Börsianer 61. Ausgabe, Q1 2025

Page 1


Pleitegeier trifft Bankenrisiko

Die Banken müssen wegen steigender Insolvenzen Risiko neu denken

// Investment Spezial!

Das empfehlen Veranlagungsprofis für das Jahr 2025

//

Endspiel?

Von wegen!

Die deutschen Autobauer sitzen auf genug Geld, um den Umbau zu schaffen.

MAGAZIN

„Nur weil Sie so nett sind, kauft keiner bei Ihnen“

Stephan Büttner

Wie der Agrana-CEO den angeschlagenen Konzern in eine Goldgrube verwandeln will.

VERMÖGENSVERWALTER

Unser unabhängiger Standpunkt: Jetzt auch mit Wiener Standort.

Flossbach von Storch heißt Sie willkommen am neu eröffneten Standort im Herzen von Wien. Als einer der führenden unabhängigen Vermögensverwalter Europas wissen wir, wie wichtig Nähe ist, wenn es um die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern geht. Wir freuen uns auf Sie im Haus am Schottentor, Schottenring 2-6 in 1010 Wien.

KONSEQUENT UNABHÄNGIG

Besuchen Sie uns auch unter: flossbachvonstorch.at/kontakt

Liebe Börsianerinnen und Börsianer!

Ingrid Krawarik

Chefredaktion

„Börsianer“

Folgen Sie uns:

boersianer.at linkedin Börsianer x.com/derBoersianer boersianer.at/gruen

MICH ÜBERRASCHT FAST NICHTS MEHR. Umso erfreulicher finde ich es, wenn ich Menschen treffe, die inspirieren. Stephan Büttner ist einer der ungewöhnlichsten CEOs, die ich je getroffen habe. Ein bisserl wie ein Rockstar. Unverblümt, gerade heraus, direkt, sehr authentisch. Und erfolgreich. Solche Interviews machen mir am meisten Freude. Weil das Gegenüber, in dem Fall der Vorstandschef der börsennotierten Agrana Beteiligungs AG, keine Scheu hat, Dinge beim Namen zu nennen. Auch wenn es noch so ungemütlich ist. Das Gute: Unser Börsianer des Quartals begleitet die Agrana derzeit mit Finesse und einem klaren Ziel vor Augen aus der Misere. Wie Stephan Büttner das bewerkstelligen will, hat er mir und meinem Kollegen Robert Winter detailreich dargelegt.

Aus dem Jammertal der deutschen Autobauer (Seite 84), das anscheinend gar keines ist, analysiert unser DeutschlandKorrespondent Oliver Stock für Sie, liebe Börsianer, den möglichen Wiederaufschwung von VW, Mercedes und Co. Spannend auch das „Modell Airbus“ (Seite 88) als Geheimwaffe im Wirtschaftskampf USA gegen Europa mit heimischer Beteiligung, der sich meine Kollegin Hedi Schneid angenommen hat.

Zurück in Österreich beschäftigen derzeit immer noch spektakuläre Firmenpleiten die Nachrichtenlage. Signa, Rene Benko, KTM AG, Stefan Pierer stehen stellvertretend dafür. Einhergehend mit Schäden in Milliardenhöhe und einem Reputationsverlust für Unternehmer, und, größer gedacht, auch für Österreich, haben wir uns die Frage gestellt, ob Banken wegen der steigenden Insolvenzwelle Risiko (Seite 18) neu denken müssen. Mein Kollege Robert Winter hat bei den Risikovorständen der Banken nachgehakt.

Spannend ist wiederum der rasante Aufstieg der Biogena (Seite 24), ein österreichisches Gesundheits- und Lifestyleunternehmen, das in ein paar Jahren auch den Börsengang anstrebt. Was bis dahin passieren und wie Wachstum finanziert werden muss, hat Biogena-Vorstand Stefan Klinglmair der

Eingerahmt

Chefredaktion des Börsianer beim Besuch der Schauproduktion im salzburgerischen Koppl leidenschaftlich erklärt. Strategisch geht indes Schachgroßmeister Stefan Kindermann vor, den mein Kollege Daniel Nutz über den Königsweg für Unternehmer (Seite 80) ausgefragt hat.

Damit Sie Ihr Geld auf die richtigen Pferde setzen, hat meine Kollegin Raja Korinek die wichtigsten Veranlagungstrends 2025 im Investment-Outlook (Seite 44) großzügig analysiert. Da ist sehr viel Donald Trump dabei, der das Weltgeschehen mit seinen erratischen Auftritten und Ansagen aktuell durcheinanderbringt. Ich hoffe, Ihnen gefallen die comicartigen Grafiken, die ich mir extra für das Special ausgedacht habe. Mir gefällt, dass die Wiener Börse heuer einen exzellenten Start hingelegt hat, Zeit wurde es. Ein paar Weisheiten von Börsenprofis haben wir auch für Sie in die 100-seitige erste Ausgabe des Jahres 2025 reingepackt.

Ans Herz lege ich Ihnen auch die Kommentare von Börsianer-Chefökonom Peter Brezinschek (Seite 16) und Chefkommentator Martin Kwauka (Seite 96), die mit gewohnt spitzer Feder den drohenden weltweiten Handelskrieg und die heimische Budgetsituation aufs Korn nehmen. Daniel Nutz hellt Ihre Laune indes bestimmt mit seinen launigen Worten auf Seite 17 auf.

Bleibt mir wie immer den 50 besten Fondsmanagern Österreichs zu gratulieren, im Ranking ist ein Seriensieger an der Spitze abgelöst worden. Auch das darf einmal sein.

Viel Freude beim Lesen und Blättern, ganz unvirtuell!

i.krawarik@derboersianer.com

Linkedin: Ingrid Krawarik

EIN BLICK INS COVER-INTERVIEW. Agrana-IR-Chef Hannes Haider und Sprecher Markus Simak wachen über ihren Chef Stephan Büttner beim „Börsianer“-Interview mit Ingrid Krawarik und Robert Winter.

SELFIE I. Biogena ist auf einem rasanten Wachstumsweg, Ingrid Krawarik und Daniel Nutz besuchten Vorstand Stefan Klinglmair in der Schauproduktion in Koppl. Wir sind gespannt, ob dieses positive Momentum in die Zukunft getragen wird.

SELFIE II. Die Palfinger AG, seit 25 Jahren an der Börse, hat im Dezember in die Neue Hoheit geladen – mit vielen CEOs und spannenden Gesprächen. Das Unternehmen wird seit 2018 von Andreas Klauser mit viel Unternehmergeist geführt. Danke fürs Selfie!

Marketingdokument

Dieses Marketingdokument wird von Pictet Asset Management herausgegeben. Jede Anlage birgt Risiken, einschließlich des Risikos, die ursprünglich investierten Beträge nicht zurückzuerhalten.

Stabilität. Unsere Antwort auf globale Instabilität.

Für weitere Informationen zu Pictet Asset Management besuchen Sie bitte pictet.com/assetmanagement

MAGAZIN

Finanzmarkt

08 Stephan Büttner

Der Vorstandsvorsitzende der börsennotierten Agrana

Beteiligungs AG krempelt den angeschlagenen Konzern völlig um und denkt das Rohstoffgeschäft neu. Was er mitbringt: Gelassenheit. Die Restrukturierung macht ihm Spaß

18 Banken

Verbrannte Erde

24 Interview

Biogena-Vorstand Stephan Klinglmair im LifestyleCheck

44 Investment-Outlook 2025

Welche Assets in der neuen Weltordnung performen

52 Interview

Bank-Austria-Volkswirt

Stefan Bruckbauer über Gewinner und Verlierer in Handelskriegen

80 Porträt

Schachgroßmeister Stefan Kindermann über den Königsplan für Unternehmer

84 Analyse Autobauer Endspiel? Von wegen!

88 Wettbewerb USA/Europa

Modell Airbus: Wunderwaffe gegen die USA?

Rendite

28 Aktienmärkte

Die Wiener Börse im Chart-Vergleich

29 Portfolio

Die Asset-Allocation von Flossbach v. Storch

30 Pump Fiction

Wie mit Öl Gewinne für Anleger sprudeln

32 1. Teil: Marktumfeld

34 2. Teil: Veranlagung

36 3. Teil: Interview

38 Börsenwetter

Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

40 Kursdaten

Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen

42 Statistik

Börsen- und Wirtschaftsdaten

Branchen

Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

60 Banken

62 Versicherungen

64 Fonds

66 Aktien

68 Immobilien

70 Berater

72 Recht

74 Private Markets

Seitenblicke

76 Ranking

Die 50 besten Fondsmanager Österreichs

91 So denkt die Politik

Das sind die besten Wege in die Energiezukunft

94 Börsentalk

Wo sich die Finanzbranche triff

97 Firmenindex/Impressum Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

98 Weltblick

Die Sicht der Korrespondenten

Meinungen

14 Jan-Daniel Neumann Der Mittelstand kann Zukunft

15 Jochen Dickinger ESG – Der neue Sozialismus im Nadelstreif

15 Marc Nimmerrichter Gefährliche Abhängigkeit von US-Clouds

16 Peter Brezinschek Trump ist Dealmaker und kein verbohrter Ideologe

Ad-hoc

Neue Rubrik, neue Stimme

Das Thema Private Markets gewinnt an Bedeutung. Dem zollen wir mit einer neuen Branchenseite Beachtung und haben mit Peter Köhler einen neuen Deutschland-Korrespondenten und ehemaligen Handelsblatt -Redakteur an Bord. Er wird die heißesten Geschichten aus der internationalen Private-Markets-Welt liefern.

Verstärkung

Seit November verstärkt auch der renommierte Journalist Robert Winter unser „Börsianer“-Team. Wir freuen uns sehr und profitieren von seiner unendlichen Erfahrung in Sachen Assetmanagement, Banken und Private Markets.

COVER Restrukturierungen machen Stephan Büttner Spaß. Bei der Agrana Beteiligungs AG muss der CEO seine besten und erprobten Rezepte auspacken.

17 Daniel Nutz Rezeptfreie Antidepressiva

60 Gerald Resch Auf gute Jahre folgen große Aufgaben

62 Kurt Weinberger Klima- und Bodenschutz als wirtschaftliche Notwendigkeit

64 Hannes Dolzer Eltif 2.0: Alles gut?

66 Bettina Schragl Irgendwie illegal

70 Peter Bartos Unternehmen und Bürger dringend entlasten!

72 Albert Birkner Verfassungskrise?

74 Peter Köhler Airbag gegen Kursverluste bei Aktien

96 Martin Kwauka Budgetsanierung als Dauerlauf

Stephan Büttner

Bei der Agrana Beteiligungs AG bleibt kein Stein auf dem anderen. CEO Stephan Büttner, erfahren in Restrukturierungen, krempelt den börsennotierten Konzern völlig um. Charmant, direkt und kein Blatt vor den Mund nehmend.

Interview:

Ingrid Krawarik

Robert Winter Fotos: Stefan Burghart

Der Rockstar unter den CEOs

Vita

STEPHAN BÜTTNER

Vorstandsvorsitzender Agrana Beteiligungs AG

Das Schicksal stößt den gebürtigen Wiener immer wieder in Richtung schwieriger Restrukturierungsfälle. Der studierte Handelswissenschaftler begann 2001 seine Karriere in der Raffeisengruppe bei der Raiffeisen Ware Austria, von 2014 bis 2023 war er Finanzvorstand der Agrana Beteiligungs AG, die er seit 2024 als CEO leitet. Bei der Semperit AG Holding sitzt er seit April 2022 im Aufsichtsrat.

FOKUSSIERT. Für AgranaCEO Stephan Büttner gibt es keinen Weg zurück. Er zieht den Umbau des Konzerns jetzt durch.

IIch bin völlig fertig. Ich hab grad fünf Stunden virtuelle Vorstandssitzung mit Deutschland hinter mir. Was, Fotos müssen wir auch machen?“ Na, das fängt ja gut an. Stephan Büttner ist gern direkt. Seit Jänner 2024 ist er Vorstandsvorsitzender der Agrana Beteiligungs AG und hat die Mammutaufgabe übernommen, aus dem Unternehmen wieder eine Goldgrube zu machen.

So eine Restrukturierung kostet eigentlich Nerven, Stephan Büttner macht sie Spaß. „Aber ich mach das nicht zum ersten Mal“, sagt er zum Börsianer im elften Stock des Raiffeisen-Hauses in Wien, dem Konzernsitz des börsennotierten Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzerns. Am Anfang seiner Karriere stand die „forensische Aufarbeitung“ einer Akquisition der Raiffeisen Ware Austria in Ungarn, danach kam die erfolgreiche Neuaufstellung der YO Ybbstaler inklusive Verschmelzung mit der Austria Juice, an der die Agrana derzeit mit 50 Prozent beteiligt ist. Stephan Büttner hat ein Händchen für Veränderung.

Nach zehn Jahren als Finanzvorstand der Agrana und ab 2021 auch noch zusätzlich als Geschäftsführer der Agrana Fruit kannte er die Eigenheiten des Unternehmens sehr genau. Als CEO darf er jetzt seine Vision verwirklichen. Wie das in der derzeit rezessiven, aber dynamischen Zeit geht, welchem seiner Rezepte er folgt und warum sich Investoren bei der Agrana engagieren sollten.

Als Sie vor etwas mehr als einem Jahr gefragt worden sind, ob Sie CEO der Agrana werden wollen, haben Sie sich das so vorgestellt? – Stephan Büttner: Ich habe mir das überhaupt nicht vorgestellt. Die Aufgabe übernimmt man, und dann entwickelt sich das. Ich kenne das Unternehmen und die Eigentümerstruktur sehr gut. Und die Herausforderungen. Und dann legt man los. Wir sind in einer dermaßen dynamischen Zeit, in der man nicht viel planen kann. Man wird permanent von den Ereignissen eingeholt. Rückwirkend würde ich aber schon

Agrana-CEO

Stephan Büttner hat viel Erfahrung mit Restrukturierungen, sie machen ihm Spaß.

„ Wir sind in einer dermaßen dynamischen Zeit, in der man nicht viel planen kann“

sagen, dass die Erwartungshaltung der Eigentümer aus meiner Sicht in der Entwicklung des Unternehmens deutlich übertroffen wurde.

Inwiefern übertroffen? – Wir haben für die Unternehmensgröße und die Komplexität der Eigentümerstruktur und auch des Geschäftsmodells in Summe in relativ kurzer Zeit doch schon sehr viel bewegt. Vor allem, was die Weiterentwicklung des Unternehmens und die Konzernstrategie betrifft. Der Vorteil war, dass ich wesentliche Teile des Unternehmens vorher operativ gemanagt habe.

Haben Sie gleich Ja gesagt? – Ja selbstverständlich! Aber es ist ja nicht so, dass man sofort gefragt wird, sondern man muss sich qualifizieren und einer entsprechenden Evaluierung unterziehen.

Sie bringen ein sehr lockeres Selbstbewusstsein mit. – Ich bin relativ locker, weil ich das nicht zum ersten Mal mache. Ich bin seit über 20 Jahren im Management, war seit 30 Jahren Geschäftsführer. Ich bin seit zehn Jahren in dem Unternehmen Finanzvorstand gewesen. Mein Antrieb kommt von innen. Das ist etwas, das in meinem Psychogramm liegt. Man muss immer weiter Dinge optimieren, das ist die Kernaufgabe. Das ist das Wesen eines CEOs, dass er dem Konzern einen Sinn geben muss. Es muss ein Mehrwert daraus entstehen.

Ihre wichtigste Aufgabe derzeit ist also welche? – Alles zu hinterfragen. Was bringt das Ganze? Warum habe ich diese Struktur, diese Ressorts? Da muss man erst einmal die Möglichkeit bekommen, das anzugehen. Das ist nicht selbstverständlich. Da muss der Aufsichtsratsvorsitzende mitgehen, da müssen die Eigentümer zustimmen und ein gewisses Vertrauen entgegenbringen, was man erarbeitet. Da habe ich großen Gestaltungsspielraum bekommen. Ich muss mit der Neustrukturierung Antworten auf Fragen finden wie: Was ist die Agrana? Warum soll sich ein Investor engagieren?

Was ist die Agrana, frag ich jetzt gleich. – Die Agrana ist ein historisch gewachsenes Unternehmen, das die DNA ursprünglich im Zucker hat. Wir sind landwirtschaftlich verankert, auch der Bereich der Stärkeproduktion hängt da dran. Das ist unser ÖsterreichBusiness, wir sind der größte Verarbeiter agrarischer Rohstoffe in Österreich, das ist eine Urfunktion des Unternehmens. Mit dem Geschäft der Fruchtzubereitung sind wir diversifiziert und stehen

auf drei Beinen. Aber das ist mir noch zu wenig konkret. Und außerdem müssen wir gewinnorientiert arbeiten.

Mit dem Zuckergeschäft war das zuletzt nicht möglich. Wieso steigen Sie nicht aus? – Das ist nicht der Sinn der Sache und auch nicht der Wunsch der Kernaktionäre (Südzucker und die Raiffeisengruppe, Anm.), die je 39 Prozent am Unternehmen halten. Eine Redimensionierung des Zuckergeschäfts würde uns Umsatz kosten. Meine Aufgabe ist es, eine Vision für den Konzern zu entwickeln und das Portfolio dann so zu strukturieren, dass wir das Maximum rausarbeiten.

In Ihrer Vision bleibt kein Stein auf dem anderen. – Das ist auch notwendig. Die drei Sparten Zucker, Stärke und Frucht sind derzeit Vollfunktionsunternehmen mit Geschäftsführern mit eigenem Einkauf, Verkauf, Produktion, und darüber hängt die Holding. Ist das optimal? Haben wir schon alle potenziellen Synergien ausgenutzt? Meiner Meinung nach nicht, und deswegen bauen wir das jetzt Stück für Stück um, verbinden die Geschäftsfelder synergetisch und holen für die Einzelteile mehr raus. Durch die geringeren Overheadkosten wird das Zuckerund Stärkegeschäft wettbewerbsfähiger.

Noch einmal zurück zum Zucker: Sie sagen, das ist bei der Agrana historisch gewachsen, aber wenn ein Geschäftsfeld nur

AGRANA BETEILIGUNGS AG

Probleme macht, wieso halten Sie daran fest? – Das war ja nicht immer so.

Ja, früher gab es die Quoten. – Der Zuckermarkt war bis 2017 eines der reguliertesten Geschäftsfelder weltweit. Dann hat sich die EU eingebildet, dass der Markt dereguliert gehört, und hat ihm quasi freien Lauf gelassen. Was jetzt zu höheren Volatilitäten führt als früher. Zusätzlich wurde der Zuckermarkt partiell für ukrainische Importe geöffnet. Das war dann die komplette Disruption.

So hohe Volatilitäten muss ein Unternehmen erst einmal durchhalten. Bei der Agrana ist das Ergebnis im Zuckersegment zuletzt um mehr als 220 Prozent auf einen Verlust von 50 Millionen eingebrochen. – Es gibt Strukturbereinigungen, und die Branche lernt, mit dieser Liberalisierung entsprechend umzugehen. Das ist ein Verdrängungswettbewerb. Frankreich, Deutschland und Polen haben versucht, Marktanteile zu gewinnen. Letztendlich ist die Rechnung nicht aufgegangen, und die Branche hat Milliardenverluste geschrieben. Es gibt Beispiele, wo sich das ähnlich zugetragen hat und wo man davon ausgehen kann, dass das Geschäft in einen eingeschwungenen Zustand zurückkehrt. Richtig ist, dass wir so nicht weitermachen können.

Das heißt jetzt? – Zucker als Stand-alone ist in der aktuellen Marktlage nicht überlebensfähig. Das muss man klar zur Kenntnis nehmen. Wir nehmen Kosten raus und heben zwischen Zucker und der Stärke synergetische Potenziale. Sollte das nicht reichen, werden wir uns auch über potenzielle Strukturmaßnahmen Gedanken machen müssen.

In Ihrer Vision, die Next Level heißt, führen Sie Zucker, Stärke und Fruchtkonzentrat zu einem Segment in den Agri-Commoditys zusammen. Wie passt die Frucht da rein? – Frucht-

saftkonzentrat ist nichts anderes als eine Zuckerproduktion, wir holen aus der Frucht den Fruchtzucker raus, aus der Rübe den Zucker und aus dem Mais die Stärke. Aus dem Rohstoff wird ein Produkt produziert. Das Ethanol-Geschäft fällt ebenfalls darunter.

Das Rohstoffgeschäft ist enormen Schwankungen unterworfen. Was heißt das für die Agrana? – Dass wir eine sehr wettbewerbsfähige Kostenstruktur brauchen.

Also eine Kostenführerschaft? – Mit Führerschaft bin ich vorsichtig. Wir sollten mit tonangebend sein. Wenn Sie im Commodity-Business auf der Kostenseite nicht wettbewerbsfähig sind, was wollen Sie dann dort holen? Nur weil Sie so nett sind, kauft keiner bei Ihnen. Qualität, Liefertreue und Servicequalität machen den Unterschied.

Ist das ein Preisunterschied? – Bis zu einem gewissen Grad. Wenn der Preisunterschied 30 Euro je Tonne Zucker wäre, würde niemand einen Vertrag brechen. Wenn er aber, so wie jetzt in der Ukraine, 300 Euro ist und Sie kaufen 1.000 Tonnen im Monat, sind das 300.000 Euro, die sich etwa der Lebensmitteleinzelhandel ganz schnell sparen kann. Wir verkaufen eine Million Tonnen in einem Jahr.

Das heißt, der Wiener Zucker, der ist ja von der Agrana, muss dann billiger werden? – Natürlich. Wir müssen in den besten Rohstoffgebieten sein, und wir müssen die wettbewerbsfähigsten Produktionskosten und Strukturen haben.

Das ist das Idealbild. – Aber das ist unsere Aufgabe.

Die Agrana ist Weltmarktführer in der Fruchtzubereitung mit einem Marktanteil von 45 Prozent und 12.000 eigenen Rezepturen für Kunden. Wie groß soll dieses Geschäft in der neuen Agrana werden? – Derzeit machen wir damit einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro, das Commodity-Business kommt auf 2,5 Milliar-

TACHELES Im elften Stock des RaiffeisenHauses mit Aussicht auf die Häuser Wiens und den Donaukanal sitzt die Führungsriege der Agrana Beteiligungs AG. CEO Stephan Büttner erklärte dem „Börsianer“, was jetzt bei der Agrana Sache ist.

»Wenn Sie im CommodityBusiness auf der Kostenseite nicht wettbewerbsfähig sind, was wollen Sie dann dort holen?«

Stephan Büttner

den Euro. Ziel ist in einem ersten Schritt, dass sich der Fruchtumsatz dem Commodity-Business annähert. Das hilft uns auch, starke Schwankungen, die wir kaum kontrollieren können, auszugleichen. Von denen wollen wir weg. Wir wollen nicht jedes Mal erklären, dass wir etwa von 180 Millionen auf 50 Millionen Euro runterfallen, weil der Zucker schon wieder ein Problem hat. Wir wollen auch nicht erklären, dass der Umsatz steigt, weil jetzt der Zuckerpreis gestiegen ist. Ich möchte das Commodity-Geschäft aber jetzt nicht in ein schlechtes Blickfeld zu rücken, weil wir da schon sehr happy sind. Wenn man ein gut funktionierendes Commodity-Geschäft hat, dann gibt es eigentlich nichts Schöneres, weil es relativ simpel ist.

„Funktionierend“ ist aber jetzt ein Stretch. – Wenn! Es gibt auch Zeiten, wo es gutgeht. Und ich würde das jetzt auch nicht als das Gute und das Schlechte darstellen. Wir werden auch in das Commodity-Business weiter investieren. Aber dann muss es auch ein guter BusinessCase sein. Aber der Fokus wird sicher

auch auf dem weniger kapitalintensiven Added-Value-Bereich liegen in der näheren Zukunft.

Sie halten derzeit 50 Prozent an der Austria Juice und wollen die restlichen 50 Prozent von der Raiffeisen Ware Austria (RWA) erwerben. Wie weit sind Sie mit diesem Plan? - Ich kann dazu im Moment nicht viel berichten. Ich denke, dass die strategische Logik jedem geläufig ist. Wir haben schon vor einem Jahr unserem JointVenture-Partner RWA sehr klar kommuniziert, dass wir nicht der Meinung sind, dass diese Eigentümerstruktur für die Weiterentwicklung der Austria Juice aus unserer Sicht optimal ist. Und dass wir uns Gedanken drüber machen sollten, ob man da was verbessern kann.

Und da gibt es Gesprächsbereitschaft? Oder ist das derzeit noch ein Wunschdenken?Wunschdenken kann es nicht sein, weil es in einer konstruktiven Partnerschaft immer Gesprächsbereitschaft gibt. Ob man dann die gleichen Vorstellungen hat, ist wieder etwas anderes. Für uns ist es ein wesentlicher Baustein unse-

rer Strategieentwicklung. Und ich sage auch ganz offen: Bevor wir es so weiterführen, würden wir sogar eher überlegen, ob wir unseren Anteil an die RWA abgeben, um uns dann mit etwas anderem zu verstärken.

Das würde aber dann länger dauern. - Es würde erstens länger dauern, zweitens bei einer Akquisition, die Sie nicht kennen, haben Sie immer einen großen Unsicherheitsfaktor.

Wie könnte man der RWA das schmackhaft machen? - Ich glaube, dass die RWA eine durchaus pragmatische und realistische Sichtweise auf diese Situation hat. Das sind ja alles vernünftig denkende Menschen. Wir haben auch ein sehr gutes Verhältnis mit dem neuen CEO Johannes Schuster. Das ist eine sehr konstruktive Zusammenarbeit. Man muss ja auch schauen, wie man diese Austria Juice weiterentwickeln kann. Wir werden unser Kapital, das begrenzt ist, nicht dorthin allozieren, wo wir nicht den größten Mehrwert im Konzern sehen. Und das würde dann natürlich schon auch wieder zulasten dieser Austria Juice gehen.

Gibt es dazu einen Zeitplan? - Ich kann jetzt absolut keinen Zeitrahmen nennen, schätze es aber als realistisch ein, dass wir zu einer Lösung kommen. Für uns hat es oberste Priorität.

Zumal das Aromenbusiness der Austria Juice auch eine große Wachstumsstory sein könnte. – Damit machen wir derzeit zehn Millionen Euro Umsatz, aber wir haben hier noch ein weit größeres Potenzial, weil wir kaufen derzeit noch um 100 Millionen Euro Aromen für die Fruchtzubereitung ein. Die können wir zwar nicht komplett insourcen, aber wenn es nur 20 Prozent sind, ist das schon eine Menge. Das sind enorme Hebel für die Unternehmenswertentwicklung.

Die Agrana produziert großartige Produkte, beliefert international sehr bekann-

te große Labels, nur weiß das keiner. Was läuft da falsch? - Das ist eine Legacy, mit der wir noch lernen müssen, wie wir damit umgehen, manchmal ist es aber so mit Kunden vertraglich geregelt.

Geben Sie sich mit der Rolle als Sanierer zufrieden? – Überhaupt nicht. Und ich bin kein Sanierer.

Dann Restrukturierer? – Das ist eine Rolle, die mir Spaß macht und auch liegt.

Sind Sie ein mutiger Mensch? – Ich bin kein „risk taker“.

Aber entscheidungsstark? – Absolut. Das muss man sein, und das bin ich auch. Darüber mache ich mir nicht viele Gedanken. Wir müssen bei Zucker aus dieser massiven Verlustzone spätestens nach dem kommenden Geschäftsjahr rauskommen. Dafür brauchen wir ein bisserl Glück, weil ein viertes Jahr Rezession wäre jetzt hart. Aus Erfahrung kann ich sagen: Irgendwann kommt das Momentum, und wenn Sie dann Ihre Hausaufgaben gemacht haben und schon in der neuen Struktur arbeiten, die richtigen Leute an den richtigen Stellen sitzen und der Markt auch dreht, dann entwickelt sich eine gewisse positive Dynamik.

Ist das dann auch der Trigger für die Aktie, mit dem Sie die Investoren überzeugen wollen? - Der Trigger für die Aktie ist relativ simpel. Wir haben die Konzernstrategie entwickelt und werden natürlich die Einsparungsmaßnahmen umsetzen.

Die 80 Millionen Euro? – Ja. Und dann kommt eine Zusatzmotivation dazu und das ist dann eigentlich das Schönste, weil man sieht, dass das, was man da durchgemacht hat, aufgeht. Dann holt man sich Marktanteile und überholt die anderen. Dafür braucht es bei der Agrana jetzt einen Kulturwandel. Wir haben einen sehr guten Plan, und den werden wir auch umsetzen.

DER MITTELSTAND KANN ZUKUNFT

Österreichs Hidden Champions sind an der Weltspitze. Im internationalen Vergleich setzen aber nur wenige KMUs auf strategische Partner. Dabei schaffen diese laut Studien mehr Wachstum.

ZUGEGEBEN: Die Nachrichtenlage zum Jahresauftakt gibt nicht gerade Anlass zu Luftsprüngen. Doch Erfolg basiert auf vorausschauendem Handeln, Innovation und strategischen Entscheidungen. Wer sich nicht allein von Konjunktur-, Branchen- oder Zinsprognosen abhängig macht, baut vor.

Das gilt auch im österreichischen Mittelstand: Angetrieben durch KMUs mit 99,8 Prozent aller Unternehmen der Motor der Wirtschaft zählt Österreich zu den innovativsten Ländern der Welt. Rund 250 Unternehmen sind Hidden Champions mit global marktführender Position – weltweit Rang vier, pro Kopf sogar Platz zwei. Mit nur 30 Prozent Inlandsumsatz bleibt die Abhängigkeit des Mittelstands von der einheimischen Makrolage überschaubar. Zudem sind 70 Prozent der KMU-Umsätze Bestandskunden zu verdanken. Das zeigt: Der Mittelstand kann Zukunft.

Doch aktuell dominiert Unsicherheit. Mehr als zwei Drittel der KMUs erwarten eine Verschlechterung der Konjunktur, nur 13 Prozent planen Investitionen und fast alle kämpfen mit Energie- und Rohstoffpreisen. Finanzierung und Digitalisierung sind zentrale Herausforderungen, fast ein Viertel aller Unternehmen benötigt bis 2029 einen Nachfolger. Es braucht daher Lösungen, um Potenziale nicht zu verschenken. Doch Bankkredite stehen einer restriktiveren Vergabepolitik und steigenden Zinsen gegenüber. Hier bietet Private Equity eine Alternative – bisher in Österreich wenig verbreitet mit nur 0,22 Prozent

BIP-Anteil gegenüber 0,75 Prozent im europäischen Durchschnitt.

»Fast ein Viertel aller Unternehmen benötigt bis 2029 einen Nachfolger.«

Vita

Jan-Daniel Neumann

Mitbegründer Bregal Unternehmerkapital (BU)

Er ist Partner und Mitglied des Investment Committee bei Bregal Unternehmerkapital (BU). Zuvor war er als Geschäftsführer bei Brockhaus Private Equity in Frankfurt am Main tätig, als Principal bei General Atlantic in London und Düsseldorf, als Associate bei Goldman Sachs in Frankfurt und als Sales Associate bei Shanghai East Gate Consulting in Schanghai.

Die Vorteile sind klar: Laut Munich Strategy wachsen Private-Equity-gestützte Unternehmen im Schnitt mit 7,5 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr deutlich stärker als inhabergeführte Firmen mit 2,3 Prozent. Zudem entstehen durch Kapital, Know-how und Netzwerke mehr Arbeitsplätze - plus 8 Prozent statt plus 1,3 Prozent und mehr Innovation.

Ein idealer Kapitalpartner bringt regionale Erfahrung in Nachfolgen und Wachstum mit, kombiniert mit einem nachhaltigen, unternehmerisch-ethischen Ansatz. Branchenwissen und Expertise bei Themen wie Internationalisierung, Integration von Unternehmenskäufen oder der Professionalisierung von Strukturen helfen, das Potenzial von Unternehmen gezielt zu heben.

Ein plastisches Beispiel aus unserer Region: Ein Hidden Champion für elektronische Testund Messgeräte entwickelte sich durch den PE-Einstieg im Rahmen einer Nachfolgeregelung innerhalb von fünf Jahren rasant. Management, F&E-, Vertriebs- und Marketingaktivitäten wurden verstärkt, Produktionskapazitäten ausgebaut und führende Produktneuheiten auf den Markt gebracht. Die Beschäftigtenzahl wuchs so um 250 auf über 400 Personen, der Umsatz wuchs jährlich um circa 40 Prozent. Schließlich wurde das Unternehmen mit 1,6 Milliarden bewertet und von einem US-Börsenunternehmen übernommen. Etablierte Unternehmen mit belastbaren Geschäftsmodellen können Zukunft – privates Beteiligungskapital kann gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten den entscheidenden Erfolgsfaktor darstellen.

Kommentar

GEFÄHRLICHE ABHÄNGIGKEIT

VON US-CLOUDS

DIE REGIERUNG TRUMP hat bereits wesentliche Mitarbeiter des Privacy and Civil Liberty Oversight Boards (PCLOB) entlassen, sodass die erforderliche Überwachung der Geheimdienstaktivitäten in Bezug auf personenbezogene Daten aus Europa nicht gewährleistet ist. Somit ist die Einhaltung des Datenschutzabkommens zwischen der EU und den USA unwahrscheinlich und die rechtskonforme Nutzung der CloudDienste von Google, Amazon, Microsoft etc. gefährdet. Auch wenn europäische Rechenzentren der US-Cloud-Anbieter genutzt werden, haben US-Firmen die Kontrolle darüber. In seiner ersten Amtszeit hat Trump den Geheimdiensten Zugriff auf darin befindliche Daten ermöglicht, den Biden mit dem PCLOB eingeschränkt hat, um mit EU-Datenschutzrecht in Einklang zu sein.

Bereits im Vorfeld der Inauguration hat es Drohgebärden gegen europäische Normen gegeben. Trumps Vize J. D. Vance drohte mit einem Ende des Nato-Schutzes, wenn die EU den Digital Service Act gegenüber X (vormals Twitter) durchsetzt.

Die EU ist durch das US-Cloud-Monopol erpressbar. Unter den Top-Ten-Hyperscalern findet sich kein einziges Unternehmen aus der EU. Dies macht die Abhängigkeit unserer Firmen von den USA deutlich. Bei schlechter werdenden transatlantischen Beziehungen könnte uns das noch teuer zu stehen kommen.

»Die EU ist durch das US-Cloud-Monopol erpressbar.«

Vita

Er studierte technische Informationssicherheit in London. Er überprüft und betreut IT-Systeme seiner Kunden aus dem Bereich der kritischen Infrastruktur wie Banken, Telekommunikation und Energieversorgung auf Sicherheitslücken.

ESG – DER

NEUE

SOZIALISMUS IM NADELSTREIF

DER FREIHEITSDRANG DER MÄRKTE ist dem neuen Sozialismus ein Dorn im Auge. Doch statt offener Planwirtschaft setzt man heute auf subtilere Mittel: ESG. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich nichts anderes als eine ideologische Umerziehungsagenda, getarnt als „nachhaltiges Investieren“. Unternehmen und Investoren werden nicht mehr für ihre wirtschaftliche Leistung belohnt, sondern nach moralischen Glaubenssätzen bewertet. Wer sich nicht beugt, wird sanktioniert – durch schlechtere Finanzierungsbedingungen, Reputationsverlust oder politische Gängelung. ESG schafft Bürokratien, die niemand gewählt hat, die aber über Wohl und Wehe von Unternehmen entscheiden. RatingAgenturen und supranationale Institutionen agieren als eine Art Schattenregierung, die bestimmen will, welche Investitionen „gut“ und welche „böse“ sind. Der freie Markt? Wird durch Checklisten, CO2-Bilanzen und Diversitätsdogmen ersetzt. Doch der Widerstand wächst. In den USA haben Bundesstaaten wie Texas und Florida begonnen, ESG aus öffentlichen Investments zu verbannen. Kapitalmärkte beginnen, sich gegen diesen Zwang zur Tugend zu wehren. Die Zeichen stehen auf Rückzug. Europa muss endlich aufwachen. Wer weiter glaubt, durch ESG ließe sich eine bessere Welt herbeierzwingen, wird mit wirtschaftlichem Niedergang bezahlen. Der Kapitalmarkt ist kein Spielplatz für Bürokraten und Weltverbesserer, sondern der Motor von Innovation und Wohlstand. Freiheit, nicht Ideologie, ist das Fundament einer funktionierenden Wirtschaft. Und je schneller ESG dorthin wandert, wo es hingehört – auf den Müllhaufen gescheiterter sozialistischer Experimente –, desto besser für uns alle.

»Ratingagenturen agieren als eine Art Schattenregierung.«

Vita

Jochen Dickinger Aufsichtsrat Athos Immobilien AG

Ist bodenständiger Gründer eines börsennotierten Wettanbieters. Er nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaft gehört der Börse, Twitter und Griechenland.

TRUMP IST DEALMAKER UND KEIN VERBOHRTER IDEOLOGE

EU-Verhandler haben gute Argumente, auf Zollanhebungen des US-Präsidenten bei EU-Waren mit Zolldrohungen auf US-Dienstleistungen in der EU zu antworten.

VOR SEINER WAHL bezeichnete Donald Trump das Wort Zoll als das schönste Wort im Wörterbuch. Und bald nach seiner Amtsübernahme kündigte der 47. US-Präsident gegenüber Mexiko und Kanada 25-prozentige Zölle an, bei China eine weitere zehnprozentige Zollerhöhung. Europa behandle die USA unfair und werde daher auch in sein Visier kommen, meldete Trump. Um den Freihandel ist es schlecht bestellt, denn Protektionismus hat auch außerhalb der USA Hochsaison. Das ist sehr betrüblich, denn schon vor über 200 Jahren hat der portugiesischstämmige Engländer David Ricardo die Theorie des komparativen Kostenvorteils entwickelt. Das Revolutionäre seiner Theorie war, dass der internationale Handel selbst für Länder Wohlstandsgewinne bringt, wenn sie in allen Güterkategorien wie England gegenüber dem Handelspartner teurer produzieren. Ein überzeugenderes Argument für den Freihandel gibt es nicht. Und die Erfolgsgeschichte der Globalisierung seit den 1980er-Jahren war ein schlagender Beweis für die gegenseitigen Wohlstandsgewinne der Industrie- und Dienstleistungsnationen sowie der Schwellenländer. Doch diese beeindruckende Performance des Freihandels überzeugt Trump nicht. Mit 25 Prozent Zoll auf Stahl und Aluminium aus Europa hat er den Anfang gemacht. Die USA sind mit Exporten von über 500 Milliarden Euro im Jahr 2023 der wichtigste Handelspartner der EU. Für Österreich sind die USA zweitwichtigster Absatzmarkt mit Ausfuhren von knapp 15 Milliarden Euro. Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts, dass durch die Einführung von 25 Prozent Zoll auf Warenlieferungen aus Mexiko und Kanada nicht nur deren Exporte um 35 Prozent und 28 Prozent zurückfallen werden, sondern auch die US-Exporte aufgrund der Wirtschaftsverflechtung um

»Die einzige Konstante bei Trump ist seine Unberechenbarkeit.«

Vita

Peter Brezinschek Chefökonom „Börsianer“

Der renommierte Kapitalmarktexperte (67), der eigentlich Meteorologe werden wollte, zählt seit vier Jahrzehnten zu den gefragtesten Börsen- und Finanzexperten des Landes. Seine Schwerpunktinteressen sind die Ordnungs- und Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit Klimaschutz, Konjunktur sowie Geld- und Fiskalpolitik. Bis Jahresende 2022 war er Chefanalyst von Raiffeisen Research.

22 Prozent leiden würden, haben Trump nicht beeindruckt, wohl aber die Kooperation beider Länder in der Migrationsfrage. Und damit waren die Zölle bereits wieder ausgesetzt. Wie schon in seiner ersten Amtszeit: Die einzige Konstante bei Trump ist seine Unberechenbarkeit. Und Trump hat eine völlig verkürzte Sichtweise, die sich nur auf die Warenbilanz fokussiert, die immer wichtigeren Dienstleistungen und Einkommensströme aber ignoriert. Die Angst in der EU vor Trumps Zollplänen lässt sich daher durch eine simple Argumentation ausräumen. Auf Trumps eingeschränkten Blick auf das Handelsbilanzdefizit der USA mit der EU von 215 Milliarden im Jahr 2023 können die EU-Vertreter leicht kontern, weil die EU gegenüber den USA in der Dienstleistungsbilanz ein Defizit von 114 Milliarden Euro aufweist. Hier sind die Überschüsse großer US-Unternehmen wie Apple, Microsoft, Google, Pfizer, Merck und Meta inkludiert. Nimmt man noch die Einkommens- und Vermögensbilanz hinzu, dann reduziert sich das US-Defizit mit der EU auf magere 20 Milliarden Euro! Die Erträge amerikanischer Investoren in der EU sind also um vieles höher als jene der Europäer in den USA. 2019 - in Trumps erster Amtszeit - existierte noch ein Ungleichgewicht von 143 Milliarden Euro zulasten der USA.

EU-Verhandler haben also gute Argumente, auf Zollanhebungen bei EU-Waren mit Zolldrohungen auf US-Dienstleistungen in der EU zu antworten. Eine starke Beschneidung der Gewinne der US-Pharma- und -Technologieunternehmen wird Trump mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht realisieren und sich auf seinen Haupt-„Feind“ China konzentrieren. Eine vollständige Betrachtung der Zahlungsbilanz zeigt, es gibt kein ernsthaftes außenwirtschaftliches Ungleichgewicht zwischen USA und EU!

REZEPTFREIE ANTIDEPRESSIVA

Die aktuelle Lage mag auf das Gemüt drücken. Doch es gibt durchaus Gründe zur Hoffnung –sowohl in Österreich als auch in Europa.

LESEN SIE KEINE MEDIEN, sie verderben Ihnen die Laune, hört man derzeit oft. Liebe Leserinnen und Leser, ich will Ihnen die Laune etwas aufhellen. Wir sprechen ja heutzutage durchaus polysem, also mehrdeutig, von der Depression – der drohenden, sollte die Wirtschaft weiter schrumpfen –, aber auch jenem psychischen Zustand, in den wir uns selbst derzeit reinjammern. Dabei ist die halbe Wirtschaft Psychologie, wie wir wissen, und der wahre Glaube kann Märkte versetzen. Insofern ist die Outperformance, die der ATX-Index seit Jahresanfang gegenüber den meisten anderen Börsen hingelegt hat, ein Indikator dafür, dass der Glaube an die Kraft der heimischen Unternehmen ungebrochen ist. Auch die Spreads der heimischen Staatsanleihen sind trotz der angespannten Budgetsituation und des exekutiven Vakuums im Vergleich zu den deutschen unverändert. Investoren glauben also, dass wir unsere Probleme lösen.

Und apropos Staatsverschuldung: Wer einmal einen Blick auf die von vielen hochgelobten USA wagt, erkennt schnell, dass das Wirtschaftswachstum dort in den vergangenen Jahren durch die Verschuldung der öffentlichen Hand mitgetragen wurde. Wären die USA Mitglied der Europäischen Währungsunion, hätten sie alljährlich ein Defizitverfahren am Hals. Die Amerikaner subventionieren ihre Wirtschaft, als würde sie in einer schlimmen Krise stecken. Während bei uns die Inflation sinkt, könnten die Preissteigerungen in den USA zu einem anhaltend höheren Zinsniveau führen. Ein starker US-Dollar wäre dann wieder gut für die heimischen Exporte. Was uns zurück zu unseren Unternehmen führt, die im globalen Wettstreit dank ihrer Spezialisierung durchaus reüssieren können. Das liegt auch daran, dass der Erfindergeist

»Ich will Ihnen die Laune etwas aufhellen.«

Vita

Daniel Nutz Chefredaktion „Börsianer“

Der gebürtige Steirer (45) ist Mitglied der Börsianer -Chefredaktion. Seine Schwerpunktthemen sind die nachhaltige Transformation der Wirtschaft sowie deren Finanzierung. Er reist gern mit der Bahn durch Europa und hofft dabei, Mitspieler für eine Partie Schach zu finden.

hierzulande besonders ausgeprägt ist. 2.355 europäische Patentanmeldungen kamen 2023 aus Österreich. Pro Einwohner gemessen, bedeutet dieser Wert konstant einen Rang unter den Top Ten. Die Zahl der Studienanfänger befindet sich übrigens auf einem Allzeithoch, und noch wichtiger: Entgegen manchen Vorurteilen studieren die derzeitigen Jahrgänge sogar erfolgreicher als ihre Vorgänger, wie die unlängst von den heimischen Hochschulen veröffentlichten Zahlen aus dem Studienjahr 2023/2024 belegen.

Wir sind ein Land vieler kluger Köpfe. Wenn wir es schaffen, dieses Potenzial noch besser in Unternehmensgründungen umzumünzen, sind auch die Zukunftsaussichten sonnig. Die gesamte klimafitte Transformation der Wirtschaft in Europa bietet hier großartige Chancen. Wir müssen es nur richtig angehen und dürfen uns nicht zu sehr in bürokratischem Regelwerk verlieren. Rund 200 Unternehmen Österreichs sind jetzt schon spitze und Hidden Champions, zählen demnach in ihrer Branche zu den besten drei weltweit oder sind europäischer Marktführer. Um Linz und Graz herum haben sich attraktive Ökosysteme entwickelt – einzelne Unternehmen befruchten sich gegenseitig.

Das sind doch einige Fakten, die Mut machen! Und auch die Angst vor einem feindseligen Schwenk der vormaligen Freunde aus Amerika können wir mit einer gewissen Gelassenheit sehen. Ein gemeinsames Europa mit seinem beträchtlichen Binnenmarkt lässt resolute Antworten auf Maßnahmen des neuen USPräsidenten zu (Seite 16). Und vielleicht führt der gemeinsame Konkurrent am anderen Ufer des Atlantiks ja auch dazu, dass Europa wieder stärker zusammenwächst. Zusammenhalt ist letztlich das beste Mittel gegen Depressionen. Im Übrigen widerspreche ich Jochen Dickinger (Seite 15) auf ganzer Linie.

SCHACHMATT. Der einstige Immobilienstar Rene Benko steht derzeit für alles, was in Sachen Transparenz falsch läuft in Österreich. Die Pleite des SignaKonzerns hinterlässt einen Scherbenhaufen in Höhe von 30 Milliarden Euro.

#INSOLVENZEN

Verbrannte Erde

Spektakuläre Firmenpleiten, Schäden in Milliardenhöhe und Reputationsverlust für Österreich. Braucht es nun ein Update des österreichischen Insolvenzrechts? Und müssen Banken Risiko neu denken?

Text: Robert Winter

ÖÖsterreichs Ruf ist angekratzt. Wirbeln doch die Unternehmenspleiten von Signa und Co auch international viel Staub auf. Wie viele Milliarden die Gläubiger von in Schieflage geratenen Unternehmen am Ende in den Wind schreiben müssen, ist ungewiss. Dass Handlungsbedarf besteht, ist aber klar. Wolfgang Peschorn, der Präsident der Finanzprokuratur, sagt: „Es gilt, einen Reputationsschaden für die Republik Österreich zu verhindern. Dafür müssen die Vorgänge in dem Signa-Konglomerat und das Wirken des Rene Benko und der Personen um ihn vollumfänglich aufgearbeitet und diese zur Verantwortung gezogen werden. Alle Verantwortlichen, vor allem jene in der Immobilien- und in der Kreditwirtschaft, sollten aus dieser Aufarbeitung lernen können. Wir sollten uns gemeinsam das Ziel setzen, den besten Staat der Welt zu bauen: einen Staat, der eine Gesellschaft organisiert, die durch nachvollziehbare und klare Regeln bestimmt wird, auf deren Einhaltung effizient geachtet wird.“

30 Milliarden in Gefahr

Von diesem Idealzustand eines sauberen Staats ist Österreich noch entfernt. Das zeigt die Vorgeschichte der Rekordinsolvenzen, die genauso gut aus dem Plot eines Hollywood-Blockbusters stammen könnte. Der einst als Wunderwuzzi gehandelte Signa-Gründer Rene Benko sitzt im Bau und hinterlässt ei-

nen Scherbenhaufen, der summa summarum geschätzte 30 Milliarden Euro schwer ist. Die Luxusimmobilien der Signa sind zwar etwas wert. Trotzdem werden die Gläubiger von Benko, der ein Geflecht von über 1.000 Unternehmen aufgebaut hat, mehr oder weniger durch die Finger schauen. Wird doch nur ein Teil durch eine Verwertung der Immobilien einzuspielen sein.

Schauplatzwechsel ins Innviertel nach Mattighofen, dem Hauptsitz des größten europäischen Motorradherstellers KTM. Auch dort befindet sich ein Milliardengrab. In der vierten Jännerwoche haben 1.200 Gläubiger Forderungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro angemeldet. In Summe beträgt der

»In Österreich ausgeprägte Kultur außergerichtlicher Einigung.«

Michael Höllerer

»Die jetzige Gesetzeslage ist einfach zu schuldnerfreundlich.«
Marcus Bumberger

Schuldenberg der KTM AG sowie deren Tochtergesellschaften KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH sowie der KTM Components GmbH rund 2,9 Milliarden Euro. Die finanzierenden Banken müssen um 1,3 Milliarden Euro bangen. Mit der ganzen Malaise hat der ehemals erfolgsverwöhnte KTM-Chef Stefan Pierer sein Lebenswerk aufs Spiel gesetzt und musste den CEO-Stab an Gottfried Neumeister übergeben.

Auch beim Batteriehersteller Varta AG ist viel schiefgegangen. Aber man hat noch einmal die Kurve gekratzt. Am 24. Jänner 2025 machte ein Urteil des Landesgerichts Stuttgart den Weg für eine Sanierung frei. Damit steht die Varta AG im Besitz des Investors Michael Tojner und des deutschen Autobauers Porsche. Banken und andere Gläubiger haben den schwarzen Peter gezogen. Sie müssen auf 255 Millionen Euro verzichten, sind aber immerhin am künftigen Unternehmenserfolg beteiligt.

7.000 Pleiten ante portas?

Aber es sind nicht allein die spektakulären Crashs prominenter Unternehmen, die die Stimmung trüben. Bereits im Vorjahr mussten in Österreich laut dem Kreditschutzverband KSV 1870 in Summe 6.587 Unternehmen Insolvenz anmelden. Und es ist keine Entspannung in Sicht, die Kreditschützer rechnen für heuer mit 6.500 bis 7.000 Pleiten. Es stellt sich die Frage, ob das aktuelle Insolvenzrecht noch reicht, um die Stakeholder ausreichend zu schützen. Auch bleibt die Frage, wie Banken auf das veränderte Risiko von Unternehmenspleiten reagieren. Finanzprokuratur-Präsident Peschorn summiert: „Grosso modo sind die aktuellen Regelungen des Insolvenzrechts ausreichend. Für die Bekämpfung des gezielten Missbrauchs des Unternehmensrechts sollte in das Zivilrecht und damit auch mit Wirkung für das Insolvenzrecht eine Regelung aufgenommen werden, nach der das Vermögen aller Rechtspersonen zusammenfällt, soweit diese von einer Person oder Personengruppe fak-

MILLIARDEN

EURO KAPITAL haben Österreichs

tisch beherrscht werden.“ Dass man an den Regelungen nicht herumschrauben muss, meint auch Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz Österreich des KSV 1870: „Österreich hat ein gut funktionierendes Insolvenzrecht. Die für Gläubiger erzielten Quoten liegen zwischen 20 und 25 Prozent. Das ist ein Niveau, von dem andere Länder nur träumen. In Deutschland sind es im Schnitt nur sieben bis acht Prozent.“ Laut Götze sind Sanierungen zu fördern. Aber nur, wenn der Kern eines Unternehmens gesund, die Position am Markt gut und die Finanzierung gesichert ist. „In funktionierenden Wirtschaften haben Insolvenzen eine reinigende Kraft“, so der KSV-Insolvenzleiter. Da und dort wird es laut Götze auch Missbrauch geben: „Es wird noch in den nächsten Monaten und wahrscheinlich Jahren zu eruieren sein, was bei Signa schiefgelaufen ist. Wie es aus heutiger Sicht erscheint, wurden bereits im Vorfeld mehrere Möglichkeiten ausgenutzt. Es wurden etwa Strafen für die Nichtveröffentlichung von Bilanzen bewusst in Kauf genommen. Solche Schlupflöcher müssen bereits vor einer etwaigen Insolvenz geschlossen werden.“

Mehr Flexibilität für Sanierung

Dass Banken ihre Hausaufgaben gemacht haben, zeigt sich exemplarisch

Banken in den vergangenen fünf Jahren aufgebaut und sind damit auf Insolvenzen gut vorbereitet.

bei der Erste Group Bank AG. Risikovorständin Alexandra Habeler-Drabek sagt: „Wir sind auf einen möglichen Anstieg von Insolvenzen vorbereitet. Dennoch sollte ein Insolvenzverfahren die Ultima Ratio sein. Und zwar im Sinne aller Beteiligten: der Banken, des Managements, der Gesellschafter und vor allem der Belegschaft.“ So sieht es laut Habeler-Drabek auch das österreichische Insolvenz- und Restrukturierungsrecht vor. „Das Recht ist durchaus zeitgemäß. Aus unserer Sicht sind zusätzlich alle rechtlichen Nachbesserungen willkommen, die mehr Flexibilität in der Sanierung oder auch im Insolvenzverfahren selbst bieten.“

Eine begrüßenswerte Teilnovellierung wäre laut der Risikoexpertin bei Bankkrediten nötig, die zur Überwindung der Krise gewährt werden. „Solche Kredite sind mit besonderen Risiken für Banken verbunden, weshalb besondere Sorgfalt anzuwenden ist.“ Die Beiträge zur Unternehmensfortführung sollten laut Habeler-Drabek „belohnt“ wer-

DIE ZWEI GESICHTER

DER KTM. Zukunft und Vergangenheit in einem Bild: Gottfried Neumeister hat kürzlich den Vorstandsvorsitz bei KTM AG und Pierer Mobility AG von Stefan Pierer übernommen.

den. „Zu denken wäre an die Möglichkeit von Superquoten für Gläubiger, um in der Krise des Schuldners frisches Kapital zur Sanierung bereitstellen zu können“, präzisiert die Expertin.

Auch Michael Höllerer, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG, ist der Meinung, dass das aktuelle Insolvenzrecht nach wie vor alltagstauglich ist. Höllerer: „Gesetzliche Möglichkeiten gibt es für alle Beteiligten genug. Es mangelt mehr an der Awareness bei den Schuldnern, schneller zu handeln.“ Der Banker glaubt nicht, dass überschuldete Unternehmen den rechtlichen Rahmen über Gebühr ausreizen. „Man darf die Situation nicht mit Deutschland vergleichen. Es gibt in Österreich in der Sanierung eine ausgeprägte Kultur der außergerichtlichen Einigung. Das bringt positive Effekte und ist im Interesse aller Beteiligten“, erklärt der Chef der RLB NÖ-Wien.

Zu schuldnerfreundlich

Kritik äußert Marcus Bumberger, Leiter des Kreditmanagements der Oberbank AG: „Das Insolvenzrecht funktioniert grundsätzlich gut. Durchaus kritisch sehen wir das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Bei dieser Verfahrensart gibt es keinen Masseverwalter, der das Unternehmen führt oder die Kon-

INSOLVENZEN: VON 2023 BIS 2024 ANSTIEG UM 22 PROZENT

QUELLE: KSV 1870. DIE PASSIVA ENTSPRECHEN NICHT DEN TATSÄCHLICHEN VERLUSTEN AUS INSOLVENZEN. ZU BERÜCKSICHTIGEN SIND QUOTENZAHLUNGEN IM RAHMEN VON SANIERUNGSPLÄNEN, AUSSCHÜTTUNGEN AUS VERWERTUNGEN VON KONKURSMASSEN SOWIE SONDERRECHTE AUFGRUND VON AUS- UND ABSONDERUNGSRECHTEN.

trolle über das Vermögen hat. Die Geschäftsführung hat somit weiterhin einen sehr großen Spielraum.“ Das macht es laut dem Oberbank-Experten Gläubigern oft schwer, einen genauen Überblick über die Vermögenslage zu erhalten. Bumberger: „Die jetzige Gesetzeslage ist einfach zu schuldnerfreundlich. Hier sehen wir einen Novellierungsbedarf. Es bedarf einer größeren Transparenz, Gläubiger sollten mehr Einblick in die Vermögenslage erhalten.“

Insolvenzvermeidende Maßnahmen

Auf eine bessere Prävention pocht Mario Pabst, Risikovorstand der Bank für Tirol und Vorarlberg AG, kurz BTV: „Beim Insolvenzrecht für Unternehmen wäre es sinnvoll, insolvenzvermeidende Maßnahmen zu stärken.“ So sollten laut Pabst Schlupflöcher in der Konzernrechnungslegung geschlossen werden. Darüber hinaus sollte die Geschwindigkeit in der Bilanzlegung erhöht werden. „Selbstverständlich versuchen Unternehmen alles, um eine drohende Insolvenz noch abzuwenden. Wir können insbesondere vor dem Hintergrund der persönlichen Haftung der Geschäftsführung kein Ausreizen des insolvenzrechtlichen Rahmens über Gebühr feststellen“, erklärt der BTV-Risikoexperte. Das spiegelt sich auch im Tagesgeschäft wider, wo der Anstieg der Insolvenzen keine Spuren hinterlässt. Pabst: „Wir

»Über die Möglichkeit von Superquoten für Gläubiger nachdenken.«

Alexandra HabelerDrabek

»Wichtig, Reputationsschaden von Republik Österreich abzuwenden.«

Wolfgang Peschorn

sehen keine Notwendigkeit, relevante Änderungen in der Kreditvergabepolitik vorzunehmen.“

Oberbank-Kreditexperte Bumberger sagt: „Das Kreditrisiko gehört zum Geschäftsmodell jeder Bank. Ebenso der Umgang mit Phasen niedrigen und hohen Risikos.“ Dafür gibt es laut Bumberger festgelegte Prozesse im Rahmen zahlreicher regulatorischer Vorschriften, deren Einhaltung von den Aufsichtsbehörden auch regelmäßig überprüft werden. „Für den aktuellen Anstieg des Kreditrisikos müssen daher keine neuen Regeln erfunden werden. Aber natürlich sind wir in Zeiten erhöhter Firmeninsolvenzen besonders sensibilisiert, was die Kapitaldienstfähigkeit unserer Kunden und die Zukunftsfähigkeit ihres Geschäftsmodells betrifft“, erklärt der Experte.

Großer Risikopuffer

„Auch wenn die aktuelle Dynamik aufhorchen lässt, grundsätzlich sind Insolvenzen Teil einer Volkswirtschaft. Der Umgang damit ist für Banken nichts Neues“, betont RLB NÖ-Wien-CEO Höllerer. Die gute Nachricht ist laut dem CEO, dass Österreichs Banken gut aufgestellt sind: „Sie haben in den vergangenen fünf Jahren 24 Milliarden Euro Kapital aufgebaut. Österreich ist unter den top zwölf aller Banksysteme weltweit“, erklärt Höllerer.

Starten wir gemeinsam durch! Sie haben die Vision, wir die Erfahrung. Ein perfektes Match für eine aussichtsreiche Zukunft. Wir macht’s möglich.

#WACHSTUMSSTORY

Mit Apollo 2028 in Börsensphären

Der Börsengang steht frühestens in drei Jahren auf dem Plan. Derzeit steckt die Biogena-Unternehmensgruppe in einer Hyperwachstumsphase. Den Umsatz will man innerhalb von zwei Jahren mit Wellnessprodukten von 80 auf 160 Millionen Euro verdoppeln. Wie das mit einem Potpourri an Finanzierungsformen geht, erklärt Vorstand Stefan Klinglmair im Gespräch dem Börsianer.

DDer Börsianer trifft Stefan Klinglmair in einem riesigen Schauraum. Von Koppl aus, 15 Autominuten vom Salzburger Stadtzentrum entfernt, will Klinglmair mit Biogena gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen, Julia Hoffmann und dem Unternehmensgründer Albert Schmidbauer, den riesigen Weltmarkt der Nahrungsergänzungsmittel erobern – mit hochpreisigen Produkten, die Qualität versprechen. Um diesen Anspruch zu untermauern, führt Klinglmair durch die Schauproduktion. Pro Monat gehen vom Logistikzentrum 70.000 Pakete an 25.000 Partner und eine Million Kunden in 75 Ländern vom Band. 700 verschiedene Rohstoffe von 200 Lieferanten werden zu 270 Produkten verarbeitet. Wenn alles nach Plan läuft, wird sich die Produktion hier in den nächsten beiden Jahren etwa verdoppeln. 300 Millionen Euro Umsatz seien schon vor 2030 möglich.

Die Wachstumsstory von Biogena klingt atemberaubend. Zuletzt stieg der Umsatz um 25 Prozent auf 80 Millionen Euro. In den kommenden beiden Jahren soll sich dieser auf 160 Millionen verdoppeln. Woher kommen der Mut und das Selbstvertrauen? –

»Brauchen schnell einmal

400.000 oder

500.000 Euro Kapital für neue Projekte.«

Stefan Klinglmair

Stefan Klinglmair: Die Gesundheitsbranche an sich und speziell das Feld Nahrungsergänzungsmittel ist ein Wachstumsmarkt, der es laut Studien bis 2030 auf ein Volumen von etwa 400 Milliarden US-Dollar bringen wird. Der demografische Wandel und die Tatsache, dass Menschen auch im höheren Alter immer noch fit und leistungsfähig sein wollen, spielen hier eine Rolle. Ebenso die Qualität der Lebensmittel, die leider schlechter wird. Mit der Konsequenz, dass Mikronährstoffe nicht mehr ausreichend darin vorkommen. Zwei Milliarden Menschen leiden unter Eisenmangel, und Volkskrankheiten wie Diabetes oder Osteoporose nehmen zu.

Nun sagen diese Studien dem Markt ein Wachstum von etwa zehn Prozent voraus. Fast täglich tauchen zudem neue Mitbewerber auf. Und Sie rechnen sich dennoch aus, weit über dem Branchenschnitt zu wachsen? – Ja, weil wir ein anderes Konzept als viele am Markt verfolgen. Wir verfolgen eine Premiumpositionierung als ganzheitliche Gesundheitscompany. Wir sind kein Produktionsunternehmen, keine reine Kapsel-Company, die ein

Interview:

LIFESTYLE. Bei der Biogena im salzburgerischen Koppl wird die Premiumpositionierung gelebt. Hier gibt es eine Schauproduktion, Behandlungen, ärztliche Begleitung und Kapseln en masse.

VitaSTEFAN KLINGLMAIR

COO

Biogena-Unternehmensgruppe

Gemeinsam mit Julia Hoffmann und Unternehmensgründer Albert Schmidbauer ist Stefan Klinglmair maßgeblich für die strategische Ausrichtung der Biogena-Unternehmensgruppe verantwortlich. Seit acht Jahren im Unternehmen und mit dem Firmengründer seit 20 Jahren bekannt, verantwortetet er neben den Finanzen die Bereiche effiziente und verlässliche Prozesse, sieht in der Digitalisierung eine bedeutende Zukunftschance und treibt die Internationalisierung des Unternehmens voran.

Produkt macht, sondern ein breitaufgestelltes Gesundheitsunternehmen. Unsere Wachstumspläne fußen genau darauf, wir haben unsere Pläne in der Vergangenheit umgesetzt und sind auch im laufenden Geschäftsjahr über dem Pfad.

Die Finanzierung der Expansion verlief wenig österreichisch, wenn man das so sagen kann. Crowdfunding, Anleihen und sogar ein Private-Equity-Vehikel ergänzen klassische Kredite. Wieso? – Uns war eine breitaufgestellte Finanzierung wichtig. Wir waren aber auch bei den Ersten, die in Österreich Crowdfunding gemacht haben, weil unsere Kunden Supermultiplikatoren sind. Das sind 4.000 Menschen, die eine Marketingkampagne tragen.

Das gilt auch für die drei Anleihen, die Sie gerade im Markt haben? – Ja, die Zeichner sind Private, in erster Linie unsere Partner und Kunden, keine Institutionellen. Uns ist es aber auch wichtig, dass diese an der Wiener Börse notiert und dort handelbar sind.

Die letzte Anleihe hatte ein Volumen von nur zwei Millionen Euro und war binnen zweier Tage vergriffen. Kommt da heuer noch etwas? – Ich kann Ihnen verraten, dass wir heuer noch eine Anleihe geplant haben, die von einem Finanzunternehmen begleitet wird. Mit den relativ guten Ebitda-Kennzahlen jenseits der 20 Prozent tun wir uns da auch leicht.

Sie planen auch einen Börsengang. Da hieß es einmal 2028, jetzt hört man da eher 2029 oder 2030. Wovon hängt das ab? – Ein IPO wird sinnvoll, sobald ein Unternehmen eine bestimmte Bewertung oder Umsatzhöhe erreicht hat. In unserer Branche sind diese beiden Faktoren entscheidend. Sobald ein Unternehmen eine kritische Masse von etwa 600 bis 700 Millionen Euro Umsatz erreicht, wird es für institutionelle Anleger interessant. Alternativ kann auch eine Unternehmensbewertung, die in Richtung einer Milliardenbewertung,

EXPANSION. Biogena lebt von ihren Kunden als Multiplikatoren. Auch die BiogenaAnleihen wurden großteils von Partnern und Kunden gezeichnet, sagt Klinglmair.

also des Unicorn-Status geht, des IPO rechtfertigen.

Von wem stammt diese Bewertung? – Das hat sich über die letzten Jahre durch die Branchentrends und Akquisitionen ergeben. Deshalb haben wir mit unseren Beratungsinstituten diesen Korridor festgelegt, aber auch das ist nicht in Stein gemeißelt. Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich Themen verändern und wir schneller und agiler sein müssen. Unser Korridor ist 2028 bis 2030. Wir nennen das unser Apollo2028-Programm.

Nach den Mondmissionen? – Nein, im Sinne des griechischen Sonnengottes.

Der Börsenbulle heißt auf Altgriechisch Tauros. Mit Tauros Capital – dahinter stecken unter anderem die Erste Group Bank AG und die Wiener Städtische – setzen Sie auf sogenanntes Revenue-Based Finan-

cing. Sie bekommen Eigenkapital, ohne Stimmrechte abgeben zu müssen, müssen aber einen Teil des – bei Ihnen jährlich steigenden – Umsatzes an die Investoren abtreten. Was spricht für diesen Weg? –Trotz Wachstums und Innovationskraft unterliegen wir natürlich auch den gängigen Marktbewertungssystemen. Die letzten Jahre waren geprägt durch Risikominimierung bei Banken, Hyperinflation, Ukraine-Krise oder auch den Benko-Skandal, bei dem viele Banken mitgerissen wurden. Auf der anderen Seite kommen wir mit Innovationskonzepten und Ideen neuer Produkte, wo wir vielleicht einmal schnell 400.000 oder 500.000 Euro Kapital brauchen.

Mit welchen Banken arbeiten Sie zusammen? – Wir arbeiten mit verschiedensten Marktteilnehmern im Bankensektor zusammen. Diversifizierung ist auch hier das Zauberwort, um Unabhängigkeit zu haben.

FOTO:

Wir kennen Erfolgsgeschichten von Unternehmen, wie zuletzt der Marinomed AG, die kamen in der Expansion metaphorisch gesehen der Sonne zu nahe und stürzten ab. Wieso soll Ihnen das nicht passieren? – Unser Unternehmen hat sich in den letzten 20 Jahren von einem Start-up zu einem etablierten Akteur entwickelt, ohne den Weg des Hyperwachstums mit hohem Fremdkapital und Burnout zu gehen. Stattdessen haben wir ein diversifiziertes Geschäftsmodell mit einem starken Fundament aufgebaut, das nicht von wenigen großen Kunden oder Produkten abhängt. Mit 400.000 Kunden, 25.000 Partnerärzten und fast einer Million kleiner, treuer Kunden sind wir breit aufgestellt und minimieren so das Risiko. Unser Gründer und Eigentümer Albert Schmidbauer ist ein herausragender Betriebswirt, der mit seiner visionären Art das Unternehmen erfolgreich führt und gleichzeitig die Grenzen und Möglichkeiten realistisch einschätzt. Seit dem Bestehen hat Biogena immer mit einem Gewinn abgeschlossen.

Zuletzt waren das 5,5 Millionen Euro. Worein investieren Sie? – Wir investieren permanent, etwa in den Maschinenpark, in Infrastruktur, neue Produktionstechnologien. Wir können hier am Standort in Salzburg unsere Produktion verdreifachen. Wir investieren auch in Studien. Und aufgrund des Wettbewerbsdrucks haben wir auch die Investments in unsere Marketingkampagnen erhöht.

Das Wachstum soll durch die Erschließung neuer Märkte kommen. Welche sind da im Fokus? – Deutschland ist definitiv allein von der Einwohnerzahl her ein großer Wachstumsmarkt. Der gesamte osteuropäische Raum ist auch interessant, weil dort die Kaufkraft schneller ansteigt als im westlichen Europa und die Gesundheitssysteme nicht so gut wie bei uns sind. Insofern nehmen die Menschen dort das vermehrt selbst in die Hand. Südamerika und Asien sind ebenfalls interessant, und dabei fokussieren wir nicht nur auf

die Länder mit den größten Populationen. Wir sind in 75 Märkten aktiv. Bei manchen stehen wir noch am Anfang, weil es dort teilweise sechs bis zwölf Monate dauert, um Produkte zu registrieren.

Wie sieht es mit den USA aus, die galten für Biogena als große Wachstumschance. Dort gibt es mit Herbalife Nutrition, Amway und Co natürlich riesige Platzhirsche und außerdem einen neuen Präsidenten, der euch womöglich mit Zöllen belegt. – Wir sehen in den Staaten nach wie vor Potenzial. Allerdings ist es sicherlich einer der schwierigsten Märkte. Insofern würde ich sagen, wir schauen, ob in der Trump-Amtszeit Zölle gravierende Probleme bereiten. Man weiß ja nicht, was kommt und was danach passiert.

Man hört, Sie planen jetzt, in deutschen Großstädten Gesundheitstempel zu eröffnen? – Mit dem Biogena Plaza neben der Wiener Staatsoper bieten wir jetzt schon einen ganzheitlichen Gesundheitstempel an. Da gibt es vier niedergelassene Ärzte und 40 Anwendungen. Wir machen Biohacking, es gibt Infusionsplätze und sogar Eventflächen. Wir planen solche Leuchtturmprojekte auf 800 bis 900 Quadratmetern auch in Düsseldorf und in Frankfurt.

Biogenas Geschichte erinnert ein wenig an jene von Red Bull. Ein umkämpfter Markt und darin ein hochpreisiges Produkt. Wie sieht Ihre Marketingstrategie aus? – Unsere Marketingstrategie in einem stark online getriebenen Markt ist herausfordernd, da es immer jemanden gibt, der auffälliger und bunter wirbt. Wir müssen oft unseren höheren Preis erklären, da Onlinekäufer die Qualität unserer Produktion und Rohstoffe nicht direkt sehen können. Zwei Hauptkomponenten sind dabei entscheidend: erstens das starke Fundament von 25.000 Ärzten und Therapeuten, die unsere Produkte aufgrund ihrer Qualität und Wirksamkeit empfehlen. Zweitens die tatsächliche Funktionalität unserer Produkte, die sich in der Verbes-

serung von Leistung, Muskulatur, Schlaf, Stressresilienz und Immunsystem zeigt.

Welche Rolle spielen Testimonials? - Sie spielen eine entscheidende Rolle in unserer Marketingstrategie. Sie dienen als authentische Empfehlungen und helfen, Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei potenziellen Kunden aufzubauen. Besonders in einem umkämpften Markt wie unserem sind die positiven Erfahrungen von Ärzten, Therapeuten und Sportlern wie Marcel Hirscher, die unsere Produkte nutzen, von unschätzbarem Wert. Mit Skispringer Stefan Kraft kommuniziere ich fast jede Woche. Für ihn ist es natürlich ein Riesenwettbewerbsvorteil, wenn seine Genesungszeit sich von sechs auf drei Tage reduziert. Diese Testimonials zeigen nicht nur die Wirksamkeit unserer Produkte, sondern unterstreichen auch unsere Verpflichtung zu Qualität und Transparenz.

Indem sie bei den Dopingkontrollen keine Probleme bekommen? – Auch das. Unsere Produkte werden auf der Kölner Liste geführt. Das heißt, sie wurden überprüft und gelten als frei von etwaigen Rückständen der von den Antidopingagenturen verbotenen Substanzen.

Woher kommen Ihre Rohstoffe, und wie kontrollieren Sie deren Qualität? – Aus der ganzen Welt. Wir arbeiten langjährig mit zertifizierten Rohstofflieferanten zusammen und auditieren sie regelmäßig vor Ort. Nach der Pandemie haben sich die Lieferzeiten verlängert, daher müssen wir unsere Rohstoffe für drei bis sechs Monate bevorraten, damit sie für die Therapiekonzepte unserer Ärzte lückenlos verfügbar sind.

Wo ist das der Fall? – Etwa bei hochwertigem Omega-3-Fischöl aus Südamerika. Das liegt daran, dass die Bestände immer geringer werden. Oder wenn in Indien ein Ernteausfall ist, dann gibt es Knappheit an pflanzlichem Eisen, das aus den Curryblättern kommt.

Marktentwicklung

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE

IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

ATX (ÖSTERREICH)

STOXX EASTERN EU TM (EUR)

STOXX EUROPE TM (EUR)

STOXX US TM (EUR)

STOXX EM TM (EUR)

Wien ist top. Der ATX-Index zieht seit Jahresanfang allen davon, mithalten können europäische und osteuropäische Aktien. US-Aktien grundeln, Emerging Markets verzeichnen einen Fehlstart.

PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH

ATX-HOFFNUNG AUF EINE SONDERKONJUNKTUR

Wolfgang

Matejka

Asset Management

ES WIRD SICH ETWAS ÄNDERN, es muss sich etwas ändern. Ganz nach diesem Motto zeigt sich die Entwicklung der globalen, also auch der Wiener Börse, in den ersten Wochen des neuen Jahres. Ausgehend von einer Trump-Administration, die täglich bemüht erscheint, ihre Wahlversprechen umgehend und ohne Zeitverlust umzusetzen, quasi im Wahlaktionismus, und ihre Macht im Change-Management unter Beweis zu stellen versucht, werden auch die Erwartungen in Europa einer solchen Dynamik unterworfen. UK und die EU gelten als die schwachen Parteien auf dem Globus, und da sollte sich demnächst etwas tun. Die Budgetrettung in Frankreich oder die Wahl in Deutschland: Beide Effekte werden als Wandel zum Besseren an den Börsen interpretiert. Europa hilft es, dass von der Zinsfront wenig Gegenwind zu erwarten ist, die Inflation ist schwächer, die Wirtschaft wächst, wenn, dann nur langsam, Zinssenkungen durch die EZB bleiben dadurch im Raum. Kein Wunder, dass heuer bisher die europäischen den US-Börsen den Rang ablaufen. Auch der ATX hat sich in dieses Bild eingefügt. Verbunden mit der Hoffnung auf eine Sonderkonjunktur durch eine Milderung des Ukraine-Konflikts, vielleicht sogar in Verbindung mit der gesamthaften Befriedung und Beendigung des Krieges, werden natürlich Erwartungen ausgelöst, die unserer Börse in die Hände spielen. Die besten Sektoren sind die Banken, erweitert um Bau und Versicherungen und beginnend bei Grundstoffen. Die Hürden zu einer tragfähigen Konjunkturerholung bleiben aber groß und sind nur mit hohem Energieaufwand seitens Politik, Regulatoren und Unternehmen zu bewältigen. Die dafür notwendige Energie in einer Phase langanhaltender Rezession neu aufzubauen wird die zentrale Leistung für 2025 sein müssen. Die Börsen laufen dieser Erwartung voraus. Bewältigt müssen sie am Ende aber werden, denn sonst bleibt nur ein kurzer Moment der Freude in Erinnerung.

Sieben Prozent der US-Aktien abgesichert

2025 sei das Enttäuschungspotenzial gerade bei den US-Tech-Giganten groß. Bert Flossbach hat in seinem Flaggschifffonds aktuell sieben Prozent der Aktien über Derivate auf den S&P-500-Index abgesichert.

Interview: JULIA KISTNER

Sie eröffnen gerade ein Büro in Wien, weshalb? - Bert Flossbach: Wir sind bereits mehrere Jahre in Österreich tätig. Es ist für uns ein sehr spannender und wichtiger Markt, und wir wollen auch dort nah bei unseren Kunden und Partnern sein.

Nehmen Ihre Kunden gerade die zweistelligen Gewinne mit, oder bleiben sie investiert? – 2024 war ein gutes Anlagejahr, insbesondere für Aktien und Gold. Doch europaweit floss Geld aus gemischten Portfolios ab – auch bei uns. Leider.

Wie schätzen Sie persönlich die Marktlage für die nächsten Monaten ein? – Damit dem zweiten herausragenden Börsenjahr ein drittes folgen kann, muss sich das „Goldlöckchen-Szenario“ mit ordentlichem Wirtschaftswachstum, deutlich steigenden Unternehmensgewinnen, rückläufiger Inflation und fallenden Leitzinsen fortsetzen. Denn die Bewertungen sind insbesondere bei den größten US-Technologieaktien hoch. Damit ist auch das Enttäuschungspotenzial gestiegen.

Ihr Multiple Opportunities ist zu 11,1 Prozent in Gold investiert. Bereiten Sie das Portfolio auf eine starke Korrektur vor? – Es ist derzeit tatsächlich etwas defensiver aufgestellt. Neben Gold war der Fonds Ende Jänner zu 71 Prozent in Aktien investiert. Doch wir haben aktuell sieben

Die

Asset-Allocation 71,23 % Aktien 11,49% Edelmetalle 10,72 % Kasse

7,04 % Anleihen 0,17 % Wandelanleihen 0,7 % Derivate etc.

Berkshire Hathaway

% Reckitt Benckiser Group

% Deutsche Börse

% Mercedes-Benz Group

% BMW ST

% Roche Holding

% Amazon.com

% Adidas 2,13 % Nestle

Quelle: Flossbach v. Storch Multiple Opportunities ISIN LU0323578657, Stand 31.1.2025

Prozent der Aktien über Derivate auf den S&P-500-Index abgesichert. Damit ist die Aktienquote in Wirklichkeit niedriger als auf dem Factsheet ausgewiesen. Unsere Anleihenquote liegt bei sieben Prozent. Die Renditen der Anleihen sind zuletzt wieder attraktiver ge-

BERT FLOSSBACH

Gründer und Vorstand

Flossbach von Storch

Gemeinsam mit Kurt von Storch gründete Bert Flossbach Anfang 1999 den Vermögensverwalter Flossbach von Storch. Heute verantwortet er die Bereiche Research und InvestmentManagement und managt den milliardenschweren Flossbach von Storch – Multiple Opportunities. Das Haus eröffnete im Jänner 2025 ein Büro in Wien.

worden, auch weil sie helfen, Portfolios wieder zu diversifizieren.

Berkshire Hathaway war mit 3,92 Prozent Ihre größte Aktienbeteiligung. Warum? –Die Holding von Warren Buffett ist im Gesamtjahr 2024 gut gelaufen und zählte zu den größten positiven Werttreibern des Portfolios. Wir sind schon sehr lange in dieses Unternehmen investiert – die Aktie rangiert meist unter den Top Ten.

Mit Amazon und Microsoft haben Sie wenig US-Tech in Ihren Top Ten. – Wir sind skeptisch. Nur wenigen Unternehmen gelingt es, sich dauerhaft in der obersten Börsenliga zu etablieren. Die großen USTechnologiewerte setzen voll auf die Potenziale der Künstlichen Intelligenz und haben hier hunderte Milliarden US-Dollar investiert. Wenn die Wette nicht aufgeht, droht aus unserer Sicht eine empfindliche Korrektur.

Was kann der Flossbach von Storch - Multiple Opportunities besser als ein kostengünstigerer ETF? – Wer jung ist und mit dem Vermögensaufbau beginnt, ist mit einem ETF auf einem der großen Aktienmärkte gut beraten. Hier reicht die Zeit, um Krisen auszusitzen. Für alle, die ihr Vermögen beständig arbeiten lassen und vor allem beschützen wollen, sind aktiv gemanagte Multi-Asset-Portfolios die bessere Wahl.

Pump Fiction

Das schwarze Gold rückt wieder verstärkt in den Fokus der Politik. In den USA möchte Präsident Donald Trump die Förderung kräftig ankurbeln, während die Sanktionen auf russische Ölexporte zuletzt ausgeweitet wurden. An Nachfrage mangelt es nicht: Trotz der Energiewende steigt zugleich auch der globale Ölverbrauch. Mit welcher Preisentwicklung Experten rechnen und welche Chancen das Umfeld einem Investment in Ölaktien eröffnet.

Text: Raja Korinek

1. Hintergrund

Auch der Ölmarkt bleibt nicht vor US-Präsident Donald Trump verschont. Er sorgte kürzlich mit seinem Spruch „Drill, Baby, drill“ für Aufmerksamkeit. Dabei rief er den „Nationalen Energienotstand“ aus, um die US-Öl- und -Gasproduktion zu steigern und den Preis zu drücken.

| Seite 32

2. Veranlagung

Ölbranchenaktien bieten bei höheren Ölpreisen einen Inflationsschutz, da die Entwicklung oft zu höheren Unternehmensgewinnen führt. Bei günstigeren Preisen steigt hingegen die Nachfrage, etwa nach Derivaten wie Diesel. Ölaktien sind außerdem gute Dividendenbringer.

| Seite 34

3. Interview

Die Opec+ fördert täglich rund 40 Millionen Fass, davon die Opec-Länder täglich rund 27 Millionen Fass, was gut einem Viertel des globalen Ölangebots entspricht. Ab April 2025 könnte die Produktion ausgeweitet werden, sagt Carsten Fritsch Rohstoffanalyst der Commerzbank.

| Seite 36

PREISUNTERSCHIED. Ein Fass Rohöl der Nordseesorte Brent kommt aktuell auf 75 US-Dollar, die US-Sorte WTI kostet 71 US-Dollar. Wobei sich die Preise seit Jahresanfang nicht bewegt haben.

„Drill, Baby, drill“

In den USA soll wieder mehr Öl fließen, das hat Donald Trump klargestellt. Allerdings wirken eine Menge Kräfte auf den globalen Markt ein, geopolitische Einflüsse sollten dabei nicht unterschätzt werden.

IIn den vergangenen Jahren war es rund um den Ölmarkt ruhig geworden. Anfang 2022 war die Notierung nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs jedoch stark hinaufgeschnellt. So erreichte etwa die europäische Nordseemarke Brent in der Spitze knapp 130 US-Dollar je Fass, um danach ebenso zügig wieder zu fallen. Seither bewegt sich der Preis in einer breiten Seitwärtsspanne zwischen 70 und 95 US-Dollar.

Nun bleibt selbst der Ölmarkt vor dem neuen US-Präsidenten Donald Trump nicht verschont. Er sorgte mit seinem Spruch „Drill, Baby, drill“ für Aufmerksamkeit. Dabei rief er den „Nationalen Energienotstand“ aus, um Maßnahmen zur Steigerung der amerikanischen Ölund Gasproduktion zügig einzuleiten.

Die unter Ex-US-Präsident Joe Biden verhängten Beschränkungen für die Ölund Gasproduzenten sollen außer Kraft gesetzt werden. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank AG, sagt: „Die strategischen Ölreserven sollen wieder vollständig aufgefüllt und Energie soll weltweit exportiert werden“ (Interview auf Seite 36).

Solche Pläne geben eine neue Richtung in der Energiepolitik vor, brauchen jedoch Zeit. Aaron Alber, Analyst bei Raiffeisen Research, erwartet keine abrupte Steigerung der US-Ölproduktion. „Im Vorlauf braucht es Investitionen in die Erschließung neuer Lagerstätten beziehungsweise in den Ausbau bestehender Produktionsanlagen, und diese

IN ÖL. „Bohr, Baby, bohr“ klingt nicht halb so spannend wie „Drill, Baby, drill“. US-Präsident

Donald Trump will die Ölförderung maximieren.

haben sich innerhalb eines Jahrzehnts um etwa ein Drittel verringert.“ Auch müssten Unternehmen bereit sein, das Investitionsrisiko zu tragen, betont Alber. „Deren Bereitschaft hängt vor allem von den Aussichten für den Ölpreis ab.“ Hierzu hakt Max Wienke, Marktanalyst DACH, also für Deutschland, Österreich und die Schweiz, beim Broker eToro ein und sagt: „Fracking etwa rechnet sich ab 50 US-Dollar pro Barrel.“

Wie agiert die Opec+?

Hinzu komme, dass niedrige Ölpreise die Opec+ zu einer Verlängerung der Förderkürzungen veranlasst habe, um den Preis zu stützen, betont Alber. Bei der Opec+ handelt es sich um das internationale Ölkartell, bei dem Saudi-Arabien die größte Fördermenge beisteuert, sowie Verbündete wie etwa Russland und Kasachstan. Deren Gewicht am globalen Ölmarkt sollte nicht unterschätzt werden. Allein die Opec verfügt über fast 80 Prozent der weltweit nachgewiesenen Ölreserven, macht derzeit jedoch nicht einmal 40 Prozent des globalen Ölangebotes aus. Sollte hingegen der Preis allzu sehr steigen, würde die Opec+ die Förderung ausweiten, um einen möglichen starken Nachfragerückgang abzuwenden.

Doch wie sehen aktuelle Zahlen aus? Die Ölnachfrage steigt. Dies ist teils auf die voranschreitende Industrialisierung in vielen Schwellenländern zurückzuführen, teils auf den wachsenden Bedarf an Kunststoffmaterialien. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet für 2025 mit einem Anstieg der Produktion, sie dürfte um 104,8 Millionen Fass pro Tag zunehmen. Zu den weltweit größten Ölproduzenten zählen die USA, SaudiArabien sowie Russland. Der Verbrauch dürfte laut IEA obendrein 103,9 Millionen Fass pro Tag im laufenden Jahr erreichen, wobei zu den größten Energieverbrauchern die USA, China und Indien

zählen. Zum Vergleich: Noch vor knapp 20 Jahren lag letztere Kennzahl bei 83,65 Millionen Fass pro Tag. Dies geht aus Daten von Statista hervor.

Geopolitische Folgen

Nicht zu unterschätzen sind auch geopolitische Entwicklungen. Während auf Russlands Schattenflotten nunmehr Sanktionen verhängt wurden, signalisierte Trump seine Bereitschaft zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Kommt es zu Zugeständnissen, könnte dies Folgen haben. „Sollten russische Energielieferungen wieder anlaufen, könnten die Preise für Öl und Gas unter Druck geraten“, sagt Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter für Multi-Asset-Strategien bei der Berenberg Bank AG zu möglichen Auswirkungen eines Waffenstillstands. Demgegenüber wachsen die Spannungen im Nahen Osten. Die Übergabe der verbleibenden Hamas-Geiseln an Israel hatte sich verzögert und zu großen Spannungen geführt. Weitere Eskalationen sind in der Region jedenfalls nicht auszuschließen – und das könnte wiederum dem Ölpreis einen Schub verpassen, etwa dann, wenn der Iran die Straße von Hormus schließt. Durch diese werden täglich rund mehr als 20 Millionen Fass Öl pro Tag und weitere Ölprodukte verschifft.

% Meine Rendite

Auf dem globalen Ölmarkt könnte wieder Bewegung hineinkommen. US-Präsident Donald Trump möchte die amerikanische Förderung ankurbeln und den Markt liberalisieren. Während die USA zu den größten Ölfördernationen zählen, sollten jedoch auch die Entscheidungen des Ölkartells Opec und seiner Verbündeten ebenso wenig unterschätzt werden wie aktuelle geopolitische Ereignisse.

AAuf den globalen Energiesektor kommen neue Zeiten zu. Dies gilt vor allem für die USA, nachdem US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, den Sektor kräftig ankurbeln zu wollen. Simona Gambarini, Senior Market Strategist, Strategic Advisory Solutions bei Goldman Sachs Asset Management, meint, „das Umfeld ist herausfordernd, aber ausgewählte USEnergieaktien könnten interessant sein. Niedrigere Ölpreise wirken sich natürlich auf die Einnahmen aus. Aber dies könnte durch Maßnahmen ausgeglichen werden, die die Profitabilität und das Produktionswachstum der US-Energiebranche unterstützen.“ Gambarini nennt in dem Zusammenhang etwa die Senkung der Förderabgaben und Steuern, die Rücknahme der Vorschriften bei Methanemissionen sowie die Straffung des Genehmigungsverfahrens für Bohrungen in Bundesgewässern.

Doch auch mit Fusionen wappnen sich US-Energiekonzerne besser für die Zukunft. So kaufte Chevron 2024 den Rivalen Hess um 53 Milliarden US-Dollar. Mitte Jänner 2025 gab die US-Bun-

Treibstoff für Anleger

Vor allem US-Energiekonzerne dürften von Donald Trumps Plänen künftig profitieren. Doch auch europäische Pendants locken teilweise mit Zukunftschancen vor allem wegen der Energiewende.

ÖLBOHRUNGEN IN EAGLE FORD. Der drittgrößte US-Ölkonzern Conoco Phillips gehört zu den Lieblingen der Fondsmanager.

deswettbewerbsbehörde grünes Licht. Im November 2024 erfolgte die Übernahme von Marathon Oil durch Conoco Phillips. Im Oktober 2023 kündigte Exxon Mobil die Übernahme von Pioneer Natural Resources für 59,5 Milliarden US-Dollar an. Und manchmal zeigt auch ein Hedgefondsmanager Interesse, etwa bei der britischen BP. Die Beteiligungsfirma des aktivistischen Investors Paul Singer, Elliott Management, hat sich vor wenigen Wochen in ungenannter Höhe beteiligt. Singer will Maßnahmen zur Hebung des Unternehmenswertes fordern, wie es heißt.

Ölaktien als Inflationsschutz

Etoro-Marktanalyst Max Wienke verweist grundsätzlich auf weitere lukrative Eigenschaften bei den Branchenaktien. Bei höheren Ölpreisen könnten sie einen Inflationsschutz bieten, da die Entwicklung oft zu höheren Unternehmensgewinnen führt. Bei günstigeren Preisen steigt hingegen die Nachfrage, etwa nach Derivaten wie Diesel. „Zudem bieten viele Konzerne attraktive Dividenden, was

sie besonders für langfristige Anleger interessant macht.“ Trotz der steigenden Nachfrage nach fossilen Energieträgern wird auch die grüne Wende nicht vernachlässigt, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Der Druck ist vor allem für europäische Player groß. Aaron Alber, Aktienanalyst bei Raiffeisen Research, verweist auf die ambitionierten Klimaziele der EU. „Sie setzt verstärkt auf erneuerbare Energien, was Investitionen in fossile Projekte relativ unattraktiv macht.“

Doch fallen auch diesseits des Atlantiks Bemühungen unterschiedlich aus. „Shell und BP kürzen ihre Investitionen in erneuerbare Energien. Mehrere Offshore-Wind- und Biokraftstoffprojekte werden ausgesetzt oder gestrichen“, konstatiert Pierre Pincemaille, Portfoliomanager, DNCA Invest. Die französische Total Energies habe hingegen in der jüngsten Bilanzpräsentation Wachstumsziele für das Erneuerbare-Geschäft bestätigt, so Pincemaille. Handfeste Beispiele gibt es reichlich. So unterzeichnete Total Energies Ende Jänner einen

FOTO: CONOCO PHILLIPS

15-Jahres-Vertrag mit der französischen ST Microelectronics zur Lieferung von 1,5 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien für den Betrieb des Halbleiterherstellers in Frankreich.

Produktion und Transport im Fokus Doch wie selektieren etwa Top-Fondsmanager? Der Goldman Sachs North America Energy & Energy Infrastructure Equity Portfolio (LU1046546229 für Privatanleger, LU1046545767 für Großanleger) investiert unter anderem in Exxon Mobil sowie Chevron. Ein guter Teil des Portfolios wird auch in Infrastrukturunternehmen wie Targa Resources und Williams Companies veranlagt. Ersteres Unternehmen ist im Bereich der Erdgasaufbereitung sowie des Flüssiggastransports tätig. Williams Companies ist ein US-amerikanischer Erd-

gas-Pipeline-Betreiber. Freilich, mit solchen Unternehmen werden in der Regel langfristige Verträge abgeschlossen, womit künftige Cashflows relativ gut kalkulierbar sind. Auf zehn Jahre erzielte der Fonds eine jährliche Wertentwicklung von knapp weniger als fünf Prozent auf Eurobasis – laut Morningstar per 12. Februar 2025.

Im BlackRock Global Funds - World Energy Fund (LU0252969075 für Privatanleger, LU0368250907 für Großanleger) werden die USA mit rund 55 Prozent gewichtet, gefolgt von kanadischen Pendants (20 Prozent) und jene aus Großbritannien. Zu den größten Einzelpositionen zählen Shell, Exxon Mobil sowie Conoco Phillips. Auf zehn Jahre erzielte der Fonds eine jährliche Wertentwicklung von gut 3,7 Prozent. Anleger können auch auf die künftige Öl-

preisentwicklung bei der europäischen Nordseemarke Brent – mittels Futures - setzen, etwa mit einem Indexzertifikat der Raiffeisen Bank International AG (AT0000A36BN0). Die Preise können vom aktuellen Brent-Preis jedoch abweichen, da bei Futures auch Lagerkosten und Erwartungen zur künftigen Preisbildung einfließen.

% Meine Rendite

Donald Trumps Ambitionen, den amerikanischen Öl- und Gasmarkt anzukurbeln, kann vor allem US-amerikanische Energiekonzernen Chancen bieten. Zugleich forcieren die Konzerne – auch in Europa – die grüne Wende. Unter dem Strich bieten sich Chancen, auf ein breites Spektrum innerhalb der Energiewelt zu investieren.

Einfach mal einen Fondsmanager daten. Sie müssen ihn ja nicht heiraten.

Mit Kepler Fonds bekommen Fondsmanager:innen ein Gesicht.

Sowie Arme und Beine. Kurz: Das sind echte Menschen, mit denen Sie reden können. Oder sich einfach darauf verlassen, dass die optimale Anlagestrategie Sache unserer Expert:innen ist. Treffen Sie unsere Fondsmanager:innen auch auf Social Media und kepler.at!

Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich. kepler.at

PREISBESTIMMEND.

Die Opec verfüge wegen bestehender freiwilliger Produktionskürzungen über hohe freie Kapazitäten, auf die bei Engpässen zugegriffen werden könne, sagt Carsten Fritsch.

Die USA gehen immer ans Limit

Die USA wollen die Ölpreise drücken und gehen bei der Förderung von Öl in die Vollen. In Russland könnten die Sanktionen durchschlagen, und Europa bleibt von Ölimporten abhängig, erläutert Commerzbank-Rohstoffanalyst Carsten Fritsch.

DDer Ölpreis hat jüngst ein gutes Stück nachgegeben, geopolitische Ängste sind scheinbar verflogen. Der Preis der Nordseemarke Brent sank Mitte Februar auf die Marke von 75 US-Dollar je Fass. Was dahintersteckt, erklärt Carsten Fritsch, Commerzbank-Rohstoffanalyst. Fritsch meint, geopolitische Spannungen, so etwa im Nahen Osten, würden zwar seit Monaten thematisiert, der Ölmarkt sei davon aber wenig betroffen.

Herr Fritsch, Huthi-Rebellen haben 2024 Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen. Weshalb gab es bisher keine negativen Folgen? – Carsten Fritsch: Die Versorgung blieb intakt, sodass die dadurch verursachten Preisanstiege nur von kurzer Dauer waren. Selbst die Sanktionen gegen Russlands Schattenflotte, bei denen Öl in Tankern unter anderen Flaggen verschifft werden, die vom ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden kurz vor Ende seiner Amtszeit verhängt wurden, sorgten nur kurzzeitig für ein Aufflackern des Ölpreises.

Welche Rolle könnte Russland künftig am Ölmarkt spielen? – Die Sanktionen gegen die russische Schattenflotte sollen Mitte März dieses Jahres in Kraft treten. Jedoch bleibt abzuwarten, ob der aktuelle US-Präsident Donald Trump sie vollumfänglich umsetzt. Noch dürfen Länder - wie etwa Indien - bis zu jenem Zeitpunkt russisches Öl aus den Tankern der Schattenflotte zumindest entladen. Danach ist das nur noch möglich, wenn das russische Öl zuvor zu nicht mehr als 60 US-Dollar je Fass gekauft wurde. Diese Obergrenze ist Teil früherer Sanktionen und soll dazu dienen, die Einnahmen Russlands aus dem Ölexport zu reduzieren.

Trump hat jüngst das internationale Ölkartell, die Opec, aufgefordert, mehr Öl zu fördern, damit der Preis sinkt. Wie realistisch ist seine Aufforderung? – Niedrige Ölprei-

se sind eine wichtige Stütze für die Wirtschaft und die privaten Haushalte in den USA. Ob die Opec+, also die Opec sowie einige Verbündete wie Russland und Kasachstan, der Aufforderung nachkommen, lässt sich schwer abschätzen. Das Gemeinsame Ministerielle Beobachtungskomitee der Opec+ hat allerdings kürzlich empfohlen, dass die Ölproduktion wie vereinbart ab April ausgeweitet werden kann. Somit würde das Angebot graduell steigen, ohne dass damit direkt auf Trumps Forderung eingegangen wird.

2024 erreichte die globale Ölproduktion rund 103 Millionen Fass pro Tag. Wie wichtig ist das Opec+-Angebot dabei? –

Die Opec+ fördert täglich rund 40 Millionen Fass, davon die Opec-Länder täglich rund 27 Millionen Fass, was gut einem Viertel des globalen Ölangebots entspricht. Zudem verfügt die Opec wegen der noch bestehenden freiwilligen Produktionskürzungen über hohe freie Kapazitäten, auf die bei Engpässen zurückgegriffen werden kann. Dies ist ein großer Unterschied zu den USA, die stets am Limit fördern und somit über keine derartigen freien Kapazitäten verfügen.

Und wie sieht das Umfeld in Europa aus? –

Die Ölförderung in der Nordsee ist weitgehend stabil, wobei sie in Großbritannien seit Jahren sinkt, in Norwegen hingegen steigt, da in den letzten Jahren neue Felder erschlossen worden und in Produktion gegangen sind. Insgesamt wird aber auch in Norwegen der Zenit allmählich erreicht. Europa bleibt ein Ölimporteur und bezieht vor allem US-Schieferöl der Sorte WTI (West Texas Intermediate, Anm.). Weitere wichtige Quellen sind Westafrika sowie Libyen. Aus letzterer Region ist das Öl der europäischen Sorte Brent sehr ähnlich und lässt sich somit leichter in Europa raffinieren.

Trump hatte zunächst Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada verhängt, die

auch Öleinfuhren umfassten. Weshalb sind die Regionen wichtig für die USA, die selbst reichlich Öl fördern? – Aus Kanada stammen mehr als 60 Prozent der US-Rohölimporte, aus Mexiko rund sieben Prozent. Dazu muss man die unterschiedlichen Ölsorten bedenken. Das US-Schieferöl ist eine leichte, sehr schwefelarme Sorte. Viele ältere US-Raffinerien sind auf die Verarbeitung schwerer, schwefelhaltiger Sorten eingestellt. Sie benötigen daher immer noch große Mengen solcher Sorten, wie sie etwa aus Kanada und Mexiko geliefert werden. Entsprechend groß waren die Sorgen wegen möglicher Zölle auf Ölimporte aus diesen beiden Ländern. Sie hätten zu Knappheiten in den USA und zu höheren Benzinpreisen führen können.

Mit welcher Preisentwicklung rechnen Sie beim schwarzen Gold? – Der Preis für die europäische Nordseemarke Brent dürfte Ende 2025 bei 80 US-Dollar pro Fass liegen. Zwischenzeitlich kann es auch größere Schwankungen geben. Vieles wird von den Entscheidungen der Opec+ abhängen. Steigt der Preis wieder ein gutes Stück an, dürften Förderkürzungen, wie angekündigt, ab April schrittweise zurückgenommen werden. Sinkt der Preis allzu stark, könnte die Opec+ abwarten. Gerade deshalb dürfte sich in den kommenden Monaten eine gewisse Preisspanne bilden.

% Meine Rendite

Der globale Ölmarkt wird von zahlreichen Faktoren geprägt, auf die Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, verweist. Dazu zählen Donald Trumps Ankündigung, die US-Förderung anzukurbeln und notfalls kanadische Importe zu verzollen. Weshalb auch die Rolle der Opec+ nicht unterschätzt werden sollte. Und wohin der Ölpreis steuern könnte, zeigt Fritsch ebenso auf.

Year-To-Date-Trends

DER WELTBÖRSEN

TORONTO (TSX)

| 3,05 %

YORK (DJIA)

| 4,71 %

YORK (NASDAQ)

| 3,71 %

Kommentar

Kira Huppertz

Analystin und Portfoliomanagerin für globale Aktien bei Comgest

IST DER AKTIENMARKT ZU KONZENTRIERT? Die Dominanz weniger Unternehmen prägt die globalen Aktienmärkte. Ende 2024 machten die „Magnificent Seven“ 22 Prozent des MSCI All Country World Index (ACWI) aus. Diese Konzentration erinnert etwa an die Dotcom-Blase oder die Monopolstellung von Nokia in den 2000er-Jahren. Unvergleichlich ist die Geschwindigkeit der Entwicklung. Zwischen 2013 und 2023 stieg der Anteil der zehn größten Unternehmen im S&P 500 von 14 auf 27 Prozent. Dies spiegelt den enormen Einfluss technologischer Innovationen wider, vor allem im Bereich Künstlicher Intelligenz und Cloud-Computing. Der wachsende Anteil passiver Fonds verstärkt den Trend.

Diese zunehmende Konzentration fordert eine breitere Perspektive für 2025 und darüber hinaus. Diversifikation wird zu einem noch wichtigeren Instrument, um Wachstumsquellen abseits der großen Akteure zu wahren und sich gegen eventuelle Schwächen abzusichern –besonders in einem Umfeld, das weiterhin von geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt ist.

ATHEN (ATHEX) 1.604,29 | 9,16 %

FRANKFURT (DAX)

| 13,08 %

(FTSE) 8.706,74 | 7,23 %

(CAC 40)

| 10,81 %

(OMX 30) 2.716,99 | 9,42 %

WIEN (ATX) 4.083,89 | 11,49 %

ZÜRICH (SMI) 12.839,87 | 10,68 %

»KAUF« Andritz AG, OMV AG, Strabag SE, Rosenbauer International AG und Uniqa Insurance Group AG.

Markus Remis

Chef von Austrian and CEE Equity Research bei ODDO BHF Austria

| -5,77 %

EUROPA (DJ EURO STOXX 50)

5.493,40 | 12,20 % q

WELT (DJ GLOBAL)

663,38 | 4,95 % p

WARSCHAU (WIG 20)

2.575,80 | 17,51 %

(SHCOMP)

3.346,72 | -0,15 %

SEOUL (KOSPI) 2.610,19 | 8,78 %

HONGKONG (HANG SENG) 22.620,33 | 12,76 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50)

504,67 | 11,58 %

2.344,33 | 4,34 % q

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA)

»KAUF« Mayr Melnhof Karton AG, CA Immo AG, RBI AG und Strabag SE. »VERKAUF« Amag Austria Metall AG, Bawag Group AG und Kapsch Trafficcom AG. Momentan sind viele Firmen sehr günstig bewertet, teilweise ausgebombt, und Österreich könnte jetzt ein wenig Momentum aufnehmen.

Roland Neuwirth Fondsmanager, Salus Alpha

»KAUF« Andritz AG mit einem Kursziel von 69 Euro, EVN AG mit 32,10 Euro, FACC AG mit 10,50 Euro, Strabag SE mit 50,80 Euro und Vienna Insurance Group AG bei 39 Euro.

Fritz Mostböck Head of Group Research, Erste Group Bank AG

TOKIO (NIKKEI 225) 39.174,25 | -1,81 %

»KAUF« RBI. Ich denke, die Bewertung und die Hoffnung auf eine Befriedung des UkraineKrieges werden die Aktie outperformen lassen. Weiters kaufen würde ich Erste Bank, Bawag, Andritz, CAI Immo, SBO und Voestalpine.

Eduard Berger Vorstand, Wiener Privatbank SE

SYDNEY (ALL ORDINARIES) 8.825,10 | 4,80 %

EFONDSKURSE

DIE TOP 10 ÖSTERREICH-FONDS (3J)

PIERER INDUSTRIE 2,5%ANLEIHE 20-28 80

ANLEIHENKURSE

DIE TOP 10 ANLEIHEN (YTM)

ROHSTOFFE

KRYPTOKURSE

MEISTGEHANDELT

(8.) Andritz AG

9. (6.) CA Immobilien Anlagen AG

10. (–) Lenzing AG 92,12 Gesamt Jänner 2025 4215,17 Gesamt Jänner 2024 4411,31 Differenz –196,14

AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE

VERGLEICHSPERIODE

AKTUELLE PERIODE

VERGLEICHSPERIODE

#INVESTMENTAUSBLICK 2025

Weltordnung im Wandel

US-Präsident Donald Trump macht mit seinen handelspolitischen Ankündigungen Ernst und könnte damit die Wirtschaft weltweit auf die Probe stellen. Für die Kapitalmärkte bleiben Experten dennoch zuversichtlich.

Text: Raja Korinek

DDie globale Weltordnung wurde schon lange nicht derart auf die Probe gestellt, wie seit Anfang Februar 2025. Da machte der neue US-Präsident Donald Trump mit ersten Maßnahmen Ernst, etwa mit der Schließung der Grenze zu Mexiko. Auch wurden zunächst Zölle auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada mit 25 Prozent verhängt. Nachdem beide Länder seinen Forderungen etwa nach Grenzkontrollen nachgegeben hatten, wurden die Maßnahmen vorerst für 30 Tage aufgehoben.

Wie könnte es angesichts dieser Entwicklungen mit der globalen Wirtschaft weitergehen? Die laufend neuen Ankündigungen des Chefs im Weißen Haus erschweren eine Prognose. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wagt dennoch einen Ausblick und verweist in Bezug auf die USA auf die geplante Senkung der Unternehmenssteuern sowie die Deregulierung. Das sorgt für Zuversicht beim IWF. Zwar dürfte die Konjunktur jenseits des Atlantiks im laufenden Jahr bei gut 2,7 Prozent liegen und somit leicht schwächer als 2024 wachsen.

Dennoch wurde die Prognose zuletzt um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Weitaus verhaltener fallen die IWFSchätzungen für die Eurozone aus: Die

Region werde heuer aller Voraussicht mit einem mauen Prozent wachsen, im kommenden Jahr um 1,4 Prozent zulegen. Besonders schwach fällt die Prognose für Deutschland mit 0,3 Prozent für das laufende Jahr aus. Die Zurückhaltung ist nachvollziehbar. Die grüne Wende ist teuer, die Energiekosten hoch. Dies trifft vor allem die Industrie. Hinzu kommt der Billigwettbewerb aus China im Bereich der Elektromobilität.

USA gegen China

Auch der Blick nach Fernost lohnt sich. In Indien dürfte die Wirtschaft weiterhin mit 6,5 Prozent vorandampfen, in China wird mit einem leicht schwächeren Wachstum von 4,6 Prozent gerechnet. Weiteres Öl ins Feuer könnte ein Handelskrieg mit den USA gießen. Seit dem 4. Februar werden alle US-Importe aus dem Reich der Mitte mit einem zusätzlichen Strafzoll von zehn Prozent belegt. Am 10. Februar verhängte Peking Strafzölle von zehn bis 15 Prozent auf US-Importe im Wert von rund 14 Milliarden US-Dollar als Gegenmaßnahme. Ob es die USA dabei belassen, bezweifelt Karsten Junius, Chefökonom bei Bank J. Safra Sarasin. Er glaubt nicht, dass Trump bei den zehn Prozent haltmachen werde.

INTERESSENKONFLIKTE. Die einen interessieren Handelskriege und Zölle, die anderen Fett-weg-Spritzen. In beide Trends lässt sich investieren. Das Jahr 2025 wird divers.

»Sind zuversichtlich, dass das Kapitalmarktjahr 2025 erfolgreich wird.«

Ulrich Kater

Zollattacke auf EU

Mark Dowding, Fixed-Income-CIO bei RBC Blue Bay Asset Management, mahnt, die Entwicklungen in anderen Regionen nicht zu unterschätzen. Ihm zufolge dürfte die EU das nächste Ziel von Trumps Zollvorhaben sein. Sie könnten zunächst in Höhe von 25 Prozent angekündigt werden, danach auf etwa zehn Prozent gesenkt werden. „Dies könnte dann der Fall sein, falls die EU keine Vergeltungsmaßnahmen ergreift und sich verpflichtet, sowohl die Verteidigungsausgaben zu erhöhen als auch mehr Energie und landwirtschaftliche Erzeugnisse aus den USA zu kaufen.“ Als ersten handelspolitischen Schritt verhängte Trump Zölle von 25 Prozent auf Importe von Stahl und Aluminium weltweit. Da auch die EU betroffen ist, startete Brüssel Mitte Februar Beratungen zu Gegenmaßnahmen.

Dowding glaubt zudem nicht, dass die Bedrohung von US-Einfuhrzöllen für Mexiko und Kanada vollständig abgewendet sei. Schließlich wolle Trump sie als Mittel zur Erhöhung der Einnahmen und zur Umlenkung von Investitionen und Produktionskapazitäten in die USA verwenden, um das Land wieder ‚groß zu machen‘. „Wir gehen davon aus, dass diesen zwei Ländern in gewissem Umfang Zölle auferlegt werden – wenn auch für ihr ‚gutes Verhalten‘ weniger als 25 Prozent.“ Dies würde Dowding zufolge zu einem Angebotsschock führen, der sich negativ auf Wachstum auswirken und die Inflation anheizen würde.

Gratwanderung für Notenbanken

Damit muss voraussichtlich auch den Notenbanken eine knifflige Gratwanderung gelingen. Noch in der Jänner-Sitzung beließ etwa die US-Notenbank Fed

die Zinsen unverändert bei 5,25 bis 5,50 Prozent. Tiffany Wilding, Ökonomin bei Pimco, kann die Entscheidung nachvollziehen. „Die erhöhte Unsicherheit spricht für einen langsameren Übergang zu einem neutralen Zinsniveau.“ Gemeint ist jenes Niveau, auf dem die Zinsen die Konjunktur weder beschleunigen noch verlangsamen. Für Wilding käme es nicht überraschend, falls die Fed die Zinsen das gesamte Jahr über stabil hielte, bis mehr Klarheit bestehe, wie sie sagt.

Auch anderswo kann man die Vorsicht nachvollziehen. Christian Scherrmann, Chefvolkswirt USA bei der DWS, ist der Meinung, dass die letzten Meter der Desinflation mehr Zeit in Anspruch nehmen werden. „Politische Unsicherheiten in Bezug auf Zölle, Ausgaben und Einwanderung, die allesamt inflationäres Potenzial haben, machen einen langsameren, datengestützten Ansatz umso sinnvoller.“

Demgegenüber senkte die EZB Ende Jänner erneut die Zinsen. So liegt nun der Einlagensatz bei 2,75 Prozent. Dies ist somit die fünfte Senkung seit dem Sommer 2024. Morgane Delledonne, Head of Investment Strategy bei Global X, zieht ein klares Fazit: „Die EZB räumt zwar ein, dass die Inflation noch nicht wieder ihr angestrebtes Ziel erreicht hat, scheint sich aber stärker auf die Unterstützung des Wachstums zu konzentrieren und der wirtschaftlichen Stabilität Vorrang vor möglichen Inflationsrisiken einzuräumen.“ Im Gegensatz dazu versuchten Delledonne zufolge die USA und Großbritannien weiterhin, ein Gleichgewicht zwischen anhaltenden Inflationssorgen und wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit zu finden, was auf einen anderen geldpolitischen Kurs hindeutet.

»Langsamerer Übergang zu einem neutralen Zinsniveau.«

Tiffany Wilding

»US-Dollar wird Parität gegenüber dem Euro durchbrechen.«

Holzer

GEWICHTIG. Die USA und ihr vollmundig agierender US-Präsident werden die Märkte 2025 beeinflussen.

Greenback im Höhenflug

Doch was bedeuten all diese Entwicklungen für die Kapitalmärkte? Sollten in den USA die kurzfristigen Zinsen tatsächlich nicht weiter oder nur noch leicht gesenkt werden, kann in der Region eine Geldmarktanlage umso interessanter sein. Obendrein rechnet Marina Lütje, Devisenanalysten bei der Deka Bank, mit einem zum Euro steigenden US-Dollar. „Die Aussichten für den Wechselkurs für dieses und das kommende Jahr haben sich zuungunsten des Euro verändert.“ Unter anderem hätten politische Turbulenzen in der Eurozone seit Ende 2024 zu einem Wiedererstarken des US-Dollar geführt. Auch Harald Holzer, Chief Investment Officer bei der Kathrein Privatbank, hat eine klare Meinung. „Der Höhenflug des

US-Dollar hat nicht erst mit der Wiederwahl Trumps begonnen. Er steigt bereits seit Jahren auf gewichteter Handelsbasis gegenüber dem Euro.“ Dabei misst der handelsgewichtete US-Dollar den Wert basierend auf seiner Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Handelspartnern. „Man kann davon ausgehen, dass der US-Dollar die Parität gegenüber dem Euro durchbrechen wird und andere Währungen ebenfalls noch stärker unter Druck gesetzt werden“, verweist Holzer zudem auf die Folgen des jüngst entfachten Zollkrieges.

Lockere Geldpolitik in Eurozone

In der Eurozone raten Experten hingegen von einer Geldmarktanlage ab, da mit einer anhaltenden Lockerung der

Harald

Geldpolitik gerechnet wird. In spätestens zwölf Monaten dürfte der Einlagensatz laut der Deka-Bank-Prognose bei zwei Prozent liegen. Doch wie sieht es bei länger laufenden Anleihen aus?

Hierzu liefert Felix Herrmann, Chefvolkswirt bei Aramea Asset Management, eine Prognose. Bei zehnjährigen deutschen Staatsanleihen spreche ihm zufolge vieles für eine Seitwärtsbewegung im laufenden Jahr. Zuletzt, per 12. Februar 2025, lagen die Renditen bei 2,47 Prozent. Bei den US-Pendants rät Herrmann zu ein wenig mehr Vorsicht. Sollte die Inflation wieder verstärkt ansteigen – etwa weil sich Waren in den USA aufgrund der Zölle verteuern-, würden die Kurse sinken, die Renditen folglich steigen. Diese lagen bei zehnjährigen US-Treasuries zuletzt bei

gut 4,63 Prozent. Auch die Aktienmärkte werden sich dem handelspolitischen Geschehen nicht entziehen können.

Politische Achterbahnfahrt

So sei die politische Achterbahnbahnfahrt an den Märkten für dieses Jahr eröffnet, betont Ulrich Kater, Chefökonom der Deka Bank. „Eine erhöhte Volatilität aufgrund der neuen US-Politik war zu erwarten. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass das Kapitalmarktjahr 2025 erfolgreich wird und die Zollthematik wieder in den Hintergrund treten wird.“ Kater mahnt jedoch davor, auch das Risiko eines „Unfalls auf der Handelsautobahn“ zu unterschätzen: „Die Notenbanken und die Kapitalmärkte werden aufmerksam beobachten, was sich diesbezüglich tut, und entsprechend reagieren.“

»EZB gibt wirtschaftlicher Stabilität Vorrang vor möglichen Inflationsrisiken.«

Morgane Delledonne

»Die letzten Meter der Desinflation werden mehr Zeit in Anspruch nehmen.«

Christian Scherrmann

Künstliche Intelligenz als Treiber

Dennoch rechnen Experten unter dem Strich mit Kursgewinnen. Herrmann von Aramea Asset Management glaubt auch heuer an eine Outperformance bei USTiteln. „Die Tatsache, dass US-Firmen jenseits des Tech-Sektors in der Adaption Künstlicher Intelligenz (KI) tendenziell besser aufgestellt sind als europäische Unternehmen, spricht dafür.“ Auch weitere Sektoren stechen dem Marktexperten ins Auge. „So sollten etwa Banken, Energiefirmen beziehungsweise klein- und mittelgroß kapitalisierte Firmen in den USA von einer weniger strengen Regulierung profitieren.“ Herrmann verweist auch auf die aktuell hohe Bewertung von US-Aktien, sie könnte ein Bremsfaktor werden. Derzeit liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) etwa beim S&P 500 bei knapp über 22 und damit ein gutes Stück über dem langjährigen Durchschnitt von 17,3.

Optimierte Lieferketten im Vorteil

Demgegenüber liegt diese Kennzahl mit zuletzt 14,2 beim Stoxx Europe 600 leicht unter dem langjährigen Durchschnitt von 14,4. Chancen räumen Experten der Region allemal ein – und diese werden bereits sichtlich genutzt. Der Dax-Index erreichte zuletzt neue Rekordhochs, der Euro Stoxx 50 Index nähert sich ebenfalls seinem historischen Hoch von 5.464 vom Jahr 2000. Doch könnte der Zollstreit dem Aufschwung ein Ende bereiten? Thorsten Winkelmann, Chief Investment Officer European and Global Growth bei Alliance Bernstein, meint, jene europäischen Unternehmen, die ihre Lieferketten bereits als Reaktion auf die Schocks während der Covid-19-Pandemie optimiert haben, werden auch mit einer härteren Zollpolitik ein deutlich besseres Effizienz- und Gewinnwachstum erzielen. „Auch Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, die in ihrer Branche eine starke

Position einnehmen, wird es leichter fallen, ihre Lieferketten zu optimieren, um die Kostenbelastung durch Zölle zu bewältigen.“

Winkelmann verweist als Beispiel auf Atlas Copco, einen multinationaler Konzern aus Schweden, der Werkzeuge, Geräte und Dienstleistungen für Branchen wie die Fertigungsindustrie, den Bergbau und Bauunternehmen herstellt: „Mehr als 70 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen außerhalb Europas. Damit ist Atlas Copco nicht übermäßig von regionalen wirtschaftlichen Herausforderungen betroffen.“

Hype um Abnehmspritze

Doch auch Megatrends abseits der KI stechen hervor, etwa im Gesundheitsbereich. Der jüngste Hype um die Abnehmspritzen, besonders die GLP-1-Medikamente von Eli Lilly (USA) und Novo Nordisk (Dänemark), habe sowohl die USamerikanischen als auch die internationalen Aktienmärkte erfasst, konstatiert Comgest-Portfoliomanagerin Kira Huppertz. „Mehr als 200 Erkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkte oder Schlaganfälle sind die Folge dieser globalen Pandemie, und nur zwei Prozent der Betroffenen werden derzeit medizinisch behandelt.“ Huppertz behält auch langfristige Trends im Auge. So gelten Pharma- und Gesundheitsaktien als defensive Anlagen, da sie weitgehend unabhängig von Konjunkturzyklen seien. „Sie bieten Stabilität in turbulenten Zeiten und profitieren von langfristigen Trends wie dem demografischen Wandel und Innovationen wie Künstlicher Intelligenz.“

Peter Meany, Head of Global Listed Infrastructure bei First Sentier Investors, räumt Infrastrukturaktien gute Chancen ein. Der Bedarf an Strom wachse, dies komme Versorgern zugute. Auch die Nachfrage nach Datenzentren aufgrund

des wachsenden KI-Trends nimmt zu. Entwicklungen im Flugsektor stimmen Meany ebenfalls zuversichtlich: „Zusätzliche Nachfrage kommt von den Babyboomern, die in den Ruhestand gehen und Geld ausgeben wollen, ebenso wie von der Generation Z, die Erlebnisse einem weltweit teuren Wohnungsmarkt vorzieht.“ Ob die handelspolitischen Konflikte diesen Bereich beeinträchtigen werden, bleibt allerdings abzuwarten.

% Meine Rendite

US-Aktien sind teuer bewertet, das könnte sich für sie als Bremsfaktor erweisen, KMUs könnten profitieren. Europäische Unternehmen, die ihre Lieferketten im Griff haben, sind attraktiv. Abseits der KI spielt auch das Thema Gesundheit und Lifestyle eine tragende Rolle, Stichwort Abnehmspritzen. Hier gibt es nach einer Korrektur laut Experten einiges zu holen.

MDAX ERWACHT

Es war der 20. September 2021 als die Deutsche Börse ihr Aushängeschild DAX von 30 auf 40 Aktien erhöhte. Gleichzeitig reduzierten die Indexmacher die Anzahl an Aktien für den mit mittelgroßen Unternehmen bestückten MDAX von 60 auf 50 AGs.

Was wie eine schlichte Umschichtung erschien, hatte Folgen. Der DAX gab erst richtig Gas und liegt zu Ende Februar 2025 über 40 Prozent vorne. Und der MDAX? Der Indexreduziert um Airbus, Porsche, Brenntag & Co - damals noch auf Allzeithoch, ging 20 Prozent runter und hat sich bis heute noch nicht erholt. Während der DAX in der Zwischenzeit von Allzeithoch zu Allzeithoch eilte, trauert der MDAX seinem historischen Hoch von über 36.000 Punkten auch dreieinhalb Jahre später noch nach.

Doch es scheint Hoffnung in Sicht. Angetrieben von ThyssenKrupp, Hensoldt, Teamviewer erwacht der Index. Und das hat seine Gründe. Analysten sehen die mittelgroßen Unternehmen weiter weniger exportabhängig und somit von neuen Zöllen weniger betroffen. Zudem: Weitere Zinssenkungs-Fantasien beflügeln speziell diese Werte und potenziell frische Investitionen in die Infrastruktur beleben die Bau-, Immobilien-, Konsumwerte, die sich vielfach im MDAX tummeln. Hinzu kommen Gewinnerwartungen, die Analysten höher einschätzen als jene für die DAX-Firmen.

Eine Summe an Entwicklungen, die sich offenbar bereits seit Jahresbeginn am Markt zeigen. Denn der MDAX kann zu Ende Februar 8 Prozent zulegen. Ein Wert, der der Durchschnittsrendite pro annum des MDAX seit 1999 entspricht. In dieser Zeit gab es Übrigens gerade mal acht Jahre, in denen der MADX schlechter abschnitt als der DAX. Vier (!) davon in den Jahren 2021 bis 2024…

Ein Blick in die MDAX-Liste könnte also lohnen. Und da können Anleger aus einer großen Auswahl an Anlage- und Hebelprodukte auf den Großteil der MDAX-Aktien wählen. Alle Produkte und Informationen auf www.bnpp.at

Volker Meinel, Zertifikate-Experte von BNP Paribas.

# INTERVIEW

Es gibt keine Gewinner beim Handelskrieg

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Unicredit Bank Austria AG, erklärt, weshalb US-Präsident Donald Trump dennoch auf Zölle setzt und wie es mit Europa weitergehen könnte.

DDer erste Staub rund um den Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump legt sich allmählich. Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Unicredit Bank Austria AG, meint, die Märkte hätten ohnedies im Vorfeld der US-Wahlen damit gerechnet, dass Trump Zölle als Verhandlungsmandat einsetzen werde. Letztendlich gebe es bei einem Handelskrieg keine Gewinner. Dennoch wären die USA am wenigsten betroffen.

Herr Bruckbauer, weshalb kämen die USA bei einem Handelskrieg besser davon? –Stefan Bruckbauer: In den USA gibt es den weltweit größten Binnenmarkt, wobei ein Drittel der Weltkonsumausgaben auf die Region entfallen. Und damit sind die USA weniger auf den globalen Handel angewiesen als andere Regionen.

Wo sehen Sie dennoch mögliche Nachteile? – Die USA waren in den vergangenen Jahren im Technologiesektor sehr erfolgreich unterwegs, auch da sie auf günstige Vorprodukte aus dem Ausland für die Endfertigung zugreifen. So können wiederum Unternehmen wie Apple ihre Endgeräte günstig am Weltmarkt verkaufen. Solche Preisvorteile würden mit Importzöllen wegfallen.

Der neue Präsident möchte die US-Industrie wieder stärken. Kann diese Übung gelingen? – Der Sektor macht nur noch we-

niger als zehn Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Somit würden die Importzölle eigentlich nur einen kleinen Teil der Wirtschaft stützen.

Trump möchte zudem als Ausgleich für Zölle die Einkommensteuer abschaffen. Eine sinnvolle Idee? – Damit würden die gesellschaftlichen Ungleichheiten weiter zunehmen. Haushalte mit niedrigeren Einkommen würden von solch einem Schritt verhältnismäßig weniger profitieren und wären überproportional stärker von höheren Preisen auf Importwaren betroffen, da sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für den Konsum ausgeben.

Wie lauten angesichts all solcher Entwicklungen Ihre unmittelbaren Konjunkturprognosen? – Die USA dürften im laufenden Jahr um 2,2 Prozent und im kommenden Jahr um rund 2,3 Prozent wachsen. In der Eurozone dürfte das Plus heuer bei 0,9 Prozent, 2026 bei 1,2 Prozent liegen. Anders sieht es etwa in China aus. Da dürfte das Wirtschaftswachstum mit einem Plus von 4,2 Prozent im kommenden Jahr etwas schwächer als heuer ausfallen.

Liegt das etwa daran, dass China bereits Gegenzölle unter anderem auf Energieimporte und Einfuhren landwirtschaftlicher Güter aus den USA verhängt hat? – Solche Einfuhren aus den USA halten sich in Gren-

zen. Vielmehr schwächelt der Konsum. Obendrein sind die Probleme am Immobiliensektor noch nicht gelöst.

Wie sieht es in der EU aus? – Auch hier ist der Gesamtbinnenmarkt wichtig. Gut 84 Prozent der Nachfrage stammt aus der Region. Allein in Österreich werden ein Drittel der Güter und Dienstleistungen aus dem Ausland nachgefragt, davon jedoch nicht einmal drei Prozent aus den USA. Der Großteil geht nach Europa. Daher sind Zölle auch für die EU zumindest unmittelbar nicht der entscheidende Faktor.

Worauf achten Sie dann? – Viel wichtiger wäre es, dass der Konsum wieder anzieht und damit die Binnenwirtschaft in der EU angekurbelt wird. Die Voraussetzungen sind jedenfalls gut. Die Lohnabschlüsse fielen in den vergangenen zwei Jahren hoch aus, die Inflation ist zugleich gesunken. Damit sind die Reallöhne gestiegen. Obendrein ist die Sparquote immer noch sehr hoch. In Österreich liegt die Bruttosparquote mit rund 19 Prozent ein gutes Stück über dem langfristigen Durchschnitt von etwa 14 Prozent.

Wird die Inflationsgefahr unterschätzt? Im Jänner stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 2,5 Prozent im Jahresvergleich und legten damit das dritte Monat in Folge wieder zu. – Das ist unter ande-

Vita

STEFAN BRUCKBAUER

Chefökonom

Unicredit Bank Austria AG

Zu den Arbeitsschwerpunkten des Experten zählen Österreichs Wirtschaft, der Finanzmarkt, CEE und die EU, der Euro und der Bankenmarkt in Österreich und der EU. Der begeisterte Golfspieler und studierte Ökonom fungierte als Lektor für Volkswirtschaftstheorie etwa an der Universität Wien.

rem auf die Entwicklungen der Energiepreise zurückzuführen, die zuletzt wieder ein wenig gestiegen waren. Zudem laufen dämpfende Effekte, wie etwa die Strompreisbremse, in einigen Ländern aus. Dennoch rechnen wir im Laufe des Jahres mit einer sinkenden Tendenz. So dürfte die Teuerung heuer im Schnitt bei zwei Prozent in der Eurozone liegen, wie auch im kommenden Jahr. In Österreich wird sie im laufenden Jahr mit 2,4 Prozent ein gutes Stück über diesem Schnitt liegen, im kommenden Jahr jedoch auch auf 1,9 Prozent sinken.

Wie dürften sich die Inflationsprognosen auf die Entscheidungen der EZB auswirken? –Die Euro-Währungshüter werden heuer die Zinsen weiter senken, im März dürfte es bereits den nächsten Schritt geben. Für das Gesamtjahr erwarten wir vier Senkungen, sodass der Einlagensatz bis Jahresende 2025 bei 1,75 Prozent liegen

wird. Die US-Notenbank dürfte wesentlich verhaltener vorgehen. Hier erwarten wir höchstens noch eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte auf eine Bandbreite von vier bis 4,25 Prozent. Dann dürfte wegen der höheren Inflation Schluss sein.

Ein höherer Zinssatz wird vermutlich verstärkt Kapital in die USA locken. Wie wird sich solch eine Entwicklung auf den USDollar auswirken? – Die Erwartung einer höheren Zinsdifferenz zur Eurozone ist bereits zu einem guten Teil im Wechselkurs eingepreist. Bis Jahresende dürfte der US-Dollar höchstens noch auf 1,02 zum Euro steigen. Damit doch noch die Parität erreicht wird, müssten etwa die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen deutlich über fünf Prozent steigen oder die Fed nicht nur von einer weiteren Senkung absehen, sondern die Zinsen sogar anheben. Doch damit rechnen wir aus aktueller Sicht nicht.

Die insgesamt höheren Zinsen dürften aller Voraussicht nach auch Folgen für die Schwellenländer haben. Womit rechnen Sie? – Sowohl ein starker US-Dollar als auch höhere Zinsen im Dollarraum verteuern deren US-Dollar-Schulden. Wenn dann auch noch der globale Handel aufgrund von Zöllen eingeschränkt wird, könnte es für viele Schwellenländer, die vor allem stark vom Export in die USA abhängig sind, besonders problematisch werden.

% Meine Rendite

Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Unicredit Bank Austria AG, erwartet heuer in der Eurozone vier Zinssenkungen mit einem Einlagenzinssatz von 1,75 Prozent zu Jahresende. In den USA dürfte die Notenbank nur noch eine Senkung auf vier bis 4,25 Prozent vornehmen, glaubt Bruckbauer.

#INVESTIEREN

Wettrennen um KI-Dominanz

Immer mehr Unternehmen entwickeln oder setzen auf Künstliche Intelligenz.

Rückenwind kommt nun von der Politik.

DDer Wettlauf um die Vorherrschaft in der Künstlichen Intelligenz (KI) ist voll entbrannt. Noch im Jänner hatte US-Präsident Donald Trump den Start des Stargate-Projekts verkündet. Dafür sollen in den nächsten Jahren gut 500 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur investiert werden. Mit dabei sind ChatGPT-Entwickler OpenAI, der US-Softwarekonzern Oracle sowie das japanische Technologieunternehmen Softbank. Doch die Euphorie bei US-Technologiefirmen wurde kurz danach zwischenzeitlich unterbrochen. China hatte einen eigenen Chatbot namens Deep Seek entwickelt. Die Software wurde scheinbar mit weniger Rechenleistung erstellt. Die Aktie des USChipherstellers Nvidia, der sich auf große Rechenleistungen spezialisiert hat, geriet unter Druck.

Jetzt möchte auch die EU auf den Zug aufspringen. Mitte Februar startete das

»KI-Strombedarf wird sich bis 2030 mehr als verdreifachen.«

Maik Komoss

Artificial Intelligence Action Summit in Paris. Dort hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Initiative „InvestAI“ ins Leben gerufen. 200 Milliarden Euro sollen für Investitionen in KI mobilisiert werden, einschließlich eines neuen europäischen Fonds für KIGigafabriken in Höhe von 20 Milliarden Euro. Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte für Frankreich KI-Investitionen in Höhe von 109 Milliarden Euro an. Zugute kommen der Region die günstigen Strompreise.

Chancen an den US-Börsen Doch wie könnten Chancen aussehen? Sie liegen vorerst großteils in den USA. Microsoft will rund 80 Milliarden US-Dollar in den Ausbau von KIRechenzentren investieren. Weil dafür eine Menge Strom benötigt wird, hat Microsoft eine Partnerschaft mit dem

Stromproduzenten Constellation Ener gy Generation abgeschlossen. Dazu soll der 835-Megawatt-Reaktor im stillgelegten US-Atomkraftwerk Three Mile Island 2028 wieder ans Netz gehen. „Der KI-Strombedarf wird sich bis 2030 mehr als verdreifachen“, zieht Vates-Portfoliomanager Maik Komoss ein Fazit. Der könne fast nur mit der Kernenergie gedeckt werden.

Die US-Supermarktkette Kroger setzt bei ihren intelligenten Preisetiketten

NACHHALTIG. Um den Strombedarf von KI-Rechenzentren decken zu können, werden stillgelegte Kernkraftwerke wieder ans Netz angeschlossen.

seit 2019 auf KI von Microsoft. So passen sich die digitalen Preisschilder dynamisch an oder zeigen auf, ob ein Produkt nicht mehr vorhanden ist. Vor wenigen Wochen hat Kroger begonnen, gemeinsam mit Microsoft Kameras zu installieren, die auf Gesichtserkennung setzen, um maßgeschneiderte Produkte auf der App anbieten zu können. Vor kurzem gab der französische Elektroausrüster Schneider Electric bekannt, mit Nvidia Kühlsysteme zu entwickeln, die in neuen KI-Rechenzentren eingesetzt werden sollen.

Anleger können breit auf das Thema setzen, etwa mit dem „Künstliche Intelligenz Indexzertifikat“ von Morgan Stanley (DE000DA0ABV8). Darin enthalten sind 16 US-Unternehmen, so etwa Bibear Ai, Amazon und Crowdstrike, aber mit Perion Network auch ein israelisches Unternehmen, das unter anderem auf digitale Werbeprodukte spezialisiert ist.

% Meine Rendite

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz ist nicht aufzuhalten. Inzwischen mischt auch die Politik mit. Für Anleger ergeben sich Chancen, auf den Trend zu setzen, wobei ein Großteil der Unternehmen derzeit noch in den USA zu finden ist. China holt auf.

#NACHGEFRAGT

Der Börsenweisheit letzter Schluss

Anlageprofis und ihre Favoriten unter den Investment-Sprüchen.

MONIKA ROSEN Börsenexpertin und Vizepräsidentin Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft

„EVERY INVESTMENT IS A TRADE GONE WRONG …“

Das ist ein etwas zynischer Spruch, der natürlich keineswegs immer zutrifft, in dem aber schon ein Körnchen Wahrheit steckt. Gemeint ist: Egal, was jemand sagt, in Wahrheit will jeder gleich – positive – Ergebnisse sehen, auch und gerade an der Börse. Wenn jemand also sagt, er oder sie sei langfristig investiert, so ist nur der ursprüngliche Investmentgedanke nicht aufgegangen.

WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer Matejka & Partner Assetmanagement

„LOOK INTO THE COMPANY’S EYES“

Die ernsthafte Auseinandersetzung mit allen Facetten einer Aktie ist einer der wichtigsten Faktoren an der Börse. Dazu gehört aber auch zu erkennen, dass die einzelnen Faktoren manchmal unterschiedlich im Markt gesehen oder gewichtet werden. Das fördert die Entwicklung von Bubbles oder SektorTrends. Und: „You never make a loss by taking a profit“ – weil ewig laufen Gewinne nur ganz selten.

ROBERT KARAS

Bank Gutmann AG

„ALL I WANT TO KNOW IS WHERE I’M GOING TO DIE, SO I’LL NEVER GO THERE“ – Charlie Munger, Investor und Milliardär (verstorben 2023) Es ist immer einfacher, etwas zu vermeiden, als einen Schaden wieder gutzumachen. Man muss als Investor gut darauf achten, alle Situationen zu vermeiden, in denen man „sterben“ könnte. Doch wenn man tief über das Zitat nachdenkt, ist es andauernd und überall im Leben anwendbar.

EDUARD BERGER Vorstand Wiener Privatbank SE

„WER KEINE FREUNDE HAT, KANN AUCH KEINE MEHR VERLIEREN“ An diese Börsenweisheit erinnere ich mich in Ausverkaufsphasen wie beim Corona-Crash von 2020 und während der Finanzkrise 2008. An der Wiener Börse hatten wir oft Phasen, in denen Aktien aufgrund regionaler Krisen oder des Abverkaufs von Small Caps ausverkauft wurden. In solchen Phasen konnte ich mit etwas Geduld sehr gute Investments machen.

#INVESTIEREN

Gold oder Krypto –das ist die Frage

Beiden Anlageklassen räumen Experten interessante Chancen als Beimischung ein.

NNach dem Wahlsieg Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten im vergangenen Herbst setzte der Bitcoin-Kurs zu einem kräftigen Anstieg an. Mitte Dezember wurde ein Rekordhoch von gut 106.000 US-Dollar erreicht. Denn Trump hatte sich als Unterstützer von Kryptowährungen geäußert. Am 7. Februar wurde zudem bekannt, dass die US-Börsenaufsicht SEC ihre strenge Kontrolle des Kryptomarktes lockern werde. Obendrein wird jene Einheit, die für die Überwachung dieses Segments zuständig ist, verkleinert, während neue Führungspersonen eine branchenfreundlichere Strategie verfolgen dürften. So leitet nunmehr Hester Peirce, die den Spitznamen „Mama Krypto“ trägt, die neue SEC-Krypto-Arbeitsgruppe. Die Gruppe wurde am 21. Jänner, kurz nach Amtsantritt Trumps, gegründet. Sie soll einen rechtlichen Rahmen schaffen, um bestehende Unsicherheiten im Kryptobereich zu klären. Dovile Silenskyte, Direktorin im Bereich Digital Assets Research

»Notenbanken sind ein wichtiger Treiber für Goldnachfrage und den Preis.«
Imaru Casanova

bei Wisdom Tree, meint, „die Zeiten, in denen Bitcoin eine Nischeninvestition war, sind vorbei“. Doch die Krypotwelt ist breitgefächert, die Anwendungsmöglich keiten sind es ebenso. Silenskyte verweist auf Ethereum als Beispiel, das etwa für die Tokenisierung von Assets bis hin zu de zentralem Glücksspiel eingesetzt werden kann. „Dies positioniert Ethereum als In frastruktur für eine skalierbare digitale Wirtschaft.“

Goldpreis stark verteuert

Während vor allem der Preis für Bitcoin einen fulminanten Aufschwung nach Trumps Wahlsieg verzeichnete, gab der Goldpreis ein gutes Stück nach. Viele Investoren hatten sich vor der Wahl mit Gold als Absicherung eingedeckt, für den Fall, dass es erneut zu einem Streit um den US-Wahlausgang kommen könnte. Dies war nicht der Fall, ein Teil der Investoren nahm Gewinne mit oder schichtete in Bitcoin um.

Doch das Blatt hat sich zuletzt wieder gewendet. Am 10. Februar überschritt der Goldpreis erstmals die Marke von 2.900 US-Dollar je Unze. „Die Notenbanken weltweit haben sich als wichtiger Treiber für die Goldnachfrage und den Preis erwiesen und kaufen seit 2022 Goldbarren in Rekordhöhe“, erklärt Imaru Casanova, Portfoliomanagerin für Edelmetalle bei Van Eck. Für weiteren Rückenwind sorgt der aufkeimende Handelskrieg. Die Unsicherheit ist groß, da Trump laufend neue Zölle anordnet und sie womöglich auf Goldimporte verhängen könnte, so die Sorge. Seit Dezember 2024 findet deshalb eine große Verschiebung von physischem Gold von der Bank of England, aber auch von der Schweiz nach New York an die COMEX statt. Die Commodity Exchange ist wichtiger Handelsplatz für Rohstoffderivate. Teilweise kam es zu Engpässen bei der physischen Lieferung. Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management, hält die Marke von 3.000 US-Dollar je Unze in diesem Jahr jedenfalls für realistisch.

Auf die weitere Kursentwicklung von Bitcoin können Anleger etwa mit dem Wisdom Tree Physical Bitcoin-Zertifikat (GB00BJYDH287) setzen. Die Goldpreisentwicklung deckt etwa das GoldPartizipationszertifikat der Societe Generale (DE000SV72RW0) ab. Bei beiden Anlageklassen müssen Anleger höhere Schwankungen verkraften können.

% Meine Rendite

Sowohl Kryptowährungen als auch Gold gelten als interessante Portfoliobeimischungen. Letztendlich erleben beide Anlageklassen derzeit einen Höhenflug, allerdings aus teilweise unterschiedlichen Gründen.

Make tailor-made asset management happen

Unsere Corporate, Institutional & Wealth Clients investieren jetzt auch mit fixer Laufzeit.

Raiffeisen Capital Management steht für Raiffeisen Kapitalanlage GmbH. Dies ist eine Marketingmitteilung der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, Mooslackengasse 12, 1190 Wien. Stand: Februar 2025. rcm.at

Kommentar

Gerald Resch

Generalsekretär

Bankenverband

AUF GUTE JAHRE FOLGEN GROSSE AUFGABEN

2023 und 2024 waren zwei gute Jahre für die österreichischen Banken –einerseits aufgrund der weiterhin hohen Zinsergebnisse, andererseits weil Österreichs Finanzinstitute stark aufgestellt sind. Das zeigt der Vergleich mit Europa. Unsere Banken sind deutlich robuster und widerstandsfähiger geworden – wie auch die Oesterreichische Nationalbank in ihren jüngsten Finanzstabilitätsberichten attestierte. Auf diese Ergebnisse dürfen wir stolz sein. Das ist das Fundament für die großen Aufgaben, die auf unsere Banken warten. Der Anstieg der Zinsen hatte der Realwirtschaft zuletzt Probleme bereitet – sichtbar bei den großen Pleiten. Ein Anspringen der Konjunktur ist aktuell noch nicht absehbar. Das macht es umso wichtiger, dass die Banken gerade für weitere mögliche Ausfälle gut gerüstet sind. Die Auswirkungen der TrumpRegierung auf die heimische Wirtschaft sind heute noch nicht absehbar, ein Handelskrieg ist möglich. Zu den Unsicherheitsfaktoren müssen die Finanzinstitute nicht nur massiv in ihre eigene IT-Infrastruktur investieren, sondern sie haben auch eine tragende Rolle im Green Deal. Für diese großen makroökonomischen, geopolitischen und individuellen Herausforderungen braucht es starke Banken als Rückgrat für die österreichische Wirtschaft.

RAIFFEISENS

RUSSLAND-STRATEGIE

Ein russisches Gericht hat erstinstanzlich entschieden, dass der Baukonzern Strabag SE und seine Kernaktionäre, das sind Raiffeisen Bank International AG (RBI), Uniqa Insurance Group AG und die Familie Haselsteiner, dem russischen Miteigentümer Rasperia wegen der eingefrorenen Aktien und Dividenden 2,044 Milliarden Euro zahlen müssen. Brisant wird die Sache, weil das Urteil gegen Vermögenswerte der russischen RBI-Tochter vollstreckt werden soll. Einstweilen wird bei der Russland-Tochter eine Rückstellung von 840 Millionen Euro gebildet. RBI-Boss Johann Strobl wird „in Russland gegen das Fehlurteil Berufung erheben“. Sollte die RBI auch zweitinstanzlich verlieren, wird Strobl beim Handelsgericht in Wien Schadenersatz einfordern und sich an den Vermögenswerten der Rasperia schadlos halten. Die sind in den eingefrorenen 28,5 Millionen Aktien der Strabag SE sowie Dividenden geparkt. „Die Aktien werden gerichtlich verwertet und dann mit der Klage gegen die russische Bank gegengerechnet“, sagt Strobl.

TOP-POSITION IM CE/SEE-RAUM

Heimische Banken sind mit 20 bis 30 Prozent des regionalen Bankgeschäfts in Zentral- und Südosteuropa die Platzhirsche. Besonders stark ist die Position österreichischer Banken laut der Raiffeisen Research CEE Bankenstudie 2024 in Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien. Die relativ starke Fokussierung führender westlicher Banken auf die zentraleuropäischen Bankenmärkte und speziell jene in Ungarn, Tschechien und Polen zeigt sich an den aggregierten Marktanteilen. In Ungarn, Tschechien und Polen haben die sieben führenden westlichen Banken 70 Prozent Marktanteil. Im Jahr 2019 waren es noch 65 Prozent. In gesamt Zentralund Südosteuropa liegt der Marktanteil dieser Banken bei 56 Prozent. In Ungarn, Tschechien und Polen kommen Österreichs Banken auf 25 Prozent Gesamtmarktanteil, in Südosteuropa sind es 14 Prozent in. In dieser Region haben italienische Institute mit einem Marktanteil von 22 Prozent die Nase vorn. Bei den Marktanteilen bleiben die österreichischen Banken Marktführer unter den großen internationalen Instituten in der Region. Der Marktanteil der Austro-Institute beträgt fast 30 Prozent. An zweiter Stelle folgen italienische Großbanken mit knapp über 20 Prozent.

Marktführer. Die Erste-Tochter Slovenska Sporitelna ist stärkste Bank in der Slowakei.

KI KOSTET

200.000

JOBS

Laut einer Studie von Bloomberg Intelligence könnten Banken in den nächsten drei bis fünf Jahren vor allem wegen des Einsatzes von KI rund 200.000 Stellen abbauen. Dabei sind BackofficeAktivitäten, Middle-Office-Funktionen und operative Aufgaben am stärksten bedroht. 80 Prozent der im Rahmen der Analyse insgesamt 93 befragten Finanzinstitute, darunter große Unternehmen wie Citigroup Inc., JP Morgan Chase & Co. oder Goldman Sachs Group Inc., gaben an, dass sie durch den Einsatz von generativer KI innerhalb von drei bis fünf Jahren mindestens fünf Prozent mehr Umsatz und Produktivität erwarten.

Und wie steht es um die Austro-Banken?

Kürzlich hat die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden, die Stimmrechte des serbischen Aktionärs der Addiko Bank AG, Alta Pay Group - hält 9,63 Prozent - nicht mehr ruhend zu stellen. Die EZB hatte wegen des intransparenten Vorgehens der Alta Pay Group geraten, keine Dividende zu zahlen. Dieser Rat wird von der Addiko Bank AG auch weiter beherzigt. Dafür müsste auch von der EZB eine Freigabe kommen.

Die Alta Pay Group hat bis Juni 2025 eine Option auf weitere 20 Prozent der Addiko-Anteile. Diese Option kann die Alta Pay Group ziehen, wenn alle sechs lokalen Regulatoren sowie die Finanzmarktaufsicht FMA und die EZB zustimmen. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass der serbische Aktionär diese Zustimmungen bekommen wird. Nicht zuletzt des-

halb, weil der Nachweis der Mittelherkunft als dubios eingestuft wird.

Zum Hintergrund: Den AddikoAktionären Alta Pay Group und Diplomat Pay wurde ein nicht gemeldetes gemeinsames Vorgehen in Bezug auf die an der Addiko Bank AG gehaltenen Aktien zur Last gelegt. Die Stimmrechte wurden deshalb ruhend gestellt.

Am 10. Dezember 2024 hat Diplomat Pay ihren Anteil in Höhe von 9,9 Prozent der Aktien an der Addiko Bank AG an die S-Quad-Handelsund Beteiligungs-GmbH von Investor Alexander Schütz verkauft. Die Aktien wurden am selben Tag an S-Quad übertragen. Ergo war Diplomat Pay ab dann kein Aktionär der Addiko Bank AG mehr. Alexander Schütz hat übrigens als derzeit größter Aktionär keine Ambitionen auf den Aufsichtsrat.

STUDIE. Laut den von der EZB jüngst veröffentlichten Daten zum europäischen Bankensektor ist die aggregierte Summe der Aktiva der Institute von Ende Juni bis Ende September des Vorjahres um fünf Prozent auf 33,12 Billionen Euro gestiegen. Die harte Kernkapitalquote der Kreditinstitute mit Sitz in der EU lag Ende des dritten Quartals im Schnitt bei 15,98 Prozent. Österreichische Institute kommen mit einem Satz von 17,17 Prozent besser weg. Das gleiche Bild zeigt sich bei der Eigenkapitalrendite. Diese liegt im EU-Schnitt bei 7,65 Prozent, bei heimischen Banken sind es 9,25 Prozent. Einzig bei der Quote notleidender Kredite haben die in der EU aktiven Institute im Schnitt mit einem Anteil von 1,96 Prozent gegenüber den österreichischen Banken mit 2,27 Prozent die Nase vorn.

Commerzbank streicht in den kommenden Jahren fast 4.000 Jobs. Unicredit Bank Austria und RBI steigen bei Card Complete aus — Seit 9. Jänner 2025 ist die Zürcher Kantonalbank Österreich AG Teil der LLB-Gruppe FMA-Bereichsleiterin Birgit Puck übernimmt zusätzliche Aufgabe bei der ESMA

ADDIKO: STIMMRECHTSRÜCKGABE AN SERBEN

Kolumne

Österr.

KLIMA- UND BODENSCHUTZ ALS WIRTSCHAFTLICHE NOTWENDIGKEIT!

Wir alle erleben die Folgen der Klimakrise hautnah. Die verheerenden Überschwemmungen, Brände und Hitzewellen des vergangenen Jahres haben dies erneut drastisch vor Augen geführt, zum Leidwesen der Betroffenen. Das Problem: Ein Jahrzehnt nach dem Pariser Klimaabkommen dominieren Verzögerungen statt entschlossener Maßnahmen. Ein besorgniserregendes Beispiel ist der erneute Austritt der USA – nach China der zweitgrößte CO2Emittent weltweit – aus dem Abkommen, während fossile Energien weiter massiv gefördert werden. Was passiert, wenn andere Staaten diesem Kurs folgen? Die Konsequenzen sind fatal: zunehmende Unwetterkatastrophen und mehr Hitzetote. Die Kosten des Nichtstuns übersteigen bei weitem die Investitionen, die für eine nachhaltige Transformation erforderlich sind. Noch ist es nicht zu spät. Eine konsequente Neuausrichtung der Wirtschaft hin zu einer ökologisch-nachhaltigen Politik wäre nicht nur günstiger, sondern auch gesünder, stabiler und sicherer. Unser Ziel muss ein Wirtschaftsstandort sein, der auch nach ökologischen Kriterien gestaltet ist – mit hoher Lebensqualität und einem intakten Naturraum für die Menschen. Dafür müssen wir das Natur- und Humankapital in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einbeziehen und unseren Wohlstand nicht allein am Bruttoinlandsprodukt messen. Sehen wir den Klima- und Bodenschutz nicht als Kostenfaktor, sondern als Chance für nachhaltiges Wachstum, ökologische Stabilität und lebenswerte Zukunftsperspektiven! k.weinberger@derboersianer.com

HERAUSFORDERUNG

DER NETTO-NULL

Nachgefragt bei Rene Knapp, Vorstand der Uniqa Insurance Group AG.

Als erste Assekuranz präsentierte die Uniqa Insurance Group AG ihre Netto-Null-Strategie für CO2-Neutralität ab 2040. Der Börsianer fragte Vorstand Rene Knapp, wie das gehen soll.

Sie haben unlängst den Transitionsplan zur Erreichung der Netto-Null-Ziele präsentiert. Die Uniqa steigt bis 2030 aus Kohle und Öl aus, bis 2035 auch aus Gas. Wie werden Sie diese Assets los, ohne Verluste zu machen? - Rene Knapp: Prinzipiell ist es wichtig, nach einem konkreten Plan vorzugehen. Wir hatten bereits 2019 den Bereich Kohle bei den Direktinvestments ausgeschlossen und diesen Plan konsequent umgesetzt, ohne negative Effekte. Ähnliches erwarten wir bis 2030 bei Öl und in der Folge bei Gas.

Um wie viel geht es da? - Das Exposure ist überschaubar, etwa 0,5 Prozent – rund 120 Millionen Euro – unserer gesamten Investments. Schritt eins ist der Stopp der Neuinvestition, Schritt zwei Gespräche mit den Unternehmen über ihre Geschäftsmodell-Transformation und Schritt drei das Abstoßen der Assets.

Wo schichten Sie diese Investments um? - Wir stärken die nachhaltigkeitsorientierten Investments, die liegen derzeit bei etwas mehr als zwei Milliarden Euro.

Auch im Underwriting gilt der Ausstieg aus Kohle oder Öl bis 2030 und Gas bis 2035. Sie werden also Kunden kündigen? - Wir wollen unsere Businesskunden nicht verlieren, sondern sie bei der Transformation begleiten. Der Anteil der Kunden aus fossilen Branchen ist sehr überschaubar, etwa 0,2 Prozent des Prämienvolumens. Das sind rund 60 Bestandskunden im Kohlesektor und etwas mehr als 100 Kunden im Öl- und Gasbereich. Wir glauben, dass sich der Großteil der betroffenen Kunden der Transformation stellen wird.

SCHLIMME UNWETTERBILANZ

Das abgelaufene Jahr dürfte nach ersten Schätzungen der heimischen Versicherungsbranche einen neuen Rekord bei Schäden aus Unwettern gebracht haben. Auf rund 1,6 Milliarden Euro dürfte sich die Schadensumme belaufen. Allein bei der Wiener Städtischen Versicherung AG fielen 71.000 Schäden mit 227 Millionen Euro an, was das bisherige Rekordjahr 2021 weit übertraf. Während in den Jahren 2010 bis 2019 durchschnittlich 70 Millionen Euro an Umweltkatastrophenschäden registriert wurden, sind es jetzt mehr als doppelt so viele. Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen, ruft die Versicherten auf, ihre Polizzen zu überprüfen. Denn drei Viertel der Kunden hätten lediglich eine Basisdeckung.

Generation X muss vorsorgen

Österreich ist laut dem Allianz Global Pension Report eines jener Länder, das hohen Reformbedarf im Pensionssystem hat. Die Alterung der Gesellschaft und nachlassende Migration würden das Problem verschärfen.

In der Eurozone betrage die Pensionslücke für die Jüngeren

350 Milliarden Euro. „Die Generation X muss mehr vorsorgen, um ihren Lebensstandard abzusichern“, betont Andreas Csurda, Vorstand der Allianz Pensionskasse. Nach jahrelangem Warten auf Reformen durch die Regierung will die Versicherungsbranche nun bei der privaten Vorsorge mehr Gas geben.

„Die Jungen haben das Problem längst erkannt“, betont WienerStädtische-Vorstand Ralph Müller. Sichtbar werde dies in der Lebensprämienentwicklung. 2024 sei ein Plus von 12,5 für fondsgebundene Lebensversicherungen erreicht worden.

Karriere

chischen Versicherungsverbands übernommen.

Nicole Madreiter übernimmt die Landesdirektorin der Donau Versicherung Tirol.

FMA-Bericht. Die Blockchain verliert ihren Reiz.

VERSICHERUNGEN VERLASSEN BLOCKCHAIN

Österreichs Versicherungen haben der vor Jahren als große Innovation gelobten Blockchain-Technologie den Rücken gekehrt. Das geht aus einem Bericht der Finanzmarktaufsicht (FMA) hervor. Als Gründe nennt die Aufsicht vor allem die noch nicht geklärten Risiken. So gebe es vor allem rechtliche Risiken, weil die Technologie noch immer schlecht verstanden werde. Dabei geht es vor allem um Cyberangriffe und Datenschutz.

Mehrheit rechnet mit „Arbeiten in der Pension“ STUDIE. Sechs von zehn Österreicher gehen davon aus, in der Pension weiterarbeiten zu müssen, um ihren Lebensstandard sichern zu können. Befragt nach Möglichkeiten zum Gegensteuern, nannten 39 Prozent eine stärkere Förderung der privaten Vorsorge, wie aus der im Auftrag von Erste Group, Sparkassen und Wiener Städtischen erstellten „Vorsorgestudie 2025“ hervorgeht. Als beliebteste Vorsorgeinstrumente nannten 54 Prozent der Befragten das Sparbuch, 34 Prozent die Lebensversicherung und 31 Prozent das Bausparen.

Generali und Natixis fusionieren Investmentsparte Lebensversicherung:

Der EuGH befasst sich mit Rücktrittsrecht Mehr Verbraucherbeschwerden wegen Versicherungen bei Schlichtungsstelle Uniqa bleibt trotz des Krieges in der Ukraine auf Wachstumskurs

Gregor Pilgram hat mit Jahresbeginn das Amt des Präsidenten des Österrei-
Torsten Eschenbrücher wurde neuer Landesdirektor der Donau Versicherung Vorarlberg.

Kommentar

Hannes Dolzer

Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister der WKÖ

ELTIF 2.0: ALLES GUT?

Durch die Verordnung (EU) 2023/606 soll Eltifs, das sind European Long Termin Investment Funds, Leben eingehaucht werden. Es sollen Investitionen in grenzüberschreitende und nachhaltige Investitionen erleichtert werden und verstärkt Kapital in die europäische Realwirtschaft wie etwa Infrastruktur fließen. Offenbar ist es auch das Ziel, Privatanleger verstärkt zu Investitionen in Eltifs zu bewegen. Daher müssen beim Vertrieb die Vorschriften gemäß Mifid II, wie etwa die Geeignetheitserklärung, eingehalten werden. Es bleibt abzuwarten, ob Eltifs zukünftig an Bedeutung gewinnen. Warum ist das so? Da das Kapital auch bei vorzeitiger Entnahmemöglichkeit lange Zeit gebunden ist, sind Eltifs nur für Anleger mit langem Anlagehorizont und guter Liquidität geeignet. Sie haben die gleichen Risiken wie andere Kapitalmarktinvestitionen. Investoren sollten daher zumindest Folgendes prüfen: Ist ein Eltif für mich das am besten passende Produkt? Wie sind die Rücknahmebedingungen des Fonds? Wie gut sind die Zielunternehmen? Wie diversifiziert ist das Portfolio des Fonds? Insgesamt bleibt kritisch zu hinterfragen, wie sinnvoll es ist, dass ein Gesetzgeber zur Erreichung seiner Ziele ein Finanzmarktprodukt entwirft und dabei private (Klein-)Anleger als Zielgruppe erfasst.

WSS Aktien Österreich (R)

Reihung nach Rendite 1 Jahr, Angaben per 12. Februar 2024. Quelle: Baha.com

AUSTRO-AKTIENFONDS VERLIEREN DEN ANSCHLUSS

Es ist Sand im Getriebe. Auf Ein-Jahres-Sicht kann kein Österreich-Aktienfonds dem ATX-Index Paroli bieten.

Friedrich Erhart, ein Urgestein der österreichischen Finanzszene, verlegte sich Ende 2014 professionell auf seine Passion der künstlerischen Fotografie und zog damit unter seine Ära als Fondsmanager einen Schlussstrich. Aber davor gelang dem Geldverwalter ein Kunststück, das ihm kein anderer Fondsmanager so schnell nachmachen kann. Er konnte mit dem Austro-Aktienfonds Pioneer Austria Stock, den er ein Vierteljahrhundert unter seinen Fittichen hatte, in 24 der 25 Kalenderjahre den Wiener Leitindex outperformen. Stichwort längerfristige Outperformance: Immerhin vier von acht Österreich-Aktienfonds konnten auf Zehn-Jahres-Sicht die Wertentwicklung des Wiener Leitindex übertreffen.

Im Vergleich dazu schaut die Bilanz für kürzere Zeiträume durchwachsen aus. Auf Jahressicht zog der Wiener Leitindex um 19,1 Prozent an. Damit kann derzeit keiner der Austro-Fonds mithalten. Am besten schneidet noch der Erste Stock Vienna, bei dem der RT Österreich Aktienfonds als Feeder-Fonds dient, mit einer Performance von plus 11,9 Prozent ab. Seit Jahresbeginn kommt der Amundi Austria Stock auf Touren und weist den ATX in die Schranken. Nach einer schwächeren Phase im Vorjahr ist auch der von Alois Wögerbauer gelenkte 3 Banken Österreich-Fonds wieder in der Spur. Seit Jahresanfang kann der Fonds nahezu mit der Entwicklung des österreichischen Leitindex mithalten.

KRYPTO: UK ZEIGT MEHR AFFINITÄT

Interessantes zeigt eine Umfrage zur Krypto-Akzeptanz unter etwa 10.000 Investoren aus dem privaten und professionellen Bereich. Bitpanda Technology Solutions ließ diese in den sieben europäischen Hauptmärkten durchführen. Auffallend: Das Vereinigte Königreich (UK) zeigt eine hohe Affinität zu Kryptodienstleistungen: 36 Prozent der Befragten in UK nutzen oder wollen die fortschrittliche Technologie Staking nutzen, im Vergleich zu nur 18 Prozent im restlichen Europa. Rund 47 Prozent der befragten Nichtanleger zögern aufgrund mangelnden Wissens über Krypto, während 45 Prozent der Privatanleger den Zugang zu Wissen über Krypto als sehr wichtig erachten. Die Schlussfolgerung: Ein umfangreiches Bildungsangebot könnte daher ungenutzte Potenziale erschließen.

NEUE STANDARDS FÜR GRÜNE ANLEIHEN

Der neue europäische „Goldstandard“ für nachhaltige Anleihen soll Greenwashing bekämpfen, Transparenz und Rechenschaftspflichten verbessern und die Übereinstimmung mit der EU-Taxonomie sicherstellen. Die starke Anlegernachfrage nach ersten Emissionen weckt Hoffnung auf eine Harmonisierung bei der Offenlegung und Berichterstattung, erklärt Ronald Van Steenweghen vom Asset Manager DPAM. Der eigentliche Markttest wird jedoch erst kommen, wenn Emittenten die Flexibilität von 15 Prozent für nicht von der EU-Taxonomie abgedeckte Aktivitäten nutzen. Probleme bei der Datenbeschaffung bleiben eine Herausforderung. Die Entscheidung der europäischen Wertpapieraufsicht, dass European Green Bonds nicht unter die Ausschlusskriterien der Paris-Aligned Benchmark fallen, schafft Klarheit für Anleger und Emittenten, meint Van Steenweghen.

IMMO-RENDITEN FABRIQUE EN FRANCE

Rund 3.100 österreichische Privatanleger haben Geld in die Immobilienfonds Corum Origin sowie Corum XL investiert. Die beiden Fonds sind sogenannte SCPIs, also Gewerbeimmobilienfonds nach französischem Recht. In der für Immo-Investments schwierigen Zeit hat sich der Einstieg in die beiden Fonds der französischen Immobilien-Investmentgesellschaft Corum, die über 6,6 Milliarden Euro in einem internationalen Gewerbeimmobilienportfolio verwaltet, gelohnt. Im Vorjahr legte der Corum Origin um 6,1 Prozent zu, der Corum XL brachte plus 5,5 Prozent.

Deutliches ETF-Wachstum STUDIE. Laut dem Bericht „Exchange-Traded Europe“ des ETF- und ETC-Spezialisten Han-ETF war der europäische ETF-Markt im Vorjahr von Wachstum geprägt. Die Vermögenswerte in europäischen ETFs stiegen 2024 um 271,9 Milliarden US-Dollar. Damit erreichte Europa einen Anteil von 2,29 Billionen US-Dollar am weltweiten ETF-Markt, der insgesamt 15 Billionen US-Dollar umfasst. Laut dem Report stechen aktive ETFs und europäische Core-Equity-ETFs hervor. Letztere führten mit 149,9 Milliarden US-Dollar Zuflüssen im Vorjahr das Wachstum im ETF-Markt an. Aktive ETFs verzeichneten seit Anfang 2024 ein Plus beim verwalteten Vermögen um 68 Prozent.

RCM kauft die digitale Vermögensverwaltung Savity. — JP Morgen Asset Management lanciert einen Eltif mit über 15 alternativen Bausteinen. Deutscher Fondsverband BVI ist für den Aufbau einer EU-Aktienindexfamilie. ISS Stoxx will einen DAXIndex ohne Kappungsgrenze lancieren Ultramarin offeriert neuen KI-gesteuerten aktiven ETF auf den US-Aktienmarkt

Kolumne

Bettina Schragl Kommunikationsleiterin

Semperit AG Holding

IRGENDWIE ILLEGAL

Ein Pilot argumentierte in einer Sammelklage gegen American Airlines, die Fluglinie verletze ihre Treuhandpflicht, weil sie in ihrem MitarbeiterPensionsplan Fonds von Anbietern habe, die ESG-Ziele verfolgten. Und ESG sei nicht im besten Interesse der Anleger. Ein Bundesrichter in Texas gab ihm recht. Dass es sich dabei um passive Indexfonds, die von Blackrock verwaltet wurden, und nicht um spezielle ESG-Anlagen handelte und dem Fondsanbieter einfach generell ESGAktivismus (etwa via Abstimmungsverhalten bei Hauptversammlungen) unterstellt wurde, sind nur zwei Details. Es gilt aber als wichtiger Sieg für Gegner von ESG-orientierten Pensionsplänen und ist ein Zeichen, wie das Sentiment in den USA (aber nicht nur dort) dreht, mit der Tendenz, ESG als „illegal“ zu labeln. Dem Urteil zufolge haben ESG-Investments übrigens einen nichtfinanziellen Selbstzweck, sind also nicht auf Rendite aus. Dem werden wohl alle ESG-Investoren widersprechen. Interessant auch, dass Texas anderswo anderer Ansicht ist: Denn der Bundesstaat klagt Blackrock et al laufend, weil diese ihre Anteile an Kohleunternehmen genutzt haben sollen, um das Management zur Senkung von CO2-Emission zu drängen und gleichzeitig „kartellartige Gewinne“ zu erzielen. In dieser Auslegung erhöht ESG also die Rendite. Nun ja, es gibt immer mehr ESG-Regularien, aber keine für ESG-Gegner, konsequent argumentieren zu müssen. b.schragl@derboersianer.com

OMV: CHEMIE-FUSION WIRD ZUM DREIER

Schon seit über einem Jahr planen die OMV AG und deren Großaktionär Adnoc aus dem Emirat Abu Dhabi eine Fusion ihrer Chemie-Töchter Borealis und Borouge. Obwohl das Projekt noch lange nicht in trockenen Tüchern ist und OMV-Chef Alfred Stern zuletzt immer noch von „ergebnisoffenen Verhandlungen“ gesprochen hat, soll nun ein dritter Chemiekonzern in das Joint Venture dazukommen: das kanadische Unternehmen Nova Chemicals, das der staatlichen Investmentgesellschaft Mubadala in Abu Dhabi gehört. Damit könnte der entstehende Chemieriese noch ein Stück größer werden. Dass der Prozess im Hintergrund nicht ganz rund laufen dürfte, zeigt der vorzeitige Abgang von OMV-Chemie-Vorständin Daniela Vlad mit Ende Februar. Die Adnoc-Manager im Aufsichtsrat seien schon seit längerem mit der Performance von Vlad unzufrieden gewesen, berichtet der „Kurier“ aus Insiderkreisen. Es kam also nicht ganz überraschend, dass Vlad nun das Handtuch geworfen hat. Welche Pläne die gebürtige Rumänin nach ihrem Abgang hat und bis wann ihr Posten nachbesetzt wird, wollte die OMV AG noch nicht mitteilen. Im Geschäftsjahr 2024 konnte das Segment Chemicals jedenfalls beim operativen Ergebnis auf 459 Millionen Euro zulegen, was dem stärkeren Polyolefin-Geschäft der Borealis zu verdanken war.

AT&S IN SCHOCKSTARRE

Nach dem unrühmlichen Abgang von CEO Andreas Gerstenmayer und dem Tod von Aufsichtsrats-Chef Hannes Androsch im Dezember ging es beim Leobener Leiterplattenhersteller AT&S AG auch 2025 unerfreulich weiter. Das Konzernergebnis für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2024/2025 reduzierte sich von 6,9 Millionen Euro in der Vorjahresperiode auf ein Minus von 95,3 Millionen Euro. Marktschwäche, Überkapazitäten und Preisdruck machen der AT&S AG zu schaffen, und ein neuer CEO ist ebenfalls nicht in Sicht. Der Aktienkurs pendelte im Februar auf entsprechend niedrigem Niveau um die Zwölf-Euro-Marke.

LASERSPEZIALIST MYNARIC STRAUCHELT

Die an der Nasdaq und in Frankfurt gelistete Mynaric AG konnte sich frisches Geld sichern. Der US-Investor Pimco stellt ein Überbrückungsdarlehen über 28 Millionen Euro und ein Sanierungsdarlehen über 25 Mio. Euro zur Verfügung. Voraussetzung ist aber ein Verfahren nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG). Das bedeutet, dass die Aktien des Unternehmens letztlich wertlos werden und bestehende Aktionäre ihr Geld verlieren. Wegen der hohen Überschuldung wird die Maßnahme als alternativlos bezeichnet. 2017 hat sich Mynaric beim IPO in Frankfurt 27 Millionen Euro von den Anlegern geholt.

Steyr Motors jetzt in Wien gelistet

Die Steyr Motors AG aus Oberösterreich ist seit 10. Februar 2025 nun auch in Wien im Segment Direct Market Plus gelistet. In Frankfurt ist man bereits seit

Ende Oktober 2024 im ScaleSegment vertreten. Die Aktie wurde um 14 Euro platziert und pendelte bei Redaktionsschluss zwischen 14 und 15 Euro. Eine

ATX-Prime-Notierung strebt das Unternehmen derzeit nicht an.

Steyr Motors stellt Spezialmotoren her, die als Antrieb für Militärfahrzeuge und Boote, aber auch als Hilfsaggregate für Kampfpanzer und Lokomotiven einsetzbar sind. Für die Palfinger AG und Hovercraft wird Steyr Motors etwa Motoren für den zivilen, maritimen Bereich liefern.

Karriere

Gottfried Neumeister hat im Jänner den Vorsitz im Vorstand der Pierer Mobility AG und der KTM AG von Stefan Pierer übernommen. Er ist 2024 von Do & Co nach Mattighofen gewechselt.

Gabriele Ram übernimmt interimistisch den Posten von MarinomedFinanzvorstand Pascal Schmidt, der das Unternehmen Ende Jänner 2025 verlassen hat. Davor war sie CFO von Wienerberger Piping Solutions.

Dagmar Steinert ist seit 1. März Finanzvorständin der Wienerberger AG. Zuvor war sie drei Jahre als CFO bei der Rheinmetall AG. Ihr Vorgänger Gerhard Hanke wird COO für Zentral und Ost bei der Wienerberger AG.

VARTA:

KLEINAKTIONÄRE

QUASI ENTEIGNET

Weg frei zur Sanierung der deutschen Varta AG, heißt es nach einem Urteil des Landesgerichts Stuttgart. Eine gute Nachricht für den österreichischen Investor Michael Tojner und den Autobauer Porsche: Sie bringen 60 Millionen Euro frisches Kapital ein und wollen so den Batteriehersteller wieder in die Gewinnzone führen. Darauf dürfen auch die Gläubiger hoffen, die zwar auf Forderungen in Höhe von 255 Millionen Euro sitzen bleiben, aber am künftigen Unternehmenserfolg beteiligt werden. Schlechte Nachricht für die Kleinaktionäre: Die Sanierung nach dem StaRUGRestrukturierungsgesetz bedeutet, dass sie leer ausgehen, da ihre Aktien wertlos werden.

Trübes Frankfurter IPO-Jahr

STUDIE. Die PWC-Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“ zieht bezüglich der Neuzugänge an der Börse Frankfurt im Jahr 2024 eine durchwachsene Bilanz. Trotz der Steigerung von drei auf fünf IPOs blieb das investierte Volumen bei 1,9 Milliarden Euro und damit auf dem niedrigen Niveau von 2023. Der größte IPO war die Douglas AG mit einem Erlös von 778 Millionen Euro, gefolgt von der Springer Nature AG mit 600 Millionen Euro. Das Kapitalerhöhungsvolumen ist mit minus 81 Prozent stark zurückgegangen.

Palfinger AG warnt vor Ebit-Rückgang im ersten Halbjahr — Voestalpine AG in den ersten drei Quartalen mit halbiertem Gewinn Gesetz für Frauenquoten in AG-Vorständen in Begutachtung Flughafen Wien verzeichnet zuletzt steigende Passagierzahlen — Bei Rosenbauer ist die Kapitalerhöhung in trockenen Tüchern

„WOHNBAU ERHOLT SICH NUR LANGSAM“

Porr-Generaldirektor Karl-Heinz Strauss über Zinsen und Aussichten für die Baubranche.

Nach schwierigen Jahren für die Baubranche: Sehen Sie nun positive Signale? – KarlHeinz Strauß: 2025 erwarten wir eine insgesamt positive Entwicklung mit einem sich nur langsam erholenden Wohnbaumarkt und einem weiterhin sehr starken Tiefbausektor. Der Tiefbau ist unser Hauptleistungsträger mit vielen Straßen-, Tunnelbau- und Gleisbauaufträgen. Auch die Energiewende stärkt unser Geschäft, vom Hochwasserschutz bis zu Pumpspeicherkraftwerken.

Rechnen Sie damit, dass die Zinssenkungen der Bauwirtschaft heuer neuen Auftrieb

verleihen? – Grundsätzlich ja: Die Zinssenkungen werden für neue Wohnbauaufträge sorgen. Die großen Immobilienentwickler sollten ebenfalls von der Zinslage profitieren können. Für unser eigenes Geschäft ist das weniger relevant, da der Wohnbau nur acht Prozent unserer Produktionsleistung ausmacht.

Das Auslaufen der KIM-Verordnung soll ebenfalls die Nachfrage im Wohnbau beleben. Für wie realistisch halten Sie das? –Natürlich wächst der Appetit der Banken auf den Wohnbau wieder, und der Bedarf nach leistbarem Wohnraum ist ja weiterhin sehr hoch. Die Wohnbauträger sind zunehmend wieder in der Lage, Projekte auf die Beine zu stellen.

Für Entwarnungen ist es in der Branche der Immobilienprojektentwickler offenbar noch zu früh. Nach einer Rekordanzahl von Pleiten 2024 geht es auch 2025 weiter – zumindest vorläufig. In Wien musste der Projektentwickler 6B47 Real Estate Investors AG wegen steigender Kreditzinsen und Baukosten Konkurs anmelden. Der Schuldenberg des Unternehmens, das schon seit 2023 mit Finanzproblemen kämpft, ist 43,7 Millionen Euro hoch. Auch der Verkauf des Projekts Althan-Quartier am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof im vergangenen Sommer reichte nicht, um die Kassen wieder aufzufüllen. Positiv. Vorsichtig optimistisch gibt sich Porr-Chef Strauss.

6B47: PLEITEWELLE ROLLT WEITER

Immo-Investmentmarkt

in leichtem Aufwind

Insgesamt waren die ImmoInvestments in Österreich 2024 noch rückläufig: Mit 2,7 Milliarden Euro wurde um sieben Prozent weniger investiert als 2023. Das geht aus einer Analyse von CBRE Austria hervor. Im vierten Quartal konnte allerdings mit einer Investitionssumme von 800 Millionen Euro eine Steigerung beobachtet werden. CBRE sieht damit die Talsohle erreicht.

Karriere

Pavel Mechura ist neuer S-Immo-Vorstand und leitet jetzt mit Vit Urbanec das Tochterunternehmen der CPI Property Group.

NEUER STRABAGCEO GEKÜRT

Die Strabag SE hat nach dem plötzlichen Tod von Vorstandschef Klemens Haselsteiner Mitte Jänner 2025, mit Stefan Kratochwill einen Nachfolger aus den eigenen Reihen gefunden. Der neue CEO hatte 2003 als Trainee bei der Strabag-Tochter BMTI Baumaschinentechnik begonnen und diese zuletzt geleitet. „Klemens hat die Strabag als seine erweiterte Familie gesehen. In dieser Familie durfte ich selbst als Trainee startend aufwachsen. Es ist mir ein persönliches Anliegen und eine Ehre, seine Vision für Strabag fortzuführen“, sagt Kratochwill zum Amtsantritt.

SKIDESTINATIONEN WERDEN GÜNSTIGER

Von Schnäppchen kann man zwar noch lange nicht sprechen, aber: Die Rekordpreise, zu denen Immobilien von Kitzbühel bis Ischgl und auch in kleineren Skigebieten zuletzt noch verkauft wurden, können die Anbieter nicht mehr erzielen. Laut der Plattform Immoscout 24, die zwölf Skigebiete analysiert hat, sind die Preise für Eigentumswohnungen von 2023 auf 2024 um bis zu 30 Prozent zurückgegangen. In Ischgl wurde ein Preisrückgang um 16 Prozent registriert, in Kitzbühel um fünf Prozent und im Zillertal um acht Prozent. Das größte Minus bei den Immopreisen war in Hinterstoder mit 33 Prozent zu finden, gefolgt vom Nassfeld mit 30 Prozent und Katschberg mit 27 Prozent.

Lage am Immo-Markt bleibt angespannt STUDIE. Die Chancen auf Preissteigerungen am heimischen Immobilienmarkt sind auch heuer gering. Laut dem Trendbarometer des Beratungsunternehmens EY können die Preise nur in Top-Lagen etwas zulegen. Befragt wurden dafür 90 Immobilienmarktteilnehmer. 53 Prozent erwarten einen Preisanstieg für Wohnungen in sehr guter Lage, 40 Prozent rechnen mit einer Stagnation und sieben Prozent mit einem Rückgang. Für Immobilien in mittlerer Lage geht die Mehrheit (54 Prozent) von einer Stagnation der Preise aus, 25 Prozent von höheren und 20 Prozent von sinkenden Preisen.

Immofinanz AG firmiert jetzt unter CPI Europe AG Karl Philipp Wlaschek soll Immos im Wert von 180 Millionen Euro an die WSF Privatstiftung der XXXL verkauft haben Strabag PFS erstellt Dekarbonisierungslösungen für CA Immo Scout24 übernimmt den Datenanbieter Exploreal UBM erhält erneut Spitzenbewertungen bei ESG-Ratings

Barbara Linder wurde Teamleiterin für Büroflächen bei Otto Immobilien.

Kolumne

UNTERNEHMEN UND BÜRGER MÜSSEN ENTLASTET WERDEN!

Die budgetäre Lage Österreichs ist trotz unseres Status als Hochsteuerland bekanntlich derzeit sehr angespannt. Es ist daher unumgänglich, durch eine überwiegend ausgabenseitige Konsolidierung unserer Staatshaushalts rasch einen Spielraum zu schaffen, um wichtige steuerpolitische Akzente zu setzen: erstens Entlastung des Faktors Arbeit durch Senkung der Lohnnebenkosten, was in den Unternehmen mehr Liquidität für Innovation und Investitionen schafft, sowie Senkung der Einkommensteuer, um die Kaufkraft zu erhöhen und den Druck auf die Lohn- und Gehaltsabschlüsse zu reduzieren, was zusätzlich auch noch inflationsdämpfend wirkt. Zweitens Vereinfachungen in der Personalverrechnung und bei den Ertragsteuern durch einheitliche Bemessungsgrundlagen und Steuer- und Abgabensätze, wodurch Rechtsunsicherheit und administrative Belastungen bzw. Strafen reduziert werden. Drittens Anreize für die Stärkung des Eigenkapitals, beispielsweise durch Steuervorteile für nachhaltige Investitionen, um privates Kapital in innovative Unternehmen zu lenken und den Green Deal samt Energiewende umzusetzen. Last, but not least brauchen wir dringend auch breitflächige bürokratische Entlastungen und Vereinfachungen, um die mittlerweile durch die hohe Komplexität entstandene massive Rechtsunsicherheit zu reduzieren, und eine Reform des Finanzstrafrechts, um die überbordende Sanktionierung von minimalen Fehlern zu beseitigen. p.bartos@derboersianer.com

FEHLENDE KULTUR FÜR M&A

2024 gab es weniger große Deals. Inwiefern dabei die österreichische Unternehmenskultur eine Rolle spielt, wollten wir von Robert Hufnagel von EY Austria wissen.

Bei heimischen M&As gab es 2024 keine Megadeals. Gibt es sonst noch Gründe für den Rückgang der Transaktionsvolumina?

– Robert Hufnagel: Fehlende Megadeals sind tatsächlich der Hauptgrund. Wir sind international gesehen ein sehr kleiner Markt. Die Größe der Deals ist folglich immer abhängig von der Größe der beteiligten Unternehmen. Darum betrachten wir auch immer die Anzahl der Deals.

Die Anzahl der Deals bleibt in Österreich über die Jahre relativ konstant, internationale Deals und Volumina steigen. Warum ist Österreich hier unattraktiv? – Weil sich die österreichische Wirtschaft mit wenigen Ausnahmen so verhält, als wäre sie eine geschlossene Volkswirtschaft, und das, obwohl wir jetzt seit 30 Jahren Mitglied der EU sind. Wir sehen uns doch als Exportnation.

Robert Hufnagel kennt sich gut in der Welt von M&A aus.

Inwiefern ist die heimische eine geschlossene Volkswirtschaft? – Ich meine, wir haben das Mindset einer geschlossenen Volkswirtschaft. Internationale Investoren werden kritisch beäugt. In den USA sind solche Investoren der Motor des Wachstums. Und in Österreich sind wir im Vergleich zum Rest der EU weiterhin einfach overbankt.

Große Inbound-Deals gab es, in denen Investoren heimische Tech-Unternehmen wie beispielsweise Skidata übernommen haben. Welche heimischen Unternehmen sind für Investoren derzeit am attraktivsten? – In den letzten Jahren waren das definitiv TechUnternehmen, was natürlich ein internationaler Trend ist. Und es gibt bei uns mehr attraktive Unternehmen, als der breiten Öffentlichkeit bekannt ist.

Zum Beispiel? - Um Graz oder Linz herum haben sich attraktive Ökosysteme entwickelt, und dort gibt es einen Cluster an interessanten Unternehmen.

Transaktionswert in Mio. Euro Käufer

ZIELUNTERNEHMEN

Österreichische Mobilfunktürme von Cellnex (A) 803

Knab Bank (NL)

Resco Products (US)

Tannpapier GmbH (A)

Skidata AG (A)

EDF Invest (F), Meag Munich Ergo (D), Vauban (F)

510 Bawag (A)

400 RHI Magnesita (A)

360 Evergreen Hill Enterprise (SG)

340 Assa Abloy (SE)

Ladehemmungen

Eine aktuelle Deloitte-Studie zeigt, dass der E-Auto-Markt in Österreich weiter stagniert. Der

Grund: zu wenig öffentliche Ladeinfrastruktur, da viele keine Möglichkeit haben, zu Hause zu laden. Dazu passt die Meldung, dass das Unternehmen Smatrics bis 2026 insgesamt 130 Ladepunkte an 18 Standorten der Firma Zgonc errichtet.

WENIGER ABHÄNGIGKEIT VON ROHSTOFFEN

Roland Berger analysiert die Rohstoffabhängigkeit Deutschlands und deren wirtschaftliche Auswirkungen. Bei 23 von 48 untersuchten Rohstoffen gibt es eine hohe Importkonzentration. Besonders kritisch ist die Abhängigkeit von China bei Lithiumprodukten, die für die Elektromobilität und Energiewende essenziell sind. Ein Ausfall dieser Importe könnte einen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 115 Milliarden Euro verursachen. Die Autoren empfehlen eine dreifache Strategie: Stärkung der europäischen Rohstoffförderung, Diversifizierung der Importe und technologische Innovationen. In Österreich soll übrigens der Masterplan Rohstoffe 2030 die heimische Rohstoffversorgung stärken.

Angst vor Handelshemmnissen

Karriere

Stefan Rathausky wird ab sofort als Senior Director im Bereich Corporate Transformation Services bei Alvarez & Marsal das Österreichgeschäft erweitern.

Michael Lind wird neuer Managing Partner bei PWC Legal und wird dort in einer fünfmonatigen Transitionsphase gemeinsam mit Christian Öhner die Kanzlei leiten. Öhner gründet ab Juli AI- und TechBeratungsunternehmen.

FORTSCHRITTE BEI NACHHALTIGKEIT

Laut dem ESG-Performance-Ranking 2024 von PWC Österreich hat sich die Nachhaltigkeitsleistung der 140 umsatzstärksten Unternehmen des Landes verbessert. Die durchschnittliche ESG-Performance stieg von 26 im Jahr 2023 auf 32 Prozent im Jahr 2024. Trotz dieser positiven Entwicklung erreicht kein Unternehmen die volle Punktzahl, was zeigt, dass noch viel zu tun ist. Besonders gut schneiden Unternehmen bei der Messung von CO2-Emissionen, der Qualität ihrer Klimaziele und der Unfallrate ab. Defizite bestehen jedoch bei der Verankerung von ESG-Kriterien in der Management-Vergütung und der Frauenquote in Führungspositionen. Branchen wie Telekommunikation, Medien und Technologie sind führend, während Nahrungsmittel- und Getränkehersteller noch aufholen müssen. Unternehmen mit mindestens 30 Prozent Frauen in der Geschäftsführung performen um 50 Prozent besser als der Durchschnitt. Börsennotierte Unternehmen schneiden mit einer ESGPerformance von 50 Prozent doppelt so gut ab wie nichtbörsennotierte Unternehmen. Ab 2025 müssen Unternehmen nach der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) berichten, was die ESG-Transparenz weiter erhöhen soll.

STUDIE. Eine aktuelle Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) zeigt, dass Führungskräfte weltweit das wirtschaftliche Umfeld als zunehmend unsicher einschätzen. Besonders besorgt sind sie über Zölle und Handelshemmnisse. 24 Prozent der Topmanager fürchten um ihre Margen und Rentabilität, während 40 Prozent angeben, auf mögliche Marktschocks nicht gut vorbereitet zu sein. 33 Prozent der Befragten sehen Einsparungen als Top-Priorität, und 86 Prozent planen Investitionen in generative Künstliche Intelligenz. Allerdings konnten in der Vergangenheit nur 48 Prozent der geplanten Einsparungen realisiert werden, was negative Auswirkungen auf den Unternehmenswert hat. Effektives Kostenmanagement und die Integration von ESG-Kriterien in die Unternehmensstrategie seien essenziell, um erfolgreich zu sein.

Deloitte-Studie: Einsatz von AI übertrifft finanzielle Erwartungen von Unternehmen

EY: Volumen der heimischen Start-up-Investitionen sank um 17 Prozent auf 578 Millionen Euro Sicherheitsexperte: Firmenleitung haftet bei Cyberattacke PWC: Markt für Influencer-Marketing steigt rasant

Kolumne

VERFASSUNGSKRISE?

Zwei Versuche einer Regierungsbildung sind gescheitert. Erleben wir eine Verfassungskrise? Artikel (Art.) 70 der österreichischen Bundesverfassung (B-VG) regelt, dass der Bundeskanzler und auf dessen Vorschlag die übrigen Mitglieder der Bundesregierung vom Bundespräsidenten ernannt werden. Der Bundespräsident ist dabei an keine Vorschläge gebunden. Im Hinblick darauf, dass die Bundesregierung vom Vertrauen des Nationalrats abhängig ist, ist auf bestehende Mehrheitsverhältnisse im Nationalrat Bedacht zu nehmen, wenngleich keine Bindung daran besteht. Versagt der Nationalrat der Bundesregierung das Vertrauen, so ist die Bundesregierung gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG ihres Amtes zu entheben. Das B-VG kennt keine ausdrückliche Frist, binnen derer der Bundespräsident einen neuen Bundeskanzler zu ernennen hat. Ist die Bundesregierung aus dem Amt geschieden, hat der Bundespräsident nach Art. 71 Abs.1 B-VG bis zur Bildung der neuen Bundesregierung Mitglieder der scheidenden Bundesregierung mit der Fortführung der Verwaltung und einen von ihnen mit dem Vorsitz in der einstweiligen Bundesregierung zu betrauen. Eine Verfassungskrise besteht nicht. Der Bundespräsident wird einen Bundeskanzler ernennen. Aus der Sicht eines Steuerzahlers wäre aber eine raschere Vorgehensweise wünschenswert. a.birkner@derboersianer.com

AI ACT SCHÜRT

ZWEIFEL

Axel Anderl ist Managing Partner bei Dorda.

Im Februar ist der sogenannte AI Act der EU in Kraft getreten. Mit dem Ergebnis sind nicht alle glücklich. Der Börsianer hat mit Axel Anderl, Partner und KI-Experte der Kanzlei Dorda, darüber gesprochen.

Welche Verpflichtungen haben Unternehmen ab Februar durch den AI Act? - Axel Anderl: Beginnend mit 2. Februar 2025 wurden die neuen Pflichten des AI Act sukzessive anwendbar. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie keine verbotenen KI-Praktiken anwenden. Der Verbotskatalog umfasst beispielsweise den Ausschluss gewisser manipulativer Techniken, Racial Profiling, Social Scoring oder die Emotionsableitung am Arbeitsplatz und in Bildungseinrichtungen. Weiters müssen Unternehmen in ihrer Organisation KI-Kompetenz sicherstellen, wenn sie entsprechende Systeme betreiben oder anbieten. Dafür müssen sie Maßnahmen wie etwa Schulungen ergreifen, damit ihr Personal über ausreichende Kenntnisse verfügt.

Ist die Regelung gelungen? – Das ist eine komplexe Frage: Positiv ist, dass mit dem risikobasierten Ansatz des AI Act nur ganz bestimmte Praktiken verboten werden, die mit unseren Grundwerten und -rechten in der EU unvereinbar sind. Alle anderen KI-Systeme sind erlaubt, müssen aber entsprechend ihrer Risikoklasse bestimmte Kriterien erfüllen. Das ist jedenfalls sinnvoll. Auch die Verpflichtung für Betreiber und Anbieter, für KI-Befähigung zu sorgen, hat ihre Berechtigung. Allerdings ist vieles im Act vage, und oft fehlt Klarheit über den konkreten Inhalt. Das sorgt für Unsicherheit. Negativ ist, dass die EU wieder mit einem rechtlichen Rahmen vorprescht, den führende KIEntwickler USA und China nicht haben.

Erwarten Sie, dass die EU deshalb bei Innovationen ins Hintertreffen gerät? – Das ist leider zu befürchten. Wobei aber, wie ausgeführt, die Bestimmungen des AI Act zumindest auf den mit den USA größtenteils geteilten Werten beruhen und nicht so restriktiv sind wie etwa die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Allerdings wirft der KI-Einsatz auch viele datenschutzrechtliche Fragen auf. Hier kommt dann das strengere DSGVO-Regime zur Anwendung. Die vielschichtige EU-Regulierung ist durchaus einer der Gründe, warum die Kommerzialisierung von Innovationen bereits in den letzten Jahren ins Ausland abgewandert ist. Leicht ist es für europäische Anbieter jedenfalls nicht.

WER BEI M&A-DEALS DIE NASE VORN HAT

Gleich mehrere Kanzleien hatten nach Veröffentlichung des jährlichen M&A-Rankings von „Mergermarket“ Grund zur Freude: Mit 98 Transaktionen im abgelaufenen Jahr erklimmt Schönherr erneut die Spitze bei in Österreich gezählten M&A-Deals. Europaweit belegte DLA Piper bereits zum zwölften Mal hintereinander den ersten Platz, gemessen an der Zahl der Transaktionen. Freshfields wiederum freute sich über Platz vier mit 230 beratenen Transaktionen weltweit und mit 177 Deals über Platz eins bei den grenzüberschreitenden Transaktionen.

Cerha Hempel

KINSTELLAR STARTET IN WIEN

Nach der Eröffnung einer Niederlassung in Wien durch Fieldfisher vor knapp zwei Jahren hat mit Kinstellar erneut eine große internationale LawFirm Österreich entdeckt. Zu Jahresbeginn ging die in Osteuropa tätige Kanzlei mit dem langjährigen renommierten Wolf-Theiss-Partner Horst Ebhardt an den Start. Ebhardt war mehr als 25 Jahre Partner bei Wolf Theiss. Kinstellars Schwerpunkte sind Corporate, M&A, Private Equity und Kartellrecht. Mit Philipp Kapl, der lange bei Binder Grösswang tätig war, wurde mittlerweile ein zweiter Partner für das Wiener Büro am Kärntner Ring gefunden.

Datenschutz-Verstöße wurden weniger

Karriere

Mona Holzgruber ist neue Partnerin bei Binder Grösswang – wie auch Thomas Hartl (39) und Christoph Schober (35). Holzgruber und Schober sind im Bereich Corporate und M&A tätig, Hartl ist Experte für White-Collar-Crime.

Josef Peer

Der 36-Jährige wurde bei FWP zum Equity Partner ernannt. Der gebürtige Tiroler ist seit mehr als neun Jahren bei der Kanzlei in den Schwerpunkten öffentliches Wirtschaftsrecht, Planungs-, Bau- und Raumordnungsrecht tätig.

Adrian Zuschmann ist M&A und VC-Experte bei Brandl und Talos und genau wie Patrick Mittlböck, Experte für Prozessführung, zum Partner ernannt worden. Partner Markus Arzt kehrt aus der Karenz zurück in das Unternehmen.

RUSSISCHES GERICHTSROULETTE

Als wäre die Situation mit dem Russland-Geschäft nicht schon heikel genug, muss die Raiffeisenbank International nun auch noch eine Schlappe vor Gericht hinnehmen. Ein Gericht in Kaliningrad hat vor kurzem entschieden, dass der Baukonzern Strabag und seine Kernaktionäre, Raiffeisen, Uniqa und die Familie Haselsteiner, dem russischen Miteigentümer Rasperia, der jedenfalls vor einiger Zeit dem Oligarchen Oleg Deripaska zurechenbar war, 2,044 Milliarden Euro zahlen müsse und das Urteil gegen Vermögenswerte der russischen RBI-Tochter vollstreckt werden könne. Zudem hat RBI-Chef Johann Strobl (Bild) angekündigt, dagegen berufen und auf Vermögenswerte der Rasperia in Österreich zugreifen zu wollen (siehe auch Seite 60).

STUDIE: Erstmals seit Inkrafttreten der DSGVO im Mai 2018 wurden 2024 weniger Datenschutz-Verstöße gezählt. Dies geht aus einer Studie von DLA Piper hervor. Danach wurden europaweit insgesamt 1,2 Milliarden Euro an Geldstrafen verhängt. Das entspricht einem Rückgang von 33 Prozent gegenüber 2023. Insgesamt wurden seit 2018 5,9 Milliarden Euro an Geldbußen verhängt. Österreich nimmt mit 44,8 Millionen Euro Platz neun ein.

Schönherr berät Erste Group bei der Emission von Hypothekenpfandbriefen Beim Verkauf von TTTech an NXP waren Skadden, Freshfields und Schönherr als Berater dabei Dorda berät Evergreen Hill Enterprise beim Anteilserwerb an der Tann-Gruppe Sbpv Hügel hat die RWAeGen beim Kauf von Anteilen der RWA AG begleitet

Kommentar

AIRBAG GEGEN KURSVERLUSTE BEI AKTIEN

Derzeit kennen die Aktienbörsen nur eine Richtung: nach oben. Aber die mittlerweile üppigen Bewertungen und auch die geopolitischen Risiken werden von den Anlegern ausgeklammert. Themen wie die Künstliche Intelligenz müssen herhalten, um weitere Kursavancen zu rechtfertigen. Aber der kurze Kursschock bei den Technologiewerten wegen des chinesischen KIKonkurrenten Deepseek hat gezeigt, dass die Nervosität im Markt recht groß ist. Es ist also Zeit, zumindest einen Teil des Vermögens in sogenannte alternative Anlagen umzuschichten, also etwa privates Beteiligungskapital (Private Equity), private Kreditfonds oder Fonds für Investments in Infrastruktur. Diese „Alternatives“ korrelieren kaum mit den klassischen Aktien- und Rentenpapieren, bilden also eine Art Airbag gegen hohe Kursverluste. Historisch gesehen sind die Renditen in der Regel etwas höher als bei den Aktien, allerdings muss man das Kapital dafür üblicherweise auch länger investiert lassen. Infrastruktur sollte mittelfristig sechs bis neun Prozent Rendite abwerfen, Private Equity wirbt sogar mit zweistelligen Renditen. Bis vor wenigen Jahren waren die Anlageklassen abseits der traditionellen Börsenplätze nur sehr reichen Investoren, Family-Offices und den institutionellen Geldgebern vorbehalten. Aber heute können auch private Anleger einsteigen, etwa über virtuelle Plattformen wie Moonfare oder über die europäischen Eltifs, also European Long Term Investment Funds. Da ist das Angebot aber noch vergleichsweise klein – hier sind die Fondsgesellschaften und Banken gefordert.

DREIMAL SO SCHNELL

WIE DER MARKT

Nino Tronchetti Provera, Gründer und Managing Partner der Private-Equity-Gesellschaft Ambienta, erklärt, wieso so er ungebrochen auf Nachhaltigkeit setzt.

Es scheint, als habe Nachhaltigkeit im Jahr 2025 in der Investmentwelt nicht mehr oberste Priorität. Wie würden Sie die Situation im europäischen Mid-Market-Private-Equity-Segment beschreiben? – Nino Tronchetti Provera: Die globale Transformation von 100 Billionen USDollar an wirtschaftlicher Aktivität hin zu nachhaltigen Praktiken ist unausweichlich. Wir erleben die größte Revolution in der Wirtschaftsgeschichte, die sämtliche Branchen umgestaltet. Trotz politischen Gegenwinds wie jetzt unter US-Präsident Trump und dem Problem des Greenwashings wird sich diese industrielle Evolution nicht umkehren: LED-Lampen werden nicht durch traditionelle Beleuchtung ersetzt, und Wärmepumpen werden nicht wieder Gasheizungen weichen. Unternehmen, die Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung reduzieren, Marktanteile gewinnen und sich langfristige Wettbewerbsvorteile sichern: Wir sehen, dass diese Unternehmen dreimal schneller wachsen als der Markt.

Auf welche Branchen und Technologien konzentriert sich Ambienta bei den Investitionen? –Die Trends der ökologischen Nachhaltigkeit verändern alle Branchen. Wir finden Investitionsmöglichkeiten in allen Industriezweigen. Unser Portfolio umfasst etablierte Unternehmen mit über 130 Produktionsstätten auf fünf Kontinenten, die alle mit zweistelligen Wachstumsraten und über 20 Prozent Gewinnmarge expandieren.

Wie wichtig ist die deutschsprachige Region für Ambienta? – Die DACH-Region gehört zu den größten Mid-Cap-Private-Equity-Märkten in Europa. Da Deutschland, Österreich und die Schweiz zudem die höchste Dichte an kleinen und mittelständischen Unternehmen in Europa aufweisen, ist diese Region ein entscheidender Markt.

INFRASTRUKTUR ALS ANLAGEKLASSE

Investments in Private Markets entwickeln sich zu einem wichtigen Geschäftsbereich von Anlageberatern, so eine weltweite Umfrage des Finanzdienstleisters Hamilton Lane. 2025 wollen demnach fast 60 Prozent der befragten Finanzexperten zehn Prozent oder mehr in Privatmarktanlagen investieren. Dies entspreche einem Anstieg um 15 Prozent gegenüber der letztjährigen Umfrage. Vor allem Private Infrastructure sei aktuell sehr gefragt, beispielsweise Investments in Energieanlagen. 48 Prozent der Befragten planten, ihr Engagement hier zu erhöhen. Insgesamt habe das Interesse an Infrastruktur am stärksten zugenommen, dicht gefolgt von den Assetklassen Private Equity und Private Credit.

GENERALI

GOES PRIVATE MARKETS Konsolidierung

Die Generali-Gruppe wird ihre Vermögensverwaltung mit der französischen Natixis in einem Joint Venture zu einem der größten Assetmanager der Welt mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Billionen Euro zusammenlegen. Ziel ist dahingehend auch der Aufbau einer Private-Markets-Plattform. Das ist Neuland für die Generali-Gruppe. „Wir sind als Generali sehr stark im Retail- und KMU-Geschäft verankert, und deshalb ist es absolut notwendig, sich immer wieder zu verändern und unser Geschäft zu diversifizieren, damit wir relevant bleiben. Der Aufbau der Private-MarktesPlattform ist ein wichtiger Teil unserer strategischen Neuausrichtung, um für unseren Kunden bessere Returns zu erzielen. Aber ich sage gleich, dieser Aufbau wird mindestens fünf Jahre dauern, bevor wir hier stark zu investieren beginnen und die ersten Returns sehen“, sagte Generali-General-Manager Marco Sesana am Investors Day der Generali in Venedig zum Börsianer. Generali-Vorstand Woody Bradford wird als CEO der Generali Investment Holding das PrivateMarkets-Geschäft im großen Stil aufbauen.

Mehr Wachstumskapital

Das Private-Equity-Haus Rivean Capital unterstützt die Green Mobility Holding (GMH) bei der europäischen Konsolidierung im E-Bike-Leasing. GMH übernimmt mit der Pinoma Holding – Muttergesellschaft des österreichischen Marktführers LeaseMyBike – bereits den fünften Anbieter innerhalb der Branche. Unter dem Dach der Pinoma sind neben dem Dienstradanbieter LeaseMyBike und einer Versicherungsagentur auch noch der Gebrauchtradhandel EAction gebündelt. Seit der Beteiligung von Rivean im Jahr 2023 habe GMH bereits Belgien erschlossen, jetzt komme mit Österreich ein weiterer attraktiver Markt hinzu, sagt Matthias Wilcken, Senior Partner von Rivean Capital. Seit seiner Gründung 1982 hat der Private-Equity-Investor Rivean gut 250 Unternehmen in der DACH-Region, den Beneluxländern und in Italien unterstützt.

STUDIE. Im DACH-Raum stiegen die Volumina der Venture-Capital-Deals 2024 nach Schätzungen von Speedinvest um 6,3 Prozent. Im Gegensatz dazu wird in Europa ein Rückgang von 9,7 Prozent erwartet. Im Private-EquityBereich (PE) wurden 661 Transaktionen mit 47,4 Milliarden Euro verzeichnet. Die PE-Aktivität könnte 2024 das Niveau von 2023 erreichen, bleibt aber 35 Prozent unter 2022. 14 Prozent der europäischen PE-Transaktionen entfielen auf die DACH-Region. Ein neuer Rekord beim eingesammelten Kapital: 22 Milliarden Euro, davon 14,2 Milliarden für Partners Group Direct Equity V. Der Bregal Unternehmerkapital IV sammelte 2,65 Milliarden und der EPIC III zwei Milliarden Euro ein.

Bike-Leasing. Das Geschäftsmodell gefällt Rivean Capital.

Speedinvest schließt Venture Capital Fonds mit 350 Mio. Euro Wiener Fintech Talentir sichert sich mit neuer Payment-Lösung Millioneninvestment Krypto-Startup Veli holt sechsstelliges Investment

Fondsmanager Österreichs Die

FÜR FONDSMANAGER von Technologie- und US-Aktien war es in den letzten Jahren relativ einfach, gute Renditen zu erzielen. Der Hype um das Thema Künstliche Intelligenz und die Magnificent Seven sorgten für Furore. Auf drei Jahre gerechnet konnten hier einige Fonds einschlägige Indexfonds auf S&P 500 oder Nasdaq outperformen. Schwer zu kämpfen hatten in den letzten Jahren indes die Österreichfonds-Manager. Das hat auch mit Hiobsbotschaften an der Wiener Börse zu tun, von denen die Investoren überrascht wurden. Und Investoren lieben keine Überraschungen. Vorfälle wie der mögliche Einstieg der Österreichi-

schen Beteiligungs AG bei der AT&S AG, Russland-Engagements einzelner ATXUnternehmen, mehrfache Guidanceanpassungen bei der Lenzing AG oder die Finanzierungsprobleme der Marinomed Biotech AG führten zu hohen Kursverlusten. Und so schnell kommen Fondsmanager aus ihren Österreich-Positionen auch nicht raus. Da kann es schon sein, dass eine Verkaufsorder drei Tage dauert. „Als Herausforderung würde ich aktuell vor allem den Markt an sich sehen. Es hat bereits seit einigen Jahren kein ‚echtes‘ IPO mehr gegeben, vor allem kein erfolgreiches. Man hat in Rumänien gesehen, wie sehr das einen Markt bele-

Wolfgang Matejka

Matejka & Partner

Assetmanagement

Andreas Wosol

Amundi

Austria

Alois Wögerbauer 3 Banken Generali Investment

2 3 1 Platz Platz Platz

EPlatz

Zuletzt Name

DIE AUFSTEIGER

Unternehmen

19. (44.) Ulbing Birgit Matejka & Partner Asset Management

14. (37.) Kuzmanoski Anton Allianz Invest KAG

20. (41.) Otta Andrea Kathrein Capital Management

7. (26.) Stangelberger Christoph Allianz Invest KAG

27. (45.) Löwenthal Stefan Macquarie IM Austria KAG

ben kann, dementsprechend würde ich mir hier auch in Österreich etwas wünschen“, sagt Bernhard Haas (32,86 Punkte), Fondsmanager des Erste Stock Vienna, zum Börsianer. Er schafft es in seinem ersten goldenen Ranking der 50 besten Fondsmanager gleich auf Platz zehn –auf Einjahressicht verwaltet er den besten Österreichfonds. Den ATX-Index hat jedoch schon lange keines der einschlägigen Fondsvehikel mehr geschlagen. Welche Fondsmanager dem Markt trotzdem die Schneid abkaufen und vor allem von ihren Peers am meisten geschätzt werden, hat der Börsianer nun zum sechsten Mal im goldenen Ranking der besten

Fondsmanager Österreichs eruiert. Die besten 50 des Rankings wurden mittels einstufigen Peergroup-Scorings ermittelt, die Nominierten bewerteten sich mit Punkten von eins bis zehn gegenseitig. Der Börsianer hatte auf das Ranking deshalb keinen Einfluss. Von den 52 Nominierten sind die besten 50 im Magazin abgebildet.

Sieger und Aufsteiger

Der Sieger des diesjährigen goldenen Rankings hatte sich bereits beim letzten Mal angedeutet. Andreas Wosol (Platz 1 / 48,21 Punkte) von der Amundi Austria verweist den langjährigen Sie-

Platz Zuletzt Punkte Trend Name

1. (2.) 48,21  Wosol Andreas

2. (1.) 45,19  Wögerbauer Alois

3. (3.) 42,14  Matejka Wolfgang

4. (4.) 40,00  Tinti Gabriela

5. (9.) 39,29  Neuhold Thomas

6. (7.) 36,79  Sibrawa Manfred

RANKING

7. (26.) 36,43  Stangelberger Christoph

8. (–) 35,38  Zauner Roland

9. (22.) 35,00  Ruttenstorfer Bernhard

10. (–) 32,86  Haas Bernhard

11. (–) 30,00  Hauer Florian

12. (17.) 29,66  Besser Harald

Unternehmen

Amundi Austria GmbH

3 Banken Generali Investment GmbH

Matejka & Partner Asset Management

Erste Asset Management

Gutmann KAG

Amundi Austria GmbH

Allianz Invest KAG

Kepler Fonds KAG

Erste Asset Management

Erste Asset Management

Kepler Fonds KAG

Kathrein Capital Management

13. (13.) 28,97  Willert Leo ARTS

14. (37.) 27,86  Kuzmanoski Anton

15. (10.) 26,67  Palmetshofer Andreas

16. (21.) 26,43  Rainer Florian

17. (–) 26,07  Kiegler Bernd

18. (32.) 25,77  Zeitlhofer Reinhold

19. (44.) 25,71  Ulbing Birgit

20. (41.) 25,52  Otta Andrea

21. (–) 25,36  Perauer Andreas*

22. (–) 25,36  Klein Clemens*

23. (18.) 24,64  Pecha Silvia

24. (–) 24,29  Waltl Joachim

25. (28.) 24,07  Frauenschuh Jakob

26. (24.) 23,79  von Bonin Christoph

27. (45.) 23,67  Löwenthal Stefan

28. (38.) 23,57  Hansmann Clemens

29. (31.) 23,10  Klocker Stefan

30. (39.) 23,08  Pawelka Marina

31. (–) 22,86  Kogler Mario

32. (–) 22,50  Salcher Leopold

33. (33.) 22,07  Schardax Franz

34. (–) 21,85  Wiedner Oliver

35. (34.) 21,79  Huber Michael

36. (–) 21,72  Steinberger Stefan*

37. (42.) 21,72  Stadler Josef*

38. (–) 21,72  Lindorfer Isolde*

39. (–) 21,43  Donnerer Stefan

Allianz Invest KAG

3 Banken Generali Investment GmbH

Matejka & Partner Asset Management

Raiffeisen KAG

Kepler Fonds KAG

Matejka & Partner Asset Management

Kathrein Capital Management

Raiffeisen KAG

Erste Asset Management

Gutmann KAG

Security KAG

Schoellerbank AG

LLB Invest KAG

Macquarie IM Austria KAG

Gutmann KAG

LLB Invest KAG

Kepler Fonds KAG

Amundi Austria GmbH

Raiffeisen KAG

Iqam Invest GmbH

3 Banken Generali Investment GmbH

Raiffeisen KAG

Convertinvest

Kathrein Capital Management

Iqam Invest GmbH

Security KAG

40. (–) 21,38  Hejhal Dominic Sparkasse OÖ KAG

41. (43.) 21,11  Spittaler Bernhard

42. (–) 21,03  Kovacs-Wild Vanda*

43. (–) 21,03  Mertl Sebastian*

44. (46.) 20,37  Dürnberger Gertraud*

45. (15.) 20,37  Prinz Oliver*

46. (29.) 20,00  Düregger Felix

47. (27.) 19,66  Wagner Silvia

48. (40.) 18,62  Huber Otmar

49. (–) 18,57  Moosbauer Günther

50. (35.) 17,86  Seitinger Martin

Schoellerbank Invest AG

Kathrein Capital Management GmbH

Sparkasse OÖ KAG

Schoellerbank Invest AG

Schoellerbank AG

Schoellerbank AG

LLB Invest KAG

Iqam Invest GmbH

Security KAG

Security KAG

Platz

Zuletzt Name

Unternehmen

8. (–) Zauner Roland Kepler Fonds KAG

10. (–) Haas Bernhard Erste Asset Management

11. (–) Hauer Florian Kepler Fonds KAG

17. (–) Kiegler Bernd Raiffeisen KAG

21. (–) Perauer Andreas Raiffeisen KAG

ger Alois Wögerbauer (45,19 Punkte) von der 3 Banken Generali Investment auf Platz zwei. Andreas Wosol leitet das Value Team bei Amundi und verwaltet etwa erfolgreich den Amundi European Equity Value und Amundi Select European Stock. Alois Wögerbauer fehlen nur drei Punkte auf Platz eins, rund drei Punkte fehlen wiederum Wolfgang Matejka (42,14 Punkte) auf den zweiten Platz. Somit bleiben die ersten drei fest auf dem Podium verankert, obwohl Gabriela Tinti (Platz 4 / 40,00 Punkte), die bei der Erste Asset Management weltweite Aktien managt, nur noch zwei Punkte aufs Stockerl fehlen, beim letzten Mal waren es noch neun Punkte Abstand. Mit Bernhard Ruttenstorfer (Platz 9 / 35,00 Punkte), Fondsmanager des Erste Stock Techno Fonds, und Bernhard Haas schaffen es zwei weitere Fondsmanager der Erste Asset Management unter die ersten zehn. Manfred Sibrawa (Platz 6 / 36,79 Punkte), Fondsmanager des Amundi Austria Stock, komplettiert ein gutes Abschneiden für Amundi. Aufsteiger unter den ersten zehn ist Christoph Stangelberger (Platz 7 / 36,43 Punkte), Fondsmanager des Allianz Invest Aktien Austria Plus, der sich um 19 Plätze verbessert. Neben all den Aktienfondsmanagern schafft Anleihenfondsmanager Thomas Neuhold (Platz 5 / 39,29 Punkte) von der Gutmann KAG eine Topplatzierung. Roland Zauner (Platz 8 / 35,38 Punkte), der den

Kepler D-A-CH-plus Aktienfonds verwaltet, ist, obwohl schon ein alter Hase im Fondsgeschäft, bester Neueinsteiger. Übrigens: Die meisten zehn Punkte geben die Peers Christoph Stangelberger, Bernhard Ruttenstorfer und Anton Kuzmanoski (Platz 14 / 27,86 Punkte), die jeweils zwei Mal die Höchstnote absahnen, Kuzmanoski verbessert sich im goldenen Ranking um 23 Plätze. Einen Zehner holen sich der Sieger, Wolfgang Matejka, Bernhard Haas, Immobilienfondsmanager Florian Rainer (Platz 16 / 26,43 Punkte) und Birgit Ulbing (Platz 19 / 25,71 Punkte) von Matejka & Partner Asset Management, Leo Willert von Arts (Platz 13 / 28,97 Punkte), Neueinsteiger Leopold Salcher (Platz 32 / 22,50 Punkte) von der Raiffeisen KAG, Stefan Donnerer (Platz 39 / 21,43 Punkte) von der Security KAG oder auch Clemens Hansmann (Platz 28 / 23,57 Punkte) von der Gutmann KAG. Ulbing macht 25 Plätze gut.

Auffällig

Spannend: Die Österreichfonds-Manager glänzen zwar nicht mit Performance, machen aber fünf der zehn besten Nominierten aus. Auch scheinen sich die Fondsmanager untereinander kaum noch zu kennen, worauf die magere Gesamtpunkteauswertung hindeutet. Knausrigkeit will man ihnen ja nicht unterstellen. Österreichfonds-Manager stellen hinsichtlich ihrer Bekanntheit

eine Ausnahme dar, denn auch der Sieger Andreas Wosol ist als Chef von Manfred Sibrawa für Österreich-Aktien verantwortlich und hatte den Österreichfonds – damals Pioneer Austria Stock –von Starfondsmanager Fritz Erhart nach der Übernahme von Pioneer Investment durch Amundi Mitte 2017 eine Zeitlang verwaltet.

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (PeergroupBewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

#STEFAN KINDERMANN

Vom Schachbrett aufs Börsenparkett

STEFAN KINDERMANN Schachgroßmeister

Stefan Kindermann, Schachgroßmeister, Unternehmer und Autor, ist für seine strategischen Einblicke bekannt. Er hält regelmäßig Keynotes für Finanzprofis, in denen er Schachstrategien auf wirtschaftliche und unternehmerische Herausforderungen überträgt. Mehr Infos: www.koenigsplan.com

„Es gibt bei

allen Investitionen einen emotionalen Faktor“

Schachgroßmeister Stefan Kindermann zeigt Finanzprofis, wie sie mit Intuition und Strategie ihre Entscheidungen verbessern können.

EEinst galt Stefan Kindermann als so etwas wie das schwarze Schaf einer Professorenfamilie. „Wenn du als Teenager deinen Eltern klarmachst, dass du Schachprofi werden willst, stößt das auf wenig Verständnis“, sagt der heute 65-Jährige mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Aber der gebürtige Wiener, der seit Kindheitstagen in München lebt, war hartnäckig. Obwohl er mit elf Jahren eigentlich viel zu spät mit dem Schach begann und nicht einmal einen Trainer hatte, schaffte er es zum Großmeister, gründete ganz nebenbei drei Unternehmen und gibt heute Finanzprofis Tipps aus seinem Großmeisterrepertoire. Denn das 1.500 Jahre alte, aus Indien stammende Brettspiel hat mehr mit den Strategien des Finanzmarkts gemein, als viele Laien denken. Mit dem „Königsplan“ hat Kindermann gemeinsam mit dem VWL-Professor Robert von Weizsäcker eine Methode entwickelt, wie Manager von Schachtaktik und -strategien profitieren können.

Das Unbewusste erkennen

In einem Wiener Kaffeehaus trifft der Börsianer den Schachgroßmeister, der

legt sein Sakko zur Seite und entschuldigt sich förmlich, dass seine Sprechweise heute nicht mehr wienerisch klingt. Zum Einstieg spielen wir einige Züge blind Schach. Das ist für ihn kein Problem. Doch womit beeindruckt Kindermann eigentlich die Finanzprofis, zu denen er auf diversen Kongressen als Keynote-Speaker spricht? Wie viele Akteure ist auch Kindermann ein kühler Rechner - in seiner besten Zeit als Profi schaffte er es einmal, 25 Züge vorauszudenken. Kein Wunder, dass sich in der Finanzbranche auch einige Klasseschachspieler wie etwa der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Ken Rogoff, finden, der es wie Kinder-

mann auch bis zur höchsten Schachauszeichnung, der des Großmeisters, brachte. Doch Schach und Finanzen sind beide bedeutend mehr als bloßes Rechnen. „Wir glauben immer, dass wir rein rational handeln würden, dabei sagt uns die Wissenschaft, dass 98 Prozent aller Entscheidungen und Handlungen unbewusst-intuitiv sind. Es gibt bei allen Investitionen einen emotionalen Faktor“, sagt Kindermann.

Das kennt er auch von den Spielen bei der Mannschaftsweltmeisterschaft oder den Schacholympiaden, bei denen er für Deutschland und für Österreich antrat. „Bei so einem Match gegen einen starken Gegner geht es oft um das Abwägen in kritischen Situationen, da gibt es das Gefühl der Angst und das der Gier, nur: Welchem soll man folgen?“ Die richtig guten Schachspieler wie der frühere Weltmeister Magnus Carlsen, der noch immer als mit Abstand bester Spieler der Welt gilt, haben ebendiese Gabe, intuitiv meistens das Richtige zu tun und oftmals auch die eigene Angst zu überwinden.

»Sobald viele glauben, dass eine Firma mal viel wert sein wird, ist sie tatsächlich viel wert.«
Stefan Kindermann

Entscheidungen unter Zeitdruck

Doch kann man das auch lernen? Klar, sagt Kindermann. Wenn man vor einem Problem steht, helfe es, zunächst geistige Klarheit zu erlangen. Diese ruhige Analyse schützt vor Schnellschüssen, das ist ein zentraler Punkt seines Königsplans. Leichter gesagt als getan: Wenn eine Krise hereinbricht und eine schnelle Entscheidung gefragt ist, findet man nicht immer den richtigen Zug - in der Geschäftswelt und bei tickender Uhr im Schachspiel gleichermaßen.

Die Kunst des strategischen Denkens Interview

Der Schachgroßmeister Stefan Kindermann sprach mit dem Börsianer über Emotionen im Schach und im Business, Erfolgsfallen und schlechte Wetteraussichten für Trader.

Wenn Sie spontan gefragt werden: Was sollte man im Geschäftsleben aus dem Schachspiel beherzigen? – Stefan Kindermann: Man sollte Denkfallen umgehen. Breite vor Tiefe ist hier das Schlagwort. Wenn ich in eine Zug-Idee viel Bedenkzeit investiere und irgendwann draufkomme, dass mein Plan eigentlich schlecht war, kostet mich das viel Zeit und Energie. Ebenso schwierig ist es im Geschäftsleben, aus einem Projekt auszusteigen, wenn bereits viele Ressourcen hineingeflossen sind. Es ist essenziell, zunächst mehreren Alternativen gedanklich eine Chance zu geben und sich erst dann auf einen konkreten Weg festzulegen.

Wir wissen, dass rund 98 Prozent der menschlichen Entscheidungen intuitiv fallen und nicht rational. Was kann ich daraus ableiten? – Es geht darum, ein Verständnis für die eigene Intuition zu entwickeln. Seit der Aufklärung trainieren wir in der Schule und im Studium immer hauptsächlich die Ratio. Jetzt stellt sich aber die Frage: Wie kann ich meine Intuition weiterentwickeln und kommunizieren? Also, wie mache ich sie anderen verständlich, wo kann ich auf meine Intuition vertrauen und wo führt sie mich in die Irre?

Wo passiert das denn? – Starke emotionale Bilder verzerren. Auch bei Wahrscheinlichkeiten sind wir evolutionshistorisch gesehen sehr schlecht aufgestellt. Was ich an der Börse so interessant finde, ist, dass sich dort der Glaube in Realität verwandelt. Sobald viele glauben, dass eine Firma mal viel wert sein wird, ist sie tatsächlich viel wert.

Das hat auch eine emotionale Seite. Manche Investmenthäuser schicken ihre Trader nach Hause, wenn sie am Vormittag hohe Verluste gemacht haben, weil sie tenden-

ziell am Nachmittag ein rational nicht erklärbar hohes Risiko eingehen. – Ich habe mal mit der Wissenschaftlerin Theresa Treffers zusammengearbeitet, die emotionale Faktoren im Investmentverhalten untersucht hat. Sie hat einen überraschenden Faktor identifiziert, der dafür sorgte, dass Investoren mehr Risiko nehmen: Und das war das Wetter. Je schöner, desto risikofreudiger.

Und was fange ich mit dieser Erkenntnis an? – Erst wenn einem bewusst ist, dass es einen solchen äußeren Rahmen gibt, der uns manipuliert – das können auch Emotionen wie Gier oder Angst sein –, merkt man, dass die eigene Intuition verzerrt wird und kann gegensteuern. Wenn ich diese Mechanismen verstanden habe, kann ich auf die positiven Seiten meiner Intuition setzen und mich gleichermaßen vor den negativen schützen. Aus unserer Sicht ist es sehr wichtig, Ratio und Intuition auf optimale Weise zusammenzuführen, bevor ich eine kritische Entscheidung treffe.

Wie kann man das zum Vorteil ausspielen? – Im Königsplanmodell haben wir Checklisten entwickelt. Anhand dieser Checklisten soll dann die Entscheidung leichter fallen, ob ich im Zweifelsfall der Ratio oder dem Bauchgefühl folgen soll.

Okay, aber wie lerne ich denn, meine Intuition zu verstehen? – Für das Training der eigenen Intuition empfehlen wir, ein eigenes Intuitionsprofil anzulegen. Das funktioniert, wenn ich dazu ein spezifisches Tagebuch anlege. Ich sammle dort meine Erfahrungen, ob ich in der Einschätzung von Menschen richtig oder danebenlag und ob ich bei Projekten oder Investitionen zu defensiv oder zu überoptimistisch war. Wenn ich das

verstanden habe, kann ich dann rational darüber nachdenken, was zu den Verzerrungen geführt hat.

Man sagt, im Schachspiel lernt man am meisten von der Analyse der verlorenen Partien, richtig? – Das stimmt. Erst wenn ich verstanden habe, was schiefgelaufen ist, ist die Niederlage nicht mehr sinnlos. Zudem sollte man sich auch bei Niederlagen die Frage stellen: Worauf kann ich stolz sein? Das wird im deutschsprachigen Raum zu wenig verfolgt. Es ist aber wichtig, weil man auch aus gescheiterten Projekten oder verlorenen Partien mentale Kraft ziehen kann. Eine rentable Reflexion, wie ich es nenne, ist prinzipiell immer wichtig. Es geht um die Frage, wie gehe ich auf die optimale Weise mit dem abgeschlossenen Werk um. Klarerweise frage ich, was hat gut geklappt und was kann ich vielleicht das nächste Mal besser machen. Noch viel wichtiger ist, sogenannte Erfolgsfallen zu erkennen.

Was ist denn darunter zu verstehen? – In Erfolgsfallen blenden wir gerne aus, was nicht so gut gelaufen ist. Es kann sein, dass ich totalen Dusel hatte und die Partie nur gewonnen habe, weil mein Gegner einen Fehler gemacht hat. Wenn ich unreflektiert beim nächsten Gegner das Gleiche mache, wird es oft so sein, dass dieser nicht in dieselbe Falle tappt, sondern genau darauf vorbereitet ist und mich bestraft.

Gibt es überhaupt den Faktor Glück im Schach? – Der einzige Glücksfaktor ist der Zustand des Gegners. Je nachdem, ob er zufällig Zahnschmerzen hat und ihm die Frau weggelaufen ist oder ob er sich in der Form seines Lebens befindet, wird das einen dramatischen Unterschied in seiner Performance ausmachen.

„Die richtig guten Spieler nehmen sich die Zeit, zumindest kurz in sich zu gehen, auf den eigenen Zustand zu achten und erst dann überlegt eine Entscheidung treffen“, sagt Kindermann, der in seiner Freizeit oft auf den bayerischen Kletterpfaden und -hallen zu finden ist.

Vielleicht noch wichtiger ist die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Was Kindermann auffällt: In Organisationen mit hierarchischen Strukturen fällt es den Menschen schwerer, das zu tun, als in flachen Strukturen. Doch: Wer sich in sein Gegenüber hineinversetzen kann, ist auch im Geschäftsleben besser, sagt Kindermann. Nach seiner Profikarriere stellte er sich die Frage wie man Menschen, die überhaupt nichts mit Schach zu tun haben, an den Planungs- und Entscheidungsstrategien des sich über die vergangenen 1500 Jahren immer wieder wandelnden Brett-

spiels teilhaben lassen kann. Er gründete dazu drei Unternehmen und begann die Ausbildung zum Coach und NLP-Master.

Vom Brett ins Business

Sein erstes Business – eine internetbasierte Schachinfo- und Datenplattform – zerplatzte mit der New-Economy-Blase. Aus dieser Zeit sind aber gute Kontakte und Freundschaften entstanden, etwa zum Immobilienunternehmer und Schachfreund Roman Krulich. Krulich unterstützte Kindermann und seine Kollegen bei der Gründung der Münchner Schachakademie, die unterschiedliche Schachtrainings für Kinder und Erwachsene anbietet. Daraus entstand auch die Münchener Schachstiftung, die Krulichs und Kindermanns zweites Projekt ist. Diese Stiftung fördert jährlich rund 1.000 Kinder aus Brennpunktschulen, etwa 100 Menschen mit körperli-

chen Behinderungen sowie bedürftige Senioren und Flüchtlinge durch Schach nach dem Königsplan-Konzept. Durchs Schachspiel würden die Schulkinder nicht nur lernen, bei den Mathematikschularbeiten zuerst ruhig die Textaufgabe zu lesen und erst dann draufloszurechnen.

Was will er noch erreichen? Kindermann geht kurz in sich: „Gerne würde ich noch verstärkt in der längerfristigen Begleitung und Beratung von Unternehmen tätig werden“, sagt er. Mit dem international tätigen österreichischen Thinktank Grantiro habe er da einen Anfang gemacht. Aktuell ist er dort in einen kreativen Changeprozess eines norddeutschen Automobilzulieferers eingebunden, der von der Schließung bedroht ist. Für Kindermann wäre es eine große Genugtuung, wenn er in diesem Match im Gewinnerteam wäre.

Bei der HYPO NOE beraten wir Sie auch bei BusinessLösungen von Mensch zu Mensch. Denn nur ein persönlicher Zugang auf Augenhöhe macht maßgeschneiderte Lösungen möglich. Mehr dazu auf hyponoe.at

ALLES WIRD GUT. Die Ergebnisse der Autobauer sind zwar tief eingebrochen, aber die Unternehmen sind weiterhin hochprofitabel. Mercedes ist sogar nach Kia der zweitprofitabelste Autohersteller der Welt.

#ANALYSE

Endspiel? Von wegen

Die deutschen Autobauer sitzen auf genügend Geld, um den Umbau zu schaffen.

Text: Oliver Stock

OOh Gott, die deutsche Autoindustrie geht den Bach runter: VW machte über lange Zeit mehr mit dem Abbau von Jobs Schlagzeilen als mit dem Neubau von Autos. Von Mercedes kommen Gewinnwarnungen. BMW verkauft weniger, und sogar die zugkräftigste Sportwagenmarke der Welt, Porsche, verdient nicht mehr das, was sie früher nach Hause brachte. Aktionäre sind gebeutelt. Sie haben in den vergangenen zwölf Monaten, egal bei welchem Hersteller sie investiert hatten, zweistellig verloren. Ist das nun das Endspiel für die einstige Vorzeigebranche in Deutschland, an der auch einige österreichische Zulieferbetriebe hängen?

Mercedes, Volkswagen, BMW: Sie alle haben ihre Prognosen für das Jahr 2024 zurücknehmen müssen. Sie alle fahren Sparprogramme, was die Mitarbeiter ausbaden müssen, und sie alle kämpfen damit, dass nicht nur ihr einstiger Wachstumsmarkt China nicht mehr funktioniert, sondern sie wissen auch nicht genau, wie das Auto von morgen wirklich aussehen soll. Das Hin und Her beim Verbrenneraus, auch entfacht durch die Neuwahlen in Deutschland, hilft ihnen nicht.

Selbst Subventionen sind kein Tabu Die Misere wird als so schlimm geschildert, dass selbst neue Subventionen für E-Autos kein Tabu mehr sind. „Das würde den Herstellern und den Zulieferern, die ja schon Milliarden in die E-Mobilität investiert haben, helfen und so Arbeitsplätze sichern“, sagt ein Sprecher der Industrie-Gewerkschaft Metall dazu. „Es wäre gleichzeitig ein Konjunkturprogramm wie auch eine industriepolitische Fitnessspritze für den notwendigen Umbau der Automobilindustrie.“ Und tatsächlich werden in Deutschland ja auch Dienstwagen – ob als Elektroauto oder in geringerem Maß als VerbrennerModell – von der Steuer geschont, was natürlich eine verkappte Subvention ist. Doch sind echte Subventionen darüber hinaus notwendig? Es gibt eine andere Seite der Bilanz, die die Autohersteller in der Öffentlichkeit lieber weniger beleuchten. Sie sind da wie die Bauern, die, wenn man sie fragt, niemals von Rekordernten, sondern lieber von bescheidenen oder allenfalls zufriedenstellenden Ernten reden. Tatsächlich sind die drei deutschen Top-Marken noch immer weit von einer existenziellen Krise entfernt. Das wird bei einem Blick auf die Zahlen deutlich. Zusammengenommen machten Mercedes, VW und BMW im dritten Quartal 2024 rund 7,1 Milliarden Euro operativen Gewinn –was im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar nur noch etwa die Hälfte ist, aber eben auch kein Verlust. Spitzenreiter

beim Nettoergebnis dürfte im gesamten vergangenen Jahr ausgerechnet VW mit zwölf Milliarden Euro gewesen sein, Mercedes liegt mit zehn Milliarden und BMW mit geschätzten 8,7 Milliarden Euro dahinter. Alle Ergebnisse sind tief eingebrochen, aber die Unternehmen sind eben noch immer hochprofitabel. Mercedes ist sogar nach Kia der zweitprofitabelste Autohersteller der Welt.

Milliarden für den Umbau

Interessant ist auch die Auswertung der Bilanzen mit Blick auf die Investitionen: VW hatte mit 28 Milliarden im vergangenen Jahr das meiste zu schultern, es ist ein Anstieg um mehr als acht Prozent. BMW dagegen bezifferte seinen Investitionsaufwand mit elf Milliarden Euro, was nur zwei Prozent mehr sind als 2023. Damals allerdings hatte BMW die Investitionen um 20 Prozent hochgefahren. Mercedes nahm 8,6 Milliarden Euro für Investitionen in die Hand, ein Plus von mehr als fünf Prozent. Unterm Strich lässt das den Schluss zu, dass BMW den Großteil des Umbaus zu einem modernen Hersteller, der vom Verbrenner bis zum reinen E-Modell alles anbie-

BOSS-BOSS. Wayne Griffith inszeniert sich gern als wilder Rebell. Als CEO von Seat und Cupra hat er die Nase vorn.

tet, schon bewältigt hat, während bei VW noch einiges mehr zu tun ist. Tatsächlich läuft bei den drei Premiummarken der E-Auto-Absatz bei BMW noch am besten. Trüb sieht es derzeit für die VWTochter Audi aus, die von ihrem direkten Konkurrenten Tesla abgehängt worden ist.

Angesichts der noch immer sprudelnden Gewinne ist der Umbau für die Hersteller aber zu verkraften. Sie stehen alle vor der Rechenaufgabe, das angestammte Geschäft mit dem Verbrennermotor so lange zu betreiben, wie es Gewinne abwirft, und davon den Umbau in Richtung neue Antriebe zu finanzieren. Das Beratungsunternehmen EY beschreibt in seiner Analyse den Prozess so: „Angesichts hoher Investitionen in Elektromobilität, Lieferproblemen bei Komponenten, problematischen Modellwechseln und Rabattaktionen werden die Gewinne noch weiter unter Druck geraten.“ EY prognostiziert deswegen Sparmaßnahmen auf breiter Front – was gerade passiert. Allerdings ist das nicht das Endspiel für die deutsche Automobilindustrie –was sich beispielsweise auch am sogenannten Free Cashflow der drei Konzerne ablesen lässt. Diese Kennziffer

bemisst das Geld, das nach Abzug aller Ausgaben und Investitionen frei zur Verfügung steht. Bei VW sind es 3,7 Milliarden, bei BMW vier und bei Mercedes acht Milliarden Euro.

Willkommen unter den Lebenden Und so gibt es inzwischen mehr als nur erste Zeichen der Wiederbelebung. Beispiel VW: Der Konzern ist mit Abstand Marktführer in Europa. VW- und Porsche-Vorstandschef Oliver Blume sitzt nach einem Machtbeben beim Sportwagenhersteller Porsche wieder fest im Sattel. Zu den Lichtblicken unter den Konzernmarken gehört Cupra. Ein Plus von 7,5 Prozent steht 2024 beim Absatz der noch jungen spanischen VW-Tochter, die Seat ablösen wird. Cupra-Chef Wayne Griffith inszeniert sich als junger wilder Rebell, weiß aber genau, dass er ein gutgemachtes Nest vorgefunden hat: Cupra musste nicht bei null anfangen, sondern kann auf das VolkswagenHändlernetz zurückgreifen. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber neuen Marken aus den USA oder China.

Und schließlich: VW als Kernmarke des Konzerns hat jetzt wohldosiert erste Informationen und noch sehr schat-

tiges Bildmaterial über sein neues elektrisches Einstiegsmodell veröffentlicht – ein Auto, das für rund 20.000 Euro laut Markenchef Thomas Schäfer „die Champions League des Automobilbaus“ sein soll. Damit soll der holprige Start des Konzerns ins Elektro-Zeitalter der Vergangenheit angehören. Softwareprobleme, Produktionsverzögerungen und eben Autos, die alles andere als Volkswagen waren, weil sie vom Preis her allenfalls als Boss-Wagen durchgehen, sind dann keine Schlagzeile mehr wert. Damit alles wirklich klappt, kommt das Einstiegsmodell allerdings wohl erst in zwei Jahren. Immerhin gelang in diesen Tagen der Coup, erste Umrisse des Modells zu zeigen. Die Neugier steigt. Die deutschen Hersteller sind weit davon entfernt aufzugeben.

% Meine Rendite

Die deutschen Premiumhersteller stehen besser da, als es sich an ihrem Aktienkurs ablesen lässt. VW ist in Europa mit Abstand Marktführer und damit höchst wettbewerbsfähig. Die Konzerne können den Umbau aus eigener Kraft stemmen.

DIE WAHL DER OPTIMALEN

FINANZIERUNGSSTRUKTUR

LIQUIDITÄT, RENTABILITÄT UND SICHERHEIT ALS ZIELKONFLIKTE?

Im volatilen Fahrwasser aktueller Herausforderungen (Dekarbonisierung, Digitalisierung und Deglobalisierung) sowie des inhärenten Strukturwandels in unserer Gesellschaft stehen Unternehmen vor der dringenden Frage einer passenden Finanzierungsstruktur. Diese ist maßgeblich für den Unternehmenserfolg und die Möglichkeit, die gewünschte Unternehmensstrategie zu finanzieren.

Die Wahl der optimalen Finanzierungsstruktur ist durch Fragen zur Liquidität, Rentabilität und Sicherheit (Stabilität, Unabhängigkeit) geprägt und unterliegt dabei dem klassischen Zielkonflikt. Während und nach der Finanzkrise im Jahr 2008 wiesen Unternehmensbilanzen vielfach hohe Geldbestände auf, da Kapitalmarktzugänge stark eingeschränkt waren und Liquiditätsbzw. Sicherheitsüberlegungen überwogen. Aus Sicherheitsüberlegungen gehaltene Geldbestände schmälern in aller Regel die Rentabilität, da sie nicht gewinnbringend investiert bzw. veranlagt werden können. Aktuell ist das andere Extrem zu

KONTAKT

ELKE SCHLOSSER

Senior Managerin

+43 5 70 375 - 6013

elke.schlosser@bdo.at

MICHAEL GRAHAMMER

Partner

+43 5 70 375 - 6012

michael.grahammer@bdo.at

beobachten, dass vereinzelt Unternehmen ihre Überschussliquidität in hochvolatilen Kryptowährungen veranlagen. Dies läuft der Empfehlung zur klassischen Anlagepyramide mit ausgewogenen Liquiditäts- und Sicherheitsüberlegungen zuwider.

Welche Faktoren bestimmen eine optimale Finanzierungsstruktur? Eine adäquate Liquiditätssicherung, die Optimierung der Kapitalkosten, Berücksichtigung von steuerlichen Auswirkungen, notwendiger Finanzierungsbedarf für Wachstum, Investitionen sowie M&A Aktivitäten, Risikomanagementüberlegungen, Überlegungen zur Marktwahrnehmung der eigenen Bonität und Kreditwürdigkeit sowie die Attraktivität für Investor:innen. Diese Faktoren stehen teilweise auch in Wechselwirkung. Der langfristige Unternehmensfortbestand wird nicht zuletzt durch eine kontinuierliche Sicherstellung der Liquidität gewährleistet.

Ein Learning aus Restrukturierungen im Immobilienbereich ist, dass neben Überlegungen zur Zinsabsicherung und damit einer besseren Planbarkeit, die Ausfinanzierung langfristig und unter Berücksichtigung aller Covenants von Kreditverträgen (z.B. Loan-to-value) gewährleistet sein muss. Aufgrund des aktuellen Zinsumfelds sollten langfristige Zinsfixierungen geprüft werden, um eine bessere Planbarkeit und damit erhöhte Sicherheit zu erzielen.

In einem Konzernverbund stellt sich zusätzlich die Frage, welche Gesellschaft konkret die Finanzierungen zu welchen Konditionen, Sicherheiten und Covenants aufnimmt. Gleiches trifft auf die Projektfinanzierung zu: Soll die Finanzierung über das Unternehmen selbst (on-balance) erfolgen oder ist aus Rentabilitäts- und/oder Sicherheitsüberlegungen eine ausgelagerte Projekt-/Zweckgesellschaft (off-balance/non-recourse) sinnvoller?

Bei jedem konkreten Investitionsvorhaben, unabhängig von der Unternehmensgröße, stellen sich u.a. Detailfragen nach einem optimalen Finanzierungsmix, Vertragsbedingungen, Bestellung von Sicherheiten, Vereinbarungen von (Financial) Covenants. Diese sind keineswegs trivial, können nur im Einzelfall geklärt werden und sind auf die jeweilige Unternehmensstrategie, die Anforderungen der Gesellschafter:innen sowie sonstiger Interessengruppen abzustimmen. Unausgewogene Finanzierungsstrukturen können im WorstCase-Szenario die Insolvenzwahrscheinlichkeit dramatisch erhöhen bzw. zur Insolvenz führen. Eine fundierte Finanzplanung hingegen sichert nicht nur Liquidität und Investitionsmöglichkeiten, sondern langfristig den Fortbestand und das nachhaltige Wachstum des Unternehmens.

#MehrWert

BDO Austria GmbH

QBC 4 – Am Belvedere 4 1100 Wien

+43 5 70 375 - 1000 bdo.at

GLOBALE GRÖSSE

Airbus ist der größte Luft- und Raumfahrtsowie der zweitgrößte Rüstungskonzern Europas und seit 2019 Weltmarktführer bei kommerziellen Düsenjets

Modell Airbus

Wunderwaffe gegen die USA?

Der Erfolg des europäischen Luftfahrtkonzerns entfacht bei Politikern und Ökonomen Ideen für eine Neuauflage.

Text: Hedi Schneid

DDie Schockstarre nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump und seiner sofortigen Hyperaktivität hat sich zwar gelöst. Aber das Unbehagen Europas, industriell gegenüber den USA endgültig ins Hintertreffen zu gelangen, verstärkt sich – vor allem weil Trump seine Drohungen bezüglich Zöllen aufrecht hält. Dafür gibt es gute Gründe: Denn Europa ist, was die Wirtschaftskraft betrifft, gegenüber den USA schon in den letzten Jahren sukzessive zurückgefallen. Lag der Anteil der EU am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 1970er-Jahren noch bei 35 Prozent und damit deutlich über dem Wert der USA, die auf rund 21 Prozent kamen, so haben die Vereinig-

»Beispielloses Erfolgsrezept kann wiederholt werden.«

»Airbus war von Haus aus ein politisches Projekt.«

ten Staaten nun mit 15 Prozent die EU (ohne Großbritannien) überholt, die nur noch auf 14,1 Prozent kommt. Gewinner in diesem Wettstreit ist China mit nunmehr knapp 20 Prozent. Dass Europa im globalen Spiel der Wirtschaftsmächte immer schlechtere Karten hat, zeigt auch das Ranking der börsennotierten Konzerne. Acht der zehn größten Player haben ihren Sitz in den USA. Erst auf Platz 25 liegt das erste europäische Schwergewicht – LVMH.

Nicht erst seit Trumps Amtsantritt predigt EU-Präsidentin Ursula von der Leyen gebetsmühlenartig, dass der Alte Kontinent seine Kräfte bündeln und alte Rivalitäten über Bord werfen müsse. Als Vorbild wird dabei von Politikern wie Managern immer wieder der Flugzeugund Rüstungskonzern Airbus ins Spiel gebracht. Von einem „Airbus der Schiene“ war schon genauso die Rede wie einem „Airbus für Autos“, und zuletzt ist viel von einem „Airbus für Künstliche Intelligenz“ die Rede.

Erfolgreich mit politischem Projekt

Aber kann der Konzern mit gut 65 Milliarden Euro Umsatz und 138.000 Mitarbeitern, der zigtausenden Zulieferern, darunter auch der österreichischen FACC AG, gute Geschäfte garantiert, tatsächlich als Vorbild für andere Branchen dienen? „Jein“, sagt Klaus Friesenbichler, Senior Economist beim Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo zum Börsianer. Das Modell Airbus könne man nicht eins zu eins auf andere Branchen umlegen. „In der Luftfahrt hat das gut funktioniert, weil Politik und Wirtschaft von Anfang an einem Strang zogen“, erklärt der Ökonom. „Airbus war von Haus aus ein politisches Projekt.“ Zudem spielte die Bündelung der Rüstungsaktivitäten eine Rolle. Das Modell Airbus habe sich über die Jahre als so stark erwiesen, dass auch Machtkämpfe zwischen den Partnerländern, diverse Korruptionsskandale und milliardenschwere Subventionen, die sogar einen Handelskrieg mit den USA verursachten, den Aufstieg nicht bremsen konnten.

Im Gegenteil: Im ewigen Kopf-an Kopf-Rennen mit dem US-Rivalen Boeing haben die Europäer längst die Nase vorn. Im Vorjahr hat Boeing nur 348 Flugzeuge ausgeliefert, weniger als die Hälfte als Airbus mit 766 Auslieferungen. Auch bei den Bestellungen liegt Airbus mit 878 deutlich vor Boeing mit 569. Der Grund für den Rückfall ist die schwere Krise, in der die Amerikaner aufgrund massiver Sicherheitsmängel, die in zwei Abstürzen gipfelten, und einer ganzen Reihe technischer Pannen stecken. Die „Wunderwaffe“ 737 Max und auch der Dreamliner 787 sind die großen Sorgenkinder. Die Häme, mit der die Amerikaner vor 60 Jahren die Pläne zur Gründung eines europäischen Flugzeugbauers überschütteten, ist ihnen jedenfalls längst vergangen.

Am Anfang von Airbus stand eine Idee: 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ventilierten die wiedererstarkten Länder Deutschland, Frankreich und Großbritannien – und später Spanien - ein Luftfahrtprojekt, das die globale Dominanz von Boeing und McDonnell Douglas brechen sollte. Um die immensen Entwicklungskosten zu stemmen, brauchte es nicht nur einen industriellen Schulterschluss, der 1970 mit dem Zusammenschluss von MBB, Dornier, den Vereinigten Flugtechnischen Werken und Aerospatiale erfolgte. Wenig später kamen noch Teile von British Aerospace und die spanische CASA dazu. Dass auch genügend Geld floss – der erste A300-Jet hob schon 1972 ab –, dafür sorgten Politiker wie der bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß, der als Airbus- Aufsichtsratsvorsitzender viel Werbung machte.

Durchbruch mit US-Großauftrag

Die Anfangsjahre waren dennoch hart, und der Durchbruch kam just mit einem Großauftrag einer US-Airline. Den echten Schub brachte dann das Modell A320. Mit bisher 11.865 ausgelieferten Maschinen ist die Modellreihe, die die Luftfahrt auch technisch revolutionierte, der Verkaufshit schlechthin. Das digitale Zeit-

TURBULENZEN

Beim A350 gibt es derzeit Lieferprobleme, die geplante Stückzahl für 2025 kann vielleicht nicht eingehalten werden.

alter begann: Im Cockpit flimmern Displays, und statt des Steuerknüppels gibt es nun den „Sidestick“, inzwischen Standard. Jüngster Spross der Flugzeugfamilie ist das Großraumflugzeug A350.

Stichwort Großraum: Just das Prestigeprojekt A380 stürzte den Konzern, in den im Jahr 2000 auch das Rüstungsgeschäft mit Kampfjets (Eurofighter), Hubschraubern, Raketen und Elektronik sowie die Weltraumaktivitäten integriert wurden, in eine massive Krise. Zu teuer im Ankauf und im Betrieb, blieb der doppelstöckige Riese ein Ladenhüter und verschlang allein rund zwölf Milliarden Euro an Entwicklungskosten. Die Aktie stürzte ab, im Management gab es ein Köpferollen, tausende Jobs wurden abgebaut. 2021 wurde die Produktion eingestellt. Als ein noch größeres Milliardengrab sollte sich der Militärtransporter A400 erweisen, dessen Bau sich um Jahre verzögerte.

Champion der Luftverteidigung?

Dennoch gilt Airbus trotz aller Probleme als Modell für Europa, wie man über nationale und unternehmerische Befindlichkeiten hinweg industrielle Champions schaffen kann. Allerdings seien im Flugzeugbau künftige Entwicklungen leichter einzuschätzen als in anderen Branchen, etwa in der Automobilindustrie, betont Wifo-Ökonom Friesenbichler. In Schlüsseltechnologien wie bei Halbleitern oder Künstlicher Intelligenz sieht er den Zug bereits weitgehend abgefahren, wobei Europa nicht nur im Wettstreit mit den USA, sondern vor allem China ste-

he. In der Rüstungsindustrie könne so ein Schulterschluss eventuell klappen, zumal Europa gerade in diesem Bereich seine Kräfte bündeln müsse. Für Friesenbichler könnte das Luftverteidigungssystem European Skyshield Initiative eine Art zweiter Airbus werden. Auch bei der Schaffung dieses schlagkräftigeren europäischen Luftverteidigungssystems geht es um die Vernetzung von Großkonzernen mit Klein- und Mittelbetrieben als Zulieferern und Forschungsinstituten.

FACC-Boss Robert Machtlinger gibt sich optimistischer. Er glaubt, dass das Modell Airbus sehr wohl auch in anderen Industriebereichen umgesetzt werden könnte. „Der strategische Zusammenschluss der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie in den 70er-Jahren ist der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte: Airbus ist heue Weltmarktführer und gibt international die Technologie vor“, sagt Machtlinger zum Börsianer: „Es gibt keinen Grund, warum dieses beispiellose Erfolgsrezept nicht wiederholt werden sollte.“

Wie sehr auch die Zulieferer von einem Schwergewicht profitieren können, dafür ist die FACC AG das beste Beispiel: Das Unternehmen mit rund 750 Millionen Euro Umsatz und 3.500 Beschäftigten ist sogenannter First-Tier-Technologiepartner von Airbus und auch Boeing und liefert verschiedenste Bauteile unter anderem für Triebwerke und Flügel sowie die Innenausstattungen. In nahezu jedem Passagierjet fliegt FACC-Technologie mit.

#UMFRAGE

Die besten Wege in die Energiezukunft

Wie erreichen wir Energiekosten, die uns wettbewerbsfähiger machen, und schaffen dies auf einem klimafreundlichen Weg? Der Börsianer fragte bei den Parlamentsparteien nach.

Text: Daniel Nutz

DDie Zeit drängt. Auf Österreichs Energiewirtschaft kommen entscheidende Herausforderungen zu. Die Politik ist gefordert, intelligentere Rahmenbedingungen für die Integration der Erneuerbaren in die Stromnetze zu schaffen, damit Energieerzeugung mittelfristig kein Wettbewerbsnachteil mehr ist. Derzeit zeigt ein Blick in die USA, dass Unternehmen sich dort um teilweise die halben Kosten wie in Österreich mit Strom eindecken können. Am Ende der erfolgten Energiewende soll günstiger und gleichzeitig klimafreundlicher Strom Österreichs Wirtschaft an-

treiben. Der Börsianer fragte – wie in jeder Ausgabe – die im Parlament vertretenen Parteien nach ihren Ideen. Vier kamen dieser Frage nach. Keine Antwort gab es – trotz mehrfachen Nachfragens – von der FPÖ. Auch telefonisch war niemand von der derzeit größten Fraktion zu sprechen. Wir nehmen dies zur Kenntnis und präsentieren die Ideen der anderen Parteien, die von einem Dachfonds für die Energiewende, einem Ende des Merit-Order-Systems, dem konsequenten Fortsetzen des Netzinfrastrukturplans oder der Schaffung von mehr Wettbewerb reichen.

Welche Maßnahmen planen Sie, um die Energiepreise für Unternehmen langfristig zu stabilisieren und so den Standort Österreich abzusichern? – Dazu braucht es Maßnahmen mit Fokus auf Leistbarkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit. Erstens eine Entlastung bei Netzkosten durch faire Netzkostenverteilung, die wir durch verursachergerechte Aufteilung herstellen können. Wer das Netz viel nutzt, soll mehr beitragen, wer es unterstützt, belohnt werden. Zweitens gilt es, die Speicherstrategie voranzutreiben und zu fördern, denn Strom- und Netzkosten können durch Speichermöglichkeiten reduziert werden. Drittens braucht es Transparenz, Rechtssicherheit und Klarheit für Endkunden sowie Energieanbieter. Stichwort: Rechnungen und Preisanpassungsrecht. Für langfristige Planbarkeit mit Blick auf die energieintensive Industrie sollte die Strompreiskompensation bis 2030 verlängert und ausgeweitet werden.

Wie wollen Sie den Ausbau der Energieinfrastruktur beschleunigen, um Österreichs Energiesicherheit und Klimaziele zu gewährleisten?

– Ziel ist die 100-prozentige bilanzielle Selbstversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Das erfordert den massiven Ausbau unseres Energiesystems und die Modernisierung der Energieinfrastruktur. Raschere Genehmigungsverfahren und Bürokratieabbau sollen hier als Turbo wirken. Zudem gilt es, Energiegemeinschaften zur gemeinsamen Produktion und Verwertung von erneuerbarer Energie zu stärken.

Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den gesamten Stromverbrauch bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Was planen Sie, um dieses Ziel zu erreichen? – Zum Beispiel könnte ein Dachfonds Kapital für das Fortschreiten der Energiewende mobilisieren. Mit moderner Infrastruktur, dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien und einer auf Innovation und Diversifikation ausgerichteten Energiepolitik können wir unsere Ziele erreichen. Insgesamt sind wir auf einem guten Weg. Das zeigt ein Blick in die jüngere Vergangenheit: 2023 betrug der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung bereits 85 Prozent.

ALOIS SCHROLL

Energiesprecher SPÖ

Welche Maßnahmen planen Sie, um die Energiepreise für Unternehmen langfristig zu stabilisieren und so den Standort Österreich abzusichern? – Energieunternehmen tragen eine besondere wirtschaftliche Verantwortung, die sie auch wahrnehmen müssen. Dazu gehört eine gesetzliche Verpflichtung zu leistbaren Preisen und Handeln im öffentlichen Interesse. Um künftige Schocks am Energiemarkt vorzubeugen, muss der Gesetzgeber schon jetzt geeignete Kriseninstrumente festlegen. Das Merit-Order-System muss auf EU-Ebene überarbeitet werden, damit Unternehmen und Haushalte stärker vom Erneuerbaren-Ausbau profitieren.

Wie wollen Sie den Ausbau der Energieinfrastruktur beschleunigen, um Österreichs Energiesicherheit und Klimaziele zu gewährleisten?

– Viele PV- und Windkraftanlagen führen zu einer immer dezentraleren Energieversorgung. Die Netze müssen ausgebaut werden, ohne immense Kosten zu verursachen. Um das zu gewährleisten, sollten kommerzielle Erzeuger und Händler stärker an den Kosten beteiligt werden. Die öffentliche Hand sollte günstige Finanzierungsmodelle zur Verfügung stellen, um die Investitionskosten zu senken. Eine Spitzenkappung bei Wind und Solar und ein netzdienlicher Speicherausbau sorgen für effiziente Einspeisungsmuster und vermeiden überschießenden Netzausbau.

Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den gesamten Stromverbrauch bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Was planen Sie, um dieses Ziel zu erreichen? –Die Steigerung der Energieeffizienz leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des Ziels. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie gerecht gestaltet wird. Damit die Akzeptanz wieder steigt, dürfen die Kosten nicht mehr explodieren, während einige wenige horrende Profite machen. Wir müssen die Energiewende gemeinsam als Chance auf eine leistbare, nachhaltige und sichere Zukunft begreifen, in der bestehende Arbeitsplätze gesichert und viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden. So kann das Ziel 2030 gelingen.

LEONORE GEWESSLER

Energiesprecherin

Grüne

Welche Maßnahmen planen Sie, um die Energiepreise für Unternehmen langfristig zu stabilisieren und so den Standort Österreich abzusichern? – Die Energiewende ist der Weg zu wirtschaftlichem Aufschwung, sicheren Arbeitsplätzen und günstiger Energie für uns alle. Gleichzeitig schützen wir damit Klima, Zukunft und Sicherheit. Österreich muss deshalb konsequent auf Erneuerbare Energien umsteigen und so günstige Energie für die Zukunft sichern. Hier haben wir viel auf Schiene gebracht. Das sehen wir vom massiven Ausbau sauberer Energie bis zum Transformationsfonds für die Industrie, der Unternehmen die Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion ermöglicht. Diesen Weg muss Österreich jetzt konsequent weitergehen.

Wie wollen Sie den Ausbau der Energieinfrastruktur beschleunigen, um Österreichs Energiesicherheit und Klimaziele zu gewährleisten?

– Durch die konsequente Energiepolitik der vergangenen fünf Jahre wurde die Menge an neu produziertem Ökostrom in Österreich vervielfacht. Für eine rasche Energiewende braucht es auch den Ausbau der Stromnetze. Der Fahrplan dafür ist fertig: Der Integrierte Netzinfrastrukturplan legt die Linien für den Netzausbau fest – mit stabilen Netzen und großen Stromspeichern. Die wichtigen Gesetzesentwürfe dafür haben wir auf den Tisch gelegt: ein neues Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) für den gesetzlichen Rahmen eines modernen sauberen Energiesystems. Und das Energiewende-Beschleunigungsgesetz (EABG) für den raschen österreichweiten Netzausbau.

Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den gesamten Stromverbrauch bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Was planen Sie, um dieses Ziel zu erreichen? - Die gute Nachricht ist: Wir sind auf Kurs, unser Ziel – 100 Prozent grüner Strom bis 2030 – zu erreichen. Wir können sogar noch schneller sein, wenn wir diesen Weg nun konsequent weitergehen. Die notwendigen Schritte – von Elektrizitätswirtschaftsgesetz bis zum Energiewende-Beschleunigungsgesetzt – haben wir Grüne in Regierungsverantwortung vorbereitet. Nun braucht es rasch die notwendigen Beschlüsse im Nationalrat.

KARIN DOPPELBAUER

Energiesprecherin

Neos

Welche Maßnahmen planen Sie, um die Energiepreise für Unternehmen langfristig zu stabilisieren und so den Standort Österreich abzusichern? – Wenn es nicht rasch zu grundlegenden Reformen kommt, die auch bei den Energiepreisen wirken, wird der Inflationsschock noch stärker. Um die Preise zu senken, möchten wir für mehr Wettbewerb sorgen und den politischen Einfluss bei den Energieversorgern zurückdrängen. Zentrale Punkte aus unserem umfangreichen Reformpaket sind die Entflechtung von Kreuzbeteiligungen, eine effiziente Konsolidierung der Netzbetreiber und eine Reform der Netzentgelte. Dass Politikerinnen und Politiker nicht gleichzeitig Aufsichtsräte bei Energieversorgern sein dürfen, fordern wir schon seit Jahren in Bund und Ländern.

Wie wollen Sie den Ausbau der Energieinfrastruktur beschleunigen, um Österreichs Energiesicherheit und Klimaziele zu gewährleisten? – Wir müssen den Netzausbau neu ausrichten – auf ein dezentrales, digitales und erneuerbares Energiesystem. Dazu braucht es auch eine Neubewertung aktueller Netzausbaupläne, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Wir müssen schnellere Genehmigungsverfahren ermöglichen und die nötigen Rahmenbedingungen für einen umfangreichen Einsatz von Speicheroptionen schaffen, etwa über Netzgebühren. Zudem brauchen wir eine integrierte Infrastrukturplanung und müssen Maßnahmen für einen funktionierenden europäischen Energiebinnenmarkt ergreifen.

Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 den gesamten Stromverbrauch bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Was planen Sie, um dieses Ziel zu erreichen? – Aktuell übertrifft Österreich die Ausbauziele nur bei Photovoltaik, bei anderen Technologien wie Wind- oder Wasserkraft herrscht Aufholbedarf. Neben dem Netzausbau muss jetzt auch die rasche Umsetzung eines Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetzes mit verbindlichen Ausbauzielen für alle Länder ganz oben auf der Agenda einer neuen Bundesregierung stehen.

Wettbewerb

um digitales Know-how im Aufsichtsrat

Eine exzellente Stimmung von Beginn bis zum Ende.

30. BÖRSIANER SALON

03.12.2024

Boxwood-Restaurant, Wien

Beim 30. Börsianer Salon im Boxwood stand der Wettbewerb um digitales Know-how in Aufsichtsgremien im Mittelpunkt. Viele Unternehmen stehen erst am Anfang ihrer KI-Reise oder meiden das Thema aus Unsicherheit. Expertin Annette Trawnicek (Hewlett Packard Enterprise) betonte, dass KI nicht nur in der IT, sondern auch in Vorständen und Aufsichtsräten verankert werden muss. Diskutiert wurde auch der europäische Rückstand in der KI-Expertise und die Notwendigkeit einer strategischen Weiterbildung für Aufsichtsräte. Agnes Schaumann (Schaumann & Partners) forderte mehr Visionäre mit Mut zur Technologie.

Der Pokal für die beste Salon-Teilnehmerin des Jahres ging an Alexandra Habeler-Drabek (Erste Group Bank AG). Risikovorständin Ilinka Kajgana (Erste Bank Österreich) sprang ein und übernahm den Pokal.

Ingrid Krawarik („Börsianer“) mit Agnes Schaumann (Schaumann & Partners) und Maria Maager (ISTA) ins Gespräch vertieft.

Das hochkarätige Podium beim 30. Börsianer Salon: Ulrike Huemer, Ingrid Krawarik, Valentina Stark, Agnes Schaumann, Annette Trawnicek und Alexandra Wittmann.

Oberbank: Festlicher Wirtschaftsempfang in OÖ

Generaldirektor Franz Gasselsberger begrüßte wie jedes Jahr ein hochkarätiges Publikum im Oberbank-Donau-Forum.

Vorstandsdirektorin

Romana Thiem, Vorstandsdirektor

Martin Seiter (Oberbank) und Sabrina Seiter freuen sich auf einen festlichen Abend.

Auch Vorstandsdirektor Florian Hagenauer und Gertraud Hagenauer sowie Vorstandsdirektorin Isabella Lehner (Oberbank) und Dominik Seyrl haben den Abend im Donau-Forum genossen.

Josef Weißl und Petra Weißl, Gerti Gasselsberger, Hermann Bell und Tochter Claudia Bell waren ebenfalls auf der Business Gala 2025 vertreten.

OBERBANK BUSINESS GALA 2025 08.01.2025

Donau-Forum, Linz

Rund 1.500 Gäste aus Wirtschaft und Gesellschaft versammelten sich am 8. Jänner zur Oberbank Business Gala im Donau-Forum in Linz. Der Wirtschaftsempfang stand im Zeichen von Optimismus und Eigenverantwortung angesichts globaler Umbrüche. Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger betonte die Bedeutung von Vertrauen in die Zukunft und forderte mehr Eigeninitiative angesichts der ökologischen und technologischen Transformation. Karl Theodor zu Guttenberg sprach über Europas Notwendigkeit, sich strategisch neu auszurichten und seine Stärken gezielt zu nutzen. Den feierlichen Abschluss bildete ein Konzert der Philharmonie Salzburg mit Klassikern von Udo Jürgens, das Zuversicht und Lebensfreude vermittelte.

Die BKS Bank lud zum stimmungsvollen Neujahrsempfang. BKS-Vorstandsmitglied Claudia Höller, BKS-Vorstandsvorsitzender Nikolaus Juhasz, Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill und BKS-Vorstandsmitglied Dietmar Böckmann.

NEUJAHRSEMPFANG DER BKS BANK

08.01.2025

Wiener Börsensäle

Der traditionelle Neujahrsempfang der BKS Bank fand in den Wiener Börsensälen unter dem Motto „Gemeinsam Zukunft gestalten“ statt. Vorstandsvorsitzender Nikolaus Juhasz betonte die Erfolge der Bank trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und hob die Bedeutung von Innovation und sozialem Engagement hervor. Georg Knill, Geschäftsführer der Knill-Gruppe und Präsident der Industriellenvereinigung, sprach über die Chancen der Industrie 2025. Musikalisch begeisterte die A-cappella-Gruppe Fragile, die von einer Tanzperformance von Julia Hübner und Jonathan Metu begleitet wurde. Rund 250 Gäste genossen die Darbietung.

250 Gäste besuchten die Veranstaltung in den Wiener Börsensälen.

Ingrid Krawarik („Börsianer“) navigierte zwischen CEO Stephan Büttner (Agrana Beteiligungs AG) und CEO Walter Oblin (Österreichische Post AG), die ihre Investmentstorys präsentierten.

Gespräch vertieft.

Das hochkarätige Podium auf einen Blick. Viele Einblicke und Ausblicke wurden gesammelt.

Marcus Mayer (Kommunalkredit Austria AG) und Anwalt Friedrich Jergitsch haben den Abend genossen.

BKS-Bank-Vorstandsvorsitzender Nikolaus Juhasz sprach über die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und die Rolle der Bank.

Georg Knill, Geschäftsführer der Knill-Gruppe und Präsident der Industriellenvereinigung, gab Einblicke in die Zukunftsperspektiven der Industrie im Jahr 2025.

65. ROADSHOW WIEN 05.11.2024

Boxwood-Restaurant, Wien

Bei der 65. Börsianer Roadshow in Wien wurde über die wirtschaftlichen Auswirkungen einer möglichen zweiten Amtszeit Trumps diskutiert. Während Experten wie Manuel Schleifer (Raiffeisen Bank International) Chancen für US-Big-Tech sehen, warnen andere vor den Risiken durch Zölle und weniger Regulierung. Trotz geplanter Kürzungen bei Cleantech-Förderungen bleibt die Energiewende laut Clemens Klein (Erste Asset Management) auf Kurs. Einblicke in ihre Strategien gaben auch AgranaCEO Stephan Büttner und Walter Oblin (Österreichische Post AG). Wie immer bot die Roadshow auch reichlich Gelegenheit zum Networking.

CFO Peter Kollmann von der Verbund AG, angeregt ins

BUDGETSANIERUNG ALS DAUERLAUF

Die Herausforderungen Österreichs sind aktuell größer als vor dem EU-Beitritt. Die Kosten des demografischen Wandels, die Bekämpfung des Klimawandels und die Folgen des Trump-Schocks werden das staatliche Budget massiv belasten. Umso wichtiger sind Reformschritte, um Österreich langfristig wieder auf Kurs zu bringen.

ZU REDAKTIONSSCHLUSS des Börsianer war der aktuelle Stand, dass die Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ auf einem guten Wege waren. Doch noch war nichts fix. Sie als Leser sind vermutlich schon viel besser informiert, so oder so. Doch ganz unabhängig davon, ob die drängendsten Budgetprobleme gelöst werden konnten: Es geht nicht um einen Sprint, sondern um einen Dauerlauf über viele Jahre. Es ist nicht das erste Mal, dass Österreich vor enormen fiskalischen Herausforderungen steht. So lag zum Beispiel das Budgetdefizit im Bundeshaushalt im EU-Beitrittsjahr 1995 bei 4,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Lage war noch dramatischer als heute. Um die EU-Kriterien zu erreichen, wurde ein umfangreiches Sparpaket geschnürt. Durch ein Doppelbudget gelang es der damals noch großen Koalition, das Minus im Bundeshaushalt in nur zwei Jahren auf 2,6 Prozent des BIPs zu drücken. Es gab einen Mix von Ausgabenkürzungen und zusätzlichen Abgaben. Im ersten Sanierungsjahr 1996 sorgten Steuererhöhungen immerhin für die Hälfte der Konsolidierung. Danach schrumpfte das Budgetdefizit weiter bis auf 0,6 Prozent im Jahr 2001. In den kommenden Jahren steht Österreich vor noch größeren finanziellen Herausforderungen als beim EU-Beitritt. Die Folgen des demografischen Wandels sorgen für MilliardenKosten für Pensionen, Gesundheit und Pflege. Die Bekämpfung des Klimawandels bedeutet enorme Budgetbelastungen. Dazu kommt der noch nicht kalkulierbare Trump-Effekt. Zusätzliche Zölle auf US-Importe sind vermutlich noch gar nicht das Schlimmste. Viel einschneidender sind die geopolitischen Veränderungen durch die neue amerikanische Regierung. US-Vizepräsident J. D. Vance leugnete kürzlich auf der Münchner Sicherheitskonferenz irgendeine Be-

»Bekämpfung des Klimawandels bedeutet enorme Budgetbelastungen.«

Vita

Martin Kwauka Finanzjournalist

Der leidenschaftliche Weinbauer (66) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

drohung Europas durch Russland. Die wirklichen Probleme in Europa seien laut Vance die mangelnde Meinungsfreiheit und etwaige Brandmauern gegen rechts. Dementsprechend stellt

US-Präsident Donald Trump die Rute ins Fenster, Europa den militärischen Schutz zu entziehen. Bei jeder angeblichen Benachteiligung USFirmen durch die EU, etwa durch Steuern oder Auflagen zur Kontrolle sozialer Medien, könnte Trump Europa von neuem mit dem Austritt der USA aus der Nato erpressen. Europa muss also die eigene Verteidigung selbst in die Hand nehmen. Das kostet riesige Summen. Sollte Österreich das Militärbudget um ein Prozent des BIPs erhöhen, werden jedes Jahr fünf Milliarden Euro zusätzlich fällig.

Für die bisher geübte Koalitionspraxis, die Gegensätze der Parteien mit üppigen Wahlgeschenken an die jeweilige Klientel zuzukleistern, ist kein Geld mehr da. Diese Wahrheit ist den Wählern zumutbar. Umso wichtiger sind tatsächliche Reformschritte zur Belebung des Wirtschaftswachstums, um wenigstens die Einnahmenflaute abzumildern. Der Abbau der ausufernden Bürokratie kostet nichts und könnte die Stimmung der Unternehmer umgehend heben. Ebenso dringend ist der Einsatz gegen den allumfassenden Mangel an Arbeitskräften. Wer sich nur auf den Kampf gegen illegale Immigration und die Bekämpfung des importierten Terrorismus fokussiert und Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten unter Generalverdacht stellt, droht Österreich zu einem unattraktiven Land für qualifizierte Interessenten zu machen. Nicht zuletzt sind das Förderwesen zu durchforsten und ineffiziente Staatsstrukturen zu verschlanken. Ob die neue Regierung zu diesen umfassenden Reformen fähig ist, darf mit Recht bezweifelt werden. Doch klar ist: Sie kann den Kopf nicht länger in den Sand stecken.

Unternehmen

3 Banken Generali Investment

Agrana Beteiligungs

Allianz Invest KAG

Amundi Austria

Aramea

Athos Immobilien

Fonds

IMPRESSUM/SERVICE

Herausgeber:

Wayne Financial Media GmbH

Chefredaktion:

Ingrid Krawarik (CvD), i.krawarik@boersianer.at Daniel Nutz, d.nutz@boersianer.at

Redaktion:

Irmgard Kischko, Julia Kistner, Angelika Kramer, Raja Korinek Peter Köhler, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Hedwig Schneid, Robert Winter

Chefökonom: Peter Brezinschek

Korrespondenten:

Deutschland, Düsseldorf: Oliver Stock Schweiz, Zürich: Daniel Zulauf

Anzeigenverkauf: Luca Cerulla, j.cerulla@boersianer.at; Miriam Haider, m.haider@boersianer.at; Jakob Winkelbauer j.winkelbauer@boersianer.at; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2025; Compliance-Hinweis: Advertorials werden als „entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnet

Marketing: Aurea Eichinger, Mirjam Schwarz

Daten- & Vertriebsservice: Änderungen von Kontaktdaten bitte an service@boersianer.at adressieren

Verlag/Medieninhaber:

Wayne Financial Media GmbH (FN: 399197 f, HG Wien), Bösendorferstraße 4 / 25, A-1010 Wien, T: +43 (0) 1 920 523 4, F: +43 (0) 1 954 433 2, E-Mail: office@waynemedia.at, Web: www.waynemedia.at

WAYNE

Geschäftsführung:

Valentina Stark

Produktion:

Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH; Fotos: Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 17. 2. 2025, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

Druckerei/Nachhaltigkeit:

Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (PEFC) bei der Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück) auf nachhaltigem Papier (Umschlag: holzfrei 250g, Kern: fast holzfrei 80g).

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

OLIVER STOCK

Korrespondent Deutschland

Weltblick

DIE WIRTSCHAFT IST EIN GLOBALES GESCHÄFT. EIN BLICK DER KORRESPONDENTEN ÜBER DIE GRENZEN.

WANN KOMMT WIEDER

GAS AUS RUSSLAND?

NORD STREAM ist nicht tot. Die gesprengte Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland könnte repariert werden und in Betrieb gehen, weil am Konzernsitz der insolventen Nord Stream 2 AG in der Schweiz ein Gericht entschieden hat, die Liquidation der Gesellschaft „ausnahmsweise bis 9. Mai 2025“ auszusetzen.

Ein Konkurs hätte bedeutet, dass der alleinige Aktionär Gazprom und Investoren wie etwa der verstaatlichte deutsche Versorger Uniper die Kontrolle über das Projekt verlieren. USInvestoren haben für den Fall schon Interesse bekundet, was eine Pointe wäre, da vor allem die USA das Projekt bekämpft hatten. Verhindert wird dies derzeit eben durch eine Verfahrensverlängerung. Uniper hat dem nicht widersprochen. Zuständig für die Aufsicht über den verstaatlichten Versorger ist das deutsche Bundesfinanzministerium. Gelingt es, eine neue Verwendung für Nord Stream zu finden, müssten Uniper und damit die deutschen Steuerzahler eine Milliarde Euro, die Uniper investiert hat, nicht abschreiben.

Jacopo Pepe, Wissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, die die Bundesregierung berät, ist zuständig für den Bereich Energie mit Schwerpunkt Osteuropa und Russland. Er sagt auf Anfrage: „Natürlich würde eine Wiederinbetriebnahme von Nord Stream als Gaspipeline die Flexibilität der deutschen Energieversorgung erhöhen. Niemand kann ein Interesse an einer Ruine auf dem Meeresgrund haben.“

DANIEL ZULAUF

Korrespondent Schweiz

NEUES LEBEN IM SCHWEIZER BANKENMARKT

DER SCHWEIZER BANKENMARKT ist ein geschützter Ort: robuste Wirtschaft, hohe Löhne, kräftige Zuwanderung, niedrige Zinsen und meistens noch niedrigere Inflationsraten. Das sind die Ingredienzen, die Banken erblühen lassen. Doch auch der Schweizer Markt ist in Bewegung. Die Credit Suisse hat das zu Hause leicht verdiente Geld mit luftigen Auslandsgeschäften verjubelt. Die UBS wird deren Marktanteile in der Schweiz nur teilweise verteidigen können. Unterschwellig finden Verschiebungen aber schon länger statt. Die 1999 gegründete Swissquote hat sich in wenigen Jahren vom Onlinebroker in eine veritable Bank verwandelt. Zwischen 2019 und 2024 hat sich das Kundenvermögen mehr als verdoppelt, der operative Gewinn versiebenfacht und die Börsenkapitalisierung verachtfacht. Swissquote spielt nun in den Top Ten des Schweizer Bankenmarktes, und dieser steile Aufstieg könnte in den nächsten zwei Jahren weitergehen. Vor den Sommerferien will UBS mit der Migration der Schweizer CS-Kunden auf die eigene Plattform beginnen. Mehr als 300.000 CS-Kunden, die in den vergangenen Jahren das preisgünstige und anwenderfreundliche Onlineangebot CSX genutzt haben, dürften von UBS kein gleichwertiges Angebot mehr erhalten. Es wird erwartet, dass viele einen Bankenwechsel in Betracht ziehen. Swissquote ist bereit zu erben. Es ist wie in der Natur: Wenn glatte Oberflächen Risse bekommen, kann neues Leben sprießen.

Pro KAPITALMARKT!

360 GRAD. 365 TAGE.

Weil‘s um Einkommen, Wohlstand und Beschäftigung geht.

Pro Kapitalmarkt.

Egal wie die Würfel fallen.

Die Wirtschaftswissenschaften belegen, dass ein fitter Finanzplatz ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschäftigung und Wohlstand. Deshalb setzen wir uns dafür ein, egal wie die Würfel fallen.

ERINNERUNGEN SCHAFFEN.

Status-Upgrades und Hotelvorteile genießen, Unvergessliches erleben und ganz entspannt neue Energie sammeln.

30.000

Membership Rewards® Punkte zum Start sichern.

Mehr erfahren unter: amex.at/platinum-entdecken

Es gelten Bedingungen. Angebot gültig vom 08.01. –11.03.2025.

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.