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Krankenhausstudie Covid-19 trifft Spitäler doppelt

Corona-Folgen

Nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Spitäler selbst stehen durch die Coronakrise unter Druck. Nach neuen Modellen wird gesucht.

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Covid-19 trifft die Spitäler doppelt

Eine neue Studie zeigt: Die Lockdowns führen dazu, dass die Einnahmen auch in den Krankenhäusern sinken.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Nicht nur die Wirtschaft leidet unter den Corona-Lockdowns, sondern auch die heimische Krankenhauslandschaft. Weil Patienten mit anderen Erkrankungen teilweise ambulant behandelt werden oder Therapien und planbaren Operationen aufgeschoben werden, sinken auch die Einnahmen der Krankenhäuser. Zu diesem Schluss kommt nun eine Untersuchung des Consultingriesen Roland Berger. 76% aller befragten Krankenhäuser erwarten demnach rückläufige Umsätze.

Beschäftigte unter Druck

„Unsere Krankenanstalten mit allen Mitarbeitern bewältigen seit dem Frühjahr 2020 eine andauernde Notlage. Wir haben in vielen Ländern bereits im März und im Zuge der zweiten Welle auch in Österreich schmerzlich erfahren müssen, dass aufgrund der pandemischen Ausnahmesituation zu Recht Kapazitäten für Covid-19-Patienten reserviert werden mussten“, sagt Roland Falb, Managing Partner bei Roland Berger in Österreich. Dies bedeute zwangsläufig, dass das planbare Leistungsgeschehen reduziert werden musste. „Die ganz aktuell sichtbare Plateaubildung der Infektionen ist kein Grund zur Entspannung. Zunehmend entstehen Engpässe durch den Ausfall der überlasteten Mitarbeiter – was die seit Jahren zu beobachtenden personellen Engpässe zusätzlich verschärft. Zusammenfassend gibt es keine ausreichenden Reserven für eine dritte Welle.“

Einen Boom durch Corona erlebt im Gesundheitsbereich die Digitalisierung. „Österreichs Krankenhäuser setzen nicht erst seit Beginn der Krise auf die Digitalisierung, bei der die Daten- und Ausfallsicherheit weiterhin die wichtigsten Ziele sind.“ Fast alle Krankenhäuser verfolgen bereits Strategien hinsichtlich digitaler Angebote und Patientenplattformen. Dadurch werden Telemonitoring sowie Teleconsulting in der Krankheitsbehandlung an Bedeutung gewinnen, so die Studie. Außerdem können in Zukunft beispielsweise Terminänderungen oder Befundbesprechungen komplett digital abgewickelt werden. „Konsequente Digitalisierung ist einer der wichtigsten Hebel, um die wirtschaftlichen Herausforderungen durch Covid-19 meistern zu können. Aber auch vor dem Hintergrund weiterentwickelter Patientenbedürfnisse und im Sinne der Prozesseffizienz gewinnen digitale Ansätze an Bedeutung“, sagt Oliver Rong, für den Bereich Leistungserbringer verantwortlicher Partner bei Roland Berger. „Unsere Umfrage zeigt, dass viele Verantwortliche diesen Handlungsdruck erkannt haben und ihre Häuser entsprechend modernisieren.“ Auch der Trend zur Ambulantisierung und der Rückgang stationärer Fallzahlen wird nach Einschätzung der Befragten weiter zunehmen. Umso wichtiger sei die Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Bereich.

Streit um Impfstoff

Aufregung herrscht in ganz Europa über Verzögerungen bei zugesagten Lieferungen von Corona-Impfdosen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/BRÜSSEL. „Wir haben immer gewusst, dass das Tempo der Impfungen in der EU und Österreich von dem Termin der Marktzulassungen der einzelnen Produkte sowie von Lieferterminen und Liefermengen abhängig ist“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zu Wochenbeginn. Doch dass es teilweise zu deutlichen Verzögerungen kommt, war dann doch zu viel. Der Lieferumfang der potenziellen Corona-Impfung von AstraZeneca wird zu Beginn niedriger ausfallen als erwartet.

Weniger Impfdosen

Anschober erwartet ab dem 7. Februar erste Lieferungen des AstraZeneca-Impfstoffs. Beim Steering Board Meeting zur EUImpfstoffbeschaffung hat der CEO von AstraZeneca laut einer Aussendung des Gesundheitsministerium bekannt gegeben, dass die Zulassung des Impfstoffs voraussichtlich Ende dieser Woche erfolgen soll. In diesem Fall kann im Februar in drei Tranchen Impfstoff nach Österreich geliefert werden: Am 7. Februar 63.354, am 17. Februar 97.763 und Ende Februar 182.430 Dosen. Insgesamt kommen im Februar „also 343.547 Dosen Impfstoff von AstraZeneca nach

Die EU hat im Vorjahr bereits an Hersteller bezahlt, um Impfstoffe vorzuproduzieren. Jetzt gibt es Streit über Verzögerungen.

Österreich“, hieß es. Ursprünglich hatte man 600.000 Dosen erwartet. Laut Gesundheitsministerium hätte AstraZeneca nach Angaben der Europäischen Kommission bereits seit dem verbindlichen Vertragsabschluss Impfstoff für die EU-27 auf Vorrat fertigen müssen. „Die EUVerträge mit den Impfstoffherstellern sind rechtlich bindend. Hier geht es um sehr viel und vor allem um Zeit und Planbarkeit“, sagte Anschober.

EU macht Druck

Wegen der Knappheit bei Corona-Impfstoffen will die EU künftig alle Exporte einer Erfassung und Genehmigung unterziehen. Der britisch-schwedische Konzern hatte am Freitag mitgeteilt, nach der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff als geplant an die EU liefern zu wollen. Statt 80 Mio. Impfstoffdosen sollen bis Ende März nur 31 Mio. eingeplant sein. Die EU-Kommission hatte im August mit der Firma einen Vertrag über bis zu 400 Mio. Dosen geschlossen und nach eigenen Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag dafür bezahlt, die Produktion schon vor der EU-Zulassung hochzufahren.

Ministerium verteidigt Bestellungen über EU

Es gebe kein Bestell-, sondern Lieferproblem, heißt es aus Gesundheitsressort.

WIEN. „Wir haben kein Bestellproblem, wir haben ein Lieferproblem“, sagte am Samstag beim Österreichischen Impftag Clemens Auer (Bild), Sonderbeauftragter des Gesundheitsministeriums beim Österreichischen Impftag. Er verteidigte das Vorgehen von EU und Österreich. Etwa im März vergangenen Jahres hätte es noch sehr nach einem Wettlauf der einzelnen Länder um Impfstoffe ausgesehen. Dies hätte die EU aber durch eine rasche Entscheidung verhindern können.

Die EU-Mitgliedsländer hätten damit das Portfolio an Vakzinen auch gemeinsam verhandelt und die gleichzeitige Belieferung nach den Bevölkerungsanteilen vereinbart. „Das Risiko war enorm groß“, sagte Auer, man habe es eben geteilt. „Wir haben mit sieben Herstellern Vereinbarungen über mehr als zwei Milliarden Dosen.“ Die Pharmaindustrie erhielt im Rahmen der Vorbestellungen von den EU-Staaten gemeinsam vor allem Geld für die Produktion zukünftig zu liefernder SARSCoV-2-Impfstoffe: „Wir haben insgesamt 2,7 Milliarden Euro an Anzahlungen geleistet“, sagt Auer. (red)

© APA/Robert Jäger

Masken aus Österreich

Seit dieser Woche sind FFP2-Masken verpflichtend vorgeschrieben. Der Großteil stammt aus China, es gibt aber auch heimische Hersteller.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN/GRAZ. Schutzmasken aus österreichischer Produktion kennen die wenigsten Menschen in Österreich, denn laut Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) stammen auch jene, die der Bund älteren Menschen zu Verfügung stellt, zum Großteil aus China – nur 220.000 kommen aus heimischen Betrieben. Auf die Frage, ob es angesichts der nunmehrigen Pflicht zur FFP2-Maske nicht genug Masken gebe oder ob dies eine Preisfrage sei, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zuletzt: „Selbstverständlich wäre das gut, wenn es heimische Betriebe schnell realisieren können“, beides sei aber nicht der Fall gewesen.

Für Nachschub ist aber gesorgt. So gab der österreichische Maskenhersteller Hygiene Austria LP, ein Joint Venture von Lenzing und Palmers, bekannt, die Ausweitung der Produktion von FFP2-Masken zu prüfen. Schon jetzt würden monatlich 10 Mio. FFP2-Masken produziert, die reißenden Absatz finden.

Vorarlberger Konsortium

Auch in Vorarlberg wurde bereits im vergangenen Frühjahr ein Konsortium von Textil-und Technologieunternehmen gegründet, die zu Beginn der Krise die Produktion von Schutzmasken gestartet und hochgefahren haben. Nach Koordination durch die Wirtschafts-Standort GmbH und der „Smart Textiles-Plattform“ haben der Textilveredler Grabher Group, der Bandhersteller Bandex, Getzner Textil, die Stickerei Hämmerle, das Unternehmen tecnoplast und der Strumpfhersteller Wolford mit der Produktion von Atemschutzmasken begonnen. Darunter auch FFP2-Masken, die auch zertifiziert sind. Die Gruppe ist auch Partner der BBG. Die Mas-

© APA/Georg Hochmuth

Preisdebatte

Die Arbeiterkammer hat Preise heimischer Onlinehändler verglichen. Bei FFP2-Masken gibt es Unterschiede von bis zu 366%.

Hersteller

Heimische Hersteller von FFP2-Masken, wie die Grazer Firma Aventrium, liefern ins Ausland; Österreich kauft dafür in China.

366%

ken sind teuer, können aber über spezielle Filter gereinigt und wiederverwendet werden.

Die junge Grazer Firma Aventrium ist ein großer heimischer FFP2-Maskenproduzent. Doch von der Ankündigung der FFP2Maskenpflicht durch die Bundesregierung wurde die Medizinprodukte-Firma überrascht. „Mit uns hat bisher niemand geredet“, wundert sich Geschäftsführer Dominik Holzner im APA-Gespräch. Hätte jemand die Firma einbezogen, hätte sie sich auf die steigende Nachfrage besser einstellen können. „Es wäre ratsam gewesen, das mit uns im Vorfeld abzuklären.“

Grazer Start-up boomt

Die Bestellungen seien „explodiert“, schildert Holzner. Alleine an einem Tag habe man Bestellungen für 37 Mio. FFP2Masken erhalten. Der österreichische Markt brauche circa 2,5 Mio. FFP2-Masken täglich. „Das könnten wir alleine abdecken“, versichert er. Allerdings hätte man da vorher mit Aventrium Health Care sprechen sollen. Derzeit seien viele Kapazitäten durch die Auftragslage gebunden. Die Firma liefere viel nach Deutschland, in die USA und in andere Länder, die an Atemschutzmasken österreichischer Qualität interessiert seien. Und alleine die Vorlaufzeit für die Kartons, in denen die Masken verpackt und versendet werden, betrage vier bis sechs Wochen.

Kritik an Preisdifferenzen

Für Diskussionen sorgte zu Wochenbeginn eine Analyse der Arbeiterkammer. Sie hat große Preisunterschiede bei CoronaSchutzprodukten wie MundNasenschutz-Masken und Einweghandschuhen festgestellt. Laut Arbeiterkammer kostet eine zertifizierte FFP2-Maske ohne Ventil von 0,59 € bis zu 5,69 € – je nachdem, wo man einkauft. Für zehn Einweghandschuhe muss man von 0,22 bis 7 € hinlegen. Die AK hat von 11. bis 25. Jänner 2021 die Preise von insgesamt 212 Mund-Nasen-Schutzmasken, Plastik- und Einweg-Handschuhen sowie Desinfektionsmitteln in den Onlineshops von Bipa, dm, Müller, Billa, Interspar sowie fünf Online-Apotheken erhoben. „Die größte Preisdifferenz bei ein und demselben Produkt beträgt 366 Prozent“, sagte AK-Konsumentenschützerin Manuela Delapina in einer Aussendung.

© Aventrium

PHARMA

Apothekengruppe wuchs stark

BERN. Der Schweizer Apotheken- und Gesundheitskonzern Galenica hat im Geschäftsjahr 2020 den Umsatz wie erwartet gesteigert. Für den Gewinn geht die Gruppe weiterhin davon aus, diesen auf Vorjahresniveau zu halten. Den Gruppenumsatz beziffert Galenica auf knapp 3,25 Mrd. €, ein Plus von 5,4%. Damit hat Galenica sowohl die Erwartungen der Analysten als auch die eigenen Ziele leicht übertroffen.

Minus bei Apotheken

Die einzelnen Geschäftsbereiche seien dabei unterschiedlich stark von der Pandemie beeinflusst worden, teilte Galenica mit. So habe der Bereich Services mit einem Umsatzplus von 7,8% besonders stark zum Unternehmenswachstum beigetragen; dieser Geschäftsbereich beinhaltet vor allem Logistikleistungen für den Schweizer Gesundheitsmarkt. Dagegen habe die Sparte Retail durch den landesweiten Lockdown und im Laufe des Jahres durch weitere behördlich verordnete Maßnahmen eher gelitten. Vor allem Apotheken an sogenannten Hochfrequenzstandorten erlitten laut Mitteilung phasenweise massive Umsatzeinbußen. (red/ag)

© Galexis © PantherMedia/fizkes

23 Qualitätskriterien auf verschiedensten Ebenen müssen niedergelassene Arztpraxen erfüllen. Jetzt wird in Wien geprüft.

Digitalisierung bei Ärzten

In Wien läuft die dritte Welle der Praxisevaluierung bei niedergelassenen Ärzten. Unterstützung gibt es im Bereich der Digitalisierung.

WIEN. Ärztegesetz, Qualitätssicherungs-, Hygieneverordnung, Medizinprodukte-, Abfallwirtschaftsgesetz, Verordnung für die ärztliche Fortbildung und einiges mehr ziehen den rechtlichen Rahmen für die Qualitätsarbeit und die Evaluierung der Situation in den österreichischen Arztpraxen – unabhängig von Kassenverträgen. Insgesamt gibt es 23 Qualitätskriterien. Anfang Februar startet in Wien zum dritten Mal die „ÖQMedEvaluierung“ in fast 5.500 Ordinationen. Die von der Standesvertretung der Ärzte 2004 installierte Österreichische Gesellschaft für Qualitätssicherung & Qualitätsmanagement in der Medizin GmbH (ÖQMed) wickelt die Evaluierung ab.

Erhebung per Fragebogen

Zum größten Teil geschieht die Überprüfung in Form einer Selbstevaluierung durch die Ärzte über einen Online-Fragebogen. Bei unvollständigen oder auf Mängel hinweisenden Auskünften erfolgt von der ÖQMed ein Auftrag zur Mängelbehebung. Diese muss dokumentiert werden. Per Zufallsauswahl werden da8 % der Ordinationen bestimmt, die besucht werden. Das neu gegründete Wiener Software-Unternehmen doqist steigt in den Markt ein und bietet ein komplett digitales System für Qualitätsmanagement in Arztpraxen. (red/ag)

Medizintechniker wächst

Drägerwerk übertrifft mit Jahreszahlen Erwartungen.

LÜBECK/WIEN. Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk hat dank der Corona-Pandemie im abgelaufenen Jahr kräftig zugelegt. Das Umsatzwachstum sei über den eigenen Erwartungen gelegen, teilte das Unternehmen in Lübeck mit. Die Erlöse stiegen demnach um mehr als ein Fünftel auf fast 3,5 Mrd. €. Der Auftragseingang stieg um etwas mehr als ein Drittel. Vor allem die Medizintechnik habe von der Corona-Pandemie profitiert, hieß es weiter; hier stieg der Umsatz um fast ein Drittel. Vor dem Hintergrund abnehmender Sondereinflüsse durch die CoronaPandemie werde sich die starke Geschäftsentwicklung 2021 aber nicht wiederholen: Für heuer wird ein Umsatzrückgang erwartet. (red/ag)

© Drägerwerk

careernetwork

Frauenquote ÖBB führt bei Neubesetzungen, bis hin zur Führungsetage, Quoten ein Trends 2021 Neue digitale Lern- & Lehrformate an der WU Executive Academy 68 Gen Z willhaben-Experte Markus Zink: Prioritäten der Millennials am Jobmarkt 68

© willhaben

Parteifreie Expertise für den Arbeitsmarkt

Neo-Arbeitsminister Martin Kocher hat ein kritisches Ressort übernommen. Mit medianet sprach er über seine Pläne. 62

Great Place to Work JobklimaStudie in Zeiten von Corona. 64

© New Work SE

Im Interview Xing-Country Managerin Kristina Knezevic.

© Wolfgang Voglhuber

Birgit Kronberger

Vorlagenportal Das 2017 gegründete Unternehmen punktet bei Österreichs großem Beratungs-, Buchhaltungs- und IT-Preis: Vorlagenportal – mit den Geschäftsführern Birgit Kronberger und Rainer Kraft – gewinnt beim Constantinus Award den 1. Platz in der Kategorie Rechnungswesen und Personalverrechnung.

© APA/Robert Jäger

Judith Högerl

APA Burgenland Judith Högerl hat mit Jänner die Leitung des APA-Büros Burgenland in Eisenstadt übernommen. Högerl war seit 2009 Redakteurin in der APA-Innenpolitik, von 2005 bis 2008 Mitarbeiterin im Burgenlandbüro der APA. Davor arbeitete sie als freie Journalistin u.a. für WirtschaftsBlatt und medianet.

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