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Billa testet „Vertical Farming“
Grünes Sprießen im Container beim Billa
Weniger Lieferweg geht nicht: Billa testet das Vertical Farming von frischem Gemüse direkt bei der Filiale im Schiffscontainer.
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Pilotprojekt
Eric Scharnitz (Billa-Vertriebsdirektor), Suzana Bauer (Vertriebsmanagerin), Michael Eichinger (Gruppenleiter Obst & Gemüse).
••• Von Christian Novacek
Billa testet „Vertical Farming“ – ein Konzept für die lokale Lebensmittelproduktion in urbanen Gebieten, bei dem das Gemüse platzsparend mehr in die Höhe als in die Breite wächst. Kooperationspartner dafür ist das israelische Agrartechnik-Unternehmen Vertical Field.
Pilotprojekt ist der Billa Plus-
Markt in der Wienerberg Straße 27 im 10. Wiener Gemeindebezirk. Dort werden im Schiffscontainer Kräuter und Salate aus heimischen Setzlingen gezogen und geerntet. Die Errichtung eines zweiten Containers ist noch in diesem Jahr in der Umgebung
Wiens geplant, weitere könnten – bei Erfolg des Pilotprojekts –folgen.
Beim Vertical Farming werden die Pflanzen übereinander auf mehreren Ebenen angebaut und nach der Ernte direkt im Markt verkauft. Pro Container können im Monat ca. 2.000 bis 3.000 Einheiten produziert werden. Somit kann der dazugehörige Markt nahezu täglich mit frischen Kräutern und Salaten aus dem Container versorgt werden. Das Start-Sortiment lautet aktuell auf Petersilie, Basilikum, Koriander, Eichblattsalat sowie Lollosalat – alle geernteten Produkte werden mit Erdpresswürfel (zwecks längerer Haltbarkeit) verkauft.
Grün in die Zukunft
„Vertical Farming ist eine zukunftsweisende Idee, um Lebensmittel so frisch wie möglich anbieten zu können. Bei Billa beschäftigen wir uns zunehmend mit alternativen Konzepten und Ideen, um nachhaltige Wege in der Lebensmittelproduktion zu unterstützen oder – wie in diesem Fall – selbst zu beschreiten. Vertical Farming bedeutet optimale Ernteerträge auf kleinster Fläche und nur wenige Meter bis ins Regal“, erklärt Billa-Vertriebsdirektor Eric Scharnitz. Und: „Das erhöht die Versorgungssicherheit, und unsere Kunden und Kundinnen können sich auf lokale Sortimente freuen – über das ganze Jahr hinweg und im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor unserer Haustür angebaut.“
Der Pilot-Container startete Ende Juli seinen Anbauzyklus, die erste Ernte ist für die zweite Augusthälfte anvisiert. Ab da ist das frische Gemüse auch im Billa Plus-Markt erhältlich.
Der ganzjährige antizyklische Anbau funktioniert mittels 16-stündiger Beleuchtung mit LED-Lampen, einer Klimasteuerung, die für die optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Raum sorgt, sowie einer eigenen Wasser- und Nährstoffversorgung für die Pflanzen.
Die klimafreundlichen Effekte dazu: 90% weniger Wasserverbrauch, 50% weniger CO2Ausstoß und 30-mal weniger benötigte Fläche als beim Anbau auf dem Boden. Durch die geschützte Umgebung ist außerdem der Einsatz von Pestiziden unnötig.
Ernährung sicherstellen
„Ich glaube, wir alle müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir in Zukunft die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen, bei gleichzeitig immer geringeren Ernteerträgen aufgrund von Bodenversiegelung, Monokulturen, dem Einsatz von Chemikalien und den Folgen des Klimawandels“, betont Ronen Redel, VP Business Development von Vertical Field.
Wir beschäftigen uns zunehmend mit alternativen Konzepten, um nachhaltige Wege in der Lebensmittelproduktion zu unterstützen oder auch selbst zu beschreiten.
Eric Scharnitz
BillaVertriebsdirektor
© Billa/Harson

TEUERUNG
Miniwarenkorb steigt um 19,1%
WIEN. Mit einer Inflationsrate von 9,3% ist für den Monat Juli die höchste Teuerungsrate seit Februar 1975 gemessen worden – noch einmal deutlich stärker fällt die Teuerung beim wöchentlichen Einkauf aus: Der Preisanstieg eines von der Statistik Austria zusammengestellten „Miniwarenkorbs“, der neben Nahrungsmitteln auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf widerspiegeln soll, belief sich im Juli auf 19,1% – und fällt damit mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Inflation aus. Im Jahresabstand stieg der Preis für den Miniwarenkorb um 10,4%.
Lebensmittel teuer
Die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen im Schnitt um 12,5%. Für Milch, Käse und Eier bezahlen Konsumenten um 17,4% mehr, für Fleisch um 13,9%. Gemüse verteuerte sich um 12,5%, Brot und Getreideerzeugnisse um 11,2%. Stärkste Treiber der Inflation sind nach wie vor die Treibstoffpreise, welche aktuell auf hohem Niveau stagnieren; spürbare Preiserhöhungen gab es zuletzt bei der Energie und in der Gastronomie. (APA/red)
© APA/Barbara Gindl
Neue Vorwürfe in der Maskenaffäre
Fast 700.000 Euro Zollabgaben soll Palmers hinterzogen haben – der Textilkonzern weist die Vorwürfe zurück.
© APA/Robert Jäger
Ein Fall für die Justiz
Im Mai 2020 startete die „Hygiene Austria“ mit der Produktion von Schutzmasken – vom „rot-weißroten Vorzeigebetrieb“ war zehn Monate später keine Rede mehr.

WIEN. Die Umetikettierung von in China produzierten Masken auf „Made in Austria“ in der Hygiene Austria-Werkshalle in Wiener Neudorf machte März 2021 als „Maskenskandal“ Schlagzeilen – und wurde, im Zusammenhang mit weiteren Vorwürfen (organisierte Schwarzarbeit, Lohn- und Sozialdumping, Verstrickungen mit der Bundesregierung), umgehend zum Politikum.
Warum es Ende September 2021 neuerlich zu einer großflächigen Razzia kam, war bislang ungeklärt – nach Informationen des Standard kommt zu den noch auszujudizierenden Vorwürfen ein weiterer hinzu: „Fortgesetzte Steuerhinterziehung in großem Ausmaß unter Verwendung nachgemachter oder verfälschter Belege.“
Mindestens 693.000 € an Zoll und Einfuhrumsatzsteuer soll Palmers demnach hinterzogen haben. Palmers, seit 1. April 2021 Alleineigentümer des einstigen Joint Ventures mit Lenzing, weist die Vorwürfe ausdrücklich zurück – alle Lieferungen seien korrekt verzollt worden.
Um 40% höherer Warenwert?
Ende Jänner 2021 war die FFP2Maske in vielen Bereichen per Verordnung zur Pflicht geworden. Das dürfte sich auf die Nachfrage bei Hygiene Austria ausgewirkt haben, die das Unternehmen allem Anschein nach nicht stemmen konnte. Um „Produktionsspitzen“ abzudecken, wurden Masken aus China bestellt, die anschließend unter heimische Ware gemischt wurden, wie Hygiene Austria bereits einmal eingestand. Rund acht Mio. Masken aus China sollen demnach auf „Made in Austria“ umgemodelt und hierzulande in Umlauf gebracht worden sein.
Nun sollen allerdings mehr als 37 Mio. FFP2-Masken nach ihrer Fertigung in Xiamen in Südostchina über eine international operierende Speditionsfirma und Flugzeuge der LufthansaGruppe zunächst nach Frankfurt geliefert worden sein; die gleiche Firma habe sich dann „als Vertreterin“ der Palmers Germany dort auch um die Zollabfertigung gekümmert.
Mit „künstlich niedrig gehaltenen chinesischen Ausgangsrechnungen“ seien dann die Abgaben für den Zoll erheblich gedrückt worden. Die Ermittler gehen von einem 40% höheren Warenwert an als angegeben. (red)