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DANIIL TRIFONOV
Die
K
s n t u
er d Fuge Das Leben als Kunst in Bachs »Schwanengesang«
Seit Daniil Trifonov im Jahr 2011 nach mehreren internationalen Wettbewerbserfolgen die internationalen Bühnen betreten hat, gilt er als Garant für originelle, glasklare Interpretationen, mit denen er sich unprätentiös in die Riege der Größten einreiht. Die Kompositionen, die er sich für seine Klavierabende vornimmt, sind unterschiedlichster Provenienz: So hinterließ er bei seinem Einstand im Wiener Konzerthaus 2014 mit Clara Schumanns »Souvenir de Vienne« staunende Gesichter, als er zeigte, wie eng nachschaffende improvisatorische und schaffende kompositorische Kunst beieinander liegen können. Und genauso treffsicher, wie er in der kurzen romantischen Pièce den hohen
improvisatorischen Gehalt herausschält, widmet er sich Rachmaninoffs Klavierkonzerten oder anderen Meisterwerken.
nur dem Klavier, sondern auch der Komposition. Wie weit sein Horizont reicht, zeigt insbesondere sein jüngstes Projekt, die »Kunst der Fuge«.
Mit der Aussage »Where do they come from, the great supertalents? Some say they come from nature, some say they come from the Gods« beginnt eine Dokumentation über Trifonov und stellt so die Frage nach dem Unbegreiflichen. Trifonov ist – wie Grigory Sokolov – eine Ausnahmeerscheinung in der pianistischen Zunft. Gelernt hat der 1991 in Nischni Nowgorod geborene Trifonov bei Tatjana Selikman und Sergej Babayan, mit dem er heute des Öfteren ein Duo bildet. Sein Interesse gilt nicht
Reise in die Terra incognita: Bachs Spätwerk Mit den beiden Bänden des »Wohltemperierten Klaviers« und den »Goldberg-Variationen« bildet die »Kunst der Fuge« ein barockes Dreigestirn der Tastenkunst, wobei die »Kunst der Fuge« mit Sicherheit die rätselhafteste der drei Bach’schen Großtaten ist. Zu einem Großteil in Bachs letzten Lebensjahren entstanden, stellt sie die Musikwissenschaft