»Blanche, c’est moi«, schrieb Francis Poulenc über die Hauptfigur seiner einzigen abendfüllenden Oper Dialogues des Carmélites. »Blanche, das bin ich.« Der Komponist entlehnt hier das Bonmot eines anderen großen französischen Künstlers – »Madame Bovary, c’est moi«, soll Gustave Flaubert über seine Romanfigur gesagt haben –, um zum Ausdruck zu bringen, was ihn an dem Stoff am meisten beschäftigt und bewegt hat: Die Geschichte der fiktiven Blanche de La Force und ihres religiös gewendeten und geführten Kampfes gegen die Todesangst. Die Rahmenhandlung der Oper ist historisch belegt: Am 17. Juli 1794 wurden 16 Nonnen des Karmelitinnenordens von Compiègne nahe Paris auf der Guillotine hingerichtet. Die Anklage lautete – den geltenden Gesetzen gemäß – auf religiöse Konspiration. Die Auseinandersetzungen aber, die Dialogues, die Gespräche also, die das Fundament der Handlung und der Oper bilden, sind sämtlich fiktiv.