
10 minute read
Der Pleitegeier kreist
from medianet 11.02.2022
by medianet
Wenn der Pleitegeier beim Schuldner klopft
In 95% aller Insolvenzfälle bleiben die Rollläden für immer unten – Tipps von Kreditversicherungsexperten Peter Androsch für Gläubiger.
Advertisement
••• Von Reinhard Krémer
Die Pleitewelle könnte bald heftig zurückkommen. Denn nach dem Auslaufen von staatlich verordneten Stundungen und Hilfsmaßnahmen gab es bereits im 4. Quartal 2021 einen spürbaren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen.
Wer die Insolvenz beantragt
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit kam es zuletzt aber noch zu einem anderen Phänomen: „Während sich früher Eigen- und Gläubigeranträge noch weitgehend die Waage gehalten haben, gehen heute bereits fast 70 Prozent aller Insolvenzanträge auf die Gläubiger zurück“, sagt Peter Androsch, Geschäftsführender Gesellschafter der österreichischen Kreditversicherungsmaklergesellschaft A.C.I.C. „Wir raten den Unternehmen schon seit Längerem zu einem straffen Forderungsmanagement in Kombination mit weiteren Präventivmaßnahmen“, so der Experte. Denn die Hoffnung auf ein späteres Sanierungsverfahren sei in rund 95% der Fälle vergebens: „Unseren Beobachtungen nach werden nur rund fünf Prozent aller Insolvenzen in Österreich als Sanierungsverfahren eröffnet, 95 Prozent enden hingegen mit der Liquidation“, so Androsch.
Forderungsmanagement
Niemand ist gerne „lästig“. Besonders heikel wird die Sache aber dann, wenn ein wichtiger Kunde in Zahlungsverzug gerät und man insistieren muss. „Wenn umsichtige Zahlungserinnerungen oder gar eindringliche Mahnschreiben nicht mehr fruchten, sollten die Gläubiger nicht zu lange damit warten“, sagt Androsch. „Schrecken Sie angesichts des Rückstaus bei den Insolvenzanträgen nicht vor einem strengen Mahnwesen zurück.“ Je nach „Eskalationsstufe“ sei das die Beauftragung eines Inkassobüros bis hin zum Gang vor die zuständigen Landes- beziehungsweise Handelsgerichte, um dort Exekutions- oder Insolvenzanträge gegen die Kunden einzubringen.
Viele Unternehmen würden nur die Gefahr sehen, einen wichtigen Kunden zu verprellen, übersehen aber das enorme Risiko, dass gerade dort ihre offenen Forderungen besonders groß sein dürften.
Wissen ist Macht
Je nach Branche und Betriebsgröße haben Unternehmen oft unzählige Neu- und Bestandskunden, über deren Bonität und vergangene Zahlungsverhalten sie manchmal nur unzureichend Bescheid wissen. Eine Möglichkeit, um Abhilfe zu schaffen, ist die Einholung von Informationen über Kreditauskunfteien. Die andere Option ist der Abschluss einer Kreditversicherung, weil im Zuge dessen die Kunden einem umfangreichen Screening unterzogen werden.
Unangenehme Überraschung
„Die Kreditversicherer wollen natürlich auf Nummer sicher gehen, weil sie im Insolvenzfall die offenen Forderungen an die Lieferanten begleichen müssten. So mancher Lieferant ist im Zuge dieser Screenings dann sehr überrascht, wenn er beiläufig erfährt, dass einer oder mehrere seiner Geschäftskunden bzw. die handelnden Personen dahinter bereits in der Vergangenheit mit anderen Gesellschaften in die Insolvenz geschlittert sind“, schildert Androsch.
Die staatlichen Hilfsmaßnahmen für die Unternehmen haben noch zu einem anderen interessanten Phänomen geführt: „Durch die künstlich niedrig gehaltenen Insolvenzquoten hatten die Kreditversicherer bzw. in weiterer Folge auch die Rückversicherer in den vergangenen eineinhalb Jahren nur sehr geringe Schadensverläufe zu verzeichnen“, erläutert der Kreditversicherungsexperte.
Günstiges Zeitfenster nutzen
Dadurch sind diese derzeit noch kulant bei der Vergabe von Kreditlimiten, und die Prämien sind relativ niedrig. „Es ist ein Zeitfenster, das findige Lieferanten derzeit noch nützen können, um ihre Forderungen für mindestens ein Jahr zu relativ guten Konditionen abzusichern“, so Androsch. Viel Zeit bleibe allerdings nicht mehr.
Peter Androsch Kreditversicherungs-Experte
© ACIC/Nadja Nemetz

Über Austrian Credit Insurance Counsel
Schutz und Schirm
Das Austrian Credit Insurance Counsel (A.C.I.C.) ist eine österreichische Spezialmaklergesellschaft für Kreditversicherungen. Das Unternehmen wurde 2009 vom geschäftsführenden Gesellschafter Peter Androsch gegründet. Kreditversicherungen schützen Lieferanten vor der Zahlungsunfähigkeit ihrer Kunden. Der Gesamtmarkt, gemessen an Prämieneinnahmen der Kreditversicherer, bewegt sich in Österreich bei 140 Mio. € pro Jahr. Rund 6.000 Unternehmen sind einer Schätzung zufolge versichert. A.C.I.C. ist auch Repräsentant der AU Group in Österreich. Dadurch steht exportorientierten Kunden des A.C.I.C. ein internationales Netzwerk an Experten für Kreditversicherung, Factoring und Forderungsmanagement zur Verfügung.

Das Geschäft der RBI in Russland und der Ukraine läuft trotz der geopolitischen Spannungen normal.
Corona ade!
Die Raiffeisen Bank International lässt die Krise hinter sich – der Gewinn stieg über das Vorkrisenniveau.
WIEN. Während die Omikronwelle noch in vollem Gange ist, hat die Raiffeisen Bank International (RBI) die Krise bereits hinter sich gelassen.
Im Geschäftsjahr 2021 überstieg der Gewinn der Bank wieder das Vorkrisenniveau. Grund dafür ist die wirtschaftlich starke Entwicklung in der CEE-Region, wo die RBI in vielen Ländern tätig ist. Auch ein starkes Kreditwachstum und sinkende Risikokosten – trotz neuer Vorsorgen im Zuge des RusslandUkraine-Konflikts – verhalfen zu mehr Gewinn. „Wir haben sehr erfolgreich gearbeitet“, sagt RBI-CEO Johann Strobl zu den vorläufigen Jahreszahlen. Die Ergebnisse zeigten auch, dass man gelernt habe, mit den Einschränkungen der Pandemie umzugehen. Unterm Strich blieb bei der Bank 2021 ein Gewinn 1,37 Mrd. € übrig – das waren mehr als vor der Coronakrise: 2019 hatte die Bank ein Konzernergebnis von 1,23 Mrd. € erzielt.
Gewinnplus von 70 Prozent
Auch zum Vorjahr 2020 (804 Mio. €) verzeichnete die RBI ein klares Gewinnplus von 70%. Im vierten Quartal lag das Konzernergebnis bei 317 Mio. €, das war weniger als im Quartal davor (443 Mio. €).
In diesem Zeitraum wurden für Risikokosten (Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte) 150 Mio. € zurückgelegt.
Weniger Risikokosten
Das waren deutlich mehr als im Vorquartal mit 44 Mio. €. Im Jahresvergleich haben sich die Risikokosten jedoch deutlich verringert. Ende 2021 lagen sie bei 295 Mio. €, nach knapp 600 Mio. (598) zum Jahresende 2020. 115 Millionen hat die Bank für ein etwaiges Sanktionsrisiko rund um den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zurückgelegt. Die RBI beobachte die angespannte geopolitische Situation derzeit sehr genau. Generell seien die dortigen Institute der RBI aber gut aufgestellt, und das Geschäft laufe derzeit normal, der Marktanteil sei überdies gering. Über einen Rückzug denke man derzeit nicht nach. „Wir stellen derzeit keine derartigen Überlegungen an“, so Strobl.
Aus Bulgarien wird sich die RBI dagegen zurückziehen. „Das war für uns emotional keine einfache Entscheidung“, so der Bank-CEO. (rk)
Bawag Group goes USA
Das Unternehmen holt sich die Peak Bancorp.
WIEN/MC CALL. Die Bawag Group gab die Unterfertigung einer Vereinbarung zur Übernahme von 100% der Aktien von Peak Bancorp, Inc., der Holdinggesellschaft der Idaho First Bank, für 65 Mio. USD bekannt. Idaho First Bank ist eine landesweit operierende Community Bank mit Sitz in McCall, Idaho. Die Transaktion wurde vom Verwaltungsrat der Peak Bancorp genehmigt und steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Aktionäre. Die Übernahme ermöglicht es der Bawag Group, ihre Präsenz in den USA auszubauen und sich für künftiges Wachstum in einem der Kernmärkte der Bank besser zu positionieren. In den ersten drei Quartalen im Jahr 2021 erzielte Peak Bancorp einen Nettogewinn in Höhe von 4,6 Mio. USD. (rk)
© IngoFolie




ZERTIFIKATE
Das Instrument der Stunde
WIEN. Zertifikate sind beliebt, meinten die Finanzmarktexperten Frank Weingarts (ZFA), Christoph Boschan (Wiener Börse), Thomas Wulf (Eusipa) und Fritz Mostböck (Erste Group) bei der Jahresauftakt-Veranstaltung 2022 des Zertifikate Forum Austria. Vor allem die Zinsenlandschaft und die neue Volatilität an den Börsen sprechen für strukturierte Produkte.
Mit einem positiven Rückblick auf das Jahr 2021 eröffnete Frank Weingarts, Vorstandsvorsitzender des Zertifikate Forum Austria, die Online-Veranstaltung mit mehr als 150 Teilnehmenden.
Markt erneut gewachsen
„2021 ist der Markt für Zertifikate in Österreich wieder deutlich gewachsen. Ein investiertes Volumen von insgesamt 14,8 Mrd. Euro und ein Handelsvolumen von 3,7 Mrd. Euro zeigen, dass strukturierte Produkte mittlerweile gelernter Bestandteil in den Portefeuilles der Anlegerinnen und Anleger in Österreich geworden sind“, so Weingarts.
Unabhängig von Regulierungs- und Digitalisierungsthemen finden Anlegerinnen und Anleger 2022 ein attraktives Umfeld für Aktieninvestments vor, sagt Mostböck. „Wir erwarten für 2022 eine moderat positive Entwicklung der Aktienmärkte, wenngleich bei erhöhter Volatilität durch geopolitische Konflikte und anhaltende Lieferkettenprobleme. Angesichts der Zinslandschaft und des wirtschaftlichen Aufholpotenzials sind Aktien 2022 eine alternativlose Veranlagung.“
Jetzt mit Gütesiegel
Zwei Kapitalschutz-Zertifikate der Raiffeisen Centrobank AG (RCB) mit Österreichischem Umweltzeichen ausgezeichnet.
© Raiffeisen Centrobank AG
Prämiert
Heike Arbter, RCB: „Unsere Produkte sind als eine der ersten überhaupt in Österreich damit ausgezeichnet worden.“

WIEN. Als größter heimischer Zertifikate-Emittent will die Raiffeisen Centrobank AG (RCB) auch im Bereich der nachhaltigen Veranlagung eine führende Rolle einnehmen.
Dass die RCB hier auf dem richtigen Weg ist, wird jetzt durch die erste Auszeichnung zweier Neuemissionen mit dem Österreichischen Umweltzeichen bestätigt.
Nachhaltige Geldanlage ist und bleibt einer der ganz großen Megatrends. Alleine in den vergangenen drei Jahren hat sich das in nachhaltige Zertifikate investierte Volumen bei der RCB mehr als vervierfacht.
Gütesiegel im Finanzbereich
Als unabhängiges Gütesiegel mit hoher Glaubwürdigkeit und hohem Wiedererkennungswert zertifiziert das Österreichische Umweltzeichen im Finanzbereich ethisch orientierte Projekte und Unternehmen, die Gewinne durch nachhaltige Investitionen erzielen. „Für Anlegerinnen und Anleger, die ihr Geld sinnvoll veranlagt wissen wollen, gibt dieses Gütesiegel wichtige Orientierung“, sagt Heike Arbter, Mitglied des Vorstands der RCB.
RCB als Frontrunner
„Wir freuen uns sehr darüber, dass unsere Produkte als eine der ersten überhaupt in Österreich damit ausgezeichnet worden sind“, so Arbter. (rk)
© APA/dpa/Oliver Berg; Montage
Agenda Austria rechnet vor
Was aus einem Euro seit 1980 geworden ist.
WIEN. Die Inflation erreicht aktuell ungeahnte Höhen. Als Sparer ist man der Teuerung hilflos ausgeliefert. Am Sparbuch gibt es schon seit Jahren keine Zinsen mehr. Durch die Inflation verliert man real sogar Geld. Was aus einem Euro wurde, der 1980 investiert wurde, zeigt eine Berechnung der Agenda Austria. So ist ein Euro am internationalen Aktienmerkt heute über 20-mal mehr wert. Gold und Staatsanleihen legten knapp zu, bei Bargeld ging es aufgrund der Inflation mit dem Wert bergab. „Für den Kleinanleger ist langfristiges Anlegen die beste Strategie“, sagt Heike Lehner, Agenda Austria. Trotz zahlreicher Talfahrten an den Aktienmärkten sei die Wahrscheinlichkeit historisch hoch, die Inflation zu schlagen. (rk)
JAHRESBILANZ
CA Immo rechnet mit feinem 2021
WIEN. Auf Basis von unabhängigen externen Gutachten erwartet die CA Immo für das vierte Quartal des Jahres 2021 ein positives Netto-Neubewertungsergebnis von rund 355 Mio. € (rund 3,52 € je Aktie). Insgesamt wird für das Geschäftsjahr 2021 ein überaus positives NettoErgebnis aus der Immobilienbewertung von rund 540 Mio. € (rund 5,36 € je Aktie) erwartet, das damit den Referenzwert des Vorjahres von 184 Mio. € deutlich übertreffen wird.
Der Wert des Immobilienportfolios werde sich zum 31. Dezember 2021 voraussichtlich auf rund 6,25 Mrd. € belaufen, heißt es bei der CA Immo.
GBV-ZAHL FEBRUAR
Wohnbeihilfen in Österreich vs. EU
WIEN. Aufgrund hoher Mieten und einem geringen Angebot an leistbarem Wohnraum benötigen immer mehr Haushalte in der EU Wohnbeihilfen, um sich ihre Wohnung überhaupt leisten zu können.
Derzeit müssten in der EU 15% aller Mietausgaben von der öffentlichen Hand beglichen werden, so der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen. In Österreich, wo man weiterhin auf den Bau von leistbaren Wohnungen setze, insbesondere durch gemeinnützige Bauvereinigungen (GBVs), liege der Anteil der Mietausgaben, die mittels Wohnbeihilfen bezahlt werden, dagegen bei fünf Prozent.
© PantherMedia/ArturVerkhovetskiy
Anstieg
Der Bruttoproduktionswert der kompletten heimischen Bauwirtschaft erhöhte sich 2021 auf knapp 51 Mrd. Euro.

Wachstum über die Kostenschiene
Die heimische Bauwirtschaft ist 2021 zwar substanziell gewachsen, großteils aber nur wegen teurerer Preise.
WIEN. Wie es um Österreichs Bauwirtschaft genau bestellt ist, zeigen aktuelle Daten des Marktforschungsinstituts Branchenradar.com.
Marktanalyse
Laut aktuellem Branchenradar Bauwirtschaft in Österreich erhöhte sich im Jahr 2021 der Bauproduktionswert für die gesamte Bauwirtschaft um elf Prozent gegenüber Vorjahr auf rund 50,9 Mrd. €. Damit wurden um beinahe 5,1 Mrd. € mehr investiert als im Jahr davor. Im Jahresabstand wuchs die Bauproduktion im Wohnbau um 11,9%, im Nicht-Wohnbau um 13,7% und im Tiefbau um 4,3%.
Allerdings war das starke Wachstum primär auf rasch steigende Preise zurückzuführen. Unter Berücksichtigung von kleineren Bauvorhaben, Gebäudesanierungen und Verkehrsflächenertüchtigungen, die vom offiziellen Baupreisindex nicht abgebildet werden, stiegen im Jahresdurchschnitt die Baupreise im Tiefbau zwar vergleichsweise moderat um 2,2%, im Hochbau dagegen überaus kräftig um 9,8% gegenüber Vorjahr. Preisbereinigt blieb damit vom angesagten Bauboom nicht mehr viel übrig. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die reale Bauleistung im Wohnbau und im Tiefbau um etwa zwei und im Nicht-Wohnbau um rund vier Prozent.
Warum die Preise speziell im Hochbau so rasch stiegen? Den Bauunternehmen liefen die Baukosten davon. So machten etwa im Wohnungs- und Siedlungsbau die Gesamtbaukosten einen Satz um mehr als zehn Prozent nach oben. Kostentreiber waren aber weniger Löhne und Gehälter – die Arbeitskosten entwickelten sich mit plus 2,15% gegenüber dem Vorjahr unauffällig – als vielmehr massiv steigende Materialpreise. Gegenüber 2020 kam es hier zu einem Anstieg um gut 18%. (hk)
Marktentwicklung der Bauproduktion
Bruttoproduktionswert Bau 2018 2019 2020 2021 Bau total* 42,6 45,1 45,8 50,9 Veränderung zum Vorjahr +7,3% +5,7% +1,6% +11,0% davon Wohnbau* 19,1 20,3 21,4 23,9 Veränderung zum Vorjahr +6,5% +6,3% +5,1% +11,9% davon Nicht-Wohnbau* 15,0 16,2 15,8 17,9 Veränderung zum Vorjahr +7,9% +7,9% −2,7% +13,7% Tiefbau* 8,5 8,6 8,7 9,1 Veränderung zum Vorjahr +8,1% +0,5% +1,5% +4,3%