Erzählungen, die den Tod Johannes des Täufers mit dem Tanz einer Prinzessin verknüpfen, finden sich im Markus- und Matthäus-Evangelium sowie in den Jüdischen Altertümern des Flavius Josephus. Die in zeitlichem Abstand zu den mutmaßlichen Ereignissen entstandenen Quellen weisen Widersprüche auf, die zahlreiche Bearbeiter des Salome-Stoffes zu neuen Lösungen und Erweiterungen anregten. Zweifellos ist die auf einem Drama Oscar Wildes beruhende, den (gekürzten) Wortlaut der Dichtung vertonende, 1905 uraufgeführte Oper von Richard Strauss seine wirkungsmächtigste Fassung. In die Partitur des Einakters ging die flamboyante Instrumentations- und Satzkunst der orchestralen Tondichtungen ein, mit denen Strauss seit 1886 Furore gemacht hatte; in die effektvolle Behandlung der Singstimmen floss die in München, Bayreuth und Weimar gesammelte Erfahrung seiner Opernkapellmeisterkarriere ein. Die Oper ist ein musikdramaturgisches Meisterstück an Timing und Suspense.