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Hauptsache keine Würmer
from medianet 15.04.2022
by medianet
KOMMUNIKATION Gesundheit verstehen
WIEN. Die Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK) möchte das Thema Gesundheitskompetenz verstärkt sichtbar machen und in der Öffentlichkeit verankern. Mit dem erstmals ausgeschriebenen Österreichischen Gesundheitskompetenz-Preis sollen innovative Projekte und Aktivitäten ausgezeichnet und ein Qualitätsverständnis für Maßnahmen in diesem Bereich gesetzt werden.
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Journalisten-Preis
Die mit jeweils 2.000 € dotierten Preise werden in drei Kategorien vergeben: Praxisbezogene Projekte oder Initiativen, die 2021 implementiert wurden, sind ebenso preiswürdig wie Beiträge aus der Forschung; in der dritten Kategorie werden journalistische Leistungen honoriert, die in österreichischen Medien (Print, TV, Hörfunk, Websites der entsprechenden Medien) publiziert wurden und die einen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in der österreichischen Bevölkerung leisten. (red)
© PantherMedia/FamVeldman
Gesundheitskompetenz
Oft gehen im Gespräch zwischen Arzt und Patient viele Informationen verloren.
© BMF/Schrötter
Pirateriebericht
Finanzminister Magnus Brunner (r.) präsentierte mit Gerhard Marosi, Experte im Finanzministerium, den neuen Produktpirateriebericht – mit überraschenden Zahlen.
Mehr Fälschungen
Nicht zuletzt wegen der Pandemie und der von Impfgegnern forcierten Medikamente ist die Zahl der Fälschungen gestiegen.
••• Von Katrin Grabner
WIEN. Die Menge an illegalen und gefälschten Medikamenten bei Zollkontrollen erlebte 2021 ein Rekordhoch: 2,62 Mio. Stück Medikamente wurden im vergangenen Jahr aufgegriffen – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 650%. Diese Steigerung ist vor allem auf einen Medikamentenschmuggelfall mit 2,16 Mio. Pseudoephedrin-Tabletten zurückzuführen – eine Chemikalie, die zur Herstellung der Droge Methamphetamin („Crystal Meth“) benötigt wird.
Wurmmittel besonders beliebt
Bei den gefälschten Medikamenten handelt es sich in erster Linie um Fälschungen bekannter Wirkstoffe beziehungsweise Marken von Potenzmitteln. Besorgniserregend ist auch die Tatsache, dass 2021 die Aufgriffe des Wurmmittels Ivermectin förmlich explodiert sind. Bei Schwerpunktkontrollen des österreichischen Zolls – vor allem in den Postverteilerzentren – wurden 2021 bei 837 Aufgriffen insgesamt 41.719 Tabletten dieses Arzneimittels beschlagnahmt, davon alleine 743 Sendungen mit 33.394 Tabletten zwischen September und Dezember 2021. „Die Bedingungen, unter denen gefälschte Medikamente produziert, gelagert und transportiert werden, entsprechen nicht annähernd den geltenden Standards der Pharmaindustrie. Das Ergebnis sind oft mit Schadstoffen verunreinigte Medikamente oder Medikamente, die über-oder unterdosiert sind, oder solche, die überhaupt wirkungslos sind“, erklärt Gerhard Marosi, Produktpiraterie-Experte im Finanzministerium. Vertrieben werden diese Fälschungen über Online-Portale, die den Konsumentinnen und Konsumenten Echtheit und Seriosität vortäuschen. Dahinter steckt meist die organisierte Kriminalität, die keinerlei Rücksicht auf den gesundheitlichen oder finanziellen Schaden für die betrogenen Kundinnen und Kunden oder die Folgekosten für die Gesellschaft nimmt. Für Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog ist klar: „Sicherheit beim Kauf eines Medikaments bietet nur die legale Lieferkette, bestehend aus Hersteller, Großhandel und Apotheke, wo es strenge Sicherheitsvorkehrungen gibt. Rezeptfreie Arzneimittel kann man zudem sicher bei zertifizierten Internet-Apotheken einkaufen.“
Alexander Herzog
Pharmig
Pillen per Fahrrad
Auch in Wien startet nun ein Apothekenlieferdienst. Das Start-up „Pluz Care“ kooperiert mit Apotheken in der Bundeshauptstadt.
••• Von Katrin Grabner
WIEN. Der neue Express-Zustelldienst für Apothekenprodukte, Pluz Care, hat ein Service in Wien gestartet. Über eine Webseite können rezeptfreie Medikamente, Pflegeprodukte und Nahrungsergänzungsmittel bestellt werden, welche dann innerhalb von 60 min via Fahrradboten geliefert werden. Im Sortiment befinden sich derzeit 700 Waren, welche zu den regulären Öffnungszeiten der Apotheken bestellt werden können, ab einem Bestellwert von 35 € sogar versandkostenfrei. Das Angebot gibt es derzeit für alle Wiener Bezirke westlich der Donau.
„Testlauf“ in Wien
„Wir haben unser Produkt gemeinsam mit Apotheken erarbeitet und planen, dieses auch weiter mit Apothekern zu verbessern. Es geht uns darum, eine faire und spannende Lösung zu schaffen, die für alle einen Vorteil bringt“, erklärt Lena Hödl, Geschäftsführerin und Gründerin von Pluz Care. Erster Partner von Pluz Care ist die Linden-Apotheke im 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals, die über die notwendige Medikamente-Versandlizenz verfügt. Sie bietet nicht nur die Lieferung ihrer Produkte an, sondern auch telefonische oder schriftliche Beratung über WhatsApp.
Viktor Hafner, Konzessionär der Linden-Apotheke, sieht in dem Service eine „große Chance“ für die Apotheken, am Markt bleiben zu können und weiterhin für die Kunden da zu sein. Er ortet außerdem einen Vorteil darin, dass auch die Apotheke selbst den Kunden und Kundinnen ein Botenservice anbieten kann. Es kann also nicht nur über die Webseite von Pluz Care, sondern auch direkt über die Apotheke bestellt werden. In
© Pluz Care
© Ö. Apothekerk./APA-Fotos./Juhasz
Start-up
Pluz Care kooperiert bereits mit dem Apotheker Viktor Hafner, weitere sollen folgen.
Versandhandel
Apotheken stehen unter wachsendem Druck des Versandhandels, der zunehmend Marktanteile gewinnt. Pharmazeuten suchen deshalb neue Wege.

den nächsten Monaten will der Lieferdienst schrittweise weitere Apotheken in Wien an Bord holen.
Gespräche mit anderen Versandapotheken in Wien laufen bereits, es habe viel positives Feedback gegeben. Ziel seien zumindest sieben weitere Apothekenpartner in der Hauptstadt, um einerseits die Logistik zu optimieren und andererseits die verbleibenden Bezirke Floridsdorf und Donaustadt zu erschließen. Mittelfristig will Pluz Care auch in anderen Städten in Österreich an den Start gehen – geplant ist, spätestens Mitte dieses Jahres zu entscheiden, wann welche Städte dazukommen sollen.
Erweiterung des Angebots
Im Fokus steht für das Team von Pluz Care Kooperation anstatt Wettbewerb mit den niedergelassenen Apotheken. „Den Apotheken bringen wir Zusatzgeschäft und eine Antwort auf die wachsende Dominanz der Online-Giganten“, meint Hödl.
Der Online-Handel sei generell während der Pandemie durch die Decke gegangen; vor allem der sogenannte Quick Commerce – die zeitnahe Lieferung von im Internet bestellen Produkten – habe überdurchschnittlich stark zugelegt. Für Konsumentinnen und Konsumenten biete man „eine schnelle Lieferung zu regulären Apothekenpreisen“, für die Apotheken eine Lösung, die von Online-Giganten wie Shop Apotheke schwer kopierbar sei, da sie die örtliche Nähe voraussetzt.
Weitere Partner gesucht
Hinter dem Lieferdienst Pluz Care steckt das Start-up-Studio „trive studio“, welches Start-ups gründet und auch ausbaut. Eines davon ist der Liederdienst Pluz Care, wo trive studio anfangs das Kernteam stellt, wie Lena Hödl als CEO, die sich zuversichtlich zeigt: „Wir haben mit trive studio bereits Investorinnen und Investoren im Hintergrund, die an das Projekt glauben. Jetzt sind wir auf der Suche nach strategischen Partnerschaften aus den für uns relevanten Bereichen Gesundheits- und Pflegeprodukte sowie der Pharmabranche.“
© PantherMedia/william87

AUSBILDUNG
Neuer MBA für „Health Tech“
WIEN. Digitalisierung und Technologiewandel erzeugen auch in der Medizintechnik einen hohen Innovationsdruck. Die Branche unterliegt starken Veränderungen, die von wirtschaftlichen und rechtlichen Einflüssen geprägt sind. Die Medical Device Regulation stellt die MedizintechnikBranche immer wieder vor große Herausforderungen. In der Realität fehlt es nicht an Ideen für innovative Medizinprodukte, sondern an Wissen, diese nach den gesetzlichen Vorgaben umzusetzen.
Vier Semester als Basis
Die Technikum Wien Academy und das Beratungsunternehmen en.co.tec kooperieren bei einem innovativen Weiterbildungsangebot für die MedizintechnikBranche. Der viersemestrige MBA ist berufsbegleitend organisiert und startet im Oktober, die Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende Juni. Der neue Master-Lehrgang vermittelt Grundlagen für Changemaker, die im globalen Wettbewerb mit innovativen und rechtlich konformen Strategien erfolgreiche Medizinprodukte entwickeln wollen, erklärt Matthias Scherer, Lehrgangsleiter des MBA Health Tech Management. (red)
© Technikum Wien Academy © Uni Graz/Tzivanopoulos

Silvia Glück und Wolfgang Kroutil (beide Uni Graz) verbessern mit einem neuen Verfahren die Pharmaproduktion.
Forscher reduzieren Abfall
Weniger Pharma-Abfälle durch ein Grazer Verfahren: Sonnenlicht aktiviert Sauerstoff und verbessert die Produktionskette.
••• Von Martin Rümmele
GRAZ. Bei der Herstellung von Medikamenten fällt oft viel Abfall an. Das liegt unter anderem daran, dass in manchen Fällen die Hälfte des Ausgangsmaterials für bestimmte Herstellungsschritte unbrauchbar ist. Mit Sonnenlicht sollen die bisher für den Müll vorgesehenen Moleküle nun in die gewünschte Form umgewandelt werden, teilt die Universität Graz mit.
Das Team rund um Silvia Glück und Wolfgang Kroutil hat ein Verfahren entwickelt, mit dem die Effizienz in der Produktion bestimmter Pharmazeutika nun um 100% gesteigert werden kann. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachjournal Angewandte Chemie veröffentlicht.
Recycling von Molekülen
Die Wissenschaft suchte nach Wegen, um den Abfall nutzbar zu machen. Nun werden von den Chemikern die Moleküle in eine Art Zwischenstufe umgewandelt und zwar von Biokatalysatoren. Dann wird in einem zweiten Schritt mit der Energie des Sonnenlichts Sauerstoff aktiviert. Dadurch kann die unerwünschte Molekül-Form gänzlich in die gewünschte umgewandelt werden. „Das Ergebnis ist zu 100 Prozent brauchbares Material bei einer völlig schadstofffreien, natürlichen Produktionskette“, sagt Glück.
Neues Pharmastudium
Masterstudium „Pharmaceutical Sciences“ in Tirol.
INNSBRUCK. In Tirol wird ab dem kommenden Wintersemester ein neues pharmazeutisches Studium angeboten. Das Masterstudium „Pharmaceutical Sciences – Drug Development and Regulatory Affairs“ wird in Zusammenarbeit der Universität und der Medizinischen Universität Innsbruck eingerichtet. Im Fokus dieses internationalen, englischsprachigen Studiums stehen die Entwicklung und Zulassung von Arzneimitteln. Neben Lehrenden beider Unis sollen Experten aus der pharmazeutischen Industrie und der Zulassungsbehörden „maßgeblich“ beitragen. Die Absolventen sollen „in der Lage sein, komplexe Projekte im Rahmen der modernen Arzneimittelentwicklung zu planen und bis zur Marktzulassung zu begleiten“. (red)
© Universität Innsbruck