Interview mit der Frau Bundesministerin DAS INTERVIEW FÜHRTE DER CHEFREDAKTEUR.
© PETER LECHNER
ben Sie im Laufe Ihres Lebens davor mit dem Bundesheer gemacht? Ich war in meiner Vergangenheit im Innenministerium tätig und da hat man auch immer wieder thematische Anknüpfungspunkte mit dem Bundesheer. Ich selbst habe aber auch schon das Bundesheer im Einsatz erlebt. Ich wohne mit meiner Familie in einem Ort im Bezirk Scheibbs auf einer kleinen Anhöhe. Ich erinnere mich an das Jahr 2002 an das große Hochwasser, wir konnten nicht einmal von dem Berg herunter. Da hat das Bundesheer der Bevölkerung im Bezirk Scheibbs geholfen. Dafür bin ich sehr dankbar.
In der Hofburg wurde Mag.a Klaudia Tanner als Bundesministerin für Landesverteidigung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen ernannt und angelobt.
Sehr geehrte Frau Bundesministerin, seit Ihrem Amtsantritt sind mehr als zwei Monate vergangen. Sie haben bereits fast jeden Mitarbeiter im Ministerium persönlich kennengelernt und haben viele Truppenbesuche durchgeführt. Wie sehen Sie Ihr Ressort heute, und wo sehen Sie den größten Ad-hocHandlungsbedarf? Mag.a Klaudia Tanner: Die Soldatinnen und Soldaten erfüllen täglich und gewissenhaft ihre Aufgaben im In- und Ausland. Das heißt aber nicht, dass man nicht da und dort nachjustieren kann. Und das „Wo“ werde ich mit Hilfe von Expertinnen und Experten im Verteidigungsministerium gemeinsam erarbeiten. Wichtig und zeitgemäß ist für mich, dass sich das Bundesheer zu einem zukunftsträchtigen und modernen Heer weiterentwickelt. Denn in Anbetracht der neuen Herausforderungen und Bedrohungen des 21. Jahrhunderts muss sich auch das Bundesheer anpassen und fokussieren können. Das Bundesheer muss also mit den erforderlichen Ressourcen ausgestattet werden, damit es seine Aufträge auch künftig zuverlässig erfüllen kann. Sie sind die erste Ministerin als Ressortchefin und stehen damit als erste Frau an der Spitze des Bundesheeres. Welche Erfahrungen ha-
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Offizier DER
Ihr Vorgänger hat Ihnen mit dem Bericht „Unser Heer 2030 – Die Antwort auf künftige Bedrohungen“ ein Abschiedsgeschenk hinterlassen, welches in der Öffentlichkeit bereits intensiv diskutiert wurde. Sind Sie mit diesem Bericht glücklich, und welche Lehren ziehen Sie daraus? Der Bericht meines Vorgängers ist für uns eine gute Basis: Jetzt müssen wir die Aufgaben des Bundesheeres nach Einsatzwahrscheinlichkeiten reihen und die dafür erforderlichen Strukturen des Bundesheeres vorrangig verbessern, den Grundwehrdienst und die Miliz attraktiver gestalten und ein gesamtstaatliches Auslandseinsatzkonzept unter Einbindung aller relevanten Ministerien erstellen bzw. umsetzen. Die Bundesregierung hat sich mit dem Regierungsübereinkommen ein ambitioniertes Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre verordnet. Im Kapitel „Landesverteidigung & Krisen- und Katastrophenschutz“ wurden Sie mit großen Brocken zur Umsetzung beteilt. Kommen wir gleich zum wichtigsten Punkt, nämlich der Ausstattung des Bundesheeres mit den erforderlichen Ressourcen zur Erfüllung seines Auftrages. Wird es für das Bundesheer wesentlich mehr Geld geben? Wir werden jedenfalls – und das ist unsere Aufgabe – dafür sorgen müssen, dass das Österreichische Bundesheer weiter leistungs- und einsatzfähig ist. Die Budgetverhandlungen werden wir mit den zuständigen Experten auf der politischen Ebene führen. Ich weiß, dass das Budget ein gro-
Ausgabe 1/2020