SAISON (September 2014)

P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 04/14 | SOMMER/HERBST 2014

DIE NEUEN GÄSTE Chancen und Herausforderungen einer veränderten Gästestruktur

Wenn’s um den Tourismus geht, ist nur eine Bank meine Bank. „Produkte aus der Region – man kennt sie und kann darauf vertrauen. So ist’s auch mit guten Partnerschaften.“

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Familie Stock, Stock Resort, Finkenberg Heinz Kröll, Sennerei Zillertal, Mayrhofen GEM

3 STICHWORT SAISON

DIE NEUEN GÄSTE DER DUDEN SAGT: Diversifikation, die

m, [zu mittellateinisch diversificatu 2. Partizip von: diversificare = verteilen, zu lateinisch diversus ] (divers…) und facere = machen alt Vielf , lung echs Veränderung, Abw

ZAHLENSPIELE 1,37 Milliarden Menschen leben in China, ca. 3 % von ihnen besitzen einen Reisepass und 14 Tage Urlaub stehen ihnen im Jahr zur Verfügung. 160.000 Nächtigungen chinesischer Touristen zählte man im vergangenen Tourismusjahr in Tirol, fast 100 % von ihnen besuchten die Swarovski Kristallwelten und Swarovski Innsbruck.

Mit 1,2 Milliarden Einwohnern steht Indien nur knapp hinter China. Touristen aus der größten Demokratie der Welt sorgten 2012/13 für mehr als 60.000 Übernachtungen in Tirol.

Besucher aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien stellten mit 20.000 und 12.000 Nächtigungen im letzten Jahr noch eine sehr kleine Gästegruppe dar.

„Der demographische Wandel und die steigende Lebenserwartung sind eine der größten Chancen und zugleich eine große Herausforderung für unsere Tourismuswirtschaft.“ Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung

„Jeder Gast möchte besondere und möglichst einzigartige Erlebnisse mit nach Hause nehmen.

Individualisierung benötigt ein sehr tiefes Problemverständnis seitens des Anbieters.“

„Habt Mut, neue Wege zu gehen, haltet dabei durch und zeigt Konstanz. Und vor allem: Vertraut in die Jugend!“ Florian Phleps, Geschäftsführer des Tourismusverbandes PillerseeTal

Hubert Siller, Leiter MCI Tourismus

„Ein Image zu ändern oder anzupassen, das dauert.

Bis 2020 wird das schwer, denn mittlerweile wird es langsam knapp.“

„ Auch der russische Gast kommt zum Biertrinken und Kasspatzlnessen!“

Michael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung

Andreas Lackner, Geschäftsführer des TVB Mayrhofen-Hippach

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WEISE GESPROCHEN Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen bauen Windmühlen.

Chinesische Weisheit

4 EDITORIAL SAISON

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Nationenmix, Kundenwünsche, Urlaubsverhalten, Umweltfaktoren, demographischer Wandel – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und belegt den rasanten Puls einer in permanenter Anpassung befindlichen Branche.

Gerade auch der Blick auf die digitalisierte Kommunikation und den vernetzen Konsumenten von heute belegt die Neuordnung. Von der idyllischen Postkarte war es retrospektiv betrachtet nur ein Katzensprung zum informellen „I like“.

Dass der notwendige Wandel im Tourismusland Tirol generell immer wieder glückt, lässt sich gerade an sehr jungen Angebotsinnovationen ablesen.

Ohne dass alte Stärken und regionale Besonderheiten verloren gehen, werden da mutig neue Wege eingeschlagen.

EDITORIAL

Erfolg bedingt die Veränderung

A

lles Leben strebt nach Veränderung“, formulierte einst der große Philosoph Sir Karl Popper. Und nur wer fähig ist, mit permanenter Entwicklung Schritt zu halten, wird den Herausforderungen der Zeit gerecht.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit werden immer mehr zur Voraussetzung für Konkurrenzfähigkeit.

Wie sehr diese Tugenden im Tiroler Tourismus verankert sind, wird angesichts der vorliegenden Ausgabe der SAISON, die Veränderungen in Gästestruktur, Bedürfnisse und Angeboten skizziert, mehr als deutlich. Denn nur scheinbar hat sich angesichts oberfl ächlich gelesener Tourismusstatistiken nicht viel getan. Knapp 45 Millionen Übernachtungen zählte man in der Saison 2012/13, ähnlich viele waren es auch rund 20 Jahre zuvor. Wer näher hinschaut, ahnt sehr schnell, dass sich alles gewandelt hat. Nationenmix, Kundenwünsche, Urlaubsverhalten, Umweltfaktoren, demographischer Wandel – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen und belegt den rasanten Puls einer in permanenter Anpassung befindlichen Branche.

Vielleicht lässt sich an konkreten Themen der Wandel der Zeit, des Zeitgeistes, die wechselnden Anforderungen am besten illustrieren. Nur ein Beispiel: Verkehr, Erreichbarkeit waren einst Synonym für Leben, für touristischen Erfolg. Mit Autobahnen wurde in Anzeigen und Sujets offen geworben. Heute suchen wir die Wege, die Sehnsuchtsorte abseits der Hauptverkehrsrouten. Und doch werden Erreichbarkeit, moderne Infrastruktur, die Datenautobahnen von morgen auch den touristischen Stellenwert Tirols entscheidend mitprägen. Gerade auch der Blick auf die digitalisierte Kommunikation und den vernetzen Konsumenten von heute belegt die Neuordnung.

Von der idyllischen Postkarte war es retrospektiv betrachtet nur ein Katzensprung zum informellen „I like“.

Wem wird heutzutage mehr geglaubt: Stereotypen Werbebotschaften oder den massiv anschwellenden Erfahrungen, Berichten von Freunden via Facebook & Co? Und wer verfolgt nicht Reiseerzählungen, Kurzkommentare und Urlaubsfotos seiner Freunde via

Social-Media-Kanäle und wirft doch noch – bevor gebucht wird – einen prüfenden Blick auf aktuelle Reisebewertungen.

Die Macht der Kunden. Das digitale Zeitalter hat die Macht der Kunden potenziert. Und damit den Druck mit Spitzenleistungen und Angebotsinnovationen zu punkten, stark erhöht. Denn der vernetzte Gast kommuniziert permanent. Studien belegen, dass nahezu die Hälfte der Gäste ihre Erlebnisse in sozialen Medien posten. Reichweitenstark wird individuelles Ferienglück ebenso verfolgt, bewertet und kommentiert wie Urlaubsfrust. „User generated content“, also die von unseren Gästen kreierten Kommunikationsinhalte, bestimmen heute Wohl und Weh einer Destination entscheidend mit. Und längst wird hier nicht nur geschrieben und fotografiert – vielfach werden eigenen Videos gedreht und verbreitet. Im wahrsten Sinne bewegende Motive, die Motivation für oder gegen eine Urlaubsdestination nachhaltig beeinflussen. Individuelle Reports unserer Gäste übrigens, die wir künftig noch intensiver und glaubwürdiger in stimmige regionale TourismusMarketingkampagnen integrieren sollten.

Dass der notwendige Wandel im Tourismusland Tirol generell immer wieder glückt, lässt sich gerade an sehr jungen Angebotsinnovationen ablesen. Ohne dass alte Stärken und regionale Besonderheiten verloren gehen, werden da mutig neue Wege eingeschlagen.

Zweifellos haben die Area 47 im Ötztal oder jüngst der Bikepark in Serfaus-Fiss-Ladis völlig neue Zielgruppen nach Tirol gelockt. Und diese Pionierprojekte werden umgesetzt, auch wenn da und dort darüber noch Irritationen vorherrschen. Denn vielfach gelten beispielsweise die Downhiller, Freerider, Enduristen – kurz gesagt die Gravity-MTB-Szene – hierzulande oft noch als ein Haufen Verrückter. Doch langfristiger Erfolg lebt von Experimenten, braucht Aufbauarbeit, die nicht immer sofort verstanden wird. Tirols Tourismus ist reich an derartigen Erfahrungen, an Pionieren, die Popper vielleicht nie gelesen, aber im Kern seine Aussage mit Sicherheit verstanden haben. ×

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7 INHALT SAISON

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MUT ZU NEUEN WEGEN

DER WANDERNDE CHINESE IST NICHT IN SICHT TIROL UND SEINE GÄSTE

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SEHENSWÜRDIG IN TIROL

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NEUE MÄRKTE, NEUE GÄSTE

THEMA: DIE NEUEN GÄSTE 8

Tirol und seine Gäste Die Zeiten ändern sich – ein Vergleich der Gästestruktur Anfang der 90er-Jahre und heute.

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Diskussionsbedarf Warum sich der Tiroler Tourismus mit der Alterung der Gesellschaft auseinandersetzen muss.

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„Der wandernde Chinese ist nicht in Sicht“ Interview mit Tourismusexperte Hubert Siller über den Gast der Zukunft

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Neue Märkte, neue Gäste Internationalisierung: Neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen für den Tiroler Tourismus

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Die Normalität des Besonderen Die Russen kommen! Einst ein Aufreger, heute ganz normal.

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Mut zu neuen Wegen Tourismus lebt von Innovationen.

Wer sich nicht weiterentwickelt, wird letztlich den Anschluss verlieren.

MAGAZIN

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„Säen und Ernten sind gleich wichtig“ Interview mit Dr. Elisabeth Anker über die „Art of Hosting“

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Radbotschafter international Das Tirol Cycling Team eilt heuer von Erfolg zu Erfolg – sowohl sportlich als auch touristisch.

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„Das war sehr, sehr revolutionär“ Eine Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zeigt Bilder des Tiroler Malers Joseph Anton Koch.

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Dem Trend auf den Fersen Was es mit Trail Running auf sich hat

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Als Gäste ernst genommen werden Die neue Allergen-Auszeichnungspflicht in der Gastronomie

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Sehenswürdig in Tirol Am Tag des Denkmals können sonst schwer zugängliche Sehenswürdigkeiten besichtigt werden.

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Tirol isch lei oans!

Gastkommentar von Dr. Franz Tschiderer, Vorsitzender des Tirol Tourism Boards

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Kommentare

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Nachgefragt

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 04/2014 (66. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Steffen Arora, Daniel Feichtner, Mag. Florian Gasser, Mag. Jane Kathrein, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Doris Pfifferling • ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, w.mair@target-group.at ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

© JOSEF MALLAUN TIROL WERBUNG, ASI, TIROL WERBUNG/CINE TIROL, BIKEPARK SFL, SONJA MITTERER

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8 DIE NEUEN GÄSTE SAISON

Tirol und seine Gäste Die Zeiten ändern sich – auch im Tourismus. Was Gäste vor 20 Jahren in Tirol gesucht haben, spielt heute nur mehr eine untergeordnete Rolle. Wie tiefschürfend diese Veränderungen wirklich waren, zeigt ein Vergleich der Tiroler Gästestruktur Anfang der 1990er mit der heutigen.

VON DANIEL FEICHTNER

Vor 20 Jahren war Tirol ein relativ günstiges Reiseziel, das vor allem mit Erholung punktete. Sportliche Angebote beschränkten sich größtenteils auf leichte Wandertouren.

„Wir haben nicht nur unsere Nächtigungszahlen wieder auf das Niveau vor der Krise steigern können, sondern auch den Wechsel vom Billig- in das Hochpreissegment gemeistert.“ KARIN SEILER-LALL, LEITERIN TOURISMUSMARKETING DER TIROL WERBUNG

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rends zu erkennen und auf Entwicklungen zu reagieren wird in allen Bereichen der Wirtschaft immer wichtiger.

Davon bleibt auch der Tourismus nicht verschont, ganz im Gegenteil, wie Karin Seiler-Lall, Leiterin des Tourismusmarketings der Tirol Werbung, sagt: „Unsere Branche ist ein Paradebeispiel dafür.

Gerade in der Touristik muss man sehr flexibel und anpassungsfähig sein, um konkurrenzfähig zu bleiben.“ Wie sehr sich die Märkte und Strukturen verändern können, zeigt ein Vergleich der Tirol-Touristen von heute mit denen vor 20 Jahren.

© TIROL WERBUNG

Sommerliche Naherholung.

Auf den ersten Blick wirkt es fast so, als wäre alles beim Alten geblieben. Mit knapp 45 Millionen Übernachtungen im Tourismusjahr 2012/13 ist nur ein minimaler Rückgang von 0,2 Prozent im Vergleich zu 1992/93 zu verzeichnen. Zwar erlitten die Buchungen in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre einen Einbruch, infolge dessen die Nächtigungen knapp unter 38 Millionen sanken. Seither ist jedoch ein stetiger Aufwärtstrend zu beobachten.

Betrachtet man die Zahlen im Detail, zeigen sich jedoch tiefgreifende Veränderungen auf nahezu allen Ebenen. „Anfang der 1990er-Jahre war Tirol im Sommer ein relativ erschwingliches Reiseziel“, erklärt Seiler-Lall. „Gäste kamen größtenteils aus deutschsprachigen Ländern, Großbritannien, Frankreich und Belgien.“ Beliebt waren Busreisen – eine kostengünstige Möglichkeit ebenso kostengünstige Ein- oder Zwei-Sterne Hotels zu erreichen. Tirol war bei Briten für das Produkt „Lakes and Mountains“, die typische „Sommerfrische“ gepaart mit leichtem Wandern, bekannt.

Heute sehen die Bedürfnisse und Angebote anders aus. Waren vor 20 Jahren

noch 11,6 Millionen Übernachtungen in Ein- und Zwei-Sterne-Hotels zu verbuchen, sind es heute nur noch 4,5 Millionen.

Im Hochpreissegment ist dagegen starker Zuwachs zu verzeichnen. Die früher gut 8 Millionen Nächtigungen in Vier- bis FünfSterne-Unterkünften haben sich auf mehr als 15 Millionen beinahe verdoppelt.

Recht stabil ist dagegen der Drei-Sterne-Bereich geblieben. Aber auch hier ist ein langsam sinkender Trend zu erkennen. „Inzwischen steht die Marke Tirol ganzjährig für hohe Qualität bei einem, besonders im Sommer, guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Für Günstig-Urlauber gibt es mit All-inclusive-Angeboten und billigen Flugverbindungen inzwischen andere Alternativen“, so Seiler-Lall. „Nichtsdestotrotz entfielen auch im vergangenen Tourismusjahr noch ein Drittel aller Nächtigungen auf Ferienwohnungen und Privatquartiere. Das zeigt, dass Tirol auch weiterhin für Gäste aller Einkommenskategorien interessant ist. Dennoch zeigt die Statistik, dass in den vergangenen beiden Jahrzehnten aus einer Destination für sparsame Gäste eine geworden ist, die vor allem Besucher anlockt, denen Qualität ihr Geld wert ist.“

Luxuriöse Winter. Im Gegensatz dazu war Tirol im Winter schon immer ein Reiseziel, das Luxus versprach. Das lag daran, dass Urlaub in der kalten Jahreszeit Anfang der 1990er eine Ausnahmeerscheinung war. Der Winterurlaub galt als Privileg für jene, die es sich leisten konnten. Zudem stand eher die Gemütlichkeit im Vordergrund. „Vor zwei Jahrzehnten wurde Wintersport von Gästen aus den Nahmärkten als Wochenendbeschäftigung betrieben“, weiß die Expertin. „Dass sich die breite Masse außerhalb des Sommers einen mehrtägigen Aufenthalt leisten kann und will, ist ein relativ neuer Trend.“

© TIROL WERBUNG

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Mittlerweile haben auch Gäste aus dem Osten Europas die kalten Monate in Tirol für sich entdeckt. Da sich oft nur die obere Mittelschicht in diesen Ländern Winterurlaube leisten kann, sind sie in allen Hotel-Kategorien zu finden. Dank billigerer Flugtickets ist der Wintertourismus außerdem auch für Gäste aus Großbritannien interessant geworden. Dafür verzichten sie häufiger auf Sommerurlaub in Tirol. Das liegt auch an dem veralteten „Lakes and Mountains“-Konzept, wie Seiler-Lall sagt.

Die frühere Präsentation Tirols als Sommerferienland wirke für britische Touristen verstaubt. Der Winter bietet dagegen Möglichkeiten für einen aktiven Urlaub.

Sportlichkeit verpflichtet. Der Trend hin zur Bewegung ist das ganze Jahr über deutlich erkennbar. „Umfragen haben gezeigt, dass nahezu jeder Tirol-Gast sich als sehr sportlich wahrnimmt“, meint Karin Seiler-Lall. Dabei scheinen weniger spezifische Angebote, sondern eher die generelle Möglichkeit, Sport zu betreiben, ausschlaggebend zu sein. „Es zeigt sich, dass rund 20 Prozent der Gäste Tirol wählen, um einem bestimmten Sport nachzugehen. Der Rest entscheidet sich erst für den Ort, um dann dortige Sportangebote zu nutzen.“ Wandern steht dabei an erster Stelle. Aber auch Klettern und Mountainbiken in allen Facetten erfreuen sich zunehmender Nachfrage. Und so liegt auch hier eine Herausforderung, erklärt SeilerLall: „Um den Gästen große Diversität zu bieten, gilt es für Regionen, sich mit Themen und Leistungen zu positionieren und Angebote auszubauen. Damit bleibt der Sommertourismus attraktiv und verliert auch sein angestaubtes Image.“ Das Interesse an sportlichen Urlaubsaktivitäten nimmt nicht nur bei jungen Gästen zu. Auch im Alter werden Besucher aktiver. „Der demographische Wandel und die steigende Lebenserwartung sind eine der größten Chancen und zugleich eine große Herausforderung für unsere Tourismuswirtschaft“, sagt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Die Zahl der Gäste im gehobenen Alter wächst beständig. Dementsprechend wichtig ist es, auf Wünsche und Bedürfnisse dieser Zielgruppe einzugehen. Allerdings sieht

Die Sommergäste

Die Wintergäste

Vor 20 Jahren Im Sommer kamen 1992/93 vor allem deutschsprachige Touristen nach Tirol.

Außerdem war das Land beliebt bei Briten, Belgiern und Franzosen. Die meisten Gäste waren Paare, die zur Entspannung und Sommerfrische anreisten. Im Nahtourismus galt Tirol damals als günstige Urlaubsdestination.

Vor 20 Jahren Anfang der 1990er war Winterurlaub ein Privileg. Ein mehrtägiger Aufenthalt für den Wintersport blieb Besserverdienern vorbehalten. Auch hier stand Sport nicht zwangsläufig im Vordergrund, sondern es wurde eine Atmosphäre der winterlichen Gemütlichkeit erwartet.

Heute Trotz sinkender Zahlen machen deutsche Gäste noch immer die Hälfte der Gäste aus. Auch bei Briten sind Rückgänge zu verzeichnen. Dafür entdecken Österreicher mehr und mehr den Urlaub im eigenen Land und auch Schweizer und Touristen aus neuen Märkten nächtigen häufiger in Tirol.

Heute sind die Gäste sportlicher und schätzen hochstehende Gastronomie und Hotellerie. Egal ob Klettern, Wandern oder Mountainbiken: Die nötige Infrastruktur wird inzwischen vorausgesetzt. Zudem sind Familienurlauber immer häufiger anzutreffen.

Heute Urlaub mit Wintersport ist deutlich erschwinglicher geworden – nicht zuletzt dank Familienrabatten. Dennoch fällt ein solcher Urlaub noch immer in die exklusivere Kategorie. Besonders im Hochpreissegment entdeckten Gäste zum Beispiel aus Russland, Belgien und der Schweiz Tirol als Urlaubsland. Für sie steht nicht nur der sportliche Aspekt, sondern auch das Shoppen im Vordergrund.

Margreiter die Lösung nicht in der Schaffung reiner Senioren-Angebote. „Vielmehr gilt es, den Gästen unter Aspekten wie ‚Genuss’, ‚Komfort’ und ‚Sicherheit’ entgegenzukommen, wie zum Beispiel durch den Ausbau der E-Bike-Infrastruktur.“ Prägten früher Busreisende und Paare das Urlauberbild, sind es heute vor allem Familien. „Gruppenreisen sind noch immer ein Thema“, berichtet Karin Seiler-Lall. „Gleichzeitig verzeichnen wir starke Zuwächse bei Eltern mit Kindern.“ Das auch bei neu gewachsenen Infrastrukturen. Während es in den 1990ern noch kaum Angebote für Kinder gab, hat der Tiroler Tourismus diesen Markt mittlerweile für sich entdeckt. Spezialisierte Hotels bieten häufig Tagesbetreuung und kindgerechte Aktivitäten. Dazu kommen oft regionale Verbilligungen für Familien.

War ein Urlaub mit dem Nachwuchs frü-

her teuer, lässt sich heute Geld sparen und ein Aufenthalt wird erschwinglich.

Weniger Deutsche.

Besucher aus Deutschland waren im Tourismusjahr 1992/93 mit 28 Millionen Übernachtungen die wichtigste Gästegruppe im Tiroler Tourismus. Das sind sie auch heute noch, jedoch fallen die Zahlen stetig. Inzwischen machen sie mit 23 Millionen Nächtigungen „nur“ noch gut die Hälfte der Gäste aus. Im Vergleich zum Tourismusjahr 1992/93 bedeutet das einen Rückgang von 17 Prozent. Die deutschen Gäste haben sich allerdings umorientiert. Anstatt billiger Ein- und Zwei-Sterne-Angebote setzen auch sie häufiger auf das Vier- bis Fünf-Sterne-Segment. Somit hat auch bei ihnen die Wertschöpfung zugenommen.

Auch wenn Gäste aus Deutschland Tirol teilweise den Rücken kehren, bleiben die

Wintersport für die Elite Ein Urlaub im Tiroler Schnee war vor 20 Jahren noch ein kostspieliges Vergnügen für wenige.

11 DIE NEUEN GÄSTE SAISON

auch bei Campingplätzen für Stabilität.

Vor allem dank der Durchreisecamper sind Camping-Übernachtungen von insgesamt 1,5 Millionen 1992/93 nur auf 1,3 Millionen gesunken. Was bei ihnen hoch im Kurs steht, sind private Ferienwohnungen. „Hier bietet Tirol ein gutes Preis-LeistungsVerhältnis“, erklärt Seiler-Lall. „Das kommt Familien entgegen.“

Exotische Berge.

© WOLFGANG EHN, JOSEF MALLAUN, TIROL WERBUNG

Sommergäste suchten früher nicht die sportliche Herausforderung, sondern günstige Entspannug in Tirol.

Betten nicht leer. In die Bresche springen Schweizer, Italiener und auch Österreicher, die immer häufiger den Urlaub im Heimatland für sich entdecken, wie Seiler-Lall erklärt. Sie alle schätzen die kurze Anreise und die gute Gastronomie und Hotellerie in Tirol. „Besonders bei den Italienern ist die Krise aber noch bemerkbar“, weiß die Marketing-Expertin. „Zwar legen diese Gäste aus Prestigegründen Wert darauf, den Urlaub jenseits der Grenze zuzubringen. Aus finanziellen Gründen buchen sie aber eher kürzere Aufenthalte und sparen bei Zusatzausgaben.“ Nahezu unbeeindruckt vom Wandel der Zeit zeigen sich die Niederländer. Als die mit aktuell 4,7 Millionen Nächtigungen im Tourismusjahr zweitgrößte Gästegruppe kommen sie damals wie heute gerne nach Tirol. Sie setzen auch weiterhin eher auf das Billig-Segment. Dadurch sorgen sie

Beeindruckend ist das Wachstum, das Tirol bei Gästen aus neuen Märkten verbuchen kann. Touristen aus China, Indien, Israel und dem arabischen Raum waren in den 1990erJahren kein Thema. Heute entfallen auf sie rund 400.000 Nächtigungen – teilweise beinahe eine Verzehnfachung. Grund dafür ist im Fall von Indien und China das rasante Wirtschaftswachstum und das damit verbundene Entstehen neuer Eliten.

Zum anderen zeigt auch das seit einigen Jahren betriebene Werbe-Engagement der Tiroler Touristik in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten Wirkung. „Auch Touristen aus weit entfernten Ländern suchen Exotik. Und bei uns werden sie fündig“, sagt Seiler-Lall.

Die Erschließung neuer Märkte stellt neue Anforderungen an den Tourismus, meint die Expertin: „Gäste aus Ländern, in denen wir bislang kaum bekannt waren, reisen meist erst in Gruppen. Dabei ist Tirol oft nur eine Station von vielen in

Bekanntheitsgrad Tirols in ihrer Heimat.

Und so wird aus einem Ziel für Gruppenreisen eines für Individualtouristen.“

Chancen und Risiken.

„Alles in allem ist Tirol zu einer Urlaubsregion mit gehobenem Charakter geworden“, fasst Seiler-Lall zusammen. „Das bedeutet Gäste mit höherer Wertschöpfung. Aber diese stellen auch höhere Ansprüche.“ Wichtig ist der Expertin zufolge auch die Aufrechterhaltung der Angebote, ohne Preise zu steigern. Tirol verfüge schon heute über eine der besten TourismusInfrastrukturen weltweit. Eine weitere Preiserhöhung würde viele Gäste aber abschrecken.

Eine weitere Aufgabe für die Tiroler Touristiker liegt vor allem in der Flexibilität. Im immer internationaler und kompetitiver werdenden Tourismus gilt es, sich schnell an die Wünsche und Bedürfnisse von Gästen anzupassen.

Zudem ist es nötig, wegen der zum Teil sehr kurzen Aufenthaltsdauer Flexibilität bei allen Unterkunftsarten zu beweisen.

Auch Akzeptanz und Verständnis anderen Kulturen gegenüber werden immer wichtiger. „Die Gästestruktur im Tiroler Tourismus hat sich seit den 1990er-Jahren stark verändert. Wir haben dennoch nicht nur unsere Nächtigungszahlen wieder auf das Niveau vor der Krise steigern können, sondern

„Der demographische Wandel und die steigende Lebenserwartung sind eine der größten Chancen und zugleich eine große Herausforderung für unsere Tourismuswirtschaft.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

Europa. Deswegen gilt es, die Verweildauer zu steigern und mit innovativen Angeboten zu begeistern. Bei Chinesen bewähren sich Gletscherbesuche und die Kristallwelten. „Außerdem könnte Tirol in Zukunft in China mit Hochzeitstourismus punkten“, schätzt die Expertin. „Mehr Gäste aus neuen Märkten steigern den

auch den Wechsel vom Billig- in das Hochpreissegment gemeistert“, sagt Karin SeilerLall. „Doch der Tourismus steht nicht still, und auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird sich viel verändern.

Deswegen gilt es schon heute, Augen und Ohren für die Trends von morgen offenzuhalten und rechtzeitig zu reagieren.“ ×

12 DIE NEUEN GÄSTE

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SAISON

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tatistiken und Studien bedeuten nicht nur Zahlen und Tatsachen. Geschulte Augen mit Weitblick lesen daraus auch Trends und mögliche beziehungsweise unvermeidbare Umbrüche. Ein Beispiel für diese Theorie wäre der Klimawandel und der dazugehörige gesellschaftliche Diskurs. Ein Thema, an dem niemand vorbeikommt und bei dem im Gegenzug schon viele angekommen sind. Auch wenn hier noch von Zeitspannen bis ins Jahr 2050 die Rede ist. Ein anderer Bereich, nämlich jener des demografischen Wandels, wird bis dato mit weniger Aufmerksamkeit und Bewusstsein bedacht. Dabei stehen hier die Uhren auf übermorgen. „Um das Jahr 2020 geht ein sehr geburtenstarker Jahrgang in Deutschland, die sogenannten Baby-Boomer der Nachkriegszeit, in Pension“, weiß Michael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung und Leiter der Abteilung Strategien und Partner, und muss im selben Atemzug feststellen: „Die dazugehörige Diskussion, wie man mit diesem Umbruch touristisch umgehen muss, soll, kann und darf, vermisse ich in Tirol.“

Die Theorie.

Ausgangslage für notwendige Überlegungen ist also die Frage: Was bedeutet dieser demografische Wandel in Deutschland für den Tourismus in Tirol? Negatives wie potenziell Positives, glaubt Michael Brandl: „Zum angesprochenen Umbruch kommt noch die Tat-

Diskussionsbedarf Die Deutschen sind die zweitälteste Nation der Welt, die älteste Europas und nach wie vor der größte Herkunftsmarkt im Tiroler Tourismus. Tatsachen, die heimische Touristiker vor Herausforderungen und Denkaufgaben stellen, aber auch in Chancen übersetzt werden können. Vorausgesetzt, eine Auseinandersetzung mit diesem Thema beginnt. Bald.

V O N R E B EC C A M Ü L L E R

sache, dass die Bevölkerung schrumpft.

Rückgänge sind unvermeidbar.“ Dies gilt aber nicht nur für die Gäste. Auch am Arbeitsmarkt wird dies zum Problem. „Im heimischen Tourismus arbeiten bekanntlich nicht wenige Deutsche. Wir haben ohnehin einen Arbeitskräftemangel in diesem Bereich, auch hier wird es also nicht einfacher werden“, gibt er zu bedenken. Dieser Umstand sei natürlich ein eigenes Thema, zeige aber, wie breit gefächert das Problem sei, betont Brandl.

Die Bestandsaufnahme. Die regelmäßige T-Mona-Gästebefragung erfasst unter anderem die Altersstruktur der Tiroler Gäste nach Herkunftsland und unterscheidet dabei auch zwischen Win-

ter- und Sommertouristen. Für die Analyse der kalten Jahreszeit wurden Zahlen von 2006/07 bis 2013/14 herangezogen. Fazit: Der Wintergast wurde etwas jünger, das Durchschnittsalter sank von 44 auf 42 Jahre. Eine deutliche Verjüngung passierte im Sommer. 2006 war der Tirol-Gast durchschnittlich 52, 2011 48 Jahre alt.

Der deutsche Winterurlauber (2013/14) ist durchschnittlich 42, der deutsche Sommerurlauber (2011) 49 und liegt damit über dem Durchschnitt. Eine weitere Spezifizierung dieser Zahl kann über die Zuordnung zu einzelnen Sportarten und Aktivitäten erfolgen. „Das jüngere Publikum kommt im Winter zu uns, Snowboarder drücken den Schnitt, Langläufer heben ihn, Skifahrer liegen in der Mitte.

13 DIE NEUEN GÄSTE

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„Was wir jetzt sofort brauchen, ist eine konzentrierte Diskussion über das Thema und die Konsequenzen.“ MICHAEL BRANDL, PROKURIST DER TIROL WERBUNG Sie gilt es abzuholen: die ältere, aber mitunter jung gebliebene Generation der deutschen Urlauber.

Durchschnittsalter der Tiroler Gäste nach Herkunftsmarkt

Winter NL: CH: AT: DE: FR: BE:

Im Sommer tragen vor allem die Kletterer, aber auch Mountainbiker zur Verjüngung bei, der Wanderer ist traditionell älter“, fasst Michael Brandl zusammen.

Die Realität. Die Verjüngung der TirolUrlauber konnte durch eine Optimierung und Weiterentwicklung des Angebots an Altersgruppen wie 20 bis 29 und 30 bis 39 Jahre erreicht werden. Genau dies muss nun auch in Hinblick auf die immer älter werdenden Gäste passieren, ist Michael Brandl überzeugt: „Wir müssen uns breiter aufstellen.“ Die aktuelle Situation würde nämlich auch bedeuten, „dass um das Jahr 2020 in Deutschland eine so große Generation in Pension geht, die dann auch mehr Freizeit zur Verfügung

45 Jahre 43 Jahre 42 Jahre 42 Jahre 42 Jahre 41 Jahre

Sommer CH: GB: FR: DE:

50 Jahre 50 Jahre 49 Jahre 49 Jahre

NL: BE: AT: IT:

Quelle: Tirol Werbung, T-Mona

48 Jahre 47 Jahre 44 Jahre 41 Jahre

RUS: PL: CZ: IT: DK: UK:

40 Jahre 39 Jahre 39 Jahre 38 Jahre 37 Jahre 36 Jahre

14 DIE NEUEN GÄSTE SAISON

Sanfter Wintertourismus: zum Beispiel auf leisen Schneeschuh-Sohlen

hat“, betont der Touristiker. Nun ginge es darum, die Gäste auch abzuholen.

60-Jährige haben heute eine längere Lebenserwartung. Viele bleiben länger im Arbeitsprozess, weil sie wollen oder müssen. Andere haben einfach eine längere Pension vor sich. Beide müssen oder wollen in der jeweiligen Situation länger fit bleiben. „Außerdem fühlt sich der ältere Mensch heute wesentlich jünger“, ergänzt Brandl. Dennoch müsse man im Alter vorsichtiger werden und vor allem drei Aspekte würden an Bedeutung gewinnen, die auch im Tourismus mitgedacht wer-

den müssen: „Sicherheit, Mobilität und Gesundheit verbunden mit Genuss“, fasst Brandl zusammen.

Die Aufgabenstellung. „Tirol hat in der Vergangenheit ein sehr sportlich-aktives Image forciert, dazu müssen wir nun eine Alternative anbieten“, glaubt Brandl.

Sanfter müsse man werden in den rauen Tiroler Bergen. Bereits angedachte Angebote ausbauen, neue schaffen und sich in bestimmten Bereichen spezialisieren. Im ersteren Fall sieht Brandl bereits einiges auf der Habenseite verbucht: „Ich denke

an E-Bikes, an sehr gesunde Sportarten wie Langlaufen oder Schwimmen. Ich denke an Wellness, kulinarisches Genusswandern oder Gesundheitstourismus.“ Nur kommuniziert würden diese Beispiele zu wenig, meint er und gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken: „Ein Image zu ändern oder anzupassen, das dauert. Bis 2020 wird das schwer, denn mittlerweile wird es langsam knapp.“ Auch in Form einer Neuinterpretation traditioneller Angebote müsse das Umdenken passieren. So wird in einigen Tiroler Regionen Skifahren für Wiederein-

„Ein Image zu ändern oder anzupassen, das dauert.

Bis 2020 wird das schwer, denn mittlerweile wird es langsam knapp.“ MICHAEL BRANDL

steiger mit Geld-zurück-Garantie geboten, andere Skigebiete bieten Alternativen zu alpinen Gipfelstürmungen. „Auf hohe Berge geht es dann eben bequem mit der Seilbahn, oben wartet dann genüssliches Panoramawandern auf die nicht mehr ganz so sportlichen Gäste“, zeigt Brandl ein weiteres Beispiel auf. Auch gesunde Ernährung wird immer mehr zum Thema, und das übergreifend von Jung bis Alt: „Hier sehe ich eine weitere Aufgabenstellung für den heimischen Tourismus.“

© TIROL WERBUNG JOSEF MALLAUN

Die Fleißaufgabe.

Neben den bereits bestehenden Angeboten kann Tirol auch mit Infrastruktur punkten. „Unsere medizinische Versorgung ist top, die Rettungskette selbst im hochalpinen Raum eine der schnellsten überhaupt. Wo wir bei dem bereits angesprochenen Thema, Sicherheit wären“, erklärt Brandl. Auch das gelte es zu vermitteln. Langfristige Projekte sind im Zusammenhang mit dem mittelfristigen Problem der demografischen Entwicklungen in der Gästestruktur wortwörtlich auf Schiene zu bringen. „Immer mehr Gäste sollen und werden mit dem Zug anreisen. Diese Idee muss forciert und ausgebaut werden. Für ältere Urlauber bringt dieses Konzept ja auch schon wieder den Vorteil des sicheren und bequemen Reisens“, so Brandl. Zusätzliche Services wie Fahrradmitnahme oder die Möglichkeit, das Gepäck vorauszuschicken, müssten ebenfalls ausgebaut und vor allem verstärkt kommuniziert werden. „Was wir jetzt sofort brauchen, ist eine konzentrierte Diskussion über das Thema und die Konsequenzen“, fordert der Experte. Er wünsche sich mehr Bewusstsein und Ideen. Denn, so ist er überzeugt: „Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, haben wir es hier vor allem auch mit einer großen Chance zu tun.“ Und wenn sich die Tiroler Touristiker gleich daranmachen würden, ginge sich vielleicht sogar noch eine Fleißaufgabe aus. ×

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„Der wandernde Chinese ist nicht in Sicht“ Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus, beschäftigt sich seit fünfzehn Jahren mit Zukunftstrends im Tourismus. Ein Gespräch über den Gast von morgen und seine Ansprüche an einen Urlaub in Tirol.

DA S INTERVIEW FÜHRTE ERNS T SPRENG .

S

AISON: Herr Siller, kann die Tourismusforschung voraussagen, wie der Gast der Zukunft in den Alpenregionen ausschauen wird? HUBERT SILLER: Wichtig ist es immer, sich Urlaubstrends im Zeitvergleich anzuschauen. Anhand solcher Zeitreihen lassen sich Entwicklungstendenzen für den Urlaub der Zukunft ableiten. Sichtweisen jüngerer Generationen fließen in das Urlaubsverhalten der Zukunft ein und lösen dadurch bestehende Verhaltensmuster Schritt für Schritt ab.

Möchte ein Touristiker in die Zukunft schauen, was empfehlen Sie ihm? Sich intensiv im Sinne einer Marktforschung mit dem Gast zu beschäftigen, um seine Ansprüche noch besser kennen zu lernen. Es ist sehr hilfreich, sich mit grundlegenden Reisetrends und Reiseanalysen auseinanderzusetzen. Aber auch das einfache Gespräch mit dem Gast vor Ort liefert zahlreiche Ansatzpunkte für Neuerungen. Letztlich geht es darum, zeitgerecht zu erkennen, worauf die Gäste im Urlaub besonderen Wert legen.

Welche Motive hat der Mensch in Zukunft, seinen Urlaub in Tirol zu verbringen? Urlaub ist stets eine

Gegenwelt zum Alltag. Tirol wird immer für ein besonderes Natur- und Landschaftserlebnis stehen. Der Urlaub der Zukunft wird in Tirol eine aktive Form der Erholung in Verbindung mit dem Berg sein. Das gilt für den Winter wie den Sommer. Erholung und Bewegung in naturnahen Landschaften wird also auch in Zukunft das zentrale Motiv für einen Tirol-Urlaub sein.

Welche Trends beeinflussen den Gast der Zukunft?

Einer dieser großen Megatrends, die uns in der Zukunft noch mehr beschäftigen werden, ist die Individualisierung. Jeder Gast möchte besondere und möglichst einzigartige Erlebnisse mit nach Hause nehmen. Individualisierung benötigt ein sehr tiefes Problemverständnis seitens des Anbieters. Letztlich geht es vielfach um Details und individuelle Serviceleistungen jenseits pauschalierter Angebote. Gäste suchen individuelle Genusselemente, dabei müssen wir ihnen helfen.

Sie sprechen an, dass Urlaub in Tirol vielfach eine aktive Erholung in der Natur sein wird. Wie sieht das in Zukunft aus? Es geht um das bequeme Erleben von Natur und Landschaft, mit Betonung auf bequem. Der Gast von morgen orientiert sich nicht mehr so sehr an

17 DIE NEUEN GÄSTE

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SAISON

Der Berg als Möglichkeit, der Technisierung zu entfliehen, könnte ein Argument für den Gast der Zukunft sein.

Leistungswerten, sondern vielmehr an Genusswerten. sozialen Medien posten. Es gibt ein echtes Bedürfnis, Er braucht nicht mehr zwingend den Gipfelsieg, um positive Erlebnisse seiner Community mitzuteilen. das alpine Bergerlebnis wahrzunehmen. Er braucht Letztlich wollen Menschen ihren Freunden mitteilen, besondere Verweilplätze mit regionalem Charakter. zumeist mit Bildern, dass es ihnen im Urlaub gut geht.

Wir werden Atmosphären schaffen müssen, die unser Deshalb ist der einfache und kostenlose Zugang zum alpines Lebensgefühl zum AusInternet auch eine Chandruck bringen. Auch das Thema ce für Destinationen und „Der erfahrene Reisende der Design wird hier eine wesentliBetriebe, damit Gäste ihre Zukunft wird sich wieder che Rolle spielen. positiven Erfahrungen entsprechend posten können. verstärkt seine regionale Was spricht in Zukunft für Tirol?

Oase suchen, die ihm verAltbischof Stecher sprach einWird der Urlaubsgast der traut ist. Dazu gehört auch, mal vom Zweite-Heimat-PhäZukunft in Tirol internationomen, welches wesentlich zur naler sein? Tirol ist ja in den dass er mit der Lebenswelt erfolgreichen Entwicklung des vergangenen Jahrzehnten der Menschen vor Ort in Tiroler Tourismus beigetragen schon viel internationaler Berührung kommt.“ hat. Der erfahrene Reisende geworden. Aber wir spreder Zukunft wird sich wieder chen hier in der Regel immer verstärkt seine regionale Oase suchen, die ihm vertraut noch von Nahmärkten, das heißt die Anreise erfolgt ist. Dazu gehört auch, dass er mit der Lebenswelt der mit dem Auto. Ich sehe hier in absehbarer Zeit keine Menschen vor Ort in Berührung kommt. Tirol steht für größere Veränderung. Die Nahmärkte werden domieine positive Gesinnung gegenüber Gästen, das muss nant bleiben. Der wandernde Chinese ist nicht in Sicht. so bleiben. Zusammenfassend könnte man sagen: In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird sich unsere Wenn du in deinem Leben viel gesehen hast, dann Gästestruktur nicht großartig verändern. Die Internatisuchst du wieder nach dem Vertrauten. onalität ist vorwiegend ein Thema im Städtetourismus, der weltweit boomt. Innsbruck wird davon profitieren.

Der technische Fortschritt der Informationsgesellschaft hat das Urlaubsverhalten beeinflusst. Welche Vielen Dank für das Gespräch. × Zukunftstrends lassen sich daraus ablesen? Der Urlaubsgast befindet sich in einem Spannungsfeld ständiger Online-Vernetzung und dem Wunsch nach einer Online-Pause. Der Tourismus muss lernen, mit ZUR PERSON diesem Spannungsfeld umzugehen. Gratis WLAN und FH-Prof. Mag. Hubert Siller ist seit 2000 Leiter des Ähnliches sind heute schon ein Grundbedürfnis des Department Tourismus am Management Center Innsbruck und bekannt als Keynote-Speaker bei nationaGastes. Jeder Trend hat aber auch einen Gegentrend. len und internationalen Kongressen und Symposien.

Das Bergerlebnis wird für viele Gäste auch zu einer Unter seiner Leitung hat das MCI zahlreiche Studien Auszeit von der ständigen Online-Vernetzung werden.

Der Zusammenhang von sozialen Medien und Urlaub – wie sehen Sie das? Studien zeigen, dass bereits nahezu die Hälfte der Gäste ihre Urlaubserlebnisse in

für die Gewohnheiten und Wünsche von Urlaubsgästen durchgeführt. Im Spätherbst dieses Jahres wird unter anderem eine neue „Bergprofilstudie“ für den deutschen Markt fertiggestellt.

18 DIE NEUEN GÄSTE

©TIROL WERBUNG/CINE TIROL

SAISON

Tirol entdecken - Touristen aus Indien gehören zu den Besuchergruppen, die immer häufiger Urlaub in den Alpen machen.

Neue Märkte, neue Gäste Umbrüche im Tourismus wie die zunehmende Internationalisierung gehen auch an Tirol nicht vorbei. Und mit neuen Besuchergruppen kommen nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch neue Chancen auf den Tiroler Tourismus zu.

VON DANIEL FEICHTNER

D

ie Welt rückt zusammen in Zeiten von Vernetzung und Globalisierung. Dank zunehmend besser ausgebauter Flugrouten und billiger werdender Flügen wird auch der Tourismus von Jahr zu Jahr globaler. Dazu kommt der Aufstieg junger Industrienationen, der neue Märkte in Ländern schafft, in denen Tourismus jenseits der eigenen Grenzen bis vor Kurzem kaum ein Thema war. „Alles wird internationaler, auch unsere Gäste“, bestätigt Markus Tschoner, Tourismusdirektor der Olympiaregion Seefeld, den Trend. „Die Zahl der Reisenden vor allem aus Asien und Nordafrika ist in den vergangenen Jahren merklich gestiegen.

Und diese Entwicklung wird sich sicherlich fortsetzen.“ In der Gegend rund um Seefeld gehören nicht zuletzt Gäste aus arabischen Ländern zu diesen neuen Gruppen, die Tirol für sich entdecken. Im vergangenen

Tourismusjahr wurden immerhin 2.431 Ankünfte und mehr als 14.000 Übernachtungen arabischer Gäste verbucht.

Erfrischendes

Bergklima. Ein Großteil davon entfiel auf den Sommer – nicht ohne Grund, wie Tschoner erklärt: „Dank seiner Lage auf einem Hochplateau ist die Region Seefeld besonders attraktiv für Gäste aus Ländern mit heißem Klima.

Arabische Touristen, die zum ersten Mal zu uns kommen, sind oft ganz erstaunt, dass die Temperaturen selbst im Juli und August auch ohne Klimaanlage angenehm sein können.“ Und genau mit dem milden Bergklima und der reizvollen Landschaft wirbt die Region seit mittlerweile sechs Jahren aktiv in arabischen Nationen.

Weil Shopping für die neuen Gäste ebenso wie Vier- und Fünf-Stern-Hotellerie zum Urlaub gehört, ist die Wertschöpfung überdurchschnittlich hoch. Und

sie kommt der ganzen Region zugute.

Generell herrsche am Seefelder Plateau eine Kultur des Miteinanders, erklärt Markus Tschoner. „Wir sind bereits seit den 1960er-Jahren eine sehr internationale Destination. Dadurch konnte die Akzeptanz anderer Kulturen gemeinsam mit der Zunahme von Gästen wachsen.“ Waren die muslimischen Touristen anfangs ein eher exotischer Anblick, sind sie inzwischen nur eine weitere Facette des bunten, internationalen Bilds, das sich in der Urlaubsregion im Sommer bietet, meint Tschoner.

Arabischen Besuchern wird vor Ort viel geboten, ohne dass maßgeschneiderte Infrastruktur geschaffen werden musste.

So gibt es weder spezielle Gebetsräume für die Touristen noch Speisekarten mit rein für Muslime zubereiteten Gerichten.

Stattdessen punkten Restaurants mit Alternativen, die in jeden Speiseplan passen.

„Zur modernen Gastronomie gehört es so oder so, dass neben ‚traditioneller Küche’ auch Vegetarisches und Fischgerichte angeboten werden. So können Gäste ihren religiösen Speisegeboten gerecht werden, ohne dass zusätzlicher Aufwand nötig ist“, meint Tschoner.

China und Kristall. Dass Gäste aus

© SWAROVSKI KRISTALLWELTEN

anderen Kulturen unterschiedliche Anforderungen an den Tourismus stellen, weiß auch Stefan Isser. Er leitet als Geschäftsführer der d. swarovski tourism services gmbh die Swarovski Kristallwelten Wattens, Swarovski Innsbruck und Swarovski Wien. Bei den beiden Standorten in Tirol sind Gäste aus China die umsatzstärkste Kundengruppe. Von den jährlich rund 150.000 Ankünften aus der Volksrepublik in Tirol besuchen beinahe 100 Prozent entweder die Swarovski Kristallwelten, Swarovski Innsbruck oder beides.

Um attraktiv für Märkte mit Potenzial zu sein, setzt die touristische Tochter des Swarovski-Konzerns darauf, Betreuung und Produkte auf Nationalitäten maßzuschneidern. Um das volle Potenzial eines Marktes nutzen zu können, ist es also nötig, die Bedürfnisse der Besucher zu kennen. Chinesische Touristen sind meistens auf Durchreise. Nicht zuletzt deswegen ist es ihnen wichtig, die Führungen und den Einkauf rasch abzuwickeln. Außerdem benötigen Kunden aus dem asiatischen Raum andere Schmuckgrößen. Dazu kommen Präferenzen bei Farbgebungen.

„Chinesische Käufer bevorzugen kleine Schmuckgegenstände und Anhänger in Rot, Gold und hellen Blautönen. Dem entsprechen wir durch eine eigene Asia-Produktlinie.“ STEFAN ISSER, GF DER D. SWAROVSKI TOURISM SERVICES GMBH

„Chinesische Käufer bevorzugen kleine Schmuckgegenstände und Anhänger in Rot, Gold und hellen Blautönen“, erklärt Isser. „Dem entsprechen wir durch eine eigene Asia-Produktlinie.“ Dazu kommt der Faktor Exklusivität. Für chinesische Staatsbürger sind Auslandsreisen eine Frage des Prestiges. Deswegen sind bei ihnen Designprodukte, die sonst nirgendwo erhältlich sind, besonders beliebt.

Verständnis schaffen. Um die Kommunikation sprachlich und interkulturell zu erleichtern, beschäftigen die Kristallwelten Mitarbeiter aus über 20 Nationen.

17 von ihnen stammen aus China. Zudem werden Beschäftigten Sprachschulungen und Kurse zum besseren Verständnis anderer Kulturen angeboten. „Wir haben in der Vergangenheit aus Fehlern gelernt“, erzählt Isser. „Als wir vor 15 Jahren die ersten Gäste aus Indien willkommen heißen durften, gab es Probleme mit dem mit-

Die Swarovski Kristallwelten Wattens sind eine besonders beliebte Destination für chinesische Touristen.

unter schroffen Umgangston.“ Das ging so weit, dass Mitarbeiter darum baten, keine indischen Reisegruppen mehr betreuen zu müssen. „Wie sich gezeigt hat, lag das Problem aber nicht in objektiver ‚Unhöflichkeit’. Nach dem Ermessen der Gäste und ihrem kulturellen Verständnis verhielten sie sich absolut korrekt.

Schlussendlich fehlte den Mitarbeitern das Hintergrundwissen und damit auch das Verständnis für Verhalten, das für die Besucher völlig akzeptabel war.“ Solche Erkenntnisse entstehen nicht von heute auf morgen. Dessen ist man sich bei Swarovski bewusst und plant großzügige Zeiträume ein, um Gästegruppen zu erschließen. „Wenn wir uns einem neuen Markt widmen, tun wir das langfristig und vollherzig“, erklärt Isser. So lässt man drei bis fünf Jahre verstreichen, bevor der Erfolg evaluiert wird. Dadurch wird nicht nur die Gefahr unterbunden, sich schon beim Auftreten von Schwierigkeiten frühzeitig zurückzuziehen. Das auf Dauer ausgelegte Engagement erlaubt es auch, Netzwerke wachsen zu lassen und kulturelle Besonderheiten kennenzulernen.

Indien entdeckt Tirol. Das Schlagen von Brücken und Verbessern interkultureller Verständigung steht auch bei der Tirol Werbung hoch im Kurs. Man hat es sich zum Ziel gesetzt, die besten Voraussetzungen zu schaffen, um einen stetig wachsenden Markt zu erschließen: Indien.

Aktuell verbringen nur etwas weniger als ein Prozent der indischen Bevölkerung den Urlaub im Ausland. Das alleine sind allerdings bereits rund zehn Millionen Touristen und damit bereits mehr als doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Auch die Besucherzahlen hierzulande belegen: Tirol steigt im Kurs. Waren im Jahr 2000 noch 15.000 Ankünfte zu verzeichnen, besuchten 2010 bereits 40.000 Gäste aus Indien das Land.

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20 DIE NEUEN GÄSTE

Erholsames Bergklima – besonders Gäste aus Großstädten wie Mumbai wissen Tirols intakte Natur zu schätzen.

Ähnlich wie für arabische Touristen haben die Alpen auch Indern exotisches Flair zu bieten. Besonders in den Sommermonaten, wenn die Temperaturen in ihrer Heimat zum Teil auf bis zu 46 Grad steigen, lockt das angenehme Bergklima. Ein weiterer Anreiz ist die idyllische Ruhe, die intakte Umwelt und die hohe Luft- und Wasserqualität Tirols. Da die meisten indischen Touristen in Metropolen leben, die mit Umweltverschmutzung, Überbevölkerung und ständigem Lärm zu kämpfen haben, schätzen sie diese Werte besonders.

Um den Tiroler Tourismus fit für indische Gäste zu machen, hat die Tirol Werbung eine Broschüre mit dem Titel „Tirol welcomes India“ herausgegeben.

Diese bietet auf 59 Seiten umfassende Informationen über die neue Besuchergruppe. Neben harten Fakten wird auch auf kulturelle Hintergründe wie die Religion, das Kastensystem, die Geschlechterrollen in der indischen Gesellschaft und nicht zuletzt die Landesgeschichte eingegangen. Zusätzlich wird Verständnis dafür geschaffen, wie indische Touristen ihren Urlaub im Ausland erleben. Da nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung sich Europareisen leisten kann, gehören indische Touristen einer elitären, privilegierten Schicht an. Dementsprechend setzen sie auch voraus, in ihrem Urlaubsland als solche behandelt zu werden.

Neben wichtigen Hintergrundinformationen bietet das Heft auch eine Menge handfester Tipps, die in der Praxis helfen, den neuen Gästen den bestmöglichen Service zu bieten. Vorschläge von Small-

Talk-Themen und Hinweise auf wichtige Umgangsformen, die sich von den hiesigen unterscheiden, erleichtern die alltägliche Kommunikation. Ein eigener Abschnitt widmet sich den kulinarischen Vorlieben indischer Gäste inklusive mehrerer Rezepte. Und bei der Planung von Urlaubsaktivitäten helfen nicht nur eine Liste von besonders geeigneten Angeboten, sondern auch Hinweise darauf, wie

eines israelischen Anbieters, der sich auf Reisen für orthodoxe Juden spezialisiert hat. „Anfangs waren wir uns nicht sicher.

Viele andere Hotelbetreiber haben uns vor dem zusätzlichen Aufwand gewarnt, den die religiösen Vorschriften strenggläubiger Juden mit sich bringen“, erzählt Juniorchefin Sonja Purtscher. Doch wie sich zeigte, waren die Sorgen unbegründet.

Die Betreiber von Tour Olam waren sich bewusst, dass die religiösen Bedürfnisse jüdisch-orthodoxer Gäste im Ausland mitunter problematisch sein können.

Deswegen griffen sie den Hoteliers unter die Arme. Sie halfen dabei, die Küche den Speisegeboten entsprechend einzurichten. Geschirr und Besteck, das jeweils nur für Fleisch- oder Milchgerichte benutzt werden darf, bringen die Reisegruppen selbst mit. Und weil die Sonderwünsche für manche Mitarbeiter zu einem unüberwindbaren Problem wurden, stellen sie auch geschultes Personal, das zu Saisonbeginn anreist. „Natürlich erfordert

„Die Region Seefeld ist bereits seit den 1960er-Jahren eine sehr internationale Destination. Dadurch konnte die Akzeptanz anderer Kulturen gemeinsam mit der Zunahme von Gästen wachsen.“ MARKUS TSCHONER, TOURISMUSDIREKTOR OLYMPIAREGION SEEFELD

sich in Indien zum Beispiel Pünktlichkeit anders definiert, als man es in Mitteleuropa gewohnt ist.

Strenge Glaubensregeln. Die meisten der neuen Tourismusmärkte eröffnen sich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Industrieländern. Aber auch Gästegruppen jenseits nationaler Grenzen haben großes Potenzial, wie die Familie Purtscher in Serfaus erkannt hat. Die Purtschers führen seit mittlerweile 35 Jahren das Hotel Alte Schmiede. 2005 erhielten die Hoteliers ein Angebot von Tour Olam,

das alles ein gewisses Maß an Akzeptanz und Offenheit. Für einige Hotelangestellte war das zu viel“, meint die Juniorchefin. „Dabei sind jüdisch-orthodoxe Gäste oft weniger anspruchsvoll als Besucher, die nicht nach strengen Richtlinien leben.“ Neben dem Personal vermittelt Tour Olam auch einen Rabbi, der die Einhaltung der Gebote garantiert.

Akzeptanz und Gewöhnung.

Auch wenn anfänglich Stimmen gegen die ungewohnten Besucher laut wurden, hat sich inzwischen Wohlwollen breitge-

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SAISON

21 CHINA

macht. „Unsere Gäste fallen natürlich auf.

Und manche ‚normalen’ Touristen begegnen ihnen distanziert oder mit Ablehnung.

Aber ebenso viele zeigen Akzeptanz oder sind einfach neugierig“, meint die Juniorchefin. „Und im Ort selbst haben sich alle mehr oder weniger daran gewöhnt.

Wirkliche Probleme gibt es keine mehr.“ Gelohnt hat sich die Spezialisierung allemal. Während das Haus den Sommer über selten voll war, kommen nun große Gruppen – inklusive Stammgästen, die Serfaus jedes Jahr besuchen. Außerdem spricht sich der den speziellen Bedürfnissen angepasste Service herum. So finden ohne großen Werbeaufwand immer neue Besucher aus aller Welt ihren Weg nach Serfaus. Und genau darin liegt eine weitere Stärke eines Markts, der nicht an nationale Grenzen gebunden ist: „Natürlich haben wir Gäste aus Israel“, meint Purtscher. „Aber wir verbuchen auch Ankünfte von nahezu überall her – aus den Niederlanden, den USA und nicht zuletzt aus Österreich.“ Selbst angesichts der aktuellen Israel-Gaza-Krise ist sich die Juniorchefin sicher: „Wir füllen eine Nische, für die es sehr große internationale Nachfrage gibt.

Egal wie sich die Situation in Israel entwickelt, wir müssen kein Ausbleiben der Gäste befürchten.“ ×

Mit knapp 1,37 Milliarden Einwohnern ist die Volksrepublik China die weltgrößte Volkswirtschaft und daher einer der größten Märkte auf nahezu allen Sektoren. Aktuell besitzen allerdings nur ungefähr drei Prozent aller chinesischen Staatsbürger einen Reisepass. Da chinesischen Arbeitnehmern jährlich in der Regel nur 14 Tage Urlaub zustehen, buchen sie bevorzugt Rundreisen, auf denen innerhalb von zehn Tagen möglichst viele Destinationen in Europa besucht werden. In Tirol entfielen auf Gäste aus China im vergangenen Tourismusjahr knapp 160.000 Nächtigungen. Im Vergleich zum Tourismusjahr 2002/03 entspricht das einer Steigerung um 1.235 Prozent.

INDIEN Mit 1,2 Milliarden Einwohnern steht Indien nur knapp hinter China. Touristen aus der größten Demokratie der Welt sorgten 2012/13 für mehr als 60.000 Übernachtungen in Tirol. Zieht man in Betracht, dass derzeit nur rund 0,9 Prozent der indischen Bevölkerung Auslandsreisen unternehmen, sich dank dem Wirtschaftswachstum auf dem Subkontinent aber mittlerweile 3,5 Prozent der Inder solche Reisen leisten könnten, ist speziell in diesem Markt mit weiterem Wachstum zu rechnen.

ARABISCHE LÄNDER Besucher aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien stellen mit 20.000 und 12.000 Nächtigungen im letzten Jahr eine sehr kleine Gästegruppe dar. Im Vergleich zu den Vorjahren sind ihre Zahlen aber stark gestiegen. Zudem bringen sie einen hohen Wertschöpfungsfaktor mit sich, da sie nicht nur häufig Unterkünfte und Gastronomie im FünfSterne-Bereich in Anspruch nehmen, sondern auch sehr aktive Shoppinggäste sind.

22 DIE NEUEN GÄSTE SAISON

Die Normalität des Besonderen Vor gut zehn Jahren hieß es in Mayrhofen plötzlich: Die Russen kommen!

Einen solch aufgeregten Ausruf vernimmt man im Zillertal heute nicht mehr.

Man hat sich an die neuen Gäste gewöhnt und konnte aus diesem Prozess auch viel Lehrreiches ziehen. Am Ende des Tages bleibt wie so oft die Erkenntnis: Kommunikation ist alles und jeder mag Kasspatzln.

VON REBECCA MÜLLER

ausgegeben wurden, hat es tatsächlich gegeben“, betont Lackner hier nicht zuletzt die Vergangenheitsform. Denn diese Zeiten, so der TVB-Geschäftsführer, seien definitiv vorbei.

Konsumbedürfnis hinter Mauern.

Also noch einmal einen Schritt zurück, zu den viel besagten guten alten Zeiten. „Wir kennen dieses Phänomen auch von der deutschen Wiedervereinigung. Wenn Mauern fallen, kommt zunächst ein Konsumbedürfnis auf“, erzählt Lackner. Einher gehe dieses auch mit einem ausgeprägten Markenbewusstsein, ergänzt er. Irgendwann ist dieses Verlangen aber gestillt

und an dessen Stelle tritt schließlich der Sinn für Qualität. Die bevorzugt exklusiven Destinationen wie Mayrhofen oder auch Ischgl wurden von den Russen also nicht zufällig gewählt und werden von ihnen auch heute noch bewusst angesteuert. „Sie kommen auch heute noch zum Skifahren und Shoppen, im Sommer auch zum Radfahren“, erklärt Andreas Lackner.

Fitness sei heute ein Thema, ebenso wie die Gesundheit. Einiges sei beim Alten geblieben, anderes nie wirklich ein reales Thema gewesen.

Gefahrenzone Tunnelblick.

Das touristische Auge neige ab und zu zum

„ Der Gastgeber, der sich darauf versteift, den Gast auf Biegen und Brechen zu befriedigen, verläuft sich ab und zu.“ ANDREAS LACKNER, GESCHÄFTSFÜHRER DES TVB MAYRHOFEN-HIPPACH

© TVB MAYRHOFEN-HIPPACH

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an kennt dieses Bild, diese überzeichnete Skizze der Realität: Der Russe ist da! Wirft mit Geld nur so um sich, und das Champagner schlürfend und Kaviar essend. Im Restaurant drückt er jedem anwesenden Gast 100-Euro-Scheine in die Hand, damit unter sich gespeist werden kann.

Diese Bewegungsfreiheit scheint für ihn genauso wichtig wie jene, die ihm sein bequemer, aber exquisiter Jogginganzug bietet. Und auf den nächsten Gipfel und zum Skifahren geht es mit dem Hubschrauber. „Dieses Bild war schon zu Beginn der dazugehörigen Legendenbildung eines mit nur prozentualem Wahrheitsgehalt“, schmunzelt Andreas Lackner, Geschäftsführer des Tourismusverbands Mayrhofen-Hippach. Das Zillertal ist seit jeher eine der beliebtesten Destinationen russischer Urlauber in Tirol. Aber natürlich, wie jedes andere Klischee, gibt es auch hier einen wahren Kern. „Geld spielte vor allem früher eine große Rolle bei russischen Gästen. Die Zeiten, in denen in einer halben Stunde in einem Sportgeschäft mehrere tausend Euro

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GÄSTEMIX DES TVB MAYRHOFEN-HIPPACH IM WINTER 2013/14 NATION

NÄCHTIGUNGEN

%-ANTEIL

Deutschland

548.798

40,67

Niederlande

163.087

12,09

Russland

143.573

10,64

Vereinigtes Königreich

141.323

10,47

Belgien

61.251

4,54

Polen

43.497

3,22

Österreich

36.905

2,73

Tschechische Republik

22.885

1,70

Dänemark

20.574

1,52

Schweiz und Liechtenstein

18.889

1,40

Tunnelblick, glaubt Andreas Lackner: „Der Gastgeber, der sich darauf versteift, den Gast auf Biegen und Brechen zu befriedigen, verläuft sich ab und zu.“ So sei es schon vorgekommen, dass ein russischer Urlauber den Wirt darauf hinweisen musste, dass Champagner und Kaviar auch auf seinem Speiseplan nicht fünf Mal in der Woche stehe. Aber auch diese Fehlinterpretation kulinarischer Bedürfnisse habe einen realen Hintergrund, erzählt Lackner weiter: „Russische Touristen kamen anfangs traditionell im Jännerloch nach Dreikönig zu uns. In dieser Zeit feiern sie ihr Weihnachten und Silvester und dazu gehört mitunter dekadentes Feiern.“ Heute verteilen sie sich mehr auf das ganze

Jahr, auch wenn der Jänner nach wie vor stark bleibt. An dem Urlaubsland Tirol schätzen die Gäste aus dem größten Land der Welt: den Charme, die Kulinarik, die Infrastruktur und auch die teils hochpreisige Qualität.

Sprechen Sie Russisch? Zu dieser Qualität gehöre natürlich auch ein gewisses Maß an Service, weiß der TVBGeschäftsführer, der in seinem Büro zum Beispiel eine russischsprachige Mitarbeiterin beschäftigt. Auch Webseiten und mobile Online-Dienste habe man auf Russisch übersetzen lassen. Nicht zuletzt, weil auch hier die Gäste immer öfter ihren Urlaub online und selbst buchen. „Zu

Beginn kamen sie wie bei allen anderen neuen Märkten über Reiseunternehmen zu uns“, blickt Andreas Lackner zurück.

Sportshops, Restaurants und vor allem auch Skischulen stellen längst Informationen in der russischen Sprache bereit. „Beim ersten dementsprechenden Schild an einer Skischule haben viele schon erst einmal die Augenbrauen hochgezogen.

Aber heute gehört auch das zur Realität und zum Ortsbild“, meint Andreas Lackner.

Es sei aber an Hotel-Rezeptionen auch zu anderen Szenen gekommen, erzählt er weiter: „Sie müssen nicht Russisch mit mir sprechen, ich spreche Englisch“, gab eine Russin auf die Ansprache in ihrer Landessprache knapp zurück. Kommunikation mit dem Gast, ist der Touristiker dennoch überzeugt, ist und bleibt das Wichtigste.

Von Anpassungen, die weit darüber hinausgehen, hält Andreas Lackner allerdings wenig bis gar nichts: „Es ist doch Blödsinn, plötzlich russische Spezialitäten beim Dorfwirt anzubieten.“ Vielmehr gehe es darum, gerade im kulinarischen Bereich Vielfalt und Qualität zu bieten. Denn, spricht Lackner aus Erfahrung: „Auch der russische Gast kommt zum Biertrinken und Kasspatzlnessen!“ ×

24 DIE NEUEN GÄSTE SAISON

Egal ob Sommeroder Wintersaison: Wer es versteht, neue Zielgruppen anzusprechen, wird seine Gästeschicht nachhaltig ausbauen können.

Serfaus-Fiss-Ladis sowie Fieberbrunn sind der beste Beweis dafür.

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Mut zu neuen Wegen Tourismus lebt von Innovationen. Wer sich stets nur auf Trampelpfaden bewegt, wird letztlich den Anschluss verlieren. Die SAISON stellt zwei Regionen vor, die erfolgreich neue Zielgruppen ansprechen.

VON S TEFFEN AROR A

Mit Konstanz zum Erfolg.

Doch diese positiven Auswirkungen stellten sich nicht über Nacht ein, sondern waren das Produkt einer langen, über Jahre dauernden Aufbauarbeit. Das Freeriden an sich war in Fieberbrunn bei den Einheimischen

schon immer sehr beliebt. Das liegt an der Topographie der dortigen Berge und der Möglichkeit, schon nach kurzer Auffahrt mit der Bahn schier endlose Tiefschneeabfahrten zu genießen. Als dann Phleps und seine Freunde den ersten Big Mountain Event organisieren wollten, stießen sie auch auf Skepsis. Just der erste geplante Event musste aber aus Sicherheitsgründen tags zuvor abgesagt werden. „Das war rückblickend gesehen unser großes Glück“, erklärt er, „denn plötzlich sahen die Leute, dass wir keine Truppe völlig verrückter Adrenalinjunkies sind, sondern in erster Linie auf Sicherheit bedacht.“ In den folgenden Jahren entwickelte sich der Event immer weiter und erlangte schließlich den heutigen Kultstatus in der

Freeride-Szene. Das ging nur dank der Unterstützung vor Ort. Die wiederum wuchs mit dem Erfolg der Idee. „Dass das alles mal so groß wird, damit haben wir damals nicht gerechnet.“

Wertschöpfung überzeugt.

Die letzten Zweifler waren Ende der 2000erJahre überzeugt, als der Event plötzlich Teil der Freeride World Tour wurde. Die Vermieter bemerkten, dass die Freerider lohnende Gäste sind. Profi-Teams aus aller Welt kommen immer häufiger in die Region, um auf dem Berg zu trainieren.

Es werden immer mehr Freeride-Camps abgehalten und deren Teilnehmer nutzen die örtliche Tourismus-Infrastruktur. Es gibt mittlerweile zahlreiche internationale

„Wir hatten bisher, abgesehen vom Klettergarten, kaum Angebote für die Altersklasse der Elf- bis 17-Jährigen.

Mit dem Bikepark erreichen wir nun genau diese Zielgruppe.“ JOSEF SCHIRGI, GF DES TOURISMUSVERBANDES SERFAUS-FISS-LADIS

© FOTO MAYER

© BIKEPARK SFL, BERGBAHNEN FIEBERBRUNN (4)

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or rund zehn Jahren haben Florian Phleps und fünf seiner Freunde im Pillerseetal den Verein SNOWFEVER gegründet. Ziel der eingeschworenen Truppe von Backcountry-Skiern war es, den ersten Freeride-Event Tirols zu schaffen. Heute ist Phleps Geschäftsführer des Tourismusverbandes PillerseeTal, der alljährlich den größten Big Mountain Contest im deutschsprachigen Raum im Rahmen der Freeride World Tour bei sich zu Gast hat. „Es war ein langer Weg, aber er hat sich ausgezahlt“, sagt Phleps rückblickend. Denn was als Idee einer Truppe vermeintlich verrückter Tiefschneefahrer begann, ist heute der Unique Selling Point einer ganzen Region. Das PillerseeTal und Fieberbrunn sind Freeridern in aller Welt ein Begriff. Dementsprechend hat sich auch die Gästeschicht der Region verändert. „Unser Publikum im Skigebiet Fieberbrunn wurde durch das Freeriden jünger und internationaler.“

26 DIE NEUEN GÄSTE SAISON

Region europaweit als Familiendestination bekannt ist und voll auf dieses Image baut, passe die Gravity-Szene perfekt dazu, wie Schirgi erklärt: „Wir hatten bisher, abgesehen vom Klettergarten, kaum

Jugend-Event der Szene in Europa. Rund 300 junge Biker mitsamt ihren Familien bevölkerten von 7. bis 10. August 2014 das Hochplateau und lieferten sich spannende Duelle am Berg. Dass Downhill-Biken

„Es war ein langer Weg, aber er hat sich ausgezahlt. Unser Publikum im Skigebiet Fieberbrunn wurde durch das Freeriden jünger und internationaler.“ FLORIAN PHLEPS, GF DES TOURISMUSVERBANDES PILLERSEETAL

Auf zwei Rädern in die Zukunft.

Serfaus-Fiss-Ladis steht heute in Sachen Nische da, wo Fieberbrunn vor rund zehn Jahren stand. Nur dass die Oberländer nicht auf zwei Bretter, sondern zwei Räder setzen. Vor gut einem Jahr öffnete der Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis seine Pforten.

Er ist der größte Tirols und auch der erste, der diesen Namen wirklich verdient. Die Downhiller, Freeride und Enduristen – kurz gesagt die Gravity-MTB-Szene – gilt hierzulande noch als ein Haufen Verrückter. „Wir sehen das anders“, erklärt Josef Schirgi, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Serfaus-Fiss-Ladis. Obwohl die

Angebote für die Altersklasse der Elf- bis 17-Jährigen. Mit dem Bikepark erreichen wir nun genau diese Zielgruppe.“ Noch bewegen sich die Oberländer Touristiker damit zwar auf Neuland, doch der Erfolg gibt auch ihnen Recht.

Größter Jugend-Bikeevent Europas. Denn Serfaus-Fiss-Ladis macht keine halben Sachen und veranstaltete zum ersten Geburtstag des Bikeparks mit dem Kona MTB-Festival den größten

längst ein Familiensport ist, bewies die eigens für den Event geschaffene Vater&-Sohn/Tochter-Wertung. Dort traten die Eltern mitsamt ihren Kindern gemeinsam an. Das kam bei den Familien großartig an.

Aus Frankreich, Belgien, Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Italien, Polen, Bulgarien und Rumänien kamen die Biker-Familien eigens für das Festival angereist. Insgesamt 16 Nationen waren vertreten. Die Szene ist über Social Media bestens vernetzt und so streuten die

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Freeride-Filmproduktionen in Fieberbrunn. Und auch große Firmen wie Audi, The Northface, Swatch und Scott – die als Sponsoren im Freeride-Zirkus dabei sind – bringen einen internationalen Touch und Wertschöpfung in die Region. Die Gästeschicht im Skigebiet Fieberbrunn hat sich dank der Freerider deutlich verjüngt und internationalisiert. Seitdem alle in der Region auch aktiv hinter der Idee stehen, wächst diese Nische zusehends. Anderen Regionen, die sich auf ein schmales Segment spezialisieren wollen, rät Phleps: „Habt Mut, neue Wege zu gehen, haltet dabei durch und zeigt Konstanz. Und vor allem: Vertraut auf die Jugend!“

27 Teilnehmer quasi selbst vier Tage lang die Kunde vom familienfreundlichen Bikepark in Serfaus-Fiss-Ladis über ganz Europa – und das treff sicher innerhalb der gewünschten Zielgruppe. Die ist längst mehr als ein Haufen verrückter Jungspunde.

Downhiller gibt es heute in jeder Altersgruppe und vor allem jene jenseits der 30 schätzen im Rahmen ihres Bike-Urlaubes ein gediegenes Ambiente und lassen sich das auch gerne etwas kosten.

Bikepark hat eine junge Crew das Ruder fest in der Hand. Man lässt sie gewähren und mischt sich kaum ein, um nichts an Glaubwürdigkeit einzubüßen.

Denn eines ist bei Nischenmärkten unmöglich: so tun als ob. Wer sich als fixe Größe in einem Bereich wie Freeriden oder Downhill-Biken etablieren will, muss sich auf die Szene einlassen. Dass sich dieses Experiment lohnt, beweisen Fieberbrunn und Serfaus-Fiss-Ladis. ×

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Aufbauarbeit, die sich lohnt.

Mit dem Kona MTB-Festival hat Serfaus-Fiss-Ladis erfolgreich einen Nischenmarkt (Biker) in seine Zielgruppe (Familien) integriert.

Noch steckt das Bikekonzept in SerfausFiss-Ladis in den Kinderschuhen. Doch schon nach nur einem Jahr verzeichnen die Beherbergungsbetriebe in der Nähe des Bikeparks ein merkliches Plus dank Biker-Nächtigungen. „Es braucht Zeit, damit alle erkennen, welches Potenzial die Zielgruppe Biker hat“, so Schirgi. Die Expertise holt man sich in Serfaus-FissLadis indes auch direkt aus der Szene und setzt dabei voll auf die Jugend. Im

VORBILDWIRKUNG Zwei Beispiele lohnender zielgruppengerechter Angebote für einen Nischenmarkt: Freeriden in Fieberbunn: www.freeride-fieberbrunn.com Biken in Serfaus-Fiss-Ladis: www.bikepark-sfl.at

Achensee, vital am Berg, vital am See... ... von unseren einheimischen Experten wurden 3 Aushängeschilder dieser Tiroler Region getestet. Der Vitalberg in Pertisau mit einer Ausstellung, Panorama-Cafè und den Steinölprodukten, für Wohlgefühl und Gesundheit.

Die Achenseeschiffahrt, mit ihrem Linienbetrieb und den zahlreichen Sonderveranstaltungen.

Sowie die Gaisalm, die zur entspannten und genussvollen Einkehr einlädt. vitalberg.at tirol-schiffahrt.at

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Achenseeschiffahrt und Gaisalm | A-6213 Pertisau | Tel. +43/5243/5253-0 | info@tirol-schiffahrt.at | tirol-schiffahrt.at

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MAGAZIN

© 360-PHOTOGRAPHY

„Nerven wie Seile“ müssen die Bergretter in ihrem Arbeitsalltag beweisen.

BUCHTIPP I

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aren Krings ist freischaffende Fotografin, Publizistin und seit 2010 bei der Bergrettung Tirol.

Gemeinsam mit der freien Journalistin und Autorin Irene Prugger erzählt sie in „Nerven wie Seile“ von spektakulären Einsätzen, festgehalten in atemberaubenden Bildern. Durch den persönlichen Einsatz

der Fotografin punktet das Buch mit hautnahen Schilderungen wie Verständnis und Empathie für die Materie. Auch unterhaltsame Anekdoten und emotionale Momente kommen nicht zu kurz. Das Buch liefert zudem viel Wissenswertes über die zahlreichen Aufgaben der Einsatzkräfte, in deren Beruf es nicht selten um Leben

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Einmalige Einblicke in die Arbeit der Bergrettung liefert der Reportageband „Nerven wie Seile“ von Fotografin und Bergretterin Maren Krings und der Journalistin und Autorin Irene Prugger.

-PHO TOG R

A PH Y

Nervenstark

und Tod geht. Ein Jahr lang haben Maren Krings und Irene Prugger die Männer und Frauen der Bergrettung begleitet und ihren Alltag eingefangen.

Irene Prugger, Maren Krings: Nerven wie Seile. Die Bergrettung im Einsatz, Verlag Löwenzahn, 272 Seiten. ×

50 Jahre Silvrettaseilbahn Zum runden Geburtstag wurde in Ischgl groß gefeiert. Ein Blick in die Vergangenheit wurde ebenso gewagt wie einer in die Zukunft.

© © TVB PAZNAUN - ISCHGL

U Die 3-S Pardatschgratbahn geht im kommenden Winter in Betrieb.

nter dem Motto „50 Jahre Innovation“ beging die Silvrettaseilbahn AG den heurigen, runden Geburtstag. Gefeiert wurde mit gut 1.000 Gästen. Neben Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Tourismus und der Seilbahnbranche sowie den Mitarbeitern stand gleich ganz Ischgl im Mittelpunkt. „Wir feiern ein Dorffest“, betonte Hannes Parth, Vorstandsmitglied der Silvrettaseilbahn AG, in seiner Festrede. Nur mithilfe der einheimischen Bevölkerung sei die Realisierung der ersten Bergbahn überhaupt möglich gewesen, blickte Parth zurück. Vorausgeblickt wurde auf die erste Kabine der 3-S Pardatschgratbahn. Die 28 Personen fassenden Kabinen wurden speziell im Ischgl-Design gefertigt, in der kommenden Wintersaison wird die Bahn in Betrieb genommen. ×

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KULTURTIPPS

© TIROL WERBUNG

© GÜNTER RICHARD WETT

VON ES THER PIRCHNER

Die neue Tirol App ist der ideale Reisebegleiter.

BELICHTUNG VON UNTEN

Reiseführer in der Hosentasche

Der sizilianischen Architektin Maria Giuseppina Grasso Cannizzo öffnete das aut seine Pforten und ließ sie den Raum radikal umgestalten. „Loose Ends“ ist eine Architekturarbeit, die von Industrieanlagen mit Öltanks und Bohrtürmen inspiriert ist. bis 20.9.2014, aut. architektur und tirol, Innsbruck

Mit einer neuen kostenlosen App für Smartphones können Tirols schönste Ausflugsziele abgerufen werden. 90 Prozent der Inhalte sind ohne Internetverbindung nutzbar. © NIKOLAJ LUND

Nähe. Die rund 200 Ausflugsziele sind in sieben Kategorien unterteilt, Öffnungszeiten und Kontaktdaten werden ebenso angegeben wie persönliche Tipps und Empfehlungen. Zum Start ist die App in Deutsch, Englisch und Italienisch im iTunes-Store zum Download erhältlich.

Noch im Laufe dieses Jahres wird sie auch für Android-Geräte verfügbar sein.

Sie lädt Besucher zu immer neuen Perspektivenwechseln ein. ×

LICHTER AUS DEM NORDEN Das Nordlicht geistert durch Schwaz, wenn die Klangspuren den Fokus auf zeitgenössische Musik aus Norwegen, Dänemark und Island legen (im Bild der Cellist Moeldrup Toke). Tiroler Komponisten und Ensembles sind dabei ebenfalls vertreten.

11. bis 27.9.2014, div. Veranstaltungsorte, Schwaz

© MUSEUM DER VÖLKER

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ie „Tirol Reiseführer App“ ist die größte verfügbare Sammlung von heimischen Ausflugszielen und Attraktionen. Vorab oder auch vor Ort können Ausflüge geplant werden – als Inspiration für Urlauber wie Einheimische. Die App punktet mit sorgfältiger Recherche, Fotos und Flexibilität. Je nach Standort und Wetterlage macht sie auch individuelle Vorschläge, automatisch informiert sie über Ziele in der

BUCHTIPP II

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rene Heisz und Julia Hammerle sind sich einig: Nicht umsonst machen andere da Urlaub, wo die beiden Frauen zuhause sind. Für ihr gemeinsames Buch haben sie sich in Tirol auf die Suche gemacht und Orte gefunden, wo wohl auch „waschechte Tiroler“ vielleicht noch nie waren. Insgesamt 66 Lieblingsplätze sind so zusammengekommen. Das Buch erzählt von verschwiegenen Orten, dem pulsieren-

den Leben, von Brauchtum und Moderne, von Gletscherflöhen und der Badewanne der Philippine Welser. Aus einem ganz persönlichen Blickwinkel stellen Irene Heisz und Julia Hammerle „ihr Tirol“ vor.

Irene Heisz, Julia Hammerle: Tirol – hoch hinaus und tief verwurzelt. Von Zugspitzblick bis Aguntum. Gmeiner Verlag, 192 Seiten. ×

© JULIA HAMMER

Ihre Lieblingsplätze stellen Autorin Irene Heisz und Fotografin Julia Hammerle im gemeinsamen neuen Buch „Tirol – hoch hinaus und tief verwurzelt“ vor.

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Tiroler Blickwinkel GLANZ AUS DEM OSTEN „Kunst und Magie in Silber und Seide“ zeigt das Museum der Völker in Schwaz. Zu sehen sind Schmuck und Textilien chinesischer Bergvölker, die auch Alltagsgegenstände – wie hier eine Babytrage – aufwendig gestalten. bis 12.10.2014, Museum der Völker, Schwaz

WEITERE VERANSTALTUNGEN Um Ohrenlängen voraus. Eine poetisch-musikalische Spurensuche von F. Köhle und Th. Lackner 17.9.2014, 20.30h, Audioversum, Innsbruck, www.audioversum.at Hofkirchenkonzerte der Wiltener Sängerknaben bis 20.9.2014, jeden Samstag, 18.30h, Hofkirche, www.saengerknaben.com Obertöne Kammermusiktage 17. bis 21.9.2014, Stift Stams, www.obertone.at Halls Friedhöfe. Spiegel und Erinnerung, Führung 5.10.2014, Oberer Stadtplatz, Hall, www.storyguide.at

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Dem Trend auf den Fersen

Trail Running heißt die neue Trendsportart, bei der es auf und ab und quer durchs Gelände geht.

Trail Running oder Speedhiking liegt im Trend. Das Pitztal will daraus nachhaltige Wertschöpfung für die Region ziehen.

Nicht nur die zweite Auflage des „Trail Maniak“ darf in diesem Vorhaben bereits auf der Habenseite verbucht werden.

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rail Running oder Speedhiking ist hierzulande nicht jedem bekannt, ungeachtet dessen aber auf dem Vormarsch. Bei der Trend-sportart geht es sprichwörtlich über Stock und Stein. Im Detail über Wege, Felder, Forststraßen oder auch quer durch den Wald und vor allem geht es auf und ab. „Darin liegt auch der Unterschied zum Berglauf. Da es nicht nur um den schnellen Aufstieg geht“, erklärt Gerhard Gstettner, Geschäftsführer des TVB Pitztal. Trail Runner haben also auch Spaß, wenn es bergab

geht und sie kommen sozusagen von der Straße: „Unserer Erfahrung nach können sich viele, die eigentlich immer auf Asphalt gelaufen sind, für diesen Sport begeistern.“ Diese Euphorie mit Neuigkeitswert versucht das Pitztal gerade für sich zu nutzen.

Aber was soll die Region zu dem Hotspot für die Trendsportart machen? Gibt es Wege doch da wie dort, weiß auch Gerhard Gstettner. „Aber wir versuchen gezielt ein Produkt zu entwickeln, haben deshalb zum Beispiel unsere Wege und spezifische Strecken für Trail Runner ausgewiesen

oder stellen Karten zur Verfügung. Online auch in interaktiver Form.“

Für Anfänger und Ambitionierte.

Teil des Gesamtkonzepts ist auch die Veranstaltung „Trail Maniak“, die heuer, vom 25. bis zum 27. Juli, über die Bühne ging.

300 Teilnehmer, 100 mehr gegenüber der Premiere im letzten Jahr, gingen an den Start. Gewählt werden konnte zwischen 13, 42 und stolzen 95 Kilometern, dabei wurden rund 750, 2.800 oder 6.800 Höhenmeter überwunden. Letztere Variante

TRAIL MANIAK

© HORST VON BOHLEN, SPORTOGRAFEN(2)

Distanzen: - 95 Kilometer und 6.768 Höhenmeter - 42 Kilometer und 2.825 Höhenmeter - 13 Kilometer und 752 Höhenmeter Besonderheiten: - der höchste Alpin-Marathon der Alpen - spannende Strecke bis auf 2.955 m - wertvolle Punkte für den Ultra Trail du Mont Blanc - Kids Run über 500 Meter

ist naturgemäß Top-Athleten vorbehalten, aber auch Hobby-Sportler und Einsteiger finden im Pitztal ihren Weg. „Wir bieten den ganzen Sommer über kostenlose Schnuppertage an, zur Vorbereitung auf den Lauf haben wir nun bereits im dritten Jahr auch Camps veranstaltet“, erklärt Gstettner. Diese werden für Einsteiger wie leicht Fortgeschrittene angeboten, in der Woche vor dem „Trail Maniak“ kommt ein spezifisches Akklimatisierungscamp hinzu. „Die Teilnehmer können sich gezielt vorbereiten, die Strecken besichtigen, ein Höhentraining absolvieren oder ihr Material testen“, so Gstettner. Dieses wiederum kann im exklusiven Trail Shop in Mandarfen erworben werden. Er ist der einzige seiner Art bislang in Tirol, feilgeboten werden ausgewählte Trail-RunningArtikel verschiedenster Sportausstatter.

2.000 Nächtigungen mehr.

In der Woche vor der Veranstaltung wurde im Pitztal ein zusätzliches Plus bei Nächtigungen verbucht. „Wir schaffen 2.000 Nächtigungen mehr, die Teilnehmer reisen

mit ihrer Familie an“, bestätigt Gstettner.

Ganze 80 Prozent der „Trail Maniaks“ sind Gäste im Pitzal, sie kommen vorwiegend aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und auch Spanien. Und sie kommen nicht nur des Sports wegen, ist Gerhard Gstettner überzeugt. „Die Sportler sind sozusagen umzingelt von der beeindruckenden Kulisse der Pitztaler Gletscher, die Trails führen vorbei an idyllischen Almen, Wasserfällen und Bergseen. Die wildromantische Landschaft ist ein Erlebnis für sich.“ Im nächsten Jahr, voraussichtlich Anfang

Juni, will Gerhard Gstettner ein TrailRunning-Symposium veranstalten. Hier soll die wissenschaftliche Komponente im Vordergrund stehen und umfassende Information aus den verschiedensten Blickwinkeln liefern: „Wir wollen Trainer, Veranstalter, Sportler und Sportpsychologen zusammenbringen“, erzählt Gstettner. Ein weiterer Schritt mit dem Ziel, aus dem Trail-RunningHype eine nachhaltige Marathonveranstaltung für die gesamte Region zu schaffen. ×

„Wir schaffen 2.000 Nächtigungen mehr, die Teilnehmer reisen mit ihrer Familie an.“ GERHARD GSTETTNER, GESCHÄFTSFÜHRER DES TVB PITZTAL © TVB PITZTAL

© SPORTOGRAFEN

www.trail-maniak.com

Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten können den Erholungswert eines Urlaubs beträchtlich schmälern. Mit der zunehmenden Zahl an Betroffenen steigt auch der Bedarf im Tourismus, entsprechende Angebote zu schaffen.

Die Weiterentwicklung im Mountainbikesport ermöglicht es, völlig neue Bereiche zu befahren.

S

chon die kleinsten Brotbrösel, die unabsichtlich in den Salat fallen, machen krank“, weiß Hermine Kurz und erzählt von Bauchkrämpfen, Erbrechen, Muskelausfällen und Klinikaufenthalten. „Es darf also keine Verunreinigungen bei der Zubereitung des Essens geben“, macht die Ischgler Touristikerin die Herausforderung, vor der viele Zöliakie-Kranke stehen, deutlich. Im „Goldenen Adler“ in Ischgl wird seit 30 Jahren glutenfrei gekocht. Hermine Kurz ist selbst betroffen, die Diagnose Zöliakie wurde jedoch erst nach vielen Jahren gestellt. Gluten greift die Dünndarmschleimhaut an, was sich dann in starken Bauchkrämpfen, Erbrechen und vielen anderen Symptomen äußert. Wer an Zöliakie erkrankt ist, müsse genau darauf achten, wie er lebt, erklärt Hermine Kurz. Eine umfassende Aufgabe, denn das Klebereiweiß ist nicht nur in zahlreichen Getreidesorten enthalten, die täglich auf unseren Tellern landen, sondern auch in Ketchup, Tees und Zahnpasten.

Im „Goldenen Adler“ haben sich der Küchenchef, das Küchenpersonal und auch das Serviceteam darauf eingestellt. Es gibt den glutenfreien Kaiserschmarrn ebenso wie den „regulären“ und auch glutenfreie Knödel. Sorgfältig – so umschreibt Hermine Kurz den Arbeitsstil des Küchenpersonals. „Die Zöli-Nudeln werden in einem anderen Wasser gekocht wie die normalen Nudeln und auch das Zöli-Schnitzel kommt aus einer anderen Friteuse. Zölia-

Allergiker wollen als Gäste ernst genommen werden Echte Lebensmittel-Allergiker sind im Urlaub besonders herausgefordert, denn schon kleinste Verunreinigungen können zu schweren Komplikationen führen. Eine neue Lebensmittelverordnung der EU soll dem Gast mehr Durchblick bringen.

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kie ist kein Hobby, bei dem man einfach mal weniger von bestimmten Lebensmitteln isst“, bringt Hermine Kurz offen ihren Ärger über das Unverständnis zum Ausdruck, das den Betroffenen oftmals entgegengebracht werde. „Die echte Zöliakie geht nicht wieder vorbei. Und auch in den Urlaub zu fahren, macht keinen Spaß, weil man sich meist selber rundum versorgen muss.“ Im Goldenen Adler sind Gäste, die das Gluten nicht vertragen, gut aufgehoben. Verzichten müssen sie auf nichts. Und auch von offiziellen Stellen wie der Deutschen Zöliakiegesellschaft und der ARGE Zöliakie Österreich wird das Hotel empfohlen. Seit Kurzem bäckt Hermine Kurz auch das Brot selber, denn

nur dann wisse man auch zu 100 Prozent, welche Zutaten verwendet wurden.

Mehr Überblick.

Reine Lebensmittelallergien wie Zöliakie seien selten, sagt Lungenfacharzt Friedrich Bischinger, und würden etwa 3 bis 4 Prozent der Bevölkerung betreffen. Viel häufiger seien Kreuzallergien, die sich aus bereits bestehenden Allergien ergeben. Die Ursachen sieht der Arzt in der immer steriler werdenden Umwelt. Bereits Babys erhielten doppelt sterilisierte Nahrung. Das Immunsystem bekomme nicht einmal mehr die Möglichkeit, sich an Allergene zu gewöhnen, und reagiert dann, wenn es gefordert wird.

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© SHUTTERSTOCK.COM

SAISON

DIE ALLERGENE

„Die echte Zöliakie geht nicht wieder vorbei. Und auch in den Urlaub zu fahren macht keinen Spaß, weil man sich meist selber rundum versorgen muss.“ HERMINE KURZ, HOTEL „GOLDENER ADLER“, ISCHGL

Gastronomen müssen den Gast in Zukunft auf folgende Stoffe oder daraus hergestellten Erzeugnisse, die laut EU-Verordnung Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können, hinweisen.

1. Glutenhaltiges Getreide wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder Hybridstämme davon 2. Krebstiere 3. Eier 4. Fische 5. Erdnüsse 6. Sojabohnen außer vollständig raffiniertes Sojabohnenöl und -fett

Eine europaweite Verordnung soll dem Gast nun mehr Sicherheit geben, dass ihm das, was er isst, auch wirklich bekommt.

Gastronomen und Hoteliers sind ab Dezember 2014 verpflichtet, Informationen über die Stoffe, die in den servierten Gerichten stecken, an den Gast weiterzugeben. Die endgültige Information sei jetzt an die Gastronomen herausgegangen, berichtet Thomas Geiger, Vertreter der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol. Noch sei es überraschend ruhig, denn nach Bekanntwerden der geplanten EU-Verordnung schlug die Empörung in der Branche Wellen.

Indessen konnte die Wirtschaftskammer Österreich in Gesprächen mit dem

Gesundheitsministerium eine umsetzbare Lösung für Österreichs Gastronomen und Hoteliers finden. Diese können nun zwischen zwei Möglichkeiten wählen: Entweder weisen sie in ihrer Speisekarte aus, in welchem Gericht die 14 allergenen Stoffe enthalten sind, oder aber es gibt einen geschulten Mitarbeiter im Betrieb, der auf Wunsch Auskunft geben kann. Das müsse dann ein Mitarbeiter aus der „vordersten Front“ sein, schätzt Geiger die Lage ein, denn die Köche hätten wohl zumeist andere Aufgaben zu erledigen. Die Verordnung betriff t jetzt auch unverpackte Lebensmittel, die Süßungsmittel wie Aspartam oder die Verbindung Aspartam-Acesulfamsalz beinhalten, was bis zuletzt umstritten

7. Milch (einschließlich Laktose), außer Molke zur Herstellung von alkoholischen Destillaten 8. Schalenfrüchte, wie Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Cashewnüsse, Pecannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamiaoder Queenslandnüsse 9. Sellerie 10. Senf 11. Sesamsamen 12. Schwefeldioxid und Sulphite in Konzentrationen von mehr als 10 mg/kg oder 10 mg/l 13. Lupinen („Wolfsbohnen“) 14. Weichtiere

THOMAS GEIGER, WIRTSCHAFTSKAMMER TIROL

war. Diese Süßstoffe stecken vor allem in Light-Produkten und Softdrinks.

Umsetzbarkeit.

Im Goldenen Adler sieht man der Lebensmittelverordnung gelassen entgegen. Weil sich Hermine Kurz und ihre Mitarbeiter ohnehin täglich Gedanken über die Zutaten machen, werde sich nicht viel ändern: „Noch bevor die Saison beginnt, schreiben wir jedes Jahr unsere Zulieferer an und fragen nach, ob sich an den Rezepten etwas verändert hat.“ Für die meisten Gastronomen und Hoteliers schätzt Thomas Geiger die Umsetzung der Verordnung als machbar ein, aufwändiger dürfte es für Anbieter von täglich wechselnden Gerichten werden.

Mit 13. Dezember 2014 tritt die Lebensmittelverordnung, die seit 2011 in der EU umgesetzt wird, auch in Österreich in Kraft. Kopfzerbrechen bereiten hierzulande noch die „unglaublich hohen“ Geldstrafen, so Thomas Geiger. Wer gegen die Lebensmittelverordnung verstößt, müsse mit bis zu 50.000 Euro Strafe rechnen, ein Rahmen, der nach Bekanntwerden des Pferdefleischskandals festgelegt wurde.

Vor einem Jahr wurden in mehreren europäischen Ländern in Lebensmitteln, die als Rindfleischprodukte deklariert waren, bis zu 100 Prozent Pferdefleisch entdeckt.

Wie man hierzulande mit Verstößen gegen die Lebensmittelverordnung vorgehen will, ist noch unklar. Es mache sicher einen Unterschied, ob mutwillig dagegen verstoßen wurde, so Geiger.

Eine Übergangsfrist soll den Gastronomen und Hoteliers nun ausreichend Zeit geben, sich auf die neue Situation

einzustellen. Wer die Mitarbeiter schulen wird, ist indessen noch unklar. Die Tiroler Wirtschaftskammer verweist auf die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES. In Innsbruck findet die nächste Allergen-Schulung am 1. Oktober am Standort der AGES in der Technikerstraße 70 statt. Sie richtet sich an Ausbildner, erklärt Felice Drott vom AGESFachbereich Risikokommunikation. In den eben fertig formulierten EU-Leitlinien steht auch, dass interne oder externe Experten ihr Fachwissen weitergeben dürfen. Erst in einem Jahr muss die neue Verordnung dann umgesetzt sein, versucht Thomas Geiger die Gastronomen und Hoteliers zu beruhigen. ×

WEITERGABE DER ALLERGENINFORMATION Schriftliche Informationen werden auf einem Schild auf dem Lebensmittel oder in dessen Nähe in einem Aushang, in Speise- oder Getränkekarten oder Preisverzeichnissen oder in elektronischer Form angegeben.

Abkürzungen oder Symbole reichen, wenn diese in unmittelbarer Nähe erklärt sind. Keine Information ist nötig, wenn sich die Bezeichnung des Lebensmittels eindeutig auf die betreffende Zutat bezieht.

Informiert der Betreiber mündlich über die Inhaltsstoffe, ist der Gast an einer gut sichtbaren Stelle darauf hinzuweisen, zB. mittels eines Aushangs oder in der Speisekarte.

ALLERGIEFALLEN IM HOTELZIMMER Generell gilt: Alles, in dem sich Staub festsetzen kann, ist schlecht für Allergiker. Dazu zählt besonders das Bett.

Matratzen können mit einer Hülle, einem sogenannten Encasing, allergenarm gehalten werden. Ebenso problematisch sind Teppiche und Vorhänge. Sie staubfrei zu halten, ist praktisch unmöglich.

Holzböden können dagegen ohne Schwierigkeiten täglich gründlich gereinigt werden. Statt Vorhängen sind für Allergiker Jalousien empfehlenswert.

Zusätzlich Erleichterung verschaffen Luftreiniger, die Pollen und Staub in der Raumluft reduzieren.

© JUFFING HOTEL & SPA

© DIE FOTOGRAFEN

„Kopfzerbrechen bereiten hierzulande noch die ,unglaublich hohen‘ Geldstrafen.“

Auch in Hotelzimmern brauchen Menschen mit Allergien besondere Maßnahmen, wie sie im Hotel Juffi ng in Hinterthiersee geboten werden.

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SAISON

Urlaub von der Allergie Mit der steigenden Zahl von Allergikern nimmt die Nachfrage nach Angeboten für Betroffene zu – auch im Tourismus.

VON DANIEL FEICHTNER

Klarheit, Werte, Sinnsuche – unter diesem Motto stand der 3. TiroAllergiker auf dem ler Wellnesskongress.

Vormarsch: Alleine in Österreich leidet bereits die Hälfte der Bevölkerung an allergischen Reaktionen.

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llergien nehmen drastisch zu. Seit 2000 hat sich die Zahl von Betroffenen in Mitteleuropa verdoppelt. „Inzwischen leiden 50 Prozent der Österreicher an allergischen Reaktionen“, bestätigt Friedrich Bischinger. Der Lungenfacharzt hat sich mit seiner Praxis auf Allergiker spezialisiert und erlebt selbst eine ständige Zunahme an Patienten.

Damit ist der Urlaub für Allergiker eine Chance, ihren Beschwerden zu entkommen. Die richtige Wahl der Destination ist dabei schon entscheidend.

Betroffene sollten daran denken, eine möglichst allergenarme Umgebung zu wählen, meint Bischinger. In Tirol bieten sich dafür besonders das Hochgebirge und Luftkurorte an. „Nach aktuellem medizinischen Wissen bringt ein Aufenthalt in allergenarmer Umgebung zwar keine mittel- oder langfristige Besserung von allergischen Symptomen mit sich“, sagt der Arzt. „Allerdings ist es unbestreitbar, dass der Erholungswert zumindest vor Ort dadurch deutlich gesteigert wird.“ Reizarme Umgebung bevorzugt. Neben dem Ferienort kann natürlich auch die richtig ausgestattete Unterkunft ein entscheidender Faktor sein. „Hoteliers steht eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Verfügung, um Allergiebeschwerden so gering wie möglich zu halten“, erklärt Bischinger. „Generell gilt, auch innerhalb des Hauses die Staub- und Pollenbelastung so gering wie möglich zu halten.“

Dass die Nachfrage nach Angeboten für Allergiker steigt, weiß auch Sonja Juffinger-Konzett aus eigener Erfahrung.

Sie leitet seit 20 Jahren mit ihrem Mann das Hotel Juffing in Hinterthiersee. Als sie den Betrieb gründeten, waren Pollen, Hausstaub oder bestimmte Nahrungsmittel noch kein Thema. Inzwischen rangiert eine allergikergeeignete Umgebung im Urlaub für immer mehr ihrer Gäste ganz oben auf der Wunschliste. „Wirklich zugenommen hat das in den vergangenen fünf Jahren“, erzählt die Hotelbetreiberin.

Aufgrund der steigenden Nachfrage beschlossen die Hoteliers aus Hinterthiersee eine Renovierung zu nutzen, um auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen.

Während des Umbaus statteten sie zwei Zimmer speziell für Allergiker aus.

Sowohl Böden als auch Möbel wurden aus unbehandeltem Zirbenvollholz gefertigt. „Dadurch halten wir den Kontakt zu Chemikalien so gering wie möglich“, erklärt Juffinger-Konzett. Um Staub, Pollen und Milben aus den Räumen zu verbannen, wurde auf Teppichböden und Tapeten verzichtet. Stattdessen ließen sie die Wände mit Naturfarben streichen. So werden Allergenen weniger Möglichkeiten geboten, sich festzusetzen. Zur weiteren Eindämmung statteten die Hoteliers beide Zimmer mit Leinenvorhängen aus.

Allergendichte Matratzenschoner und Allergikerbettzeug sorgen dafür, dass Gäste auch im Schlaf keinen problematischen Stoffen ausgesetzt sind. „Um den Allergenen Herr zu werden, ist es natürlich nicht mit einmaligem Aufwand getan“, meint Juffinger-Konzett.

Weil das Holz in den Zimmern unbehandelt ist, muss es regelmäßig eingelassen werden. Dabei kommt biologisches Bienenwachspräparat zum Einsatz. Außerdem sind die Räume mit Luftreinigern ausgestattet. Zur Zimmerreinigung werden parfümfreie Putzmittel verwendet

und auch die Bettwäsche und Handtücher kommen nur mit Allergiker-Waschmittel in die Wäsche. Außerdem stehen Gästen allergikerzertifizierte Dusch- und Hautprodukte zur Verfügung.“ Gewusst wie. Das Know-how haben sich die Betreiber selbst angeeignet. „Für die Hotellerie gibt es wenig Fachliteratur zu dem Thema“, berichtet Juffinger-Konzett. „Deswegen haben wir uns mit Büchern über Allergien im Generellen und über gesundes, ökologisches Bauen eingedeckt.“ Anhand dessen gestalteten sie ein Konzept für die Zimmer. Als nächsten Schritt planen die Hoteliers, ihr Angebot von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung ECARF zertifizieren zu lassen.

Die Umbauten nahmen vier Wochen in Anspruch. Was mehr ins Gewicht fiel, war der finanzielle Aufwand: „Alleine ein für Allergiker geeignetes Bettsystem kostet ein Vielfaches mehr als ein normales Bett.

Dazu kamen Tischlerarbeiten. Vollholz an sich ist nicht nur teurer, die Verarbeitung nach Maß verursacht zusätzliche Kosten.“ Da die Zimmer die Gäste nur unbedeutend mehr kosten, war der Umbau eine langfristige Investition.

Aktuell steht im Hotel Juffing ein weiterer Umbau an. Diesmal wird das Stammhaus mit 30 Zimmern renoviert.

Die Idee, alle Räume allergikertauglich auszustatten, konnte dabei nicht umgesetzt werden, wie Juffinger-Konzett erklärt: „Die Kosten wären zu hoch gewesen. Deswegen haben wir uns für den Mittelweg entschieden.“ Die Räume werden so eingerichtet, dass sie Gästen mit leichten Hausstaub- und Pollenallergien einen beschwerdefreien Aufenthalt ermöglichen. Damit stehen allen Besuchern allergieschonende Unterkünfte zur Verfügung, um auch ein wenig Urlaub von der Allergie zu machen. ×

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GASTKOMMENTAR

SAISON

Tirol isch lei oans!

Der durchschnittliche Tiroler ist zu Recht stolz auf seine Heimat. In der Tat werden sich nicht so viele Flecken Erde finden, auf denen das Leben so lebenswert ist wie in unserem heiligen Land.

© TVB SERFAUS-FISS-LADIS

G A S T K O M M E N TA R V O N D R . F R A N Z T S C H I D E R E R

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a liegt natürlich der Schluss nahe, nicht nur wir Tiroler, sondern die halbe Welt würde es vorziehen, Zeit bei uns zu verbringen. Wenn schon nicht im Zweitwohnsitz (das ist ja offiziell verboten), dann wenigstens ein paar Tage im Frühjahr, Sommer, Herbst oder – am liebsten – im Winter. Zumal wir Touristiker auch noch dafür sorgen, dass die teils fußlahmen „Fremden“ nicht zu Fuß auf die Gipfel laufen müssen, sondern bequem im beheizten Sessel raufschaukeln (und auf dem plattgedrückten Schnee wieder runtersausen) und anschließend im beheizten Hotelpool entspannen können. Schwätzchen mit der Hotelchefin inklusive.

So weit, so gut. Das Problem ist nur: Es gibt auch andere Paradiese. Und die werden immer lästiger, weil sie uns die Gäste abspenstig machen wollen und immer mehr werden.

Und so fi nden wir uns schon länger in einem Haifi schbecken wieder, das Experten „globalisierten Markt“ nennen. Es stellt sich die einfache Frage: How can we survive? Dazu ein paar Gedanken: 1. Nur Wertschöpfung zählt. In unserem hochpreisigen Umfeld können wir mit billigen Massenprodukten nicht konkurrieren. Es geht nicht mehr um mehr Übernachtungen (möglicherweise werden diese sogar sinken), sondern um den Erhalt bzw. die Steigerung des Wertes, den jede Übernachtung bringt.

2. Nur mit SPITZENLEISTUNGEN können wir den großen touristischen Erfolg der Vergangenheit halten und vielleicht sogar noch steigern. Diese SPITZEN-

LEISTUNGEN gibt es in Tirol in allen Landesteilen, in allen Kategorien (vom Bauernhof bis zum Fünf-SterneHotel) bei allen Themen (vom Bike über Spa bis zum Wintersport). Aber es gibt – das müssen wir uns auch eingestehen – auch jede Menge Durchschnitt. Es gibt überalterte „Produkte“, die nicht wirklich zukunftsfähig sind und jedenfalls nicht (mehr) die nötige hohe Wert-Schöpfung bringen. Wir werden – da ist auch die Tourismuspolitik gefordert – den Mut haben müssen, den „Marktaustritt“ nicht mehr konkurrenzfähiger Leistungen zuzulassen, jedenfalls nicht durch zusätzliche Förderungen das Leben nicht wirklich lebensfähiger Angebote zu verlängern.

3. Die GESAMTE Leistungskette muss passen – nicht nur Teile davon. Nachdem nur wenige „Resorts“ in Tirol (mit Zugriff auf die Gesamtleistung) wie zB. SpaHotels existieren, die meisten Tourismusunternehmen aber nur Teile der Gesamtleistung erbringen, sind die Anbieter in den Destinationen auf Zusammenarbeit angewiesen. Es genügt eben nicht, wenn die Bergbahnen perfekte Pisten und komfortable Gondeln anbieten, wenn gleichzeitig der Gast „im Tal“ in überalterten Pensionen nächtigen und/oder sich im Stau zur Talstation mühen muss – oder wenn umgekehrt Gäste, die in Top-Hotels wohnen, im Skigebiet Dutzende Minuten in der Masse am 80er-Jahre-Schlepplift wartend zubringen. Das heißt: Die führenden lokalen bzw. regionalen Unternehmen sollten nicht einfach nur ihr eigenes Süppchen kochen, sondern müssen enger zusammenrücken und DESTINATIONSMANAGEMENT betreiben, welches diesen Namen auch verdient.

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Früher mag die eierlegende Wollmilchsau noch ein Erfolgsmodell gewesen sein. Heute ist Spitze statt Breite gefragt.

4. „You can´t be everybody´s darling!“ Was gewisse MitEigensicht sollte Platz greifen. Trotzdem: Wir Tiroler bewerber längst erkannt haben, ist bei uns noch nicht Touristiker sollten selbstbewusst-optimistisch in die überall durchgedrungen: Wer seine Kräfte zusammenZukunft schauen. Warum eigentlich? hält und konzentriert, dem gelingt es erstens besser, seine Leistungen zu entwickeln. Zweitens erlangt er am Da gibt es ein paar Aspekte, die uns unschätzbare VorMarkt wesentlich mehr Aufmerksamkeit. Früher mag teile verschaffen – wenn wir sie nur nützen: die eierlegende Wollmilchsau noch ein Erfolgsmodell 1. das Paradies. Auch wenn es noch andere gibt – Tirol gewesen sein. Heute ist Spitze statt Breite gefragt. ist eines und wird es trotz aller Unkenrufe auch bleiben.

5. Apropos Mitbewerber: Diese sind – ganz im UnterWunderbare Berge, klares Wasser, Champagnerluft, safschied zur landläufigen Meinung – nicht auf der getige Almwiesen und den frischen Pulverschnee kann genüberliegenden Straße, auch nicht am angrenzenden uns keiner nehmen. Und das alles ist in kurzer Zeit für Berg und auch nicht am anderen Ende des Alpenbodie stressgeplagten Städter in den Speckgürteln der gens zu finden, sondern ganz woanders. Hinter dem Großstädte erreichbar. sperrigen Wort „Substitutionskonkurrenz“ verstecken 2. die Menschen. Das heißt die große Zahl der Unsich Anbieter, die uns das Leben nicht nur im Sommer, ternehmerInnen (und deren MitarbeiterInnen), die es sondern auch im Winter ordentlich schwermachen verstehen, die Gäste mit alt-überlieferten, aber auch (werden): Ferienanlagen, Freizeitparks, Kreuzfahrtimmer wieder neuen Ideen und Angeboten zu begeisschiffe – allesamt Unternehmen, welche den Vorteil tern – und die näher beim Gast sind als die meisten haben, die gesamte Leistungskette zu beherrschen Mitbewerber. und optimal auf bestimmte Zielgruppen abzustimmen.

3. die Leistung. Wie gesagt: Der Tiroler Tourismus bringt Dummerweise sprießen sie wie Pilze aus dem Boden. eine ganze Reihe Spitzenleistungen hervor – der gute 6. LEISTUNG sticht MARKETING. Die eigenen Vorteile Ruf verbreitet sich gleichsam von selbst und glaubwürmöglichst laut hinauszuposaunen – das war einmal dig. Man braucht nur die gängigen Bewertungsportale sehr wirksam. Der reiseerfahrene verfolgen: Da schaut Tirol ziemlich Mitteleuropäer glaubt aber Werbegut aus. botschaften ganz einfach nicht mehr, Der Weg zurück zum Kein Zweifel: Wir werden in den sondern vertraut entweder der eigeeigenen Direktvernen Erfahrung oder den Berichten nächsten Jahren mit großen Herausvon Freunden und Bekannten. Das forderungen konfrontiert sein, und es trieb wird mühsam. war zwar auch schon früher ähnlich wird darauf ankommen, das Richtige Der Zug ist aber noch zu tun, statt einfach weiterzuwer– nur sind im Zeitalter von Facebook & Co „Freunde“ zahlreicher geworden keln. Der Tiroler Tourismus wird zu nicht abgefahren. und am Handy gibt´s jede Menge akteils schmerzlichen Veränderungen tuellster Reise-Bewertungen. Und die bereit sein müssen. Am Ende wird Buchung ist nur einen Klick entfernt. er aber „der Fels in der Brandung“ 7. Apropos Buchung: Den Trend zur Online-Buchung bleiben. Der einzige übrigens, welcher Wohlstand und haben wir schlicht und einfach verschlafen. Jetzt Auskommen ganzer Talschaften sichert (wenn man ihn knabbern uns die Buchungsportale die ohnehin nur lässt!) und dafür sorgt, dass Tirol FLÄCHENDECKEND schmalen Renditen weg. Der Weg zurück zum eilebenswert bleibt. Da bin ich mir sicher. × genen Direktvertrieb wird mühsam. Der Zug ist aber noch nicht abgefahren.

Seien wir ehrlich: Wir haben teils erheblichen HandZUR PERSON Dr. Franz Tschiderer ist Obmann des TVB Serfauslungsbedarf. Die (übrigens entbehrlichen) regelmäßigen Fiss-Ladis und Vorsitzender des Tirol Tourism Boards.

Jubelmeldungen über neue Tourismusrekorde spiegeln die Wirklichkeit nicht wider. Eine etwas realistischere

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© HAUS DER BEGEGNUNG

Langer Atem. Zwischen drei Wochen und drei Monaten sitzt die Malerin an einem Panorama.

frau hat den gleichen Stellenwert wie der Unternehmensleiter und das ist die Stärke dieser Haltung, denn die Putzfrau sieht das Unternehmen wieder aus völlig anderen Perspektiven. Gemeinsam haben sie jedoch mehr Wissen und Erfahrung als der Einzelne.

Elisabeth Anker ist seit einem Jahr Gastgeberin für gute Gespräche und sieht in „Art of Hosting“ mehr als einen Pool an Methoden.

„Säen und Ernten sind gleich wichtig“ Es reicht nicht mehr, Bedienungsanleitungen für veränderungswillige Unternehmen zu schmieden, sagt Elisabeth Anker. Komplexere Lösungen werden gesucht, Erfahrung, Intuition und Können jedes Mitarbeiters sind gefragt. „Art of Hosting“, das vor Kurzem etwa auch bei der Entwicklung des Voralberger Tourismusmodells 2020 eingesetzt wurde, schaff t den Rahmen dafür und ermöglicht es den Menschen, sich zu beteiligen.

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AISON: Frau Anker, „die Kunst, Gesprächsräume zu schaffen“ – was verbirgt sich hinter dieser Metapher? ELISABETH ANKER: Für mich ist „Art of Hosting“ keine Methode, sondern mehr als das, es ist ein Methodenpool und zugleich eine Haltung und es ist Entwicklung. Was mir daran so gefällt ist, dass die in unseren Breiten sehr übliche Haltung „Das muss ich alleine können“ wirklich durch die Erfahrung aufgebrochen wird: Da gibt es eine Großzügigkeit, eine Gastlichkeit bei anderen Menschen – und die sind bereit, mir zu helfen. Es ändert sich dann der innere Ansatz von oben in mehr Vertrauen

auf Gemeinsamkeit, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile.

Die Gastlichkeit anderer Menschen erleben, das klingt sehr nach sich wohlfühlen Es geht nicht um gegenseitiges Schulterklopfen und auch nicht um Kuschelkurs.

Wenn es Veränderungen gibt, gibt es auch Spannungen – es knirscht. Das ist nichts Schlechtes. Der „Gastgeber“ schaff t einen Raum, in dem ich diese Spannungen aushalten und mich vertrauensvoll öffnen kann, weil ich so angenommen werde, wie ich bin. Ich habe den gleichen Wert, wie derjenige, der neben mir sitzt. Die Putz-

Ist AoH eine neue Form der Entscheidungsfindung? Die letzte Entscheidung triff t dann die Unternehmensleitung, weil es deren Aufgabe ist, aber wenn ich allen Mitarbeitern die Möglichkeit gebe, sich an der Entscheidungsfindung zu beteiligen, wird sie auch von allen getragen. Und das wirkt sich auf das Ergebnis aus – denn die Menschen haben mehr Freude an ihrer Arbeit. Man lernt die Entscheidungsfindung, anders zu denken. Nicht das Budget oder die personellen Ressourcen sind ausschlaggebend dafür, sondern das, was hinter der Vision steckt. In der Gruppe ist es dann leichter zu sehen, wo es noch Leerstellen gibt, die dann gemeinsam gefüllt werden. Der nächste elegante Schritt ist dann zu fragen, wer dabei helfen könnte.

Auf dem Weg dorthin gibt es auch Fragen, wie „Was macht mir Mut?“, „Was brauche ich?“. Im nächsten Training in Innsbruck wird es zum Beispiel stark um Zivilcourage gehen – das Thema lautet „Vom Wissen zum Tun“.

Dass durch Kooperation Projekte gelingen können, ist allerdings nichts Neues Ja, sicher. Teams, die gut und mit viel Vertrauen und Großzügigkeit in gemeinsamer Verantwortung an Projekten arbeiten, können vielleicht schon lange AoH betreiben, ohne dass sie es so nennen und ohne ein Training gemacht zu haben. AoH ist keine Erfindung, es bringt viele bereits bekannte Methoden und Denkansätze zusammen. Wenn also ein Team wieder neuen Schwung in ein Unternehmen bringen will, kann AoH ein guter Weg dorthin sein. Es ist die Antwort auf eine Haltung, die Leistung und Anspruch nicht nur hochgeschraubt, sondern auch individualisiert hat. Vielleicht

© HARALD HOFER (2)

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Art of Hosting ist eine neue Form der Zusammenarbeit, die vor allem auch für Fragen im Tourismus neues Potenzial bringt. Zum ersten Training im Frühling in Innsbruck kamen Menschen aus allen Lebens- und Arbeitsbereichen.

ist es sozusagen die Wiedereinführung des Dorfes in sehr urbanisierten Gestaltungskontexten. Ja, an den Dörfern war auch nicht alles so toll – ich weiß schon – bin selbst in einem Dorf aufgewachsen.

Einzelkämpfer werden sich mit dieser Haltung aber schwer tun. Visionäre, die sich als Mittelpunkt der Welt sehen, werden sich vermutlich nicht angesprochen fühlen. Menschen, die bereit sind, gemeinsam Lösungen zu finden, hingegen schon. Der Däne Toke Moeller, einer der AoH-Begründer, sagt, es sei„Time for the lonely wolves to get out of the woods“ und „one, who cannot ask for help, cannot be trusted“. Entscheidungen werden auf eine breite Basis gestellt. Wenn sich Teams also fragen, wie wieder Schwung in ein Projekt, in ein Unternehmen kommt, dann kann AoH dabei helfen.

In einem Betrieb kann es schwierig werden, „Beteiligung“ einzuführen, wenn die Führungsebene nicht mitzieht. Veränderungen gelingen auch im Kleinen, dazu muss ich nicht an der Spitze eines Unternehmens sitzen. Die Erfahrungen aus dem AoH können in das nächste Projekt oder in der Abteilung einfließen. Nach und nach werden vielleicht auch andere Mitarbeiter im Betrieb Interesse daran zeigen und der Schneeballeffekt kann wirken. Natürlich wäre es sinnvoll, mit mehreren Mitarbeitern an einem Training teilzunehmen, weil die Basis dann stabiler wird.

In Vorarlberg wurde die Tourismusstrategie für 2020 mit Art of Hosting entwickelt. Sehen Sie auch in Tirol steigendes Interesse? Das erste Tiroler Training, das im Frühling dieses Jahres stattfand, wurde sprichwörtlich gestürmt.

Die Teilnehmer kamen aus allen Lebensund Arbeitsbereichen. In der Politik wird AoH bereits umgesetzt, vor allem, wenn es um die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen geht. Auch für den Tourismus sehe ich eine große Chance, denn gerade

in den Gemeinden und Regionen treffen viele Interessen aufeinander.

Was haben die Teilnehmer eines AoHTrainings erreicht? Wenn ich aus einem AoH-Training he-rauskomme, habe ich an drei Ebenen gearbeitet: Ich traue mich über Methoden drüber, ich verändere langsam meinen Standpunkt, dass ich alles alleine schaffen muss und noch dazu die besten Ideen haben soll – und

großer Unterschied zu vielen Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung. Die unterschiedlichen Methoden lassen es dann zu, dass sowohl erste vage Ideen und Fragen als auch schon recht konkrete Vorhaben beziehungsweise Veränderungsprozesse im Training bearbeitet werden können. Die Methoden dazu heißen Open Space, Pro Action Cafe und Design for Wiser Action, es gibt noch viele andere mehr. Die Teilnehmer gehen dann mit einem konkreten und umsetzbaren Ziel aus einem Training heraus, das ist ein entscheidender Schritt, dass sich etwas verändern kann. Säen und Ernten sind gleich wichtig.

Sie arbeiten seit vielen Jahren in der Erwachsenenbildung und seit einem Jahr auch als AoH-Trainerin – was spricht Sie persönlich an? Die AoH-Prozesse erinnern mich an Organisationsentwicklung

„Visionäre, die sich als Mittelpunkt der Welt sehen, werden sich vermutlich nicht angesprochen fühlen.

Menschen, die bereit sind, gemeinsam Lösungen zu finden, hingegen schon.“ ich habe angefangen, mit Unterstützung anderer Ideen und Projekte zu konkretisieren. Diese Dreischichtigkeit ist für mich das Besondere.

Die Menschen auf den Fotos des Trainings sehen glücklich aus. Macht Selbst-organisation Spaß? Die Menschen kommen in einen Flow. Sie erleben vieles zum ersten Mal: Sie lernen zuzuhören, sie nehmen teil, sie trauen sich etwas und haben Spaß daran und sind bereit dafür, ihre Komfortzone zu verlassen. Dann kommen sie in einen gemeinsamen Flow, in dem die Ideen entstehen. Die Theorie nennt das chaordischer Zwischenraum, das ist jener Raum zwischen Chaos und Ordnung. In diesem Dazwischen entstehen die Ideen.

Die richtigen Fragen zu stellen, ist dann Aufgabe des Hostingteams, das Erfahrung in der Führung von Organisationen hat.

Welche Voraussetzungen muss man für ein solches Training mitbringen? Den Willen, sich zu beteiligen. AoH ist kein Raum, um sich zurückzulehnen und von Wissen berieseln zu lassen. Das ist ein

im Kleinen, ich habe mal eine dreijährige Ausbildung in Organisationsentwicklung gemacht. Das ist für mich spannend, weil ich zum einen im AoH-Training etwas lernen kann über die Dynamik von Veränderung und Entwicklung und weil ich zum anderen schon gut an eigenen Projekten arbeiten kann.

Vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON Dr. Elisabeth Anker ist AoH-Trainerin.

Die Theologin hat vielseitige Erfahrungen in der Entwicklung von Organisationen und Erwachsenenbildung.

Sie leitet das „Haus der Begegnung“ der Diözese Innsbruck. AoH wird inzwischen weltweit in Unternehmen und Organisationen angewandt. Das nächste Art-of-Hosting-Training findet in Tirol von 22. bis 24. Oktober im Haus der Begegnung in Innsbruck statt. www.artofhosting.org

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Teamplayer. Das Tirol Cycling Team ist mit seinen jungen Fahrern internationaler Botschafter für ein sportliches Tirol.

Radbotschafter international Mit dem Tirol-Logo auf der Brust ist das Tirol Cycling Team heuer von einem internationalen Erfolg zum anderen unterwegs. Das junge Team ist ein touristischer Markenerfolg.

VON ERNS T SPRENG

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or gut zwei Wochen ging mit der Elsass-Rundfahrt eine der wichtigsten europäischen NachwuchsRundfahrten im Radsport zu Ende. Zu solch großen Rundfahrten wird man eingeladen, wenn man Erfolg hat. Mit dabei das Tirol Cycling Team. Aber nicht nur das.

Die Tirol Werbung nutzte die Werbemöglichkeiten dieser Rundfahrt, um zusätzlich auf das Radsportland Tirol aufmerksam zu machen.

Das Tirol Cycling Team ist ein seit vielen Jahren erfolgreiches Nachwuchsprojekt

für junge Österreicher, die ein Sprungbrett in die internationale Radsportszene suchen. Gleichzeitig wurde ein intelligenter Weg gefunden, das sportliche Engagement mit einem touristischen Nutzen zu verbinden. „Unsere Fahrer sind von Februar bis Oktober in ganz Europa unterwegs und machen Werbung für touristische Partner wie die Tirol Werbung, St. Anton am Arlberg, Innsbruck oder die Kitzbüheler Alpen“, erklärt Teammanager Thomas Pupp, der dieses Projekt vor fast zehn Jahren ins Leben gerufen hat. Gerade 2014 ist der Werbewert der

jungen Truppe für Tirol enorm. Siege in Tschechien, Polen, Italien, Irland oder der Titel des Glocknerkönigs im Rahmen der Österreich-Rundfahrt haben nicht nur sportlich einen hohen Wert. Vielmehr ist es genau jener internationale Auftritt, den sich jeder Touristiker für seine Marke wünscht.

Tirol auf der Brust.

Aber nicht nur die 14 Radprofis fungieren als Botschafter Tirols. Das Trikot des Teams ist inzwischen ein richtiger Verkaufsschlager. Im Tirol-Shop und online werden jährlich

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weit über 1000 Trikots und Tirol-RadAccessoires verkauft. „Vor Kurzem bin ich einer belgischen Radtruppe begegnet, die geschlossen im Tirol-Trikot auf dem Rad gesessen sind“, erzählt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Diese Fans unseres Teams werden freiwillig und mit Stolz Botschafter unserer Marke.“ Inzwischen sind die Trikots des Tirol Cycling Teams im Tirol-Shop längst eines der Top-Produkte. „Wenn Urlauber im Sommer zu uns kommen, dann greifen sie bevorzugt zu den Radtrikots“, erzählt Claudia Wührer, Leiterin des Tirol-Shops.

„Es ist ein gefragtes Souvenir, eine gelebte Erinnerung ans Radfahren in Tirol.“ Gerade die Vernetzung von Trikotverkauf, positivem sportlichem Auftritt und zusätzlicher Markenpräsenz bei ausgewählten Rennen macht das Tirol Cycling Team zu einem perfekten Marketing-Instrument, das Gästen Lust auf Radurlaub in Tirol macht.

Beliebt in der Zielgruppe.

Damit verbunden ist auch manch lustige Anekdote. Vor allem Roland Pils, der sportliche Leiter des Teams, kann ein Lied davon singen, was es bedeutet, Tirol auf der Radlerbrust zu tragen. „Bei jedem internationalen Rennen sprechen uns Menschen an, sobald sie unsere Trikots erspähen. Und dann bekommen wir sofort Geschichten erzählt, welche Touren die Radfans schon in Tirol gefahren sind“, meint Roland Pils lachend. „Radfahrer verknüpfen mit der Marke Tirol echte Herausforderungen. Sie wissen genau über jene Touren Bescheid, die jeder engagierte Radfahrer einmal gefahren sein muss. Wir sind immer wieder überrascht, wie positiv Radfahrer in ganz Europa auf unser Team und dessen Herkunft reagieren.“ Und so wird im Fahrerlager dieser internationalen Rennen sehr oft Smalltalk betrieben – über das Kitzbüheler Horn, das Kühtai, den Arlberg Giro, den Ötztaler Radmarathon oder die Zillertaler Höhenstraße. Eben über all jene faszinierenden Alpenstraßen, die bei Rennradfahrern in ganz Europa hoch im Kurs stehen und als Inbegriff der großen Radabenteuer gesehen werden. ×

„Glocknerkönig 2014“ Gregor Mühlberger

ERFOLGE TIROL CYCLING TEAM 2014 So erfolgreich wie noch nie! Unter diesen Schlagworten kann man das sportliche Jahr des Tirol Cycling Teams zusammenfassen. Der 20-jährige Gregor Mühlberger gewann nicht nur die internationale Karpatenrundfahrt, sondern konnte auch eines der wichtigsten Eintagesrennen in Italien (Trofeo Piva) für sich entscheiden. Der Zillertaler Clemens Fankhauser gewann eine internationale Rundfahrt in Irland und sorgte für Spitzenplatzierungen in den BeneluxStaaten und in Kroatien. Der Innsbrucker Martin Weiss sorgte beim Radspektakel „Rund um Köln“ für eine Top-Platzierung.

Und mit dem Titel des „Glocknerkönigs 2014“ holte sich Gregor Mühlberger die wohl prestigeträchtigste Auszeichnung im Rahmen der Österreich-Rundfahrt. www.radlandtirol.at

© TIROL CYCLING TEAM/OSS

© TIROL CYCLING TEAM/OSS (2)

Das Tirol Cycling Team ist ein seit vielen Jahren erfolgreiches Nachwuchsprojekt für junge Österreicher, die ein Sprungbrett in die internationale Radsportszene suchen.

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„Das war sehr, sehr revolutionär“ Der aus Tirol stammende Maler Joseph Anton Koch (1768–1839) ist vor allem für seine Landschaften und – in Tirol – für das Gemälde „Der Tiroler Landsturm 1809“ bekannt. Ab 26. September 2014 richtet das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum das Augenmerk auf das religiös motivierte Werk und stellt in einer Ausstellung die Frage: „Joseph Anton Koch – der erste Nazarener?“ VON ES THER PIRCHNER

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as Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum hat in seiner Sammlung eine ganze Reihe von Werken des im Außerfern geborenen und später in Rom und Wien lebenden Malers Joseph Anton Koch, darunter die Gemälde „Macbeth und die Hexen“ (1835) und „Berner Oberland – das Haslital bei Meiringen“ (1817). Dass Landschaften wie diese so eindrucksvoll sind, hat in der Rezeption von Kochs Œuvre aber auch den Blick auf einen anderen Bereich seines Schaffens verstellt, auf die religiös motivierten Gemälde und Zeichnungen, die er unter dem Eindruck der (italienischen) Kunst des Mittelalters und der Renaissance schuf.

Die Hauptkuratorin der Tiroler Landesmuseen, Helena Pereña, richtet mit der Ausstellung „Joseph Anton Koch – der erste Nazarener?“ den Fokus auf ebendiesen bisher nur wenig aufgearbeiteten Bereich in Kochs Schaffen und zeigt auf, dass er darin späteren künstlerischen Entwicklungen vorgegriffen hat.

SAISON: Frau Pereña, gleich nachdem Sie letztes Jahr Ihre Stelle als Hauptkuratorin der Tiroler Landesmuseen angetreten haben, hatten Sie die Idee, dem religiösen Werk Joseph Anton Kochs eine große Sonderschau zu widmen. Was ist so außergewöhnlich an der Sammlung von Bildern Kochs im Ferdinandeum?

HELENA PEREÑA: Wir haben im Bestand sehr viele Werke, die nicht typisch für ihn sind, sehr viele religiöse Werke. Wir möchten diesen Bestand zeigen und ihn mit ausgewählten Leihgaben ergänzen.

Darunter sind Kostbarkeiten, die zum Teil nie aus den jeweiligen Häusern ausgeliehen worden sind, wie die „Landschaft mit heiligem Georg“ aus der Neuen Pinakothek in München sowie Leihgaben aus Stuttgart und Düsseldorf. Sehr interessant an Joseph Anton Koch ist auch, dass er, obwohl er immer als Tiroler Künstler aufgetreten ist, auch für die angrenzenden Länder sehr wichtig ist: Seine berühmten Landschaften sind Schweizer Landschaften, er hat in Rom gelebt und er war für

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© FOTOWERK

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HELENA PEREÑA

© TLM (3)

Eine Woche nachdem sie ihre Stelle als Hauptkuratorin der Tiroler Landesmuseen angetreten hatte, hatte sie die Idee zu einer Ausstellung über Joseph Anton Koch.

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(1) Berner Oberland (Das Haslital bei Meiringen), 1817, Öl auf Leinwand (2) Landschaft mit Ruth und Boas 1827, Öl auf Leinwand (3) Macbeth und die Hexen 1835, Öl auf Leinwand

die deutschen Künstler dort eine führende Persönlichkeit.

Inwiefern geht aus den Werken Kochs im Ferdinandeum hervor, dass er als „erster Nazarener“ zu sehen ist? Die Nazarener sind jene Künstler, die die religiöse Kunst erneuert und zugleich die Nationsidee, die im 19. Jahrhundert entstanden ist, mitgetragen haben. Sie kamen 1810 nach Rom, und als Koch ein paar Jahre später von Wien nach Rom zurückkehrte, haben sie sich getroffen und viel miteinander gearbeitet. Er hat aber schon viel früher – bei seiner Italienreise 1803 – Entwicklungen, die die Kunst der Nazarener prägen, vorweggenommen: die Rückbeziehung auf

das Mittelalter zum Beispiel, die kreative Auseinandersetzung mit den alten Meistern wie Giotto oder Benozzo Gozzoli.

Das ist schon in ganz frühen Werken ablesbar. Er zeigte ein idealisiertes Bild vom Mittelalter, wie man es sich vorstellt: mit einer Burg auf dem Hügel und im Vordergrund der Ritter. Heute gefällt uns das sehr gut, weil wir der mittelalterlichen Kunst gegenüber offen sind, aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand man diesen Bildern sehr kritisch gegenüber.

Warum fanden dennoch viele dieser Werke Eingang in die Sammlung des Ferdinandeums? Das Ferdinandeum wurde 1823 als Nationalmuseum gegründet, in

den 1830er-Jahren gab es einen Generationenwechsel und die Jüngeren waren sehr von den Nazarenern geprägt. Joseph Anton Koch war damals schon alt, war aber mit den Nazarenern stark verbunden.

Und je älter er wurde, umso moderner wurde er auch in dem Sinne, dass er sich weiter vom Klassizismus entfernte und die protoromantische, die nazarenische, romantische Thematik anschnitt. Die Landschaften wurden in diese Thematik mit einbezogen.

Was war die große Leistung von Koch und den Nazarenern? Was sie damals gemacht haben, war sehr, sehr revolutionär.

Es ist die Zeit des Spätbarock, in der alles theatralisch, illusionistisch aufgemacht wird. Und plötzlich kommen diese Künstler und versuchen minutiös, die Technik der alten Meister nachzuahmen, diese Kleinteiligkeit, die Verhärtung der Figur, man malte auch auf Holz. Die Wirkung ist dadurch eine völlig andere. Es ist eine kreative Variante zu den Alten Meistern, wobei sich Koch mehr von den Vorgaben entfernt hat als die anderen, was wohl auch mit dem Alter zu tun hat. Wenn man das alles in Betracht zieht, bekommt man auch eine andere Perspektive auf die Landschaften Kochs. Sie sind weniger im

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DIE NAZARENER Die Nazarener sind eine Gruppe von Künstlern, die ab 1804 an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste Wien studierte. 1810 übersiedelten einige von ihnen – Franz Pforr, Friedrich Overbeck, Ludwig Vogel und Johann Konrad Hottinger – nach Rom, wo sie die christliche Kunst des Mittelalters studierten und aus ihr Impulse für eine Erneuerung der Kunst erhielten.

modernen Sinn zu deuten als vielmehr als Teil des Gesamtwerks. Koch war sehr religiös und diese Suche nach dem Mittelalter ist stark religiös motiviert.

Welche religiösen Werke sind in der Ausstellung zu sehen? Die Themen, die die Nazarener am meisten interessiert haben, waren die Bibel und Dante Alighieri, bei Koch reicht diese Beschäftigung vom Anfang bis zum Ende seines Lebens. Es gibt Entwürfe nach der „Hölle“ von Dante für die Treppen in der Villa Massimo in Rom. In der Ausstellung ziehen wir den Vergleich mit anderen Nazarenern, etwa zu Peter Cornelius, der sich in seinen Bildern für

Traum Josephs und Flucht nach Ägypten um 1822/23, Bleistift

Ja, wir haben uns bewusst gegen Vorträge und für Themenführungen entschieden, um das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln aufzubereiten. Es gibt Führungen zu Papier und zum Papierrestaurieren, ein Gespräch mit mir und der Ausstellungsge-

Arbeitsweise der Nazarener nachvollziehen, die sich oft zum gemeinsamen Malen und Zeichnen getroffen haben.

Vielen Dank für das Gespräch.

„Unter den Leihgaben sind Kostbarkeiten, die noch nie aus den jeweiligen Häusern ausgeliehen wurden. Wir sind sehr stolz, dass wir sie bekommen haben.“ die Villa Massimo auf Dantes „Paradies“ bezogen hat. Ein anderes Beispiel ist ein gemeinsames Projekt aus den 1820erJahren, in dem alle Szenen aus der Bibel in Bildern dargestellt werden sollten. Auch das ist ein Prinzip aus dem Mittelalter – man wollte die Bibel für Leute, die nicht lesen können, zugänglich machen –, und wir setzen diese Entwürfe in Beziehung zum Altar von Schloss Tirol. Man kann übrigens die Einflüsse Kochs und der Nazarener bis zu Bildtafeln im 20. Jahrhundert verfolgen, die im Religionsunterricht verwendet wurden.

Um Vermittlung von Inhalten geht es auch im Rahmenprogramm zur Ausstellung …

stalterin Juliette Israël, damit man einmal einen Blick hinter die Kulissen einer Ausstellung werfen kann. Außerdem greifen wir das Thema Fassade auf, weil Joseph Anton Koch als Büste auf der Fassade des Ferdinandeums zu sehen ist. Und Museumsdirektor Meighörner erzählt aus der Sicht des Historikers vom „Tiroler Landsturm 1809“. In der Ausstellung zeigen wir Filme von einem heutigen Reisenden, der Stätten in Italien aufgesucht und gefilmt hat, die auch Joseph Anton Koch besucht hat. Und bei der Langen Nacht der Museen laden wir Besucher dazu ein, zusammen ein Nazarener-Bild nachzumalen.

Sie können also nicht nur die Bilder in der Ausstellung betrachten, sondern auch eine

JOSEPH ANTON KOCH wurde 1768 in Obergiblen bei Elbigenalp geboren und starb 1839 in Rom. Er erhielt seine Ausbildung in Augsburg und Stuttgart und unternahm prägende Reisen nach Italien, wo er mit der Kunst des Mittelalters vertraut wurde. Koch lebte u. a. in der Schweiz, deren Landschaften er in zahlreichen berühmten Gemälden darstellte, und ab Ende des 18. Jahrhunderts (nur unterbrochen von einem Aufenthalt in Wien, 1812–15) in Rom, wo er enge Kontakte mit den Nazarenern knüpfte.

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Wellwasser – Umweltschutz und Gesundheit Wasser ist das wichtigste und wertvollste Lebensmittel auf der Welt.

In Österreich gehen wir davon aus, dass Trinkwasser zu jeder Zeit, in unbegrenzter Menge und in optimaler Qualität vorhanden ist.

Abgefülltes Wasser in Flaschen und lange Transportwege sind in der Sache WASSER nicht mehr zeitgerecht. Der Wirt muss Kaufmann genug sein und wirklich zu dem stehen, was er verkaufen will, nämlich Regionalität und echte Produkte vor Ort. Somit sollte grundsätzlich kein Gastronom oder Hotelier ein Flaschenwasser anbieten. Es ist teilweise pervers, das wir Wasser aus den entlegensten Gebieten nach Tirol gekarrt wird, um es hier teuer zu verkaufen.

Für die Wirte sollte es indes kein Problem sein, Wellwasser still oder perlend anzubieten und eine kleine Wasserkarte mit qualitativen guten regionalen Wässern, wie Montes, Mehrner, Sauerbrunn oder Zacharias Quelle zu gestalten und dem zahlenden Gast die Möglichkeit zur Wahl ge-

ben . Das Ziel vom Wellwasser Team ist es, Wellwasser als Marke so weit in den Köpfen der Menschen zu verankern, dass sie auch wirklich danach fragen und die Jugendlichen es hip und sexy finden. Die HTWAA wird direkt vor der gewünschten Entnahmestelle in der Kaltwasseranlage eingebaut. Ohne Zugabe von Chemikalien wird das Wasser entkeimt, von schlechtem Geschmack, unangenehmen Gerüchen und Verunreinigungen befreit. Je nach Wunsch kann das Wellwasser gekühlt oder nicht gekühlt und mit oder ohne Kohlensäure angeboten werden.

leinrichtungen. Unzählige Transporte fallen weg weshalb Wellwasser auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet.

Die energieverschwendende Produktion von Pet-und Glasflaschen entfällt zu Gänze, lange Transportwege gehören der Vergangenheit an und auch das aufwendige Entsorgen und Recycling der Flaschen bleibt dem Menschen und der Umwelt erspart.

Der Gast kann sich an einer gelebten Nachhaltigkeit erfreuen, da das Wasser den kürzest möglichen Weg von der regionalen Quelle in sein Glas findet – frisch gezapftes Wellwasser !

Dieses hochqualitative Wellwasser eignet sich für den Hotelier und Gastronomen ganz besonders als optimale Alternative für abgefüllte Wässer verschiedener Marken und bringt in diesem Zusammenhang unzählige Vorteile mit sich, denn Wellwasser steht jederzeit in bester Qualität, mit optimalem Geschmack und in unbegrenzter Menge zur Verfügung. Darüber hinaus entfällt das aufwendige Handling mit sperrigen Kisten und schweren Flaschen. Wellwasser spart Platz im Lager und in den Küh-

Fragen Sie in Ihrem Lieblingslokal nach WELLWASSER – DANKE !

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Mit der TÜV zertifizierten dreistufigen Hightechwasseraufbereitungsanlage (HTWAA) kann Wellwasser vor Ort in der Hotelerie und Gastronomie problemlos produziert werden.

46 magazin saison

Sehenswürdig in Tirol Am Tag des Denkmals können historisch und kunsthistorisch Interessierte in ganz Österreich Sehenswürdigkeiten besuchen, die unter Denkmalschutz stehen und der Öffentlichkeit sonst nicht oder kaum zugänglich sind.

An 17 Plätzen in elf Dörfern und Städten Tirols erfährt man am 28. September 2014, was es mit der „Illusion“ auf sich hat.

© Emanuel kaser

Von Es ther Pirchner

Weil die Nonnen von Frauenchiemsee früher ihre Sommerfrische im Axamer Schlösslhof verbrachten, können sich die heutigen Eigentümer, Karl und Theresia Leis, über einen schön ausgemalten Festsaal freuen.

Am Tag des Denkmals führt Karl Leis durch die Räume.

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er Himmel in Angath ist so unecht wie der geraffte Vorhang in Stift Wilten, der den Blick in die Weite eines – ebenfalls nur gemalten – barocken Gartens öffnet: zwei Beispiele für die „Illusion“, die als Motto über dem diesjährigen Tag des Denkmals steht. Doch Illusion meint nicht nur die barocke Malerei mit ihren ausgeklügelten Perspektiven, in der der ganze Himmel und alle Heiligen auf einer Kirchendecke Platz fanden, auch nicht später entstandene Fresken, die derselben Tradition angehören, aber abstrakter gehalten sind. Vielmehr lässt sich die Illusion auf unterschiedliche Art auffassen und findet sich in einer Reihe von (Bau-)Denkmälern im ganzen Land.

Im öffentlichen Interesse.

Wer schon einmal am Tag des Denkmals eine Führung mitgemacht oder einen besonderen Ort besucht hat, weiß, wie unterschiedlich die Kunstschätze sind, die das Bundesdenkmalamt in Tirol betreut. In Paragraph 1 des österreichischen Denkmalschutzgesetzes ist festgelegt, was unter

einem Denkmal zu verstehen ist, nämlich „von Menschen geschaffene unbewegliche und bewegliche Gegenstände […] von geschichtlicher, künstlerischer oder sonstiger kultureller Bedeutung […], wenn ihre Erhaltung dieser Bedeutung wegen im öffentlichen Interesse gelegen ist“.

Viele dieser Bauten und andere Objekte sind normalerweise nicht zugänglich oder nicht auf den ersten Blick als Denkmäler zu erkennen. Das Besondere am Tag des Denkmals ist daher auch, solche Orte besuchen zu können und ihre Schönheiten mit Experten zu entdecken, etwas über die Geschichte zu erfahren, zu sehen, was an ihnen erhaltenswert ist, und zu lernen, welche Maßnahmen gesetzt werden, um ein Gebäude oder ein Ensemble, ein bildhauerisches Werk oder ein Gemälde, ein Straßenstück oder einen Garten in seiner Eigenart zu bewahren.

Es gibt viel zu entdecken:

Die ausgewählten Orte sind – auch das eine Besonderheit des Tages des Denkmals – über ganz Tirol verteilt, die Illusion gelingt auf die eine oder andere Weise.

Neben den genannten Gemälden in der Pfarrkirche Hl. Geist in Angath, die der Innsbrucker Maler Wolfram Köberl in den 1960er-Jahren geschaffen hat, und den barocken Wandmalereien in Stift Wilten gibt es noch zahlreiche andere illusionistische Bilder zu bestaunen. Zwei besonders hübsche Beispiele finden sich in Axams: In der Axamer Widumskapelle sind an den Wänden nicht nur religiöse Motive, sondern auch Wappen und eine Turnierszene zu sehen. Was es mit diesen weltlichen Abbildungen am sakralen Ort auf sich hat, wird am Tag des Denkmals genauer zu erfahren sein.

Im Schlösslhof der Familie Leis verbrachten früher die Nonnen von Frauenchiemsee ihre Sommerfrische. Der mit religiösen Szenen geschmückte „Festsaal“ war später die Tenne des Hauses – bis die Malereien wiederentdeckt und 1994 restauriert wurden. An dem Beispiel wird auch ein Aspekt der Denkmalpflege nachvollziehbar, den Kunstsinnige nur selten im Blick haben und über den sie sich wohl auch manche Illusion machen: Wie es ist, mit und in einem Denkmal zu leben. Ein gewisser Einschnitt

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TAG DES DENKMALS – ILLUSION 26. september 2014 www.tagdesdenkmals.at auf der Website sind auch die genauen adressen und Öffnungszeiten der gezeigten Denkmäler abrufbar.

Einen Besuch wert … … sind folgende Orte am 26. September 2014 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Angath: Pfarrkirche Hl. Geist Axams: Schlösslhof und Widumskapelle Fließ: Dorfzentrum Hall in Tirol: Salesianerinnenkloster Thurnfeld Hopfgarten: Kirchenruine Hörbrunn Innsbruck: Stift Wilten Kappl: Alpe Dias Karres, Roppen: Alte Landstraße Oetz: Kraftwerksruinen im Nedertal Lienz: Schloss Bruck Schwaz: Pfarrkirche, Palais Tannenberg-Enzenberg u. a.

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sei es schon, wenn ein Gebäude unter schutz gestellt werde, sagt Gabriele neumann vom landeskonservat für Tirol, aber „wir versuchen den kompromiss zwischen der möglichst authentischen Erhaltung des Objekts und den nutzungs- und Veränderungswünschen der Eigentümer zu finden“.

Schutzhütten – geschützt.

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Das triff t auch auf Bauten zu, denen man ihre besondere schutzwürdigkeit auf den ersten Blick nicht ansieht, wie almdörfer oder schutzhütten. „Bei Berghütten gibt es durch Gewerbe- und Brandschutzvorschriften derzeit einen großen Veränderungsdruck“, erzählt Gabriele neumann und begründet damit, warum mehrere alpenvereinshütten als Dokumentationsobjekte für den frühen alpinismus erhalten werden müssen.

Illusionen als Idee oder Vorstellung von etwas, was einmal war oder irgendwann sein wird, erzeugen noch zahlreiche weitere Plätze in Tirol: Die Bandbreite reicht dabei von der alpe Dias in kappl, die als Prototyp die Idee eines unberührten almdorfs verkörpert und seit 2007 unter

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schutz steht, bis zu den Überresten eines kraftwerksprojekts am stuibenfall aus der ns-Zeit, das von 1.200 Zwangsarbeitern verwirklicht hätte werden sollen. auch der ehrenvolle Plan einer privat finanzierten kirche in Hopfgarten erwies sich letztlich als Illusion. Von dem rohbau, den die Glasfabrikanten Friedrich zwischen 1853 und 1870 errichten ließen, ehe ihnen das Geld für den Weiterbau ausging, ist nur eine ruine stehen geblieben. Heute führt ein kulturwanderweg daran vorbei und weiter bis zur Burgruine Engelsberg aus dem 13. Jahrhundert.

Unterwegs.

Dass nicht nur ausgewiesene kulturwege, sondern auch ein einfaches stück straße ein Denkmal sein kann, lässt sich in karres erfahren, wenn der örtliche Verein zur Erhaltung von Verkehrsbauten auf einem rest der alten landstraße B1 zu kutschfahrten und spezialführungen einlädt. und in der silberstadt schwaz, der als schwerpunkt beim Tag des Denkmals gilt, wird die Illusion an mehreren Orten – Dachstuhl der Pfarrkirche, rabalderhaus, Palais Tannenberg-

Enzenberg – in eine Vision umgemünzt.

Vielleicht kommt schwaz damit einem wesentlichen Ziel von Denkmalpflege am nächsten: Historisches zu erhalten, um es auch für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. ×

EUROPEAN HERITAGE DAYS Die European Heritage Days, die jedes Jahr im september stattfinden, wurden 1991 vom Europarat ins leben gerufen und finden in mehreren europäischen ländern statt. seit 1998 hat auch Österreich seinen Tag des Denkmals und folgt an diesem den Prinzipien der European Heritage Days. so werden bevorzugt Denkmäler hergezeigt, die sonst verschlossen bleiben, spezielle aktivitäten angeboten – Führungen, ein Fotowettbewerb, kutschfahrten, kulinarisches – und Familienschwerpunkte gesetzt. Der Zugang zu allen Veranstaltungen ist kostenlos.

WErBunG

Sicher, zuverlässig und bequem Der Spezialist für Flughafentransfer und Geschäftsführer des Tiroler Unternehmens Four Seasons Travel, Oliver Dold, im Gespräch

Herr Dold, spürten Sie aufgrund des Wetters in diesem Sommer eine verstärkte Flugreisenachfrage? Oliver Dold: Das kann ich durchaus bejahen – vor allem im august haben wir vergleichsweise überdurchschnittlich viele last-minute Buchungen unserer einheimischen kundInnen bemerkt. auch unsere Tagesausflüge ins Ötztal zur area47 und ins aquadome wurden durchaus nachgefragt. Dies alles ist sicher auch den Wetterverhältnissen dieses sommers geschuldet.

Stichwort einheimische Fahrgäste – bemerken Sie hier andere Ansprüche als bei Ihren Urlaubsgästen aus dem Ausland? Oliver Dold: Eigentlich nicht.

Die Tiroler kennen und schätzen unsere serviceleistung. Pünktliche abholung direkt an der Haustüre, kostenloses mineralwasser, Tiroler Tageszeitung und einige Wochenmagazine in jedem Fahrzeug, zuverlässige anlieferung direkt an das abfluggate und geringe Wartezeiten am Flughafen bei der Heimreise sprechen für uns.

Vielleicht ist das Verständnis für die routenwahl bei unseren Tiroler Fahrgästen ausgeprägter, da jeder Einheimischer natürlich weiß, dass die autobahn im sommer von einigen Baustellen blockiert

wird und so fallweise eher einem großen Parkplatz ähnelt. Dies war vor allem im heurigen sommer wirklich ein Problem.

Wir müssen unseren touristischen Gästen immer wieder den Grund für eine streckenwahl über die uns bekannten schleichwege erklären, erhalten dann aber auch entsprechend lob für unseren zuverlässigen und bequemen service.

Komfort ist also durchaus ein Erfolgsfaktor Ihres Unternehmens? Oliver Dold: natürlich. Es macht einfach einen großen unterschied, ob ich ohne weitere Wege direkt von zu Hause ausgeruht zum Check in gebracht werde und dann bei der rückreise nach kurzer Wartezeit wieder in richtung zuhause unterwegs bin oder ob ich die an- und abreise bei starkem Verkehr in der sommerhitze selbst durchführe – entsprechende Parkplatzgebühren und die kilometergeldkosten kommen dann auch dazu. auch die anreise zum Flughafen per Bahn oder Fernlinienbus bedingt die selbstständige Organisation der anfahrt zum sammeltreffpunkt. Bei einer geringfügigen Verspätung warten diese anbieter leider nicht auf den Fahrgast. Gleiches gilt natürlich für die Heimreise, man denke nur an die Verzögerungen an der Gepäckaus-

gabe nach der landung – was im Falle wiederum stundenlange Wartezeit am Flughafen oder Bahnhof bedeuten kann. mit unserer neuen Buchungsklasse Economy Plus mit maximal zwei stopps auf der Transferstrecke und garantierter maximalwartezeit von 25 minuten am Flughafen, bieten wir auch kosten – und zeitbewussten Fahrgästen die möglichkeit eines schnellen und zeitlich kalkulierbaren Transfers im sammelshuttle, zusätzlich zur bereits bestehenden Private- und First Class.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Diese Wurst ist an uns vorübergegangen!

Vo n A Lo i s s c h Ö P F

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mmer dann, wenn ein besonders harsches sommergewitter den gefühlten Herbst in die nähe rückt, bin ich über eine nacht in Gmunden im salzkammergut. Das kommt, weil mich die dortigen Festspiele jedes Jahr für ein konzert einladen. stets nächtige ich dann im uralten Gasthaus zum Goldenen Brunnen bei T., dem Wirt, den ich nach all den Jahren als Freund bezeichnen würde.

Es ist nichts neues, dass Wirte und musikanten einander brauchen.

Der Wirt ist der, der immer bleibt, der musikant ist der, der immer weiterzieht. T. und sein Wirtshaus, das bedeutet: schwer zu verstehende stiegenlabyrinthe, kuschlige Zimmer mit Balkonen, der streng aufs Dach trommelnde regen des salzkammergutes, aber auch: feiste rindsuppen mit prallen schöberln, hauchzarter seesaibling mit schwitzenden Petersilerdäpfeln … aber moment: letzteres und Vorletzteres gilt nicht mehr. mein Freund T. hat nämlich sein restaurant zugesperrt. nach ein paar

Es ist nichts Neues, dass Wirte und Musikanten einander brauchen. Der Wirt ist der, der immer bleibt, der Musikant ist der, der immer weiterzieht. hundert Jahren ist die küche des Goldenen Brunnens jetzt kalt. Das habe ich erst allmählich bemerkt: Zu mittag bin ich angekommen, wie immer, hab mich dann kurz hingehaut, aber als ich in vorgewittriger Gmundner nachmittagsstimmung erwachte, war etwas anders als sonst. Die Terrasse unter meinem Balkon war so … so

© BÖHmE

un wissen es auch die Hintervorderdorfer: nicht nur, dass fen. Ob dies mit der föderalistischen Verfasstheit es schwule männer gibt, sondern auch solche, deren unserer republik konform geht, sollte dringend Ehrgeiz darin besteht, eine Frau zu sein. und solche, die diskutiert werden. sich, obwohl sie diesen Ehrgeiz haben, einen männerbart aufmalen.

Wobei, zweitens, eingestanden werden muss, Warum sie das tun, ist psychologisch noch ungeklärt, marketingmädass es mit der Entwicklung solcher Geschichten, ßig nicht: Denn damit hat Thomas neuwirth alias Conchita Wurst Bilder und sehnsüchte in letzter Zeit ohnehin mager ausschaut. man den songcontest in kopenhagen gewonnen. Er vermittelte den Jurys hängt sich lieber an medial induzierte Erregungszusammenhänge und dem Publikum überzeugend, dass sie gefahrlos modern sein an, statt zu versuchen, selbst unverwechselbares ins leben zu rufen. können, wenn sie ihm einen Preis geben.

Die reichlich betagte und verdienstvolle serie „mei liabste Weis“ ist so Die Folgen sind bekannt: Der OrF muss den nächsten Contest ausrichten und entschied sich für Wien, die Mediales Trittbrettfahren, um am Markt präsent zu sein, stadt der musik. Der Ärger in den konkurrenzstädten wirkt nur kurzfristig, ist teuer und sichert nicht dem Graz und Innsbruck war zwar groß, aber enden wol- Tourismus, sondern Medienkonzernen die Zukunft. lend. Zum einen, weil solch ein riesenevent, bei allem etwas. Ebenso der sich längst selbst musealisierende „musikantenlokalpatriotismus, vielleicht in der Bundeshauptstadt mit ihrer Infrastadl“ samt einer gloriosen Zeit, als noch „Zillertaler schürzenjäger“ struktur besser aufgehoben ist. und zum anderen, weil der ganzen versuchten, ins Popgeschäft vorzudringen. Oder gar, als das skifahangelegenheit, so werbeträchtig sie auch sein mag, jene inhaltliche ren erfunden wurde, was zu zahlreichen Weltmeisterschaften und substanz fehlt, die zum Beispiel Tirol bräuchte, um eine gehobene Olympischen spielen in Tirol führte.

Gästeschicht anzulocken.

Womit es Zeit ist, aus der misslungenen Bewerbung zwei schlüsse mediales Trittbrettfahren, um am markt präsent zu sein, wirkt zu ziehen: Der Tourismus lebt von schönen Bildern, Geschichten und nur kurzfristig, ist teuer und sichert nicht dem Tourismus, sondern sehnsüchten. Das Tourismusland Tirol hat zum Transport selbiger, medienkonzernen die Zukunft. Daher darf sich das Bedauern über wie man wieder einmal gesehen hat, keinerlei macht. Es muss sich die verpasste Chance in Grenzen halten. × vielmehr, wenn es überregional wahrgenommen werden will, trotz Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. rundfunkgebühren als Bittsteller und/oder Bestbieter erst einkau-

Kalte Küche

Von Erns t MoLDEn

still! nichts klapperte, nichts schepperte, niemand rief: Zahlen! Vom Balkon schaute ich hinunter. Da saßen nur ein weiblicher Gast mit einer Flasche „Emotion“ und ein männlicher Gast mit einer Wanderkarte. kein kellner. kein Besteck auf den Tischen. nix Wirtshaus. nach meinem konzert war Freund und Wirt T. wie immer da und ich fragte ihn. Ja, sagte er, wie ein tonnenschweres Gewicht sei es von seinen schultern geglitten, als er heuer seine küche geschlossen habe. so etwas sei kaum noch rentabel. Das Personal? Zu ehrgeizig und zu teuer (die köche), zu unausdauernd (die anderen). und der Gast? Immer seltener zufrieden, stets auf der Jagd nach luxus und neuer stimulation. Das, was hier seit langer Zeit gepflegt wurde, das klassische Wirtshaus, das gutbürgerliche Essen, das sei immer schwerer zu verwirklichen.

Gasthäuser gingen zunehmend verloren in der schere zwischen dem kulinarischen Budget-Trash, den es auf jeder Tankstelle gibt, und dem haubengekrönten Edelessen für reiche. T. erzählte das alles mit zarter melancholie, aber ohne echte Trauer. Ich merkte, dass es ihm besser ging, dass er weniger belastet war als in den Jahren zuvor. und als ich vor dem schlafengehen meinen ewigen spätabendGusto auf etwas süßes bekam, fand er doch noch etwas für mich.

Ein stück Frühstücksgugelhupf, und ich war zufrieden. × Ernst Molden, 46, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien seine neue Platte HO RUGG (monkeymusic) sowie das Buch WIEN MITTE (Deuticke).

50 naCHgEFRagT saIsOn

15 Fr aGEn an ...

Alfred Müller DrEI sCHÖnE OrTE auF DEr WElT (aussErHalB TIrOls): Südsteiermark, Unterwasserwelt im Roten Meer, amalfatinische Küste DIE GrÖssTEn TuGEnDEn Im TOurIsmus: : Offenheit und Freundlichkeit sowie ehrliche Gastfreundschaft DIE GrÖssTEn sÜnDEn Im TOurIsmus: Gewerbegebietsansiedelungen bei den Taleingängen hätten verhindert werden müssen.

DIE sTÄrkEn DEs TIrOlEr TOurIsmus: Breites und hochqualitatives Angebot für alle Altersschichten DIE sCHWÄCHEn DEs TIrOlEr TOurIsmus: Nichtbeachtung des Preis-Leistungs-Verhältnisses – führt zu fehlender Wertschöpfung DIE BEsTE IDEE DEr lETZTEn FÜnF JaHrE: Landschaft und Natur wurden besser in den Vordergrund gestellt und für den jungen, sportlichen Gast neue, attraktive Angebote geschaffen. lETZTEr urlauB (Wann unD WO?): Marling bei Meran im Herbst 2013 lEHrEr BIn ICH GEWOrDEn WEIl: Da halte ich es mit Konfuzius: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten“ DIE GraVIErEnDsTE ÄnDErunG auF DEn lEHrPlÄnEn In DEn lETZTEn 40 JaHrEn: Einführung der Schulautonomie

karrIErE Im TOurIsmus maCHT man, WEnn: man mit Fleiß, Freude und Engagement in seinem Beruf arbeitet.

In DEr ausBIlDunG VOn TOurIsmusFaCHkrÄFTEn IsT mIr PErsÖnlICH am WICHTIGsTEn: Neben der fachlichen Ausbildung sollte Raum für Persönlichkeitsbildung, Verhaltenskunde sowie das äußerliche Erscheinungsbild gegeben sein.

QualITÄT In DEr ausBIlDunG BEDEuTET FÜr mICH: Allgemeinbildung, mehrere Fremdsprachen, kaufmännisch, touristisch und gastronomisch vernetztes Denken, Praxis und Zusatzqualifikationen.

DEr lEHrPlan DEr ZukunFT muss BEInHalTEn: Ausweitung der Schulautonomie ICH WÜnsCHE mIr FÜr DIE ZukunFT DEs TOurIsmus: Gutes Diskussionsklima und Kooperationen, Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung für den Tourismus.

© PrIVaT

FÜr EInE TOurIsmussCHulE sOllTE sICH EnTsCHEIDEn, WEr: Freundlichkeit und soziale Kompetenz mitbringt. Wer kommunikativ, flexibel und ein Organisationstalent ist.

Alfred Müller – Direktor der Tourismusschulen Zillertal. Seit Gründung der Schule im Jahre 1974 ist er als Lehrer tätig. Nun tritt er in den Ruhestand.