
7 minute read
SCHAUSPIEL S
SCHAUSPIEL
SEIT BEGINN DER WETTERAUFZEICHNUNG Unterhaltung | Uraufführung Komödie von Martin Rauhaus
Advertisement
ORSON WELLES PROBT MOBY DICK Rarität | Deutsche Erstaufführung Drama nach dem Roman von Herman Melville von Orson Welles
KABALE UND LIEBE Großes Theater Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller
HEXENJAGD Großes Theater Drama von Arthur Miller
NIPPLEJESUS Moderne Monolog von Nick Hornby
JEDERMANN Großes Theater Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes von Hugo von Hofmannsthal
SEIT BEGINN DER WETTERAUFZEICHNUNG
UNTERHALTUNG | URAUFFÜHRUNG
Komödie von Martin Rauhaus
PREMIERE Samstag, 9. Oktober 2021
Der millionenschwere Unternehmer Harry und seine Gattin Sigrun laden zur Einweihungsparty ihres hypermodernen Bungalows ein. Es kommen: zwei befreundete Ehepaare – Klaus ist stellvertretender Geschäftsführer in Harrys Sicherheitsfirma, seine Frau Lisa ist Kunstlehrerin und malt nebenbei. Vanessa sitzt für Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat, ihr Mann Simon ist ein mäßig erfolgreicher Filmemacher. Fehlt nur noch die Hausangestellte Natascha, und das Figurenensemble, das charakterliche wie soziale Diversität vereint, ist komplett. Da ist es kein Wunder, dass unter der hauchdünnen Schicht von Freundschaft und Liebenswürdigkeit jede Menge Ressentiments lauern. Aber zunächst scheint es, trotz eines latent aggressiven Grundrauschens, zu gelingen, die allgemeine Harmonie zumindest über die Vorspeise zu retten. Und vielleicht wäre der Abend auch glimpflich zu Ende gegangen, hätte Harry nicht erwähnt, dass er im Untergeschoss seines Hauses einen Überlebensbunker eingerichtet hat.
Der mehrfach ausgezeichnete Drehbuchautor Martin Rauhaus hat sich bereits in seinen Fernsehfilmen als Experte für menschliche Abgründe erwiesen, aber auch als brillanter Erfinder komischer Wortgefechte und Situationen. Seine erste Theaterkomödie ist eine leichte, aber keineswegs leichtfertige Bestandsaufnahme des Zustands unserer Gesellschaft.
Inszenierung Stefan Behrendt Ausstattung Martin Scherm

ORSON WELLES PROBT MOBY DICK
RARITÄT | DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG
Drama nach dem Roman von Herman Melville von Orson Welles Aus dem Englischen von Kai Grehn
PREMIERE Samstag, 27. November 2021
Welles’ Stück beginnt mit dem Auftritt einer Schauspieler_innentruppe. Die Proben zu „King Lear“ sollen fortgesetzt werden, aber der Regisseur fehlt noch. Also vertreibt man sich die Zeit, bereitet sich vor, klatscht und tratscht ein wenig, bis der Direktor erscheint und verkündet, dass statt „King Lear“ jetzt „Moby Dick“ auf dem Probenplan steht. „Aus den Shakespeare-Sprechern wird die Walfänger-Mannschaft, aus der Bühne das Schiff und aus der Suche nach der Kunst, die Jagd auf den weißen Wal“.
1851 erschien der Roman „Moby Dick“ des amerikanischen Schriftstellers Hermann Melville. In 135 Kapiteln erzählt er aus der Perspektive des Matrosen Ismael von der Schicksalsfahrt des Walfängers Pequod, die er als Einziger überleben wird. Ozeane, Schiffe, ein weißer Pottwal als zentrale Figur – kann man das auf die Bühne bringen? Orson Welles, Schauspieler, Regisseur, Autor und Enfant Terrible, sah es wohl als verlockende Herausforderung an, sich des Stoffes anzunehmen, in dessen legendärer Verfilmung von 1956 er den Pfarrer Mapple spielte. (Unvergessen ist Gregory Pecks Darstellung des Käpt‘n Ahab.) Noch im selben Jahr fand in London die Uraufführung seiner Bühnenadaption „Orson Wells probt Moby Dick“ statt, bei der er nicht nur Regie führte, sondern auch gleich drei Rollen übernahm.
Inszenierung und Ausstattung Maike Bouschen

KABALE UND LIEBE
GROSSES THEATER
Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller
PREMIERE Samstag, 15. Januar 2022
Luise liebt Ferdinand, Ferdinand liebt Luise. Sie, aus eher kleinen Verhältnissen – der Vater Musiker, beschäftigt am Fürstenhof, die Mutter Hausfrau. Er, aus „gutem Hause“, der Vater in einem hohen politischen Amt, die Mutter? Kommt nicht vor. Keine idealen Voraussetzungen für das Paar, aber die Liebe sollte doch alle Hindernisse überwinden? Sie tut es nicht. Die Hürden sind zu hoch. Ferdinand soll die Mätresse des Herzogs heiraten. Sein Vater besteht darauf, sichert es ihm doch noch mehr politischen Einfluss und hilft vor allem, ein Verbrechen zu vertuschen, das seinen Aufstieg zum Präsidenten erst möglich gemacht hat. Und natürlich ist auch Musikus Miller gegen die Verbindung. Ihm ist klar, dass Präsident von Walter vor nichts zurückschrecken wird, um seinen Sohn zur Vernunft zu bringen. Und so ist es dann auch: Die Eltern Luises landen hinter Gittern, das Mädchen wird erpresst, Ferdinands Vertrauen ist erschüttert, eine matte Limonade scheint der einzige Ausweg zu sein...
Eine mitreißende Love-Story, eine politische Intrige, Mord, Erpressung, Korruption und schließlich: die finale Tragödie. Schillers Drama ist ein Appell an die junge Generation, sich der Vereinnahmung zu entziehen, zu revoltieren gegen das Establishment, der eigenen Kraft zu vertrauen und – der Liebe!
Inszenierung Jasmin Sarah Zamani Ausstattung Linda Hofmann

HEXENJAGD
GROSSES THEATER
Drama von Arthur Miller Deutsch von Hannelene Limpach und Dietrich Hilsdorf Mitarbeit: Alexander F. Hoffmann
PREMIERE Samstag, 12. März 2022
Die Hexenprozesse von Salem, Massachusetts, die nicht nur in den USA das Wort Hexenjagd zum Synonym für Verfolgung werden ließen, begannen im Winter 1692 und fanden ihr Ende im darauffolgenden Frühling. Die grausige Bilanz dieser wenigen Monate: 141 Angeklagte, 19 Todesurteile, ein Todesfall durch Folter und fünf im Gefängnis Verstorbene, darunter ein Kleinkind. – Soweit die Historie.
Arthur Miller schildert in seinem 1953 entstandenen Stück eine scheinbar intakte Dorfgemeinschaft, die besorgt reagiert, als einige junge Mädchen des Ortes plötzlich unter seltsam krankhaft-hysterischen Symptomen leiden. Schnell kommt bei den gottesfürchtigen Puritaner_innen der Verdacht auf, der Teufel müsse für den Zustand der Mädchen verantwortlich sein – Hexen müssen in Salem ihr Unwesen treiben. Und schon ist es vorbei mit der Idylle. Misstrauen, Eifersucht und Hass blühen auf in Salem. Es wird denunziert, was das Zeug hält, die Motive sind unterschiedlich, aber in jedem Fall höchst weltlicher Natur. Erst als der Prozess eine kaum noch zu kontrollierende Eigendynamik entwickelt, und sich die Hysterie der pubertierenden Mädchen auf das ganze Dorf zu übertragen droht, kommen Zweifel auf.
Inszenierung Jasmin Sarah Zamani Ausstattung Aylin Kaip

NIPPLEJESUS
MODERNE
Monolog von Nick Hornby Deutsch von Clara Drechsler und Harald Hellmann
PREMIERE
Freitag, 15. Oktober 2021 | Manufaktur der Träume
Der Türsteher Dave hat auf Betreiben seiner Frau wegen der Gefahr, der er als Rausschmeißer ausgesetzt war, einen Job im Museum angenommen. Gleich am ersten Arbeitstag führt man ihn zu einem Bild, das er bewachen soll. Dave gefällt das Bild. Zumindest so lange, bis er es aus der Nähe betrachtet.
„Ist das Kunst oder kann das weg?“ Diese Frage, zum ersten Mal so konkret gestellt, nachdem eine übereifrige Reinigungskraft Joseph Beuys‘ Kunstwerk „Die Fettecke“ kurzerhand weggeputzt hatte, ist so alt, wie die Kunst selbst. Aber Künstler_innen schert es von jeher wenig, was selbsternannte Expert_innen als Kunst legitimieren, und was nicht. Doch wenn ein Kunstwerk bewacht werden muss, damit es nicht dem Zorn und der Zerstörungswut der Museumsbesucher_innen anheim fällt? Überlagert dann die Provokation jeden künstlerischen Anspruch? Oder demaskiert das vermeintlich Provokante lediglich falsch verstandene Orthodoxien?
Nick Hornby – britischer Kultautor und wichtigster Vertreter der Popliteratur – setzt sich mit dem Verhältnis von Kunst und Provokation auf seine ganz eigene Weise auseinander. Und das bedeutet bei ihm vor allem: Es darf gelacht werden!
Inszenierung Benjamin Junghans Ausstattung Martin Scherm

JEDERMANN
GROSSES THEATER
Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes von Hugo von Hofmannsthal
PREMIERE an der St. Annenkirche Annaberg-Buchholz
Was passiert, wenn der Tod plötzlich zuschlägt? Was bleibt dann von unserem Leben übrig? Der große österreichische Dichter Hugo von Hofmannsthal setzt sich in seinem durch die Salzburger Festspiele weltbekannt gewordenen Klassiker mit diesen Urfragen der Menschheit auseinander. „Das Theater übt auch am Größten, der mit ihm zu tun haben will, dieselbe unerbittliche und, wie ich glaube, großartig sittliche Zucht wie die Liebe. Beide zeigen dem Individuum die Grenze seines Hochmutes und seines Rechtes auf Eigenleben und machen ihn die heilsame Lehre begreifen, daß es gar nichts heißen will, in demjenigen besonders zu sein, worin man sich von der Menschheit unterscheidet, daß das einzige Kriterium der Größe in der Art und Mächtigkeit dessen liegt, was man mit der ganzen Menschheit teilt.“ Das schrieb Hofmannsthal 1911 im Jahr der Uraufführung des „Jedermann“ in Berlin.
Sich selbst nicht so wichtig nehmen? Auf individuelle Ansprüche und Rechte zu Gunsten der Allgemeinheit verzichten? – Für Hofmannsthals Jedermann kommt das nicht in Frage. Er nimmt sich, was ihm seiner Meinung nach zusteht und genießt sein Leben in vollen Zügen: Eine schöne Geliebte, rauschende Feste, das macht ihm das Leben lebenswert – und ist dann doch ganz plötzlich bedeutungslos, als der Tod anklopft.
Inszenierung Markus Steinwender Ausstattung Stefan A. Schulz
Termin-Infos finden Sie unter www.erzgebirgische.theater