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Dauerbrenner Impfquote

Impfbonus der SVS

Die Sozialversicherung der Selbstständigen zahlt ihren Versicherten 100 Euro bei vollständigem Impfschutz.

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••• Von Katrin Pfanner

WIEN. Selbstständige und Bauern bekommen 100 €, wenn sie einen ganzheitlichen Impfschutz nachweisen. Einen entsprechenden Bonus zahlt ihre Sozialversicherung (SVS) aus, wenn sie nicht nur die Corona-Impfung, sondern alle vom Nationalen Impfgremium empfohlenen Impfungen absolviert haben. Das kündigte SVS-Obmann Peter Lehner an. Die Aktion ist einmalig und kann ab sofort bis 31. Dezember 2022 von allen bei der SVS krankenversicherten Personen beantragt werden.

Der Verwaltungsrat der SVS hat für die Aktion 90 Mio. € bewilligt. Lehner sprach – bezogen auf singuläre Maßnahmen – von der „größten Präventionsinitiative der SozialversicherungsGeschichte“. Er betonte, dass man damit ein Anreizsystem schaffe; es gehe darum, die Prävention voranzutreiben. Und dabei wolle man darauf aufmerksam machen, dass es nicht nur die Corona-Impfung gebe, sondern auch andere, die etwas ins Hintertreffen geraten seien. Da die Empfehlungen mit dem Lebensalter differieren, erfolgt eine Clusterung in drei Altersgruppen: Kinder bis 15 haben die Impfungen gegen Influenza, HPV, FSME, Pneumokokken und

SVS-Obmann Peter Lehner will die Prävention ausbauen und das Gesundheitsbewusstsein der Versicherten stärken.

die Kombinationsimpfungen Masern-Mumps-Röteln sowie Diphterie-Tetanus-Pertussis-Poliomyelitis-Hämophilus nachzuweisen. Bei Personen zwischen 15 und 60 sind es die Impfungen gegen Corona und FSME und die Kombinationsimpfungen Masern-Mumps-Röteln sowie Diphterie-Tetanus-PertussisPolio. Erwachsene ab 60 haben die Impfungen gegen Pneumokokken, FSME, Corona und Influenza nachzuweisen.

„Geimpft Gesünder“

Die Aktion wird mit der Kampagne „Geimpft Gesünder“ auf den Kommunikationskanälen der SVS beworben. Die Kampagne ist Teil der umfassenden Präventionsstrategie der SVS. Mit dem Vorsorgeprogramm können Selbstständige bei Erreichen der Gesundheitsziele ihren Selbstbehalt von 20 auf zehn Prozent halbieren und, wenn sie ihre Gesundheitsziele nachhaltig verfolgen, nochmals auf fünf Prozent halbieren. Daneben gibt es einen „Gesundheitshunderter“ zur Unterstützung für diverse Ernährungs- und Bewegungsprogramme sowie einen „Sicherheitshunderter“ zur Unterstützung für Trainings und Kurse zur Unfall-Prävention und Arbeitssicherheit.

Kasse bekämpft Verschwörungstheorien

Die Gesundheitskasse ÖGK lud Experten zu Hintergrundgespräch.

WIEN. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) widmet sich dem Thema der Verschwörungstheorien rund um das Thema Corona. Die ÖGK lud dazu den deutschen Experten für Verschwörungsmythen, Jan Skudlarek, zu einem Hintergrundgespräch. Der Philosoph geht davon aus, dass die Impfpflicht zu einer kurzfristigen Zunahme des Widerstands bei den Impfgegnern führen wird, dieser werde aber wieder „abebben“.

Ängste ernst nehmen

Generaldirektor Bernhard Wurzer fragte, wie es passieren könne, dass Menschen völlig irrational an Verschwörungstheorien glauben – etwa der Erzählung, dass in einer Impfstoff-Ampulle ein „Chip“ enthalten sei. Skudlarek führte aus, Verschwörungstheorien hätten für manche Personen eine bestimmte Funktion. Wenn jemand etwa in eine Impfspritze hineinschauen möchte, dann könne es etwa um ein Kontrollbedürfnis oder Sicherheitsbedürfnis gehen. Dieses Kontrollbedürfnis sollte man thematisieren – also die Fragen, die hinter der Verschwörungstheorie stehen. Oft gehe es auch um existenzielle Sorgen. (red)

© Georg Wilke

ÖGK-Direktor Bernhard Wurzer diskutierte mit Fachleuten.

Lösung in Sicht

Einigung im Streit um Patente für Corona-Impfungen laut WTO bald möglich. Arme Länder drängen auf Lösung.

© APA/AFP/Luca Sola

Die niedrigen Durchimpfungsraten in armen Ländern fördern Mutationen, warnen Experten. Die WTO sucht Lösungen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/GENF. Im Streit um Impfstoff-Patente könnte nach Einschätzung der Welthandelsorganisation (WTO) eine Einigung für ärmere Länder kurz bevorstehen. „Wir hoffen, dass wir in den kommenden Wochen einen Durchbruch erzielen können“, sagte die WTO-Vorsitzende Ngozi Okonjo-Iweala vor Journalisten. Demnach zeichnet sich eine „Kompromisslösung“ ab. Mehr als 100 Länder hatten ein Aufheben der Patente gefordert, damit weltweit die Impfquoten erhöht und auch künftige Mutationen eingedämmt werden können. Vor allem die EU und die Industrie lehnen das ab.

Entwicklungsländern sollte jedenfalls „ein besserer Zugang zu Technologietransfer und geistigem Eigentum ermöglicht“ werden, sagte Okonjo-Iweala. Gleichzeitig sollen Innovation und Forschung geschützt bleiben. „Wichtig ist der Zugang zu Impfstoffen“, sagte Frankreichs Außenhandels-Staatssekretär Franck Riester. Der Streit um geistiges Eigentum dürfe keine „Bremse“ für den Zugang zu Impfstoffen in Entwicklungsländern sein.

Vor allem Indien und Südafrika hatten im vergangenen Oktober eine vorübergehende Aussetzung des Patentschutzes bei den Vakzinen vorgeschlagen, um die Produktion von CoronaImpfstoffen in Entwicklungsländern zu beschleunigen und der ungleichen Verteilung von Impfstoffen entgegenzuwirken. Seitdem laufen Verhandlungen auf Ebene der WTO.

Pharmakonzerne und die Länder, in denen sie angesiedelt sind, argumentieren, Patente seien nicht das Haupthindernis bei der Erhöhung der Produktion. Zugleich warnen sie, durch eine Aussetzung der Patente würden Innovationen ausgebremst.

Forderung nach Transparenz

Die Europäische Ombudsfrau Emily O’Reilly übt indes Kritik an ihrer Ansicht nach fehlender Transparenz der EU-Kommission beim Ankauf von Pfizer-Impfstoffen. Sie hält die Weigerung der Kommission, Auskunft über Nachrichten zwischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pfizer-Chef Albert Bourla zu geben, nicht für rechtens. Der Deal soll persönlich in Anrufen und Textnachrichten zwischen Von der Leyen und Bourla eingefädelt worden sein.

Wir hoffen, dass wir im Patentstreit in den kommenden Wochen einen Durchbruch erzielen können.

Ngozi Okonjo-Iweala

WTO-Vorsitzende

PHARMAINDUSTRIE

EU genehmigt Pfizer-Pille

AMSTERDAM. Die EUArzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für die Zulassung des Medikaments Paxlovid gegen Covid-19 gegeben. Das Mittel des US-Herstellers Pfizer könne bei Patienten eine schwere Erkrankung nach einer Corona-Infektion verhindern, teilte die EMA mit. Nach der Zulassung ist dies das erste Covid-Medikament, das oral eingenommen wird. Die Tablette gilt als sehr effektiv.

Orale Covid-19-Therapie

Nach Angaben von Pfizer soll das Mittel das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Covid-19-Patienten um 89% senken. Patienten nehmen fünf Tage lange zwei Mal täglich jeweils drei Tabletten ein. Der Wirkstoff Nirmatrelvir soll ein SARSCoV-2-Protein hemmen und dadurch die Vermehrung des Virus stoppen. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen. (ag)

© APA/AFP/Pfizer/Handout

Zulassung

EMA hat der Covid-19-Tablette von Pfizer die Zulassung erteilt.

PHARMA

Marinomed wächst kräftig

KORNEUBURG. Die niederösterreichische Marinomed Biotech AG hat im Vorjahr den Umsatz auf 11,6 Mio. € gesteigert, ein Plus von 43% im Jahresvergleich. Haupttreiber des Geschäfts war die starke Nachfrage nach Carragelose, so das BiotechUnternehmen. Zu heuer meinte Firmenchef Andreas Grassauer: „Wir werden uns auf Marinosolv-basierte Therapeutika konzentrieren, die wichtige Werttreiber auf den langfristigen Wachstumspfad sein sollen.“

Covid-19-Therapie

Mit dem ersten Vertrag für Budesolv, ein Produktkandidat, sei ein weiterer „Meilenstein“ erreicht worden. „Zudem bieten wir mit Solv4U die MarinosolvTechnologie auch Partnerunternehmen an, um sie bei der Entwicklung effektiver Formulierungen für pharmazeutischen Wirkstoffe zu unterstützen. Für Carragelose wurde in einer klinischen Studie bestätigt, dass unser Virusblocker die Zahl der Covid-19-Fälle signifikant reduzieren kann“, so Grassauer. (red)

© Marinomed

Bilanz

Marinomed-Vorstand Andreas Grassauer meldet kräftiges Wachstum.

Labore expandieren

Rund 1,7 Mrd. Euro wurden 2021 für die Corona-Teststrategie ausgegeben, Schul- und Bürotests noch nicht eingerechnet.

© APA/Roland Schlager

Österreichisches Test-Know-how könnte künftig auch in Deutschland eingesetzt werden, heißt es von Anbietern.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. In der Politik wächst die Kritik an der Teststrategie. Vor allem, dass Tests kostenlos sind, stößt auf Widerstand. Neben den hohen Kosten würden die Gratistests auch verhindern, dass die Impfquote steigt. „Wir werden es uns nicht leisten können, jedes Jahr Milliarden für Coronatests auszugeben“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zu Wochenbeginn. 2021 hat die öffentliche Hand geschätzt 1,7 Mrd. € für Coronatestungen ausgegeben.

Expansion nach Deutschland

Umgekehrt profitieren die Laborunternehmen von dieser Entwicklung kräftig und kommen wie berichtet mit dem Ausbau der Testkapazitäten kaum nach. Lead Horizon, Anbieter von Corona-Testkits und der dazugehörigen digitalen Abwicklung der Tests, will nun etwa auch in Deutschland ins Geschäft kommen.„Wir interessieren uns sehr dafür, nach Deutschland zu expandieren“, sagte eine Sprecherin zur APA. Es gebe „diverse Gespräche“, aber noch keine konkreten Angebote. „Wir stehen nicht vor einem Abschluss“, so die Sprecherin. Ziel sei es, nicht nur die Testkits zu exportieren, sondern das ganze Know-how über die Abwicklung der Tests und die „digitale Lösung“ mit der Web-App, die Nutzer durch den Prozess führt und bis zur Ausstellung des Test-Zertifikats reicht. Damit habe der Kunde auf einfachen Weg alles, was er braucht, ohne dass eine ärztliche Begleitung nötig ist.

Die Firma Lifebrain hingegen, die in Wien Zusammenarbeit mit Lead Horizon die „Alles Gurgelt“-Corona-Tests auswertet, betont, dass sie keinerlei Absichten habe, nach Deutschland zu expandieren. Der Fokus von Lifebrain liege erst in Wien, dann in den Bundesländern. „Unser Hauptziel ist es, den österreichischen Markt noch besser versorgen zu können“, so ein Sprecher.

Wir werden es uns nicht leisten können, jedes Jahr Milliarden für Coronatests auszugeben.

Günther Platter

LH Tirol

Hier findest du die Menschen hinter den Unternehmen

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