Die Stoffwahl reklamierte der Librettist für sich: Lorenzo Da Ponte schrieb in seinen Memoiren, er habe das Don-Giovanni-Sujet vorgeschlagen, als Wolfgang Amadeus Mozart 1786 beauftragt worden war, eine neue Oper für Prag zu schreiben. Ob diese Darstellung zutrifft, muss offenbleiben. In jedem Fall handelte es sich um eine ebenso treffsichere wie sichere Wahl: Don-Juan-Stücke standen in den 1780er-Jahren hoch im Kurs; die Geschichte um den »steinernen Gast« und den gottlosen Verführer, der seit Tirso de Molinas Burlador de Sevilla (uraufgeführt vor 1624) den Namen »Don Juan« trug, wurde in ganz Europa in verschiedenen Varianten aufgeführt.
Lorenzo Da Ponte wählte das Libretto zu einer kurz zuvor in Venedig uraufgeführten Don Giovanni-Oper von Giovanni Bertati zur Grundlage seiner und Mozarts Fassung, die am 29. Oktober 1787 im Gräflich Nostitzschen Theater in Prag Premiere feierte. Mozarts virtuoses musikdramatisches Können begründete einen eigenständigen Don-Giovanni-Mythos.