10 minute read

Die Kronehit-Doppelspitze

„Schon lange nicht mehr so zufrieden“

Mario Frühauf und Philipp König als neue Doppelführung für Österreichs ersten nationalen Privat-Radiosender im Antrittsinterview.

Advertisement

••• Von Dinko Fejzuli

Der Radiotest 2021/4 weist Österreichs erstem nationalen Privatsender Kronehit deutlich gestiegene Reichweiten und Marktanteile aus. „Mehr als 900.000 Menschen nutzen Kronehit werktags als Unterhaltungs- und Informationsmedium. Im Vergleich zum Radiotest 2020/4 steigt damit die Tagesreichweite in der Zielgruppe 10+ und auch in der werberelevanten Zielgruppe der

14- bis 49-Jährigen um jeweils 23% (Mo–So). medianet bat aus gegebenem Anlass das neue Führungsduo Mario Frühauf und Philipp König zum Interview

Es gibt viele weitere Pläne, Ideen und Überlegungen, in denen die digitale Transformation eine wichtige Rolle spielt.

Mario Frühauf

über das Jahr 2022

medianet: Herr König, Kronehit hatte bisher einen Alleingeschäftsführer, nun gibt es mit Ihnen beiden eine Doppelspitze. Welche Gründe sprechen für diese organisatorische Neuaufstellung und welche Dinge stehen für Sie auf der Agenda für das Jahr 2022? Philipp König: Diese Änderung war bereits seit längerer Zeit fixiert. Die Doppelgeschäftsführung ist ein Modell, wie es in allen anderen Unternehmen unserer Gruppe auch gelebt wird. Durch die Aufteilung in die operativen Themen wie Programm, Verkauf, Marketing, Digital und Strategie, die durch Mario wahrgenommen werden, und die Bereiche Recht, Medienpolitik, Verwaltung und Technik, die durch mich wahrgenommen werden, ergänzen wir uns in den jeweiligen Fachbereichen hervorragend.

medianet: Herr Frühauf, die aktuellen Radiotestzahlen sind da und für Kronehit mehr als erfreulich. Ich nehme an, Sie sind zufrieden … Mario Frühauf: Ich war schon lange nicht mehr so zufrieden! Wir haben zu Beginn des Vorjahres diverse Änderungen vorgenommen und an vielen Stellschrauben gedreht – dieses sensationelle Ergebnis ist der Output. Ich gehe davon aus, dass viele Auftraggeber die neuen Werte entsprechend wür-

digen und ihre Planung nochmals überarbeiten werden, um das günstige Preis-Leistungsverhältnis für sich beziehungsweise ihre Kunden zu nutzen.

medianet: Laut dem aktuellen Radiotest ist die RMS Top Kombi erstmals das reichweitenstärkste Radioangebot bei 14–49. Welchen Beitrag hat Kronehit bei diesem Meilenstein geleistet? Frühauf: Kronehit leistet einen sehr großen Beitrag, im Vergleich zum RT 2020/4 haben wir in der ZG 14–49 (Mo–So) rund 124.000 Hörer dazugewonnen, die RMS Top Kombi 69.000 Hörer – ein schöner Erfolg für unsere Branche, zu dem jeder Privatradiosender seinen Beitrag leistet.

medianet: Herr König, in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn waren Sie unter anderem in einer Anwaltskanzlei, beim ORF und zuletzt Büroleiter und Rechtsexperte des ehemaligen Kanzler-Medienbeauftragten Gerald Fleischmann; Sie sind nun bei Kronehit und haben so vermutlich einen sehr guten Einblick in die Bedürfnisse aller Marktteilnehmer an den Gesetzgeber. Aus Ihrer Sicht: Wo muss die Politik die Stellschrauben neu stellen, um gegen die internationale, digitale Konkurrenz besser bestehen zu können – vor allem aus Sicht von Kronehit? König: Die Stellschrauben auf nationaler Ebene sind das eine. Gerade jetzt werden in Zusammenhang mit der Regulierung der internationalen, digitalen Konkurrenz auf europäischer Ebene jedoch Rechtsakte diskutiert, die für die heimische Der Digital Markets Act und der Digital Services Act werden den europäischen Rechtsrahmen insbesondere im Bereich digitaler Dienste stark beeinflussen.

Philipp König zum Thema Digitalisierung

Branche weitreichende Folgen haben könnten – positiv wie negativ.

Der Digital Markets Act und der Digital Services Act werden den europäischen Rechtsrahmen insbesondere im Bereich digitaler Dienste stark beeinflussen. Hier gilt es einerseits, die Interessen europäischer Anbieter im Auge zu behalten und andererseits auf die Besonderheiten des europäischen Marktes einzugehen. Bei aller Wichtigkeit eines digitalen Binnenmarktes dürfen die Interessen kleiner Mitgliedsstaaten dabei nicht unter die Räder kommen. Bereits etablierte Rechtsinstrumente wie beispielsweise Must-Carry- und Must-Be-Found-Bestimmungen zugunsten nationaler Anbieter könnten dabei ebenso eingesetzt werden wie bspw. eine Verschärfung der Haftungsbestimmungen für internationale Plattformen oder ein punktuelles Abgehen vom Herkunftslandsprinzip, wo dies zum Erhalt regionaler Vielfalt erforderlich ist.

medianet: Der ORF fordert aktuell vor allem im digitalen Bereich deutliche Erleichterungen. Wo sind für Sie die roten Linien? König: Es gibt keine bestimmten roten Linien. Das Gesamtpaket muss am Ende einen entsprechend fairen Interessensausgleich zwischen den Marktteilnehmern darstellen. Einseitige Erleichterungen zugunsten des ORF würden die heimischen Medienunternehmen massiv schädigen. In einem solchen Fall müsste man sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzen – zum Schutz der Medienvielfalt und zum Schutz des österreichischen Medienstandorts.

medianet: Auf der anderen Seite wünschen sich die Privatsender, zum Teil ORF-Inhalte kostenlos auf deren eigene Plattformen stellen zu können. Wie ist hier der Standpunkt von Kronehit vor allem im Hinblick auf den neuen ORF-Player? Und: Könnten Sie sich vorstellen, Ihren Content auch einer ORF-Radiothek zu überlassen,

denn nach derzeitigem Stand ist ein gemeinsamer Player noch nicht realisierbar. Frühauf: Diese Frage kann und möchte ich nur aus Radiosicht beantworten. Es gibt seitens der Privatradios die Einladung an den ORF, seine Radioprogramme auch über den Radioplayer zu verbreiten. Ich habe den Eindruck, dass sehr konkret über unseren Vorschlag nachgedacht wird. Eine finale Entscheidung beziehungsweise Zusage steht aber noch aus. Ganz grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir auf Plattformen kooperieren sollten und der Wettbewerb über den zur Verfügung gestellten Content ausgetragen wird. Der Radioplayer wäre ein erster Schritt.

medianet: Herr Frühauf, Ihr Sender ist sicherlich ein wesentliches Asset für das RMSVermarktungs-Portfolio, aber auch Sie selbst vermarkten Ihren Sender natürlich selbst. Wie teilen sich hier die Erlösströme auf? Frühauf: Mir war eine starke Eigenvermarktung immer sehr wichtig, nicht nur weil ich die Abteilung aufgebaut und rund 15 Jahre lang geleitet habe. Auch aus wirtschaftlichen Aspekten ist es wichtig, so wesentliche Unternehmensbereiche in der eigenen Hand zu haben und nicht zu sehr von äußeren Einflüssen abhängig zu sein. Wir tragen mit

unserer Reichweite und Marktbedeutung natürlich auch dazu bei, dass die RMS Top Kombi am Markt eine hohe Relevanz hat. Im Gegenzug profitieren wir entsprechend unserer Marktbedeutung an den generierten Erlösen. Es ist aber nach wie vor so, dass deutlich mehr als 50 Prozent unserer Erlöse aus der Eigenvermarktung kommen.

Das Gesamtpaket muss am Ende einen entsprechend fairen Interessenausgleich zwischen den Marktteilnehmern darstellen.

Philipp König

über rote Linien medianet: Noch eine Frage zu möglichen neuen Erlösquellen, auch wenn diese derzeit noch nicht relevant sind. Kronehit ist auch im Digitalbereich beziehungsweise mit speziellen Streaming-Angeboten sehr aktiv. Wie ist hier der Stand und welche Pläne haben Sie hier und welche Bedeutung hat dieses Angebot für die Marke Kronehit? Frühauf: Wir versuchen mit unserer Marke auf allen gängigen Plattformen und Endgeräten unsere Hörer bzw. User mit entsprechenden Angeboten zu erreichen. Der Aufbau eines breiten digitalen Spektrums ist für die Marke wichtig. Auch die Erlöse steigen von Jahr zu Jahr. Wir planen, im ersten Halbjahr 2022 in unseren Streams Programmatic Advertising einzuführen. Es gibt viele weitere Pläne, Ideen und Überlegungen, in denen die digitale Transformation eine wichtige Rolle spielt. Genauso wichtig beziehungsweise

Mit wenigen Klicks zur passenden Partner-Agentur

Wir haben zu Beginn des Vorjahres diverse Änderungen vorgenommen und an vielen Stellschrauben gedreht – dieses sensationelle Ergebnis ist der Output.

Mario Frühauf

zum aktuellen Radiotest

gegenwärtig noch viel wichtiger ist aber das Hier und Jetzt.

medianet: In einem Interview in medianet meinte der neue VÖPPräsident Stögmüller, dass mit seinen Gebühreneinnahmen im Rücken die Rabatt-Politik des ORF die Privatsender marktverzerrend unter Druck setzen würde. Teilen Sie seine Ansicht und wenn ja, wie könnte eine Lösung aussehen, denn gesetzlich gibt es ja einen Rabatt-Korridor, innerhalb dessen sich der ORF bewegen muss? König: Selbstverständlich stehen wir hinter der Meinung des VÖPPräsidenten, und die angesprochene Regelung kennt leider viele Ausnahmen. Die Rabattsituation ist sehr vielschichtig und deshalb gilt es auch hier, an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten.

Wie geht’s mit Google Analytics weiter?

Der aktuelle DSBBescheid hat die Problematik rund um den DSGVOkonformen Umgang mit Daten verstärkt.

••• Von Britta Biron

Der vor Kurzem erlassene Bescheid der österreichischen Datenschutzbehörde (DSB), dass Google Analytics gegen die DSGVO verstößt, ist zwar (noch) nicht rechtskräftig, hat die Diskussion über den Umgang mit Big Data und der Abhängigkeit europäischer Betriebe von den US-Tech-Giganten aber neu angefacht und eine Reihe von Fragen aufgeworfen. medianet hat Alexandra VetrovskyBrychta,Geschäftsführerin des Forum Verlag Herkert in Österreich und Präsidentin des Dialog Marketing Verband Österreich (DMVÖ), zum Gespräch gebeten.

medianet: Was besagt der Bescheid genau? Kann Google Analytics noch legal genutzt werden?

Alexandra VetrovskyBrychta:

Der Bescheid bezieht sich darauf, wie Google Analytics zu einem konkreten Zeitpunkt auf der Website eines betroffenen Unternehmens individuell eingebunden war. Daraus lässt sich aber nicht pauschal schlussfolgern, dass Google Analytics automatisch den Datenschutz verletzt. Allerdings wird der Bescheid Auswirkungen auf neun von zehn Unternehmen in Europa haben – denn die kostenlose Version von Google Analytics hat einen Marktanteil von 86 Prozent.

medianet: Welche Auswirkungen sind durch den Bescheid zu erwarten? VetrovskyBrychta: Konsumenten werden beim Aufrufen von Webseiten in nächster Zeit noch komplexere Einverständniserklärungen in Form von Cookie-Bannern vorfinden, in denen umfangreich über Risiken aufgeklärt werden muss. Damit setzen Unternehmen eine

Es besteht die Gefahr, dass als indirekte Auswirkung des Google AnalyticsBescheids noch mehr Daten bei den TechGiganten landen werden.

Alexandra Vetrovsky-Brychta

DMVÖ-Präsidentin

Erste-Hilfe-Maßnahme, um eine Datenübermittlung in die USA weiterhin möglich zu machen. Ob dies aus juristischer Sicht aber ein gangbarer Weg ist, ist derzeit noch stark in Diskussion.

medianet: Im Grunde ändert sich an der Datenübermittlung in die USA vorerst nichts? VetrovskyBrychta: Es besteht sogar die Gefahr, dass als indirekte Auswirkung noch mehr Daten bei den Tech-Giganten landen werden. Warum? Während Betreiber heimischer Webseiten nun für Analyse und Tracking keine personenbezogenen Daten mittels US-Tools mehr heranziehen dürfen, können sie Daten von geschlossenen Benutzergruppen wie bei Facebook oder Amazon weiterhin für die Bewerbung nutzen. Es könnte also sein, dass Unternehmen ihre Werbe- und Vermarktungsstrategien verstärkt dorthin verlagern, was wiederum dazu führt, dass in diesen Netzwerken noch mehr Daten als bisher produziert werden.

Was aus jetziger Sicht allerdings noch nicht einschätzbar ist, ist, wie die heimische Digitalwirtschaft mit diesem Rechtsspruch umgehen kann. Denn es wird eindeutig der Betreiber der Webseite verantwortlich gemacht und nicht Google Analytics als eigentlicher Anbieter des Dienstes. Damit herrschen zwischen heimischen Digitalunternehmen und Tech-Giants weiterhin keine fairen Bedingungen. medianet: Laut einer aktuellen Umfrage von Deloitte Österreich sind 78 Prozent der heimischen Unternehmen überzeugt, beim Datenschutz gut aufgestellt zu sein. Wie ist Ihre Meinung dazu? VetrovskyBrychta: Nach dem aktuellen Bescheid würde ich dieses Ergebnis schwer bezweifeln. Denn wie gesagt wird die Mehrheit der Unternehmen hier ein Problem haben. Die Entscheidung der DSB bezieht sich generell auf die Übermittlung von personenbezogenen Daten in die USA, und das betrifft weit mehr als Google Analytics.

medianet: Ist der strenge Datenschutz in Europa ein Wettbewerbsnachteil? VetrovskyBrychta: Nein. Ganz allgemein ist ein hohes Datenschutzniveau – diese Formulierung finde ich treffender, als von strengem Datenschutz zu sprechen – zum Vorteil von Konsumenten und Unternehmen. Denn hoher Datenschutz bedeutet auch Transparenz. Transparenz sorgt für Vertrauen, Vertrauen bringt Loyalität und diese wiederum stärkt die Kundenbindung. Per se also nichts Schlechtes, nur muss dieses hohe Datenschutzniveau auch praktikabel sein. Und das ist derzeit leider nicht immer gegeben – weder auf der Konsumenten- noch auf der Wirtschaftsseite.

medianet: Das hohe Datenschutzniveau hat aber auch Nachteile. Zum Beispiel wäre es für Erkenntnisse über die Ausbreitung der Coronainfektion und als Grundlage für (bessere) politische Entscheidungen hilfreich, Impf- und Testdaten mit weiteren Daten aus dem Medizin- und sozioökonomischen Bereich zu verknüpfen. Aus Gründen des Datenschutzes passiert das aber nicht. Wird der Datenschutz manchmal auch einfach nur als Ausrede missbraucht, um sich z.B. vor unliebsamen Themen zu drücken? VetrovskyBrychta: Definitiv passiert das meiner Meinung nach oft. Gerade das angeführte Beispiel zeigt ein Problem auf: den Konflikt einzelner Grundrechte miteinander. Datenschutz ist ein Grundrecht in Österreich – genauso aber auch Bildung oder Erwerbstätigkeit. Nun haben wir die Situation, dass durch die Nichtverknüpfung der Daten Erkenntnisse zur CoronaAusbreitung nicht vollständig möglich sind und das zu Lockdowns geführt hat. Damit ist zwar das Recht auf Datenschutz gewahrt, aber das Recht auf Erwerbstätigkeit in manchen Fällen eingeschränkt.

medianet: Gäbe es eine Lösung für dieses Dilemma? VetrovskyBrychta: Ich denke, es wäre sehr wohl möglich, beides miteinander in Einklang zu bringen, wenn man die rechtlichen Voraussetzungen im Datenschutzgesetz schaffen würde. Dazu gibt es Möglichkeiten und einen parlamentarischen Weg. Was uns hier in Europa jedoch dabei etwas im Weg steht, ist die Geschwindigkeit bei der Einführung dieser Prozesse, die nicht unbedingt als agil zu bezeichnen ist.

Webinar

Rat von Experten

Der Problematik des Google Analytics-Bescheids widmet sich am 17. Februar ab 17 Uhr ein virtueller Expertentalk des DMVÖ und der Bundessparte Information & Consulting sowie der Fachgruppe UBIT der Wirtschaftskammer NÖ. Die Anmeldung zu diesem kostenfreien Webinar ist möglich unter: www.ubit.at/noe/googleanalytics

This article is from: