zek Hydro - Ausgabe 4 - 2021

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AUGUST 2021

Verlagspostamt: 5450 Werfen · P.b.b. „03Z035382 M“ – 19. Jahrgang

Fachmagazin für Wasserkraft

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Foto: zek

HYDRO EWA schließt Nutzungskette am Thalerbach Ungarische Kraftwerkslegende ist wieder am Netz Service und Revitalisierungen immer stärker nachgefragt Schwerpunkt: Neue Erkenntnisse zum Thema Öle und Schmierstoffe

Kompetenz und langjähriger Erfahrung realisiert werden. Durch Modernisierungsmaßnahmen können signifikante Verbesserungen der Jahresproduktion und die ökologische Kompatibilität von langjährig im Einsatz befindlichen Kaplanturbinen bei möglichst geringem Eingriff in die bestehende Baustruktur erzielt werden.

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HYDRO

Zur Sache

RAUS AUS DEN FOSSILEN – DIE WEICHEN SIND GESTELLT

W

ie sagte unlängst ein bekannter Klimaexperte so treffend: „Unser Klima verlässt gerade die menschliche Wohlfühlzone.“ In Anbetracht der immer häufiger werdenden Hitzeperioden, Flutkatastrophen, Waldbrände und Unwetterereignisse in unseren Breiten ist es eins vor zwölf für Maßnahmen. Und die Politik scheint endlich zu reagieren: Das Paradigma „Weiter so wie bisher“ fällt gerade - so viel steht fest, wenn man sich das kürzlich vorgestellte „Fit for 55“-Paket der EU-Kommission ansieht. Europa soll den Weg aus der fossilen Energienutzung finden. Daher möchte die EU-Kommission Europa zum weltweiten Vorreiter in Sachen Klimaschutz machen. Das Legislativpaket „Fit for 55“ beinhaltet zwölf Gesetzesvorschläge, um den Green New Deal mit Inhalten zu füllen. Bis zum Jahr 2030 soll damit eine Treibhausgasreduktion gegenüber dem Jahr 1990 um 55 Prozent erreicht werden. Ein ambitioniertes Ziel, das durch weitreichende Änderungen im Energie-, Verkehrs- und Gebäudesektor erreicht werden soll. Einen zentralen Baustein des Pakets stellt der Emissionszertifikatshandel (ETS) dar. Dieser ist im Grunde nichts Neues für den Bereich Industrie und Verkehr, wo er – so recht und schlecht – in der jüngeren Vergangenheit bereits praktiziert wurde. Hier soll allerdings die Gangart etwas verschärft werden. Parallel dazu soll der ETS nun auch auf die Sektoren Verkehr und Gebäude ausgedehnt werden. Diesel und Benzin werden peu à peu teurer, damit wird der E-Mobilität endgültig der Weg geebnet, die Verbrennungsmotoren werden in den nächsten Jahren wohl noch rascher aussterben als bislang angenommen. Das Programm „Fit for 55“ setzt im Wesentlichen auf Mechanismen des freien Marktes, zugleich aber auch auf sozialen Ausgleich. Ein großer Teil der Einnahmen soll demzufolge in einen Fonds fließen, der soziale Härtefälle vermeiden helfen soll. Nahezu revolutionär ist in dem Paket allerdings der geplante marktwirtschaftliche Schutz sauber produzierter Industriegüter in der EU vor dem Wettbewerb mit deutlich weniger sauber erzeugten Produkten aus China, Russland oder den USA. Das macht Sinn – und zeigt nach außen hin eine klare Kante. Doch schon dieser Punkt legt offen, dass vor der Umsetzung noch einige Hürden zu bewältigen sind. Schließlich tauchten bereits kurz nach Präsentation des Kommissionsplans erste Einwände und Bedenken der Mitgliedsstaaten auf, die dem Paket erst noch offiziell zustimmen müssen. Entsprechendes beim Beispiel Kerosinsteuer: Irland gilt als entschiedener Gegner. Oder beim Beispiel Spritverteuerung: Polen hat bereits erste Bedenken angemeldet. Es ist vermutlich ein monatelanges Feilschen um die Fragen der Umsetzung zu erwarten. Doch der Green New Deal wird nur dann ein Erfolg werden, wenn nun auch Taten folgen. Mitte Juli erfolgte eine weitere energiepolitische Weichenstellung: Das österreichische Parlament verabschiedete das lange herbeigesehnte Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das nun klare Richtlinien für alle Branchen und Rechts- und Planungssicherheit vorgibt. Bis Ende 2030 sollen die erneuerbaren Energien in Österreich um stolze 27 TWh ausgebaut werden. Es wird ohne Zweifel eine Mammutaufgabe, schließlich entspricht dieser Zubau eine Verdoppelung der bislang installierten Kapazitäten der Erneuerbaren. Allein die Wasserkraft soll dazu 5 TWh an Kapazitäten beitragen. In der Branche war ein merkbares Aufatmen nach der Verabschiedung des EAG zu vernehmen, schließlich braucht gerade die Wasserkraft langfristig verlässliche Rahmenbedingungen. Allerdings wurde bereits ein ganz bitterer Wermutstropfen bekannt: Offensichtlich sollen an knapp 20 Prozent der Fließgewässer Anlagen von Förderungen ausgeschlossen bleiben. Dies scheint insofern besonders paradox zu sein, als eine Förderungsbewilligung ohnehin nur möglich ist, wenn die Forderungen nach dem Verbesserungs-Gebot und dem Verschlechterungs-Verbot erfüllt sind. Daher meinte dazu auch der Geschäftsführer von Kleinwasserkraft Österreich zu Recht: „In Zeiten der Klimakrise und angesichts der extrem hohen ökologischen Standards ist das für uns nicht nachvollziehbar.“ Dennoch wird die Kleinwasserkraft im EAG eine wichtige Rolle spielen – und mit ihrem Ausbau wirtschaftliche Impulse im Gesamtwert von rund 1,1 Mrd. Euro setzen. Abschließend möchte ich mich wieder bei allen bedanken, die am Entstehen der vorliegenden Ausgabe mitgeholfen haben. Ich darf Ihnen, liebe(r) Leser(in) eine gute Zeit mit der neuen zek HYDRO wünschen.

Ihr Mag. Roland Gruber (Herausgeber) rg@zekmagazin.at

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Zur Sache

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Zur Sache

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HYDRO

Zur Sache

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KW THALERBACH OST.

Aktuell

08 Interessantes & Wissenswertes SHORT CUTS

22 KW MULDESTAUSEE

26 KW GIBÁRT

29 KW LEIMSBACH

Standpunkt

Projekte

16 Das Internet der Dinge – Technik mit Chancen und Tücken PELIKAN

29 Gebr. Haider schöpfen Erzeugungspotential voll aus KW LEIMS/LEIMSBACH

Projekte

Interview

17 E-Werk Assling schließt Nutzungskette am Thalerbach KW THALERBACH OST. 2

36 Bedeutung und Nachfrage für Service & Revitalisierung steigen SERVICE

22 Talsperren-Kraftwerk erzeugt Energie für 4.000 Haushalte KW MULDESTAUSEE

Projekte

26 Ungarns Kraftwerkslegende schreibt neues Kapitel KW GIBÁRT

39 Schlauchwehrsysteme überzeugen in Frankreich auf ganzer Line KW AQUA BELLA 42 Global Hydro liefert weiteren Qualitätsbeweis in der Türkei KW OVA

03 Editorial 06 Inhalt 08 Impressum

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Zur Sache

SERVICE

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KW OVA

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KRYPTOWÄHRUNGEN

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ÖLE & SCHMIERSTOFFE

58

Interview

Veranstaltung

Anzeigen

44 Ein Energiedienstleister auf dem Sprung in eine neue Ära INTERVIEW W. JAUCH

55 24. Int. Anwenderforum Klein wasserkraftwerke in Brixen ANWENDERFORUM

Schubert Opener Amiblu U2 Global Hydro U3 Andritz U4

Projekte

Technik

47 Turbineningenieur haucht altem Standort neues Leben ein KW VIERTLER

56 Lösungen für Herausforderungen moderner Energie-Infrastruktur RITTAL

50 Coanda-System macht sich bei Walliser Kraftwerkskette bezahlt KW MUND

Schwerpunkt

AEM 20 Anwenderforum KWK Brixen 55 Auma 13 Bantleon 13 Bodner 21 Braun Maschinenfabrik 9 Ecofluid 61 Energie AG 11 EWA-energieUri 14 Gebr. Haider 34 Geotrade 35 Gufler Metall 16 Hitzinger 33 Hydroconstruct 41 Ingenieurbüro Sprenger 21 IREM 12 Jank Hydropower 31 Maschinenbau Unterlercher 32 MBK Energietechnik 34 Ossberger 12 Renexpo Interhydro 15 Rittal 56 Swiss Small Hydro 54 TRM 49 VGB PowerTech Service GmbH 58 Vienna Hydro 14 Wild Metal 19 + 51 Zepf Schmierungstechnik 10

Wirtschaft

58 Ölmischbarkeitsversuche ver meiden kostspieligen Ölwechsel SCHWERPUNKT ÖLE

52 Die Kritik am großen ökologischen Fußabdruck reißt nicht ab Kryptowährungen & Energie

60 Vollsynthetische Schmierstoffe hal ten Wasserkraftwerke in Bestform SCHWERPUNKT ÖLE 62 Umweltverträgliche High-Tech Schmierstoffe vom Bodensee SCHWERPUNKT ÖLE

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HERAUSGEBER Foto: The Schwarzenegger Climate Initiative

Mag. Roland Gruber

Arnold Schwarzenegger zählt zu den engagiertesten Kämpfern gegen den Klimawandel. Er glaubt, dass man die Botschaften einfach halten muss.

VERLAG

Mag. Roland Gruber e.U. zek Verlag Brunnenstraße 1, 5450 Werfen Tel. +43 (0)664-115 05 70 office@zekmagazin.at www.zek.at ­­CHEFREDAKTION

Mag. Roland Gruber, rg@zekmagazin.at Mobil +43 (0)664-115 05 70 REDAKTION

Mag. Andreas Pointinger, ap@zekmagazin.at Mobil +43 (0)664-22 82 323 MARKETING

Mario Kogler, BA, mk@zekmagazin.at Mobil +43 (0)664- 240 67 74

Foto: The Schwarzenegger Climate Initiative

GESTALTUNG

„Alles, was wir Menschen machen, wirkt sich auf unseren Planeten aus – und die Gesundheit unseres Planeten wirkt sich wiederum auf uns aus“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Mag. Roland Gruber e.U. zek Verlag Brunnenstraße 1, 5450 Werfen Tel. +43 (0)664-115 05 70 office@zekmagazin.at www.zek.at UMSCHLAG-GESTALTUNG

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A-5450 Werfen GRUNDLEGENDE RICHTLINIEN

zek HYDRO ist eine parteiunabhängige Fachzeitschrift für kleine bis mittlere Wasserkraft im alpinen Bereich. Foto: VERBUND

BAUSTART FÜR DAS NEUE PUMPSPEICHERKRAFTWERK REISSECK II PLUS VERBUND-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl und Tunnelpatin Landesrätin Sara Schaar nahmen am 18. Juni im Beisein weiterer Ehrengäste gemeinsam mit der ausführenden Baufirma den Stollenanschlag für das Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II plus vor. VERBUND investiert in die Modernisierung und Erweiterung der Kärntner Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck 160 Mio. Euro, um auch künftig die gesteigerte Stromproduktion aus erneuerbaren Energien bedarfsgerecht zwischenspeichern zu können. Reißeck II plus wird als Kavernenkraftwerk vollständig im Inneren des Berges errichtet und als Ergänzung des 2016 in Betrieb genommenen Kraftwerks Reißeck II den Höhenunterschied zwischen den beiden Mühldorfer Seen am Reißecker Seenplateau nutzen. Zwei moderne Pumpturbinen mit einer Leistung von insgesamt 45 MW können bei Stromüberschuss erneuerbare Energie speichern und bei Bedarf in Strom rückverwandeln.

Impressum

ABOPREIS

Österreich: Euro 73,00, Ausland: Euro 84,00 inklusive Mehrwertsteuer zek HYDRO erscheint 6x im Jahr. Auflage: 10.800 Stück

Die erste Sprengung löste Tunnelpatin Landesrätin Sara Schaar aus. Im Bild mit Verbund-Vorstandsvorsitzendem Michael Strugl.

201920025

Foto: VERBUND

SCHWARZENEGGER: „MENSCHEN BRAUCHEN ERMUTIGUNG“ Arnold Schwarzenegger ließ es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen, wieder selbst bei seiner Klimakonferenz AUSTRIAN WORLD SUMMIT dabei zu sein. In seiner Eröffnungsrede hatte er einen dringlichen Apell für die rund 350 Gäste in der Spanische Hofreitschule und die Zuseher/innen, die via Livestream die Klimakonferenz verfolgten. „Überall auf der Welt arbeiten Umweltschützer bis zum Umfallen, weil sie Dinge verbessern wollen. Oft riskieren sie sogar ihr Leben“, so Schwarzenegger. Die Botschaften kommen aber kaum an. Die Bevölkerung werde überflutet mit negativen Schlagzeilen über schmelzende Eisberge, überflutete Städte, ausgetrocknete Landstriche und worauf sie in Zukunft verzichten muss. „Ist es ein Wunder, dass die Leute verwirrt oder abgestumpft sind?“, fragt der ehemalige Gouverneur. Schwarzenegger plädiert daher dringend, auch über Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel zu berichten. Denn: „Menschen brauchen Ermutigung, nicht nur Bedrohungen und Verzweiflung.“ Er ist überzeugt: „Wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir die Umweltverschmutzung beenden. Wir können es schaffen.“ Bundespräsident Alexander Van der Bellen verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Menschen aus ihren Fehlern lernen könnten. Mit dem Klimaabkommen von Paris und dem European-Green Deal seien ja die ersten Schritte bereits getan, gab sich der österreichische Bundespräsident zuversichtlich.

Aktuell

Reißeck II plus nutzt in Zukunft den Höhenunterschied zwischen den beiden Mühldorfer Seen.

Dem Ehrenkodex des Österreichischen Presserates verpflichtet

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Aktuell

Foto: EWA-energieUri Foto: Wikipedia / Walchkraft

Foto: zek

am Traditionskraftwerk WalchenErfolgreicher Stollendurchschlag Sanierungsarbeiten für das neue Kraftwerk Palanggenbach see am Kochelsee in Oberbayern. im Kanton Uri.

Foto: Andreas Hermsdorf_pixelio.de

Foto: zek

Ein neues Forschungsprojekt in Bayern soll die Nutzung bestehender Wasseranlagen mittels Turbinen oder Wasserräder prüfen.

DURCHSCHLAG BEIM STOLLEN DES KRAFTWERKS PALANGGENBACH Am 21. Juli 2021 konnte nach rund einem Jahr Bauzeit und 1.280 m Ausbruch der Durchschlag für den Rohrstollen beim KW Palanggenbach gefeiert werden – ein weiterer entscheidender Meilenstein. Der Durchschlag gelang rund einen Monat früher als geplant. Somit sind die Bauarbeiten für das neue KW Palanggenbach in Seedorf weiterhin auf Kurs und liegen im engen Zeitplan. „Dieser schnelle Fortschritt ist nicht selbstverständlich. Wir haben es im Gebiet Palanggenbach mit anspruchsvollen geologischen Verhältnissen zu tun. Zuletzt kamen auch noch schwierige Wetterbedingungen dazu“, erklärt Werner Jauch, Verwaltungsratspräsident der KW Palanggenbach AG und ergänzt: „Umso erfreulicher ist die ausserordentliche Leistung aller Beteiligten.“ Das KW Palanggenbach wird im Betrieb 11,5 Mio. kWh Strom pro Jahr produzieren und so die Versorgung von 2.600 Haushalten sicherstellen. Die Inbetriebnahme ist im Frühling 2023 geplant. STROMERZEUGUNG AUS AQUAKULTUREN UND ABWÄSSERN Ein neues Forschungsprojekt des Instituts für Wasser und Energiemanagement der Hochschule Hof soll das Potential und die Nutzung von Wasserkraft in bestehenden Wasseranlagen fördern. Das vom Europäischen Sozialfond mit 417.000 Euro geförderte Projekt „Netzwerk zur Erzeugung von Energie mit Wasserkraft in bestehenden Wasseranlagen (NEEWa)“, stärkt den Wissenstransfer aus der Green-Tech Hochschule Hof in die regionalen Unternehmen. „Überall, wo man Wasser fließen sieht, sieht man auch die Kraft des Wassers. Diese nicht zu nutzen, bedeutet Potential zu verschwenden“, so Dr. Harvey Harbach vom Institut für Wasser und Energiemanagement (iwe) der Hochschule Hof und Ideengeber des Forschungsvorhabens. Im neuen Projekt beschäftigen sich 5 Wissenschaftler/Innen des iwe mit nachhaltiger Stromerzeugung in bestehenden Wasseranlagen. Projektleiterin Prof. Manuela Wimmer stellt heraus: „Wir arbeiten allein mit Wasser, welches nach einer Erstnutzung zusätzlich noch zur Stromerzeugung verwendet werden soll. Konkret geht es um Wasser, welches in Aquakulturen zur Fischzucht genutzt wurde, in Kläranlagen zu Trinkwasser wiederaufbereitet wird oder schlichtweg um Brauchwasser, das durch das Abwasserkanalsystem von Haushalten fließt.“ In all diesen Fällen fließt das Wasser allein angetrieben durch die Schwerkraft. Stromenergie kann dabei durch den Einsatz von Turbinen oder Wasserrädern erzeugt werden, ohne die Ökosysteme negativ zu beeinflussen. In dem Projekt geht es ausschließlich um bestehende Anlagen.

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Aktuell

Foto: Wikimedia / Valdet Beqiraj

Foto: zek

Das Dillinger Wasserkraftwerk an der Donau wird noch bis Mitte November dieses Jahres einer umfassenden Revision unterzogen.

Foto: Wikipedia

Foto: Wikipedia

Bis maximal 22 m3/s werden aus der Ötztaler Ache für das neue Kraftwerk Tumpen-Habichen genutzt.

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Die vier Laufwasserkraftwerke in den schottischen Highlands erzeugen genug Strom, um mehr als 2.800 Haushalte versorgen zu können.

VERJÜNGUNGSKUR FÜR DILLINGER WASSERKRAFTWERK Seit Ende Juni arbeitet LEW Wasserkraft an der Revision ihres Wasserkraftwerks Dillingen an der Donau. In diesem Zuge werden an der Wehranlage die Dichtungen gewechselt und der Korrosionsschutz erneuert. Für eine sichere und vor allem „trockene“ Abwicklung der Arbeiten muss das Wehrfeld mittels eines Revisionsverschlusses abgeschirmt werden. Im August und September werden die Hauptarbeiten an der Wehranlagen durchgeführt, mit denen zwei spezialisierte Unternehmen beauftragt sind. Das Kraftwerk Dillingen gehört zu den vier leistungsstarken Donaukraftwerken der Mittlere Donau Kraftwerke AG (MDK). Die vier Wasserkraftwerke Dillingen, Höchstädt, Schwenningen und Donauwörth erzeugen jährlich rund 215 Mio. kWh Strom. Mit dieser Menge können über 61.000 Haushalte das ganze Jahr über mit elektrischer Energie versorgt werden. KRAFTWERK TUMPEN-HABICHEN LIEGT VOLL IM ZEITPLAN Im Tiroler Ötztal laufen die Arbeiten am neuen Wasserkraftwerk Tumpen-Habichen auf vollen Touren. Bereits im Mai wurden die Arbeiten an der Wasserfassung im oberen Bereich der Kraftwerksanlage termingerecht abgeschlossen. Unmittelbar danach wurde die Ötztaler Ache wieder in ihr ursprüngliches Bachbett zurückgeleitet. Wie die Tiroler Tageszeitung (TT) berichtete, seien Wehranlage inklusive Dotationskraftwerk und Fischaufstieg fertiggestellt. Mittlerweile wird bereits am nächsten Baulos, dem Entsander, der Zuleitung zum Druckstollen und der Wehrbrücke gearbeitet. Fertig sind indes auch der Unterwasserkanal und der Druckstollen. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks Tumpen-Habichen ist für den Frühsommer 2022 avisiert. Bis zu 22 m³/sec werden zur Energieerzeugung eingezogen. Jährlich wird die Anlage 61 Gigawattstunden Strom für rund 15.000 Haushalte produzieren. KOEHLER REALISIERT LAUFWASSERKRAFTWERKE IN SCHOTTLAND Die baden-württembergische Koehler-Gruppe nimmt vier neue Laufwasserkraftwerke in Schottland in Betrieb. Die Firmentochter Koehler Renewable Energy arbeitet zu diesem Zweck mit dem Entwickler Vento Ludens Ltd. zusammen. Die Laufwasserkraftwerke befinden sich in den schottischen Highlands nahe Greenfield Burn und sind Teil eines Portfolios mit sechs Anlagen. Das erste der neuen Kraftwerke hat im Dezember 2020 den ersten Strom produziert. „Das feuchte Klima in Schottland sowie die bergige Landschaft bieten ideale Voraussetzungen für Wasserkraftprojekte. Diese Projekte passen aufgrund der langen Laufzeiten sehr gut zu der langfristig orientierten Strategie von Familienunternehmen wie Koehler und Vento Ludens.“, sagt Nicolas Christoph, Bereichsleiter Windkraft, Solar, Hydro & Business Development bei der Koehler Renewable Energy.

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Foto: zek

Aktuell

Foto: zek

Es gibt noch zahlreiche Kleinkraftwerke in Salzburg, die das Potenzial für eine wirtschaftliche Modernisierung haben. Im Bild das vor einigen Jahren vollständig modernisierte KW Deisl am Almkanal.

ADEV ERRICHTET KRAFTWERK AN DER EMME Seit 30 Jahren ist die ADEV-Gruppe aktiv bei der Realisierung von dezentralen Wärme- und Energielösungen. Aktuell errichtet das Unternehmen mit Sitz im Liestal gerade mit dem Kraftwerk Moosbrunnen 3 ihr drittes Kleinkraftwerk an der Emme. Es nutzt das Gefälle zwischen der Emme-Ausleitung in Utzensdorf-Gerlafingen und dem Auslauf beim Gerlafinger Entenweiher, eine Ausleitungsstrecke von rund 4 Kilometern. Um den Fischschutz und die Fischmigration zu gewährleisten, erhält das neue Kraftwerk einen Feinrechen mit geringem Stababstand und eine moderne Fischaufstiegshilfe. Ausgelegt ist das Kraftwerk auf eine Ausbauwassermenge von 13 m3/s. Im Regeljahr wird die Anlage rund 1,6 Gigawattstunden grünen Strom erzeugen genug, um damit rund 360 Haushalte versorgen zu können. Rund 3,5 Mio. Franken investiert die ADEV-Gruppe in das neue Kleinkraftwerk, das Ende 2021 seinen Betrieb aufnehmen soll.

Entgeltliche Einschaltung

Foto: ADEV

Mit dem Know-how aus zahlreichen Wasserkraftprojekten errichtet ADEV aktuell ihr drittes Kleinkraftwerk an der Emme.

SALZBURG SETZT AUF MODERNISIERUNG DER KRAFTWERKE Seit in Salzburg 2012 die „Wasserkraftberater“ eingeführt wurden, konnten 28 Kraftwerke mit deren Unterstützung an den modernen Stand der Technik angepasst werden. „Damit wurden insgesamt 9.298 kW zusätzlicher Leistung erreicht“, erklärt dazu der Salzburger Landesrat Josef Schwaiger. „Die Förderung trägt also zur Steigerung des Anteils an erneuerbarer Energie bei. Das ist ein ganz besonders wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Gleichzeitig tragen wir bei Umbauten immer dem guten ökologischen Zustand Rechnung, wie zum Beispiel durch die Errichtung von Fischaufstiegshilfen“, so Schwaiger. Um die Beratung ansuchen können Betreiber von Kleinwasserkraftwerken mit einer Leistung von bis zu zehn Megawatt. Ziel sind eine Steigerung der Stromerzeugung durch Modernisierung, Erweiterung und Nachrüstung der bestehenden Anlage.

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Aktuell

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Foto: Jank

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HOCHWASSERSCHUTZ ZELLER BECKEN BESTEHT FEUERPROBE Verheerende Hochwässer kosteten im Juli in Westdeutschland und Belgien über 170 Menschen das Leben, darüber hinaus verursachten die Überflutungen Schäden in Milliardenhöhe. Trotz besorgniserregender Pegelstände und regionalen Hochwasseralarmen blieb Österreich von einer vergleichbaren Katastrophe glücklicherweise verschont. Im Salzburger Pinzgau bewährte sich der im Vorjahr in Betrieb genommene Hochwasserschutz im Zeller Becken. Das Schutzprojekt umfasste eine Aufweitung der Salzach auf einer Länge von rund 3,5 km, die Optimierung von Retentionsräumen und die Errichtung von Hochwasserdämmen. Bei der Jank GmbH – die oberösterreichischen Branchenspezialisten lieferten das Stahlwasserbauequipment für die Umleitungskanäle, die Hochwasserpumpe für den Flughafen sowie die selbst programmierte Leittechniklösung JaPPOS – zeigt man sich erfreut, dass der Hochwasserschutz seine Feuerprobe erfolgreich bestanden hat. Foto: news.cn

Rund 22 Millionen Euro investierte das Land Salzburg in das Projekt Hochwasserschutz Zeller Becken. Beim 100-jährlichen Hochwasser­ereignis im Juli stellten die kombinierten Schutzmaßnahmen ihre Funktionalität im Ernstfall erstmals voll unter Beweis.

Das Kraftwerk Baihetan im Südwesten Chinas wird nach seiner finalen Inbetriebnahme im Sommer 2022 eine Gesamtleistung von 16 Gigawatt erreichen.

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TESTPHASE FÜR WELTWEIT ZWEITGRÖSSTES WASSERKRAFTWERK BAIHETAN Im Südwesten Chinas ging Ende Juni mit der Anlage Baihetan das weltweit zweitleistungsstärkste Wasserkraftwerk in Betrieb, berichtet orf.at. Die Inbetriebnahme bezeichneten chinesische Regierungsvertreter als einen Meilenstein bei der Umsetzung der Klimaneutralitätsziele der Regierung in Peking. Umweltverbände und Wissenschaftler warnten hingegen vor möglichen Umweltschäden. Der Staudamm des Kraftwerks wurde an der Grenze der beiden Provinzen Yunnan und Sichuan errichtet, in Summe dauerten die Bauarbeiten bislang vier Jahre. Die 289 Meter hohe Mauer staut den Oberlauf des Jangtse, dem drittgrößten Fluss der Welt. Nach der endgültigen Fertigstellung wird das Kraftwerk 16 Turbinen antreiben, die unter Volllast jeweils eine Engpassleistung von 1 Gigawatt erreichen. Bei der ersten Eröffnung wurden nun zwei der 16 Maschinensätze in Betrieb genommen. Die finale Inbetriebnahme mit der gesamten Leistungskapazität ist für den Sommer kommenden Jahres geplant. Dem Onlineportal efahrer von chip.de zufolge wird der erzeugte Strom über Ultrahochspannungsleitungen in die dicht besiedelten Provinzen im Osten von China geliefert. Eine erste Stromtrasse in die Provinz Jiangsu befindet sich derzeit noch im Bau und soll 2022 fertig werden. Im Anschluss ist geplant, über eine weitere Leitung die Provinz Zhejiang mit Strom aus dem Wasserkraftwerk zu beliefern. Mit einer Gesamtleistung von 16 Gigawatt kann sich die Anlage Baihetan als zweitgrößtes Wasserkraftwerk der Welt bezeichnen. Einzig die Anlage am Drei-Schluchten-Damm, ebenfalls vom Jang­tse gespeist, hat mit 22,5 Gigawatt eine noch höhere Leistungskapazität. Ein weiteres Wasserkraftwerk am Jinsha-Fluss, Xiloudu, liefert knapp 14 Gigawatt. Das noch im Bau befindliche Kraftwerk Wudong, ebenfalls am Jinsha gelegen, soll nach seiner Fertigstellung eine Leistung von 10 Gigawatt erreichen.

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Aktuell

Die Inbetriebnahme des neuen Kleinwasserkraftwerks im Calancatal ist für den Spätherbst 2022 geplant

BAUSTART VON NEUEM WASSERKRAFTWERK ARVIGO IN CALANCA Im Graubündner Calancatal starteten im Mai die Bauarbeiten zur Errichtung eines neuen Kleinwasserkraftwerks entlang des Rià di Arvigo, so die Medienstelle der Schweizer BKW AG. Die Inbetriebnahme ist für den Spätherbst 2022 geplant. Zur Stromproduktion nutzt die Anlage ein Gefälle von 710 m, unter Volllast wird die Pelton-Turbine eine Engpassleistung von ca. 1,7 MW erreichen. Im Regeljahr kann das Kraftwerk rund 5 GWh erneuerbare Energie produzieren und damit den Strombedarf von ca. 1.100 durchschnittlichen Haushalten in der Region abdecken. Für die Planung, die Bauausführung und den Betrieb der Anlage wurde die Kraftwerkgesellschaft Idro Arvigo SA mit Sitz in Arvigo gegründet. Diese ist zusammengesetzt aus der BKW (Beteiligung 95,16 Prozent) und der Gemeinde Calanca (4,84 Prozent). Rund 11 Mio. CHF betragen die Gesamtinvestitionen für das Projekt.

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Innovation und Qualität seit 125 Jahren.

An der Premiere des Powertage Digital-Events zum Thema „Energiesysteme im Wandel“ am 15. Juni haben rund 400 Fachpersonen teilgenommen.

POWERTAGE PREMIERE: DIGITAL EVENT„ENERGIESYSTEME IM WANDEL" Die seit 2004 etablierten Powertage der Schweizer Stromwirtschaft fanden am 15. Juni in einem kurzen und lebendigen Format erstmals digital statt, die Veranstalter freuten sich über rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit der erfolgreichen Premiere des Powertage-Digital­ Events fiel der Startschuss für künftige digitale und hybride Formate als Ergänzung zur physischen Veranstaltung in Zürich. Powertage.ch wurde zur digitalen Community-Plattform ausgebaut, wo sich Mitglieder vernetzen können und Zugang zu Brancheninformationen und Events erhalten. Die Schweizer Stromwirtschaft erhält so zusätzliche ortsunabhängige Möglichkeiten für spannende Dialoge und Informationsaustausch und hat mit dem Live-Event weiterhin die ideale Plattform für das unverzichtbare, persönliche Networking. Die nächsten Powertage finden vom 17. bis 19. Mai 2022 in der Messe Zürich statt.

21st International Conference on Hydropower Plants Hydropower for future generations 09 - 11 November 2022 | Vienna, Austria Topics: Innovation, trends and future technologies Flexibilisation and smart grids Requirements from electrical grid to power generation and storage Quantum Computing Digitalisation on Machine- and Systemlevel - technological aspects Planning and Operation of Varspeed Pumped Storage Plants Operation, Maintenance, Rehabilitation and Modernisation

Design rules, Standardisation and Legal aspects Physical modelling and numerical simulations Experimental Investigations on models and prototypes Cavitation under extreme load conditions Hydraulic systems and transient behaviour Market change, Business Models and Economics of Hydro Power Sustainability and environmental impact Small hydro

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Institute for Energy Systems and Thermodynamics

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Aktuell

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Eine nachhaltige Anlagen-Performance erfordert das Zusammenwirken aller am Hydraulikprozess beteiligten Komponenten und Medien auf Augenhöhe. Eine mehrdimensionale Herangehensweise bietet Chancen auf die Nutzung zusätzlicher Leistungsreserven und Ressourceneffizienz. Das Hydrauliksystem dient in vielen Anwendungen als wichtiges Leistungsrückrat.

EINFLUSSGRÖSSE HYDRAULIKFLUID Die zunehmende Leistungsdichte in Anlagen und Maschinen, sowie zunehmend komplexere Applikationen stellen die Zulieferindustrie vor höchste Anforderungen. Während Performance und Vielseitigkeit der Anlagentechnik immer mehr zunehmen, unterliegen Komponenten einem großen Druck höchster Langlebigkeit und Ressourceneffizienz. Die tribologischen Anforderungen an das System und die Komponentenpaare sind enorm. Hinzu kommt die ökologische Verantwortung bezüglich Ressourcen- und Umweltschonung. Öle und Betriebsstoffe finden häufig erst sehr spät, oder gar keine Berücksichtigung während laufender Entwicklungs- und Konstruktionsphasen. Wichtige Synergismen und Antagonismen bleiben dadurch auf der Strecke und werden schlicht gar nicht, oder unzureichend beleuchtet. In der Summe kann dies zur Vergeudung möglicher Leistungs- und Ressourcenpotenziale führen. Jede Komponente im komplexen Hydrauliksystem hat seine Rolle und muss seinen Teil zu einem funktionierenden, prozesssicheren Gebilde beitragen. Letztlich gilt auch hier, die Kette ist nur so stark wie sein schwächstes Glied. Die Praxis zeigt, dass der frühzeitige Einbezug des Schmierstoffs in das Konstruktionskonzept einen deutlichen Mehrwert für Hersteller und Endverbraucher bedeuten kann. Negative Einflussfaktoren werden frühzeitig erkannt und können bereits in einer frühen Entwicklungsphase ausgemerzt werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass Geräte und Anlagen im fertigen Stadium passgenaue und geprüfte Komponenten beinhalten, die eine hohe Leistungsdichte ermöglichen. Die Übertragbarkeit von Theorie auf die Praxis erhält so zunehmende Sicherheit und Planbarkeit. Eine ganzheitliche Betrachtung kann zudem eine große Innovationschance im Hinblick auf Ökonomie, Ökologie und Sicherheit bedeuten. Am Ende geht es uns allen darum mit unseren Produkten und Dienstleistungen Kunden zu begeistern und langfristige Partnerschaften entstehen zu lassen. Egal an welcher Stelle der Lieferkette wir uns befinden.

25.–26. November 2021 Fachmesse für Wasserkraft & Kongress Messezentrum Salzburg

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Standpunkt

Das Internet der Dinge

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Wohl die meisten von Ihnen nützen seit sehr vielen Jahren das Internet – sei es um einen Urlaub zu buchen oder mittels Navi ein unbekanntes Ziel anzusteuern. Inzwischen ist das ziemlich normal und komfortabel. Der Begriff „Internet der Dinge“ oder auf Englisch „Internet of things (IOT)“ ist auch nicht gerade neu, sondern wurde etwa vor 20 Jahren das erste Mal verwendet – freilich anfänglich für die ersten Gehversuche, die für die meisten von uns heute auch schon selbstverständlich sind. Grundsätzlich handelt es sich beim Internet der Dinge um einen Sammelbegriff für die Vernetzung von Geräten, Maschinen, Objekten und auch Menschen. Salopp formuliert geht es also darum, alle Dinge dieser Welt miteinander zu vernetzen. Vernetzen bedeutet also Daten zu sammeln, im Internet zu speichern, logisch zu verbinden und Erkenntnisse daraus abzuleiten. Die direkte Verbindung zwischen einem Wasserstandssensor und dem Regler der Turbine finden wir heute in fast allen Kraftwerken. Das bedeutet: ein Ding – der Sensor – steuert ein anderes Ding – die Turbine. Wäre diese Verbindung nicht direkt, sondern würde über weitere Algorithmen unter Einbeziehung vieler Daten über das Internet passieren, dann kann man schon vom Internet der Dinge sprechen. Das uns alle beschäftigende „autonome Fahren“ ist ein sehr anschauliches Beispiel des IoT. Unmengen von Daten werden verknüpft und führen letztlich zur Entscheidung, dass Ihr Auto bremst oder gefahrlos links abbiegt. So ist der Kühlschrank, der auf Grundlage Ihrer Essgewohnheiten – das lernt er selbst – im Lebensmittelhandel Einkäufe initiiert, ebenso eine Anwendung des IoT. Ich gehöre zur Generation jener, die diesen Dingen sehr kritisch gegenübersteht und frage mich bei allem Neuen, ob es Fortschritt im besten Sinne oder bloß eine neue Möglichkeit ist, uns Geld aus der Tasche zu ziehen. Auch deshalb dieser Beitrag. Die Wasserkraft hat sich durch mehrere industrielle Revolutionen entwickelt. So wird es auch mit dem IoT und der Industrie 4.0 sein. Das Ziel aller Lösungen in diesem Bereich muss es sein, Erzeugung und Betrieb zu optimieren und die Zuverlässigkeit der Anlage zu erhöhen. Einer von wahrscheinlich sehr vielen möglichen Anwendungsbereichen ist der Betrieb von Fischaufstiegssystemen. Eine Datenerfassung betreffend die im Unterwasser ankommenden Fische könnte dazu benutzt werden, die Dotation des Systems bedarfsorientiert zu steuern. Das nützt den Fischen, aber auch dem Betreiber. Die Vernetzung der Kraftwerksanlagen mit Niederschlags- und Abflussdaten in Echtzeit könnte böse Überraschungen vermeiden helfen, da die Anlage selbständig in den Modus „Hochwasser“ umschalten könnte. Es geht um die Vorbeugung von Beschädigungen und daraus folgenden Betriebsausfällen. Die Wartung von Anlagen könnte ein weiteres sehr wesentliches Anwendungsgebiet sein. Wichtig sind dabei die durchgehende und vielschichtige Datenerfassung sowie die entsprechende Analyse. Ich denke an Schwingungssensoren, Temperaturfühler, Mikrophone u.ä. Eine komplexe Überwachung, Datenspeicherung und Datenverarbeitung ermöglicht dem System, Ihnen als Betreiber Wartungsempfehlungen zu geben oder Wartungsarbeiten selbständig durchzuführen. Auch die gemeinsame Datensammlung und -auswertung bei Kraftwerksanlagen, die benachbart an einem Fluss liegen, könnten sehr positive Auswirkungen auf den Betrieb derselben haben. Ich hoffe, ich habe Sie ein bisschen zum Nachdenken gebracht und wünsche Ihnen einen schönen und gesunden Sommer. Herzlich

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Projekte

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Ende Oktober 2019 nahm das E-Werk Assling sein neuestes Kraftwerk ans Netz: Das KW Thalerbach Oberstufe II schließt die letzte Nutzungslücke am Thalerbach zwischen 1.500 und 1.700 m Seehöhe. Direkt oberhalb wurde ein Tagesspeicher errichtet.

E-WERK ASSLING SCHLIESST NUTZUNGSKETTE AM THALERBACH Mittels dreier Kleinkraftwerke hatte das E-Werk Assling bereits die Energie des Thalerbachs intensiv genutzt. Nun wurde den drei direkt übereinanderliegenden Anlagen noch eine oben aufgesetzt: Mit dem Kraftwerk Thalerbach Oberstufe II gelang es dem lokalen Energieversorgungsunternehmen, ein weiteres leistungsstarkes Kraftwerk zu errichten, das Ökostrom aus der letzten nutzbaren Fließstrecke des Thalerbachs zwischen 1.500 und 1.700 m Seehöhe produziert. Zusammen mit der knapp 500 kW starken Kleinkraftwerksanlage wurde ein Tagesspeicher mit 5.300 m3 Inhalt errichtet. Damit ist das EWA, das zu 100 Prozent den Asslinger Bauern gehört, heute in der Lage, mit seinen Kraftwerken auch Regelenergie zu liefern. Rund 4 Millionen Euro wurden in Kraftwerk und Speicher investiert, die im Spätherbst 2019 ihren Betrieb aufnahmen.

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ewinnmaximierung als höchste aller Prämissen steht beim EWA nicht an erster Stelle. Dem kleinen, genossenschaftlich geführten Energieversorgungsunternehmen im Osttiroler Teil des Pustertals geht es vielmehr um eine möglichst sichere, nachhaltige und leistbare Versorgung seiner Strombezieher. Darüber hinaus wurden diese mittlerweile auch allesamt vom EWA gemeinsam mit der Gemeinde Assling mit einer Glasfaserverbindung ausgerüstet. Letzteres klingt gerade bei einer der flächenmäßig größten Gemeinden Osttirols durchaus beachtlich. Immerhin

weist Assling eine Fläche von 100 km2 auf, die rund 1.800 Bewohner sind dabei auf 18 Dörfer aufgeteilt. „Wir verfügen heute über ein zu 100 Prozent ausgerolltes Glasfasernetz für unsere Bürger, bis hinauf zum höchsten Bauernhof und und sogar zu einigen Almhütten“, sagt EWA-Geschäftsführer Harald Stocker, der im selben Atemzug die Herausforderungen für das Energieversorgungsunternehmen herausstreicht: „Das EWA verzeichnet heute 840 Stromkunden, die wir über ein Leitungsnetz mit rund 100 Kilometer Länge und mittels 36 Trafostationen versorgen.“ Ein Verhält-

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niswert Stromkunde zu Trafostation, der in Österreich seinesgleichen sucht. Dabei zählt das E-Werk Assling auch zu jenen wenigen Energieversorgern, die ihren Bedarf zu 100 Prozent selbst, aus eigenen erneuerbaren Ressourcen abdecken können – und das gilt auch für die wasserarme Wintersaison. „Dank unserer vier Kraftwerke am Thalerbach, dem Wasserkraftwerk Kristeinbach und dem 2013 bis 2014 errichten Photovoltaik-Park sind wir vollständig energieautark. Der Stromüberschuss wird am Strommarkt verkauft“, so Harald Stocker. Bereits mehrmals fand der verAugust 2021

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Knapp unterhalb des Zusammenflusses von Thalerbach und Gampenbach wurde die Wasserfassung bei der Pedretscher Kaser auf circa 1.700 m Seehöhe angelegt. Für einen sicheren und zuverlässigen Einzug des Triebwassers sowie eine korrekte Dotation des Restwassers wurde ein Rechen mit Coanda-System vom Typ Grizzly der Firma Wild Metal installiert.

gleichsweise niedrige Strompreis für die Bürgerinnen und Bürger von Assling Niederschlag in den Medien. Zuletzt wurde allerdings hauptsächlich über etwas anderes berichtet: das neue Kraftwerk Thalerbach Oberstufe II mit seinem vorgelagerten Tagesspeicher. PERFEKT VORBEREITET INS WASSERRECHTSVERFAHREN „Wir haben uns schon seit längerem, ungefähr seit 2011, mit der Möglichkeit befasst, oberhalb unserer Oberstufe I noch ein weiteres Kleinwasserkraftwerk zu bauen. 2012 haben wir ein Jahr lang Wassermessungen vorgenommen und die Wirtschaftlichkeit geklärt“, erzählt der Obmann des EWA Markus Lukasser. Gemeinsam mit dem bewährten Planungspartner Ingenieurbüro Sprenger aus Aldrans, mit dem man zuvor schon Wasserkraft- und Siedlungswasserprojekte erfolgreich abgewickelt hatte, wurde an dem Projekt gefeilt, das 2017 zur behördlichen Genehmigung vorgelegt wurde. Markus Lukasser und Harald Stocker haben daran beste Erinnerungen: „Es ist keineswegs selbstverständlich, dass ein Wasserrechtsverfahren bei einem neuen Kraftwerk heutzutage ohne Einspruch, ohne Debatten und Sachverhaltsdarstellungen abläuft. Das kann Nerven kosten. Aber in diesem Fall waren alle Beteiligte bestens vorbereitet, jeder hatte seine

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Für die optimale Bewirtschaftung der vier EWA-Kraftwerke am Thalerbach wurde oberhalb des neuen Kleinkraftwerks ein Tagesspeicher mit einem Fassungsvermögen von 5.300 m3 errichtet.

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Hausaufgaben gemacht und es wurde sehr professionell vorgegangen. So war es möglich, dass die Beamten das Verfahren innerhalb von nur anderthalb Stunden abschließen konnten“, so Lukasser. Er verweist zudem darauf, dass auch die Grundbesitzer dem Projekt sehr positiv gegenüberstanden. Ende 2017 hielt das E-Werk Assling die positiven Bescheide für Wasserrecht, Naturschutz und Forstrecht in Händen. Im Jahr darauf konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. LOGISTISCHE HERAUSFORDERUNGEN Die Verantwortlichen hatten beschlossen, die Bauarbeiten auf drei Lose zu verteilen. Während die Baufirma Bodner den Bau des unterirdischen Tagesspeicher übernahm, entfielen die Verlegung der Druckrohrleitung auf die Baufirma Swietelsky und die Errichtung des Krafthauses auf die Baufirma Frey. Alle drei Baufirmen sollten dabei ihrem guten Ruf gerecht werden. Schließlich war bei Bauarbeiten, vor allem auf 1.700 m Seehöhe, auch logistisches Geschick gefragt. Dazu Betriebsleiter Markus Weis: „In Summe mussten für die Errichtung des Tagesspeichers sowie der Fassung 3.000 m3 Beton und 100 Tonnen Stahl auf die Baustelle geliefert werden. Das war eine logistische Herausforderung für alle Beteiligten. Für eine reibungslose Abwicklung wurde etwa eine zeitlich begrenzte Einbahnregelung eingeführt. Wir müssen auch dankbar sein, dass gerade im Herbst 2018 sehr gutes Wetter geherrscht hat. Damit blieben vor allem die nicht asphaltierten Almwege unbeschadet und die LKW kamen gut voran.“ ALMWEG FÜR 3 MONATE GESPERRT Während der Tagesspeicher und das Krafthaus bereits im Herbst 2018 Formen annahmen, konnte die Verlegung der Druckrohrleitung erst im Frühling 2019 vorgenommen werden. Die Trassenführung folgte dabei im Wesentlichen dem steilen Almweg entlang des Thalerbachs. Zum Einsatz kamen duktile Gussrohre von TRM in der Dimension DN500. Man entschied sich aus guten Gründen für die bewährten Rohrsysteme aus Hall, wie EWA-Geschäftsführer Harald Stocker näher ausführt: „Wir haben hier Rohre mit Innenzement- und Außenmörtelbeschichtung gewählt, um eine sichere Verlegung im felsigen Terrain zu gewährleisten. Gerade durch die Außenmörtelummantelung sind die Gussrohre vor spitzen Steinen geschützt, und der Aufwand mit dem

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Der Generator von AEM wirkt nicht nur optisch sehr modern. Dank seiner Wassermantelkühlung arbeitet er flüsterleise und höchst effektiv. Im Gegensatz zu luftgekühlten Maschinen fällt hier – so die Betreiber – auch deutlich weniger Staub an.

erforderlichen Bettungsmaterial ist nicht so hoch. Außerdem haben die Gussrohre von TRM den großen Vorteil, dass man sie einfach verlegen kann, und die Künette nur über einen kurzen Abschnitt offen ist. Bei der

Technische Daten • Ausbauwassermenge: 300 l/s

‚Auf-Zu-Methode‘ wird ein Rohr an das vorhergehende gekoppelt – und schon kann der Rohrgraben wieder zugeschüttet werden. Das spart Zeit.“ Für den Bau der Rohrleitung musste der Almweg für rund 3 Monate gesperrt werden. Dank der Ausweichroute blieb die Erreichbarkeit der obenliegenden Almen dennoch erhalten.

WASSERSPEICHER UNTER DER ERDE Die höchstgelegene Baustelle des Projekts war zugleich die größte: Auf 1.700 m Seehöhe wurde von der Firma Bodner der vollständig unterirdische Tagesspeicher errichtet. Die Maße von 90 m Länge, bis zu 18 m Breite und 7 m Höhe sprechen für sich. Gemäß den Plänen des Ingenieurbüros Sprenger wurde das Bauwerk in zwei ungleich große Kubaturen geteilt. „Das hat zwei Gründe: Zum einen wurden so statische Bedingungen erfüllt, damit die Betondeckenelemente nicht zu groß werden. Und zum anderen stehen uns damit zwei Kammern zur Verfügung, die wir unabhängig voneinander bewirtschaften können“, erklärt Harald Stocker. Heute ist von dem unterirdischen Speicher, dessen Oberfläche längst begrünt ist, optisch nichts mehr zu bemerken. Augenfälliger ist dagegen die Wasserfassung, die kurz unterhalb des Zusammenflusses von Thalerbach und Gampenbach bei der Pedretscher Kaser angelegt wurde. Das dezente Querbauwerk wird von einem der bewährten Grizzly Coanda-Rechen aus dem Hause Wild Metal geprägt. Dieser ist auf ein Schluckvermögen von 300 l/s ausgelegt, wobei die dynamisch geregelte Dotierwassermenge ebenfalls über den Coanda-Rechen abgeführt wird. „Der Grizzly Coanda hat sich an diesem Standort wirklich sehr bewährt. Wir hatten seit der Inbetriebnahme noch keinerlei Probleme, auch im Winter funktionierte die Wasserentnahme und die Sedimentierung des Triebwassers ausgezeichnet“, so der EWA-Chef. INNOVATIVE GENERATORTECHNIK Von der Wasserfassung auf 1.703 m Seehöhe wird das entnommene Triebwasser über eine Gefällstufe von 196 m bis zum neuen Kraft-

• Netto-Fallhöhe: 189,9 m • Turbine: 4-düsige Pelton • Fabrikat: Sora • Drehzahl: 1.000 Upm • Generator: 3-Phasen-Synchron Generator • Fabrikat: AEM

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• Leistung: 495 kW

• Leistung: 700 kVA • Nennspannung: 400 V • Tagesspeicher: Volumen: 5.300 m3 • DRL: Material: duktiler Guss • Fabrikat: TRM Tiroler Rohre • Länge: 1.510 m Durchmesser: DN 500 • Coanda-System: Wild Metal • Steuerung: EN-CO • Baulos Krafthaus: Frey • Baulos Rohrleitung: Swietelsky • Baulos Tagesspeicher: Bodner • Planung: Ingenieurbüro Sprenger • Regelarbeitsvermögen: 2,7GWh

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Als ökologische Ausgleichsmaßnahme wurde auf 1.700 m Seehöhe ein Amphibienteich angelegt.

haus bei der Gasser Kaser geführt. Hier wurde eine 4-düsige Pelton-Turbine installiert, die perfekt auf die Ausbauwassermenge von 300 l/s und die Nettofallhöhe von 190 m ausgelegt wurde. „Uns war wichtig, dass wir eine Turbine installieren, die mit den elektrisch betriebenen Düsensteuerungen von EN-CO ausgerüstet ist. Wir haben damit bei unseren anderen Kraftwerken sehr gute Erfahrung gemacht. Da hat sich dann die Turbine der Firma Sora angeboten, die letztlich als Erstgereihte in der Ausschreibung hervorgegangen ist. Sie hat bislang alle in sie gesetzten Erwartungen erfüllt“, berichtet Markus Weis. Auffälliger als die Turbine ist in diesem Fall aber das Erscheinungsbild des Generators. Schon optisch wirkt die Maschine des deutschen Branchenspezialisten AEM wie der Vertreter einer neuen Generation. Und

Wassermantelkühlung. Wenn in einem Wasserkraftprojekt der Fokus auf Design und einem geringen Geräuschpegel liegt, dann ist eine AEM-Maschine mit Wassermantelkühlung die perfekte Wahl. Im Gegensatz zu Maschinen mit Aufsatzkühlern, wird bei wassermantelgekühlten Maschinen das Kühlwasser direkt durch den Gehäusemantel geleitet. Das Wasser umströmt geführt den Rücken des Ständerblechpaketes und führt somit dessen Wärme ab. Flüsterleise und kompakter. Ein wesentlicher Vorteil ist die enorme Reduzierung der emittierten Geräusche, denn die Mantelkonstruktion hat eine stark dämpfende Wirkung. Durch den effektiveren Einsatz des Kühlwassers hat eine Maschine mit Wassermantel einen deutlich geringeren Wassermengenbedarf. Außerdem sind sie deutlich kompakter. Für Wasserkraft mit Zukunft: Senden Sie Ihre E-Mail an wasserkraft@aemdessau.de, www.aemdessau.de WASSERKRAFTGENERATOREN VON DEN SPEZIALISTEN.

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Die gesamte Elektro- und Leittechnik wurde vom Südtiroler Branchenspezialisten EN-CO realisiert. Dieser hat nun auch eine ausgeklügelte Regeltechnik für die Bewirtschaftung des Speichers und die Optionen für die Bereitstellung von Regelenergie entwickelt.

die designte Außenhülle, die in Zusammenarbeit mit dem Studio F.A. Porsche in Zell am See entstanden ist, birgt tatsächlich eine sehr interessante Innovation: Im Inneren arbeitet ein mantelgekühlter Generator, dessen innenliegende Wasserkühlung analog jenen Maschinen funktioniert, die man bislang nur aus der Großwasserkraft kannte. „Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Kühlung ist auf diese Weise sehr effektiv und durch den Entfall einer Luftkühlung fällt keinerlei Staub mehr an. Das bedeutet für den Generator, dass er weniger oft gewartet werden muss und damit die effektive Betriebszeit erhöht wird. Das war uns der Aufpreis dieser Variante auf alle Fälle wert“, argumentiert Stocker. Der Generator, der mit 1.000 Upm angetrieben wird, arbeitet dabei auffällig ruhig. Der niedrige Schalldruckpegel von gerade einmal 74 dB(A) ist für eine 6-polige Maschine dieser Baugröße (AH 450) ein exzellenter Wert. Das Maschinengespann hat sich in den ersten Betriebsmonaten bislang bewährt. Man habe seit der Inbetriebnahme kein einziges Mal störungsbedingt abstellen müssen, so die Verantwortlichen des EWA. ÖKOLOGISCHE NUTZNIESSER Selbstredend erfordert ein Kraftwerksneubau heute auch eine hohe naturschutz- und ökologische Verantwortung, der man auf Seiten des EWA gerne nachgekommen ist. Als Ausgleichsmaßnahme wurde die Errichtung eines Amphibienteichs vorgeschrieben, der letztlich vom bekannten Osttiroler Unternehmen Revital geplant und realisiert wurde. Der Teich wurde direkt oberhalb des unterirdischen Tagesspeichers angelegt. Er wird inzwischen sehr gut von den lokalen Fröschen, Kröten und Lurchen angenommen und dient zudem als Naherholungsoase für Wanderer und Naturliebhaber. Der ökologische Aspekt des Projektes ist generell nicht von der Hand zu weisen, wie Harald Stocker betont. Schließlich wurden nun auch die Almhütten im Umfeld des Kraftwerks ans Netz des EWA angeschlossen. Dass damit so manches Dieselaggregat ausgedient hatte, war ein

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Mit seinen 5 Wasserkraftwerken, dem Speicher und dem eigenen PV-Park ist das EWA heute in der Lage, ganzjährig seine Abnehmer im 100 km2 großen Gemeindegebiet von Assling mit sauberem Strom zu versorgen.

positiver Nebeneffekt. „Auch auf den Almhütten braucht man heute Strom. Wenn er nicht von einem Dieselaggregat geliefert wird, sind es häufig PV-Anlagen, die – wie uns die Erfahrung gezeigt hat – bei weitem nicht so zuverlässig wie ein fixer Stromanschluss sind. Insofern war natürlich der Anschluss ans Stromnetz für viele sehr interessant“, sagt der EWA-Geschäftsführer. KRAFTWERK LIEFERT REGELENERGIE Rund 4 Millionen Euro hat das kleine EVU im Osttiroler Pustertal in den Speicher und das neue Kraftwerk investiert, wobei sich die Kosten ungefähr 50:50 splitten. Gerade der Tagesspeicher eröffnet für den Energieversorger neue Perspektiven, wie Harald Stocker bestätigt: „Dank des Tagesspeichers, der 5.300 m3 fassen kann, sind wir heute in der Lage, die Kraftwerke als Kette zu bewirtschaften. Mit unserem untersten Kraftwerk kön-

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Stolz darauf, dass für eine nachhaltige Stromversorgung alle an einem Strang ziehen: GF Harald Stocker, Betriebsleiter Markus Weis und Obmann Markus Lukasser (v.l.).

nen wir nun lukrative Regelenergie liefern. Außerdem trägt der Speicher dazu bei, dass wir im Winter auch zu Spitzenbedarfszeiten keinen Strom von außen beziehen müssen.“ Dabei erfordert die Bewirtschaftung nach Bedarfskriterien des Strommarkts natürlich auch eine ausgeklügelte Regelungstechnik. Schließlich benötigt das Triebwasser vom Speicher bis zum untersten Kraftwerk am Thalerbach rund 50 Minuten. Dank einer modernen Leit- und Regelungstechnik, die von der Firma EN-CO installiert wurde, kann man heute die Vorteile des Tagesspeichers voll ausnutzen. „Wir haben schon immer gesagt: Sollte sich die Gelegenheit für einen Speicher bieten, dann werden wir sie nutzen“, so der Betreiber. THALERBACH IST AUSGEBAUT Seit Oktober 2019 sind das neue Kraftwerk und der Speicher bereits in Betrieb – und dies

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zur großen Zufriedenheit der Betreiber. Beim neuem Kraftwerk Thalerbach Oberstufe II handelt es sich eigentlich um das kleinste der vier Kraftwerke am Thalerbach, im Regeljahr liefert es rund 2,7 GWh ans Netz. Damit trägt es einen nicht unwesentlichen Anteil zu den insgesamt 40 GWh bei, die das EWA aus seinen Wasserkraftwerken erzeugt. Zusätzlich kommen noch 2,5 GWh aus dem PV-Park dazu, dem größten in ganz Tirol. Mit der neuen Anlage ist der Thalerbach im Grund ausgebaut. Das E-Werk Assling hat somit die letzte nutzbare Lücke des Gewässers geschlossen. Im Herbst letzten Jahres konnte man bereits eine kleine Einweihungsfeier im Covid-gerechten Rahmen begehen. In den nächsten Monaten soll, so es die allgemeine Situation zulässt, ein Tag der offenen Tür für die Bevölkerung folgen, die von Anfang an mit großer Mehrheit hinter dem nachhaltigen Ökostromprojekt gestanden ist.

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Anfang des Jahres wurde das neue Wasserkraftwerk am Auslaufbauwerk des Muldestausees in Sachsen-Anhalt erstmals mit dem Netz synchronisiert. Die Betreibergesellschaft Talsperren-Wasserkraft Sachsen-Anhalt GmbH rechnet mit einer durchschnittlichen Jahresproduktion von ca. 13,6 GWh Ökostrom.

KRAFTWERK MULDESTAUSEE ERMÖGLICHT ÖKOSTROMPRODUKTION AM EHEMALIGEN BRAUNKOHLETAGEBAU

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it der Flutung eines ehemaligen Braunkohletagebaus im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt entstand zwischen 1975 und 1976 der insgesamt 135,5 Millionen m³ fassende Mulde­ stausee. Rund 20 Jahre später wurden erste Konzepte zum Bau eines Wasserkraftwerks an der Stauanlage erstellt. Das Bauvorhaben entwickelte sich aus einer Potentialanalyse des Bundeslandes in den 1990er-Jahren, bei der geeignete Standorte zur Erzeugung von grünem Strom geprüft wurden. 2001 folgte die nächste Potentialstudie von der Energieagentur Sachsen-Anhalt, bei der insgesamt acht geeignete Standorte an Talsperren in Sachsen-Anhalt identifiziert wurden. Nach einer

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Vogelperspektive auf die Kraftwerksbaustelle im Juli 2018.

Foto: TSW

Seit Anfang des Jahres liefert das neue Wasserkraftwerk am Muldestausee im ostdeutschen Bundesland Sachsen-Anhalt Ökostrom. Zur Stromgewinnung nutzt die Anlage zwei horizontalachsige Kaplan-Turbinen in Pit-Ausführung von der Small Hydro Divison von Voith Hydro mit einer Engpassleistung von 1.471 kW. Als Konsortialpartner von VOITH Hydro war die ­SCHUBERT Elektroanlagen GmbH für die Ausführung der Kraftwerks-Leittechnik zuständig. Die Automatisierungsspezialisten sorgten für die Steuerung der gesamten Kraftwerksanlage inklusive der Anbindungen an den Netzbetreiber, den Direktvermarkter und die zentrale Leitwarte des Betreibers. Im Regeljahr wird das Kraftwerk Muldestausee den Strombedarf von rund 4.000 durchschnittlichen Haushalten mit nachhaltig erzeugter Energie abdecken.

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Animation: VOITH

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Baufortschritt im Juli 2019

KOMPLEXES PROJEKT Im Hinblick auf den behördlichen Genehmigungsprozess weist Mario Gödicke, Geschäftsführer der TSW, auf das Für und Wider des Projeks hin: „Dem Nutzen technischer Anlagen stehen auch weniger positive Aspekte gegenüber. Das spiegelte sich im Genehmigungsverfahren, in der Dauer und in der Komplexität des Projekts am Muldestausee wider. Hilfreich waren dabei vor allem die vollständigen und guten Planunterlagen, der offene Dialog mit den Projektgegnern sowie verständliche und zielgerichtete Information über das Bauvorhaben.“ In ökologischer Hinsicht wurden mehrere Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt. Dazu zählten die obligatorische Herstellung von Fischaufstiegs- und -abstiegsanlagen und der Einbau eines Fischschutzrechens am Kraftwerkseinlauf. Zusätzlich wurden drei Auentümpel im Umfeld des Wasserkraftwerks geschaffen und schutzbedürftige Pflanzen aus dem Baufeld versetzt. ZAHLREICHE HERAUSFORDERUNGEN Errichtet wurde die Wasserkraftanlage mit zwei Turbinen inklusive Fischauf- und -abstieg am Auslaufbauwerk des Muldestausees. Das Bauvorhaben erstreckte sich von Oktober 2016 bis ins zweite Quartal 2021 und war mit

einer ganzen Reihe von Herausforderungen verbunden. Zeitliche Verzögerungen ergaben sich unter anderem aus der anspruchsvollen Beschaffenheit des Baugrunds. Der Ausbruch der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen verlängerte die Inbetriebnahmephase erheblich. Zusätzlich musste das Los für die Elektrotechnik während des laufenden Projekts aufgrund von Umfirmierungen des Auftragnehmers neu ausgeschrieben werden. Die Bauarbeiten wurden von verschiedenen Firmen der Jaeger Gruppe Bernburg durchgeführt, für die Umsetzung wurde eine ARGE aus mehreren rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen gegründet. Da das Bauvorhaben ein Unikat darstellte und nur sehr wenige Erfahrungen aus ähnlich gearteten Projekten vorlagen, stellte die Realisierung eine sehr große Herausforderung dar. Die wesentliche Aufgabe der Projektleitung der ARGE bestand in der Erstellung der Bauablaufpläne und der Steuerung der vielfältigen und ineinandergreifenden Prozesse und

Winterlicher Eindruck der als Vertical-Slot-Pass ausgeführten Fischaufstiegsanlage.

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Abläufe. Zu den bedeutsamsten Tätigkeiten zählten laut Jaeger Bernburg unter anderem die Herstellung von wasserdichten Baugrubenumschließungen aus über 500 t Spundwänden mit Längen von bis zu 23 m einschließlich Gurtungen und drei Lagen Ankern. Die Errichtung des Krafthauses und der Fischauf- und -abstiegsanlagen erforderte in Summe über 150 Bau- und Betonierabschnitte, welche durch die Absenkbrunnen zur Sohldruckentspannung erschwert wurden. Das Krafthaus hat inklusive Turbinen-Ein- und -auslauf eine Gesamtlänge von 60 m. In der Höhe misst das Maschinengebäude insgesamt 16 m, davon sind nach der Fertigstellung allerdings nur mehr 5 m oberhalb der Geländekante sichtbar. Der als Vertical-Slot-Pass realisierte Fischaufstieg hat eine Länge von insgesamt 260 m und wurde aus Platzgründen fünffach gewendelt ausgeführt. Durch insgesamt 48 Becken mit Abmessungen von jeweils 3,6 x 2,4 m überwinden die Gewässerbewohner einen Höhenunterschied von bis zu 5,8 m zwischen Ober- und UnterFoto: VOITH

Aktualisierung der Studie und einer Kosten-Nutzen-Analyse verblieben fünf Stand­ orte, wobei der Muldestausee mit einer nutzbaren Fallhöhe von rund 5 m den vielversprechendsten Stromertrag in Aussicht stellte. In Auftrag gegeben wurde die Errichtung des Kraftwerks schließlich von der Tal­ sperren­ Wasserkraft Sachsen-Anhalt GmbH­(TSW)­, die für den Bau, den Betrieb und die Nutzung von Wasserkraftpotentialen an Talsperren im Bundesland zuständig ist.

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Schnittansicht eines Maschinensatzes bestehend aus Kaplan-Pit-Turbine, Kegelradgetriebe und Generator.

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Leitapparat der doppeltregulierten Kaplan-Turbine

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Blick auf beide Generatoren

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wasserbereich. Im Fischabstieg wurde ein Drehtor mit drei Öffnungen installiert, das gleichzeitig zur Abfuhr von Treibgut und Geschwemmsel ins Unterwasser dient.

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KNAPP 3 MW ENGPASSLEISTUNG Als Herzstücke des Kraftwerks lieferte die Small Hydro Division von VOITH Hydro zwei horizontal durchströmte Kaplan-Turbinen in Pit-Ausführung. Beide Maschinen wurden auf eine Ausbauwassermenge von je 34,5 m³/s ausgelegt und nutzen eine Nettofallhöhe von 4,7 m. Unter Volllast schaffen die Turbinen eine Engpassleistung von jeweils 1.471 kW. Zur Verbindung zwischen den mit 157,59 U/min drehenden Turbinen und den beiden vertikalachsigen Synchron-Generatoren kommen zwei Kegelradgetriebe mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:4,75 zum Einsatz. Die Getriebe leiten die Rotations­ bewegung der 4-flügeligen Laufräder um 90° an die für 750 U/min Nenndrehzahl ausge-

legten Generatoren weiter. Für optimale ­etriebstemperaturen der wassergekühlten B Energiewandler sorgen im Unterwasserbereich platzierte Wärmetauscher. Die ebenfalls von VOITH gelieferten Generatoren wurden auf eine Spannung von jeweils 690 V und eine Nennscheinleistung von 1.950 kVA ausgelegt. Die erzeugte Energie wird mittels Transformatoren auf 20 kV umgewandelt und in ein regionales Mittelspannungsnetz eingespeist. AUTOMATISIERUNGSEXPERTE SCHUBERT FÜR LEITTECHNIK ZUSTÄNDIG Ebenfalls im VOITH-Leistungsumfang enthalten war die Umsetzung der Kraftwerks-Steuerung. Realisiert wurde die gesamte Leittechnik durch den Konsortialpartner SCHUBERT Elektroanlagen GmbH aus Niederösterreich. Den Automatisierungsspezialisten eilt branchenweit ein hervorragender Ruf voraus, den sich das Unternehmen mit

Sitz in Ober-Grafendorf durch eine Vielzahl erfolgreicher Projekte im In- und Ausland erarbeitet hat. „Der Auftrag umfasste prinzipiell das leittechnische Equipment der Anlage. Dazu zählten die Steuerung und Überwachung der kompletten Kraftwerksanlage inklusive Alarmierungssystem. Die allgemeine Steuerung beinhaltet die Gruppenregelung und sämtliche Kommunikationsschnittstellen (Stahlwasserbau, Netzbetreiber, Direktvermarkter und TSW). Weiter waren wir für die Steuerung der Maschinensätze zuständig. Dazu gehören die Anfahr- und Stillsetzautomatik der Turbinen, die Drehzahlregelung, die Wasserweitergabe im Stillstand, die Hilfsbetriebesteuerung, der Generatorschutz und die Synchronisierung sowie die Überwachungs- und Störungsauswertung“, erklärt SCHUBERT-Projektleiter Markus König. Kom­plettiert wurde der SCHUBERT-Lieferumfang durch zwei Generator-Ausleitungszel­ len mit 690 V, vier zoom- und schwenkbare

Technische Daten • Ausbauwassermenge: 69 m³/s • Nettofallhöhe: 4,7 m • Regelarbeitsvermögen: ca. 13,6 GWh/a • Turbinen: 2 x Kaplan-Pit • Wellen: horizontal • Drehzahl: 157,59 U/min • Engpassleistung: 1.471 kW • Hersteller: VOITH Hydro • Generatoren: 2 x Synchron • Drehzahl: 750 U/min • Spannung: 690 V

Der erzeugte Strom wird mittels Transformatoren von 690 V Generatorspannung auf 20 kV Netzspannung umgewandelt.

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• Nennscheinleistung: 1.950 kVA • Hersteller: Hitzinger

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Projekte Vi­deo­­­kameras inklusive Netzwerkvideo-Re­ corder­­system und die Voice over IP-Telefonie-­und Gegensprechanlage, welche auch für die­Zutrittsüberwachung der Anlage eingesetzt wird. PEGELREGLUNG ERFORDERT SONDERLÖSUNG Der SCHUBERT-Techniker erläutert, dass der Wasserpegel im Stausee nun primär vom neuen Kraftwerk geregelt werde. Vor dem Bau des Wasserkraftwerks geschah dies über die beiden Wehrklappen der Talsperre ohne Automatisierung. „Die Umsetzung der Pegelregelung bei einem Stausee mit einer Fläche von rund 6,3 km² stellte für uns eine der größten Projektherausforderungen dar und erforderte die Entwicklung einer Speziallösung. Vereinfacht gesagt mussten sowohl der Zufluss in den Stausee als auch die Störgröße von Niederschlägen berücksichtigt werden. Ebenfalls wirken die Stellung der Wehrklappen und Eingriffe von Netzbetreiber und Direktvermarkter als Störgröße auf den Stauzielregler. Grundsätzlich darf der Wasserstand im Stausee innerhalb von 24 Stunden nur um maximal 20 cm nach unten schwanken, da ansonsten die Gefahr von Ufereinbrüchen droht. Die Durchflussmessung im Zufluss befindet sich ca. 15 km vom Mulde­stausee entfernt. Bis das Wasser von der Messstelle in den See eintritt, dauert es ca. vier bis fünf Stunden. Das bedeutet, dass der Durchfluss des Gruppenreglers diesen Zeitunterschied berücksichtigen muss.“ UMFANGREICHE STEUERUNGSMÖGLICHKEITEN Die Überwachung und Steuerung des Kraftwerks aus der Ferne erfolgt in der Leitwarte im rund 120 km westlich gelegenen Unternehmenssitz in Blankenburg. Dazu wurde die Kraftwerks-Steuerung von SCHUBERT an das übergeordnete Leitsystem angeschlossen. Darüber hinaus kommuniziert das Leitsystem über das IEC 60870-5-104 Protokoll mit dem Direktvermarkter und dem Netzbetreiber, erklärt Markus König: „Die in diesem Projekt anzuwendende technische Anschlussregel Mittelspannung VDE-AR-N 4110­verpflichtet Betreiber von Erzeugungsanlagen, die Strom in Mittelspannungsnetze einspeisen, dass ihre Anlagen bestimmte Anforderungen erfüllen müssen. Beispielsweise muss der Netzbetreiber in der Lage sein, die Leistung eines Kraftwerks eigenmächtig zu regeln bzw. zu drosseln, wenn im Stromnetz Überspannungen oder zu hohe Frequenzen auftreten. Der Direktvermarkter des erzeugten Stroms hat ebenfalls Zugriff auf die Anlagensteuerung und kann die Leistung des Kraftwerks an die jeweiligen Marktpreise anpassen.“

Die Kraftwerks-Leittechnik stammt von der SCHUBERT Elektroanlagen GmbH.

INVESTITION IN DIE ZUKUNFT Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 sollte sich, wie eingangs erwähnt, auch auf die Fertigstellung des Kraftwerks am Muldestausee auswirken. Aufgrund der Aufenthaltsbeschränkungen während des landesweiten „Lockdowns“ durften die Inbetriebnahmetechniker von VOITH und SCHUBERT nur jeweils fünf Tage am Stück in Deutschland bleiben. Danach mussten sie wieder zurück nach Österreich und sich einem Corona-Test unterziehen, um wieder zu­ rück nach Deutschland reisen zu dürfen. Dieses zeitraubende Prozedere, das die Inbetriebnahmephase der Anlage in die Länge zog, sollte sich mehrere Male wiederholen. Trotz dieser schwierigen Begleitumstände zieht der SCHUBERT-Projektleiter ein durch­wegs po­si­tives Fazit über das Projekt: „Dank des On­line-­Service-Zugangs konnten die finalen leit­ techn­ ischen Optimierungen und Einstellun­ gen über die Fernwartung durchgeführt werden. Es war ein spannendes Projekt mit relativ vielen Schnittstellen, bei

Die Steuerung sorgt für eine übersichtliche Visualisierung von zentralen Daten der Kraftwerksanlage.

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dem wir wieder einiges dazu gelernt haben.“ Die erste Netzzuschaltung des Kraftwerks Muldestausee erfolgte am 22. Januar 2021, die endgültige Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2021 geplant. Der Nachweis zur Funktionalität der Fischauf- und -abstiegsanlage wird im kommenden Jahr erbracht. Im Regeljahr rechnen die Betreiber mit einer Erzeu­gungskapazität von ca. 13,6 GWh Öko­ strom. Umgerechnet wird damit der Jah­res­ strom­ bedarf von rund 4.000 durch­ schnit­ t­ lichen Haushalten mit nachhaltig er­zeugter Energie abgedeckt. „Nach einem halben Jahr Betriebserfahrung lässt sich sagen, dass das Kraftwerk zuverlässig und stabil läuft. Wenn die Feinoptimierungen abgeschlossen sind, haben wir eine wirklich schöne Anlage. Ich bin überzeugt, dass das Projekt eine gute Investition in die Zukunft darstellt“, so TSW­ Geschäftsführer Mario Gödicke. Er dankt neben den bereits genannten Firmen auch allen Beteiligten, besonders Alltec (Los Elektrotechnik), SWB Beeskow (Los Stahlwasserbau) und den Ingenieurbüros RMD und Kubens.

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Seit fast 120 Jahren vereint das Kraftwerk Gibárt im Norden Ungarns effiziente Stromerzeugung mit einem ästhetischen Erscheinungsbild. Nun wurde das Industriedenkmal saniert und die Maschinen komplett erneuert.

UNGARNS KRAFTWERKS-LEGENDE GIBÁRT SCHREIBT NEUES KAPITEL Rund 50 Jahre lang hatte man das Kraftwerk Gibárt im Norden Ungarns keiner Sanierung mehr unterzogen. Es wurde Zeit, das alte Traditionskraftwerk – immerhin das erste Kraftwerk Ungarns, das Wechselstrom erzeugte – an moderne technische Wasserkraftstandards anzupassen. Vor allen Dingen die maschinentechnische Ausrüstung der Anlage am Fluss Hernád wurde komplett erneuert. Dazu ersetzten die Profis der österreichischen Small Hydro Division von Voith Hydro die zwei bestehenden Maschinensätze durch zwei moderne Kaplan-Rohrturbinen. Der Erfolg zeigte sich nach deren Inbetriebnahme: Die Erzeugungskapazitäten des renovierten Kraftwerks Gibárt wurden um rund 70 Prozent hinaufgeschraubt. Der Kraftwerks-Methusalem kann damit seiner langen Geschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.

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tes Wehrbauwerk, das den Zufluss in den Ausleitungskanal reguliert. Die Wehrfelder weisen eine Breite von jeweils 13,5 m auf. Die stählernen Schleusentafeln stammen aus dem Jahr 1982. Heute sind sie automatisiert und lassen sich auch aus der Ferne steuern.

Das Kraftwerk am Fluss Hernád wurde 1903 in Betrieb genommen.

ANLAGE STEHT UNTER DENKMALSCHUTZ Das alte Kraftwerk wurde ursprünglich mit zwei Francis-Turbinen mit horizontaler Achse ausgerüstet. Aus alten Aufzeichnungen geht hervor, dass die wassergeschmierten Lager aus einem sehr harten und schweren Holz bestan­

Foto: Voith

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xakt 120 Jahre ist es her, dass Graf János Báró Harkányi an den Entwürfen und Plänen für ein Wasserkraftwerk am Fluss Hernád arbeitete. Der technisch interessierte Gutsbesitzer wählte dafür einen alten Müh­­ lenstandort im heutigen Bezirk Borsod-­AbaújZemplén. Damit ersparte er sich die Errich­ tung eines eigenen Ausleitungskanals, den alten Mühlkanal gab es bereits. Von 1902 bis 1903 wurden die Pläne schließlich in die Tat umgesetzt. Das erste Wasserkraftwerk Un­ garns, das Wechselstrom erzeugte, nahm 1903 seinen Betrieb auf. Es versorgte vorrangig die Gewerke des Gutshofs Harkányi, die Dresch­ werkzeuge, den Häcklser, kleinere Mühlen, Sägen und Pumpen, aber auch die etwas ab­ seits gelegene Zuckerfabrik Szerencs, eine Brennerei und natürlich auch das angrenzende Dorf Gibárt, dem das Kraftwerk bis heute sei­ nen Namen verdankt. Zur erweiterten Kraft­ werksinfrastruktur gehört auch ein zweigeteil­ August 2021

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Im denkmalgeschützten Krafthaus wurden die zwei alten Francis-Turbinen durch moderne Kaplan-Rohrturbinen ersetzt.

den, das dafür speziell aus Südamerika heran­ geschafft wurde. Diese Lager wurden später durch Bakelit-Bauteile ersetzt. Rund 320 kW lieferten die Maschinen, die ohne größere Umbauten und Reparaturen bis zum Jahr 1947 durchliefen. Danach wurden die Ma­ schinen generalüberholt, 20 Jahre später wie­ derholten die Betreiber diese Maßnahme. Heute zählt die Anlage zum Kraftwerksport­ folio der ungarischen ALTEO Gruppe, die sich auf Investitionen und Projektentwicklun­ gen im Bereich der erneuerbaren Energien spezialisiert hat. Um das Kraftwerk langfristig weiterhin zuverlässig weiterbetreiben zu kön­ nen, entschloss sich das Unternehmen vor rund fünf Jahren zu einer umfassenden Revi­ talisierung. Dabei stand allerdings neben dem technischen Refurbishment vor allem die Be­ wahrung des Erscheinungsbildes des Kraft­

Zahlen und Fakten • Kraftwerkstyp: Ausleitungskraftwerk • Gewässer: Hernád (HU) • Ausbauwassermenge: 2 x 11,62 m3/s

werks im Vordergrund. Schließlich gilt das Kraftwerk Gibárt als Industriedenkmal natio­ naler Ordnung und genießt entsprechenden Schutzstatus. VON „FRANCIS“ ZU „KAPLAN“ Zwischen 2017 und 2018 haben die Planung und die Genehmigung rund ein Jahr in An­ spruch genommen, heißt es von Seiten des Betreibers. Nachdem ein etwa halbjähriges Verfahren zur Finanzierung erfolgreich durchlaufen wurde, konnte 2019 mit dem Umbau begonnen werden. Gerade im Hin­ blick auf den Schutz des historisch bedeuten­ den Bauwerks war es geboten, den Bauauf­ wand für etwaige Betonarbeiten möglichst gering zu halten. Für die erfahrenen Turbi­ nenkonstrukteure von Voith Hydro bedeute­ te dies, die Maschinen kompakt zu halten und dennoch ein Höchstmaß an Effizienz sicherzustellen. Dass man von Francis- auf

doppelt-regulierte Kaplan-Rohrturbinen wechselte, war naheliegend: Schließlich weist der Fluss Hernàd durchaus schwankende Pe­ gel im Jahresverlauf auf. Vor allem im Früh­ ling kann er sehr viel Wasser bringen. Diesem Umstand trug man auch insofern Rechnung, als die nutzbare Wassermenge erhöht werden konnte. Waren die alten Francis-Turbinen noch auf je 9 m3/s ausgelegt, so liegt der Nenndurchfluss der neuen Voith-Ka­ plan-Rohrturbinen bei jeweils 11,62 m3/s. Die vertikalachsigen Maschinen wurden op­ timal auf das Wasserdargebot und eine Net­ to-Fallhöhe von 3,75 m ausgelegt, durch ihre doppelte Regulierbarkeit kann über die ge­ samte Breite des Wasserdargebots ein exzel­ lenter Wirkungsgrad gewährleistet werden. Bei den Maschinen handelt es sich um Lang­ samläufer, die mit 200 Upm ihre Energie je­ weils über einen Riemenantrieb auf den Ro­ tor des Generators übertragen.

Die neuen Maschinen sind auf eine Ausbauwassermenge von je 11,6 m3/s und eine Fallhöhe von 3,75 m ausgelegt. Die Betreiber zeigen sich mit deren Performance sehr zufrieden.

• Turbinenzahl: 2 Stück • Turbinentyp: Kaplan-Rohrturbinen • Fabrikat: Voith Hydro • Laufrad-Durchmesser: 1,8 m • Netto-Fallhöhe: 3,75 m • Drehzahl: 200 Upm • Nennleistung: 382 kW • Maximalleistung: 534 kW • Generator: 3-Phasen Drehstrom Synchron • Drehzahl: 530 Upm • Antrieb: Riemenantrieb Foto: Voith

• Regelarbeitsvermögen: 5,75 GWh • Wiederinbetriebnahme: Oktober 2020

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STEIGERUNG UM 70 PROZENT Rund 3,5 Millionen Euro hatten die Betreiber von ALTEO in das Renovierungsprojekt in­ vestiert. Das sollte sich auszahlen: Schließlich gelang nach Auskunft der Betreiber eine bemerkenswerte Steigerung in Sachen Produktionskapazität um ungefähr 70 Prozent. Die wesentlichen Faktoren dafür waren zum einen die moderate Erhöhung der Ausbauwassermenge, zum anderen aber auch die höhere Effektivität der beiden neuen Kaplan-Rohrturbinen, außßerdem noch eine neue, moderne Steuerungstechnik, die im Zuge der Renovierung ebenfalls implementiert wurde. Kam das alte Kraftwerk Gibárt noch auf rund 3,4 GWh im Jahr, liegt das Regelarbeitsvermögen heute bei circa 5,75 GWh. Der erzeugte Strom wird direkt ins öffentliche Stromnetz eingespeist und in Form der „Green Premium“ Vergütung, dem ungarischen Ökostromförderungs-Regime, abgerechnet. Die Betreiber gehen davon

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aus, dass die Lebensdauer der historischen Anlage mit der abgeschlossenen Renovierung um mindestens 35 Jahre prolongiert wird. FOLGEAUFTRAG ALS VERTRAUENSBEWEIS Für die ALTEO Gruppe, die sich als verlässlicher Energieversorger mit ökologischer Relevanz einen Namen gemacht hat, war es auch wichtig, den historischen Charakter des Kraftwerksgebäudes zu erhalten. Dementsprechend sensibel wurde die Gebäudehülle saniert. Sie dient in Zukunft auch musealen Zwecken, die alten Maschinensätze sollen öffentlich zugänglich bleiben. Wenn es die Corona-Situation zulässt, ist man bestrebt, noch in diesem Jahr

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KNACKPUNKT CORONA-MANAGEMENT Ab Herbst 2019 wurde der Zuleitungskanal entwässert, damit die folgenden Montagearbeiten im Trockenen durchgeführt werden konnten. Im Januar letzten Jahres war es schließlich soweit: Die Rohrturbinen wurden vom Fertigungsstandort St. Georgen zum Kraftwerk in den nördlichsten Bezirk Ungarns transportiert. Es folgte eine aufwändige Montagephase, bei der die Herausforderungen vor allem in einem sicheren Corona-Management lagen. Es sei – so die Projektverantwortlichen – die größte Herausforderung des Projekts gewesen. Immer wieder hätte sich der eine oder andere Termin aufgrund der Pandemie-bedingten Restriktionen verschoben. Doch letztlich gelang es dank der kooperativen und lösungsorientierten Vorgangsweise des beauftragten Montage- und IBS-Teams sämtliche Hürden zu meistern. Anfang Oktober letzten Jahres nahm das Traditionskraftwerk wieder seinen Betrieb auf.

Das Triebwasser aus dem Hernád wird über einen alten Ausleitungskanal, der parallel zum Fluss verläuft, zum Kraftwerk geführt.

Foto: Voith

An der Substanz des Industriedenkmals wurde nichts verändert. Erneuert wurde allerdings auch die Steuerungstechnik.

einen Tag der offenen Tür für die Bevölkerung zu veranstalten. Für die österreichische Small Hydro Division von Voith Hydro, die bei diesem Projekt einmal mehr ihre Kompetenz unter Beweis stellen konnte, war es nicht das erste Projekt, das man im Auftrag der ALTEO Gruppe abwickelte. Vor einigen Jahren wurde bereits das Kraftwerk Felsödobszai in ähnlicher Manier revitalisiert. Dass man die Renovierung des ältesten ungarischen Wasserkraftwerks nun wieder in ihre Hände legte, kann als echter Vertrauensbeweis gewertet werden. Ungarn wird für Voith Hydro auch in Zukunft ein kleiner, aber interessanter Markt bleiben.

Im Umfeld des Kraftwerks werden die alten Francis-Maschinen ausgestellt, die über Jahrzehnte ihren Dienst im KW Gibárt versehen haben.

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GEBR. HAIDER SCHÖPFEN ERZEUGUNGSPOTENTIAL AN LIESING UND LEIMSBACH VOLL AUS

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us der 1956 von den Brüdern Franz, Johann und Erwin Haider als 3-Mann-Betrieb gegründeten Gebr. Haider Deichgräberei OHG entwickelte sich in der mittlerweile sechs Jahrzehnte umfassenden Unternehmensgeschichte eine bedeutende österreichische Firmengruppe von europäischem Format. Heute erwirtschaftet die Unternehmensgruppe mit ihren rund 2.000 Mitarbeitern Umsätze von ca. 450 Millionen Euro. Die von den Gebr. Haider gebündelten Unternehmen betätigen sich grundsätzlich in den Bereichen Bau, Industrie, Handel, Energie und Forst, dazu kommen eine Vielzahl zusätzlicher Aktivitäten und Beteiligungen. Im Energiesektor nehmen in der Unternehmensgruppe die Errichtung und der Betrieb von Wasserkraftwerken seit drei Jahrzehnten eine tragende Rolle ein. Das angebotene Leistungsspektrum reicht von der Projektierung und Finanzierung bis hin zur Ausführung der gesamten Hoch- und Tiefbauarbeiten. Abgewickelt werden die Wasserkraftprojekte entweder als 100-prozentige Eigenprojekte oder gemeinsam mit Partnern, wobei je nach Kon-

Foto: zek

Christian Mandl, Bereichsleiter Energie bei der Unternehmensgruppe Gebr. Haider im Krafthaus des neuen Kraftwerks am Leimsbach. Zeitgleich mit dem Neubau wurde die umfassende Modernisierung des Liesing-Kraftwerk Leims durchgeführt.

stellation auch die Betriebsführung von den Gebr. Haider übernommen wird. Gleich zwei eigene Wasserkraftprojekte – die Modernisierung des Kraftwerks Leims und den Neubau des Kraftwerks Leimsbach – hat die Unternehmensgruppe im heurigen Frühjahr in der obersteirischen Gemeinde Kammern erfolgreich ans Netz gebracht. BESTANDSKRAFTWERK LEIMS REVITALISIERT Das Ende der 1980er-Jahre fertiggestellte Kraftwerk Leims an der Liesing gehört zu den ersten selbst errichteten Wasserkraftwerken im Anlagenpark der Gebr. Haider. Im Zuge der Neukonzessionierung des bei der Inbetriebnahme für 30 Jahre geltenden Wasserrechts sollte die Anlage grundlegend modernisiert werden, erklärt der Bereichsleiter

Im Vordergrund das Krafthaus der neuen Anlage Leimsgraben, dahinter das Maschinengebäude der Bestandsanlage Leims, deren Holzverkleidung Ende Juni noch ausständig war.

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Energie Christian Mandl: „An den Maschinensätzen waren in den vergangenen Jahren vermehrt diverse technischen Gebrechen aufgetreten, zudem war die Restwasser-Turbine bereits seit 2011 außer Betrieb. Die damit einhergehenden Produktionsausfälle führten in Summe zu deutlichen Einbußen beim Jahresertrag. Um die Anlage wieder auf wirtschaftliche Beine zu stellen, wurde im Rahmen der anstehenden Neukonzessionierung ein umfassendes Modernisierungskonzept geplant.“ Dieses betraf sowohl die Erneuerung der gesamten Krafthaustechnik als auch die Optimierung der fischökologischen Durchgängigkeit an der Wehranlage. Der nicht mehr den aktuellen Aufstiegs-Anforderungen entsprechende Beckenpass dient zukünftig nur mehr als Fischabstieg. Als neue Fischauf-

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Zwei Eigenkraftwerke der Unternehmensgruppe Gebr. Haider gingen in der obersteirischen Gemeinde Kammern im heurigen Frühjahr wieder bzw. neu ans Netz. Das über 30 Jahre alte Kraftwerk Leims am Gewässer Liesing wurde im Zuge einer Generalsanierung elektromechanisch, stahlwasserbaulich und leittechnisch auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Durch den Einbau von zwei neuen doppeltregulierten Kaplan-Turbinen mit direkt gekoppelten Synchron-Generatoren und einer neuen Restwasser-Turbine konnte das Regelarbeitsvermögen der Anlage um rund 50 Prozent gesteigert werden. Völlig neu entstanden ist darüber hinaus das Kraftwerk Leimsbach, dessen Maschinengebäude in unmittelbarer Nähe zum Krafthaus Leims errichtet wurde. Der Neubau nutzt zur Stromgewinnung eine 3-düsige vertikalachsige Pelton-Turbine mit 213 kW Engpassleistung. Für die Ausführung des modernen Anlagenequipments kamen eine ganze Reihe von bewährten Branchenspezialisten aus dem Alpenraum zum Zug.

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Sämtliche Hoch- und Tiefbauarbeiten inkl. Verlegung der ca. 2.150 m langen Druckrohrleitung sowie die gesamten Planungsleistungen wurden von den Gebr. Haider in Eigenregie erledigt.

Foto: Gebr. Haider

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Die von Jank strömungs- und steuerungstechnisch optimierte Restwasserturbine des Kraftwerks Leims kann alljährlich rund 150.000 kWh Strom erzeugen.

stiegsanlage wird im Herbst ein kompakter Denil-Fischpass vom Grazer Ingenieurbüro „flusslauf“ installiert, womit die Modernisierung des Kraftwerks Leims endgültig abgeschlossen wird. NEUBAU NEBENAN Fast zeitgleich mit der Generalsanierung des Kraftwerks Leims wurde daneben das mittlerweile 21. Wasserkraftwerk der Gebr. Haider neu gebaut. Gemeint ist das Kleinwasserkraftwerk Leimsbach, dessen Maschinengebäude in Sichtweite zum bestehenden Krafthaus positioniert wurde. Die hydroelektrische Nutzung des Liesing-Zubringers Leimsbach war laut Christian Mandl schon länger angedacht und konnte schließlich gemeinsam mit der Revitalisierung des Bestandskraftwerks Leims in die Realität umgesetzt werden. Ein in mehreren Parametern wie Ausbauwassermenge, Druckleitungslänge und -dimension, Wasserfassung und Turbinentyp identisches Eigenkraftwerk haben die Gebrüder Haider 2018 am Rabengrabenbach in der rund 50 km entfernten steirischen Gemeinde Admont fertiggestellt. Christian Mandl merkt an, dass die zwei Anlagen Leims und Leimsbach bis auf die gemeinsam genutzte Energieableitung funktionell völlig unabhängig voneinander sind. Die Hochdruckanlage Leimsbach nutzt eine Ausbauwassermenge von 150 l/s und eine Bruttofallhöhe von 175 m, das für den Niederdruckbereich konzipierte Kraftwerk Leims wurde für einen Maximaldurchfluss von 8 m³/s und 10,6 m Bruttofallhöhe ausgelegt, die Restwasser-Turbine wurde für ein Schluckvermögen von 450 l/s und 6,9 m Bruttofallhöhe konzipiert. Die Abwicklung der Behördenwege und -verfahren lief bei beiden Projekte grundsätzlich unkompliziert, so Christian Mandl: „Zunächst wurde die Revi-

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talisierung des älteren und leistungsstärkeren Kraftwerks Leims geplant und zur Bewilligung gebracht. Der daraufhin gestellte Konzessionsantrag für den Neubau am Leimsbach wurde ebenfalls in vergleichsweise kurzer Zeit positiv bewilligt.“ OBERÖSTERREICHER BRINGEN KRAFTWERK LEIMS IN SCHUSS Selbstredend wurden die gesamten Hochund Tiefbauarbeiten im Leimsgraben von Gebr. Haider selbst durchgeführt, auch die Generalplanung der Projekte zählte zu den Eigenleistungen der Unternehmensgruppe. Bei der Vergabe der technische Gewerke setzten die Betreiber durch die Bank auf bewährte Branchenexperten aus Österreich und Südtirol, die ihre Kompetenz schon bei anderen Projekten der Unternehmensgruppe unter Beweis gestellt hatten. So erhielt die Jank GmbH erneut den Zuschlag für die Lieferung eines elektromechanischen Komplettpakets inklusive Stahlwasserbauerneuerung für

das Bestandskraftwerk Leims. Die oberösterreichischen Wasserkraftallrounder hatten beim Bau der Anlage Ende der 1980er Jahre das gesamte hydroelektrische Equipment inkl. Steuerung und Stahlwasserbau ausgeführt. Jank­-Konstruktionsleiter Siegi Jank erinnert sich im Gespräch mit zek HYDRO, dass für den Abtransport der Wehrklappe, die er als Kind miterlebt hat, außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen wurden: „Mit einer Höhe von 2,7 m und einer Breite von 13,5 m hatte die 1989 ausgelieferte Klappe zu große Abmessungen für unsere damalige Werksausfahrt. Damit der Lkw durchpasste, musste kurzerhand der Schranken abgeschnitten und nach dem Abtransport wieder zusammengeschweißt werden.“ Für die branchenübergreifend bekannte Qualität von Jank spricht, dass sich die Stahlwasserbauteile am Einlauf des Kraftwerks nach über 30 Jahren durchwegs in gutem Zustand befinden. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde die Position des vertikalen Grobrechens optimiert, zusätzlich erfolg-

Technische Daten KW Leims • Ausbauwassermenge: 8 m³/s • Bruttofallhöhe: 10,6 m • Turbinen: 2 x vertikale Kaplan • Drehzahl: 2 x 500 U/min • Engpassleistung: 2 x ca. 300 kW • Hersteller: Jank GmbH • Generator: 2 x Synchron • Nennscheinleistung: 2 x 400 kVA • Spannung: 2 x 400 V • Hersteller: Hitzinger • Jahresarbeit: ca. 3,3 GWh (inkl. Dotations-Turbine)

KW Leimsbach

• Ausbauwassermenge: 150 l/s • Bruttofallhöhe: 175 m • Turbine: vertikale Pelton • Drehzahl: 1.000 U/min • Engpassleistung: 213 kW • Hersteller: Maschinenbau Unterlercher GmbH • Generator: Synchron • Nennscheinleistung: 260 kVA • Spannung: 400 V • Hersteller: Hitzinger • Jahresarbeit: ca. 730.000 kWh

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SÄMTLICHE TURBINEN ERNEUERT Die Kernstücke im Lieferumfang der Oberösterreicher bildeten die neuen, nun doppeltregulierten Kaplan-Turbinen mit einer Ausbauwassermenge von jeweils 4 m³/s. Ein wesentlicher Punkt bei der Ausführung der neuen Turbinen bestand laut Siegi Jank darin, dass diese auf die ins Gebäudefundament betonierten Gehäuse und Saugrohre der alten Maschinen aufgebaut wurden. Mit dieser Variante beschränkte sich der Stemm- und Bauaufwand im Krafthaus auf ein Minimum und begünstigte die rasche Projektumsetzung. Dank der nun doppelten Regulierbarkeit mittels Laufrad-Flügelverstellung und Leitapparat können die Turbinen auch bei variierenden Zuflussbedingungen ganzjährig effektiv Ökostrom produzieren. Unter Volllast erreicht jede der für 10,6 m Bruttofallhöhe

Die oberösterreichische Jank GmbH lieferte für das Modernisierungsprojekt Leims zwei doppeltregulierte Kaplan-Turbinen mit einer Ausbauwassermenge von jeweils 4 m³/s. Dank der technischen Generalerneuerung konnte das Regelarbeitsvermögen der Anlage um mehr als 50 Prozent gesteigert werden.

Foto: zek

ten Abdichtungsmaßnahmen bei der Wehr­klappe. An der nach wie vor einwandfrei funktionierenden vertikalen Rechenreinigungsmaschine in Seilzugausführung gab es keinen Sanierungsbedarf. Völlig neu ausgeführt wurden hingegen sämtliche Hydraulikverrohrungen im Bereich der Wasserfassung und im Rechengebäude. Die beiden Einlaufschützen und das Hydraulikaggregat zur Steuerung der Absperr- und Regulierorgane erhielten eine technische Revision.

konzipierten Maschinen eine Engpassleistung von ca. 300 kW. Siegi Jank lässt nicht unerwähnt, dass die Konstruktion der Restwasser-Turbine in Form einer vertikalachsigen Kaplan-Turbine eine spezielle Herausforderung darstellte: „Kleine Turbinen haben oft das gleiche Problem: Durch ihre vergleichsweise geringen Abmessungen und Querschnitte neigen sie eher dazu, durch Verschmutzungen weniger Leistung zu erbringen. Deswegen war auch beim KW Leims die alte Restwasser-Turbine seit längerer Zeit komplett stillgestanden, weil diese im Betrieb zu

viele Probleme verursacht hatte. Bei der Steuerung der neuen Restwasser-Turbine, die in technischer Hinsicht von unserer Pumpen-Produktlinie abgeleitet wurde, kommt nun ein Frequenzumformer zum Einsatz. Dies ermöglicht eine schnelle automatische Spülung der Turbine zur Entfernung von Geschwemmsel. Mittels rechnergestützter CFD-Methode wurde zudem das hydraulische Design des Kaplan-Laufrads optimiert. Bestmögliche Wirkungsgrade wollen wir unseren Kunden natürlich auch bei kleineren Turbinen gewährleisten.“ Unter Volllast

High-End-Design Turbinenbau in Perfektion www.jank.net

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Die Wehranlage des Kraftwerks Leimsbach wurde mit einem selbstreinigenden „GRIZZLY“ Coanda-System vom Südtiroler Stahlwasserbauexperten Wild Metal GmbH ausgestattet.

schafft die auf 450 l/s Durchfluss und 6,9 m Bruttofallhöhe ausgelegte Dotations-Turbine eine Engpassleistung von 18 kW, im Regeljahr soll die Maschine rund 150.000 kWh Strom produzieren. In Betrieb ging die neue Restwasser-Turbine im Mai, bereits seit Ende April erzeugen die beiden Hauptturbinen Strom. Die Betreiber rechnen damit, dass die Jahresproduktion der Anlange dank der wiedergewonnenen Betriebssicherheit und einer Vielzahl von Optimierungen um rund 50 Prozent steigen wird. Mit der im heurigen Herbst anstehenden Erneuerung des Fischaufstiegs ist der finale Modernisierungsschritt des Kraftwerks Leims bereits in Sichtweite. GENERATOREN VOM TRADITIONSHERSTELLER Wie gut die Leistung und der Ertrag eines Wasserkraftwerks ausfallen, hängt von einer Vielzahl von Parametern ab. Einen zentralen

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Faktor bildet stets die möglichst verlustfreie Umwandlung der kinetischen Energie vom Laufrad in elektrischen Strom mittels Generator. Dass bei den Kraftwerken Leims und Leimsbach insgesamt drei Synchron-Generatoren vom Linzer Traditionshersteller Hitzinger zum Einsatz kommen, ist laut Christian Mandl gewollt: „Wir setzen bei unseren Wasserkraftwerken nach Möglichkeit immer Hitzinger-Generatoren ein. Die Maschine zählen hinsichtlich Wirkungsgrad und Verarbeitungsqualität zu den besten am Markt.“ Dieses Lob ist kein Zufall, immerhin blicken die international renommierten Oberösterreicher auf mehr als 70 Jahre Unternehmensgeschichte und Erfahrung zurück. Bei der Materialauswahl setzt Hitzinger auf die langjährige Partnerschaft mit dem Linzer Stahlkonzern VOEST. Der Einsatz von leichten und gleichzeitig hochfunktionellen und belastbaren

Stählen ist ein Garant für optimale Wirkungsgrade und eine lange Lebensdauer. „Stangenware“ ist bei Hitzinger ein Fremdwort, jeder Generator wird für die spezifischen Kundenbzw. Anlagenbedürfnisse konzipiert. Von der magnetischen Auslegung über das Isolationssystem bis hin zum passenden Verhältnis von Kupfer und Eisen werden alle Maschinen von Grund auf individuell gefertigt. Die Verwendung hochwertiger Materialen hat bei Hitzinger oberste Priorität. So werden bei den Rotoren und Statoren unterschiedliche, spezielle Kunststoffharze verwendet, deren Einsatztauglichkeit in umfangreichen Testreihen bestätigt und weiter optimiert wurde. Die Bauklassen und Leistungsdaten der in alle Welt gelieferten Generatoren wurden im Verlauf der vergangenen Jahre immer größer, mittlerweile hat Hitzinger im Wasserkraftkraftbereich Maschinen mit einer Nennleistung von bis zu 7.500 kVA im Portfolio. Für das Kraftwerk Leims lieferten die Linzer zwei identisch konstruierte Synchron-Generatoren in luftgekühlter Ausführung. Die direkt in vertikaler Richtung mit den Turbinenwellen gekoppelten Energiewandler drehen jeweils mit 500 U/min und wurden auf eine Nennscheinleistung von je 300 kVA ausgelegt. Der Einhub der je ca. 3,7 t schweren Maschinen ins Krafthaus erfolgte mittels Mobilkran über das abnehmbare Kuppeldach. KW LEIMSBACH SEIT FEBRUAR AM NETZ Das erste Kleinwasserkraftwerk am Leimsbach, dessen bauliche Umsetzung mit der Revitalisierung des Bestandskraftwerks durchgeführt wurde, ging bereits im Februar 2021 in Betrieb. „Die wesentliche Herausforderung beim Neubau und der Anlagensanierung bestand in der kurzen Bauzeit, die für die Projekte vorgesehen war. Die Koordination der zwei Projekte und der beteiligten Unternehmen spielte eine wichtige Rolle. Dazu kam noch die Ausnahmesituation mit der Corona-Pandemie, die es ungewiss machte, ob sämtliche Liefertermine und Fristen eingehalten werden können“, erklärt Christian Mandl. Wie bei Ausleitungskraftwerken im alpinen Raum üblich, machte die Verlegung der rund 2.150 m langen Druckrohleitung größeren Bauaufwand erforderlich. Die Trassenführung von der Wasserfassung zum Krafthaus orientierte sich größtenteils entlang einer bestehenden Forststraße. Zusätzlich erforderte der Kraftabstieg die Herstellung von insgesamt sechs Bachunterquerungen, die mittels Betondükern ausgeführt wurden. Bei der Materialauswahl der Druckleitung setzten die Betreiber wieder auf GFK-Rohre der Marke SUPERLIT, die vom oberösterreichischen Vertriebsspezialisten Geotrade geliefert wur-

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den. Wie beim 2018 fertiggestellten Gebr. Haider-Kraftwerk in Admont am Rabengrabenbach wurde die Druckleitung wieder in den Dimensionen DN400 und DN300 ausgeführt, wobei die größeren Rohre rund 2/3 der Leitungslänge einnehmen. Die robusten Materialeigenschaften von GFK-Rohren sorgen auch bei anspruchsvollen Bodenverhältnissen für eine lange Lebensdauer, darüber hinaus gewährleistet die glatte Innenfläche beste Fließbedingungen. Bei der Verlegung ermöglicht die Abwinkelbarkeit der Rohrenden innerhalb der Verbindungsmuffen weiträumige Richtungsänderungen ohne den Einbau zusätzlicher Rohrkrümmer. Begünstigt wurde die von Gebr. Haider in Eigenregie durchgeführte Rohrverlegung von den durchwegs trockenen Witterungsverhältnissen und dem eingespielten Montageteam. „GRIZZLY“-COANDA REINIGT SICH SELBST „Die Wehranlage des Kraftwerks wurde direkt unterhalb der Vereinigung der beiden Gewässeräste Leimsbach und Modlhansbach situiert und sollte möglichst gut in das Gelände integriert werden“, sagt Christian Mandl. Als Wasserfassung kommt ein selbstreinigendes „GRIZZLY“- Coanda-System von der Südtiroler Wild Metal GmbH zum Einsatz. Seine Praxistauglichkeit stellt das im gesamten Alpenraum bewährte System auch bei der

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Das Herzstück des Kraftwerks Leimsbach lieferte die Osttiroler Maschinenbau Unterlercher GmbH, eine auf 150 l/s Ausbauwassermenge und 175 m Bruttofallhöhe ausgelegte 3-düsige Pelton-Turbine. Als wirkungsgradstarke Energiewandler kommen bei beiden Anlagen insgesamt drei Synchron-Generatoren vom Linzer Traditionsbetrieb Hitzinger zum Einsatz.

Wehranlage des Gebr. Haider-Kraftwerks in Admont seit 2018 unter Beweis. Die konstruktionsbedingte Selbstreinigungsfunktion des „GRIZZLY“ spült Geschwemmsel und Sedimente vom Feinsieb automatisch in die Restwasserstrecke. Für Schutz und die Abfuhr von gröberen Steinen und Ästen sorgt ein Grobrechen mit „Vibro Bars“, der sich über das Feinsieb mit einer Spaltweite von 0,3 mm spannt. Nach dem Coanda-System gelangt

das ausgeleitete Triebwasser zunächst in ein großzügig dimensioniertes Beruhigungsbecken. Das Becken sorgt vor dem Beginn der Druckrohrleitung für einen ausgeglichenen Wasserstand und beherbergt die Messsonde der pegelgeregelten Turbine. PELTON-TURBINE VOM OSTTIROLER PROFI Beim Equipment im Krafthaus setzten die Gebr. Haider erneut auf bekannte Gesichter.

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Steuerungs-Visualisierung für das Kraftwerk Leimsbach von MBK Energietechnik.

Wie beim Kraftwerk am Rabengrabenbach lieferte die Osttiroler ­Maschinenbau Unterlercher GmbH eine 3-düsige Pelton-Turbine mit vertikaler Achse und dazugehörigem Generator. Das Herzstück der Anlage wurde auf eine Ausbauwassermenge von 150 l/s und eine Bruttofallhöhe von 175 m ausgelegt. Unter Volllast erreicht das Kraftpaket eine Engpassleistung von 213 kW. Darüber hinaus gewährleistet die Turbine mit ihren drei elektrisch geregelten Düsen konstant hohe Wirkungsgrade in einem breiten Teillastbereich. Die Düsenantriebe sowie die Antriebe der Strahlablenker werden vom Osttiroler Wasserkraftallrounder selbst gefertigt, ebenso das aus einem Edelstahl-Monoblock gefräste Pelton-Laufrad. Seit der Erstinbetriebnahme im heurigen Februar kann die Turbine ihre Stärken bei Realbedingungen unter Beweis stellen. Christian Mandl bestätigt, dass die Betriebserfahrungen auch bei geringem Wasserdargebot sehr positiv ausfallen. Komplettiert wird der Maschinensatz durch einen direkt in vertikaler Richtung mit der Turbinenwelle gekoppelten Synchron-Generator von Hitzinger. Der luftgekühlte Schnellläufer dreht wie die Turbine mit 1.000 U/min und wurde auf eine Nennscheinleistung von 260 kVA und eine Spannung von 400 V ausgelegt. Von der Generatorwelle wird die erzeugte Energie auf direktem Weg ins öffentliche Netz eingespeist. ANLAGEN TEILEN SICH ELEKTROTECHNISCHE RESSOURCEN Die steirische MBK Energietechnik GmbH sorgte als langjähriger Partner der Gebr. Haider für die Ausführung der gesamten Elektro- und Leittechnik bei beiden Kraftwerken. Das Komplettpaket umfasste sämtliche elektronischen Bauteile für alle vier Maschinensätze, dazu zählten Komponenten für die Energieableitung und -verteilung, die Turbinenregelung und Wasserfassungssteuerung bis hin zur Videoüberwachung, Alarmierung und Fernzugriff. Mehrere Ressourcen der E-Technik werden gemeinsam genutzt, erklärt MBK-Geschäftsführer Christian Mund: „Die beiden Anlagen teilen sich technisch einen einzigen Zugangspunk, der Trafo und die Mittelspannungsanlage werden

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Projekte gemeinsam genutzt. Außerdem sind die beiden Kraftwerke über LWL zu einem gemeinsamen Netzwerk zusammengefasst. Dadurch reichte es, den Fernzugriff und die Alarmierung nur einfach aufzubauen.“ Eine spannende Sache war der Umbau des KW Leims, der in mehreren Schritten erfolgte, so Christian Mund: „Ende 2020 wurden die Wasserfassung und die Hydraulikanlagen saniert und dann mit der ‚alten‘ Technik wieder in Betrieb genommen. Anfang 2021 wurden die Mittelspannung, der Trafo und die Energieverteilung erneuert, um das KW Leimsbach in Betrieb nehmen zu können. Nachdem die baulichen Maßnahmen abgeschlossen und die neuen Turbinen montiert waren, konnten wir mit dem endgültigen Umbau der restlichen Elektrotechnik starten und die beiden neuen Maschinensätze im KW Leims in Betrieb nehmen. Im letzten Schritt wurde die Restwasserturbine eingebaut und ans Netz gebracht. Eine Besonderheit bei der Restwasserturbine ist die automatische Spülfunktion, die zyklisch oder über Leistungsabfall gestartet werden kann. Um Verschmutzungen vom Laufrad zu lösen, wird bei der Spülung der Generator mit Hilfe eines Frequenz­ umrichters in den Pumpbetrieb versetzt. Nach dem Spülvorgang wird der Frequenzumrichter wieder deaktiviert, um so den Gesamtwirkungsgrad der Turbine zu optimieren." FERTIGSTELLUNG VON ZWEI NEUEN GEBR. HAIDER KRAFTWERKEN 2021 Wenige Monate nach der Inbetriebnahme der beiden Kraftwerke zieht Christian Mandl beim zek HYDRO-Lokalaugenschein Ende Juni ein durchwegs positives Fazit über die Projekte: „Sowohl die Modernisierung des Kraftwerks Leims als auch der Neubau des Kraftwerks Leimsbach konnten wie geplant umgesetzt werden. Beide Kraftwerke erhalten für ihre Produktion den geförderten Ökostromtarif und stehen somit auf wirtschaftlich sicheren Beinen. Bemerkenswert ist vor allem die rund 50-prozentige Erzeugungssteigerung des Kraftwerks Leims, das im Regeljahr nun durchschnittlich rund 3,3 GWh Strom erzeugen kann. Der parallel zur Revitalisierung umgesetzte Neubau am Leimsbach hat ebenfalls wunschgemäß ohne nennenswerte Probleme funktioniert, bei dieser Anlage rechnen wir mit einer durchschnittlichen Jahresproduktion von ca. 730.000 kWh. Erfreulich ist natürlich auch die Tatsache, dass das veranschlagte Budget für die beiden Projekte nicht überschritten wurde.“ Abschließend merkt Christian Mandl an, dass für 2021 die Inbetriebnahme von zwei weiteren Wasserkraftprojekten der Gebr. Haider geplant ist. Noch vor dem kommenden Jahreswechsel soll am oberösterreichisch-steirischen Grenzgewässer Unterlaussa das 22. Eigenkraftwerk der Gebr. Haider ans Netz gehen. Unter Volllast wird die Anlage eine Maximalleistung von rund 1,8 MW erreichen. Die Fertigstellung des ebenfalls neuen Kraftwerks Kleinsölk mit einer Engpassleistung von ca. 3,7 MW in der Obersteiermark, das gemeinsam mit dem E-Werk Gröbming realisiert wird, steht ebenfalls noch heuer auf dem Programm.

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Seit 2012 hat die Troyer AG eine eigene Service-Abteilung installiert, die sich auch um Revitalisierungen kümmert. Die Nachfrage danach sei zuletzt immer stärker gestiegen, erklärt der stellvertretende Leiter der Abteilung.

BEDEUTUNG UND NACHFRAGE FÜR SERVICE UND REVITALISIERUNG IM STEIGEN Kundenvertrauen und Kundenbindung schafft man in der Wasserkraftbranche nicht mehr nur mit ausgereiften Produkten. Als immer wichtiger entpuppt sich der so genannte „After-Sales-Markt“, also die Betreuung von Wasserkraftkunden in Form von Service, Wartung, Instandhaltung und Revitalisierungen. Vor fast zehn Jahren hat der bekannte Wasserkraft-Allrounder Troyer AG eine hauseigene Service-Abteilung installiert, die heute auch für den immer stärker wachsenden Sektor der Revitalisierungen verantwortlich ist. Philipp Braunhofer, stellvertretender Leiter der Abteilung, erklärt, worauf es dabei ankommt – und warum Kunden der Troyer AG kostenlos ein 24/7-Hotline in Anspruch nehmen können. zek: Herr Braunhofer, können Sie uns etwas zum firmeninternen Hintergrund der Service-Abteilung erzählen? Braunhofer: Grundsätzlich muss man vorausschicken, dass die Troyer AG schon immer Service angeboten hat. Das ist auch schon früher immer hochgeschätzt worden. Aber nachdem die Nachfrage immer mehr gestiegen ist, wurde 2012 offiziell die Abteilung „Service“ gegründet. Sie besteht heute aus 10 Technikern. Aber wir sind personell flexibel aufgestellt: Bei Bedarf können wir auch noch auf Techniker aus der Montage-Abteilung zurückgreifen. Die Service-Abteilung wird seit Anfang an, also 2012, von Santoni Sepp geführt. Ich fungiere seit 2017 als sein Stellvertreter. zek: Wie sehen die Aufgabenstellungen für Ihre Abteilung aus?

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Braunhofer: Das beginnt bei regelmäßigen Wartungsarbeiten, dem alljährlichen Service, geht weiter über Reparaturen bis hin zur Ersatzteilbeschaffung. Das ist ein breites Feld. Generell kann man sagen, dass wir der Ansprechpartner für bestehende Kunden sind – egal ob es um einen Ersatzteil, oder vielleicht um die Erweiterung eines Schaltfelds geht. zek: Wo bietet die Troyer AG ihre Service-Dienst an? Braunhofer: Wir haben Service-Kunden in der Schweiz, Italien, Österreich, Norwegen bis nach Südamerika. Die Arbeiten werden alle von unserem Hauptwerk in Sterzing aus koordiniert, zuweilen nutzen wir auch Kooperationen mit Partnerfirmen vor Ort. Aber das ist eher die Ausnahme, das Meiste machen wir selbst. Das gilt allerdings nur eingeschränkt für unser Betriebsführungs-Angebot.

zek: Sie machen auch Betriebsführungen? Braunhofer: Ja, das ist sehr sinnvoll für den einen oder anderen Betreiber – und ist auch für unser Team eine Bereicherung. Wir lernen dadurch das Kraftwerk auch von der anderen, der Betreiber-Seite, kennen. Es schadet nie, sich mit der Frage zu beschäftigen: Was ist wichtig, damit ein solider, effektiver Betrieb garantiert werden kann. Aber wir bieten Betriebsführungen nur in Südtirol an. Weiter außerhalb wäre es aufgrund der Entfernungen zu aufwändig. zek: Was sind denn die großen Herausforderungen beim Thema Service? Braunhofer: Ganz allgemein kann man sagen, dass wir bei Service-Kunden, die einen Wartungsvertrag haben, oder die sich rechtzeitig vor dem geplanten Service melden, gut vorbereitet sind – und daher die Stillstands-

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Vorher – nachher: Frappant, wie das Kraftwerk König in Süddeutschland in ein topmodernes Kleinwasserkraftwerk verwandelt wurde.

zeiten auf ein Minimum begrenzt werden können. Schwieriger wird es nur, wenn das Service zur Reparatur wird, d.h. wir sehr schnell reagieren müssen. Dann ist immer der Faktor Zeit die große Herausforderung. Denn: Nicht immer sind alle Ersatzteile lagernd, vor allem, wenn es sich um Maschinen von anderen Herstellern handelt, und manchmal müssen Bauteile auch erst von uns nachgefertigt werden. zek: Blöd gefragt: Müssen Sie um die Arbeit bangen, wenn man hört, dass Kraftwerke ja immer wartungsärmer realisiert werden? Braunhofer: Nein (schmunzelt), zwar werden die Turbinen wirklich immer wartungsärmer gebaut - gerade wenn man die neuen Lagerbüchsen, ausgeführt mit modernen Materialien, mit den alten Stopfbüchsen vergleicht. Aber natürlich haben wir da keine Angst. Im Gegenteil, die Arbeit wird eher mehr als weniger. Ein Kraftwerk hat so viele Komponenten, auf die man als Ausrüster auch kaum Einfluss nehmen kann. Denken Sie an Verschleißteile wie Strahlablenkereinsätze, Düsennadeln, Düsenstöcke, sogar Kugelhähne, die unter

Umständen häufig getauscht werden müssen, speziell, wenn das Wasser viel Gletscherschliff aufweist. Oder auch elektronische Bauteile, oder Filter, oder hydraulische Bauteile, die wir oft auswechseln. zek: Kommen wir zum Thema Revitalisierung: Wie wichtig ist das für die Troyer AG? Braunhofer: Das Thema Revitalisierung hat für die Troyer AG einen sehr hohen Stellenwert. Und das wird in der Zukunft sogar noch stärker. Schließlich gibt es eine Vielzahl an Anlagen, die seit Jahrzehnten in Betrieb sind, die langsam in die Jahre kommen und wo der Revitalisierungsdruck steigt. zek: Was wird üblicherweise als Ziel einer Revitalisierung definiert? Braunhofer: Im Grunde gilt für jedes Revitalisierungsprojekt: Das Ziel ist es, die Effizienz zu maximieren und die Produktionsausfälle zu minimieren, und dafür werden sämtliche technischen Möglichkeiten ausgeschöpft. zek: Wo kann man bei einer Revitalisierung am meisten für den Kunden herausholen? Braunhofer: Eindeutig im Bereich der Steue-

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Foto:Wien Energie

Aus Alt mach Neu: Peltonlaufrad in grafischer Gegenüberstellung.

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rung und des Automationsfeldes der Turbine. Es gibt immer noch sehr viele Kraftwerke, die man nur vor Ort steuern kann. Manchen fehlt ein modernes Alarmierungssystem, andere wiederum haben keine Möglichkeit für einen Fernzugriff. Wieder andere haben nur eine nicht-digitale Wasserstandsregelung verbaut. Da besteht natürlich Modernisierungsbedarf. zek: Wie gehen Sie in einem derartigen Fall vor? Braunhofer: Wichtig ist, dass an der Wasserfassung eine moderne, digitale Drucksonde installiert wird, die permanent Pegeldaten liefert. An den Turbinen wird ebenfalls eine neue Sensorik angebaut. Dank einer neuen SPS-Steuerungseinheit kann die Turbine anhand des jeweiligen Wasserdargebots geregelt werden. Sollte ein Fehler auftreten, kann dann aus der Ferne interveniert werden. Häufig genügt ja das Quittieren per Mausklick. Der Betreiber muss nicht immer zur Anlage fahren. zek: In welcher Größenordnung spielen sich die Verbesserungen ab? Braunhofer: Allein durch den Austausch der Turbinensteuerung haben wir schon eine Produktionssteigerung von 30 bis 40 Prozent festgestellt. Das Leistungsmanagement des Kraftwerks lässt sich markant verbessern – besonders, wenn mehrere Turbinen installiert sind. Nicht selten haben Betreiber mehrere Turbinen mit unterschiedlichen Nenngrößßen. Dann macht es Sinn, die Umschalt- oder Betriebspunkte neu festzulegen. Gerade wenn das Zusammenspiel dieser Maschinen auf die jeweiligen Bestpunkte der einzelnen Turbinen optimal abgestimmt ist, kann dies zu einer merkbaren Steigerung der Gesamteffizienz der Anlage führen. zek: Welche Art von Turbinen haben Sie in den letzten zehn Jahren bereits revitalisiert? Braunhofer: So ziemlich jeden Typ – Pelton-, Francis- und Kaplan-Turbinen. Darunter befanden sich Kraftwerke, die mehr als 100 Jahre in Betrieb gestanden sind. Auch August 2021

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Kraftwerk Marchesini nach dem Umbau

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Revitalisierung extrem: Das alte Kraftwerk Marchesini in Norditalien war schon fast verfallen. Nach der Revitalisierung ist es ein wahres „Schmuckkästchen“.

lackiert. Dieser muss nach dem professionellen Abtrag auch fachgerecht entsorgt werden. Das bedeutet, dass wir das Bauteil – zumeist sind die alten Turbinen, Gehäuse und Zuleitungsrohre aus Gusseisen – zuerst sandstrahlen und dann einer genauen Materialprüfung unterziehen. Dabei stellt sich dann heraus, ob Haarrisse zum Vorschein kommen, die unter Umständen zu Brüchen führen könnten. Danach entscheiden wir über die Weiterverwendung des alten Bauteils. zek: Macht Ihr dabei alles selbst, oder arbeitet Ihr mit anderen Spezialisten zusammen? Braunhofer: Im Wesentlichen versuchen wir so viel wie möglich selbst zu machen. Aber es gibt natürlich Bereiche und Schnittstellen, wo wir mit anderen Firmen zusammenarbeiten. Ein Beispiel wäre etwa die Generatorsanierung, wofür wir drei bis vier Partnerfirmen an der Hand haben. Denn gerade bei der Generatorsanierung gibt es sehr heikle Bereiche: Alte Generatoren weisen mitunter noch eine Isolierung aus Asbest auf. Auch die muss auf professionellem Weg entnommen und entsorgt werden. Aber – wie gesagt: Das Gros der Arbeiten, von der Turbine bis zur Steuerungsund Schalttechnik wird von uns gemacht. Da-

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Ob Service, Instandhaltung oder Revitalisierung: Die Koordination dafür erfolgt vom Hauptwerk der Troyer AG in Sterzing aus.

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bei achten wir auf ein strenges Qualitätsmanagement: Jeder Bauteil wird vorher werksintern geprüft, bevor er beim Kunden eingebaut wird. zek: Wie ist die Kommunikation zwischen den Kunden und der Troyer AG organisiert? Braunhofer: Auch das hat einen sehr hohen Stellenwert in unserem Unternehmen. Wir bieten unseren Kunden eine kostenlose Service-Hotline, die 24 Stunden abrufbar ist – sieben Tage die Woche. Sie kann von jedem unserer Kunden einfach, unbürokratisch und vor allem kostenlos genutzt werden. zek: Wer sind die Ansprechpartner in der Hotline? Braunhofer: Das sind Mitarbeiter aus unserem Team, natürlich alles Techniker. Auf diese Weise können wir unseren Kunden ganz einfach eine erste technische Hilfestellung geben. Uns ist es wichtig, dass der Kunde jederzeit mit einem Problem zu uns kommen kann. Und dass er nicht sofort auf ein Tonband weitergeleitet wird, sondern einen direkten Draht zu unserem Service-Team hat. Das schafft Vertrauen und ist somit wohl auch ein wichtiges Instrument zur Kundenbindung. zek: Vielen Dank für das Gespräch! Philipp Braunhofer ist seit 2017 stellvertretender Leiter der Abteilung „Service“ bei der Troyer AG.

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die haben wir saniert und mit einer modernen Automatisierung versehen. Außerdem spielt bei uns der Sicherheitsaspekt eine große Rolle: Das bedeutet konkret, dass wir häufig bei alten Anlagen auch von Hand betriebene Verschlussorgane durch moderne Absperr-Kugelhähne mit Fallgewicht ersetzen. Damit kann im Falle eines Notschlusses der Wasserfluss sicher und sehr schnell gestoppt werden. Zum selben Zweck werden auch Leitapparate mit Fallgewichten oder Federpaketen ausgerüstet. zek: Ist es nicht gerade bei sehr alten Kraftwerken problematisch, wenn von den alten Bauteilen keine Dokumentationen und Pläne mehr existieren? Braunhofer: Absolut. In diesem Fall gehen wir so vor, dass wir die Maschine oder die Komponente in ihre Einzelteile zerlegen und – entweder gleich vor Ort oder bei uns im Werk in Sterzing – exakt vermessen. Auf Basis dieser Daten werden dann von unseren Ingenieuren neue Konstruktionszeichnungen erstellt. zek: Sind die Baumaterialien aus der Vergangenheit dabei auch ein Thema? Braunhofer: Auch das. Denken Sie zum Beispiel an die Lackierungen. Zahlreiche alte Turbinen sind mit PCB-haltigem Farbstoff

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Fotos: Hydro-Construct

Beim Ersatzneubau der Wehranlage Barrage de Vaux an der Yonne sorgt das flexible Schlauchwehrsystem von Hydro-Construct seit Ende 2019 für die Stauhaltung. In etwa zeitgleich ging beim Kraftwerk Aqua Bella am Fluss Arc die zweite Anlage der Oberösterreicher in Frankreich erfolgreich in Betrieb.

SCHLAUCHWEHRSYSTEME VON HYDRO-CONSTRUCT ÜBERZEUGEN IN FRANKREICH AUF VOLLER LINIE Die international renommierte Hydro-Construct GmbH aus Steyr in Oberösterreich konnte 2019 und 2020 mit der Inbetriebnahme von zwei Schlauchwehranlagen erstmals auch in Frankreich Fuß fassen. Für das neue Wasserkraftwerk Aqua Bella am Fluss Arc mit vier „Very Low Head“ (VLH)-Turbinen lieferte Hydro-Construct eine wassergefüllte einfeldrige Schlauchwehranlage mit 34,5 m Breite und 4,15 m Verschlusshöhe. Bei der Erneuerung der Stauanlage Barrage de Vaux am Fluss Yonne nahe der Stadt Auxerre ersetzt ein ebenfalls wassergefülltes Schlauchwehr in zweifeldriger Ausführung ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Nadelwehr. Jedes der einzeln bzw. parallel regulierbaren Wehrfelder besitzt eine Verschlusshöhe von 1,9 m und eine Breite von jeweils 27,3 m. Nach der Inbetriebnahme der ersten beiden Referenzanlagen ist man bei Hydro-Construct guter Dinge, dass in Bälde weitere Aufträge in Frankreich folgen werden.

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in wesentlicher Vorteil von flexiblen Schlauchwehrsystemen an großen Gewässern liegt auf der Hand: Gegenüber konventionellen Verschlüssen zur Stauhaltung oder Wasserspiegelregulierung können Schlauchwehranlagen auch an sehr breiten Flüssen eingesetzt werden, ohne den natürlichen Abflussquerschnitt durch massive Einbauten zu beeinträchtigen. Dies beweisen die, je nach Einsatzzweck, luft- oder wassergefüllten Schlauchwehrsysteme der oberösterreichischen Hydro-Construct GmbH, die seit vielen Jahren rund um den Globus zum Einsatz kommen. 2012 realisierte das in Steyr ansässige Unternehmen in Albanien das längste

Eindruck vom Innenleben der Schlauchwehranlage Barrage de Vaux. Montage der Füll- und Entleerleitungen und der Ankerschienen.

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Anlieferung der aufgerollten hochbeständigen Schlauchwehr­Membranen zur Kraftwerksbaustelle Aqua Bella.

Schlauchwehr Europas mit 265 m Länge und 2,3 m Höhe. Beim 2020 in Betrieb genommenen italienischen Kraftwerk Casale Monferrato am Po lieferte Hydro-Construct ein Schlauchwehr mit der größten Verschlussfläche in Europa. Mit einer Länge von 200 m und einer Regulierhöhe von 4,3 m übertrafen die Oberösterreicher ihre eigene Bestmarke. Das größte Schlauchwehr Indiens in Uttar Pradesh mit den Abmessungen 270 x 3,2 m konnte im Jahr 2017 installiert werden. Bei dem neuen Wasserkraftwerk Aqua Bella und dem Ersatzneubau der Wehranlage Barrage de Vaux, die 2019 und 2020 fertiggestellt wurden, konnte Hydro-Construct seine ersten Referenzanlagen in Frankreich realisieren. „Mit geschätzt mehr als 200 Nadelwehranlagen im Land, die sukzessive einer Erneuerung bedürfen, ist Frankreich natürlich ein sehr interessanter Markt für uns“, bekräftigt Hydro­-Construct-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Dr. techn. Rudolf Fritsch. SCHLAUCHWEHR REGULIERT WASSER­STAND FÜR VLH-TURBINEN Das Wasserkraftwerk Aqua Bella befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinden Aiguebelle und Randens im ostfranzösischen Department Savoyen und wurde von der auf erneu-

erbare Energien spezialisierten AKUO-Gruppe gebaut. Zur Stromproduktion nutzt die Anlage am Fluss Arc vier „Very Low Head“ (VLH)-Turbinen, die ihre konstruktionsbedingten Stärken bei Kraftwerken mit niedriger Fallhöhe und hohem Durchfluss ausspielen. Unter Volllast erreichen die Maschinen im Verbund eine Engpassleistung von rund 2,2 MW. Nach der Fertigstellung im Dezember 2019 wurde das Kraftwerk offiziell in Betrieb genommen. Im Regeljahr kann die Anlage den Ökostrombedarf von rund 4.800 durchschnittlichen Haushalten abdecken. Die gesamten Hoch- und Tiefbauarbeiten des Projekts erledigte das französische Bauunternehmen Léon Grosse. Hydro-Construct lieferte als Subauftragnehmer der Baufirma das wassergefüllte Schlauchwehrsystem für die einfeldrige Wehranlage mit einer Breite von 34,5 m und einer Verschlusshöhe von 4,15 m. „Der Einsatz von vier VLH-Turbinen erforderte schnelle Stellzeiten der Wehranlagen, um Pegelschwankungen beim Starten oder Stoppen einer Turbine auszugleichen. Die Stellzeiten für die gesamte Wehranlage, also das vollständige Aufstellen oder Absenken der Membrane, betragen für das Aufstellen im Regelbetrieb ca. 1,5 Stunden und für die Entleerung ca. 2 Stunden. In speziellen Fällen

Zur Stromproduktion nutzt das Arc-Kraftwerk Aqua Bella vier VLH-Turbinen, die im Verbund eine Maximalleistung von ca. 2,2 MW erreichen.

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kann das Schlauchwehr aber auch in weniger als einer Stunde komplett abgesenkt werden“, erklärt Rudolf Fritsch. SYSTEM DREIFACH ABGESICHERT Eine der wesentlichen Herausforderungen des Projekts Aqua Bella bestand in der Anlieferung des Wehrschlauchs. „Die mit vier Gewebeeinlagen gefertigte Membrane mit einer Wandstärke von 18 mm erreichte ein Eigengewicht von knapp 20 to, das brachte einen erhöhten logistischen Aufwand mit sich. Zum Einheben der auf zwei Rollen angelieferten Membrane war der Einsatz eines mobilen Schwerlastkrans unabdinglich, darüber hinaus fand die Montage bei beengten Platz­ verhältnissen statt“, so Rudolf Fritsch. Her­ gestellt wurde die Membrane vom Hydro-Construct Partner und Mitgesellschafter Rubena Nachod in Tschechien. Das hochbeständige Material wird mittels Vulkanisier-Presse gefertigt und kann theoretisch in beliebiger Länge hergestellt werden. Beim Projekt-Engineering erhielt Hydro-Construct Unterstützung von dem ebenfalls aus Tschechien stammenden Mitgesellschafter Aquatis aus Brünn. Die Regulierorgane der Schlauchwehranlage wie Pumpen, Schieber und Stellantriebe befinden sich in einem Schachtbauwerk neben der Kiesschleuse des Kraftwerks. Die kontinuierliche Regelung der Kronenhöhe, vom vollen bis leeren Schlauchwehr, geschieht über leistungsstarke Pumpen. Zur Gewährleistung der Anlagensicherheit setzt Hydro-Construct auf ein dreifaches System. Die erste Sicherheits­ebene bildet eine Überdruckbegrenzung. Zweitens kann die Anlage auf manuellem Weg durch die Betätigung eines Schiebers bzw. Ventils entleert werden. Die dritte Sicherheitseinrichtung stellt eine Entleerklappe mit Schwerkraftantrieb dar, die durch einen definierten Überstau aktiviert wird. Für die Regelung des Schlauchwehrsystems kommt eine von Hydro­ -Construct selbst entwickelte Automatisierungslösung zum Einsatz. Umgesetzt wurde die Steuerung vom Automatisierungs-Partner ESA aus Wolfern bei Steyr. Die Steuerung ist an die übergeordnete Leittechnik des Kraftwerks angebunden, operiert allerdings auf komplett autonomer Basis und ermöglicht somit jederzeit einen vollautomatischen und sicheren Betrieb der Schlauchwehranlage. SCHWINGUNGEN REDUZIERT Beim Ersatzneubau der Wehranlage Barrage de Vaux in der ostfranzösischen Region Bourgogne-Franche-Comté konnte Hydro-Construct bereits 2019 seine Kompetenz in Frankreich unter Beweis stellen. In Auftrag gegeben wurde das Projekt am Fluss Yonne auf dem

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Das 34,5 m breite Schlauchwehr mit einer Verschlusshöhe von 4,15 gewährleistet den vier VLHTurbinen des Kraftwerks Aqua Bella eine konstante Stauzielregulierung und schnelle Stellzeiten.

Gebiet der Gemeinde Vaux von „Voies navigables de France“ (VNF), der staatlichen Wasserstraßenverwaltung Frankreichs. Die als Nadelwehr ausgeführte Wehranlage wurde im 19. Jahrhundert errichtet und zuletzt 1896 maßgeblich umgebaut. Das neben einer Schiffsschleuse befindliche Wehr war 2018 bei einem Hochwasserereignis schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und bedurfte einer dringenden Erneuerung. Als Generalauftragnehmer engagierte VNF das Bauunternehmen MAÏA SONNIER. Hydro-Construct lieferte für die beiden Wehrfelder ein wassergefülltes Schlauchwehrsystem mit einer Länge von jeweils 27,3 m und einer Verschlusshöhe von 1,9. m. Für die Umsetzung der Anlagensteuerung suchte man, anders als beim Kraftwerk Aqua Bella, die Zusammenarbeit mit einem französischen Unternehmen. Die zentrale Her­ ausforderung beim Projekt Barrage de Vaux lag in der Schwingungsthematik, erläutert Rudolf Fritsch: „Im Prinzip ging es darum, die durch den permanenten Unterwassereinstau verursachten Schwingungen der

Wehranlage möglichst gering zu halten, damit im Betrieb keine Schäden an der Membrane oder der Verankerung entstehen. Dazu wurde im Projektvorfeld von der Technischen Universität Graz eine Analyse durchgeführt, die die Auswirkungen von Schwingungen auf die Befestigungskomponenten untersuchte. Die Lösung der Schwingungsthematik an sich haben wir, basierend auf den gegebenen Richtlinien bzw. den Erfahrungen von anderen Instituten, selbst erarbeitet. Zur Minimierung der Schwingungen wurde schließlich ein spezieller Regulierablauf für die beiden Wehrfelder entwickelt, der das Umschalten von der parallelen auf die serielle Regelung bei ansteigender Wasserführung optimiert und somit das rasche Durchfahren der kritischen Schlauchwehrposition gewährleistet.“ INTERESSANTER MARKT Dank günstiger Witterungsbedingungen und der vorbildlichen Kooperation der beteiligten Unternehmen konnte das Projekt Barrage de Vaux noch im Herbst 2019 abgeschlossen

werden. Mit der Inbetriebnahme der modernen Schlauchwehranlage ist der Schiffsverkehr an der Yonne im Bereich der Gemeinde Vaux wieder uneingeschränkt möglich. Rudolf Fritsch zeigt sich zuversichtlich, dass nach der Fertigstellung der ersten beiden Projekte von Hydro-Construct in Frankreich bald die nächsten Schlauchwehre in der „Grande Nation“ in Betrieb gehen werden: „Wir konnten zwei sehr schöne Referenzanlagen­in Frankreich verwirklichen, was uns die Op­­tion auf weitere Aufträge im Land eröffnet hat. Mit dem Bauunternehmen MAÏA SONNIER­befinden wir uns aktuell in der Angebots­phase für ein weiteres Schlauchwehr­ projekt. Auch die AKUO-Gruppe, der Betreiber der Anlage Aqua Bella, plant die Errichtung eines neuen Wasserkraftwerks inklusive einer Schlauch­wehranlage. Basierend auf dem positiven Feedback, das wir von den Betreibern er­halten haben ist davon auszugehen, dass die näch­sten Hydro-Construct-Projekte in Frank­­reich in naher Zukunft in die Realität um­gesetzt werden.“

Teilgefüllte Membrane zur Dichtheitsprobe am Schlauchwehr Aqua Bella während der Endphase des Projekts im April 2019.

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GLOBAL HYDRO LIEFERT WEITEREN QUALITÄTSBEWEIS AM TÜRKISCHEN WASSERKRAFTMARKT

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Unter der Führung von Erdinc Seven hat sich die türkische Global Hydro-Tochter zu einem eigenständigen, namhaften Wasserkraftspezialisten entwickelt.

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STARK AM TÜRKISCHEN MARKT „Nach Euphrat und Kızılırmak ist der Sakarya der drittlängste Fluss des Landes. Er entspringt in den Bergen der Provinz Afyon und mündet nach 790 km in das Schwarze Meer. Der Sakarya ist geprägt durch die Wasserkraft. Es gibt hier nicht weniger als 17 bestehende Wasserkraftwerke“, erzählt Erdinc Seven, der Geschäftsführer von Global Hydro Enerji Hizmetleri A.S., der türkischen Tochtergesellschaft des oberösterreichischen Wasserkraftspezialisten Global Hydro. Das Unternehmen wurde 2013 mit dem Ziel aus der Taufe gehoben, die Nähe zu den Kunden vor Ort zu verstärken und gleichzeitig Wartung und Service auszubauen, um die Kundenzufriedenheit weiter zu verbessern. Mit Erdinc Seven an der Spitze hat man dafür einen Mann gefunden, der nicht nur Land, Leute und Gepflogenheiten kennt, sondern darüber hinaus auch noch perfekt deutsch spricht. Im Gespräch mit zek HYDRO verweist er darauf, dass sein 15-köpfiges Team heute in der Lage ist, erfolgreich On-Time- und Vor-Ort-Service durchzuführen. Heute ist sie Teil und Standort der Global Hydro Academy, an der das einschlägige Wissen des erfahrenen Wasserkraftunternehmens vermittelt wird. PREMIERE IN SACHEN EIGENVERANTWORTUNG Dass ein Kleinwasserkraftwerk mit der bekannten Erdem Holding ein besonderer Erfolg für die Wasserkraft-Allrounder darstellt, daran lässt Erdinc Seven keinen Zweifel.

Schließlich kam es dabei erstmalig zur Zusammenarbeit mit dem Großkonzern: „Als die Vertragsphase abgeschlossen war, waren wir sehr glücklich, dass sich der Kunde, der sich sowohl auf dem türkischen als auch auf dem Weltmarkt einen Namen gemacht hat, für unser Produkt entschieden hat. Wir haben dem Kunden im Vorfeld das Projekt mit allen Details präsentiert und konnten dabei sein Vertrauen gewinnen.“ Bereits im August 2017 wurde der Liefervertrag mit Global Hydro unterzeichnet. Das Auftragsvolumen umfasste dabei neben den drei Kaplan-Turbinen inklusive Hilfsaggregate auch die drei Generatoren, die zwischengeschalteten Getriebeeinheiten, das Automatisierungssystem und die gesamte elektrische Ausrüstung. Was das Projekt so besonders für den Wasserkraft-Allrounder macht, ist weni-

Zahlen und Fakten • Kraftwerkstyp: Laufwasserkraftwerk • Gewässer: Sakarya (TUR) • Ausbauwassermenge: 3 x 21,11 m3/s • Turbinenzahl: 3 Stück • Turbinentyp: Kaplan-Rohrturbinen • Fabrikat: Global Hydro • Netto-Fallhöhe: 7,8 m • Nennleistung: 4,55 MW pro Einheit • Engpassleistung: 13,23 MW • Regelarbeitsvermögen: 29,515 GWh

• Inbetriebnahme: Herbst 2019

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ie gehört zweifellos zu den „Big Playern“ in der türkischen Wirtschaft: die Erdem Holding Group. Gegründet von Dr. Zeynel Abidin Erdem im Jahr 1965, hat sich das Unternehmen zu einem Großßkonzern entwickelt, der heute gleich in mehreren Sektoren eine führende Rolle spielt von der Telekommunikation, Bauwirtschaft, Immobilien, Fertigung, Recycling- und Abfallwirtschaft bis hin zum breiten Feld der Energie. Letztere nimmt seit Jahrzehnten eine zentrale Stellung im Konzern ein. Diesen Status unterstreicht das Unternehmen nicht zuletzt durch ihr jüngstes Energie-Projekt, ein modernes, leistungsstarkes Kleinwasserkraftwerk am Fluss Sakarya, das Kraftwerk Ova.

Im Herbst 2019 nahm das neue Kraftwerk Ova seinen Betrieb auf. Es ist heute das siebtgrößte Wasserkraftwerk am Fluss Sakarya.

Foto: Global Hydro

Gemeinsam mit seinem sehr aktiven Tochterunternehmen in der Türkei hat der im oberösterreichischen Mühlviertel ansässige Wasserkraft-Allrounder Global Hydro ein echtes Vorzeigeprojekt in der Marmara-Region realisiert. In Pamukova, einem Teil der Metropolprovinz Sakarya wurde am gleichnamigen Fluss für einen großen Energie-, Telekommunikations- und Baukonzern ein neues Kraftwerk mit modernster Wasserkrafttechnologie ausgerüstet. Mit den 3 neuen Kaplan-Turbinen liefert das neue Kraftwerk knapp 30 GWh, genug um mehr als 8.000 Haushalte in der Region mit sauberem Strom zu versorgen. Seit Herbst 2019 ist die Anlage in Betrieb und erfüllt alle in sie gesetzten Erwartungen.


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Projekte

AUSBLICK MIT VIELVERSPRECHENDEN PERSPEKTIVEN Dass man in Zukunft auch wieder mit der Erdem Holding kooperieren wird, hält Erdinc Seven für sehr wahrscheinlich. Schließlich sei die Rückmeldung zum Projekt Ova positiv gewesen, man sei mit der „hohen Qualität und dem Service“ von Global Hydro sehr zufrieden gewesen. Generell blickt der Geschäftsführer zuversichtlich in die Zukunft: „Die Türkei ist ein Land, das hervorragende Perspektiven für fortschrittliche Technologien in der Wasserkraft bietet. Die von uns realisierten Projekte wurden vom Energieministerium und vom türkischen Normungsinstitut genehmigt. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach sauberen Energielösungen hierzulande in der Zukunft noch steigen und die Türkei ihre Investitionen noch intensivieren wird. Das bedeutet für uns als Unternehmen eine große Chance, wenn wir das Know-how unseres Mutterunternehmens mit unserem Unternehmergeist und unserer Begeisterung für die Wasserkraft weiterhin erfolgreich bündeln.“ Knapp 30 GWh werden im Regeljahr im neuen Kraftwerk Ova erzeugt und ins öffentliche Netz gespeist.

Foto: Global Hydro

Foto: Voith

Die Kaplan-Rohrturbinen aus dem Hause Global Hydro genießen aufgrund ihrer technischen Ausgereiftheit einen ausgezeichneten Ruf. Im Fall des neuen Kraftwerks Ova wurden die Turbinen vom türkischen Tochterunternehmen gefertigt. Sie wurden auf eine Fallhöhe von 7,8 m und einen Nenndurchfluss von je 21,11 m3/s ausgelegt und leisten jeweils 4,55 MW.

plan-Pit-Turbinen von Global Hydro ausgerüstete Kraftwerk GÖK in Betrieb, das sogar noch eine Spur größer als das KW Ova ist.

photo: zek

ANSCHLUSSAUFTRAG ALS ERFREULICHE KONSEQUENZ Nachdem Anfang 2018 mit den Bauarbeiten begonnen wurde, konnten 2019 alle drei Maschineneinheiten in das neue Flusskraftwerk montiert und erfolgreich in Betrieb gesetzt werden. „Wir konnten auch im Rahmen der Montage und Inbetriebnahme unsere Kompetenz unter Beweis stellen und haben alle drei Einheiten zeitgleich in Betrieb genommen. Den offiziellen Abschluss fand das Projekt mit der Abnahme durch das Ministerium im September 2019. Seitdem arbeitet die Anlage durchgehend und zuverlässig im Netzparallelbetrieb“, erzählt Erdinc Seven. Das Kraftwerk Ova in der Stadt Pamukova, einem Teil der Metropolprovinz Sakarya, zählt heute zu den absoluten Erfolgsprojekten in der türkischen Branche. Mit einer durchschnittlichen Jahreserzeugung von knapp 30 GWh ist es aktuell das 305.größte Wasserkraftwerk in der Türkei und das siebtgrößte am Sakarya. Dank des überzeugenden Projekterfolgs konnte sich Global Hydro-Türkei prompt einen Anschlussauftrag am Sakarya sichern. 2020 ging das mit zwei Ka-

Drei baugleiche doppeltregulierte Kaplan-Rohrturbinen vom Fabrikat Global Hydro wurden im neuen KW Ova installiert. Die Maschinen wurden in der Türkei gefertigt.

Foto: Global Hydro

ÜBERZEUGENDE PERFORMANCE IM TÄGLICHEN EINSATZ Die drei doppeltregulierten Kaplanturbinen wurden strikt nach den hohen Global Hydro-Standards entwickelt und gefertigt. Dabei wurde auf eine optimale Abstimmung an die Gegebenheiten am Standort geachtet und auch den Kriterien hinsichtlich Wartung und Service Rechnung getragen. Dass die Turbinen über ausgezeichnete Wirkungsgrade verfügen, haben sie in zahlreichen Referenzanlagen unter Beweis gestellt. Konkret wurden die Turbinen auf eine Netto-Fallhöhe am Standort von 7,8 m sowie eine Durchflussmenge von je 21,11 m3/s ausgelegt. Nominell liefert jede einzelne eine Ausbauleistung von 4,55 MW. Die Engpassleistung liegt bei 13,23 MW. „Wir haben von Anfang an auch mit unseren österreichischen Kollegen zusammengearbeitet, um die optimale Maschinenlösung zu finden. Gemeinsam haben wir auch die Wirkungsgradberechnungen angestellt, die sich letztlich als erfolgreich herausgestellt haben“, so der Geschäftsführer in der Türkei.

Grafik: Global Hydro

Foto: Glanzer

ger das technische Equipment als die Form der Abwicklung: Schließlich handelt es sich um das erste, von der türkischen Firmentochter größtenteils autonom abgewickelt Projekt. „Die drei Kaplan-Turbinen des KW Ova repräsentieren die erste 100%ig lokale Kaplan-Produktion unseres Teams in der Türkei. Dank ihrer Größe einerseits und dem Umstand der lokalen Produktion anderseits dienten sie uns in vielen anderen Projekte in der Folge als Referenz. Für den Kunden ergab sich die höchst positive Konsequenz aus der Tatsache der innertürkischen Fertigung, dass er für fünf Jahre einen zusätzlichen Fördertarif von 1,3 $Cent/kWh vom türkischen Energieministerium erhält“, erklärt Erdinc Seven.

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zek: EWA-energieUri möchte den Kanton zu einer Energiemodellregion entwickeln. Dazu hat man sich Partner aus dem Forschungsbereich gesucht. Herr Jauch, wie ist es dazu gekommen? Jauch: Die Kooperationen mit Hochschulen und Universitäten sind für uns jetzt nichts Neues. Zum Beispiel arbeiten wir schon lange mit der ETH Zürich bei Wasserkraftfragen zusammen. Gerade bei unserem aktuellsten Wasserkraftprojekt am Palanggenbach haben wir in Zusammenarbeit mit der ETH das Entsanderkonzept optimiert. Die Kooperation mit der Hochschule Luzern und dem Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen ist aus diesen neuen Ansätzen für eine nachhaltige Energiezukunft in Uri entstanden. zek: Können Sie das konkretisieren? Was sind die neuen Ansätze? Jauch: Vorrangig ist dabei einmal unser „Flagship-Thema“ – die Wasserstoffproduktion zu nennen. Aktuell entwickeln wir ein H2-Produktionsprojekt bei unserem Wasser-

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Seit 2017 ist Werner Jauch Vorsitzender der Geschäftsleitung von EWA-energieUri. Er arbeitet aktiv an der laufenden Transformation des traditionsreichen Urner Unternehmens vom klassischen Energieversorger hin zum Energiedienstleister. Speziell um den Ausbau der Wasserkraft im Uri hat sich Werner Jauch in den letzten Jahren verdient gemacht.

kraftwerk Bürglen. Wir beschäftigen uns dabei mit der Machbarkeit und den damit verbundenen technischen Fragen, Fragen zur Umweltverträglichkeit und zu den Bewilligungen. Natürlich muss man bei dieser Thematik auch den Markt im Auge behalten, woraus sich weitere Fragestellungen ergeben. Wir wollen Anwendungen prüfen – etwa bei Mehrfamilienhäusern oder bei Notstrompumpen und so weiter. Und daher sind wir glücklich über die Kooperation mit der Hochschule Luzern und dem PSI. Es geht bei den Forschungen auch um die Fragen nach bestmöglichen Rahmenbedingungen, um letztlich ein solides Business-Case aufstellen zu können.

zek: Welche Themen spielen daneben noch eine Rolle? Jauch: Natürlich geht es auch um den Ausbau der Erneuerbaren und die Korrelation mit dem Ausbau der Elektromobilität. Es geht um Fragen der Netzintegration, Last- und um Flexibilitäts-, aber auch um Asset-Management. Uns ist es wichtig, zusätzliche und neue Ideen gemeinsam mit der Hochschule generieren zu können. Wir verbinden unsere Stärken mit jener der Forschung, um daraus das Beste zu machen. Auf diese Weise möchten wir uns auch challengen. Allein aufgrund der Breite dieser Fragestellungen haben wir beschlossen, diese Zusammenarbeit zu vertiefen.

Das Kraftwerk Schächen ist eines von 12 Wasserkraftwerken, die EWA-EnergieUri in den letzten Jahren erneuert bzw. neu gebaut hat.

Foto: EWA-energieUri

Seit mehr als zehn Jahren sorgt der Energiedienstleister EWA-energieUri mit innovativen Ideen und richtungsweisenden Projekten schweizweit für Aufsehen. Als zentrale Leitlinie verfolgt man die konsequente Transformation des Unternehmens vom klassischen Energieversorger hin zum Energiedienstleister. Wirtschaftlich betrachtet stammen heute bereits 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus Energiedienstleistungen. Auf Basis neuer Kooperationen mit Hochschulen und Universitäten sind die findigen Urner nun dabei, ein nachhaltiges Energiekonzept für den Kanton zu entwickeln, das Uri zu einer Energiemodellregion machen soll. Die Ideen spannen sich von unkonventionellen Photovoltaik-Projekten, über innovative Optimierungen des starken Wasserkraftportfolios und über Energiespeicheroptionen bis hin zu Wasserstoffprojekten. Der CEO der EWA-energieUri Werner Jauch erläutert im Interview die Hintergründe, die mittelfristigen Strategien und die Motive dahinter. Ein Blick hinter Kulissen, die permanent in Bewegung sind.

Foto: EWA-energieUri

EWA-ENERGIEURI – EIN ENERGIEDIENSTLEISTER AUF DEM SPRUNG IN EINE NEUE ÄRA

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Seit den 1950er-Jahren nutzt das Kraftwerk Isenthal die Kraft des Isenthaler Baches. Aktuell werden Pläne geprüft, die Anlage mithilfe von Photovoltaik-Strom sowie dem bestehenden Stausee zu einer Pumpspeicher-Anlage zu machen.

zek: Ist auch die Optimierung der bestehenden Kraftwerke ein Thema? Jauch: Ja, aber das bezieht sich dann doch auf Fragen, die uns als Energieversorger seit jeher antreiben und mit denen wir uns ohnedies beschäftigen. zek: Haben Sie bereits eine thematische Priorisierung vorgenommen? Jauch: Durchaus, prioritär betrachten wir das Wasserstoffthema und den ganzen Themenbereich energetische Speicherung, angefangen von der Netzintegration, über Fragen der elektrischen oder thermischen Speicherung von Energie, oder auch über Druckluft – und das Ganze abgestimmt auf den Kanton Uri. Hier ist ein Evaluierungsprozess vonnöten. Das Thema der Speicherung ist für uns eine der zentralen Herausforderungen der Energiewende. In unserer Fokussierung haben wir uns Zeiträume für die Umsetzung vorgenommen, aber noch keine harten Termine gesetzt. zek: In der Medienmitteilung ist von der „Energie im Raum“ zu lesen: Was ist darunter zu verstehen? Jauch: Energie ist ja nicht nur Strom. „Energie im Raum“ definiert für uns die Gesamtheit der energetischen Aufgabenstellungen für den Kanton. Das ist keine ein- oder zwei-dimensionale Betrachtung, sondern durchaus eine mehrdimensionale. Dahinter steckt der Gedanke: Wie können wir für Uri eine regionale Energieautarkie schaffen? zek: Wie will man dabei regional wirtschaftliche Impulse setzen? Jauch: Nehmen Sie das Thema Wasserstoff: Wenn es uns gelingt, eine lokale Produktion auf die Beine zu stellen, sollte sich im Umfeld auch ein neues wirtschaftliches Ökosystem

entwickeln können. Man sieht dies heute schon bei der Elektromobilität, die deutlich mehr lokale Wertschöpfung bringt als die fossile: Der verbrauchte Strom wird ja – im Gegensatz zu Benzin und Diesel – bei uns erzeugt und verkauft. zek: Auch die Photovoltaik soll eine wichtige Rolle einnehmen? Jauch: Ja, wir konzentrieren uns dabei vor ­allem auf den Photovoltaik-Ausbau an weniger konventionellen Standorten, wie etwa­ an Berg­ bahnen, Lawinenverbauungen oder Lärm­­schutzwänden. Wichtig ist uns, dass wir alpine Anlagen mit einem hohen Produktionsanteil im Winterhalbjahr schaffen, um damit letztlich auch dem Thema der Saisonalität Rechnung zu tragen. zek: Stimmt es, dass es auch Pläne gibt, Wasserkraft und Photovoltaik zu koppeln? Jauch: So ist es. Wir prüfen, ob der Stausee Isenthal mithilfe einer Pumpe als Speicher für überschüssigen Solarstrom dienen könnte, also eine Erweiterung des bestehenden Kraftwerks zum Pumpspeicherkraftwerk möglich ist. Mittels überschüssigem Solarstrom könnte man Wasser hochpumpen und im Fall von Bedarfslücken ablassen und turbinieren. Dies fällt in den Bereich des Flexibilitätsmanagements – ein sehr zentrales Thema für uns. zek: Inwiefern? Jauch: Die Erhöhung der Flexibilität unserer Anlagen ist insofern extrem wichtig, als wir damit besser auf die stochastische Energielieferung aus Photovoltaik und Wind reagieren können. zek: Wird bereits an der diesbezüglichen Anpassung und Optimierungen gearbeitet?

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Jauch: Laufend. Nehmen Sie unser Kraftwerk Bürglen. Diese Anlage verfügt über einen Druckstollen. Dieser wird bereits seit geraumer Zeit auch als Speicher genutzt, indem wir ihn je nach Bedarfslage füllen oder wieder absenken. Wir haben dafür eine Sensorik eingebaut, die uns eine Vielzahl an Daten liefert und die Bewirtschaftung dadurch massiv verbessert hat. Wir sind bemüht, jeden Liter noch besser zu nutzen. zek: Das bedeutet, dass auch das Thema Digitalisierung für Sie immer wichtiger wird? Jauch: Unter dem Arbeitstitel Kraftwerk 4.0 werden einige Lösungen für unseren Kraftwerkspark erarbeitet. Uns stehen heute Ins­ trumente etwa für Zuflussprognosen oder Wirkungsgradoptimierungen zur Verfügung. Das bedeutet in weiterer Folge, dass wir auf Basis dieser neuen Erkenntnisse auch unsere Kraftwerke anpassen. Zum Beispiel hat das Einfluss auf das Entsander-Design oder auch auf das Maschinendesign. zek: Sind auch ökologische Optimierungen ein Thema? Jauch: Auf jeden Fall. Gerade wenn man an Re-Konzessionierungen von bestehenden Anlagen denkt: Hier gilt es sinnvolle Lösung im Hinblick auf Restwasserabgaben bzw. auch -nutzung zu finden. Wir möchten unsere Anlagen ja noch länger weiterbetreiben. zek: Sehen Sie technisch oder hydraulisch noch Optimierungsbedarf in ihrem Kraftwerkspark? Jauch: Ich will es nicht ausschließen, aber grundsätzlich sind fast alle unsere Kraftwerke auf einem sehr hohen Standard. zek: Wie sehen Sie die Chancen und die Her­ ausforderungen für die Wasserkraft generell? August 2021

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Jauch: Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und der Klima-Energiewende hat die Wasserkraft wieder an Bedeutung gewonnen. Sie ist diejenige Form der Erneuerbaren, die am besten zu steuern ist. Aufgrund ihrer Speicherbarkeit ist sie systemrelevant. Und wenn man die CO2-Bilanz beim Kraftwerksbau mit dem Energieertrag über die Jahrzehnte in Verhältnis setzt, ist sie nach wie vor unerreicht. Blickt man auf die Herausforderungen, so muss man feststellen, dass die Anlagen schweizweit einen hohen Erneuerungsbedarf aufweisen. Hinzu kommt, dass immer wieder der Marktpreisdruck die Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke in Frage stellt. Das ist ein Auf und Ab. Politisch geht es natürlich um den Spagat zwischen Schutz und Nutzung: Gerade jene Anlagen, deren Konzessionen auslaufen, sehen sich durch neue Restwasservorgaben mit erheblichen Ertragseinbußen konfrontiert. Außerdem spielt natürlich immer wieder die Frage nach dem Heimfall eine Rolle. Die Strategien der öffentlichen Hand diesbezüglich hängen dann auch oft von der jeweiligen Marktsituation ab. zek: Welche innovativen Strategien konnten Sie in den vergangenen Jahren umsetzen? Jauch: Wir haben in den letzten zehn Jahren zwölf Wasserkraftwerke gebaut. Die haben wir nicht für uns realisiert, sondern die meisten als Partner-Werke – gemeinsam mit Kanton, Korporation Uri, Gemeinden und Drittinvestoren. In dieser Form dient das auch und vor allem dem Gemeinwesen. Und das Schöne daran: Wir konnten unsere Kernkompetenzen dabei einbringen und diese schweizweit bekannter machen. Von der Projektentwicklung, über die Planung, Behördenverfahren bis hin zu Betriebsführungen bietet EWA-energieUri heute ein komplettes Portfolio an Wasserkraft-Dienstleistungen an. zek: Wie ist es gelungen, die Umweltorganisationen ins Boot zu holen? Jauch: In diesem Zusammenhang ist das SNEE [Anmerkung: Schutz-Nutzungskonzept für Erneuerbare Energien] hervorzuheben, das sich als Erfolgsmodell herausgestellt hat. Und dies obwohl nicht wenige Beteiligte zu Beginn ihr Unbehagen zum Ausdruck brachten. Aber wenn man heute zurückschaut, so hat das SNEE tatsächlich Wirkung erzielt. zek: Inwiefern? Jauch: Wir konnten damit erreichen, dass Projektinitiatoren, Behörden und Umweltverbände näher aufeinander zugegangen sind. Es wurden Einigungen erzielt, von denen alle Parteien profitieren – und woraus sich Behördenverbindlichkeit und somit auch eine Investitionssicherheit ergeben. Mit dem Bau der zwölf Kraftwerke ist es uns auch gelungen, unser Geschäftsmodell als Energiedienstleister weiter auszubauen und zu

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Die Zentrale des KW Bristen mit den beiden Maschinen und dem Showroom. Die Anlage liefert im Regeljahr Strom für rund 3.700 Haushalte.

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Seit über 125 Jahre produziert EWA-energieUri Strom und verteilt diesen beinahe im ganzen Kanton Uri sowie in angrenzenden Regionen.

etablieren. Dies wiederum verstehen wir somit auch als Teil der Transformation des Unternehmens. Somit schließt sich hier auch ein Kreis. zek: Woher kommt dieser Ehrgeiz für immer neue Pionierprojekte? Jauch: Vielleicht daher, dass es unserer Natur entspricht, innovativ zu sein. Wir wollen nicht zuwarten, bis andere etwas vorexerzieren. Wir wollen bei den Ersten sein. Natürlich können wir nicht alles neu erfinden, daher wägen wir sehr genau ab, welche Strategien für uns und unseren Wirtschaftsraum die besten sind. Zugleich ist auch die Verantwortung eine Triebfeder – Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, der Natur, dem Klima und den nachfolgenden Generationen. Darüber hinaus wollen wir ein kerngesundes Unternehmen bleiben, das eben auch Pioniercharakter zeigt. Bei uns steht nach wie vor der Kunde im Mittelpunkt. Und der ist ein Garant, dass es zu einer stetigen Weiterentwicklung kommt. zek: Wie sieht es mit dem Rückhalt für Ihre Strategien in der Bevölkerung aus? Jauch: Wir sehen, dass mit der Klima- und Energiewende auch die Zustimmung zum Ausbau der Erneuerbaren leicht steigt. Ölheizungen werden sukzessive bei Neubauten gemieden, dafür Photovoltaik-Anlagen sehr häufig eingebaut. Ich denke, dass dies auch eine natürliche Entwicklung sein muss, die nicht von Verboten und Vorschriften getrieben wird. Es ist besser, die Bevölkerung abzuholen, damit sie dies aus eigenem Antrieb und Überzeugung macht. Die intrinsische Motivation ist immer noch die beste Motivation. So bekommt man auch langfristig Zustimmung, nicht weil es gerade opportun ist. zek: Danke für das Gespräch!

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„Wasserkraft-Urgestein“ Matthias Viertler am Standort der zukünftigen Wehranlage. Im Juni startete die Erneuerung seines eigenen Kleinkraftwerks im Kärntner Hermagor.

KÄRNTNER TURBINEN- UND LUFTFAHRTINGENIEUR HAUCHT ALTEM KRAFTWERK NEUES LEBEN EIN Ein erheblicher Leistungs- und Erzeugungsschub steht dem Wasserkraftwerk Viertler in der Kärntner Stadtgemeinde Hermagor bevor. Dank der Versetzung der Wehranlage an einen höher gelegenen Standort am Gebirgsbach Vella und der umfassenden Erneuerung bzw. Revitalisierung der Technik im Krafthaus verdoppelt die Anlage zukünftig ihre Jahresproduktion. Dass der Anlagenbetreiber Matthias Viertler, ehemaliger Konstruktions- und Entwicklungsleiter beim Kärntner Wasserkraftspezialisten EFG Turbinenbau mit 36 Jahren Berufserfahrung die Turbinen-Sanierung selbst erledigt, liegt auf der Hand. Bei der Materialauswahl für die um rund 340 m verlängerte Druckrohrleitung zur neuen Wasserfassung setzt der Betreiber mit der Tiroler Rohre GmbH (TRM) auf den heimischen Branchenprimus im Gussrohrbereich. Zwei Drittel der komplett zug- und schubgesicherten Druckleitung waren kurz nach Baustart Mitte Juli schon verlegt, bereits im November soll die Wiederinbetriebnahme der rundum modernisierten Anlage erfolgen. Foto: Viertler

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ach 36-jähriger Betriebszugehörigkeit beim Kärntner Wasserkraftspezialisten EFG Turbinenbau verabschiedete sich Matthias Viertler im Frühjahr 2020 in den offiziellen Ruhestand. Ruhestand könnte durchaus in Anführungszeichen stehen, schließlich wird dem Technik-Allrounder, dessen Ausbildungen unter anderem zwei Lehrabschlüsse, die HTL für Maschinenbau, in Summe vier Meistertitel und den Dipl.HTL-Ing. an der TU Wien beinhalten, auch nach seiner Pensionierung garantiert nicht langweilig. Beispielsweise bei seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der EFG Luftfahrttechnik GmbH, die sich mit der Entwicklung einer innovativen Drohne beschäftigt. Als Konsulent und Teilhaber an der von ihm mitgegründeten EFG Turbinenbau in Feldkirchen bleibt er der Wasserkraftbranche weiterhin eng ver-

Erdbauspezialist Stefan Stemberger, TRM-Vertriebsmanager Igor Roblek und Matthias Viertler (v.l.) beim Baustart im Juni. Für die Verlängerung der bestehenden Druckrohrleitung um ca. 340 m zur neuen Wehranlage kommen duktile Gussrohre von der Tiroler Rohre GmbH zum Einsatz.

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Die zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial gefertigten duktilen Gussrohre tragen schon fertigungsbedingt zum grünen Fußabdruck des Projekts bei. Darüber hinaus steht das robuste Material für optimale Fließbedingungen und höchste Beständigkeit.

ÖKOSTROMPRODUKTION WIRD VERDOPPELT Erworben hat der Neubesitzer das Wasserkraftwerk am Gebirsbach Vella, der in östlicher Richtung in den Pressegger See ent­ wässert, bereits im Jahr 2012. „Vor der Elektrifizierung diente das energetische Potential des Gewässers zum Antrieb der mechanischen Transmissionen eines Sägewerks, 1899 wurde der Anlage in ihrer ursprünglichen Form das erste Wasserrecht erteilt. Während der 1970er Jahre erfolgte dann die Kompletterneuerung des Kraftwerks. Damals wurde eine auf 282 l/s Ausbauwassermenge ausgelegte Francis-Spiral-Turbine mit horizontaler Welle installiert, die via Riemenantrieb einen Generator in Bewegung versetzte. Zudem wurde eine neue Wasserfassung ge-

Foto: Viertler

Das anwenderfreundliche Verlegesystem der TRM ermöglicht ein rasches Vorankommen der Arbeiten.

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baut und eine rund 700 m lange Druckrohrleitung aus Stahl verlegt“, erläutert Matthias Viertler und ergänzt, dass er gleich nach der Übernahme die ersten Konzeptionen zur Effizienzsteigerung der Anlage erstellte: „Eine ursprüngliche Variante, bei der die Wasserfassung noch weiter oben positioniert war, wurde leider nicht bewilligt.“ Das sei allerdings verschmerzbar, so Viertler. Denn der Standort der neuen Wasserfassung steigert die Fallhöhe erheblich und ermöglicht in Kombination mit der Modernisierung der Krafthaus-Technik eine mehr als 50-prozentige Steigerung der jährlichen Stromproduktion. Dieses erhebliche Erzeugungs-Plus gewährt der Anlage einen von der österreichischen Abwicklungsstelle für Öko­ strom (OeMAG) noch etwas höher geförderten Tarif. HEIMISCHE UNTERNEHMEN AM ZUG Den größten Bauaufwand des Projekts stellen die Neuerrichtung der Wehranlage und die Verlängerung der Druckrohrleitung (DRL) Das schub- und zuggesicherte Muffen-Verbindungssystem VRS-T entlang der ca. 340 m langen Rohrtrasse DN500 hält höchsten Belastungen stand.

Foto: Viertler

bunden. Darüber hinaus betreibt Matthias Viertler seit neun Jahren ein eigenes Kleinwasserkraftwerk in der Stadtgemeinde Her­ magor, dessen Kompletterneuerung nach langjähriger Bewilligungsphase schließlich im heurigen Juni beginnen konnte.

dar. Die neue Wehranlage wird anders als die alte, als Seiteinlauf mit Grobrechen ausgeführte Wasserfassung, vollständig automatisiert funktionieren. Die Betriebswasserentnahme aus der Vella erfolgt zukünftig mittels robustem Tiroler Wehr. Ein vertikaler Feinrechen inklusive hydraulischer Rechenreinigungsmaschine im unterirdischen Entsandungs- und Beruhigungsbecken sorgt dafür, dass die anschließende DRL frei von Geschwemmsel bleibt. Mit der Verlegung des oberen DRL-Teilstücks zum Standort der Wehranlage ging das Projekt Ende Juni in die Umsetzungsphase über. Matthias Viertler betont, dass ihm bei der Vergabe der Bau- und Techniklose das Engagement heimischer bzw. lokaler Unternehmen ein wichtiges Anliegen war. So werden die Rohrverlegung und Hochund Tiefbauarbeiten von zwei Kärntner Unternehmen aus dem Lesachtal bwz. dem oberen Gailtal durchgeführt. Dass die Revitalisierung der Turbine und die Neuausführung des Stahlwasserbaus vom Betreiber selbst bzw. gemeinsam mit EFG Turbinenbau erledigt wird, überrascht nicht. Für die Ausführung der Elektrotechnik kommt ebenfalls ein Kärntner Unternehmen zum Zug, den Generator liefert ein steirischer Hersteller. DUKTILE GUSSROHRE SCHLIESSEN DEN MATERIALKREISLAUF Bei der Materialauswahl für den neuen Druckrohr-Abschnitt vertraut Matthias Viertler auf die im gesamten Alpenraum und weltweit bewährten duktilen Gussrohre von der Tiroler Rohre GmbH. „Obwohl die Trassenführung auch den Einsatz von günstigeren Kunststoffrohren erlaubt hätte, habe ich mich aus guten Gründen für die vielfach robustere Guss-Variante entschieden. So verläuft die Rohrtrasse ab der Wasserfassung entlang der Forststraße direkt neben dem unverbauten Wildbach. Bei Hochwassersituationen durch Starkregenereignisse, die bekanntlich leider immer häufiger auftreten, würde eine dabei freigespülte Kunststoff-Rohrleitung den Natur­gewalten wohl nicht standhalten. Duktile Gussrohre hingegen kommen mit solchen Ex­ tremsituationen und -belastungen er­ fahrungs­gemäß viel besser zurecht und überstehen diese oft unbeschadet.“ TRM­ -Ver­ triebsmanager Igor Roblek merkt an, dass die Gussrohre zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellt werden und somit hinsichtlich ökologischer Bilanz und Materialkreis­ lauf Bestnoten verdienen. „Dazu kommen die bekannten Vorzüge von duktilen Gussrohren wie Langlebigkeit, hervorragende Festigkeit und beste Fließbedingungen dank hochglatter Zementmörtelbeschichtung sowie der kundenorientierte Service von TRM, der

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Projekte auch auf spezielle Anforderungen schnell und flexibel reagiert.“ Sämtliche Rohrverbindungen des neuen Kraftabstiegs werden mit dem patentierten VRS-T Muffen-Verbindungssystem schub- und zuggesichert ausgeführt. Weitläufige Richtungsanpassungen der DRL können dank der Abwinkelbarkeit der Rohrenden innerhalb der Verbindungsmuffen – bei DN500 sind Abwinkelungen bis zu 3 Grad erlaubt – ohne zusätzliche Formstücke hergestellt werden.

Der Maschinensatz (Aufnahme vom 14. Juni) im Krafthaus erhält bis zur Wiederinbetriebnahme der Anlage im November ein umfassendes Refurbishment bzw. eine Erneuerung. An der Francis-Turbine werden unter anderem das Laufrad und der Leitapparat komplett erneuert. Der neue Synchron-Generator wird zukünftig direkt von der Turbinenwelle angetrieben.

furbishment-Programm. Von der alten Maschine bleiben im Prinzip nur die Spirale und das Saugrohr erhalten. Grundlegend erneuert werden dafür sämtliche beweglichen Teile der Turbine wie das strömungsmechanisch optimierte Laufrad und der Leitapparat bzw. der Verstellmechanismus, der automatisch in die Kraftwerkssteuerung integriert wird“, so Viertler. Neben den Verbesserungen des hydraulischen Wirkungsgrads sorgt zudem die direkte Kopplung von Turbinen- und Generatorwelle für erheblich verringerte Übertra-

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INBETRIEBNAHME IN SICHTWEITE Zwei Drittel der neuen Druckleitung waren beim zek HYDRO-Lokalaugenschein Mitte Juli in Hermagor bereits verlegt. Innerhalb von nur drei Wochen hatte das Montageteam vom Erdbauspezialisten Stefan Stemberger den oberen, rund 240 m langen Trassenabschnitt am linken Bachufer von der Straßenbrücke bis zum Wehrstandort fertiggestellt. Der Zusammenschluss mit der bestehenden Druckleitung erfolgt nach der Fertigstellung der Wehranlage. Für die Überquerung der Vella sorgt eine selbsttragende Rohrbrücke, rund 100 m bachabwärts nach der Querung wird der Übergangsflansch von der neuen auf die alte DRL gesetzt. „Damit der beträchtliche Zuwachs an Fallhöhe von 17 auf 24 m möglichst effektiv genutzt werden kann, erhält die Francis-Turbine ein umfassendes Re-

gungsverluste. Der Betreiber rechnet damit, dass die Turbine unter Volllast zukünftig eine Engpassleistung von 58 kW schafft. Bei der Jahresproduktion ist eine Steigerung von vormals durchschnittlich ca.150.000 kWh auf bis zu rund 350.000 kWh zu erwarten. Angesicht des wunschgemäß verlaufenen Baustarts zeigt sich Matthias Viertler zum Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe zuversichtlich, dass der ökologische Fußabdruck seines Wasserkraftwerks schon im November beträchtlich größer ausfallen wird.

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er Mundbach in der Walliser Gemeinde Naters wird seit Jahrhunderten zur landwirtschaftlichen Bewässerung und Viehtränke genutzt. Früher wurde dieses „Wässer- und Tränkewasser“ an mehreren Stellen entlang des Gredetschtals gefasst und über kilometerlange historische Wasserleitungen zu den Wiesen und Äckern geführt. Seit Mitte der 1990er Jahre werden die insgesamt acht Wasserleitungen durch den Bau einer gemeinsamen Wasserfassung und eines Stollen zentral versorgt. Rund 20 Jahre später sollte das brachliegende hydroelektrische Potential der Wasserleitungen mit dem Bau einer Kleinkraftwerkskette auch zur Ökostromproduktion genutzt werden. Realisiert wurde das Projekt von der Gemeinde Naters und dem Walliser Energieversorger EnBAG AG, die als wirtschaftlichen Rahmen die „EnBAG Kombiwerke AG“ gründeten. Der ursprüngliche Zweck der landwirtschaftlichen Wasserversorgung blieb dabei in vollem Umfang erhalten. Naturgemäß bedeutete der Bau von drei Wasserkraftwerken im alpinen Raum erheblichen Bauaufwand. Zwischen Februar 2014 und September 2015 wurden insgesamt 4,5 km Druckrohrleitungen für die Wasserkraftwerke und 1,8 km Abgabeleitungen für das Nutzwasser verlegt. Dazu kamen die Errichtung der drei Kraftwerksstufen Nielubodu,

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Die Wasserfassung „Stafelbode“ wurde fünf Jahre nach der Inbetriebnahme der Kleinkraftwerke Mund im Herbst 2020 innerhalb von nur drei Monaten Umbauphase auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

(1340 m ü. M.), Zer Niwu Schiir (1.100 m ü. M.) und Badhalte (660 m ü. M.), die mit ihren drei Pelton-Turbinen im Regeljahr gemeinsam rund 8 GWh Ökostrom erzeugen. LAUFRÄDER JEDES JAHR ERNEUERT Jonas Kalbermatten, Leiter Produktion bei der betriebsführenden EnBAG AG, bringt es auf den Punkt, mit welchem zentralen Problem die Kraftwerke Mund seit der Fertigstellung zu kämpfen hatten: „Der konstant hohe Sedimenteintrag in das Triebwassersystem führte zu entsprechend hoher Abrasion an den Maschinen. So mussten die Laufräder der Turbinen jedes Jahr getauscht werden, dazu kamen verstopfte Düsen und Regelorgane.

Um das Problem an der Wurzel zu packen, haben wir das Ausleitungs- und Spülkonzept an der Wehranlage grundlegend adaptiert.“ Als zentrale Wasserfassung dient nun ein selbstreinigendes Coanda-System von der Südtiroler Wild Metal GmbH. Der bestehende Tiroler Rechen dient nach dem Umbau nur mehr als Winter- bzw. Noteinlauf. Zu einer wesentlichen Verringerung des Sedimenttransfers trägt zudem der Einbau einer großzügig dimensionierten Spülklappe bei: „Die hydraulisch geregelte Klappe sorgt dafür, dass ein Großteil des angeschwemmten Geschiebes ins Bachbett gespült werden kann, bevor es zur Wasserfassung gelangt. Das zuvor mangels effektiver Spülmöglichkeit dauernd mit

Das von der Wild Metal GmbH entwickelte und patentierte Coanda-System „GRIZZLY“ schwemmt Steine, Geschwemmsel und Sedimente größer als 4 mm automatisch in die Restwasserstrecke.

Foto: EnBAG

2015 ging in der Walliser Gemeinde Naters die dreistufige Kraftwerkskette Mund in Betrieb, deren Konzept auf der hydroelektrischen Nutzung von „Wässer- und Tränkewasser“ basiert. Zwischen September und Oktober 2020 sollte schließlich die Technik der bestehenden Wehranlage im Gredetschtal ein umfassendes Update erhalten. Notwendig machte dies der konstant hohe Sedimenteintrag ins Triebwassersystem der Anlage und der damit einhergehende hohe Turbinen-Verschleiß. Den Stahlwasserbau für das Modernisierungsprojekt lieferte die im gesamten Alpenraum bewährte Wild Metal GmbH aus Südtirol. Die Kombination aus dem selbstreinigenden Coanda-System „GRIZZLY“ und einer automatisierten Spülklappe sorgt dafür, dass die Kleinkraftwerke Mund äußerst sedimentarmes Triebwasser erhalten.

Foto: EnBAG

SÜDTIROLER COANDA-SYSTEM MACHT SICH BEI WALLISER KRAFTWERKSKETTE MUND BEZAHLT

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Foto: EnBAG

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Foto: Wild Metal

Das neue Stahlwasserbauequipment von Wild Metal wurde an die bestehende Infrastruktur der Wehranlage angepasst. Während des Winters muss die hydraulisch betriebene Spülklappe extremen Belastungen wie meterhohe Schneeüberdeckung und Lawinenabgänge problemlos standhalten.

Der erheblich verringerte Sedimentanteil im dreifach turbinierten Triebwasser der Kraftwerke­Mund beweist, dass sich die Modernisierung der Wasserfassung bezahlt macht.

Geschiebe gefüllte Fassungsbecken der Wehranlage kann somit viel effektiver bewirtschaftet werden“, erklärt Kalbermatten. „GRIZZLY“ MIT SELBSTREINIGUNGSFUNKTION Für den Einzug von 545 l/s Ausbauwassermenge sorgt das von Wild Metal entwickelte und patentierte Coanda-System „GRIZZLY“: Das zum Großteil selbstreinigende Schutzsieb besteht aus einem robusten feuerverzinkten Stahl­ gitter und einem darunterliegenden Fein­ sieb. Funktionsbedingt folgt die Form der Grob- und Feinrechen dem natürlichen Was­serfluss und bewirkt somit den namensge­ benden Coanda-Effekt – unerwünschtes Geschiebe und Geschwemmsel größer als 4 mm wird automatisch ins Fließgewässer weitergespült. Neben dem GRIZZLY-Coanda wurde die 2,4 m hohe und 1,6 m breite Spülklappe installiert, die gleichzeitig die Funktion als Grundablass erfüllt, erläutert Kalbermat­ten: „Damit das Fassungsbecken vollständig gespült werden kann, gingen wir mit dem neuen Bauteil hinunter bis zur Wehrsohle. Die

Überfallmauer wurde passgenau aufgeschnitten und die Spülklappe positioniert.“ Für die Generalplanung des Projekts wurde die VWI Ingenieure AG engagiert, die Betonarbeiten erledigte die Bauunternehmung Theler AG. Kalbermattten lässt nicht unerwähnt, dass im Projektvorfeld auch der Einbau einer anderen Entsandertechnologie zur Debatte stand. „Diese Variante hätte allerdings bedeutend mehr Bauaufwand verursacht und in zeitlicher Hinsicht sowohl die Wässerwasserversorgung als auch die Stromproduktion für ca. ein Jahr stillgelegt. Alternativ haben wir den Stahlwasserbau am bestehende Bauwerk erneuert und damit nachweislich eine sehr gutes Ergebnis erzielt.“ UMBAU MACHT SICH BEZAHLT Auf der Baustelle inmitten der steilen Bergflanken des Gredeteschtals hatte der Sicherheitsaspekt oberste Priorität. Der Lawinenwarndienst war ein ständiger Projektbegleiteter und stellte täglich fest, ob akute Steinschlaggefahr im Baustellenbereich herrscht. Für den Transport

von Beton und Baumaterial ins abgelegene Bergtal musste auf die Dienste eines Transporthelikopters zurückgegriffen werden. „Mit dem Wetter hatten wir großes Glück. Bis auf eine kurze Hochwasserphase Ende September herrschten im Oktober und November anhaltend günstige Witterungsverhältnisse. Hätte der Schneefall schon im November eingesetzt – auf 1.550 m ü. M. durchaus keine Seltenheit – wäre das Projekt wohl nicht mehr im Vorjahr fertiggestellt worden. Die Endabnahme erfolgte schließlich am ersten Wochenende im Dezember, wenige Tage darauf fiel der erste Schnee“, so Jonas Kalbermatten, der den am Um­ bau beteiligten Unternehmen sehr gute Noten ausstellt: „Für ein endgültiges Projektfazit fehlen natürlich noch mehrere Jahre Betriebs­erfahrung. Wir stellen aber schon heute fest, dass sich die Investition bezahlt machen wird. Der Sedimenteintrag hat sich erheblich verringert, was sich in weiterer Folge nur positiv auf den Turbinen-Verschleiß, die Wartungskosten und den Gesamtwirkungsgrad der Kraftwerks­kette auswirken kann.“

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Wirtschaft

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Bei all ihren positiven Eigenschaften weisen gerade die bekanntesten Vertreter der modernen Kryptowährungen einen exorbitanten Energieverbrauch auf. Wäre Bitcoin ein Land, läge es mit seinem Energieverbrauch an 29. Stelle – weltweit.

DIE KRITIK AM GROSSEN ÖKOLOGISCHEN FUSSABDRUCK DES KRYPTO-MINING VERSTUMMT NICHT Für viele sind sie ein Buch mit sieben Siegeln: die digitalen Währungen, denen doch immer mehr Schlagzeilen in den Medien gehören. Sie heißen Bitcoin oder Etherum, oder tragen andere originelle Namen. Was ihnen gemein ist: Sie werden allesamt in Computern generiert, aktuell in geschätzt über 2 Millionen weltweit. Diese weltweit vernetzten Superrechner brauchen für das so genannte „Krypto Mining“, oder auch „Kryptowährung Schürfen“, viel Energie – sehr viel sogar. Aktuell liegt der Stromverbrauch weltweit bei 145 TWh, knapp über dem Jahresverbrauch von Norwegen. Um die begehrte Währung möglichst gewinnbringend zu produzieren, steht das Gros der Bitcoin-Rechner heute in Ländern, die billigen Strom bieten: China, USA, Kanada, Russland oder Iran. Der anfänglich häufig eingesetzte Kohlestrom wird bilanziell zwar eindeutig weniger, die Branche ist bemüht um ein grüneres Image. Aber auch am exzessiven Verbrauch von Wasserkraftstrom reißt die allgemeine Kritik nicht ab. Eine Momentaufnahme in der Totalen.

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ryptowährungen basieren auf der Grundidee der so genannten Blockchain-Technologien. Getüftelt wurde daran bereits seit den 1970ern, als man versuchte, durch kryptographische Verschlüsselung manipulationssichere digitale Einträge zu schaffen. Diese kryptographische Qualität, die Errungenschaft, in der digitalen Welt etwas zu generieren, das nicht kopiert oder dupliziert werden kann, macht die Besonderheit dieser Technologie aus. Der zentrale Baustein dieses Systems ist die Blockchain, die für die

Bei der Kryptowährung Ethereum ist eine drastische Reduktion des erforderlichen Energieeinsatzes in Planung.

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Sicherheit der Krypto-Währung garantiert. Die Blockchain ist definiert als eine komplette und chronologische Liste aller Transaktionen, die etwa in Bitcoin getätigt worden sind. Durch neue Überweisungen kommen immer neue Blöcke zu der Liste hinzu, wobei jeder Transaktionsblock im Grunde ein Protokoll über die vorangegangenen Blöcke enthält. Dadurch bilden die Blöcke eine Kette – und daher stammt auch der Begriff Blockchain, also auf Deutsch „Blockkette“. Aufgrund dieser Verweise auf frühere Blöcke gilt diese

Technik als äußerst fälschungssicher. Die Voraussetzung, um am allgemeinen Krypto-Mining teilnehmen zu können, ist im Grunde nur ein leistungsstarker Rechner, der mit dem Bitcoin-Client – also der entsprechenden Software – ausgestattet ist. Wird nun eine Transaktion mit Bitcoin getätigt, so erfolgt dies ohne einen dritten Intermediär, also zum Beispiel eine Bank. Darum gilt die Technologie heute als innovativ, dezentral organisiert und transparent. Doch es gibt auch einen Haken – und der heißt Energieverbrauch. GEFANGEN IN DER AUFWÄRTSSPIRALE Die erforderliche Rechenleistung für das Krypto-Mining ist enorm - und damit verbunden auch der Energieverbrauch. Als Bitcoin 2009 das Licht der Welt erblickte, konnte man noch mit jedem Heimcomputer die dafür erforderliche Rechenarbeit erbringen. Doch mit der wachsenden Popularität der Kryptowährung und mit dem Anstieg der verknüpften Rechner wuchs auch der Aufwand der Rechenleistung. Je mehr Rechner und je mehr Nutzer in dem Netzwerk arbeiten, umso schwieriger werden die Rechenaufgaben, umso größer wird die Kom-

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plexität, neue digitale Münzen zu prägen – und umso größer der Energiebedarf. Eine klassische Aufwärtsspirale. Heute sind es Spezialrechner, wie der so genannte Antminer S9, die noch in der Lage sind, die aufwändigen Verschlüsselungsberechnungen durchzuführen. An der britischen Universität Cambridge wurde der sogenannte Bitcoin Electricity Consumption Index, kurz CBECI, entwickelt, um den gesamten Stromverbrauch der Technologie unter die Lupe zu nehmen. Demzufolge frisst das mittlerweile weltweite Bitcoin-Netzwerk, also sämtliche Bitcoin Krypto Miner, 145 TWh im Jahr. Wäre Bitcoin ein Land, würde es mit diesem Verbrauch an der 29. Stelle weltweit rangieren. Oder anders ausgedrückt: Der Stromverbrauch am Krypto-Mining macht heute ungefähr 0,65 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs aus. Vergleicht man das mit dem Gesamtstromverbrauch aller Datencenter weltweit, die immer-

hin ein Speichervermögen von 2 Billionen Gigabytes an Daten repräsentieren, repräsentiert Bitcoin Mining knapp 40 Prozent davon. Und um welche Steigerungsraten es hier geht, verdeutlicht ein anschaulicher Vergleich, den die Website Digiconomist unlängst publizierte: 2018 entsprach der Energie-Fußabdruck einer Bitcoin-Transaktion etwa 80.000 Transaktionen mit einer Kreditkarte. Jetzt braucht eine Bitcoin-Transaktion bereits 453.000 Kreditkartentransaktionen. CHINA MACHT SCHLUSS Dass dies zu einem Wettlauf nach den Regionen geführt hat, wo der Strom am günstigsten angeboten wird, ist naheliegend. Bis vor kurzem befanden sich 65 Prozent der Bitcoin-Miner in China, wo man im Sommer von billigem Strom aus Wasserkraft und im Winter von billigem Kohlestrom profitierte. Dank eines erheblichen Überschusses aus dem eigenen, staatlich geförderten Kohlestrom wurde

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der für geraume Zeit den Minern äußerst günstig zur Verfügung gestellt. Doch damit hatte die Szene auch ein „unsauberes“ Energie-Image weg. Es wurden Geschichten von findigen chinesischen Lokalregierungen bekannt, die Krypto-Miner mit bis zu 30-prozentigen Rabatten auf den Strompreis an die Ränder von aufgelassenen Kohlestädten lockten. Sie waren kurzfristig ein willkommener Hoffnungsträger für Regionen, wo die Kohleindustrie dem Untergang geweiht ist. Doch damit ist nun Schluss: China hat beschlossen, dem einen Riegel vorzuschieben. Die modernen Energiefresser werden nach und nach aus dem Land der Mitte gedrängt. Das bedeutet, dass Krypto-Miner mittlerweile andere Standorte suchen. Länder, in denen es günstige und vorzugsweise gleichzeitig auch saubere Energie gibt: Daher sind Länder, wie Kanada, Russland, Island, USA oder Norwegen momentan erste Wahl bei den Krypto-Minern. Hier wird in großen Mengen und zum Teil auch sehr günstig Strom aus Wasserkraft produziert. Mittlerweile ist Wasserkraft bereits die wichtigste Quelle für die Schürfer. Sie liefert laut den britischen Forschern der Universität Cambridge mit rund 60 Prozent den Löwenanteil der Energie. EXZESSIVE WASSERKRAFTNUTZUNG Doch häufig reichen selbst großen Strommengen aus Wasserkraftwerken nicht aus, wie mehrere Fälle belegen, die die deutsche „Wirtschaftswoche“ kürzlich publizierte: Einer davon ist das Städtchen Plattsburgh im Norden der USA, das dank der großen Wasserkraftreserven im weiteren Umfeld der Niagarafälle jährlich eine bestimmte Menge an Wasserkraftstrom zu einem Vorzugspreis zugeteilt bekommt. Doch dieses Kontingent scheint sich in kurzer Zeit geleert zu haben,

Grafik: pixabay

In der Blockchain werden die Bitcoin-Transaktionen in chronologischer Reihenfolge hinzugefügt.

Gerade Wasserkraft spielt für die Herstellung von Kryptowährungen eine große Rolle. Viele Miner nutzen Regionen, die mit günstigem Wasserkraftstrom aufwarten können: wie Kanada, USA oder Russland. Im Symbolbild: der Hoover Dam unweit von Las Vegas.

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Foto: Grimmer

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MORATORIUM IM IRAN Im Nahen Osten dagegen ist den Minern erst vor einigen Wochen ein sehr rauer Wind entgegengeschlagen. Der Iran hat ein Verbot für Krypto-Mining für vier Monate erlassen. Hintergrund des Verbots: In jüngster Vergangenheit war eine ganze Reihe von Stromausfällen in mehreren iranischen Städten vermeldet worden. Als Hauptgrund wurde die Dürre mit ihren negativen Auswirkungen auf die lokale Wasserkraft genannt. Aber offenbar spielte auch das Krypto-Mining eine Rolle, da laut BBC mehr als 2 GW Leistung für die Währungstechnologie bezogen wurde. Und dies nicht nur legal: Angeblich haben 80 Prozent der Miner dafür keine Lizenz. Iran gilt als eine der wichtigsten

Grafik: pixabay

Kryptowährungen haben großes Potenzial, eine tragende Säule des globalen Finanzwesens zu werden. Allerdings läuft die Zeit gegen die extrem energieaufwändigen Varianten.

Foto: Energiedienst

nachdem alleine von zwei Krypto-Minern mit 11,2 MW Bezug rund ein Zehntel der Kapazität ausgeschöpft worden war. Für Privatkunden hätte man, so heißt es, teuren Strom extern zukaufen müssen. Einen anderen Fall schildert die „Wirtschaftswoche“ im Bundesstaat Washington, wo ein Moratorium für Krypto-Miner verhängt worden war, nachdem Bitcoins illegal zu Preisen ab 1,9 $C/kWh geschürft wurden. Selbst Kanadas größter Stromerzeuger aus Wasserkraft Hydro-Québec scheint bei der Nachfrage der Miner an die Grenzen zu stoßen. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg hätte es beim Stromerzeuger Anfragen für ein Leistungsvolumen von 9 GW gegeben, was dem Viertel der Leistungskapazität des Wasserkraftparks von Hydro-Québec und etwa einem Zehntel der kanadischen Wasserkraftkapazität entspricht. Doch es gibt auch nach wie vor Länder, die Krypto-Miner mit offenen Armen empfangen. So etwa Russland, wo man hofft, mit günstigem Wasserkraftstrom die aus China verdrängten Miner nach Sibirien locken zu können. Angeblich sind schon mehrere dieser Krypto-Industrieparks im hohen russischen Norden geplant.

Wirtschaft

Mining-Drehscheiben der Welt mit einem Anteil von immerhin 4,5 Prozent. Damit, so heißt es, suche das Land Möglichkeiten, die internationalen Sanktionen zu umgehen. ÖKOBILANZ SOLL VERBESSERT WERDEN Betrachtet man den CO2-Fußabdruck des Krypto-Minings, so wird dieser mit 22 Megatonnen Kohlendioxid angegeben, wie Forscher der TU-München herausgefunden haben wollen. Das ist etwa mit dem CO2-Fußabdruck von Städten wie Wien oder Hamburg vergleichbar. Vom gesamten globalen Internet werden nur um die Hälfte mehr, also 33 Megatonnen CO2 erzeugt. Daher ist es wenig überraschend, dass man in der Branche bestrebt ist, die ökologische Bilanz zu verbessern. Mittlerweile geht die Tendenz des Krypto-Minings daher eindeutig in Richtung erneuerbare Energien. Man versucht Überschussstrom aus Wind- und Photovoltaik-Anlagen bestmöglich zu nutzen und argumentiert, dass man damit auch einen Beitrag zu deren Wirtschaftlichkeit und Ausbau leisten könne. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob in diesem Zusammenhang der Strom aus Was-

serkraft auch in Zukunft für das Krypto-Mining attraktiv bleiben wird. ALTERNATIVEN IM KOMMEN Grundsätzlich ist die Blockchain-Technologie – und darin sind sich sämtliche Experten einig – gekommen, um zu bleiben. Aber dass der damit verbundene hohe Energieaufwand sakrosankt bleibt, ist stark zu bezweifeln. Gerade weil es mittlerweile alternative Kryptowährungen gibt, die deutlich weniger Strom verbrauchen. Es sind vor allem Technologien, bei denen der Prozess der Blockbildung nicht von der Rechenleistung, sondern vom Vermögen abhängt. Neben Bitcoin existieren heute bereits an die 6.000 alternative Kryptowährungen. Die neuesten davon rücken bereits ab vom exorbitanten Energieverbrauch der bekanntesten Vertreter. Einer dieser jungen Vertreter eines anderen Ansatzes wäre etwa die Kryptowährung Signa aus der Schweiz, die nach eigenen Angaben gerade einmal 0,002 Prozent der Energie von Bitcoin verbraucht, um seine Währung zu betreiben. Auch wenn sie noch in der Unterzahl sind: Währungen wie diese geben wohl die neue Richtung vor.

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Veranstaltung

Grafik: Anwenderforum

Der Fokus des Anwenderforums liegt auf den vielen Möglichkeiten zum Netzwerken in Diskussionsrunden, Runden des informellen Austausches, Beratungen und Workshops – natürlich mit Abstand und Hygienekonzept.

Foto: EWA

24. INTERNATIONALES ANWENDERFORUM KLEINWASSERKRAFTWERKE IN BRIXEN Das 24. Internationale Anwenderforum Kleinwasserkraftwerke für Betreiber, Planer und Hersteller findet am 7. und 8. Oktober 2021 im Südtiroler Brixen statt. Durch die Kombination aus Fachvorträgen und Firmenausstellung bietet das Anwenderforum eine gute Möglichkeit, sich über den aktuellen Stand der Technik zu informieren und gleichzeitig in direkten Dialog mit Herstellern, Betreibern, Anwendern und genehmigenden Behörden zu treten.

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as Anwenderforum Kleinwasserkraft ist das praxisnahe Forum für Betreiber, Planer und Hersteller von Kleinwasserkraftanlagen. Moderne Kleinwasserkraft-Anlagen sind heute in der Lage, erneuerbaren Strom dezentral, effizient und umweltschonend zu erzeugen. Die anhaltende Debatte zeigt: Es braucht Ideen und Strategien, wie sich die Kleinwasserkraft mit intelligenten Konzepten für den Schutz der Umwelt in Wirtschaft und Gesellschaft am besten durchsetzen kann – und genau diese werden auf dem Forum am 7. und 8. Oktober in Brixen diskutiert.

Es liegt den Veranstaltern am Herzen, den Austausch und die Stärkung des Gemeinschaftsgeistes in der Branche voranzutreiben, weswegen der Fokus des Anwenderforums auf den besonders vielen Möglichkeiten zum Netzwerken in Diskussionsrunden, Runden des informellen Austausches, Beratungen und Workshops liegt – natürlich mit Abstand und Hygienekonzept. RECHTSFRAGEN: EEG UND FISCHWANDERHILFEN In der Eröffnungssitzung geht es in diesem Jahr um juristische Fragestellungen, Zertifizierung und Netzanschluss. Vertieft werden Nachdem man sich letztes Jahr in Form eines Online-Forums ausgetauscht hatte, findet die Wasserkraftbranche dieses Jahr wieder vor Ort in Brixen beim Anwenderforum zusammen.

ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN EUROPA UND AFRIKA SOWIE LATEINAMERIKA Am zweiten Veranstaltungstag steht unter anderem das EU-Projekt HYPOSO zur Unterstützung der Kleinwasserkraft in Afrika und Lateinamerika auf dem Programm. Im Rahmen des Projektes werden einfach umsetzbare Lösungen entwickelt, um Barrieren zu überwinden und die Zusammenarbeit der Märkte und der Politik Afrikas, Europas und Lateinamerikas strategisch zu unterstützen. Ein weiteres Highlight ist der Besuch von Kleinwasserkraftwerken in der Umgebung – eingebettet in die idyllische Landschaft Südtirols zur Zeit der Weinlese.

photo: zek

Foto: Pixabay

Weitere Informationen www.kleinwasserkraft-anwenderforum.de info@kleinwasserkraft-anwenderforum.de

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können Rechtsfragen an den parallelen Beratungstischen, die neu im Programm sind. Weitere brennende Beratungsthemen wie das EEG, Fischauf- und Fischabstiegsanlagen sowie der Umgang mit wasserbaulichen Herausforderungen werden ebenfalls besprochen. Die Teilnehmer erfahren außerdem aus erster Hand von Praxisbeispielen anderer Betreiber rund um die Themen Fischschutz, Instandhaltung, Umbau, Nachrüstung, Schadensanalyse und vielen mehr.

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Technik

Fotos: Rittal

Rittal bietet Schaltschrank- und IT-Infrastruktursysteme für den Ausbau der unterschiedlichen Energiesysteme. Für Wind und Solar ebenso wie für Wasserkraft. Auch für anspruchsvolle Standortbedingungen gibt es die passenden Schaltschranklösungen mit hohen Schutzeigenschaften und internationalen Approbationen.

RITTAL LÖST DIE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE MODERNE ENERGIE-INFRASTRUKTUR Mit der Gründung der neuen Geschäftseinheit „Energy & Power Solutions“ setzt Rittal ein klares Signal und bündelt sein über Jahrzehnte gesammeltes Know-how in der Energiewirtschaft. Dazu hat sich Rittal DI Christoph Unger als Experten an Bord geholt, unter dessen Führung die hohe Kompetenz des Rittal Lösungscenters im Markt platziert werden soll.

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er Energiesektor verändert sich. Das bedeutet: Die Energienutzung in der Industrie, im Transport, im Verkehr verändert sich und damit auch die dafür not-

wendige Energieinfrastruktur. Die technischen Anforderungen an eine nachhaltige Ressourcennutzung steigen ebenso wie die für den Aufbau dezentraler Stromerzeuger oder

Ladeinfrastrukturen für die Elektromobilität. Zusätzlich verlangt die Transformation der Energiesysteme zum Smart Grid, dass Anlagen intelligent miteinander vernetzt werden.

Rittal Energy & Power Solutions: standardisiert und normkonform www.rittal.at/energy

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Technik Immer mehr Unternehmen werden mit Anfragen aus dem Energiebereich konfrontiert sein und sich diesem Wandel schneller und flexibler als bisher anpassen und Lösungen permanent weiterentwickeln müssen. Neue Strategien sind gefragt. Dafür bündelt Rittal mit der Gründung der neuen Geschäftseinheit „Energy & Power Solutions“ sein über Jahrzehnte in einer Vielzahl an erfolgreichen Projekten gesammeltes Know-how in der Energiewirtschaft. So können gemeinsam mit den Kunden Lösungen weiterentwickelt und verbessert werden. Um hier noch schneller als bisher im Markt zu sein, hat sich Rittal Christoph Unger als Experten an Bord geholt, unter dessen Führung die hohe Kompetenz von Rittal im Bereich moderner Energie-Infrastrukturen am Markt platziert werden soll. DAS RITTAL LÖSUNGSCENTER – EIN VERLÄSSLICHER PARTNER „Wir haben sehr viel Erfahrung im Energiesektor. Unsere Kunden im Maschinenbau und in der Industrie nutzen unser Wissen längst, weil es ihnen viele Vorteile bietet. Mit diesem Wissen wollen wir uns noch mehr bei den Energieerzeugern und Netzbetreibern einbringen“, erklärt Christoph Unger und setzt fort: „Wir bieten ein standardisiertes Baukastensystem und damit sehr viele Vorteile im Aufbau, in der Konstruktion, aber genauso in der Planung. Durch unsere standardisierten, normgeprüften und zertifizierten Lösungen können Anlagen später auch leicht erweitert werden. Das ist in der Energieversorgung ein absoluter Vorteil und Mehrwert.“ So wie der Energiemarkt laufend Veränderungen unterliegt, so verändert sich auch Rittal. Für das Unternehmen geht es immer darum Bestehendes zu prüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten. „Altes neu zu machen, bedeutet nicht, dass wir ständig alles neu erfinden müssen. Unser Kunde muss mit den Lösungen und Produkten arbeiten können. Und auch für den

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Endkunden muss am Schluss eine funktionierende Lösung stehen, auf die er sich verlassen kann. Die Branchen und die Energiewirtschaft dahinter verändern sich. Daraus folgt, dass man Dinge einfach neu machen muss. Und neu bedeutet für Rittal besser“, erklärt Unger. Als weltweiter Marktführer bei Schaltschranktechnik in WasserSeit Anfang März unterstützt DI Christoph Unger den Schaltanlagenbauer Rittal Österreich bei nachhaltigen Energielösungen. Der kraft- und Windenergieanlagen ausgebildete Bio- und Umweltressourcenmanager leitet die neu im und Partner unzähliger EnergieUnternehmen geschaffene Business Unit Energy & Power Solutions. versorger, Planer und Anlagenbauer finden sich die Lösungen von Rittal bei allen Arten von Stromerzeu- hohen Schutzeigenschaften und internationagungsanlagen, bei Umspannwerken, Nieder- len Approbationen. Dabei helfen auch intellispannungsschaltanlagen, in der Ladeinfra- gente Engineering-Tools und Konfiguratoren, struktur für die Elektromobilität und bei die die effiziente Planung von Steuerungs- und der Energiespeicherung. In Ergänzung der Schaltanlagen sowie die automatische Erstelmodularen Systeme zur Stromverteilung, lung von Dokumentationen und Bauartnachbietet Rittal eine Vielzahl an Services und weisen nach EN 61439 ermöglichen. Eine Dienstleistungen. Dazu gehört das Rittal perfekte Ergänzung dabei spielt die SoftwareLösungscenter, das bei der Planung und Pro- lösung Pro Panel der Rittal Schwesterjektierung zur Seite steht. Aber auch die Ver- firma Eplan. Sie ermöglicht die durchgängige triebsspezialisten im Bereich „Energy & Power Planung von Schaltschrankaufbauten in 3D Solutions“, die vor Ort beraten und gemein- und gleichzeitig die Vernetzung mit den Autosam mit dem Kunden eine normgeprüfte zer- mationslösungen von Rittal. Hocheffiziente tifizierte Lösung erarbeiten, sind Teil des Rittal Kühlgeräte sorgen außerdem dafür, dass der Konzeptes dem Kunden ein hoch verlässlicher Eigenverbrauch bei der Stromerzeugung und Partner zu sein. „In der Energieverteilung ist es -übertragung minimiert wird. Die IT-Infraenorm wichtig, dass sich der Kunde auf seinen strukturlösungen von Rittal gewährleisten Lieferanten und Hersteller verlassen kann. einen störungsfreien Betrieb kritischer IT-AnUnd auf unsere Vertriebsspezialisten kann wendungen für die sichere Energieversorgung bis hin zu sicheren Lösungen des Schwesterman sich verlassen“, versichert Unger. unternehmens German Edge Cloud. „Wie gesagt: Die Energiebranche wandelt sich MIT „DIGITALEM ZWILLING“ ZUM immer schneller. Und ein Schaltanlagenbauer, SICHEREN BETRIEB Rittal bietet Schaltschrank- und IT-Infra- der heute in der Industrie aktiv ist, wird zustruktursysteme für den Ausbau der unter- künftig mehr und mehr bei Projekten für schiedlichen Energiesysteme. Für Wind und erneuerbare Energien in Österreich seine Solar ebenso wie für Wasserkraft. Auch für Chance suchen und finden. Wir sind auf alle anspruchsvolle Standortbedingungen gibt es Fälle dafür bereit“, sagt Christoph Unger die passenden Schaltschranklösungen mit abschließend.

Rittal löst die Herausforderungen für die moderne Energie-Infrastruktur Mit der Gründung der neuen Geschäftseinheit „Energy & Power Solutions“ setzt Rittal ein klares Signal und bündelt sein über Jahrzehnte gesammeltes Know-how in der Energiewirtschaft. Basierend auf einem standardisierten und normkonformen Baukastensystem ergibt sich bei Aufbau, Konstruktion und Planung für die Systempartner eine Vielzahl von Vorteilen und damit ein absoluter Mehrwert. Darüber hinaus unterstützt Rittal bei Planung und Projektierung durch sein Rittal Lösungscenter und vor Ort durch seine erfahrenen und kompetenten Vertriebsspezialisten.

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Schwerpunkt

Fotos: VGB

Die VGB-Gruppe bündelt technische und weitere Dienstleistungen in der VGB PowerTech Service GmbH. Hier werden maßgeschneiderte und individuelle Lösungen angeboten, die sich durch Wirtschaftlichkeit und technische Kompetenz auszeichnen. Die VGB-Technischen Dienste sind dabei ein integraler Bestandteil des Portfolios.

ÖLMISCHBARKEITSVERSUCHE IM VGB-ÖLLABOR VERMEIDEN KOSTENINTENSIVEN ÖLWECHSEL Die Energiewende und die damit verbundene vorrangige Einspeisung erneuerbarer Energie erfordert von konventionellen, disponiblen Erzeugungsanlagen ein hohes Maß an Flexibilität. Aufgrund der ursprünglichen Auslegung konventioneller Wärmekraftwerke ist dies oftmals mit gravierenden Herausforderungen verbunden wie starke Lastwechsel sowie häufiges An- und Abfahren. Im Gegensatz zu den volatilen Erneuerbaren Wind und Sonne, ist Wasserkraft als erneuerbarer Energieträger durch die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit und Planbarkeit eine verlässliche Größe in der Energieversorgung, zu deren wichtigsten Anforderungen Versorgungssicherheit und Systemstabilität zählen – zwei Anforderungen, die durch den Einsatz von Wasserkraft gewährleistet werden.

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asserkraftwerke, bzw. deren Komponenten wie Turbine und Hydrauliksysteme sowie Antriebe für Tore, Schieber und Klappen, benötigen wie alle Kraftwerke und Windkraftanlagen große Mengen an Schmierölen und Schmierstoffen. Häufig werden mehrere Tausend Liter solcher Schmierstoffe eingesetzt. In der Regel können diese aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus in Wasserkraftwerken über sehr lange Betriebszeiten von mehreren Jahrzehnten (durchschnittlich 20 bis 40 Jahre) gefahren werden. Daher kommt der Überprüfung dieser Stoffe eine ganz besondere Bedeutung zu. Die regelmäßige Kontrolle, und dadurch frühzeitiges Erkennen von Anlagenstörungen

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und sich anbahnenden Schäden, gewährleisten den sicheren und reibungslosen Betrieb der Wasserkraftwerke. Damit werden außerplanmäßige Nichtverfügbarkeiten und Reparaturen und somit hohe Kosten vermieden und die zuverlässige Energieversorgung wird sichergestellt. ÖLSERVICE SCHAFFT SICHERHEIT Im Laufe des jahrzehntelangen Betriebs von Schmierölen in Wasserkraftwerken verändert sich die ursprüngliche Ölqualität, vor allem durch Verunreinigungen im Ölkreislauf, unwirksam gewordene Additive, Ölalterung etc. Dazu kommen noch Ölverluste durch Leckagen oder Revisionen. Es müssen also immer

wieder Öle nachgefüllt werden, um den erforderlichen Ölfüllstand und die geforderte Qualität zu halten. Betreiber und Wartungsingenieure sehen sich daher häufig vor große Herausforderungen gestellt: Die ursprünglichen Öle, die entsprechend der Auslegung verwendet wurden, sind oftmals am Markt nicht mehr verfügbar. Die Beschaffung von Ersatzölen gestaltet sich schwierig, da z.B. auch keine Datenblätter mehr zur Verfügung stehen, die Auskunft über die Zusammensetzung des Originalöls geben können, um gleichwertige Öle und Schmierstoffe entsprechend der Eigenschaften der Originalstoffe einzusetzen. Öle lassen sich aber nicht einfach untereinander mischen, denn unter-

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Schwerpunkt schiedliche Ölqualitäten können Unverträglichkeiten hervorrufen, die wiederum erhebliche Risiken bergen, z.B. Verlust der Öleigenschaften oder Reißen des Ölfilms in der Maschine. So können Schäden entstehen, die von Lager-, über Maschinen-, bis zum Totalschaden der Turbine führen können. Praktische Lösungen sind gefordert. Dabei ist ein unplanmäßiger, kompletter Ölwechsel nicht das erste Mittel der Wahl. Ein vollständiger Ölwechsel, der nur bei Anlagenstillstand durchgeführt werden kann, ist mit enormen Kosten- und Personalaufwand verbunden. Die bei diesen aufwändigen Wartungs- und Demontagearbeiten entstehenden Kosten liegen oftmals 10- bis 20-Fach über den Kosten, die für die Schmieröle als solche anfallen. Kostengünstigere Lösungen, die darüber hinaus auch keine Anlagenstillstände verursachen, müssen gefunden werden. Hier unterstützt das VGB-Öllabor die VGBMitglieder und Kunden bei der Identifikation von Ölen, die sich mit den noch im Betrieb befindlichen Ölen mischen lassen und dabei den sicheren und zuverlässigen weiteren Anlagenbetrieb ermöglichen. AUF DIE RICHTIGE MISCHUNG KOMMT ES AN Im vorliegenden Fall wurden vom VGB-Öllabor Mischbarkeitsversuche durchgeführt, die den Nachweis erbringen, dass Mischungen geeigneter Ölsorten den Weiterbetrieb der Anlage ohne kostenintensiven kompletten Ölwechsel ermöglichen. Bei diesen Mischbarkeitsversuchen wird über ein Temperaturprofil eine mehrjährige Einsatzzeit und Alterung des Öls simuliert. Unterschiedliche Mischungsverhältnisse zeigen darüber hinaus, wie sich diese möglicherweise auf den Betrieb auswirken könnten. Es lassen sich verschiedenste Mischungen einstellen, die zur Identifikation der optimalen Mischung für eine bestimmte Anlage führen. Nur wenige nationale und internationale Labore verfügen über das Know-how, derartige Versuche durchzuführen. Zu den Experten auf diesem Gebiet gehört das VGB-Öllabor, das als unabhängiger, anbieterneutraler Dienstleister, VGB-Mitgliedern und Kunden maßgeschneiderten Support bietet. Dank der Expertise und den Erfahrungen des Laborteams werden entsprechend der Ziele und Aufgaben des VGB PowerTech e.V. – Erhöhung der Arbeits- und Betriebssicherheit, Sicherstellung der Anlagenverfügbarkeit und Verbesserung der Umweltverträglichkeit – optimale Ölmischungen anlagenspezifisch und individuell zusammengestellt, die den Weiterbetrieb über die normale Betriebszeit ermöglichen. Im vorliegenden Fall konnte der Betreiber eines Wasserkraftwerks Einsparungen in Höhe von rund

Mineralöle verändern sich unter dem Einfluss von Temperatur, Feuchtigkeit, Luft und Metallen wie Kupfer oder Eisen.

50 T€ verbuchen. Darüber hinaus konnten zusätzlich noch die Kosten eingespart werden, die sonst bei einem kompletten Ölwechsel anfallen. MASSGESCHNEIDERTER SUPPORT VERBESSERT AUCH DIE UMWELTBILANZ Neben den eigentlichen Kosteneinsparungen durch die Mischbarkeit von Ölen, verbessert sich auch die CO2-Bilanz des Betreibers. Bei der Herstellung von z.B. einem Liter Turbinenöl entstehen rund 700 Gramm CO2.Wird nun durch die im VGB-Öllabor durchgeführten Mischbarkeitsversuche ein kompletter Ölwechsel vermieden, verbessert sich entsprech-

Weitere Informationen: Heiko Fingerholz 0049-201-8128 – 160 Heiko.Fingerholz@vgb.org Dr. Christian Ullrich 0049-201-8128 – 260 Chrisitan.Ullrich@vgb.org

Das Laborteam von VGB PowerTech Service GmbH hat mehr als 30 Jahre Erfahrung bei der Untersuchung und Bewertung von Schmier- und Isolierölen. Neben der Analyse von Ölen werden vom Serviceteam interdisziplinäre Schadensanalysen durchgeführt und sind auch für Probenahmen, Inhibierungen und Begleitung von Ölwechseln vor Ort.

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end die Emissionsbilanz. In dieser Hinsicht leistet das VGB-Öllabor auch einen Beitrag zur Corporate Social Responsibility (CSR) seiner Kunden, denn nachhaltige und ressourcenschonende Lösungen sind von großer Bedeutung für unternehmerisches Handeln, um am Markt konkurrenzfähig zu bleiben.

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ie effektiv ein Wasserkraftwerk Strom produzieren kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Abgesehen von der nutzbaren Wassermenge und Fallhöhe ist für Betreiber die reibungslose Funktion der Anlagentechnik ein wesentlicher Punkt für einen möglichst hohen Stromertrag. Ölhydraulisch betriebene Stahlwasserbauteile wie Wehrklappen, Schützenantriebe und Rechenreinigungsmaschinen, ölgefüllte Kaplan­Laufräder oder Düsen bei Peltonmaschinen sind durch ihre meist exponierten Einbausituationen besonders stark den Umwelteinflüssen ausgesetzt. Um bei technischen Gebrechen in Verbindung mit Ölaustritten die Auswirkungen auf das Gewässersystem möglichst gering zu halten, setzen Anlagenbetreiber verstärkt auf biologisch schnell abbaubare Schmierstoffe. Ein Pionier bei der Herstellung von umweltschonenden Schmiermitteln ist die Schweizer PANOLIN. Bereits vor über 30 Jahren entwickelte das international renommierte Unternehmen biologisch schnell abbaubare Öle, die auf vollständig gesättigten Estern basieren. SCHMIERSTOFFE FÜR JEDE ANWENDUNG „Diese weltweit im Wasserkraftsektor bewährten Produkte überzeugen im Vergleich zu mineralölbasierten bzw. billigen biologisch ab­baubaren Schmiermitteln mit einer ganze Reihen von Vorteilen“, erklärt Robert Hörbst, Ge­­schäftsführer vom offiziellen österreichisch­ en PANOLIN­-Vertriebspartner ECO­FLUID Handels GmbH aus Innsbruck: „Neben der

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Weltweit setzen Wasserkraftbetreiber und Energieversorgungsunternehmen auf die biologisch abbaubaren Schmierstoffe der Schweizer PANOLIN AG. Der offizielle österreichische PANOLIN-Vertriebspartner ECOFLUID Handels GmbH fokussiert sich neben den umweltschonenden Schmiermitteln auf die Mikro-Filtersysteme KLEENOIL und Ölanalysen.

bio­­logischen Abbaubarkeit laut OECD 301B und Umweltzeichen wie dem Blauen Engel und dem EU Ecolabel punkten vollständig syn­­­thetische Schmiermittel von PANOLIN mit einem sehr breiten Temperaturspektrum. Da­­­rü­ber hinaus bieten PANOLIN­ Hoch­ leistungs­ schmierstoffe optimale Kaltstartbedingungen, weniger Reibung, bessere Leicht­ lauf­­ei­­­­gen­schaften und sehr guten Ver­­­­schleiß­schutz.“ Für die verschiedenen Einsatz­ be­ reiche und Anforderungen im Wasserkraft­sek­tor bietet PANOLIN­ eine maß­­ geschneiderte Palette an vollsynthetischen­Schmierstoffen. PANOLIN ­ HLP SYNTH wird speziell für Stahl­ ­ wasser­ baukomponen­ten, Regler-Hydraulik und für Hy­ drauliksysteme von Wehren, Schleusen oder Drosselklappen eingesetzt. Die HLP SYNTH­-Öle der Viskositätsklasse 32­und 46 haben in der „Bosch Rexroth Fluid Ra­ting List“­RDE 90245 zudem als einzige um­ weltschonende Hydraulikflüssigkeiten eine

positive Bewertung erhalten. Bei den Gleitlagerungen von Kaplan-, Francis- oder Pel­tonTurbinen und Generatoren-Lagern setzt PANOLIN auf das Hoch­­leistungsöl TUR­­WADA­ SYNTH. Für Ge­­neratorenlager, Stahlwasserbau- und Genera­ toren-Getriebe kommt PANO­LIN­EP GEAR­SYNTH zum Einsatz. Das synthetische Universalschmierfett BIOGREASE LL-EP­2 wurde für Schmierstellen im umweltsensiblen Bereich wie Turbinenlager sowie Leitschaufelzapfen entwickelt. BEWÄHRT IN DER PRAXIS Robert Hörbst bekräftigt, dass Kraft­ werksbetrei­ber und Energieversorgungsunternehmen bei der Schmiermittel-Auswahl be­ sonderes Au­gen­­merk auf praktische Lang­­zeit-Erfahrungs­werte legen: „Eine ganze Reihe von Wasserkraftwerken im Alpenraum nutzt noch immer das gleiche vollsynthetische­PA­­NO­LIN­-Öl, mit dem sie bei der Inbetriebnahme vor über 20 Jahren ausgestattet

Die auf gesättigten Estern basierenden vollsynthetischen Schmierstoffe von PANOLIN sind mit weltweit bekannten Umweltzeichen zertifiziert. PANOLIN HLP SYNTH E 46 trägt seit Jahren das EU Ecolabel.

Foto: PANOLIN

Im Wasserkraftsektor nehmen biologisch schnell ab­baubare Schmierstoffe längst einen ho­hen Stellenwert ein. Bereits vor über 30 Jahren entwickelte die Schweizer PANOLIN AG vollsynthetische, auf gesät­tigten Estern basierende Hydraulik- und Turbinenöle, die ihre Einsatztauglichkeit in unzähligen Wasserkraftanlagen weltweit unter Beweis stellen. In Österreich genießt die in Innsbruck ansässige ECOFLUID Handels­GmbH einen branchenweit hervorragenden Ruf als zuverlässiger PANO­LIN-Vertriebspartner. Neben der Spezialisierung auf umweltschonende Schmiermittel beinhaltet das ECO­FLUID-Portfolio zudem ein umfangreiches Sortiment an KLEENOIL­Mikro-Filtersystemen und Ölanalysen.

Foto: PANOLIN

VOLLSYNTHETISCHE UND UMWELTSCHONENDE SCHMIERSTOFFE HALTEN WASSERKRAFTWERKE IN BESTFORM

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Die PANOLIN AG mit Sitz im Schweizer Madetswil in der Nähe von Zürich produziert bereits seit den 1980er Jahren umweltschonende Hochleistungsschmierstoffe.

wurden. Eine Referenzanlage ist beispielsweise das um die Jahrtausendwende fertiggestellte Tiroler Kraftwerk Langkampfen. Eine aktuelle Ölanalyse hat gezeigt, dass sich der umweltschonende Schmierstoff nach mehr als zwei Jahrzehnten Dauerbetrieb noch immer in sehr gutem Zustand befindet. Bei gleichbleibenden Betriebsbedingungen sollte die Erstbefüllung problemlos auch die 50-Jahre Marke überschreiten.“ Darüber hinaus profitieren auch ältere Kraftwerke, bei denen eine Umstellung von Mineralöl auf vollsynthetischen Schmierstoff erfolgt, von der ausgezeichneten Reinigungswirkung von PANOLIN­-Ölen. Ablagerungen von Mineralölen lösen sich weitestgehend und können mittels Filtrierung aus dem Hydrauliksystem entfernt werden. Vor der Umstellung sollte die Materialverträglichkeit von Dichtungen geprüft werden, es gibt eine lange Liste mit abgetesteten Materialien.

Foto: zek

ÖLANALYSE UND FILTRIERUNG RUNDEN ANGEBOT AB Neben dem Handel mit umweltschonenden Langzeitschmierstoffen zählen die Feinfiltration von Hydraulikölen und Ölanalysen zu den weiteren Kernkompetenzen von ECOFLUID. Grundsätzlich em­ pfiehlt Geschäftsführer Hörbst bei Wasserkraftanlagen alle drei Jahre eine Ölanalyse durchführen zu lassen: „Dabei wird aus einer Vielzahl physikalischer und chemischer Kennwerte der Zustand des Öls ermittelt und somit Zustand von Maschine und Öl überprüft. Betreiber erhalten somit einen genauen Einblick in den Zustand ihrer Anlage bzw. einzelner Komponenten und können dadurch frühzeitig entsprechende Maßnahmen setzen.“ Durchgeführt werden die Ölanalysen vom ­PANOLIN­Tec Center in der Schweiz oder in externen Instituten. Zur Filtration von Verschmutzungen und unerwünschten Wasser­ anteilen in ölhydraulischen Anlagen hat ECOFLUID das Mikro-Filtersystem von KLEENOIL­im Programm. Verunreinigungen und Kleinstpartikel ab einer Größe von nur 1 µm werden durch fix verbaute Nebenstromfilter oder mobile bzw. stationäre Filteranlagen zuver-

lässig entfernt. Die Langlebigkeit von synthetischen oder mineralischen Ölen bleibt somit erhalten, gleichzeitig werden die Ölwechselintervalle, kontrolliert über Ölanalysen, erheblich verlängert. Dank geringerem Verschleiß werden Funktionsstörungen und Maschinenstillstände deutlich reduziert, und der Wirkungsgrad und die Leistung von Hydraulikanlagen bleiben wesentlich länger auf hohem Niveau. Als Komplettanbieter von biologisch schnell abbaubaren PANOLIN­Hochleistungsschmierstoffen, KLEENOIL Mikro-Filtersystemen und Ölanalysen hat sich ECOFLUID in Österreich einen branchenübergreifend hervorragenden Ruf erarbeitet. Robert Hörbst ist überzeugt, dass Wasserkraftbetreiber mit den umweltschonenden Produkten und Dienstleistungen von PANOLIN durch den Langzeit-Einsatz, Nachhaltigkeit und Betriebssicherheit noch mehr Effizienz aus ihren Ökostrom­anlagen erwirtschaften können.

Vollsynthetische Hydrauliköle überzeugen im Vergleich zu mineralölbasierten Schmierstoffen mit einer ganzen Reihe von Vorteilen.

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UMWELTVERTRÄGLICHE HIGH-TECHSCHMIERSTOFFE VOM BODENSEE

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chon früh hat sich Firmengründer Walter Zepf dem Umweltschutz zugewandt. Bereits Anfang der 70er Jahre wurde – angeregt durch das Dornier-Gutachten über den Kohlenwasserstoffeintrag in Wasser und Sedimentschichten das Bodensees – zusammen mit Prof. Franz Huf von der Fachhochschule Konstanz ein biologisch schnell abbaubares 2-TaktMotorenöl entwickelt und zum Patent angemeldet. ERSTES BIOLOGISCH ABBAUBARES TURBINENFETT Kurz darauf entwickelte man in Zusammenarbeit mit Herrn AR Bernd Strudel, von der Forstdirektion Tübingen, das weltweit erste biologisch abbaubare Sägekettenöl. Zusammen mit diesem Produkt wurden am 26. Mai 1988 im Konstanzer Inselhotel der Fachwelt das ebenfalls erste weltweit biologisch abbaubare Wasserturbinenfett Aquagrease-300 und die erste biologisch abbaubare, umweltverträgliche Reihe von Hydraulikölen Aqualub 46/68/100 für den Betrieb von Anlagen im Wasserbau vorgestellt. UMWELTVERTRÄGLICHE SCHMIERSTOFFE Umweltverträgliche Schmierstoffe basieren auf biologisch abbaubaren Grundölen. Sie weisen eine geringere Toxizität auf, sind deutlich umweltfreundlicher als herkömmliche Schmierstoffe auf Basis von Mineralölen und stellen auch bei der Entsorgung eine geringere Umweltbelastung dar. Zudem kann der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen zur Einsparung fossiler Rohstoffe und Treibhausgasemissionen beitragen. Hochwertige umweltfreundliche Schmierstoffe besitzen in der Regel sehr gute Schmier-

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eigenschaften sowie eine hervorragende Temperaturstabilität. Diese Eigenschaften ermöglichen neben einem zuverlässigen Einsatz auch Energieeinsparungen und erhöhen dadurch die Wirtschaftlichkeit. So konnte durch den Einsatz eines umweltfreundlichen Kettenöles der Firma Zepf für Fahrtreppen Stromkosten von mehreren Zehntausend Euro pro Jahr eingespart werden. WASSERGEFÄHRDUNG VON SCHMIERSTOFFEN Umweltfreundliche Schmierstoffe finden primär in Bereichen Anwendung, in denen eine Gefährdung der Umwelt durch Kontakt mit herkömmlichen Schmierstoffen nicht ausgeschlossen werden kann. So werden umweltverträgliche Schmierfette und Hydrauliköle wegen der niedrigeren Toxizität und der geringeren Wassergefährdung auch in Wasserkraftwerken und in der Landwirtschaft eingesetzt. Durch die in Deutschland geltende Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) wurden 2017 die Kriterien der Wassergefährdung von Schmierstoffen sowie deren Einsatz und Lagerung verschärft. Da die meisten umweltverträglichen Schmierstoffe nach AwSV als schwach wassergefährdend (WGK 1) eingestuft sind, hat man bei Zepf die nicht wassergefährdenden Wasserturbinenfette Aquagrease N-1 und Aquagrease N-2 entwickelt. Die leistungsstarken, biologisch abbaubaren Schmierfette wurden speziell für die Schmierung von Lagern in Wasserturbinen entwickelt. Die umweltfreundlichen Aqualub Hydrauliköle fallen auch nach den verschärften Kriterien der AwSV nicht in eine der Wassergefährdungsklassen. Diese gelten lediglich all-

Foto: Esther Stosch_pixelio.de

Das Unternehmen Walter Zepf Schmierungstechnik wurde 1967 von Walter Zepf gegründet. Der Schwerpunkt war von Anfang an, hochwertige und maßgeschneiderte Hochleistungsschmierstoffe zu entwickeln und zu produzieren. Heute liefert das Unternehmen von seinem Standort in Konstanz aus in der 2. Generation High-Tech-Schmierstoffe an die globale Industrie, an deren Zulieferer, an Werkzeugmaschinenhersteller und viele mehr. Besonders auf dem Wasserkraftsektor bietet die Walter Zepf Schmierungstechnik ein vollständiges Programm umweltfreundlicher Hochleistungsschmierstoffe für den nachhaltigen Betrieb von Wasserkraftanlagen.

gemein wassergefährdend, da es sich um eine aufschwimmende Flüssigkeit handelt. TECHNOLOGIEN FÜR DEN AKTIVEN UMWELTSCHUTZ Bei der Entwicklung umweltfreundlicher Schmierstoffe wird bei Zepf vor allem darauf geachtet, dass biologisch abbaubare hochwertige Basisöle eingesetzt werden, welche einen hohen Anteil an erneuerbaren Rohstoffen aufweisen und darüber hinaus bereits wichtige Eigenschaften für die Performance des Endprodukts besitzen. Für die Entwicklung umweltfreundlicher Schmierstoffe macht es nach Ansicht der Firma Zepf wenig Sinn, Basisöle einzusetzen, die zwar im Labor biologisch abbaubar sind, aber aus Mineralölen gewonnen werden oder billige, ungeeignete Basisöle, die erst mit Antioxidantien und Verschleißschutzadditiven hoch legiert werden müssen. Bei Zepf werden die Grundöle nicht wie üblich mit herkömmlichen Additiven legiert, sondern es wird eine spezielle selbst entwickelte Additiv-Technologie eingesetzt und Synergieeffekte zwischen Additiven effizient genutzt. Nur ein Zusammenwirken dieser Komponenten ergibt einen wirklich umweltfreundlichen, nachhaltigen und leistungsstarken Schmierstoff. info@walter-zepf.de www.zepf-schmierungstechnik.de Umweltfreundliche Schmierstoffe können konstantere Schmiereigenschaften, eine bessere Temperaturstabilität und eine energieeffizientere Nutzung gewährleisten.

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