50 Jahre Olympia-Stadt Innsbruck

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Das Magazin zum Jubil채um



03 Plakatkunst. Der Schneekristall war das zentrale Motiv der Olympischen Winterspiele 1964.

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Olympia 1964: Aufbruch in eine neue Zeit Olympia 1976: Innsbruck, die Zweite YOG 2012: Auf den Spuren der großen Idole Tirols größtes Dorf Olympischer Modernisierungsschub Olympische Geschichte in Objekten Mit olympischem Gedanken Ein Ort wie Olympia

Editorial Liebe Leserinnen und Leser, am 29. Jänner 1964, also vor genau einem halben Jahrhundert, wurden die IX. Olympischen Winterspiele eröffnet, Innsbruck fand nach der erfolglosen Bewerbung für 1960 endlich Einzug in den erlauchten Kreis der Olympiastädte. Keine Frage, die Spiele von 1964 waren ein Meilenstein in der Entwicklung der Tiroler Landeshauptstadt – sie haben Innsbruck nicht nur weltbekannt gemacht, sondern bildeten auch den Ausgangspunkt für einen tiefgreifenden Modernisierungsschub der damals immer noch vom Krieg gezeichneten Stadt. Das vorliegende Magazin widmet sich deshalb den „50 Jahren Olympiastadt“ nicht nur aus sportlicher Sicht. Neben den Spielen selbst und ihrer Organisation wird auch die städtebauliche Entwicklung beleuchtet. Nicht zu kurz kommen anlässlich des Jubiläums außerdem die Olympischen Winterspiele 1976, die YOG 2012 sowie einige Sportgroßveranstaltungen, die zwar nicht olympisch sind, aber dennoch den Ruf Innsbrucks als Sportstadt genährt und gefestigt haben. Und nicht zuletzt werden Sie auch auf die eine oder andere Anekdote stoßen, die hoffentlich dazu beiträgt, Innsbrucks olympische Geschichte in diesem Jubiläumsheft lebendig werden zu lassen.

Wir wünschen Ihnen jedenfalls eine angenehme und interessante Lektüre. Die Redaktion

Children’s Games 2016 Programm der Olympia-Sporttage Heißes Öl und kalte Kufen

50 Jahre Olympiastadt – Das Magazin zum Jubiläum, Beilage in der Tiroler Tageszeitung · Herausgeber: innsbruck-tirol sports GmbH, Maria-Theresien-Straße 29, 6020 Innsbruck · Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck · Redaktion: Mag. Sylvia Ainetter, Mag. Klaus Erler, Matthias Krapf (Ltg.), Mag. Daniel Naschberger, Mag. Barbara Wohlsein, Lisa Insam · Layout & Grafik: Angi Reisinger, Tanja Mintscheff · Kontakt Verlag: office@target-group.at, Tel. +43 (0)512/58 60 20, Fax +43 (0)512/58 60 20-2820, www.target-group.at · Hersteller: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.


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Die Sportstadt Innsbruck feiert 50 Jahre!

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as Jahr 1964 war für Innsbruck ein magisches Jahr. Mit der Austragung der IX. Olympischen Winterspiele hat sich die Tiroler Landeshauptstadt im wahrsten Sinne des Wortes im Sportolymp verewigt und damit den Grundstein für ihren mittlerweile traditionsreichen Ruf als alpin-urbane Sportstadt in den Alpen gelegt. Noch heute prägt dieses Ereignis neben den Faktoren Lebensqualität, Kultur und landschaftliche Schönheit auch die gute touristische Entwicklung unserer Stadt. Diese internationalen Sportgroßereignisse haben auch unsere Innsbruckerinnen und Innsbrucker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Große Euphorie und Aufbruchstimmung begleiteten die Spiele 1964. Die Bewerbe mit 1.091 AthletInnen stießen in Innsbruck auf reges ZuschauerInnen-Interesse. 70 Sonderzüge für 30.000 BesucherInnen aus Deutschland, 40.000 Jubelnde in der Axamer Lizum und 60.000 Fans bei Egon Zimmermanns Triumphfahrt am Patscherkofel verdeutlichten die große Begeisterung, die die Spiele auslösten. Ebendiese olympiawürdige Stimmung war später auch ausschlaggebend für die Zustimmung zu den Winterspielen 1976 und den Youth Olympic Games 2012. Für die Stadt selbst bedeuteten die Olympischen Winterspiele 1964 zudem eine große Chance in Bezug auf die Stadtentwicklung. Nicht nur zahlreiche Sportstätten entstanden – mit dem Startschuss für den Bau des Olympischen Dorfes wurde ein neuer Stadtteil geboren. Diese Nachhaltigkeit dauert bis heute an, denn es entstand dringend benötigter Wohnraum für die InnsbruckerInnen. Heute leben rund 9.000 Menschen aus 55 Nationen im jüngsten Innsbrucker Stadtteil. Im Lauf der 50 Jahre ist daraus eine lebendige und vielfältige Gemeinschaft entstanden, die das Miteinander in den Vordergrund stellt. Die Jubiläumsfeierlichkeiten rund um „50 Jahre Olympische Winterspiele“ wurden bereits am ersten Tag des Jahres mit dem Neujahrskonzert des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck eingeläutet. Jetzt steht der gemeinsame Blick zurück auf dem Programm. Ich freue mich mit Ihnen, liebe LeserInnen, auf eine spannende Reise durch Innsbrucks jüngste Stadtgeschichte.

Mag.a Christine Oppitz-Plörer Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Innsbruck


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50 Jahre Olympiastadt Innsbruck!

Im Zeichen der Ringe

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irol ist stolz auf seine Olympia-Landeshauptstadt Innsbruck! Vor 50 Jahren loderte erstmals das olympische Feuer aus den Schalen am Bergisel. Damit hat eine jahrzehntelange Erfolgs-Sportgeschichte im Herzen der Alpen begonnen. Ich gratuliere deshalb zu diesem runden Jubiläum besonders den tausenden ehrenamtlichen SportfunktionärInnen, SportlerInnen, SponsorInnen und allen Sportbegeisterten in Innsbruck und im ganzen Land. Durch ihren Einsatz, ihre Leistungen und ihre Begeisterung gilt Tirol heute weltweit als Wintersportland Nummer 1! Ein herzliches Dankeschön auch den Mitgliedern des Verbands „Neuarzl/Olympisches Dorf“ unter ihrem engagierten Präsidenten Friedl Ludescher für die Organisation und Vorbereitung des Festprogramms „50 Jahre Olympisches Dorf“ in Innsbruck, das am 29. Jänner 2014 mit dem Olympiaempfang am DDr.-Alois-Lugger-Platz seinen Anfang nimmt. Mit den Olympischen Winterspielen ist im Osten unserer Landeshauptstadt ein pulsierender Stadtteil entstanden. Der Verband „Neuarzl/Olympisches Dorf“ hat wesentlich die Geschichte dieses Stadtteils mitgeprägt. Das Land Tirol nimmt eine herausragende Rolle als weltweit anerkanntes Veranstalterland ein. Um Tirol auch in der Zukunft auf der internationalen Sportbühne entsprechend vertreten zu wissen, haben wir einen weiteren Maßstab zur Bewerbung für zukünftige Sportgroßereignisse österreichweit setzen können: Einheitliche Richtlinien für die Bundesfachverbände sollen bei Bewerbungen zukünftig als verbindliche Grundlage zur Beantragung von Förderungen dienen. Damit stellen wir ein koordiniertes Vorgehen bei Bewerbungen sicher und hoffen, auch in Zukunft international erfolgreich bestehen zu können und weitere, spannende Sport-Großveranstaltungen für unser Land zugesprochen zu bekommen.

Günther Platter Landeshauptmann von Tirol

er bei uns an Olympia denkt, der kommt an Innsbruck nicht vorbei. Die Stadt bleibt untrennbar mit den Olympischen Spielen von 1964 und 1976 verbunden, im Jänner 2012 – mit der Premieren-Auflage der Jugend-Winterspiele – stieg man dann endgültig zur Rekordstadt auf. Neben Innsbruck darf sich weltweit nur die Metropole London rühmen, die Olympischen Spiele oder das Olympische Feuer drei Mal in der Stadt beherbergt zu haben. Wie sehr die olympischen Veranstaltungen die 120.000-Einwohner-Stadt geprägt haben, sieht man natürlich am Stadtbild, es lässt sich aber auch an der Tatsache erahnen, dass die Protagonisten von damals, Egon Zimmermann, Karl Schranz, Toni Innauer und Franz Klammer, bei uns auch heute noch HeldenStatus genießen. Uns hat die Austragung der Jugendspiele 2012 große Anerkennung seitens des IOC eingebracht. „Auf Innsbruck kann man sich verlassen, wenn es um Wintersport geht. Ihr habt wieder gehalten, was ihr uns versprochen hattet“, schwärmte IOC-Präsident Jacques Rogge. Das ÖOC lädt übrigens sieben Medaillengewinner von 1964 nach Sotschi ein, um mit ihnen das 50-JahreOlympia-Jubiläum entsprechend feiern zu können. Wir freuen uns auf die gemeinsamen Tage in Russland.

Dr. Karl Stoss ÖOC-Präsident


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Innsbruck ist olympisch. Am 29. Jänner 1964 werden die IX. Olympischen Winterspiele am Bergisel erÜffnet, 50.000 Menschen sind vor Ort.


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Aufbruch in eine neue Zeit Von 29. Jänner bis 9. Februar 1964 stand Innsbruck im Mittelpunkt des Weltgeschehens. Die Austragung der Olympischen Winterspiele verhalf der Stadt zu internationalem Flair und nachhaltiger Bekanntheit. V O N S Y LV I A A I N E T T E R

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ls 1951 im Innsbrucker Gemeinderat die Bewerbung für die Olympischen Spiele 1960 beschlossen wurde, waren die Erwartungen groß. Wenige Jahre nach Kriegsende – die Schäden der Bombenangriffe waren noch nicht alle behoben – herrschte wieder Aufbruchsstimmung. Die Innsbrucker blickten in die Zukunft, träumten davon, zumindest für einige Tage der Mittelpunkt der Welt zu sein. Doch der Traum platzte: Innsbruck unterlag bei der Vergabe Squaw Valley im USBundesstaat Kalifornien. Während die Tiroler trauerten, atmete Bad Gastein erleichtert auf. Die Gasteiner behielten so nämlich die Austragung der Ski-WM 1960. Hätte Innsbruck sich durchgesetzt, wären sie verpflichtet gewesen, die Weltmeisterschaft abzulehnen. Es gab also eine Ski-WM in Bad Gastein, aber keine Olympischen Spiele in Innsbruck. Doch so schnell wurde der olympische Traum nicht begraben: Innsbruck bewarb sich ein weiteres Mal – und dieser zweite Versuch war von Erfolg gekrönt! Im Mai 1959 wurden die Olympischen Winterspiele 1964 der Tiroler Landeshauptstadt zugesprochen.

Unter dem Motto „die einfachen Spiele, eine Abkehr vom Gigantismus“ sollte die Vernunft im Vordergrund stehen. Doch die Organisatoren relativierten bereits von Beginn an ihren Leitsatz – schließlich verlange das Internationale Olympische Comité, so die Argumentation, den Ausbau der Kampfstätten und die Schaffung von Infrastruktur. Diese Auflagen habe man auch zu erfüllen. Dennoch wurde versucht, möglichst billig und praktisch zu bauen, fast alle Einrichtungen wurden so geplant, dass sie nach den Spielen von der Bevölkerung weitergenutzt werden konnten. Mit dem neuen Olympischen Dorf nutzte Innsbruck außerdem die Gelegenheit, auch die letzten Baracken im Osten der Stadt abzureißen.

Schneemangel. Die Vorbereitungen für das Großereignis starteten unmittelbar nach der Zusage. Neben der Errichtung der Kampfstätten, wie Eisstadion, Sprungstadion und Rodelbahn in Igls, waren noch zahlreiche weitere Vorbereitungen notwendig. Das Bundesheer leistete insgesamt 960.000 Arbeitsstunden. Sowohl in der Axamer Lizum als auch am Patscherkofel musste gerodet, planiert »


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„Den ganzen Rummel wie heute, mit Blitzlichtgewitter und Journalistenmassen, gab es damals noch nicht.“ LEN I TH URN ER R EN N R O DE L-BR ONZE ME DAI LLE N- GE W I NNE R I N

und besämt werden. Es wurden außerdem Zielhäuschen aufgestellt und Pistenkabel verlegt. Auch die Zufahrtsstraßen zur Axamer Lizum waren für ein Großereignis wie die Olympischen Spiele unzureichend: Hier baute das Bundesheer die Forststraße aus, um dann auch den Transport der Athleten, Funktionäre und Zuschauer zu den Wettkämpfen zu ermöglichen. In der Axamer Lizum, am Hoadl, wurde die Strecke für die Damenabfahrt vorbereitet, am Patscherkofel jene für die Herren. Dabei wurde darauf geachtet, die Strecken so zu wählen, dass bereits wenige Zentimeter Neuschnee ausreichten. Wie wichtig das sein sollte, zeigte sich kurz vor Beginn der Spiele. Als im November 1963 der erste Schnee fiel, waren die Verantwortlichen erleichtert und zeigten sich zuversichtlich. Doch sie hatten sich zu früh gefreut. Ein Wärmeeinbruch ließ den meisten Schnee wieder wegschmelzen, zum Teil waren die Strecken aper. Der Dezember war so warm wie selten zuvor. Am 5. Jänner 1964 fiel dann die Entscheidung: Schon allein, um optimale Trainingsbedingungen zu bie-

ten, musste Schnee herangeschafft werden. Die ersten Athleten würden bereits am 12. Jänner eintreffen. Und so wurde mit einem Masseneinsatz an Lastwagen, Material und Soldaten eine ganz und gar nicht bescheidene Schneetransportaktion gestartet. Am Patscherkofel entstand eine glatte, harte Piste, auf die Loipen rund um Seefeld wurden teils mittels Hornschlitten und Rückenkraxen der Schnee gebracht. Ulrich Pleger war damals Student in Innsbruck. Erst wenige Monate zuvor war er aus Berlin nach Tirol zum Studieren gekommen. Als an der Uni per Aushang Helfer für die Pistenpräparierung gesucht wurden, zögerte er nicht. „Ich war sehr gespannt auf dieses Ereignis und wollte unbedingt dabei sein. Als Helfer habe ich dann alle Wettkampfstätten gesehen, das war sehr beeindruckend“, erinnert er sich. Seine Aufgabe: Die Piste am Hoadl in der Axamer Lizum für die Damenabfahrt platt zu treten.

Unglücksfälle beim Training. Als die Athleten eintrafen, fanden sie beste Trainings- und Wettbewerbsbedingungen vor

– und das inmitten frühlingshafter Umgebung. Der ganze Stolz der Verantwortlichen war die Piste am Kofel – doch dieser Stolz sollte nicht lange anhalten. Die Piste war schnell, zu schnell für den 19-jährigen Australier Ross Milne. Beim Training kam er über den Pistenrand hinaus und prallte gegen einen Baum. Der junge Athlet starb auf dem Weg in die Klinik. Zwei weitere Rennläufer kamen weiter unten im Wald von der Ideallinie ab und verletzten sich schwer. Nach diesen tragischen Unglücksfällen kamen Zweifel an der Sicherheit der Rennstrecke auf, die englischsprachige Presse verlieh ihr gar den Namen „The Course of Fear“ (die Strecke der Angst). Nun befanden sich die Verantwortlichen unter Zugzwang: Es stand im Raum, die Herrenabfahrt überhaupt abzusagen oder in die Axamer Lizum zu verlegen. Nach langen Diskussionen entschied man sich dafür, den ursprünglichen Plan beizubehalten, doch die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. So wurde die Piste am Patscherkofel abgesichert wie eine Formel-1-Strecke. Ein zweiter Todesfall ereignete sich noch vor der Eröffnung der Spiele: Denn auch die


09 Die Spiele 1964 sind eröffnet. Eisschnellläufer im Wettkampf und das Olympische Feuer mit der Flamme aus dem griechischen Olympia

Prominente Gäste bei den Olympischen Spielen

Rodelbahn in Igls war rasant – bei einem Trainingslauf kam der britische Rodler Kazimierz Kay-Skrzypeski von der Bahn ab und starb. Der Schock war groß. Standen die Olympischen Spiele 1964 etwa unter einem schlechten Stern? Das ganze Land trauerte und setzte die Fahnen auf Halbmast. Leni Thurner, Rennrodlerin aus Mils bei Imst und spätere Bronzemedaillengewinnerin, erinnert sich an die Todesfälle: „Wir Damen waren bei diesem Trainingslauf nicht dabei. Dennoch kam ein Psychologe, um mit uns über den Todesfall zu sprechen. Angst hatte ich aber keine vor der Bahn.“ Die Athleten vertrauten weiterhin auf ihr Können. Zum Glück kam es zu keinen weiteren schweren Unfällen.

Feierliche Eröffnung. Am 29. Jänner 1964 was es dann endlich so weit: Die IX. Olympischen Winterspiele in Innsbruck wurden eröffnet. Erstmals fanden die Feierlichkeiten nicht in einem Eisstadion, sondern in einem Sprungstadion statt. Mit dabei waren 50.000 Besucher und Millionen Zuschauer vor den Fernsehbildschirmen. 21 Rundfunk- und ebenso viele Fernsehsender

übertrugen die Eröffnungsfeier in alle Welt. Für die damalige Zeit eine sensationelle Zuschauerzahl. Nach der Bundeshymne marschierten die Athleten aus 36 Nationen ein. Als „Zeremonienmeister“ fungierte der damalige Bundespräsident Adolf Schärf. Er sprach die magischen Worte aus: „Ich erkläre die IX. Olympischen Winterspiele, Innsbruck 1964, für eröffnet.“ Sechs amerikanische Sportler trugen daraufhin die Olympische Fahne ins Stadion. Der Bürgermeister von Squaw Valley übergab sie symbolisch an Dr. Alois Lugger, den Innsbrucker Bürgermeister – begleitet von tosendem Applaus. Doch der Höhepunkt der Zeremonie war die Entzündung des Olympischen Feuers. Erstmalig wurde bei Winterspielen das Feuer aus dem griechischen Olympia geholt. Bis dahin war das nur bei Sommerspielen üblich gewesen. Christl Staffner, Skifahrerin aus Kitzbühel, trug die Fackel in das Stadion. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, als sie die Fackel an Josl Rieder, Skifahrer aus Lermoos, übergab. Er entzündete das Feuer in der Schale. „Es war dies einer der feierlichsten »

Prinz Bertil von Schweden Kronprinz Harald von Norwegen Astrid Ferner (Prinzessin Astrid) von Norwegen Kronprinz Konstantin von Griechenland, Herzog von Sparta Königin Juliane von den Niederlanden Prinz Bernhard von den Niederlanden Prinzessinnen Beatrix und Margriet von den Niederlanden Schah von Persien mit Gattin Farah Diba Prinz Karim Aga Khan (Iran) Vico Torriani (Schweizer Schlagersänger und Showmaster) Maria Perschy (Schauspielerin) Ivan Desny (Schauspieler) Eddie Fisher (US-amerikanischer Sänger und Entertainer)

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Olympische Spiele sind nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch ein gesellschaftliches. Und so fanden sich 1964 zahlreiche prominente Gäste in der Tiroler Landeshauptstadt ein.

„In Innsbruck herrschte eine sehr internationale, großstädtische Stimmung.“ U L RICH PL EGE R VO L UNTEER 196 4


10 Sportliche Impressionen. Über 1.000 Athleten suchten in Innsbruck nach dem ewigen Ruhm.

Erste Male Zum ersten Mal wurde das Olympische Feuer für Winterspiele aus Olympia geholt. Zum ersten Mal wurden Winterspiele nicht in einem Eisstadion, sondern in einem Sprungstadion eröffnet. Die Olympischen Winterspiele 1964 waren die ersten, bei denen Schneemangel herrschte. Erstmals wurde mehr als eine Million Zuschauer bei Olympischen Spielen verzeichnet. Rennrodeln war 1964 das erste Mal olympisch. Erstmals konnten bei Alpinen Skiwettbewerben Hundertstelsekunden gemessen werden. Zum ersten Mal nahmen auch Athleten aus der Mongolei, Indien und Nordkorea bei Olympischen Winterspielen teil.

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Traum von Medaillen. Um jeden Zentimeter, um jede Hundertstelsekunde wurde bei den Spielen 1964 gekämpft – ob in der Loipe, auf der Schanze oder im Eiskanal. Oft entschieden nur Nuancen über Gold, Silber, Bronze oder Blech.


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Momente dieser farbenprächtigen Veranstaltung“, war am nächsten Tag in der Tiroler Tageszeitung zu lesen. Paul Aste, österreichischer Rodel- und Bobfahrer und das älteste Mitglied der Olympia-Auswahl, sprach, stellvertretend für alle Teilnehmer, den olympischen Eid. Die Spiele konnten nun beginnen!

Medaillensegen für Österreich.

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Hoch hinaus. Lange bevor der heute praktizierte V-Stil kam, jagten die Skispringer noch in Parallelstellung nach Weiten.

Die Olympischen Winterspiele 1964 waren für Österreich nicht nur deswegen etwas Besonderes, weil sie im Land ausgetragen wurden, sondern auch, weil sie aus sportlicher Sicht sehr erfolgreich verliefen: Zwölf Medaillen erlangten die österreichischen Sportler, davon viermal Gold, fünfmal Silber und dreimal Bronze. Nur Russland war im Winter 1964 erfolgreicher. Bereits am ersten Olympia-Tag, dem 30. Jänner 1964, kam es zum ersten sportlichen Höhepunkt. Beim Herren-Abfahrtslauf vom Patscherkofel boten sich die Rennläufer einen rasanten Kampf. Denn obwohl Neuschnee und Föhn der Piste das Tempo nahmen, war sie immer noch sehr anspruchsvoll und forderte alles Geschick der Rennläufer. Der Gewinner dieses Abfahrtslaufs: der Österreicher Egon Zimmermann. Der Koch vom Arlberg übernahm so die Nachfolge seines Landsmannes Karl Schranz, der in Chamonix Abfahrts-Weltmeister geworden war. Schranz selbst wurde Elfter. Eine Grippe machte ihm während der Spiele schwer zu schaffen. Dafür fuhr er im Riesenslalom zu Silber. Auch im Spezialslalom und im Doppelsitzer-Rodeln waren die Österreicher ganz vorne mit dabei: Josef Stiegler und das Duo Josef Feistmantl und Manfred Stengl holten sich eine Goldmedaille. Unschlagbar waren Österreichs Abfahrtsläuferinnen: Die Kitzbühelerin Christl Haas siegte vor Edith Zimmermann und Traudl Hecher. Drei Österreicherinnen unter den ersten drei! Als größte Siegerin von 1964 gilt allerdings die sowjetische Eisschnellläuferin Lidija Pawlowna Skoblikowa. Sie gewann alle vier Eisschnelllaufbewerbe. Im Rennrodeln spielte wieder eine Tirolerin ganz vorne mit: Leni Thurner gewann eine Bronzemedaille. „Ich wusste recht früh, dass ich die zwei DDR-Rodlerinnen nicht schlagen

konnte“, erinnert sie sich, „die waren viel professioneller aufgestellt als wir damals.“ Und so landeten sie auch auf Platz 1 und 2. Etwa 6.000 Zuschauer verfolgten die Damenrodlerinnen in Igls, „das war damals eine ganze Menge“! Doch die anhaltend warmen Temperaturen stellten für die Rodler eine große Herausforderung dar. Die Läufe mussten teils in der Nacht, teils sehr früh am Morgen durchgeführt werden. „Die Stimmung war trotzdem super! Auch das Miteinander unter den Sportlern war sehr herzlich. Wir sind auch immer gemeinsam vom Olympischen Dorf mit dem Bus zur Rodelbahn gefahren und haben uns gut unterhalten – von Konkurrenz war hier wenig zu spüren.“ Silber und Gold ging bei den Rennrodlerinnen also an die beiden Ostdeutschen Ortrun Enderlein und Ilse Geisler, Leni Thurner kam auf Platz 3. Sie kann sich noch gut an die Siegerehrung im Eisstadion erinnern: „Das war ein großartiger Moment! Danach sind wir noch alle gemeinsam in ein Gasthaus gegangen und haben etwas getrunken – den ganzen Rummel wie heute, mit Blitzlichtgewitter und Journalistenmassen, gab es damals noch nicht.“ Auch Ulrich Pleger, der nach seiner freiwilligen Olympia-Arbeit die Spiele intensiv mitverfolgte, erinnert sich: „Die Spiele waren bei weitem noch nicht so kommerziell wie heute. Der olympische Gedanke stand im Mittelpunkt, alles war sehr friedlich. In Innsbruck herrschte eine internationale, großstädtische Stimmung.“ Die Situation der Sportler in den 1960er Jahren war eine deutlich andere als heute, sagt Leni Thurner. „Ich habe zu der Zeit als Schreibkraft in der Bezirkshauptmannschaft in Imst gearbeitet. Für die Spiele musste ich mir Urlaub nehmen. Sponsoren gab es damals nicht, und schon gar nicht im Rodelsport.“ Mit Leistungssport Geld zu verdienen, war damals kaum möglich. „Ich habe mit dem Rodeln angefangen, um die Welt zu sehen“, so Thurner. Die großen Stars der Olympischen Spiele 1964 wurden oftmals nicht einmal auf der Straße erkannt. Nur wenige Menschen hatten einen Fernseher. „Das waren ganz andere Zeiten damals.“

Weltbekannt. Am Sonntag, den 9. Februar 1964, folgten die letzten Bewerbe dieser Winterspiele: »


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das Skispringen. 50.000 bis 60.000 Zuschauer waren bei den Wettkämpfen in Seefeld und auf der Bergisel-Schanze mit dabei. Die Medaillen teilten sich sowohl auf der 70-Meter- als auch auf der 80-Meter-Schanze die Norweger Toralf Engan und Torgeir Brandtzaeg und der Finne Veikko Kankkonnen. Letzterer sorgte mit 95,5 Metern für einen neuen Schanzenrekord. So hatten die IX. Olympischen Winterspiele einen würdigen sportlichen Abschluss gefunden. Am Abend war das Eisstadion zur Abschlussfeier gerammelt voll – die feierliche Zeremonie fand nach dem olympischen Protokoll statt: Avery Brundage, Präsident des Internationalen Olympischen Comités, erklärte die Spiele für beendet. Neben der griechischen und österreichischen Fahne wurde die Trikolore Frankreichs gehisst. Brundage rief dazu auf, bei den nächsten Olympischen Winterspielen, die 1968 in Grenoble stattfinden würden, teilzunehmen. Am Ende trugen acht Goldmedaillengewinner die Olympische Fahne aus der verdunkelten Halle. Vor der Eishalle erlosch zur selben Zeit die Olympische Flamme. Die Bilanz zeigte, dass die geplanten „einfachen Spiele“ nicht ganz so bescheiden ausgefallen waren: Rund 107.840.000 Schilling (etwa 7.837.038 Euro) wurden von 1960 bis 1965 ausgegeben, inklusive aller Sachaufwendungen. Dem gegenüber standen Einnahmen in Höhe von 83.730.000 Schilling. Erstmals hatten mehr als eine Million Zuschauer Olympische Spiele verfolgt, allein bei den alpinen Bewerben wurden 230.000 Besucher gezählt, bei der Eröffnung waren 50.000 Menschen dabei. „Wir können zufrieden sein“, titelte die Tiroler Tageszeitung am 10. Februar 1964. Wie sehr, sieht man heute noch: Denn die Olympischen Winterspiele 1964 machten Innsbruck auf der ganzen Welt bekannt.

Quellen: Offizieller Bericht der IX. OIympischen Winterspiele Innsbruck 1964, Organisationskomitee der IX. Olympischen Winterspiele in Innsbruck 1964(Hrsg.) unter der Redaktion von Friedl Wolfgang und Bertl Neumann | Harald Lechenperg (Hg.): Olympische Spiele 1964, Innsbruck, Tokyo 1964 | Kurt Jeschko: Winterolympiade 1964. Innsbruck. Ein Bericht in Wort und Bild, Wien 1964 | Kurt Bernegger (Text), A.F. Rottensteiner (Gestaltung): Olympia Innsbruck 1964, Wien 1964 | Fred Steinacher: Fredi Püls – der Mann ohne Maske, Innsbruck 2013.

Dreifachsieg für Rot-Weiß-Rot. Die Damenabfahrt am 6. Februar 1964 wurde zum großen Triumphzug für Österreich: Am „Hoadl“ belegten Edith Zimmermann , Christl Haas und Traudl Hecher (von links) die ersten drei Plätze.

Kunst am Eis. Die Besucher in der Eishalle sahen rasante Eishockey-Matches und gewagte Figuren beim Eiskunstlauf.


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Der Mann ohne Maske

© FRISCHAUF-BILD (3), IOC, TIROLER TAGESZEITUNG

Auf der Suche nach Edelmetall. Die Alpinen maßen sich am Patscherkofel und in der Axamer Lizum.

Großes mediales Echo. Die Ausgabe der Tiroler Tageszeitung vom 29. Jänner 1964 wirbt mit einem eigenen OlympiaSonderdienst.

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er kann schon von sich behaupten, an Olympischen Spielen in seiner Heimatstadt teilgenommen zu haben? Nur sehr wenige Innsbrucker Sportler waren bei den Spielen dabei, einer ist Fredi Püls, damals Tormann der Österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft. „Faszinierend, wie Josl Rieder mit der Fackel des Olympischen Feuers die Stufen des Gegenhanges im Stadion hinaufschritt und Ing. Aste den Eid schwor, das waren für mich – in meiner Heimatstadt – mit die emotionalsten Augenblicke dieser Spiele“, erinnert er sich in dem Buch „Fredi Püls – Der Mann ohne Maske“. Die österreichische Eishockey-Nationalmannschaft musste zu Beginn in der Messehalle spielen – vor maximal 1.000 Zuschauern. Nach zwei Siegen durften die heimischen Hockeycracks aber in die große Halle im neuen Eisstadion, wo ihnen 5.000 Menschen zusahen. Doch auch die Unterstützung der Fans verhalf den Österreichern nicht zum Sieg gegen die deutlich stärkeren Gegner. Gold holte die Sowjetunion, Silber ging an Schweden und Bronze an die Tschechoslowakei.

Die GoitschelSchwestern

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ei den alpinen Damenrennen waren zwei Französinnen die ungeschlagenen Stars. Die Schwestern Marielle und Christine Goitschel. Im Slalom siegte die 19-jährige Christine, Marielle kam auf den zweiten Platz. Beim Riesentorlauf wechselten die beiden die Plätze. Die jüngere Marielle holte hier Gold, während sich ihre Schwester mit Silber begnügte. Die beiden Schwestern sorgten allerdings auch abseits der Piste für Aufsehen. Bei einer Pressekonferenz erzählte Marielle den Journalisten, sie sei heimlich mit dem Rennläufer Jean-Claude Killy verlobt. Christine bestätigte die Geschichte. Doch als Killy danach gefragt wurde, stellte sich heraus, dass die GoitschelSchwestern sich nur einen kleinen Scherz mit der Presse erlaubt hatten.


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Innsbruck, die Zweite Gerade einmal zwölf Jahre sollten vergehen, da brannte die olympische Flamme schon wieder am Bergisel. Innsbruck profitierte von einer Olympiaunwilligen Bevölkerung in Colorado und machte die Winterspiele 1976 mit viel Enthusiasmus und Erfahrung zu einem unvergesslichen Ereignis. VON DANIEL NASCHBERGER

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er 5. Februar 1976 war kein Tag wie jeder andere – zumindest nicht für den durchschnittlichen Österreicher. Jener Donnerstag vor 38 Jahren ist heute noch in vielen Köpfen mit einem sportgeschichtlich höchst freudigen Ereignis verbunden und trug zur Legendenbildung eines jungen Bergbauernburschen aus Mooswald bei. Es war einer jener Momente, der eine ganze Nation vereinte und in kollektive Ekstase versetzte. Alle rot-weiß-roten Daumen waren gedrückt, als sich Franz Klammer am frühen Nachmittag den Patscherkofel hinunterstürzte – und als der 22-jährige Kärntner mit seinem legendären Ritt über den Innsbrucker Hausberg auch noch Olympiagold für Österreich holte, verfiel das Land in einen Rauschzustand. Obwohl die XII. Olympischen Winterspiele danach noch zehn Tage andauern sollten, war das Highlight aus heimischer Sicht bereits geschehen. Und derart euphorisch wie an jenem 5. Februar 1976 wurden auch in den Jahrzehnten danach wohl nur mehr wenige sportliche Höhepunkte in der Alpenrepublik gefeiert.

„Der Jubel um den Olympiasieger Klammer sprengte alle Grenzen“, konstatierte der Sportjournalist Gerhard Zimmer damals im offiziellen Bericht der Österreichischen Sporthilfe. Etwas pathetischer formulierte es ein kurz nach den Spielen erschienenes Buch: „Vom Sonnenlicht übergossen und von der Begeisterung seiner Landsleute umspült, genoss Franz Klammer den Triumph des Sieges. Die Goldmedaille im Abfahrtslauf machte ihn zu einem Volkshelden, in dessen Glanz sich auch viele andere sonnten.“

Mit Feuereifer zur Eröffnung. Josef Feistmantl hingegen hatte das große Nervenflattern bereits mehrere Stunden vor Klammers Sternstunde verspürt. Der damals 36-jährige Tiroler war eigentlich schon ein Olympia-Haudegen und es war auch keine sportliche Herausforderung, die ihm Kopfzerbrechen bereitete – vielmehr die ihm zugetragene ehrenvolle Aufgabe, die er fehlerfrei bewältigen wollte. Bei den ersten Innsbrucker Winterspielen 1964 hatte der junge, unbekümmerte Feistmantl im Rodel-Doppelsitzer mit seinem Salzburger Partner Manfred Stengl die

Goldmedaille erobert. Später wurde er zudem noch Europameister im Doppelsitzer und Weltmeister im Einsitzer. All diese sportlichen Erfolge traten allerdings am 4. Februar 1976 in den Hintergrund. Josef Feistmantl war vor den Winterspielen zusammen mit der früheren Skirennläuferin Christl Haas dazu auserkoren worden, am Eröffnungstag das Olympische Feuer am Bergisel zu entzünden. Einer der bedeutendsten und aufregendsten Tage seines Lebens, wie der heute 74-Jährige betont: „Es war eine große Ehre, die Flamme entzünden zu dürfen. 1964 hatte ich die Eröffnungsfeier verpasst, weil ich beim Trainieren war, 1976 war ich nun mittendrin im Geschehen. Man hatte mich wohl unter anderem daher ausgewählt, weil ich meinen Weltmeistertitel 1969 einem kurz zuvor verunglückten, polnischen Fahrerkollegen gewidmet und die Medaille dessen Mutter übergeben hatte – diese Geste wurde mir hoch angerechnet.“ 600 Millionen Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt sahen Feistmantl zu, als er mit der Fackel in der Hand die Stufen im bis auf den letzten Platz gefüllten Bergiselstadion nach oben lief, um die Olympischen Spiele mit der »


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Einmarsch am Bergisel. Die österreichische Olympiamannschaft mit Fahnenträger Franz Klammer an der Spitze bei der Eröffnungsfeier

XII. Olympische Winterspiele 1976 Mannschaften: 37 Athleten: 1.123, davon 231 Frauen Wettbewerbe: 37 in 6 Sportarten Eröffnung: 4. Februar 1976 Schlussfeier: 15. Februar 1976 Eröffnet durch: Rudolf Kirchschläger (Bundespräsident) Olympischer Eid: Werner Delle-Karth (Sportler) und Willi Köstinger (Kampfrichter) Olympische Fackel: Josef Feistmantl und Christl Haas Medaillenjäger. Insgesamt verliefen die Spiele für die Gastgebernation mit sechs Mal Edelmetall mittelmäßig. Lichtblick waren vor allem die Skispringer, sie holten die Hälfte der österreichischen Medaillen.


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Star der Spiele. „Gold-Rosi“ Mittermaier schnappte sich drei Medaillen, in Abfahrt und Slalom Gold.

Skurril, aber beliebt

Wie man nun dazu gestanden haben mag: In jedem Fall war das weiße Männchen mit dem roten Tirolerhut, den schwarzen Knopfaugen und der Karottennase vier Jahre nach dem Münchener Dackel „Waldi“ – dem ersten offiziellen OlympiaMaskottchen – eine Art Vorreiter in der Maskottchenhistorie Olympischer Spiele. Und im Gegensatz zu manch späteren, merkwürdigen Auswüchsen olympischen Glücksbringerdesigns war der Innsbrucker Schneemann geradezu liebenswürdig.

Strahlemänner. Karl Schnabl (rechts) und Toni Innauer (links) flogen am Abschlusstag auf der Großschanze zu Gold und Silber und verhalfen den Gastgebern zu einem versöhnlichen Ausklang.

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Das Maskottchen der Winterspiele von 1976 wurde durchaus kontrovers gesehen. Den einen – und das waren nicht nur Kinder – gefiel es außerordentlich gut, die anderen wiederum schreckte es eher ab. Jedenfalls war der „Schneemann“ in sämtlichen Größen omnipräsent und die Plüsch-Ausgabe erfreute sich unter Sammlern größter Beliebtheit.

Besucherandrang an der Loipe. Die Wettkämpfe in Seefeld waren ebenso wie jene in Innsbruck sehr gut besucht.


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Royale Liebe Sie nahm bereits 1972 bei den Sommerspielen in München ihren Anfang, sollte sich in Innsbruck aber zur wahren Liebe entwickeln. Schwedens König Carl XVI. Gustaf war bei Olympia 1976 zugegen – nicht nur zur Unterstützung der schwedischen Sportler, sondern auch wegen einer gewissen Silvia Sommerlath, die es ihm angetan hatte und die als Assistentin der Hostessenverantwortlichen arbeitete.

traditionellen Zeremonie zu eröffnen. Dass dabei letztlich alles perfekt ablief, bezeichnet Feistmantl heute als glückliche Fügung – immerhin war das Entzünden des Feuers vor Beginn der Spiele kein einziges Mal trainiert worden: „Ich wurde kurz vor der Eröffnung vom Goldenen Dachl hinauf zum Bergisel chauffiert. Zuerst hieß es, ich solle die Stufen langsam hinaufgehen – als man aber bemerkte, dass man in zeitlichem Verzug war, bekam ich die Anweisung zu laufen. Das war bei 180 Stufen schon recht anstrengend und ich war froh, dass ich nicht gestolpert bin.“ Ein wenig außer Atem erreichte Feistmantl schließlich sein Ziel – und sorgte kurze Zeit später für einen bewegenden Augenblick. Er entzündete das Feuer für 1976 – Christl Haas danach noch ein zweites für die Spiele von 1964. Was keiner der Zuschauer wusste: Dies geschah mit der Fackel von 1964. „Die vorgesehene Fackel funktionierte plötzlich nicht mehr, man musste schnell reagieren. Der Zeremonienmeister hatte aber zufällig die alte, die noch über Pech entzündet wurde, parat und hat sie mir in die Hand gedrückt – das war das Glück der Veranstalter“, erinnert sich Josef Feistmantl mit einem Lächeln zurück. Es war nicht die einzige Panne der Eröffnungsfeier, eine jedoch konnte nicht auf die

Schnelle kaschiert werden. Als OK-Präsident Fred Sinowatz, damals Bundesminister und später Bundeskanzler, zur Rede schritt, streikte das Mikrofon. Nach minutenlangen, letztlich erfolgreichen Reparaturarbeiten erklärte Sinowatz schlagfertig: „Es sind doch einfache Spiele.“

Einfache Spiele, die Zweite. Er prägte damit das Bonmot der Winterspiele. Das Adjektiv „einfach“ trug bereits Olympia 1964, zwölf Jahre später wurde es erneut propagiert. „Die Olympischen Spiele 1976 können definitiv als einfach bezeichnet werden, weil die Nachhaltigkeit im Vordergrund stand. Es wurde die damals größte Hauptschule Westösterreichs errichtet, das Pressezentrum wurde nach den Spielen von der Universität genutzt. Im O-Dorf entstanden neue Wohnungen, dazu kamen neue Verkehrsverbindungen. Innsbruck war die erste Stadt Westösterreichs mit Farbfernsehen. Wir haben einen gewaltigen Schritt in der Infrastruktur gemacht“, erzählt Romuald Niescher, Innsbrucks Alt-Bürgermeister, damals noch als amtsführender Stadtrat für das Wohnungswesen vielbeschäftigt. „1964 konnte ich mir etliche Bewerbe anschauen und die Spiele voll auskosten, als Ersatz-Gemeinderat war ich noch nicht in einer verantwortungsvollen Position. »

„Damals war es gerade auf der Kippe, ob es was werden würde oder nicht. ROM U AL D NIES CHER 1976 S TADT RAT

„Damals war es gerade auf der Kippe, ob es was werden würde oder nicht. Deshalb bekamen wir vor einem Bankett des Königs auf der Hungerburg das Aviso, nicht in Gegenwart von Carl Gustaf über Silvia zu sprechen. Ein US-amerikanisches IOC-Mitglied hatte das aber offenbar nicht mitbekommen und ihn gleich direkt nach ihr gefragt“, muss Romuald Niescher heute noch über diese Episode lachen. Es wurde schließlich doch noch etwas aus den beiden, Innsbruck gab vielleicht den Ausschlag für die royale Hochzeit im Juni 1976.


© FRANZ OSS

18 „Die Olympischen Spiele 1976 können definitiv als einfach bezeichnet werden, weil die Nachhaltigkeit im Vordergrund stand. Innsbruck hat einen gewaltigen Schritt in der Infrastruktur gemacht.“ RO MUALD N IESC H ER 1976 AM TSF ÜHR E NDE R S TADT RAT

Das änderte sich vor 1976, als ich mit fünf Bauern aus Arzl wegen der Fläche für das zweite ODorf verhandeln musste und zudem während der Spiele für ein von der Bundesregierung und Diplomaten genutztes und daher schwer bewachtes Haus in der Sebastian-Scheel-Straße zuständig war. Wettkämpfe habe ich damals nur vor dem Fernseher miterlebt“, berichtet der 80-Jährige, der wie fast der gesamte Gemeinderat sowie ein Großteil der Bevölkerung einer zweiten Auflage Olympischer Winterspiele in Innsbruck äußerst positiv gegenüberstand. Der Besucherandrang sprach jedenfalls für sich: Rund 1,5 Millionen Menschen strömten zwischen 4. und 15. Februar 1976 zu den Events und sorgten damit für einen Weltrekord.

und Rodelbahn und es wurde der Grundstein für Tirols Ruf als Sportland gelegt“, ist Josef Feistmantl vom positiven Effekt der Olympischen Spiele überzeugt, fügt aber auch hinzu, dass die ersten Spiele auf österreichischem Boden weitaus familiärer abgelaufen waren: „1976 war das Ganze schon sehr kommerziell ausgerichtet, der Medienrummel war um einiges größer. Die Sportler waren auch schon viel professioneller, vor allem jene aus der UdSSR, DDR und den Vereinigten Staaten. Wir haben noch neben der Vollzeitarbeit unsere Trainingseinheiten abgespult, viele der Athleten 1976 konnten sich über Monate hinweg ausschließlich auf den Sport fokussieren.“

Referendum bringt Olympia.

Aus sportlicher Sicht liefen oder fuhren die Gastgeber im Gegensatz zu 1964 in vielen Bewerben hinterher – lediglich sechs Medaillen wurden den Ansprüchen nicht ganz gerecht. Zumindest hielt „Kaiser Franz“ dem hohen Druck am Patscherkofel stand und mit Skispringer Karl Schnabl, der das Skigymnasium in Stams durchlaufen hatte, sorgte am Abschlusstag der Spiele erneut ein Kärntner für Österreichs zweite Goldene. Zusammen mit dem trotz oder gerade wegen der Silbermedaille bitter enttäuschten zweitplatzierten Toni Innauer fuhr Schnabl auf der Großschanze einen Doppelsieg ein, ein versöhnliches Ende für Rot-Weiß-Rot. Gefeiert wurde Karl Schnabl, der zuvor bereits Bronze auf der Normalschanze erobert hatte, überschwänglich, nahm es aber wohl anders zur Kenntnis als sein alpiner Sportlerkollege am Eröffnungstag – so sah dies zu-

Gemischte Gefühle für Austria. Dass die Tiroler Landeshauptstadt innerhalb von 13 Jahren schon zum zweiten Mal Olympische Spiele ausrichten durfte, lag einzig und allein an der ablehnenden Haltung vieler Bewohner des US-Bundesstaates Colorado. Ein Referendum hatte 1972 nämlich dazu geführt, dass die eigentlich vom IOC für die Austragung vorgesehene Hauptstadt Denver die Spiele zurückgab. Innsbruck reagierte prompt und setzte sich bei einer zweiten Vergaberunde gegen Lake Placid, Chamonix und Tampere durch. Dementsprechend wenig Zeit hatte man bei der Planung der Veranstaltung, die letztlich erneut ein großer Erfolg wurde. „Für Innsbruck hätte damals nichts Besseres passieren können, als innerhalb kurzer Zeit erneut die Olympischen Spiele zu empfangen. Die Sportanlagen von 1964 wurden saniert, man errichtete zum Beispiel eine neue Bob-

mindest Journalist Gerhard Zimmer in seinem Resümee: „Dabei eignet sich Karl Schnabl mit seinem nach innen gekehrten Wesen nicht annähernd so gut zum Volkshelden wie sein Landsmann Franz Klammer.“ Die weiteren österreichischen Medaillen gingen an die Rodel-Doppelsitzer Rudolf Schmid und Franz Schachner, die vor ihrem dritten Rang der Grippevirus gepackt hatte und die deshalb mit glasigen Augen Bronze empfingen, sowie Abfahrerin Brigitte Totschnig, die ihre Tränen der Enttäuschung als gescheiterte Topfavoritin nicht zurückhalten konnte. Drei Minuten lang durfte sie sich als Olympiasiegerin wähnen, ehe sie von der Deutschen Rosi Mittermaier, die im Laufe der Saison noch keinen Weltcup-Podestplatz in der Abfahrt erreicht hatte, geschlagen wurde. „Gold-Rosi“ legte noch den Olympiasieg im Slalom und Silber im Riesentorlauf nach und avancierte so zum großen Star der Spiele. Feiern durften noch viele andere – etwa die sowjetischen Medaillengewinnerinnen Tatjana Awerina (zweimal Gold, zweimal Bronze im Eisschnellauf) und Raissa Smetanina (zweimal Gold, einmal Silber im Langlauf) und das sowjetische Eishockeyteam nach der vierten Olympia-Goldenen in Serie. Dennoch wussten sich die Herren der „Sbornaja“ durchaus zu benehmen. „Die haben ihre Räumlichkeiten im O-Dorf sehr ordentlich hinterlassen, da sah man vielleicht den Drill. Ganz anders war das etwa bei den kanadischen Eishockeycracks – deren Zimmer mussten wir nach Olympia renovieren“, schmunzelt Romuald Niescher über eine der zahlreichen Anekdoten einer unvergesslichen Zeit.

QUELLEN: Offizieller Bericht der XII. OIympischen Winterspiele Innsbruck 1976, Organisationskomitee der XII. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1976 (Hrsg.) unter der Redaktion von Bertl Neumann | Annemarie Moser-Pröll, Martin Furgler, Jo Viellvoye: Oly. Innsbruck ‘76, Bern 1976 | Bertl Neumann in: Sportamt der Stadt Innsbruck (Hrsg.): 25 Jahre Innsbruck Olympiastadt, Innsbruck 1989 | Gerhard Zimmer in: Offizieller Bericht der Österreichischen Sporthilfe, Wien 1976 | Website des IOC: www.olympic.org/innsbruck-1976-winter-olympics | Website des ÖOC: www.oeoc.at/museum


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Ein Held in Rot-Weiß-Rot 2013 feierte er seinen 60. Geburtstag. 1976 machte er sich mit gerade einmal 22 Jahren dank eines unvergesslichen Ritts über den Patscherkofel zur österreichischen Allzeit-Sportlegende. Ein Gespräch mit Franz Klammer

© IOC

H „Es war schon ein Riesenrummel um meine Person – aber ehrlich gesagt habe ich mich auch gerne feiern lassen!“ FR A N Z K LAMMER A B FA H RT S - O LY M PI ASI E G E R

err Klammer, welche Erinnerungen haben Sie an den 5. Februar 1976? FRANZ KLAMMER: Natürlich nur die besten, denn das war einer der wichtigsten und schönsten Tage in meinem Leben. Damals hat sich in meinem Leben alles nur um Sport und Erfolg gedreht. Ich ging bei der Abfahrt als großer Favorit an den Start und wollte unbedingt gewinnen – und das ist mir letztlich zum Glück gelungen, ein Meilenstein meiner Karriere. Ist die Erinnerung an Ihre Siegesfahrt heute noch hin und wieder präsent? Sie ist eigentlich immer da. Wenn ich beispielsweise Skifahren am Arlberg war und dann bei der Heimfahrt an Innsbruck vorbeikomme und den Patscherkofel sehe, taucht die Erinnerung daran wieder auf – nicht nur an die Fahrt, sondern auch an den Druck, der auf mir lastete, und den unbeschreiblichen Moment, als feststand, dass ich Olympiasieger bin. Die Fahrt an sich hat sich bei mir ganz genau eingebrannt, ich kann mich noch genau an jedes Teilstück erinnern – ich habe mich voll fokussiert, alles Nebensächliche ausgeblendet und dann im Ziel realisiert, wie die Menschen um mich herum gejubelt haben. War es eine perfekte Fahrt? Ich denke schon, es hat einfach alles gepasst, ich habe das Risiko ganz genau dosiert. Ich bin im Rennen eine andere Linie gefahren als beim Training, wo es für mich noch nicht perfekt lief. Als es darauf ankam, hat das Timing gestimmt – so hab ich dem Bernhard Russi nach anfänglichem Rückstand noch fünf Zehntel abgenommen. Wobei du während der Fahrt sowieso nie weißt, ob du vorne oder hinten bist. Wie kann man sich die Tage nach dem Olympiasieg vorstellen? Es war schon ein Riesenrummel um meine Person – aber ehrlich gesagt habe ich mich auch gerne feiern lassen. Das konnte ich über Wochen so richtig

genießen, nach dem Sieg ist mir ein immens großer Stein vom Herzen gefallen, die Erleichterung war riesig. Wenn ich alles gegeben hätte und jemand wäre dennoch schneller gewesen, hätte ich das ausgehalten – aber ich wollte einfach keinen Fehler machen. Wie groß Anspannung und Druck wirklich gewesen waren, musste ich in den ersten Tagen nach dem Rennen erfahren: Ich bekam hohes Fieber und lag erst einmal flach – aber mit dem Olympiasieg im Rücken war das Auskurieren schon angenehmer. Wie war das Gefühl, Held einer ganzen Nation zu sein? Davor hatte ich mich nicht damit befasst, in erster Linie fährt man ja für sich selbst. Aber nach dem Sieg bekam ich immer mehr das Gefühl, für eine ganze Nation gefahren zu sein. Es waren ganz bewegende Momente, als die Hymne bei der Siegerehrung abgespielt wurde – unvergesslich. Wie haben Sie die Spiele in Innsbruck generell erlebt? Sportlich waren sie für mich nach der Abfahrt ja nicht vorbei, ich bin noch im Slalom und Riesentorlauf angetreten. Und zwischendurch bin ich nach Hause gefahren, um Kraft zu tanken, habe also einige Tage nicht vor Ort erlebt. Ich habe nur positive Erfahrungen mit Olympia in Innsbruck gemacht – ich hatte das Gefühl, dass die ganze Bevölkerung dahinter stand und alle Verantwortlichen Gas gaben, um eine tolle Veranstaltung für Österreich hervorzubringen. Bleibt das Gefühl des Olympiasiegers ewig vorhanden? Ja, schon. Man ist und bleibt Olympiasieger ein Leben lang. Das ist kein Wanderpokal, sondern ein anhaltendes schönes Gefühl über Jahrzehnte hinweg. Das erleben nicht so viele Menschen, ich bin froh, einer von ihnen zu sein. Vielen Dank für das Gespräch.


Auf den Spuren der großen Idole Im Jänner 2012 erlebten Innsbruck und Seefeld eine Weltpremiere: Über tausend 14- bis 18-jährige Sportler aus aller Welt trafen sich zu den ersten Olympischen Jugendwinterspielen der Geschichte. V ON L I SA I N S A M

D

as Fazit von IOC-Präsident Jacques Rogge fiel eindeutig aus: „Den Olympischen Jugendspielen steht eine glänzende Zukunft bevor. Ich kann sagen, dass die Spiele exzellent waren. Das Organisationskomitee hat tolle Arbeit geleistet, die Athletinnen und Athleten waren glücklich und wir haben hervorragende sportliche Leistungen gesehen.“ Auch der Chef des Organisations-

komitees, Peter Bayer, denkt sehr gerne an die Zeit zurück: „Wir haben es geschafft, ein Sportfest zu organisieren, bei dem den Teilnehmern und der Bevölkerung etwas geboten wurde. Wir haben unser Versprechen gehalten. Nicht nur, weil wir die Spiele entsprechend dem gegebenen Budget organisieren konnten, sondern auch dank der Inhalte, die neben dem Sportlichen geschaffen wurden.“


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© GEPA (4), YOG 2012 (2)

Junge Athleten, erwachsene Leistung: Die YOG präsentierten sich durch und durch olympisch.

Das Konzept der „Jugendspiele“, die sich als ein riesengroßes Erlebnis für Athleten, Organisatoren, freiwillige Helfer und das Publikum herausstellen sollten, war am Anfang noch völlig unbekannt und stieß bei so manchem auf Skepsis. Weder die beteiligten Sportverbände noch die Stadt wussten, wie die Spiele ablaufen würden. Man kannte die Vision von Präsident Jacques Rogge, besuchte dann die ersten Sommerspiele in Singapur und konnte dort auch einiges mitnehmen. Allerdings empfand man die Spiele in der Mega-Metropole als überdimensioniert und vermisste Authentizität, erinnert sich Bayer. In Innsbruck konzentrierte sich das Organisationkomitee deshalb sehr auf die olympischen Werte und wollte das Ganze mit einem jugendlichen, frischen Spirit auflockern: „Innsbruck hat ja ein eigenes olympisches Gen, das macht’s natürlich leichter. Wir haben das IOC schon ein paar Mal herausgefordert, wollten etwa bestimmte Bereiche wie das Kultur- und Bildungsprogramm für die heimischen Jugendlichen öffnen. Ansonsten wäre, glaube ich, der Funke nicht übergesprungen.“ Das Konzept hat funktioniert – der olympische Geist war an allen Ecken und Enden der Stadt zu spüren. Tausende bunt gekleidete Menschen und fast 1.000 Medienvertreter feierten gemeinsam mit der Innsbrucker Be-

völkerung ein großes, internationales Sportfest. Getreu dem Motto „Teil sein ist alles.“

Klares Votum. Die Entscheidung über die Vergabe im Jahr 2008 bedeutete mit 84 zu 15 Stimmen die größte Zustimmung in der Geschichte des IOC. Der wichtigste Grund für das klare Votum für Innsbruck als Austragungsort war, dass das IOC wusste, dass man sich auf die olympiaerprobte Alpenstadt verlassen kann: „Wir haben Sportverbände, die jedes Jahr Weltcups und Weltmeisterschaften organisieren und daher wissen, wie das geht. Und bis auf den Funpark im Kühtai waren alle Sportstätten bereits vorhanden“, so Bayer. Innsbruck konnte sich deshalb darauf konzentrieren, Inhalte zu schaffen, die über den Sport hinausgehen. Man suchte gezielt Kontakt zu Jugendlichen, arbeitete verstärkt mit digitalen Medien, organisierte ein attraktives Rahmenprogramm, wie zum Beispiel einen Kochkurs mit US-Superstar und YOG2012-Botschafterin Lindsey Vonn. Die Athleten zeigten sich durchwegs begeistert: Bei einer Umfrage des Organisationskomitees beschrieben die jungen Nachwuchssportler die Spiele als hervorragend organisiert und mit keiner anderen sportlichen Großveranstaltung vergleichbar. Vor allem die Eröffnungsfeier im Bergiselstadion hinterließ großen Eindruck. »

Veranstaltungsstätten Olympiaworld Innsbruck: Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Short Track Bobbahn Igls: Rodeln, Bob, Skeleton Patscherkofel: Ski Alpin Messe Innsbruck: Curling Maria-Theresien-Straße: Medals Plaza, Konzerte und Abschlussfeier Bergisel: Eröffnungsfeier Congress: Kultur- und Bildungsprogramm Olympisches Jugenddorf: Neu entstandene Passivhaus-Siedlung Seefeld: Skispringen, Nordische Kombination, Biathlon, Langlauf Kühtai: Snowboard, Freestyle


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Auf einen Blick ....

63

110.000

1.300.000

900

Medienvertreter

18.000

Artikel in Printmedien

1.059

79

66 %

70

3.500

30.500

Mitarbeiter

Fans auf Facebook (20 % davon täglich)

109.185

375.000

50.000

169.079

Medaillenentscheidungen

Länder verfolgten die YOG um TV

Essen wurden konsumiert

Merchandising-Artikel verkauft

Zuschauer

Views auf YouTube

Athleten aus 69 Nationen

der Athelten nahmen regelmäßig am Kultur- & Bildungsprogramm teil

Nationen verwendeten News-Feed

Softgetränke wurden konsumiert

Passagiere nutzten den Shuttle-Service

8.000.000 Kontakte über IOC Plattformen

Vorbereitung auf Großereignisse. Peter Bayer sieht die YOG 2012 für die Teilnehmer als Vorbereitung auf zukünftige Großereignisse: „Die Entscheidung, Topathlet zu werden, fällt genau in diesem Alter. Einerseits geht es um das Völkerverbindende und Kulturelle, andererseits aber auch darum, den Athleten der Zukunft das Rüstzeug mitzugeben. Deshalb gab es auch Workshops zum Thema AntiDoping, Ernährung und Aufklärung über etwas

unangenehmere Themen wie zum Beispiel Belästigung.“ Mit Jugendweltmeisterschaften, die meistens kaum mediale Aufmerksamkeit erlangen, habe eine Großveranstaltung wie die YOG nicht mehr viel zu tun: „Der Druck ist ein ganz anderer und umso öfter man diesem großen Druck ausgesetzt ist, desto besser kann man mit ihm umgehen.“ Für Bayer selbst waren die ersten Jugendwinterspiele der Geschichte eine stressige, aber sehr schöne Zeit: „Natürlich

war es oft hektisch, wir hatten ja im Gegensatz zu anderen Veranstaltern viel weniger Zeit, um das Ganze auf die Beine zu stellen, aber trotzdem hatte ich jeden Tag das Gefühl, mit Freunden an einem guten Produkt zu arbeiten.“ Die Innsbrucker Spiele waren beispielgebend für weitere Spiele. Vor allem die dafür entwickelten Nachhaltigkeitsprojekte und die innsbrucktirol sports gmbh als Nachfolgegesellschaft werden international hoch gelobt.


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© YOG 2012

YOG 2012-Splitter Laptop trifft Lederhose Die YOG in Innsbruck waren die ersten Spiele, bei denen den digitalen Medien eine große Bedeutung zukam. Der Innsbruck 2012 YouTube-Channel hatte nahezu gleich viele Abonnenten wie jener der Olympischen Spiele in Turin. Alle Athleten und Betreuer erhielten zu Beginn den Yogger, einen USB-Stick. Der mit WLAN und integriertem Akku ausgestattete Stick diente als digitale Visitenkarte, die neben Name, Adresse und Telefonnummer auch die Accounts auf sozialen Netzwerken gespeichert hatte. Wenn man die Yogger aneinanderhielt, blinkten sie grün auf und tauschten in Sekundenschnelle Kontakte aus. Alle erdenklichen Informationen auf dem Stick halfen den jungen Athleten zudem, sich zurecht zu finden und über Wettkämpfe, Rahmen- und Unterhaltungsprogramm informiert zu sein.

Fackellauf 18 Tage, bevor das Olympische Feuer am Bergisel entfacht wurde, begann für die Fackel und ihre 2.012 Träger die Reise quer durch Österreich. Tage zuvor war sie in Athen, dem Geburtsort der Olympischen Spiele, entzündet worden.

Botschafter Benjamin Raich (Ski Alpin) Lindsey Vonn (Ski Alpin) Yuna Kim (Eiskunstlauf) Kevin Rolland (Freestyle) Sidney Crosby (Eishockey)

Yoggl Das Maskottchen war ein Gamsbock, der stets Latzhose trägt und im steilen felsigen Gelände rund um Innsbruck lebt. Sein Name, Yoggl, basiert auf dem Tiroler Spitznamen „Joggl“ für Jakob und ist die Verbindung dieses Spitznamens mit der Abkürzung YOG – Youth Olympic Games.

Sprungbrett Dass die YOG ein gutes Sprungbrett sind, hat die heute 18-Jährige Skifahrerin Christina Ager aus Söll bewiesen. Mit Bronze im Super G und Gold im Teambewerb holte sie in Innsbruck zwei Medaillen. Bei ihrem Skiweltcupdebüt im November 2013 in Levi fuhr die Tirolerin auf den vierten Platz. Christina Ager ist also ein Paradebeispiel dafür, wie nahtlos der Übergang zu den Arrivierten funktionieren kann.

C

hristina, du hast bei den YOG vor zwei Jahren zwei Medaillen gewonnen. Wie hast du die Spiele erlebt und was hat es für dich bedeutet, dabei zu sein? CHRISTINA AGER: Die YOG wa-

meine ersten Interviews zu geben, mit dem mentalen Druck bei einem wichtigen Rennen umzugehen und vieles mehr. Es war sehr vorteilhaft für meinen ersten Weltcup-Einsatz.

ren besonders spannend für mich. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich werde dieses einmalige Erlebnis nie wieder vergessen. Ich bekam einen Einblick in ein Profisportler-Leben und habe damals beschlossen, dass ich wirklich diesen Weg als Sportlerin gehen möchte.

Spekulierst du mit einem Start bei den Olympischen Spielen in Sotschi? Nein, ich spekuliere nicht mit einem Start! Für mich ist das sehr unrealistisch. Ich möchte mich im Weltcup etablieren und das ist nicht ganz einfach. Mich erwartet in nächster Zeit konsequentes Training und viel Arbeit. Ich würde mich auf einen Start in vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Korea freuen.

Dieses ganz besondere Flair, das Olympische Spiele haben, gab es das bei den YOG auch? Auf jeden Fall! Ich habe viele Freunde aus aller Welt gefunden, habe viele verschiedene Kulturen kennengelernt und jede Minute bei den Olympischen Spielen in Innsbruck genossen. Es gibt viele Eindrücke, die ich für immer in Erinnerung behalten werde, wie zum Beispiel die Eröffnungsfeier, die Medal Plaza oder die Flower Ceremony. Wie geht‘s dir jetzt? Du hast den Sprung in den Weltcup geschafft, es ist also einiges passiert ... Die YOG waren für mich eine riesengroße Motivation. Damals habe ich das erste Mal bei einem Großereignis an den Start gehen dürfen. Ich habe viel gelernt:

Dir ist damals ein viel beachtetes Missgeschick beim Olympischen Eid passiert, als dir ein Kraftausdruck entschlüpfte. Wie hast du es damals erlebt und wie siehst du es heute? Kannst du darüber lachen? Damals war es nicht so einfach. Mir war es peinlich, jedoch hat mich meine Familie unterstützt. Und als ich die Medaille am folgenden Tag gewonnen habe, waren meine ganzen Sorgen verschwunden. Und jetzt nehme ich es mit Humor und habe eingesehen, dass dieser verbale Einfädler nicht so schnell vergessen wird. Vielen Dank für das Gespräch.


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Tirols größtes Dorf Sowohl 1964 als auch 1976 war das Olympische Dorf in Innsbruck viel mehr als nur neu errichtete Schlafstätte für die aus der ganzen Welt angereisten Athleten: Es stellte dringend benötigten Wohnraum zur Verfügung und linderte die Wohnungsnot in der Tiroler Landeshauptstadt. VON KLAUS ERLER

D

as stadtbauamt hat mehrere Varianten für die erstellung des Olympischen dorfes vorgeschlagen. ich selbst schlage nunmehr vor, das Olympische dorf auf dem Gelände in neu-arzl neben dem schießstand zu errichten, und bitte um stellungnahme der fraktionen.“ mit diesen historischen Worten eröffnete Bürgermeister dr. lugger am 21. Juni 1960 in der sitzung des Gemeinderats die diskussion über den endgültigen Verbleib des ersten Olympischen dorfes in innsbruck. ein Jahr zuvor waren die iX. Olympischen Winterspiele 1964 an innsbruck übertragen worden. die Zeit, die für die errichtung einer geeigneten infrastruktur zur Verfügung stand, war also knapp bemessen. Wohnungen für die athleten, die kampfrichter und technischen dienste sollten entstehen, noch dringender wurde aber neuer Wohnraum für die innsbrucker Bevölkerung benötigt.

Wohnungsnot der Nachkriegsjahre. kaum 15 Jahre zuvor war der Zweite Weltkrieg zu ende gegangen, seine folgen für die stadtbevölkerung waren verheerend. Von 25.793 Wohnungen blieben im Bombenhagel nur 10.407 unbeschädigt. die Wohnungsnot in den nachkriegsjahren war dementsprechend groß. dass ein Olympisches dorf „später Wohnzwecken dienen soll“, musste also nicht lange diskutiert werden. eine einigkeit über den geeigneten Bauplatz war – nachdem Pläne, ein klassisches Tiroler dorf zu errichten, aus kostengründen verworfen wurden – auch bald gefunden: der 1939 zwangsweise eingemeindete stadtteil neu-arzl im Osten von innsbruck verfügte über viele zusammenhängende felder und empfahl sich für ein Bauvorhaben dieser Größe. friedl ludescher, Präsident des Verbandes neu-arzl / Olympisches dorf und einer der frühen Bewohner des neuen stadtteils, erinnert sich an diese Zeit: „am Gelände des jetzigen O-dorfs gab es Wiesen und ein paar

kleine Baggerseen, in denen die kinder geplanscht haben, nicht viel mehr. rund um die Pontlatzerstraße fand sich die schießstandsiedlung mit einer dorfähnlichen struktur aus niedrigen einfamilienhäusern.“

Komplexe Finanzierung. der Bauplatz war fixiert, weniger klar gestaltete sich zunächst die finanzierung des neuen stadtteils: sie sollte über den Zuschuss von Bundesmitteln gesichert werden. folgerichtig intervenierten Bürgermeister lugger, landeshauptmann Tschiggfrey und sein nachfolger Wallnöfer auch auf Bundesebene mit dem schlagwort „nationale aufgabe: Olympische Winterspiele 1964“. nach einigem hin und her – lugger schrieb einen energischen Brief an den Bundeskanzler Julius raab – wurde schlussendlich ein kompromiss gefunden: fünf der acht hochhäuser finanzierte die stadt innsbruck gemeinsam mit dem Bundes-Wohnhaus-Wiederaufbaufonds, in zwei weitere Gebäude flossen die Gelder einer »


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© franZ-heinZ hYe

Olympiadenkmal in der Parkanlage der Häuser in der Schützenstraße (aufnahme von 1964)


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Kinderparadies Hochhäuser. Freunde und Spielmöglichkeiten gab es im ersten Olympischen dorf genug.

16. Jahrhundert: durch die innauen führen Handelswege, die immer wieder zum Gegenstand von auseinandersetzungen zwischen Bauern und Frächtern werden. 1889–1891: die Lokalbahn innsbruck–Hall, die „Haller“ oder ab 1909 „Vierer“ wird erbaut und bleibt bis 1974 in Betrieb. 1938: die reichenauerbrücke wird gebaut (nicht ident mit der jetzigen Grenobler Brücke). 1939: arzl wird eingemeindet. 1950: eine allgemeine Bautätigkeit im Stadtteil setzt ein. 1956: Neu-arzl zählt 1.300 einwohner. 1961: am 1. Juli wird mit dem Bau des O-dorfes 1 begonnen. 1964: am 15. Jänner wird das erste O-dorf, das aus acht Hochhäusern mit 689 Wohnungen besteht eröffnet. 1965: das O-dorf zählt ca. 6.000 einwohner. 1973: am 3. Mai erfolgt die Grundsteinlegung des zweiten Olympischen dorfs. 1976: 4. bis 13. Februar: Olympische Winterspiele, im gleichen Jahr werden 642 Wohnungen bezogen, der Stadtteil zählt nun rund 10.000 einwohner. 1983: der innsteg zum Baggersee wird eröffnet. 1. 1. 1989: zum 25-JahrJubiläum leben 10.094 Menschen im O-dorf. 2013: innsbrucks östlichster Stadtteil zählt rund 9.000 einwohner mit wieder steigender tendenz. 2014: das ganze Jahr über finden im Olympischen dorf Jubiläumsveranstaltungen statt.

Bürgermeister Lugger begutachtet ein Modell des Olympischen dorfs.

© sTadTarchiV (2), frischauf-Bild (2)

Chronik des Stadtteils

Luftaufnahme vom ersten Olympischen Dorf. Links im Vordergrund die Mehrzweckhalle und der kindergarten, rund herum freie Felder


© franZ Oss

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„Als wir 1968 in das O-Dorf zogen, wurde ich gefragt, ob ich denn nichts anderes gefunden hätte? Das Paradoxe dabei: Unsere 120 Quadratmeter große Wohnung in der An-der-Lan-Straße war attraktiv, hell, hatte einen wunderbaren Ausblick und war zudem bezahlbar.“ FRIEDL L U DES CHER PR ÄSI DE NT DE S VERBANDES NEU -ARZL / OLYMPIS CHES DORF

gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft. der achte Wohnblock schließlich wurde durch eine Gemeinschaft von Wohnungseigentümern mit förderungsmitteln der öffentlichen hand finanziert. die gesamten Baukosten für das Olympische dorf 1 betrugen schlussendlich rund 173,5 millionen schilling. die Bautätigkeiten begannen im Jänner 1961 und dauerten bis november 1963. in diesem Zeitraum entstanden im ersten Olympischen dorf 689 Wohnungen in acht zehn- bis elfstöckigen hochhäusern. Während der spiele bestand das eigentliche Olympische dorf allerdings nur aus den vier inneren Wohnblöcken, in denen athleten und Betreuer eher spartanisch untergebracht waren. in den äußeren Blöcken wohnten kampfrichter und funktionäre. militärbetten in den Wohnungen und ein Waschraum für acht bis zehn athleten waren 1964 noch harte olympische realität. kritik daran ließ der damalige Vizebürgermeister ferdinand Obenfeldner allerdings nicht gelten und stellte klar: „ist ja auch noch a Waschbecken da, also können sich immer gleich zwei mann gleichzeitig reinigen.“

Besser als der Ruf. als nach Beendigung der Winterspiele im Juni 1964 die neuen „O-dörfler“ ihre Wohnungen bezogen, waren solche Probleme längst Geschichte. friedl ludescher beschreibt die

Wohnsituation, die von den neuen Bewohnern vorgefunden wurde, als einen „architektonischen sonderfall“: „da standen dann plötzlich acht hochhäuser zwischen den noch immer ausgedehnten feldern, die sich zum schilf am inn hin erstreckten. sozusagen heumandl und hochhaus: für kinder ein Paradies!“ aber nicht nur ihre lage, auch die hochhaus-Wohnungen selbst waren weit besser als ihr ruf: hell, ruhig gelegen, mit bis zu 120 Quadratmetern großzügig angelegt, boten sie einen freien ausblick auf die umliegende Bergwelt und waren zudem bezahlbar, wie auch friedl ludescher feststellt. Professor arnold klotz, von 1974 bis 1991 leiter des stadtplanungsamtes in innsbruck, räumt in diesem Zusammenhang mit dem gängigen Vorurteil eines nicht lebenswerten stadtteils auf: „immer wieder wurde die architektur vor allem des ersten Olympischen dorfs in frage gestellt. Tatsache ist jedoch: diese hochhäuser waren nicht schlechter oder besser als die, die zur gleichen Zeit in aanderen größeren europäischen städten entstanden. in vergleichbarer form wurde zur damaligen Zeit im ganzen deutschsprachigen raum gebaut, die stadtrandsiedlungen in münchen, Wien, stuttgart oder Berlin präsentieren sich ähnlich. auch für den mythos, dass das Olympische dorf münchner studenten als besonderes negativbeispiel des städtebaus präsentiert worden sei, konnte nie ein Wahrheitsbeweis erbracht werden!“

Gute Infrastruktur, dynamische Entwicklung. friedl ludescher stellt dem neuen stadtteil in einem weiteren wichtigen aspekt des alltagslebens ein gutes Zeugnis aus: „die infrastruktur war nicht schlecht, sieht man davon ab, dass ursprünglich in den hochhaus-Parterres keine Geschäfte vorgesehen waren. einkaufen spielte sich in niedrigen Querbauten zwischen den Blöcken ab. später, als in den siebzigern dann doch beispielsweise Gemüse- und schuhgeschäft oder die apotheke in den hochhäusern angesiedelt wurden, verschwanden diese Bauten wieder. Von anfang an fanden sich hier zwei kindergärten, eine Volksschule, ein mehrzwecksaal, mehrere lebensmittelgeschäfte, eine Tankstelle, Polizei, feuerwehr und mehrere Banken. es gab auch niederlassungen von allgemeinmedizinern, später folgten dann die fachärzte.“ der neue stadtteil blieb nicht statisch, er wurde ab 1964 sukzessive ausgeweitet. an der schützenstraße gab es neubauten von der kirche ausgehend, südlich der an-derlan-straße wurden anfang der siebzigerjahre sternhochhäuser errichtet. diese städtebauliche Verdichtung fand dann mit der errichtung des zweiten Olympischen dorfs 1976 ihren höhepunkt.

Erfolgreiche Erweiterung. das neue Olympische dorf schloss südlich und östlich an die Olympia-hochhäuser »


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Beachtliche Bauleistung. die Bautätigkeit für das zweite Olympische dorf begann unmittelbar, nachdem innsbruck im februar 1973 mit der austragung der Xii. Olympischen Winterspiele betraut worden war. auch dieses mal musste ein enger Zeitplan eingehalten werden. Wären nicht schon teilweise bis 1964 zurückreichende Pläne für einen weiteren ausbau des neuen stadtteils vorgelegen, die zur

Verfügung stehende Planungs- und Bauzeit hätte wohl kaum ausgereicht. so jedoch konnte das O-dorf 2 mit 35 Wohnhäusern, 642 Wohnungen, fünf Tiefgaragen mit 350 stellplätzen, einem hauptschulgebäude mit dreifach-Turnhalle (während der spiele das Verpflegungszentrum für aktive und funktionäre), einem neuen hallenbad und einem rezeptionsgebäude binnen drei Jahre fertig gestellt werden. Während der Winterspiele beherbergten dann 20 Wohnhäuser rund 1.250 sportler, in nebengebäuden fanden mehr als 1.000 funktionäre Platz. das Gelände war eingezäunt und alarmgesichert, der Terroranschlag auf die sommerspiele in münchen 1972 ließen verstärkte sicherheitsanstrengungen sinnvoll erscheinen. die Baukosten betrugen schlussendlich 394 millionen euro. nach abschluss der spiele fanden in den neu errichteten Gebäuden ca. 1.600 Wohnungssuchende eine neue heimat. „mit dem neuen O-dorf waren die felder weg, den inn konnte man schwerer erreichen, es gab nur mehr wenige Wiesen zum spielen: die alteingesessenen O-dörfler haben da sicher keine freude gehabt, mussten dann aber die notwendigkeit neuer Wohnungsbauten einsehen“, erinnert sich friedl ludescher. „im Grunde genommen wiederholte sich die situation der frühen sechzigerjahre. damals waren die Bewohner der schießstandsiedlung um die Pontlatzerstraße auch alles andere als glücklich, dass die hochhäuser des ersten Olympischen dorfs ihnen die sonne im süden und den weiträumigen erholungsraum wegnahmen. Beworben wurde das O-dorf 2 mit den schlagworten: Wohnen am inn, leben an der innpromenade, lebensqualität im Osten der stadt. und das stimmt bis heute!“

QUELLEN: Clemens Leutgeb: die Olympischen Winterspiele in innsbruck, diplomarbeit, 2001 | Bettina Schardt: die Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 in innsbruck – eine Vergleichsstudie, Fachbereichsarbeit Universität Mainz, 1996/1997 | renate Mairoser: die einfachen Spiele, in: innsbruck informiert 11/2011 | Wolfgang Meixner: „die österreichische delegation übermittelt, freudig bewegt...“ in: Sport als städtisches ereignis, Stadt in der Geschichte, Bd. 33, 2008 | Christian kirchner: auswirkungen von internationalen Großveranstaltungen auf die regionale entwicklung, 1980 | 25 Jahre innsbruck Olympiastadt, Buch zur 25-Jahr-Feier der 9. Olympischen Winterspiele, herausgegeben vom Sportamt der Stadt innsbruck, 1989 | 6020 Stadtmagazin, ausgabe Jänner 2014: „die Goass im Lift“. interview mit Friedl Ludescher.

„Diese Hochhäuser waren nicht schlechter oder besser als die, die zur gleichen Zeit in allen größeren europäischen Städten entstanden!“ PROF. ARNOL D KLOT Z LEIT ER DES S TADT PLANU NGS AMT ES VON 1974 BIS 1991

© emanuel kaser

von 1964 an und war ein weiteres mal auch die antwort der stadtregierung auf eine evidente Wohnungsknappheit in der stadt. Prof. arnold klotz: „mitte der siebzigerjahre gab es wieder 2.000 vorgemerkte Wohnungssuchende in innsbruck. auf den ersten Blick mag es verwundern, dass die Wohnungsnot nach den ersten Olympischen spielen nicht langfristig geringer wurde. als erklärung für den erhöhten Wohnungsbedarf kann hier eine deutliche veränderte sozialstruktur dienen: 1976 war das frühere ausziehen der kinder aus der elterlichen Wohnung bereits eine gesellschaftliche Tatsache, genauso wie der erhöhte Bedarf an singlewohnungen. dazu kam noch eine starke Zuwanderung aus dem umland von innsbruck.“ das neue Olympische dorf präsentierte sich dann als ergebnis eines architektenwettbewerbs. Blockarchitektur wurde durch stufenförmig aufgebaute und klein strukturierte Bauten abgelöst. eine gegenseitige Verschattung der Wohneinheiten sollte so minimiert werden. anonyme, langgezogene stiegenhäuser – einer der kritikpunkte am design des ersten Olympischen dorfs – gehörten in den neuen Wohnanlagen der Vergangenheit an, genauso wie Großwohnungen jenseits der 100 Quadratmeter.


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Ein Leben im Olympischen Dorf

© emanuel kaser

Im Sommer 1964 zog Barbara Sedetzki als Vierjährige mit ihrer Familie in die neue Wohnung in der Schützenstraße 58. Fünfzig Jahre später lebt sie noch immer hier und blickt auf eine bewegte Zeit voller Veränderungen in Innsbrucks Osten zurück.

Damals ... 1964 © richard frischauf

... und heute 2014

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rau Sedetzki, wie erlebten Sie als Kind das erste Olympische Dorf? Barbara Sedetzki: Für uns Kinder war es wunderbar. Es gab viele kinderreiche Familien, man blieb nicht lange allein. Der Hof wurde schnell zum allgemeinen Treffpunkt. Auf den Wiesenflächen gab es einen Rodelhügel, der Zugang zum Inn lag frei und bot sich zum Sandspielen und Teichbauen an. In den Maisfeldern vor den Hochhäusern konnten wir Verstecken spielen. Es gab allerdings auch strenge Obrigkeiten – pro Haus einen Hausmeister –, die nicht nur die Wiesenflächen vor den Blöcken penibel überwachten, sondern auch den Hausalltag regelten: Zu einer Zeit, in der kaum wer eine Waschmaschine besaß, verteilte der Hausmeister nach einem genauen Plan den Waschschlüssel, damit konnte man dann am Dachboden im großen Waschraum die Wäsche waschen und trocknen.

trübte die Sicht nach außen. Probleme gab es ab und zu mit dem Aufzug: Kinder unter sechs Jahren durften nicht alleine fahren und mussten nach dem Kindergarten im schlimmsten Fall zu Fuß in den zehnten Stock hinaufmarschieren. Und zu der Zeit, als wir 1964 alle einzogen, streikte der Lift überhaupt. Da wanderten dann die Karawanen mit den Möbeln durch das Stiegenhaus in die 80 neuen Wohnungen.

Wie war das Wohngefühl in den Wohnblöcken? Es lebte sich angenehm und die Wohnungen waren auch – entgegen der landläufigen Meinung – nicht besonders hellhörig. Allerdings waren die Hochhäuser damals noch nicht wärmegedämmt, im Winter blühten die Eisblumen innen an den Alufenstern und Kondenswasser

Wie erlebten Sie die Situation während der Spiele 1976? Das neue O-Dorf war durch einen großen Zaun geschützt. Trotzdem bekam man als O-Dorf-Bewohner alles hautnah mit. Als Franz Klammer nach seinem Sieg zurückkam, ist das ganze Olympische Dorf zusammengelaufen, um den strahlenden Sieger zu begrüßen.

Als das zweite Olympische Dorf eröffnet wurde, waren sie 16. Wie haben Sie die Bau-Zeit erlebt? Als Jugendliche hat uns der Wegfall der Felder als Spielplatz nicht mehr so interessiert. Die Grundstimmung der O-Dorf-Bewohner habe ich damals als Mischung aus Neugierde, Bedauern über den Verlust der Naherholungsgebiete, Stolz, dass der eigene Stadtteil wichtiger wird, und Verständnis für die Notwendigkeit einer neuen Wohnsiedlung erfahren.

Wo gab es Problemfelder? Als das zweite Olympische Dorf dann besiedelt war, gab es Probleme mit zugeparkten Straßen und zu schnell fahrenden Autos. Während meiner Schulzeit erinnere ich mich an überfüllte Busse. Wir hatten ja noch keine Hauptschule hier und mussten in die Reichenau ausweichen. Der „O“ fuhr damals seltener als jetzt, das Ergebnis waren in der Früh heillos überfüllte Busse. Welche Unterschiede zum Olympischen Dorf Ihrer Kindheit und Jugend nehmen Sie am deutlichsten wahr? Es gab damals viel mehr Kinder und mehr Hausfrauen, die tagsüber im O-Dorf blieben. Das hatte natürlich eine Auswirkung auf die Lebendigkeit: Die Spielplätze waren voll und auch am Abend riss das Leben nicht ab. Wenn die Kinder schon im Bett waren, trafen sich die Erwachsenen auf den Bänken der Spielplätze. Inzwischen verändert sich das Olympische Dorf immer mehr in Richtung Schlafstätte. Es gibt hier zwar nach wie vor ein reges Vereinsleben, wer daran allerdings nicht teilnimmt, wird diesen Stadtteil wohl eher als ruhig und zurückgezogen empfinden. Vielen Dank für das Gespräch.


© FRISCHAUF-BILD

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Bald wird sie das Tal überspannen: Die Europabrücke im Bau 1962.


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Olympischer Modernisierungsschub Olympische Winterspiele benötigen eine ganz besondere Infrastruktur. In Innsbruck beschleunigten die Spiele 1964 und 1976 die Stadtentwicklung und veränderten sowohl Stadtarchitektur als auch Infrastruktur nachhaltig. VON KLAUS ERLER

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eit der Sitzung des Internationalen Olympischen Comités 1959 in München war klar, dass Innsbruck Gastgeberin der Olympischen Winterspiele 1964 sein würde. Ebenfalls als gesichert konnte in diesem Zusammenhang gelten, dass die Spiele auf reges Publikumsinteresse stoßen und die Veranstaltung einen erheblichen Anstieg des Verkehrsaufkommens nach sich ziehen würde. Innsbruck war zu Beginn der Sechzigerjahre allerdings eine über die Jahrhunderte gewachsene und im Stadtgebiet dicht bebaute Kommune und nicht auf die zu erwarteten Zuschauermassen vorbereitet. Es gab keine Umfahrungsmöglichkeiten, jede Straße führte direkt durch das Stadtgebiet und Engstellen sorgten immer wieder für umfangreiche Staus. Es galt daher nicht nur, die Straßen in und um Innsbruck anzupassen, es mussten auch die neuen Olympischen Sportstätten im Umland besser erreichbar gemacht werden. Nicht zuletzt ging es darum, Innsbruck verkehrstechnisch auf eine Zukunft mit wesentlich mehr Individualverkehr vorzubereiten. In der Stadt selbst fokussierten sich die infrastrukturellen Bemühungen zunächst vor

allem darauf, den Olympischen Straßenverkehr möglichst nicht in die enge Altstadt zu führen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden rund 12,8 Kilometer Straßen wesentlich umoder neu gebaut, darunter unter anderem die Durchfahrt unter dem Bahnviadukt Amraserstraße/Museumstraße und der Hohe Weg als Nordumfahrung Innsbrucks. Noch wichtiger für die Entwirrung des innerstädtischen Verkehrschaos war allerdings die Errichtung der Olympiabrücke, die über eine Länge von 250 Metern den gesamten Schienenverlauf südlich des Bahnhofs überwinden und den Südring als neue Innsbrucker Umfahrungsstraße schließen sollte. Nach 16 Monaten Bauzeit konnte sie ab November 1963 dieser für den Innsbrucker Verkehr so wichtigen Aufgabe nachkommen.

„Kleine List“. Um die für den Straßenbau benötigten finanziellen Mittel überhaupt gewinnen zu können, war man von Seiten der Stadtregierung auch bereit, ungewöhnliche und kreative Wege zu beschreiten. Klaus Lugger, Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol und Sohn des „Olympiabürgermeisters“ Alois »

„Verbinde in Frieden und Freiheit die Völker Europas.“ DER ÖS T ERREICHIS CHE BU N DE SKANZL ER AL FONS GORBAC H GIBT M IT DIES EN WORT EN AM 17. 11 . 1963 DIE EU ROPABRÜCK E FÜ R DEN VERK EHR FREI.


32 Lugger, erinnert sich: „Die Innsbrucker Straßeninfrastruktur war schlicht nicht mehr zeitgemäß, im Bereich des zu bauenden Olympia-Eisstadions gab es nur Felder.“ Um zusätzliche Bundesmittel für den Südring zu lukrieren – eine Innsbruck-Umfahrung war nicht nur wegen der bevorstehenden Winterspiele längst überfällig –, musste man zur kleinen List greifen. „Die Polizei hat Straßen im Bereich des jetzigen Südrings gesperrt, ein Fotograf fotografierte den sich daraus ergebenden Stau und mein Vater – Bürgermeister Lugger – ist mit den Beweis-Fotos, die zeigten, dass in Innsbruck gar nichts mehr geht, nach Wien gefahren. Schließlich konnten mit Unterstützung des Bundes der Südring und die Olympia-Brücke über die Bahngleise gebaut werden!“

Moderne Sportstätten. Die Axamer Lizum war nicht die einzige Sportstätte, die im Zuge der Winterspiele 1964 neu gebaut oder an die olympischen Anforderungen angepasst wurde. Auch am Innsbrucker Hausberg Patscherkofel investierte man sowohl in eine zweispurige Seilbahnanlage als auch in die olympischen Abfahrten. In Seefeld baute die Stadt Innsbruck die nordischen Langlauf- und BiathlonKampfstätten aus. Den Titel „größte Sportstättenbauten“ konnten in diesem Zusammenhang allerdings andere Bauwerke für sich verbuchen: das im November 1963 eröffnete, 23 Meter hohe Eisstadion für 10.000 Besucher als eigentliches Zentrum der Winterspiele, die Olympia Bobund Rodelbahn, deren Eisziegel durch Besprühen mit Wasser funktionstüchtig erhalten

Modernisierungsschub im Umland. Der olympische Modernisierungsschub machte auch vor den Straßen im Innsbrucker Umland nicht Halt, wo rund 25 Kilometer Bundesstraßen errichtet oder umgebaut wurden. Am westlichen Stadtrand Innsbrucks übernahm die neu entstandene Bundesstraße 1 den Olympia-Verkehr und führte ihn hinter dem für die Spiele ausgebauten Flughafen weiter nach Zirl und von dort nach Seefeld. Das Zentrum der nordischen Bewerbe konnte alternativ von Innsbruck aus auch mit der ausgebauten Karwendelbahn erreicht werden. Im Süden Innsbrucks tat sich ebenfalls Wesentliches: Mit der bewegten Aufforderung „Verbinde in Frieden und Freiheit die Völker Europas“ gab der Österreichische Bundeskanzler Dr. Alfons Gorbach am 17. November 1963 das erste Teilstück der Brennerautobahn für den Verkehr frei. Es führte zwar vorerst nur bis Schönberg, das Herzstück – die Europabrücke – war allerdings ein deutliches Signal an alle Besucher der IX. Olympischen Winterspiele, dass Innsbruck und Tirol es mit dem Aufbruch in die Moderne ernst nehmen würden. Klaus Lugger erinnert sich an weitere Straßenbauvorhaben, die ganz klar im Zusammenhang mit Olympia 1964 entstanden, inzwischen aber nicht mehr in diesem Kontext wahrgenommen werden: „Die Straße vom Grünwalderhof vorbei an der jetzigen Sesselliftstation der Patscherkofelbahn nach Lans zum Beispiel oder die Verbindungsstraße von Kematen nach Axams und weiter in die Axamer Lizum. Das dortige, für Olympia 1964 erschlossene Skigebiet habe ich als Bub noch als Alm erlebt.“

„Ohne Spiele hätte die Innsbrucker Infrastruktur dieses Niveau erst sieben Jahre später erreicht!“ PROF. ARNOL D KLOT Z LE I T ER DES S TADT PLANU NGS AMT ES I NNS BRUCK VON 1974 BIS 1991

wurden, und die Sprungschanze am Bergisel. Letztere war als Holzkonstruktion zwar bereits seit 1947 im Einsatz, musste aber vergrößert werden und benötigte eine Zuschauerarena, die in der Lage war, bis zu 60.000 Gästen Platz zu bieten. Die Gesamtbaukosten alleine für diese drei Bauwerke betrugen etwas mehr als 100 Millionen Schilling. Weitere Baumaßnahmen hatten zum Ziel, den aus der ganzen Welt anreisenden rund 2.000 Journalisten geeignete Arbeitsplätze und Wohn-Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Als Pressezentrum fungierte das neu errichtete Chemische Institut der Universität, das erweiterte internationale Studentenheim in der Rechengasse wurde genauso zum In-

terims-Journalistenhotel wie das durch eine Behelfsbrücke über den Inn verbundene Technikerhaus in der Fischnalerstraße.

Die Spiele 1976. 1972 verzichtete das nordamerikanische Denver aufgrund von Finanzierungsproblemen auf die bereits zugesprochene Austragung der Olympischen Winterspiele 1976. Im Februar 1973 wurde die Bewerbung Innsbrucks vom IOC positiv bestätigt, wohl auch weil in Tirol wichtige Teile der olympischen Infrastruktur noch von 1964 vorhanden waren. Landeshauptmann Wallnöfer hatte im Vorfeld bei der entscheidenden Landtagsdebatte diese Argumentation mit folgenden Worten schon vorweggenommen: „… weil wahrscheinlich kein Land in der Welt in der Lage ist, die fertigen Sportanlagen in dem Maße zu bieten wie Innsbruck“ – bei einer verbleibenden Vorbereitungszeit von nur drei Jahren ein nicht unwesentlicher Vergabe-Grund. Ging es nach den Stadt- und Landesvätern, sollten es insgesamt „einfache Spiele“ werden, dazu passte auch das ausgegebene Motto: „Alles, was gebaut werden muss, soll nicht für die zwölf Tage der Spiele, sondern für die Zukunft errichtet werden.“ In dieser allgemein positiven Stimmung konnte auch Bertl Neumann, der Pressereferent der Spiele 1976, einen Punkt beisteuern, der in jedem Fall für Innsbruck sprach: „60 Prozent der Bevölkerung üben aktiv den alpinen Skilauf aus, eine Zahl, die sonst keine Stadt der Welt aufweisen kann.“

Alles nach Plan. Um die Kosten für 1976 möglichst im Rahmen zu halten, wurden vorrangig Bauvorhaben realisiert, die bereits vor der zweiten Bewerbung Innsbrucks in der regionalen und örtlichen Entwicklungsplanung vorgesehen waren. Dazu zählt das Olympische Dorf 2 genauso wie die neu errichtete Pädagogische Akademie und die IVB-Hallen in Wilten, die während der Spiele den 2.000 akkreditierten Journalisten als Presse- und TV-Zentrum dienten. Auch der Bau eines Landessportheims und der Ausbau der Gendarmerieschule Wiesenhof in Absam als Unterkunft für 300 Exekutiv-Beamte waren bereits von langer Hand geplant. Ebenfalls längst in der Raumordnung empfohlen war das neu errichtete Sport- und Kulturzentrum Seefeld, das während der Spiele als Pressesubzentrum Verwendung fand. Auch die für die Spiele notwendigen Neu- und Umbauten »


Umfangreiche Bauarbeiten 1963: Die Stadtumfahrung entsteht.

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Olympische Infrastrukturkosten Sportstättenkosten 1964: Olympia Eisstadion: 75,7 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich) Sprungschanze Bergisel: 15,25 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich) Bobbahn Igls: 10,1 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich) Lifte in der Axamer Lizum: 24,1 Millionen Schilling (Träger Axamer Lizum Aufschließungs-AG; Bund, Stadt, Land) Seilbahn Patscherkofel: 22 Millionen Schilling (Träger Stadt Innsbruck / IVB)

Luftaufnahme des neu errichteten Südrings gegen Westen 1964

Straßenkosten 1964: Bundesstraßen: 117 Millionen Schilling Landesstraßen 26 Millionen Schilling Straßen in Innsbruck: 22,45 Millionen Schilling Olympiabrücke: 23,2 Millionen Schilling Sportstättenkosten 1976: Sanierung Olympia Eisstadion (plus Neubau Schnelllaufbahn): 40 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich) Sprungschanzen Bergisel und Seefeld: 12,7 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich) Bob- und Rodelbahn Igls: 110 Millionen Schilling (Träger Republik Österreich) Standseilbahn Axamer Lizum: 125 Millionen Schilling (Träger Axamer Lizum Aufschließungs-AG; Bund, Stadt, Land)

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Baukosten 1976: Pädagogische Akademie: 110 Millionen Schilling IVB-Halle 160 Millionen Schilling Reichenauer Brücke: 24 Millionen Schilling Landessportheim: rd. 90 Millionen Schilling

Bürgermeister Lugger eröffnet die Olympiabrücke.

Kosten Olympisches Dorf 1: 190,488 Millionen Schilling Kosten Olympisches Dorf 2: 394 Millionen Schilling


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© FRISCHAUF- BILD (2), STADTARCHIV

Es wird gebaut: Das Bergiselstadion und die Olympiabrücke verändern Innsbruck nachhaltig.

der Straßen – unter anderem im Raum Seefeld, in Axams, im Bereich der Hallerstraße oder die neue Reichenauerbrücke – lagen als Plan bereits vor und wurden nur vorgezogen, um die Region möglichst rasch olympiafit zu machen.

Erneuerte Wettkampfstätten. Etwas anders verhielt es sich mit den Wettkampfstätten: Sie waren zwar bereits vorhanden, mussten allerdings für die erneuten Winterspiele modernisiert und adaptiert werden. Das erwies sich dann als nicht ganz so „einfach“, wie es das Motto der Spiele eigentlich erhoffen ließ: Die Bob- und Rodelbahnen in Igls waren Mitte der Siebzigerjahre technisch veraltet und mussten abgetragen und durch eine witterungsunabhängigere Kunsteisbahn ersetzt werden. Auch das Eisstadion war nicht auf dem für moderne Winterspiele gewünschten Stand: Zunächst wurde deshalb die alte Eisschnelllaufbahn demontiert und durch eine neue ersetzt. Weitere Modernisierungsschritte umfassten

unter anderem die Erweiterung des SitzplatzAngebots, die Neuinstallierung der Halleninnenbeleuchtung und die Errichtung eines Zuschauerschutzes. Unter ähnlichem Modernisierungsdruck stand man auch bei der Bergisel-Schanze: Der Kampfrichterturm wurde neu aufgebaut und der hölzerne Anlaufturm durch eine Neukonstruktion aus Stahlbeton ersetzt. Die Sprungschanze Seefeld und die Messehalle Innsbruck – der Austragungsort von Eishockey B-Turnieren – erfuhren ebenfalls bauliche Veränderungen und Sanierungen. Eine echte, den Olympischen Winterspielen 1976 geschuldete Novität war schließlich die Hoadl-Standseilbahn mit deutlich erweiterter Transportkapazität im Skigebiet Axamer Lizum.

Auf ein neues Niveau gehoben. Schlussendlich waren die Spiele 1976 dann beinahe dreimal so teuer wie 1964. Prof. Dr. Arnold Klotz, Leiter des Stadtplanungsamtes in Innsbruck 1974 bis 1991, zollt der damaligen Stadtregierung unter Bürgermeister

Lugger und Vizebürgermeister Obenfeldner dennoch für beide Spiele Respekt: Sie hätten das Notwendige im Infrastrukturbereich im Rahmen der Olympischen Winterspiele für die Stadt umgesetzt und in weiterer Folge für die Bevölkerung eine lebenswerte Stadt gestaltet. „Hier kann man von einer geglückten Metamorphose von der vom Krieg geschundenen Stadt zur modernen Sportstadt sprechen, von einem Schub in eine neue Ära. Bei den Spielen waren Stadt, Land und Bund Finanzierende. Ohne diese „politische Dreiermacht“ wären die Bauten so nicht zu realisieren gewesen.“ Und weiter: „Für die Innsbrucker hat es sich in jedem Fall ausgezahlt: Sie haben eine neue Wohnungs-Infrastruktur bekommen, sie konnten neue Skigebiete nutzen und sie konnten nach 1964 in einer Stadt mit moderner Verkehrs-Infrastruktur leben. Berechnungen haben in diesem Zusammenhang ergeben, dass die Infrastruktur in Innsbruck durch die Olympischen Spiele auf ein Niveau gehoben wurde, das sie sonst erst sieben Jahre später erreicht hätte.“

QUELLEN: Clemens Leutgeb: Die Olympischen Winterspiele in Innsbruck, Diplomarbeit, 2001 | Bettina Schardt: Die Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 in Innsbruck – eine Vergleichsstudie, Fachbereichsarbeit Universität Mainz, 1996/1997 | Renate Mairoser: Die einfachen Spiele, in: Innsbruck Informiert 11/2011 | Wolfgang Meixner: „Die österreichische Delegation übermittelt, freudig bewegt...“ in: Sport als städtisches Ereignis, Stadt in der Geschichte, Bd. 33, 2008 | 25 Jahre Innsbruck Olympiastadt, Buch zur 25-Jahr-Feier der 9. Olympischen Winterspiele, herausgegeben vom Sportamt der Stadt Innsbruck, 1989 | Christian Kirchner: Auswirkungen von internationalen Großveranstaltungen auf die regionale Entwicklung, 1980


© FRANZ OSS

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„Die Olympischen Spiele wollen’s haben, größenwahnsinnig sind’s geworden!“ Dr. Klaus Lugger, Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol, blickt zurück auf ein Innsbruck, das durch Olympia 1964 einen bis dahin unvorstellbaren städtebaulichen Fortschritt erfahren hat.

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ie kann man sich Innsbruck kurz vor den Olympischen Winterspielen 1964 vorstellen? DR. KLAUS LUGGER: Im 2. Weltkrieg war Innsbruck nach Wiener Neustadt die am meisten bombardierte Stadt Österreichs. Zehn Prozent der Stadt-Bevölkerung lebten 1945 in Baracken, diese Wohnungsnot war auch in den frühen Sechzigerjahren noch deutlich spürbar. Erst das Olympische Dorf ermöglichte 1964 eine großflächige Barackenabsiedlung. Stand die Bevölkerung hinter den Olympischen Spielen 1964? Sie wurden zwar mit der politischen Mehrheit von ÖVP und SPÖ im Gemeinderat beschlossen, trotzdem waren die Spiele auch innerhalb des bürgerlichen Lagers und

bei der Bevölkerung nicht unumstritten: Eine Anekdote von 1958/59 verdeutlicht diese Ambivalenz: Meine Mutter war als Bürgermeister-Gattin beim Hörtnagl in der Theresienstraße einkaufen. Während sie an der Wursttheke stand, wurde hinter ihr ein Raunen hörbar: „Die Olympischen Spiele wollen’s haben, größenwahnsinnig sind’s geworden!“ Schon bald machte sich allerdings – parallel zur den zahlreichen Veränderungen im infrastrukturellen Bereich – eine positive Einstellung innerhalb der Bevölkerung bemerkbar. Hätte es diese Spiele nicht gegeben ... ... wäre Innsbruck sicher für lange Zeit viel provinzieller geblieben. Vielen Dank für das Gespräch.


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Olympische Geschichte in Objekten 01

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01 Olympisches Feuer. Die Fackel der IX. Olympischen Winterspiele. 02 Ein Stück Skigeschichte. Mit diesem Helm eroberte Franz Klammer 1976 Gold in der Abfahrt. 03 Rot-weiß-rot. Fackelträger Josef Feistmantl trug den Overall bei der Eröffnung der Spiele 1976. 04 Ganz in Weiß. Funktionäre wie ÖSV-Präsident Dr. Schlick waren 1976 mit blütenweißen Sakkos unterwegs. 05 Spatenstich. Symbolisch wurden 1961 mit diesem Spaten die Bauarbeiten für das Olympiastadion begonnen. 06 Post aus Innsbruck. Bewerbungsmappe für die Winterspiele 1960. 07 Objekt der Begierde. Nachbildung einer Goldmedaille der XII. Winterspiele 1976.


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Die Exponate sind Teil der umfangreichen Olympia-Sammlung des Heimatmuseums von Heinz Strasser, Seefeld.

08 Silbermedaille. Karl Schranz holte 1964 Platz 2 im Riesenslalom. 09 Weißer Stern. Der Kneissl White Star, der erste Kunststoffski mit Holzkern, galt 1964 als Maß aller Dinge. 10 Schneemann. Verehrt und verachtet – das Olympia-Maskottchen von 1976. 11 Siegerbolide. Mit dieser Rennrodel rasten die Österreicher Josef Feistmantl und Manfred Stengl zum Olympiasieg 1964. 12 Futuristisch. Der „RaumfahrerAnzug“ der österreichischen Delegation 1976.


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Mit olympischem Gedanken „Innsbruck hat mit den Veranstaltungen von zwei Olympischen Winterspielen, den Youth Olympic Games, Paralympischen Spielen, Universaden sowie National Special Olympics und den 2016 stattfindenden Children’s Games etwas weltweit Einzigartiges zuwege gebracht. Die Stadt Innsbruck hat dadurch vor allem in der Sportinfrastruktur sowie im sozialen Wohnbau große Fortschritte erzielt und sich damit in aller Welt einen Namen gemacht.“ VI Z E- B G M . CHR I STO P H KAUF MAN N S PO RTR E F E R E NT D E R S TA DT I NNSB R UCK

„Dabei sein ist alles“ – noch viel mehr als bei Olympischen Spielen selbst zählt dieses berühmte Motto bei den Paralympics, Special Olympics sowie der Universiade, für die Innsbruck ebenfalls als Gastgeber fungieren durfte. VON DANIEL NASCHBERGER

Paralympische Spiele 1984 und 1988

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ls Paralympische Spiele werden die Olympischen Spiele für Sportler mit vorwiegend körperlicher – aber auch mitunter geistiger Behinderung – bezeichnet. Für Athleten mit geistiger und Mehrfachbehinderung finden in regelmäßigen Abständen die Special Olympics statt, für Gehörlose gibt es überdies noch die eigens ausgetragenen Deaflympics. Die Idee der Paralympics“geht auf das Jahr 1948 zurück, als in London die ersten Olympischen Sommerspiele nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausgetragen wurden. Während am 28. Juli die feierliche Eröffnung in der britischen Hauptstadt im Gange war, wurde im nahegelegenen Aylesbury die Stoke Mandeville Games, Sportwettbewerbe für Kriegsversehrte, durchgeführt. Davon ausgehend entwickelte der Neurologe Sir Ludwig Guttmann die Idee, diese Spiele zu internationalen sportlichen Wettkämpfen zu erweitern, die in ihrer Bedeutung für behinderte Menschen den Olympischen Spielen gleichgestellt werden sollten. Sein Plan war von Erfolg gekrönt – 1960 veranstaltete Rom die ersten Paralympischen Spiele, 400 Athleten aus 21 Nationen – zu dieser Zeit noch ausschließlich Rollstuhlsportler – nahmen daran teil.

Ab 1976 fand auch der Wintersport seinen paralympischen Weg, 250 Sportler aus 14 Ländern kamen ins schwedische Städtchen Örnsköldsvik. Da die Paralympischen Winterspiele erst seit 1992 organisatorisch mit den Olympischen Spielern verwoben sind und stets drei Wochen danach am selben Ort durchgeführt werden, nutzte Innsbruck seine Chance in den 1980er Jahren. Der Tiroler Landeshauptstadt gelang es, die Weltwinterspiele der Körperbehinderten sowohl 1984 als auch ungewöhnlicherweise nochmals 1988 an Land zu ziehen.

Meilenstein des Behindertensports. Von 14. bis 20. Jänner 1984 waren Innsbruck, Mutters und Natters die Schauplätze der III. Paralympics, da Sarajevo – Ausrichter der Olympischen Winterspiele desselben Jahres – zur Durchführung nicht imstande war. Lediglich der Riesentorlauf wurde als Demonstrationssportart in Jugoslawien abgehalten. 457 Athleten aus 22 Nationen nahmen an den Wettbewerben teil, Österreich war am Ende mit 70 Mal Edelmetall, davon in 70-fachem Goldglanz, überragender Spitzenreiter im Medaillenspiegel. Topathlet aus rot-weißroter Sicht war der Alpine Helmut Falch mit vier Goldmedaillen.


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Innsbruck präsentierte sich dank einer sehr guten Organisation von seiner besten Seite und setzte vor allen Dingen im Behindertenskilauf neue Maßstäbe. Die Bewerbe waren überwiegend gut besucht, Eröffnungs- und Schlusszeremonie im Olympiastadion fanden vor vollem Haus statt. Der damalige Generalsekretär Bertl Neumann, der bei den Olympischen Spielen 1964 und 1976 als Pressereferent fungiert hatte, betrachtete die Paralympics rückblickend entsprechend euphorisch: „Die Zukunft des internationalen Behindertenleistungssports wird sicher durch die Innsbrucker Spiele, die erstmals vom Internationalen Olympischen Comité anerkannt waren, maßgeblich beeinflusst werden. Innsbruck bedeutet in mancherlei Beziehung einen Meilenstein in der Geschichte des Behindertensports, der immerhin 500 Millionen Körperbehinderte in der Welt betrifft.“

Zweiter Anlauf. So vermag es nicht zu überraschen, dass Innsbruck auch für die Winter-Paralympics 1988 den Zuschlag erhielt. Diesmal kamen 397 Athleten aus 22 Ländern zu den Wettkämpfen der Behindertensportler nach Tirol. Im Austragungszeitraum zwischen 17. und 24. Jänner hatten die Organisatoren mit Schneemangel in den Tal- und manchen Mittelgebirgslagen zu kämpfen, einer im Raum stehenden Absage wurde aber vehement ein Riegel vorgeschoben. So wurden die Nordischen Bewerbe von Natters nach Seefeld verlegt, die alpinen Konkurrenzen wiederum in höhere Regionen innerhalb des Muttereralmgebietes. Mittels zusätzlicher Schneefuhren konnte eine reibungslose Abwicklung gewährleistet werden. Wie schon 1984 beehrte Königin Silvia von Schweden die Spiele mit ihrem Besuch – das schwedische Königspaar war zuvor schon seit vielen Jahren als Förderer der Behindertensportbewegung in Erscheinung getreten. Im Medaillenspiegel musste sich Österreich 1988 mit Platz zwei begnügen, 44 Mal Gold, Silber und Bronze reichten nicht, um die dominanten Norweger (60) abzufangen. Der erfolgreichste Olympionike kam mit dem siebenfachen Champion Knut Lundstroem aus dem nordeuropäischen Königreich. »


© MICHAEL RATHMAYR (5)

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Sport und Integration. Bei den Special Olympics dient Sport als Mittel, um die gesellschaftliche Akzeptanz mental behinderter Menschen zu verbessern.

Nationale Special Olympics 2008 und 2012

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nter Special Olympics wird die größte Sportbewegung für Menschen mit mentaler Behinderung verstanden. Sie wurde im Jahr 1968 von Eunice Kennedy Shriver, Schwester des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy und Zeit ihres Lebens Aktivistin für behinderte Menschen, ins Leben gerufen. Special Olympics ist vom Internationalen Olympischen Comité offiziell anerkannt und hat zum Ziel, die Akzeptanz und Integration mental behinderter Menschen innerhalb der Gesellschaft zu verbessern, der Sport dient dazu als Mittel. Internationale Sommer- wie Winterspiele (seit 1977) werden im Vierjahresrhythmus ausgetragen, bei den letzten Sommer Special Olympics 2011 in Athen waren 7.000 Teilnehmer dabei. Die nächsten Weltwinterspiele finden 2017 in Graz und Schladming statt. Allerdings werden nicht nur die internationalen Veranstaltungen durchgeführt, Special Olympics ist inzwischen in 180 Nationen weltweit vertreten und bietet rund 2,5 Milli-

onen Menschen mit mentaler Behinderung das ganze Jahr über Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten in 26 verschiedenen olympischen Sportarten. Koordiniert werden die nationalen Verbände vom Hauptsitz in Washington D.C. aus. „Special Olympics hat den festen Glauben, dass Menschen mit mentaler Behinderung bei entsprechender Ermutigung aus der Teilnahme an Einzelund Mannschaftssportarten lernen, Freude zu empfinden und einen persönlichen Nutzen daraus ziehen können. Der Geist von Special Olympics – Begabung, Mut, Teilen und Freude – steht für universelle Werte, die keine Grenzen hinsichtlich Staaten, Nationalitäten, politischen Weltanschauungen, des Geschlechts, des Alters, der Rasse oder der Religion kennen“, erläutert Special Olympics Österreich auf seiner Website.

Innsbruck mal zwei. 2008 waren Innsbruck, Rinn, Mutters und Leutasch die Austragungsorte der 3. Nationalen Winterspiele von Special Olympics

Österreich. Dabei traten aber nicht nur heimische Sportler, sondern auch Athleten aus insgesamt 13 Staaten an, darunter etwa aus Belgien, Monaco, Slowakei, Ungarn oder Liechtenstein. Als „grenzüberschreitendes Integrationsfest und Fest der Herzen, das sich in breiten Kreisen in der Öffentlichkeit widerspiegelte“, beschrieb das lokale Organisationskomitee die Veranstaltung, die von 17 . bis 22. Jänner andauerte. Begleitet wurden die Special Olympics von einem bunten Rahmenprogramm in der Olympiaworld, insgesamt verzeichnete man bei den Bewerben sowie der Eröffnungsfeier fast 24.000 Besucher. Vier Jahre später waren die Nationalen Special Olympics abermals in Tirol zu Gast – Innsbruck war neben Wien, Tamsweg und Hallein einer der vier Ausrichter, in der Olympiaworld wurden die Eisschnelllaufbewerbe durchgeführt. 72 Sportler aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden gingen am 1. und 2. Februar 2012 an den Start und sorgten für spannende Wettkämpfe.


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Universiade 1968 und 2005

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niversiaden werden von der Fédération Internationale du Sport Universitaire organisiert und finden unter diesem Namen seit 1959 im zweijährlichen Rhythmus statt. Die Weltsportspiele der Studenten schafften es im Winter bereits zweimal nach Innsbruck, 1968 und 2005 durfte man hierzulande studentische Höchstleistungen bewundern. Die erste Innsbrucker Universiade stieg vom 21. bis zum 28. Jänner 1968, die Studenten maßen sich in Ski Alpin, Langlauf, Nordischer Kombination, Skispringen, Eiskunstlauf, Eishockey und Eisschnelllauf. So wurden etwa die alpinen Bewerbe am Patscherkofel, auf der Muttereralm und in der Axamer Lizum durchgeführt, die Langlaufbewerbe am Fuß des Bettelwurfs, für die Eiswettkämpfe konnte man auf das Olympiastadion zurückgreifen. Aufgrund terminlicher Kollisionen mussten jedoch Spiele des Eishockeyturniers nach Feldkirch verlegt werden. 589 Teilnehmer aus 26 Nationen reisten zu den fünften Winterspielen der Studierenden an, die für Österreich letztlich sechs Medaillen, eine

davon in Gold, brachten. Die Edelmetallhamster kamen aus der Sowjetunion, deren Sportler 19 Mal jubeln durften. Es sollten fast 40 Jahre vergehen, ehe Innsbruck – gemeinsam mit Seefeld – wieder den Zuschlag für die Winter-Universiade bekam. 2005 gestaltete sich nicht nur aus organisatorischer Sicht hervorragend, auch sportlich lief es für das Gastgeberland ungleich besser als 1968. Zwischen dem 12. und 22. Jänner holten die rot-weiß-roten Athleten 21 Medaillen und schoben sich so auf Rang eins des Medaillenspiegels. Am erfolgreichsten waren mit jeweils drei Medaillen der Ski-Alpin-Läufer Dominik Schweiger (2 Mal Gold und 1 Mal Silber) und der Skispringer Manuel Fettner (2 Mal Gold und 1 Mal Bronze). Überhaupt hatte die 22. Auflage der Winterspiele einen überaus positiven Nachgeschmack für den Veranstalter: 85.000 Zuschauer, davon über 10.000 bei der feierlichen Eröffnung, sorgten für eine großartige Kulisse bei den Wettkämpfen, in 450 TV-Stunden wurden die Bilder aus Tirol in die ganze Welt geschickt.

„Den Ruf als Sportland hat sich Tirol in der Vergangenheit hart erarbeitet, mit viel Akribie und Einsatz wurden stets großartige Veranstaltungen realisiert. Durch die Ausrichtung der Paralympischen Spiele sowie der Special Olympics haben Innsbruck und Tirol auch den Stellenwert des Behindertensports betont.“ L HS T V. JOS EF GEIS L ER S PORT REFERENT DES LANDES T IROL

© LAND TIROL

Studentischer Wettstreit. 2005 konnte Innsbruck, zusammen mit Seefeld, zum zweiten Mal nach 1968 eine Universiade austragen.


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Ein Ort wie Olympia 1896 wurden zum ersten Mal die Olympischen Spiele der Neuzeit ausgetragen, seit damals können sich 40 Austragungsorte mit dem Titel „Olympiastadt“ schmücken. Und egal wie unbekannt sie zuvor auch gewesen sein mochte: Durch die Spiele wurde jede dieser Städte weltberühmt. VON K L AUS ERL ER

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atten die Olympischen Spiele der Antike mit der Stadt Olympia noch einen fixen Austragungsort, wechseln die Spielstätten der Neuzeit seit 1896 im Vierjahres-Rhythmus: London, Seoul, Helsinki, St. Moritz, Salt Lake City, Lake Placid, Albertville, Sapporo, Squaw Valley, Lillehammer – und mittendrin Innsbruck.

Eine illustre Schar. All diese Städte eint nicht nur ihre lautmalerische Besonderheit. Sie alle wurden weltbekannt und konnten in sechs Fällen zweimal, ein einziges Mal sogar dreimal Olympische Sommer- oder Winterspiele austragen. Insgesamt 40 Städte (22 Städte im Sommer, 18 Städte im Winter) können sich inzwischen „olympisch“ nennen. Dass dabei keine Stadt je die Ehre hatte, gleichzeitiger Austragungs-

www.olympic.org www.olympiccities.org

ort von Winter- und Sommerspielen zu sein, mag noch verwundern. Dass 1994 Lausanne zur Hauptstadt der Olympischen Bewegung gekürt wurde, schon weniger: War die Schweizer Stadt doch zu diesem Zeitpunkt bereits seit 100 Jahren Sitz des Internationalen Olympischen Comités (IOC), jener Organisation also, die sich um die Organisation und Betreuung der Olympischen Spiele kümmert. In Lausanne befindet sich auch der Sitz des Weltverbands der Olympiastädte (UMVO). Als gemeinnütziger Verein verfolgt dieser vielfältige Zwecke wie den Austausch von Erfahrungen, die Vermittlung von Kompetenzen für Bewerberstädte und die Untersuchung der Auswirkungen von Olympischen Spielen auf die Veranstalterstädte. Seit heuer ist auch Innsbruck aktives Mitglied dieser Vereinigung.


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Besondere Olympiastädte: Lilleammer: 1994 die erste Olympiastadt, die Olympische Winterspiele abgekoppelt vom Rhythmus der Sommerspiele veranstaltete.

London: Der einzige Ort, der bisher dreimal Olympische Sommerspiele ausgetragen hat (1908, 1948, 2012).

Lillehammer

Innsbruck

Chamonix: Hier wurden 1924 zum ersten Mal Olympische Winterspiele abgehalten.

St. Moritz 1928/1948 Lake Placid 1932/1980 Garmisch-Partenkirchen 1936 Ausfall wegen des Zweiten Weltkrieges 1940/1944 Oslo 1952 Cortina d‘Ampezzo 1956 Squaw Valley 1960 Innsbruck 1964/ 1976 Grenoble 1968 Sapporo 1972 Sarajevo 1984 Calgary 1988 Albertville 1992 Lillehammer 1994 Nagano 1998 Salt Lake City 2002 Turin 2006 Vancouver 2010 Sotschi 2014 Pyeongchang 2018

Austragungsorte Olympischer Sommerspiele (23 Städte)

London

Chamonix

Austragungsorte Olympischer Winterspiele (17 Städte)

Athen

Athen: Erster Austragungsort der Olympischen Spiele der Neuzeit 1896. 2004 wurde die griechische Hauptstadt zum zweiten Mal Gastgeberin der Spiele.

Innsbruck: Die einzige Olympiastadt Österreichs und zudem einer von nur drei Olympiaorten, der zweimal Olympische Winterspiele ausrichten konnte und die Einzige, in der dreimal das Olympische Feuer loderte. Die anderen beiden Orte sind St. Moritz (1928, 1948) und Lake Placid (1932, 1980).

Athen 1896/2004 Paris 1900/1924 St. Louis 1904 London 1908/ 1948/2012 Stockholm 1912 Ausfall wegen des Ersten Weltkriegs 1916 Antwerpen 1920 Paris 1924 Amsterdam 1928 Los Angeles 1932/1984 Berlin 1936 Ausgefallen wegen des Zweiten Weltkriegs 1940/1944 Helsinki 1952 Melbourne 1956 Rom 1960 Tokio 1964/2020 Mexico City 1968 München 1972 Montreal 1976 Moskau 1980 Seoul 1988 Barcelona 1992 Atlanta 1996 Sydney 2000 Peking 2008 Rio de Janeiro 2016


© YOG 2012

Int. Children’s Games 2016 Bereits 2016 weht wieder Olympia-Luft durch Innsbruck. Was die Olympischen Spiele für Erwachsene und die Jugendspiele für 14- bis 18-Jährige, sind die Internationalen Kinderspiele für Zwölf- bis 15-Jährige. Jugendliche aus aller Welt haben so schon in ganz jungen Jahren die Möglichkeit, erste internationale Erfahrungen zu sammeln. VON LISA INSAM

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eit 2003 reisen Innsbrucks Nachwuchstalente regelmäßig zu den Kinderspielen in aller Welt. Seit etwa einem halben Jahr steht fest: Vom 11. bis 17. Jänner 2016 werden sie ihr Talent vor heimischer Kulisse unter Beweis stellen können. Schon über einen längeren Zeitraum hinweg hatte sich die Stadt um die Sommerausgabe der Children’s Games bemüht, um einen Gegenpol zu den bisher abgewickelten Winterspielen zu setzen. Da Tirols Landeshauptstadt aber geradezu prädestiniert für den Wintersport ist, sollten es doch Winterspiele werden.

Im Vorfeld zeigten zwar mehrere Städte Interesse: „Als dann aber klar war, dass sich eine der Wintersportstädte schlechthin um die Austragung bewerben würde, wussten die potenziellen Gegner wohl sehr schnell, dass es wenig Sinn machen würde gegen Innsbruck anzutreten“, berichtet Christoph Kaufmann, Vizebürgermeister und Sportreferent. Und so setzte sich Innsbruck im Rennen um die Austragung der Children’s Games 2016 kampflos durch. Die Kinderspiele sollen vom Veranstaltungscharakter her dem der Jugendwinterspiele im Jahr 2012 sehr ähnlich sein.

Kaufmann will einen neuen Maßstab setzen, die Spiele auf eine professionellere Ebene heben: „Es war schon länger der Wunsch des ICG-Generalsekretärs, die Spiele in Innsbruck auszutragen, weil alle Veranstaltungsstätten bereits existieren und wir uns so auf Dinge wie zum Beispiel das Rahmenprogramm konzentrieren können. Kommende Austragungsorte können sich dann an uns orientieren.“

Städtedelegationen. Doch was hat es mit den Kinderspielen überhaupt auf sich? Im Jahr 1967 hatte der


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slowenische Sportlehrer Metod Klemenc die Idee, eine sportliche Meisterschaft für Schulen in seiner Heimatstadt Celje auszutragen. Jede Schule wurde durch eine Farbe repräsentiert. Die Wettkämpfe waren ein Erfolg und so wollte Klemenc etwas Größeres entstehen lassen. Im Jahr 1968 war es dann so weit. Insgesamt neun mitteleuropäische Städte, darunter auch die steirische Landeshauptstadt Graz, nahmen an den ersten internationalen Kinderspielen teil. Im Laufe der Jahre schickten weltweit immer mehr Städte ihre talentiertesten Nachwuchssportler zu den Wettkämpfen. Zu Beginn gab es allerdings nur Sommerspiele. Erst seit dem Jahr 1994 werden in unregelmäßigen Abständen auch Winterspiele ausgetragen. Der große Unterschied zu den Olympischen Spielen der Erwachsenen und den Olympischen Jugendspielen ist, dass nicht Nationalauswahlen, sondern Städteauswahlen teilnehmen. Wer mitdarf, entscheiden die Städte, offizielle Qualifikationskriterien gibt es keine. Die Bewerbe bei den Kinderspielen rund um Innsbruck finden voraussichtlich in Seefeld (Langlauf/Biathlon), der Axamer Lizum (Ski Alpin/Ski Cross), der Olympiaworld (Eisschnelllauf, Eiskunstlauf, Eishockey) und auf der Nordkette (Snowboard) statt. Neben den sportlichen Wettkämpfen wird den Kindern auch ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm geboten. Kaufmann will die ganze Stadt in die Veranstaltung einbinden: „Nicht nur die Teilnehmer und ihre Betreuer, sondern auch die breite Öffentlichkeit, vor allem Jugendliche, sollen davon profitieren und Teil der Children’s Games sein können.“ Die Überlegung, ein weiteres Olympisches Dorf zu bauen, hat der Sportreferent schnell wieder verworfen: „Dafür fehlen die Baugründe. Wir streben jetzt eine Hotellösung an. Die Skifahrer zum Beispiel werden in der Lizum untergebracht werden.“ Das Hauptquartier der Spiele werden aller Voraussicht nach der Congress und die Messe Innsbrucksein. Erwartet werden rund 800 Sportler und 300 Betreuer.

Internationale Freundschaften. Im Vordergrund steht bei den International Children’s Games aber nicht nur die sportliche Leistung. Gründervater Metod Klemenc wollte vorrangig internationale Freundschaften verbessern. Die jungen Sportler, die

sich in ihren Hobbys und Zielen (nämlich der beste im jeweiligen Sport zu werden) ähneln und doch aus völlig verschiedenen Kulturen kommen, lernen Gleichaltrige aus allen Teilen der Welt kennen und schätzen. Schon früh spielen so soziale Kompetenzen wie Fairness und Toleranz eine große Rolle. Schon der Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin, wollte Athleten über alle Grenzen hinweg an einem Ort zusammenführen und so für eine „friedlichere und bessere Welt“ eintreten. Die Stärke des Sports besteht darin, zu zeigen, dass Konflikte auch auf friedliche Weise, im partnerschaftlichen Sinne beigelegt werden können. Sport gibt vielen jungen Menschen einen Sinn, hilft ihnen zu zielstrebigen Persönlichkeiten, zu werden und das Beste aus dem eigenen Körper herauszuholen. Im Jänner 2016 heißt es deshalb zum bereits vierten Mal: Citius, altius, fortius – schneller, höher, weiter.

INNSBRUCK-TIROL 2016

Sportland Tirol Neben den International Children’s Games wartet auf Tirol in den nächsten Jahren eine Reihe weiterer hochkarätiger Sportevents. Bob- und Skeleton-WM 2016 in Innsbruck/Igls Rodel-WM 2017 in Innsbruck/Igls Biathlon-WM 2017 in Hochfilzen Seefeld bewirbt sich zudem für die Nordische Ski-WM 2019. www.innsbruck2016.com www.facebook.com/innsbruck2016


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Programm der Olympia-Sporttage Die Sportstadt Innsbruck feiert das Jubiläum 50 Jahre Olympiastadt mit einem dreitägigen Sportfest für alle InnsbruckerInnen.

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ie für die Spiele errichtete Infrastruktur, die seit vielen Jahren auch von der Innsbrucker Bevölkerung genutzt wird, soll Teil dieser Veranstaltung sein. Drei Tage, verschiedene Olympische Venues und ein tolles, für alle kostenlos zu nutzendes Sportprogramm werden diesen Tag für viele Innsbrucker Familien zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Die Veranstaltung wird durch die drei Themenwelten Eis-, Schnee- und Bergkristall eine sehr breite Bevölkerungsschicht ansprechen. Jeder, ob alt oder jung, der an einer der angebotenen Sportarten teilnehmen will, ist herzlichst dazu eingeladen. Die Schneekristall- Aktionen werden auf der Nordkette stattfinden. Die Teilnehmer des Themenkreises Eiskristall werden in die Olympia World, auf die Igler Bobbahn und auf die städtischen Kunsteislaufplätze eingeladen. Für alle Fans der Nordischen Sportarten bzw. für all diejenigen, die schon immer den Skatingstil erlernen oder einen Biathlon absolvieren wollten, sind die Aktionen des Bergkristalls genau das Richtige. Die Casino Arena Seefeld lädt zu einem „Nordischen Tag“, wo unter Anleitung früherer heimischer Stars und Trainer nach Herzenslust ausprobiert werden darf.

Wann: 31. Jänner – 2. Februar 2014

Wo: Olympia World inkl. Bobbahn Igls Nordkette Nordisches Kompetenzzentrum Seefeld Städtische Kunsteislaufplätze


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Bergkristall Freitag, 31. Jänner 2014 Nordisches Kompetenzzentrum Seefeld: 9.30–17 Uhr Olympische Spiele ohne den nordischen Sport konnte man sich vor 50 Jahren schon nicht vorstellen. Heute sind sie eines der Highlights der Winterspiele. Deshalb wird der Bevölkerung bei der Veranstaltung 50 Jahre Olympiastadt Innsbruck die außergewöhnliche Möglichkeit geboten, z. B. den Biathlonsport hautnah mitzuerleben.

Langlaufworkshop: 9.30–14.30 Uhr

Biathlonworkshop: 10.40–14.30 Uhr

Volksbiathlon: 15–17 Uhr

Technikverbesserung heißt schneller Langlaufen bei weniger Energieverbrauch. Das kann die Motivation für alle Langläufer sein, die bei diesem von Trainern und Athleten geleiteten Workshop teilnehmen. Oder einfach nur zum ersten Mal die Grundlagen des Skilanglaufs (klassisch und Skating) spielerisch erlernen. Der Langlaufworkshop findet zu folgenden Zeiten statt: 9.30–10.30, 10.40– 11.40, 11.50–12.50, 13.30–14.30 Uhr. Unterteilung der Gruppen: Anfänger, Fortgeschrittene, Skating oder klassische Technik und eigene Kinderklassen.

Trainer und Athleten geben ihr Wissen an die Nordischen Hobbybiathleten weiter. Die richtige Skatetechnik, kombiniert mit einer ruhigen Hand beim Schießen, das alles wird bei diesem Workshop vermittelt. Der Biathlonworkshop findet zu folgenden Zeiten statt: 10.40–11.40, 11.50–12.50, 13.30–14.30 Uhr. Es wird keine Unterteilung in den Lauftechniken geben bzw. ist das sportliche Niveau auch nicht ausschlaggebend, da beim Biathlon erfahrungsgemäß mehr das Schießen im Vordergrund stehen wird. Als Olympia- Sporttage Extra gibt es an diesem Tag für alle Teilnehmer unlimitierte Munition. Kinder müssen mindestens 140 cm groß sein und unter zwölf Jahren altersgerecht mit Luftdruckgewehren schießen. Erwachsene schießen mit Kleinkalibergewehren.

Das Volksbiathlon wird zwischen 15 und 17 Uhr durchgeführt. Während des gesamten Tages können sich interessierte Teilnehmer direkt bei der Materialausgabe (Basisgebäude) anmelden. Es kann sowohl im klassischen als auch im Skatingstil gestartet werden. Alle Laufstrecken befinden sich ausschließlich in der Casino Arena. Das Teilnehmerfeld ist aus Sicherheitsgründen auf 100 Teilnehmer limitiert. Alle Teilnehmer bzw. Schulklassen, die die Casino Arena betreten, werden direkt im Basisgebäude akkreditiert. Im Skiverleihcenter gibt es einen Infostand, wo auch die Anmeldungen für das Rennen entgegengenommen werden.

Shuttlebus Innsbruck – Seefeld / Seefeld – Innsbruck Um auch allen InnsbruckerInnen bequem die Teilnahme an den Aktivitäten in Seefeld zu ermöglichen, wird von Innsbruck aus stündlich ein gratis zu benutzender Shuttlebus in die Casinoarena und wieder retour starten.


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Schneekristall Samstag, 1. Februar 2014 Nordkette: 10–16 Uhr Auf der Nordkette, deren Bahnen an diesem Tag zu günstigen Preisen zu benutzen sind, werden die verschiedensten Wintersportaktivitäten angeboten. Dabei wird von Seite des Veranstalters vor allem Wert auf Sicherheit und das Kennenlernen neuer Sporttrends gelegt.

Kinderland / Skikindergarten Betreuung für Kinder ab 3 Jahren im Bereich „Zauberteppich“ und Seillift. Spielerische Vermittlung der Grundlagen des alpinen Skifahrens. Besondere Beachtung auf sicheres Benützen dieser Aufstiegshilfen durch die kleinsten Skifahrer.

Ski / Snowboard Rennstrecke Betreute Rennstrecke mit elektronischer Zeitnehmung. Ergebnisauswertung in den Klassen Kinder bis 10 Jahre, Kinder 11–14 Jahre und Damen/ Herren. Die jeweils schnellsten 3 Teilnehmer werden anschließend bei einer Siegerehrung geehrt. Startmöglichkeit zwischen 10.30 und 15 Uhr; maximal 5 Starts pro TeilnehmerIn.

Snow-Biking

Zipflbob-Cross

Bereitstellung von modernen Snowbikes. Zwischen 10 und 15 Uhr stündlich Beginn einer Lehreinheit für den Umgang mit dem Trendsport-Gerät Snowbike.

Lustiger Wettkampf mit einem trendigen Funsport-Gerät. Keine Wintersporterfahrung vorausgesetzt. Bereitstellung von Zipflbobs zur Verwendung für alle TeilnehmerInnen. Gruppeneinteilung wie beim Skirennen. Qualifikationsläufe/Trainingsläufe zwischen 10.30 und 13 Uhr möglich. Finalläufe ab 13.30 Uhr.

Freestyle Workshop Von 10 bis 15 Uhr stündlich Beginn einer Lehreinheit für Einsteiger in die „Freestyle-Szene“ (Ski & Snowboard). Vermittlung von Tipps und Tricks auf der Piste und im Park.

Faszination Schneeschuhwandern Professionelle Einführung in die Technik und Faszination dieser Sportart. Schneeschuhe für Kinder & Erwachsene werden bereitgestellt. Abmarsch jede halbe Stunde (10 bis 15 Uhr) ins Gelände vor Ort.

Schnupperkurs Telemark Bereitstellung von Verleihmaterial in verschiedenen Größen. Einführung in die Kunst des Telemarkens für Personen mit zumindest guten Grundkenntnissen im alpinen Skilauf. Von 10 bis 15 Uhr stündlich Beginn einer Lehreinheit für neue Teilnehmer.

SAAC Camp Bergführer des bekannten SAAC Lawinencamps werden Interessierte über die Gefahren im alpinen Gelände aufklären und anschließend eine gemeinsame Piepssuche durchführen. Anmeldung dafür beim Infozelt. Kursbeginn jede volle Stunde von 10 bis 16 Uhr.

Iglubau Snowtubing Errichtung und Betreuung einer Snowtubing-Bahn (kein Wettkampf). Bereitstellung von Snowtubes und Skihelmen. Errichtung einer Spur nur für den Aufstieg und zweier Downhill-Spuren mit Steilkurven.

Jeder, der schon immer wissen wollte, wie man ein Iglu baut, kann hier mit anpacken bzw. zusehen. StandortAuswählen, Blöcke-Ausschneiden und das richtige Zusammenfügen werden bei dieser Station unter professioneller Anleitung demonstriert.


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Eiskristall Sonntag, 2. Februar 2014 Olympia World, Sparkassenplatz, Kunsteislaufplätze der Stadt Innsbruck, Bobbahn Igls: 10–17 Uhr Eine weitere Olympische Venue ist die Olympia World. An diesem Tag können alle Teilnehmer gratis das Angebot in der neuen (kleinen) Eishalle, an der Außeneisbahn und im Eishockeyfeld nutzen. Wer sich für eine der vielen Sportarten interessiert, die man am Eis durchführt, kann seinen Wissensdurst bei Demonstrationen und Erklärungen von Eishockeyspielern, Eisstockschützen und EiskunstläuferInnen stillen. Natürlich können diese beliebten Sportarten auch gleich vor Ort unter der Aufsicht von Profis ausprobiert werden. Die Ausrüstung steht kostenlos zur Verfügung. Für die jüngsten Teilnehmer werden ausgebildete Pädagogen Spiel und Spaß auf dem Eis bieten.

Eishockey: 10–12 Uhr / Außenhockeyfeld

Spiele am Eis: 13–16 Uhr / Kleine Eishalle Olympiaworld

Skeleton / Bobfahren: 14–17 Uhr / Bobbahn Igls

Trainer des HCI Jugendteams stehen für Workshops zur Verfügung. Schusstechnik, Eislauftechnik, Regel- und Materialkunde stehen auf dem Lehrprogramm.

Wie beim Eiszauber am Sparkassenplatz werden auch in der kleinen Eishalle der Olympia World vor allem die kleinsten Teilnehmer auf ihre Kosten kommen. Minieishockey, Shuffle Bord und Kinderschminken werden diesen Tag zum Erlebnis machen.

Allen, die schon einmal mit bis zu 90 km/h nur Zentimeter über dem Eis durch den Igler Eiskanal flitzen wollten, ergibt sich am Sonntag, 2. Februar die Möglichkeit. Wegen des zu erwartenden Ansturms ist für die Skeletonfahrten eine Anmeldung erforderlich. Wer die Fahrt mit etwas mehr Abstand zum Eis genießen möchte, kann an diesem Tag auch mit einem Bob zu Tal rasen. Anmeldungen für beides unter eiskanal@ triebwerk.at (Mindestalter 15 Jahre, Startberechtigung nur mit Bestätigungsmail).

Eiskunstlauf: 12–14 Uhr / Kleine Eishalle Olympiaworld Die TrainerInnen des IEV veranstalten einen offenen Workshop. Jeder, der schon immer wissen wollte, wie man Pirouetten dreht oder auch schon kleine Sprünge macht, ist an diesem Tag in der kleinen Eishalle der Olympiaworld richtig.

Eisstockschießen: 13–20 Uhr / Igls

Spiele am Eis: 13–17 Uhr / Eiszauber am Sparkassenplatz

Publikumseislauf: 10–17 Uhr / Kunsteislaufplätze der Stadt Innsbruck

Beim Eiszauber am Sparkassenplatz, im Zentrum von Innsbruck werden vor allem die kleinsten Teilnehmer auf ihre Kosten kommen. Minieishockey, Shuffle Bord und Kinderschminken werden diesen Tag zum Erlebnis machen.

Am Städtischen Kunsteislaufplatz in Igls kann den ganzen Nachmittag bis in den Abend hinein gratis Eisstock geschossen werden.

Alle vier städtischen Kunsteislaufplätze werden an diesem Tag für die Innsbrucker Bevölkerung gratis zur Verfügung stehen.


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Heißes Öl und kalte Kufen Was wäre der Sport ohne Anekdoten – das Archiv der Tiroler Tageszeitung fördert so manche skurrile Geschichte zutage, die sich am Rande der Olympischen Spiele 1964 zugetragen hat.

Bevor die sowjetische Eiskunstläuferin Ludmilla Belousowa ihre Kür begann, suchte sie die Eisfläche akribisch nach Haarnadeln oder ähnlichen Gegenständen ab, um einen Sturz zu vermeiden. Die Vorsicht zahlte sich aus: Sie gewann gemeinsam mit ihrem Partner Oleg Protopopow Gold.

13.500 Meter Film Zu Kontrollzwecken wurden bei den olympischen Slalombewerben in Innsbruck 13.500 Meter Film verwendet. Dieses innovative Verfahren wurde eingesetzt, um Torfehler zu beweisen.

Zur Demonstration

Schranz zeigt Zunge

Eisstockschießen wurde 1964 in Innsbruck als Demonstrationsbewerb vorgeführt. Der Sport schaffte es jedoch nie zu olympischen Ehren.

Um zu beweisen, dass er vor seinem Riesentorlauf-Silber-Lauf tatsächlich krank war, streckte Karl Schranz vor den versammelten Medienvertretern die Zunge heraus.

Souvenirjäger In den Innsbrucker Geschäften wurden allerlei olympische Souvenirartikel verkauft: von Puderdöschen über Krawatten bis hin zu Schallplatten mit dem „Innsbrucker Olympiamarsch“, aufgenommen von den Steirer Kernbuam.

Heißes Öl Olympiasieger Josef Feistmantl bestrich die Kufen seiner Rennrodel mit heißem Öl, um die Gleitfähigkeit zu erhöhen.

Guten Appetit Einen beeindruckenden Appetit bewies ein britischer Bobfahrer bei der Essensausgabe im Olympischen Dorf. Er verzehrte sechs Rindersteaks, also etwa einen Kilo Fleisch.

Lange Wünsche Zur Aufmunterung der Athleten trafen in Innsbruck zahlreiche Motivations- und Glückwunschtelegramme ein. Das längste davon war 60 Meter lang und enthielt 3.000 Unterschriften.

© IOC

Kriminalistin

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