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Wirtschafts-Talk
mit dem Chef
Christoph Böck ist jetzt seit zehn Jahren Erster Bürgermeister in Unterschleißheim. Seit neun Jahren leitet er auch das Wirtschaftsnetzwerk ICU. In dieser Zeit ist viel passiert. Was lief gut? Wie wird sich die Wirtschaftsszene verändern? Ein Interview über Pläne, Projekte und Perspektiven.
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Nach Ihrem Sieg sind Sie seit 24.04.2013 Erster Bürgermeister der Stadt. Können Sie sich noch erinnern, was Sie so als erstes getan haben, was Sie gefühlt und gedacht haben?
CHRISTOPH BÖCK: Ich empfand große Freude und war überglücklich. Beim ersten Wahlgang habe ich ja die Mehrheit um nur 17 Stimmen verfehlt. Nun hatte ich 67 Prozent. Alles live übertragen in den Sitzungssaal. Ich war überrascht vom doch deutlichen Abstand und nahm meine Frau Petra in den Arm: „Jetzt bist du Frau Bürgermeister.“ Dann bekam ich ein Ständchen von der Stadtkapelle. Es war einfach alles wunderschön.
Für Ihr neues Amt mussten Sie ja Ihren Beruf aufgeben, wie war das?
BÖCK: Ja, das stimmt. Ich war viele Jahre bei BMW Projektmanager in der Automobilentwicklung für Karosserie. Ich habe meinen Arbeitsvertrag aufgelöst und am 24.04.2013 hatte ich meinen ersten Arbeitstag als Erster Bürgermeister.

Wie hat sich in Ihrer Amtszeit die Unterschleißheimer Wirtschaft entwickelt und was war dabei Ihrer Meinung nach die wichtigste Weichenstellung?
BÖCK: Es gab Höhen und Tiefen. Aber gleich zu meinem Start gab´s Unerfreuliches. Microsoft und Airbus, zwei Schwergewichte in der Unterschleißheimer Wirtschaft, verließen die Stadt. Trotzdem konnten wir diese Abgänge kompensieren. Auf dem Airbus-Gelände entstand unser BusinessCampus. Auf dem ehemaligen Microsoft-Gelände ist mit der Micro-City ein erfolgreicher Multi-Marken-Standort entstanden. Uns ist es gelungen, einen Wirtschaftsstandort mit neuem Konzept zu transformieren. Dazu gehört auch das wichtige Projekt ACU.
Was ist das?
BÖCK: Das ACU, die Accelerator Community Unterschleißheim, ist unser Gründerzentrum. Es ist im Business-Campus untergebracht. Unter der Leitung von Prof. Dr. Rudolf Haggenmüller hat sich das ACU zu einem begehrten Anlaufpunkt für Startups aus der ganzen Region entwickelt. Hier entstanden Erfolgsstories, wie die des IT-Dienstleisters XIBIX.
Zu den aktuellen Standortfaktoren eines Wirtschaftsstandorts spielen die Themen Bildung und Freizeit, das Angebot einer sogenannten Work-Live-Balance, eine immer größere Rolle. Was bietet in diesen Bereichen Unterschleißheim?
BÖCK: Wir sind eine Schul- und Bildungsstadt. Bei uns arbeiten Menschen aus der ganzen Welt. Aber bevor sie kommen, recherchieren sie das Bildungsangebot für ihre Kinder. In meiner Amtszeit haben wir die FOS/BOS eröffnet. Unsere Realschule ist neu. Das Carl-Orff-Gymnasium und die Mittelschule wurden erweitert. Noch in diesem Jahr beginnen die Baumaßnahen für die neue Michael-Ende-Grundschule. Dazu stelle ich fest, dass Unterschleißheim eine Stadt für Lebensfreude ist. Unser Kulturpro- gramm, das Volksfest, die vielen Vereine, die Sport anbieten bereichern unser Stadtleben. Und: Innerhalb von fünf Minuten ist man draußen im Grünen.

Was sind die Projekte, auf die Sie besonders stolz sind?
BÖCK: Das ist zum Beispiel unser geplantes Gartenquartier, ein autofreies ökologisches Wohnquartier für über 700 Personen. Wenn alles weiterhin so positiv in der Planung läuft, beginnen die Bauarbeiten im kommenden Jahr. Stolz bin ich auch auf die Einführung von mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz. Bei uns können die Bürger online entscheiden, wie ein 200.000-EuroBudget eingesetzt werden soll. Das läuft alle zwei Jahre und wir haben davon Blühwiesen, eine Boule-Bahn und einen Kraft-FitnessParcours errichtet. Ich bin stolz, dass wir nach langen Jahren die neue Stadtmitte mit mehr Wohnraum, Einzelhandel und gastronomischen Angeboten in Angriff nehmen können. Davor mussten ursprünglich 170 Eigentümer einem Verkauf zustimmen. Dann unsere Geothermie. Die hat mein Vorgänger Rolf Zeitler initiiert und sie wird zu einem immer größeren Schatz für unsere Stadt. Wir wollen sie von 32 auf 60 Megawatt ausbauen, auch eine zweite Förderbohrung ist langfristig geplant. >>
