Börsianer 57. Ausgabe, Q1 2024

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STIEFKIND

KAPITALMARKT

Regierung hat nicht geliefert 20

Christoph Boschan WIRD LAUT

WIENER-BÖRSE-CHEF

FORDERT REGULIERUNGSBREMSE

Und: Was der Kapitalmarkt wirklich braucht 10

RANKING DIE BESTEN FINANZJOURNALISTEN FACC-CEO SO GELINGT DIE LIEFERKETTE SUPERWAHLJAHR MONIKA ROSEN IM INTERVIEW TRIO INFERNAL DER B&C — Was ist los mit Lenzing, Semperit und Amag? 94 1. QUARTAL 2024 ∙ 12 EURO INVESTMENTOUTLOOK EXTRA

MÄRKTE VERÄNDERN SICH. UND DAS TUN WIR AUCH.

Der ewige Kampf zwischen Bulle und Bär betri t auch die Aktionäre von PALFINGER. Gegen das Auf und Ab der Märkte ist zwar kein Kran gewachsen, aber wir verfolgen eine klare Strategie für nachhaltiges Wachstum. Zudem arbeiten wir dank unserer GLOBAL PALFINGER ORGANIZATION (GPO) immer fokussierter, e zienter und koordinierter – und sehen uns so bestens für die Zukunft gerüstet. Mehr auf www.palfinger.ag

Rahofer. PALFINGER.AG

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INGRID KRAWARIK stv. Chefredakteurin „Börsianer“

Liebe Börsianerinnen und Börsianer!

Als ich Christoph Boschan mit dem Satz „Die Wiener Börse ist tot“ konfrontierte – den ich oft von Investoren auf meinen Streifzügen durch Österreichs Finanzplatz höre –, brach fast ein Donnerwetter über mich herein. Was für eine Provokation! Emotional und treffsicher ist der Vorstandschef der Wiener Börse AG auch beim Thema Regulierungswalze und bei der Frage, warum die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und Europas am seidenen Faden hängt. Spannend und durchaus frisch sind seine Ideen für den Kapitalmarkt in Österreich. Boschan versteht sein Handwerk. Sein Mut zur Meinung, den wir beim Börsianer bei allen schätzen und noch viel öfter einfordern, macht ihn zu unserem Börsianer des ersten Quartals 2024. Vielleicht nehmen auch Sie Ideen aus dem Cover-Interview (Seite 10) mit. Mein Fazit: Was dem Kapitalmarkt in Österreich fehlt, ist die gemeinsame Stimme – in kaum einer Branche, seien es etwa Banken, FondsKAGs, Versicherungen oder Pensionskassen, werden nach außen und innen gemeinsame Ziele verfolgt. Hier braucht es mehr Anstrengung von allen Beteiligten zum Wohl des Kapitalmarkts und der Gesellschaft.

Abgesang aufs Regierungsprogramm

Stichwort Kapitalmarkt: Hedi Schneid hat einen Abgesang aufs Regierungsprogramm (Seite 20) verfasst und Stimmen eingeholt, was Tür-

Gewinner Ingrid Krawarik überbrachte im Jänner Johann Strobl die Auszeichnung für die beste Bank, Daniel Nutz schaute beim Vorstand der VBV Pensionskasse mit zwei Auszeichnungen vorbei.

3 EDITORIAL BÖRSIANER NR. 57
CLEMENS BEDNAR

kis-Grün für den Kapitalmarkt und Standort erreicht hat. „Autsch“, fällt uns ein. „Mehr geht immer“, meint dazu etwa IV-Generalsekretär Christoph Neumayer lakonisch. Finanzminister Magnus Brunner ist direkter und sagt uns, „dass der Koalitionspartner die Angst vor einer Begünstigung von Spekulanten und die generellen Berührungsängste gegenüber dem Kapitalmarkt abbauen müsste“.

Schwungvoll präsentierte sich Börsenexpertin Monika Rosen, die Daniel Nutz zum Superwahljahr-Interview (Seite 26) traf.

B&C und ihr Trio Infernal

Heißes Gesprächsthema unter Investoren ist auch die teilweise katastrophale Performance von Aktien wie der Lenzing AG und Semperit AG Holding. Denn eigentlich sind das richtig coole Unternehmen, die derzeit aber hauptsächlich negativ auffallen - mit vielen Vorstandswechseln, einer Kapitalerhöhung zum Schleuderpreis, plötzlichen Abschreibungen und einer Restrukturierung nach der anderen. Bei beiden ist die B&C-Gruppe mit mehr als 50 Prozent Kernaktionärdie Amag Austria Metall AG ist die dritte Beteiligung im Bunde. Robert Winter hat analysiert, ob die B&C-Gruppe Beteiligung kann (Seite 94), wie man so schön sagt, und war verblüfft, dass auch gestandene Investoren nur inkognito über die Industrieholding plaudern wollen.

Investment-Outlook 2024

Mit dem neuen Investment-Outlook 2024 im Börsianer Journal (ab Seite 51) zeigt Ihnen Raja Korinek die heißesten Themen in Sachen Veranlagung und stellt angesagte Investmentideen zum Thema Demografie vor (Seite 32).

Gratulieren möchte ich an dieser Stelle den besten Finanz- und Wirtschaftsjournalisten des Landes: Renate Graber, Hanna Kordik und Jakob Zirm holen sich die Stockerlplätze im goldenen Börsianer-Ranking (Seite 89). Viel Vergnügen mit dem 57. Börsianer Magazin wünscht Ihnen

Schwank In den Interviewpausen erzählte Monika Rosen Anekdoten und den einen oder anderen Schwank aus ihrem längeren US­Aufenthalt. Daniel Nutz unterhielt sich köstlich.

Krawarik-Selfie. Bismarck und König Wilhelm und der rosafarbene Flamingo (oder ist es ein Schwan?) zieren das Vorstandsbüro von Christoph Boschan in den Räumlichkeiten des Palais Caprara­Geymüller.

Ingrid.Krawarik@derboersianer.com

Twitter @cowgirlingi

Linkedin: Ingrid Krawarik

4 EDITORIAL BÖRSIANER NR. 57

READY FOR SUSTAINABILITY.

Wir macht’s möglich.

Wir stehen vor großen Herausforderungen. Und eines ist klar: Nur wenn wir alle unseren Beitrag leisten, haben wir nachhaltigen Erfolg.

CORPORATE BANKING corporate-banking.business
WIR

B&C­BETEILIGUNGEN Lenzing, Semperit und Amag im Fokus

MONIKA ROSEN

MUT ZUR MEINUNG

Der Börse-Chef gegen Regulierungswalze

FINANZMARKT

MISTER BÖRSE WIRD LAUT (COVER) 10 Christoph Boschan weiß nach 7,5 Jahren an der Spitze der Wiener Börse, was der Kapitalmarkt in Österreich wirklich braucht, kritisiert den aktuellen Regulierungstsunami, der jegliche Wettbewerbsfähigkeit Europas zerstöre, und wehrt sich empört gegen Stimmen, die die Wiener Börse verbal zu Grabe tragen.

STIEFKIND KAPITALMARKT Traum und Wirklichkeit 20 des türkis-grünen Regierungsprogramms

INTERVIEW MONIKA ROSEN Die Aktienrally hat 26 noch Sprit im Tank

TRIO INFERNAL DER B&C-GRUPPE Lenzing, Semperit, Amag: 94 Kann der Kernaktionär Beteiligungen?

KI IST CHEFSACHE Wer künstliche Intelligenz 100 einsetzt, braucht eine Governance

6 INHALT BÖRSIANER NR. 57
Rally mit Sprit im Tank 26
10 94

89

BRANCHEN

RANKING

Die 50 besten Finanz- und Wirtschaftsjournalisten

SEITENBLICKE

RANKING 89

Die 50 besten Finanzjournalisten

SO DENKT DIE POLITIK 104 Welches Europa wir brauchen

MARKTGEZWITSCHER 108

Darüber wird im Netz gesprochen

BÖRSENTALK 110

Wo sich die Finanzbranche trifft

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 115

Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

WELTBLICK 116

Die Sicht der Korrespondenten

ALBERT

Ad-hoc der Redaktion

INNOVATION

Wir freuen uns, Barbara Ebner als neue strategische Geschäftsführerin an Bord zu begrüßen. Schon Mitte der 1990er sammelte sie Digitalmedienerfahrungen in New Yorks Digitalverlagen. Später baute sie die „Kleine Zeitung Online“ in Österreich auf. Beim Börsianer treibt sie künftig die Innovation, vor allem im digitalen Bereich, voran.

EVENTS STARTEN

Am 19. März diskutieren wir mit renommierten Finanzexperten bei der Börsianer Roadshow in Wien den Impact der vermutlich aufgeschobenen Zinssenkung für die Märkte. Am 10. April denken wir in Linz weiter an das Superwahljahr inklusive Urnengängen in Österreich, der EU und den USA. Der erste Börsianer Salon behandelt das kontroverse Thema Schreckgespenst Green Finance.

ANLAGETIPPS

Der neue Börsianer Journal Investment-Outlook (Seite 51) bietet einen Überblick über die wichtigsten Themen für das Börsenjahr 2024.

Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem markiert.

GELBEN BALKEN

7
INSIDERKÄUFE 08 Die Aktienkäufe der Manager AKTIENMÄRKTE 31 Chartvergleich zur Wiener Börse DEMOGRAFIE Welten im Wandel 32 1. Teil: Marktumfeld 34 2. Teil: Veranlagung 36 3. Teil: Interview 38 BÖRSENWETTER 40 Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen KURSDATEN 42 Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen STATISTIK 46 Börsen- und Wirtschaftsdaten EXTRA: BÖRSIANER JOURNAL 51 Investment-Outlook 2024 MEINUNGEN ROBERT MACHTLINGER 16 Der Ramp-up der Luftfahrt hat begonnen JOCHEN DICKINGER 17 Finanzbildung führt zu persönlicher Unabhängigkeit OLIVER STOCK 17 Ein Orden für Christian Lindner PETER BREZINSCHEK 18 Wann reagiert die Geldpolitik? KURT WEINBERGER 50 Wir leisten unseren Beitrag! BETTINA SCHRAGL 80 Praxistest bestanden PETER BARTOS 84 Rechtzeitig Nachhaltigkeitsprüfer 2024 bestellen!
RENDITE
BIRKNER 86 Abberufung unter Druck
FELSBACH 109 Keine Bühne für den Wahlkampf
KWAUKA 114 Fokussierte Unintelligenz
PETER
MARTIN
Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events BANKEN 48 VERSICHERUNGEN 50 FONDS 78 AKTIEN 80 IMMOBILIEN 82 BERATER 84 RECHT 86 FINTECH 88

INSIDERKÄUFE

Die Aktienkäufe der Spitzenmanager

WENIGE LICHTBLICKE

Im März, Juni und Oktober 2023 hatten die Manager am meisten Kauflaune, die Flaute kam im November mit drei Transaktionen. Von den CEOs stach in den vergangenen vier Monaten vor allem Bawag-Boss Anas Abuzaakouk als kauffreudig hervor, der Ende Oktober zu einem günstigen Zeitpunkt zugriff und um 1,21 Millionen Euro 29.820 Aktien einkaufte, also um 40,72 Euro je Aktie. Der Preis der Bawag-Aktie ist mittlerweile auf mehr als 50 Euro gestiegen. Sein Vize Satyen Shah ließ sich auch nicht lumpen und griff bei 26.564 Aktien für 1,08 Millionen Euro zu. Er freut sich ebenfalls über den Kursgewinn. Das Bawag-Management hält offiziell 4,4 Prozent der Aktien und gehört zu den stärksten Aktionären der Bank. Zuletzt hatte die Bawag Group AG durch massive Aktienrückkäufe eine Kapitalherabsetzung auf 78,60 Millionen Aktien durchgezogen – beim Börsengang im Oktober 2017 waren es 100 Millionen Aktien.

Eine Aktienrochade nahm Frauenthal-Holding-Vorstand Hannes Winkler vor, der 1,05 Millionen Aktien für 24,77 Millionen Euro von der FT Holding an die Tridelta verkaufte. Beide Gesellschaften werden von Winkler kontrolliert.

Im Jänner fiel Warimpex-Vorstandschef Franz Jurkowitsch mit einer Übertragung von 5,548 Millionen persönlich gehaltener Aktien zu einem Wert von 4,715 Millionen Euro auf seine Amber Privatstiftung ins Gewicht. Bereits im Dezember 2023 hatte er rund drei Prozent, also 1,71 Millionen Aktien für 1,62 Millionen Euro, in die VI Europäische Franchise mit seinem Warimpex-Grün-

dungspartner Georg Folian eingebracht. Stark aktiv im Jänner war auch der Industrielle Stefan Pierer, der 26.496 Aktien der Oberbank AG zu einem Preis von 1,82 Millionen Euro auf den Markt geworfen hatte – das sind 69 Euro je Aktie. Der Hintergrund: Im Oktober 2022 hatte die Wüstenrot-Genossenschaft ihren Anteil von 4,50 Prozent an der Oberbank AG feilgeboten, Oberbank-Boss Franz Gasselsberger gelang es damals, das Aktienpaket bei befreundeten Investoren wie etwa Stefan Pierer zu platzieren. Der damalige Preis je Aktie lag bei 93,58 Euro, Pierer griff bei 28.400 Aktien zu. Inzwischen gab es bei der Oberbank AG einen Aktiensplit von eins zu zwei, das heißt,

Pierer hat richtig gutes Geld mit seiner Investition gemacht. Insgesamt war Pierer aber auch für sein eigenes Unternehmen an der Börse aktiv und hat insgesamt 296.872 Aktien im Wert von 20,59 Millionen Euro bewegt.

Auffällige Transaktionen waren auch der Verkauf von 49.500 Oberbank-Aktien im Wert von rund drei Millionen Euro durch die Lenzing AG im November 2023. Den größten Deal der vergangenen Monate zog die CPI Property Group im Dezember 2023 durch, die 14,07 Millionen Aktien von der Gesellschaft WXZ1 auf die CPI Property Group verschob, einen Tag später veräußerte CPI 2,575 Millionen Aktien über Optionsrechte. n

8 RENDITE INSIDER
UNTERNEHMEN PERSON/GESELLSCHAFT KAUF IN STÜCK SUMME (EUR) Immofinanz Martin Nemecek / CPI Property Group 14.071.483,00 282.133.234,15 Frauenthal Hannes Winkler / Tridelta 1.050.000,00 24.769.500,00 Pierer Stefan Pierer 296.872,00 20.590.269,78 Warimpex Franz Jurkowitsch 5.548.110,00 4.715.893,00 Bawag Anas Abuzaakouk 29.820,00 1.214.183,86 TOP 5 MANAGER-TRANSAKTIONEN (4 MONATE) AUG 171 18 23 14 41 41 3 50 SEP OKT NOV DEZ JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL ATX 12 MONATE QUELLE: OEKB, WIENER BÖRSE, „BÖRSIANER“; OHNE VERGÜTUNGSPROGRAMME 10 KÄUFE 6 KÄUFE 11 66 INSIDERBAROMETER (BENCHMARK ATX)
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#INTERVIEW

VITA

CHRISTOPH BOSCHAN Vorstandsvorsitzender Wiener Börse AG

Der gebürtige Deutsche (46) führt seit September 2016 die Wiener Börse AG. Mit seinen malerischen Fähigkeiten hält er gerne hinter dem Berg.

„REGULIEREN UNS KAPUTT“

Regulierung ohne strategische Vision ist sinnlos, die Wiener Börse alles andere als tot, sagt Christoph Boschan. Was der Kapitalmarkt wirklich braucht und warum Aktien kein Elitethema sein sollten.

INTERVIEW INGRID KRAWARIK BARBARA STER

FINANZPLATZ COVER

Wer Christoph Boschan mit dem Satz „Die Wiener Börse ist tot“ konfrontiert, erntet sofort ungläubige Irritation und eine passionierte Darlegung, wieso genau das Gegenteil der Fall ist. Margen von 50 Prozent und darüber sind keine Seltenheit, die Wiener Börse war bisher hochprofitabel. Kritische Investoren, die die Wiener Börse derzeit abschreiben, sollten hier genau zuhören. Lauter wird er auch beim Thema Regulierungswalze, sie sei der Tod jeglicher Wettbewerbsfähigkeit, sagt er im Gespräch mit der Börsianer-Chefredaktion im Palais Caprara-Geymüller, dem Sitz der Wiener Börse. Das Thema ist ihm wichtig. Boschan fehlt in all den neuen Regularien und Reformen die strategische Vision und Quantifizierbarkeit sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene und gibt dies auch lautstark auf Veranstaltungen kund. Der Mut zur Meinung macht ihn gerade auch deshalb zum Börsianer des Quartals. Viel gelassener

reagiert der Vorstandschef der Wiener Börse AG auf die politischen Scharmützel rund um den Kapitalmarkt. Nach 7,5 Jahren an der Spitze der Wiener Börse und fünf Finanzminister später kann er sich auch darüber freuen, dass die Behaltefrist zumindest im Regierungsprogramm steht. Der Bundeskanzler-Vorschlag einer KESt-Befreiung auf Sparbücher macht ihn sprachlos. Warum die Wiener Börse alles andere als tot ist, die Gesellschaft den Auftrag hat, den Kapitalmarkt zu beleben, das Interesse der US-Investoren wieder steigt und warum junge Leute durch ihren derzeitigen Wohlstand die private Vorsorge auch hintanstellen, ist Thema im Interview.

Herr Boschan, ist man draußen am Kapitalmarkt unterwegs, hört man immer öfter, die Wiener Börse sei tot. – Christoph Boschan: Die Wiener Börse ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen mit vielen traditionellen und neuen Dienstleistungen, die von unseren Kunden sehr geschätzt

Fakten „Mit Österreich vergleichbare Länder wie etwa Schweden, Norwegen und die Schweiz sind Erfolgsblaupausen in Sachen Kapitalmarkt“, sagt Christoph Boschan.

werden. Wer sagt sowas? Das ist ja gleich eine provokante Frage zum Einstieg.

Investoren und Fondsmanager erzählen, sie brauchen teilweise drei Tage, um eine Aktie wie etwa Palfinger AG zu verkaufen. Ist das nicht bedenklich? – Ja, im übergeordneten europäischen Trend hat der Regulierungstsunami der letzten zehn, 15 Jahre besonders den mittelgroßen Unternehmen nicht gutgetan. Weil sich Investments in kleinere Unternehmen, die nun mal so liquide sind, wie sie sind, regulatorisch schwerer gestalten. Aber man muss die heimischen Leitbetriebe kontextualisieren mit ihrer richtigen Peergroup, also vergleichbare Industrie- und Serviceunternehmen mit vergleichbarer Marktkapitalisierung und Free Float Market Cap. Dann sind heimische Unternehmen so liquide oder illiquide wie alle anderen. An der Größe der Volkswirtschaft und an jener der Unternehmen kann die Börse nichts ändern. Ich würde das als Gestaltungsauftrag begreifen.

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„Eine nicht wachsende Ertragsseite bei wachsender Aufwandsseite inflationiert dir den Business­Case. Wir regulieren uns kaputt.“
CHRISTOPH BOSCHAN

Für wen? - Die Gesellschaft. Für eine reife, wohlhabende, innovative Volkswirtschaft steht Österreich echt weit hinten an und lebt weit unter seinen Möglichkeiten. Die gesamte Marktkapitalisierung der Wiener Börse beträgt 30 bis 35 Prozent des BIPs, selbst Deutschland und Frankreich, die nicht der Nabel der internationalen Finanzwelt sind, liegen bei 60 bis 65 Prozent des BIPs.

Warum ist das so? - Wegen politischer Entscheidungen. Wenn wir auf das europäische Bild schauen, haben wir den Common Sense, dass wir chancengleiche Umverteilungsgesellschaften wollen. Die mit Österreich vergleichbaren Länder sind wohlhabend und wirtschaftsstark, wie Norwegen, Schweden, Schweiz, Dänemark und die Niederlande. Alle geben, was die Rolle des Kapitalmarkts betrifft, unterschiedliche Antworten. Am Zustand ihrer sozialen Sicherungssysteme ist aber deutlich ablesbar, wer vor 20, 30 Jahren die richtigen Entscheidungen getroffen hat. In Schweden haben Sozialdemokraten die verpflichtende private Vorsorge eingeführt, Norwegen hat einen Staatsfonds, die Schweiz eine verpflichtende betriebliche Altersvorsorge. Diese Erfolgsblaupausen sind offensichtlich. Der Produktionsfaktor Kapitalmarkt wurde als Hebel für diese Zwecke entdeckt und genutzt. Man wächst und transformiert schneller, kann privates Innovationskapital in signifikantem Umfang aktivieren, erholt sich schneller von Krisen und kriegt Start-ups und Wachstumsmärkte in den Griff.

Gibt es eine österreichische Kapitalmarktkultur? – Ja, durchaus. Das zeigen auch unsere Umfragen zu den Aktienbesitzen. Das Paradoxon in Staaten wie Österreich ist, dass es gerade ein Elitenthema bleibt, es ist exklusiv für eine wissende und praktisch und finanziell befähigte Finanzelite und für ausländische Investoren. Es ist ja nicht so, dass die Güte der österreichischen Unternehmen nicht erkannt wird. Es ist mir unbegreiflich, dass man hier nicht sieht, dass es ein inklusives Thema für die gesamte Breite der Bevölkerung sein muss, so wie Schweden, die Schweiz, Norwegen, Dänemark das gemacht haben. Österreich dämpft als Staat die Notwendigkeit des Individuums, für sich selbst vorzusorgen.

Die Herausforderung ist, dass zu viele marktschreierische, politische Stimmen Aktien laufend als Spekulation verteufeln und der Kapitalmarkt in seiner Gesamtheit dagegen nicht stark genug mit einer Stimme auftritt. Warum gibt es so wenig Widerrede? - Aus der Innenansicht ist der Vorwurf, dass Eigenkapitalinvestitionen Spekulation sein sollen, völlig absurd, ich bin gar nicht bereit, mich mit sol-

#WIENER BÖRSE

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN

Die Wiener Börse wies im Dezember 2023 eine Marktkapitalisierung von 125,60 Milliarden Euro aus. Zur Einordnung: Die deutsche SAP hatte zuletzt eine Marktkapitalisierung von 147,61 Milliarden Euro. Die Aktienhandelsumsätze gingen im Jahr 2023 erneut zurück – von 14,02 auf 13,60 Milliarden Euro. In den Ausreißer­Jahren 2007 und 2012 lagen sie bei 45,52 Milliarden Euro und 8,25 Milliarden Euro. Die Anleihen­Listings stiegen von 3.628 im Jahr 2018 auf 16.789 im Jahr 2023 und sind ein stark wachsender Bereich. An der Wiener Börse wurden im Vorjahr 865 Aktien und 6.841 Zertifikate gehandelt. Die Wiener Börse gehört Banken und Unternehmen, ihr größter Aktionär ist die Unicredit Bank Austria AG mit 13,36 Prozent, gefolgt von Erste Group Bank AG mit 11,30 Prozent und der Vienna Insurance Group AG mit 8,50 Prozent.

chen Bemerkungen überhaupt zu befassen. Aber ja, man muss sich dem wahrscheinlich mehr stellen. Ich hoffe, dass man die Aktieninvestition bald als das versteht, was sie ist: langfristig die sicherste und renditeträchtigste Anlage. Alle anderen Anlageformen sind immer nur eine Ableitung vom erfolgreichen privaten Unternehmertum. Die Leute müssen verstehen, dass es einen einzigen Wohlstandskern in unseren entwickelten Industrieländern gibt, und das ist privates wertschöpfendes Unternehmertum. Wenn eine Aktienanlage, sagen wir 30 Jahre angespart, nicht funktioniert hat, dann haben alle anderen Anlagealternativen auch nicht funktioniert.

Verhindert nicht auch der heutige Wohlstand den Drang zur privaten Vorsorge? –Ich sehe eine Zweiteilung. Ich habe noch nie so viele junge Leute gesehen, die brav ihre breitgestreuten ETF-Sparpläne ansparen, das ist super. Aber gleichzeitig gab es noch nie so viele, die so viel geerbt haben. Und erben werden. Und das in einem Ausmaß, die jede private Altersvorsorge obsolet macht. Heute verzichten Leute auf Gehalt, weil sie weniger arbeiten wollen, solche Ideen gab es früher nicht.

Sie sind seit September 2016 Chef der Wiener Börse und haben fünf Finanzminister miterlebt. Wer hatte das beste Verständnis für den Kapitalmarkt? – Ich habe alle Finanzminister grundsätzlich zugewandt und offen für das Thema erlebt. Insbesondere den aktuellen.

Sehr diplomatisch. Wer hat das meiste für den Kapitalmarkt erreicht? – Die derzeitige Regierung hat die Behaltefrist ins Regierungsprogramm aufgenommen.

Die Behaltefrist wird immer als wichtiger Hebel für die private Vorsorge propagiert und von der Politik geflissentlich ignoriert. Fehlt dem Kapitalmarkt ein Druckmittel? –Das Druckmittel ist der Wähler. Aktien

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sind in der Breite des Mittelstands angekommen, da haben wir hohe Aktienquoten, das ist ein wählerrelevantes Thema.

Ein Blick ins Regierungsprogramm zeigt, dass bisher kein Punkt aus dem Bereich Kapitalmarkt/Altersvorsorge umgesetzt wurde. Frustriert Sie das? – Dass in der politischen Szene nichts vorangeht, ist nichts Neues. Ich mach das Geschäft seit 25 Jahren und arbeite bei der fünften Börse, das war nie anders. Das ist mein täglich Brot. Da ist auch keine Erwartungshaltung mehr da. Es ist eher so, dass es hier in Österreich umgänglich ist. Die Finanzbildungsinitiative ist da, über die ich mich sehr freue, die hat Gernot Blümel initiiert und Magnus Brunner fortgesetzt. Das ist ein wichtiges Element. Es gibt jetzt eine entsprechende Lehrerausbildung, und das Thema kommt

staatlich neutralisiert in die Schulen. Das ist schon ein Verdienst der Regierung, und der gegenwärtige Finanzminister ist ein Hoffnungsschimmer.

Stichwort Regulierung: Nimmt sich der europäische Kapitalmarkt mit den steigenden Regulierungen die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber globalen Wettbewerbern wie den USA? – Wir brauchen dringend eine Entbürokratisierung. Entgegen allen politischen Absichtsbekundungen hat sich der Abstand zu globalen Wettbewerbern – speziell zu den USA - weiter stark vergrößert. Es sollte jede neue oder überarbeitete Verordnung mit klaren und quantifizierbaren Zielen einhergehen, anhand derer sie in Zukunft auch überprüft werden kann. Die Kapitalmarktunion hat kein quantifizierbares Ziel. Ich sehe derzeit

nur, dass der nächsten Generation etwa dreimal so viele Regularien hinterlassen werden. Für jede neue Regel sollte eine alte abgeschafft werden. Ich habe mal eine Zahl gelesen und weiß nicht, ob sie noch so stimmt, sie würde aber meiner Gefühlslage entsprechen: Es gibt eine Abschaffung bei 2,5 neuen Regeln. Das ist als Betroffener schwer zu verstehen.

Gibt es ein Beispiel? – Die praktische Implementierbarkeit des Lieferkettengesetzes. Das sind löbliche Ziele, die da verfolgt werden, aber wir reden über die handwerkliche Implementierung. Das geht weiter bei den Publikationspflichten für bei uns gelistete Unternehmen, da geht es wieder nur um die reale Umsetzung. Homöopathische Erleichterungen wiegen nicht die regulatorische Walze auf, die da auf einen zurollt. Dora

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(EU-Verordnung, die digitale Risiken in Finanzunternehmen managt, Anm. d. Red.) ist jetzt das jüngste Beispiel, die Regulierung wird zehntausende Stellen in der Wirtschaftsprüfung, Beratung und regulatorischen Überwachung aufbauen, es wird sein wie bei Mifid. Das sind alles Ressourcen, die dem eigentlichen Wirtschaftsprozess entzogen werden.

Was heißt das? – Es ist viel Aufwand ohne gegenüberstehenden Ertrag. Ich bin ursprünglich Jurist. Als ich begonnen habe, konnte ich die Börsenregulierung als Spezialist überschauen. Heute kann man das nicht mehr, man braucht für den gleichen Geschäftsgegenstand einen Stab an Leuten – ohne dass sich gleichzeitig das europäische Wertpapiergeschäft substanziell entwickelt hätte. Wenn das miteinander im Einklang

„Die Leute verwechseln die Wiener Börse mit der Natur und Eigenart von den an der Wiener Börse gehandelten Unternehmen.“
CHRISTOPH BOSCHAN

stünde, wäre das ja noch nachvollziehbar, aber es ist wie in einem Unternehmen: Eine nicht wachsende Ertragsseite bei einer wachsenden Aufwandsseite inflationiert dir den Business-Case. Wir regulieren uns kaputt.

Kommen wir noch einmal auf die Wiener Börse zurück. – Die nicht tot ist!

Ich merke, das stört Sie jetzt, dass das bei Investoren ein Gesprächsthema ist. – Dann verwechseln die Leute die Wiener Börse mit der Natur und Eigenart von den an der Wiener Börse gehandelten Unternehmen. Das ist eine linguistische Verwirrung, die ich gerne aufkläre. Die gelisteten Unternehmen, mit der richtigen Peer verglichen, handeln genauso wie jene in Paris, London, Frankfurt handeln würden. Ja, die Handelsumsätze sind zurückgegangen, aber wir haben das Ergebnis in den letzten sieben Jahren fast verdoppelt und sind ein sehr erfolgreiches Haus. Der Handel, unsere Rolle als Zentralverwahrer in Prag und das Datengeschäft sind unsere Hauptertragsquellen. Wir werden das Ergebnis vom letzten Jahr toppen.

Was kann die Wiener Börse gut? - Sie kann den österreichischen Leitbetrieben die beste Handelsheimat geben mit nachgewiesener guter Liquidität und Konnektivität und Verbreitung von deren Daten. Wir haben das Geschäft erfolgreich diversifiziert und verzeichnen deutliche Ergebnissteigerungen. Wir geben immer mehr internationalen

Fremdkapitalinstrumenten eine Heimat, verzeichnen im börsengeregelten Segment (Vienna MTF, Anm.) mehr Neulistings als Luxemburg, Euronext und die Deutsche Börse. Das ist ein Nachweis unserer Wettbewerbsfähigkeit. Bei den Market-Makern haben wir alle internationalen neuen Wilden in den Markt reingebracht, das bringt Liquidität und Liquiditätserhalt, und wir binden jedes Jahr mindestens einen neuen Handelsteilnehmer.

Das Anleihensegment ist stark wachsend, richtig handeln lassen sich Anleihen, etwa Staatsanleihen, aber selten, da keine Kursbildung erfolgt. Ist das nicht Aufgabe einer Börse, dass die angebotenen Anleihen auch handelbar sind? – Ja, wir arbeiten dran.

Wer ist der größte Wettbewerber? – Der außerbörsliche Handel, das war er immer schon. Diese Herausforderung geht nicht weg und wird schwieriger, weil die Banken immer mehr internalisieren, also börsenersetzende Dienstleistungen anbieten. Dieser Mifid-Effekt wurde nicht korrigiert, obwohl immer proklamiert wurde, wir wollen transparente Märkte. Vor allem der fortlaufende kleinteilige Handel ist im außerbörslichen Handel stärker geworden. Börsen beweisen sich immer noch bei den Auktionen, insbesondere die Schlussauktionen haben unglaublich an Bedeutung gewonnen.

Fehlt Ihnen etwas am Kurszettel? – Klar. Zusätzliche Unternehmen. Wir haben ja das grundsätzliche Problem, dass unsere Kapitalmärkte auf der Eigenkapitalseite überhaupt nicht die Vielfalt der Volkswirtschaften repräsentieren. Das würde ich mir wünschen, eine breitere Reflexion der Volkswirtschaft in ihrer thematischen Breite.

Wann kommt der nächste IPO? – Bald.

Bleibt Christoph Boschan für weitere siebeneinhalb Jahre Chef der Wiener Börse? –Ja selbstverständlich. n

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Relevant. Welches Druckmittel hat der Kapitalmarkt? „Die Wähler. Aktien sind im Mittelstand angekommen“, sagt Boschan.

DER RAMP­UP DER LUFTFAHRT HAT BEGONNEN

Die Luftfahrtindustrie ist auf Jahre ausgebucht. Jetzt gilt es, trotz geopolitischer Risiken ein erfolgreiches LieferkettenManagement zu betreiben.

Die Luftfahrtindustrie boomt: Ein hohes Reiseaufkommen und damit verbundene steigende Bauraten von Flugzeugen aller großen Hersteller führen in der gesamten Industrie zu einem konstanten Wachstum. Dieser Aufschwung wird sich in den folgenden Jahren fortsetzen – bereits jetzt ist die Industrie und auch die FACC als einer der führenden Hersteller auf Jahre mit steigenden Produktionsvolumen sehr gut ausgelastet. Es gilt jetzt, gemeinsam die Produktion rasch und koordiniert hochzufahren. Besonders für die Lieferkette ist das eine Herausforderung, der wir uns als FACC erfolgreich stellen. Die Lieferkette in der Luftfahrtindustrie ist global, vielschichtig und anspruchsvoll. Sie umfasst eine Vielzahl von Rohmaterialien, Zulieferern, Transportwegen und Qualifikationen. Sie muss hohe Standards an Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit erfüllen und flexibel auf technologische Entwicklungen und geopolitische Veränderungen reagieren können.

Die derzeitige geopolitische Situation mit dem Krieg in der Ukraine sowie dem Nahostkonflikt setzt diese Lieferkette derzeit verstärkt unter Druck: Wir merken, dass bestimmte Materialien schwerer verfügbar sind. Dazu zählen spezielle in der Luftfahrt verwendete Stähle oder auch der Rohstoff Titan. Da die Rüstungsindustrie aufgrund der geopo-

„Die derzeitige geopolitische Situation setzt internationale Lieferketten in der Luftfahrt nach wie vor unter Druck.“
ROBERT MACHTLINGER

litischen Situation höhere Materialbedarfe meldet, verknappen sich einzelne Materialien zusätzlich. Auch erhöhte Transport- und Lagerkosten zählen zu den Faktoren, die ein optimiertes Lieferketten-Management erfordern: Bedingt durch den Nahostkonflikt wird anstelle der Schiffsroute durch das Rote Meer und den Suezkanal in vielen Fällen die weitere und kostenintensivere Route über das Kap der Guten Hoffnung gewählt. Dazu kommt noch, dass die globale Zulieferindustrie gefordert ist, neues Personal aufzubauen. Das sorgt bei den Zulieferbetrieben für zusätzliche Herausforderungen, die sich auf die gesamte SupplyChain auswirken. Das Management der finanziellen Situation in der Lieferkette ist gerade in Ramp-up-Phasen ein weiterer Risikofaktor.

Robert Machtlinger (56) ist seit Februar 2017 Vorstandsvorsitzender der FACC AG.

Die zu den weltweit führenden Aerospace­Unternehmen zählende FACC AG entwickelt, designt und fertigt fortschrittliche Leichtbausysteme für die Luft­ und Raumfahrt.

Wir haben als FACC frühzeitig Strategien und Lösungen für diese Herausforderungen entwickelt. Dazu zählt eine enge Abstimmung mit all unseren Lieferanten weltweit sowie ein verstärkter Aufbau regionaler Lieferketten („local for local“).

Wenn möglich, greifen wir auch auf alternative Transportrouten etwa via Schiene oder Frachtflugzeuge zurück. Wesentlich ist neben einem genauen Tracking der Supply-Chain auch der Aufbau erhöhter Lagerbestände sowie der gezielte Aufbau einer Double-Source-Strategie für strategisch wichtige Bauteile sowie Komponenten. Dadurch kann ein mögliches Ausfallsrisiko stark reduziert werden, da auf zwei Lieferanten zurückgegriffen wird.

Der Ramp-up der Luftfahrtindustrie – also das gemeinsame Hochfahren der Produktion – hat gerade erst wieder begonnen. Bis 2042 besteht am Markt ein Bedarf an über 40.000 neuen Flugzeugen. Hinzu kommen neue Mobilitätslösungen im Bereich Urban Air Mobility, welche im städtischen Raum eine zusätzliche Mobilität in der Luft gewährleisten werden.

Um die dafür erforderlichen Ressourcen bereitzustellen, bedarf es eines professionellen Managements der internationalen Lieferketten, vor allem aber einer gesicherten Verfügbarkeit wesentlicher Materialien. n

MEINUNGEN KOMMENTARE 16

Der bodenständige Gründer eines börsennotierten Wettanbieters nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaft gehören der Börse, Twitter und Griechenland.

PERSÖNLICHE UNABHÄNGIGKEIT

In einer Welt, in der finanzielle Entscheidungen einen großen Einfluss auf unser Leben haben, ist es schockierend zu sehen, wie wenig Wert auf Finanzbildung in Schulen gelegt wird. Denn Finanzbildung führt eigentlich zur persönlichen Unabhängigkeit. Diese Bildungslücke hat tiefgreifende Auswirkungen auf die finanzielle Gesundheit junger Menschen. In manchen Elternhäusern wird durch den praktischen Umgang mit Geld und durch vorgelebte Finanzentscheidungen den Kindern die notwendige Finanzbildung vermittelt.

Kinder, denen das nicht beigebracht wird, werden nicht nur potenzielle Opfer schlechter Finanzprodukte, sondern auch der Aufbau des persönlichen Wohlstands wird dadurch eindeutig erschwert.

Es ist dringend an der Zeit, dass Schulen ihre Prioritäten rasch überdenken und die Finanzbildung in den Lehrplan integrieren. Eine Investition in die Finanzbildung unserer Jugendlichen wird es zwar für Verkäufer von Lebensversicherungen und Bausparer schwerer machen, Kunden zu finden. Aber noch einmal: Die finanzielle Mündigkeit des Einzelnen wird zu mehr persönlicher Freiheit und Unabhängigkeit führen. Es liegt an uns allen, die Veränderung zu fordern und sicherzustellen, dass bereits die nächste Generation die Fähigkeit besitzt, in einer zunehmend komplexen finanziellen Welt erfolgreich zu sein. Jetzt – und nicht erst morgen. n

„Finanzielle Mündigkeit des Einzelnen fordern.“
JOCHEN DICKINGER

Als Korrespondent (55) des „Börsianer“ berichtet der gebürtige Deutsche über spannende Finanz­ und Wirtschaftsgeschehnisse aus Deutschland. Der studierte Volkswirt war Chef der „Finanzzeitung“ in Frankfurt, Vizechefredakteur des „Handelsblatts“ und der „Wirtschaftswoche“ sowie Kommunikationschef bei der Tochter der Münchner Rück. Er beschreibt sich selbst als gutgelaunt und neugierig.

GEGEN EU-BÜROKRATIE

EINEN ORDEN FÜR

CHRISTIAN LINDNER

D„Vor der EU-Wahl stehen noch mehr als 100 Vorlagen zur Entscheidung an.“
OLIVER STOCK

as Verhältnis zwischen der aktuellen deutschen Regierung und der von ihren Vorgängern ins Amt gehievten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist zerrüttet. Mit Folgen für Österreich. Was passiert ist? Ziemlich kurz vor der Europawahl im Juni stehen noch mehr als 100 Vorlagen zur Entscheidung an. Eigentlich sind sie alle ausverhandelt, aber bei 14 der wichtigsten Entscheidungen hat Deutschland auf den letzten Metern Nein gesagt. Genauer: Der deutsche Finanzminister und Chef der Liberalen, Christian Lindner, hat sein Veto eingelegt. Ihn treiben zwei Motive: ein politisches und ein ehrenwertes. Das politische besteht darin, dass Lindners Liberale in Umfragen abgestürzt sind und sich der Parteichef eine Profilierung einfallen lassen musste, die bei den Wählern verfängt. Sticheln gegen von der Leyens EU ist da keine ganz schlechte Idee. Das ehrenwerte Motiv besteht darin, dass Lindner gegen die völlig überbordende EU-Bürokratie zu Felde zieht. Es geht ums Lieferkettengesetz, das selbst den kleinen Fahrradhändler um die Ecke zwingt, sich einen Rechtsbeistand zu suchen, um Lieferkettenformulare auszufüllen, wenn er für einen Großkunden Fahrräder repariert. Es geht um die Entscheidung zur sogenannten Plattformarbeit, mit der sich beispielsweise selbstständige Taxifahrer herumärgern müssen, die im Auftrag von Uber unterwegs sind. Und es geht um derlei mehr. Der deutsche Liberale ist hier tatsächlich auf dem richtigen Pfad. Gelingt Lindner die bürokratische Linderung, sollte ihm auch Österreich dafür einen Orden verleihen. n

MEINUNGEN KOMMENTARE 17
VITA JOCHEN DICKINGER Privatinvestor und Aufsichtsrat Athos Immobilien AG VITA OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland „Börsianer“
FINANZBILDUNG

WANN REAGIERT DIE GELDPOLITIK?

Die Inflationsentwicklung ist der Schlüsselfaktor für die Geldpolitik der Notenbanken der kommenden Monate. Ein Rückgang wird mühsamer als erwartet. Auch wichtig: Der Höhepunkt der Anleiherenditen liegt bereits hinter uns.

Im vierten Quartal 2023 ist plötzlich eine Zinseuphorie ausgebrochen, die sowohl den Renten- als auch den internationalen Aktienmärkten eine phänomenale Kursrally bescherte, die bis Jahresbeginn 2024 anhielt. Aufgrund sich weiter eintrübender Konjunkturvorlaufindikatoren und rückläufiger Preissteigerungsraten hatten die Marktteilnehmer ab März einsetzende Leitzinssenkungen dies- wie jenseits des Atlantiks eingepreist und bis Ende 2024 auf bis zu 1,5 Prozentpunkte tiefere Geldmarktzinsen gewettet. Dabei gaben Fed-Chef Jerome Powell als auch EZB-Chefin Christine Lagarde zuletzt keine Anlässe für verfrühte Zinshoffnungen. Ganz im Gegenteil, Jerome Powell schloss in seiner Pressekonferenz am 1. Februar eine Leitzinssenkung für den März-Termin aus.

Ein Blick auf die harten Fakten macht eine aggressive geldpolitische Lockerung 2024 wenig wahrscheinlich. Die Vorlaufindikatoren weisen auf eine Bodenbildung in der Konjunktur. In den USA übertrifft das BIP-Wachstum im vierten Quartal 2023 mit plus 3,3 Prozent die Projektionen deutlich, die US-BIP-Wachstumsprognosen für 2024 wurden vom IWF und OECD wieder auf über zwei Prozent real angesetzt. Eine erste geldpolitische Straffung ohne Rezession bahnt sich an. Und der Arbeitsmarkt mit Lohnsteigerungen von über 4,5 Prozent per annum ist kein Entlastungsfaktor für die Preissituation bei Dienstleistungen. In Europa ist das BIP-Wachstum 2024 noch in homöopathischen Dosen verabreicht,

„Arbeitskosten steigen stark, sind aber weit vom Produktivitätswachstum entfernt.“
PETER BREZINSCHEK

und trotzdem nimmt die Beschäftigung in der EU und der Eurozone zu – die Arbeitslosigkeit ist mit 6,4 Prozent auf Rekordtief. Daher sind die Lohnsteigerungen mit 5,8 Prozent auch kein Ruhekissen für die Kernrate der Verbraucherpreise.

Damit sind wir beim Schlüsselfaktor für die Geldpolitik der kommenden Monate: der Inflationsentwicklung. Der Rückgang in den letzten sechs Monaten war ermutigend, wie Powell wörtlich meinte. Am Konsumentenpreisindex war das nicht feststellbar, denn dessen Anstieg pendelt seit Juni 2023 zwischen 3,0 und 3,7 Prozent. Und der Rückgang im Jänner auf 3,1 Prozent sowie 3,9 Prozent Konstanz bei der Kernrate hat die Kapitalmarktteilnehmer enttäuscht. Doch die Federal Reserve hat nicht den CPI als Messlatte für Inflation, sondern den PCE Price Index. Und der ist zuletzt unter die Drei-Prozent-Marke gefallen. Die US-Investoren haben begriffen, dass der weitere Rückgang der Inflationsrate mühsamer sein wird. Die höhere Kernrate zeigt an, dass die Abnahme der Inflationsrate primär den fallenden Energiepreisen ge-

Der renommierte Kapitalmarktexperte (65), der eigentlich Meteorologe werden wollte, zählt seit vier Jahrzehnten zu den gefragtesten Börsen­ und Finanzexperten des Landes. Seine Schwerpunktinteressen sind die Ordnungs­ und Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit Klimaschutz, Konjunktur sowie Geld­ und Fiskalpolitik. Bis Jahresende 2022 war er Chefanalyst von Raiffeisen Research.

schuldet ist. Dagegen steigen die Dienstleistungs- und Wohnungskosten überdurchschnittlich. Im Wesentlichen ist das eine Konsequenz der mit plus 4,5 Prozent recht kräftig anziehenden Löhnen.

In der Eurozone wird sich die Teuerungsrate von 2,8 Prozent im Jänner bis Jahresmitte 2024 Richtung zwei Prozent bewegen. Dieser Trend wird im Sommer auslaufen, dann wird sich die Dienstleistungsverteuerung bemerkbar machen. Denn mit plus 5,8 Prozent sind die Arbeitskosten in der Eurozone so stark im Steigen wie schon seit langem nicht und weit vom Produktivitätswachstum entfernt. Somit ist selbst ein abermaliger Anstieg der Inflationsrate im zweiten Halbjahr 2024 nicht unwahrscheinlich.

All das fließt bei den FOMC- und EZBRatsmitgliedern in der Entscheidungsfindung ein. Es ist ihnen daher möglich, ab dem zweiten Quartal die ersten Leitzinssenkungen zu beginnen. Der weitere Zinsrücknahmeprozess in der zweiten Jahreshälfte wird zäher verlaufen, wenn sich die Inflation von der Zwei-ProzentMarke entfernt. Aus heutiger Sicht sind in der Eurozone drei und in den USA drei bis vier Zinssenkungen bis Jahresende 2024 plausibel. Das ist weniger, als die Kapitalmarktteilnehmer zu Jahresanfang erwarteten. Der mit Jahreswechsel begonnene Renditeanpassungsprozess am Anleihenmarkt dürfte anhalten. Aber mehr als die Hälfte des Renditerutsches von Q4 ist nicht zu erwarten. Somit wurde der Höhepunkt der Anleiherenditen im Oktober 2023 erreicht und liegt hinter uns. n

18 MEINUNGEN KOMMENTARE

Steuern. Wiedereinführung der Erbschafts- und/oder Vermögensteuer?

FRÜHZEITIGE NACHFOLGEPLANUNG LOHNT SICH

Ob und in welcher Form diese Steuern erneut eingeführt werden, ist v.a. vom Ausgang der nächsten Wahlen abhängig. BDO erklärt die Eckpunkte der möglicherweise kommenden Steuerbelastungen.

WIE WAR DIE ERBSCHAFTS- UND VERMÖGENSTEUER FRÜHER AUSGESTALTET UND WAS IST FÜR DIE ZUKUNFT ZU ERWARTEN?

Manfred Mauk: Die Besteuerung von Erbschaften hat sich in Österreich in der Vergangenheit am Verwandtschaftsgrad und am Wert sowie an der Art des zu übertragenden Vermögens orientiert. Trotz der Freibeträge konnte es gerade bei großen Erbschaften zu einer Besteuerung von bis zu 60% kommen. Die damit verbundene Steuerlast war also nicht zu vernachlässigen. Florian Meindl: Die unterschiedlichen Bewertungsansätze der zu besteuernden Vermögensgegenstände waren der kritische Punkt, der den Verfassungsgerichtshof im Jahr 2008 dazu bewogen hat, das Erbschafts- und Schenkungssteuergesetz für verfassungswidrig zu erklären. Diese Thematik wird auch bei möglichen künftigen Besteuerungen, etwa wie von der SPÖ vorgeschlagen, in der Praxis eine große Hürde sein.

WELCHE STEUERLICHEN RISIKEN LASSEN SICH AUS DER BESTEUERUNG IN DEUTSCHLAND ABLEITEN?

Manfred Mauk: In Deutschland werden Erbschaften in verschiedenen Steuerklassen je nach Nähe des Verwandtschaftsverhältnisses besteuert. Die Vererbung von selbst genutzten Immobilien sowie Betrieben ist u.U. gänzlich steuerfrei möglich. Ob Details des deutschen Modells für eine neue Steuergesetzgebung in Österreich übernommen werden würden, bleibt abzuwarten. Gerade für Personen mit Immobilienbesitz und/oder

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Unternehmer:innen kann es jedoch lohnend sein, sich schon frühzeitig mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen.

Florian Meindl: Eine Besonderheit stellt das deutsche Steuerrecht in Bezug auf Stiftungen dar, da hier alle 30 Jahre ein Erbfall fingiert wird. Ein ähnliches Vorgehen wäre auch für Österreich denkbar, wo aktuell noch keine vergleichbare Steuer eingehoben wird.

WELCHE GESTALTUNGSVARIANTEN FÜR DIE VERMÖGENSNACHFOLGE GIBT ES?

Florian Meindl: Zu Beginn des Nachfolgeprozesses in Unternehmen stehen nicht steuerliche und rechtliche Fragen, sondern die Anliegen der Unternehmerfamilie. Es geht darum, herauszufinden, was der:die Unternehmer:in als zentral für die Nachfolge ansieht und ob bzw. wie sich Familienmitglieder einbringen möchten. Sobald klar ist, was die Familie wünscht, entwerfen wir die passenden Rahmenbedingungen.

Manfred Mauk: Es gibt z.B. die Möglichkeit, das generationenübergreifende Vermögen im Rahmen der Gründung einer Familienholding unter Beteiligung der Familienmitglieder in einer Gesellschaft zu bündeln. Solche Familiengesellschaften sind im Vergleich zu österreichischen Privatstiftungen flexibler in ihrer Ausgestaltung und erlauben mehr Gestaltungsspielraum.

Florian Meindl: Mehr Stabilität bietet die Privatstiftung, die sich auch als Spitze einer Unternehmensgruppe eignet. Neben dem langfristigen und zweckgebundenen Schutz des Vermögens kann mit einer Privatstiftung die Versorgung der Familie als Begünstigte nachhaltig sichergestellt werden. In der Praxis wird eine derartige Struktur oftmals mit sogenannten “Golden Shares” zum Erhalt der Stimmrechte der Familienmitglieder kombiniert. Manfred Mauk: Unabhängig von der Wiedereinführung einer Erbschafts- bzw. Vermögensteuer lohnt es sich in jedem Fall, das Thema Vermögensnachfolge oder Nachfolge im Unternehmen rechtzeitig und strukturiert anzugehen, um die jeweils individuell beste Lösung zu finden.

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Florian Meindl, MSc LL.M Partner florian.meindl@bdo.at Manfred Mauk, MSc Senior Manager manfred.mauk@bdo.at

Türkis-Grün hat 2020

„Das Beste aus beiden Welten“ versprochen. Was ist aus den Vorsätzen im Regierungsprogramm geworden? Manager, Ökonomen und Finanzexperten sind durchwegs kritisch.

„Koalitionspartner müsste Berührungsängste gegenüber Kapitalmarkt abbauen.“
MAGNUS BRUNNER
FINANZPLATZ KAPITALMARKT 20 © BMF #REGIERUNG

Desinteresse. Für die Grünen und Vizekanzler Werner Kogler hatten die Themen Kapitalmarkt und Altersvorsorge keine Priorität.

STIEFKIND KAPITALMARKT

FINANZPLATZ KAPITALMARKT 21

Ein funktionierendes und verlässliches Wirtschafts- und Finanzsystem bildet die Grundlage für den Erhalt unseres Wohlstands, sichert die nachhaltige Finanzierung des Sozialstaates und spielt eine Schlüsselrolle in der Bewältigung neuer Herausforderungen wie der Globalisierung, des Klimaschutzes und der Digitalisierung.“ Kommt Ihnen diese Aussage bekannt vor? Zu Recht: Es ist die Präambel zum Kapitel „Finanzen & Budget“ des aktuellen Regierungsprogramms 2020 bis 2024. Das türkis-grüne Kabinett hat diese Grundsätze der Wirtschafts- und Finanzpolitik gefühlt hunderte Male in der einen oder anderen Form postuliert. Aber was ist mit den guten Vorsät-

zen passiert? Nach den Totalflops seiner Vorgänger – angefangen bei Maria Fekter über Michael Spindelegger, Hans Jörg Schelling, Hartwig Löger bis zu Gernot Blümel – wurde Finanzminister Magnus Brunner mit viel Vorschusslorbeeren bedacht, was wichtige Reformen für den Kapitalmarkt betrifft.

Geblieben sind Enttäuschung und Frust: Die Bilanz von Managern, Ökonomen und Finanzexperten fällt kritisch aus. Denn weder wurde die Behaltefrist für die Kapitalertragssteuer-Befreiung auf Kursgewinne und bei Verkäufen von Wertpapieren realisiert, was auch die private Pensionsvorsorge fördern sollte, noch wurde die generelle Stärkung der privaten Vorsorge umgesetzt. Um

Finanzbildung. Für die Grünen ist die Wiener Börse der Hort der Spekulation. Finanzbildung könnte helfen, diese Ängste und den Irrglauben abzubauen.

FINANZPLATZ KAPITALMARKT 22
© WIENER BÖRSE
„Ist der Kapitalmarkt nicht längst verstorben?“

nur zwei Punkte zu nennen: Auch Finanzminister Magnus Brunner ist ob der offenen Baustellen wie etwa der Schaffung eines Vorsorgedepots als zusätzliche Anlage- und Vorsorgemöglichkeit nicht glücklich: „Da geht es um den längerfristigen Vermögensaufbau, auch um die Schaffung von Eigentum. Und zum anderen geht es natürlich um die KEStBefreiung für Kursgewinne bei Wertpapieren und Fondsprodukten bei einer Behaltefrist, unser Konzept sieht zehn Jahre vor. Da müsste sich die Angst bei unserem Koalitionspartner vor einer Begünstigung von Spekulanten und die generellen Berührungsängste gegenüber dem Kapitalmarkt abbauen. Denn eines ist klar: In einer Demokratie braucht es für die Umsetzung von Maßnahmen auch Mehrheiten.“

Neuer Plan aus der Hüfte

Offenbar hat sich in der Regierung selbst das Gefühl eingeschlichen, dass viele Themen nicht erledigt sind. Nicht anders ist der unter dem Slogan „Leistung, Aufstieg, Sicherheit“ stehende „Österreich-Plan“ zu interpretieren, den Bundeskanzler Karl Nehammer Ende Jänner 2024 präsentierte. Da war von weiteren Steuersenkungen die Rede, von Prämien für Vollzeitarbeitende, von großzügigen Förderungen für die Schaffung des ersten Eigenheims. Auch die KapitalmarktDauerbrenner kamen wieder aufs Tapet, als Mitbringsel des alten Vorhabens sozusagen. Nicht nur bei der Opposition löste das heftige Reaktionen aus. Christoph Badelt, der Präsident des Fiskalrats, machte kein Hehl aus seiner Sorge, dass der Budgetplan bis 2027, der ein jährliches Defizit von 2,7 Prozent des BIPs vorsieht, angesichts der angekündig-

„Corona-Hilfen hätte VP einem SPFinanzminister um die Ohren gehauen.“
FRANZ SCHELLHORN

ten Steuersenkungen und Reduktion der Lohnnebenkosten aus dem Ruder laufen könnte. Er vermisse „Maßnahmen zur Gegenfinanzierung, vor allem auch die Erklärung, wie die Pläne realisiert werden sollen“, meinte Badelt. Finanzminister Brunner hielt dagegen: Zum einen bringe die Senkung der Förderquote auf EU-Niveau, die Reduktion der Arbeitslosenquote sowie die Verringerung des Arbeitslosengeldes einige Milliarden. Zum anderen würden Steuersenkungen und die Erhöhung des Pensionsalters sowie ein wieder anziehendes Wirtschaftswachstum mehr Geld in den Staatshaushalt spülen.

Franz Schellhorn, Chef des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria, hakt auch gleich beim Budget ein. „Bis 2027 wird jedes Jahr mehr Geld ausgegeben als in den Corona-Jahren 2020 und 2021. Das hätte die ÖVP einem SPÖ-Finanzminister um die Ohren gehauen“, spitzt es Schellhorn zu.

Milde waltet wegen Krisen

Keine Frage - Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation und Energiekosten haben die Budgetpläne schwer durchkreuzt. Weshalb Schellhorn, aber auch Christoph Neumayer, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), und Stefan Pierer, Boss der gleichnamigen Unternehmensgruppe, zu der auch der Motorradproduzent KTM zählt, ein wenig Milde walten lassen. Kaum eine Regierung davor habe mit mehreren und größeren Krisen zu kämpfen gehabt, räumen sie ein. Maßnahmen wie Kurzarbeit, Covid-Hilfen und der Energiekostenzuschuss I und II seien daher „richtig und notwendig“ gewesen, so Neumayer. Für Pierer war es jedoch „zu viel des Guten“,

„Vermisse Erklärung, wie Pläne realisiert werden sollen.“
CHRISTOPH BADELT

denn es wurden damit „nichtlebensfähige Strukturen zu lange am Leben erhalten“. Und Corona könne auch nicht für alles als Erklärung herhalten, meint Schellhorn.

Für Pierer ist ohnehin die hierzulande nach wie vor deutlich über dem EUSchnitt liegende Inflation die „größte Baustelle“. Da sei viel „hausgemacht“, verweist der Unternehmer im Gespräch mit dem Börsianer auf die jüngsten massiven KV-Erhöhungen. „Wir befinden uns in einer Lohn-Preis-Spirale, die den Industriestandort massiv schädigt.“ Apropos Wettbewerbsfähigkeit: Mit der Senkung der Körperschaftssteuer auf 23 Prozent sei zwar ein wichtiger Schritt gelungen, aber das im Regierungsprogramm festgeschriebene Ziel von 21 Prozent sei ebenso nicht erreicht worden wie auch der dringend notwenige Bürokratieabbau und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, setzt Neumayer nach.

Alarmglocke Pensionen

Bei den großen – ebenfalls nicht realisierten - Strukturreformen, drängt sich neben Gesundheit und Föderalismus vor allem ein Thema auf: die Pensionen. Da läuten bei Neumayer die Alarmglocken, wenn er aus dem Budget-Strategiebericht der Regierung zitiert: Allein bis 2027 steigen die Zuschüsse des Bundes zur Pensionsversicherung und Beamtenpensionen von 23,4 auf 35,2 Milliarden Euro. Oder, anders ausgedrückt, bis 2050 wird das Pensionssystem das Budget kumuliert mit einer Billion Euro belasten, wenn es keine Reformen gibt. Kritik von Rechnungshof, OECD, IMD und anderen renommierten Institutionen prallten an der Politik ab, sagt Neu-

FINANZPLATZ KAPITALMARKT 23

mayer und verweist auf das trotz der schrittweisen Anhebung im internationalen Vergleich zu niedrige Pensionsantrittsalter. Wichtig wären Anreize für einen längeren Verbleib im Erwerbsleben. So sollten Pensionisten steuerfrei dazuverdienen können, meint Pierer –ebenfalls eine ewig diskutierte, bisher nicht unerfüllte Hoffnung. Auf der Strecke blieb übrigens auch die angekündigte Pensions-App, mit der mehr Transparenz bei den drei Pensionssäulen geschaffen werden sollte.

Ganz schwarz sieht es bei der wichtigen Ergänzung zur staatlichen Pension, der privaten Altersvorsorge und des Vermögensaufbaus über den Finanzmarkt, aus. Wer das macht, werde steuerlich schwer bestraft, kritisiert Börse-Chef Christoph Boschan. Seit 2012, als die damalige Finanzministerin Maria Fekter die Behaltefrist für die KEStBefreiung beim Wertpapierverkauf wieder abgeschafft hat, wird darüber diskutiert. Ohne Ergebnis. Wobei nicht nur die Opposition, geleitet von ideologischen Standpunkten, im Weg steht. „Die Wiedereinführung der Behaltefrist scheint am Einverständnis des Koalitionspartners gescheitert zu sein“, konstatiert Friedrich Mostböck, Research-Chef der Erste Group Bank.

Kapitalmarkt-Pläne verdorrt

Der Kapitalmarkt: „Ist der nicht längst verstorben“, kann sich Pierer einen gewissen Zynismus nicht verkneifen. Statt als „Rückgrat der Volkswirtschaft und der privaten Altersvorsorge“ zu gelten, wie in anderen Staaten, werde die Börse als „Hort der Spekulanten“ verteufelt, meint der Unternehmer. Ins gleiche Horn stößt Mostböck: „Die Aktie als langfristiges Vorsorgeinstrument wird in Österreich als reines Spekulationsobjekt dämonisiert.“ Dabei würden Staaten mit gutentwickelten Kapitalmärkten auch schneller und mit höheren Wachstumsraten die Transformation in Richtung CO2-Neutralität schaffen, verweist Boschan auf eine vergebene Chan-

„Flexible Kapitalgesellschaft positiv, kommt Start-ups entgegen.“
MONIKA KÖPPL-TURYNA

ce (Seite 12). Robert Ottel, der Präsident des Aktienforums, sieht nun im „Österreich-Plan“ einen neuen Anlauf. Es gehe nicht nur um die Behaltefrist, sondern auch um „Freibeträge und eine Reform der Kapitalertragssteuer (KESt) mit neuen Verlustausgleichs- und Verlustvortragsregelungen“.

Auf der Strecke geblieben sind auch die Pläne zur Entbürokratisierung, etwa die Erleichterungen bei der Prospektpflicht, ganz zu schweigen vom Kampf gegen Greenwashing und vom Einsatz

#KAPITALMARKT

WAS WURDE AUS DEN VORHABEN IM REGIERUNGSPROGRAMM?

- Behaltefrist für KESt­Befreiung für Kursgewinn bei Wertpapieren und Fondsprodukten

- Rahmenbedingungen für Generalpensionskassen­Vertrag

- Rahmenbedingungen für private Vorsorge schaffen

- Weiterentwicklung zur Optionalität zwischen Vorsorgeplänen mit und ohne Kapitalgarantie bei freiwilliger privater Vorsorge

- Pensions­App: Zusammenführung der staatlichen, betrieblichen und privaten Vorsorge

+ Stärkung der Financial Literacy

- Green­Supporting­Faktor

- KESt­Befreiung für ökologische und ethische Investitionen

- KÖSt­Entlastung auf 21 Prozent

- Goldplating reduzieren

- Gesellschaftsform für den alternativen Investmentfonds nach Vorbild SICAV mit variablem Kapital ermöglichen

+ Auflage von Green Bonds durch die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur

- Ökologisierung der Wohnbauförderung

+ Regulatory­Sandbox umsetzen

+ Modernisierung des Pfandbriefgesetzes

+ Digitale Schuldverschreibung

für einen leichteren Zugang zu Krediten, die ökologische Projekte ermöglichen oder einer KESt-Befreiung für ökologische und ethische Investitionen.

Positives Ende

Und was steht nun auf der Habenseite des Regierungsprogramms, welches „das Beste aus beiden Welten“ versprochen hat? Da muss keiner lange nachdenken. Die Abschaffung der kalten Progression, nicht erst in dieser Legislaturperiode ein heißes Thema, bringt Brunner Lob ein. Für die Industriellenvereinigung ist das ein „struktureller Meilenstein, der die Menschen nachhaltig entlastet“.

Börse-Chef Boschan hebt zudem die Implementierung der nationalen Finanzbildungsstrategie positiv hervor, gerade im Hinblick auf die herrschende Skepsis gegenüber dem Kapitalmarkt. Für Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria, und Schellhorn ist auch die CO2-Bepreisung ein „Meilenstein“, der übrigens laut Schellhorn auf das Konto der Grünen geht – ebenso wie das Klimaticket und die Indexierung der Sozialleistungen. Insofern seien „die Grünen der erfolgreichste Juniorpartner, der je in einer Regierung gesessen ist“, meint Schellhorn nicht ohne Ironie. Köppl-Turyna nennt als positive Leistungen auch die Aufstockung des Geldes für Kinderbetreuung – das sei nicht nur aus ökonomischer, sondern auch gesellschaftlicher Sicht erfreulich – und die Einführung der neuen Gesellschaftsform der Flexiblen Kapitalgesellschaft, die Startups entgegenkomme.

% MEINE RENDITE

Was bleibt also nach fünf Jahren TürkisGrün? „Viel versprochen, wenig gehalten“, so die Bilanz Brunners. Was den Kapitalmarkt betrifft, sieht die Haltung nicht sehr wohlwollend aus. Verglichen mit seinen Vorgängern, steht er dennoch besser da. Neumayer bringt es auf den Punkt: „Mehr geht immer – aber die Richtung hat immerhin gestimmt.“ n

FINANZPLATZ KAPITALMARKT 24

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„Der Sektor der sauberen Energien stünde bei Trump im Kreuzfeuer.“
MONIKA ROSEN
VITA
MONIKA ROSEN Börsenexpertin und Vizepräsidentin Österreichisch­Amerikanische Gesellschaft

Zwar ging die gebürtige Wienerin und langjährige Chefanalystin der Bank Austria AG bereits vor zwei Jahren offiziell in Pension. Als Börsenexpertin ist sie aber nach wie vor eine der pointiertesten Stimmen am österreichischen Finanzmarkt. Nicht zuletzt wegen ihrer persönlichen USA­Affinität gilt sie als ausgewiesene Expertin in Sachen Nordamerika.

FINANZPLATZ WAHLJAHR 26 #INTERVIEW

DIE AKTIEN-RALLY HAT NOCH SPRIT IM TANK

Wahljahre sind gute Börsenjahre. Was eine zweite Amtszeit Trumps für Österreichs

Unternehmen bedeuten würde, weshalb sie darauf nicht wetten würde und warum sich China in den globalen Krisen verspekuliert hat, erklärt Monika Rosen im Interview mit dem Börsianer.

In mehr als 30 Jahren erlebt man als Börsianerin so manche Krisen. Monika Rosen hat dabei nie ihren Humor verloren. So erscheint sie auch bestgelaunt zum Interview in der Wiener Börse, davor setzt sie noch einige Tweets ab. X, das vormals Twitter hieß, ist der Kanal, auf dem sie laufend ihre Expertise teilt. Das macht sie weiterhin, auch wenn die Plattform durch die Übernahme des US-Milliardärs Elon Musk nicht dazugewonnen habe. Frau Rosen legt ihr Handy zur Seite, schenkt sich ein volles Glas stilles Wasser ein und sagt mit lauter Stimme: „Legen wir los!“ Aber gerne, wir schalten das Aufnahmegerät ein und beginnen das Gespräch mit den wichtigsten Weichenstellungen des laufenden Jahres.

FINANZPLATZ WAHLJAHR 27

2024 wird ein Superwahljahr mit vielen Urnengängen weltweit und Weichenstellungen in Österreich, der EU, Indien, dem Vereinigten Königreich, Russland oder den USA sein. Welche haben Sie als Börsianerin besonders im Auge? – Monika Rosen: Natürlich blicken die meisten auf die USA, weil es die Leitbörse ist und weil das natürlich schon die Fantasie der Börsianer beflügelt, auch wenn immer wieder diskutiert wird, wie viel Auswirkungen Wahlen auf die Entwicklung wirklich haben.

Seit 1950 performt der S&P 500 im Schnitt in Wahljahren um ein Prozent besser als sonst. Hält die von den sogenannten glorreichen Sieben getragene Rally 2024 an? –Die Aussage, US-Wahljahre seien gute Börsenjahre, gilt noch viel mehr, wenn ein Amtsinhaber antritt, und zwar egal, ob er dann gewinnt oder nicht. Seit 1952 hat der S&P noch nie in einem Wahljahr verloren, in dem sich ein Amtsinhaber

der Wiederwahl gestellt hat. Also ja, das spricht dafür, dass die Rally noch etwas „Sprit im Tank“ hat. Die glorreichen Sieben oder eben Magnificent Seven –also Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia and Tesla - sind ein wichtiger Punkt, denn die starke Konzentration wird immer wieder kritisch gesehen. Ich bin mir aber nicht sicher, was man sich wünschen soll. Die aktuellen Gewinnsteigerungsraten der Magnificent Seven sind schon ganz ordentlich, wenn die abflachen würde, würde der ganze Markt verlieren.

Diese Gewinnsteigerungsraten sieht man in Wien nicht. – Man sagt ja, die europäische Antwort auf Tech ist Luxus. Insofern ist es vielleicht ein Nachteil, dass es keine große Luxusaktie in Wien gibt. Grundsätzlich hat der ATX-Index, so wie die europäischen Indizes insgesamt, sicher noch Luft nach oben, das KGV ist in Wien einstellig. Der immer noch herrschende

Krieg in der Ukraine sorgt für Unsicherheit, das verschreckt sicher viele internationale Anleger. Frieden ist in jeder Hinsicht das Gebot der Stunde, das gilt natürlich auch für die Finanzmärkte.

In Wien geht wie in ganz Europa die Angst um, dass „er“ wieder kommt. Der Gedanke an eine zweite Amtszeit Donald Trumps schürt nachvollziehbare Ängste. - Ich habe das einmal mit einem Analysten diskutiert, ich glaube, das war 2008. Er meinte, dass Barack Obama in Europa so populär ist, und ich habe geantwortet: Das nützt ihm ja nichts, weil wir ja kein Wahlrecht haben. Er hat darauf einen Supersatz gesagt, nämlich: Doch, ihr könnt mit eurem Geld abstimmen, wenn ihr in New York an der Wall Street investiert!

Das wurde auch brav gemacht. Die USBörsen legten eine Überperformance hin. Präsident Biden kann zudem gute allge-

FINANZPLATZ WAHLJAHR 28
Chimäre. Die Stimulierungspakete aus Covid­Pandemie­Zeiten laufen aus, das drückt die Stimmung, „obwohl es den Leuten nicht schlecht geht“.
„Für Weltwirtschaft und Ölpreis wäre Schließung der Straße von Hormus dramatisch.“

meine Wirtschaftsdaten vorlegen. Wieso gibt es dennoch eine Wechselstimmung?Ich würde nicht von einer eindeutigen Wechselstimmung sprechen. Es gibt auch einige Experten, die Joe Bidens Wiederwahl für wahrscheinlich halten. Aber diese Experten liefern auch Umfragen, wonach 56 Prozent die Wirtschaftspolitik Bidens ablehnen und sie nur 31 Prozent positiv sehen. Eine Erklärung dafür, die ich persönlich sehr interessant finde, ist, dass all die Stimulierungspakete aus der Covid-Pandemie auslaufen. Jetzt sind wieder Student-Loan-Payments zu zahlen, die Steuererleichterungen fallen weg, und das gibt den Leuten das Gefühl einer relativen Verschlechterung ihrer Lebenssituation, obwohl es ihnen eigentlich nicht so schlecht geht.

Die sogenannten Bidenomics funktionieren eigentlich ganz gut. Der Inflation Reduction Act führt mit einem enormen Volumen an Subventionen und Steuererleichterungen zu einer grünen Transformation der Wirtschaft. Würde Trump das tatsächlich alles abdrehen können? – Es wäre zu befürchten, dass er aus dem Pariser Klimaabkommen wieder austritt, was er ja bereits 2017 getan hat. Der Sektor der sauberen Energien stünde bei Trump im Kreuzfeuer. Wobei er einen Ausbau der Nuklearenergie durchaus befürworten könnte. Laut meinen Einschätzungen könnte er große Teile des Inflation Reduction Act rückgängig machen. Wobei es hier sicher einen Haken gibt. Denn wenn er den Inflation Reduction Act killt, killt er auch die Investments

in jenen republikanischen Bundesstaaten, die ihm eventuell ins Amt verhelfen würden. Dabei denke ich an Arizona, Georgia, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Diese fünf Staaten haben 2016 alle für Trump gestimmt, 2020 konnte Biden sie, teilweise äußerst knapp, für sich entscheiden.

Österreichs Unternehmen müssten sich ob der von Trump angekündigten Zollpolitik warm anziehen? - Trump hat angekündigt, auf der einen Seite 60 Prozent Zölle auf alles, was aus China kommt, einzuführen, aber auch zehn Prozent auf überhaupt alle Importe. Ökonomen sagen, das könnte fatale Folgen haben. Der Hauptgegner ist China, aber er setzt allgemein sehr stark auf Protektionismus. Dieser Gedanke ist für die sehr exportabhängige europäische Wirtschaft, und speziell auch die österreichische Wirtschaft, sicherlich kein gutes Signal, zumal ja die deutsche Konjunktur auch unter dieser schwächelnden chinesischen Konjunktur leidet.

Apropos China. Börsianer wurden vom Restart im Vorjahr enttäuscht. Hat China seine Hausaufgaben nicht gemacht? - Ich denke, dass die Strukturreformen in China nicht weit genug gehen. Das Problem ist, dass es in China ganz wichtig ist, nicht das Gesicht zu verlieren. Man tut immer so, als sei man auf Augenhöhe mit den USA. Also beim Thema Aktienmarkt sind sie das offensichtlich nicht! Die Chine-

„Europäische Antwort auf Tech ist Luxus. Nachteil, dass Wien keine große Luxusaktie hat.“

sen versuchen jetzt mit Stützungsmaßnahmen zu verhindern, dass die Börsen komplett abschmieren. Aber sie stehen ökonomisch derzeit einfach schlecht da. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass sie bis jetzt die eigentlichen Verlierer des Ukraine-Kriegs sind.

Man ging eigentlich davon aus, dass China aus dem Konflikt zwischen Russland und dem Westen als Gewinner aussteigen würde. Wieso verliert China? - Die Chinesen haben sich meiner Meinung nach auf die Seite Russlands gestellt und sich damit mehr ins Eck manövriert, als sie ursprünglich dachten. Sie wollten eigentlich neutral bleiben.

Und Sie sehen tatsächlich die Wirtschaftsbeziehungen beeinträchtigt? – China macht einen Fehler, wenn es alle gegen sich aufbringt. Ein Analyst hat mir unlängst erzählt, sie können auf den Handel mit den USA bis zu einem gewissen Grad verzichten, aber nicht auf die USA und Europa gleichzeitig.

Das 21. Jahrhundert wurde als das Chinas ausgerufen. Dreht sich das Blatt? – Die USA stehen noch immer gut da. Ich glaube auch, dass Indien, wo ja heuer ebenso gewählt wird, eine zunehmende Rolle spielt. Mit dem Imageverlust der Chinesen kann Indien zu einem ganz großen Player werden. Von der schieren Größe des Marktes und der Bevölkerungsstärke können sie es mit den Chinesen durchaus aufnehmen, dabei treten die Inder aber nicht so vehement auf wie China.

FINANZPLATZ WAHLJAHR 29
S&P 500 INDEX 6.000 4.000 2.000 20.2.21 20.2.24 Quelle: baha

#US-WAHLEN

WIRD JOE BIDEN WIEDERGEWÄHLT?

Demoskopen prophezeien bei den US­Wahlen im kommenden November ein sehr knappes Rennen. Neben den 60. Wahlen zum US­Präsidenten werden auch die beiden Parlamentskammern gewählt. Derzeit ist davon auszugehen, dass weder die Demokraten um Amtsinhaber Joe Biden noch die Republikaner um Herausforderer und Ex­Präsident Donald Trump einen „Sweep“ erreichen: also sowohl Präsidentenamt wie auch die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus gewinnen können. Für die Börsen war in der Vergangenheit ein Szenario der geteilten Macht stets günstig, wie ein aktueller Bericht der Bank BNP Paribas zeigt.

Für eine Wiederwahl Joe Bidens spricht übrigens der sogenannte „Misery Index“, der die Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Inflation während einer Amtszeit misst. Derzeit sprechen diese Werte für Biden, und in der Vergangenheit wurden Amtsinhaber in so einem Fall auch fast immer im Amt bestätigt. Allerdings gesellen sich die Zustimmungswerte Bidens zu jenen Präsidenten, denen keine Wiederwahl vergönnt war. Zu jenen gehört aber auch Herausforderer Donald Trump – und dessen Zustimmungswerte als Präsident lagen vor vier Jahren tatsächlich noch etwas unter jenen von Joe Biden heute.

Ein etwas zynisches Börsensprichwort sagt: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Die Börsen haben speziell den Nahostkonflikt, aber auch jenen in der Ukraine sehr gut weggesteckt. Warum? – Solche Sprichworte halte ich immer für problematisch, weil es um Menschenleben geht. Aber ja: Nichtsdestotrotz hält der Markt diese militärischen Konflikte derzeit für beherrschbar.

Ist der Markt gar zu positiv? - Was ich mitbekomme, ist, dass der Westen eher versucht, den Krieg in der Ukraine zu managen, als ihn zu beenden. Die Märkte schätzen diese Konflikte als lokalisiert ein und gehen derzeit nicht von einer Ausweitung und Auswirkungen auf die Erträge von Unternehmen aus.

Wobei hinsichtlich der Lieferketten der Puls bei den Verantwortlichen schon steigt. –Beim Thema Schifffahrtswege durch das Rote Meer werden wegen der Angriffe der Huthis natürlich schon verschiedene Szenarien entworfen. Da geht es um Umleitungen entweder über das Kap der Guten Hoffnung oder über eine Landroute. Noch sind die Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten im Unterschied zu Covid offenbar überschaubar. Das größere Problem läge aber woanders.

Und zwar? – Für die Weltwirtschaft wäre eine Schließung der Straße von Hormus (Meerenge am Persischen Golf, Anm. d. Red.) dramatischer, weil dort ein Drittel oder noch mehr der Weltölförderung durchgeht. Da gibt es Schätzungen, dass der Ölpreis mindestens um 30 Dollar steigen würde.

Auch in Europa wird das EU-Parlament gewählt. Da machen Rechts-außen-Parteien Stimmung gegen den Green Deal und auch teilweise gegen die Ukraine-Unterstützung. Was erwarten Sie? – Im Moment geht man davon aus, dass die Mitte verliert und die Ränder gewinnen. Es wird derzeit auch viel darüber geredet, welche Verlierer die Transformation hat. Die

deutsche Autoindustrie zum Beispiel. Ich denke, dass da die Politik allgemein sehr vorsichtig agieren wird. Es geht um viele Arbeitsplätze. Und wenn wir von der Aufrüstung sprechen, muss uns auch klar sein, dass das etwas kostet. Weil wir vorhin Sprichwörter bemüht haben. Eines lautet: „Something’s got to give“ – irgendwer muss nachgeben. Also ein Kandidat, wo es eigentlich einfach ist, was wegzunehmen, ist das ganze Thema Umwelt- und Klimaschutz. Leider.

Beim Klimaschutz geht es aber auch um Technologieführerschaft, etwa beim Thema saubere Energie und beispielsweise Wasserstoff. Aber offensichtlich beißt keiner in diesen sauren Apfel vor der Wahl. – Ja, es fehlt da der politische Mut zur Durchsetzung. Dafür glaube ich, wäre eine handfeste Krise notwendig. „A crisis is a terrible thing to waste“, lautet ein weiteres Sprichwort. In so einer Situation kriegst du dann auch unpopuläre Maßnahmen durch. Jetzt fällt das meiner Meinung nach schwer, weil die unmittelbare Gefahr so wenig spürbar ist. So furchtbar der Klimawandel ist, man spürt die Auswirkungen derzeit noch nicht dramatisch genug, zumindest nicht in den Industrieländern. n

FINANZPLATZ WAHLJAHR 30
© THE WHITE HOUSE
Diskussion. Hält der amtierende US­Präsident Joe Biden eine zweite Amtszeit durch?

MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

ATX (ÖSTERREICH)

STOXX EASTERN EU TM (EUR)

STOXX EUROPE TM (EUR)

STOXX USA TM (EUR)

STOXX EM TM (EUR)

Entwicklung. Osteuropa­Aktien gehören zu den klaren Gewinnern der ersten Wochen im neuen Jahr, auch US­Aktien halten hier gut mit. Die rote Laterne hüten einmal mehr österreichische Aktien, hier muss der Turbo noch anspringen.

KOLUMNE

NOTENBANKEN RAUBEN DYNAMIK

Das Jahr 2023 zeigte sich in den letzten Wochen vor dem Jahreswechsel von seiner freundlichen Seite. Die Erwartungen baldigst sinkender Zinsen befeuerten die Annahmen, rasch investieren zu müssen, und so ralliierten Anleihen wie auch Aktien. Insbesondere die indexnahen Werte waren an nahezu allen Börsen gesucht. Man wollte nicht unterinvestiert ins neue Jahr gehen. Der Beginn des Börsenjahres 2024 war daher auch von diesem Geiste getragen. Die Euphorie kühlte danach aber konstant ab, gerade auch weil die Notenbanken der Zinssenkungsfantasie mit ihren Aussagen die Dynamik raubten und kommende Zinsanpassungen erst für später im Jahr für wahrscheinlich kommentierten. Zusätzlich ließen die volkswirtschaftlichen Erwartungen den bereits im vergangenen Jahr spürbaren Spalt zwischen der Schwäche in Europa und China und den sich erholenden USA und Japan deutlicher hervortreten. Als Ergänzung dieser Situation bietet uns 2024 mit rund 50 Prozent der globalen Bevölkerung in Wahlen ein spezielles Momentum, das die Politik als Teil der Börseneinschätzung stärker in den Fokus rückt. Der österreichische Aktienmarkt ist in diesem Zusammenhang wieder hinter seine Vergleichsbörsen geraten, ohne dabei aber fundamental zu enttäuschen. Der ATX ist einfach nur im Vergleich billiger geworden. Ein Punkt der sich immer mit Liquiditätsbedenken international und auch national erklärt. Ein Hinweis darauf, dass das Investieren sich mehr auf die Strukturen und weniger auf die Werte orientiert und kurzfristigeren Parametern unterworfen wird. Es ändert aber nichts daran, dass wir am österreichischen Markt mit exzellenten Unternehmen gesegnet sind und sich allein aus den Bewertungsdivergenzen im Jahr 2024 Kaufanreize mehren und auch die M&A-Transaktionen häufen werden. In Europa gab es die ersten Wochen so viele Beteiligungs- und Übernahmetransaktionen wie im gesamten vorigen Jahr nicht. Ein Fingerzeig für zusätzliche Performanceparameter für den österreichischen Aktienmarkt.

31 RENDITE WIENER BÖRSE
WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer Matejka & Partner Asset Management
ATX STOXX Eastern EU TM (EUR) STOXX Europe TM (EUR) STOXX US TM (EUR) STOXX EM TM (EUR) 14,00% 12,00% 10,00% 8,00% 6,00% 4,00% 2,00% 0,00% -2,00% -4,00% 02.1. 20.2.
PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH INDIZES ISIN KURS YTD % ATX AT0000999982 3406,72 –0,82 Dow Jones Global Index XC0006975012 567,11 3,04 STOXX Eastern Europe TM, EUR CH0042344587 127,92 9,67 INDIZES ISIN KURS YTD % STOXX Emerging Markets TM, EUR CH0147792532 143,60 2,73 STOXX Europe TM, EUR CH0009119717 479,02 2,36 STOXX USA TM, EUR CH0114209130 476,39 7,26

MARKTUMFELD

Die Weltbevölkerung wird zwischen den Jahren 2080 und 2100 den Höchststand von rund 10,4 Milliarden erreichen. Der absolute Zuwachs stellt die Weltwirtschaft vor neue Herausforderungen genauso wie die Tatsache, dass die Menschheit zunehmend altert.

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Demografie. Wie werden wir in Zukunft leben, wie sehen die Wohnungen zukünftiger Generationen aus? Der Zuzug in Großstädte hält an. Es braucht neue Raumkonzepte.

VERANLAGUNG

Aktien im Gesundheitssektor stehen bei Investoren beim Thema Demografie hoch im Kurs. Schließlich nehmen bei älteren Menschen Krankheiten wie etwa Krebs und Alzheimer zu. Es braucht innovative – und leistbare – Arzneimittel. Auch die Automatisierung spielt hier hinein.

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INTERVIEW

Roboter werden eingesetzt, um den Arbeitskräftemangel auszugleichen und die Effizienz zu steigern. Selbst in der Altenpflege werden die mechanischen Helfer verwendet, sagt Oliver Hextall, seines Zeichens Co-PortfolioManager Fidelity des Global Demographics Fund.

SEITE 38

RENDITE DEMOGRAFIE
1. 2. 3.

WELTEN IM WANDEL

Demografische Veränderungen finden weltweit statt: Die Bevölkerung in den Industrienationen altert, in vielen Schwellenländern wächst eine junge Mittelschicht heran. Zahlreichen Unternehmen, von Gesundheits- und Finanzdienstleistern bis hin zu Technologiekonzernen, eröffnen sich damit langfristige Chancen – auf die auch Anleger mit breitgestreuten Investments setzen können.

#GESUNDHEIT © FERRARI/ZUMA/PICTUREDESK.COM

Pflegeberuf. Bei einer zunehmend alternden Bevölkerung steht das Thema Pflege im Vordergrund.

NIE MEHR NACHWUCHS?

Die globale Bevölkerung altert, der Zuwachs verlangsamt sich insgesamt. Demografische Verschiebungen fordern dabei auch die Weltwirtschaft zunehmend heraus.

Die jüngsten Zahlen der demografischen Entwicklung sprechen eine deutliche Sprache: So wuchs auch im vergangenen Jahr die Weltbevölkerung weiter. Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) lebten zu Jahresende 8,07 Milliarden Menschen auf dem Planeten. Das Bevölkerungswachstum ist jedoch regional nicht gleichmäßig verteilt. In den Industrienationen sinkt die Geburtenrate. In der EU bekamen der EU-Kommission zufolge Frauen bereits im Jahr 2020 im

Durchschnitt nur noch 1,5 Kinder, womit die Geburtenrate deutlich unter 2,1 lag. Letzterer Wert ist jedoch erforderlich, damit die Bevölkerung zumindest auf konstantem Niveau bleibt. Anders sieht es in vielen Schwellenländern aus, wo die Geburtenraten hoch sind. Überhaupt leben inzwischen 80 Prozent der Menschheit im Globalen Süden.

Zuwachsraten verlangsamen sich Insgesamt aber sinken die weltweiten Wachstumsraten allmählich, so

die Prognosen der Vereinten Nationen. Demnach wird die Weltbevölkerung in den Jahren zwischen 2080 und 2100 den Höchststand von rund 10,4 Milliarden erreichen. Bereits in den vergangenen 50 Jahren hat sich das relative Wachstum halbiert.

Der absolute Zuwachs stellt die Weltwirtschaft dennoch vor neue Herausforderungen, genauso wie die Tatsache, dass die Menschheit zunehmend altert. Auch hierzu liefert die EU-Kommission Statistiken: Bis zum Jahr 2050 dürf-

RENDITE DEMOGRAFIE 34

ten allein in Europa rund 30 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Aktuell liegt die Quote bei rund 20 Prozent. In die Entwicklung reiht sich Österreich nahtlos ein. Laut Statista waren im vergangenen Jahr 61,1 Prozent der Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahre alt und 19,6 Prozent 65 Jahre oder älter. Der Anteil an Senioren wächst damit das siebente Jahr in Folge auf einen neuen Höchststand.

Steigende Gesundheitsausgaben

Damit steigen auch die Gesundheitsausgaben vor allem in den Industrieländern. Sie erreichten während der Pandemie im Jahr 2021 ein Rekordhoch von 9,7

Prozent des BIPs in den OECD-Ländern und sanken ein Jahr später nur leicht auf 9,2 Prozent. In den USA liegt die Quote mit 16,6 Prozent am höchsten, gefolgt von Deutschland mit 12,7 Prozent und Frankreich mit 12,1 Prozent. In Österreich waren es 11,4 Prozent.

Solch eine Entwicklung hinterlässt Spuren im staatlichen Pensionssystem. „Erstens gibt es damit mehr Bezieher von Alterspensionen im Verhältnis zu den Erwerbstätigen, und zweitens leben die Pensionsbezieher tendenziell länger und beziehen daher länger eine Alterspension“, konstatiert Stefan Kerschbaumer, Finanzplaner bei der Schoellerbank AG. Kerschbaumer verweist auch auf eine weitere Problematik und meint, dass das aktuelle Umfeld mit vergleichsweise höheren Zinsen und der gestiegenen Inflation das Dilemma verstärke. „Die höhere Inflation führt zu steigenden nominellen Pensionserhöhungen, und höhere Zinsen belasten das Staatsbudget.“

Folglich steigen die staatlichen Zuschüsse in das Pensionssystem weiter an. Der Schoellerbank-Experte verweist auf Daten des Bundesministeriums für Finanzen: Ihnen zufolge lagen die Zuschüsse 2020 bei 20,8 Milliarden Euro und könnten 2025 gut 31,9 Milliarden Euro erreichen.

Studium statt Beschäftigung

Hinzu kommt, dass sich die Relation Erwerbsfähiger im Vergleich zu Erwerbstätigen kostenseitig deutlich verschlechtert habe, ergänzt Ronald Felsner von FBP Financial Advisers. Er meint, in den 1960er- und 1970er-Jahren war der „Standardeinstieg“ ins Berufsleben ein Lehrberuf. „In der heutigen Zeit geht es immer mehr in Richtung Studium. Das erhöht die Kosten im Bildungssystem und zögert den Einzahlungszeitpunkt in das Pensionssystem, also die Beitragsleistung durch Erwerbstätigkeit, hinaus.“ Entscheidend sei also nicht nur der

Blick auf die Gruppe der 20- bis 64-Jährigen, sondern darauf, ob diese denn auch in Beschäftigung sind.

Chancen für die Privatwirtschaft Diese Entwicklungen bieten zahlreichen Unternehmen Chancen, so zum Beispiel jenen, die private Zusatzpensionen und -versicherungen anbieten, Pflegeheime betreiben oder an neuen Arzneien – gegen Krebs, Altersdiabetes und Alzheimer – forschen. Wie Fondsmanager die Chancen nutzen, lesen Sie auf Seite 38.

Es ist jedoch nicht nur die Zahl älterer Menschen, die zunimmt. Auch der Mittelstand wächst gerade in vielen Schwellenländern. Folglich werden mehr hochpreisige Güter konsumiert. Zudem ziehen viele Menschen aus dem Mittelstand vermehrt in die Großstädte.

Die Weltbank hat sich die Entwicklungen näher angesehen. Ihr zufolge lebt derzeit rund die Hälfte der Weltbevölkerung in Metropolen. Bis zum Jahr 2050 werden gut sieben von zehn Menschen in urbanen Bereichen leben. Dabei sollte auch die Wirtschaftskraft solcher Lebensräume nicht unterschätzt werden. Mehr als 80 Prozent des weltweiten BIPs werden der Weltbank zufolge in den Städten generiert. Der Ausbau weiterer Infrastruktur und neuen Wohnraums trägt dazu bei, ebenso wie die Schaffung neuer Arbeitsplätze etwa im Dienstleistungsbereich.

% MEINE RENDITE

Die Weltbevölkerung wächst weiter, wenn auch in zunehmend langsamerem Tempo. Regional zeichnen sich große Unterschiede ab: Die Industrieländer vergreisen großteils, in den Schwellenländern werden die Menschen immer mehr. Die Entwicklungen stellen viele Wirtschaftsbereiche, so etwa das Pensionssystem und das städtische Leben, vor neue Herausforderungen, die aber auch Chancen für die Privatwirtschaft bieten. n

RENDITE DEMOGRAFIE 35
© FLORIAN ROGNER

ZINS UND DEMOGRAFIE

Die Entwicklungen in der globalen Bevölkerung eröffnen langfristig Chancen für zahlreiche Branchen und Unternehmen und werden auch von Fonds- und Zertifikateanbietern genutzt.

Der Traum vom ewigen Leben wird vermutlich auch künftig nicht in Erfüllung gehen. Die moderne Medizin hat dennoch große Fortschritte erzielt. Die Sterblichkeitsrate bei Babys konnte in den Industrienationen gesenkt werden. Weil die Geburtenrate in vielen Regionen sinkt, nimmt obendrein die Zahl jüngerer Menschen ab. „Die demografische Entwicklung ist voll im Gange“, konstatiert

Patrick Kesselhut, Zertifikateexperte bei der Societe Generale. Die Anlagechancen, die sich daraus ergeben, sind vielfältig und werden auch von Fondsund Zertifikateanbietern genutzt.

Mehrere Themen im Fokus

Die Ansätze fallen unterschiedlich aus. Im Fidelity Funds - Sustainable Demographics Fund (LU0528227936 für Privatanleger; LU0528228231 für Großan-

leger) verweist Co-Fondsmanager Oliver Hextall auf drei große Themenblöcke, die bei ihm im Fokus stehen. Dazu zählen die Folgen einer zunehmend alternden Menschheit, eines besseren Lebens sowie einer wachsenden Bevölkerungszahl.

Es werden jene Unternehmen selektiert, die etwa Lösungen im Gesundheitssektor anbieten. Schließlich nehmen bei älteren Menschen Krankhei-

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© LOREAL
Mitschwimmen. Auch Kosmetikkonzerne wie L’Oreal wollen auf der Demografie­Welle mitschwimmen und bieten Produkte speziell für Senioren an.

ten wie etwa Krebs und Alzheimer zu. Es braucht innovative – und leistbare – Arzneimittel. Auch die Automatisierung spielt hier hinein. Sie ersetzt etwa die Lücke, die durch den Mangel an Arbeitskräften entsteht, ein gutes Beispiel hierfür ist Japan. Auch Konzerne, die auf das Konsumverhalten älterer Menschen abzielen, sind in dieser Kategorie enthalten. So bietet L’Oreal unter anderem Kosmetikprodukte für Senioren an.

Ein besseres Leben ermöglichen Unternehmen, die etwa auf die finanzielle Inklusion setzen. Dies ist vor allem in den Schwellenländern ein Thema, wo viele Menschen noch kein Bankkonto haben. Jene, die in den Mittelstand aufsteigen, geben ihr Geld gerne für hochpreisige Güter, etwa von LVMH, aus. Und weil es immer mehr Menschen gibt, muss auch mit Ressourcen schonender umgegangen werden, so etwa in der Landwirtschaft und im Energiesektor.

Lösungen für Ressourcenknappheit Unter anderem investiert der Fonds deshalb in Nextera Energy aus den USA. Das Unternehmen ist der größte Erzeuger erneuerbarer Energien in Nordamerika. Überhaupt sind die USA mit knapp weniger als 50 Prozent am höchsten gewichtet, gefolgt von Frankreich. Auf zehn Jahre hat der Fonds laut Morningstar eine jährliche Wertentwicklung –auf Eurobasis - von 10,86 Prozent erzielt (per 13. Februar).

Ähnlich ist der Zugang im Candriam Equities L Global Demography Fund (LU0654531184 für Privatanleger; LU0654531341 für Großanleger), wo Fondsmanager Allan Foll ebenso den Fokus auf solche Entwicklungen legt. Mit knapp 70 Prozent sind die USA re-

gional höher gewichtet, etwa mit dem Wasserversorger und Abwasserentsorger Waste Management. Schließlich ziehen immer mehr Menschen in die Städte, dementsprechend wächst der Bedarf an solchen Dienstleistungen.

Regional sind UK-Aktien am zweithöchsten gewichtet. Die IT-Branche spielt zwar die größte Rolle. Doch angesichts der schwächeren konjunkturellen Entwicklung wurde zuletzt auch ein größerer Fokus auf den Basiskonsum gelegt – so mit dem Schweizer Nahrungskonzern Nestle. Die Wertentwicklung bei diesem Fonds auf zehn Jahre lag zuletzt bei 10,06 Prozent per annum.

Implantate sind gefragt

Einen sehr fokussierten Zugang zur Demografie verfolgt der im Dezember 2021 lancierte VanEck Bionic Engineering UCITS ETF (IE0005TF96I9). Der ihm zugrunde liegende Index, der MVIS Global Bionic Healthcare ESG Index, setzt auf Konzerne, die medizinische sowie zahn- und augenmedizinische Implantate herstellen, Prothesen erzeugen sowie im Bereich „Bioprinting“ tätig sind. Damit können aus einem 3D-Drucker einzelne Gewebeteile, so etwa Knorpel, hergestellt werden. Ziel ist es, eines Tages ganze Organe drucken zu können.

Das Potenzial für medizinische Implantate weltweit haben sich die Analysten beim Analysehaus Mordor Intelligence angesehen. Ihr Fazit: So dürfte der globale Markt von 111,33 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr auf fast 158 Milliarden US-Dollar im Jahr 2028 wachsen. Chancen werden etwa mit einer Position im US-amerikanischen Konzern Stryker genutzt, der unter anderem orthopädische und chirurgische Implantate herstellt. Die Schweizer

Sonova stellt hingegen Hörgeräte her, während Dexcom aus den USA Geräte zur Überwachung des Glukosespiegels für Diabetiker produziert. Überhaupt sind die USA in diesem Produkt mit fast 80 Prozent gewichtet, gefolgt von der Schweiz.

Doch auch in der Zertifikatewelt gibt es Chancen, so zum Beispiel mit dem European Silver Economy Index-Zertifikat (DE000SV4C6C9) von der Societe Generale. „Die Bezeichnung Silver Economy stammt aus Japan und wurde als Marketingbegriff mit Bezug auf die grauen Haare älterer Menschen verwendet“, erklärt Kesselhut. Dabei umfasst die Seniorenwirtschaft jenen Teil der Wirtschaft, der Bedürfnisse und das Konsumverhalten älterer Menschen im Fokus hat, so etwa die Gesundheit, die Freizeit und Finanzen.

In Europa wird dieser Teil der Bevölkerungsgruppe immer größer, ein Umstand, von dem das Zertifikat langfristig profitieren möchte. Obendrein sind viele der Unternehmen, auf die jener dem Zertifikat zugrunde liegende Index, der SGI European Silver Economy Index, setzt, weltweit tätig. Dazu zählen Compass Group, Astra Zeneca und Novo Nordisk.

% MEINE RENDITE

Die Folgen der demografischen Veränderungen – einer wachsenden Bevölkerungszahl sowie alternder Menschen –sind weitreichend. Die Entwicklungen eröffnen zahlreichen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen langfristig aber auch neue Chancen, auf die Anleger mit verschiedenen Investmentprodukten setzen können. Ein Wertverlust bei all den Produkten ist jedoch genauso möglich. n

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Die Chancen der demografischen Entwicklung sind vielfältig, erklärt Oliver Hextall, Co-Portfolio-Manager bei Fidelity Global Demographics Fund. Hextall erklärt, welche Rolle dabei auch regionale Entwicklungen spielen.

Für jedes Weh ein Kraut. Aktien der Gesundheitsdienstleister stehen bei Oliver Hextall hoch im Kurs.

„ROBOTER GLEICHEN ARBEITSKRÄFTEMÄNGEL AUS“

Die Weltbevölkerung hat im vergangenen Jahr erstmals die Marke von acht Milliarden Menschen übersprungen. Oliver Hextall, CoPortfolio-Manager Fidelity Global Demographics Fund, beobachtet die Entwicklung genau und verweist insbesondere auf eine markante Entwicklung: So wächst die Weltbevölkerung in absoluten Zahlen zwar weiter. Allerdings verlangsamt sich das Tempo.

Gibt es bei der Bevölkerungsentwicklung auch regionale Aspekte? – Oliver Hextall: Grundsätzlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem wachsenden Wohlstand einer Gesellschaft und einer sinkenden Fertilitätsrate. In vielen Regionen Afrikas etwa stehen die Volkswirtschaften am Beginn eines großen Aufholprozesses, die Fertilitätsraten sind hoch. Bis 2050 könnten 25 Prozent der Weltbevölkerung auf Afrika entfallen. In China sind hingegen die Folgen der staatli-

chen Regulierung sichtbar, die Bevölkerung schrumpfte im Vorjahr das erste Mal. Dazu trug unter anderem die historische Ein-Kind-Politik bei. Indien hat China deshalb als bevölkerungsreichstes Land der Welt abgelöst.

Und wie sieht es in den Industrienationen aus? – Auch in Westeuropa sind die Fertilitätsraten und das Bevölkerungswachstum niedrig. In einigen Ländern wird dieser Trend jedoch teilweise durch Migrationsströme, oftmals aus Osteuropa, ausgeglichen. Der Abwärtstrend ist auch in Japan ausgeprägt, wo die Bevölkerung altert und vor etwa 15 Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Hinzu kommt, dass die Gruppe älterer Menschen in Japan kräftig wächst, der Pool an Arbeitskräften aber schrumpft.

Inwiefern bietet solch eine Entwicklung auch Anlageperspektiven? – Die wachsende Zahl älterer Menschen wird die Nach-

frage nach Gesundheitsdienstleistungen ebenso antreiben wie den Bedarf an kosteneffizienten Entwicklungen neuer Medikamente. Von dem Trend profitiert etwa Thermo Fisher. Der Konzern bietet Diagnostik- und Labordienstleistungen an, mit deren Hilfe der gesamte Lebenszyklus von Medikamenten entwickelt werden kann. Auch die Automatisierung bietet Lösungen für eine alternde Bevölkerung. Roboter werden zunehmend eingesetzt, um den Arbeitskräftemangel auszugleichen und die Effizienz zu steigern. Das dürfte zugleich den Inflationsdruck dämpfen. Selbst in der Altenpflege werden die mechanischen Helfer eingesetzt. In Japan gibt es dabei eine Vielzahl börsennotierter Unternehmen für Fabrikautomation und Robotik.

Auch künstliche Intelligenz (KI, Anm.) ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Spielt dies eine Rolle im Fonds? – Auf jeden Fall. Mit KI lassen sich zum Beispiel um-

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© BEIGESTELLT

fangreiche Gesundheitsdaten zügig analysieren und neue Medikamente schneller erforschen. Im Dienstleistungsbereich können Daten von Kundenberatern präziser und schneller vernetzt werden, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Auch für Produktivitätssteigerungen ist KI unerlässlich. Zu den Kernbeständen des Portfolios, die in diesen Bereichen tätig sind, gehören etwa der US-Techkonzern Microsoft und das taiwanische Halbleiterunternehmen TSMC.

Mit Alphabet und Amazon sind Sie in weitere US-Technologiewerte investiert. Was steckt dahinter? – Mit der wachsenden Menge an Daten braucht es sehr große Speicherplätze, wie sie unter anderem von Cloud-Service-Anbietern wie Amazon bereitgestellt werden. Aber auch der Onlinehandel ist ein schnell wachsender Trend. Amazon ist in diesem Bereich führend. Dabei kaufen längst nicht mehr

nur junge Menschen über das Internet ein. Das Interesse wächst auch bei der älteren Bevölkerung, die nicht immer mobil ist. Auf diese Weise kommt sie an Produkte bequem heran.

Und wie spannen Sie den Bogen bei der Demografie zum Luxussektor? Der Fonds ist unter anderem auch in die französische LVMH investiert. – Zu den demografischen Entwicklungen zählt auch eine wachsende Mittelschicht, allen voran in den Schwellenländern. Dies bedeutet, dass viele Menschen über ein höheres Einkommen verfügen und zunehmend in der Lage sind, es für hochpreisige Markenartikel auszugeben. Die steigende finanzielle Inklusion ist ebenfalls ein wichtiger Trend in den Schwellenländern.

Wo sehen Sie hierbei die wichtigsten Entwicklungen? – Viele Menschen haben

RUHE VOR DEM STURM?

Noch herrscht Ruhe am Aktienmarkt. Trotz diverser Unruhen. Anleger könnten sich rechtzeitig für ein Wiedererstarken der Volatilität positionieren.

Ruhige Börsen in unruhigem Umfeld. So zeigt sich zu Beginn des Jahres der Aktienmarkt versus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Ruhe zeigt sich dabei nicht nur an steigenden Kursen weltweit. Es gibt nämlich Gradmesser für Marktruhen: Die so genannten Volatilitäts­Indizes. In Deutschland gibt es etwa den VDAX new, in Europa den VSTOXX oder in den USA den VIX. Allen

immer noch kein Bankkonto oder Finanzprodukte wie Kreditkarten oder Hypotheken. Auch hier steigt die Nachfrage, so etwa in Indien, wo die Bevölkerung zudem stark wächst. Von diesen Trends profitiert beispielsweise die indische HDFC Bank, in die der Fonds ebenfalls investiert ist. Das Finanzinstitut ist gut aufgestellt und dürfte von der steigenden Nachfrage nach Hypotheken und Sparprodukten profitieren.

% MEINE RENDITE

Der demografische Wandel findet auf zahlreichen Ebenen statt. So leben immer mehr Menschen auf dem Planeten und werden im Schnitt immer älter. Oliver Hextall, Co-Portfolio-Manager Fidelity Global Demographics Fund, verweist im Gespräch mit dem Börsianer auf eine Vielfalt an Chancen, die sich daraus ergeben, und zeigt auf, wo sich neue Entwicklungen eröffnen könnten. n

Entgeltliche Einschaltung Volker

gemein: Sie bewegen sich seit geraumer Zeit nahe ihren Tiefstständen. Wären die Indizes Aktien, würde ich sagen, dass sie seit knapp vier Jahren floppen. Doch das kann sich ganz schnell ändern.

Nehmen wir den VSTOXX, den wichtigsten und bekanntesten VolatilitätsIndex Europas. Es ist jener Index, der die erwartete Schwankungsbreite (implizite Volatilität) des EUROStoxx50 in Prozentpunkten ausdrückt. Jener Index hat wilde Zeiten hinter sich. Die diversen Krisen haben ihn zwischenzeitlich auf Stände, die mehr als dem vierfachen des heutigen Wertes von etwa 14 Prozentpunkten entsprechen, getrieben. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sich die Nervosität

am Markt hier widerspiegeln kann.

Wer der derzeitigen Ruhe am Markt also nicht traut und auf ein Wiedererstarken der Volatilität setzen mag, kann dies etwa mit Hebelprodukten umsetzen. Und: Steigt dann die Vola tatsächlich weiter, so ist es wieder an der Zeit auf Discount Zertifikate, dem Lieblingsprodukt vieler Investoren, zu schauen. Denn: Je höher die Vola, desto attraktiver ein Discount Zertifikat. www.bnpp.at

RENDITE DEMOGRAFIE
Meinel Zertifikate­Experte
von BNP Paribas.

YEAR­TO­DATETRENDS DER WELTBÖRSEN

POSITIVE PERFORMANCE

NEGATIVE PERFORMANCE

KOMMENTAR

KARSTEN JUNIUS Chefvolkswirt

DIE USA EILEN DER WELTWIRTSCHAFT DAVON

Für die vielfach erwartete Rezession in den USA gibt es weiter keine Anzeichen. Im Gegenteil – das US Wachstum wird auch im ersten Quartal robust bleiben. Die hohe Arbeitsnachfrage und die stabilen Hauspreise stimulieren den privaten Verbrauch, sodass eine sanfte Konjunkturlandung in diesem Jahr wahrscheinlicher geworden ist. Allerdings sind damit auch die Inflationsgefahren noch nicht gebannt. Eine Zinswende der amerikanischen Notenbank vor Jahresmitte ist somit unwahrscheinlich. Im Euroraum machen sich dagegen die hohen Zinsen klarer bemerkbar: Die Kreditvergabe geht zurück, die Immobilienpreise sinken, und der private Konsum bleibt schwach. Zusätzlich leidet die Industrie unter der schwachen globalen Güternachfrage und Strukturproblemen. Wenngleich sich leichte Anzeichen für eine Verbesserung der Stimmung ausmachen lassen, dürfte die Wirtschaft auch im ersten Quartal nicht deutlich über eine Stagnation hinauskommen. Die EZB sollte daher ihre Leitzinsen vor der Fed im zweiten Quartal senken. Mit der Aussicht auf niedrigere Zinsen bleiben die Rentenmärkte attraktiv. Solange eine Rezession in den USA ausbleibt, dürften auch die Unternehmensgewinne weiter ansteigen, was die Aktienmärkte im ersten Quartal mit teilweise neuen Allzeithochs bereits gefeiert haben.

TORONTO (TSX)

21.255,61 I 1,42 %

NEW YORK (DJIA) 38.627,99 I 2,49 %

NEW YORK (NASDAQ) 15.775,65 I 5,09 %

LONDON (FTSE 100)

7.711,71 I –0,28 %

PARIS (CAC 40)

7.768,18 I 2,98 %

EUROPA (DJ EURO STOXX 50)

4.765,65 I 5,40 %

WELT (DJ GLOBAL)

567,11 I 3,04 %

BUENOS AIRES (MERVAL)

1.065.368,59 I 14,59 %

ROLAND NEUWIRTH

„Ich setze auf AT&S, ETS, RBI, Strabag und Zumtobel. Verkaufen würde ich derzeit Amag EVN, Marinomed, RHI und Rosenbauer.“

MARKUS REMIS

Head of Institutional Equity Research, RBI AG

„Meine Top-Käufe sind diesmal Andritz, Erste Group, OMV und Telekom Austria.“

RENDITE BÖRSENWETTER 40
(YTD)
(YTD)
Fondsmanager, Salus Alpha

STOCKHOLM (OMX 30)

2.408,92 I 0,54 %

FRANKFURT (DAX)

17.117,44 I 2,18 %

WIEN (ATX)

3.406,72 I –0,82 %

ZÜRICH (SMI)

11.310,61 I 1,55 %

ATHEN (ATHEX)

1.405,32 I 8,68 %

WARSCHAU (WIG 20)

2.371,10 I 1,20 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50)

447,58 I –0,37 %

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA)

1.952,23 I –4,78 %

Head of Group Research, Erste Group Bank AG

„Kaufen würde ich derzeit Andritz, EVN, Do & Co und Uniqa.“

EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Ich bleibe für den ATX sehr optimistisch und bin überzeugt, dass Small und Mid Caps heuer outperformen sollten. Kaufen: Andritz, Wienerberger, Erste Bank und OMV. “

SCHANGHAI (SHCOMP)

2.865,90 I –3,67 %

SEOUL (KOSPI)

2.680,13 I 0,94 %

38.470,38 I 14,96 %

41 RENDITE BÖRSENWETTER
TOKIO (NIKKEI 225) SYDNEY (ALL ORDINARIES) 7.905,60 I 0,97 % HONGKONG (HANG SENG) 16.339,96 I –4,15 % FRITZ MOSTBÖCK

KURSE ÖSTERREICH

AKTIENKURSE

RENDITE KURSE 42
ATX-PRIME-KURSE WIENER BÖRSE (YTD) UNTERNEHMEN ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA S Immo AG AT0000652250 14,84 18,72 14,96 12,76 –2,37 24,04 –13,72 28,42 ∧ Addiko Bank AG AT000ADDIKO0 15,60 16,85 15,65 13,30 20,93 22,92 63,87 31,34 ∧ Rosenbauer International AG AT0000922554 32,60 13,19 32,60 28,60 –5,51 26,61 –23,83 31,37 ∧ Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG AT0000827209 0,82 10,07 0,90 0,75 24,24 62,97 –27,43 54,05 ∧ Do & Co AG AT0000818802 146,00 8,63 146,00 125,20 42,02 27,55 121,88 34,94 ∧ Wienerberger AG AT0000831706 32,72 8,27 32,72 28,00 15,70 24,60 15,86 29,51 ∧ EuroTeleSites AG AT000000ETS9 3,90 7,44 4,08 3,58 k. A. k. A. k. A. k. A. ∧ Strabag SE AT000000STR1 44,35 7,13 44,35 41,50 16,10 21,02 49,83 25,78 ∧ Raiffeisen Bank International AG AT0000606306 19,95 6,86 20,00 18,38 21,28 27,81 16,80 38,01 ∧ Andritz AG AT0000730007 60,25 6,83 60,25 53,50 6,92 26,55 48,69 27,79 ∧ Erste Group Bank AG AT0000652011 39,21 6,75 40,33 36,46 7,81 23,66 48,47 33,11 ∧ Amag Austria Metall AG AT00000AMAG3 28,50 6,74 30,10 27,20 –21,49 19,86 –11,49 21,56 ∧ Porr AG AT0000609607 13,54 6,61 13,96 12,58 –1,74 26,63 –4,22 33,51 ∧ Bawag Group AG AT0000BAWAG2 51,05 6,40 52,70 45,64 –13,18 31,69 23,01 29,67 ∧ FACC AG AT00000FACC2 6,15 5,49 6,43 5,56 –14,23 28,87 –30,67 36,30 ∧ Uniqa Insurance Group AG AT0000821103 7,80 4,56 7,80 7,41 –2,01 12,20 20,74 19,38 ∧ RHI Magnesita NL0012650360 41,00 3,54 41,80 37,30 34,43 39,84 –8,89 44,50 ∧ UBM Development AG AT0000815402 21,80 3,32 22,90 21,30 –26,60 34,02 –45,36 31,53 ∧ Telekom Austria AG AT0000720008 7,83 2,35 8,10 7,82 30,94 12,82 47,96 16,84 ∧ OMV AG AT0000743059 40,66 2,24 41,57 37,81 –11,05 27,01 4,36 33,37 ∧ Immofinanz AG AT0000A21KS2 21,35 1,43 22,00 20,90 75,86 17,85 30,18 23,67 ∧ Polytec Holding AG AT0000A00XX9 3,50 –0,14 3,82 3,50 –28,50 26,09 –60,67 29,43 ∨ Flughafen Wien AG AT00000VIE62 50,20 –1,38 51,30 49,00 43,43 21,45 76,76 27,55 ∨ Palfinger AG AT0000758305 24,80 –1,59 25,35 23,50 –16,07 27,84 –23,46 31,07 ∨ Kapsch Trafficcom AG AT000KAPSCH9 8,80 –1,79 9,90 8,74 –31,78 40,15 –38,89 32,36 ∨ Vienna Insurance Group AG AT0000908504 26,00 –1,89 27,00 25,65 1,17 18,39 17,91 20,69 ∨ Pierer Mobility AG AT0000KTMI02 48,70 –2,01 53,00 48,70 –39,05 30,36 –29,42 28,61 ∨ Mayr-Melnhof Karton AG AT0000938204 124,00 –2,05 127,60 115,60 –21,02 24,37 –32,24 23,97 ∨ Frequentis AG ATFREQUENT09 26,70 –2,20 28,20 25,60 –16,56 25,81 28,37 30,83 ∨ Semperit AG Holding AT0000785555 13,80 –2,54 15,56 13,10 –38,39 34,91 –46,30 38,87 ∨ Agrana Beteiligungs AG AT000AGRANA3 13,65 –3,19 14,40 13,45 –20,41 22,74 –21,55 22,65 ∨ Austricard Holdings AG AT0000A325L0 6,00 –3,23 6,33 5,90 k. A. k. A. k. A. k. A. ∨ SBO AG AT0000946652 42,40 –4,07 46,25 41,40 –39,08 29,05 16,48 38,31 ∨ Zumtobel Group AG AT0000837307 5,90 –6,05 6,46 5,90 –18,17 23,86 –7,38 29,64 ∨ Österreichische Post AG AT0000APOST4 30,45 –6,88 32,75 30,35 –8,97 16,82 –13,00 21,81 ∨ CA Immobilien Anlagen AG AT0000641352 29,45 –9,25 32,55 29,00 7,09 19,29 –17,62 20,73 ∨ Voestalpine AG AT0000937503 25,74 –9,87 28,40 25,18 –25,00 27,01 –20,04 30,91 ∨ Lenzing AG AT0000644505 31,40 –11,67 35,65 28,15 –55,21 41,94 –74,01 42,79 ∨ Marinomed Biotech AG ATMARINOMED6 25,60 –12,33 31,80 24,30 –46,22 32,61 –81,71 34,52 ∨ EVN AG AT0000741053 23,35 –17,93 29,20 23,00 18,77 17,41 25,67 25,64 ∨ AT&S Austria AG AT0000969985 21,20 –19,39 25,32 21,20 –33,75 42,56 –13,65 45,16 ∨ Verbund AG AT0000746409 64,20 –23,62 86,45 62,60 –20,59 27,63 –4,25 36,35 v QUELLE:

DIE TOP 12 ÖSTERREICH-FONDS (3J)

RENDITE KURSE 43 ANLEIHENKURSE
XTRACKERS ATX 80 60 40 22.2.21 22.2.24 Quelle: baha UBM 3,125% SUSTAINABLE LINKED 86 84 82 1.1.24 23.2.24 Quelle: baha
FONDSKURSE
FONDSNAME ISIN KURS YTD % 3 J % 5 J % Xtrackers ATX LU0659579063 63,42 –1,80 23,81 29,88 ∧ LLB Aktien Österreich AT0000815030 173,44 –0,82 19,58 28,36 ∧ Amundi Austria Stock AT0000767736 110,38 –0,38 19,38 27,71 ∧ RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds AT0000659644 21,68 –2,21 15,17 22,39 ∧ Vienna Stock AT0000952460 324,97 –1,78 14,44 19,98 ∧ Erste Stock Vienna AT0000813001 169,65 –2,17 14,07 23,91 ∧ Allianz Invest Aktien Austria Plus AT0000611405 137,77 –1,76 12,45 15,86 ∧ RT Österreich Aktienfonds AT0000A100X2 11,56 –2,28 12,34 20,54 ∧ Real Invest Austria AT0000634365 16,57 0,12 7,60 14,22 ∧ 3 Banken Österreich-Fonds AT0000662275 32,93 –0,75 7,54 12,46 ∧ WSS Aktien Österreich AT0000A23PW9 98,84 –3,29 0,13 7,30 ∧ Raiffeisen Österreich Rent AT0000805163 11,75 –1,09 –6,52 –7,15 ∨ DIE TOP 12 ANLEIHEN (YTM) ANLEIHENNAME ISIN KURS YTM % ZINS FÄLLIGKEIT UBM 3,125% Sustain-Li-Bd.21-26 AT0000A2QS11 85,33 10,78 3,13 21.05.2026 ∧ UBM 2,75% Anleihe 2019-2025 AT0000A2AX04 90,20 9,10 2,75 13.11.2025 ∧ WEB 4 % Senior-TeilSV 15-25 AT0000A1GTP3 92,00 8,92 4,00 17.12.2025 ∧ PV-Invest 4,15% Anleihe 17-24 AT0000A1YY14 97,50 7,34 4,15 18.12.2024 ∧ WEB 6,5% Hybrid-Anl. 2014 AT0000A191A9 100,00 6,50 6,50 31.12.9999 ∧ WEB 6,5% Hybrid-TeilSV 2015 AT0000A1GTQ1 103,00 6,31 6,50 31.12.9999 ∧ 6,25% WEB Wind Hybrid-Anl.2016 AT0000A1MC30 100,00 6,25 6,25 31.12.9999 ∧ S Immo 2,875% Anl.18-30/S2/2018 AT0000A1Z9C1 85,30 5,87 2,88 06.02.2030 ∧ S Immo 1,25% GreenBd.22-27/1-22 AT0000A2UVR4 89,00 5,46 1,25 11.01.2027 ∧ S IMMO 2% Anleihe 19-29/S.2/19 AT0000A2AEA8 84,00 5,35 2,00 15.10.2029 ∧ Best in Park.3,5% Anl.18-28/S2 AT0000A21LA8 93,51 5,19 3,50 03.07.2028 ∧ Wienerberger 2% Bonds 18-24 AT0000A20F93 99,37 5,16 2,00 02.05.2024 ∧ QUELLE:

KURSE INTERNATIONAL

RENDITE KURSE 44
KAKAO 6.000 4.000 2.000 1.1.24 23.2.24 Quelle: baha
ROHSTOFFE
ROHSTOFFE SELEKTION (YTD) ROHSTOFFNAME HANDELSPLATZ KURS WÄHRUNG YTD % 3 J % 5 J % Kakao ICE US 5704 USD 35,81 123,51 143,76 ∧ Magerschwein CME GLOBEX 85,225 USD 24,83 0,86 50,77 ∧ Orangensaftkonzentrat ICE US 374,65 USX 16,93 241,99 215,36 ∧ Baumwolle ICE US 93,89 USX 15,99 5,55 33,35 ∧ Gasöl ICE Europe 850,5 USD 13,29 62,62 39,31 ∧ Mastrind CME GLOBEX 250,975 USD 13,00 80,40 74,59 ∧ Zucker ICE US 23,05 USX 12,49 29,57 72,66 ∧ Heizöl ICE Europe 2,808 USD 10,73 54,04 40,78 ∧ Lebendrind CME GLOBEX 184,875 USX 9,70 59,48 44,57 ∧ WTI Öl ICE Europe 77,77 USD 8,63 31,24 38,65 ∧ Brent Öl ICE Europe 82,79 USD 7,41 31,60 24,59 ∧ Gold pro aurum 1999 USD –2,94 11,64 50,02 ∨ WÄHRUNGSKURSE EURO VERSUS YEN 165 160 155 1.1.24 22.2.24 Quelle: baha WÄHRUNGEN SELEKTION (YTD) WECHSELKURS Kurs YTD % 6 M % 3 J % 5 J % EUR/JPY 161,88 3,55 2,38 26,66 29,41 ∧ EUR/CZK 25,46 2,98 5,92 –1,50 –1,00 ∧ EUR/CHF 0,95 2,49 –0,84 –12,53 –16,39 ∧ EUR/TRY 33,20 1,66 12,70 292,98 453,65 ∧ EUR/HUF 389,13 1,65 1,44 8,54 22,19 ∧ EUR/AUD 1,65 1,56 –2,84 6,94 4,00 ∧ EUR/SEK 11,27 1,53 –5,64 12,28 6,28 ∧ EUR/PLN 4,34 0,01 –2,90 –3,19 0,12 ∧ EUR/RON 4,98 0,03 0,65 2,08 4,80 ∧ EUR/CNY 7,75 –1,33 –2,19 –1,09 1,36 ∨ EUR/GBP 0,86 –1,50 0,13 –1,04 –1,81 ∨ EUR/USD 1,08 –2,55 –0,91 –11,29 –4,66 ∨ QUELLE:
RENDITE KURSE 45 KRYPTOKURSE CHAINLINK 24 18 12 1.1.24 22.2.24 Quelle: baha KRYPTOWÄHRUNGEN SELEKTION (YTD) KRYPTOASSETS WÄHRUNG KURS YTD % 3 M % 6 M % 1 J % Chainlink USD 19,57 31,01 42,65 215,73 155,80 ∧ Tronix USD 0,13 23,29 27,92 82,88 88,65 ∧ Bitcoin USD 52134,00 23,17 42,32 95,74 112,08 ∧ Ethereum USD 2801,80 19,10 42,82 66,54 65,31 ∧ Binance Coin USDT 360,40 15,59 47,16 65,25 15,14 ∧ Bitcoin Cash USD 274,95 6,06 19,68 49,07 106,03 ∧ Cardano USD 0,60 0,86 63,22 134,33 48,44 ∧ Tezos USD 1,08 –1,74 27,05 57,98 –6,73 ∨ Litecoin USD 70,57 –5,54 0,41 8,84 –29,61 ∨ Cosmos USDT 10,16 –6,54 11,99 28,02 –26,68 ∨ Polkadot USD 7,65 –6,83 45,82 72,59 4,94 ∨ Cronos USDT 0,09 –8,63 –9,08 74,52 12,95 ∨ ZINSKURSE STAATSANLEIHE 10Y ÖSTERREICH 3,00 2,80 2,60 1.1.24 23.2.24 Quelle: baha ZINSEN SELEKTION (YTD) NAME ZINS/KURS YTD % 6 M % 1 J % 3 J % 5 J % Österreich 10-jährige Staatsanleihe 2,92 11,45 –10,15 –8,18 3750,00 521,28 ∧ US-Treasury (10 Jahre) 4,30 10,82 0,94 12,57 220,90 62,26 ∧ REX Gesamt 441,92 –1,33 2,47 2,77 –10,66 –9,87 ∧ Euro Bobl Future 116,62 –2,22 0,35 k. A. k. A. k. A. ∧ Euro Bund Future 132,98 –3,05 1,26 k. A. k. A. k. A. ∧ US-Treasury (10 Jahre) 3,77 –2,84 5,60 16,00 438,57 30,45 ∨ QUELLE:

TOP-HANDELSTEILNEHMER

TOP-LEERVERKÄUFE (SHORTPOSITIONEN)

RENDITE STATISTIK 46 24,78 20,69 60 70 80 90 40 100 110 120 130 177,45 13 14 15 16 17 18 19 20 50 MRD. E MRD. EUR MARKTKAPITALISIERUNG QUARTALSUMSÄTZE QUELLE: WIENER BÖRSE AG QUELLE: WIENER BÖRSE AG
WIENER BÖRSE IN ZAHLEN *BEZIEHT SICH AUF DAS AUSGEGEBENE NOMINALE, JENEN BETRAG DER AKTIEN, DER VOM UNTERNEHMEN AUSGEGEBEN WURDE. QUELLE: FMA „NET SHORT POSITIONS OF SHARES“ MEISTGEHANDELT PLATZIERUNG JÄNNER (JÄNNER/23) MARKTTEILNEHMER UMSATZ (MIO. EUR) 1. (1.) Erste Group Bank AG 714,70 2. (2.) OMV AG 559,52 3. (4.) Verbund AG Kat. A 491,46 4. (5.) Raiffeisen Bank Internat. AG 470,00 5. (7.) Wienerberger AG 378,05 6. (10.) CA Immobilien Anlagen AG 300,83 7. (6.) Bawag Group AG 274,23 8. (8.) Andritz AG 201,44 9. (3.) Voestalpine AG 191,01 10. (14.) Immofinanz AG 168,83 Gesamt Jänner 2024 4411,31 Gesamt Jänner 2023 4668,78 Differenz –257,47 QUELLE: WIENER BÖRSE AG QUELLE: WIENER BÖRSE AG
BÖRSENDATEN DIE
PLATZIERUNG JÄNNER (JÄNNER/23) HANDELSPARTNER UMSATZ (MIO. EUR) 1. (1.) Morgan Stanley Europe 539,86 2. (3.) Goldman Sachs Europe 478,82 3. (2.) JP Morgan 369,54 4. (4.) Bofa Securities Europe 338,71 5. (7.) UBS Europe 334,39 6. (6.) XTX Markets 297,60 7. (5.) HRTEU 271,01 8. (10.) RBI AG 245,04 9. (–) Barclays Bank Ireland 174,20 10. (9.) Erste Group Bank AG 167,21 Gesamt Jänner 2024 4581,43 Gesamt Jänner 2023 4862,98 Differenz –281,55 10 20 30 12 QUARTAL QUARTAL AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 0 Q2 121,37 177,45 11 Q1 24,78 17,30
AKTIE NETTO SHORT POSITION* IN % SEIT WANN FONDS AT&S AG 1,92 22.Jän.24 Marble Bar Asset Management LLP AT&S AG 0,87 14.Feb.24 JP Morgan Asset Management (UK)  Wienerberger AG 0,70 06.Okt.23 Pantechnicon Advisors LLP Do & Co AG 0,69 30.Jän.23 LMR Partners LLP Wienerberger AG 0,60 30.Jän.24 Qube Research and Technologies Österreichische Post AG 0,58 05.Jul.23 Gladstone Capital Management LLP 10 Q3 119 110,70 Q4 114,95 121,25 Q1 131,86 123,40 Q2 13,05 18,46 Q3 11,29 15,64 Q4 14,02 13,60

WIRTSCHAFTSDATEN

ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN

BIP-WACHSTUM

GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP

MRD. EUR

LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP

RENDITE STATISTIK 47 1,95 6,39 6,49 9,61 1 1,79 1,89 10 11 12 13 1
2 1 2 0 1 2 3 4 5 6 2 3 7 8 9 10 11 12 13 VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE % % % % MONAT MONAT QUELLE: AMS QUELLE: STATISTIK AUSTRIA
INFLATION
QUARTAL % % –1 –2 –2,69 –3,45 –2,73 –4,82 –6,04 –4,64
DEFIZIT IN % DES BIP
ARBEITSLOSENRATE
QUARTAL
MRD.
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: STATISTIK AUSTRIA 4 3 6 7 5
EUR MIO. EUR MRD. EUR
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: OENB / STATISTIK AUSTRIA
AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 4 5 6 7 8 9 0 0 –1,32 –0,57 ­1,40 ­1,84 0 0 A S O N D A S O N D 117,90* 111,99* Q3 –689* –2.787* Q2 112,52* Q2 120,045* 111,99* Q3 117,897* M J J M A J F M J J M A J F 112,52* Q2 Q4 118,27* 108,80* 116,22* Q1 104,44* 120,05* Q4 1.568* 3.021* 1.399* Q1 7.079* –2,48 Q3 2.052* –1.481* 80 81 82 83 84 85 78,5 78,4 78,2 Q1 368,00* 348,76* Q2 354,61* 366,02* Q3 369,38* 355,61* Q4 350,77* 334,08* 70 Q4 118,27* 108,80* Q1 104,44* 116,22*
QUARTAL QUARTAL
„DIGITALISIERUNG BLEIBT IM FOKUS“

Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank AG, geht Ende Juni in den Ruhestand. Wir haben sie gefragt, was sie noch vorhat.

Sie müssen sich gerade der Diskussion um die Immo-Kredite stellen. Eine der Vorschläge war das Recht zum rückwirkenden Wechsel auf einen Fixzinskredit. Können Sie dem etwas abgewinnen? - Die Umstellung eines variablen Kredits auf einen Fixzinskredit ist grundsätzlich jederzeit möglich. Unsere Kundenbetreuer sind stets bemüht, auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen zu finden. Diskussionen über erzwungene rückwirkende, einseitige Vertragsänderungen, weil die Beratung nicht gepasst hätte, verunglimpfen tausende Bankmitarbeiter. Darüber hinaus würde ein einseitig rückwirkender Rechtsanspruch des Konsumenten einen weitreichenden, auch verfassungsrechtlich bedenklichen Eingriff in die Privatautonomie von Kreditnehmern und Kreditinstituten darstellen.

Sagt im Juli

Servus: BKS­CEO Herta Stockbauer.

Welche Projekte möchten Sie im ersten Halbjahr noch unter Dach und Fach bringen? - Ein großer Fokus ist die Umsetzung zahlreicher Digitalisierungsprojekte wie der Launch eines neuen Online-Bankings für unsere Firmenkunden, die Digitalisierung des Firmenkreditprozesses und neue Funktionen in der BKSApp. Demnächst werden unsere Kunden etwa ihre WertpapierOrder auch per App aufgeben können. Ein großes Herzensprojekt war die Gründung der „Du & Wir“-Stiftung mit einem Stiftungskapital von 500.000 Euro unter dem Dach der CaritasStiftung Österreich. Mit der Rendite werden Menschen in Not und Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf unterstützt.

Was tun Sie mit der neugewonnenen Freizeit ab Juli, und wird es etwas mit Schweden zu tun haben? - Ich freue mich auf Tage, die nicht von früh bis spät durchgeplant sind und auch Zeit für Familie, Garten sowie Kunst und Kultur lassen. Und ja, auch Reisen sind schon geplant, und ich schließe nicht aus, dass dies auch etwas mit Schweden zu tun haben könnte.

VKI WEITET KICK­BACK­SAMMELAKTION AUS

Schon seit längerem hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) die von Fondsanbietern an die vermittelnden Banken bezahlten Bestandsprovisionen im Visier. In der Vergangenheit hätten die Banken diese Zahlungen, so genannte Kick-backs, den Kunden gegenüber nicht ausreichend transparent gemacht, so wie es das Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG) verlangen würde. Seit 2007 fordert das Gesetz auch, dass

die Provisionen der Qualitätsverbesserung der Dienstleistung dienen sollen, was laut VKI bis 2017 nicht der Fall gewesen ist. Seit Mai 2023 können sich Kunden der Unicredit Bank Austria und der Erste Bank an einer Sammelaktion zur Rückforderung von Bestandsprovisionen beteiligen. Nun gab der VKI bekannt, dass sich auch die Kunden des Sparkassensektors daran beteiligen können, und begründet dies mit dem

Naheverhältnis zur Erste Bank. Bei einer geschätzten Provision von 0,8 Prozent des Fondsvermögens pro Veranlagungsjahr können dabei auch einige Tausend Euro für die Anleger herausschauen. Vom Sparkassenverband heißt es auf Anfrage, man wolle die erhobenen Kritikpunkte im Detail analysieren, sei aber „überzeugt, alle rechtlichen Anforderungen eingehalten zu haben“.

48 #BANKEN

ERSTE GROUP ERLEICHTERT ZUGANG ZU PRIVATE EQUITY

Der Markt an Private-Equity-Investments wächst rapide (17.000 Unternehmen in den USA und Europa finanzieren sich bereits so), allerdings profitieren davon in erster Linie institutionelle Investoren und sehr kapitalstarke Privatanleger. Das Erste Private Banking bietet nun den Kunden bereits ab 50.000 Euro Mindestinvestment eine Einstiegs-

möglichkeit über einen endbesteuerten Fonds an. Max Clary, Head of Private Banking bei der Erste Group, verweist dabei auf die fast doppelt so hohe Rendite, die nichtbörsennotierte Unternehmen seit 2007 gebracht hätten, verglichen mit globalen Aktien. In Krisenzeiten musste Private Equity demnach weniger leiden als die Börsenkurse.

Die Pierer Industries AG des Industriellen Stefan Pierer hat Ende Jänner 26.496 Aktien der Oberbank AG zu einem Preis von 1,82 Millionen Euro auf den Markt geworfen. Das sind 69 Euro je Aktie. Erst im Oktober 2022 hat Pierer nach dem Ausstieg der Wüstenrot Genossenschaft deren Anteile teilweise

PIERER VERKAUFT OBERBANK­AKTIEN

übernommen und ein Aktienpaket mit 28.400 Aktien um 93,58 Euro pro Stück erworben. 2023 gab es dann einen Aktiensplit im Verhältnis eins zu zwei, das heißt, eine Aktie war dann 60 statt 120 Euro wert. Ein lohnendes Investment also für Pierer, der auch im Aufsichtsrat der Oberbank AG sitzt.

Andreas Kaim

hat mit 1. Februar den Vorstandsvorsitz der S Bausparkasse übernommen. Er folgt Christian Reingruber, der in den Ruhestand geht. Zuvor war Kaim im regionalen Vertrieb der Erste Bank tätig und seit 2019 im Vorstand der S Bausparkasse.

wurde vom Aufsichtsrat der BKS Bank AG zum neuen Vorstandsvorsitzenden ab Juli 2024 designiert. Er ist bereits seit 25 Jahren bei der Regionalbank, seit 2021 im Vorstand, und war dort für den Vertrieb zuständig.

ist mit 1. März als Chief Financial Officer in den Vorstand der Unicredit Bank Austria AG eingezogen. In über 30 Jahren bei der Bank hatte sie verschiedene Führungspositionen inne, zuletzt als Head of Group Planning in Mailand.

Bawag Group erzielt 2023 Nettogewinn von 683 Millionen Euro

RLB NÖ/Wien und Bitpanda bieten gemeinsam Kryptos an

Unicredit Bank Austria wickelt IT-Tochterfirma mit über 200 Mitarbeitern ab

RBI will Belarus-Tochter Priorbank an Holding in den VAE verkaufen

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FMA untersucht Geldwäschevorwürfe gegen RBI

NEUE PFLICHT FÜR BANKEN STUDIE. Der „European Accessibility Act“ der EU verpflichtet Banken ab Mitte 2025 zu allgemein verständlichen Kundeninformationen auf dem Sprachniveau B2. Derzeit scheinen die Geldinstitute der DACH-Region allerdings weit davon entfernt zu sein. Eine Analyse von Wortliga, einem Münchener Anbieter von Tools für Sprachanalysen, zeigt aber, dass sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der 37 untersuchten Banken alle auf dem Sprachniveau von Fachbeiträgen (C2) bewegen. Im Lesbarkeitsindex am schlechtesten bewertet wurde die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien mit neun von möglichen 100 Punkten. Selbst der „Testsieger“ Raiffeisen Schweiz kam auf gerade einmal 30 Punkte.

BRANCHE BANKEN 49
TICKER
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Nikolaus Juhasz Helene Buffin KARRIERE

KURT

WEINBERGER Vorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung

WIR LEISTEN UNSEREN BEITRAG!

Wenn wir die CO2-Emissionen nicht senken, werden wir die Erderwärmung nicht in den Griff bekommen. Auch wenn klar ist, dass der Klimawandel ein globales Problem ist, muss jeder Staat seinen Beitrag leisten. Die kürzlich präsentierte Wifo-Studie zum Klimawandel hat klar gezeigt, dass uns das NichtHandeln bis zu sieben Milliarden Euro pro Jahr kosten kann! Der Klimawandel kostet richtig Geld. Lassen wir zudem weiterhin das grob fahrlässige Zerstören unserer Äcker und Wiesen durch Verbauung zu, dann entziehen wir unseren Kindern auch im wahrsten Sinne des Wortes die Lebensgrundlage. Wir werden bei der Versorgung mit Lebensmitteln vom Ausland noch abhängiger. Daher muss für ein zukunftsfittes Österreich mehr in den Klimaschutz, in einen sorgsamen Umgang mit unseren Ressourcen und generell in nachhaltigeres Wirtschaften investiert werden. Die Versicherungsbranche geht hier als bestes Beispiel voran. So muss zu den bisherigen Bilanzen ab dem Geschäftsjahr 2025 aufgrund der CSRD auch eine ESG-Bilanz erstellt werden. Gerade als Naturkatastrophenversicherer sind wir daran interessiert, Bewusstseinsbildung für nichtfinanzielle Kennzahlen zu machen. Was mich allerdings stört, ist die Tatsache, dass eine ESG-Bilanz nicht für Körperschaften öffentlichen Rechts wie EU-Institutionen, Bund, Länder und Gemeinden verpflichtend ist. Das gehört jedenfalls korrigiert!

k.weinberger@derboersianer.com

ROBOTER ARBEITEN 11.000 STUNDEN

Uniqa-AG-Vorstand Wolf Gerlach über künstliche Intelligenz (KI) und freie Kapazitäten in der Versicherungsbranche.

Roboter leisten bereits 11.000 Arbeitsstunden für Uniqa. Wie viele Mitarbeiter ersetzen sie?

– Wolf Gerlach: Roboter, dabei handelt es sich bei uns um Software, übernehmen in erster Linie einfache, repetitive Tätigkeiten. Bei Uniqa haben diese Automatisierungstechnologien im Bereich Kunde und Service Österreich 2023 mehr als 0,5 Millionen Fälle bearbeitet und dabei 11.000 Stunden an manueller Arbeit übernommen. Ein Roboter lernt aber nichts dazu, es handelt sich nicht um künstliche Intelligenz. Wir setzen aber auch KI ein. Die Arbeit geht uns aber nicht aus, im Gegenteil: Wir sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und stellen laufend ein.

Mit den frei gewordenen Kapazitäten bietet die Uniqa Leistungen an Versicherungen im Ausland an. Wie funktioniert das? - Mitarbeitende, die durch Automatisierung bei uns freigespielt werden, übernehmen bereits die Bearbeitung von Schäden für Versicherungen in Deutschland. Das bieten wir nun unter der Marke Skaly Insurance Operations an und werden die Standorte auch ausbauen.

Wird dieses Drittanbietergeschäft ein eigenes neues Standbein? - Wir sehen derzeit, dass Versicherungen mit den Herausforderungen des digitalen Wandels und Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Besonders in Deutschland ist es vielen Versicherern nicht mehr möglich, das nötige Personal zu finden. Wir können dadurch zusätzliche Erträge für die Uniqa-Gruppe generieren.

GENERALI HILFT KUNDEN BEIM ENERGIESPAREN

Die Generali Versicherung AG bietet ihren Kunden unter dem Titel „Green Assistance“ Unterstützung bei allen Fragen in Sachen Energie an. Per Chat oder telefonisch kann über das Kundenportal angefragt werden, wie man am besten Energie einspart oder worauf man bei der Neuanschaffung von elektrischen Geräten oder Unterhaltungselektronik

in puncto Energieverbrauch achten soll. Angeboten wird auch eine Überprüfung der Einstellung von Smartphones, um die Akkuleistung zu verbessern. Zudem werden Dienstleistung für die Entsorgung elektrischer Geräte vermittelt. GeneraliKunden können sich auch bezüglich Förderungen für Photovoltaikanlagen beraten lassen.

50
KOLUMNE
#VERSICHERUNGEN

KRUX MIT INFLATION

Die USA landen weich. Eine Zinssenkung verzögert sich

EUROPA IST STARTKLAR

Was für ein Aktien-Comeback des alten Kontinents spricht

BITCOIN

Warum

© SCIENCE PHOTO LIBRARY / PICTUREDESK.COM
die Verknappung ein Turbo
InvestmentOutlook BEWEGT DEN MARKT INVESTMENTS CHINA Erste ermutigende Signale im Jahr des Drachen 58 2024 01 | 2024
sein kann

Raja Korinek Finanzjournalistin „Börsianer“

Liebe Börsianer!

Wird sich die gute Stimmung fortsetzen, oder kommt das böse Erwachen? Der neue Investment-Outlook zeigt Chancen und Risiken im neuen Börsenjahr.

Das vergangene Jahr bescherte den meisten Anlageklassen eine bessere Wertentwicklung als noch Anfang 2023 von vielen Analysten erwartet. Die Inflationsentwicklung war dabei ein maßgebender Treiber. Die Teuerung hat allmählich zu einem Sinkflug angesetzt, weiteren Rückenwind gab es durch die wachsende Bedeutung künstlicher Intelligenz (KI).

Während in manchen Schwellenländern die Zinsen bereits im Vorjahr gesenkt wurden (Seite 60), dürften die US-Notenbank und die EZB die geldpolitischen Zügel doch nicht allzu rasch wieder lockern, unterstreicht Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Unicredit Bank Austria AG. Vor allem die Kerninflation hält sich hartnäckiger als erwartet über der langfristigen Zielmarke von zwei Prozent, wobei die Lohnentwicklung ein wesentlicher Faktor ist (Seite 54).

Der Börsianer hat sich die interessantesten Investmentideen der Experten angesehen, zu denen etwa der Fokus auf Dividenden zählt. Reichlich Aufholpotenzial wird soliden Aktien aus Europa eingeräumt. Potenzielle Gefahrenherde wie die Konflikte im Nahen Osten müssen gut im Auge behalten werden. Marktbeobachter setzen verstärkt auf eine Beimischung inflationsgeschützter Anleihen.

In unserer Portfoliorubrik (Seite 74) erklärt Waltraud Perndorfer, Leiterin der Privatbank der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG, worauf ihr Haus bei der Selektion achtet. Anleger, die sich die Kursschwankungen zutrauen, können sich eine Beimischung in Gold oder Bitcoin überlegen (Seite 66).

Ich wünsche Ihnen wieder ein erfolgreiches Börsenjahr und viel Vergnügen mit der neuen Ausgabe des Börsianer Journals „Investment-Outlook 2024“!

Ihre Raja Korinek

Leitung Börsianer Journal Investments r.korinek@derboersianer.com

„Notenbanken wollen auf Nummer sicher gehen.“

54

60 Schwellenländernanleihen sind zurück auf dem Investment­Tapet.

Inhalt Börsianer Journal

54 Zins, Inflation und Trump Herausforderungen fürs neue Börsenjahr

58 Großer Marktausblick Zuversicht für 2024 ist groß, auch wenn es turbulent wird

61 Green Bonds Energiewende beflügelt

66 Turbo für Bitcoin ETF-Zulassung erfreut die Krypto-Community

69 Gold Zuletzt verblasst mit Comebackchancen

70 Interview „Ermutigende Signale aus China“

74 Portfolio Aktien 2024 im Aufschwung

53 JOURNAL INVESTMENTS
Politische und andere Unsicherheiten für die Märkte.
PERNDORFER 74 INVESTMENTS
WALTRAUD
54 JOURNAL INVESTMENTS #KONJUNKTUR
US-Wahlen. Unvorhersehbare Auswirkungen eines Comebacks von Trump im Oval Office.

Zins, Inflation und Angst vor Trump

Die hohe Inflation hält sich länger als erwartet, die Notenbanken dürften die erste Zinssenkung hinauszögern. Den USA wird vermutlich jedoch eine weiche Landung gelingen, die Folgen einer Wiederwahl Trumps bleiben aber ungewiss.

Die Euphorie, dass im laufenden Jahr eine rasche Zinssenkung erfolgt, scheint zu verfliegen. „Der Jänner begann für die Märkte zunächst damit, dass sich die Zinssenkungsfantasien zu einem guten Teil verflüchtigten“, konstatiert Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Deka Bank. Immer mehr Daten deuten darauf hin, dass sich die Inflation doch nicht allzu rasch in Richtung zwei Prozent – die langfristige Zielmarke der EZB und der FED – bewegen dürfte. Auch die jüngsten Arbeitsmarktdaten belegen diese Vermutung. So wurden im

55 JOURNAL INVESTMENTS
© WHITE HOUSE

3,6

Warnung. EZBPräsidentin Christine Lagarde bremste zuletzt die Euphorie der Befürworter einer schnellen Zinssenkung.

Jänner 353.000 Stellen geschaffen und damit knapp doppelt so viele wie erwartet. Ebenso robust waren die Daten zum US-BIP: Dieses wuchs im vierten Quartal 2023 annualisiert um 3,3 Prozent. Auch die US-Verbraucherpreise für den Monat Jänner brachten keine Erleichterung. Sie stiegen mit einem Plus von 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert ebenfalls kräftiger als erwartet. In der Eurozone lag die Inflation im ersten Jahresmonat bei 2,8 Prozent.

NOTENBANKEN SIND VORSICHTIG Inzwischen geben sich die Währungshüter dementsprechend vorsichtig. FED-Chef Jerome Powell bekräftigte auf der ersten Sitzung des Jahres 2024, dass er keine Eile bei dem ersten Zinsschritt habe. Mitte Februar mahnte Luis de Guindos, Vizepräsident der EZB, dass man mehr Daten brauche, um sicherzugehen, dass die Inflation nachhaltig in Richtung der Zielmarke sinke. De Guindos begründete seine Zurückhaltung mit dem anhaltenden Lohndruck, dieser lasse aus aktueller Sicht noch nicht nach. Die Folgen daraus spiegeln sich auch in der Kerninflation wider. Bei der Berechnung werden schwankungsfreu-

PROZENT

dürfte die Teuerung 2024 in Österreich laut der Prognose der Unicredit Bank Austria AG erreichen. Für die Eurozone liegt die Bandbreite der Schätzungen zwischen 2,3 und 2,5 Prozent. In den USA rechnet die Deka Bank etwa mit 2,6 Prozent, die Berenberg Bank mit 2,7 Prozent.

digere Preisentwicklungen von Tabak, Nahrung und Energie weggelassen. Mit 3,3 Prozent lag die Kerninflation in der Eurozone höher als erwartet.

Alles in allem scheinen erste Zinssenkungen im März nunmehr vom Tisch. Wie aber könnte es weitergehen? „Wir gehen davon aus, dass die EZB im Juni mit der Leitzinssenkung beginnen wird. Nach weiteren Zinsschritten von 0,25 Prozentpunkten im Juli und September dürfte sie zu einem quartalsweisen Rhythmus übergehen“, verweist Kater auf die Schätzungen seines Hauses. Dieser Einschätzung zum Start der geldpolitischen Lockerung schließt sich Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt bei Unicredit Bank Austria AG, an. Auch in den USA erwartet Bruckbauer den ersten Schritt im Juni. Doch wie weit

könnten die zwei Notenbanken tatsächlich gehen? Bei Eurizon verweist man in diesem Zusammenhang auf aktuelle Konsensschätzungen: Es wird erwartet, dass der EZB-Leitsatz auf zwei bis 2,5 Prozent und die FED-Zinsen auf drei bis 3,5 Prozent gesenkt werden. Aktuell liegt der Satz in der Eurozone bei 4,5 Prozent, in den USA in einer Bandbreite von 5,25 bis 5,5 Prozent.

VPI SINKT

Denn die Inflation dürfte letztendlich weiter sinken, wenn auch nicht in jenem Tempo, wie noch vor wenigen Monaten angenommen. In den USA rechnet die Deka Bank heuer mit einer Inflation von 2,6 Prozent. Bei der Berenberg Bank sind es 2,7 Prozent. Und in der Eurozone? Da rechnet Chefökonom Jörn Quitzau von

56 JOURNAL INVESTMENTS
© ECB

JÖRN QUITZAU

„Auswirkungen einer Blockade des Suezkanals sind noch unklar.“

der Berenberg Bank mit 2,3 Prozent. Bei der Unicredit Bank Austria fällt die Prognose mit 2,5 Prozent etwas höher aus. In Österreich dürfte die Teuerung bei 3,6 Prozent liegen.

Aktuelle geopolitische Risiken sollten aber ebenfalls gut im Auge behalten werden: „Auswirkungen einer Blockade des Suezkanals sind zwar noch unklar und würden wahrscheinlich keinen so großen Effekt haben.“ Sollte jedoch die Eskalation im Nahen Osten zu einer Verdoppelung des Öl- und Gaspreises führen, und zwar für längere Zeit, dann könnte die Inflation allein in der Eurozone rund zwei Prozentpunkte höher ausfallen, betont Bruckbauer. „Die Wirtschaft würde dann erneut in eine Rezession rutschen.“

USA IM KREUZFEUER

Aus aktueller Sicht gibt sich der Ökonom zuversichtlich. Den USA sollte das sogenannte Soft Landing gelingenmit einer Stagnation im ersten Halbjahr. Auf das Gesamtjahr schätzt er das reale Wachstum auf 1,8 Prozent. Allerdings werfen die US-Wahlen Fragen auf.

„Zinssenkungsfantasien haben sich zum Teil verflüchtigt.“

Die zwei Kandidaten, Joe Biden und Donald Trump, verfolgen schließlich sehr unterschiedliche Ziele in der Wirtschaft sowie der Geopolitik.

„Was mit der US-Wirtschaft und überhaupt mit der Weltwirtschaft passiert, falls Trump erneut US-Präsident werden sollte (Seite 26), ist aus heutiger Sicht nicht zu beantworten, da unklar ist, welche Maßnahmen er setzen würde“, konstatiert Bruckbauer. Allerdings sei in diesem Fall mit einer größeren Unsicherheit zu rechnen. Auch dürfe man nicht erwarten, dass eine Wiederwahl Trumps automatisch wieder positiv für die Finanzmärkte sowie die Wirtschaft sei. „Heute sind deutlich andere Voraussetzungen.“

Bruckbauers Prognosen für die Eurozone: Das reale Wachstum wird bei etwa 0,5 Prozent liegen und somit gleichauf mit dem Vorjahr. Für Österreich wird mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. „Noch immer sind der Konsum vom Realeinkommensschock und die Investitionen von den hohen Zinsen negativ belastet. Dies sollte sich im Verlauf des Jahres jedoch etwas bessern.“ n

„Unklar ist, welche Maßnahmen Trump setzen würde.“

STEFAN BRUCKBAUER

#ROHSTOFFE

CHANCEN BEI EDELMETALLEN DURCH SINKENDE ZINSEN

Die Bedeutung von Rohstoffen in Anlagestrategien wird durch geopolitische Krisen, den Wettbewerb zwischen den USA und China sowie die grüne Transformation und die Digitalisierung gestärkt. Laut Einschätzung der Experten von Union Investment profitieren Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium und Nickel von diesen Rahmenbedingungen. Zuletzt litten die Preise zwar aufgrund des schwachen Wachstums in Europa und China. Durch die erwartete Konjunkturerholung sollte dieser Belastungsfaktor mit der Zeit nachlassen. Sinkende Zinsen kämen auch industrienahen Edelmetallen wie Platin und Palladium zugute, denen eine steigende Nachfrage aus dem Automobilsektor einen Schub verleihen könnte.

Konjunkturelle Entwicklungen wie mögliche Zinssenkungen und geopolitische Spannungen beeinflussen auch die Preisentwicklung von Rohöl und Gold (Seite 69). Union Investment sieht beim Ölpreis – der zuletzt zwischen 75 und 85 US­Dollar pendelte – die Bodenbildung erreicht. Übers Jahr gesehen ist mit einer Seitwärtsbewegung und einem Jahresendkurs von 85 US­Dollar je Barrel zu rechnen. Zusammenfassend empfehlen sich eine differenzierte Betrachtung der Märkte und ein selektiver Ansatz, wobei Industriemetalle aktuell attraktiver erscheinen als Energierohstoffe.

57 JOURNAL INVESTMENTS
ULRICH KATER ERDGAS 200 100 0 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha ÖLPREIS (BRENT) 100 80 60 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha KUPFER USD 10.000 8.750 7.500 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha

Boden unter den Füßen. Nach den Rezessionsängsten im Vorjahr bestimmen heuer mögliche Zinssenkungen das Wohlergehen der globalen Märkte.

58 JOURNAL INVESTMENTS #VERANLAGUNG © JEANCHRISTOPHE BOTT / KEYSTONE / PICTUREDESK.COM

Bereit für die sanfte Landung

Die Zuversicht für 2024 ist groß, wenngleich es turbulenter wird.

Aktuelle Prognosen deuten auf sinkende Zinsen und ein moderates Wirtschaftswachstum für 2024 hin. Die Börsen stehen deshalb auf Grün. Duncan Lamont, Analysechef bei Schroders, blickt in die Vergangenheit und meint, im Gegensatz zu den meisten historischen Episoden erwäge die FED diesmal eine Zinssenkung nicht deshalb, weil sie sich um eine zu schwache Wirtschaft sorge. „Vielmehr geht sie davon aus, dass sich die Inflation in die richtige Richtung bewegt, was bedeutet, dass die Geldpolitik nicht der-

art restriktiv sein muss. Sollte die US-Notenbank recht behalten und eine sanfte Landung herbeiführen können, dürfte 2024 ein gutes Jahr für Aktien- und Anleiheinvestoren werden“, konstatiert Lamont.

Doch welche Trends und Themen räumen Marktexperten Chancen ein? Der Börsianer betrachtet in der folgenden Heftstrecke (Seite 60 bis 69) die wichtigsten Anlageklassen, Märkte und alternative Investmentmöglichkeiten.

59 JOURNAL INVESTMENTS

Schwellenländeranleihen gewinnen 2024 an Bedeutung.

Die geldpolitische Straffung in vielen Märkten zeigt bereits Wirkung.

Anleihen mit Fernblick

Auf die anziehende Inflation haben viele Emerging Markets mit geldpolitischer Straffung frühzeitig reagiert – um ein erneutes Umfeld der Hyperinflation zu vermeiden. Und das zeigt Wirkung, die Inflationsraten sind teilweise wieder rückläufig. „Viele dieser Regionen weisen zudem ein günstiges Wachstumsniveau auf, und einige wichtige Notenbanken der Schwellenländer haben begonnen, die Leitzinsen zu senken“, sagt Saira Malik, Chief Investment Officer bei Nuveen. In Lateinamerika etwa schraubten die brasilianische sowie die chilenische Währungshüter den Leitsatz im vergangenen Herbst wieder nach unten. In den europäischen Emerging Markets startete Ungarn mit der Lockerung in den Sommermonaten. Die polnische Notenbank senkte den Leitsatz im Herbst 2023 auf 5,75 Prozent.

Solche Entwicklungen stützen die Kurse bestehender Anleihen, die höher verzinst sind als jene Papiere, die nach den Senkungen begeben werden. Lokalwährungsanleihen sind in der Regel mit

SAIRA MALIK
„Schwellenländer haben begonnen, die Leitzinsen zu senken.“

höheren Kupons ausgestattet, als Ausgleich für das Währungsrisiko. Die Zinsentwicklung bei Hartwährungsanleihen richtet sich hingegen an jene der US-Notenbank sowie der EZB und ist niedriger. Evariste Verchere, Portfoliomanager bei Blue Orchard, sagt, Schwellenländer haben fiskalpolitisch mehr Flexibilität aufgrund der geringeren Verschuldungsquoten. Der Internationale Währungsfonds rechne für die G7-Industriestaaten Ende 2023 mit einer Verschuldungsquote von 128 Prozent des BIPs, für Schwellen- und Entwicklungsländer nur mit 67 Prozent.

Im M&G (Lux) Emerging Markets Bond Fund (LU1670631016 für Privatanleger; LU1670632097 für Großanleger) investiert Fondsmanagerin Claudia Ca-

lich in Hart- und Lokalwährungsanleihen von staatlichen Emittenten und Unternehmen. Regional fallen die größten Gewichtungen auf Brasilien, Mexiko sowie auf Indonesien. Die Sektoren Energie und Banken sind am höchsten gewichtet. Im BGF Emerging Markets Bond Fund (LU0200684008 für Privatanleger; LU0297941386 für Großanleger) liegt der Schwerpunkt auf Dollaremissionen etwa aus Kolumbien, Peru und Ägypten oder Venezuela. n

60 JOURNAL INVESTMENTS
Anstieg. In Brasilien kletterte der Leitzins auf 13,75 Prozent. © PILAR OLIVARES / REUTERS / PICTUREDESK.COM
M&G EM. BOND 13 12 11 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha
TEXT RAJA KORINEK

Energiewende. Das dänische Unternehmen Orsted treibt den Bau von Offshore­Windparks voran.

Die grüne Wende ist intakt. Die Klimaziele wurden nachgebessert. Das Volumen an grünen Anleihen nimmt zu, und die EU hat jetzt ihren eigenen Standard.

TEXT RAJA KORINEK

Green Bonds für die Energiewende

Anfang Februar verkündete die EU, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 senken zu wollen. Auf der UN-Klimakonferenz 2023 einigten sich mehr als 120 Staaten auf die Verdreifachung der Kapazitäten erneuerbarer Energien bis 2030.

Die Vorhaben benötigen Finanzierungen, die zunehmend von Green Bonds kommen. Der Erlös aus grünen Anleihen, die sowohl von Staaten als auch von Unternehmen begeben werden, wird für Umweltprojekte eingesetzt. Gesetzliche Rahmen gibt es nicht, jedoch halten sich seriöse Emittenten an den freiwilligen Green Bond Standard. Emittenten müssen ihre Projekte im Emissionsprospekt darlegen und lassen sie von externen Prüfern, etwa von der deutschen ISS Corporate Solutions, durchleuchten.

TAXONOMIE ALS MASSSTAB

Im Dezember 2023 trat der EU Green Bond Standard in Kraft. Emittenten müssen zumindest 85 Prozent des Erlö-

ses für Wirtschaftstätigkeiten verwenden, die mit der EU-Taxonomieverordnung im Einklang stehen. Diese hält seit rund einem Jahr fest, welche wirtschaftlichen Aktivitäten in der EU als „grün“ gelten. Laut Climate Bond Initiative erreichte es 2022 gut 487 Milliarden USDollar, für 2023 gibt es noch keine Zahlen. Doch heuer werde das Volumen wieder zunehmen, schätzt Gregor Vulturius, wissenschaftlicher Berater bei der schwedischen Bank SEB. „Nordamerika sowie der Unternehmenssektor werden Haupttreiber sein.“ Dazu trägt freilich der Inflation Reduction Act aus den USA bei, der die Energiewende mit Steuererleichterungen und Geldflüssen forciert.

Johann Ple, Fondsmanager des Axa World Funds - ACT Green Bonds (LU1280195881 für Privatanleger; LU1280196426 für Großanleger) investiert in grüne Anleihen von Unternehmen und der öffentlichen Hand. Gut 70 Prozent der Emissionen lauten auf Euro, ein weiterer Teil auf US-Dollar. Größte Positionen entfallen auf Frankreich,

AMUNDI EUR COR. SH. T. GREEN BD.

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93 22.2.23 22.2.24

Quelle: baha

Deutschland sowie die Bankengruppe Banco Sabadell. Der Amundi Funds - Euro Corporate Short Term Green Bond (LU0945151578 für Privatanleger; LU0945150927 für Großanleger) legt fast zur Gänze in Papiere in Euro an, wobei grüne Unternehmensanleihen im Fokus stehen. Dazu zählen Banken wie Intesa Sanpaolo und Credit Agricole. Auch Energieversorger wie Iberdrola und der Windparkbetreiber Orsted sind Teil der größten Positionen. n

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© ORSTED

Mit Inflationlinkern sichert man sich gegen die Teuerung ab. Bei steigenden geopolitischen Risken sind sie eine Option.

Sicherheiten gegen die Teuerung

Der erste Schock nach dem extremen Anstieg der Inflation scheint verdaut. Doch nun mehren sich die Finanzschlagzeilen zu Spekulationen, auf den Zeitpunkt der Zinssenkungen. Allein im Jänner lag die Inflation in der Eurozone bei 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert, in den USA bei 3,1 Prozent. Robert Karas, Chief Investment Officer der Bank Gutmann AG, hält dabei aktuelle Erwartungen eines weiteren zügigen Rückgangs der Inflation für übertrieben. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Teuerung auf Vor-Corona-Niveau fällt, halten wir für gering.“ Bei der Privatbank hat man deshalb den Anteil inflationsgebundener Anleihen in der Vermögensverwaltung jüngst erhöht.

GÜNSTIGE KURSE

Laut Marktexperten sind solche Papiere derzeit günstig (Seite 74). Dazu muss

„Es haben sich einige Parameter verschoben, die längerfristig inflationär wirken.“

man freilich deren Eigenschaften kennen. So passen sich in der Regel Kupon und Nominale regelmäßig an die Inflation an. In der EU wird dazu der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) herangezogen. Steigt die Inflationserwartung, legen die Kurse dieser Papiere zu, da der Bedarf an Inflationsschutz zunimmt.

Karas begründet seine Vorsicht und meint, „es haben sich einige Parameter verschoben, die längerfristig inflationär wirken“. Der Privatbanker verweist in dem Zusammenhang auf die gestiegenen geopolitischen Risiken, etwa die

Lieferkettenproblematik. „Zusätzlich herrscht Knappheit am Arbeitsmarkt. Obendrein ist der Schub in Richtung erneuerbare Energien kostspielig und führt zu einem Preisauftrieb.“

BEIMISCHUNG ERWÜNSCHT

Im Fidelity Funds - Global Inflationlinked Bond Fund (LU0353648891 für Privatanleger; LU0742537763 für Großanleger) entfällt knapp mehr als die Hälfte des Fondsvermögens auf die USA. Doch auch staatliche Emittenten aus Südeuropa sowie aus UK spielen eine gewichtige Rolle im Fonds.

Der Uni Eur Renta Real Zins (LU0192293511) hat den Fokus auf staatliche Emittenten aus der Eurozone. Größte Gewichtung entfällt auf Frankreich, gefolgt von Italien und Deutschland. Zudem können Anleihen, die nicht an die Inflationsentwicklung gekoppelt sind, beigemischt werden. n

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© JONATHAN NACKSTRAND / AFP / PICTUREDESK.COM
Höhere Kosten. Probleme in den globalen Lieferketten schüren Inflationsängste.

Gewinnbeteiligung. Novo Nordisk gehört zu den Lieblingen der Fondsmanager

Dividenden-Aktien performten zuletzt unter dem Markt. Es gibt Argumente, die sie jetzt attraktiver machen.

TEXT RAJA KORINEK

Unternehmerischer Zins

Nachdem 2022 die Dividendenzahlungen weltweit ein Hoch von 1,56 Billionen US-Dollar erreicht hatten, legten die Ausschüttungen 2023 weiter zu. Die Wertentwicklung von Aktien hinkte 2023 im Vergleich zum Gesamtmarkt aber hinterher, sagt Wolfgang Ules, Chief Investment Officer bei Schelhammer Capital Bank. „In einer Zeit steigender risikoloser Zinsen erscheinen Dividenden in Bezug auf eine Aktienveranlagungen kurzfristig nicht mehr so attraktiv.“ Ules verweist jedoch auch auf eine positive Eigenschaft dieser Papiere. So hatten sich Dividendenaktien im turbulenten Jahr 2022 stabil entwickelt. Zudem dürfte ein stetig wachsendes Dividendeneinkommen weiterhin ein wichtiger Ertragspfeiler bleiben. Ausschüttungen machen langfristig einen guten Teil des Gesamtertrags aus.

Ules sieht Aufholpotenzial bei den 2023er-Nachzüglern, meist aus defensiveren Sektoren, wie er sagt. Sollte dabei auch noch die globale Konjunktur in eine Rezession rutschen, hätten defensive-

„Dividenden schienen kurzfristig nicht mehr so attraktiv.“

re, weniger zyklische Geschäftsmodelle die Nase vorne. Bei soliden Unternehmen mit einer stabilen Ausschüttungsquote erwartet sein Haus eine Dividendenrendite von rund 3,5 bis vier Prozent.

Im Guinness Global Equity Income Fund (IE00BDGV0290) werden sowohl Unternehmen selektiert, die regelmäßig lukrative Dividenden zahlen, als auch jene, die ihre Ausschüttungen stetig anheben. Fündig wird der Fonds bei Basiskonsumgütern, gefolgt von Industriesektor und Gesundheitstiteln. Größte Einzelposition macht die dänische Novo Nordisk aus, die besonders mit dem Diabetes-2-Mittel Ozempic Geld verdient. Ein Nebeneffekt ist Gewichtsverlust. Auch das Diätpräparat Wegovy ist des-

Quelle: baha

halb gefragt. Der schwedische Industriekonzern Atlas Copco AB liefert Bauteile an diverse Industriebranchen, etwa Gaskompressoren und Generatoren.

Der Aegon Global Equity Income Fund (IE00BF5SW189 für Privatanleger; IE00BF2HQ058 für Großanleger) setzt den größten Schwerpunkt auf Techtitel wie etwa Microsoft. Der Konzern schüttet seit 2003 einen Teil des Gewinns aus. Auch der Finanzsektor – etwa mit Zurich Insurance Group – ist wichtig. n

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© NOVO NORDISK
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WOLFGANG ULES

Gegen US-Tech hatten Europaaktien 2023 wenig zu melden. Jetzt könnten sie aus dem Windschatten treten.

Alter Kontinent in den Startlöchern

Angesichts der Rally bei USTechaktien fanden europäische Aktien im vergangenen Jahr weniger Beachtung. Das spiegelt sich im Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) wider. Der Stoxx Europe 600 Index hat ein KGV von rund 15. Noch im Sommer 2020 lag dieses über 20. „Europäische Aktien notieren historisch günstig“, konstatiert Bernd Meyer, Chefstratege Wealth and Asset Management bei der Berenberg Bank. Tom O’Hara, Portfoliomanager bei Janus Henderson, rät Anlegern, auf Unternehmen zu setzen, die zwar in Europa ihren Ursprung haben, aber in ihren jeweiligen Kompetenzfeldern weltweit führend sind. Zudem profitierten O’Hara zufolge viele europäische Unternehmen auch von globalen Trends, so etwa von künstlicher Intelligenz. Die Chancen werden in Europa oftmals nicht ausreichend erkannt. Obendrein sind in Europa in den vergangenen Jahren aus Fusionen neue Weltmarktführer entstanden, die Brauerei Anheuser-Busch

mit Sitz in Belgien ist so ein Beispiel. Zu den einverleibten Konzernen zählen die US-amerikanische Anheuser-Busch sowie die südafrikanische SAB Miller.

Fritz Mostböck, Leiter Group Research der Erste Group, sieht Chancen beim Wiener Leitindex ATX. Der Markt litt zuletzt unter der geografischen Nähe zum Ukraine-Krieg. Doch Mostböck sieht Aufwind für die CEE-Region, wovon auch ATX-Unternehmen profitieren dürften. Der ATX sei derzeit günstig. Das KGV liegt bei rund 7,7. Das Kursziel für den Leitindex schätzt er bis Jahresende auf 3.900 Indexpunkte. Eine interessante Selektion gelingt Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken Generali Investment und Fondsmanager des 3 Banken Österreich-Fonds (AT0000662275 für Privatanleger; AT0000A1FAV3 für Großanleger) an der Wiener Börse. Wögerbauer gewichtet derzeit etwa den Industriesektor mit knapp weniger als 25 Prozent, gefolgt von Finanzwerten. Zu den größten Einzelgewichtungen zählen

bei ihm Erste Group, OMV und Andritz. Im Goldman Sachs Europe CORE Equity Portfolio (LU0830625769 für Privatanleger; LU0234682044 für Großanleger) entfällt regional die größte Gewichtung auf Frankreich, Großbritannien und die Schweiz. Zu den größten Positionen zählt ASML aus den Niederlanden. Der Konzern ist der weltweit größte Hersteller von Lithografiesystemen, sie werden für Halbleiter benötigt. n

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Bier. AnheuserBusch­Brauerei: ein Weltmarktführer aus Belgien. © ANHEUSERBUSCH
TEXT RAJA KORINEK GS EUROPE CORE 27,50 25,00 22,50 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha

Trendthema. Softwarekonzerne wie SAP forcieren derzeit ihre KI­Entwicklungen.

Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Damit die Entwicklung weitergeht, braucht es leistungsfähige Zulieferer.

TEXT RAJA

Renditechancen mit Maschinen

Spätestens seit der Einführung von ChatGPT im November 2022 ist die künstliche Intelligenz (KI) auch in der breiten Masse angekommen. Der Chatbot erfüllt viele Aufgaben, er erstellt ganze Aufsätze aufgrund weniger Worte. Das Potenzial hat Microsoft rasch erkannt und beteiligte sich 2019 mit rund einer Milliarde US-Dollar an ChatGPT-Entwickler Open AI LP, der von der Open AI Foundation gegründet wurde. Nun wird ChatGPT in immer mehr Anwendungen von Microsoft, etwa in der Suchmaschine Bing, integriert.

KI ist praktisch aus keinem Bereich des Alltags mehr wegzudenken. Der deutsche Softwarekonzern SAP möchte verstärkt KI-basierte Lösungen anbieten. Der Schweizer Pharmariese Roche will bei der Forschung und Entwicklung verstärkt auf KI setzen. Der deutsche Chemiekonzern BASF setzt ebenfalls auf lernende Algorithmen: So soll in der Landwirtschaft maschinelles Lernen Landwirten beim effizienten Pflanzen helfen, heißt es seitens des Konzerns.

ULRICH

„Aufschwünge auf dem Halbleitermarkt dauern in der Regel ein bis eineinhalb Jahre.“

Doch für die Bewältigung wachsender Datenmengen und zunehmender Herausforderungen an die Algorithmen braucht es leistungsfähige Halbleiter. Von dieser Nachfrage profitieren etwa die US-Unternehmen Nvidia und Arm Holdings. Weitere Treiber der globalen Chipnachfrage sind der Bedarf an neuen Rechenzentren, die Nachfrage nach PCs und Smartphones, gefolgt von jener nach Halbleitern für den Automobilsektor, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Er meint: „Aufschwünge auf dem Halbleitermarkt dauern in der Regel ein bis eineinhalb Jahre. Dies könnte zu einer Outperformance des Sektors in diesem Jahr führen.“ Das Solactive Glo-

bal Semiconductor Leaders Indexzertifikat der Bank Vontobel (DE000VQ72Y75) umfasst 20 Titel, die in der Entwicklung und Produktion von Halbleitern involviert sind. Der Großteil entfällt auf USAktien, gefolgt von Japan und den Niederlanden. Konkret wird in AMD, Nvidia sowie in TSMC investiert. Beim Alphabeta Access Products Künstliche Intelligenz Indexzertifikat von Morgan Stanley (DE000DA0AAX6) stehen 15 Aktien im Fokus: Nvidia, Salesforce oder Microsoft. n

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© SAP
KORINEK SAP 200 150 100 22.2.23
Quelle: baha
22.2.24
STEPHAN

Verknappung als Turbo?

Die ersten Bitcoin-SpotETFs und das anstehende Halving beflügeln die Krypto-Fantasien.
TEXT RAJA KORINEK

Der Jubel war groß, als der Bitcoin-Preis Mitte Februar 2024 erstmals seit 2021 wieder die Marke von 50.000 US-Dollar touchierte. Grund für den Aufwind war die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs durch die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC am 10. Jänner. In den kommenden Monaten soll die ETF-Produktpalette dabei noch um weitere Kryptowährungen, wie etwa Ethereum, erweitert werden. Am 23. April steht obendrein das nächste Halving an. „Dann dürfen bis zum nächsten Event in rund vier Jahren nur noch weitere 656.250 Bitcoin erschaffen werden“, erklärt

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© LINDA NYLIND. / EYEVINE / PICTUREDESK.COM
Bitcoin. Die KryptoCommunity hofft auf einen Kurssprung durch das Halving.
15,00 7,50 0,00 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha
WISDOM TREE PHYSICAL BITCOIN
„Die dem Bitcoin innewohnende Inflation wird also immer geringer.“

Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das Prinzip des allmählich sinkenden Angebots bei der Erzeugung weiterer Bitcoin: Zwischen Mai 2020 bis zum 23. April waren es 1,3 Millionen neue Bitcoin, zwischen Juli 2016 und Mai 2020 noch 2,6 Millionen, zwischen November 2012 und Juli 2016 genau 5,2 Millionen. „Die dem Bitcoin innewohnende Inflation wird also immer geringer, während die Akzeptanz immer größer wird.“

BITCOIN IM ANGEBOT

In der Vergangenheit hatte zudem ein Halving jeweils zu einem Kursanstieg bei Bitcoin geführt. Anleger, die auch diesmal damit rechnen, können darauf mit dem Index-Zertifikat auf Bitcoin Future von der DZ Bank (DE000DW541H8) setzen. Das Wisdom Tree Physical Bitcoin (GB00BJYDH287) ist hingegen ein Zertifikat, das mit Bitcoin physisch hinterlegt ist. Dafür fällt bei diesem Produkt eine jährliche Gebühr von 0,35 Prozent an. n

Was erwarten Anleger vom Bitcoin-Halving?

Der gesamte Markt blickt sehr positiv auf das Jahr 2024.

Das Halving ist ein innerhalb der Krypto-Branche mit Spannung erwartetes Event. Es hat aber, wenn man es sich genau anschaut, nur einen sehr geringen Einfluss auf das Gesamtangebot an Bitcoin. Es wird ja lediglich die Anzahl der pro Rechenoperation neu geschaffenen Bitcoin halbiert. Der Bestand an Bitcoin wird dadurch lediglich im Promillebereich beeinflusst. Der Bitcoin-ETF spielt für Privatanleger in Europa eigentlich keine Rolle, ist jedoch sehr wichtig für institutionelle Anleger in den USA. Diese können sich nun durch diesen ETF an der Entwicklung des Bitcoin beteiligen, was dazu führt, dass es langfristig einen sehr stetigen Kapitalzufluss geben wird.

Den vermutlich größten Effekt auf die Nachfrageseite werden, wenn sie denn wie vermutet Mitte 2024 kommen, sinkende Leitzinsen haben. Nicht nur der traditionelle Kapitalmarkt wird davon profitieren, sondern auch ganz stark die Krypto-Werte – und zwar nicht nur Bitcoin.

ZERTIFIKATE: PASSENDE ANLAGEPRODUKTE IN ZEITEN STEIGENDER PREISE

WHeike Arbter, Head of Raiffeisen Certificates, Retail Bonds & Equity Trading in der Raiffeisen Bank International AG

as bringt mir eine positive Performance, wenn die Inflation höher ist? Obwohl ich jetzt mehr Geld habe, ist es nun weniger wert!“ Aussagen wie diese bekommt man zurzeit sehr oft von Privatanleger:innen zu hören. Tatsächlich sehen sich in Zeiten hoher Preissteigerungen viele Investor:innen mit dem Problem des sogenannten „Realwertverlusts“ ihres Kapitals konfrontiert.

Geldanlage, die zu Ihnen passt

Raiffeisen Zertifikate hat darauf die passende Antwort: Investmentprodukte, deren Wertentwicklung in einem vorgegebenen Zeitraum stets über der Inflationsrate der Eurozone liegen! Damit sind Sie als Anleger:in von der Sorge um einen Realwertverlust Ihres Geldes befreit.

Zertifikate sind Anlageprodukte mit einem Basiswert sowie einem klar definierten, transparenten Auszahlungsplan. Als Basiswert können beispielsweise Aktien, Indizes, Rohstoffe – oder eben auch die Inflationsrate dienen.

Aktuell befinden sich ein Kapitalschutz­Zertifikat und ein Bonus­Zertifikat für den Schutz vor Wertverlust durch Inflation im Angebot. Kapitalschutz­Zertifikate richten sich an konservativere Anleger:innen, Bonus­Zertifikate hingegen sprechen Anleger:innen an, die etwas risikobereiter sind.

Neugierig geworden? Einen Überblick über unsere Zertifikate finden Sie hier: raiffeisenzertifikate.at/einfach-investieren

Raiffeisen Zertifikate – oder wo kaufen Sie Ihre Zertifikate?

Hierbei handelt es sich um Werbung, die weder Anlageberatung, ein Angebot noch eine Empfehlung oder eine Einladung zur Angebotslegung darstellt. Umfassende Informationen über Finanzinstrumente und deren Chancen und Risiken – siehe gebilligter Basisprospekt (samt allfälliger Nachträge), veröffentlicht unter raiffeisenzertifikate.at/wertpapierprospekte. Der Investor trägt beim Kauf von Zertifikaten das Bonitätsrisiko der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Zertifikate unterliegen besonderen Vorschriften, die sich bereits bei einem wahrscheinlichen Ausfall der RBI nachteilig auswirken können (z. B. Reduzierung des Nennwerts). In diesen Fällen kann es zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommen – siehe raiffeisenzertifikate.at/basag Raiffeisen Bank International AG / Stand: Februar 2024.

Entgeltliche Einschaltung

Gewinnen bei Turbulenzen

Marktbeobachter mahnen zur Vorsicht. Bei geopolitischen Unsicherheiten braucht es eine gute Strategie.

Strategie. In turbulenten Zeiten braucht es einen kühlen Kopf.

Spätestens seit der Veröffentlichung der Jänner-Inflationsdaten aus den USA scheint es mit der Ruhe auf den globalen Märkten vorbei. Die Teuerung lag bei 3,1 Prozent, damit höher als erwartet. Das weckt Ängste, dass sich die ersten Zinssenkungen ein gutes Stück verzögern könnten. Manch ein Marktbeobachter mahnt deshalb zu Vorsicht. Die zunehmenden geld- und geopolitischen Unsicherheiten könnten dabei auch zu einer höheren Volatilität an den Märkten führen, sagt etwa Kent Hargis, Portfoliomanager bei Alliance Bernstein.

Von den steigenden Marktschwankungen profitieren die Volatilitätsindizes. Ein solches Barometer ist beispielsweise der VSTOXX. Dieser misst die vom Markt erwartete Schwankungsbreite des Euro Stoxx 50 Index auf die jeweils kommenden 30 Tage. Noch Mitte Dezember 2023 notierte der VSTOXX auf einem historischen Tief von knapp mehr als zwölf Punkten. Zum Vergleich: Als die Corona-Pandemie ausbrach und die Märkte

KENT HARGIS

„Geopolitische Unsicherheiten sorgen für Volatilität.“

im Frühjahr 2020 abstürzten, schnellte der Index auf knapp über 85,6 Punkte hoch. Anleger, die auf einen erneuten Anstieg setzen wollen, können dies mit dem Indexzertifikat der Societe Generale (DE000SH755J2) tun.

Das Kapitalschutz-Zertifikat „Inflations-Anleihe 2“ der Raiffeisen Bank International bietet für das erste Laufzeitjahr einen Fixzinssatz in Höhe von drei Prozent. In den Folgejahren setzt sich der jährliche Zinssatz aus der Inflationsrate (der Harmonisierte Verbraucherpreisindex der EU) plus eines Aufschlags von 0,5 Prozent zusammen. Die Rückzahlung nach dem vierten Jahr erfolgt zu 100 Prozent. n

#RISIKEN

BEDROHUNGEN NEHMEN ZU

Dem Global Investor Survey 2023 von PWC zufolge werden die Inflation (46 Prozent), wirtschaftliche Unsicherheit (39 Prozent) und geopolitische Konflikte (34 Prozent) weltweit von Investoren als die größten Bedrohungen für Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten gesehen. Klimabedingte Risiken steigen aus Sicht der Anleger erheblich und liegen somit auf dem gleichen Niveau wie Cyberrisiken bei 32 Prozent. Knapp mehr als 60 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass eine schnellere Einführung von KI für die Wertschöpfung „sehr“ oder „extrem wichtig“ sei. Unter Berücksichtigung der Antwortmöglichkeit „einigermaßen wichtig“ steigt die Zahl auf 85 Prozent. Allerdings sieht ein Großteil der Investoren KI als erhebliches Risiko an, wenn es etwa um Datensicherheit und ­schutz geht.

Auch die Nachhaltigkeit spielt eine wachsende Rolle. 32 Prozent sehen den Klimawandel als Bedrohung. Allerdings sind auch 94 Prozent der Meinung, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zumindest in gewissem Maße nicht belegte Behauptungen enthält – somit Greenwashing begangen wird. Hier geht es zur Studie:

DIREKT.PWC.AT/GIS2023

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© BÖRSE WIEN
SOC. GEN. INDEX ZERT MULTIPLE 10 5 0 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha

Durch steigende Renditen bei Staatsanleihen sank die Attraktivität von Gold. Durch sinkende Zinsen könnte seine Strahlkraft zurückkommen.

Verblasster Glanz

Ein Investment in Gold ist zumindest kurzfristig nichts für schwache Nerven, wenngleich das gelbe Edelmetall langfristig als Krisenschutz gilt. Der Blick auf die langfristige Wertentwicklung verdeutlicht, welche Schwankungen Anleger in Kauf nehmen müssen. Anfang vergangenen Dezember erreichte die Notierung ein Rekordhoch von rund 2.111 US-Dollar je Unze. Damals war die Hoffnung noch groß, dass insbesondere die US-Notenbank mit den Zinssenkungen zügig starten würde. In einem Umfeld hoher Zinsen gewinnen solide Staatsanleihen an Attraktivität im Vergleich zu einem Goldinvestment, das keine Zinsen abwirft. Sinken hingegen die Zinsen, gewinnt Gold wieder an Attraktivität.

KEINE SCHNELLE SENKUNG

Die Zahlen hinsichtlich der US-Inflation

„Sinkende Realzinsen sind bestes Szenario für Gold.“
BENJAMIN LOUVET

vom Jänner machten die Hoffnung auf eine allzu rasche Zinssenkung zunichte. Im Jahresvergleich legte die Teuerung um 3,1 Prozent zu. Und damit stärker als erwartet. Benjamin Louvet, Leiter des Rohstoffbereichs bei Ofi Invest Asset Management, wagt dennoch eine zuversichtliche Prognose: Falls die Notenbanken mit ihrer restriktiven Geldpolitik die Volkswirtschaften in eine Rezession stürzen, würden die Aktienmärkte voraussichtlich fallen. Anleger könnten sich sicheren Häfen wie etwa Gold zuwenden. „Bei einer lockeren

Geldpolitik hingegen würden die Realzinsen wieder sinken, was stets das beste Szenario für Gold ist.“ Denn dann würden Anleger mit einer fixverzinsten Veranlagung nach Abzug der Inflation Geld verlieren. Hinzu kommen die Notenbanken, die ebenfalls reichlich Gold aufkaufen – vor allem in den Schwellenländern.

Mit dem Indexzertifikat der Erste Group (AT0000A11P43) können Anleger auf die weitere Kursentwicklung des Goldpreises setzen. Der Bakersteel Global Funds SICAV - Precious Metals Fund (LU0357130854 für Privatanleger; LU0357130771 für Großanleger) investiert in Förderer von Edelmetallen, so etwa in Coeur Mining, Regis Resources und Pan American Silver. Die Kurse bei diesen Investments schwanken dabei kräftiger als die Edelmetallnotierungen – nach oben und nach unten. n

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© OENB
BAKER STEEL PRECIOUS METALS 500 400 300 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha
„Die Erholung im Konsumbereich verlief schleppend, die negativen Meldungen vom Immobiliensektor belasteten das Vertrauen.“
REBECCA JIANG

Ermutigende Signale aus China

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#CHINA
© JP MORGAN

Rebecca Jiang, Länderspezialistin für „Greater China-Aktien“ bei JP Morgan Asset Management, nennt gute Gründe, die langfristig für chinesische Aktien sprechen, und sieht jüngste Regierungsmaßnahmen als wichtige Stütze.

INTERVIEW RAJA KORINEK

Frau Jiang, die chinesische Börse hinkt anderen Märkten weltweit hinterher. Was steckt dahinter? - Rebecca Jiang: Das ist sowohl auf exogene Entwicklungen, wie etwa das höhere globale Zinsumfeld, als auch auf inländische Faktoren zurückzuführen. Das Verbrauchervertrauen war getrübt, der Immobilienmarkt erlebte einen Abschwung. Zudem gab es regulatorische Unsicherheiten.

Ist nun ein guter Zeitpunkt, in den Markt einzusteigen? - Wir räumen dem chinesischen Aktienmarkt langfristig noch großes Potenzial ein und glauben, dass die meisten der negativen Nachrichten bereits eingepreist sind. Obendrein zielen jüngste Maßnahmen der Regierung darauf ab, das Wirtschaftswachstum zu fördern und das Verbrauchervertrauen zu stärken. Dies sind ermutigende Signale.

Worauf liegt derzeit der Hauptfokus im JP Morgan - China Fund? Zu den größten Positionen zählen Tencent, Pinduoduo und Alibaba. - Die strukturellen Wachstumschancen, etwa in den Segmenten Technologie, dem Erreichen der CO2-Neutralität sowie dem Konsum, sind intakt. Diese Chancen wollen wir freilich nutzen.

Was reizt insbesondere am Konsumsektor?

Der Fonds ist auch in Kweichow Moutai, einem Spirituosenhersteller, investiert. - Das Verbrauchervertrauen erlitt nach einem kurzen Höhenflug nach der Wiedereröffnung Ende 2022 einen deutlichen Einbruch. Die Erholung im Konsumbereich verlief schleppend, die negativen Meldungen vom Immobiliensektor belasteten das Vertrauen. Es braucht eben Zeit, bis dieses bei Verbrauchern - und Unternehmen - nach den langen Pandemiebeschränkungen zurückkehrt. Dabei haben die chinesischen Haushalte enorme Überschussersparnisse angehäuft, die über kurz oder lang auch ausgegeben werden dürften.

Und wie sieht es mit einem Investment in den Immobiliensektor aus? - Der Fonds ist in nur zwei Titel aus der Branche investiert, davon etwa in eine Immobilienverwaltung, die in Hongkong gelistet ist. Da Immobilien über zahlreiche Zulieferer verfügen, die sowohl im vor- als auch im nachgelagerten Bereich notwendig sind, investieren wir vor allem indirekt in den Sektor. Beispiele sind Lieferanten für Haushaltseinrichtungen und -geräte wie Klimaanlagen. n

JOURNAL INVESTMENTS
120 100 80 22.2.23 22.2.24 Quelle: baha
JPM GREATER CHINA EUR

Geld parken bleibt beliebt

Klassisches Sparen bleibt in Österreich die bevorzugteste Anlageform. Fonds oder Aktien haltet nur ein Viertel der Österreicher. Finanzbildung soll zu einem geänderten Anlageverhalten führen.

Bei den Österreichern bleibt klassisches Sparen – auf dem Sparbuch, Sparkonto oder via Bausparen – die beliebteste Anlageform. 75 Prozent nutzen sie. Und auch bei den Investoren ergibt das Vergleichen der Angebote fürs Geldparken bei steigenden Zinsen wieder Sinn. Allerdings ist der Markt aufgrund vieler Sonderaktionen für Neukunden etwas undurchsichtig geworden. Beim Tagesgeld mischen mittler-

3,35 %* Santander Best Flex

3,30 % ** Renault Bank Tagesgeld

weile Neobroker wie Traderepublik mit. Dort bekommt man vier Prozent Zinsen auf Cash-Einlagen von bis zu 50.000 Euro. Bei klassischen Sparprodukten hat die Santander Consumer Bank mit einer sechsmonatigen Aktion von 3,35 Prozent für Neukunden die Nase vorne, für Bestandskunden gibt es derzeit 2,8 Prozent. Beim Festgeld mit einem Jahr Bindung gibt es derzeit maximal 3,5 Prozent.

3,50 % Addiko Bank Festgeld

3,00 % Wüstenrot Flex

Top 3 Tagesgeld

3,50 % Anadi Bank Online-Festgeld

3,40 % Santander Best Fix

Top 3 Festgeld

12 Monate Bindung

*exklusiv für Neukunden für 6 Monate, danach variabler Zinssatz: derzeit 2,80 % p. a.) ** für 3 Monate, exklusiv für Neukunden, danach variabler Zinssatz: derzeit 2,8 % p. a.)

Sparverhalten in Österreich

FINANZBILDUNG. Bei einer Inflationsrate von im Jänner 4,5 Prozent verliert Geld freilich immer noch an Wert. Eine Tatsache, die allerdings nicht in den Köpfen aller Sparer angekommen ist. Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Österreich AG, meint: „Die heimischen Sparer dürfen nicht vergessen, dass die Realverzinsung trotz gestiegener Zinsen aufgrund der Inflation nach wie vor negativ ist.“ Damit einher geht die häufig gestellte Forderung nach mehr Finanzbildung an Schulen. Hier tat sich zuletzt auch etwas. Mit Beginn des heurigen Schuljahres traten die neuen Lehrpläne

in Kraft, die erstmals der Finanzbildung eine Rolle im Schulunterricht widmen. Dass das Thema in erster Linie in die Schulen gehört, meint auch Rebekka Dober, Gründerin der Jugendorganisation YEP. „Unsere Forderung ist eine Stunde pro Woche mit einem eigenen Fach Geld und Finanzen in den Schulen“, sagt sie zum Börsianer. Letztendlich gehe es bei Finanzbildung auch um Chancengleichheit. Manche Kinder bekommen über Gespräche in ihren Familien Finanzwissen vermittelt – und andere eben nicht. Es wäre Aufgabe der Schule, diese Lücke zu schließen, so Dober.

72 JOURNAL INVESTMENTS
#ZINSEN
PLATZ 1 PLATZ 1 PLATZ 2 PLATZ 2 PLATZ 3 PLATZ 3

Marketingdokument.

Pictet-Digital ist ein Teilfonds des Luxemburger SICAV Pictet. Jede Anlage birgt Risiken, einschließlich des Risikos eines Kapitalverlusts. Vor Tätigung einer Anlage muss die neuste Version des Fondsprospekts, der Vorvertraglichen Informationen falls vorhanden, des Basisinformationsblatts (BIB) sowie des Jahresund des Halbjahresberichts gelesen werden. Diese Unterlagen sowie die Zusammenfassung der Anlegerrechte sind kostenlos auf Englisch und in anderen Sprachen unter assetmanagement.pictet oder bei Pictet Asset Management (Europe) S.A., 6B, rue du Fort Niedergruenewald, L-2226 Luxemburg, erhältlich.

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Pictet-Digital.
VITA WALTRAUD PERNDORFER Leiterin der Privat Bank der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich

Die passionierte Golfspielerin begann ihre Karriere bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich im Jahr 1989 als Kundenbetreuerin im Wertpapierbereich.

Im Juni 2013 wurde Perndorfer zur Leiterin des Institutional Treasury Sales ernannt, wenige Monate danach rückte sie als Leiterin der Privat Bank auf.

„Notenbanker wollen auf Nummer sicher gehen“
74 JOURNAL INVESTMENTS #RENDITE © RLB OÖ

Die Währungshüter möchten sich davon überzeugen, dass die Inflation nachhaltig im Griff ist, bevor sie mit Zinssenkungen beginnen, mahnt Waltraud Perndorfer, Leiterin der Privat Bank der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG.

Frau Perndorfer, die geldpolitische Lockerung scheint sich hinauszuzögern. Können Sie die Vorsicht der FED und der EZB nachvollziehen? - Waltraud Perndorfer: Die Inflation war in den vergangenen Monaten zwar insgesamt rückläufig. Die Notenbanker wollen jedoch sichergehen, dass die Entwicklung nachhaltig ist und die Inflation weiterhin in Richtung des langfristigen Ziels von zwei Prozent sinkt. Nur so kann eine stabile Geldpolitik umgesetzt werden, die nicht alle paar Monate verändert werden muss, etwa weil die Inflation erneut zulegt. Aktuelle Prognosen deuten nicht darauf hin. Vielmehr gehen die Märkte heuer vom „Besten aller Welten“ aus, sprich von einer sinkenden Inflation ohne Rezession.

Wie fließen die geldpolitischen Entwicklungen in die Anleihepositionierung im „Portfolio Management Ausgewogen“ ein? - Mit einem Neuinvestment in Anleihen lässt sich wieder eine höhere Verzinsung lukrieren. Entsprechend sehen wir solche Papiere als wesentlichen Faktor in einem diversifizierten, ausgewogenen Portfolio. Jedoch haben wir Anfang Herbst 2023 Gewinne bei Hochzinsanleihen mitgenommen und das Vermögen in kurz laufende Pfandbriefe sowie länger laufende europäische Staatsanleihen umgeschichtet. Denn grundsätzlich gewinnen Bonds mit einer längeren Laufzeit in einem Umfeld sinkender Zinsen besonders an Wert, da Anleger über viele Jahre hinweg noch einen höheren Kupon lukrieren als mit neuen Papieren, die nach der Senkung begeben werden.

Auffällig ist auch die Gewichtung von inflationsgeschützten Anleihen von knapp sieben Prozent, obwohl die Prognosen auf weitere Rückgänge deuten. Was steckt dahinter? - Wir sehen die Position quasi als

INTERVIEW RAJA KORINEK

Versicherung gegen einen unerwarteten Inflationsanstieg, den man nie ganz ausschließen kann. Allein der Umstand, dass die Einschätzung vergleichsweise niedrig ist, ermöglicht eine günstige Beimischung solcher Papiere, da deren Kurse zuletzt gesunken sind.

Wo sehen Sie derzeit einen möglichen Gefahrenherd? - Aufgrund der Huthi-Angriffe im Suez Kanal haben sich die Containerpreise für die Schifffahrt von Schanghai nach Rotterdam oder nach Los Angeles jüngst auf 4.000 US-Dollar verdoppelt. Noch halten sich die Folgen daraus in Grenzen. Sollte sich die Lage jedoch verschlimmern, kann sich dies rasch ändern. Dabei investieren wir vor allem in staatliche Emittenten aus Europa, ein wenig aber auch in inflationsgeschützte Anleihen, die der US-Staat emittiert. Hier sichern wir die Währung ab, wie bei allen Fremdwährungspositionen auf der fixverzinsten Seite.

Gut die Hälfte des Portfolios ist in Aktien investiert. Welche Aspekte sprechen 2024 für einen weiteren Aufschwung? - Die Rahmenbedingungen sind gut. Die Konjunktur läuft, das Zinsumfeld entspannt sich. Damit vergünstigen sich auch die Finanzierungskosten für Unternehmen. Einige Titel, allen voran die großen USTechnologieaktien, bekannt als die Magnificent Seven, sind freilich nicht mehr billig. Es gibt jedoch genügend Titel, die aus unserer Sicht noch immer moderat bewertet sind. Das Potenzial wollen wir mit Investments in der zweiten Reihe nutzen, so etwa mit ETFs, die globale Indizes abbilden, in denen sämtliche Aktien gleich gewichtet sind. Obendrein haben wir derzeit kleine und mittelgroße Konzerne im Fokus. Auch hier sehen wir Aufholpotenzial. n

75 JOURNAL INVESTMENTS
DIE ASSET-ALLOKATION AKTIEN 50,54 % ANLEIHEN 43,80 % ALTERNATIV 4,85 % CASH 0,81 % AKTIEN Nordamerika 30,90 % Emerging Markets 8,24 % Europa ex UK 4,57 % Japan 3,12 % UK 2,09 % Standardwerte, kleinkapitalisiert 1,24% Asien und Australien ex Japan 0,38 % ANLEIHEN Staat und staatsnahe 15,08 % Pfandbriefe und besicherte 7,81 % Inflationsgeschützte 6,83 % High Grade Corporates 6,46 % Emerging Markets 4,45 % High Yield Corporates 3,17 % ALTERNATIVE INVESTMENTS Wandelanleihen 4,85 % QUELLE: PRIVAT BANK, RLB OÖ AG #PORTFOLIO
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2023 WAR GUTES JAHR

FÜR PENSIONSKASSEN

Die heimischen Pensionskassen haben im Vorjahr trotz sehr volatiler Märkte eine durchschnittliche Rendite von 6,42 Prozent erwirtschaftet. Das ist nach dem hohen Minus von 9,68 Prozent im Jahr zuvor Balsam für die Seele der Kunden. Top-Performer war die APK Penisonskasse AG mit einer Rendite von 7,9 Prozent. Sie hält schon seit 2019 eine Aktienquote von 20 Prozent. Un-

terdurchschnittlich performte die VBV Penisonskasse AG mit nur 3,8 Prozent Rendite. Die Pensionskassen verwalten bereits ein Vermögen von 26,77 Milliarden Euro. An die fast 150.000 Pensionsbezieher haben sie im Durchschnitt 421 Euro an Zusatzpension pro Monat ausbezahlt. Der Fachverband fordert eine verpflichtende betriebliche Zusatzpension für alle.

MERKUR­FONDSPOLIZZEN IM AUFWIND

Die Merkur Lebensversicherung hat das Jahr 2023 vor allem dank des starken Wachstums in der fondsgebundenen Lebensversicherung erfolgreich abgeschlossen. Bei den Einmalerlägen wurde sogar ein Prämienplus von 80 Prozent erreicht, bei Verträgen mit laufender Prämie gab es ein Plus von 15 Prozent. Die Merkur Lebensversicherung führt das starke Wachstum auf neue Tarife sowie innovative Auszahlungspläne in der fondsgebundenen Versicherung zurück.

ZÜRICH ZIEHT ZURÜCK IN ALTE ZENTRALE

Die österreichische Zürich Versicherungs AG wird ihr Headquarter wieder ins Wiener Palais Ofenheim am Schwarzenbergplatz zurückverlegen. Derzeit wird das Palais umgebaut, die Mitarbeiter der Zürich Versicherung sind in den 19. Wiener Gemeindebezirk in die Muthgasse übersiedelt. Kurzfristig wurde überlegt, den Standort in der Innenstadt aufzugeben. Nun aber wurde entschieden, den Standort Schwarzenbergplatz zu modernisieren und dann die Konzernzentrale wieder dorthin zu verlegen.

Generali bekommt Wiener Qualitätssiegel Top Lehrlingsbetrieb

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Wiener Städtische erhöht Verzinsung in der Lebenssparte von zwei auf 2,5 Prozent

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Wegen Unachtsamkeit und zu viel Alkohol ist Silvester die teuerste Nacht des Jahres für die Versicherungen

+++ Lebensversicherungen erlitten in den ersten drei Quartalen 2023 ein Prämienminus von 6,47 Prozent

CYBERATTACKEN 2024 GRÖSSTES RISIKO

KARRIERE

Günter Geyer

legt mit 14. Mai 2024 sein Mandat als Aufsichtsratschef der Vienna Insurance Group nieder.

leitet seit Jänner den neuen Bereich Rechtschutzservice der Helvetia Versicherungen AG.

STUDIE. Ransomware-Attacken, Daten- und IT-Ausfälle sind für Unternehmen weltweit das größte Risiko 2024. Das geht aus dem Allianz Risiko Barometer hervor, für den 3.000 Risikoexperten aus 92 Ländern befragt wurden. Auf Platz zwei der Top-Risiken folgen Betriebsunterbrechungen, die mit IT-Störungen verknüpft sind. Gleich als Nächstes nennen die Experten Naturkatastrophen. Dieses Risiko wurde 2023 noch geringer eingeschätzt, als es Rang sechs einnahm. Auch die in Österreich befragten Experten nannten Cyberattacken als das größte Risiko. Die Energiekrise – 2023 noch auf Rang zwei – ist auf Rang acht zurückgerutscht und wurde durch Risiken wie Inflation, Finanzpolitik, Sparzwänge ersetzt.

BRANCHE VERSICHERUNGEN 77
TICKER

NEUE TRANSPARENZ FÜR GRÜNE ANLEIHEN

Nachgefragt bei Wolfgang Pinner, CIO für nachhaltige Investments bei Raiffeisen Capital Management AG, was die neuen EU-Regeln für grüne Anleihen bedeuten.

Was steckt hinter dem neuen EU Green Bond Standard? – Wolfgang Pinner: Das EU-Parlament hat im Herbst 2023 die EU-Verordnung über europäische grüne Anleihen verabschiedet. Erlöse aus europäischen grünen Anleihen müssen demnach in wirtschaftliche Tätigkeiten fließen, die der EU-Nachhaltigkeitstaxonomie entsprechen. Im neuen Standard sind strengere Transparenz- und Offenlegungsanforderungen verpflichtend vorgeschrieben.

Werden Sie künftig gezielt Bonds nach dem EU Green Bond Standard ins Portfolio holen? – Anleihen gemäß dem neuen Standard wurden im Markt bisher nicht emittiert. Es handelt sich um einen Premiumstandard, der bei den Emittenten wohl erst nach 2024 breitflächig zum Einsatz kommen wird.

Neue Standards bringen oft bei den ersten Emissionen attraktive Preise. Ist das hier auch so? – Wir erwarten für die künftigen Emissionen gemäß dem EU Green Bond Standard keine relevanten Abweichungen bezüglich des Pricings. Viele Emissionen werden wohl noch längere Zeit in den bisher verwendeten Frameworks für Green Bonds erfolgen.

Wie sehen Sie das Performancepotenzial am Sekundärmarkt? – Generell war, ist und bleibt der Markt für Green Bonds ein „Buy and Hold“Markt. Der Sekundärmarkt ist aber im Vergleich zur Vergangenheit deutlich liquider geworden.

SPESEN FÜR FONDS IM BRENNPUNKT

Ausgabeaufschlag, Verwaltungsspesen, Depotgebühren: Die Spesen, die Anleger für Investmentfonds zahlen müssen, schmälern die Renditen gehörig. Die Arbeiterkammer (AK) hat jetzt einen FondsRendite-Rechner kreiert, mit dem Investoren online die Nettoerträge einer Veranlagung in Investmentfonds ausrechnen können. So kommt zum Beispiel bei einer Investition von 10.000 Euro, einer Behaltefrist von fünf Jahren und einer erwarteten jährlichen Bruttorendite von fünf Prozent ein jährlicher Nettoertrag von nur 2,51 Prozent heraus. 555,17 Euro an Spesen fallen für den Anleger insgesamt an. Der Fondsrechner findet sich un-

ter www.bankenrechner.at/fondsrendite. Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) betont, dass die Gebühren kein Geheimnis seien. Sie würden jedem Käufer transparent dargestellt. Investmentfonds seien Veranlagungen, die über eine längere Zeit gehalten werden sollten. Der Ausgabeaufschlag, der nur einmal anfalle, verteile sich so auf mehrere Jahre.

Die AK rät Anlegern jedenfalls, die Gebühren nicht einfach hinzunehmen, sondern zu verhandeln oder zu Online-Anbietern auszuweichen. Auch ETFs können wegen ihrer niedrigeren Gebühren eine Alternative sein.

ÖSTERREICHS ANLEGER FLIEGEN AUF GRÜNE INVESTMENTS

Die Investmentfonds-Branche in Österreich zieht 2023 eine grüne Bilanz. Von den 202,1 Milliarden Euro, die Ende des Jahres in Investmentfonds veranlagt waren, stecken bereits knapp die Hälfte in nachhaltigen Fonds. Genau waren es 99,12 Milliarden Euro, davon 36,38 Milli-

arden Euro in nachhaltigen Rentenfonds. Vor zehn Jahren waren es erst 3,09 Milliarden Euro. Insgesamt 122 nachhaltige Fonds mit einem Volumen von 29,96 Milliarden Euro tragen das Österreichische Umweltzeichen, ein wichtiges Qualitätssiegel.

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INTERVIEW
#FONDS
HEINZ
BEDNAR Präsident VÖIG

BNP Paribas bringt erstmals aktiv verwalteten ETF auf den Markt

AMUNDI ÜBERSPRINGT WIEDER

ZWEI­BILLIONEN­MARKE

Der größte Fondsanbieter Europas, die französische Gesellschaft Amundi, hat erneut die Marke von zwei Billionen Euro beim verwalteten Vermögen überschritten. 2021 war der Gesellschaft dies erstmals gelungen, dann fiel das Volumen. Ende 2023 aber waren es 2,037 Billionen Euro. Durch Zu-

käufe will Amundi nun weiterwachsen. So übernimmt die Investmentgesellschaft den Schweizer Assetmanager Alpha Associates mit einem verwalteten Vermögen von 8,5 Milliarden Euro. Allerdings fiel durch den Verkauf der US-Gesellschaft Lyxor ein Vermögen von 20 Milliarden Euro weg.

Vermögen der ImmobilienInvestmentfonds sank 2023 erstmals seit 2008

Die US-Capital Group kooperiert mit der Unicredit-Fonds-Plattform

US-Börsenaufsicht genehmigt Bitcoin-Spot-ETF

PROFITIEREN VON METALLEN FÜR DIE ENERGIEWENDE

Dass für die Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Quellen eine Menge an Metallen wie Kupfer, Nickel, Silber oder Lithium benötigt wird, ist offensichtlich. Doch sind Investments in diesem Bereich auch ertragreich? Nicht immer, wie das Jahr 2023 gezeigt hat, als der Preis für Lithium, ein wichtiges Metall für die Elektrifizierung des Verkehrs, deutlich unter Druck gekommen ist. Benjamin Louvet, Head of Commodity Management beim französischen Fondsan-

bieter Ofi Invest Asset Management, zeigt sich dennoch optimistisch. „Keine Energiewende ohne Metalle“, erklärt Louvet. Man müsse nur wissen, welche MetalleInvestments sinnvoll sind. Ofi hat dafür den Energy Strategic Metall Basket entwickelt, der die acht Metalle Nickel, Kupfer, Aluminium, Platin, Silber, Zink, Blei und Palladium abbildet. Der Ofi Investment Energy Strategic Metals Fund investiert über Terminkontrakte in diesen Basket.

C-Quadrat will die Mehrheit an der Arts Asset Management

MIKROFINANZFONDS

MIT REDUZIERTEM RISIKO

STUDIE. Der Frankfurter Fondsanbieter Invest in Visions hat zusammen mit der Technischen Universität Köln die Diversifizierungseffekte von Mikrofinanzfonds in Depots über einen Zeitraum von 18 Jahren untersucht. Fazit: Mikrofinanzprodukte können das Risiko-ProfitVerhältnis verbessern. Denn sie korrelieren wenig mit klassischen Anlageprodukten. Besonders interessant: Selbst am Höhepunkt von Krisen fielen die Renditen dieser Fonds um nicht mehr als ein Prozent. Dies bestätige die niedrige Volatilität dieser Investments, betonten die Studienautoren. Untersucht wurden die Finanzkrise, das schwierige Jahr 2015, die CoronaPandemie und der Russland-Ukraine-Krieg.

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PRAXISTEST BESTANDEN

Kurz vor dem Start der Saison der Hauptversammlungen (HV) ein Blick nach Deutschland: Praxistest bestanden, lautet das Urteil zur neuen virtuellen HV. Es zeigt sich ein leichter Überhang (55 Prozent) zur virtuellen HV, ergab eine Umfrage der Kanzlei Taylor Wessing und der Agentur Edelmann, auf die 110 deutsche Unternehmen geantwortet haben. Bei den DAX40 waren es sogar gut 70 Prozent, die sich für das virtuelle Format entschieden haben, wobei Kosten als wichtigstes Kriterium genannt wurden. Die Qualität des Austauschs war hingegen der häufigste Grund für die Präsenz-HV. Insgesamt führte die virtuelle HV per se nicht zu einer Verkürzung der Veranstaltung, sondern ein Großteil dauerte in etwa so lang wie vor der Pandemie. Die physische HV hatte mehr Teilnahmequoten im höheren Bereich – die Erwartung, die virtuelle HV könnte generell höhere Präsenzen herbeiführen, lasse sich somit nicht bestätigen. Bei virtuellen HVs wurden hingegen deutlich mehr Fragen gestellt – und auch die Widersprüche waren zahlreicher. Hybride HVs gab es praktisch nicht. Und was die Befristung der Ermächtigung zur Durchführung einer virtuellen HV anbelangt, so hat sich der Großteil der Firmen an die Empfehlungen von Stimmrechtsberatern und Aktionärsvereinigungen gehalten, nicht die Höchstlaufzeit von fünf Jahren auszuschöpfen, sondern sich mit zwei Jahren zu begnügen. In diesem Sinne: Guten Start in die HV-Saison!

b.schragl@derboersianer.com

„DIE TRANSFORMATION NUR MIT GRÜNEM STROM“

Ab 2027 werden die grünstrombetriebenen Elektrolichtbogenöfen der Voestalpine AG in Betrieb gehen. Wie wird sich das auf die Kostenstruktur der Stahlerzeugung auswirken? – Hubert Zajicek: Wir bieten seit nunmehr zwei Jahren alle Flachstahlprodukte, die in Linz produziert werden, dank eines innovativen Rohstoffmixes und effizienterer Prozesse auch in einer CO2reduzierten Ausführung an. Langsam bildet sich ein Markt für umweltfreundlicheren Stahl, aktuell gibt es mehrere konkrete Kundenaufträge, und auch für die Zukunft zeichnet sich eine hohe Nachfrage nach anspruchsvollen Stahlprodukten in der Greentec Steel Edition ab. Ich ersuche um Verständnis, dass wir unsere Kosten- und unsere Preispolitik nicht kommentieren.

Sie sprechen von einem langsam wachsenden Markt für Greentec Steel. Welche politischen Maßnahmen würden den Umstieg der Branche beschleunigen? – Wir haben mit

Greentec Steel einen klaren Plan für unseren Weg zu einer grünen Stahlerzeugung. Wir betonen immer, dass eine erfolgreiche Transformation nur mit einer ausreichenden Verfügbarkeit von grünem Strom zu wirtschaftlichen Preisen möglich ist. Unsere zentrale Forderung ist daher der Ausbau des Stromnetzes und der grünen Energieversorgung.

Welche Konsequenzen würde die Lieferketten-Richtlinie für die Stahlerzeuger haben? – Transparente Lieferketten sind wichtig, das ist unbestritten. Die Ausgestaltung der neuen EU-Richtlinie zum Lieferkettengesetz ist in der vorliegenden Form aufgrund ihrer unerfüllbaren Informations- und Prüflasten für die Unternehmen in der Praxis nicht umsetzbar. Der Blick nach Deutschland zeigt, dass wir mit dieser Einschätzung nicht alleine sind. Wir erwarten, dass sich auch Österreich weiterhin für eine handhabbarere Lösung engagiert.

ROSENBAUER WILL SICH FRISCHES GELD HOLEN

Die Rosenbauer International AG hat Mitte Februar 2023 eine Kapitalerhöhung für das laufende Jahr angekündigt. Man ließ allerdings noch offen, wie hoch diese sein oder wann genau diese durchgeführt werden soll. Es ist der zweite Anlauf für zusätzliches Eigenkapital, denn im Herbst 2023 hatte Rosenbauer eine Hybridanleihe - auch diese

zählt als Eigenkapital - bei Investoren platzieren wollen. Das Vorhaben sei letztlich an den unterschiedlichen Vorstellungen des Unternehmens und der Investoren gescheitert, wie Investor-Relations-Chef Tiemon Kiesenhofer erklärt. Das Go für die Kapitalerhöhung wird plangemäß die Hauptversammlung am 14. Mai 2024 geben.

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KOLUMNE
#AKTIEN

OMV ZAHLT ÖBAG 521 MILLIONEN DIVIDENDE

Die Dividende für 2023 war eine der erfreulichen Nachrichten bei der Bilanzpressekonferenz der OMV AG, wobei 2,10 Euro von den 5,05 Euro als Sonderdividende gezahlt werden. Die Dividendenrendite beträgt zum jetzigen Aktienkurs demnach stattliche 12,1 Prozent. An die Österreichische Beteiligungs AG (Öbag) wird die OMV AG eine Dividende in Höhe von 521 Millionen Euro abführen. Abge-

schrieben werden mussten laut OMVCEO Alfred Stern die Russland-Beteiligungen mit 2,46 Milliarden Euro. Damit hängt auch der Rückgang der Erdölproduktionsmenge um sieben Prozent zusammen. Die Zukunft sieht man bei der OMV AG aber ohnehin bei klimafreundlicheren Produkten wie dem Sustainable Aviation Fuel (SAF) als Alternative zu Kerosin bei Flugzeugen.

Noch nie gab es so viele weibliche Vorstandsmitglieder in den Unternehmen des Wiener Börse Index (WBI), nämlich 24 versus 178 Männer. Und gleichzeitig haben immer noch fast 60 Prozent der Unternehmen keine einzige Frau im Vorstand. Zu dem Ergebnis kommt der jährliche Mixed Leadership Barometer der Unternehmensberatung EY Österreich. Zum Vergleich: Beim ersten Barometer 2015 betrug die Frauenvorstandsquote nur magere 4,1 Prozent, 2024 sind es immerhin 11,9 Prozent.

Bei Aufsichtsratsmitgliedern erhöhte sich im selben Zeitraum der Frauenanteil von 17,1 auf 30,9 Prozent. Studienauto-

KARRIERE

Helmut Kaufmann

ist seit 1. Jänner neuer Vorstandsvorsitzender der Amag Austria Metall AG. Er ist seit 16 Jahren im Amag­Vorstand und wird auch weiterhin seine Funktion als Technikvorstand ausüben. Sein Vertrag läuft bis Ende 2026.

Michael Hummelbrunner

ATX: MEHR FRAUEN IM VORSTAND

rin Helen Pelzmann sieht hier klar einen positiven Effekt der gesetzlichen Genderquote, die seit 2018 in Kraft ist. Wenn man die Unternehmen näher betrachtet, findet man zudem neun weibliche Aufsichtsratsvorsitzende und sogar ganze Gremien, die fest in weiblicher Hand sind. So sind etwa bei der Österreichischen Post AG fünf von acht Mitglieder Frauen, bei der Erste Group Bank AG sieben von zwölf. Mit dem Abgang von Herta Stockbauer (BKS Bank) im Juli wird Österreich jedoch seinen einzig verbliebenen weiblichen CEO verlieren. Radka Doehring (Bild) von der Immofinanz AG ist nämlich nicht CEO, sondern nur Vorstandsmitglied.

ist seit 1. Februar neuer

Chief Financial Officer des oberösterreichischen Technologiekonzerns Miba. Der CFO folgt auf Markus Hofer. Davor war Hummelbrunner

Finanzchef der SchwarzmüllerGruppe.

Alexandra Wittmann

übernimmt ab September 2024 den Posten der CFO bei der EVN AG, die dann einen Dreiervorstand haben wird. Sie ist derzeit CFO beim Proptech­Start­up Gropyus und war zuvor elf Jahre beim Technologie­Unternehmen Hoerbiger.

Schöller Bleckmann erzielte 2023 Rekordumsatz von 585 Millionen Euro

Verbund AG schüttet an Öbag Dividende in Höhe von 735 Millionen Euro aus

Flughafen Wien investiert 420 Millionen Euro in Terminal 3

Post AG baut Marktanteil im Paketgeschäft auf 54 Prozent aus

Do & Co verzeichnet von Q1 bis Q3 ein Umsatzplus von 30 Prozent

Strabag SE steigert 2023 Bauleistung um 8 Prozent

AKTIVISMUS BRINGT ALLEN WAS STUDIE. Für die Vorstände sind aktivistische Investoren oft der Stachel im Fleisch, aber am Ende können deren Kampagnen für alle Beteiligten von Vorteil sein. In einer Studie hat sich das USBeratungsunternehmen Alvarez & Marsal mehr als 500 solcher Kampagnen in den USA und Europa angesehen. Bemerkenswert ist, dass die Rendite der Unternehmen zwei Jahre nach der Kampagne um 6,3 Prozent höher lag als im Gesamtmarkt. In der Praxis sind es in der Regel Hedgefonds, die mit ihrer Kritik am Management genau dieses kurzfristige Ziel verfolgen und dann mit Gewinn aussteigen. Wie nachhaltig der Erfolg wirklich ist, dürfte sich aber erst über einen längeren Zeitraum zeigen.

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IMMOFINANZ BESTE AKTIE 2023

Die Immofinanz-Aktie war nach einer langen Durststrecke im Vorjahr mit einer Performance von mehr als 80 Prozent die beste im ATX-Index. Radka Doehring, die gemeinsam mit Pavel Mechura als Vorstandsteam die Geschäfte der Immofinanz AG führt, möchte die Strategie als „wachstumsorientierter Bestandhalter“ beibehalten und setzt auf „die weitere Optimierung des Portfolios“. Mit etwas Sorge blickt sie auf die Gewerbe-Immo-Branche in Österreich und Europa. „Die sehr rasch und sehr stark gestiegenen Zinsen haben sich negativ auf die Gewerbeimmobilienbranche in

Österreich und Europa ausgewirkt. Umso wichtiger waren und sind unsere langfristig orientierte Finanzierungspolitik und unsere sehr robuste Bilanzstruktur. Die Immofinanz-Gruppe, dazu zählt auch die S Immo AG, verfügt über eine starke Eigenkapitalquote von 50 Prozent, hat liquide Mittel von über 830 Millionen Euro und rund 92 Prozent der Fremdverbindlichkeiten gegen Zinserhöhungen abgesichert. Das macht sich jetzt mehr als bezahlt und gibt uns die Flexibilität, Chancen am Markt gerade auch jetzt selektiv zu nutzen“, erklärt Doehring.

AKTIENROCHADEN BEI WARIMPEX

Beim Immobilienentwickler Warimpex Beteiligungs AG (Warimpex) hat Vorstandschef Franz Jurkowitsch kürzlich 5,5 Millionen eigene Aktie seiner Amber-Privatstiftung übertragen, Jurkowitsch hält jetzt insgesamt 21,81 Prozent an der Warimpex. Im Dezember 2023 hatte er rund drei Prozent, also 1,71 Millionen Aktien für 1,62 Millionen Euro, in die VI Europäische Franchise mit seinem Warimpex-Gründungspartner Georg Folian eingebracht. Immobilienentwickler stehen derzeit wegen der höheren Zinsen unter Druck. „Wir haben 80 Prozent der Finanzierungen fixverzinst und haben derzeit kein Projekt im Bau. Das nimmt den Druck. Die Ban-

ken sind aktuell sehr zurückhaltend bei Finanzierungen. Wohnungen verkaufen sich schlecht, Immofonds für Gewerbeimmobilien haben kaum Zuflüsse“, sagt Finanzvorstand Daniel Folian zum Börsianer. Der wichtigste Markt der Warimpex ist Polen, und dort sind es Städte wie Krakau und Lodz. Beide liefen gut, sagt Folian. Das Russland-Portfolio gebe es nach wie vor, das sei aber ein geschlossener Markt, denn Immobilien könne man nicht einfach wegtragen, wie Folian anmerkt. Die Warimpex-Aktie hat sich seit dem Börsengang 2007 nicht mehr erholt und notiert Mitte Februar bei 0,82 Euro. Anfang 2007 waren es 13,50 Euro.

82 #IMMOBILIEN

Die LZH Group hat einen neuen Eigentümer: Mitgründer Hans Peter Haselsteiner tritt als Eigentümer zurück und ermöglicht dem Managementteam – Dominik Paul, Philip Mader, Alexander SommerFein sowie Rafael Lughammer – die Übernahme. Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung bleibt aber langfristig als Investor an Bord. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren ein Immobilienportfo-

HASELSTEINER ÜBERGIBT

LZH GROUP

lio von über 200 Millionen Euro aufgebaut und realisiert derzeit 15 Wohnbauprojekte in österreichischen Zuzugsgebieten. Das Konzept der LZH Group ist es, in Österreich leistbaren und nachhaltig gestalteten Wohnbau zu schaffen. Konkret kommt ein hoher Grad an Standardisierung und Digitalisierung in der Planung zum Einsatz. Im Bau wird der Einsatz von Modulbauweisen bevorzugt.

GROSSE NACHFRAGE NACH PORR­ANLEIHE

Die Porr AG hat sich erfolgreich von Investoren etwa aus Italien, Frankreich, Österreich und Deutschland 135 Millionen Euro über eine Hybridanleihe mit einer Verzinsung von 9,5 Prozent geholt. Diese Art der Anleihe gilt als Eigenkapital. Die 9,5 Prozent sind zwar ein hoher Zinssatz, derzeit aber Marktpreis für eine Baugesellschaft ohne Rating, da dafür ein Extraaufschlag gezahlt werden muss, erklärt Porr-Finanzvorstand Klemens Eiter. Die Anleihe war überzeichnet, die Nachfrage ging bis 220 Millionen Euro. „Als wir im Herbst die Investorengespräche begonnen haben, stand ein Zinssatz von zwölf Prozent und mehr im Raum. Für uns ist die Platzierung ein großer Erfolg“, sagt Eiter. Von den Turbulenzen am Immobilienmarkt spürt die Porr AG relativ wenig, sie ist zu 60 Prozent im Infrastrukturbereich tätig, und der läuft auf Schienen.

KARRIERE

wird Group Head of Investment Management bei CA Immo. Sie bringt 20 Jahre Erfahrung in grenzüberschreitenden Transaktionen mit.

Herwig Teufelsdorfer

RÜCKGANG AM WIENER WOHNMARKT

Der Wiener Wohnungsmarkt steht im Jahr 2024 vor großen Herausforderungen. Die aktuellen Marktberichte der Buwog Group und des Immobiliendienstleisters EHL zeigen einen starken Rückgang der Baustarts bei hoher Mietnachfrage. Konjunkturschwäche, hohe Zinsen und steigende Baukosten führen zur Verschiebung vieler Projekte. Die Hoffnung auf Zinssenkungen zur Verbesserung des Investitionsklimas besteht dennoch. Am Markt für Eigentumswohnungen wird ein moderater Preisanstieg erwartet, während die Inflation stabilisiert ist. Eine mögliche Lockerung der Kreditvergaberichtlinien könnte die Finanzierung verbessern, so lautet die Schlussfolgerung. Die Politik sei gefordert, die Rahmenbedingungen zu optimieren, um den Wohnungsbau anzukurbeln und das Mietangebot zu erhöhen.

hat mit 2. Februar den Vorstand der S Immo AG verlassen. Ihm folgt Tomas Salajka, der auch Mitglied im Verwaltungsrat der CPI Property Group ist.

ist neuer Director Operations Facility Management für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei CBRE Global Workplace Solutions.

Die Immobilienfonds von Corum auch 2023 mit Mittelzuflüssen

Edmond de Rothschild baut Immo-Portfolio in Deutschland und den Niederlanden aus

Immofinanz AG verkauft Bürogebäude Grand Center Zagreb

UBM erhält Baugenehmigung für Holz-HybridHochhaus in Mainz

CA Immo gliedert deutsche Omni Con aus

SINKENDE PREISE BEI IMMOBILIEN STUDIE. Eine aktuelle Studie zur Lage des österreichischen Immobilienmarktes 2024 zeigt deutliche Herausforderungen auf: Sinkende Preise werden in fast allen Segmenten erwartet, während die Nachfrage nach Wohnimmobilien hoch blxeibt. Rund zwei von drei Befragten schätzen den österreichischen Immobilienmarkt dennoch als attraktiv ein. Wichtigste Herausforderungen sind der demografische Wandel, Zinsen und Nachhaltigkeit, bei KI warten viele noch ab. Die Untersuchung „EY Trendbarometer ImmobilienInvestmentmarkt 2023“ basiert auf der Befragung von über 80 Branchenexperten und beleuchtet die Trends und Prognosen für das kommende Jahr. Trotz der Unsicherheiten bleibe Österreichs Immobilienmarkt attraktiv, erfordere aber eine strategische Anpassung an die sich ändernden Marktbedingungen, wird in der Studie betont.

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RECHTZEITIG NACHHALTIGKEITSPRÜFER 2024 BESTELLEN!

Die Corporate Sustainability Reporting Directive ( CSRD) verpflichtet künftig große und börsennotierte Unternehmen, eine umfassende Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Lagebericht aufzunehmen, die über die bereits bisher aufgestellte nichtfinanzielle Berichterstattung in wesentlichen Aspekten hinausgeht. Zugleich wird durch die CSRD eine externe Prüfung mit begrenzter Zusicherung dieser neuen Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtend. Für börsennotierte Unternehmen gilt dies bereits ab dem Geschäftsjahr 2024. Da der formelle Gesetzgebungsprozess zur Umsetzung der CSRD in Österreich noch nicht eingeleitet wurde, ist davon auszugehen, dass bis zu den in der ersten Jahreshälfte stattfindenden ordentlichen Hauptversammlungen, in der die Bestellung des Abschlussund Nachhaltigkeitsprüfers für das Geschäftsjahr 2024 erfolgen müsste, die entsprechenden unternehmens- und gesellschaftsrechtlichen Vorschriften noch nicht in Kraft sein werden. Um eine zusätzliche ao. Hauptversammlung zu vermeiden, haben die Kammer der SteuerberaterInnen und WirtschaftsprüferInnen (KSW) und das Institut Österreichischer WirtschaftsprüferInnen (iwp) mit dem Justizministerium eine Vorgehensweise dahingehend akkordiert, dass auf Basis entsprechender Vorbereitungen durch den Prüfungsausschuss und Aufsichtsrat bereits im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung ein In-eventuBeschluss gefasst werden kann.

p.bartos@derboersianer.com

RUDOLF

KRICKL

ist CEO von PWC Österreich und hat soeben eine Plattform für Aufsichtsräte gestartet.

WEITERBILDUNG FÜR AUFSICHTSRÄTE

PWC bietet eine neue Plattform für Aufsichtsräte. Was sind denn konkret die Lerninhalte?

– Rudolf Krickl: Unsere neue Aufsichtsratsplattform zielt nicht nur darauf ab, Inhalte rein theoretisch abzuhandeln, sondern ist als interaktives Format mit Insights und Praxisbeispielen sowie durch den direkten Zugang und Austausch mit renommierten Vortragenden ausgerichtet. Ziel ist es, das juristische und betriebswirtschaftliche Rüstzeug für die erfolgreiche Ausübung eines Aufsichtsratsmandats zu geben und damit verbundene Themen wie Sorgfaltspflicht, Compliance, Cyber-Security, Haftung und Berichtspflichten wie ESG-Berichterstattung zu vermitteln.

Was sind die größten neuen Herausforderungen und Problemstellungen? – Aufsichtsräte und Aufsichtsrätinnen werden immer häufiger mit einer hohen Verantwortung und dadurch auch mit erheblichen Haftungsfolgen konfrontiert. Wie zahlreiche Fälle in der heimischen Wirtschaft zeigen, kann ein Aufsichtsratsmandat zu

höchst unerfreulichen Situationen führen – und vermehrt die Fragen aufwerfen: Wie konnte das passieren? Hat die Kontrolle versagt? Vielmehr zeigt sich: Die Bedeutung des Aufsichtsrats als unabhängige Kontrollinstanz steigt. Dies erfordert die Neudefinition der Rolle und des Selbstverständnisses von Mitgliedern von Aufsichtsräten - und die Professionalisierung der Arbeitsorganisation der Aufsichtsorgane selbst.

Wo gibt es Ihrer Meinung nach Defizite, die behoben werden müssen? – Aufsichtsräte sollen dem Vorstand als Sparringspartner zur Seite zu stehen. Ihre Aufgabe ist für die Zukunftsfähigkeit und strategische Transformation des Unternehmens entscheidend. Dazu müssen Aufsichtsräte auch mit den entsprechenden Mitteln ausgestattet werden – ein eingerichtetes Aufsichtsratsoffice in den Unternehmen selbst könnte dazu beitragen, mehr Ressourcen zu schaffen, sodass Aufsichtsräte mit mehr Expertise arbeiten können.

DELOITTE MIT MEISTEN DEALS

Mit 227 Unternehmenskäufen mit heimischer Beteiligung gab es 2023 zwar um 70 weniger als im Vorjahr. Große Deals, wie die Übernahme von Cargo Partner durch Nippon Express um 1,4 Milliarden Euro

sorgten aber für einen Volumsanstieg von 2,3 auf 6,6 Milliarden Euro. Unter den Beratern begleitete Deloitte am meisten Übernahmen. Für 2024 rechnet die Branche mit einem M&A-Anstieg.

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KOLUMNE
#BERATER
PETER BARTOS Partner BDO Austria

MEHR ZEIT BEI BERICHTSPFLICHT

Die sektorspezifischen Standards in der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung kommen erst 2026. Eigentlich hätten sie schon in die 2024er-Berichte aufgenommen werden sollen. „Es ist gut, dass die Unternehmen mehr Zeit bekommen. Mit der derzeitigen Datenlage wäre das nur schwer zu bewältigen gewesen“, sagt Sanela Terko, ESG-Expertin bei BDO im Gespräch mit dem Börsianer. Im Sinne der Berichterstattungsrichtlinie CSRD gelten sie dann für verschiedene Branchen wie Textil, Industrie oder Handel. Die Regulatorik ist gekommen, um zu bleiben, sagt Terko. Und wer sich früh damit beschäftigt, habe einen Wettbewerbsvorteil. Es geht um Resilienz. Wie die Bestimmungen aber genau umgesetzt werden, ist aber Inhalt von heftigen Diskussionen. Erst im Februar scheiterte vorerst die Annahme der sogenannten Lieferkettenrichtlinie oder CSDDD.

BANKEN ZEIGEN DYNAMIK BEI NACHHALTIGKEIT

Im Rahmen des EU-Aktionsplans für Umwelt- und Klimaziele bis 2030 wird die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Banken immer deutlicher. Laut einer Studie von KPMG spielen Österreichs Banken eine zentrale Rolle bei der Lenkung von Kapital in umweltfreundliche Projekte und der Förderung der grünen Transformation. Demnach nimmt die Integration von ESGAspekten in das Geschäftsmodell zu, wobei der Grad der Nachhaltigkeitsintegration variiert. Anders als etwa in Deutschland fehlt Österreich noch ein Bankinstitut mit Nachhaltigkeit als Kerngeschäft, doch die Mehrheit erkennt das Potenzial für Geschäftserweiterung durch ESG. Trotz Chancen birgt die ESG-Umstellung auch Herausforderungen, die Anpassungen in Strategie und Risikobewertung erfordern, insbesondere bei grünen Krediten für technologische Innovationen.

HOHER BEDARF AN FINANZBILDUNG

Eine Studie der Boston Consulting Group betont die wachsende Bedeutung von Vorsorge und Geldanlage aufgrund der hohen Inflation. 51 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher geben an, dass diese Themen für sie „wichtiger“ geworden sind. Die meisten der Befragten setzen dennoch auf konservative Sparformen, während nur ein knappes Viertel in Fonds beziehungsweise Aktien inves-

tiert. Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes, erklärt, dass die Angst vor Geld- und Wertverlust sowie mangelndes Finanzwissen die Zurückhaltung bei Kapitalmarktinvestitionen beeinflussen. Die Studie zeigt einen massiven Bedarf an Finanzbildung, insbesondere bei jüngeren und weiblichen Befragten, um das Potenzial des Kapitalmarkts voll ausschöpfen zu können.

PWC-Studie: Österreichs CEOs optimistischer als noch vor einem Jahr

Deloitte-Studie: Generative KI bringt Führungskräfte unter Zugzwang

72 Prozent der CEOs wollen laut „eLearning Journal“ in KI-Weiterbildung investieren

Roland Berger: Asiatische Hersteller setzen AutomobilZuliefererbranche zu

Deloitte: schwindender Rückenwind für Klimaschutz in Österreich

START-UPS: MEHR RUNDEN, WENIGER KOHLE

STUDIE. Das Investitionsvolumen in österreichische Start-ups verzeichnete 2023 einen Rückgang um 32 Prozent auf 695 Millionen Euro, dennoch erreichte es die zweithöchste Summe der Geschichte. Das zeigt der aktuelle Start-up-InvestBarometer von EY. Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg demnach um 22 Prozent auf 184, wobei das durchschnittliche Volumen pro Deal um 51 Prozent auf 4,35 Millionen Euro sank. Erstmals entfällt weniger als die Hälfte (45 Prozent) des Gesamtfinanzierungsvolumens auf rein ausländische Investoren. Im Vorjahr waren es noch 68 Prozent. Die Summe rein ausländischer Investitionen in österreichische Start-ups ist um 54 Prozent auf 314 Millionen Euro gesunken. Lediglich elf Prozent der Gesamtsumme (73 Millionen Euro) stammen von rein österreichischen Investoren.

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ALBERT BIRKNER Managing Partner Cerha Hempel

ABBERUFUNG UNTER DRUCK

Kann eine anhaltend negative Medienberichterstattung über die Bestellung eines Vorstandsmitglieds und damit einer unerwünschten Medienpräsenz eines Unternehmens einen wichtigen Grund für die Abberufung eines Vorstandsmitglieds darstellen? Bisher lag dazu keine Judikatur vor. Der OGH (6 Ob 47/23i) hat diese Frage nun in einem prominenten Fall entschieden, in dem ein Vorstandsmitglied einer AG unter anderem wegen dauerhaft negativer Berichterstattung über die Gesellschaft abberufen wurde. Das Höchstgericht hat entschieden, dass eine Abberufung eines Vorstandsmitglieds auf Druck Dritter unter bestimmten Umständen gerechtfertigt sein kann. Ein Abberufungsverlangen Dritter kann etwa bei Existenzgefährdung der Gesellschaft oder bei einem unmittelbar bevorstehenden schweren Schaden für die Gesellschaft einen wichtigen Grund zur Abberufung darstellen. Richtschnur für den Aufsichtsrat ist die Wahrung des Gesellschaftsinteresses und die Abwendung von Schäden von der Gesellschaft. So weit, so gut. Dies gelte aber sogar, wenn dem Vorstandsmitglied keine Pflichtverletzung nachweisbar sei. Ob das in Zeiten sozialer Medien und nicht fundierter Berichterstattung nachvollziehbar ist, mag bezweifelt werden.

a.birkner@derboersianer.com

SIGNA HÄLT ANWÄLTE IN ATEM

Der Fall Signa wird wohl viele Rechtsanwaltskanzleien noch über Jahre beschäftigen. Zum Vergleich: Die bisher größte Pleite des Landes, jene des Baukonzerns Alpine, die 2013 ihren Ausgang nahm, ist noch immer nicht zur Gänze abgehandelt. Da waren aber nicht dutzende unterschiedliche Gesellschaften involviert wie bei Signa. Gewichtige Rollen in der Insolvenz kommen jedenfalls den drei Insolvenzrechtsspezialisten, den Masseverwaltern Andrea Fruhstorfer (Signa Development), Norbert Abel (Signa Prime Selection) und Christoph Stapf (Si-

RBI UND STRABAG:

DER DEAL DES JAHRES

Mit einem Transaktionsvolumen von mehr als 1,5 Milliarden Euro ist der kurz vor Silvester über die Bühne gegangene Ausstieg des russischen Oligarchen Oleg Deripaska aus der Strabag der größte Deal des Jahres 2023. Es braucht noch grünes Licht aller zuständigen Behörden. Der Deal im Detail: Die Raiffeisen Bank International erwirbt über das Vehikel „Gabarts“ 28,5 Millionen Strabag-Aktien von der Deripaska zurechenbaren Raperia Trading. Gabarts gehört dem Unternehmer Stephan Zöchling und wurde bei dem Deal von Rechtsanwalt Ronald Bauer (Krüger/Bauer) beraten, die RBI von Maria Doralt (DLA) sowie vom Leiter der RBI-Rechtsabteilung, Robert Kaukal.

gna Holding), zu. Aber auch die Anwälte der großen Zahl an Gläubigern sind gut ausgelastet, wie etwa die Kanzlei Binder Grösswang, die erst kürzlich eine Strafanzeige für einen Mandanten bei der WKStA eingebracht und sich einem etwaigen Strafverfahren gleich als Privatbeteiligter angeschlossen hat. In Deutschland wetzt die US-Kanzlei Kirkland & Ellis für die Anleihegläubiger der Signa Development die Messer. Und Rene Benko hat sich angeblich hilfesuchend an den bekannten Strafrechtsexperten Norbert Wess gewandt.

UNTERNEHMEN NICHT MEHR SO LIQUIDE

Die Barreserven von Unternehmen in der Eurozone sind 2023 laut Cash Barometer der Kanzlei Freshfields stark geschrumpft. Nach einem Höchststand 2020 von zwölf Milliarden Euro sind es in Österreich nur noch 2,6 Milliarden Euro, das schwächste Jahr seit 2014. „Unternehmen haben weniger Kapital für Investitionen, weil sie höheren Cashbedarf haben, etwa wegen höherer Lohnabschlüsse. Dazu schaffen die steigenden Zinsen und die insgesamt niedrigeren Cash-Bestände ungleiche Voraussetzungen für Unternehmen“, sagt Freshfields-Partner Florian Klimscha. Stark unter Druck: die Immobilienbranche.

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KOLUMNE
#RECHT

SCHÖNHERR HAT BEI M&A ERNEUT DIE NASE VORN

Mit 40 Deals zu einem gesamten Transaktionswert von 4,37 Milliarden US-Dollar führt Schönherr zum wiederholten Mal das „Mergermarket“-Ranking für 2023 an. Auf dem zweiten Platz folgt beim Wert (3,8 Milliarden US-Dollar) wie auch bei der Zahl der Deals (32) Wolf Theiss.

Dritter beim Volumen (3,2 Milliarden USDollar) ist Freshfields, bei der Zahl der Deals CMS (15). In Deutschland schafft es Schönherr mit 18,3 Milliarden US-Dollar Transaktionsvolumen unter die Top Ten, in der DACH-Region belegt Österreichs größte Kanzlei den achten Rang.

RUN AUF FLEXCO

Philipp Kinsky, Partner bei Herbst Kinsky, hat mit seinem Kollegen Johannes ReichRohrwig (CMS) dieser Tage ein Buch über die Flexible Kapitalgesellschaft im ManzVerlag herausgebracht.

Herr Kinsky, ist seit Jahresbeginn ein Run auf die neue Gesellschaftsform der Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexCo) spürbar? – Philipp Kinsky: Auf jeden Fall. Bei Neugründungen sehe ich eigentlich keinen Grund, warum sich Unternehmer für eine GmbH und gegen eine FlexCo entscheiden sollten. Bei bestehenden GmbHs macht der Verbleib hingegen in manchen Fällen schon Sinn.

Was genau macht die FlexCo gegenüber der GmbH interessanter? – Die FlexCo bietet dem Gründer mehr Flexibilität und ist deutlich kostengünstiger.

Sehen Sie denn auch Mängel in dem neuen Gesetz? – An sich ist Österreich mit dem Gesetz schon Vorreiter, auch wenn sich ein paar Kinderkrankheiten eingeschlichen haben. So hätte ich mir mehr Mut bei der Entmoralisierung gewünscht.

KARRIERE

Andrea Zinober

erweitert den Kreis der Partner bei BPV Hügel. Die 52­Jährige hat sich in den Bereichen Wettbewerbsrecht, Vertriebsrecht und Unternehmensrecht einen Namen gemacht. Seit nahezu 20 Jahren betreut die gebürtige Salzburgerin darin nationale sowie internationale Unternehmen.

wurde bei E+H zum Partner ernannt. Jöllinger gilt als Spezialist in den Gebieten Banking und Finance sowie Restrukturierung und Insolvenz. Umfangreiche branchenübergreifende Transaktionen konnte der Anwalt bereits bei seinem früheren Arbeitgeber, der Kanzlei Freshfields, zur Genüge sammeln.

Raphael Toman

ist einer von drei neuen Partnern der Kanzlei Brandl Talos. Der 35­Jährige gilt als Experte im Bank­, Finanzmarkt­ und Kryptorecht. Toman ist bereits seit 2012 bei der Kanzlei. Weitere neue Partner sind: Alexander Stücklberger (Wirtschaftsstrafrecht) und Petra Thurner, Gaming­ und Entertainment­Spezialistin.

Die Kanzlei Dorda hilft S Immo beim Verkauf des Adlerhofs

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PHH berät die LB Baden-Württemberg bei Photovoltaik-Projekt in NÖ

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Binder Grösswang berät Anadi Bank bei der Übertragung ihrer Kärntner Filialen auf die Grawe-Bankengruppe

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Wolf Theiss begleitet AMS Osram bei der Kapitalerhöhung im Ausmaß von 2,2 Mrd. Euro +++

DLA berät Porr AG bei der Emission einer Hybrid-Anleihe

KORRUPTIONSINDEX:

SCHWACHE PERFORMANCE STUDIE. Die gute Nachricht: Österreich schnitt mit Platz 20 im Internationale Corruption Perceptions Index um zwei Ränge besser ab als im Jahr zuvor. Die schlechte Nachricht: Vor fünf Jahren waren wir noch auf Platz zwölf, und Nachbarländer von Österreich schafften deutlich bessere Resultate. Die Schweiz erreichte Platz sechs, Deutschland Platz neun. Länder wie Dänemark, Finnland und Neuseeland, die drei Erstgereihten im Ranking, scheinen gar in weiter Ferne. Sogar Hongkong und Uruguay lassen Österreich hinter sich.

BRANCHE RECHT 87 TICKER
Christian Jöllinger

Go Student schrieb 2022 220 Millionen Verlust

Tiroler Exceet Card Group übernimmt skandinavischen ID-Solutions Provider

Verbund X Ventures investiert 800.000 Euro ins Start-up E-Friends

Qenta Payments, Linde-Verlag und Open Payments gewinnen P19 Payment Award

Ex-Kanzler Kurz steigt in Start-up-Fonds seines Ex-Kabinettchefs ein

LUKAS

ENZERSDORFERKONRAD ist Deputy­CEO bei Bitpanda.

NEUE WEGE, KRYPTOS ZU HANDELN

Sie sprechen jetzt mit „Bitpanda Wealth“ Family Offices, externe Vermögensverwalter und Corporate Treasuries an. Warum? –Lukas Enzersdorfer-Konrad: Viele unserer Kunden, die ein sehr hohes Trading-Volumen auf unserer Plattform umsetzen, haben uns seit einiger Zeit gebeten, ein solches Angebot zu entwickeln.

Wie gehen Sie mit dieser neuen Zielgruppe um? - Wir hatten auch bislang schon High-Net-Worth-Individuals, Family Offices oder externe Vermögensverwalter auf unserer Plattform. Bitpanda Wealth ist die Konsequenz aus den speziellen Bedürfnissen dieser Kundengruppe. Wir können jetzt noch besser als vorher individuell auf diese Bedürfnisse eingehen.

Eben erst ging Ihre Kooperation mit der Raiffeisenlandesbank Wien-NÖ online. Soll Bitpanda zunehmend ein Bankendienstleister werden? – Ja, Bitpanda Technology Solutions ist ein eigenes Unternehmen innerhalb der Bitpanda Group, das eine der skalierbarsten „Investing as a Service“Infrastrukturen weltweit anbietet. Die Plattform ermöglicht es Fintechs, traditionellen Banken und Onlineplattformen, regulierte Trading-, Investmentund Treuhanddienstleistungen für Aktien, ETFs, Kryptowährungen, Edelmetalle und Commodities anzubieten. Entweder als Integration in das bestehende Produkt des Partners oder als komplette White-LabelLösung. Wir haben dieses B2B-Produkt gebaut, weil Banken auf uns zugegangen sind und unsere Lösung kaufen wollten.

NEUES FINTECH SORGT FÜR LIQUIDITÄT

Mit dem neuen Fintech Finyoz vermittelt Gründer Thorsten de Jong (im Bild) Unternehmen kurzfristig Liquidität. Investoren finanzieren den Unternehmen Ausgangsrechnungen vor. Diese werden für ihr Investment derzeit mit einer Rendite von bis zu 6,75 Prozent per annum gelockt. Finyot

finanziert sich über Vermittlungsgebühren in Höhe von 0,4 bis 0,5 Prozent und ist eine 100-prozentige Tochter der österreichischen Fintech42 Technologies GmbH, sie wurde 2023 in München gegründet. Für 2024 plant Finyoz eine größere Finanzierungsrunde.

88 #FINTECH
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TICKER

besten Finanz­ und Wirtschaftsjournalisten

Im goldenen Ranking der 50 besten Finanz- und Wirtschaftsjournalisten gab es einige markante Rochaden. Langjährige Marktbegleiter wie Manfred Schumi von der „Kronen Zeitung“, der immer Topplatzierte Michael Nikbakhsh vom „Profil“, Stefan Proksch bei der APA, Ellen Lemberger beim ORF oder auch Karl Leban bei der „Wiener Zeitung“ - die Druckausgabe wurde eingestellt - haben sich anderen Projekten, Nachdenkpausen sowie der Pension zugewandt. Oder sind wie etwa Boris Groendahl bei Bloomberg nicht mehr für den Wiener Markt zuständig. Junge Kollegen sind aufgerückt, die sich allesamt in einem immer schwierigeren Umfeld behaupten. Ausgedünnte Redaktionen bei Tageszeitungen und Magazinen müssen den immer größer werdenden Spagat zwischen Print und Online hinbekommen, Relevanz wird manchmal mit einer marktschreierischen Onlineschlagzeile verwechselt. Welche Finanz- und Wirtschaftsjournalisten bei ihren Peers punkten und relevante Informationen am besten aufbereiten - wer also die Besten der Besten sind - hat der Börsianer zum sechsten Mal mittels ei-

SEITENBLICKE RANKING 89
#RANKING

2. PLATZ

Hanna Kordik

DIE PRESSE

1. PLATZ

Renate Graber

DER STANDARD

DIE NEUEINSTEIGER

PLATZ ZULETZT NAME UNTERNEHMEN

2. (–) Kordik Hanna Die Presse

7. (–) Delcheva Marina Profil

10. (–) Fröschl Michael ORF Radios

11. (–) Gepp Joseph Der Standard

15. (–) Eder Marton Bloomberg

3. PLATZ

Jakob Zirm

DIE PRESSE

nes einstufigen Peergroup-Scorings gesucht und gefunden. Die 59 Nominierten bewerteten sich gegenseitig mit Punkten von eins bis zehn, 50 schafften es in die Wertung im Magazin. Der Börsianer hatte auf das Ergebnis keinen Einfluss.

Die Topplatzierungen

Unangefochten holt sich Renate Graber (Platz 1 / 74,00 Punkte) von der Tageszeitung „Der Standard“ mit großem Abstand zum wiederholten Mal den Platz an der Sonne. Ihre Akribie, die unermüdliche Live-Berichterstattung von Wirtschaftsprozessen aus dem Gerichtssaal oder auch ihr investigatives Gespür machen sie zu einer hochgeschätzten Vertreterin ihres Faches. Neben Graber beeindruckt Neueinsteigerin Hanna Kordik (59,47 Punkte) von der Tageszeitung „Die Presse“ gleich mit Platz zwei, die sich mit ihrer samstäglichen Newsletter-Kolumne „Kordikonomy“ einen Namen gemacht hat und neben der Leitung des „Economist“ jetzt auch noch das Amt der stellvertretenden Chefredakteurin innehat. Ihrem Kollege Jakob Zirm (Platz 3 / 58,95 Punkte), der das Wirtschaftsres-

SEITENBLICKE RANKING 90

1. (1.) 74,00

2. (–) 59,47

3. (10.) 58,95

4. (6.) 55,63

5. (18.) 55,26

6. (9.) 54,50

7. (–) 50,48

8. (13.) 50,00

9. (28.) 48,24

10. (–) 46,88

11. (–) 48,50

12. (24.) 47,62

13. (16.) 47,00

14. (5.) 46,00

15. (–) 44,00

16. (–) 44,29

17. (3.) 43,81

18. (14.) 42,86

19. (–) 40,63

20. (11.) 42,38

21. (20.) 42,38

22. (34.) 41,05

23. (7.) 41,00

24. (32.) 40,00

25. (–) 40,00

26. (–) 37,65

27. (21.) 38,10

28. (8.) 37,50

29. (22.) 37,50

30. (–) 37,62

31. (29.) 36,32

32. (45.) 36,67

33. (41.) 36,19

34. (–) 35,26

35. (30.) 35,71

36. (31.) 35,24

37. (–) 33,13

38. (25.) 34,76

39. (36.) 34,76

40. (42.) 34,29

41. (19.) 33,50

42. (–) 32,11

43. (50.) 32,38

44. (44.) 32,00

45. (–) 30,50

46. (35.) 30,48

47. (33.) 30,00

48. (–) 29,05

49. (–) 28,57

50. (–) 28,10

Graber Renate

Kordik Hanna

Zirm Jakob

Der Standard

Die Presse

Die Presse

Bornemann Dieter ORF (Eco)

Stottmeyer Madlen

Die Presse

Haase Claudia Kleine Zeitung

Delcheva Marina Profil

Strobl Günther

Der Standard

Battisti Barbara ORF (ZiB­Wirtschaftsredaktion)

Fröschl Michael ORF Radios

Gepp Joseph

Der Standard

Kleedorfer Robert Kurier

Pfluger Bettina

Der Standard

Kramer Angelika Trend

Eder Marton Bloomberg

Graf Monika Salzburger Nachrichten

Hodoschek Andrea Kurier

Gillinger Robert Börse­Express

Siebenhofer Alexandra ORF (ZiB­Wirtschaftsredaktion)

Schneid Hedi Freie Journalistin

Wiens Richard Salzburger Nachrichten

Lammer Beate Die Presse

Wailand Georg Gewinn / Kronen Zeitung

Kretzl Helmut Salzburger Nachrichten

Bruckberger Hans-Jörg Gewinn

Sommersacher Hanna ORF­Radios

Kwauka Martin Freier Journalist

Lampl Andreas Trend

Kischko Irmgard Freie Journalistin

Mascher Dietmar OÖ Nachrichten

Drastil Christian Börse Social Media

Sellner Angela Businesslive.at / Tageszeitung Österreich

Lackner Edith FONDS professionell

Lengauer Barbara APA

Schwarz Alexandra Thomson Reuters

Ebeert Christian Kronen Zeitung

Nowotny Katinka ORF (Eco)

Weitmayr Hans Institutional Money

Kistner Julia Freie Journalistin

Korinek Raja Freie Journalistin

Benisch Eva-Maria Freie Journalistin

Novak Ivan APA

Seiser Michaela FAZ

Maier Martin Gewinn

Martinek Thomas Trend

Unterhuber Wolfgang Kurier

Benz Matthias NZZ

Mühlberger Eva Kronen Zeitung

Wiedersich Robert Gewinn

Winter Robert Freier Journalist

91 SEITENBLICKE RANKING PLATZ ZULETZT PUNKTE TREND NAME UNTERNEHMEN *BEI PUNKTEGLEICHSTAND ZÄHLT DIE BESSERE EINZELBEWERTUNG

sort bei der „Presse“ leitet, fehlen 0,52 Punkte auf Platz 2. Richtig spannend auch das Duell um Platz 4, das „Eco“-Chef Dieter Bornemann (55,63 Punkte) vom ORF um 0,37 Punkte vor Madlen Stottmeyer (Platz 5 / 55,26 Punkte) von der „Presse“ – sie zählt zu Recht zu den Aufsteigerinnen des goldenen Rankings - für sich entscheiden kann. Madlen Stottmeyer heimst genau wie Andrea Hodoschek ( Platz 17 / 43,81 Punkte) gleich dreimal die höchste Punkteanzahl von ihren Peers ein, nur Renate Graber mit fünf und Hanna Kordik mit vier erzielen eine höhere Ausbeute.

Die Neueinsteiger

Von den Neueinsteigern schaffen es Marina Delcheva (Platz 7 / 50,48 Punkte), die von der „Wiener Zeitung“ zum Magazin „Profil“

DIE AUFSTEIGER PLATZ ZULETZT NAME UNTERNEHMEN

9. (28.) Battisti Barbara ORF (ZIB Wirtschaftsredaktion)

32. (45.) Sellner Angela Businesslive.at/Tageszeitung Österreich

5. (18.) Stottmeyer Madlen Die Presse

22. (34.) Lammer Beate Die Presse

12. (24.) Kleedorfer Robert Kurier

wechselte, und Michael Fröschl (Platz 10 / 46,88 Punkte), Leiter der ORF-Radioinformation und Wirtschaftsredaktion auf Anhieb unter die ersten zehn. Chapeau! Gleich dahinter reiht sich „Standard“Wirtschaftsressortchef Joseph Gepp (Platz 11 / 48,50 Punkte) ein. Zu den Aufsteigerinnen des goldenen Rankings zählt auch Barbara Battisti (Platz 9 / 48,24 Punkte), die 19 Plätze gutmacht, deren Zukunft als ORF-Wirtschaftsressortleiterin der „Zeit im Bild“ jedoch an einem seidenen Faden hängt.

Die Aufsteiger

Mit Claudia Haase (Platz 6 / 54,50 Punkte) von der „Kleinen Zeitung“, die kürzlich von RBI-CEO Johann Strobl während der Pressekonferenz bezüglich Russlandthematik mehr Emotion einforderte, und Günther Strobl (Platz 8 / 50,00 Punkte) vom „Standard“ komplettieren zwei langjährige und sehr erfahrene Journalisten die besten zehn der Branche. In den kommenden Wochen und Monaten

SEITENBLICKE RANKING 92

wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) die Medienbranche revolutionieren. APA-Geschäftsführer Clemens Pig nennt KI eine „Jahrhundertchance für die Medien“: „KI hilft uns in der effizienten Herstellung von Nachrichten, gleichzeitig können wir ein Gütesiegel abgeben, dass unsere Bilder tatsächlich Pressebilder sind. Auch die Texte sind nicht rein künstlich generiert, wir haben den ‚human in the loop‘ bei fast allen Anwendungen.“

Eine weitere Herausforderung für die Journalistenbranche ist der Druck, der von beleidigten Politikern aufgebaut wird, was oft einem Untergraben der vierten Gewalt in Österreich gleichkommt. Unternehmen setzen noch eins drauf und kreieren ihren eigenen Mediencontent inklusive selbst geführter Interviews, weil sie mit der Berichterstattung nicht zufrieden sind. „Bei Interviews wird der Freigabeprozess immer mühsamer, weil mitunter so viel geändert wird, dass es schon eine Frechheit ist. Außerdem fällt mir auf, dass immer mehr Experten fast nichts mehr sagen wollen oder dürfen, was manche Interviews ad absurdum führt“, beschreibt etwa Hans-Jörg Bruckberger (Platz 25 / 40 Punkte), Chef von Dienst beim Monatsmagazin „Gewinn“, die tagtäglichen Herausforderungen.

Hanna Sommersacher (Platz 26 / 37,65 Punkte) vom ORF sieht in der Entwicklung aber auch viele Chancen: „Krisen und Schocks wie in der jüngsten Vergangenheit machen die Berichterstattung greifbarer. Auch das Interesse beim Publikum wächst. Dass etwa der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu steigenden Energiekosten führt, dadurch die Inflation anfacht und schließlich auch bei den Lohnrunden in Österreich relevant ist – über diese Zusammenhänge zu berichten und sie einzuordnen ist wahnsinnig spannend.“ n

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup­Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

SEITENBLICKE RANKING 93

Zentrale. Die B&C­Gruppe hat ihren Sitz im beeindruckenden Ringstraßenpalais Ephrussi direkt am Schottentor in Wien.

94 © XXX #B&C
FINANZPLATZ AKTIEN

DAS TRIO INFERNAL DER B&C

Die B&C-Gruppe ist Kernaktionär der Amag AG, Lenzing AG sowie der Semperit AG Holding.

Speziell Lenzing und Semperit hängen am Sauerstofftropf, die Aktien sind Sorgenkinder. Experten sehen auch Verfehlungen des Mehrheitseigentümers als Ursache.

Es kommt selten vor, dass sich eine ganze Reihe an Finanzprofis und Kenner der Wiener Börse in einer Causa bedeckt geben. Im Fall der Rolle der B&C-Gruppe und dem Umgang mit deren Mehrheitsbeteiligungen an Amag Austria Metall AG, Lenzing AG und Semperit AG Holding ist aber genau das der Fall. Geredet wird im Hintergrund schon, den eigenen Namen will man aber nicht in der Zeitung lesen. Eine Industriegruppe, die Angst und Schrecken unter gestandenen Kapitalmarktteilnehmern verbreitet? Ungewöhnlich. Fakt ist, dass nicht nur die Aktienkurse der drei Konzerne unter Druck stehen, sondern auch die Erträge (siehe Seite 99).

In Zahlen: Per 16. Februar 2023 sackte der Kurs der Lenzing AG auf Drei-JahresSicht um 74 Prozent ab, bei der Semperit AG Holding betrug das Minus 48 Prozent. Dagegen blieb der Kursverlust der Amag Austria Metall AG mit rund elf Prozent überschaubar. Bleibt das Problem, dass sich die drei Aktien deutlich schlechter entwickelten als der ATX Prime Index,

der auf Drei-Jahres-Sicht um 12,8 Prozent zulegte. „Die Amag hat längerfristig halbwegs gehalten, bei den anderen beiden Unternehmen war nichts zu holen. Wenn der Kernaktionär überzeugt wäre, könnte man gegen die negativen Entwicklungen schon etwas unternehmen“, sagt ein Finanzprofi zu der Lage.

Aber was sind die Ursachen der negativen Entwicklungen? Ja, das wirtschaftliche Umfeld ist hart. Aber hat die B&CGruppe bei manchen Entscheidungen auch die falsche Abzweigung genommen?

Weder Wolfgang Hofer, Aufsichtsratsvorsitzender der B&C-Industrieholding und Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung, noch Birgit Noggler, die ebenso im Vorstand der B&C Privatstiftung sitzt, waren für ein persönliches Interview verfügbar. Auf eine Anfrage des Börsianer wurde schriftlich unter anderem festgehalten: „Österreichs Industrie befindet sich in einer Rezession, und auch die internationalen Märkte, die für die B&C-Beteiligungen besonders relevant sind, stehen seit längerem unter

FINANZPLATZ AKTIEN 95

Druck.“ Die kurzfristige Aktienkursperformance der Beteiligungen sei „allerdings aus Sicht der B&C nicht alleiniges Erfolgskriterium. Im Vordergrund steht für die B&C vielmehr die langfristige Wertsteigerung der Unternehmen. Vor diesem Hintergrund hält die B&C an ihrer Strategie fest, als verlässlicher Kernaktionär langfristige strategische Investitionen in ihren Beteiligungen Lenzing, Amag und Semperit zu unterstützen.“

Die langfristig anvisierte Wertsteigerung beim Börsenwert ist noch nicht in die Gänge gekommen: So sank die Marktkapitalisierung der Lenzing AG von 3,01 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf aktuell 830 Millionen Euro, jene der Semperit AG Holding von 530 Millionen Euro auf 283 Millionen Euro (siehe Grafik).

Strenges Regiment

Ob die Art und Weise der Unterstützung hilfreich ist, bezweifeln deshalb viele Beobachter. Und dabei gehen die Meinun-

gen von Experten, die anonym bleiben wollen, gar nicht weit auseinander. „Wer die Genesis der Beteiligungen der B&C Holding verfolgt, wird erkennen, dass ein stark hierarchischer Ansatz verfolgt wurde und wird. Man regiert von oben herab, hat kein Verständnis für das Gegenüber und geht militaristisch vor. Es mangelt an Kompetenz. B&C ist in Wirklichkeit eine Rechtsanwaltskanzlei“, verleiht ein Informant seinem Unmut Ausdruck.

Ins gleiche Horn stößt ein anderer Insider: „Die Rolle der B&C Holding ist

zu hinterfragen. Die Kapitalisierung der Kernbeteiligungen Lenzing und Semperit ist ein Desaster. Es ist kein Vorteil, dass Rechtsanwälte in das operative Geschäft der Unternehmen eingreifen wollen. Man mischt sich permanent in großem Umfang ein. B&C ist der Kern des Problems.“ Das ist laut der B&C-Gruppe nicht der Fall. „Für die Festlegung der unternehmensspezifischen Strategie sind Vorstand und Aufsichtsrat der börsennotierten Unternehmen verantwortlich. Professionelle Vertreter der B&C in den Aufsichtsräten ihrer Beteiligungen unterstützen die Leitungsgremien bei der Umsetzung ihrer Strategien“, lautet es in einer Stellungnahme von B&C. Hier scheint es in der Wahrnehmung des Tuns große Auffassungsunterschiede zwischen der B&C und Kapitalmarktteilnehmern zu geben.

Nur wenig Gefallen finden Experten auch an der hohen Fluktuation im Management der Semperit AG Holding

FINANZPLATZ AKTIEN 96
#LENZING LENZING AG B&C-Anteil in % 52,25 Aktienkurs 1 Jahr in % –55,79 3 Jahre in % –74,38 5 Jahre in % –62,74 Marketcap aktuell 829,69 Miollionen Euro Marketcap 2018 2,1 Milliarden Euro Marketcap 2016 3,01 Milliarden Euro Marketcap 2014 1,40 Milliarden Euro LENZING AG 150 75 0 20.2.21 20.2.24 Quelle: baha
© LENZING AG
Global. Die Lenzing hat neben Oberösterreich weltweit Standorte, etwa in China und Thailand sowie in Brasilien. 60 Prozent der Kunden kommen aus Asien.

Forschung. Das Foschungs­ und Entwicklungszentrum der Semperit AG Holding ist in Wimpassing.

und Lenzing AG. „Bei beiden Konzernen wurden in den vergangenen Jahren viele Vorstände verbraucht. Manche waren schon innerhalb kurzer Zeit wieder Geschichte“, betont ein Kritiker (siehe Seite 98). Beide Konzerne haben mit Thomas Cord Prinzhorn und Stefan Fida dieselben Leute an der Aufsichtsratsspitze.

Schweigen im Walde

Vor allem ein Mangel an Informationsbereitschaft stößt Kritikern sauer auf. Ein Finanzprofi meint dazu: „Es gibt keine brauchbare Kommunikation. Das ist speziell bei Lenzing der Fall. Generell hört man von B&C überhaupt nichts.“ Dem pflichtet ein Fondsmanager bei: „Ich habe versucht, mit Entscheidungsträgern der B&C Holding zu reden. Aber B&C mauert. Ich konnte mich noch nie mit jemandem aus der B&C Holding unterhalten. Man ist am Markt schlicht und einfach nicht präsent. Ich habe Verständnis dafür, wenn man nicht an der Börse sein will. Aber was jetzt passiert, ist nicht Fisch und nicht Fleisch.“

Verhaltener fällt die Beurteilung eines weiteren Fondsmanagers aus: „Es spricht grundsätzlich nichts gegen Kernaktionäre. Das ist bei der B&C Holding nichts anderes als etwa bei der

Öbag. Ein Problem ist, dass die B&C Holding gegenüber Investoren nicht besonders marktfreundlich auftritt.“ Dass Holding-Konstruktionen durchaus Charme haben können, meint Friedrich Mostböck, Leiter des Bereichs Group Research der Erste Group Bank AG: „Die B&C Holding ist nicht börsennotiert und wird daher von uns nicht gecovert oder kommentiert. Prinzipiell ist es aber aus meiner Sicht begrüßenswert, wenn es österreichische strategische Kernaktionäre wie etwa auch die Öbag für börsennotierte Unternehmen gibt.“

Amag: Verkauf an Voestalpine? Unter den drei Unternehmen, bei denen die B&C als Kernaktionär fungiert, sticht

die Amag Austria Metall AG positiv hervor. „Das Unternehmen funktioniert. B&C hält 53 Prozent und hat den Sitz im Aufsichtsrat. Es erfolgte und erfolgt bei Amag seitens B&C nie eine Einmischung in das Geschäft. Die Beteiligung an Amag ist sehr werthaltig“, meint ein Fondsmanager. Der Experte sieht mögliche Veränderungen nahen: „Vielleicht wird der Anteil an Amag verkauft. Der Wert der Beteiligung von B&C an Amag liegt samt Future-Value bei 600 bis 700 Millionen Euro. Vernünftigster Partner wäre die Voestalpine. Jetzt ist die Beteiligung von B&C rund 550 Millionen Euro wert. Ein Verkauf würde sich also rechnen.“

Christian Obst, Analyst bei der Baader Bank, glaubt dagegen nicht, dass es so weit kommt. Obst: „Die Voestalpine steht gut da, muss aber hohe Investitionen zwecks Verringerung des CO2Ausstoßes tätigen. Deshalb ist nicht genügend Geld für eine Übernahme der Amag verfügbar. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nur bei rund zehn Prozent.“ Laut Obst ist die Amag „in diesem Umfeld das Highlight. Das liegt an den Personen, die das Unternehmen führen. Die Grundstruktur des Alukonzerns ist gut, die Produktionsseite beeindruckend. Das Unternehmen produziert weltweit. Der

FINANZPLATZ AKTIEN 97
© SEMPERIT
SEMPERIT AG HOLDING B&C-Anteil in % 54,00 Aktienkurs 1 Jahr in % –38,39 3 Jahre in % –48,41 5 Jahre in % 10,22 Marketcap aktuell 282,68 Millionen Euro Marketcap 2018 204,9 Millionen Euro Marketcap 2016 529,8 Millionen Euro Marketcap 2014 802,0 Millionen Euro Semperit AG Holding 50 25 0 20.2.21 20.2.24 Quelle: baha
#SEMPERIT

Innovation. Die Amag Austria Metall AG hat den Spezialprodukteanteil auf 57 Prozent gesteigert.

HOHE FLUKTUATION UND WENIG

DIVERSITÄT BEI LENZING UND SEMPERIT

Die Fluktuation in den Vorstandsriegen der Lenzing AG und Semperit AG Holding ist ebenso auffällig wie die ständigen Restrukturierungen. So gab es bei der Semperit AG Holding mit dem Weggang von CEO Thomas Fahnemann im März 2017 vier Jahre mit Martin Füllenbach an der Spitze, der im September 2021 ausschied und von Karl Haider im Jänner 2022 beerbt wurde. Technikvorstand Kristian Brok blieb 3,5 Jahre, CFO Gabriele Schallegger hielt es sieben Monate aus, ihre Nachfolgerin Petra Preining wechselte nach rund 1,5 Jahren im September 2022 zur AT&S AG. Bei der Lenzing AG folgte auf CEO Stefan Doboczky, der auch wegen des Maskenskandals um die Hygiene Austria im September 2021 nach fünf Jahren gehen musste, Vorstand Stephan Sielaff im März 2022 als Vorstandschef. Finanzvorstand Thomas Obendrauf nahm im März 2022 seinen Hut, ihm folgte im November 2022 Nico Reiner. Zum selben Zeitpunkt wurde auch ein neues Einsparungsprogramm verkündet, und im Jänner 2024 gab es Sonderabschreibungen in Höhe von 480 Millionen Euro.

Schwerpunkt großer Investitionen liegt aber weiterhin auf dem Sitz in Ranshofen. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, die ihren Fokus auf die Autoindustrie gelegt haben, ist Amag breiter aufgestellt und konnte die Produktqualität hoch halten.“

Verhalten positiv ist Erste-GroupChefanalyst Mostböck: „Die Amag ist mit Sicherheit ein technologisch führendes Paradeunternehmen in Österreich, leidet aber an der Börse etwas an dem geringen Streubesitz von 6,9 Prozent.“ Das sieht ein Fondsmanager ähnlich: „Wegen des geringen Free Floats ist die Aktie nur für Retailanleger geeignet. Aus Sicht institutioneller Investoren macht es dagegen keinen Sinn, das Unternehmen an der Börse zu haben.“ Zuletzt gab es auch hier einen Managementwechsel, CEO Gerald Mayer verließ die Amag in Richtung Voestalpine, Helmut Kaufmann übernahm mit Jänner 2024 seine Agenden.

Verzwickte Lage bei Lenzing

Deutlich verzwickter ist die Lage beim Faserkonzern Lenzing AG. Das spiegelt auch

die Entwicklung des Börsenkurses wider. Im Dezember 2021 lag der Aktienkurs noch im dreistelligen Eurobereich. Aktuell ist das Papier nur noch rund 30 Euro wert. „Und bei B&C nimmt man das einfach so hin. Lenzing hat gute Produkte. Aber es wurde zu wild expandiert, der Kauf in Brasilien war risikoreich“, so die Kritik eines Experten. Stichwort Wertsteigerung: Die Ebit-Marge der Lenzing AG ging von 16,4 Prozent im Jahr 2017 auf 0,6 Prozent im Jahr 2022 zurück, die EbitdaMarge sank im selben Zeitraum von 22,2 auf 9,4 Prozent. Der geneigte Investor bekommt den Eindruck, dass sich die Lenzing AG seit Jahren in einer permanenten Restrukturierung befindet. Der Fokus auf höherpreisige Spezialitätenfasern spricht grundsätzlich für höhere Erträge, die Frage ist, ob das Geschäftsmodell in Zeiten höherer Inflation funktioniert.

Die Anhäufung negativer Entwicklungen, die laufenden Managementwechsel, die schlechten Covid-Jahre mit geringerer Nachfrage, aber hohen Ausgaben wegen des Baus neuer Kapazitäten oder auch

FINANZPLATZ AKTIEN 98
#VORSTAND #AMAG AMAG AUSTRIA METALL AG B&C-Anteil in % 52,70 Aktienkurs 1 Jahr in % –21,05 3 Jahre in % –10,66 5 Jahre in % –12,04 Marketcap aktuell 1,01 Milliarden
Marketcap 2018 1,10 Milliarden
Marketcap 2016 1,17 Milliarden
Marketcap 2014 1,02 Milliarden
Semperit AG Holding 50 25 0 20.2.21 20.2.24 Quelle: baha
Euro
Euro
Euro
Euro
© AMAG AUSTRIA METALL AG
„Voestalpine hat nicht genug Geld für eine Übernahme der Amag.“
CHRISTIAN OBST

der starke Anstieg der Energie- und Chemikalienkosten und damit ein schwächer als erwartet erwirtschafteter Ertrag setzen der Reputation des Faserherstellers zu. „Das führte zu Refinanzierungsproblemen und einer Kapitalerhöhung auf niedrigem Aktienkursniveau, zu einer zweifachen Guidance-Reduzierung und damit zu einem Reputationsverlust. Was auffällt, ist auch die sehr geringe Kommunikation. Es ist echt schade, da die zugrunde liegende Story und langfristigen Aussichten echt gut sind“, meinte etwa Analyst Markus Mayer von der Baader Bank im November 2023 zum Börsianer. Erste-Group-Experte Mostböck meint:

„Schwache Viskosepreise in Kombination mit hohen Rohstoff- und Energiepreisen belasten die Ergebnisse der Lenzing, Mitte Jänner gab es weitere schlechte Nachrichten, da das Unternehmen Sonderabschreibungen in Höhe von bis zu 480 Millionen Euro meldete. Der aktuelle Kurs preist die zuletzt negativen News ein.“

Noch ein Wort zur Kapitalerhöhung, die im Juli 2023 im Volumen von 400 Millionen Euro abgeschlossen wurde – die Aktien wurden an bestehende Aktionäre um 33,10 Euro verschleudert, die Aktie notierte bei rund 45 Euro. Die B&C, die mitzog, argumentiert, dass sie umfassend Kapital zur Verfügung gestellt hat. Fragen muss man sich aber schon, wieso nicht einmal der Hauptaktionär den ohnehin schon gebeutelten Preis je Aktie zahlen wollte, sondern hier zum Schleuderpreis unter die Arme griff. Auch wenn Druck von Emissionsbanken kam, hier hätte die B&C auf einen höheren Kurs drängen können.

„Der aktuelle Kurs preist die zuletzt negativen News bei Lenzing ein.“
FRIEDRICH MOSTBÖCK

Strategiedefizite bei Semperit

Bleibt mit der Semperit AG Holding noch die dritte Beteiligung im Bunde, bei der Experten strategische Fehler orten. Wobei es heuer eigentlich das 200-jährige Bestehen zu feiern gibt. Ein Kenner der Szene sagt dazu: „Bei Semperit ist keine klare Strategie erkennbar. Im Vorjahr hat das Unternehmen die oberösterreichische Rico Group, einen Spezialisten bei Flüssigsilikon und im High-EndWerkzeugbau, übernommen. Die Rico Group ist einem anderen Geschäftsfeld wie Semperit tätig. Es ist nicht klar, ob man damit ein neues Geschäftsfeld aufmachen wollte oder ob Semperit einfach umgebaut werden soll.“ Dazu hält die B&C-Gruppe fest, dass „die strategische Akquisition der Rico Group durch Semperit zur Stärkung des industriellen Kerngeschäfts“ beitragen soll.

Eine andere strategische Fehlentscheidung ortet ein Experte im Umgang mit der Handschuhsparte. „Während der Corona-Pandemie war ein Zeitfenster offen, in dem man das Handschuhgeschäft zu einem tollen Preis hätte verkaufen können. Zwei Jahre danach ist der Wert um 70 Prozent geringer. Bei all den Problemen wird Semperit auch noch schlechtgeredet. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass die Aktie von der Börse genommen wird.“

% MEINE RENDITE

Die B&C Holding sorgt bei ihren Beteiligungen an Lenzing und Semperit immer wieder für Überraschungen, die aus Anlegersicht selten Vorteile brachten. Es fehlt an transparente Kommunikation, sagen Kapitalmarktexperten. Es lohnt sich, das weitere Geschehen permanent im Auge zu behalten. n

FINANZPLATZ AKTIEN 99
#ZAHLEN SCHWACHE PERFORMANCE Lenzing AG Q1–Q3 2023 Q1–Q3 2022 Umsatzerlöse 1.865,8 1.970,1 Ebitda (Ergebnis vor Abschreibungen) 219,1 263 Ebit (Betriebsergebnis) –10,5 112,6 Ebit­Marge –0,60 % 5,70 % Ergebnis je Aktie in EUR –4,9 2,16 Semperit AG Holding Q1–Q3 2023 Q1–Q3 2022 Umsatzerlöse 547,6 593,4 Ebitda (Ergebnis vor Abschreibungen) 56,8 79,8 Ebit (Betriebsergebnis) 30,9 48,5 Ebit­Marge 5,60 % 8,20 % Ergebnis je Aktie in EUR –1,29 –1,68 Amag Austria Metall AG 2023 2022 Umsatzerlöse 1459,2 1726,7 Ebitda (Ergebnis vor Abschreibungen) 188,4 247,1 Ebit (Betriebsergebnis) 102,4 159,7 Ebit­Marge 7 9,2 Ergebnis je Aktie in EUR 1,88 3,1 QUELLE: GESCHÄFTSBERICHTE DER UNTERNEHMEN

Was liegt, das pickt. Die Europäische Union arbeitet fieberhaft am EU AI Act. Die hohe Innovationskraft von künstlicher Intelligenz erschwert den Prozess.

#GOVERNANCE

KI IST CHEFSACHE

Der Hype um künstliche Intelligenz (KI) verstellt die Notwendigkeit, dass Unternehmen ethische, moralische und rechtliche Leitlinien für den Einsatz von KI festlegen müssen. Was in so einer Governance stehen sollte und wie CEO und Unternehmen davon profitieren.

Für die meisten Finanzdienstleister und Unternehmen ist es keine Frage mehr ob, sondern wann künstliche Intelligenz in der Firma Einzug hält. Je nach Unternehmensgröße bedeutet das nicht, dass jeder selbst eine KI entwickeln wird. Aber einsetzen werden sie in den kommenden Jahren fast alle, etwa bei der Kreditwürdigkeit von Kunden, dem Aufdecken von Betrug und der Personalisierung bis hin zu Unternehmensbereichen wie Marketing, Sales, Recruiting und Training, um ein paar Beispiele zu nennen. Der sogenannte EU AI Act gibt der durch ChatGTP ausgelösten KI-Hochkonjunktur jetzt auch noch einen rechtlichen Rahmen, der sich gewaschen hat. Viele Unternehmen haben gar nicht auf dem Schirm, dass für KI eine Governance notwendig ist. „KI ist nicht nur eine Technologie als Selbstzweck,

„Haben mit interdisziplinärem Team Lösung sicher entwickelt.“
GERHARD BURTSCHER

sondern da steckt ein Wert dahinter, der Produktivitätsgewinn und Zeitersparnis bringen soll, sonst brauche ich es nicht einsetzen“, sagt KI-Expertin Alexandra Ebert von Mostly AI. Auch deshalb ist „KI zwingend Chefsache“, und gerade auch deshalb „benötigt KI eine Strategie und Governance von Beginn an“, sagt Clemens Pig, Geschäftsführer der Austria Presse Agentur (APA), im Gespräch mit dem Börsianer. „Es geht ja nicht nur um rechtliche, sondern auch um ethische Fragestellungen, worauf man Rücksicht nehmen muss, wie man Voreingenommenheit verhindert und wie viel Raum man etwa Mitarbeitern geben will, um mit KI zu experimentieren“, sagt der Chef der APA, die durch ihre jahrelange Vorarbeit nun eine der Vorreiterinnen in Sachen KI in Österreich ist.

Versicherung für den CEO

„Eine KI-Richtlinie oder auch Governance ist so was wie eine Versicherung für den CEO“, meint Martin Giesswein, Fakultätsmitglied an der WU Executive Academy und ehemaliger Nokia-Manager. Er hält die Weiterbildung in Sachen KI für essenziell. „Wir haben noch zu wenig Kompetenzen, um gestalterisch tätig zu werden. Mit Kompetenzen können wir Einfluss auf die Politik nehmen, einen eigenen Weg in der EU einschlagen und Unternehmen aufbauen, die höhere ethische Standards haben.“ Durch gutes Wirtschaften bleibe der Wohlstand erhalten. „Das heißt aber auch, ein CEO muss sich schulen lassen und das Gleiche für seine Führungsmannschaft und Mitarbeiter ermögli-

„Es gibt ein Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Fairness.“
ALEXANDRA EBERT

#KI-LEITLINIEN

SO GELINGT DIE GOVERNANCE

Für viele ist es eine große Hürde, überhaupt eine Governance aufzusetzen. Diese Fragen sollte man sich beim Aufsetzen der KI­Leitlinien stellen, sagt Alexandra Ciarnau von der Kanzlei Dorda:

• Was ist unsere KI-Strategie?

• Für welche Werte wollen wir einstehen?

• Wonach messe ich das?

• Wie challenge ich das?

• Wer ist in der Taskforce?

• Wie schauen die Berichts- und die Kommunikationsrichtlinien aus?

• Wie gestalte ich ein adäquates Riskmanagement- und Kontrollsystem?

• Wie kann ich mein Datenökosystem KI-fit und rechtskonform aufbauen?

• Wie kommuniziere ich die festgelegten Prinzipien und Richtlinien an die Arbeitsebene?

• Welche Trainings und Schulungen sind notwendig?

chen. In so einer Governance muss definiert werden, wie das Unternehmen zu KI und zur Arbeitsplatzreduktion durch Prozessoptimierung mit KI steht und wie Werte wie Würde und Fairness in der angewendeten KI abgebildet werden können. In vielerlei Hinsicht ist eine KIGovernance auch eine ethische Regulierung“, sagt Giesswein.

Spätestens wenn man einem Entwickler oder Data Scientist sagt, er soll einen fairen Algorithmus bauen, klingen die Alarmglocken. Denn was ist die mathematische Formel für Fairness? „Hier müsste von der Führungsebene oder vom Gesetzgeber eine Vorgabe kommen, wie etwa bei einem Kreditalgorithmus Fairness zu handhaben ist“, sagt KI-Expertin Alexandra Ebert, die etwa die Erste Group Bank AG, die Merkur Versiche-

rung, Telefonica sowie die drei der zehn größten US-Banken wie etwa die Citibank zu ihren Kunden zählt. Und: „Es gibt ein Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Fairness und den Antidiskriminierungsgesetzeskörpern. Bilden wir rechtskonforme KI-Produkte, die diskriminieren, oder bauen wir absichtlich gegen rechtliche Vorgaben? Es gibt zahlreiche ethische, moralische und rechtliche Überlegungen, die in so einer Governance definiert werden müssen.“

Experimentieren erlaubt

Die Erste Bank Österreich AG ist gerade dabei, eine KI-Governance zu etablieren. „Wichtig ist uns dafür die Anlehnung an den EU AI-Act, dem weltweit ersten Gesetz zur Regulierung von KI, das heuer in Kraft treten soll. Trotzdem unterliegen wir bereits strengen Auflagen und einer detaillierten Governance beim Einsatz von maschinellen Lernmodellen und KI. Man denke an das Bankengesetz, die DSGVO, die Cyber-Security-Vorschriften und vieles mehr. Künstliche Intelligenz muss verantwortungsvoll und Vertrauen stiftend angewendet werden. KI-Governance ist dafür ein zentrales Instrument“, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller zum Börsianer. Die Erste Bank versucht derzeit mit dem Financial Health Prototype, einer öffentlich zugänglichen Finanz-KI unter erstebank.ai, die „Komplexität der Finanzwelt aufzulösen. Wir wollen KI-Anwendungen entwickeln, die unseren Kunden beim Umgang mit ihren Finanzen weiterhelfen. Unsere Produkte und Apps werden in Zukunft gewiss anders sein als bisher. Es

FINANZPLATZ KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 102
CLEMENS PIG
„KI benötigt eine Strategie und Governance von Beginn an.“
„KI muss Vertrauen stiftend angewendet werden.“
GERDA HOLZINGER-BURGSTALLER
„Eine KI-Governance ist auch eine ethische Regulierung.“
MARTIN GIESSWEIN

wird um einen Beziehungsaufbau zu unseren Kunden mittels KI gehen. Die digitale Banking-App George wird dabei eine wichtige Rolle spielen“, sagt HolzingerBurgstaller. Eine Verbindung zum Bankensystem oder Zugriff auf Kundendaten gibt es nicht.

Mehrwert fürs Unternehmen

Bei der Bank für Tirol und Vorarlberg AG (BTV) ist seit einiger Zeit der interne KI-Assistent DaVinci im Einsatz, der ressortübergreifend entwickelt wurde: „Neben der technischen Umsetzung lag der Fokus darauf, die regulatorischen Vorgaben und die hohen Datenschutzstandards einzuhalten. In einem interdisziplinären Team aus Technikern sowie Datenschutz-, Informationssicherheits- und bankfachlichen Experten wurden die notwendigen Kompetenzen zusammengebracht, um die Lösung schnell und sicher zu entwickeln“, sagt BTV-Vorstandsvorsitzender Gerhard Burtscher. Die Auseinandersetzung mit KI müsse im strategischen Kontext passieren, die KI-Governance sei sehr bedeutend. „KI wird bei diversen Überlegungen und zahlreichen Weiterentwicklungen mitgedacht, nur so können durch den gezielten Einsatz auch Erfolge erzielt werden“, meint Burtscher. Auch APAChef Clemens Pig betont, dass „ganz explizit Themenbereiche und Wertschöpfungsfelder definiert werden sollten“nur nicht KI und Automatisierung von heute auf morgen übers Unternehmen drüberstülpen, weil man da jetzt schnell auch dabei sein möchte. Bei der Generali Group gilt seit Februar 2024 eine intern

entwickelte KI-Governance-Guideline, über die KI-Modelle über deren Lebenszyklus hinweg angemessen verwaltet werden. Bei der Österreichische Hagelversicherung muss KI wie andere Technologien auch einen positiven Mehrwert für das Unternehmen und die Kunden bringen. Aktuell sei der häufigste Grund Effizienzgewinn. Die Versicherung setzt KI für ihre Kunden etwa bei der Bereitstellung von Satellitendaten ein und erarbeitet aktuelle interne Richtlinien. „Da sich in dem Zusammenhang im Moment aber die Ereignisse scheinbar überschlagen, was neue Möglichkeiten und Anwendungen mittels KI betrifft, ist das ein ‚ongoing topic‘“, sagt deren Sprecher Mario Winkler zum Börsianer. Dem pflichtet zwar Dorda-Partner Axel Anderl bei, da es in diesem Bereich einen hohen Innovationszirkel gibt, der EU AI Act stehe aber schon vor der Tür. „Es ist sinnvoller, schon im Vorfeld die Anforderungen zu dokumentieren, gerade im Hinblick darauf, dass durch den EU AI Act rechtliche Vorgaben schlagend werden. Im Nachhinein ist das wesentlich teurer und schwieriger, da stellt sich auch die Frage, ob ich die KI-Anwendung vielleicht kübeln muss.“ Und das wäre ärgerlich.

% Meine Rendite Jedes Unternehmen braucht für den Einsatz von künstlicher Intelligenz eine Governance, also Leitlinien, wie KI im Unternehmen allumfassend mit technischen, rechtlichen sowie ethischen Auswirkungen eingesetzt werden soll. Dieses Impact-Assessment ist Chefsache. n

MARTIN GIESSWEIN

„AI 2040 – Wie digitaler Humansimus die Welt rettet“

WWW.AI2040.ORG

CLEMENS PIG

„Democracy Dies in Darkness“

ISBN: 978­3­7106­0771­4 25,00 Euro

FINANZPLATZ KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 103
Buchtipp
Buchtipp

WELCHES EUROPA WIR BRAUCHEN

Die EU-Wahlen bieten eine wichtige Weichenstellung für die europäische Wirtschaftsund Finanzpolitik. Wo stehen die heimischen Parteien?

Nach den indischen Parlamentswahlen ist jene zum EUParlament die zweitgrößte demokratische Wahl der Welt. Die amtierende EU-Kommission unter Ursula von der Leyen setze in der abgelaufenen Legislaturperiode mit dem Green Deal einen Rahmen zur Transformation der Wirtschaft. Letztlich werden von 6. bis 9. Juni die rund 350 Millionen Wahlberechtigte aus 27 EU-Staaten über die Mandatsverteilung im neuen EU-Parlament auch über eine Fortsetzung dieser Politik entscheiden. Österreich stellt künftig 20 der insgesamt 720 Parlamentarier. Der Börsianer hat vorab von den Parteien die wichtigsten Standpunkte in Sachen Wirtschaftspolitik und Kapitalmarkt abgefragt. Die Antworten kommen von den jeweiligen Spitzenkandidaten, nur bei den Grünen, die bei den Wahlen mit der 23-jährigen Klimaaktivistin Lena Schilling antreten, gab uns deren Wirtschaftssprecherin die Antworten.

SEITENBLICKE POLITIK 104

Europas Wirtschaft wird zusehends zwischen den globalen Fronten USA und China aufgerieben und geriet zuletzt ins Hintertreffen. Was müssen wir jetzt tun, um das europäische Wohlstandsmodell langfristig zu sichern? – Unser Fokus muss wieder auf dem Industrieund Wirtschaftsstandort Europa liegen. Nur mit starken Unternehmen können wir die digitale und grüne Transformation schaffen. Und da gilt es, die richtigen Anreize zu setzen, dass Betriebe in Europa bleiben, statt sich in Drittstaaten anzusiedeln. Besonders intensiv werde ich mich dafür einsetzen, der Überregulierung einen Riegel vorschieben. Daher begrüße ich die Ankündigung der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Berichtlegungspflichten um 25 Prozent zu reduzieren. Das kann aber nur der erste Schritt sein. Aus meiner Sicht braucht es auch einen besseren Zugang zur Finanzierung speziell für Kleinund Mittelbetriebe und auch deutlich mehr Geld für Innovation, Forschung und Entwicklung.

Die aktuelle Kommission initiierte den Green Deal als wirtschaftspolitische Kernstrategie. Wie soll die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaft fortgesetzt werden? – Den Green Deal sehe ich nicht als wirtschaftspolitische Kernstrategie, sondern als einen umfassenden Klima- und Umweltschutzplan. Jetzt muss es aber wieder mehr um die Wirtschaft gehen. Deswegen müssen wir die Unternehmen verstärkt beim grünen und digitalen Wandel unterstützen. Hier muss das Motto lauten: Dekarbonisierung statt Deindustrialisierung. Es ist essenziell, dass die Unternehmen, die Klimaschutztechnologien produzieren und Innovation vorantreiben, auch in Europa bleiben. Und hier ist die Kommission gefordert, auch ihren grünen Industrieplan rasch umzusetzen. Daneben brauchen wir robuste Lieferketten, eine Sicherstellung des Zugangs zu Rohstoffen. Außerdem brauchen wir schnellere Genehmigungsverfahren und Technologieoffenheit für Innovationen in die grenzübergreifende Wasserstoffinfrastruktur.

Stichwort Kapitalmarktunion: Wie soll die Integration der Kapitalmärkte vorangetrieben werden? – Vor allem die Vertiefung der Kapitalmarktunion muss sowohl in der Eurogruppe als auch im Ecofin vorangetrieben werden. Unser Ziel ist es, einen Binnenmarkt für Kapital zu schaffen und damit die Rahmenbedingungen für den Kapitalmarkt zu verbessern und Hürden und Bürokratie abzubauen. Konkret wollen wir vor allem für KMUs den Zugang zu liquiden Mitteln erleichtern, zum Beispiel die Erreichbarkeit von Beteiligungs- und Risikokapital.

SEITENBLICKE POLITIK 105
©
Reinhold Lopatka Spitzenkandidat EU-Wahl ÖVP
EUROPEAN UNION 2024
Zukunft EU. Im Juni wählen 350 Millionen Wahlberechtigte aus 27 EU­Staaten ein neues EU­Parlament.

Spitzenkandidat

Europas Wirtschaft wird zusehends zwischen den globalen Fronten USA und China aufgerieben und geriet zuletzt ins Hintertreffen. Was müssen wir jetzt tun, um das europäische Wohlstandsmodell langfristig zu sichern? – Die EU hat in den vergangenen Monaten gelernt, dass eine zu große Abhängigkeit von Drittstaaten zu enormen Problemen führen kann - wenn beispielsweise Lieferketten aufgrund der Entscheidungen von einzelnen Regierungen oder einer globalen Pandemie nicht mehr zuverlässig sind. Plötzlich fehlen in Europa wichtige Rohstoffe, und die Produktion stockt. Gleichzeitig kann diese Abhängigkeit zu einer echten Gefahr werden, wie im Fall von Russland. Wir müssen uns als EU unabhängiger machen und vermehrt auf „made in Europe“ rückbesinnen und unsere Lieferketten diversifizieren. Ein Gesetz für kritische Rohstoffe wurde zu diesem Zweck letztes Jahr auf den Weg gebracht, und die EU-Kommission hat endlich verstanden, dass wir gezielt investieren müssen, um Schlüsselproduktionen in Europa zu halten und anzusiedeln. Wenn nur die EU stur am Wettbewerb festhält, während USA und China gezielt ihre Volkswirtschaften stärken, geraten wir in Rückstand.

Die aktuelle Kommission initiierte den Green Deal als wirtschaftspolitische Kernstrategie. Wie soll die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaft fortgesetzt werden? – Eine nachhaltige und klimafreundliche Wirtschaft bedeutet langfristig mehr Chancen, Jobs und somit mehr Wohlstand und eine bessere Lebensqualität. Insbesondere der Umstieg auf erneuerbare Energien ist dabei ein Kernthema. Wichtig ist uns als Sozialdemokratie, dass niemand von den Zielvorgaben des grünen Wandels abgehängt wird. Der grüne Deal braucht ein rotes Herz. Das bedeutet beispielsweise einen gut ausgestatteten Sozialfonds.

Stichwort Kapitalmarktunion: Wie soll die Integration der Kapitalmärkte vorangetrieben werden? – Die Kapitalmarktunion ist von wesentlicher Bedeutung für das wirtschaftliche Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der EU. Nur mit einem gut funktionierenden EU-weiten Kapitalmarkt können wir den grünen und digitalen Wandel sowie die strategische Autonomie der EU stärken. Aber ein gemeinsamer Kapitalmarkt an sich bringt noch kein Wirtschaftswachstum. Dafür braucht es Investitionen in Forschung, grüne Infrastruktur und digitale Netze. Gemeinsame und klare EU-Regeln senken die gerade für KMUs oft zu hohen Anforderungen einer Kapitalmarktfinanzierung.

Europas Wirtschaft wird zusehends zwischen den globalen Fronten USA und China aufgerieben und geriet zuletzt ins Hintertreffen. Was müssen wir jetzt tun, um das europäische Wohlstandsmodell langfristig zu sichern? – Die FPÖ will weg von der planwirtschaftlichen Utopie namens Green Deal, der in Europa längst zu einem „Green Desaster“ verkommen ist. Wichtige Industriestandorte und Wirtschaftsbetriebe kämpfen mit immer weiter ausufernden Auflagen, die nicht mehr zu erfüllen sind. Zudem fordern wir ein Ende der verfehlten Sanktionspolitik gegenüber Russland und möglichst schnelle Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Europas Investitionen wären für den Aufbau von alternativen Energiequellen und eine nachhaltige Weiterentwicklung der Industrie und der Wirtschaft besser aufgehoben.

Die aktuelle Kommission initiierte den Green Deal als wirtschaftspolitische Kernstrategie. Wie soll die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaft fortgesetzt werden? – Die EU-Kommission hat hier auf allen Ebenen versagt. Insekten als alternative Nahrungsquelle, das Verbot des Verbrennermotors, der Anbau von genetisch veränderten Pflanzen sind nur einige der Irrsinnigkeiten, die wir der EU zu verdanken haben. Eine Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft muss schritt- und nicht zwangsweise erfolgen. Aus dem gewonnenen Wohlstand der letzten Jahrzehnte hätte man mehr in Innovationen investieren müssen, anstatt Regularien zu schaffen, die eine Verbotswelle mit sich zogen. Energie-Neutralität, Innovationsfreiheit und Verbesserung statt Verbote: Das ist unser Motto.

Stichwort Kapitalmarktunion: Wie soll die Integration der Kapitalmärkte vorangetrieben werden? – Im Grunde ist die Kapitalmarktunion eine Notwendigkeit, um den überteuerten Green Deal und die von der EU-Kommission geforderte dekarbonisierte Wirtschaft voranzutreiben. Es geht um eine Risikoteilung, wobei wieder nur die Nettozahler wie Österreich haften werden. Hinsichtlich des Wohlstandsaufbaues sollten zunächst die nationalen Regierungen gefordert sein, auf ein Erstarken der Eigenkapitalkultur durch geeignete Maßnahmen hinzuwirken, sonst findet man sich wieder in einer Dauerstaatsalimentierung.

SEITENBLICKE POLITIK 106

Elisabeth Götze

Wirtschaftssprecherin Grüne

Europas Wirtschaft wird zusehends zwischen den globalen Fronten USA und China aufgerieben und geriet zuletzt ins Hintertreffen. Was müssen wir jetzt tun, um das europäische Wohlstandsmodell langfristig zu sichern? – In Europa hat man lange auf billiges Gas aus Russland gesetzt. Der Preis dafür war eine politische Abhängigkeit, die uns jetzt teuer zu stehen kommt. Nun reduzieren wir die Gasabhängigkeit schrittweise, aus den erwähnten politischen Gründen, und gleichzeitig ist es die richtige Strategie im Kampf gegen die Klimakrise. Die Milliarden, die früher nach Russland gingen, investiert Europa nun in erneuerbare Energien und Stromnetze. Der Europäische Green Deal unterstützt die Wirtschaft, die Industrie bei ihrem Umstieg auf grüne Produktion. Gleichzeitig schaffen wir durch Forschung und Entwicklung in den relevanten Schlüsseltechnologien europäische Wettbewerbsvorteile.

Die aktuelle Kommission initiierte den Green Deal als wirtschaftspolitische Kernstrategie. Wie soll die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaft fortgesetzt werden? – Die Kommission hat erkannt, dass die grüne Transformation der europäischen Wirtschaft die größte Chance für unsere langfristige Wettbewerbsfähigkeit ist. Wichtig ist, diesen Weg konsequent weiterzuführen, um Planbarkeit für die Unternehmen sicherzustellen. Sinnvolle Unterstützung für Unternehmen bei der Transformation, Weiterbildungen für Arbeitnehmer um Qualifikationen für Green Jobs zu erwerben und wirksamer Schutz vor staatlich subventionierter Konkurrenz und vor Produkten ohne Klimaschutz-Auflagen sind die wichtigsten Maßnahmen, um Europas Standort abzusichern.

Stichwort Kapitalmarktunion: Wie soll die Integration der Kapitalmärkte vorangetrieben werden? – Die EU-Institutionen haben bei der Kapitalmarktunion und der Bankenunion große Fortschritte gemacht. Bei den noch offenen Arbeitspaketen müssen der Konsumentinnen- und Konsumentenschutz, die Unterstützung der Twin Transition – also des wirtschaftlichen Wandels in Richtung Digitalisierung und Ökologisierung - und der bessere Zugang von kleinen und mittleren Unternehmen zum Kapitalmarkt priorisiert werden. Die weitere Integration der Kapitalmärkte soll den Menschen dienen, indem insbesondere Transparenz, etwa bei dem, was als nachhaltige Geldanlage beworben wird, und Langfristigkeit im Marktdesign berücksichtigt werden.

Helmut Brandstätter Spitzenkandidat EU-Wahl Neos

Europas Wirtschaft wird zusehends zwischen den globalen Fronten USA und China aufgerieben und geriet zuletzt ins Hintertreffen. Was müssen wir jetzt tun, um das europäische Wohlstandsmodell langfristig zu sichern? – Wir wollen das Europa der Regionen stärken. Die Bedürfnisse und Herausforderungen der Betriebe kennen keine Staatsgrenzen, es soll also auch wirklich keine Kontrollen an den Binnengrenzen geben. Europa muss aktiver sein, wenn es darum geht, die eigene Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Das heißt weniger neue Regeln und nationale Alleingänge und mehr neue Handelspartnerschaften mit demokratischen Staaten sowie attraktivere Produktionsbedingungen. Sprechen wir zudem aktiv über Fachkräftezuwanderung. Wir stehen für fairen Handel, aber gegen unfaire Konkurrenz - Freihandel ohne Naivität.

Die aktuelle Kommission initiierte den Green Deal als wirtschaftspolitische Kernstrategie. Wie soll die Transformation in eine nachhaltige Wirtschaft fortgesetzt werden? – Die Wirtschaft drängt auf Nachhaltigkeit, vor allem aber auch auf Verlässlichkeit. Die Politik muss liefern. Um ambitionierte Treibhausgasreduktionsziele für 2030 und in weiterer Folge auch für 2040 erreichen zu können, brauchen wir schnelle und unbürokratische Genehmigungsverfahren für Energieerzeugungsanlagen und Industrie. Eine einheitliche CO2-Bepreisung sorgt für kosteneffiziente Treibhausgaseinsparung. Außerdem brauchen wir einen wirklichen Energiebinnenmarkt und ein neues Strommarktdesign, das die Marktintegration von klimaneutralen erneuerbaren Energien beschleunigt. Wir Neos wollen zudem die gemeinsame Reduktion von ungesunden Abhängigkeiten, wie etwa bei russischem Gas. Österreich importiert Gas immer noch zu bis zu 90 Prozent aus Russland, das treibt auch die Gasinflation.

Stichwort Kapitalmarktunion: Wie soll die Integration der Kapitalmärkte vorangetrieben werden? – Das Vorantreiben einer Kapitalmarktunion ist essenziell für ein besseres Funktionieren der europäischen Wirtschaft. Besonders wichtig ist, dass Unternehmen, besonders Start-ups, mehr Finanzierungsmöglichkeiten bekommen. Ziel ist es, möglichst vielen Menschen Zugang zu den Vorteilen eines integrierten Kapitalmarkts zu geben, Finanzbildung spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.

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@ BKS BANK

Gemeinsam mit der Caritas haben wir einen Meilenstein in unserer Nachhaltigkeitsstrategie gesetzt: Unter dem Dach der gemeinnützigen Caritas Stiftung Österreich wurde unsere „Du & Wir­Stiftung“ gegründet. Mit der erwirtschafteten Rendite aus dem Stiftungskapital werden Menschen in Not und Menschen mit Betreuungs­ und Pflegebedarf unterstützt. Jede Kontoneueröffnung bringt neues Kapital für die Stiftung. Wir glauben an die Kraft des sinnvollen Handelns und bedanken uns bei Ernst Sandriesser (l.), Marion Auer­Fercher und Roberta Sonja Striedinger (Caritas Kärnten), Eduard Schreiner (r., Caritas Stiftung Österreich), BKS­Bank­Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer (m.) sowie Karl­Heinz Samonig, CPM, Marion Jester und Kurt Wolte für die Unterstützung.

@ AGRANA

Willkommen im Team! Ein Fixpunkt in der Kampagnenzeit ist die Einführungsveranstaltung für neue Kolleginnen und Kollegen in Tulln. Viel Wissen zum Thema Herstellung, Nachhaltigkeit und Arbeitssicherheit, eine Führung durch das Werk und spannende Insights in das AGRANA Research & Innovation Center (ARIC) standen auf dem Programm. Auf einen guten Start und eine erfolgreiche Zusammenarbeit! #AGRANA #TeamAGRANA

@ BTV

Speed Dating, neu gedacht: die Wiener #Wirtschaftskammer veranstaltete das „Lehrlings­Speed­Dating“. Wir waren mit drei Gesprächstischen vertreten: In 10­Minuten­Talks durften wir tolle Gespräche mit motivierten Jugendlichen führen, die Interesse an einer Lehrstelle in unserer Bank gezeigt haben! Infos zur Lehre bei der BAWAG: https://lnkd.in/d5_xeAEu

@ EVN

Bewegung im Berufsalltag kommt oftmals zu kurz. Umso wichtiger ist es, sich mit einfachen Übungen zwischendurch aufzulockern sowie Kreislauf und Muskulatur in Schwung zu bringen. Input dafür gab es heute im BTV­Stadtforum in Innsbruck und via Livestream an allen Standorten mit dem Vortrag von Physiotherapeut Martin Langegger. Mit Humor, geballten Infos und gezielten Übungen überraschte er unsere Mitarbeiter*innen und animierte sie zum Mitmachen. #bewegung #gesundheit #mitarbeiter #sport #btvbank

Einen besonderen Außeneinsatz hatten Dominik und Leon, Lehrlinge der Netz NÖ, vergangene Woche. Unter der Aufsicht ihres Lehrlingsausbildners Leopold Böswarth stiegen die beiden auf einen Mast und trugen ein 530 Meter langes Leiterseil ab. Danach demontierten sie die Isolatoren. Der Abbau der Niederspannungsleitung war unausweichlich, da eine neue PV­Anlage in diesem Areal entsteht und demnach ein stärkeres Kabel notwendig wurde. Tolle Leistung, Dominik & Leon! © Daniela Matejschek

@ FLUGHAFEN WIEN

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Jetzt neu am Flughafen Wien: Die „WIFI NÖ AirportCity Academy“ hebt ab am Puls der Wirtschaft. Mit einem Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit bietet eine neue, innovative Kooperation zwischen dem WIFI Niederösterreich und dem Flughafen Wien maßgeschneiderte Programme für die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt. Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG, betont die Wichtigkeit dieser Einrichtung: „Die mehr als 250 Unternehmen am Flughafen Wien und deren rund 23.000 Beschäftigte profitieren nun direkt von einer hochwertigen Ausbildungsstätte. Die rasante Entwicklung der AirportCity zeigt den enormen Bedarf an qualifizierter Weiterbildung – ein klarer Gewinn für Unternehmen und ihre Mitarbeiter.“ Mehr Infos zum neuen Angebot unter: www.noe.wifi.at Vienna Airport Conference & Innovation Center

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@ BAWAG GROUP SEITENBLICKE MARKTGEZWITSCHER

@ HYPO NOE

@ PALFINGER AG

Full House im Café Landtmann zum traditionellen Business Breakfast. Nach Begrüßungsworten von Bereichsleiter Unternehmen, Markus Pieringer, und Marktvorstand Wolfgang Viehauser gab Senior Economist Uwe Ehrismann seinen volkswirtschaftlichen Ausblick für das Jahr 2024 und darüber hinaus. Danke an alle Gäste für die interessanten Fragen!

During her visit to several global #PALFINGER sites, our new Chief Human Resources Officer Maria Koller also made a stop at the PALFINGER North America headquarters in Schaumburg, Illinois. There, she was able to experience for herself PALFINGER’s strong commitment to becoming number one in the North American lifting industry.

@ WR. STÄDTISCHE

KOLUMNE

PETER FELSBACH

Head of Group Communications

Voestalpine AG

KEINE BÜHNE FÜR DEN WAHLKAMPF

Lehrlinge in der Wiener Städtischen erhalten eine umfangreiche und praxisnahe Ausbildung. Dabei soll es nicht immer nur um das Kerngeschäft gehen. Deswegen gab es vor kurzem für Lehrlinge die Möglichkeit, am vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) gegründeten Projekt „Verfassung macht Schule“ teilzunehmen. Organisiert von zukunft.lehre. österreich wurden den Lehrlingen hier die Grundlagen von Demokratie, Verfassung und Grundrechten nähergebracht. Durch den Vormittag führte der Präsident des VfGH, Herr DDr. Christoph Grabenwarter, und Frau Dr.in Beate Sündhofer, die nicht nur theoretischen Input lieferten, sondern auch viele Beispiele aus der Praxis mitbrachten. Das hat das Interesse besonders geweckt, denn im Anschluss an den Vortrag gab es viele Fragen aus dem Publikum und einen regen Austausch. #WienerStädtische #guterjob #karriere #lehrlinge #ausbildung

@ UNIQUA

#startyourbetter im neuen Jahr! Ein gesundes und aktives Leben führt zu einem besseren Miteinander. Als Unterstützung für die sportlichen Neujahrsvorsätze unserer Kolleg:innen haben wir sie letzte Woche mit einem gratis Sportbudget bei Eversports überrascht. #GemeinsamBesserLeben #UNIQA #sport

@ KPMG AUSTRIA

Das Highlight im Februar – der Start unserer Winter Tax Academy 2024. Wir freuen uns, den Steuerberater:innen von morgen Praxiseinblicke in die Tätigkeiten der Steuerberatung zu geben. Nach zwei intensiven Onboarding­Tagen hatten sich unsere Kolleg:innen die Stärkung verdient.

2024 ist aus politischer Sicht ein spannendes Jahr. In Österreich, auf EU-Ebene oder in den USA stehen richtungsweisende Wahlen an – nicht zu vergessen auch in Indien. Traditionellerweise sind im Wahlkampf viele Politikerinnen und Politiker bei Unternehmen zu Gast und nutzen diese öffentlichkeitswirksamen Auftritte für die Wahlwerbung. Auch wir als Voestalpine erhalten regelmäßig Besuchsanfragen von politischen Vertreterinnen und Vertretern und schätzen das Interesse an unserem Konzern. Der Austausch von Politik und Wirtschaft ist wichtig und richtig, daher sind Arbeitsgespräche jederzeit möglich. Gleichzeitig sind wir als börsennotiertes Unternehmen gegenüber unseren Stakeholdern zu partei- und interessenpolitischer Neutralität verpflichtet. Daher haben wir eine Regelung, wonach wir sechs Monate vor jeder Wahl Besuchswünsche von Repräsentanten politischer Parteien, politiknaher Organisationen oder Interessenvertretungen ausnahmslos ablehnen. Diese Vorgehensweise wird transparent kommuniziert, akzeptiert und ist seit vielen Jahren gelernte Praxis. Jedes Unternehmen geht damit anders um. Aus unserer Sicht sollte aber der Schutz von Mitarbeitenden im Vordergrund stehen – denn niemand möchte sich nach einem Besuch von Politikerinnen oder Politikern ungewollt in Videos oder Fotos zu Wahlkampfzwecken auf Social Media wiederfinden.

p.felsbach@derboersianer.com

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#GEZWITSCHER

BÖRSIANER ROADSHOW

Madlen Stottmeyer („Die Presse“) fühlte Johann Strobl (RBI) auf den Zahn und wollte wissen, ob die RBI durch Rene Benkos Signa unter Druck ist.

BÖRSIANER

61. BÖRSIANER ROADSHOW

07. NOVEMBER 2023

REITERSAAL DER OEKB, WIEN

Die letzte Roadshow des Jahres 2023 ging im prächtigen Reitersaal der Oesterreichischen Kontrollbank AG über die Bühne. Das Thema des Abends waren die Börsenfavoriten 2024. Hier zeigte sich, dass Anleihen weiter sehr gefragt sind. Die 60/40­Formel (Anleihen:Aktien), wie man sie früher immer verwendet hatte, ist wieder in aller Munde. Johann Strobl, CEO der Raiffeisen Bank International AG, präsentierte die Investmentstory. Sein Blick ist positiv nach vorne gerichtet. Die RBI ist trotz herausfordernder Zeiten immer noch eine starke Bank. Bei einem Gläschen und warmen Häppchen klang die Roadshow mit guten Gesprächen aus.

Das hochkarätige Podium des Abends: Mike Judith (DNB AM), Valentin Hofstätter (RCM), Gabriela Tinti (EAM), Johann Strobl (RBI), Dominik Hojas („Börsianer“) und Alois Wögerbauer (3BG Invest) versorgten die Gäste mit vielen Tipps und Infos für das Jahr 2024.

SEITENBLICKE BÖRSENTALK 110
Viele gutgelaunte Menschen auf einen Blick: Christian Petter (J. Safra Sarasin), Mike Judith (DNB AM) und Martin Kwauka mit anderen im Talk. Valerie Brunner, neue Vorständin der RBI, Waltraud Kaserer und Ulrike Klemm­Pöttinger (OePR) hatten einen sehr feinen Abend. Das Publikum wurde zu Börsen und Zinsen befragt. Adam Lessing (LGT Bank Österreich) hebt zustimmend die Hand. Einige Zeichen deuten auch hier auf eine Jahresendrally hin. © FOTOS: JULIA GEITER / „BÖRSIANER“

OBERBANK AG

OBERBANK BUSINESS GALA

11. JÄNNER 2024

DONAU­FORUM, LINZ

Die Oberbank ließ Prominenz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf ihrer Business Gala zusammenkommen. Vorstand Franz Gasselsberger hat einen positiven Blick auf das neue Jahr: Die Wirtschaft wird sich erholen, die Zinsen werden sinken und auch im privaten Wohnbau, Stichwort Wohnbaufinanzierung, wird wieder mehr Antrieb einziehen. Die Oberbank hat zudem dieses Jahr gleich zwei Jubiläen zu feiern – 40 Jahre Unabhängigkeit und 155 Jahre Oberbank. Alles in allem war es ein gelungener Abend mit 1.500 Gästen, imposanten Speakern, spannenden Diskussionen und einem heiteren Ausklang mit einem köstlichen Buffet.

Oberbank­Generaldirektor Franz Gasselsberger mit positiven Zukunftsaussichten.

FESTLICHER WIRTSCHAFTSEMPFANG IN OÖ

In der Gesprächsrunde, die von Christine Haiden moderiert wurde, plädierten der Linzer Bürgermeister Klaus Luger und Landeshauptmann Thomas Stelzer für die Grundwerte der Demokratie und mehr Respekt gegenüber Andersdenkenden.

SEITENBLICKE BÖRSENTALK 111
Unter den Gästen fand man auch Staatssekretärin Claudia Plakolm, die den Reden interessiert folgte. Franz Gasselsberger mit dem Sängerinnen­Trio Sabine Stieger, Monika Ballwein und Kudra Owens, Festredner und ehemaliger deutscher Vizekanzler Sigmar Gabriel und Markus Geiselhart, unter dessen Leitung die Big Band Cat Pack den Abend schwungvoll ausklingen ließ.
© FOTOS: ERIC KRÜGL

BÖRSIANER SALON

Das hochkarätige Podium mit Christian Trummer (Bitpanda), Annika Wolf (PHH), Ingrid Krawarik („Börsianer“), die „Frau des Jahres“­Gewinnerin Beate Wolf (APK Pensionskasse AG) und Angelika Sommer­Hemetsberger (OeKB).

Livia Dandrea­Böhm (A1) frühstückte gemeinsam mit Agnes Schaumann (Schaumann & Partners) und Veronika Kelsey (Stanton Chase).

BÖRSIANER

26. BÖRSIANER SALON

05. DEZEMBER 2023

BOXWOOD­RESTAURANT, WIEN

Beim 26. Börsianer Salon im Boxwood im ersten Wiener Bezirk ging es um künstliche Intelligenz (KI) – Innovation versus Risiko. Christian Trummer, Chief Scientist Officer (Bitpanda), erklärte, welche Chancen sich für die Finanzbranche durch KI eröffnen. Jedoch beinhalte der Einsatz von KI auch Risiken. Daher sollten ethische Fragen zur KI auf Führungsebene verankert werden. Am Ende des Salons wurde APK­Vorständin Beate Wolf wegen ihres Engagements in Sachen Altersvorsorge zur Frau des Jahres gekürt.

MUSIK, TANZ UND ZUVERSICHT

Die Kärntner Musiker – Edgar Unterkirchner am Saxofon, Tonc Feinig, Klavier und Gesang, sowie Hannah Senfter an der Harfe – gaben Wiener­ und Kärntnerlieder zum Besten. Die Tänzer Julia Hübner und Jonathan Metu ergänzten die musikalische Darbietung mit einem feurigen Baroque­Flamenco.

Immer ein tolles Zusammentreffen beim Salon: Ingeborg Bauer­Kunst posierte mit Maria Patek (einst Ministerin für Nachhaltigkeit), Marion Swoboda­Brachvogel (Aleda) und Gerlinde Layr­Gizycki (Inamera).

Die Gastgeber des Neujahrsempfangs: Peter Angerer, Leiter der BKS­Bank­Direktion Wien­Niederösterreich­Burgenland, Vorstandsmitglied Nikolaus Juhasz, Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer, Anton Seebacher, Leiter der BKS­BankDirektion Wien­Niederösterreich­Burgenland, und Vorstandsmitglied Dietmar Böckmann.

BKS BANK AG

NEUJAHRSEMPFANG DER BKS BANK

10. JÄNNER 2024

PALAIS FERSTEL, WIEN

Die BKS Bank lud zum Neujahrsempfang in Wien. Rund 200 Gäste wurden im Palais Ferstel von Vorstandsvorsitzender Herta Stockbauer begrüßt. Der Blick in die Zukunft ist positiv auf neue Projekte und Ziele gerichtet. Unter den Gästen fanden sich Thomas G. Winkler (UBM), Angelika Sommer­Hemetsberger (OeKB), Gregor Pilgram (Generali Versicherung AG) und Karl­Heinz Strauß (Porr­Gruppe). Ein stimmungsvoller Abend mit guten Gesprächen, Kulinarik und toller Musik.

SEITENBLICKE BÖRSENTALK 112
Andrea Herrmann (Wiener Börse AG) und Elisabeth Scheiring (KPMG) lauschten, als Brigitte Schwarzer (Inara) etwas genauer wissen wollte. Angelika Sommer­Hemetsberger (OeKB) und Andrea Herrmann (Wiener Börse) freuen sich auf einen festlichen Abend. Ute Pichler, die Moderatorin des Abends, mit Herta Stockbauer auf der Bühne.
© FOTOS: BARBARA STER / „BÖRSIANER“ © FOTOS: MARION CARNIEL

FOKUSSIERTE UNINTELLIGENZ

Das Budgetdefizit fiel im Vorjahr um 9,1 Milliarden Euro geringer aus als vorgesehen. Das war für Medien und Politiker ein Null-Thema. Und weil ja Milliarden ohnehin allen egal sind, versuchen sich Politiker aller Couleur mit teuren Wahlversprechen zu übertrumpfen. Wie kleinlich sind da Fragen nach den Kosten.

Anfang Februar verkündete Finanzminister Magnus Brunner eine gute Nachricht: Der Bund musste im Jahr 2023 nicht einmal halb so viel Schulden machen wie geplant. Der Budgetvollzug des Bundes ergab statt eines ursprünglich geplanten Minus von 17,1 Milliarden Euro dank höherer Einnahmen und geringerer Ausgaben „nur“ ein Defizit von acht Milliarden. Zwar schafften auch andere Finanzminister in den meisten Jahren ein paar Hundert Millionen Euro besser abzuschneiden als im Budgetgesetz vorgesehen, weil die Budgetbeamten wohlweislich kleine Reserven im Voranschlag eingebaut hatten. Aber 9,1 Milliarden Euro weniger sind eine völlig andere, noch nie erreichte Dimension. Das entspricht immerhin rund 1.000 Euro weniger Staatsschulden pro Kopf oder 4.000 Euro für eine vierköpfige Familie.

Eigentlich hätte man erwarten können, dass eine intensive Berichterstattung und Diskussion über diese spektakuläre Nachricht erfolgt. Schließlich stellen sich Fragen wie: Wo gab es die größten Abweichungen bei den einzelnen Budgetposten und warum? War von vornherein zu viel Spielraum eingeplant? Was bedeutet das für das laufende Budget 2024? Stattdessen herrschte praktisch Funkstille. Manche Medien brachten eine Kurzmeldung der APA, manche nicht einmal das. Was sind schon neun Milliarden hin oder her? Das

„In Wahlkampfzeiten werden keine Gedanken an Budgetkosten verschwendet.“
MARTIN KWAUKA

sah vermutlich auch Gabriel Obernosterer so, immerhin der ÖVP-Obmann des Budgetausschusses. Der Kärntner Gastronom meldete sich zwar Anfang Februar zu Wort, aber nur zum Thema Kampf gegen Fake-Bewertungen im Bereich Gastronomie und Tourismus. Man muss schließlich Prioritäten setzen.

Zum Thema des Tages auf der Seite eins vieler Zeitungen und zahlreichen Kommentaren der Politiker wurde statt der läppischen Milliarden der ÖVPVorschlag, Asylwerbern statt Barem nur noch digitales Geld in die Hand zu drücken. Da geht es schließlich um die zentrale Frage, wie viel von den rund 250 Euro monatlich für Essen und Taschengeld möglicherweise in die Heimatländer überwiesen werden könnten. Das hat System: Es gibt viele Parlamentarier, die sich mit dem dumpfen Volksempfinden auskennen. Nur eine Handvoll beschäftigt sich mit dem Budget und weiß Milliardensummen einzuschätzen. Umso leichter fällt es in Wahlkampfzeiten, das

Der leidenschaftliche Weinbauer (64) ist seit 29 Jahren Finanz­ und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

Blaue vom Himmel zu versprechen, ohne auch nur einen Gedanken an die Budgetkosten zu verschwenden.

Die ÖVP gab den Startschuss mit einem Wahlprogramm ab, das zweistellige Milliardenbeträge kosten dürfte und allenfalls vage Gegenfinanzierungen vorsieht. Die großkoalitionären Sozialpartner wollten da nicht zurückstehen und fordern unter anderem bis zu 100.000 Euro als Geschenk für Häuslbauer (und die Bauwirtschaft). Natürlich ohne Angabe der Kosten. Klar ist, dass auch bei den Pensionen noch Platz nach oben ist. Es wurden im Vorjahr erst 25,4 Milliarden Euro vom Bund für die Pensionsversicherungen samt Beamtenpensionen zugeschossen. Das sind bloß 38 Prozent der Steuereinnahmen des Bundes von 67,5 Milliarden. Aber wie gesagt, was sind schon Milliarden. Deshalb verlangte SPÖChef Andreas Babler kürzlich ein umfangreiches Paket, welches unter anderem die Wiedereinführung der abschlagsfreien Frühpension mit 60 nach 45 Arbeitsjahren, eine Mindestaufwertung der Anfangspensionen mit der Inflationsrate der vergangenen zwei Jahre und einiges mehr vorsieht. Auf die Frage vom Magazin Börsianer, was das alles kosten werde, meinte Babler knapp: „Nichts.“

Wie klagte einst Wiens Ex-Bürgermeister Michael Häupl: „Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz.“ Mancher braucht nicht einmal einen Wahlkampf dafür. n

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115 SEITENBLICKE INDEX 3 Banken Generali Investment 64 Agenda Austria 23 Aktienforum 24 Alliance Bernstein 68 Alvarez & Marsal 81 Amag AG 95 Athos Immobilien AG 17 B&C Gruppe 95 Baader Bank AG 97, 99 Bank Gutmann AG 62 Bank für Tirol und Vorarlberg AG 103 Bawag Group AG 8 BDO Austria 84, 85 Berenberg Bank 57, 64 Bitpanda 88 BKS Bank AG 48 BMF 23 Boston Consulting Group 85 Börse­Express 91 Candriam Equities 37 CMC Markets 67 Deka Bank 55 Deutsche Bank AG 65 Deutsche Stifung Weltbevölkerung (DSW) 34 Der Standard 91 Die Presse 91 Dorda Rechtsanwälte 103 Eco Austria 24 Erste Bank Österreich AG 72 Erste Group Bank AG 24, 41, 64, 97, 102 EU 104 EY Österreich 85 FACC AG 16 Fidelity 36, 38 Fiskalrat 23 FPÖ 106 Frauenthal Holding 11 Generali Group AG 103 Gewinn 93 Grüne 107 Herbst Kinsky 87 Immofinanz AG 82 Industriellenvereinigung 23 Invest in Motion 79 J. Safra Sarasin 40 JP Morgan 70 Kleine Zeitung 91 KPMG 85 Kurier 91 Lenzing AG 11, 95 Matejka & Partner Asset Management 31 Merkur Versicherung AG 77 Mostly AI 102 Neos 107 Nuveen 60 ÖAG 26 Oberbank AG 8, 111 Ofi Invest Asset Management 69, 79 ORF 91 Österreichische Hagelversicherung 50, 103 ÖVP 105 Pierer Mobility AG 23 Porr AG 83 Profil 91 PWC 84 Raiffeisen Bank International AG 40, 110 Raiffeisen KAG 78 Raiffeisenlandesbank OÖ AG 75 Rosenbauer AG 80 Salus Alpha 40 Salzburger Nachrichten 91 Schelhammer Capital Bank AG 63 Schoellerbank AG 35 Semperit AG 80, 95 Societe Generale 36 SPÖ 106 Strabag SE 86 Unicredit Bank Austria AG 56 Uniqa Insurance Group AG 50 Voestalpine AG 80, 109 VÖIG 78 Warimpex 11, 82 Wiener Börse AG 11, 24 Wiener Privatbank SE 41 WU Executive Academy 102 Zurich Versicherung AG 77
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH. Unbenannt-1 1 07.07.2009 13:28:58
FIRMENINDEX

Die Wirtschaft ist ein globales Geschäft.

Ein Blick über die Grenzen der Korrespondenten.

CHINA IST GRÜNER ALS DIE EU

FRANKFURT. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter im EU-Parlament haben jetzt eine Studie zum Verhältnis gegenüber China herausgebracht. Ungeschöntes Ergebnis: China liegt bei den Forschungsveröffentlichungen auf den Gebieten Solar- und Windenergie, Lithiumbatterien, Wärmepumpen und Kohlenstoffabscheidungstechnologien vor der Europäischen Union. China entwickle sich „immer mehr zu einem weltweit führenden Land in Sachen Wissenschaft und Innovation, und zwar bei mehreren kritischen Tech-

nologien“, heißt es in dem Papier. Die Autoren führen damit die Strategie der deutschen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ad absurdum, die den Green Deal und das Ziel ausgegeben hat, die Abhängigkeit von China bei wichtigen Technologien zu verringern. Es passiert offenbar das Gegenteil: Der Green Deal findet in China statt, und die Abhängigkeit der EU von China ist in den letzten Jahren auf rund 22 Prozent aller Importe angestiegen. Es sieht danach aus, als sei die fernöstliche Strategie die schlauere.

UBS: DER POLITIK-SCHACHER KANN BEGINNEN

ZÜRICH. Die UBS-Aktien haben im zweiten Halbjahr 2023 die beste Performance aller Bankentitel in Westeuropa hingelegt. Doch seit 2024 wollen die Investoren Gewissheit, auf welchen Anteil an der Credit-Suisse-Beute sie dereinst noch zählen können, wenn sich die Schweiz auf die zu erhöhende Eigenmittelausstattung der Superbank geeinigt hat. Erste Hinweise sind von einem Bericht über die Reform der Too-big-to-fail-Regulierung zu erwarten, den die Regierung Anfang April veröffentlichen will. Dem Bericht lie-

gen Gutachten zugrunde. In einem Papier ist von einer minimalen ungewichteten Eigenkapitalquote von zehn Prozent als mögliche Zielsetzung die Rede. Das wäre eine Verdoppelung der aktuellen Leverage-Ratio der Bank. Deren Eigentümer müssten auf Jahre hinaus auf großzügige Dividenden und Aktienrückkäufe verzichten. Klar ist freilich: Mit einer Bilanzsumme, die doppelt so hoch ist wie das BIP des Landes, stellt die UBS selbst für die reiche Schweiz Klumpenrisiko dar. Es steht ein intensiver politischer Schacher an.

DEUTSCHLAND ÜBERHOLT JAPAN HOHE STRAFE GEGEN APPLE

TOKIO/BERLIN. Deutschland hat Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt überholt. Laut der japanischen Regierung betrug Japans BIP im Jahr 2023 4,2 Billionen US-Dollar, Deutschland landete bei 4,5 Billionen US-Dollar. Japans BIP schrumpfte im vierten Quartal um 0,1 Prozent. Deutschlands Aufstieg ist symbolisch und reflektiert eher die Yen-Schwäche als Deutschlands Stärke. Die USA und China sind die größten Volkswirtschaften.

BRÜSSEL. Die Europäische Union kündigte an, den Softwareriesen Apple zu einer historischen hohen Geldstrafe von 500 Millionen US-Dollar zu verdonnern. Der US-Tech-Konzern habe seine Marktmacht ausgenutzt und so den Wettbewerb verzerrt. Apple stelle beispielsweise Abos von Drittanbietern nicht in der jeweiligen App in Rechnung, sondern verweist auf den App-Store-Abrechnungsdienst, über den Apple dann Provisionen verrechnet.

116 WELTBLICK Das nächste Magazin erscheint um den 14. Mai 2024. Bis dahin täglich: www.derboersianer.com SEITENBLICKE WELTBLICK

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