusetzen. Doch um das Jahr 2005 griffen Tirol-Werbung-Geschäftsführer Josef Margreiter und sein Team den Gedanken des „Tiroler Weges“ wieder auf.

Dazu wurde der Schweizer Daniel Fischer engagiert, der mit seinem auf Consulting spezialisierten Unternehmen ein neues Strategiepapier „Tiroler Weg 2008–2012“ ausarbeiten sollte. „Das Land hatte damals einen 4- bis 5-Jahresplan für den Standort Tirol entwickelt. Daraus ging klar hervor, dass der Tourismus ein maßgeblicher Teil des Wirtschaftsstandortes ist“, erinnert sich Fischer an den Beginn der Zusammenarbeit.

Die Notwendigkeit eines neuen Tiroler Weges erklärt der Schweizer Experte so: „Es ist wichtig, dass die Summe aller mit dem Produkt Tourismus befassten Akteure eine Art gemeinsamer Zielvorstellung entwickeln. Daher haben wir versucht, auf wenigen Seiten die wichtigsten Ziele für den Tiroler Tourismus niederzuschreiben.“ Doch das entpuppte sich als große Aufgabe. Denn die Summe der Akteure ist enorm. Im Rahmen zahlreicher

© Tirol Werbung/Markus Jenewein

Der Tiroler Weg zum Erfolg

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Jahre 41 125 werbung für tirol

Meetings und Workshops, die über das ganze Land verteilt stattfanden, wurden diese Ziele ausgearbeitet und formuliert.

Zudem arbeiteten Fischer und sein Team vorab acht Handlungsfelder aus, in denen wiederum Ziele formuliert wurden, die es bis 2012 zu erreichen galt.

Wichtiger Nachdenkprozess. Der Entwicklungsprozess des „Tiroler Weges“ war für den heimischen Tourismus bereits „die halbe Miete“, wie Daniel Fischer sagt. Denn Tourismus sei ein ganzheitliches Produkt, weshalb man ihn ebenso ganzheitlich betrachten müsse und nicht nur einzelne Komponenten herauspicken dürfe. „Der Nachdenkprozess, um überhaupt eine gemeinsame Zukunftsstrategie entwickeln zu können, ist von unschätzbarem Wert“, so Fischer. Denn die Hauptverantwortung für ein funktionierendes Produkt liege bei den Tausen-

den Betrieben im Land, die tagtäglich mit den Gästen arbeiten.

Damit die Erfolgsgeschichte des Tiroler Tourismus fortgeschrieben wird, ist es daher unabdingbar, dass diese vielen Akteure an einem gemeinsamen Strang ziehen.

Der Nachdenkprozess im Vorfeld hat das Bewusstsein dafür im Land gestärkt. Auch die einzelnen Destinationen haben dabei eine wichtige Rolle gespielt: „Seefeld, Achensee oder Serfaus-Fiss-Ladis sind Beispiele für Tiroler Regionen, die bereits in den 1990er-Jahren ganz klare Ziele für sich definiert haben. Sie beschreiten diesen Tiroler Weg bereits im kleineren Maßstab sehr erfolgreich für sich. Daher war es wichtig, sie als Beispiele und auch Partner mit dabei zu haben.“

Tiroler Weg – die Fortsetzung.

Im Jahr 2012 lief der von Daniel Fischer mitentwickelte „Tiroler Weg“ aus. Zugleich

gab das Tirol Tourism Board beim Tourismusexperten des Management Centers Innsbruck, Hubert Siller, die Fortsetzung dieses Strategiepapieres in Auftrag. Noch sei es aber zu früh, die Inhalte dieses Papieres an die Öffentlichkeit zu transportieren, so das Tirol Tourism Board.

Für Daniel Fischer ist die Fortsetzung logisch und folgerichtig: „Ich selbst bin in diesen Prozess nicht mehr eingebunden, aber nun müsste man mit einer Ergebnisbeurteilung des Tiroler Weges 2008–2012 beginnen.“ Denn der Tiroler Weg sei als Orientierung vor allem auch für die Tirol Werbung wichtig, um ihre Handlungsfelder zu kennen und um das Budget dementsprechend einteilen zu können. Mittels der nunmehr fast 20-jährigen Geschichte des Tiroler Weges wurde eine wertvolle Basis geschaffen, auf die sich die strategische Planung des Tiroler Tourismus stützen kann. ×

saison

© Hansi Herbig

Jahre 42 125 werbung für tirol

Werbung aus dem Herzen der Alpen Die Geschichte der Werbung für Tirol ist so alt wie der Tourismus im Land selbst. Sie ist geprägt von Pionierleistungen, Widerständen, von Erfolgen und Umbrüchen, von kontinuierlicher Weiterentwicklung und einer starken Marke.

V o n R e b ec c a M ü l l e r

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as Land im Gebirg’ ist nicht nur jedem Bewohner desselbigen ein Begriff. Schon immer haben ihn jene, die für Tirol werben, um die Welt getragen. „Land im Gebirg’. Urlaubsparadies im Herz der Alpen. Das ist Tirol“, sagt Claudia Knab, Leiterin des Markenmanagements in der Tirol Werbung.

Land im Gebirg’ – der Begriff ist uralt.

Geprägt wurde er im 13. Jahrhundert durch den damaligen Landesfürsten von Tirol, Graf Meinhard II. (ca. 1238–1295).

Und noch heute ist diese Bezeichnung Kern der Marke Tirol. In der Mitte das pochende Herz, das Kraft in sich trägt und damit nicht weniger sagen will als: „Tirol ist Kraft mit alpiner Lebensqualität voll Beständigkeit und Erneuerung, geprägt von machtvoller Bergwelt und kulturellen Schätzen“, wie Claudia Knab erklärt.

Die Marke ist mehr als eine Plattform

für Werbung, betont sie: „Mutig, stark, eigenwillig, echt und verbunden – diese Zuschreibungen assoziieren wir mit Tirol, diese tragen wir auch nach außen.“ Der gewählte Stil für die Vermittlung dieser Botschaft vereint die Attribute „jung“, „selbstbewusst“, „außergewöhnlich“, „klar“ und „achtsam“.

Karin Seiler-Lall, Leiterin des Tourismusmarketings in der Tirol Werbung, baut wiederum ihre Arbeit auf diesen Definitionen auf: „Die Marke Tirol ist das Fundament unseres Marketings, mit dem wir unsere Hauptmärkte bespielen.“

Gelbe Hosen & nackte Männer.

Angefangen hat die Werbung für Tirol mit von Künstlern gestalteten Postkarten, die noch vor 1900 als die ersten Werbemittel ins Ausland verschickt wurden.

Plakate, deren Platzierung und Verbreitung ab 1900 an den Bahnhöfen Europas

begann, stellten ein weiteres wichtiges Instrument dar.

Einige der benutzten Sujets lieferten nach dem Zweiten Weltkrieg gleich die ersten Aufreger. „Damals sorgte eine gelbe Hose, getragen von einer braungebrannten Wintersportlerin, für Aufsehen, weil es damals noch keine gelben Skihosen gab“, weiß Claudia Knab. Gezeigt wurde im Allgemeinen eine heile Welt, Trachtenpärchen und idyllische Dörfer im Sommer. „Für den Moment war das auch, was die Menschen in der Nachkriegszeit sehen wollten“, meint Karin Seiler-Lall. Der Winter in Tirol wurde zunächst vernachlässigt und schließlich über lange Zeit über nur ein Bild transportiert. Nämlich genau jenes des Skifahrers. „Heute geht man hier natürlich unvergleichlich spezifischer vor.

Wir kennen unsere Märkte genau, wissen also, wie wir wo und womit werben

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„Klarheit und Verzicht – das sollten die Leitwörter sein bei Produktentwicklung und Vermarktung.“

„Bitte und Danke!“ Einen Meilenstein in ihrer Entwicklung erfährt die Marke Tirol aber schon im Jahr 1974, als Arthur Zelger das Tirol Logo im Auftrag der Tiroler Fremdenverkehrswerbung entwirft. Zehn Jahre später wird es offiziell markenrechtlich eingetragen. Noch einmal elf Jahre später wird der Schriftzug gemeinsam mit dem internationalen Bildtheoretiker Wolfgang Scheppe weiterentwickelt und mit einer roten Box hinterlegt. Seither wird das Logo sehr stringent geführt.

In die Ära Braun fiel auch der sogenannte „Knödelspot“. Das recht schroffe Servieren einer Speckknödelsuppe, die ohne jedes „Bitte“ und „Danke“ aus der Küche über die Kellnerin schließlich beim Gast landet, warb für mehr Freundlichkeit im Gastgewerbe. „Hintergrund dieser Zeit war auch, dass der Tourismus bei den Tirolerinnen und Tirolern keinen hohen Stellenwert hatte“, erklärt Claudia Knab.

Es galt also, dieses Bild zu ändern und das Bewusstsein im Land für den Tourismus zu stärken.

„Die jungen Leute sollen sich Tirol wieder in ihr Zimmer hängen, dann hätten wir gewonnen, forderte Braun damals. Das wurde erreicht und das schaffen wir auch heute immer wieder“, betont Claudia Knab. Andreas Braun hat in seiner Zeit als Chef-Werber für Tirol des Öfteren für einen Aufschrei in der Tourismusbranche gesorgt. Aber Widerstand hat er nie gescheut. Auch nicht den Aufbruch in neue Zeiten, die naturgemäß immer über unbekannte Wege führen. Mehr Qualität, mehr Bewusstsein und mehr Reflexion wollte er im Tourismus und auch bei seinen Trägern sehen. „Wir sprechen auch von einer Phase, in der Tirol im Ausland

Berühmte Keilhose.Sujets wie dieses von Arthur Zelger (1949) machten Tirol in der Welt bekannt.

stätigt sich auch in solchen Beispielen“, sagt Claudia Knab. Man hing sich Bilder uriger Hütten ins Wohnzimmer, traumhafte Tiefschneehänge, durchzogen von der Spur eines Snowboarders, zierten Hausgänge und Schlafzimmer und bunt

„ Damals sorgte eine gelbe Hose, getragen von einer braungebrannten Wintersportlerin, für Aufsehen.“ Claudia Knab, Leiterin Markenmanagement in der Tirol Werbung

in Zusammenhang mit dem Sommer ein verstaubtes, langweiliges Image hatte und der Winter nur über das Skifahren beworben wurde“, blickt Karin Seiler-Lall zurück.

Ein Umbruch war also unvermeidbar und mancherorts bereits im Gange.

Tirol im Herzen und am Kopf. In den 1990ern kam kaum eine StudentenWG in Innsbruck ohne ein Plakat der Tirol Werbung aus. „Wir haben hohe Ansprüche an die Bildsprache und die Fotografie, dieser hat sich bis heute bewährt und be-

© Tirol werbung

müssen. Der Skifahrer, mit Ortsangaben, also Tirol, Österreich, ist aber ein gutes Beispiel für die Anfänge des Marketings für Tirol“, erklärt Seiler-Lall.

Die Entwicklung der Plakate als Mittel der Werbung für Tirol sollte noch einige Höhepunkte erreichen. In den späten 1980ern, unter der Führung des damaligen Direktors der Tirol Werbung, Andreas Braun, entstand die Kampagne „Starkes Land“. Diese setzte nicht nur die Legende der Geierwally in Szene, sondern auch einen entblößten, sportlichen Männeroberkörper. Die dazugehörige Aufregung war groß, da ein Christuskreuz dem Sujet gegenübergestellt wurde.

© Arthur Zelger

Karin Seiler-Lall, Leiterin Tourismusmarketing in der Tirol Werbung

geschmückte Kühe beim Almabtrieb die Küchen. Das Image der Tourismuswerbung hatte sich somit positiv und nachhaltig verändert.

1991 gelang eine Pionierleistung, deren wahres Ausmaß und Potenzial noch heute beeindruckt. Das Tiroler Informationssystem, kurz TIS genannt, sollte zunächst als analoge Plattform für Tourismustreibende dienen, um dort ihre Angebote zu sammeln. Später digitalisiert, interaktiv erweitert und als Tiscover GmbH privatisiert, war TIS seiner Konzeption nach eine

© tw/Jörg koopmann, Albrecht Wilhelm(2) Alpenverlag Wels

Die Brennerautobahn mit Europabrücke – in den 1960ern und 1970ern präsentierte man sie mit Stolz, 2013 sorgte die Tirol Werbung mit dem Sujet auch für erwünschtes Aufsehen.

Buchungsplattform – wenn man so will, ein frühes booking.com.

Mit 1995 begann die konsequente Arbeit an der Marke Tirol und im Jahr 2001 hieß es schließlich mit der Eröffnung des Tirol Shops: „Tirol zum Kaufen“. Aus den Türen dieses Shops wurden fortan viele erfolgreiche Produkte in die Welt hinausgetragen. Allen voran die TirolStar-Mützen, die mittlerweile Kultstatus erreicht haben – bei Einheimischen wie Gästen. „Die Poster und auch die Mützen sind starke Beispiele für eine gelungene Aktivierung der Marke Tirol. Sie beweisen, dass wir es geschafft haben, unsere Botschaft zu tragen“, erklärt Claudia Knab und führt weiter aus, was sie als einen der bedeutendsten Aspekte der Werbung für

Tirol erachtet: „Die Tirolerinnen und Tiroler sind unsere wichtigsten Botschafter. Sie prägen das Land, so wie das Land sie prägt, und sie bestimmen den Eindruck, der bei den Gästen bleibt, ganz wesentlich mit.“

Kulturelle Symbiosen.

Zeitgeistig und manchmal der Zeit voraus war man in der Tirol Werbung immer. Sowohl was die Sprache angeht als auch die gewählten Wege und Kanäle. 1998 wurde die Cine Tirol gegründet, um Filmschaffende aus dem In- und Ausland auf das Filmland Tirol und seine vielfältigen Drehorte aufmerksam zu machen. Das Land wurde als Kulisse für große Filmproduktionen und Werbespots beworben, um hochkarätige Kino- und TV-Produktionen im Land im

Gebirg‘ umzusetzen. 2000 inspirierte die Tirol Werbung den amerikanischen Komponisten und Musiker Philip Glass, das „Tirol Concerto“ für Piano und Orchester für die Schwazer Klangspuren zu komponieren. „Der Adlerflug“ des österreichischen Fotografen und Filmemachers, Georg Riha wurde mit dem musikalischen Werk von Glass unterlegt und in der Folge zu einem der erfolgreichsten und auch international anerkannten Imagefilme in der Geschichte der Tirol Werbung.

Pionier war man auch in Sachen Sportund Eventsponsoring. 2001 bei der Alpinen-Ski-WM in St. Anton am Arlberg aus der Taufe gehoben, ist der Tirol Berg bis heute fixer Bestandteil jeder Ski-WM und soll Unternehmern, Politikern, Vertretern

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Jahre 45 125 werbung für tirol

Beständigkeit und Erneuerung. „Beachtliche Erfolge mit Events haben unsere Tiroler Regionen geschafft“, ergänzt Claudia Knab und meint damit Paradebeispiele wie das Hahnenkammrennen, das heuer 75 Jahre feiert, oder die „Top of the

„Die Tirolerinnen und Tiroler sind unsere wichtigsten Botschafter.

Sie prägen das Land, wie das Land sie prägt, und sie bestimmen den Eindruck, der bei den Gästen bleibt, ganz wesentlich mit.“ Claudia Knab

Mountain“-Konzerte in Ischgl. Zum heurigen Saisonauftakt wartet Schmusesänger James Blunt auf begeisterte Massen.

Seit 2006 fand im Auftrag des Landeshauptmanns eine Neupositionierung der Marke Tirol zur Standortmarke statt. Die Strahlkraft der touristischen Marke Tirol wird fortan auch für die Kraftfelder Wirtschaft und Forschung und Bildung optimal genützt, um so eine Win-Win-Situation für alle Bereiche zu sichern. Im Rahmen der Fußball-EM 2008 setzte die Tirol Werbung über 450 internationale Kommunikationsmaßnahmen um. „Die größte in Tirol je umgesetzte Standortkampagne vereinte die unterschiedlichsten Partner aus der Wirtschaft, um das Land als zukunftsorientierten Wirtschafts- und Lebensraum sowie als Top-Tourismus-Destination zu positionieren“, erklärt Claudia Knab.

2012 wird eine besondere Idee mit einem für die Werbebranche ungewöhnlichen Preis bedacht, als das Bildbuch „SightSeeing“ mit dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet wird. „Ungewohnte Perspektiven“ sollten dem Betrachter mit diesem Projekt eröffnet werden. Sieben internationale Landschaftsfotografen

© pro.media

GASTKOMMENTAR aus Sport, Tourismus und Medien als Plattform dienen, um Tirol bei Großveranstaltungen zu präsentieren. Seit 2012 ist Tirol nicht nur bei den Weltmeisterschaften, sondern auch bei den Olympischen Spielen ein wichtiger und beliebter Kontaktpunkt.

Tirol setzt den Maßstab Abseits ausgetrampelter Kommunikationspfade hat Tirol seit jeher mit Spitzenleistungen seine Sonderstellung als erfolgreichste Tourismusdestination der Alpen untermauert. Mut für unkonventionelle Wege und die Bereitschaft zur Kontroverse waren dafür Voraussetzung. Angesichts massiver Umbrüche im Kommunikationsverhalten permanent vernetzter Konsumenten wird der Wert von Kompetenz gepaart mit Kreativität weiter steigen.

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V o n S t e fa n K r ö l l

er Vorwurf, die Tourismuswirtschaft würde mit immer gleichen Bild- und Textbotschaften die immer gleichen Vorzüge und Angebote stereotyp thematisieren, geht bei Tirol mit Blick auf seine bewegte Werbegeschichte vielfach ins Leere. Zweifellos ist es Tirol gelungen, Maßstäbe zu setzen – in allen Epochen und in ganz unterschiedlichen Genres. Belege dafür lassen sich unzählige finden: Im Zeitalter der Postkarten und Plakate prägten Künstler das Bild unseres Landes, unvergessene Imagearbeit, die heute zu Recht in Ausstellungen gewürdigt wird. Eine Tradition, die ab den 1970er Jahren mit Gegenwartskünstlern zeitgemäße Fortsetzung fand und Anfang der 1990iger Jahre in die vieldiskutierte Kampagne „Starkes Land“ mündete. TirolPlakate avancierten nicht nur in Studenten-WGs zum Kult und zu begehrten Sammelobjekten. Zum Meilenstein geriet auch der von Arthur Zelger entworfene Schriftzug „Tirol“, der ab 1996 in der roten Box zur Marke wird. Kein Land investierte zu diesem Zeitpunkt in eine strategisch definierte und von unzähligen Kommunikationsmaßnahmen flankierte weitblickende Markenpolitik, von der künftig der gesamte Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort noch stärker profitieren soll. Und niemand glaubte damals an den Erfolg der Marke Tirol als modisches Lifestyle-Label, der nur wenige Jahre später mit dem Siegeszug der Tirol-Mütze dokumentiert war. Wer schließlich das Visionspapier zu TIS kennt, dem Tiroler Informationssystem, das weit vor dem Aufkommen des Internets verfasst wurde, der ahnt: Hier waren umsetzungsstarke Visionäre am Werk, die mit Kompetenz und Kreativität am Umbruch zum digitalen Zeitalter

neue Chancen antizipierten und ihrer Zeit weit voraus Wettbewerbsvorteile für das Land realisierten. Auch in jüngster Zeit ist touristische Kommunikationsarbeit quer durch das ganze Land von Innovation beseelt. Längst hat die Tourismuswirtschaft gelernt, ihren „Content“ selbst als perfekte „Storyteller“ in Szene zu setzen, multimedial in professionell gestalteten Bewegtbildbotschaften und Videoclips eigenständig zu produzieren und in der Öffentlichkeit reichweitenstark zu platzieren.

Alles Eitel Wonne?

Nicht wirklich, denn die Herausforderungen für effiziente Kommunikationsmaßnahmen sind in der digital einheitlich vernetzen Welt so vielfältig wie unübersichtlich geworden. Weltmarken prägen heute mit globalen Budgets unsere Sehnsüchte als Konsumenten. Nur die überraschend einzigartigen und spektakulär erzählten Geschichten und kontrastreich inszenierten Bilder über die Stärken unseres Landes werden in diesem beinharten Wettbewerb der Aufmerksamkeitsökonomie bestehen. Zudem haben sich bekannte Kommunikationswege – hier Sender, da Empfänger – innerhalb weniger Jahre in Luft aufgelöst. Wenn jahrzehntelang erfolgreiche Mediensysteme innerhalb so kurzer Zeit erodieren, ehemals passive „Empfänger“ mit Smart-Phones, GoPros und technologischem Verständnis zu machtvollen Meinungsbildnern aufsteigen und das Bild ihrer (Urlaubs-)Welt in ihren Netzen radikal subjektiv definieren – dann braucht es dringend frischen Diskurs. Und den Mut neues Wissen in alter Tradition unkonventionell umzusetzen.

Nur so bleibt Tirol in seiner international orientierten und branchenvernetzten Kommunikationsintelligenz Maßstab. ×

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Jahre 46 125 werbung für tirol

„ Auch im Marketing kann man nicht alles verkaufen und eben auch nicht alles haben.“ © Tirol werbung

gingen auf Entdeckungsreise, um Land und Leute zu zeigen und um das Schöne im Alltäglichen zu finden, losgelöst von der festgefahrenen und geschönten Ästhetik der Tourismuswirtschaft. Das war ein Risiko: „Vor allem für die darauf aufbauende Imagekampagne. Denn zeitgenössische Fotografie sieht anders aus als Werbefotografie. Aber es hat sich mehr als nur gelohnt“, freut sich Knab. Zielgruppen werden immer heterogener und das macht Werbung immer komplexer. Daher macht man sich in der Markenarbeit viele Gedanken, um den höchsten Designansprüchen gerecht zu werden. Wie sieht Tirol aus, was sagt Tirol, aber auch wie klingt Tirol mit einem in 2014 neu entwickelten Klangbild. Die Marke Tirol muss sich vielfältig präsentieren und vor allem auch im Netz optimal aufgestellt sein, um alle wesentlichen Zielgruppen zu bedienen. Das erfordert neue und innovative Konzepte und trotzdem dürfen erfolgreiche bestehende Kanäle und Präsentationsformen nicht vernachlässigt werden.

Heute setzt man sich in der Tirol Werbung sehr viel mit dem „user generated content“, mit Social Media und den dazugehörigen Konsequenzen auseinander. „Es wird immer bedeutsamer, eine Content-Strategie zu haben, um vor allem weniger Content zu generieren“, erklärt Karin Seiler-Lall. „Ein weiteres Trendwort im Marketing ist ‚Storytelling‘. Jedoch auch hier geht es darum, eine Geschichte

Karin Seiler-Lall

pro Betrieb oder Region zu erzählen, die ein Drehbuch hat. Es geht in der Werbung um Tiefe, nicht Breite“, betont MarketingExpertin Karin Seiler-Lall.

Auch die Art der Buchung hat sich extrem verändert. „Ein Großteil unserer Gäste bucht durch das Internet. Neben Booking. com und anderen zählen auch nach wie vor die direkten E-Mail-Buchungen dazu.

Findet der Gast ein passendes Hotel auf einer Buchungsplattform, macht er sich über Bewertungsportale und Fotos von anderen Urlaubern ein eigenes Bild, die Webseite des Hotels besucht er oft gar nicht mehr oder erst in der Phase der Vorfreude – also nach erfolgter Buchung“, erklärt Karin Seiler-Lall. „Ab 2020 wird die eigene Betriebswebseite unbedeutend sein.“

Konsequent und gezielt. Die Tirol Werbung kooperiert seit Jahren mit den

34 Verbänden und wirbt konsequent und gezielt auf zahlreichen Märkten für das Urlaubsland Tirol. Laut Strategie 2016 werden 13 europäische und drei Übersee-Märkte aktiv bearbeitet.

Insgesamt fließen in diese gebündelte Vermarktung ca. 7 Millionen Euro jährlich an Werbebudget. „Die Produktentwicklung gewinnt gewinnt in allen Regionen zunehmend an Bedeutung. Zuerst muss die Leistung bzw. das Urlaubsprodukt stehen, erst dann kann ich es gezielt vermarkten“, erklärt Karin Seiler-Lall. „Auch wenn man in Regionen gerne alle Zielgruppen mit allen möglichen Angeboten abdecken möchte, wird man so jedoch keine Positionierung erreichen. Klarheit und Verzicht sollten die Leitwörter sein – sowohl bei der Produktentwicklung als auch bei der Vermarktung“, ergänzt Karin Seiler-Lall aufgrund ihrer Erfahrungen in der Regions- und Destinationsarbeit. ×

„ Tirol 2030 mit allen Konsequenzen“

• Ein klares Produkt • Eine spitze Positionierung • Ein genaues Zielgruppenmanagement • Gezielte Kooperationen Bedienen müsse man je nach Markt und Marktbekanntheit alle verfügbaren Kanäle, ob Plakate, TV, Video, Print- und Online-Medien. Die Präsenz online und in den sozialen Netzwerken nimmt schon heute 50 Prozent der Budgets ein.

Ein Beispiel aus der Praxis: „Mehrere Regionen möchten das beste Wan-

dergebiet Tirols werden. Dies bedarf einerseits massiver Investitionen in die Infrastruktur und andererseits wird es für die Vermarktung nicht spitz genug sein.

Hier empfiehlt es sich, eine Positionierung als z. B. bestes Höhenwandergebiet anzustreben“, betont Seiler-Lall. Die Regionen müssten verstehen, dass eine Spezialisierung unumgänglich ist: „Mit allen Konsequenzen, auch im Marketing, kann man nicht alles verkaufen und eben auch nicht alles haben“, betont die Expertin. ×

© Tirol Werbung

„Tirol ist der begehrteste Kraftplatz der alpinen Welt“, so lautet die Markenvision der Tirol Werbung für das Jahr 2030. Karin Seiler-Lall, Leiterin des Tourismusmarketings, ist davon überzeugt: Um diesem Anspruch gerecht zu werden, benötigt jede Ferienregion im Land ein Alleinstellungsmerkmal. Und das könne nur über vier Eckpunkte gelingen:

Kraftplatz der alpinen Welt: Dieses Bild von Tirol entspricht der Markenvision für das Land im Jahr 2030.

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Wellwasser – Umweltschutz und Gesundheit Wasser ist das wichtigste und wertvollste Lebensmittel auf der Welt.

In Österreich gehen wir davon aus, dass Trinkwasser zu jeder Zeit, in unbegrenzter Menge und in optimaler Qualität vorhanden ist.

Abgefülltes Wasser in Flaschen und lange Transportwege sind in der Sache WASSER nicht mehr zeitgerecht. Der Wirt muss Kaufmann genug sein und wirklich zu dem stehen, was er verkaufen will, nämlich Regionalität und echte Produkte vor Ort. Somit sollte grundsätzlich kein Gastronom oder Hotelier ein Flaschenwasser anbieten. Es ist teilweise pervers, dass Wasser aus den entlegensten Gebieten nach Tirol gekarrt wird, um es hier teuer zu verkaufen.

Für die Wirte sollte es indes kein Problem sein, Wellwasser still oder perlend anzubieten und eine kleine Wasserkarte mit qualitativ guten regionalen Wässern, wie Montes, Mehrner, Sauerbrunn oder Zacharias Quelle zu gestalten und dem zahlenden Gast die Möglichkeit zur Wahl zu geben.

Das Ziel vom Wellwasser-Team ist es, Wellwasser als Marke so weit in den Köpfen der Menschen zu verankern, dass sie auch wirklich danach fragen und die Jugendlichen es hip und sexy finden. Die HTWAA wird direkt vor der gewünschten Entnahmestelle in der Kaltwasseranlage eingebaut. Ohne Zugabe von Chemikalien wird das Wasser entkeimt, von schlechtem Geschmack, unangenehmen Gerüchen und Verunreinigungen befreit. Je nach Wunsch kann das Wellwasser gekühlt oder nicht gekühlt und mit oder ohne Kohlensäure angeboten werden.

Kühleinrichtungen. Unzählige Transporte fallen weg, weshalb Wellwasser auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet.

Die energieverschwendende Produktion von Pet- und Glasflaschen entfällt zur Gänze, lange Transportwege gehören der Vergangenheit an und auch das aufwendige Entsorgen und Recycling der Flaschen bleibt dem Menschen und der Umwelt erspart.

Der Gast kann sich an einer gelebten Nachhaltigkeit erfreuen, da das Wasser den kürzestmöglichen Weg von der regionalen Quelle in sein Glas findet – frisch gezapftes Wellwasser!

Dieses hochqualitative Wellwasser eignet sich für den Hotelier und Gastronomen ganz besonders als optimale Alternative für abgefüllte Wässer verschiedener Marken und bringt in diesem Zusammenhang unzählige Vorteile mit sich, denn Wellwasser steht jederzeit in bester Qualität, mit optimalem Geschmack und in unbegrenzter Menge zur Verfügung. Darüber hinaus entfällt das aufwendige Handling mit sperrigen Kisten und schweren Flaschen.

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© Franz Lehnhart, Arthur Zelger, Maria Rehm

Jahre 48 125 werbung für tirol

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Ein Bild von einem Land Liebliche Landschaften, ein rosa angehauchter Himmel und Skifahrer, die ihre Spuren in frisch verschneite Hänge wedeln – das Bild von Tirol ist stark geprägt von Werbeplakaten, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Dienst des Tourismus stehen.

V o n Es t h e r P i r c h n e r

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hne Eisenbahn kein Tourismus und keine Plakate, auf diese kurze Formel könnte man die Anfänge der Plakatwerbung für die Tiroler – und für zahlreiche andere – Urlaubsdestinationen bringen. Denn mit dem Ausbau des Schienennetzes in Europa konnten immer mehr Reisende immer rascher und bequemer zu den schönsten Plätzen des Kontinents gelangen. Die Alpen und ihre Kurorte zählten dazu und sie wurden ab circa 1900 von den Eisenbahngesellschaften wirkungsvoll ins Bild gesetzt.

An Bahnhöfen und auf Bahnsteigen sowie in Reisebüros hingen fortan bunte Plakate von den damals modernsten Zuggarnituren und den Landschaften, in die man mit ihnen gelangen konnte. Fotografien und Postkarten waren schon einige Jahre zuvor als Werbemittel in Umlauf gekommen, nun fügte man meist mehrere Veduten – naturgetreue Malereien oder Grafiken – auf einer großen Fläche zusammen. So warb die Südbahngesellschaft 1900 auf einem Plakat für „directe Zugsverbindungen“ der Pustertalbahn mit Lokomotive und Eisenbahnbrücke, dem Grandhotel

in Toblach, malerischen Orten und Bergspitzen im Abendlicht. Eine Pustererin in Tracht durfte ebenfalls nicht fehlen.

Die Fläche macht’s.

Mit der Zeit wichen die kleinteiligen Bilderbögen großflächigen Malereien mit wenig, aber einprägsamem Text, die in einer einzigen Ansicht einen Gesamteindruck vermittelten. Neben dem Transportwesen rückten auch die Hotels – die oft von den Eisenbahngesellschaften errichtet wurden – und ganze Ortschaften in den Blick.

Darüber hinaus fand eine Typisierung und

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(1) Franz Lehnhart, 1938 Der bestimmende Künstler für die Südtiroler Plakatgestaltung in der Zwischenkriegszeit war Franz Lehnhart, hier ein Beispiel für ein Dolomiten-Plakat.

(2) Arthur Zelger, 1948/49 (3) Maria Rehm. Um 1950 sausten die vier Skifahrer in bunten Trachtenjankern auf einem Plakat von Maria Rehm zu Tal.

Reduktion auf wenige Inhalte statt. Zu den bis dahin üblichen sommerlichen Darstellungen gesellten sich erste Winterbilder, mit denen der noch junge Skitourismus beispielsweise in St. Anton am Arlberg oder Igls beworben wurde. Ähnliche Entwicklungen nahm die Plakatwerbung in anderen touristischen Regionen. Auch das hat mit dem Zusammenrücken des Kontinents durch die neuen Verkehrsverbindungen zu tun, denn es war dadurch einfacher geworden, sich über aktuelle Strömungen der Werbung zu informieren und sie auf eigene Inhalte

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saison

Im Umbruch.

Einen tiefen Bruch erlebten Tourismus und Tourismuswerbung durch den Ersten Weltkrieg, umso mehr waren Aufschwung und Erneuerung in den 1920er- und 1930er-Jahren zu spüren: Die Wintersaison begann neben der Sommersaison eine wichtige Rolle zu spielen, zugleich veränderten sich die grafischen und Drucktechniken, sodass Plakate, Prospekte, Kofferzettel und Panoramen in größerer Zahl hergestellt werden konnten. Als Gestalter dieser Drucksorten waren Werbegrafiker wie Heinrich C. Berann, aber auch bildende Künstler tätig.

Berühmte Beispiele sind um die Jahrhundertwende Hans-Josef Weber-Tyrol oder in den 1920er-Jahren Alfons Walde, der mit seinen bunt gekleideten Skifahrern in weißen Schneelandschaften bis heute geltende Ikonen Tirols schuf.

Als eigenständige Kunstform etablierte sich Grafikdesign erst ab den 1960erJahren, die Grundlagen dafür stammen aber aus der Zwischenkriegszeit. Vor allem in der Schweiz und in Bayern entwickelte sich, angeregt vom Bauhaus, jenes „grafische Repertoire“, das jahrzehntelang bestimmend sein sollte. Ein Beispiel dafür ist die Verbindung von Foto und Typografie, in Tirol erstmals 1926 mit einer Ansicht vom verschneiten Wilden Kaiser und dem Slogan „Besuchet Tirol im Winter!“ umgesetzt – übrigens eines von mehreren

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(4) Arthur Zelger, 1955 Schwarze Flächen für steile Felswände, weiße Gletscher im Hintergrund und gelbe Blumen vorne: Diese Zusammenstellung findet sich in mehreren Schaffensphasen Arthur Zelgers, 1955 ebenso wie 2000.

Plakaten der Zeit, die sich nicht auf einzelne Orte oder Regionen, sondern auf das ganze Land bezogen.

Zelgers „Tyrol“. Für die Plakatgestaltung in Tirol sollte vor allem die „Wiener Plakatschule“ bestimmend werden. Ihre Ideen und Techniken finden sich wieder in den Arbeiten von Heinrich C. Berann, Oswald Haller und Ernst Nepo – alles Maler und Grafiker, die (fast) nahtlos vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg am Bild von Tirol weitermalten.

Demgegenüber bezog sich Arthur Zelger auf einen der führenden Wiener

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(5) Arthur Zelger, 1959

Grafikdesigner, Joseph Binder, der 1938 emigrieren musste. Zelger ist jener Designkünstler, der die Grafik Tirols nach 1945 prägen sollte wie kein anderer: Von ihm, dem ab 5. Dezember eine Ausstellung im aut. architektur und tirol gewidmet ist, stammt nicht nur das berühmte Tirol-Logo, er hat auch mit Plakaten für „Tyrol“, das Ötztal oder Seefeld über Jahrzehnte das Bild des Landes mitgestaltet.

Seine Sujets sind äußerst reduziert, die Farbwahl ungewöhnlich, die Typografie modern. Ob er ein Bergsteigerpärchen vom verschneiten Gipfel vor rosa Bergen

„ In Tirol hat man sich der Moderne nicht komplett verschlossen, aber man hat sie auf ein normales Maß heruntergebrochen. Viele moderne Entwicklungen findet man auch in Tirol, aber später und abgeschwächt.“ Kurt Höretzeder, Grafiker und Typograf

© gerhard berger

anzuwenden. Auch in den folgenden Jahrzehnten sollte das so bleiben: Die Tiroler Plakatgestalter waren nicht unbedingt Avantgardisten, aber sie setzten neue Konzepte in gemäßigter Form um. „In Tirol hat man sich der Moderne nicht komplett verschlossen, aber man hat sie auf ein normales Maß heruntergebrochen. Viele moderne Entwicklungen findet man auch in Tirol, aber später und abgeschwächt“, weiß Kurt Höretzeder, Grafiker und Typograf sowie Obmann von WEI SRAUM – Forum für visuelle Gestaltung Innsbruck.

© Arthur Zelger (4), Ernst Insam

Jahre 50 125 werbung für tirol

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(6) Arthur Zelger, um 1960

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(7) Ernst Insam, 1972 In den 1970er-Jahren, als fast ausschließlich mit Foto-Plakaten geworben wurde, gewann Ernst Insam mit seiner symbolischen Darstellung eines Dorfes einen Plakatwettbewerb für Tirol.

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8) Arthur Zelger, 1976

we r bu n g

Tiscover – Starker Partner des Tiroler Tourismus

Seit 23 Jahren vermittelt Tiscover erfolgreich Tiroler Unterkünfte an Gäste aus aller Welt. 1991 als Tochter der Tirol Werbung gegründet, zählt Tiscover zu den Pionieren im Online-Tourismus und ist mittlerweile das größte Buchungsportal für Urlaub in den Alpen.

Heute ist Tiscover Teil der HRS GROUP, zu welcher auch die Buchungsplattformen HRS, hotel.info und SURPRICE Hotels gehö-

ren. Insgesamt verzeichnen die Portale 20 Millionen Besuche pro Monat und schaffen so internationale Reichweite und Nachfrage für die angeschlossenen Unterkünfte.

Erfolgreiches Alpenportal wächst weiter!

Jedes der vier Buchungsportale der HRS GROUP wird unabhängig geführt und fokussiert sich auf eine eigene Zielgruppe. Tiscover ist innerhalb

der Unternehmensgruppe DAS Buchungsportal für Urlaub in den Alpen.

Um die Unterkunftspartner in Österreich optimal bei ihrer Online-Vertriebsarbeit zu unterstützen, wurden die Tiscover-Standorte in Innsbruck und Wien in den letzten Jahren weiter gestärkt und personell ausgebaut. Alleine in Innsbruck arbeiten rund 100 Mitarbeiter für Tiscover bzw. die HRS GROUP. Durch die enge Zusammenarbeit der Portale erhalten die Unterkünfte einen noch einfacheren und effizienteren Zugang zu allen Vertriebskanälen und Kundensegmenten der HRS GROUP. So können in Zukunft alle vier Portale über ein gemeinsames Extranet gewartet werden. Das spart Zeit und baut die Reichweite der Unterkünfte noch einmal kräftig aus!

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© Chryseldis Hofer-Mitterer, Anton Christian

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(9) „Felsennest“, Chryseldis Hofer-Mitterer, 1989

(10) „Daphne“, Anton Christian, 1989

Beispiele für das neue Gesicht Tirols, das die Tirol Werbung von Künstlern und Fotografen Ende der 1980erJahre entwerfen ließ: Anton Christians „Daphne“ und Chryseldis Hofer-Mitterers „Felsennest“.

Auch seit den 1970er-Jahren gibt es noch bedeutende Beispiele für Plakatkunst oder besser: für Künstlerplakate, die großteils auf Initiative der Tirol Werbung entstanden.

ins Tal blicken lässt oder – in einem seiner bekanntesten Plakate, jenem mit der Skifahrerin in gelber Keilhose – Fotografie mit Malerei kombiniert, ob der Sommer in Igls durch eine stilisierte bunte Blumenwiese mit Hummel symbolisiert wird oder die Skisprungschanze als elegante Kurve zu den Olympischen Winterspielen 1976 lädt – immer sind Zelgers Entwürfe am Puls der Zeit und aus heutiger Sicht so eindrucksvoll wie damals.

Plakat und Kunst.

Freilich, das Zurücktreten des (gemalten und) gedruckten Plakats gegenüber anderen Werbemitteln und Medien konnte auch er nicht aufhalten. Immerhin gibt es aber in Tirol auch seit den 1970er-Jahren noch bedeutende

Beispiele für Plakatkunst oder besser: für Künstlerplakate, die großteils auf Initiative der Tirol Werbung entstanden. Die Arbeiten von Anton Christian, Chryseldis Hofer-Mitterer, Ernst Insam oder Hans Grosch, die unter anderem von der Tirol Werbung initiiert wurden, haben ebenso wie die Schwarz-Weiß-Fotografien von Peter Manninger, Werner Pawlok oder Kurt Markus mit ihrer bewusst gesetzten Retro-Ästhetik Tirol als „starkes Land“ positioniert.

Heute werden Plakate eher begleitend zu neuen Medien, Filmen und anderen Werbemitteln eingesetzt, eines hat sich jedoch nicht verändert: Noch immer sind Bild und Bildsprache essenziell, wenn es um die Vermittlung von Inhalten geht. ×

Ausstellungstipp Ikonen und Eintagsfliegen Arthur Zelger und das Grafikdesign in Tirol 5. Dezember 2014 bis 14. Feber 2015 WEI SRAUM Ausstellung No 1 aut. architektur und tirol Lois-Welzenbacher-Platz 1 6020 Innsbruck www.weissraum.at

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saison

Jahre 54 125 werbung für tirol

WERBUNG

© STADTARCHIV INNSBRUCK (3)

1911 waren Zimmer mit Waschbecken und Badewanne 5-Sterne-Standard.

Der Seilbahn-Bau revolutionierte Ende der 1920er-Jahre den heimischen Tourismus.

Gastfreundschaft und Heimatverbundenheit Zwei Partner – ein Erfolgsrezept Traditionell und modern, gastfreundlich und gediegen, so präsentiert sich Tirols Tourismus am internationalen Markt und lockt mit vielseitigsten Natur- und Freizeitangeboten jährlich zahlreiche Urlauber aus aller Herren Länder in „das Herz der Alpen“. Der Fremdenverkehr ist längst nicht nur mehr ein nettes „Zubrot“, sondern eine tragende Säule des Wohlstands in unserem Land. Schließlich sind über 53.000 Menschen direkt im Tourismus beschäftigt und noch mehr indirekt von der Branche abhängig.

Durch alle Höhen und Tiefen Die Erfolgsgeschichte des Tiroler Tourismus hat ihren Ursprung in der verkehrsgünstigen Lage und kam durch den Ausbau von Bahn- und Straßenverbindungen Ende des 19.

Jahrhunderts im wahrsten Sinne des Wortes erst so richtig ins Rollen. Durch die spätere Erschließung der Tiroler

Bergwelt und die Errichtung der ersten Seilbahnen wurde ein zweites wesentliches Kapitel eingeläutet – der Wintersporttourismus. Die Hypo Tirol Bank ist seit ihren Anfängen im Jahr 1901 als „Finanzierungs-Motor“ untrennbar mit dem heimischen Tourismus verbunden. Doch der rasant wachsende Wirtschaftszweig musste in den Nachkriegsjahren des Ersten und Zweiten Weltkriegs einige herbe Rückschläge einstecken und war auf neue Impulse angewiesen. Die er auch bekam. In Form von Finanzierungen durch die Tirolische Landeshypothekenanstalt. / In den 1960er Jahren erlebte der Fremdenverkehr eine neuerliche Blütezeit und setzte sich bis in die Seitentäler durch. Damals gab es quasi keinen „Häuslbauer“, der nicht zwei bis drei Zimmer mehr plante, um sie an Gäste zu vermieten. Auch diese Investitionen wurden von der Landesbank aus Überzeugung unterstützt. / Eine weitere Kerbe hinterließ die Entstehung des Urlaubs-

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WERBUNG

© HYPO TIROL

Der Ausbau von Straßenverbindungen brachte den Tourismus erst so richtig ins Rollen.

Bis heute setzt die Hypo Tirol Bank gemeinsam mit dem heimischen Tourismus wertvolle Impulse für unser Land.

IMPULSE FÜR TIROL Mag. Johann Kollreider: „Als Tirols Tourismusbank Nummer eins werden wir die erfolgreiche Entwicklung des Tourismus weiterhin unterstützen und fördern – mit dem Ziel, die Ertragskraft und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und weiter zu steigern.“

flugverkehrs in den 1970er- und 1980er-Jahren. Fernreisen in exotische Länder waren „en vogue“. Nun waren dringend Visionäre gefragt, um dem heimischen Tourismus durch neue Ideen und Entwicklung eines eigenständigen Profils den benötigten Aufschwung zu bescheren. Stets an der Seite der Tourismusbetriebe war auch diesmal wieder die Hypo Tirol Bank. Durch die gemeinsame Umsetzung innovativer Ideen konnten neue Standards gesetzt werden, die heute so charakteristisch für den gehobenen Tourismus sind. / Diese lange Historie zeichnet die Landesbank als erfahrenen und verlässlichen Partner des heimischen Tourismus aus. Durch alle Höhen und Tiefen – bis heute. Jetzt gilt es, den Tiroler Tourismus bei den Herausforderungen des 21.

Jahrhunderts zu begleiten. Der Wettbewerb wird immer globaler, das Qualitätsbewusstsein der Gäste steigt.

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Unsere Landesbank.

Mag. (FH) Mario Zangerl: „Die Tourismusbranche ist naturgemäß sehr stark vom Fremdkapital abhängig und weist niedrige Eigenkapitalquoten in Verbindung mit geringer Umsatzrentabilität auf.

Verschärfte Risikoauflagen, umfassende Informationspflichten und erhöhte Eigenkapitalanforderungen veranlassen jedoch viele Banken zu einer restriktiven Kreditpolitik. Oft werden sogar Stimmen laut, die von einer Kreditklemme sprechen. Nicht so bei der Hypo Tirol Bank. Als Bank des Landes Tirol nehmen wir unseren Auftrag sehr ernst und unterstützen die regionale Wirtschaft 2014 aktiv mit einem Kapitalpaket von 300 Mio. Euro. Dieses Paket kommt maßgeschneidert dort zum Einsatz, wo es gebraucht wird: speziell bei heimischen kleinund mittelständischen Unternehmen.“ Dabei bietet die Landesbank mehr als „nur“ flexible Finanzierungslösungen. Eine ganzheitliche Finanzberatung von der Entwicklungsphase bis zur Unterstützung bei einer optimalen Betriebsnachfolge steht im Mittelpunkt. Darüber hinaus ist die regionale Verankerung der Hypo Tirol Bank sowie die Entscheidungskompetenz vor Ort ein großer Vorteil. Denn Marktnähe und kurze Entscheidungswege schaffen Vertrauen und geben Sicherheit. Zur Abrundung des Produkt- und Serviceangebots zeigen die Experten der Landesbank ihren Kunden Möglichkeiten zu attraktiven Zuschüssen und lohnenden Förderungen auf und unterstützen im Bedarfsfall auch bei bürokratischen Stolpersteinen.

© Rüdiger Kratz

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Aktuelle Diskussion. Große touristische Vorhaben wie der Zusammenschluss der Skigebiete Schlick und Axamer Lizum über die Kalkkögel stoßen oftmals auf Kritik.

Tourismuskritik als Chance Tourismuskritik gibt es, seit Gäste in Tirol ihren Urlaub verbringen. Sie hat sich über die Jahrzehnte verändert – so wie der Tourismus selbst.

V o n J a n e K at h r e i n

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er Mythos Alpen war von Beginn an eine romantische Inszenierung, stellt Felizitas Romeiß-Stracke fest. Mit der rauen Wirklichkeit hatten die Malereien, Erzählungen und Dichtungen, die im 19. und 20. Jahrhundert von den Bergen um die Welt gingen, nur wenig zu tun. Der „Mythos Alpen“ fußt auf einer heroischen Vergangenheit, die von der Eroberung des Naturraumes erzählt, dem Überleben und der Umgestaltung.

Einer Umgestaltung, die früh begann. Die alpine Naturlandschaft wird seit 6.000 Jahren vom Menschen verändert und ökologisch tiefgreifend umgestaltet, das beweist der Eismann vom Hauslabjoch, Ötzi. Die Alpen seien also nicht die Idylle einer Naturlandschaft, über die im 20. Jahrhundert der Massentourismus hereinbrach.

Vielleicht seien die Kritiker selbst unverbesserliche Romantiker – sagt die Soziologin und Stadtplanerin, die einige Jahre in Innsbruck lehrte.

Hoffnungsträger Tourismus. Der „Mythos Alpen“ wirkt stark. Der Alpenraum ist einer der größten zusammenhängenden Naturräume Europas, umgeben von wachsenden Ballungsräumen. Für Millionen von Urlaubern ist er ein beliebtes Ferienziel und zugleich bedeutender Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsraum.

Mit dem Bau von Eisenahnlinien am Ende der Monarchie, dem Ausbau von Straßen nach dem zweiten Weltkrieg, dem Bau von Seilbahnen und Hotels wurde die Bergwelt einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich.

Mit der zunehmenden Erschließung wuchs der Tourismus zu einem der wichtigsten und wachstumsstärksten Wirtschaftszweige im Alpenraum. Die neuen Chancen aber stellten die Tourismustreibenden und die Bevölkerung auch vor neue Herausforderungen. Das sogenannte Abkassieren sei „nicht so einfach und oft mit viel mehr Hektik und Mühe verbunden als andere Formen des Geldverdienens“, stellte der inzwischen

verstorbene Tiroler Bischof Reinhold Stecher einmal fest. Die kirchlichen Vertreter waren wohl die ersten, die schon im 19. Jahrhundert nicht mit Kritik an der neuen Einkommensquelle sparten.

Stecher selbst sah in seiner Zeit als Innsbrucker Diözesanbischof hinter die romantischen Tirol-Bilder, und entdeckte Menschen, die schwer arbeiteten. Die vielfach fluktuierenden Arbeitskräfte seien meist fremder als die Fremden, die sie bedienten.

Natürliche Umwelt. Der alpine Tourismus ist von seiner natürlichen Umwelt abhängig. Vor allem in den strukturschwachen ländlichen Gebieten, aus denen die Bevölkerung abgewandert war, setzten die Menschen alle Hoffnung in den Wirtschaftsmotor Tourismus – und vergaßen dabei manchmal auf ihre ursprünglichen Werte.

Die Stadtplanerin Romeiß-Stracke sieht Parallelen dazu in der Architektur. Die alpine Tourismus-Architektur habe sich seit den 1970er-Jahren ungeplant entwickelt. Bauernhäuser wuchsen vier bis fünf Stockwerke hoch, später kamen Rundtürme und Erker hinzu. „Dörfliche Strukturen wurden damit gesprengt“, sagt Romeiß-Stracke. Eine Entwicklung, die auch von den Gästen nicht unbemerkt geblieben sei.

Seit den 1980er-Jahren fordern politische Programme und Strategien zunehmend eine umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung des Tourismus. Eine nachhaltige Entwicklung wurde lange Zeit von den Kritikern als leere Formel mit fragwürdigem Umsetzungspotenzial gesehen. Seit etwa 1995 wird das Prinzip der „Nachhaltigen Entwicklung“ jedoch auch auf den Tourismus übertragen.

Fürsprecher. Dennoch braucht die Natur ihre Fürsprecher. Sigbert Riccabona sah in seiner Amtszeit als Landesumweltanwalt, von 1990 bis 2007, viele Ideen kommen und gehen. Er warnte vor dem Verschwinden von Naturfläche und deren Umwidmung für den

Tourismus, Verkehrsprojekte oder Deponien. Auch den steigenden Druck auf die Schutzgebiete nahm er wahr.

Langfristig bestehe die Gefahr, dass sich der Tourismus seine Grundlage selber entzieht.

Der 2013 verstorbene Bischof Reinhold Stecher fand dafür folgende Worte: „Man möchte meinen, dass man über dieses Thema nicht sprechen müsste, weil schließlich jeder Tourismus, der hier die Zeichen der Zeit nicht sieht, den Ast absägt, auf dem er sitzt.

Aber es gibt noch immer wieder Erschließungsbesessene, für die Biotope und Blumenparadiese, Bergwiesen und Lärchenwälder nur lästige Hindernisse für augenblicklich ertragreiche Projekte darstellen.“ Stecher mahnte zu einem sorgsameren Umgang mit dem Wunder Natur.

Parallel zu den Umweltschutzdebatten in den 80erJahren begann aber auch eine Diskussion über Alternativen zum Massentourismus. Begriffe wie sanfter, nachhaltiger und Öko-Tourismus tauchten auf.

Die Tourismuswirtschaft hat erkannt, dass ökologische Reparaturkosten teuer sind, und holte Land- und Forstwirtschaft ins Boot, um die Qualität des Erholungsraumes zu halten. Nicht nur die ins Naturreservat verdrängte Natur wird geschützt, sondern auch die Kulturlandschaft.

Romeiß-Stracke sieht diese Veränderungen in der Architektur. Langsam entwickle sich wieder ein neuer Bautyp, der die traditionelle alpine Architektur weiterentwickelt. Und das deckt sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen: Landschaftsschäden fallen kleiner aus, wenn die Nutzung den Verhältnissen vor Ort angepasst wird.

Bewusstseinsbildung. „Die wahre Erholung des überzivilisierten Menschen wird immer wieder an die Begegnungen mit der Natur gebunden sein, an das Eintauchen in diese ursprüngliche Welt“, war Reinhold Stecher überzeugt. Es hilft vielleicht das Thema anders zu denken, und Tourismus und Natur nicht länger als Gegner zu sehen.

Tourismuskritik gibt es, seitdem es den modernen Tourismus gibt. Zentrale Themen waren und sind das Individuum gegen die Masse, die Angst vor „Überfremdung“, die Verwässerung der Tradition und die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche. Ob sie auch etwas bewirken könne? „Wirklich etwas bewirkt hat die Kritik allenfalls im Bereich Ökologie – auf der Welle des allgemein gewachsenen ‚grünen‘ Bewusstseins“, stellt Romeiß-Stracke fest.

Sigbert Riccabona geht einen Schritt weiter und setzt nicht bei der Tourismuskritik, sondern bei den Menschen selber an. Wenn sie die Natur wieder mehr als Lebensraum wahrnehmen, gehen sie vielleicht auch wieder achtsamer mit ihr um.“ ×

saison

Bergdorf. Die Anfänge des Tourismus in Obergurgl gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die moderne touristische Entwicklung hat in den 1960er-Jahren begonnen.

© Photo Lohmann

Jahre 58 125 werbung für tirol

Die Wurzeln nie vergessen Viele bekannte Tiroler Hotels sind aus der Tradition der Landwirtschaft hervorgegangen.

Beim Wandel vom Landwirt zum Gastwirt haben sich diese erfolgreichen Familienbetriebe ihre Identität bewahrt.

Von Erns t Spreng

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as Hotel Edelweiss & Gurgl in Obergurgl feiert heuer sein 125-jähriges Bestehen.

In der vierten Generation kümmert sich die Familie Scheiber um das Wohl ihrer Gäste. Begonnen hat die touristische Entwicklung mit Martin Scheiber, der 1881 mit dem Ramolhaus die erste Schutzhütte des Ötztals fertigstellte. Im Auftrag des Alpenvereins baute Scheiber noch vor der Jahrhundertwende weitere Schutzhütten und legte so den Grundstein für den Tourismus im Ötztal.

Auch die Landwirtschaft war ein wichtiger Teil des Familieneinkommens. Bis heute gehört die Landwirtschaft zur Familie Scheiber. Seniorchef Erich Scheiber ist Obmann des Tiroler Grauviehzuchtverbandes und stolz darauf, dass seine Familie trotz der touristischen Entwicklung die Landwirtschaft nie aufgegeben hat. „Mein Großvater hat damals eine Landwirtschaft gekauft – als wichtiges Einkommen neben

der Tätigkeit als Bergführer“, erzählt Erich Scheiber aus seiner Erinnerung. „Mein Großvater hat auch immer gesagt, die Landwirtschaft hat die Familie vor allem während der beiden Weltkriege ernährt.“

Geschichten des Erfolgs.

Eine noch längere Geschichte hat der Stanglwirt in Going. Die Wirtsgerechtigkeit beim Stanglwirt wurde von der Urbarobrigkeit in Kitzbühel erstmals im Jahre 1609 verliehen. 1643 erscheint Johann Stangl als „Wirt auf der Prama“ und seitdem blieb der Name Stangl am Wirtshaus haften.

Auch hier wurde die enge Verbindung zur Landwirtschaft immer aktiv gelebt.

Seit mehr als 100 Jahren ist die Familie Hauser für den Erfolg des Stanglwirts zuständig. „Von der Landwirtschaft würden wir überhaupt niemals abgehen, die ist doch die Keimzelle“, meinte die einstige Wirtin Anna Hauser, „und solange das Vieh im Stall steht und wir Äcker hinterm Haus

haben, kann uns auch die Vorstellung von schlechteren Zeiten nicht schrecken.“ Maria Schlechter, geborene Hauser, hatte bei der Übernahme des Stanglwirts nicht nur dessen Potenzial gesehen, sondern immer auch die Wichtigkeit der Landwirtschaft erkannt, um touristisch attraktiv zu sein. Bis heute wird beim Stanglwirt diese Familientradition gelebt.

Schritt für Schritt.

Zurück nach Obergurgl. Seniorchef Erich Scheiber – Jahrgang 1931 – ist heute noch in vielen Funktionen aktiv, auch wenn das Hotel Edelweiss & Gurgl längst von der nächsten Generation geführt wird. An die Anfänge der touristischen Entwicklung kann er sich noch gut erinnern – aus eigener Erfahrung und aus vielen Erzählungen. „Es waren oft harte Zeiten, wir haben viel gearbeitet“, sagt Erich Scheiber. „Es gab keine Straße nach Obergurgl. Trägern wurde mehr Geld bezahlt als Bergführern. Obergurgl

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© edelweiss&gurgl

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„Ich bin auf vieles stolz, was bereits erreicht wurde. Aber am wichtigsten war, dass ich gute Nachfolger in der Familie gefunden habe.

Das ist im heutigen Tourismus alles andere als selbstverständlich.“ Erich Scheiber, Seniorchef des Hotels Edelweiss & Gurgl

war schon immer geprägt von englischen Gästen. Das ist bis heute so. Die Gäste blieben wesentlich länger. Es hat sich in den 125 Jahren vieles verändert.“ Die moderne touristische Entwicklung hat in den 1960er-Jahren begonnen. „Da ist Obergurgl so richtig aufgeblüht“, meint Erich Scheiber.

Auf die Frage, was heute das höchste Gut in einem traditionellen Familienbetrieb sei, kommt die Antwort schnell. „Ich bin auf vieles stolz, was bereits erreicht wurde. Aber am wichtigsten war, dass ich

gute Nachfolger in der Familie gefunden habe. Das ist im heutigen Tourismus alles andere als selbstverständlich.“ Auf die Wurzeln aus der Landwirtschaft hat Erich Scheiber dabei nie vergessen. „Auch wenn andere es nicht mehr machen, wir bewirtschaften unsere Flächen weiterhin. Man sollte nie vergessen, aus welchen Wurzeln etwas entstanden ist“, so Scheiber. Das mag der eine Grund sein für den Erfolg. Der andere ist, dass die Familie Scheiber das touristische Angebot Schritt für Schritt jedes Jahr

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weiterentwickelt hat. „Es sind nicht so die Meilensteine der Geschichte, die unseren Erfolg prägen. Es ist vielmehr die Tatsache, dass wir praktisch jedes Jahr investieren und so in die Zukunft schauen“, meint Scheiber. Darum sieht er die Zukunft seines Hotels und von Obergurgl sehr positiv. „Ich glaube, wir haben in der Entwicklung von einem Dorf der Bergführer und Landwirte bis heute sehr vieles richtig gemacht. Es ist ein Platz, wo sich auch die junge Generation eine Zukunft vorstellen kann.“ ×

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Stanglwirt Balthasar Hauser ist einer der erfolgreichsten Hoteliers Österreichs.

Trotzdem ist er immer eines geblieben: ein bodenständiger Tiroler Landwirt.

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AISON: Herr Hauser, Ihre Familie führt den Stanglwirt seit fast 300 Jahren. Wie hat sich der Stanglwirt verändert?

Balthasar Hauser: Der Stanglwirt war immer schon ein Gasthaus mit Landwirtschaft. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in dem Vorspann-Gasthof lediglich eine Gaststube mit drei Tischen für die Fuhrleute. Die wesentlichste Veränderung in den vergangenen 60 Jahren war somit der Ausbau des Beherbergungsbetriebes.

Doch während der Gasthof florierte, blieben die Fremdenzimmer anfangs leer. Um hier erfolgreich zu sein, mussten wir selbst eine Nachfrage schaffen. Wir mussten uns also viel einfallen lassen.

Was war Ihr persönliches Erfolgsrezept beim Ausbau des Stanglwirts? (lacht) Immer auf Qualität zu setzen und Risiken einzugehen. Ich habe immer ein Urvertrauen gehabt in den Erfolg.

Auch in das Vertrauen, bei den Gästen den Wunsch nach Landurlaub auf einem Fünf-Sterne-Bauernhof zu wecken. Ein Luxus-Hotel um einen Misthaufen herum zu bauen, war schon ein gewisses Risiko.

Die Landwirtschaft spielte und spielt eine wichtige Rolle bei der Familie Hauser. Passen Landwirtschaft und Hotellerie gut zusammen? Landwirtschaft und Gasthaus haben beim Stanglwirt immer zusammengehört wie Schaufel und Stiel.

Wenn ich den Slogan „Bewusst Tirol“ sehe, muss ich immer schmunzeln. Denn das war für uns immer schon Grundlage für unser Tun. Das heißt auf eigene Produkte vom Fleisch über Brot bis Käse und Produkte aus der Region zu setzen. Das ist unser ganz normaler Alltag.

Tourismus wünschen? Dass der eingeschlagene Weg für die Ursprünglichkeit und Tiroler Identität, der oftmals verlassen worden ist, immer weiter verfolgt wird. Du musst den Gästen vermitteln, dass es uns selber hier in Tirol narrisch gut gefällt. Dass wir selbst die größte Freude haben, hier daheim zu sein. Dann kommen die Gäste immer wieder gerne.

Meine Devise lautet: Es kann nirgends schöner sein als in Tirol – allenfalls gleich schön.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sind landwirtschaftliche Elemente – wie das „Fenster in den Kuhstall“ – unverkennbare Markenzeichen des Konzepts des Stanglwirts? Das Kuhstallfenster war und ist absolut ein Markenzeichen.

Die Sensation ist aber nicht das Fenster, es macht die Sensation nur sichtbar: Das Kuhstallfenster beim Stanglwirt ist entstanden, weil die Kühe immer schon da waren, wo sie heute sind. Im alten Stanglwirtsgasthaus ist noch alles an derselben Stelle wie vor 300 Jahren.

Ein Blick in die Zukunft: Was würden Sie sich für die Zukunft des Tiroler

Eine Initiative von Stanglwirt Balthasar Hauser: Bau des öffentlichen Badesees Going 1974, der heuer sein 40. Jubiläum feiert.

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© Stanglwirt

Einfallsreichtum als Erfolgsrezept

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© Rainer Pfisterer, Tiroler Landesmuseen, Philips

Als erste musikalische Botschafter des „echten“ Tirol reisten Sängergemeinschaften wie die Rainer aus dem Zillertal bis in die USA und nach Russland.

Musik mit (Ost-)Tiroler Verwurzelung und Affinität zu Liedkunst und Geschichtenerzählen: die Musikbanda Franui

Das „meistgespielte Volkslied“ ist eigentlich keines. Als Karl Ganzer das Kufstein-Lied 1947 komponierte, wurde die Stadt zur „Perle Tirols“.

Kirschen und Beeren Was macht die Musiklandschaft Tirol aus? Wer zehn Musikliebhaber dazu befragt, wird zehn verschiedene Antworten bekommen, und doch hat es immer wieder Musik und Musiker gegeben, die das Bild von Tirol geprägt haben.

Von Es ther Pirchner

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st es der „Anton aus Tirol“ oder die Alte Musik bei den Innsbrucker Festwochen, sind es die Ö1Signations von Werner Pirchner oder Operetten wie „Der Vogelhändler“?

Kann man den „Ring des Nibelungen“ bei den Tiroler Festspielen Erl oder die Innsbrucker Promenadenkonzerte als typisch tirolerisch bezeichnen? Oder ist es doch eher die zeitgenössische klassische Musik von Thomas Larcher, Bernhard Gander und Johannes Maria Staud? Wie verhält es sich mit dem Kufsteinlied, mit den (Zillertaler) Schürzenjägern oder Hansi Hinterseer, wie mit der Subkultur, wie sie in der Innsbrucker p.m.k lebt? Die Liste von Musik, die innerhalb und außerhalb Tirols wahrgenommen wird, ist lang und so facettenreich wie in kaum einem anderen Land, und im Grunde lässt sich nur eines

mit Sicherheit sagen: Wer Tirol musikalisch abbilden möchte, hat es mit hundert Puzzleteilen zu tun – und die meisten passen nicht einmal zusammen.

Die ersten echten Tiroler.

Abgesehen von Heinrich Isaacs berühmtem Lied „Innsbruck, ich muss dich lassen“, das der flandrische Renaissancekomponist (1450–1517) zu seinem Abschied vom Innsbrucker Hof schrieb, wurde das Musikland Tirol international das erste Mal im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert wahrgenommen: als Heimat der lustigen Tiroler, wie sie Emanuel Schikaneder in seinem Singspiel „Der Tyroler Wastl“ von 1798 zeichnete, und der singenden, jodelnden Sängergemeinschaften aus dem Zillertal, die vor europäischen Fürsten und den Größen

des Geisteslebens auftraten. Die Rainer und Strasser reisten bis nach Russland und Amerika, trugen „ächte“ Tiroler Lieder vor, wurden eingeladen, bejubelt, beschenkt und mit Fantasiekostümen ausstaffiert. Die Musik war freilich Geschmackssache, wie eine Bemerkung von Johann Wolfgang von Goethe nahelegt: „Wie Kirschen und Beeren behagen, muss man Kinder und Sperlinge fragen.“

Die Perle Tirols und ein Blumentopf. Daran hat sich auch später nichts geändert, denn es sollten noch viele „Kirschen und Beeren“ aus Tirol kommen: Da ist einmal das Kufsteinlied zu nennen, das der Brixlegger Postbus-Chauffeur Karl Ganzer (1920–1988) 1947 komponierte und das lange (und fälschlich) als meistgespieltes „Volkslied“ gehandelt wurde. Da

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„Wenn dich die Leute nicht mögen, kannst du singen wie ein Zeiserl, aber du gewinnst keinen Blumentopf.“ hansi hinterseer

ist an die vielen anderen regionalen Hymnen zu erinnern, darunter „Ischgl, du mein Traum“, das der deutsche Tourist Hermann Kuzyna eigentlich auf Sölden dichtete und mit der Musik des Roy-Orbison-Hits „California Blue“ unterlegte.

Da gibt es einerseits den dick aufgetragenen Zeltfest-Patriotismus, der Florian Pedarnigs Marsch „Dem Land Tirol die Treue“ auferlegt ist, und andererseits den blonden Kitzbüheler Hansi Hinterseer, der weniger durch Gesangsakrobatik glänzt als vielmehr dadurch, dass er seinen Fans eine feine Zeit beschert: „Wenn dich die Leute nicht mögen, kannst du singen wie

ein Zeiserl, aber du gewinnst keinen Blumentopf“, äußerte er in einem Interview mit dem Magazin „Format“.

Tirol klassisch. Weniger bekannt ist, dass Tirol auch Heimat herausragender klassischer Musiker ist. Es gibt eine ganze Reihe von Solisten wie Daniela Koch, die in einem Jahr zwei der drei weltweit wichtigsten Flötenwettbewerbe gewonnen hat, Karl-Heinz Schütz, der Soloflötist der Wiener Philharmoniker ist, oder den Pianisten und Organisten Michael Schöch, der für sein Orgelspiel beim ARD-Wettbewerb den ersten Preis erhielt.

Tirol anders hören Empfehlenswerte Facetten eines Tiroler Klangbilds: CDs von Jazz über Songwriting bis zur „alpenländischen Kammermusik“ Andreas Matthias Pichler: The Waltz of Our Hundred Kids, 2014 Quadrat:sch: Stubenmusic, 2011 Thomas Larcher: What Becomes, 2014 Franui, Sven-Eric Bechtolf: 36 Stunden, 2013 Manu Delago: Bigger than Home, 2013

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Jahre 64 125 werbung für tirol

Alois Schöpf, Künstlerischer Leiter der Innsbrucker Promenadenkonzerte

Es gibt Komponisten wie Thomas Larcher, der mit dem British Composer Award ausgezeichnet wurde und für Orchester und Kammermusiker auf der ganzen Welt komponiert, und Johannes Maria Staud, der unter anderem Capell-Compositeur der Staatskapelle Dresden war: auch dies Teile eines Tiroler Klangbilds, wenngleich nicht als typisch tirolerisch wahrgenommen. Im internationalen Musikbetrieb der Klassik (und anderer Sparten) ist Herkunft keine bestimmende Kategorie, und ob ein Musiker, eine Komponistin, ein Elektroniker aus Tirol kommt, spielt schlicht keine Rolle.

Komponiertes Tirol. Umgekehrt kann ein Land auch von außen künstlerisch treffend beschrieben werden, wie zwei Kompositionen zeigen, die im Auftrag der Tirol Werbung entstanden: Noch immer kreist der Adler zu den Klängen von Philip Glass’ „Tirol Concerto“ (2000) über das „Land im Gebirg’“ und Erkki-Sven-Tüürs „Oxymoron“ (2003), wie Glass’ Werk bei den Klangspuren in Schwaz uraufgeführt, kündet auf der gleichnamigen CD von Tirol.

Mit den Klangspuren sei auch das reiche Festivalleben angesprochen, das Tirol als musikalischen Hotspot ausweist: die Tiroler Festspiele Erl, die nicht nur für romantische Opern stehen, sondern auch zeitgenössische Musik aus Tirol aufführen und mit der geistreichen Musikbanda Franui eine Art Hausensemble haben, das Festival für Jazz und improvisierte Musik artacts in St. Johann, das sein Publikum in der ganzen Welt hat, das DJ-Wetterleuchten auf der Seegrube, fmRiese in den Swarovski Kristallwelten, das Elektronik, Klassik und Pop miteinander in Beziehung treten lässt, oder die Innsbrucker Promenadenkonzerte, die sich den Schönheiten der symphonischen Bläsermusik verschrieben haben und zeigen, wie regionales Profil und internationales Niveau zusammenklingen können.

Man sieht schon: Das Besondere am Musikland Tirol ist, dass es Musikliebhaber aus ganz speziellen Segmenten anspricht.

Wer also wissen will, wie sich Tirol abseits des Klischees anhört, der muss nur die Ohren spitzen. Er wird gewiss an allen Ecken und Enden des Landes fündig. ×

© georg riha (3)

© böhme

„ Wenn Bläserorchester nach Innsbruck kommen und das Ambiente erleben, sind sie sehr beeindruckt. In diesem Special-Interest-Segment ist Tirol sehr bekannt.“

Mit dem „Tirol Concerto“ von Philip Glass verbinden viele den Tirolspot mit imposanter Bergwelt von Georg Riha.

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Freude am Fahren

24.09.14 16:23

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Jahre 66 125 werbung für tirol

zum Schluss Das Gemälde des Münchner Malers Zeno Diemer, in nur drei Monaten 1896 fertig gestellt, zeigt die dritte Schlacht am Bergisel vom 13. August 1809.

Monate war der Maler zu Recherchezwecken mit dem Fahrrad durch das Land gefahren um sich ein – sein idealisiertes – Bild von Tirol und seinen Einwohnern zu machen und schließlich ein 1.000 Quadratmeter großes „Massenmedium“ zu fertigen. 1906 ging das Innsbrucker Panorama auf Reisen. Es wurde zur Weltausstellung nach London gebracht, wo es auch mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.

Das Riesenrundgemälde als Werbebanner

Reiseführer 1837 erschien erstmals ein umfassendes „Handbuch für Reisende durch Tirol“ von Beda Weber. Zehn Jahre später das Werk „Drei Sommer in Tirol“ von Ludwig Steub, in dem der Autor über das Land und die dort vorherrschenden Sitten erzählte. Im dazugehörigen Vorwort ist zu lesen: „(...) wurde dem Verfasser Tirol übertragen, ein liebes Loos, denn die Alpen von Tirol sind des Bayerlands Gebirge und ihre blauen Zinnen wecken von Jugend auf unsre Sehnsucht.“

Die Kalorien und der Fremdenverkehr Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten die Touristen langsam wieder nach Tirol zurück, allerdings schlug ihnen mitunter Skepsis entgegen. Aufgrund der angespannten Lage nach dem Krieg und der damit einhergehenden Versorgungsknappheit berechnete man, wie viele Kalorien den Einheimischen durch die Versorgung der Gäste entgehen würden. In der „Tiroler Tageszeitung“ erschien dazu am 9. September 1947 ein entsprechender Artikel mit dem Titel: „Die Kalorien und der Fremdenverkehr“.

Napoleon als Marketingcoup Am bekanntesten wurde Tirol erstmals durch den Aufstand gegen Napoleons Heere, der in den vier Schlachten am Bergisel im Jahr 1809 gipfelte.

Der PreuSSe In den Anfängen des Tourismus im Ötztal, vor 100 Jahren, kam ein Preuße nach Sölden, kehrte im Gasthof Zwieselstein ein und bestellte in seiner zackigen Art:

„Kann ick hier en Rum kriechen?“ Die etwas schwerhörige Bedienerin konnte den Fremden nicht verstehen und fragte:

„Gut Ding braucht Weile“ Fahrzeit von Wien nach Innsbruck mit dem Zug im Jahre 1862: 18 Stunden 40 Minuten.

„Wås söscht de?“ „Kann ick Rum kriechen?“ Da antwortete die Bedienerin:

„ Umha kriechn kånnst de schon, wenn‘s der nuicht ze seiisch (säuisch-schmutzig) ischt.“ (Aus „Tiroler Heimatblätter“, 1970.)

Drehkreuz zur Erleichterung Vor rund 25 Jahren beschloss der Hüttenwirt der Elferhütte in Neustift, Gästen – ob einheimischen oder aus dem Ausland – den Gang in Richtung Erleichterung ein wenig zu erschweren. Er montierte ein Drehkreuz vor den Toiletten, heute muss man dort 50 Cent zahlen.

Konsumierende Gäste konnten und können ihr Toiletten-Geld allerdings zurückfordern. Die Aufregung damals war groß, noch immer sorgt das Drehkreuz für zahlreiche Einträge in Internetforen. Die meisten Urlauber nehmen es allerdings mit einem Augenzwinkern hin, und der Wirt ist bei Weitem nicht mehr der Einzige mit dieser Idee.

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