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Das dicke Ende kommt erst Firmenpleiten: Die Probleme sind aufgeschoben
from medianet 02.04.2021
by medianet
–50%
Rückgang
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Seit dem ersten Lockdown im März 2020 haben sich die Firmenpleiten pro Woche um etwa 50% reduziert. Im ersten Quartal 2021 ist ihre Zahl gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 59% gesunken.
Was heuer noch auf die Wirtschaft zukommt
KSV: Die Firmenpleiten bleiben weiter rückläufig – wann es zu einer Trendumkehr kommen wird, hängt auch von weiteren Eingriffen der Bundesregierung ab.
••• Von Reinhard Krémer
Damit haben nur wenige gerechnet: Die Zahl der Insolvenzen in Österreich geht weiterhin dramatisch zurück. „Die Coronakrise zeigt immer noch ihre Krallen. Wir befinden uns inmitten der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg – und die Zahl der Insolvenzen ist weiterhin auf Talfahrt. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, wird Österreichs Wirtschaft mittel- und langfristig mit weitaus massiveren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben, als das heute ohnehin schon der Fall ist“, sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Ein Grund für die prekäre Lage sind unter anderem auch die zahlreichen künstlichen Eingriffe in ein an sich gut funktionierendes Insolvenzwesen, wodurch viele Betriebe mit künstlichen Mitteln noch am Leben gehalten werden.
Aus für die Gießkanne
Wie sehr sich die Lage zuletzt zugespitzt hat, zeigt, dass mit hochgerechnet 473 insolventen Unternehmen der niedrigste Wert pro Quartal nicht nur seit
Beginn der Coronakrise, sondern seit dem Jahr 1977 zu verzeichnen ist.
Der KSV1870 plädiert daher für ein sofortiges Ende des praktizierten Gießkannen-Prinzips, um nicht noch mehr Firmen zu gefährden. Zudem empfiehlt der Gläubigerschutzverband, wenn notwendig, frühzeitig eine Sanierung ins Auge zu fassen: „Wenn der eigene Betrieb in finanzielle Schieflage geraten ist, ist es sinnvoll, lieber heute als morgen eine Sanierung anzustreben. Auf diese Weise kann noch gerettet werden, was zu retten ist. Hier geht es ganz besonders auch um Jobs und die Existenz der Menschen, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden darf“, rät Götze.
Pleiten kleinteiliger
Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung ist nicht nur die Zahl
Vom Fach
Karl-Heinz Götze ist Leiter Insolvenz beim KSV1870.
der Insolvenzen stark rückläufig, sondern sind die Firmenpleiten auch bedeutend kleinteiliger geworden.
Im Jahr 2021 gibt es mit der AIK Energy Austria GmbH und der „die Eigentum“ Wohnungs-
und Siedlungsgesellschaft m.b.H. bislang nur zwei Großinsolvenzen mit Passiva von jeweils über 10 Mio. €.
Diese Entwicklung findet auch bei den Passiva ihren entsprechenden Niederschlag. Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 haben sich die geschätzten Verbindlichkeiten zuletzt um 86% auf 157 Mio. € reduziert – das ist gerade mal ein Siebtel des Vorjahreswerts.
Die einzige Ausnahme betrifft Vorarlberg: Aufgrund der Insolvenz „Das Schäfer Berghotel GmbH“ mit rund 8,3 Mio. € haben sich die Passiva im Westen Österreichs um fast 150% erhöht.
Jetzt auch der Bau betroffen
Im Vergleich zum Vorjahr ist es im Branchen-Ranking zu teils deutlichen Verschiebungen gekommen.
Während im Jahr 2020 die Bereiche „Unternehmensbezogene Dienstleistungen“ und das Gastgewerbe ganz vorn zu finden waren, ist es jetzt trotz allgemein guter Auftragslage die Bauwirtschaft (28% aller Insolvenzen), gefolgt von unternehmerischen Dienstleistungen (21%) und dem Gastgewerbe(10%). Worauf der Rückgang in der letztgenannten Branche beruht, liegt für Götze auf der Hand: „Die Gastronomie ist mit am stärksten von der Krise betroffen, weshalb die staatliche Unterstützung verhältnismäßig hoch ausfällt. Der harte Aufprall wird für viele Gastronomen spätestens dann erfolgen, wenn der künstliche Eingriff durch die Regierung beendet wird“, so der KSV1870Experte.
Prognosen unmöglich
Vor wenigen Wochen wurden die vermeintlichen CoronaHilfsmaßnahmen, wie etwa Stundungen seitens der Bundesregierung, einmal mehr bis 30. Juni 2021 verlängert – valide Zukunftsprognosen sind daher nahezu unmöglich, so der KSV. Seit Beginn der Pandemie ist die Zahl der Firmenpleiten pro Woche um rund die Hälfte gesunken – dieser Trend dürfte auch in nächster Zeit bestehen bleiben. Aus heutiger Sicht geht der KSV1870 davon aus, dass die Zahl der Firmenpleiten frühestens im Herbst steigen wird.
Weniger Pleiten als erwartet …
Dennoch wird das Gesamtjahr in Bezug auf Insolvenzen wohl bedeutend niedriger ausfallen als ursprünglich erwartet. Es ist durchaus realistisch, dass dieses auf dem Vorjahresniveau oder leicht darüber zum Liegen kommt. „Eine regelrechte Insolvenzwelle ist aus heutiger Sicht am Horizont nicht erkennbar. Wann auch immer die Insolvenzzahlen steigen werden, gehen wir von einer stetigen Steigerung der Firmenpleiten aus. Dieser Anstieg wird bis in die Jahre 2022 und 2023 hineinreichen“, erklärt Götze.
… und weniger Gläubiger
In Anbetracht von deutlich rückläufigen Insolvenzzahlen hat sich auch die Zahl der von einer Pleite ihres Arbeitgebers unmittelbar betroffenen Dienstnehmern maßgeblich reduziert – gegenüber dem ersten Quartal 2020 gibt es aktuell mit 1.723 Personen um 61% weniger betroffene Dienstnehmer.
Ein ähnliches Szenario gibt es auf Gläubigerseite zu vermelden: 3.594 betroffene Gläubiger bedeuten ein Minus von ebenfalls 61%.
© Anna Rauchenberger

Karl-Heinz Götze
KSV1870
Über den KSV1870
Schutzschild
Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) zählt zu den führenden Wirtschaftsplattformen Österreichs. Im Jahr 2020 feierte er sein 150-jähriges Bestehen. Aktuell serviciert die Unternehmensgruppe mehr als 27.000 Mitglieder im In- und Ausland.

Neu am Gutmann-Ruder (v.l.): Thomas Neuhold, Martin Grolig, Martina Haschke-Pistori, Louis Kahane, Robert König.
Jünger und stärker
Mit fünf zusätzlichen Partnern will die Privatbank Bank Gutmann ein starkes Signal für die Zukunft setzen.
WIEN. Mit Martin Grolig, Martina Haschke-Pistori, Louis Kahane, Robert König und Thomas Neuhold wurden gleich fünf „Neue“ in den Partnerkreis der Bank Gutmann berufen. Louis Kahane tritt als Mitglied der Eigentümerfamilie der Bank ins operative Geschäft ein.
Die 1922 gegründete Bank Gutmann verwaltet derzeit ein Vermögen von 25,5 Mrd. €. Zu den Kunden zählen in- und ausländische Stiftungen, Unternehmerfamilien, vermögende Privatkunden und institutionelle Investoren.
Das Traditionshaus wurde mehrfach als führende Privatbank in Österreich, im deutschen Sprachraum und in CEELändern ausgezeichnet. Die Mehrheit der Bank Gutmann ist im Besitz der Familie Kahane. Zum Kreis der Eigentümer gehören auch leitende Mitarbeiter, die als Partner an der Bank beteiligt sind.
Kontinuität & Engagement
„Diese spezielle Eigentümerstruktur garantiert unseren Kundinnen und Kunden rasche Entscheidungen, Kontinuität, besonderes Engagement und ein hohes Maß an Beratungsqualität von Unternehmer zu Unternehmer“, sagt Vorstandsvorsitzender Frank W. Lippitt. „Durch die Entscheidung, den Partnerkreis zu verjüngen und zu erweitern, stellen wir sicher, dass dieses Versprechen auch in Zukunft hält.“
Die neuen Führungskräfte
Martin Grolig ist seit 2004 in der Rechtsabteilung von Bank Gutmann tätig, die er seit 2013 leitet.
Martina Haschke-Pistori begann 1991 in der Bank Gutmann im Bereich Rechnungswesen.
Louis Kahane ist seit 2020 bei Gutmann. Er ist Mitglied der Bereichsleitung Private Clients.
Robert König startete seine Karriere bei der Bank Gutmann 2011. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Kundenbetreuer und ist Mitglied der Bereichsleitung Private Clients.
Thomas Neuhold ist seit 2004 für Gutmann tätig. Er ist Mitglied des Vorstands der Gutmann Kapitalanlageaktiengesellschaft, leitete viele Jahre das Anleihefondsmanagement und ist seit 2018 für das gesamte Fondsmanagement verantwortlich. Grolig, König, Haschke-Pistori und Neuhold absolvierten auch die Insead Business School in Frankreich. (rk)
Santander zeigt auf
Institut mit 36 Mio. Euro Gewinn im Coronajahr.
WIEN. Die Spezialbank für Konsumkredite schloss das herausfordernde Corona-Jahr 2020 unter dem Strich profitabel ab. Die Santander Consumer Bank erwirtschaftete im Jahr 2020 einen Gewinn nach Steuern von 35,8 Mio. € (–29,7% im Vorjahresvergleich). Grund für den Rückgang ist die deutlich erhöhte Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle. „Wir haben in diesem schwierigen Jahr das Beste herausgeholt und sind mit dem Ergebnis zufrieden. Dass wir seit dem Markteintritt unserer Bank in Österreich vor über zehn Jahren erfolgreich gewirtschaftet haben, hat uns dabei geholfen. Auf diesem soliden Fundament konnten wir im Corona-Jahr aufbauen“, sagt Olaf Peter Poenisch, CEO der
© Santander Consumer Bank Santander Consumer Bank. (rk) Sicher ist sicher: Die Santander Consumer Bank erhöhte die Risikovorsorge.

GESCHÄFTSJAHR 2020
FACC mit neuem Marktumfeld
RIED/INNKREIS/WIEN. Im Krisenjahr 2020 erwirtschaftete der AerospaceKonzern FAAC einen Umsatz von 526,9 Mio. € und verzeichnete damit einen Umsatzrückgang in Höhe von 126,2 Mio. € gegenüber dem Vorjahr (Rumpfgeschäftsjahr). Der deutliche Rückgang basiert insbesondere auf negativen Anpassungen von Bauraten bei allen für FACC wesentlichen Flugzeugprogrammen.
Positive Dynamik
Waren die Umsätze vor allem im Juli und August von reduzierten Abrufen der Kunden geprägt, war ab September eine positive Dynamik erkennbar.
Das EBIT 2020 liegt bei –74,4 Mio. €; im Rumpfgeschäftsjahr 2019 waren es 22,1 Mio. €. Jetzt will das Unternehmen mit einem stringenten Kostensenkungsprogramm und einer strategischen Neuausrichtung die Weichen für die Zukunft stellen.
JUSTITIA AWARDS 2021
NominierungsFrist läuft
WIEN. Nach dem großen Erfolg der Justitia Awards 2020 läuft die Ausschreibung für die Justitia Awards 2021. Wer sind die herausragendsten Frauen im Gesetz 2021?
Die Gewinner werden auf der Justitia Preisverleihung 2021, die während der Zweiten Internationalen Konferenz Women in Law vom 9. bis zum 11. September 2021 bekannt gegeben. Die Frist für die Nominierung läuft noch bis zum 30. April. Nominierungen online: www.justitia-award.at
Helvetia legt kräftig zu
Steigerung im Gesamtprämienaufkommen trotz Krise erstmalig auf eine halbe Milliarde Euro – auch Lebengeschäft wuchs.
© Helvetia

Thomas Neusiedler, CEO von Helvetia Österreich: „Wir haben unsere Marktposition deutlich ausgebaut.“
WIEN. Starke Zahlen bei der Helvetia Versicherung: Zum ersten Mal in der Geschichte von Helvetia Österreich wurde beim Gesamtprämienvolumen (inkl. Transportversicherungsgeschäft; Anm.) mit 502,2 Mio. € (2019: 480,9 Mio. €) die 500 Mio.Marke übersprungen.
Auch im KfzBereich konnte an die letztjährigen Entwicklungen angeknüpft werden, mit einem Zuwachs von 6,5% auf 130,4 Mio. € (2019: 122,5 Mio. €). Das Geschäftsvolumen in der wegen der Niedrigzinsen geplagten Lebensversicherung stieg 2020 um 1,5% auf 154,6 Mio. € (2019: 152,3 Mio. €).
Fondsgebundene bringt Plus
Das Geschäft in der klassischen Lebensversicherung entwickelte sich daher strategiekonform rückläufig, während innerhalb der fondsgebundenen Lebensversicherung (FLV) ein starkes Wachstum von 11,9% bei laufenden Prämien verzeichnet werden konnte. „Helvetia kann auf ein positives Geschäftsjahr und einen erfolgreichen Abschluss der Strategieperiode helvetia 20.20 zurückblicken“, so Thomas Neusiedler, CEO von Helvetia Österreich. „Unser Fokus auf Digitalisierung und gleichzeitiger Serviceoptimierung zeigt, dass wir hier den richtigen Weg einschlagen, um Helvetia nachhaltig voranzubringen.“ (rk)
© IEDC-Bled School of Management/APA-Fotoservice/Hörmandinger
Bildung und Wirtschaft
Senat ruft die KMU zum Mitmachen auf.
WIEN. Um den dringenden Aufschwung nach der Krise herbeiführen und damit Unternehmen die idealen Mitarbeiter finden, rief der Präsident des Senats der Wirtschaft, Erhard Busek, im Rahmen des Talks „senat. konkret.bildung“ die heimischen Betriebe auf, jetzt aktiv zu werden: „Es braucht Unternehmen, die die Richtung der Ausbildungsentwicklung vorgeben müssen, damit die Bildungseinrichtungen flexibel reagieren können – jenseits von bürokratischen Hürden und politischen Prozessen.“
Die optimale Gestaltung von Bildung muss eine zentrale Frage für die Regierung bis hinauf zum Bundeskanzler sein, da dies die Grundlage für alles weitere darstellt, sagte der Vizekanzler a.D. (rk)