Der von Lorenzo Viotti dirigierte und von Calixto Bieito inszenierte Musiktheaterabend verbindet zwei Schlüsselwerke Gustav Mahlers: die frühe Kantate des 19jährigen »Das klagende Lied« (1879/80) mit den späten »Kindertotenliedern« aus der ersten Hälfte seines letzten Lebensjahrzehnts (1901/04). Mahler betrachtete »das Klagende Lied« als sein eigentliches, vollgültiges »Opus 1«, in das auch eine Reihe nie realisierter Opernpläne aufging. Auf den Zusammenbruch der auf Lüge und Mord errichteten Welt des Klagenden Lieds, der von keinem musikalischen Hoffnungsmotiv verklärt wird, folgt der Zyklus der »Kindertotenlieder«: Die ebenso intime wie erschütternde Klage eines Vaters bzw. eines Elternpaares um seine verlorenen Kinder. Sie ist in den ersten vier Liedern mit abgründig-bohrender kammermusikalischer Reduktion gestaltet, um sich im fünften und letzten zu sinfonisch-orchestraler Faktur aufzuschwingen.