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Titelgeschichte: Karriere mit Lehre

4.157 Berufsausbildungsverträge wurden im Jahr 2012 im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Chemnitz abgeschlossen. Ein Jahr später waren es 231 weniger. Die 3.926 im Jahr 2013 abgeschlossenen Verträge bedeuten einen Rückgang um 5,56 Prozent. Das ist mit dem demografischen Wandel allein nicht zu erklären. Denn eigentlich gilt die Talsohle des Geburtenrückgangs in der Region als durchschritten, die Zahl der Schulabgänger steigt wieder leicht. Doch vor allem Gymnasiasten entscheiden sich häufiger für ein Studium. „Wir müssen aufpassen, dass die duale Berufsausbildung in Deutschland nicht kippt“, sagt Gabriele Hecker, Geschäftsführerin Bildung bei der Industrie- und Handelskammer Chemnitz. Das ist paradox: Sie ist ein Erfolgsmodell, auf das Europa und die Welt schauen. Die IHKs in ganz Deutschland haben weltweit viele Kontakte, die IHK Chemnitz beispielsweise begleitet Chile bei der Etablierung eines Ausbildungssystems im Bereich Bergbau. Und andererseits gehen der Berufsausbildung die Schüler aus. Eine Karriere mit Lehre? Wer an diesen Slogan glaubt, muss kräftig ranklotzen.

Foto links: Wiebke Randel und Philipp Sand, Mitarbeiterin und Azubi bei der Starrag Heckert GmbH in Chemnitz. Fotos (2): W. Schmidt

Etwas mit den Händen schaffen Philipp Sand hat Abitur gemacht. Seit fünf Semestern belegt er ein duales Studium – die kooperative Ingenieursausbildung (KIA). In Zittau studiert er Maschinenbau, in Chemnitz lernt er Zerspanungsmechaniker. Zum Interviewtermin steht er kurz vor der Facharbeiterprüfung, der Studienabschluss ist für das Jahr 2016 geplant. „Auf Dauer sehe ich mich eher im Ingenieursbereich“, erklärt er. Der Vater habe darauf gedrängt, „dass der Sohn auch was mit den Händen schaffen kann.“ Philipp hat die praktische Erfahrung schätzen gelernt: „In meinem Ausbildungsbetrieb bekomme ich

Einblicke in ganz unterschiedliche Bereiche. Und da gibt es schon einige interessante Betätigungsfelder.“ Mit der Facharbeiterprüfung ist der regelmäßige Kontakt zum Betrieb erst einmal vorbei, Einsätze sind dann nur noch in den Semesterferien und am Ende zur Diplomarbeit geplant. Trotzdem: Philipp will später einmal dauerhaft arbeiten: „Das Unternehmen hat in mich investiert, da will ich auch etwas zurückgeben.“ Das Unternehmen investiert viel in seinen Nachwuchs, nicht nur in KIA-Student Philipp Sand. Das Unternehmen: die Chemnitzer Heckert GmbH, Teil der

weltweit agierenden Starrag Group. Am Chemnitzer Standort gibt es 430 Mitarbeiter. 47 davon sind Azubis, ab Sommer 2014 sollen es sogar 65 sein. „Wir haben die Zahl unserer Ausbildungsplätze in den vergangenen Jahren kräftig erhöht“, erklärt Simone Illing, Personalleiterin bei Heckert. Die Altersstruktur im Unternehmen sei der ausschlaggebende Grund: „Wir haben einen großen Anteil an über-50-jährigen Mitarbeitern“, so Illing. Der Servicebereich des Maschinenbauers soll in den kommenden Jahren wachsen: „Und dafür wollen wir unseren eigenen Nachwuchs ausbilden.“

Philipp Sand

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Auf Dauer sehe ich mich eher im Ingenieursbereich.

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