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Corona als Prüfung Die Pandemie wirbelt die Pharmaindustrie durcheinander

KARRIERE

Neue Chefin für Takeda in Wien

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WIEN. Die Australierin Anthea Cherednichenko (40) übernahm mit 1. November die Geschäftsführung der Takeda Pharma GmbH in Wien. Die Public HealthExpertin kommt aus dem Bereich der Seltenen Krankheiten und ist als Ökonomin bereits seit acht Jahren in verschiedenen nationalen, überregionalen und globalen Funktionen für Takeda tätig. Zuletzt leitete sie die Geschäftseinheit für Seltene Krankheiten und Hämatologie für den europäischen und kanadischen Markt.

Big Player in Österreich

Österreich ist mit rund 4.500 Beschäftigten und mehreren Produktionsstandorten in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien die größte TakedaNiederlassung in Europa mit einer langen pharmazeutischen Tradition. Das Produktportfolio umfasst u.a. Bereiche der Onkologie, Gastroenterologie, Immunologie, Hämophilie und Seltene Erkrankungen. (red)

Pharma-Managerin

Anthea Cherednichenko übernimmt die Geschäftsführung von Takeda Pharma in Österreich.

© Metamorphoto

Pharma: Auf und Ab

Die Quartalsergebnisse der Pharmabranche zeigen ein heterogenes Bild. Corona ist Motor und Fluch zugleich.

© APA/AFP/Ludovic Marin Pharmariesen stehen im Fokus von Anlegern: Die Suche nach Corona-Impfstoffen und Therapien regt die Fantasie an.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/NEW YORK/LONDON. Wer denkt, dass die Corona-Pandemie der Pharmabranche weltweit Auftrieb verleiht, täuscht sich. Das Risiko, dass Forschungen nach einem Impfstoff fehlschlagen, belastet teilweise die Aktienkurse der großen Unternehmen. Zwar gelten Konzerne wie AstraZeneca oder Pfizer als Hoffnung der Anleger, doch jede Verzögerung in der Forschung sorgt auch für Verunsicherung. Dazu kommt, dass Patienten in den vergangenen Monaten weniger zum Arzt gingen, wodurch auch in einigen Ländern Verschreibungen zurückgingen.

Minus für Pfizer und GSK

Sichtbar wird das auch in den Quartalsergebnissen der führenden Unternehmen der Branche. So verdiente etwa Pfizer im dritten Quartal weniger: Der Umsatz sank um 4% auf 12,1 Mrd. USD. Unter dem Strich verdiente Pfizer mit 2,2 Mrd. zwar erheblich weniger als mit 7,7 Mrd. USD im Vorjahr, allerdings hatte der Konzern im Vorjahr auch von einem Einmalgewinn bei der Einbringung seines Konsumentengeschäfts in ein Gemeinschaftsunternehmen mit GlaxoSmithKline profitiert. Auch die Briten melden einen Rückgang um 3% auf 9,54 Mrd. € beim Umsatz. Zwar konnte GSK im dritten Quartal im Geschäft mit Krebs- und Atemwegsmedikamenten deutlich zulegen, doch wurden diese Zuwächse durch die wegen der Viruskrise schleppenden Impfstoffgeschäfte wieder zunichtegemacht.

Auch der Schweizer Pharmakonzern Roche hat weniger umgesetzt als ein Jahr zuvor; dabei belastete neben den Auswirkungen der Coronapandemie auch der starke Schweizer Franken, wie das Unternehmen mitteilte. Der Umsatz sank um 5% auf knapp 41 Mrd. €. Währungsbereinigt erzielte Roche ein leichtes Plus von 1%. Während das Geschäft mit Medikamenten währungsbereinigt um 1% sank, konnte die Diagnostiksparte dank der hohen Nachfrage nach Covid-19-Tests ein Wachstum von 9% erzielen.

Gilead profitiert von Covid-19

Besser lief es für Konzerne wie Novartis, Sanofi, MSD, Johnson & Johnson und Gilead. Das zur Behandlung von Corona-Patienten genutzte, antivirale Medikament Remdesivir hat den Gilead-Umsatz um 17% auf 6,6 Mrd. USD gesteigert. J&J meldet ein Plus von 1,7% auf 21,08 Mrd. USD. In der Pharmasparte gab es sogar ein Plus von 5%, während es im Medizintechnikbereich ein Minus von 3,6% gab.

Beim französischen Riesen Sanofi blieb mit der Umsatz mit rund 9,5 Mrd. € nahezu stabil, zu konstanten Wechselkursen betrug das Plus rund 6%. Auch die Schweizer Novartis meldete mit 10,4 % Mrd. € einen stabilen Umsatz. Beim Gewinn gab es wie bei Sanofi ein kräftiges, leicht zweistelliges Plus.

© Fresenius Medizintechnikkonzerne und Gesundheitsdienstleister können ihre Geschäfte während der Pandemie ausbauen.

Starke Technik

Medizintechnikhersteller profitieren von der Pandemie stärker als die Pharmabranche. Das zeigt das dritte Quartal.

WIEN/BERLIN/LONDON. Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen bei vielen Medizintechnikherstellern Zuwächse, Testkits für Corona-Tests, Intensivmedizinische Geräte und Bildgebung wachsen.

Siemens wächst

Der deutsche Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers will etwa im bevorstehenden WIEN. Für die Arzneimittel-Versorgung im niedergelassenen Bereich gibt der Großhandelsverband Phago aktuell Entwarnung. Man sei für die Zeit des Lockdowns gut gerüstet. „Unsere 23 Großhandels-Lager sind gut gefüllt, und die Versorgungswege sind gesichert. Wir haben alle Schutzmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Arzneimittelversorgung auf die höchste Stufe Geschäftsjahr 2020/21 allein mit Corona-Antigentests einen Umsatz von mindestens 100 Mio. € erzielen. Das kündigte Finanzchef Jochen Schmitz bei der Vorstellung der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019/2020 an. „Das kann in Abhängigkeit von der Nachfrage deutlich mehr werden“, sagte Schmitz. Siemens Healthineers hat einen Antigen-Schnelltest gesetzt“, berichtet Phago-Präsident Andreas Windischbauer zu Wochenbeginn.

Nach aktuellen Berechnungen der Vollgroßhändler gibt es bei den verordnungsstärksten Therapiegruppen (Schmerzmedikamente, Mittel zur Behandlung koronarer Herzkrankheiten, Antidiabetika und Antidepressiva) genügend Medikamente auf auf das Coronavirus entwickelt und ist dabei, ihn auf den Markt zu bringen. Zuvor hatte das Erlanger Unternehmen PCRTests und Antikörper-Tests auf den Markt gebracht und damit nach eigenen Angaben einen höheren zweistelligen Millionenbetrag umgesetzt. Siemens Healthineers war 2018 an die Börse gegangen und hatte sich damit vom Mutterkonzern Siemens praktisch losgelöst. Allerdings hält Siemens noch 79% der Healthineers-Aktien. Zuwächse bei Tests und damit im Medizintechnikgeschäft meldet auch der Pharmariese Roche (siehe Seite 70).

Drägerwerk ganz stark

Eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten in der Corona-Pandemie hat auch dem deutschen Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk im dritten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Der Gewinn stieg von Juli bis September auf 81,5 Mio. €; im Vorjahr hatte Drägerwerk hier 3,7 Mio. € ausgewiesen. Der Umsatz stieg um rund 30% auf 862,5 Mio. €. Dräger stellt Schutzmasken her, aber auch Produkte für die Behandlung von Coronapatienten, wie etwa Beatmungsgeräte.

Der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius, zu dem auch die österreichische Vamed-Gruppe gehört, profitiert von einem starken Dialysegeschäft und einer Erholung bei seiner Klinikkette Helios. Im dritten Quartal fiel das Konzernergebnis zwar um vier Prozent auf 427 Mio. €, währungsbereinigt stand allerdings ein Plus von 1% zu Buche. Der Umsatz stieg währungsbereinigt

Kein Engpass im Lockdown

Pharma-Großhandel sieht sich gut gerüstet.

um 5% auf 8,9 Mrd. €. (red) Lager. (red)

© Phago Phago-Präsident Windischbauer ortet im Lockdown kein Versorgungsrisiko.

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